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s'Magazin usm Ländle, 22. April 2018

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ZURÜCK INS LEBEN<br />

Golf mit zwei Handicaps<br />

Fotos: lisamathis.at<br />

DieGolfsaison hat begonnen und auf dem Golfplatz in Riefensberg<br />

findet sich ein ganz außergewöhnlicher Spieler: Markus Hirschbühl.<br />

Der 32-Jährige misst sich mit den besten Golfern des Landes –und<br />

das, obwohl er ein großes Handicap hat: Er kann den Golfschläger<br />

nach einem schweren Unfall nur mit einer Hand halten.<br />

Markus Hirschbühl<br />

zieht den Driver<br />

aus seinem Golfbag<br />

und stellt sich<br />

zum Abschlag auf.<br />

Er hält den Schläger nur mit seiner<br />

rechten Hand. Der linke Arm ist in<br />

einer Schlaufe am Körper fixiert.<br />

Markus holt aus, trifft den Ball perfekt<br />

und blickt ihm zufrieden nach.<br />

Mit 12 Jahren betrat er erstmals<br />

das Green auf dem Golfplatz in Riefensberg<br />

–damals war er mit seiner<br />

Schulklasse zu einem Schnuppertraining<br />

eingeladen worden. Das Gelände<br />

kannte er davor nur vom Vorbeifahren<br />

–nun stand er selbst auf dem<br />

saftig-grünen Rasen, der dank millimetergenauen<br />

Schnitts eher einem<br />

Teppich ähnelte. Eine gewisse Ehrfurcht<br />

vor der malerisch gepflegten<br />

Landschaft hätte sich damals unter<br />

den ansonsten durchaus quirligen<br />

Wälder Schulkindern breitgemacht,<br />

erinnert sich Markus. Bereits nach<br />

den ersten Abschlägen war seine Leidenschaft<br />

geweckt. Danach stand er<br />

fast täglich auf dem Golfplatz: „Ich<br />

wollte Profigolfer werden. Doch obwohl<br />

ich relativ gut wurde, habe ich<br />

letzten Endes leider zuspät angefangen!“<br />

Ein alternatives Ziel war aber<br />

rasch gefunden: Golflehrer. Viel Ehrgeizund<br />

eine gehörige Portion Talent<br />

brachten ihn schnell voran. Im Alter<br />

von 15 Jahren holte er sichden ersten<br />

Landesmeistertitel, weitere zwei folgten<br />

inden beiden Jahren darauf. Er<br />

gehörte zu den besten Golfern des<br />

Landes.<br />

Nachder Schulebegann er eine Bäckerlehre.<br />

„Alles lief perfekt“ –bis<br />

zum 25. August 2003: „Ich bin an<br />

diesem Tag mit dem Moped von der<br />

Arbeit nach Hause gefahren. In einer<br />

Kurve hat mich die Sonne geblendet,<br />

undich habedadurch einen entgegenkommenden<br />

Tiertransporter gestreift.“<br />

Markus lag über drei Wochen<br />

im Koma. Die Ärzte sahen ihn<br />

bereits ein Leben lang im Rollstuhl<br />

sitzen. Unter anderem wurden sein<br />

Kopf zertrümmert und die Nervenstränge<br />

von der Wirbelsäule inseinen<br />

linken Arm durchtrennt. Deshalb<br />

kann erdiesen bis heute nicht bewegen.<br />

Die beiden ersten Jahre nach<br />

dem Unfall liegen wie unter einem<br />

Schleier, er hat sie schlichtverdrängt:<br />

„Ich erinnere mich an nichts mehr.<br />

Ich war an den Rollstuhl gefesselt<br />

und musste Dutzende Operationen<br />

über mich ergehen lassen.“<br />

DieWiedergeburt<br />

Natürlich schien damals auch die<br />

Golfkarriere beendet. Seine Eltern<br />

nahmen ihn dennoch mehrmals im<br />

Rollstuhl mit auf den Golfplatz.<br />

„Meine beiden besten Golfkollegen<br />

sagten eines Tages scherzhaft zumir,<br />

ich soll es mir im Rollstuhljanichtzu<br />

gemütlich machen. Da dachte ich<br />

mir: Es darf nicht sein, dass ich nur<br />

einen fetten Hintern bekomme. Ich<br />

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