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s'Magazin usm Ländle, 22. April 2018

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KUNSTHAUS BREGENZ<br />

Thomas D.<br />

Trummer<br />

meint,dass<br />

Kunst alles<br />

dürfen muss<br />

und wehrt sich<br />

damit gegen die<br />

Vereinnahmung<br />

der Kunst durch<br />

Political<br />

Correctnes.<br />

·························································································<br />

manden umbringen können, der nicht<br />

wirklich stirbt. Das bringt uns Erkenntnisseüber<br />

unsselbst. Daslässt unsvieles<br />

in uns entdecken. Durch Kunst erleben<br />

wir uns bereichert.<br />

Sie sind auch Fußballfan. Wieso werden<br />

zwischen Kunst und gerade dieser Sportart<br />

immer wieder Verbindungen gesponnen?<br />

Nun, es gibt nur wenige Fußballer, die<br />

sich für Kunst interessieren, einer ist Michael<br />

Ballack.Ersammelt.Das Interesse<br />

fließt eher von der Kunst zum Fußball.<br />

Mich fasziniert daran, dass es ein Spiel<br />

mit klaren Regeln ist und trotzdem immer<br />

wieder Paradigmenwechsel vollzieht.<br />

Früher gab es einen Libero, den<br />

kennt man heute kaum noch. Dann gab<br />

es die Vierer-Kette, nuneine Dreier-Kette,<br />

das sind völlig andere Philosophien.<br />

Das zu lesen und zu interpretieren, ist<br />

großartig.Das KUB Cafézeigt die WM-<br />

SpieleamVorplatz.VielStofffür Fachsimpeleien.<br />

Ich freue mich über jeden,<br />

der mich anspricht.<br />

<br />

Sie sind uns nur geliehen<br />

••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />

Es war ein warmer Frühlingsabend. Wir saßen mit<br />

Freunden zum ersten Mal draußen im Garten. Die<br />

Kinder tollten herum. Alles einfach nur idyllisch. Da<br />

kam mein bald 10-jähriger Sohn an den Tisch und<br />

verwickelte meine Freunde in ein Gespräch. Mit gestikulierenden<br />

Armen begann er zu dozieren. Später,<br />

wenn er erwachsen sei, sagte er,wolle er diesen Ort<br />

hier verlassen. Die Wiesen seien ihm zu steil, die<br />

Felswände zu nah. Das bedrückeihn. Vielleicht komme<br />

er Weihnachtenoder Ostern kurz zurück, um seine<br />

alten Eltern zu besuchen –ersagte wörtlich „alt“<br />

–, aber das sei nicht fix.Borneo wolle er bereisen, wo<br />

es fleischfressende Pflanzen gibt,die weiten Landschaften<br />

in Amerika, die er auf YouTube gesehen<br />

hatte. ..<br />

Ich sage Ihnen, das war ein Stich ins Herz.Ich<br />

schwieg und ließ meinen Jungen erzählen. Je mehr er<br />

vonFreiheit und Weite schwadronierte, desto bedrückter<br />

wurde ich. Als er noch nicht gehen konnte,<br />

habe ich ihn Sommer für Sommer auf meinem Rücken<br />

getragen, dieses kleine Menschlein, das ich so<br />

sehr liebe, habe die Bergwiesen umgeackert,Steine<br />

rausgetragen, den Boden frisch eingesät und kultiviert.Dann<br />

saß ich mit ihm auf einem knorrigen<br />

Baumstrunk, wir haben uns ausgeruht,was zum geflügelten<br />

Wort wurde: „Sitzen und nachdenken.“Ich<br />

war der glücklichste Mensch auf dieser Welt.Glücklich<br />

darüber,was für einen Schatz mir meine Frau<br />

mit unseren Kindern geschenkt hatte.<br />

Und nun fängt er an, so zu reden! Ich wurde ganz<br />

einsilbig. Aber habe ich nicht auch so gedacht wie<br />

er? Damals? Natürlich! Für mich gab es auch nur den<br />

einen Wunsch: Bloß weg vonhier! Fort aus der Enge<br />

dieses Dorfes, dieses Landes!<br />

Nachdem meinJunge seinenVortrag über Enge und<br />

Weite beendet hatte, huschte er vomTisch und kletterte<br />

auf einen Baum, hinauf bis zur gefährlich<br />

schwankenden Baumkrone. Mir kam der Satz von<br />

Heinrich Pestalozzi in den Sinn: „Sie sind euch nur geliehen,<br />

eureKinder.“ Ja, dachte ich, schon richtig,Herr<br />

Pestalozzi, aber der Satz tut halt verdammt weh.<br />

s’Magazin 9

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