30.04.2018 Aufrufe

Katalog-105_Galerie_Fach

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

AUSGEWÄHLTE ZEICHNUNGEN<br />

VORWIEGEND AUS DER GOETHEZEIT<br />

KATALOG <strong>105</strong>


Abb. auf dem Titel: Nr. 31<br />

Conrad Martin Metz. Odysseus mit seinen Gefährten am Ufer der Insel der Sirenen. Ausschnitt.<br />

Abb. auf der 3. Umschlagseite: Nr. 12 verso<br />

Luca Giordano. Zwickelentwurf mit einer mythologischen Szene.<br />

Abb. auf der 4. Umschlagseite: Nr. 23<br />

Franz II Knebel. Römisches Mausoleum Villa Gordiani.


AUSGEWÄHLTE ZEICHNUNGEN<br />

VORWIEGEND AUS DER GOETHEZEIT<br />

<strong>Katalog</strong> <strong>105</strong><br />

Am Weingarten 7 – 60487 Frankfurt am Main<br />

Telefon: +49 (0)69 28 77 61 - Fax: +49 (0)69 28 58 44<br />

info@galerie-fach.de<br />

www.galerie-fach.de


1.<br />

GEORG HEINRICH BUSSE<br />

1810 Brennemühlen/Hannover – Hannover 1868<br />

Von einem Fluß durchquerte Waldlandschaft mit Brücke, im Vordergrund<br />

ein kniender Pilger mit flehend erhobenen Armen.<br />

Aquarell in Blau-, Grau- und Brauntönen, mit Deckweiß gehöht, über Bleistift, auf braunem Bütten mit Wasserzeichen:<br />

bekröntes Lilienwappen, links unten mit Bleistift signiert „Busse fe.“. 24,5:37 cm. – Durchgehend leicht stockfleckig.<br />

Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung.<br />

Busse war Schüler der Dresdener Akademie und des Kupferstechers<br />

Christian Ernst Stölzel (1792-1837) ebenda. 1834 erhielt er<br />

den 1. Preis in der Kupferstecherkunst und das Stipendium zur<br />

Reise nach Italien, die er 1835 antrat.<br />

Hier studierte er bis 1843, besuchte dann Griechenland und<br />

kehrte 1844 nach Hannover zurück, wo er zum Hofkupferstecher<br />

ernannt wurde. 1858 unternahm er eine zweite Studienreise,<br />

die ihn über Paris nach Algier, zum Atlas und zu den<br />

Ruinen von Lambessa und Karthago führte, mit dem Rückweg<br />

über Malta und Italien.<br />

2


3<br />

1.


2.<br />

GIOVANNI DOMENICO CAMPIGLIA<br />

1692 Lucca – Florenz 1768<br />

Amor und Psyche.<br />

Schwarze Kreide, auf cremefarbenem Velin. 58,5:42,1 cm.<br />

Die Zeichnung bildet die berühmte Marmorgruppe Amor und<br />

Psyche aus dem Kapitolinischen Museum, Rom (Inv. Nr. 408)<br />

ab. Sie ist die Kopie eines römischen Bildhauers nach einem<br />

griechischen Werk aus dem späten 2. bzw. frühen 1. Jahrhundert<br />

v. Chr. Sie wurde 1749 auf dem Aventin, Rom, entdeckt.<br />

Abweichend vom Original deckt Campiglia den Penis des Amor<br />

mit einem Blatt ab.<br />

Campiglia studierte zunächst in Florenz bei Tommaso Redi<br />

(1665-1726) und Lorenzo Del Moro (1677-1735), danach in Bologna<br />

bei Giovan dal Sole (1654-1719). Seinen Ruf begründete er<br />

vor allem als geschickter Zeichner, doch war er auch als Maler<br />

tätig. Er wurde nach Rom berufen, um antike Statuen zu zeichnen.<br />

Nach Gründung des Kapitolinischen Museums 1734 begann er<br />

dessen Hauptwerke in 11 Blättern zu zeichnen, die seit 1741 als<br />

Kupferstiche veröffentlicht wurden. Um diese Zeit wurde er zu<br />

Gutachten über die reiche Kupferstichsammlung des G.G. de<br />

Rossi herangezogen, und als durch deren Ankauf 1738 Clemens<br />

XII. die Calcografia Camerale begründet hatte, wurde Campiglia<br />

deren Vorsteher. Für das Kupferstichwerk „Museo Fiorentino“,<br />

das er zusammen mit F. Gori bearbeitete, zeichnete er in<br />

seinen letzten Lebensjahren 22 Blätter (verschiedene Antiken<br />

etc.).<br />

Seine fein und detailliert ausgeführten Zeichnungen von antiken<br />

und berühmten römischen Bildwerken waren besonders<br />

bei den britischen Touristen gefragt.<br />

4


5<br />

2.


3.<br />

DANIEL NIKOLAUS CHODOWIECKI<br />

1726 Danzig – Berlin 1801<br />

Ein Mann, möglicherweise der Künstler selbst, zeigt einer neben ihm sitzenden Dame ein Schriftstück.<br />

Bleistift, auf Bütten mit Wasserzeichen: TWB. 16:18 cm.<br />

Die Zeichnung stellt eine private Szene dar, die ein typisches<br />

Bildmotiv im Rokoko war. Es wurden bevorzugt erotische und<br />

private Themen aufgegriffen. Die Dame trägt ein vornehmes<br />

Kleid, wie es für das höhere Bürgertum oder auch den Adel<br />

typisch war. Die Fokussierung wird auf das Paar gelenkt, da<br />

dieses das einzige Bildelement und nahezu bildfüllend ist. Der<br />

Künstler verwendete als Zeichenmetrum den Bleistift. Man findet<br />

in seiner Zeichnung viele geschwungene Linien, die durch<br />

den Faltenwurf der Kleidung entstehen. Wegen der geschwungenen<br />

Linien wirkt das Bild, trotz der starren Puppen ähnlichen<br />

Haltung des Paares, lebendig und harmonisch.<br />

Chodowiecki musste nach dem Tod des Vaters eine kaufmännische<br />

Lehre beginnen. Nach seinem Umzug nach Berlin 1743<br />

begann er, für das Kurzwarengeschäft seines Onkels Modeschmuck<br />

zu entwerfen und zu zeichnen. Dieser Onkel war es<br />

auch, der ihn zu einer künstlerischen Ausbildung ermunterte<br />

und ihn durch den Augsburger Künstler Johann Jacob Haid<br />

(1704-1767) in Emaillemalerei unterrichten ließ. Mit dieser<br />

Technik hatte Chodowiecki dann so großen Erfolg, daß er von<br />

weiteren Tätigkeiten im Ladengeschäft befreit wurde und sich<br />

1754 selbständig machen konnte.<br />

Seit 1758 ging er zur Radiertechnik über, die in den nächsten<br />

Jahren sein Hauptbetätigungsfeld wird und ihm größte Erfolge<br />

als Illustrator und Kupferstecher bringen sollte. Die Ölmalerei<br />

brachte ihm dagegen kaum öffentliche Anerkennung. 1764<br />

wurde er Mitglied der Berliner Kunstakademie, 1786 erfolgte<br />

die Ernennung zu ihrem Sekretär, damit war er für die laufenden<br />

Ausstellungen verantwortlich. 1790 wurde er Stellvertretender<br />

Direktor, ein Jahr später Leitender Direktor.<br />

6


7<br />

3.


4.<br />

DEUTSCH UM 1800<br />

Umkreis Anton Graff<br />

Bildnis einer jüngeren Frau mit Haube, Büste im Profil nach links.<br />

Schwarze, rote und weiße Kreide, teils gewischt, auf bräunlichem Bütten, aufgezogen<br />

und mit schwarz getuschtem und aufgeklebtem Papierstreifen eingerahmt. 39:26,5 cm.<br />

Horizontale Mittelfalte geglättet, drei Braunfleckchen, kleine Quetschfalten durch Aufziehen geglättet.<br />

Provenienz: Sammlung HP (ligiert) im Wappenschild, nicht bei Lugt.<br />

8


9<br />

4.


5.<br />

JOHANN GEORG VON DILLIS<br />

1759 Grüngiebing/München – München 1841<br />

Gebirgslandschaft mit Bauernhaus und Scheune in der Umgebung von Ruhpolding.<br />

Feder in Braun, braun laviert, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf Bütten mit Fragment<br />

eines Wasserzeichens, verso bezeichnet, datiert und signiert „Ruhpolding den 13t Oktober 1826. J. Dillis f.“ 18,7:24 cm.<br />

Mit kaum sichtbarer Restaurierung innerhalb der Darstellung links.<br />

Provenienz: Verso Stempel des Historischen Vereins von Oberbayern;<br />

Deutscher Privatbesitz.<br />

Zwischen 1822 und 1830 schuf Dillis eine Reihe kleinformatiger<br />

Gemälde mit Ansichten von Gehöften und Almen im<br />

Bayerischen Gebirge, für die er auch mehrere Vorstudien nach<br />

der Natur angefertigt haben dürfte. Bei unserer Zeichnung<br />

könnte es sich um eine dieser Vorstudien handeln.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Chr. Heilmann, Johann<br />

Georg von Dillis. Landschaft und Menschenbild. München/<br />

Dresden 1992, Nr. 72.<br />

Nach einem Studium der Philosophie und Theologie in Ingolstadt<br />

und München und der Priesterweihe 1782 besuchte Dillis<br />

die Münchner Akademie bei Franz Ignaz Oefele (1721-1797)<br />

und Johann Jacob Dorner d.Ä. (1741-1813). Gefördert von Benjamin<br />

Thompson Graf von Rumford (1753-1814) unternahm er<br />

Studienreisen in die Schweiz und an den Oberrhein. 1790 wurde<br />

er Inspektor der kurfürstlichen Bildergalerie in München.<br />

Nach Reisen nach Dresden, Prag, Wien und Salzburg weilte er<br />

1794-1795 und 1805 in Rom. Weitere Italienaufenthalte folgten.<br />

1806 besuchte er Paris, Südfrankreich, Mailand, den Lago<br />

Maggiore und Genfer See.<br />

1808 wurde er Professor für Landschaftsmalerei an der Münchener<br />

Akademie, 1822 Central-<strong>Galerie</strong>direktor. 1862 wirkte<br />

er an der Grundsteinlegung der Pinakothek in München,<br />

1834/1835 an der Auswahl deren Bilder mit.<br />

10


11<br />

5.


6.<br />

zugeschrieben<br />

ABRAHAM-LOUIS-RODOLPHE DUCROS<br />

1748 Yverdon/Schweiz – Lausanne 1810<br />

Rom, Ansicht des Colosseums von Norden.<br />

Aquarellskizze über Bleistift, um 1785, auf Bütten mit Wasserzeichen: J Honig & Zoonen. 56,3:77,2 cm.<br />

Die für Ducros typischen kühlen Aquarellfarben sind leuchtend erhalten. Vertikale Falte geglättet,<br />

zu den Rändern hin nicht ganz frisch, kleinere Randschäden sorgfältig restauriert.<br />

Das große Blatt ist jedoch insgesamt gut erhalten.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Abraham-Louis-Rodolphe<br />

Ducros. Un peintre suisse en Italie. Lausanne, 1998, Nr. 3 mit<br />

Farbabbildung.<br />

Ursprünglich war Ducros zum Kaufmannsberuf bestimmt,<br />

entschied sich aber Maler zu werden und ging um 1770 nach<br />

Italien.<br />

Er blieb über dreißig Jahre in Rom, dazwischen in den 1790er<br />

Jahren lebte er einige Zeit in Neapel sowie in Sizilien und auch<br />

auf Malta. Erst 1805 oder 1806 kehrte er in die Heimat zurück,<br />

zunächst nach Nyon, dann nach Lausanne, wo er eine Kunstschule<br />

gründete.<br />

Ducros’ Hauptgebiet war die Aquarellmalerei, in der er bei breitem,<br />

kräftigem Farbauftrag eigenartige, von den Zeitgenossen<br />

als „naturwahr“ gepriesene Wirkungen erzielte.<br />

Zusammen mit dem Stecher Gaetano Volpato (1733-1803) gab<br />

er eine Folge römischer Landschafts- und Ruinenansichten<br />

heraus, nach Ducros’ Zeichnungen in Umrissen radiert und<br />

unter seiner Mitwirkung mit Wasserfarben koloriert.<br />

12


13<br />

6.


7.<br />

FRIEDRICH EDUARD EICHENS<br />

1804 – Berlin – 1877<br />

Pius Alexander Wolff (1782 Augsburg – Weimar 1828) Schauspieler und Schriftsteller. Halbfigürliches Portrait<br />

eine Schriftrolle in der Linken haltend, im Hintergrund rechts das Königl. Berliner Schauspielhaus.<br />

Schwarze Kreide, mit Deckweiß gehöht, auf hellbraunem Zeichenkarton, rechts unten<br />

unvollständig signiert „F. Eduard“. 24:20 cm.<br />

Wir danken Prof. Dr. Helmut Börsch-Supan, Berlin, für seine<br />

Hilfe bei der Identifizierung des Autors sowie des Dargestellten<br />

der Zeichnung (Brief vom 2.10.2012).<br />

Provenienz: Aus dem persönlichen Nachlaß von Pius Alexander<br />

Wolff.<br />

Vergleichsliteratur: R. Flatz, Theaterhistorische Porträtgraphik.<br />

Ein <strong>Katalog</strong> aus den Beständen der Theaterwissenschaftlichen<br />

Sammlung der Universität zu Köln. Berlin 1995, S. 738,<br />

Nr. 5800. Hier ist die Radierung abgebildet, die ebenfalls von<br />

Eichens stammt.<br />

Wolff, berühmter Schauspieler der Goethe-Zeit, und seine Frau,<br />

die Schauspielerin Amalie Wolff-Malcomi, waren bereits seit<br />

1803 Mitglieder des Ensembles am Weimarer Schauspielhaus,<br />

das in dieser Zeit von J.W. von Goethe geleitet wurde. Auf Anregung<br />

Wolffs haben die Schauspieler der Weimarer Bühne 1807,<br />

ohne Goethes Wissen, den „Tasso“ einstudiert, der am 16. Februar<br />

1807 uraufgeführt wurde. Unter Goethes Theaterleitung<br />

war die Rolle des „Tasso“ Wolffs persönliche Domaine. Seit 1816<br />

waren Wolff und seine Frau, am Berliner Theater tätig.<br />

Unsere Zeichnung dürfte nach Fertigstellung des Schauspielhauses<br />

– 1821 – , jedoch vor Wolffs schwerer Erkrankung, die<br />

auch zum Tode führte, entstanden sein.<br />

Das Berliner Schauspielhaus, ein Hauptwerk des Architekten<br />

Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), wurde 1821 als Königl.<br />

Schauspielhaus eröffnet.<br />

Eichens war von 1819-1825 Schüler von Ludwig Buchhorn<br />

(1770-1856). Er ging im Herbst 1827 mit einem Stipendium<br />

der Berliner Akademie nach Paris, wo er ein Jahr lang das Zeichenstudium<br />

intensiv betrieb und auf Empfehlung von A. von<br />

Humboldt bei Francois Forster (1790-1872) und Joseph Théodore<br />

Richhomme (1785-1849) fortsetzte.<br />

Anschließend reiste er nach Italien weiter und studierte in<br />

Parma bei Paolo Toschi (1788-1854). In Venedig und Mailand<br />

zeichnete er nach alten Meistern. Den Winter 1831/32 verbrachte<br />

er in Rom, anschließend weilte er für vier Wochen in Neapel.<br />

1832 kehrte er nach Berlin zurück, 1841 wurde er Mitglied der<br />

Akademie, es folgte ein erneuter Aufenthalt in Paris. Er war als<br />

Zeichner, Kupferstecher und Radierer in Berlin tätig.<br />

14


15<br />

7.


8.<br />

MARIE ELLENRIEDER<br />

1791 – Konstanz – 1863<br />

Bildnis eines Knaben; Büste im Dreiviertelprofil nach links, mit gesenktem Blick.<br />

Schwarze, braune, rote und weiße Kreide, auf bräunlichem Papier. 39,5:28,2 cm. – An den Rändern braunfleckig.<br />

Literatur: Nicht bei S. von Blanckenhagen.<br />

Vergleichsliteratur: F.W. Fischer, Marie Ellenrieder. Leben und<br />

Werk der Konstanzer Malerin. Konstanz/Stuttgart, 1963, Kat.-<br />

Nr. 151, Abb. 27 und Kat.-Nr. 282, Abb. 48.<br />

Marie Ellenrieder wurde von dem Konstanzer Miniaturmaler<br />

Joseph Einsle (1794 - nach 1850) unterrichtet. Danach erhielt sie<br />

als erste Frau die Zulassung zum Kunststudium an der Akademie<br />

in München.<br />

Anschließend wurde sie Porträtmalerin an südwestdeutschen<br />

Fürstenhöfen (Hohenzollerischer Hof in Sigmaringen, Fürstenbergischer<br />

Hof in Donaueschingen), ebenso malte sie religiöse<br />

Themen.<br />

1822-1824 hielt sie sich in Rom auf, dort machte sie die Bekanntschaft<br />

von Louise Seidler (1786-1866) sowie von Friedrich<br />

Overbeck (1789-1869) und weiteren Nazarenern. Häufig<br />

ausbleibende Anerkennung durch ihre männlichen deutschrömischen<br />

Kollegen führte jedoch zur Ausbildung einzelgängerischen<br />

Verhaltens. Ein einjähriger Aufenthalt in Florenz folgte.<br />

Nach ihrer Rückkehr nach Baden ist die nahezu ausschließliche<br />

Fokussierung auf religiöse Kunst zu beobachten. Seit 1829 lebte<br />

sie in Karlsruhe und wurde zur großherzoglich-badischen Hofmalerin<br />

ernannt. Reisen nach Zürich, Dresden und München<br />

folgten.<br />

Ab den 1830er Jahren folgte durch eine schon seit dem ersten<br />

Italienaufenthalt in selbstzerstörerische Selbstanklagen und<br />

Depressionen fallende Gemütslage sowie durch Ablehnung und<br />

Verleugnung der eigenen Sinnlichkeit und Körperlichkeit und<br />

Zweifel an den eigenen künstlerischen Leistungen die zunehmende<br />

Abkehr vom gesellschaftlich-öffentlichen Leben.<br />

1834/35 kehrte sie nach Konstanz zurück. 1838-1840 unternahm<br />

sie die zweite Italienreise. In den 40er und 50er Jahren<br />

gelingt es ihr, nach Jahren mit Krankheit und Depressionen,<br />

erneut zu ihrer schöpferischen Kraft zurückzufinden.<br />

16


17<br />

8.


9.<br />

JOHANN JACOB FREY<br />

1813 Basel – Frascati 1865<br />

Blick auf Castel Gandolfo am Albaner See.<br />

Aquarell, auf cremefarbenem Velin, rechts unten signiert und datiert „J.J. Frey Rom 1838.“, auf beigefügtem<br />

altem Untersatz vermutl. vom Künstler selbst nummeriert und bezeichnet „N 1 Castel Gandolfo bei<br />

Albano, See... Albano in der Ferne das Meer gegen Ardea zu.“. 31:45 cm.<br />

Die Nummerierung spricht dafür, daß es sich hierbei um Blatt<br />

1 und 3 (folgende Nummer) einer größeren Folge handelt, die<br />

vermutlich für einen Auftraggeber entstanden ist. Sie gehören<br />

zu den frühesten in Rom entstandenen Arbeiten Freys!<br />

Johann Jakob Frey war Schüler seines Vaters Samuel Frey (1785-<br />

1836). Nachdem er auch bei Hieronymus Hess (1799-1850)<br />

in Basel studiert hatte, begab er sich gänzlich mittellos nach<br />

Paris, wo er sich durch Kopieren niederländischer Landschaften<br />

des 17. Jahrhunderts weiterbildete und seinen Unterhalt durch<br />

Restaurierung älterer Gemälde erwarb.<br />

1834 kehrte er kurz nach Basel zurück und wandte sich dann<br />

nach München, wo er die Unterstützung Emilie Linders (1797-<br />

1867) fand, die es ihm ermöglichte, 1835 nach Rom zu gehen.<br />

Ende der 1830er Jahre siedelte er mit seinem Freunde Albert<br />

Landerer (1816-1893) nach Neapel über, von wo aus er auch<br />

Sizilien und Spanien bereiste. Seine Beteiligung an der von<br />

Richard Lepsius geleiteten preuß. Expedition nach Ägypten 1842<br />

mußte er seiner Gesundheit wegen bald schon aufgeben, kehrte<br />

im August 1843 aus Alexandrien nach Italien zurück und nahm<br />

seinen ständigen Wohnsitz in Rom und heiratete eine Römerin.<br />

Er gehörte zu den Gründern des Deutschen Künstlervereins<br />

und entfaltete nun eine intensive künstlerische Tätigkeit. Sein<br />

Atelier wurde viel besucht, auch von Fürstlichkeiten, zu denen<br />

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gehörte, für den er auch<br />

eine Folge italienischer Landschaften – jetzt im Marmorpalais<br />

in Potsdam – malte.<br />

Seine Bilder, in denen sich eine bedeutende Fähigkeit für kecke<br />

Farben- und Lichtwirkung offenbart, waren seinerzeit sehr beliebt.<br />

Er ist in der Schweiz mit seinen Werken in zahlreichen Museen<br />

vertreten, besonders aber in Basel.<br />

18


19<br />

9.


10.<br />

JOHANN JACOB FREY<br />

1813 Basel – Frascati 1865<br />

Blick auf das auf einem Tuffsteinfelsen gelegene Ardea mit dem Palazzo Sforza Cesarini.<br />

Aquarell, auf cremefarbenem Velin mit Wasserzeichen: J Whatmann & Turkey Mill; rechts unten signiert, bezeichnet<br />

und datiert „J.J. Frey Rom 1838.“, auf beigefügtem altem Untersatz vermutl. vom Künstler selbst nummeriert<br />

und bezeichnet „N 3. Ardea nahe von Roma in der Campagna di Roma nah Ostia 5...“. 31:44,7 cm.<br />

Von diesem Motiv gibt es in Privatbesitz eine Variante, datiert<br />

1844, die auch etwas größer ist als das hier beschriebene Aquarell.<br />

Johann Jakob Frey war Schüler seines Vaters Samuel Frey (1785-<br />

1836). Nachdem er auch bei Hieronymus Hess (1799-1850)<br />

in Basel studiert hatte, begab er sich gänzlich mittellos nach<br />

Paris, wo er sich durch Kopieren niederländischer Landschaften<br />

des 17. Jahrhunderts weiterbildete und seinen Unterhalt durch<br />

Restaurierung älterer Gemälde erwarb.<br />

1834 kehrte er kurz nach Basel zurück und wandte sich dann<br />

nach München, wo er die Unterstützung Emilie Linders (1797-<br />

1867) fand, die es ihm ermöglichte, 1835 nach Rom zu gehen.<br />

Ende der 1830er Jahre siedelte er mit seinem Freunde Albert<br />

Landerer (1816-1893) nach Neapel über, von wo aus er auch Sizilien<br />

und Spanien bereiste. Seine Beteiligung an der von Richard<br />

Lepsius geleiteten preuß. Expedition nach Ägypten 1842 mußte<br />

er seiner Gesundheit wegen bald schon aufgeben, kehrte im<br />

August 1843 aus Alexandrien nach Italien zurück und nahm<br />

seinen ständigen Wohnsitz in Rom und heiratete eine Römerin.<br />

Er gehörte zu den Gründern des Deutschen Künstlervereins<br />

und entfaltete nun eine intensive künstlerische Tätigkeit. Sein<br />

Atelier wurde viel besucht, auch von Fürstlichkeiten, zu denen<br />

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen gehörte, für den er auch<br />

eine Folge italienischer Landschaften – jetzt im Marmorpalais<br />

in Potsdam – malte.<br />

Seine Bilder, in denen sich eine bedeutende Fähigkeit für kecke<br />

Farben- und Lichtwirkung offenbart, waren seinerzeit sehr<br />

beliebt. Er ist in der Schweiz mit seinen Werken in zahlreichen<br />

Museen vertreten, besonders aber in Basel.<br />

Die Ortschaft Ardea, zur Gründungszeit Roms Hauptstadt der<br />

Rutuler und nicht weit von Rom in Latium gelegen, spielt heute<br />

keine bedeutende Rolle mehr und gehörte auch schon im 19.<br />

Jahrhundert nicht zu den von den Malern bevorzugten Plätzen.<br />

Johann Jakob Frey, ein humanistisch gebildeter Mann, wusste<br />

um die Bedeutung des Ortes, der in der Geschichte des Äneas<br />

eine bedeutende Rolle spielt.<br />

20


21<br />

10.


11.<br />

BUONAVENTURA GENELLI<br />

1798 Berlin – Weimar 1868<br />

Erste Liebe. Die schlafende alte und die weissagende junge Hexe auf einem Floß.<br />

Bleistift, mit einzelner Bleistiftlinie umrandet, auf transparentem Velin,<br />

auf kräftiges hellgraues Velin aufgezogen. 26,5:40,5 cm.<br />

Vorzeichnung zu Blatt VI der 10-Blatt-Folge „Aus dem Leben<br />

einer Hexe“ um 1842/43, Genelli vollendete die Illustrationen<br />

zu der 10-Blatt-Folge „Aus dem Leben einer Hexe“ im Jahr<br />

1843. Der erläuternde Text stammt von dem deutschen Philosophen<br />

und Literaturhistoriker Hermann Ulrici (1806-1884). 1847<br />

wurde der Zyklus von H. Merz und C. Gonzenbach in Leipzig<br />

gestochen.<br />

Provenienz: Sammlung Messerer, München, nicht bei Lugt.<br />

Vergleichsliteratur: E. Nielsen, Bonaventura Genelli. Werk und<br />

Kunstauffassung. München 2005, S. 307, Abb. 74; H. Ebert, Buonaventura<br />

Genelli. Leben und Werk. Weimar 1971, S. 96ff.;<br />

Boetticher II, 9; Rümann 538.<br />

Julius Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) sah die in großen,<br />

klaren Umrissen mit leichter Schattierung ausgeführten Zeichnungen<br />

Genellis in München und äußerte sich dazu in einem<br />

Brief an Peter Cornelius (1783-1867) am 24. Juni 1843 mit den<br />

treffenden Worten: „Der Gegenstand ist von Genelli selbst geschaffen<br />

und gehört in die Region, die zwischen Himmel und<br />

Hölle noch ein wenig unterhalb der Erde sich befindet, da, wo<br />

das Menschliche mit dem Dämonischen sich berührt. Es ist<br />

das Leben eines von einer Hexe geraubten Kindes, das in das<br />

höllische Wesen verstrickt, äußerlich darin untergeht, endlich<br />

aber doch gerettet wird. Du kennst die eigentümliche Kraft der<br />

Phantasie dieses Mannes und wirst denken können, was trotz<br />

des bloßen Umrisses doch gegeben ist. Ebenso weißt Du auch,<br />

daß Genellis Darstellungen weder für den Almanach, noch für<br />

den Teetisch passen und daß immer eine kleine Schwierigkeit<br />

vorhanden ist, seine Sachen offen aufzulegen“.<br />

Moritz von Schwind (1804-1871) nannte die Kompositionen seines<br />

Freundes „etwas ganz Außerordentliches an Kraft, Wirklichkeit<br />

und Phantasie“ und schrieb an Genelli, daß er die Blätter<br />

zur „Hexe“ wie guten alten Wein genießt. (Ebert Seite 97).<br />

„Genelli ist der Enkel eines aus Rom eingewanderten Künstlers.<br />

An der Berliner Akademie erhielt er seine erste Ausbildung als<br />

Maler bei J. E. Hummel. Anschließend hielt er sich – ermöglicht<br />

durch ein Stipendium – von 1822 bis 1832 in Rom auf. Dort hatte<br />

er Umgang mit P. von Cornelius, J.A. Koch, Fr. Preller d.Ä.<br />

und anderen. Sie bestimmten auch maßgeblich seine eigene heroische<br />

Bildsprache. Der Künstler begab sich 1836 nach München<br />

und war dort wenig erfolgreich.<br />

Erst durch die im Jahre 1856 geschlossene Bekanntschaft mit<br />

dem Kunstmäzen Graf Schack, der größere Aufträge an ihn erteilte,<br />

besserte sich seine finanzielle Lage. 1859 folgte er einem<br />

Ruf des Großherzogs nach Weimar, hielt aber weiterhin Kontakte<br />

mit Schack.<br />

Der eigenwillige Künstler Genelli ist nicht leicht einem Stil zuzuordnen.<br />

Seine Themen- und Formenwelt ist ganz vom Klas-<br />

22


11.<br />

sizismus geprägt, obwohl ein großer Teil seiner Werke erst in<br />

den sechziger Jahren entstand. Dennoch ist seine mehrteilige<br />

Bildform auch dem Biedermeier verpflichtet, wie sie beispielsweise<br />

von E.N. Neureuther und M. von Schwind angewendet<br />

wurde. Sein Übermut und sein unangepasstes Wesen erschwerten<br />

seine künstlerische Laufbahn. Durch unbedachte Äußerungen<br />

verscherzte er sich Aufträge und Gönner, so auch die Gunst<br />

König Maximilians II., den er mit seinen Antworten brüskierte.<br />

Graf Schack hingegen behielt sein tiefes Verständnis für ihn,<br />

aus dem sich eine persönliche Freundschaft entwickelte.“<br />

(zitiert aus: Münchner Maler im 19. Jahrhundert. 6 Bände.<br />

München, Bruckmann, Bd. II, 1982, S. 19).<br />

23


12.<br />

LUCA GIORDANO<br />

1634 – Neapel – 1705<br />

Mariae Tempelgang.<br />

Rote Kreide, braun laviert, mit einzelner Linie in roter Kreide umrandet, auf Bütten mit Wasserzeichen:<br />

Vogel auf Dreiberg im Kreis (ähnlich Piccard No. 153741, Canino 1662 und Piccard No. 153742, Rom 1662).<br />

Darstellungsgröße 28:19 cm, Blattgröße 36:24,5 cm.<br />

Verso: Zwickelentwurf mit einer mythologischen Szene.<br />

Rote Kreide, braun laviert. – Abb. dazu siehe 3. Umschlagseite.<br />

Am linken Rand mit Heftspuren, ein Hinweis darauf, daß das Blatt wahrscheinlich aus einem Skizzenbuch stammt.<br />

Entwurf für ein Altarblatt, dessen Ausführung bis jetzt noch<br />

nicht belegt werden konnte.<br />

Gutachten: Dr. Ewald Jeutter, Marburg, vom 1.06.2012. Wir<br />

danken Dr. Jeutter herzlich für die kunsthistorische Einordnung<br />

unserer Zeichnung.<br />

Jeutter führt u.a. aus, daß Giordano sich bei der Komposition<br />

eindeutig von der Bildidee auf dem Gemälde „Der Tempelgang<br />

Mariens“ von Domenichino, eigentl. Domenico Zamperi (1581<br />

Bologna – Neapel 1641) inspirieren ließ, für das Spear eine Datierung<br />

zwischen 1623 und 1627 vorschlug. Dieses Gemälde<br />

befindet sich heute im Santuario di Nostra Signora di Misericordia<br />

in Savona bei Genua (R.E. Spear: Domenichino. 2 Bde. Yale<br />

University Press, New Haven/London, 1982, S. 258-259, Kat. Nr.<br />

89, Tafel 308). Als Entstehungszeit unserer Zeichnung nimmt<br />

Jeutter spätestens vor 1674 an.<br />

Vergleichsliteratur: Ferrari, Oreste; Scavizzi, Giuseppe: Luca<br />

Giordano. Catalogo delle opere. Bibliografia. Indici analitici. 2<br />

Bde. Edizioni Scientifiche Italiane; Neapel, 1966, S. 80, Abb. 128;<br />

S. 156, Abb. 305; S. 201, Abb. 397; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Luca Giordano<br />

1634-1705. Neapel/Wien, 2001, Kat. Nr. 44, 46, 57 und 59.<br />

„In seiner ersten Schaffensphase war Giordano sowohl als Maler<br />

wie auch als Zeichner zunächst sehr stark von seinem Lehrer<br />

Jusepe Ribera (um 1590-1652) beeinflußt. Nach seiner Reise<br />

nach Rom, Florenz und Venedig (1652) wirkte sich jedoch schon<br />

bald das bei dieser Gelegenheit intensiv betriebene Studium der<br />

Werke des Pietro da Cortonas (1596-1669), Tinzians (Tiziano<br />

Vecellio, 1477-1576) und Veroneses (Paolo Caliari, gen. Paolo<br />

Veronese, 1528-1588) auf seine Malerei aus. In Venedig erhielt<br />

er erste öffentliche Aufträge.<br />

Als er 1653 nach Neapel zurückkehrte, geriet er bald in den<br />

Bann des dort mittlerweile tätigen Mattia Preti (1613-1699),<br />

begann aber kurz darauf seinen persönlichen, reifen Barockstil<br />

zu entwickeln, der ihn in den folgenden Jahren weit über die<br />

Grenzen Neapels hinaus berühmt machen sollte. So führte er<br />

prominente Aufträge in Florenz für die Medici (1656), danach<br />

24


erneut in Venedig aus und malte nach seiner<br />

Rückkehr nach Neapel 1677/78 einen monumentalen,<br />

heute zerstörten Freskenzyklus in<br />

Montecassino. 1685 folgten Freskendekorationen<br />

im Palazzo Medici Riccardi in Florenz.<br />

12.<br />

Seine Karriere gipfelte 1692 in der Berufung<br />

durch König Carlos II. zum Hofmaler in Madrid,<br />

wo er bis 1702 blieb. Giordanos zur Legende<br />

gewordene unermüdliche Schaffenskraft<br />

hielt auch nach der Rückkehr nach Neapel bis<br />

zu seinem Tode an.<br />

Die Zahl seiner Schüler und Nachahmer ist<br />

groß, wodurch sich heute vielfach das oft nicht<br />

zu lösende Problem der Händescheidung stellt.<br />

Das trifft auch auf Giordanos umfangreiches<br />

zeichnerisches Oeuvre zu, das auch bei seinen<br />

eigenhändigen Werken beträchtliche Qualitätsschwankungen<br />

aufweist, zumal Giordano<br />

nach eigenem Bekunden dem Zeichnen einen<br />

untergeordneten Rang einräumte.<br />

In der Regel handelt es sich bei seinen Zeichnungen<br />

um flüchtig skizzierte Kompositionen,<br />

die vollständig im Hinblick auf künftige Gemälde<br />

konzipiert sind und somit einen relativ<br />

geringen zeichnerischen Eigenwert besitzen.“<br />

(Zit. aus: Neapolitanische Barockzeichnungen<br />

in der Graphischen Sammlung des Hessischen<br />

Landesmuseums Darmstadt. Bearb. von Jan<br />

Simane. Darmstadt, 1994, S. 76).<br />

25


13.<br />

LUDWIG EMIL GRIMM<br />

1790 Hanau – Kassel 1863<br />

Flußlandschaft mit einem Hügel, Bäumen und einem Turm im Hintergrund.<br />

Feder in Grauschwarz, auf Velin. 21:31,9 cm.<br />

Papier etwas vergilbt, in den seitlichen Rändern leicht knitterfaltig.<br />

Vergleichsliteratur: I. Koszinowski/V. Leuschner, Ludwig Emil<br />

Grimm. Zeichnungen und Gemälde. 2 Bde. Marburg, 1990,<br />

Bd. II, L 256, Abb. S. 163; S. 1, Bl. 1 (datiert „8t Juny .22.“) und<br />

S. 14, Bl. 5 (datiert „15. Jun. 1854“). An dieser Stelle heißt es:<br />

„Sicherlich kopiert Grimm hier eine Vorlage von Carl Friedrich<br />

von Rumohr (1785-1843), jenem Romantiker, der sich als Maler<br />

und Kunstschriftsteller einen Namen machte. Die Zeichnung<br />

trägt Grimms Handschrift, wenngleich sie Rumohrs Zeichenstil<br />

nachahmt. Grimm ist dem Baron Rumohr, der in Olevano<br />

ein Haus besaß, möglicherweise 1816 auf seiner Italienreise begegnet.“<br />

Der vor allem als Radierer tätige Grimm war 1804-1808 Schüler<br />

der Kasseler Kunstakademie bei Gottlieb Kobold (1769-1809),<br />

Andreas Range (1762-1828) und Ernst Friedrich Ferdinand<br />

Robert (1763-1843). Durch seine Brüder Jacob (1785-1863) und<br />

Wilhelm Grimm (1786-1859) wurde er mit Clemens Brentano<br />

(1778-1842) und Achim von Arnim (1781-1831) bekannt, mit<br />

denen er zusammenarbeitete. Wohl 1807 lernte Grimm Bettine<br />

Brentano (1785-1859) kennen, von der er mehrere Porträts<br />

anfertigte.<br />

Im November 1808 zog er nach Landshut zu Brentano und<br />

dessen Schwager Friedrich Carl von Savigny (1779-1861). Auf<br />

ihre Vermittlung hin ging er nach München und erlernte Kupferstechen<br />

bei Carl Ernst Christoph Heß (1755-1828). Zugleich<br />

studierte er an der Münchner Akademie unter Andreas Seidl<br />

(1760-1834). Unterbrechung des Studiums 1814 durch Teilnahme<br />

an den Freiheitskriegen.<br />

Mit Georg Brentano (1775-1851) reiste er im Frühjahr 1816 nach<br />

Italien, wo er zwei Monate blieb. 1817 kehrte er nach Kassel zurück.<br />

1824 reiste Grimm zum ersten Mal nach Willingshausen<br />

und wurde zum Mitbegründer der Willingshäuser Malerkolonie,<br />

eine der ersten Malerkolonien Deutschlands. 1832 wurde er an die<br />

Kasseler Kunstakademie als Lehrer berufen.<br />

26


27<br />

13.


14. LUDWIG EMIL GRIMM<br />

1790 Hanau – Kassel 1863<br />

Hügellandschaft mit lebendigem Wolkenhimmel in der Umgebung von Kassel.<br />

Aquarell, über Bleistift, auf cremefarbenem Velin, rechts oben datiert „8. April 1830.“. 10:12,8 cm.<br />

Verso Reste der alten Verklebung. Auf dem beigefügten alten Untersatz, von dem die Zeichnung abgelöst wurde,<br />

mit Widmung des Vorbesitzers: „Farbige Handzeichnung von L.E. Grimm. Aus der Umgegend von Cassel. 8. April 1830.<br />

Herrn Dr. Ad. Ohly z. frdl. Erinnerung an seinen dankbaren Prof. Dr., Cassel, 5. XI. 1921.“.<br />

Provenienz: Privatsammlung Kassel.<br />

Vergleichsliteratur: I. Koszinowski/V.<br />

Leuschner, Ludwig Emil Grimm.<br />

Zeichnungen und Gemälde. 2 Bde.<br />

Marburg, 1990, Bd. II, Seite 160, L<br />

236-247, Abb. S. 159 und 160. Die hier<br />

aufgeführten Aquarelle und Zeichnungen,<br />

die mit ganz geringen Abweichungen<br />

dasselbe Format haben wie<br />

unser Aquarell, sind zwischen dem 19.<br />

September 1829 und 29. Oktober 1829<br />

in der Umgebung von Kassel entstanden,<br />

als Grimm im September 1829<br />

von einer Reise nach Marburg und<br />

Goßfelden zurückkehrte. Vermutlich<br />

gehörten diese Zeichnungen ehemals<br />

zu einem Skizzenbuch. Das würde erklären,<br />

weshalb unser Aquarell, einige<br />

Monate später entstanden, dasselbe<br />

Format hat.<br />

28


LUDWIG EMIL GRIMM<br />

1790 Hanau – Kassel 1863<br />

15.<br />

Porträt der Tochter des Malers Ideke (Friedrike) Grimm<br />

(1833-1914); Kopf leicht nach links gewandt.<br />

Kohle und schwarze Kreide, mit weißer Kreide gehöht,<br />

auf dunkelbraunem Papier. 30,3:13,3 cm.<br />

Mit Lichtrand rundum.<br />

Provenienz: Privatsammlung Kassel.<br />

Vergleichsliteratur: I. Koszinowski/V. Leuschner, Ludwig Emil<br />

Grimm. Zeichnungen und Gemälde. 2 Bde. Marburg, 1990, Bd.<br />

I, P 388, Abb. S. 177; P 395, Abb. S. 181; P 398 a, Abb. S. 183.<br />

Das noch sehr kindlich wirkende Gesicht von „Ideke“ gibt zu<br />

der Vermutung Anlaß, daß Grimm seine Tochter hier im Alter<br />

von etwa 10-12 Jahren zeigt.<br />

29


16.<br />

JAKOB PHILIPP HACKERT<br />

1737 Prenzlau/Uckermark – San Piero di Careggio/Florenz 1807<br />

Flußlandschaft mit Gebäuden.<br />

Feder in Grau und Pinsel in Braun, mit brauner Feder umrandet, auf Bütten mit Wasserzeichen: J. Kool,<br />

rechts unten von fremder Hand bezeichnet „Fil: Hackert 1803.“, verso rechts oben mit Bleistift<br />

bezeichnet „F: Hackert“. 22,2:30,5 cm.<br />

Abgesehen von einer leichten Bräunung des Papiers von ungewöhnlich frischer Erhaltung.<br />

Provenienz: Privatbesitz Florenz.<br />

Gutachten: Die Eigenhändigkeit wird von Dr. Claudia Nordhoff-Tortici,<br />

Rom, bestätigt (Email vom 11.06.2013).<br />

Wegen stilistischer Merkmale nimmt sie als Entstehungszeit der<br />

Zeichnung die römischen Jahre zwischen 1770/80 an und führt<br />

weiter aus: „Die Provenienz aus Florenz spricht dafür, dass das<br />

Blatt aus seinem (Hackerts) Nachlass stammt, von dem ein Teil<br />

auf jeden Fall in Italien verblieben ist. Dementsprechend wäre<br />

es denkbar, dass der italienische Besitzer die Zeichnung ‚nachsigniert’<br />

hat, und ein seiner Meinung nach passendes Datum<br />

daraufgesetzt hat.“<br />

Wir danken Frau Dr. Nordhoff für Ihre Hilfe bei der Bearbeitung<br />

der Zeichnung.<br />

30


31<br />

16.


17.<br />

JAKOB PHILIPP HACKERT<br />

1737 Prenzlau/Uckermark – San Piero di Careggio/Florenz 1807<br />

Blick auf Schloß Näsby in der Nähe Stockholms.<br />

Feder in Grau, grau und braun laviert, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf Bütten mit<br />

Wasserzeichen: C & I Honig, links unten signiert und datiert „J:P: Hackert. f. 1764.“,<br />

alte Bezeichnung im Unterrand getilgt. 33,3:51,4 cm.<br />

Einriß im unteren Drittel des rechten Randes nahezu unsichtbar restauriert.<br />

Provenienz: Auktion Hotel Drouot, Paris, 4.03.1994; Berliner<br />

Privatsammlung; <strong>Galerie</strong> von Negelein, Kiel, 1995; Carola<br />

van Ham, Köln, Auktion 270, 21.11.2008, Nr. 374; Dorotheum,<br />

Wien, Auktion 18.04.2012, Nr. 811.<br />

Gutachten: Dr. Claudia Nordhoff-Tortici, Rom, vom 15.12.2012.<br />

Wie man bei Goethe nachlesen kann, unternahm Hackert im<br />

Jahr 1764 eine Reise nach Schweden: „Im Mai 1764 reiste Baron<br />

Olthoff nach Stockholm, wohin er Hackert mit sich nahm und<br />

bei Hofe bekannt machte. Der fleißige Künstler sammelte sich<br />

wieder eine Menge Studien,... verfertigte mehrere Zeichnungen<br />

für die Königin, und ging mit Aufträgen von Baron Olthoff im<br />

September wieder nach Stralsund zurück.“ (J.W. von Goethe,<br />

Werke. Sophien-Ausgabe. Weimar 1891, Band 46 (Winckelmann,<br />

Philipp Hackert), S. 118-119).<br />

In den Werkstätten seines Vaters Philipp Hackert hat Hackert<br />

bereits die Grundlagen für seine künstlerische Ausbildung erworben.<br />

1758 setzte er sein Studium an der Zeichenklasse der<br />

Königl. Akademie in Berlin fort, die von Blaise Nicolas Le Sueur<br />

(1714-1783) geleitet wurde. Hier trat er mit seinen ersten<br />

Landschaften mit Motiven aus dem Berliner Tiergarten hervor.<br />

1762 reiste er als Begleiter des schwedischen Regierungsrats<br />

Friedrich von Olthoff nach Stralsund, auf die Insel Rügen und<br />

nach Stockholm, wo er verschiedene Aufträge ausführte.<br />

1765 brach er zu einem mehrjährigen Aufenthalt nach Paris auf.<br />

Dort war er in der engeren Umgebung von Johann Georg Wille<br />

(1715-1808) tätig und es bestand auch ein näherer Kontakt zu<br />

dem Landschafts- und Marinemaler Joseph Vernet (1714-1789).<br />

Auf Studienreisen in die Normandie entstanden zahlreiche<br />

Skizzen.<br />

1768 ließ sich Hackert zusammen mit seinem Bruder Johann<br />

Gottlieb (1744-1773), mit dem er eng zusammenarbeitete, in<br />

Rom nieder. Hier gehörte er dem Kreis um Angelika Kauffmann<br />

(1741-1807) und dem Hofrat Johann Friedrich von Reiffenstein<br />

(1719-1793) an. Zu dieser Zeit war Hackert bereits zu<br />

einem international gefragten Künstler avanciert.<br />

1770 besuchte er zum ersten Mal Neapel. 1777 bereiste er mit<br />

Richard Payne Knight (1750-1824) und Charles Gore (1729-<br />

1807) Sizilien. Nach seiner Ernennung 1786 zum Hofmaler des<br />

Königs von Neapel, Ferdinand IV., verlegte er seinen Wohnsitz<br />

nach Neapel. Auch von hier aus widmete er sich auf regelmäßi-<br />

32


17.<br />

gen Studienreisen bzw. Wanderungen dem Landschaftsstudium.<br />

Auf seiner italienischen Reise lernte Goethe 1787 Hackert<br />

in Neapel kennen und ließ sich von dem von ihm geschätzten<br />

Künstler im Zeichnen unterrichten. Als auch in Neapel revolutionäre<br />

Unruhen ausbrachen und die Franzosen in das Königreich<br />

einmarschierten, floh Hackert nach Oberitalien und<br />

verbrachte weiterhin tätig seine letzten Lebensjahre in der Toskana.<br />

33


18.<br />

CHRISTIAN GOTTLOB HAMMER<br />

1779 – Dresden – 1864<br />

Elbelandschaft mit Schloß Tetschen.<br />

Sepiapinsel über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf gelblichem Velin, unten mittig signiert<br />

„CGHammer del Dresde“, verso signiert, bezeichnet und datiert „CG Hammer del Dresden 1809“. 23,3:33,4 cm.<br />

Rest einer alten Tesafilmspur links oben, Knickfalte in der rechten unteren Ecke sorgfältig restauriert.<br />

Charakteristische und frühe Arbeit Hammers.<br />

Provenienz: Süddeutsche Privatsammlung.<br />

Vergleichsliteratur: M. Gröning/M. L. Sternath, Die deutschen<br />

und Schweizer Zeichnungen des späten 18. Jahrhunderts.<br />

Beschreibender <strong>Katalog</strong> der Handzeichnungen in der Graphischen<br />

Sammlung Albertina. Wien 1997, Nr. 186 ff. mit Abb.<br />

Seit 1794 war Hammer Schüler der Dresdener Akademie, seit<br />

1798 insbesondere des Landschaftsstechers Johann Philipp Veit<br />

(1768-1837). 1816 wurde er Mitglied, 1829 außerordentlicher<br />

Professor der Dresdener Akademie.<br />

Seine zahlreichen Landschaftszeichnungen, die er als gelernter<br />

Kupferstecher zum Teil auch in kolorierten Umrißradierungen<br />

reproduzierte, stellen hauptsächlich Ansichten aus Dresden<br />

und Umgebung, aus Nordböhmen, Schlesien und dem Spreewald<br />

dar. Goethe interessierte sich sehr für Hammers Arbeiten<br />

und besuchte sogar 1810 seine Werkstatt in Dresden.<br />

Zahlreiche Zeichnungen von ihm, in Bleistift, Sepia, Aquarell<br />

oder Deckfarben, aus den Jahren 1799-1855 bewahren die<br />

Sammlungen in Dresden, Berlin und Weimar u. a. O. auf.<br />

34


35<br />

18.


19.<br />

GUSTAV FRIEDRICH HETSCH<br />

1788 Stuttgart – Kopenhagen 1864<br />

Eingangshalle mit Treppen, Brunnen, Wasserspeiern und Nischenfiguren.<br />

Bleistift, braun laviert, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf Bütten,<br />

rechts unten signiert und datiert „Hetsch. 1820.“. 15:20,7 cm.<br />

Der Sohn des bedeutenden Stuttgarter klassizistischen Malers<br />

Philipp Friedrich Hetsch (1758-1838) studierte anfangs Mathematik<br />

in Tübingen, wandte sich dann aber der Architektur zu.<br />

1808 ging er mit seinem Vater nach Paris, um sich weiterzubilden<br />

und war als Bauleiter an der Restaurierung von Ste. Geneviève<br />

(Pantheon) tätig.<br />

1812 kehrte er nach Stuttgart zurück. Da der Krieg Bautätigkeiten<br />

verhinderte, ging er nach Italien. In Rom lernte er den<br />

dänischen Architekten Peder Malling (1781-1865) kennen, dem<br />

er sich anschloß. Durch ihn lernte er den Künstlerkreis um Bertel<br />

Thorvaldsen (1770-1844) und Christoffer Wilhelm Eckersberg<br />

(1783-1853) kennen. Mit Malling kam er im Oktober 1815<br />

nach Dänemark und wurde dort Lehrer an der neu errichteten<br />

Ornamentschule für Architekten. Zu Christian Frederik Hansen<br />

(1756-1845), dem bedeutendsten dänischen Architekten der<br />

Zeit, entwickelte sich eine enge Beziehung.<br />

1820 wurde Hetsch Mitglied der Akademie und erhielt 1822 die<br />

Professur für Perspektive. 1828-1857 war er Leiter der Kgl. Porzellanmanufaktur<br />

und darüber hinaus an verschiedenen anderen<br />

Projekten beteiligt.<br />

Seit 1829 war er außerordentlicher, seit 1835 ordentlicher Professor<br />

für Architektur, 1844-1857 war er auch Direktor der<br />

technischen Schule. Hetschs bedeutendste Bauwerke in Kopenhagen<br />

sind: die Synagoge in der Krystalgade (1833) und die Kathol.<br />

Kirche in der Bredgade (1842).<br />

„Hetsch wurde nie ein Architekt von Bedeutung, aber er gewann<br />

als Vertreter des Empirestils und als eifriger Befürworter<br />

des Anschlusses der Kunst an das Handwerk einen durchgreifenden<br />

Einfluß auf den Geschmack der Zeit.“ (Zit. aus: Thieme/<br />

Becker Bd. XVI, S. 599).<br />

36


37<br />

19.


20.<br />

FRIEDRICH JAKOB HILL<br />

1758 – Darmstadt – 1846<br />

Bildnis der Landgräfin Luise Karoline Henriette von Hessen-Darmstadt (1761 Darmstadt – Auerbach 1829)<br />

in weißer Robe und mit gepuderten Haaren an einen Gedenkstein gelehnt.<br />

Gouache, auf Pergament, auf Hartfaserplatte aufgezogen. 16,9:13,5 cm.<br />

Die Dargestellte war die Tochter des Prinzen Georg Wilhelm<br />

von Hessen-Darmstadt (1722-1782) aus dessen Ehe mit Luise<br />

(1729-1818), Tochter des Grafen Christian Carl Reinhard von<br />

Leiningen-Dagsburg, und seit 1777 mit dem damaligen Erbprinzen<br />

Ludwig von Hessen-Darmstadt (1753-1830) verheiratet,<br />

der seit 1790 als Landgraf Ludwig X. in Hessen-Darmstadt regierte<br />

und seit 1806 als Ludwig I. erster Großherzog von Hessen<br />

und bei Rhein.<br />

Sie gehörte 1770 zum Gefolge von Marie Antoinette (1755-<br />

1793), als diese zu ihrer Vermählung nach Frankreich reiste und<br />

sie stand mit der Königin bis 1792 in Briefwechsel. Sie wurde<br />

als gebildet und liebenswürdig beschrieben, in ihrem Salon verkehrten<br />

Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.<br />

Der Bildnis- und Miniaturmaler war Freund und Lehrer der<br />

Prinzen Friedrich und Christian, der Söhne des Landgrafen<br />

Ludwig I. von Hessen. 1799 wurde er Hofmaler, 1823 Hofrat.<br />

Von seiner Hand stammen zahlreiche Aquarelle und Elfenbeinminiaturen<br />

mit Bildnissen von Mitgliedern des Darmstädter<br />

Hofes.<br />

38


39<br />

20.


21.<br />

JOHANN JAKOB HOCH<br />

1750 – Mainz – 1829<br />

Die heilige Elisabeth von Thüringen speist die Armen.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Bütten mit Wasserzeichen: C & I Honig, verso unten datiert<br />

und signiert „23 December 1777 J. Jacob Hoch fecit“. 26,7:18,7 cm.<br />

Wohl Entwurf für ein Altarblatt.<br />

Provenienz: <strong>Galerie</strong> Dr. Michael Grünwald, München; Münchner<br />

Privatbesitz.<br />

Vergleichsliteratur: M. Hoch-Gimber, Die Mainzer Malerfamilie<br />

Hoch. Leben und Werk im Wandel der Zeit – ausgehend<br />

vom Barock bis hin zur Romantik. Mainz, Univ., Diss., 2008.<br />

Frankfurt a.M., Peter Lang, 2010, Abb. 262 „Geburt Christi“,<br />

datiert 24. Dezember 1771.<br />

Johann Jakob Hoch wurde wie sein Bruder Georg Friedrich<br />

(1751-1812) von dem Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl von<br />

Erthal 1778 zur Ausbildung nach Wien geschickt. 1783 ging er<br />

von Wien nach Paris, 1788 kehrte er nach Mainz zurück.<br />

Er schuf akribisch ausgeführte Kabinettstücke in Öl und<br />

Gouache, Zeichnungen und Miniaturen zu folgenden Themen:<br />

Porträts, Blumenstillleben, Historien- und Genreszenen, Ansichten<br />

von Mainz und Umgebung.<br />

40


41<br />

21.


22.<br />

zugeschrieben<br />

FRIEDRICH HOFFSTADT<br />

1802 Mannheim – Aschaffenburg 1846<br />

Junger Mandolinenspieler in altdeutscher Tracht auf den Zinnen einer Burg, im Hintergrund<br />

die Ansicht einer Ortschaft mit Klosterkirche am Fuße eines Mittelgebirges mit mehreren Burgen.<br />

Feder und Pinsel in Grau, grau laviert, mit mehreren grauen Tuschlinien umrandet, auf Velin, links unten<br />

mit einem Wappen mit Grafenkrone und Rad als Signatur, sowie „Invent et Del:“. 26,5:21,7 cm.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Mit Stift und Feder.<br />

Zeichnungen vom Klassizismus bis zum Jugendstil. Freiburg,<br />

Augustinermuseum 2013, S. 64/65, Nr. 20 mit Farbtafel.<br />

Weil sein Vater früh verstorben war, wuchs Hoffstadt ab 1815<br />

bei seinem Onkel, dem Minister Gg.F. von Zentner (1752-1835)<br />

in München auf. Nach dem Abitur begann er 1820 das Studium<br />

der Rechtswissenschaften an den Universitäten in Erlangen,<br />

Landshut und München. Mit seinen Freunden zusammen<br />

gründete er in München die „Gesellschaft für deutsche Altertumskunde<br />

zu den drei Schilden“. Als Jurist war Hoffstadt in<br />

Frankfurt am Main, Memmingen und München tätig.<br />

Sein größtes Interesse galt jedoch der Kunst der Gotik, die er als<br />

Gegenprogramm zum Klassizismus propagierte. Er war auch<br />

auf verschiedenen Feldern wie Zeichnung und Illustration tätig,<br />

außerdem als Schriftsteller und bedeutender Kunstsammler.<br />

Seine eifrigste künstlerische Tätigkeit fällt in die Jahre 1833-<br />

42 als er in Frankfurt am Main als Stadtgerichtsrat angestellt<br />

war und 1837 die Tochter des Frankfurter Malers und Inspektors<br />

am Städelschen Kunstinstitut Karl Friedrich Wendelstadt<br />

(1786-1840) heiratete.<br />

Das Wappen, das wahrscheinlich erst um die Wende vom 18.<br />

zum 19. Jahrhundert entstanden ist (freundl. Auskunft von Dr.<br />

R .E. Sutter, Pro Heraldica, Stuttgart), konnte bisher leider nicht<br />

identifiziert werden. Das Rad im Wappenschild könnte ein<br />

Hinweis auf Mainz und seine Umgebung sein. Das „Mainzer<br />

Rad“ ist in zahlreichen Wappen zu finden.<br />

42


43<br />

22.


23.<br />

FRANZ II KNEBEL<br />

1810 La Sarraz/Kanton Waadt – Rom 1877<br />

Römisches Mausoleum Villa Gordiani, auch „Tor de’ Schiavi“,<br />

an der Via Prenestina gelegen, heute Park Villa Gordiani in Rom.<br />

Aquarell, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf cremefarbenem Velin,<br />

rechts unten signiert und datiert „F. Knebel fec 1836“. 14,1:20,7 cm.<br />

Abgesehen von kleinen sorgfältigen Restaurierungen wunderbar frisch erhalten.<br />

Franz II Knebel, verwandt mit Franz I Knebel (1789-1822) und<br />

Franz Kaisermann (1765-1833), kam bereits als dreizehnjähriger<br />

Knabe zu seinem Onkel nach Rom und wurde von Kaisermann<br />

ausgebildet und auch adoptiert und sie lebten gemeinsam<br />

in einer Wohnung an dem Piazza di Spagna. Kaisermann<br />

brachte dem jungen Künstler zwar sehr viel bei, unterband aber<br />

eine eigenständige künstlerische Entwicklung. Deshalb trennten<br />

sich beide 1829 im Streit und Knebel nahm sich in der Via<br />

Lucina 26 in Rom eine eigene Wohnung.<br />

Im April 1835 stellte er in seinem Atelier an der Piazza di<br />

Spagna 31, wohin er mit seiner Familie nach dem Tode Kaisermanns<br />

gezogen war, Zeichnungen Bartolomeo Pinellis (1781-<br />

1835) und Kaisermanns aus.<br />

Mit eigenen Arbeiten beschickte er Kunstausstellungen in<br />

Mailand (1844), Brüssel (1851) und in Rom (1856, 1858, 1865).<br />

Studienreisen führten ihn nach Olevano und mehrmals nach<br />

Neapel.<br />

44


45<br />

23.


24.<br />

CHRISTOPH HEINRICH KNIEP<br />

1755 Hildesheim – Neapel 1825<br />

Ideallandschaft mit Diana und Endymion.<br />

Feder in Schwarzbraun, braun laviert, über Bleistiftskizze, mit schwarzer Tuschlinie umrandet<br />

sowie mit grün aquarelliertem Rand, auf Bütten, rechts unten signiert, bezeichnet und datiert<br />

„C. Kniep. inv. et deli/Napoli 1797“. Darstellungsgröße 61:86,8 cm, Blattgröße 66:92 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Ernst Friedrich Herbert Graf zu Münster-Derneburg.<br />

Literatur: N. Strube, Ästhetische Lebenskultur nach klassischen<br />

Mustern. Der Hannoversche Staatsminister Ernst Friedrich<br />

Herbert Graf zu Münster im Lichte seiner Kunstinteressen.<br />

Hannover 1992 (= Diss. Hildesheim 1989), S. 127-135, Abb. 57;<br />

Ausst. <strong>Katalog</strong>: Gg. Striehl, Christoph Heinrich Kniep – Zeichner<br />

an Goethes Seite. Hildesheim, Roemer-Museum, 1992,<br />

Farbabb. 57; Gg. Striehl, Der Zeichner Christoph Heinrich<br />

Kniep (1755-1825), Landschaftsauffassung und Antikenrezeption.<br />

Hildesheim, 1998, S. 170/171, Nr. 590, Abb. 214, Farbtafel 7.<br />

Die Zeichnung fertigte Kniep für Ernst Friedrich Herbert Graf<br />

zu Münster an, der sich auf seiner zweiten Italienreise 1794-<br />

1798 u.a. von Juni 1796 bis April 1798 in Neapel aufhielt.<br />

In einem Brief vom 12. Mai 1797 richtete der Graf an Johann<br />

Christian Reinhart (1761-1847) die Bitte, ihm ein Pendant zu<br />

Knieps Zeichnung anzufertigen. Das gewünschte Motiv, sollte<br />

es tatsächlich ausgeführt worden sein, ist heute in Reinharts<br />

Werk nicht nachweisbar (vgl. Striehl, S. 170/171).<br />

„Ein im Zusammenhang mit Hildesheim besonders wertvolles<br />

Blatt ist die ‚Große Landschaft von Kniep in Italien, Endymion<br />

auf dem Berge Latmos, den Diana besucht, darstellend‘ (Bezeichnung<br />

laut gräflichem Inventarverzeichnis). Graf Münster<br />

hatte die Zeichnung in Neapel bei Kniep mit genauen Vorgaben<br />

zu Thema und Figurenstaffage in Auftrag gegeben. Die Vorstellung<br />

eines arkadischen Landschaftsgartens, die Graf Münster<br />

mit dieser Zeichnung nach Derneburg brachte, floß in die Gestaltung<br />

der dort von ihm angelegten Landschaftsanlage ein.<br />

Die Sepiazeichnung ist eine der gelungensten poetischen Landschaften<br />

Knieps. Ihre Beschreibung und wissenschaftliche Erschließung<br />

ist Nicolaus Strube zu verdanken.“ (Zitat aus: Op.<br />

cit. Hildesheim, 1992).<br />

Künstlerisch geschult hat sich Kniep bei dem Bildhauer und<br />

Maler Johann Friedrich Blasius Ziesenis (1715-1785) und dem<br />

Porträtmaler Johann Georg Ziesenis (1716-1777) in Hannover.<br />

Er lebte anschließend als Porträtzeichner in Hamburg und<br />

verkehrte hier u.a. mit Friedrich Gottlieb Klopstock, Matthias<br />

Claudius, Johann Heinrich Voß und Jens Juel (1745-1802). Danach<br />

war er in Kassel, Lübeck und Berlin tätig, wo ihm 1781<br />

die Protektion des Fürstbischofs von Ermland zuteil wurde. Der<br />

Bischof, dem Kniep zuerst nach Heilsberg folgte, versah ihn mit<br />

einem Reisestipendium nach Italien, ließ ihn aber dort auf sich<br />

allein gestellt. In Rom suchte Kniep sein Auskommen durch<br />

das Zeichnen von Veduten und das Kopieren klassischer Kunstwerke.<br />

Um 1782/83 siedelte er nach Neapel über, wo er seitdem<br />

lebte. Jakob Philipp Hackert (1737-1807) unterstützte ihn bei<br />

den Bemühungen, seine Vedutenkunst zu kultivieren. Johann<br />

46


24.<br />

Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829) vermittelte ihn 1787<br />

als Reisebegleiter und Zeichner an Goethe, der ihn nach Sizilien<br />

mitnahm und ihm später von Weimar aus wiederholt Aufträge<br />

verschaffte. Nicht zuletzt ist der Großteil von Knieps 1787-1799<br />

entstandenen, bildhaft ausgeführten Landschaftszeichnungen<br />

diesen Aufträgen zu verdanken, die in ihrer Verbindung von<br />

Strenge, Sauberkeit und idealer Überhöhung eigenständig wirken.<br />

47


25.<br />

WILHELM VON KOBELL<br />

1766 Mannheim – München 1855<br />

Torturm und Stadthäuser hinter Buschwerk und Bäumen, möglicherweise in der Pfalz.<br />

Bleistift, grau laviert, auf kräftigem Bütten, rechts unten Sammlervermerk mit Bleistift „Schminck“. 36,4:44,5 cm.<br />

Oben und links beschnitten, vertikale Knickfalte in der linken Bildhälfte geglättet.<br />

Provenienz: Aus dem Nachlaß des Künstlers; Sammlung Luise<br />

Storm, Frankfurt a.M.; Sammlung Rechtsanwalt Herbert<br />

Schminck, Frankfurt a.M., verst. 1988.<br />

Literatur: S. Wichmann, Wilhelm von Kobell. Monographie<br />

und kritisches Werkverzeichnis der Werke. München 1970, Nr.<br />

159 (hier abweichende Größenangabe: 38,5:49,3 cm).<br />

Wichmann datiert die Zeichnung „um 1791“. Zusammen mit<br />

seinem Vater Ferdinand Kobell (1740-1799) folgte Wilhelm in<br />

diesem Jahr einer Einladung von Herzog Karl II. August von<br />

Pfalz-Zweibrücken und sie besuchten dessen <strong>Galerie</strong> auf Schloß<br />

Karlsberg bei Homburg/Saar. Das Bildmotiv könnte also in dieser<br />

Gegend zu finden sein.<br />

Wilhelm von Kobell war zunächst Schüler der Mannheimer<br />

Zeichnungsakademie. 1792 von Kurfürst Karl Theodor zum<br />

Hofmaler ernannt, übersiedelte er 1793 nach München, wo er<br />

– von wenigen Auslandsaufenthalten abgesehen (Wien 1809,<br />

Paris 1810) – bis zu seinem Tod ansässig blieb. 1814 erfolgte die<br />

Berufung zum Professor für Landschaftsmalerei an die Münchener<br />

Akademie. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt<br />

(1826) wurde die Stelle auf Betreiben des designierten Direktors<br />

Peter von Cornelius (1783-1867) nicht mehr besetzt, da dieser<br />

„einen Lehrstuhl für Genre- und Landschaftsmalerei... für<br />

überflüssig“ hielt (zitiert nach: Alfred Kuhn, Peter Cornelius<br />

und die geistigen Strömungen seiner Zeit, Berlin, 1921, S. 160).<br />

1817 wurde dem Künstler der persönliche, 1833 der erbliche<br />

Adelstitel verliehen.<br />

48


49<br />

25.


26.<br />

WILHELM VON KÜGELGEN<br />

1802 St. Petersburg – Ballenstedt 1867<br />

Benno von Kügelgen, geb. am 18.04. 1837, im Alter von drei Jahren; Halbfigur en face.<br />

Bleistift, weiß gehöht, auf gelblichem Velin, verso bezeichnet und datiert „Benno Kügelgen 1840“. 19,5:14,5 cm.<br />

Am linken Rand ungleich geschnitten.<br />

Benno von Kügelgen, Enkelsohn von Gerhard von Kügelgen<br />

(1772-1820) wurde als 5. von 6 Kindern des Malers und seiner<br />

Ehefrau Julie, geb. Krummacher, 1837 geboren.<br />

Wilhelm von Kügelgen hat seine 6 Kinder in ihren Kinderjahren<br />

immer wieder gezeichnet.<br />

Vergleichsliteratur: W. von Kügelgen, Lebenserinnerungen des<br />

Alten Mannes in Briefen an seinen Bruder Gerhard 1840-1867.<br />

Leipzig, 1923, Abb. zwischen S. 128 und 129.<br />

Wilhelm von Kügelgen war der Sohn von Gerhard von Kügelgen<br />

(1772-1820). Seit 1805 in Dresden, lebte er 1817-1818 in Bernburg<br />

bei seinem späteren Schwiegervater F.A. Krummacher. Im<br />

Spätsommer ging er an die Dresdener Akademie zunächst als<br />

Schüler seines Vaters und nach dessen Ermordung 1820 zu Ferdinand<br />

Hartmann (1774-1842). Nach Abschluß des Studiums,<br />

unterbrochen 1822-1823 durch einen Aufenthalt in Estland bei<br />

seinen Verwandten mütterlicherseits, ging er im Herbst 1825<br />

nach Rom, wo er mit seinem früheren Hauslehrer Carl August<br />

Senff (1785-1863) und mit Bertel Thorvaldsen (1770-1844) in<br />

der Casa Buti wohnte und die Lebensfreundschaft mit Adrian<br />

Ludwig Richter (1803-1884) und Carl Georg Peschel (1798-<br />

1879) begründet wurde. Krankheit und die Verlobung mit Julie<br />

Krummacher veranlaßten ihn, Rom im Mai 1826 zu verlassen.<br />

Er kehrte über Florenz und Venedig in die Heimat zurück. Nach<br />

einem vergeblichen Versuch als Porträtmaler in St. Peterburg<br />

Fuß zu fassen, kehrte er schon 1829 wieder nach Dresden zurück.<br />

1830 siedelte er nach Schloß Hermsdorf bei Dresden über,<br />

das einem Freund gehörte. 1833 wurde er als Hofmaler nach<br />

Ballenstedt berufen, wo er, unterbrochen von wenigen Reisen,<br />

bis 1853 dieses Amt innehatte. Bis 1863 betreute er als Kammerherr<br />

aufopfernd den geisteskranken Herzog. Danach war er<br />

schriftstellerisch tätig. Seine letzten Lebensjahre waren durch<br />

familiäre Schicksalsschläge und eigene Krankheit geprägt.<br />

Kügelgen veröffentlichte 1870 sein Buch „Jugenderinnerungen<br />

eines alten Mannes“, das sich großer Beliebtheit erfreute.<br />

50


51<br />

26.


27.<br />

LOUIS FÉLIX de LARUE d.J.<br />

1730 Versailles – Paris 1777<br />

Spielende Putten. 2 Zeichnungen.<br />

Feder in Schwarz, grau laviert, über Rötel, mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf Bütten, beide signiert und<br />

datiert „L. F. Delarue 1758“. Je ca. 17,5:23,4 cm. – Ein Blatt mit winzigen Fehlstellen in den oberen Ecken.<br />

Provenienz: Sammlung Alfred Beurdeley, Paris, Lugt 421.<br />

52


27.<br />

Der Bildhauer, Zeichner und Kupferstecher de Larue war<br />

Schüler von Lambert-Sigisbert Adam (1700-1759) und erhielt<br />

1749 den zweiten und 1750 den ersten Preis, den Grand Prix<br />

de Sculpture, 1752/54 war er Élève protégé und 1754/55 Pensionär<br />

der Académie de France in Rom. Von seinen zahlreichen<br />

bildnerischen Arbeiten, die von Claude Michel, gen. Clodion<br />

(1738-1814) beeinflußt sind (Bacchantenzüge, Kindergruppen,<br />

Amoretten etc.), deren Modelle teilweise von der Manufaktur<br />

Sèvres in Terrakotta bzw. Porzellanmasse ausgeführt wurden,<br />

ist besonders auf ein Marmorrelief mit Girlanden tragenden<br />

Amoretten im Musée des Arts décorative in Paris hinzuweisen.<br />

Er hinterließ auch viele Zeichnungen, die in den Sammlungen<br />

von Alençon, Besançon, Chicago, Compiègne, Darmstadt, Dijon,<br />

Florenz, London, Mailand, Montpellier, München, Paris,<br />

Perpignan, Poitiers und Rennes aufbewahrt werden. Es handelt<br />

sich dabei meist um Ideenskizzen und Entwürfe, aber – wie im<br />

vorliegenden Fall – immer wieder auch um bildmäßig ausgeführte,<br />

eigenständige Zeichnungen.<br />

53


28.<br />

FERDINAND le FEUBURE (LE FEUBURE)<br />

1815 – München – 1898<br />

Ansicht des Palais de Caxias bei Lissabon.<br />

Aquarell, über Bleistift, mit Goldbronze umrandet, auf cremefarbenem festem Velin, rechts unten<br />

signiert und datiert „Ferd. le Feubure 1850“. 16,5:23,3 cm. Auf Albumblatt montiert.<br />

Literatur: <strong>Katalog</strong>: Aus einem Album um 1840. Aquarelle aus<br />

der Zeit König Ludwig I. <strong>Galerie</strong> Biedermann, München, 1981,<br />

Nr. 2 mit Abb.<br />

Das Palais de Caxias, das außerhalb von Lissabon liegt, war<br />

ursprünglich der Wohnsitz des Zweitgeborenen des portugiesischen<br />

Königshauses. Zur Zeit von Kaiser Dom Pedro I. von<br />

Brasilien gehörte es zu den Sommerresidenzen.<br />

Ferdinand Le Feubure war ein Sohn des J.B. Le Feubure,<br />

kgl. General-Zoll-Administrations-Rechnungskommissars aus<br />

München. Sein älterer Bruder Karl Friedrich Le Feubure (1805-<br />

1885) war Maler und Porzellanaufseher der kgl. Porzellanmanufaktur<br />

München. 1823 besuchte Ferdinand Le Feubure die<br />

Akademie in München als Schüler von Heinrich Maria von<br />

Hess (1798-1863).<br />

Anschließend war er als Porzellanmaler an der Kgl. Porzellanmanufaktur<br />

tätig und bemalte in der Folge Tafelservice für König<br />

Ludwig I., für den Kronprinzen Maximilian, für Prinz Luitpold,<br />

ein Service als Geschenk für den Vice-König von Ägypten<br />

und für König Ludwig II. Noch im Alter von 83 Jahren arbeitete<br />

er für Kaiser Franz Joseph von Österreich.<br />

Mit der Abdankung König Ludwig I. 1848 war die kgl. Porzellanmanufaktur<br />

eingestellt worden und Ferdinand Le Feubure<br />

war freischaffend tätig. Es ist bekannt, daß zwischen ihm und<br />

der Familie des Herzogs von Leuchtenberg in München eine<br />

enge Verbindung bestand. Eine der Töchter des Herzogs Eugène<br />

von Leuchtenberg lebte als verwitwete Kaiserin Amélie<br />

von Brasilien mit ihrer Tochter Marie Amélie in Portugal und<br />

wird den Künstler wohl nach Portugal mitgenommen haben.<br />

54


55<br />

28.


29.<br />

FERDINAND le FEUBURE (LE FEUBURE)<br />

1815 – München – 1898<br />

Santa Martha in Lissabon.<br />

Aquarell, über Bleistift, mit Goldbronze umrandet, auf cremefarbenem festem Velin, rechts unten<br />

signiert und datiert „Ferd. le Feubure 1850“. 19:29,9 cm. Auf Albumblatt montiert.<br />

Literatur: <strong>Katalog</strong>: Aus einem Album um 1840. Aquarelle aus<br />

der Zeit König Ludwig I. <strong>Galerie</strong> Biedermann, München, 1981,<br />

Nr. 5 mit Abb.<br />

Links sieht man das Palais des Herzogs von Redondo. Auffallend<br />

ist die für Portugal untypische Form des Kirchturmes.<br />

Sie erinnert an die Zwiebeltürme Süddeutschlands.<br />

56


57<br />

29.


30.<br />

CONRAD MARTIN METZ<br />

1749 Bonn – Rom 1827<br />

Hylas und die Nymphen.<br />

Feder und Pinsel in Braun, mit reicher Deckweißhöhung, über Bleistift, auf bräunlichem Velin,<br />

rechts unten signiert „C. M. Metz Roma 1813“, verso mit brauner Feder nummeriert<br />

„No 3“ zweite Nummerierung durchgestrichen. 41,3:54,2 cm.<br />

Mit leichtem Lichtrand rundum, einige winzige Läsuren sorgfältig restauriert, Knickfalte<br />

in der linken unteren Ecke geglättet und recto nahezu unsichtbar.<br />

Provenienz: Lucien Goldschmidt, New York.<br />

Beide Zeichnungen gehörten wohl ehemals zu einer größeren<br />

Serie. Dafür sprechen die Nummerierungen verso.<br />

Der Sohn des Malers Johann Martin Metz (1717-1789) war<br />

Schüler seines Vaters und reiste vermutlich 1772 mit diesem<br />

und seiner Schwester Gertrudis (Kupferstecherin, 1746-1793<br />

in London nachweisbar) nach London. Bereits 1772 trat er in<br />

die Schule der Royal Academy of Arts ein und war Schüler von<br />

Francesco Bartolozzi (1727-1815) in London, wo er drei heute<br />

seltene Stichwerke (Imitations of Drawings by Parmegiano etc.,<br />

1790; Schediasmata ex Archetypis Pol. Caravagiensis ect., 1791;<br />

Imitations of Drawings etc., 1798) veröffentlichte. Seit 1801 war<br />

er in Rom ansässig und stach dort – als sein wichtigstes Werk<br />

– Michelangelos Jüngstes Gericht in der Sixtina, das Goethe im<br />

Oktober 1819 für seine Sammlung erworben hat. Durch ausdrückliche<br />

Erwähnung in seinem Tagebuch zollte er diesen<br />

Kupferstichen besondere Aufmerksamkeit.<br />

In seinen Zeichnungen schildert Metz meist Themen aus der<br />

klassischen Mythologie. Beispiele daraus befinden sich u.a.<br />

im Britischen Museum, London, weitere im Wallraf-Richartz-<br />

Museum, Köln und im Landesmuseum, Bonn.<br />

Auf dem Auktionsmarkt wurden in den zurückliegenden Jahren<br />

mehrere vergleichbare Zeichnungen, in Sepia mit starken<br />

Weißhöhungen ausgeführt, angeboten: „Peneus Savi“ (Live<br />

Auction John Nicolson, Washington, 16.04.2005), „Der Tod des<br />

Hylas“ (Sotheby’s, New York, 25.01.2006), „Venus und Adonis“<br />

sowie „Merkur und Pan mit Nymphen“ (Dorotheum, Wien,<br />

4.11.2010).<br />

Hylas ist eine Figur der griechischen Mythologie. Er war der<br />

jugendliche und sehr schöne Freund des Herakles, den er beständig<br />

begleitete. Hylas blieb als Waffenträger bei Herakles,<br />

als dieser sich den Argonauten anschloss. Gemeinsam suchten<br />

sie nach dem Goldenen Vlies. Die Wege von Hylas und Herakles<br />

trennten sich in Kleinasien, an der Küste von Mysien: Beim<br />

Wasserholen zogen Nymphen Hylas in ihren Quellteich. Herakles<br />

suchte lange und erfolglos nach ihm. Weil die Argonauten<br />

nicht warten wollten, zogen sie ohne Herakles weiter. In einer<br />

anderen Version dieses Mythos verlässt Herakles die Argonauten,<br />

um nach Hylas zu suchen. In späteren Zeiten suchten die<br />

Mysier einmal jährlich nach Hylas. (Quelle: Wikipedia).<br />

58


59<br />

30.


31. CONRAD MARTIN METZ<br />

1749 Bonn – Rom 1827<br />

Odysseus mit seinen Gefährten am Ufer der Insel der Sirenen.<br />

Feder und Pinsel in Braun, mit reicher Deckweißhöhung, über Bleistift, auf hellbraunem Velin,<br />

rechts unten signiert, bezeichnet und datiert „C. Metz Roma 1813“, verso mit brauner Feder nummeriert<br />

„No 6“, zweite Nummerierung durchgestrichen. 41,5:53,2 cm.<br />

Mit leichtem Lichtrand rundum, wenige winzige Läsuren sorgfältig restauriert,<br />

einige Papierbräunungen nur verso sichtbar.<br />

Provenienz: Lucien Goldschmidt, New York.<br />

Beide Zeichnungen gehörten wohl ehemals zu einer größeren<br />

Serie. Dafür sprechen die Nummerierungen verso.<br />

Der Sohn des Malers Johann Martin Metz (1717-1789) war<br />

Schüler seines Vaters und reiste vermutlich 1772 mit diesem<br />

und seiner Schwester Gertrudis (Kupferstecherin, 1746-1793 in<br />

London nachweisbar) nach London. Bereits 1772 trat er in die<br />

Schule der Royal Academy of Arts ein und war Schüler bei von<br />

Francesco Bartolozzi (1727-1815) in London, wo er drei heute<br />

seltene Stichwerke (Imitations of Drawings by Parmegiano etc.,<br />

1790; Schediasmata ex Archetypis Pol. Caravagiensis ect., 1791;<br />

Imitations of Drawings etc., 1798) veröffentlichte. Seit 1801 war<br />

er in Rom ansässig und stach dort – als sein wichtigstes Werk<br />

– Michelangelos Jüngstes Gericht in der Sixtina, das Goethe im<br />

Oktober 1819 für seine Sammlung erworben hat. Durch ausdrückliche<br />

Erwähnung in seinem Tagebuch zollte er diesen<br />

Kupfersstichen besondere Aufmerksamkeit.<br />

In seinen Zeichnungen schildert Metz meist Themen aus der<br />

klassischen Mythologie. Beispiele daraus befinden sich u.a.<br />

im Britischen Museum, London, weitere im Wallraf-Richartz-<br />

Museum, Köln und im Landesmuseum, Bonn.<br />

Auf dem Auktionsmarkt wurden in den zurückliegenden Jahren<br />

mehrere vergleichbare Zeichnungen, in Sepia mit starken<br />

Weißhöhungen ausgeführt, angeboten: „Peneus Savi“ (Live<br />

Auction John Nicolson, Washington, 16.04.2005), „Der Tod des<br />

Hylas“ (Sotheby’s, New York, 25.01.2006), „Venus und Adonis“<br />

sowie „Merkur und Pan mit Nymphen“ (Dorotheum, Wien,<br />

4.11.2010).<br />

Die Zeichnung schildert eine Szene aus Homers Epos „Odyssee“:<br />

Als die Argonauten in die Nähe der Sirenen-Insel kamen,<br />

konnte Orpheus ihren Gesang mit seiner Leier übertönen. Fast<br />

die gesamte Mannschaft kam so heil aus dem Abenteuer heraus.<br />

Nur Butes hörte dennoch ihre betörenden Stimmen, sprang<br />

vom Schiff und schwamm auf die Insel zu, wurde aber gerade<br />

noch rechtzeitig von Aphrodite gerettet, die ihn von den Wellen<br />

nach Lilybaion auf Sizilien tragen ließ. (Homer, Odyssee, 12,<br />

39ff.).<br />

60


61<br />

31.


32.<br />

VICTOR PAUL MOHN<br />

1842 Meißen – Berlin 1911<br />

Baumgruppe.<br />

Feder in Grau und Bleistift, auf cremefarbenem Velin, verso bezeichnet „Victor Paul Mohn 42“. 22,8:28,7 cm.<br />

Mit Reißnagellöchlein in den Ecken sowie in der Mitte des Ober- und Unterrandes.<br />

Von allen Schülern Ludwig Richters war Mohn mit seinem Lehrer<br />

am meisten verbunden und nähert sich diesem stilistisch<br />

stark an, was in der hier vorliegenden feinen Baumstudie deutlich<br />

wird.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Ludwig Richter und sein<br />

Kreis. Ausstellung zum 100. Todestag im Albertinum zu Dresden<br />

1984. Nr. 821, Abb. S. 233.<br />

Mohn studierte seit 1860 an der Dresdner Akademie, von 1861-<br />

1866 war er Schüler Adrian Ludwig Richters (1803-1884). 1866<br />

besuchte er gemeinsam mit seinem Studienfreund Albert Venus<br />

(1842-1871) Rom, wo sie mit einem weiteren ehemaligen Studienkollegen,<br />

Carl Wilhelm Müller (1839-1904), zusammentrafen<br />

und die Campagna durchstreiften. Weitere Aufenthalte in Italien<br />

folgten in den nächsten Jahren.<br />

Zusammen mit Venus begleitete er Richter im Sommer 1868 auf<br />

einer Reise durch Böhmen. Seit 1869 übernahm er nach dem<br />

Vorschlag Richters, dessen Tätigkeit durch ein Augen- und<br />

Nervenleiden stark beeinträchtigt war, die Stellvertretung von<br />

dessen Landschafterklasse, 1876 trat er die Nachfolge an.<br />

1874 wurde Mohn Professor an der Dresdener Akademie, zog<br />

dann 1883 nach Berlin, wo er insbesondere mit Aufträgen für<br />

Wandmalereien beschäftigt war. 1897 veröffentlichte er seine<br />

erste Biographie über seinen Lehrer Richter. 1905 wurde er Professor<br />

der Königlichen Kunstschule in Berlin.<br />

62


63<br />

32.


33.<br />

FRIEDRICH WILHELM MORITZ<br />

1793 im Kanton St. Gallen – Neuchâtel 1855<br />

Motiv aus Rom mit zwei Pifferari vor einem Andachtsbild.<br />

Aquarell auf cremefarbenem Velin, aufgezogen, links unten in einem Stein der Mauer signiert und datiert<br />

„F.W. Moritz 1832.“, verso alte Preisangabe „3 Louisdor“. 29,5:24,5 cm. – Mit winzigen Randbeschädigungen.<br />

Vergleichsliteratur: H. Geller, Ernste Künstler fröhliche Menschen.<br />

München 1947, Abb. 17 und 18; H. Geller, I Pifferari. Musizierende<br />

Hirten in Rom. Leipzig, 1954.<br />

Literatur: Lt. Thieme-Becker (Bd. XXV, S. 158) stammt Moritz<br />

aus Herborn in Hessen, was jedoch nicht belegt ist. Lt. Brun,<br />

Schweizerisches Künstler-Lexikon (Frauenfeld, 1908, Bd. II,<br />

S. 427) hat der Künstler einige Zeit im Hause seines Onkels<br />

Gabriel Ludwig Lory (1763-1840) in Bern gelebt und in dessen<br />

Verlag gearbeitet. Dann verbrachte er einige Jahre in Italien.<br />

Nach seiner Rückkehr, 1831, war er bis 1850 Zeichenlehrer an<br />

einem Gymnasium für Mädchen. 1842-1855 zeigte er zahlreiche<br />

Aquarelle auf Ausstellungen der „Société des Amis des Arts de<br />

Neuchâtel“.<br />

Er zählt heute zu den geschätzten Aquarellmalern der Schweizer<br />

Schule in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.<br />

Pifferari, Hirten aus dem Volskergebirge und den Abruzzen,<br />

welche in der Adventszeit ehedem nach Rom kamen, um hier<br />

vor den Marienbildern an den Straßenecken mit ihrer wunderlichen<br />

Schalmei (piffero), mit Dudelsack (zampogna) und<br />

monotonem Gesang täglich dreimal zu musizieren. Ihre Lieder<br />

und Weisen sind uralt; nach jedem Vers folgt ein Adagio,<br />

an dessen Schluß der Piffero mit schrillem Triller einfällt. Die<br />

Pifferari gewöhnlich ein Alter mit Kragenmantel, Spitzhut und<br />

dem Dudelsack und ein schwarzlockiger, in ein Fell gehüllter<br />

Junge mit der Schalmei, beide Sandalen tragend, gehörten zu<br />

den malerischsten Gestalten Roms; in neuester Zeit wurde der<br />

alte Brauch polizeilich unterdrückt. (Zitat: Goethezeitportal).<br />

64


65<br />

33.


34.<br />

GEORG EMANUEL OPIZ<br />

1775 Prag – Leipzig 1841<br />

Jahrmarktszene in einer deutschen Stadt, mit einem Kaufrufer, Verkaufsständen und viel Volk.<br />

Aquarell, Feder und Pinsel in Grau, mit dünner schwarzer Tuschlinie umrandet, auf Velin mit<br />

Wasserzeichen: J Whatman Turkey Mill 1821; innerhalb der Darstellung datiert „1822“. 22,4:37,1 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Bernhard, Stuttgart.<br />

Nach erstem Unterricht in seiner Geburtsstadt bei dem Zeichner<br />

und Graphiker Franz Karl Wolf (1764-1836) und einem<br />

kurzen Jurastudium begann der Maler, Zeichner, Radierer und<br />

Kupferstecher Georg Emmanuel Opiz um 1793 eine Ausbildung<br />

bei Giovanni Battista Casanova (1730-1795) an der Dresdener<br />

Kunstakademie.<br />

1798 ist eine Reise nach Karlsbad zu belegen, wo er Porträts für<br />

vermögende Kurgäste schuf. 1799/1800 weilte er in Hamburg<br />

und Bremen. 1802-1803 schloß sich ein Aufenthalt in Wien an,<br />

wo er insbesondere seine Vorliebe für Darstellungen charakteristischer<br />

Szenen aus dem Volksleben ausbildete.<br />

1805 ließ er sich in Leipzig nieder. 1814 reiste er nach Paris,<br />

dann nach Heidelberg. Um 1817 kehrte er wieder nach Leipzig<br />

zurück. Wohl auf die Bekanntschaft mit Katharina von Württemberg<br />

sind seine Aufenthalte in Rußland 1820/1830 zurückzuführen,<br />

und möglicherweise auch ein Türkei-Aufenthalt.<br />

1820 ließ er sich endgültig in Leipzig nieder, wo er als Professor<br />

an der Akademie lehrte. In seinen letzten Lebensjahren arbeitete<br />

Opiz auch unter dem Pseudonym „Bohemus“ und widmete<br />

sich dem Schreiben von Aufsätzen und Erzählungen und veröffentlichte<br />

um 1830 zwei historische Romane.<br />

66


67<br />

34.


35.<br />

CARL GOTTLIEB PESCHEL<br />

1798 – Dresden – 1879<br />

Kopf einer jungen Frau mit Tuch und niedergeschlagenen Augen.<br />

Bleistift und Rötel, mit reicher Deckweißhöhung, auf bräunlichem Velin mit<br />

Fragment eines Wasserzeichens. 23,1:14,7 cm. – Mit leichtem Lichtrand.<br />

Provenienz: Sammlung Carl Heumann, Chemnitz, Lugt 555b,<br />

Lugt Suppl. 2841a.<br />

Die ganz auf den Kopf konzentrierte Darstellung mit den zart<br />

eingesetzten Lichtakzenten gibt Peschels Beherrschung zeichnerischer<br />

Mittel überzeugend wieder. Vermutlich handelt es<br />

sich um eine Figurenstudie für ein religiöses Motiv.<br />

Peschel studierte an der Dresdner Akademie 1811 bei Christian<br />

August Lindner (1772-1832) und 1815/25 bei Traugott Leberecht<br />

Pochmann (1762-1830). 1825/26 unternahm er eine Reise<br />

nach Rom, die zu enger Freundschaft mit Julius Schnorr von<br />

Carolsfeld (1794-1872) und Ludwig Richter (1803-1884) führte.<br />

Dort schloß er sich eng den Nazarenern, dem Kreis um Johann<br />

Friedrich Overbeck (1789-1869) an.<br />

Nach seiner Rückkehr nach Dresden gab er zunächst Zeichenunterricht<br />

und beschäftigte sich mit der Dosenmalerei. 1837<br />

wurde er Lehrer an der Dresdner Kunstakademie, 1846 Professor,<br />

1859 Mitglied der Akademie des Rates. Das auch nach seinem<br />

Italienaufenthalt fortgesetzte freundschaftliche Verhältnis<br />

zu Richter führte zu gemeinsamen Studienreisen. So reisten die<br />

beiden Künstlerfreunde 1841 und 1848 mit Ernst Ferdinand<br />

Oehme (1797-1855) nach Böhmen, 1857/1859 unternahmen sie<br />

eine Reise an den Bodensee, 1859 in die Schweiz und ins Rheintal,<br />

1862 wieder nach Böhmen.<br />

Werke besitzt u.a. das Kupferstichkabinett Dresden, das Graphische<br />

Kabinett Leipzig, die National <strong>Galerie</strong> Berlin.<br />

Vor seinem Rom-Aufenthalt meist Bildnisse und mythologische<br />

Darstellungen malend, wandte Peschel sich anschließend,<br />

außer Künstlerbildnissen, zunehmend biblisch-historischen<br />

Figurenbildern zu. Als Mitglied des Kreises um Overbeck entwickelte<br />

Peschel die charakteristische Handschrift der Nazarener<br />

mit der Betonung der Kontur, die Vorrang vor der Farbe<br />

hat. Auch die bei den Nazarenern anzutreffende Konzentration<br />

der Lichtführung, hier durch reiche Deckweißhöhungen gekennzeichnet,<br />

kam bei Peschel zum Einsatz, und nicht zuletzt<br />

ein weiteres Kennzeichen der nazarenischen Porträtkunst, der<br />

ernste und verinnerlichte Gesichtsausdruck.<br />

68


69<br />

35.


36.<br />

FRIEDRICH PRELLER d.Ä.<br />

1804 Eisenach – Weimar 1878<br />

Hügellandschaft mit Bäumen, Wiese und Weg.<br />

Aquarell über Feder in Grau, um 1870, auf cremefarbenem Karton. 21,8:39,3 cm.<br />

Ein stilistisch und farblich sehr verwandtes Blatt zeigt eine<br />

Landschaft bei Salzburg und ist mit „29 Aug. 72.“ datiert. (Im<br />

Besitz der <strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong>).<br />

Bereits im Alter von erst 10 Jahren begann Friedrich Preller,<br />

dessen Talent von seinen Eltern gefördert wurde, mit Studien<br />

an der Weimarer Zeichenschule. 1818 setzte er bei dessen<br />

Direktor, dem Maler und Kunstschriftsteller Heinrich Meyer<br />

(1760-1832), einem engen Freund und Mitarbeiter Goethes, seine<br />

Malstudien fort. 1821 – er hatte sich Geld durch Kolorieren<br />

von Stichen für Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) verdient –<br />

ging er nach Dresden.<br />

Hier begann er mit dem Kopieren von Altmeistergemälden aus<br />

der Dresdener <strong>Galerie</strong>. Erste Fahrten mit anderen Kunststudenten<br />

zum Studium der Natur in die nähere Umgebung Dresdens<br />

folgten.<br />

Durch Goethes Vermittlung – Preller war inzwischen dessen<br />

Schützling geworden – lernte er auch Carl Gustav Carus (1789-<br />

1869) kennen, der ihn künstlerisch anleitete. Goethe selbst beauftragte<br />

Preller nach dessen erstem Dresden-Aufenthalt, für<br />

seine naturwissenschaftlichen Untersuchungen Reinzeichnungen<br />

von Wolkenstudien anzufertigen.<br />

Mit finanzieller Unterstützung des Großherzogs Karl August<br />

konnte Preller nach Antwerpen reisen, wo er 1824-1826 an der<br />

Akademie bei Mattheus Ignatius van Bree (1773-1839) seine<br />

Studien fortsetzte. Kurz nach seiner Rückkehr ermöglichte ihm<br />

jetzt ein Jahresstipendium des Großherzogs 1826-1828 einen<br />

Aufenthalt in Mailand, wo er an der Akademie bei Cattaneo<br />

studierte.<br />

1828-1831 hielt Preller sich in Rom auf und wurde maßgebend<br />

von Joseph Anton Koch (1768-1839), mit dem er Ausflüge in<br />

die nähere Umgebung der Stadt unternahm, beeinflußt; daneben<br />

hatten die Landschaftsmaler Claude Lorrain (1600-1682),<br />

Nicolas Poussin (1594-1665) und Gaspard Dughet (1613-175)<br />

Vorbildcharakter; die Freundschaft mit Bonaventura Genelli<br />

(1798-1868) brachte darüber hinaus Anregungen für seinen<br />

Figurenstil.<br />

Von Rom aus besuchte Preller Olevano und Neapel. Auch war<br />

er rege am deutsch-römischen Kunstleben beteiligt, so war er<br />

Gründungsmitglied des römischen Kunstvereins sowie General<br />

der Ponte-Molle-Gesellschaft.<br />

Nach seiner Rückkehr nach Weimar wurde Preller 1832 erst<br />

Lehrer an der Zeichenschule, 1844 erfolgte die Ernennung zum<br />

Professor und Hofmaler. 1837 unternahm er, zunächst aus gesundheitlichen<br />

Gründen, eine erste Reise nach Rügen; 1839,<br />

1847 und zuletzt 1872 folgten weitere. Prellers Nordlandbegeisterung<br />

führte ihn 1840 zudem nach Norwegen.<br />

70


36.<br />

Sein Ruf als bedeutender Maler melancholischer nordischer<br />

Landschaften und wilder Seestücke wurde dadurch noch ausgebaut.<br />

Ein zweiter, fast eineinhalbjähriger Aufenthalt in Italien<br />

folgte 1859-1861. Vor Ort wollte er Studien für seinen zweiten<br />

berühmten Zyklus der Odyssee-Wandbilder anfertigen,<br />

ein Auftrag des Großherzogs. 1868 wurde Preller schließlich<br />

Direktor der Weimarer Zeichenschule.<br />

71


37.<br />

zugeschrieben<br />

JOSEPH REBELL<br />

1787 Wien – Dresden 1828<br />

Blick auf Neapel mit Blick nach Capri, rechts oben Castel Sant’Elmo; mit Figurenstaffage im Vordergrund.<br />

Feder in Schwarz, über Bleistift, auf cremefarbenem Velin, aufgezogen. 31,5:48,7 cm.<br />

Das untere Drittel der Zeichnung sowie ca. 2 cm des rechten Randes wurden von Rebell korrigiert<br />

und mit dem neuen Entwurf überklebt, horizontale Mittelfalte geglättet, insgesamt etwas vergilbt.<br />

Vorstudie für ein Gemälde. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang<br />

mit dem Auftrag für J. Murat 13 Ansichten von Neapel<br />

zu malen (s.u.).<br />

An der Wiener Akademie studierte Rebell zunächst Architektur<br />

bei Louis Joseph Montoyer (um 1749-1811), wechselte dann<br />

aber zur Landschaftsmalerei. Michael Wutky (1739-1823), der<br />

„alte Italienfahrer“, wurde sein Lehrer. Bei ihm lernte er das<br />

„Effektstück“, etwa Nachtbilder oder Vesuvausbrüche, kennen.<br />

1809 ging Rebell in die Schweiz, von da nach Mailand und<br />

anschließend 1810 nach Oberitalien. Hier bewegte er sich im<br />

Gefolge um E. Beauharnais. Auf dessen Empfehlung malte er<br />

für J. Murat in Neapel 13 Ansichten von Neapel (1813-1815), die<br />

für Caroline Murat bestimmt waren. Er war auch erfolgreich<br />

mit Marinen, wandte sich dann aber doch nach Rom und lebte<br />

dort im Kreis der österreichischen Künstler bis 1824. Bei einem<br />

Besuch 1819 in Rom wurde Österreichs Kaiser Franz I. auf<br />

Rebell aufmerksam und berief ihn zum Direktor der kaiserlichen<br />

Gemäldegalerie nach Wien.<br />

1826 wurde er akademischer Rat und hatte mit seinen lichterfüllten,<br />

leuchtenden Arbeiten einen bedeutenden Einfluß auf<br />

die Entwicklung der Wiener Landschaftsmalerei (vgl. Ausst.<br />

<strong>Katalog</strong>: Das Jahrhundert des Wiener Aquarells 1780 - 1880.<br />

Wien, Albertina, Wien 1973, S. 14).<br />

72


73<br />

37.


38.<br />

JOSEPH REBELL<br />

1787 Wien – Dresden 1828<br />

Heroische Landschaft mit Baumgruppen, Tempeln und Figuren.<br />

Feder in Schwarz, grau laviert, über Bleistift, mit schwarzer Tuschlinie umrandet,<br />

rechts unten signiert und datiert „Js. Rebell 1809.“. 37,2:50,6 cm.<br />

Mit Bleistiftquadrierung in großem Maßstab.<br />

Entwurfszeichnung zu dem Gemälde „Classical Wooded Landscape<br />

with Temple and Figures in Ancient Dress“ von 1809<br />

(113:157,2 cm), das im Januar 2008 von einer <strong>Galerie</strong> in New York<br />

an ein Museum verkauft wurde.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Drawn to the spot. Preceptions<br />

and Views in Old Master and Modern Drawings from<br />

the Muscarelle Museum of Art and the Herman Foundation<br />

Collections. Williamsburg, 1994, Nr. 16 mit Abb.<br />

Rebell orientiert sich in dieser Zeichnung am Landschaftsstil<br />

Claude Lorrains (eigentl. Claude Gellée, 1600-1682). Er richtete<br />

sich damit nach dem Zeitgeschmack des 18. Jahrhunderts.<br />

Die vorliegende Landschaftsidylle enthält alle Stilelemente, die<br />

für diese Bildgattung verbindlich sind: die komponierte Landschaft<br />

mit den seitlich rahmenden Kulissen (hier Bäume), die<br />

klassisch-ausgewogene Komposition, das erfundene Architekturmotiv,<br />

das auf antike Tempel anspielt und das in der für<br />

ein solches Capriccio typischen Weise in die ideale Landschaft<br />

integriert ist. Auch die Figurenstaffage erinnert an Claude<br />

Lorrain.<br />

An der Wiener Akademie studierte Rebell zunächst Architektur<br />

bei L.J. Montoyer (um 1749-1811), wechselte dann aber zur<br />

Landschaftsmalerei. M. Wutky (1739-1823), der „alte Italienfahrer“,<br />

wurde sein Lehrer. Bei ihm lernte er das „Effektstück“,<br />

etwa Nachtbilder oder Vesuvausbrüche, kennen.<br />

1809 ging Rebell in die Schweiz, von da nach Mailand und<br />

anschließend 1810 nach Oberitalien. Hier bewegte er sich im<br />

Gefolge um E. Beauharnais. Auf dessen Empfehlung malte er<br />

für J. Murat in Neapel 13 Ansichten von Neapel (1813-1815), die<br />

für Caroline Murat bestimmt waren. Er war auch erfolgreich<br />

mit Marinen, wandte sich dann aber doch nach Rom und lebte<br />

dort im Kreis der österreichischen Künstler bis 1824. Bei einem<br />

Besuch 1819 in Rom wurde Österreichs Kaiser Franz I. auf<br />

Rebell aufmerksam und berief ihn zum Direktor der kaiserlichen<br />

Gemäldegalerie nach Wien.<br />

1826 wurde er akademischer Rat und hatte mit seinen lichterfüllten,<br />

leuchtenden Arbeiten einen bedeutenden Einfluß auf<br />

die Entwicklung der Wiener Landschaftsmalerei (vgl. Ausst.<br />

<strong>Katalog</strong>: Das Jahrhundert des Wiener Aquarells 1780 - 1880.<br />

Wien, Albertina, Wien 1973, S. 14).<br />

74


75<br />

38.


39. MORITZ RETZSCH<br />

1779 – Dresden – 1857<br />

„Der Mutterliebe zarte Sorgen bewachen seinen goldnen Morgen“.<br />

„Der Mann muß hinaus ins feindliche Leben...“. – „Sie lehret die Mädchen und wehret die Knaben“.<br />

3 Blatt Federzeichnungen in Braun, mit brauner Feder umrandet,<br />

auf cremefarbenem Zeichenkarton. 16,6:23,1 cm; 17,5:23 cm sowie 16,4:22,3 cm.<br />

76


Seitengleiche Vorzeichnungen zu Tafeln 8, 23 und<br />

24 (von 43) für: Umrisse zu Schillers Lied von der<br />

Glocke. Stuttgart/Tübingen, J.G. Cotta, 1833.<br />

39.<br />

Ein als Album gebundenes Exemplar der kompletten<br />

Folge mit Text liegt bei.<br />

Literatur: Nagler 7; Andresen/Heller 4; Rümann<br />

1844.<br />

Retzsch besuchte seit 1798 die Dresdener Akademie,<br />

seit 1816 war er dort Mitglied und seit 1824<br />

Professor. Er arbeitete in Dresden vor allem als<br />

Zeichner und Radierer, aber auch als Geschichtsund<br />

Bildnismaler.<br />

Die Dichtungen S. Gessners (1730-1788) und<br />

F. de la Motte Fouqués (um 1775-1831) führten<br />

Retzsch seit 1806 allmählich vom Klassizismus<br />

zur Romantik hinüber, der er sein ganzes Leben<br />

treu blieb. Berühmt wurde er mit Zeichnungen<br />

zu Werken der Weltliteratur, wie den Dramen<br />

Shakespeares, Schillers Gedichten, Bürgers Balladen<br />

und vor allem zu Goethes Faust.<br />

Die Winzerei wurde eine besondere Leidenschaft<br />

von Moritz Retzsch, da seine Ehefrau zur Hochzeit<br />

einen Weinberg mit in die Ehe brachte. 1813<br />

ließ er das nach ihm benannte Retzschgut in der<br />

Oberlößnitz erweitern, 1828 übersiedelte er von<br />

Dresden nach Oberlößnitz. Als Winzer war er<br />

Ehrenmitglied der Sächsischen Weinbaugesellschaft.<br />

1848 zog sich Retzsch ganz auf sein Weingut<br />

zurück.<br />

77


40.<br />

WILHELM SCHEUCHZER<br />

1803 Hausen am Albis – München 1866<br />

Das Jägerhäuschen bei Wildbad Kreuth.<br />

Aquarell, über Bleistift, auf Velin, links unten signiert und datiert „W. Scheuchzer del. 1832.“,<br />

auf dem Wegweiser bezeichnet „Weg ins Salzachthal“. 24:30,2 cm.<br />

Verso mit Widmung eines Vorbesitzers: „Das Jägerhäuschen zwischen Eger u. Bad Kreuth.<br />

S. K. Hoheit dem Prinzen Carl v Bayern gehörend. Nach dem Ableben S.K.H. erhielt ich<br />

dieses Bildchen von den Töchtern des Prinzen zum Andenken. December 1875“.<br />

Vertikale Mittelfalte geglättet, Einriß links hinterlegt, etwas gebräunt.<br />

Nach einer Ausbildung und Tätigkeit in Zürich und Karlsruhe<br />

ging Scheuchzer 1830 nach München. Im bayerischen Königshaus<br />

fand er Förderer und Auftraggeber. 1836 schuf er Wandgemälde<br />

für Kronprinz Max im Schloß Herrenchiemsee. In der<br />

bedeutenden Aquarellsammlung der bayerischen Prinzessin<br />

Elisabeth und nachmaligen Königin von Preußen ist er mit<br />

zahlreichen Arbeiten vertreten.<br />

Scheuchzer war ein begnadeter Aquarellmaler. Seine idealisierten<br />

Landschaften aus der Schweiz und Süddeutschland sind<br />

stilistisch der Romantik zuzuordnen.<br />

Wie seine Aquarelle überhaupt, zeichnet sich auch die vorliegende<br />

in lichten Aquarelltönen ausgeführte Landschaftsvedute<br />

durch große Genauigkeit in der Zeichnung aus.<br />

78


79<br />

40.


41.<br />

RUDOLF KARL ALEXANDER „SASCHA“ SCHNEIDER<br />

1870 St. Petersburg – Swinemünde 1927<br />

Götz von Berlichingen traut seine Schwester Maria mit Adelbert von Weislingen.<br />

Bleistift, auf cremefarbenem Velin, auf Untersatz montiert, verso Nachlaßstempel. 44:28,5 cm.<br />

Sascha Schneider, der Sohn eines Verlegers und Druckers,<br />

wuchs in Sankt Petersburg und Zürich auf. Nach seines Vaters<br />

Tod siedelte die Familie nach Dresden über, wo er sich 1889 in<br />

die Kunstakademie einschrieb. Er war schon früh sehr erfolgreich<br />

und wurde 1904 zum Professor an der Großherzoglichsächsischen<br />

Kunstschule in Weimar ernannt.<br />

Die Kunstschule war bekannt für ihre progressiven Tendenzen,<br />

sich von der strikten akademischen Art abwendend, unterstützte<br />

sie die durch die Schule von Barbizon bekannte Pleinairmalerei.<br />

Schneider hatte zu dieser Zeit eine Beziehung mit dem Maler<br />

Hellmuth Jahn, der ihn mit dieser Beziehung zu erpressen<br />

begann. Daraufhin floh Schneider nach Italien, wo Homosexualität<br />

zu dieser Zeit nicht so forsch verfolgt wurde.<br />

Nach seiner Reise durch den Kaukasus lebte er in Florenz bevor<br />

er 1914 nach Dresden zurückkehrte. Dort gründete er das sogenannte<br />

Kraft-Kunst-Institut, welches als frühes Body-Building-<br />

Studio gesehen werden kann. Hier fand Schneider die Modelle<br />

für seine Kunst. Die neue Weimarer Republik war in Hinblick<br />

auf Sexualität toleranter zu nennen als das alte Kaiserreich.<br />

Noch 1912 wurde die Skulptur Die badenden Jünglinge, welche<br />

Schneider für das Museum der bildenden Künste in Leipzig<br />

entwarf, mit der Begründung abgelehnt, daß diese zu „Aufreizung<br />

zur widernatürlichen Unzucht“ auffordere.<br />

Schneider wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt durch seine<br />

Umschlaggestaltung der Karl May Bücher, die von Friedrich<br />

Ernst Fehsenfeld in Freiburg publiziert wurden. Schneider traf<br />

May 1903 und es war des Schriftstellers Wunsch, Schneiders<br />

Entwürfe zu verwenden, ungeachtet der Tatsache, daß Schneider<br />

ihm seine Homosexualität offenbarte. Die Einbände waren<br />

oftmals von symbolischer Natur und unterstrichen somit die<br />

spirituellen Aspekte in Mays Texten.<br />

Nach Mays Tod 1912 und der Gründung des Karl-May-Verlages<br />

1913 in Radebeul, tauschte Fehsenfeld unverzüglich Schneiders<br />

Entwürfe gegen andere aus. Er glaubte, und das war wahrscheinlich<br />

nicht falsch, daß die breite Öffentlichkeit Mays Bücher<br />

hauptsächlich als Abenteuerromane ansahen. Karl May als<br />

Autor von Jugendbüchern blieb das 20. Jahrhundert hindurch<br />

sehr populär in Deutschland.<br />

Karl Mays Werk wurde unlängst einer bedeutenden Neubeurteilung<br />

unterzogen, initiiert von den Schriftstellern Arno<br />

Schmidt und Hans Wohlschläger. In gleicher Art wurde Sascha<br />

Schneiders Werk neu bewertet und als ein wichtiger Vertreter<br />

des Deutschen Symbolismus anerkannt.<br />

Anläßlich der Wiedereröffnung des renovierten Albertinum<br />

in Dresden in 2010 beschrieb Dieter Bartezko die prominent<br />

präsentierte Skulptur Der Gürtelbinder als „ein den Kuroi der<br />

griechischen Archaik nachgebildeter, überschlanker Halbwüchsiger,<br />

der zwischen getarntem Lustobjekt und antiprüder<br />

Rebellion changiert“; Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Juni<br />

2010.<br />

80


Unsere Zeichnung stellt eine Szene des ersten<br />

Aktes von Goethes Drama Götz von Berlichingen<br />

von 1773 dar. (Eine mit Schneiders Entwürfen<br />

illustrierte Ausgabe des Schauspiels scheint<br />

es nicht zu geben; 1898 publizierte Dunkmann<br />

in Hannover den ersten Teil von Goethes Faust,<br />

illustriert nach Zeichnungen von Sascha Schneider.)<br />

41.<br />

Die Szenerie ist versetzt in die Zeit der Bauernkriege<br />

im frühen sechzehnten Jahrhundert.<br />

Ritter Götz liegt in Fehde mit dem Bischof von<br />

Bamberg und nimmt Ritter Adelbert gefangen,<br />

ein Freund aus Jugendtagen, der aber jetzt dem<br />

Bischof dient. Adelbert wechselt die Allianz; um<br />

dieses Bündnis zu besiegeln verlobt Götz seine<br />

Schwester mit ihm.<br />

Bei diesem Blatt, entstanden um 1900, lehnt<br />

sich Schneider an die feinen Bleistiftzeichnungen<br />

der Deutschen Romantik und der Kunst der<br />

Nazarener des frühen 19.Jahrhunderts an. Diese<br />

Künstler eiferten der unvergleichlichen Könnerschaft<br />

der Zeichner der Dürerzeit nach, der Zeit,<br />

in der Goethes Drama spielt. Die Zeichnung ist<br />

demzufolge als eine Hommage an diese Hochzeit<br />

der Deutschen Kunst zu sehen und dies in<br />

mehrerlei Hinsicht: in seinem Inhalt zu Goethes<br />

Sturm und Drang Drama und in seiner Ausführung<br />

angelehnt an die Deutsche Romantik. Das<br />

Ergebnis ist diese virtuose Zeichnung, die von<br />

hohem zeichnerischen Können zeugt. (Vgl. C. G.<br />

Boerner, Düsseldorf, Neue Lagerliste 131 (2013),<br />

Nr. 31).<br />

81


42.<br />

JULIUS SCHNORR VON CAROLSFELD<br />

1794 Leipzig – Dresden 1872<br />

Die Auferweckung des Sohnes der Witwe (Altes Testament, Buch der Könige I, Kapitel 17, Vers 21 ff.).<br />

Feder in Braun, über Bleistift, auf Velin, innerhalb der Darstellung monogrammiert und datiert<br />

„JSC.(ligiert) d. 3. Dec. 1825.“, am Unterrand bezeichnet „Das Buch von den Königen Cap. 17. V. 21.“. 21,3:25,9 cm.<br />

Kleine beriebene Stelle rechts unten, einige schwache Flecken, die aber nur verso sichtbar sind.<br />

Provenienz: Sammlung A. O. Meyer, Hamburg, Lugt 1994;<br />

Auktion C. G. Boerner, Leipzig, 16.-18.03.1914; Sammlung Hella<br />

Robels, Köln.<br />

Es handelt sich um die Vorzeichnung zu Blatt 115 der zwischen<br />

1852 und 1860 im Verlag G. Wigand, Leipzig, erschienenen<br />

„Bibel in Bildern“, für die der Künstler 240 Vorzeichnungen für<br />

die in Holzschnitt ausgeführten Bilder lieferte.<br />

Literatur: A. Schal, Geschichte der Bilderbibel von Julius<br />

Schnorr von Carolsfeld. Phil. Diss., Leipzig 1936; <strong>Katalog</strong>: Julius<br />

Schnorr von Carolsfeld – Zeichnungen. München/New York<br />

1994, S. 133 ff.<br />

Julius Schnorr von Carolsfeld ist der Sohn des Malers Hans Veit<br />

Schnorr von Carolsfeld (1764-1841), des Direktors der Leipziger<br />

Kunstakademie, bei dem er zuerst lernte, und Bruder des Ludwig<br />

Ferdinand (1788-1853). Seit 1811 studierte er an der Wiener Akademie<br />

bei Heinrich Füger (1751-1818), orientierte sich aber schon<br />

hier mehr an Ferdinand Olivier (1785-1841) und Joseph Anton<br />

Koch (1768-1839), wodurch er in den Wiener Romantikerkreis um<br />

Friedrich Schlegel (1767-1845) gelangte.<br />

Nachdem er 1817 Mitglied des Lukasbundes geworden war,<br />

reiste er nach Italien. Hier schloß er sich den Nazarenern, besonders<br />

Johann Friedrich Overbeck (1789-1869) und Peter Cornelius<br />

(1783-1867), an und war an der Ausmalung des Casino<br />

Massimo beteiligt. Nach seiner Berufung an die Münchener<br />

Akademie durch König Ludwig I. brach er 1827 in die bayerische<br />

Hauptstadt auf. In München hatte er den Auftrag, die<br />

Residenz mit Fresken auszugestalten: der Nibelungenzyklus<br />

(1827-1867) und Szenen aus der Geschichte Karls des Großen,<br />

Friedrich Barbarossas und Rudolfs von Habsburg. 1846 wurde<br />

er Direktor der Dresdener Gemäldegalerie und Professor der<br />

Dresdener Kunstakademie.<br />

82


83<br />

42.


43.<br />

FRANZ STASSEN<br />

1869 Hanau – Berlin 1949<br />

Triptychon: Frauenakt mit zur Sonne erhobenen Armen (links), Christus und<br />

Maria Magdalena (Mitte), Amor und Psyche (rechts).<br />

Feder in Schwarz, auf cremefarbenem festem Zeichenpapier. 27,3:41,7 cm.<br />

Auf dem zentralen Bild mit brauner Feder von fremder Hand bezeichnet „M.K.“<br />

Das Motiv „Amor und Psyche“ ist ohne Frage ein Zitat des<br />

berühmten gleichnamigen Gemäldes von Adolphe William<br />

Bouguereau (1825-1905), das 1889 entstanden ist. Der Frauenakt<br />

links geht wohl zurück auf Max Klingers (1857-1920) Radierung<br />

„Die Schönheit (Aphrodite)“, Blatt 31 aus der 1894 entstandenen<br />

Folge „Brahmsphantasie“, so ist wohl davon auszugehen, daß<br />

unsere Zeichnung 1894 entstanden ist.<br />

Vergleichsliteratur: R. Günther, Der Symbolismus in Sachsen<br />

1870-1920. Freital, Städtische Sammlungen o.J., S. 18 mit Abb.;<br />

Ausst. <strong>Katalog</strong>: Eine Liebe. Max Klinger und die Folgen. Leipzig/Hamburg<br />

2007, Abb. 43.<br />

Franz Stassen besuchte von 1886-1892 die Berliner Hochschule<br />

für Bildende Künste und ließ sich danach zunächst in Hanau<br />

nieder. Nach einiger Zeit kehrte er jedoch nach Berlin zurück.<br />

Anfangs naturalistisch orientiert, wandte sich Stassen dem Jugendstil<br />

zu. Er orientierte sich an Sascha Schneider (1870-1927),<br />

Fidus (d.i. Hugo Höppener, 1868-1948), Koloman Moser (1868-<br />

1918) und Gustav Klimt (1862-1918). Bis 1908 war er als Maler<br />

und Illustrator tätig.<br />

1908 suchte Stassen Kontakt zu dem Bayreuther Wagner-Kreis<br />

und wurde ein enges Mitglied des Kreises um Siegfried Wagner.<br />

Er schuf Illustrations-Mappen zu Wagners Werken, z. B. zu<br />

„Das Rheingold“ sowie zu „Der Ring des Nibelungen“. Mit seinem<br />

Werk steht er noch der Lebensreformbewegung der Jahrhundertwende<br />

nah. Stassen trat 1930 in die NSDAP ein, blieb<br />

aber ein von der Politik abgewandter Illustrator von Wagner-<br />

Werken sowie Sagen und Märchen. Sein Werk wurde zum großen<br />

Teil im 2. Weltkrieg zerstört und er bemühte sich nach 1945<br />

es zu ersetzen. In den Jahren nach dem Krieg bis zu seinem Tod<br />

arbeitete er an seiner vierten Illustrations-Folge zu Goethes<br />

Faust.<br />

84


85<br />

43.


44.<br />

EMANUEL STEINER<br />

1778 – Winterthur – 1831<br />

Baumlandschaft mit einem Angler und Bauernhaus hinter Bäumen und Gebüsch.<br />

Feder in Schwarzbraun, auf festem Bütten. 27:38 cm.<br />

Bestätigung: Wir danken Dr. U. Martens, Berlin, für die Bestätigung<br />

der Zuschreibung. In seinem Brief vom 11.04.2013<br />

äußert er sich wie folgt zu unserem Blatt: „Es handelt sich bei<br />

dem geschickten Blatt eindeutig um eine Federzeichnung von<br />

Emanuel Steiner, ein typislches, ganz reizvolles Werk.“<br />

Vergleichsliteratur: U. Martens, Landschaftszeichnungen von<br />

Emanuel Steiner (1778-1831), in: Zeitschrift für Schweizerische<br />

Archäologie und Kunstgeschichte, Bd. 31, 1974, Abb. 9 und 10.<br />

Diese beiden Zeichnungen sind im Besitz der Yale University<br />

Art Gallery, New Haven (USA) Inv. Nr. 1970.77.1 sowie Inv. Nr.<br />

1970.77.2; <strong>Katalog</strong>: Zum Sehen geboren. Handzeichnungen der<br />

Goethezeit und des 19. Jahrhunderts. Die Sammlung Dräger /<br />

Stubbe. Leipzig, E.A. Seemann, 2007, Abb. S. 332.<br />

Steiner war Schüler von Johann Rudolf Schellenberg (1740-<br />

1806), bildete sich 1796-1798 bei dem ebenfalls aus Winterthur<br />

stammenden Maler Anton Graff (1736-1813) in Dresden weiter,<br />

hielt sich 1803/04 in Rom und noch 1804 in Paris auf. Als Radierer<br />

war er Schüler von Georg Christoph Friedrich Oberkogler<br />

(1774-1856) in Zürich. Seine Kupferstichsammlung bildet den<br />

Grundstock der Sammlung des Graphischen Kabinetts in Winterthur,<br />

das von Steiner auch zwei Ölgemälde sowie hunderte<br />

von Aquarellen und Zeichnungen bewahrt.<br />

86


87<br />

44.


45.<br />

WILHELM STEINHAUSEN<br />

1846 Sorau/Schlesien – Frankfurt am Main 1924<br />

Uferlandschaft wahrscheinlich am Bodensee bei Mannenbach.<br />

Aquarell, Deckweiß und Feder in Schwarz, um 1906, auf grauem Bütten,<br />

rechts unten signiert „W. Steinhausen“. 22,5:33,5 cm.<br />

Linke obere Ecke angesetzt, Ränder etwas unregelmäßig geschnitten.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: Wilhelm Steinhausen. Natur<br />

und Religion. Frankfurt am Main, Museum Giersch, 2012,<br />

Nr. 128, Farbabb. Seite 179.<br />

„Zweifellos ist die Landschaft der elementare Erlebnis- und<br />

Ausdrucksbereich seiner Malkunst, und auch seine religiösen<br />

und Märchenbilder sind ohne sie – ohne ihre rapide Funktion<br />

im erzählerischen und formalen Zusammenhang – nicht zu<br />

denken. Die Geschichte dieses Künstlers, des vielbeschäftigten<br />

Kirchenmalers und Dr. theol., h. c., müsste in der Tat mit den<br />

Worten beginnen: ‚Von einem der auszog, das Landschaftsmalen<br />

zu lernen...’ – Wo immer er es versucht hat, zuerst an der<br />

Berliner, dann an der Karlsruher Akademie, man ließ ihn nicht<br />

nach seinem Willen. Die Lehrer fehlten oder nahmen keine<br />

Schüler mehr an. Er musste zu den Figurenmalern... Die Landschaft<br />

ohne menschliche Figuren nimmt erst seit dem Wiener<br />

Aufenthalt Steinhausens einen breiten und entscheidenden<br />

Raum in seinem Schaffen ein. Dort, in der ‚Einsiedelei’ 1896/97,<br />

malte er die ersten seiner ‚Tagebuchblätter’, kleine Landschaftsstudien<br />

in Öl, die in flüssig-transparenter... Malweise flüchtige<br />

Stimmungen, Lichterscheinungen und Wolkenbildungen festhalten;<br />

rasche Impressionen, aber doch immer gleichsam auf<br />

eine Tonart gestimmt.“ (<strong>Katalog</strong>: Wilhelm Steinhausen 1846-<br />

1924. Heidelberg, Kurpfälzisches Museum, 1974, Ss. 4/5).<br />

88


89<br />

45.


46.<br />

ROBERT HERMANN STERL<br />

1867 Großdobritz/Dresden – Naundorf/Pirna 1932<br />

Burg Münzenberg in der Wetterau auf einer bewaldeten Anhöhe liegend.<br />

Aquarell in vielfältigen Grüntönen, Blau und Braun, über Skizze in schwarzer Kreide<br />

auf festem Velin, links unten monogrammiert „R.St.“. 30,7:42,5 cm.<br />

In den Jahren 1894-1904 verbrachte Sterl Sommeraufenthalte<br />

in Hessen; möglicherweise ist unser Aquarell in diesen Jahren<br />

entstanden.<br />

Sterl besuchte von 1882-1889 die Dresdener Akademie. Es folgten<br />

drei Jahre illustrative Tätigkeit und Portraitmalerei in Dresden.<br />

In dieser Zeit entdeckte er das für sein späteres Schaffen<br />

charakteristische Gebiet des Arbeiterbildes.<br />

Neben Adolph Menzel (1805–1905) und Max Liebermann<br />

(1847–1935) war Jean-Francois Millet (1814–1875) bestimmend<br />

für seine Kunst.<br />

Er ist ein Meister des impressionistisch aufgefaßten Figurenbildes.<br />

Seine scharf beobachteten Arbeiterbilder sind „rein persönliche<br />

Schöpfungen, die in der deutschen Malerei einzig dastehen.“<br />

(vgl. H. Posse, Robert Sterl. In: Neue Kunst in Sachsen.<br />

Dresden 1929).<br />

90


91<br />

46.


47.<br />

JOHANN HEINRICH WILHELM TISCHBEIN, gen. „GOETHE-TISCHBEIN“<br />

1751 Haina – Eutin 1829<br />

Große Pinie, die die unter ihr wachsenden kleineren Bäume und Büsche mit ihrer breiten Krone überragt.<br />

Schwarze Kreide, mit Sepia laviert, auf bräunlichem Bütten mit Wasserzeichen: Wappenschild mit den<br />

Buchstaben D & C B (ähnlich Heawood 3267 und 3268; Paris um 1797). 63,7:49,1 cm. – Papier leicht vergilbt.<br />

Laut Aussage des Vorbesitzers hat Dr. H. Mildenberger, Weimar,<br />

die Zuschreibung der Zeichnung an J.H.W. Tischbein vorgeschlagen.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: H. Mildenberger, Tischbein<br />

Goethes Maler und Freund. 2 Bde. Oldenburg/Cismar/Frankfurt<br />

a.M., 1987, Bd. II, Abb. 12, S. 19, Abb. 54, S. 216; Ausst.<br />

<strong>Katalog</strong>: 3 x Tischbein und die europäische Malerei um 1800.<br />

Kassel/Leipzig/München, 2005, Abb. Seite 122.<br />

Zuerst studierte Tischbein 1776 in Kassel bei seinem Onkel Johann<br />

Heinrich Tischbein d.Ä. (1722-1789) und später in Hamburg<br />

bei Jacob Tischbein (1725-1791), einem weiteren Onkel. In<br />

den 1770er Jahren reiste er durch die Niederlande und arbeitete<br />

in Hannover und Bremen, bevor er sich 1777 in Berlin niederließ.<br />

Tischbein etablierte sich in den folgenden zwei Jahren als<br />

Porträtmaler am preußischen Hof.<br />

Von 1779-1781 hielt er sich mit einem Stipendium der Kasseler<br />

Akademie hauptsächlich in Rom auf, das er aber aus Geldnot<br />

1781 verlassen mußte. Er ging vorübergehend nach Zürich, wo<br />

er sich mit Johann Kaspar Lavater (1741-1801) anfreundete und<br />

kehrte 1783 nach Rom zurück, wo er sich 1786 mit Goethe eine<br />

Wohnung teilte und dessen kundiger Führer durch die Kunstschätze<br />

Roms war. Goethe begleitete Tischbein auch nach Neapel,<br />

dort wurde er zum Direktor der Akademie ernannt. 1799<br />

mußte er Neapel verlassen und wirkte seit 1808 in Eutin als<br />

Hofmaler des Grafen von Oldenburg.<br />

Goethe berichtete aus Rom: „Das Stärkste, was mich in Italien<br />

hält, ist Tischbein: ich werde nie, und wenn auch mein Schicksal<br />

wäre, das schöne Land zum zweitenmal zu besuchen, so viel<br />

in so kurzer Zeit lernen können, als jetzt in Gesellschaft dieses<br />

ausgebildeten, erfahrenen, feinen, richtigen, mir mit Leib und<br />

Seele anhängenden Mannes“.<br />

Johann Heinrich Wilhelm Tischbein gilt als der bedeutendste<br />

Vertreter dieser hochbegabten, über vier Generationen tätigen<br />

Malerfamilie.<br />

92


93<br />

47.


48.<br />

VENEZIANISCH, 19. JAHRHUNDERT<br />

Venedig, Canale Grande mit Blick auf Santa Maria della Salute und<br />

Dogana del Mar, links der Palazzo Cavallo-Franchetti.<br />

Feder in Braun, an drei Seiten mit brauner Feder umrandet, auf cremefarbenem Bütten, aufgezogen. 27,5:44,2 cm.<br />

Mit kleinen Ergänzungen in schwarzer Feder links, unten und rechts.<br />

Rechts unten ältere Bezeichnung gelöscht und mit schwarzer Feder überzeichnet.<br />

Zeichnung von herausragender Qualität.<br />

94


95<br />

48.


49.<br />

CARL WAGNER<br />

1796 Roßdorf/Rhön – Meiningen 1867<br />

Gebirgslandschaft mit einer Burgruine, links im Vordergrund Hirten mit Tieren.<br />

Pinsel in Braun, über Bleistiftskizze und etwas Kohle, mit Goldlitze umrandet, auf festem Bütten,<br />

rechts unten monogrammiert „C W.“. 12,7:17,2 cm.<br />

Verso: Rötelskizze. – Verso Reste einer älteren Verklebung.<br />

Frühe Arbeit Wagners, entstanden vor 1820 während seiner<br />

Studienzeit an der Dresdener Akademie.<br />

Vergleichsliteratur: O. A. König, Der romantische Landschaftsmaler<br />

und Meininger Hofmaler Carl Wagner 1796-1867.<br />

Crailsheim, 1990, Farbabb. S. 35.<br />

Seine Schulausbildung und Erziehung erhielt der Sohn des bekannten<br />

Dichters E. Wagner (1769-1812) gemeinsam mit dem<br />

herzoglichen Erbprinzen Bernhard. Zunächst absolvierte er<br />

1812-1815 ein Studium der Forstwissenschaft.<br />

Schon früh entwickelte er jedoch eine starke Neigung zur<br />

Malerei und nahm Zeichen- und Malunterricht bei Traugott<br />

Faber (1786-1863), Carl August Richter (1770-1848), Vater<br />

des bekannten Adrian Ludwig Richter (1803-1884). Infolge<br />

brach er seine Ausbildung zum Forstwirt ab und besuchte die<br />

Dresdener Kunstakademie bis 1820. Dann ging er für kurze<br />

Zeit zum Studium an die Heidelberger Universität. Im Herbst<br />

des Jahres begleitete er Herzog Bernhard auf einer Reise durch<br />

die Schweiz bis nach Mailand. Nach seiner Rückkehr im Winter<br />

1820 wurde er sogleich herzoglicher Hofmaler und <strong>Galerie</strong>direktor<br />

in Meiningen.<br />

1822-1825 lebte er in Rom, wo er dem engen Freundeskreis um<br />

Richter angehörte, mit dem er gemeinsam das Albaner- und<br />

Sabinergebirge durchstreifte. Die Freundschaft nahm jedoch<br />

aufgrund eines Streites noch in Italien ein jähes Ende.<br />

1823 unternahm er eine Reise nach Neapel und Ischia, gemeinsam<br />

mit Carl Wilhelm Götzloff (1799-1866) und wohl auch<br />

Ernst Ferdinand Oehme (1797-1855). Nach seiner Rückkehr<br />

nach Meinigen wurde er erneut von Herzog Bernhard zum<br />

<strong>Galerie</strong>inspektor und Hofrat ernannt.<br />

96


97<br />

49.


50.<br />

JOHANN JAKOB WOLFENSBERGER<br />

1797 Rumlikon – Zürich 1850<br />

Der Maler Theodor Wilhelm Witting (um 1793 Frankfurt am Main – Neapel um 1860),<br />

Büste im Dreiviertelprofil nach links.<br />

Bleistift, auf grautonigem Velin, unten bezeichnet und<br />

datiert „TWWitting a German artist at Naples 1843“. 26,3:21,8 cm.<br />

Witting war als Landschaftsmaler und Aquatintastecher tätig.<br />

Auf Initiative eines Freundes der Familie kam der Bauernsohn<br />

Johann Jakob Wolfensberger als Lehrling in die Züricher Werkstatt<br />

des Malers und Kunsthändlers Heinrich Füßli (1755-1829).<br />

1817 begab er sich auf dessen Empfehlung nach Neapel zu dem<br />

erfolgreichen Maler Wilhelm Huber (1787-1871), bei dem er jedoch,<br />

weil er mit ihm nicht auskam, nur sieben Monate arbeitete.<br />

1821 unternahm er eine Reise nach Sizilien.<br />

Seit 1825 weilte er in Rom, wo er besonders von Horace Vernet<br />

(1758-1836) unterstützt wurde. Eine längere Reise nach Athen<br />

mit Ausflügen nach Konstantinopel, Smyrna und Troja folgte<br />

in den Jahren 1832-1835. Gerade die hier entstandenen Arbeiten<br />

brachten ihm steigenden Erfolg. 1835 ging er wieder nach Neapel.<br />

1838 kehrte er schließlich über Rom und Florenz nach Zürich<br />

zurück, 1840-1842 hielt er sich in London auf, wo er auch<br />

heiratete.<br />

98


99<br />

50.


KÜNSTLERVERZEICHNIS<br />

Busse, Georg Heinrich ................................. 1<br />

Campiglia, Giovanni Domenico ........................ 2<br />

Chodowiecki, Daniel Nikolaus .......................... 3<br />

Deutsch, um 1800 ..................................... 4<br />

Dillis, Johann Georg von ............................... 5<br />

Ducros, Abraham-Louis-Rodolphe, zugeschrieben ......... 6<br />

Eichens, Friedrich Eduard .............................. 7<br />

Ellenrieder, Marie ..................................... 8<br />

Frey, Johann Jacob .................................9, 10<br />

Genelli, Buonaventura ................................ 11<br />

Giordano, Luca ...................................... 12<br />

Graff, Anton, Umkreis ................................. 4<br />

Grimm, Ludwig Emil ...........................13, 14, 15<br />

Hackert, Jakob Philipp .............................16, 17<br />

Hammer, Christian Gottlob ........................... 18<br />

Hetsch, Gustav Friedrich .............................. 19<br />

Hill, Friedrich Jakob .................................. 20<br />

Hoch, Johann Jakob .................................. 21<br />

Hoffstadt, Friedrich, zugeschrieben ..................... 22<br />

Knebel, Franz II ..................................... 23<br />

Kniep, Christoph Heinrich ............................ 24<br />

Kobell, Wilhelm von ................................. 25<br />

Kügelgen, Wilhelm von ............................... 26<br />

Larue, Louis Félix de, d.J. ............................. 27<br />

Le Feubure, Ferdinand .............................28, 29<br />

Metz, Conrad Martin ..............................30, 31<br />

Mohn, Victor Paul ................................... 32<br />

Moritz, Friedrich Wilhelm ............................ 33<br />

Opiz, Georg Emanuel ................................ 34<br />

Peschel, Carl Gottlieb . ................................ 35<br />

Preller, Friedrich, d.Ä. ................................ 36<br />

Rebell, Joseph, zugeschrieben . ......................... 37<br />

Rebell, Joseph ....................................... 38<br />

Retzsch, Moritz ...................................... 39<br />

Scheuchzer, Wilhelm ................................. 40<br />

Schneider, Rudolf Karl Alexander „Sascha“ .............. 41<br />

Schnorr von Carolsfeld, Julius ......................... 42<br />

Stassen, Franz ....................................... 43<br />

Steiner, Emanuel ..................................... 44<br />

Steinhausen, Wilhelm ................................ 45<br />

Sterl, Robert Hermann ............................... 46<br />

Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm ................... 47<br />

Venezianisch, 19. Jahrhundert ......................... 48<br />

Wagner, Carl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Wolfensberger, Johann Jakob .......................... 50<br />

100


VERKAUFSBEDINGUNGEN<br />

Sämtliche in diesem <strong>Katalog</strong> angezeigte Werke sind verkäuflich,<br />

soweit sie nicht während der Drucklegung des <strong>Katalog</strong>es<br />

verkauft wurden.<br />

Bis zur Annahme durch den Empfänger ist das Angebot unverbindlich.<br />

Festbestellungen haben in der Abwicklung Vorrang<br />

vor Ansichtsbestellungen. Wenn nichts anderes ausdrücklich<br />

vereinbart wurde, sind Liefertermine grundsätzlich unverbindlich.<br />

Der Versand erfolgt auf Kosten und Gefahr des Bestellers, soweit<br />

dieser nicht Verbraucher im Sinne des § 474 BGB ist. Die<br />

Kosten einer Transportversicherung trägt der Käufer.<br />

Der Kaufpreis ist fällig bei Lieferung, er enthält die gesetzliche<br />

Mehrwertsteuer. Zahlungen aus dem Ausland werden durch<br />

Banküberweisung spesenfrei erbeten. Der Käufer kommt auch<br />

ohne Mahnung in Zahlungsverzug, wenn er den Kaufpreis<br />

nicht spätestens 4 Wochen nach Lieferung entrichtet.<br />

Das Eigentum an der (den) erworbenen Sache(n) geht erst mit<br />

vollständiger Zahlung des Kaufpreises an den Käufer über. Erfüllungsort<br />

und Gerichtsstand im kaufmännischen Verkehr ist<br />

Frankfurt am Main.<br />

Die Beschreibung aller angezeigten Werke erfolgte nach bestem<br />

Wissen und Gewissen. Ihr Zustand ist gut bis tadellos, wenn<br />

nicht besondere Mängel angegeben sind. Die Maßangaben beziehen<br />

sich auf die Blattgröße oder die Darstellungs- und Blattgröße<br />

wie angegeben. Die Höhe steht vor der Breite.<br />

IHRE BESTELLUNGEN RICHTEN<br />

SIE BITTE AN:<br />

<strong>Galerie</strong> Joseph <strong>Fach</strong> GmbH<br />

Am Weingarten 7<br />

60487 Frankfurt am Main<br />

Telefon +49 69 28 77 61<br />

Fax +49 69 28 58 44<br />

Öffnungszeiten:<br />

Di. - Fr. 14 - 18 Uhr, Sa. 11 - 14 Uhr<br />

info@galerie-fach.de<br />

www.galerie-fach.de<br />

BANKKONTEN:<br />

Frankfurter Sparkasse<br />

Konto-Nr. 20 66 15 (BLZ 500 502 01)<br />

IBAN: DE 83 5005 0201 0000 2066 15,<br />

BIC: HELADEF1822<br />

Postbank Frankfurt am Main<br />

Konto-Nr. 115 607-603 (BLZ 500 100 60)<br />

IBAN: DE 48 5001 0060 0115 6076 03,<br />

BIC: PBNKDEFF


DIE GALERIE JOSEPH FACH IM INTERNET<br />

Wir zeigen Ihnen eine große Auswahl an<br />

Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und Künstlergraphiken<br />

von über 700 Künstlern aus 5 Jahrhunderten auf unserer Internetseite<br />

WWW.GALERIE-FACH.DE<br />

mit wechselnden Sonderausstellungen zu<br />

interessanten Themen und bedeutenden Künstlern<br />

Besuchen Sie uns auch im<br />

Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher (zvab.com).<br />

Den direkten Link zu unseren Angeboten dort finden Sie unter<br />

WWW.GALERIE-FACH.DE


Nr. 12 verso. Luca Giordano. Zwickelentwurf mit einer mythologischen Szene.


WWW.GALERIE-FACH.DE

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!