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ZURÜCK INS LEBEN<br />
Golf mit zwei Handicaps<br />
Fotos: lisamathis.at<br />
DieGolfsaison hat begonnen und auf dem Golfplatz in Riefensberg<br />
findet sich ein ganz außergewöhnlicher Spieler: Markus Hirschbühl.<br />
Der 32-Jährige misst sich mit den besten Golfern des Landes –und<br />
das, obwohl er ein großes Handicap hat: Er kann den Golfschläger<br />
nach einem schweren Unfall nur mit einer Hand halten.<br />
Markus Hirschbühl<br />
zieht den Driver<br />
aus seinem Golfbag<br />
und stellt sich<br />
zum Abschlag auf.<br />
Er hält den Schläger nur mit seiner<br />
rechten Hand. Der linke Arm ist in<br />
einer Schlaufe am Körper fixiert.<br />
Markus holt aus, trifft den Ball perfekt<br />
und blickt ihm zufrieden nach.<br />
Mit 12 Jahren betrat er erstmals<br />
das Green auf dem Golfplatz in Riefensberg<br />
–damals war er mit seiner<br />
Schulklasse zu einem Schnuppertraining<br />
eingeladen worden. Das Gelände<br />
kannte er davor nur vom Vorbeifahren<br />
–nun stand er selbst auf dem<br />
saftig-grünen Rasen, der dank millimetergenauen<br />
Schnitts eher einem<br />
Teppich ähnelte. Eine gewisse Ehrfurcht<br />
vor der malerisch gepflegten<br />
Landschaft hätte sich damals unter<br />
den ansonsten durchaus quirligen<br />
Wälder Schulkindern breitgemacht,<br />
erinnert sich Markus. Bereits nach<br />
den ersten Abschlägen war seine Leidenschaft<br />
geweckt. Danach stand er<br />
fast täglich auf dem Golfplatz: „Ich<br />
wollte Profigolfer werden. Doch obwohl<br />
ich relativ gut wurde, habe ich<br />
letzten Endes leider zuspät angefangen!“<br />
Ein alternatives Ziel war aber<br />
rasch gefunden: Golflehrer. Viel Ehrgeizund<br />
eine gehörige Portion Talent<br />
brachten ihn schnell voran. Im Alter<br />
von 15 Jahren holte er sichden ersten<br />
Landesmeistertitel, weitere zwei folgten<br />
inden beiden Jahren darauf. Er<br />
gehörte zu den besten Golfern des<br />
Landes.<br />
Nachder Schulebegann er eine Bäckerlehre.<br />
„Alles lief perfekt“ –bis<br />
zum 25. August 2003: „Ich bin an<br />
diesem Tag mit dem Moped von der<br />
Arbeit nach Hause gefahren. In einer<br />
Kurve hat mich die Sonne geblendet,<br />
undich habedadurch einen entgegenkommenden<br />
Tiertransporter gestreift.“<br />
Markus lag über drei Wochen<br />
im Koma. Die Ärzte sahen ihn<br />
bereits ein Leben lang im Rollstuhl<br />
sitzen. Unter anderem wurden sein<br />
Kopf zertrümmert und die Nervenstränge<br />
von der Wirbelsäule inseinen<br />
linken Arm durchtrennt. Deshalb<br />
kann erdiesen bis heute nicht bewegen.<br />
Die beiden ersten Jahre nach<br />
dem Unfall liegen wie unter einem<br />
Schleier, er hat sie schlichtverdrängt:<br />
„Ich erinnere mich an nichts mehr.<br />
Ich war an den Rollstuhl gefesselt<br />
und musste Dutzende Operationen<br />
über mich ergehen lassen.“<br />
DieWiedergeburt<br />
Natürlich schien damals auch die<br />
Golfkarriere beendet. Seine Eltern<br />
nahmen ihn dennoch mehrmals im<br />
Rollstuhl mit auf den Golfplatz.<br />
„Meine beiden besten Golfkollegen<br />
sagten eines Tages scherzhaft zumir,<br />
ich soll es mir im Rollstuhljanichtzu<br />
gemütlich machen. Da dachte ich<br />
mir: Es darf nicht sein, dass ich nur<br />
einen fetten Hintern bekomme. Ich<br />
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s’Magazin