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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEE-LEUTE<br />
den Biathlon- und Langlauf-Weltcup. Verena Bentele<br />
zählt zu den erfolgreichsten Wintersportlern der Welt.<br />
„Mir war immer wichtig, dass ich neue und spannende<br />
Herausforderungen erkenne und diese annehme. Natürlich<br />
freut es mich, wenn ich meine Ziele dann auch<br />
erreiche. Klar ist aber auch, dass hinter jedem neuen<br />
Schritt in meinem Leben viel Training und Arbeit stehen.<br />
Und natürlich erreiche auch ich meine Ziele nie alleine,<br />
sprich meine Familie, meine Freunde und Kollegen sind<br />
ein wesentlicher Teil des Erfolges.“ Aus diesem Umfeld<br />
bezieht sie, wie sie sagt, ihre Stärke.<br />
THOMAS BRÜCHLE<br />
MARCEL HUG<br />
Training des Vertrauens<br />
Mit der Note „sehr gut“ schließt sie im Jahr 2011 ihr<br />
Studium der Neueren Deutschen Literatur mit den Nebenfächern<br />
Sprachwissenschaften und Pädagogik ab.<br />
Im selben Jahr beendet sie ihre sportliche Karriere, um<br />
beruflich Fuß zu fassen. Sie macht eine Ausbildung zum<br />
Systemischen Coach und arbeitet heute als freiberufliche<br />
Referentin im Bereich Personaltraining und -entwicklung.<br />
Neben „Motivation“, „Kommunikation“ und<br />
„Leistungsdruck als Herausforderung“ gehört „Vertrauen“<br />
zu ihren Kernthemen. Was steckt dahinter? „Seit<br />
meiner Kindheit habe ich gelernt, dass mir Vertrauen<br />
viele Türen öffnen kann. Durch das Vertrauen in meine<br />
Eltern konnte ich beispielsweise Skifahren und Radfahren<br />
lernen. Durch das Vertrauen in meine Fähigkeiten ist<br />
es mir möglich, immer wieder neue berufliche Etappen<br />
zu gehen, wie zum Beispiel die Kandidatur im <strong>Mai</strong> als<br />
Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland. In<br />
meinen Vorträgen spreche ich immer davon, dass wir<br />
Vertrauen unbedingt trainieren sollten. Denn Fehler<br />
und Rückschläge kennt jeder. Trotz dieser dann aber<br />
weiter am Ball zu bleiben, darum geht es im Training<br />
des Vertrauens.“<br />
Weitere Ziele im Blick<br />
Schon hat die 36-Jährige, die auch verschiedene soziale<br />
Projekte unterstützt, weitere Ziele: Im Juni fährt sie<br />
zum dritten Mal den Radmarathon von Trondheim nach<br />
Oslo, 540 Kilometer am Stück mit etwa 3400 Höhenmetern,<br />
ohne Schlaf. „Da wir die Strecke mit einer ganzen<br />
Gruppe fahren, freue ich mich besonders auf das Erlebnis<br />
als Team. Außerdem möchte ich sehr gerne dieses<br />
Jahr den München Marathon laufen und im Sommer<br />
nehme ich in Berlin am Mauerlauf, einem Lauf rund um<br />
Berlin, in einer Staffel teil.“<br />
Der Rollstuhlfahrer Thomas Brüchle aus Lindau<br />
hat an der Tischtennisplatte schon viele große<br />
Erfolge erzielt. Der 41-Jährige belegt derzeit Platz<br />
vier der Weltrangliste, wurde 2017 im Team<br />
Weltmeister, erreichte bei den Paralympics 2016<br />
und 2012 in der Mannschaftswertung jeweils den<br />
zweiten Platz und schrammte im Einzel knapp an<br />
einer Medaille vorbei (4. bzw. 5. Platz). Trotz<br />
dieser Erfolge hat sich der querschnittsgelähmte<br />
Grund- und Hauptschullehrer seine bescheidene<br />
Art bewahrt. Auf Taktik, Ballgefühl und eine gute<br />
Reaktion kommt es für ihn in seiner Sportart an.<br />
Sein nächstes Ziel sind die Paralympics in Tokio<br />
2020.<br />
ALINA ROSENBERG<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Marcel Hug ist oft der Schnellste. Der Rollstuhl-<br />
Leichtathlet hat Weltrekorde aufgestellt, Europa-<br />
und Weltmeistertitel errungen und bei den<br />
Paralympics in Rio de Janeiro 2016 mehrere Medaillen<br />
gewonnen: Gold holte er über 800 Meter<br />
und im Marathon, Silber über 1500 und 5000<br />
Meter. Vor Kurzem wurde er bei den „Laureus<br />
World Sports Award“, der weltweit wichtigsten<br />
Sport-Auszeichnung, zum Behindertensportler<br />
des Jahres 2018 gekürt. Marcel Hug wurde im<br />
Jahr 1986 mit Spina bifida (offenem Rücken)<br />
geboren und wuchs auf einem Bauernhof im<br />
thurgauischen Pfyn auf. Inzwischen lebt der Profisportler<br />
in Nottwil im Kanton Luzern.<br />
ANNA-LENA FORSTER<br />
FOTO: BRIGIT WILLMANN<br />
FÜR KÜNSTLER UND FUSSBALLER<br />
In der Bodenseeregion gibt es vielfältige<br />
Aktivitäten für und mit Menschen<br />
mit Behinderung.<br />
Von überregionaler Strahlkraft ist der<br />
Bundeskunstpreis für Menschen mit<br />
Behinderung, den die Stadt Radolfzell<br />
jetzt zum 21. Mal ausgeschrieben hat.<br />
Am Wettbewerb können Künstler ab<br />
16 Jahren teilnehmen, die ihren Wohnsitz<br />
in Deutschland haben und deren<br />
Behinderungsgrad bei mindestens 80<br />
Prozent liegt. Die Art der Behinderung<br />
(geistig, körperlich oder psychisch)<br />
spielt keine Rolle. Die Preisverleihung<br />
findet am 16. September im Milchwerk<br />
Radolfzell statt, danach werden<br />
die eingereichten Werke bis 11. November<br />
in der Radolfzeller Villa Bosch<br />
ausgestellt.<br />
Ein weiteres aktuelles Beispiel ist ein<br />
großes Fußballturnier: Der PluSport<br />
Behindertensport Schweiz kommt<br />
zum ersten Mal mit einem offiziellen<br />
Ligaturnier der Sektion Fußball für<br />
Menschen mit Behinderung in die<br />
Ostschweiz. Der FC Kreuzlingen richtet<br />
dieses Turnier am 19. <strong>Mai</strong> im Hafenareal<br />
Kreuzlingen aus.<br />
Gemeinsam lernen<br />
Sport spielt also immer noch eine Rolle im Leben von<br />
Verena Bentele. Das Verschieben von Grenzen und das<br />
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten wie auch in jene<br />
eines starken Teams gehören für sie dazu. Diese Themen<br />
klingen auch durch, wenn sie nach ihrem Wunsch zum<br />
Thema „Inklusion“ gefragt wird. „Kurz gesagt wünsche<br />
ich mir, dass wir mehr über die Möglichkeiten als über<br />
die Hindernisse der Inklusion sprechen. Gerade im Hinblick<br />
auf das gemeinsame Lernen von Kindern mit und<br />
ohne Behinderung können wir die Zukunft nicht besser<br />
einleiten.“<br />
www.verena-bentele.com<br />
TEXT: RUTH EBERHARDT<br />
FOTO: SILVIA BÉRES, VERENA BENTELE<br />
Die Konstanzerin Alina Rosenberg kam nicht<br />
trotz, sondern wegen ihrer Behinderung zu ihrem<br />
Sport. Schon als Kind saß sie auf einem Pferd –<br />
zunächst handelte es sich um therapeutisches<br />
und dann um integratives Reiten für ein Mädchen,<br />
das Spastiken vor allem in den Beinen hat.<br />
Jetzt ist die 26-Jährige, die derzeit Soziale Arbeit<br />
studiert, eine erfolgreiche Dressurreiterin. Bei<br />
den Paralympics in Rio 2016 gewann sie mit dem<br />
deutschen Team Silber. 2017 erhielt sie bei den<br />
Europameisterschaften in einer Einzelentscheidung<br />
eine Medaille: Sie erreichte Platz 3 in der<br />
Kür. Ihr großes Ziel sind jetzt die Weltreiterspiele<br />
2018 in Tryon/USA.<br />
FOTO: PRIVAT<br />
Für die Monoskifahrerin Anna-Lena Forster<br />
aus Radolfzell-Stahringen ging bei den paralympischen<br />
Winterspielen in Pyeongchang der<br />
Traum vom Gold in Erfüllung. Die 22-jährige<br />
Psychologiestudentin gewann den Slalom in der<br />
sitzenden Klasse und holte sich in der Super-<br />
Kombination die zweite Goldmedaille. Schon<br />
bei den Paralympics in Sotschi vor vier Jahren<br />
mischte sie in der Weltspitze mit: Sie gewann damals<br />
zwei Silber- und eine Bronzemedaille. Anna-<br />
Lena Forster kam ohne ihr rechtes Bein zur Welt,<br />
das linke Bein ist stark verkürzt. Fürs Skifahren<br />
steigt sie in einen eigens für sie angefertigten Monoski<br />
mit Sitzschale.<br />
FOTO: DPA<br />
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