DIG_MAG 1_2018_5778
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Kunst<br />
Orna Ben-Ami macht<br />
aus Eisen Emotionen<br />
»Entire Life in a Package« ist der Titel einer bemerkenswerten Austellung der<br />
israelischen Bildhauerin Orna Ben-Ami zum Thema Flüchtlinge. Die Kunstwerke<br />
waren im vergangenen Jahr im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New<br />
York und im »Palais des Nations«, Sitz des Hohen Kommissars der Vereinten<br />
Nationen für Menschenrechte (UNHCHR), in Genf zu sehen – und anschließend<br />
in Bergisch Gladbach.<br />
Die Vereinten Nationen sind in der Kreisstadt östlich von Köln<br />
nicht vertreten, wohl aber ist Bergisch Gladbach eine Partnerstadt<br />
von Ganey Tikva bei Tel Aviv und pflegt mit dieser<br />
intensive und freundschaftliche Beziehungen. Ganey Tikva ist<br />
auch die Heimatstadt von Orna Ben-Ami, eine in Israel bekannte<br />
Künstlerin, von der dort landesweit 39 Skulpturen im<br />
öffentlichen Raum zu sehen sind. Eins ihrer tonnenschweren<br />
Kunstwerke ist seit 2016 auch in Bergisch Gladbach dauerhaft<br />
präsent – im Zuge eines Skulpturenaustauschs haben sich die<br />
beiden Partnerstädte jeweils ein Werk eines ansässigen Künstlers<br />
zum gegenseitigen Geschenk gemacht. Orna Ben-Ami hat<br />
dazu einen überdimensionalen stählernen Schlüssel mit den<br />
Silhouetten der beiden Städte beigesteuert.<br />
Vor diesem Hintergrund erklärt sich, dass Orna Ben-Ami in<br />
Bergisch Gladbach ein willkommener Gast ist. Mit dem Thema<br />
ihrer Ausstellung berührt sie zudem ein Thema, das auch dort<br />
hochaktuell ist. So kamen zur Ausstellungsseröffnung in der Villa<br />
Zanders nicht nur Kunstinteressierte und Israelfreunde, sondern<br />
auch eine Gruppe von Flüchtlingen aus Syrien und anderen, vorwiegend<br />
muslimischen Ländern, die jetzt in Bergisch Gladbach<br />
leben und die eine Begegnung mit der Künstlerin aus dem Lande<br />
des vermeintlichen Erzfeindes nicht gescheut haben. Interessiert<br />
schlossen sie sich während der Vernissage einer Führung an, bei<br />
der die Künstlerin ihre Werke persönlich erläuterte.<br />
Orna Ben-Ami erlernte die Gold- und Silberschmiedekunst, studierte<br />
Bildhauerei und arbeitet seit 1994 bevorzugt mit dem Material<br />
Eisen, dem sie eine ungahnte Emotionalität und Weichheit verleiht.<br />
»Was nehmen Menschen mit, wenn sie ihr Heimat verlassen?«<br />
ist die Frage, mit der sich Orna Ben-Ami in ihren Werken<br />
beschäftigt. Dazu rückt sie die wenigen Habseligkeiten von<br />
Flüchtlingen in den Vordergrund, die diese oft in aller Eile<br />
zusammensuchen, bevor die Reise ins Ungewisse beginnt.<br />
Sie kombiniert Aufnahmen von Flüchtlingen mit aus Eisen<br />
68 | <strong>DIG</strong> <strong>MAG</strong>AZIN Nr. 1 <strong>2018</strong>/<strong>5778</strong>