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FRAUENKUNST<br />

KUNST VON FRAUEN<br />

353 Aquarelle, Zeichnungen und Graphiken<br />

von Künstlerinnen aus 4 Jahrhunderten<br />

KATALOG <strong>102</strong>


FRAUENKUNST<br />

KUNST VON FRAUEN<br />

Aquarelle, Zeichnungen, Graphiken von<br />

Künstlerinnen aus 4 Jahrhunderten<br />

<strong>Katalog</strong> <strong>102</strong><br />

Am Weingarten 7 – 60487 Frankfurt am Main<br />

Telefon: (0 69) 28 77 61 - Fax: (0 69) 28 58 44<br />

info@<strong>galerie</strong>-<strong>fach</strong>.de<br />

www.<strong>galerie</strong>-<strong>fach</strong>.de<br />

1


Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation<br />

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische<br />

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.<br />

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Galerie Joseph Fach<br />

GmbH unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen,<br />

Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung<br />

in und Verarbeitung durch elekronische Systeme.<br />

© 2012 Galerie Joseph Fach GmbH<br />

ISBN: 978-3-921606-99-5<br />

Danksagung<br />

Für freundliche Hilfe und Unterstützung<br />

bei der Abrundung der Sammlung danken<br />

wir:<br />

Dörte Brumme, Mainz<br />

Galerie Döbele, Dresden<br />

Dr. Nikolaus Fischer, Frankfurt am Main<br />

Dorothee Vömel, Düsseldorf<br />

Frankfurt am Main, im September 2012<br />

Bärbel Fach und Martin Fach<br />

Henrich Editionen, Frankfurt am Main<br />

www.henrich-editionen.de<br />

Bearbeitung: Bärbel Fach, Dr. Edith Valdevieso-Schröpf<br />

Gestaltung: Dr. Michael Schott<br />

Umschlagabbildungen: Titel: Kat.-Nr. 6, L.H. Deleil, Malerin<br />

an der Staffelei. Rückseite: Kat.-Nr. 7, Bildnis einer jungen<br />

Künstlerin; Kat.-Nr. 323, E. Sirani, Joseph mit dem Christusknaben;<br />

Kat.-Nr. 76, F. Desclabissac, Zwei Damen in Winterbekleidung.<br />

Druck: Henrich Druck+Medien GmbH, Frankfurt am Main<br />

Ausstellung:<br />

Frauenkunst - Kunst von Frauen<br />

Galerie Joseph Fach GmbH, Frankfurt am Main<br />

30. November 2012 bis 19. Januar 2013<br />

INHALT<br />

Vorwort<br />

Künstlerinnen<br />

vom 17. bis 20. Jahrhundert 3<br />

<strong>Katalog</strong><br />

Teil 1 - Porträts von Künstlerinnen 39<br />

Teil 2 - Zeichnungen und Graphik<br />

von Künstlerinnen 47<br />

Literaturverzeichnis 194<br />

Verzeichnis der Künstlerinnen 196<br />

2


„ICH WILL ALLES MALEN, WAS ICH WILL UND WIE ICH ES WILL“<br />

KÜNSTLERINNEN VOM 17. BIS 20. JAHRHUNDERT<br />

In der Tat, wie glücklich war ich! Losmachen konnte ich mich nun von den drückenden, ja<br />

erdrückenden häuslichen Verhältnissen; der Anfang einer selbständigen Existenz war in meine<br />

Hand gegeben. Ein freies Künstlerleben winkte mir mit all seinem Zauber; mit seinen Mühen,<br />

aber auch mit seinen lohnenden, herrlichen Aufgaben!“ 1<br />

(Louise Seidler, um 1810/1812)<br />

Als wir mit den Vorbereitungen zu unserer<br />

Ausstellung über Frauen in der Kunst<br />

anfingen, stellten wir recht schnell fest, daß<br />

großangelegte und zum Teil mühevolle Recherchen<br />

aufgrund der sehr eingeschränkten<br />

Quellenlage, mehr noch aufgrund des<br />

geradezu erschreckend lückenhaften Forschungsstands<br />

erforderlich sind – wenn<br />

auch gerade in den letzten drei Jahrzehnten<br />

durch steigendes Interesse in der Öffentlichkeit<br />

und damit verbunden vermehrten<br />

Ausstellungen, Retrospektiven und Veröffentlichungen<br />

einiger Werkmonographien<br />

Bewegung in die Geschichte weiblichen<br />

Kunstschaffens kam.<br />

Dennoch mußten wir uns nicht selten mit<br />

einzelnen Informationen zufriedengeben –<br />

einige Biographien konnten ergänzt werden,<br />

bei anderen ist diese Arbeit von der Forschung<br />

noch zu leisten. Mit dem Ziel neben<br />

auch heute noch berühmten Künstlerinnen<br />

eine breite Palette an aus unterschiedlichen<br />

Gründen in Vergessenheit geratene Malerinnen,<br />

Graphikerinnen und Zeichnerinnen<br />

meist aus dem deutschsprachigen Raum<br />

wieder in das Blickfeld der Öffentlichkeit<br />

zu rücken, haben wir insgesamt 346 Werke<br />

von 163 Künstlerinnen zusammengetragen<br />

– so dürfte so manche Überraschung zu se-<br />

Sofonisba Anguissola (um 1535-1625)<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 2<br />

hen sein. Der Zeitraum umspannt das 17.<br />

bis etwa um die Mitte des 20. Jahrhunderts.<br />

Damit können wir – trotz der sicher subjektiven<br />

Auswahl – einen durchaus repräsentativen<br />

Überblick der Zeit geben, wobei wir<br />

natürlich im Text nur einige Künstlerinnen<br />

exemplarisch vorstellen können.<br />

„Die Kunst der Frau begleitet die Kunst<br />

des Mannes. Sie ist die zweite Stimme im<br />

Orchester, nimmt die Themen der ersten<br />

Stimme auf, wandelt sie ab, gibt ihnen neue,<br />

eigenartige Färbung; aber sie klingt und lebt<br />

von jener.“ 2<br />

(Hans Hildebrandt, 1928)<br />

Grund für die dürftige Quellenlage ist die<br />

allgemein fragmentarische Dokumentation<br />

über Leben und Werk von Frauen, da sie<br />

selten als eigenständige Künstlerinnen anerkannt<br />

wurden. Große Teile ihrer Werke<br />

müssen heute als verschollen angenommen<br />

werden, da sie nicht in ihrer Bedeutung erkannt<br />

wurden und nach wie vor werden.<br />

Die breite Öffentlichkeit nahm Frauen<br />

meist nur als Muse, Modell oder Unterstützerinnen<br />

ihrer männlichen Kollegen wahr,<br />

häufig ihrer Ehemänner oder Väter, zuweilen<br />

auch Brüder. In diesem Sinne finden<br />

sie in der Literatur nur, wenn überhaupt,<br />

marginale Erwähnung, oder es sind allzu<br />

spärliche Angaben zu Ausbildungsgang,<br />

Rezeption oder künstlerischer Entwicklung<br />

verzeichnet.<br />

3


Diese Lücken sollten geschlossen werden,<br />

da einige Künstlerinnen – davon sind wir<br />

überzeugt – der Vergessenheit entrissen und<br />

damit eine Neubewertung ihrer künstlerischen<br />

Leistungen angestrebt werden sollte.<br />

„Angelika Kaufmann! Wer war Angelika<br />

Kaufmann? ... Eine Malerin, also kann es<br />

auch Malerinnen geben? Ich hatte noch nie<br />

von einer gehört.“ 3<br />

(Johanna Schopenhauer, 1776)<br />

KÜNSTLERINNEN IM 16. JAHR-<br />

HUNDERT IN EUROPA<br />

Um die Situation der Künstlerinnen, ihr<br />

Leben und Wirken zu begreifen, kommt<br />

man nicht umhin sowohl die Ausbildungsmöglichkeiten<br />

für Frauen, dann auch den<br />

gesellschaftlichen, sozialen und kulturellen<br />

Hintergrund einer näheren Betrachtung<br />

zu unterziehen, wenn auch an dieser Stelle<br />

nur in Ansätzen darauf eingegangen werden<br />

kann.<br />

Einleitend beginnen wir mit dem 16.<br />

Jahrhundert, für das festzustellen ist, daß<br />

Künstlerinnen meist aus adeligen oder humanistisch<br />

gebildeten, bürgerlichen Familien<br />

stammten. Dies ist auf den Umstand<br />

zurückzuführen, daß der Mann im allgemeinen<br />

der Haushaltsvorstand war, der die<br />

Entscheidungsgewalt über Frau, Kinder und<br />

Gesinde innehatte.<br />

Die Bestimmung der Frau und damit ihre<br />

Erziehung war somit die Ehe und ihre Ausbildung<br />

sollte immer in Hinblick auf die Bedürfnisse<br />

des Ehemannes ausgerichtet sein.<br />

In diesem Kontext war die Ausformung gewisser<br />

künstlerischer Fertigkeiten – neben<br />

Malerei auch Handarbeiten, Tanz und Musik<br />

– gerade in diesen Kreisen gewünscht.<br />

Und wenn diese nicht dem männlichen<br />

Wunsch nach Erholung und Zerstreuung<br />

entsprang, dann – in Künstlerhaushalten –<br />

der Forderung zur Unterstützung der eigenen<br />

Arbeit.<br />

Dementsprechend wurden Frauen meist<br />

in der Werkstatt ihrer männlichen Familienangehörigen<br />

als Stecherinnen oder Kopistinnen<br />

ausgebildet. Die Familie bildete damit<br />

im weitesten Sinne die erste, manchmal<br />

auch einzige Ausbildungsstätte – eine Ausbildungspraxis,<br />

die auch in den nachfolgenden<br />

Jahrhunderten fortbestand.<br />

Nur wenige Frauen schafften in diesem<br />

und den nächsten Jahrhunderten die Loslösung<br />

aus dem Familienkreis, was nicht<br />

zuletzt darauf zurückzuführen ist, daß sie<br />

nicht selten ganz im Stil ihrer Väter oder<br />

männlicher Anverwandter arbeiteten und<br />

dementsprechend als Schülerin, mehr noch<br />

als Epigonin begriffen, und ihre Leistung<br />

über jene definiert wurde. Somit gilt, daß<br />

Frauen sich nahezu ausschließlich in privaten<br />

bzw. halbprivaten Bereichen betätigten,<br />

nicht in öffentlichen.<br />

KÜNSTLERINNEN IM 17. UND 18.<br />

JAHRHUNDERT IN EUROPA<br />

Im 17. Jahrhundert ist eine wachsende<br />

Anzahl an Künstlerinnen nicht nur in Italien<br />

und Holland, sondern auch in anderen<br />

europäischen Ländern zu verzeichnen. Begünstigt<br />

durch Ideen der Aufklärung, die<br />

„Gelehrsamkeit“ und „Bildung der Frauen“<br />

förderte, nahm die Zahl an Künstlerinnen<br />

auch im 18. Jahrhundert zu. Gelegentlich<br />

Gertrude van Veen (1602-1643)<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 15<br />

rühmten sich Kunstakademien, sonst Frauen<br />

verschlossen, sogar der Mitgliedschaft<br />

von adeligen Künstlerinnen, die humanistischen<br />

Ideale der Zeit sah man darin umgesetzt.<br />

Die Rousseau´schen Theorien über die<br />

Geschlechter brachten indes eine wesentliche<br />

Änderung der bürgerlichen Geschlechterauffassung.<br />

Auch für diese Epoche gilt,<br />

daß die Mehrheit der bekannt gewordenen<br />

Künstlerinnen in einem verwandtschaftlichen<br />

Verhältnis zu einem Künstler stand<br />

oder bei adeliger Herkunft Zeichen- oder<br />

Malunterricht von anerkannten Künstlern<br />

erhielt – die Abhängigkeit von den finanziellen<br />

Mitteln der Familie spielte eine wesentliche<br />

Rolle für die Dauer und Qualität<br />

4


der Ausbildung. Nicht selten erfuhren talentierte<br />

und ehrgeizige Frauen jedoch Ablehnung,<br />

der Widerstand der männlichen Kollegen<br />

war oft erheblich, gelegentlich wurden<br />

sie unterstützt.<br />

In letzterem Fall hatte das allerdings<br />

zur Folge, daß gerade in diesem Umfeld<br />

die Verhaltensregeln für Frauen besonders<br />

strengen Vorschriften unterworfen waren.<br />

Eigenständigkeit oder die Entwicklung des<br />

eigenen schöpferischen Potentials hatten<br />

hier kaum Platz – Nachahmen und Bewundern<br />

männlicher Schöpfungen war Postulat,<br />

insbesondere die Förderung von deren<br />

Ruhm. Folglich gehörte gerade zu den Aufgaben<br />

der Frauen das Kopieren, Ausführen<br />

oder Radieren nach den Werken ihres<br />

männlichen Familienangehörigen. Die Autorenschaft<br />

ist aus diesem Grund selten zu<br />

rekonstruieren, auch deshalb nicht, weil die<br />

kunsthistorische Forschung nach wie vor<br />

wenig Interesse an der Unterscheidung der<br />

unterschiedlichen Handschriften zeigt –<br />

und sicher noch immer den schöpferischen<br />

Antrieb von Frauen stark unterbewertet;<br />

auch müßte dem gegenseitigen Einfluß bzw.<br />

dem künstlerischen Austausch bei Künstlerehepaaren<br />

bei einer solchen Betrachtung<br />

größere Aufmerksamkeit gewidmet werden,<br />

um herauszufinden, wo, wenn überhaupt,<br />

de facto das größere Talent liegt.<br />

Nach der Ausbildung im Familienkreis<br />

wurde zuweilen die Weiterbildung bei einem<br />

anderen Künstler gebilligt, manchmal<br />

auch gefördert, jedoch an einem Ort, wo<br />

Belästigungen ausgeschlossen waren. Deshalb<br />

mußte der Unterricht aus Gründen der<br />

Schicklichkeit getrennt von den männlichen<br />

Schülern erfolgen.<br />

Anna Maria van Schurmann (1607-1678)<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 5<br />

Eine der ersten, auch international bekannt<br />

gewordenen Künstlerinnen dieser<br />

Zeit, die Italienerin Sofonisba Anguissola<br />

(um 1535 – 1625), stammte aus altem, vermögendem<br />

Adel. Sie wurde von ihrem Vater<br />

schon früh zu dem Cremoneser Porträtmaler<br />

Bernardino Campi (1522-1591) geschickt,<br />

damit sie die Malerei erlernte – eine umfassende<br />

Allgemeinbildung, zu der auch die<br />

Einführung in die Bildenden Künste gehörte,<br />

war zu jener Zeit in diesen Kreisen Usus.<br />

Daß sie jedoch, wie drei ihrer Schwestern,<br />

die Malerei als Beruf ausübte, entsprach<br />

nicht der Konvention. 1549 setzte Sofonisba<br />

ihr Studium bei Bernadino Gatti, genannt Il<br />

Sojaro (um 1495 – um 1575) fort und wurde<br />

nachfolgend eine gefragte Porträtistin,<br />

Anna Maria van Schurmann (1607-1678)<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 13<br />

die sich neben ihren männlichen Kollegen<br />

behaupten konnte. Sogar Michelangelo Buonarroti<br />

lobte einige ihrer Arbeiten.<br />

Dennoch wurde sie in der breiten Öffentlichkeit<br />

noch als Ausnahmeerscheinung, als<br />

„monstrum naturae“ gleichermaßen abgewiesen<br />

und bewundert. 1559 weilte sie am<br />

Hof des Vizekönigs Duca di Sessa in Mailand,<br />

von wo aus sie im darauffolgenden<br />

Jahr nach Madrid an den königlichen Hof<br />

berufen wurde – natürlich nicht als Malerin,<br />

da eine solche Tätigkeit für eine Adelige<br />

unschicklich war, wenn sie auch sämtliche<br />

Mitglieder der königlichen Familie porträtierte.<br />

Offiziell war sie die Hofdame und<br />

Zeichenlehrerin der erst 14jährigen Isabella<br />

von Valois, der Gattin Philipp II. Auch be-<br />

5


gleitete sie diese auf ihren Reisen durch Spanien.<br />

Nach deren frühem Tod im Jahr 1568<br />

diente sie für wenige Jahre ihrer Nachfolgerin,<br />

der Erzherzogin Anna von Österreich.<br />

Um 1573 heiratete Sofonisba Fabrizio von<br />

Moncada, den Bruder des Prinzen von Paterno<br />

auf Sizilien, wo das Paar lebte. Nach<br />

dessen Tod 1578 vermählte sie sich ein Jahr<br />

später erneut, in Genua mit dem adeligen<br />

Schiffskapitän Orazio Lomellino, mit dem<br />

sie zunächst in dessen Heimatstadt Genua<br />

und ab etwa 1615 in Palermo lebte.<br />

Angiussolas vermutlich etwa gleichaltrige<br />

Landsmännin, die in Mantua geborene<br />

Kupferstecherin Diana Scultori (auch Mantovana,<br />

Mantuana oder Ghisi, um 1535/1547<br />

– 1612) wurde von ihrem Vater, dem Bildhauer<br />

und Kupferstecher Giovanni Battista<br />

Scultori, gen. Mantovano (1503-1575) ausgebildet.<br />

Möglicherweise war sie auch eine<br />

Elevin von Giulio Romano (1499-1546),<br />

ehemals ein enger Mitarbeiter Raffaels und<br />

ein Meister des Manierismus. In erster Ehe<br />

seit 1576 mit dem Architekten F. Cipriani da<br />

Volterra (um 1530-1594) verheiratet, ging<br />

das Paar nach Rom. Hier erhielt Diana von<br />

Papst Gregor XIII. die Erlaubnis, ihre Arbeiten<br />

unter ihrem eigenen Namen zu verkaufen<br />

– ein einzigartiges Privileg für eine<br />

Frau dieser Zeit – und hatte großen Erfolg,<br />

vermutlich auch, weil sie sich als geschickte<br />

Vermarkterin ihrer eigenen Stiche erwies.<br />

Deshalb verwundert es nicht, daß Giorgio<br />

Vasari (1511-1574) sie in seiner zweiten Ausgabe<br />

„Le vite de’ più eccellenti architetti, pittori,<br />

et scultori italiani, da Cimabue insino<br />

a’ tempi nostri“ von 1568 erwähnt – jedoch<br />

schon Jahre vor ihrer Erfolgsgeschichte in<br />

Rom.<br />

Rosalba Carriera (1675-1756), <strong>Katalog</strong>-Nr. 4 Geneviève Blancheau, <strong>Katalog</strong>-Nr. 8<br />

Ihre letzten sicher dokumentierten Arbeiten<br />

stammen von 1588, wenn auch die<br />

Gründe für den Abbruch ihrer künstlerischen<br />

Tätigkeit nicht bekannt sind. Nach<br />

dem Tod ihres Mannes im Jahr 1594 heiratete<br />

sie den wesentlich jüngeren Architekten<br />

Giulio Pelosi (1566 – um 1644). Am Rande<br />

sei hier noch angemerkt, daß die wohl bekannteste<br />

italienische Künstlerin dieser Zeit<br />

Artemisia Gentileschi (1593-1653) war, die<br />

sicher gefragteste Malerin Roms.<br />

Gleichermaßen erfolgreich, aber wohl<br />

mehr den traditionellen Strukturen ihrer<br />

Zeit verhaftet, verlief das Leben der bereits<br />

im Alter von 27 Jahren verstorbenen Elisabetta<br />

Sirani (1638-1665). Aus einer Bologneser<br />

Künstlerfamilie stammend, war sie eine<br />

der ersten Frauen, die Mitglied der 1593 gegründeten<br />

Accademia di San Luca zu Rom<br />

wurde. Sie arbeitete in der Werkstatt ihres<br />

Vaters Giovanni Andrea Sirani (1610-1679),<br />

zu deren Ruhm sie nicht nur beträchtlich<br />

beitrug, sondern die sie mit dem Verkauf<br />

ihrer Werke später ausschließlich unterhielt,<br />

da die Gicht ihren Vater zunehmend am Arbeiten<br />

hinderte. Dessen Vormundschaft erlaubte<br />

ihm zudem, sich die gesamten Erlöse<br />

legal einzustreichen und nach seinen Wünschen<br />

zu verwenden. Über den Familienkreis<br />

hinaus schien sie sich kaum bewegt zu<br />

haben, wenn dies wohl auch kaum erforderlich<br />

war: Ihr Atelier war gesellschaftlicher<br />

Mittelpunkt Bolognas, wo sich Adel und der<br />

gehobene Klerus trafen. Bemerkenswert ist<br />

6


überdies, daß sie die erste Künstlerin war,<br />

die eine Malschule nur für Frauen gründete,<br />

an der sie selbst unterrichtete. Möglicherweise<br />

wäre jene wegweisend geworden,<br />

wenn die Künstlerin nicht so jung verstorben<br />

wäre.<br />

Ein Mitglied der Accademia di San Luca<br />

zu Rom war auch die Kupferstecherin und<br />

Miniaturmalerin Teresa del Po (1646/1649<br />

– 1716), die den Gepflogenheiten der Zeit<br />

entsprechend in der Werkstatt ihres Vaters,<br />

des Kupferstechers und Malers Pietro del Po<br />

(1610-1692) arbeitete. Die heute weitgehend<br />

in Vergessenheit geratene, gebürtige Neapolitanerin,<br />

über deren Leben und Werk heute<br />

nur lückenhafte Informationen überliefert<br />

sind, war jedoch zu Lebzeiten eine sehr bekannte<br />

und angesehene Künstlerin.<br />

Wie zu erkennen, gingen erste Versuche<br />

allgemein zugängliche Mal- und Zeichenklassen<br />

für Frauen einzurichten, auf Frauen<br />

selbst zurück, die sich gesellschaftlichen Widerständen<br />

zu widersetzen suchten. Weitere<br />

Ausbildungsmöglichkeiten standen Frauen<br />

nur sehr eingeschränkt zur Verfügung, so<br />

in Frankreich beispielsweise seit 1667 die<br />

„Écoles élémentaires de dessin et de peinture“.<br />

An diesen Grundschulen für Zeichnen<br />

und Malen wurden hingegen nur die<br />

ein<strong>fach</strong>sten Grundlagen gelehrt. Die 1648<br />

von der Königinmutter und Regentin Anna<br />

von Österreich gegründete Pariser Académie<br />

Royale de la Peinture et de la Sculpture<br />

stand der Aufnahme von Kunststudentinnen<br />

hingegen äußerst ablehnend gegenüber.<br />

Erst rund 15 Jahre nach der Gründung<br />

fand die erste Frau Aufnahme in dieser für<br />

den Werdegang und den Erfolg eines jeden<br />

Künstlers wichtigen Institution, wenn auch<br />

Catharina Heckel (1699-1741), <strong>Katalog</strong>-Nr. 10<br />

zu vermuten ist, daß die<br />

Aufnahme von Cathérine<br />

Duchemin (1630-1698) 4 ,<br />

Ehefrau des Bildhauers<br />

François Girardon (1628-<br />

1715), der Kanzler und<br />

Rektor der Akademie war,<br />

auf dessen Stellung zurückzuführen<br />

ist. In den Jahren<br />

1707 bis 1770 war Frauen<br />

die Mitgliedschaft in der<br />

Pariser Académie gänzlich<br />

verwehrt, bis auf wenige<br />

Ausnahmen, so der venezianischen<br />

Malerin Rosalba<br />

Carriera (1675-1757), der<br />

holländischen Stillebenmalerin<br />

Marguerite Havermann<br />

(1692/93-1739) oder<br />

der Berlinerin Anna-Dorothea<br />

Lisiewski-Therbusch<br />

(1721-1782). Allerdings waren<br />

diese nicht etwa Vollmitglied, das heißt,<br />

sie waren von den sonst üblichen Privilegien<br />

wie öffentlichen Aufträgen, Titeln oder<br />

Pensionen ausgeschlossen. Auch blieb ihnen<br />

der begehrte Rom-Preis versagt, wenn<br />

auch an dieser Stelle anzumerken ist, daß<br />

die Vergabe von Reisestipendien an Frauen<br />

wegen der Notwendigkeit von männlichem<br />

Begleitschutz oder zumindest begleitenden<br />

Anstandsdamen ohnehin als problematisch<br />

angesehen wurde. Weiterhin wurde ihnen<br />

die Teilnahme an den öffentlichen Lehrveranstaltungen<br />

oder der Aktklasse der angegliederten<br />

École Royale verweigert – allein<br />

die jährliche Beteiligung an den Ausstellungen<br />

war gestattet und damit die Möglichkeit<br />

öffentliches Ansehen zu gewinnen. Eine Änderung<br />

der Statuten brachte 1770 sogar den<br />

völligen Ausschluß von Frauen, wenn auch<br />

vier als ordentliches Mitglied aufgenommen<br />

wurden; die Aufhebung dieses Edikts<br />

erwirkte erst 21 Jahre später die für die reguläre<br />

Zulassung von Frauen kämpfende<br />

Künstlerin Adélaïde Labille-Guiard (1749-<br />

1803) – sie selbst war Mitglied der Akademie<br />

und dort ebenso als Dozentin tätig.<br />

Trotz dieser rigiden Beschränkungen fanden<br />

gerade im ausgehenden 18. und frühen<br />

19. Jahrhundert vereinzelt Frauen Zugang<br />

zum Akademiebetrieb. So nahmen etwa<br />

Jacques-Louis David (1748-1825), Pierre<br />

Paul Prud´hon (1758-1823) oder Antoine-<br />

Jean Gros (1771-1835) Studentinnen, zuweilen<br />

auch bereits ausgebildete Künstlerinnen<br />

7


in ihre Ateliers auf, wo sie zeitweise gemeinsam<br />

mit ihren männlichen Kollegen arbeiteten<br />

oder unterrichtet wurden – gleiches ist<br />

für deutsche und italienische Institutionen<br />

festzustellen. Darüber hinaus wurden an<br />

Künstlerinnen gelegentlich die Titel eines<br />

außerordentlichen Mitgliedes oder eines<br />

„Agrées“, d.h. eines Ehrenmitgliedes vergeben<br />

sowie den einer „Pensionärin“; letzterer<br />

brachte ein kleines jährliches Gehalt. Ein<br />

anderer, wenn auch seltener Fall war die Berufung<br />

als Dozentin oder Professorin.<br />

In Frankreich folgten weitere Städte dem<br />

Pariser Beispiel und errichteten eigene Akademien,<br />

die erst aufgrund geringerer Reputation<br />

weniger finanzielle Mittel zur Verfügung<br />

hatten – infolgedessen standen sie<br />

der Aufnahme von Kunststudentinnen aufgrund<br />

der willkommenen Studiengebühren<br />

weniger restriktiv gegenüber.<br />

Als weitere Ausbildungsstätte diente die<br />

weniger prestigeträchtige Pariser Académie<br />

de Saint-Luc, die allerdings gezwungen war,<br />

sich durch die einflußreiche Einwirkung der<br />

Académie Royale 1777 aufzulösen.<br />

NATUR UND KUNST IM 17. / 18.<br />

JAHRHUNDERT<br />

Auch in Deutschland entstanden im 17.<br />

Jahrhundert einige private Zeichenschulen,<br />

so 1662 in Nürnberg die private Maler-<br />

Akademie, die seit 1674 unter der Leitung<br />

von Joachim von Sandrart (1606-1688) auch<br />

Schülerinnen aufnahm. Sandrart selbst war<br />

mit Esther Barbara Sandrart (1651-1733),<br />

einer Malerin und Kameenschneiderin verheiratet.<br />

In Nürnberg tätig war auch Barbara<br />

Regina Dietzsch (1706-1783), sicherlich<br />

Susanna Maria Dorsch (1701-1765)<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 12<br />

eine der bekanntesten Künstlerinnen ihrer<br />

Zeit. Als älteste Tochter des Malers, Zeichners<br />

und Radierers Johann Israel Dietzsch<br />

(1681-1754) erhielt sie ihre Ausbildung, wie<br />

ihre Schwester Margarete Barbara (1726-<br />

1795) sowie ihre fünf jüngeren Brüder, in<br />

der Werkstatt des Vaters. Mehrmals wurde<br />

ihr die Position einer Hofmalerin an europäischen<br />

Fürstenhöfen angeboten, die sie<br />

jedoch immer ablehnte. 1775 hatte sie einen<br />

Schlaganfall, der sie nicht davon abhielt bis<br />

1781 weiterzuarbeiten. Ihr Hauptbeschäftigungsfeld<br />

waren die im 18. Jahrhundert<br />

beliebten Darstellungen von Vögeln, Insekten,<br />

Blumen und Landschaften sowie Jagdszenen<br />

und Porträts. In Nürnberg, zu dieser<br />

Johann Justin Preißler (1698-1771) und Susanna<br />

Maria Preißler, geb. Dorsch, <strong>Katalog</strong>-Nr. 11<br />

Zeit „Hochburg des naturwissenschaftlichen<br />

Verlags- und Illustrationswesens“,<br />

fanden ihre Arbeiten großen Absatz und<br />

hatten vorbildhaften Charakter für die weitere<br />

Entwicklung der naturgeschichtlichen<br />

Kabinettmalerei. Darüber hatte sie sich eine<br />

wohlhabende Klientel aus England, Holland<br />

und Frankreich erschlossen. An dieser Stelle<br />

darf auch ihre große Vorgängerin Maria<br />

Sibylla Merian (1647-1717) nicht unerwähnt<br />

bleiben, die als Vorläuferin der modernen<br />

Insektenkunde (Entomologie) gilt.<br />

Auf dem Gebiet der naturwissenschaftlichen<br />

Illustration betätigte sich ebenso die<br />

bereits im Alter von 22 Jahren verstorbene<br />

Anna Füßli (1749-1772), Tochter von Johann<br />

8


Caspar Füßli d. Ä. (1706-1782) und Schwester<br />

von Johann Heinrich Füßli (1741-1825).<br />

Wie ihre ältere Schwester Elisabeth (1744-<br />

1780) beschränkte sie sich weitestgehend auf<br />

die Blumen- und Insektenmalerei, entwarf<br />

Illustrationen und arbeitete im elterlichen<br />

Betrieb. Daneben unterstützte sie den anderen<br />

Bruder Hans Caspar Füßli (1743-1786),<br />

der naturwissenschaftliche Bücher und ein<br />

„Verzeichnis der bekanntesten schweizerischen<br />

Insekten“ verfaßte. Damit trat sie<br />

kaum aus dem Betätigungsfeld ihrer Familie<br />

heraus. Allerdings bot gerade der Zweig der<br />

botanischen und zoologischen Illustration<br />

Frauen die Möglichkeit, eine gewisse ökonomische<br />

Unabhängigkeit zu erlangen – denn<br />

nach der zeitgenössischen geschlechterspezifischen<br />

Zuweisung waren Frauen, die sich<br />

durch Fleiß, Genauigkeit und dem Fehlen<br />

jeglichen individuellen Gestaltungswillens<br />

auszeichneten, prädestiniert für diese niedere<br />

Kunstgattung.<br />

KÜNSTLERINNEN UND KUNST-<br />

HANDEL IM 18. JAHRHUNDERT<br />

Maria Cosway (1759-1838), <strong>Katalog</strong>-Nr. 9<br />

Aus Nürnberg stammte auch Maria Katharina<br />

Prestel (1747-1794), die 1769 in ihrer<br />

Heimatstadt erst Schülerin, dann Mitarbeiterin<br />

und seit 1772 Ehefrau des Malers, Radierers<br />

und Kupferstechers Johann Gottlieb<br />

Prestel (1739-1808) war. Gemeinsam betrieb<br />

das Künstlerpaar eine Reproduktionswerkstatt,<br />

die zwar großen, aber kaum finanziellen<br />

Erfolg hatte. Die Prestels sind wohl in<br />

jener Zeit als Ausnahme einzustufen, da sie<br />

eine gleichberechtigte Künstlerehe führten:<br />

Gemeinsam spezialisierten sie sich nicht nur<br />

auf die Reproduktionsgraphik, sondern entwickelten<br />

auch druckgraphische Verfahren<br />

zur farbigen Wiedergabe von Handzeichnungen.<br />

Nach einigen Jahren in Frankfurt<br />

am Main, siedelte Maria Katharina 1786<br />

alleine nach London über, in der Hoffnung<br />

auf bessere Verdienstmöglichkeiten. Dort<br />

arbeitete sie erfolgreich als Radiererin und<br />

Kupferstecherin und fertigte für verschiedene<br />

bekannte örtliche Verleger zahlreiche<br />

Reproduktionen nach deutschen, holländischen<br />

und italienischen Meistern an. Ihre<br />

beiden Kinder Ursula Magdalena Reinheimer<br />

(1777-1845) und Michael Gottlieb (1779-<br />

1845) schlugen ebenfalls die künstlerische<br />

Laufbahn ein; Gottlieb wurde überdies<br />

Kunsthändler. 1789 folgten die erst 12- und<br />

Maria Catharina Prestel (1747-1794)<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 14<br />

10jährigen Geschwister der Mutter nach<br />

London, wo sie von ihr ausgebildet wurden.<br />

Nach deren Tod im Jahr 1794 kehrte die nun<br />

17jährige Ursula Magdalena nach Frankfurt<br />

zurück, wo sie in der graphischen Reproduktionswerkstatt<br />

ihres Vaters beschäftigt<br />

war. Dort lernte sie dessen Gesellen Johann<br />

Georg Reinheimer (1777-1820) kennen, den<br />

sie 1805 heiratete. Seit spätestens 1824 bis<br />

Ende der 1830er Jahre übte sie überdies eine<br />

Tätigkeit als Zeichenlehrerin im Berchtschen<br />

Institut aus, einer Frankfurter Privatschule<br />

für Mädchen. Ihr wohl wichtigster<br />

Förderer war der Hildesheimer Domherr<br />

Freiherr Friedrich Moritz von Brabeck<br />

(1728-1814), der eine im In- und Ausland<br />

9


angesehene Gemäldesammlung auf Schloß<br />

Söder besaß. Brabeck beauftragte sie nicht<br />

nur als Kupferstecherin, sondern förderte<br />

sie auch als Malerin.<br />

Regina Katharina Quarry (Carey)<br />

(1760/1762-1818) war noch in Nürnberg eine<br />

Schülerin des Künstlerehepaars Prestel. 1783<br />

wurde sie Mitarbeiterin in deren Frankfurter<br />

Werkstatt. Später sollte sie als Johann<br />

Gottlieb Prestels bedeutendste Schülerin<br />

höhere Erlöse für ihre Werke erzielen als ihr<br />

Lehrer. Ihr großer Erfolg führte 1793 sicher<br />

auch zur Ehrenmitgliedschaft in der Kasseler<br />

Akademie. 1807 zog sie gemeinsam mit<br />

ihrem Mann, dem englischen Sprachlehrer<br />

und späteren Verleger J.C. Quarry, nach Paris,<br />

wo sie den offiziellen Namen „Carey“<br />

führten.<br />

KÜNSTLERINNEN UND AKADE-<br />

MIEN IM 18./19. JAHRHUNDERT<br />

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts begannen<br />

Fürsten, die Gründung von Einrichtungen<br />

zur Ausbildung von Künstlern zu<br />

fördern – ein reiches künstlerisches und<br />

kulturelles Leben am Hofe brachte Prestige<br />

und Ansehen. Kurfürst Friedrich III.,<br />

der spätere König von Preußen Friedrich<br />

I. etwa gründete in Berlin 1696 die erste<br />

deutsche Akademie, 1725 folgte Wien mit<br />

der Neugründung der 1688 eröffneten Privatakademie<br />

in eine kaiserlich-königliche<br />

Hofakademie, 1764 erhielt Dresden eine Erweiterung<br />

der bereits bestehenden Zeichenschule<br />

zur Akademie, 1767 Düsseldorf, 1808<br />

folgte München, 1854 Karlsruhe. Allen diesen<br />

Akademien war gemeinsam, daß Frauen<br />

die Teilnahme an den Lehrveranstaltungen<br />

versagt blieb, da gemischter Unterricht von<br />

Männern und Frauen weiterhin nicht gestattet<br />

war. Eine Mitgliedschaft erhielten<br />

sie zudem im allgemeinen erst als sie schon<br />

bekannt und anerkannt waren. So etwa eine<br />

der berühmtesten Malerinnen ihrer Zeit,<br />

Angelica Kauffmann (1741-1807), die bereits<br />

11jährig als Wunderkind galt und 1762 Ehrenmitglied<br />

der Accademia Bologna wurde<br />

und 1765 ordentliches Mitglied der Accademia<br />

di San Luca zu Rom. Sie selbst konnte<br />

sich 1768 an der Gründung der Royal Academy<br />

aktiv beteiligen; gemeinsam mit Mary<br />

Moser (1744-1819), einer der berühmtesten<br />

Malerinnen Englands, gehörte sie zu den<br />

beiden einzigen weiblichen Mitgliedern<br />

überhaupt. Als Tochter eines Porträt- und<br />

Freskenmalers, der ihr erster Lehrer war,<br />

wurde Kauffmanns zeichnerisches und musikalisches<br />

Talent schon im Kindesalter erkannt<br />

und von mehreren Lehrern gefördert.<br />

Diese restriktiven Aufnahmegepflogenheiten<br />

der Akademien umgehend, griff<br />

Maria Anna, Erzherzogin von Österreich<br />

(1738-1790), zu unmißverständlichen Maßnahmen:<br />

Sie ernannte sich 1767 kurzerhand<br />

selbst zum Mitglied der ein Jahr zuvor mit<br />

Genehmigung ihrer Mutter, der Kaiserin<br />

Maria Theresia in Wien eröffneten kaiserlichen<br />

Kupferstecher-Akademie – natürlich<br />

erlaubte ihr dies auch ihre Stellung.<br />

Hier sei noch erwähnt, daß die mit allen<br />

örtlichen Kunstanstalten fünf Jahre später<br />

zusammengefaßte Wiener Akademie<br />

der bildenden Künste offiziell erst 1920 die<br />

ersten Kunststudentinnen zur Ausbildung<br />

aufnahm. Noch 1904 hieß es, „daß Frauen<br />

nur selten mit schöpferischem Geist auf dem<br />

Gebiet der großen Kunst ausgestattet seien“<br />

und zum anderen ein „Überhandnehmen<br />

des Dilettantismus und ein Zurückdrängen<br />

des männlichen Elementes“ zu befürchten<br />

sei.“ 5 Maria Anna war ihrem Vater nach<br />

einer schweren Krankheit im Alter von 19<br />

Jahren, die ständige Atemnot und eine Verwachsung<br />

der Wirbelsäule nach sich zog,<br />

eng verbunden. Da sie dessen naturwissenschaftliches<br />

Interesse teilte, betreute und<br />

erweiterte sie schon zu seinen Lebzeiten<br />

und nach dessen Tod seine umfangreiche<br />

Münz- und Mineraliensammlung, später<br />

wurde hieraus das Naturwissenschaftliche<br />

Museum, und erstellte eine eigene Mineralien-<br />

und Insektensammlung. Ihre Aquarelle<br />

und Zeichnungen waren in der Fachwelt<br />

hochgeschätzt, der Hof hingegen war über<br />

ihr künstlerisches und naturwissenschaftliches<br />

Treiben eher irritiert. Im Ausland würdigte<br />

man indes ihre Aktivitäten, was ihr<br />

1769 eine Mitgliedschaft in der Accademia<br />

zu Florenz einbrachte.<br />

In Wien eine Ausnahmeerscheinung war<br />

wohl auch Barbara Krafft (1764-1825), die<br />

schon früh von ihrem Vater Johann Nepomuk<br />

Steiner (1725-1793), einem Schüler<br />

Anton Raphael Mengs´ (1728-1779) und ab<br />

1760 kaiserlich-königlicher Kammermaler<br />

in Wien, unterrichtet und in die Bildnismalerei<br />

eingeführt wurde. Im übrigen war<br />

Mengs Schwester die in Rom tätige Malerin<br />

Theresia Concordia Maron (1725-1806). Im<br />

Alter von erst 22 Jahren beteiligte sich Barbara<br />

Krafft an einer Ausstellung der Wiener<br />

Akademie und war so erfolgreich, daß sie<br />

im gleichen Jahr deren Mitgliedschaft und<br />

erste Aufträge erhielt. 1789 heiratete sie den<br />

Wiener Apotheker Joseph Krafft; mehrere<br />

Kinder gingen aus dieser Ehe hervor.<br />

10


Dennoch reiste sie 1794 und 1797-1804<br />

nach Salzburg, Mähren und Prag, um im<br />

Auftrag Porträts, Kirchenbilder und Genrestücke<br />

zu malen. 1804-1821 lebte sie in<br />

Salzburg, getrennt von ihrem Mann, wo sie<br />

zu einer gefragten Porträtistin für Bürgertum<br />

und Adel avancierte. 1821 siedelte sie<br />

nach Bamberg über, wo sie noch in den letzten<br />

vier Lebensjahren zahlreiche Bildnisse<br />

örtlicher Persönlichkeiten schuf.<br />

Nur anhand dieser kleinen Auflistung<br />

an Künstlerinnen konnten wir bereits erkennen,<br />

daß die mehrheitlich vor dem 19.<br />

Jahrhundert schöpferisch wirkenden Frauen<br />

in verwandtschaftlicher Beziehung zu<br />

einem Künstler standen. Diejenigen aber,<br />

die nicht in einem künstlerischen Familienkreis<br />

aufwuchsen, hatten häufig keine<br />

oder sehr eingeschränkte Möglichkeiten,<br />

eine kostengünstige, systematische und<br />

kontinuierliche Ausbildung zu erhalten.<br />

Meist waren allein günstige äußere Umstände,<br />

wie soziale Lage, Förderung durch<br />

die Familie oder Mäzene, aber auch Talent,<br />

Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen<br />

für den Erfolg ausschlaggebend. Die im 19.<br />

Jahrhundert einsetzende Industrialisierung<br />

brachte eine Änderung des sozialen Gefüges:<br />

neben Großbürgertum und (Industrie-)Arbeiterschaft<br />

bildete sich ein neuer<br />

Mittelstand heraus. Der Machtverlust absolutistischer<br />

Höfe und des Adels hatte bereits<br />

seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert<br />

begonnen; reiche Kaufleute wurden jetzt<br />

zu Geldgebern des Adels. Man traf in den<br />

Salons nun gemeinsam Gelehrte, Künstler<br />

und Aristokraten. Die Festigung der bürgerlichen<br />

Struktur im 19. Jahrhundert, das<br />

Aufkommen der sozialen Frage und die<br />

daran gebundene Frauenfrage<br />

veränderte die gesellschaftliche<br />

Stellung der Frau. Die ums<br />

Überleben kämpfenden Frauen<br />

aus ehemals bäuerlichen oder<br />

kleingewerblichen Betrieben<br />

arbeiteten jetzt in Fabriken und<br />

anderen niederen Lohntätigkeiten<br />

– schöpferische Kräfte<br />

konnten hier allerdings kaum<br />

gedeihen. Frauen des Mittelstands<br />

hingegen konnten oder<br />

mußten sich aus wirtschaftlichen<br />

Erwägungen heraus Zugang<br />

zu hauswirtschaftlichen,<br />

pflegerischen oder erzieherischen<br />

Tätigkeiten erkämpfen.<br />

Künstlerische Arbeit als Gelderwerb<br />

war dennoch weiterhin<br />

verpönt, und bei Ausübung<br />

nur angesehen, wenn sie in den<br />

Augen der Öffentlichkeit als<br />

müßiggängerisch, als schöngeistiger<br />

Zeitvertreib galt. In<br />

Großbürgertum und Mittelstand<br />

diente Frauen, die von<br />

Berufstätigkeit, gar Hausarbeit<br />

entbunden waren, künstlerische<br />

Beschäftigung, die oftmals<br />

auf einer vorzüglichen privaten<br />

Ausbildung basierte, nach wie<br />

vor als Zerstreuung und der gesellschaftlichen<br />

Repräsentation, wenn auch nicht selten<br />

ausbleibender Ehrgeiz bzw. mangelnder<br />

eigener schöpferischer Antrieb dafür verantwortlich<br />

war. Auch gewährten die gleichermaßen<br />

stark einschränkenden Vorgaben<br />

des autoritären Familienvorstands der<br />

freien Arbeit und Eigenständigkeit kaum<br />

Bildnis einer jungen Künstlerin, <strong>Katalog</strong>-Nr. 7<br />

Raum. Demgemäß blieb für einige Frauen<br />

die künstlerische Betätigung – auch Musizieren<br />

oder Dichten – weiterhin lediglich ein<br />

dilettantischer Zeitvertreib, der im Rahmen<br />

des gehobenen Bildungsprogramms ausgeübt<br />

wurde und hatte damit einen beiläufigen<br />

Charakter. Und gerade dies hatte im<br />

Hinblick auf die Bewertung professioneller<br />

11


Künstlerinnen, die sich dieser Problematik<br />

durchaus bewußt waren, negative Folgen, da<br />

sie per se mit jenen gleichgestellt wurden –<br />

auch ihnen wurde Ernsthaftigkeit abgesprochen.<br />

‚KÜNSTLERIN‘ ALS BÜRGERLICHER<br />

BERUF IM 19. JAHRHUNDERT<br />

Trotz dieser allgemein verbreiteten Meinung<br />

in der Öffentlichkeit gelangten einige<br />

Künstlerinnen zu großem Ansehen. Die<br />

Porträt- und Historienmalerin Caroline Bardua<br />

(1781-1864) etwa konnte sich ohne den<br />

Rückhalt einer bedeutenden Familie, ohne<br />

Vermögen und unverheiratet eine geachtete<br />

Stellung als Künstlerin erarbeiten. In Weimar<br />

schloß sie sich dem Kreis um Goethe<br />

und Wieland an; Freundschaft schloß sie<br />

mit Johanna Schopenhauer. Im übrigen unterstützte<br />

Goethe, in Weimar Minister für<br />

Kunst und Wissenschaft, sein Leben lang<br />

Künstlerinnen, saß ihnen bereitwillig Modell<br />

und verschaffte ihnen Preise, Aufträge<br />

und Gönner. Durch Goethes Vermittlung<br />

wurde Caroline Schülerin von Heinrich<br />

Meyer (1760-1832). 1808 ging sie nach Dresden<br />

und wurde von Anton Graff (1736-1813)<br />

und 1809-1811 von Gerhard von Kügelgen<br />

(1772-1820) unterrichtet. In dieser Zeit befreundete<br />

sie sich auch mit Caspar David<br />

Friedrich (1774-1840), den sie mehr<strong>fach</strong> porträtierte;<br />

Friedrich selbst besuchte sie 1811 in<br />

Ballenstedt, wohin sie nach ihrem Studium<br />

zurückgekehrt war. In den nächsten Jahren<br />

unternahm sie zahlreiche Reisen durch<br />

Deutschland, widmete sich Porträtaufträgen<br />

und dem Kopieren berühmter Meisterwerke,<br />

aus der Notwendigkeit nicht nur für<br />

sich, sondern auch für ihre Eltern und die<br />

Ausbildung ihres Bruders zum Rechtsanwalt<br />

und ihrer Schwester zur Sängerin Geld<br />

zu verdienen – diese Unterordnung unter<br />

das Familienwohl führte u.a. dazu, daß die<br />

Künstlerin eine ersehnte Studienreise nach<br />

Italien niemals durchführen konnte. Dementsprechend<br />

kann sie als eine der ersten,<br />

aus dem Bürgertum stammenden Künstlerinnen<br />

angesehen werden, die gänzlich von<br />

ihrer Berufstätigkeit lebte. 1819 siedelte sie<br />

gemeinsam mit ihrer Schwester Wilhelmine<br />

(1798-1865), die Carolines Leben literarisch<br />

festhielt, nach Berlin über, wo sie als eine der<br />

angesehensten Porträtistinnen adeliger und<br />

bürgerlicher Kreise bekannt wurde. Zwecks<br />

Gelderwerbs mußte sie auch von dort aus<br />

mehrere, auch mehrmonatige Arbeitsreisen<br />

unternehmen. Ab 1839 erhielt sie auf Vermittlung<br />

des preußischen Kultusministers<br />

vom Stein mit königlicher Genehmigung<br />

ein kleines Jahresgehalt von der Akademie.<br />

1842 zog sie sich endgültig in ihre Geburtsstadt<br />

zurück, sie war zur anhaltinisch-bernburgischen<br />

Hofmalerin ernannt worden.<br />

Mit Caroline Bardua bekannt, war die<br />

aus Jena stammende sehr erfolgreiche Louise<br />

Seidler (1786-1866), die eine umfassende<br />

Ausbildung erhalten hatte: Nach erstem<br />

Unterricht in Gotha im Zeichnen durch den<br />

Bildhauer Friedrich Wilhelm Eugen Döll<br />

(1750-1816) und seit 1806 in Jena bei Jakob<br />

Wilhelm Roux (1771-1830) setzte sie 1810<br />

ihr Studium in Dresden unter der Anleitung<br />

von Christian Leberecht Vogel (1759-1816)<br />

und Gerhard von Kügelgen (1772-1820) fort.<br />

Schon zu dieser Zeit war sie gezwungen,<br />

sich ihr Geld mit Näh- und Stickarbeiten zu<br />

verdienen, da ihre Familie sie ebenso wie im<br />

Fall ihrer Kollegin Caroline Bardua finanziell<br />

nicht unterstützte, später kamen noch<br />

Porträtaufträge hinzu. In Dresden hatte<br />

sie zum Teil enge Kontakte mit Künstlerkollegen<br />

wie Dorothea Stock (1759-1832),<br />

der Bardua und Apollonia von Seydelmann<br />

(1768-1840) sowie Anton Graff (1736-1813),<br />

Caspar David Friedrich und Georg Friedrich<br />

Kersting (1785-1847). Von Goethe, den<br />

sie seit ihrer frühen Jenaer Studienzeit kannte,<br />

erhielt sie 1816 ihren ersten großen Auftrag,<br />

anschließend durch dessen Vermittlung<br />

mehrere Stipendien von Großherzog<br />

Carl August, die es ihr ermöglichten, erst<br />

an die Kunstakademie München, dann 1818<br />

nach Rom zu gehen. Während ihres 5jährigen<br />

Aufenthaltes in Rom schloß sie sich<br />

dem Kreis der Nazarener um Julius Schnorr<br />

von Carolsfeld (1794-1872) an, obwohl gerade<br />

diese Gruppierung sich aus Desinteresse<br />

und Egozentrik, wohl auch aus Konkurrenzgedanken,<br />

gegen die Aufnahme von<br />

Künstlerinnen aussprach. Dort lernte sie<br />

überdies Marie Ellenrieder (1791-1863) u.a.<br />

kennen, die sich an sie eng anschloß. In Rom<br />

selbst wurde sie für ihre Kolleginnen Freundin<br />

und Lehrmeisterin zugleich. Nach ihrer<br />

Rückkehr 1823 wohnte sie zuerst in Jena,<br />

bald darauf wurde sie als Zeichenlehrerin<br />

der Prinzessinnen Marie und Augusta von<br />

Sachsen-Weimar-Eisenach nach Weimar<br />

berufen. 1824 wurde sie Kustodin der Herzoglichen<br />

Gemälde<strong>galerie</strong>, später für den<br />

Sächsischen Kunstverein und damit die erste<br />

Frau in Deutschland, die eine solche Position<br />

innehatte. 1832 folgte der zweite Romaufenthalt,<br />

wo sie ein Künstlerinnenatelier<br />

unterhielt. 1835 erfolgte die Ernennung zur<br />

Hofmalerin von Sachsen-Weimar-Eisenach.<br />

12


Um 1860 verhinderte eine zunehmende Erblindung<br />

die künstlerische Tätigkeit, jedoch<br />

nicht das Schreiben ihrer „Erinnerungen“,<br />

von Hermann von Uhde bearbeitet und herausgegeben,<br />

eine der bedeutendsten und populärsten<br />

autobiographischen Schriften des<br />

19. Jahrhunderts.<br />

Ein weiterer Schützling Goethes war die<br />

etwas jüngere, in Weimar aufgewachsene<br />

Julie von Egloffstein (1792-1869), die aus<br />

fränkischem Adelsgeschlecht stammend,<br />

Hofdame von Luise von Sachsen-Weimar-<br />

Eisenach war. Von ihrer Familie wurden<br />

ihre künstlerischen Ambitionen spöttisch<br />

aufgenommen. Dementsprechend wurde ihr<br />

Talent erst von der Herzogin Anna Amalia<br />

entdeckt, später durch Goethes Vermittlung<br />

von Großherzog Carl August gefördert. Goethe<br />

selbst widmete ihr zahlreiche Gedichte.<br />

Unter seiner Anleitung erhielt Julie von Egloffstein<br />

erste Unterweisung als Zeichnerin<br />

und Malerin. Weitere Ausbildung erhielt sie<br />

durch Georg Friedrich Kersting in Meißen.<br />

Durch ihre zahlreichen Reisen im In- und<br />

Ausland erlangte sie nicht nur wegen ihres<br />

künstlerischen Talents, sondern auch wegen<br />

ihrer Schönheit Berühmtheit. Eine mehrjährige<br />

Studienreise ab 1829 nach Italien brachte<br />

den Anschluß an die deutsche Künstlerkolonie<br />

in Rom, darüber hinaus wurde sie<br />

Ehrenmitglied der römischen Accademia<br />

di San Luca. 1832 kehrte sie nach Weimar<br />

zurück. Eine zweite Italienreise folgte 1838-<br />

1840. Trotz ihres Ruhmes und zahlreicher<br />

Aufträge empfand sie allerdings zeitlebens<br />

die Diskrepanz zwischen ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit als Malerin und Rücksichtnahme<br />

auf adelige Etikette als große Belastung. So<br />

führten seelische Beeinträchtigung und ein<br />

schweres körperliches Leiden in<br />

ihren letzten Lebensjahren zum<br />

Versiegen ihrer Schaffenskraft.<br />

Wie auch ihre Kollegin Marie<br />

Ellenrieder verstarb sie ohne<br />

gesellschaftliche Bindungen in<br />

Einsamkeit.<br />

Marie Ellenrieder, bürgerlicher<br />

Herkunft wie Louise Seidler,<br />

war eine eigenwillige und<br />

fast tragisch zu bezeichnende<br />

Unbekannte Bildhauerin beim Modellieren<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 3<br />

Künstlerpersönlichkeit. Durch<br />

ihren Vater gefördert, der ihr<br />

Talent anerkannte, erhielt sie<br />

nach einer Lehre bei dem Konstanzer<br />

Miniaturmaler Joseph<br />

Einsle (1794 – nach 1850) als<br />

erste Frau die Zulassung zum<br />

Kunststudium an der Akademie<br />

in München. Anschließend<br />

arbeitete sie als Porträt- und Historienmalerin<br />

in Konstanz und<br />

an südwestdeutschen Fürstenhöfen.<br />

Ein Romaufenthalt von<br />

1822 bis 1824 sollte für sie besonders<br />

prägend sein. Dort machte<br />

sie auch die Bekanntschaft von<br />

Louise Seidler, der sie sich besonders<br />

freundschaftlich anschloß, sowie<br />

von Johann Friedrich Overbeck (1789-1869)<br />

und weiteren Nazarenern. Bereits zu diesem<br />

Zeitpunkt machten ihr u.a. die häufig ausbleibende<br />

Anerkennung und Überheblichkeit<br />

ihrer männlichen deutsch-römischen<br />

Kollegen zu schaffen; gesteigerte Selbstzweifel<br />

und Ängste gingen damit einher. Nach<br />

einem einjährigen Aufenthalt in Florenz<br />

und ihrer Rückkehr nach Baden fokussierte<br />

sie sich auf religiös-erbauliche Darstellungen,<br />

schuf jedoch auch weiterhin Porträts.<br />

Trotz mehrerer Auszeichnungen und ihrer<br />

Ernennung 1829 zur großherzoglichbadischen<br />

Hofmalerin in Karlsruhe sowie<br />

mehr<strong>fach</strong>en Reisen nach Zürich, Dresden<br />

und München verschlechterte sich ab den<br />

1830er Jahren ihre schon seit dem ersten Italienaufenthalt<br />

in zerstörerische Selbstanklagen<br />

und Depressionen fallende Gemütslage.<br />

Zeitgemäße Ablehnung und Verleugnung<br />

der eigenen Sinnlichkeit und Körperlich-<br />

13


keit sowie Zweifel an den eigenen künstlerischen<br />

Leistungen, möglicherweise auch die<br />

zunehmende Schwerhörigkeit, führten zu<br />

einem angegriffenen Gesundheitszustand<br />

und zerrütteten Nerven. Die Folge war ein<br />

periodisch auftretendes, eingeschränktes<br />

künstlerisches Arbeiten und sicher auch die<br />

Abkehr vom gesellschaftlich-öffentlichem<br />

Leben.<br />

Zu den Künstlerinnen, die ebenso Zugang<br />

zu den Nazarenern in Rom fanden, zählt<br />

auch Maria Electrine von Freyberg (1797-<br />

1848). Als Tochter des Landschaftsmalers,<br />

Kunsthändlers und Musikers Johann Baptist<br />

Stuntz (1753-1836), der zusammen mit<br />

Johann Nepomuk Strixner (1782-1855) und<br />

Ferdinand Piloty (1786-1844) in München<br />

eine Steindruckerei gegründet hatte, wurde<br />

sie durch ihren Vater und seine beiden<br />

Kompagnons ausgebildet. Anschließend<br />

arbeitete sie erst in deren lithographischer<br />

Anstalt und hatte bald mit eigenen Folgen<br />

großen, auch finanziellen Erfolg. 1813 ging<br />

sie zum Studium der Historienmalerei an<br />

die Münchner Akademie und wurde eine<br />

Schülerin von Johann Peter von Langer<br />

(1756-1824) und dessen Sohn Robert von<br />

Langer (1783-1846). Bereits zwei Jahre später<br />

erlangte sie mit ihren ersten ausgestellten<br />

Ölgemälden breite Aufmerksamkeit.<br />

Nach einem Aufenthalt in Paris im Jahr<br />

1818, wo sie neben der Anfertigung von Kopien<br />

zeitweise auch in der Druckerei von<br />

Aloys Senefelder arbeitete, folgte 1821 ein<br />

dreijähriges Reisestipendium nach Italien,<br />

wo sie sich eng an Overbeck anschloß. In<br />

diesem Jahr wurde sie auch Ehrenmitglied<br />

der Accademia di San Luca zu Rom. Nach<br />

München 1822 zurückgekehrt, heiratete sie<br />

1823 den Kgl. Bayer. Vize-Oberstallmeister<br />

Wilhelm von Freyberg.<br />

Danach hielt sie sich wechselnd in München<br />

und Thalkirchen auf und setzte trotz<br />

vielfältiger privater und gesellschaftlicher<br />

Verpflichtungen ihre künstlerische Tätigkeit<br />

fort. Gerade die Vita dieser Künstlerin,<br />

die zu Lebzeiten als eine der besten Zeichnerinnen<br />

und Malerinnen gerühmt wurde,<br />

belegt, daß Ehe und Kinder nicht immer<br />

zwangsläufig zur Aufgabe der künstlerischen<br />

Arbeit führen mußte, und daß eine<br />

Frau über den Familienkreis hinaus Erfolg<br />

haben konnte.<br />

In diesem Kontext ist auch die in Kopenhagen<br />

wirkende Elisabeth Maria Anna<br />

Jerichau-Baumann (1819-1881) zu nennen,<br />

eine außergewöhnliche Frau und Künstlerin.<br />

Nach einer sehr fundierten Ausbildung<br />

in Berlin bei Julius Hübner d. Ä. (1806-1882)<br />

sowie in Düsseldorf bei Friedrich Wilhelm<br />

Schadow (1788-1862), Carl Ferdinand Sohn<br />

(1805-1867), Carl Friedrich Lessing (1808-<br />

1880) und Hermann Anton (1803-1860)<br />

bzw. Hermine Stilke (1804-1869), ging die<br />

als eigenwillig und temperamentvoll-exaltiert<br />

beschriebene junge Frau 1845 nach<br />

Rom. Hier lernte sie den dänischen Bildhauer<br />

und Thorvaldsen-Schüler Jens Adolf<br />

Jerichau (1816-1883) kennen, den sie ein Jahr<br />

später ehelichte. 1849 folgte sie ihrem Mann<br />

nach Kopenhagen, wo er als Professor an die<br />

Akademie berufen worden war. Hier knüpfte<br />

das Paar freundschaftliche Bande zu<br />

Prinzessin Alexandra von Dänemark und<br />

dem Dichter Hans Christian Andersen, der<br />

eine Biographie über die Jerichaus verfaßte.<br />

Entfremdung vom Ehemann und möglicherweise<br />

daraus resultierend ein ruhelosrastloses<br />

Temperament führten zu ausgedehnten<br />

Reisen, u.a. 1852 nach England – in<br />

London hatte sie in diesem Jahr eine Ausstellungsbeteiligung<br />

–, wiederholt nach Italien,<br />

Griechenland, Kleinasien und Ägypten.<br />

1867 und 1878 nahm sie an den Weltausstellungen<br />

in Paris teil, weitere Ausstellungen<br />

hatte sie in Berlin, Kassel und Bremen.<br />

Eine Besonderheit ist, daß die Künstlerin<br />

Zutritt in orientalische Harems bekam, weshalb<br />

sie in der Lage war, dieses im 19. Jahrhundert<br />

äußerst beliebte exotisch-erotische<br />

Thema nach eigener Anschauung zu malen.<br />

Ihr großes künstlerisches Œuvre sowie ihre<br />

außerordentlichen Reiseaktivitäten sind zudem<br />

im Hinblick darauf zu bewerten, daß<br />

sie neun Kinder zur Welt brachte, von denen<br />

zwei ebenso Maler wurden. Darüber hinaus<br />

trug sie beträchtlich zum Familienunterhalt<br />

bei und war neben ihrer malerischen Arbeit<br />

musikalisch und schriftstellerisch tätig.<br />

Weniger rastlos verlief das Leben von<br />

Elise Crola (1809-1878), deren künstlerische<br />

Begabung schon früh von ihrem Vater<br />

gefördert wurde, einem kunstsinnigen<br />

Bankier, der mit zahlreichen Malern und<br />

Bildhauern wie Schadow, Carl Joseph Begas<br />

(1794-1854), Karl Wilhelm Wach (1787-<br />

1845) und Eduard Bendemann (1811-1889)<br />

verkehrte. Ersten Zeichenunterricht erhielt<br />

sie durch den Porträt- und Miniaturmaler<br />

Johann Friedrich Zimmermann (tätig<br />

1796-1838), daneben betätigte sie sich bildhauerisch,<br />

später schuf sie auch Keramiken.<br />

Nach einer kinderlosen, 1836 geschiedenen<br />

Ehe lernte sie in Ilsenburg den Maler Georg<br />

Heinrich Crola (1804-1879) kennen, den sie<br />

1840 heiratete. Da sie ihre künstlerische Arbeit<br />

fortsetzte, können wir davon ausgehen,<br />

14


daß diese Künstlerehe sicher von gegenseitiger<br />

Wertschätzung geprägt war.<br />

FRAUENKUNST IM 19. JAHRHUN-<br />

DERT – EIN ZEITVERTREIB FÜR<br />

ADELIGE KÜNSTLERINNEN<br />

Neben den genannten Künstlerinnen<br />

sind auch solche aus königlich-fürstlichen,<br />

adeligen oder großbürgerlichen Kreisen zu<br />

erwähnen, deren musisch-künstlerische Interessen<br />

ihrer Standeszugehörigkeit entsprechend<br />

mehr dem Zeitvertreib entsprangen,<br />

aber die nicht selten mit großer Begabung<br />

und auf außerordentlich hohem Niveau gemalt<br />

oder gezeichnet haben. Hierzu zählt<br />

Amelie von Liebenstein (geb. 1813), deren<br />

Talent durch den sehr schönen Kopf einer<br />

Jungfrau anschaulich dokumentiert wird.<br />

Auch Charlotte von Raßler (Rassler) (tätig<br />

um 1812) ist hier zu nennen oder Elise von<br />

(zur) Lippe (tätig um 1846) mit ihrer reizenden<br />

Darstellung eines seit Beginn des 19.<br />

Jahrhunderts gerade bei Italienreisenden<br />

überaus populären Motivs einer Italienerin<br />

am Brunnen. Die sichere Bildkomposition<br />

als auch die gekonnte Zeichenführung unterstreichen<br />

die Begabung der Künstlerin,<br />

die offenkundig aus einem adeligen Hause<br />

stammend nicht für die Öffentlichkeit malte.<br />

Auch Ernestine von Lipowsky (2. Hälfte<br />

19. Jh.) gehört sicher in diese Gruppe oder<br />

Mathilde Karoline, Großherzogin von Hessen<br />

(1813-1862). Als Elevin von D. Quaglio<br />

d. J. (1786/1787-1837) erhielt die Großherzogin<br />

ihrer Herkunft gemäß eine fundierte<br />

künstlerische Ausbildung durch einen der<br />

erfolgreichsten Maler der Zeit. Auch Elisabeth,<br />

Prinzessin von England, Landgräfin<br />

von Hessen-Homburg (1770-1840) ist in diesem<br />

Kontext zu nennen, die sich nicht nur in<br />

England, sondern auch nach ihrer Vermählung<br />

in Frankfurt am Main und insbesondere<br />

Bad Homburg vielfältig künstlerisch<br />

betätigte.<br />

Ein weiteres Beispiel liegt uns mit Asta<br />

Thusnelda Gräfin von Münster-Meinhövel<br />

(1788-1842) vor, die mit dem dänischen Diplomaten<br />

Carl Emil Moltke verheiratet, sicherlich<br />

die künstlerische Tätigkeit in rein<br />

privatem Bereich ausübte, wenn auch mit<br />

Talent. Erhebliches Können dokumentiert<br />

zudem das Frauenbildnis der unbekannten<br />

Monogrammistin B.G. vom Ende des 19.<br />

Jahrhunderts, das durch die Lebendigkeit<br />

der Gesichtszüge als auch durch die Zartheit<br />

und Virtuosität der Ausführung besticht.<br />

Künstlerinnen dieser Gruppe haben häufig<br />

ihre Arbeiten nicht signiert, da ihre exponierte<br />

gesellschaftliche Stellung dies nicht<br />

erlaubte. Aus diesem Grund können ihnen<br />

meist nur wenige Werke sicher zugeschrieben<br />

werden.<br />

KÜNSTLERINNEN IN FRANKREICH<br />

IM 19. JAHRHUNDERT<br />

Von unseren nicht deutschstämmigen<br />

Künstlerinnen des gleichen Zeitraums ist<br />

Marguerite Gérard (1761-1837) anzuführen.<br />

Sie war eine der ersten bedeutenden Künstlerinnen<br />

auf dem Gebiet der Genremalerei<br />

in Frankreich und zählte zu Lebzeiten zu<br />

den bekanntesten Malerinnen ihrer Zeit.<br />

Auch in ihr finden wir ein Beispiel dafür,<br />

daß Künstlerinnen sich unter ihren männlichen<br />

Kollegen behaupten konnten.<br />

Ihre ältere Schwester Anne-Marie (1745-<br />

1823), eine anerkannte Miniaturmalerin,<br />

die mit Jean-Honoré Fragonard (1732-1806)<br />

verheiratet war, nahm die 14jährige Marguerite<br />

1775 nach Paris mit. Hier wurde sie von<br />

ihrem Schwager (und späteren Geliebten?)<br />

unterrichtet und gefördert.<br />

Darüber hinaus studierte sie intensiv die<br />

niederländische Genremalerei des 17. Jahrhunderts.<br />

Regelmäßige erfolgreiche Teilnahmen<br />

am Pariser Salon folgten, nachdem<br />

dieser schließlich in den 90er Jahren des 18.<br />

Jahrhunderts auch für Frauen geöffnet worden<br />

war.<br />

Ihre rund 80 Jahre später geborene<br />

Landsmännin Berthe Morisot (1841-1895)<br />

wurde gleichfalls eine anerkannte Malerin<br />

– und gerade ihr Werk wurde in den letzten<br />

Jahren wiederentdeckt. Aus einem wohlhabenden<br />

und kunstinteressierten Elternhaus<br />

stammend, erhielt sie gemeinsam mit ihrer<br />

Schwester Edma schon früh privaten Zeichenunterricht,<br />

dann war sie Schülerin von<br />

Camille Corot (1796-1875) sowie von Achille<br />

François Oudinot (1820-1891), Honoré<br />

Daumier (1808-1879) und des Bildhauers<br />

Aimé Millet (1819-1891).<br />

Enge Kontakte knüpfte sie zu Felix Bracquemont<br />

(1833-1914) und einigen Barbizon-<br />

Malern sowie zu Eduard Manet (1832-1883)<br />

– mit diesem schloß sie ab 1869 eine enge<br />

Freundschaft. Auch Edgar Degas (1834-<br />

1917) und Henri Fantin-Latour (1836-1904)<br />

zählten zu ihrem illustren Freundeskreis.<br />

Nach Beteiligungen an Ausstellungen des<br />

etablierten Pariser Salons nahm sie ab 1874<br />

als erste Frau an fast allen Impressionisten-<br />

Ausstellungen teil. Trotz der Heirat im Jahr<br />

1874 mit Eugène Manet und nachfolgen-<br />

15


der Mutterschaft ist kein Nachlassen ihres<br />

künstlerischen Schaffens zu verzeichnen.<br />

Auch Blanche Odin (1865-1957) fand mit<br />

ihren zarten und frischen Blumenaquarellen<br />

beim französischen Publikum Anklang.<br />

Bereits im Alter von etwa 17 Jahren ging die<br />

junge Frau jährlich für einige Monate zum<br />

Studium nach Paris – dies muß mit Genehmigung<br />

ihrer Familie geschehen sein. In<br />

diesem Fall können wir wohl davon ausgehen,<br />

daß die Künstlerin einem bürgerlich<br />

interessierten, intellektuellen Hintergrund<br />

entstammte, dem die notwendigen finanziellen<br />

Mittel für eine kostspielige Ausbildung<br />

zur Verfügung stand. Dennoch läßt die<br />

Ausbildungszeit vermuten, daß die Familie<br />

sie nicht für einen längeren Zeitraum entbehren<br />

konnte oder wollte. Da die École des<br />

Beaux-Arts noch immer keine Frauen ausbildete,<br />

arbeitete Blanche Odin sowohl im<br />

Atelier von Madame Delphine (?) De Cool<br />

und nahm Unterricht an einer Zeichenschule<br />

als auch bei der Miniaturmalerin Jeanne<br />

Mathilde Herbelin (1820-1904). 1889 konnte<br />

sie sich erfolgreich an einer Akademie-Ausstellung<br />

beteiligen.<br />

Danach hatte sie steigenden Erfolg, auch<br />

unter Künstlerkollegen, und eröffnete 1900<br />

ihr eigenes Atelier in Paris, wo sie bis zu ihrem<br />

Umzug 1934 nach Bagnères-de-Bigorre<br />

auch Schüler ausbildete. 1949 wurde sie<br />

zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt und<br />

erhielt den Titel eines „Officer of Public Instruction“,<br />

eine außerordentliche Auszeichnung<br />

für eine Frau dieser Zeit.<br />

An dieser Stelle ist ebenso die in Paris<br />

ausgebildete russische Malerin Marie Bashkirtseff<br />

(1858/60-1884) zu erwähnen, die<br />

trotz ihres frühen Todes im Alter von 24<br />

Jahren international bekannt wurde. Ihr<br />

nach ihrem Tod im Jahr 1887 veröffentlichtes,<br />

in mehrere Sprachen übersetztes<br />

Tagebuch, das eindrucksvoll von der Ausbildungssituation<br />

und den Lebensbedingungen<br />

einer Künstlerin berichtet, hatte auf<br />

die nachfolgende Künstlerinnengeneration<br />

erhebliche Wirkung.<br />

Paris hatte eine wichtige Bedeutung<br />

für die Entwicklung und das Ansehen von<br />

Künstlerinnen. Die liberale Kunstmetropole<br />

war seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

zur Kunsthauptstadt avanciert und<br />

Zentrum neuester Kunstrichtungen. Frauen<br />

konnten sich hier durch die räumliche Trennung<br />

von Familie und Umfeld für mehrere<br />

Monate, manchmal auch Jahre aus ihrem<br />

gewohnten engen sozialen Umfeld lösen<br />

und freier bewegen.<br />

So pilgerten sie aus allen europäischen<br />

Ländern, auch aus Amerika und Rußland,<br />

Kanada und Australien in die elegante beeindruckende<br />

Stadt an der Seine, um in den<br />

zahlreichen Damenklassen der Privatateliers<br />

zu studieren – auch die Pariser École des<br />

Beaux-Arts nahm seit 1897 eingeschränkt<br />

Kunststudentinnen auf.<br />

Besonders populär war, neben der Académie<br />

Julian, die Académie Colarossi am<br />

Montparnasse, wo Frauen auch das Aktstudium<br />

gestattet war – 1877 war hier die<br />

Einschränkung, daß Damen nur ein halbbekleidetes<br />

Modell zeichnen durften, abgeschafft<br />

worden.<br />

Obwohl oder sollte man sagen gerade<br />

weil diese Privatschulen aus rein wirtschaftlichen<br />

Aspekten geführt wurden, wurden<br />

jährlich Hunderte von Schülern aufgenommen<br />

– Frauen waren zwar ohne Einschränkung<br />

zugelassen, mußten jedoch allein<br />

aufgrund ihres Geschlechts die doppelten<br />

Kursgebühren entrichten.<br />

Nicht selten herrschte in den Räumlichkeiten<br />

ein großer Platzmangel, zudem bestanden<br />

die Lehrmethoden aus eher sporadischen<br />

Korrekturen der Lehrer, die sich<br />

kaum Zeit für eine genaue Betrachtung der<br />

Schülerarbeiten nahmen. Dennoch spielten<br />

gerade diese Privatschulen eine wichtige<br />

Rolle in der Vermittlung und Rezeption moderner<br />

Kunst – junge progressive Künstler<br />

betätigten sich hier häufig als Lehrer.<br />

ZEICHEN- UND MALSCHULEN FÜR<br />

KÜNSTLERINNEN IM 19. JAHRHUN-<br />

DERT IN DEUTSCHLAND<br />

In Deutschland führten Faktoren wie das<br />

nach wie vor bestehende Verbot des Studiums<br />

an Kunstakademien, daraus resultierend<br />

der Wunsch auf Herausbildung und<br />

Anerkennung weiblichen Berufskünstlertums<br />

oder auch die Forderung nach grundlegender<br />

Verbesserung der Ausbildungssituation<br />

weniger begüterter Frauen in der 2.<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Gründung<br />

von drei staatlich subventionierten Lehranstalten<br />

für Frauen: 1867 wurde der „Verein<br />

der Berliner Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“<br />

gegründet – im übrigen besitzen<br />

wir von Carl Johann Arnold (1829-1916)<br />

ein Gedenkblatt hierzu –, der 1868 eine Zeichen-<br />

und Malschule für Künstlerinnen mit<br />

Zeichenlehrerinnenseminar angegliedert<br />

wurde, gefolgt von der „Damenakademie“<br />

des 1882 gegründeten „Künstlerinnen-Vereins“<br />

in München und 1884 von der „Malerinnen-Schule“<br />

in Karlsruhe.<br />

16


Weitere Städte folgten wie 1893 Stuttgart,<br />

1895 Leipzig, 1911 Düsseldorf, 1926 Hamburg<br />

und 1930 Köln. Regelmäßige Ausstellungsplattformen<br />

sowie die soziale Organisation<br />

für bedürftige Mitglieder gingen<br />

damit einher.<br />

Diese Gründungen bezeugen, daß Künstlerinnen<br />

sich gegen die Ausgrenzung aus<br />

dem Kunstbetrieb zu wehren begannen,<br />

ebenso die beginnende Veränderung in<br />

der öffentlichen Bewertung von weiblicher<br />

Kunst. Neben diesen Lehranstalten gab es<br />

auch in Deutschland vergleichbar der beschriebenen<br />

Situation in Paris zahlreiche<br />

Privatschulen, von denen sich nicht wenige<br />

gerade seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />

als Opposition gegen den akademisch-traditionellen<br />

Kunstbetrieb und ihren<br />

hierarchischen Aufbau verstanden – in<br />

diesem Kontext ist auch das Entstehen zahlreicher<br />

Künstlerkolonien auf dem Lande zu<br />

sehen.<br />

Allerdings entsprach ein Großteil der<br />

Privatschulen nicht dem Niveau staatlicher<br />

Institutionen – bedingt durch das Fehlen<br />

finanzieller Mittel war ein gleichwertiges<br />

Lehrer- und Fächerangebot und damit das<br />

gleichzeitige Studium aller Gattungen und<br />

Techniken nicht möglich. Zudem war das<br />

Studiengeld weitaus höher. Dessen ungeachtet<br />

waren die Klassen häufig überfüllt, das<br />

Niveau meist wegen des unterschiedlichen<br />

Talents der Schülerinnen niedrig.<br />

Problematisch war für Frauen der Besuch<br />

einer solchen Privatschule auch in anderer<br />

Hinsicht: Sie standen während der gesamten<br />

Studienzeit in meist großer Abhängigkeit<br />

zu ihren Familien und mußten häufig – im<br />

Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen,<br />

denen auch über einen längeren<br />

Zeitraum finanzielle Unterstützung<br />

zugestanden wurde<br />

– ihre Ausbildung wegen der<br />

teuren Kursgebühren in einem<br />

kürzeren Zeitraum absolvieren.<br />

Auch wenn bekannt war, daß<br />

eine fundierte Ausbildung für<br />

den künstlerischen Erfolg unerläßlich<br />

ist.<br />

„Warum lassen Sie ihre Tochter<br />

nicht lieber ordentlich kochen<br />

lernen? Es gibt so viele schlechte<br />

Künstlerinnen und so wenig<br />

gute Köchinnen.“ 6<br />

(Alfred Lichtwark)<br />

Trotz der rasanten gesellschaftlichen<br />

Veränderungen<br />

stellt sich auch nach 1900 in<br />

der bürgerlichen Schicht die<br />

Lebenssituation der Frauen im<br />

allgemeinen folgendermaßen<br />

dar: Eigene Berufsvorstellungen,<br />

Ehrgeiz und das Streben<br />

nach dem Ausdruck eigener<br />

Persönlichkeit waren nicht gewünscht<br />

– Familie, Heim und Herd war der<br />

Endzweck, damit verbunden das Warten auf<br />

den Ehemann. Bei starkem künstlerischem<br />

Antrieb wurden sie als „überspannt“, „unweiblich“,<br />

als „Malweib“ 7 und „eine von diesen<br />

Verwahrlosten“ polemisiert. Dennoch<br />

gab es Widerstand. Gerade in der Kunst<br />

glaubten Frauen, Freiheit und Selbständigkeit<br />

zu finden. Bezeichnend ist allerdings,<br />

daß dieses Streben nach künstlerischer<br />

Betätigung häufig erst nach dem Tod des<br />

Carl Johann Arnold, Gedenkblatt zum 31. Jan. 1867:<br />

Gründung des Vereins der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen<br />

zu Berlin, <strong>Katalog</strong>-Nr. 1<br />

Vaters, des Familienoberhauptes, realisiert<br />

wurde.<br />

Die Situation von Künstlerinnen aus<br />

dem Kleinbürgertum, der Arbeiterschaft<br />

oder von Töchtern aus überraschend verarmten<br />

Familien, die zum Lebensunterhalt<br />

beitragen mußten, ist vergleichbar: Da der<br />

Gelderwerb im Vordergrund stand und die<br />

notwendigen Mittel für kostspieligen Privatunterricht<br />

oder teure Privatschulen nicht<br />

zur Verfügung standen, mußte die Ausbil-<br />

17


dung in einem kurzen Zeitraum absolviert<br />

werden und war dadurch wenig fundiert.<br />

Aber auch nach erfolgreichem Abschluß eines<br />

Studiums blieb der Zugang zum Kunstmarkt<br />

Frauen meist verschlossen bzw. war<br />

nur eingeschränkt möglich.<br />

Da deutsche Akademien noch bis 1919<br />

– bis auf wenige Sonderfälle – Frauen verschlossen<br />

blieben, war ihnen zugleich die<br />

Teilnahme an den großen Ausstellungen<br />

untersagt. Damit erreichten sie weder eine<br />

breite Öffentlichkeit und ein zahlungskräftiges<br />

Publikum, noch erhielten sie öffentliche<br />

Aufträge oder die meist begehrten<br />

(Reise-)Stipendien. In der Presse fanden<br />

sie dementsprechend selten oder gar keine<br />

Erwähnung bzw. mußten, wie im Falle von<br />

Paula Modersohn-Becker, deren erste Ausstellungsbeteiligung<br />

in der Bremer Kunsthalle<br />

gemeinsam mit Marie Bock (1867-<br />

1956) und Clara Rilke-Westhoff (1878-1954)<br />

stattfand, sich einer vernichtenden Kritik<br />

stellen. Ankäufe durch Sammlungen oder<br />

Museen kamen noch vereinzelter vor.<br />

Nach der Ausrufung der Weimarer Republik<br />

und der gesetzlichen Gleichstellung<br />

der Frauen im Jahr 1919 mußten sich auch<br />

die Kunstakademien endgültig weiblichen<br />

Schülern öffnen. Eine professionelle Ausbildung<br />

wurde dadurch möglich, was den<br />

Künstlerinnen stetig steigendes Ansehen in<br />

der Öffentlichkeit einbrachte. Gründungen<br />

von Frauenvereinen wie der GEDOK („Gemeinschaft<br />

deutscher und österreichischer<br />

Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen“)<br />

1926, unterstützten die Durchsetzung<br />

der Ansprüche und Bedürfnisse der Frauen<br />

auf dem Kunstmarkt, vor allem die Schaffung<br />

von öffentlichen Ausstellungsmöglichkeiten.<br />

Bald war aber ihrer hoffnungsvollen<br />

Selbstverwirklichung Grenzen gesetzt.<br />

Ab 1933 erstarkten die alten Ideale: Die<br />

Frau als Hausfrau, Gebärerin und Mutter<br />

bestimmte die nationalsozialistischen<br />

Wertvorstellungen – seltener kam die Anforderung,<br />

ihre Kunst in den Dienst der<br />

Ideologie zu stellen, mehr noch die nach<br />

dem totalen Rückzug aus dem öffentlichem<br />

Leben. In dieser Zeit verloren fortschrittliche<br />

Künstler, egal welchen Geschlechts, ihre<br />

wichtigsten Jahre, wurden verfemt, verfolgt<br />

und umgebracht – Künstler und Künstlerin<br />

wurden jetzt zur „verlorenen Generation“.<br />

„Die Natur, die Zeitlosigkeit und die „Gesellschaftlosigkeit“<br />

fallen der Frau zu, die<br />

Kultur, die Geschichte und die Gesellschaft<br />

sind Sache des Mannes.“ 8<br />

(Alice Rühle-Gerstel, 1932)<br />

Im zeitgeschichtlichen Kontext waren<br />

allerdings nicht die negativen Ausbildungsbedingungen<br />

für Frauen oder ihre soziale<br />

Abhängigkeit von der Familie für die häufig<br />

stockenden oder ungenutzten schöpferischen<br />

Kräfte verantwortlich, vielmehr war<br />

es ihre „weibliche Natur“ und damit verbunden<br />

ihr „mangelndes Talent und Genie“<br />

sowie „fehlende Erfindungsgabe und Phantasie“.<br />

„Von einer starken weiblichen Kunst<br />

wird man allerdings niemals reden,<br />

da das Empfinden der Frau mehr<br />

ein Nachempfinden ist.“ 9<br />

(Ludwig Dettmann, 1908)<br />

Im 19. und auch noch beginnendem 20.<br />

Jahrhundert wurde nicht nur im deutschsprachigen<br />

Raum der Mann als das überlegene,<br />

geistige, die Frau als das sinnlichtriebhafte<br />

Prinzip angesehen.<br />

So stellte Georg Simmel, einer der bekanntesten<br />

Kulturphilosophen des 19. Jahrhunderts<br />

fest: „Während der Mann aus sich<br />

herausgeht, seine Kraft in seine Leistung<br />

entläßt und damit etwas „bedeutet“, was in<br />

irgendeinem Sinne außer ihm liegt, dynamisch<br />

oder ideel, schaffend oder darstellend<br />

– ist die Wesensidee der Frau jene Undurchbrochenheit<br />

der Peripherie, jenes organische<br />

Beschlossensein in der Harmonie der Wesensteile<br />

unter sich und ihrer gleichmäßigen<br />

Beziehung zu ihrem Zentrum – wie es eben<br />

die Formel des Schönen ist. Denn sie ist, in<br />

der Symbolik der metaphysischen Begriffe,<br />

die Seiende, und der Mann das Werdende.“ 10<br />

Diese geschlechterspezifische Zuweisung<br />

sollte die Ausschaltung der Frau aus der Öffentlichkeit,<br />

aus dem sozialen, wirtschaftlichen<br />

und kulturellen Leben, ihre Unterordnung<br />

unter den Mann rechtfertigen – und<br />

das zu einem Zeitpunkt, als Frauen sich zu<br />

emanzipieren begannen und verschiedene<br />

Berufe ergriffen, was nicht nur als Bedrohung<br />

und Zerstörung der Familie angesehen<br />

wurde, sondern im Hinblick auf das<br />

Kunstschaffen auf unliebsame Konkurrenz<br />

auf dem Kunstmarkt.<br />

Sollte sie dennoch diesen Weg beschreiten,<br />

würde „die Frau, die ihre harmonische<br />

Geschlossenheit zerstört und sich zu einem<br />

einseitigen Wollen zwingt, diesen Entschluß<br />

fast immer mit Verkümmerung, Krankhaftigkeit<br />

oder Hypertrophie des Geschlechtsgefühls,<br />

mit Perversion oder Impotenz“ 11<br />

18


ezahlen. Die geschlechterspezifische Differenzierung<br />

in einen aktiven männlichen<br />

und einen passiven weiblichen Pol wurde<br />

von einem Großteil der Kunsthistoriker<br />

übernommen und weiterverarbeitet.<br />

Auch Hans Hildebrandt suchte in diesem<br />

Sinne die Kunst als männliches Privileg zu<br />

beschreiben: „Es (das Weib, Anm. d. Verf.)<br />

erlebt sie (die Kunst, Anm. d. Verf.) zu tiefst<br />

– aber es gestaltet sie nicht.“ 12 Und wenn<br />

man Hildebrandts Bearbeitung „Die Frau<br />

als Künstlerin“, erschienen 1928, studiert,<br />

fällt auf, daß er, auch wenn er die Leistung<br />

einer Frau hervorhebt, zugleich immer ihre<br />

künstlerischen Grenzen betont, ihre mangelnde<br />

Begabung bzw. Fähigkeit Bahnbrechendes<br />

oder wirklich Großartiges zu leisten,<br />

was ohnehin seiner Einschätzung nach<br />

aufgrund ihres Naturells nicht ihr Streben<br />

sei. Hier zeigt sich eine gänzlich tendenziöse,<br />

aber ganz dem Zeitgeist entsprechende<br />

polemische Gesamtbearbeitung, wie sie<br />

von namhaften Publizisten und Fachleuten<br />

verbreitet wurde – bezeichnenderweise war<br />

Hildebrandt selbst mit einer Künstlerin<br />

verheiratet, mit der Hölzel-Schülerin Lily<br />

Hildebrandt (1887-1974).<br />

Leider gingen Frauen sogar häufig selbst<br />

davon aus, daß Genie niemals weiblich sein<br />

könne und demzufolge ihre künstlerischen<br />

Leistungen nicht mit gleichen Maßstäben<br />

zu bewerten seien. Anerzogen war ihnen<br />

Zurückhaltung und Bescheidenheit in Hinblick<br />

auf ihre eigenen Leistungen, Unauffälligkeit<br />

und die Unterordnung unter das<br />

Familienwohl – genau diese Eigenschaften<br />

wurden gefordert und brachten ihnen Achtung<br />

in der Gesellschaft ein.<br />

„Jene Malerinnen beschränken sich fast<br />

durchweg auf Kunstzweige, deren<br />

oberste Anforderung auf die treue und<br />

fleißige Ausführung, nicht auf neue<br />

Erfindung und geniale Composition<br />

zielt: Blumenstücke, Porträte (sic!),<br />

Miniaturbilder. Der Zahl nach sind diese<br />

Künstlerinnen sehr bedeutend, der<br />

kunstgeschichtlichen Gattung<br />

nach unbedeutend.“ 13<br />

(W.H. Riehl)<br />

Daß Frauen jegliche schöpferische Kraft<br />

abgesprochen werden konnte, lag auch daran,<br />

daß sie sich größtenteils den sogenannten<br />

unteren Bildgattungen widmeten: dem<br />

Porträt-, der Tier- und Landschaftsmalerei<br />

sowie vor allem dem Stilleben.<br />

Die Historienmalerei, die auch noch im<br />

19. Jahrhundert an erster Stelle stand und<br />

Ansehen und damit auch finanziellen Erfolg<br />

brachte, war ein Privileg des Mannes, wenn<br />

es auch, wie wir bereits erfahren konnten,<br />

bedeutende Ausnahmen gab.<br />

Da den meisten Frauen jedoch das Aktund<br />

Anatomiestudium, eine notwendige<br />

Voraussetzung für das Figurenstudium<br />

und damit für Qualität, aus Gründen der<br />

Schicklichkeit versagt war, gerieten sie zugleich<br />

ins künstlerische Abseits: Einerseits<br />

mußten sie sich mit der ihnen vorgegebenen<br />

Themenwahl begnügen, anderseits brachten<br />

gerade diese zugewiesenen Bildthemen in<br />

der Kunstkritik Geringschätzung und Herablassung.<br />

Dabei erfassen so viele Damen die Malerei<br />

als Erwerbsquelle, daß wir hier nicht mehr<br />

als 9 Damenschulen haben, die rein<br />

colossales Kunstproletariat züchten!<br />

Dabei geben die Armen oft ihr letztes<br />

bischen Vermögen daran, in der Hoffnung<br />

eine Einnahmequelle gefunden zu haben.<br />

Wie viel besser thäten die Meisten, den so<br />

schönen aber auch reinen Beruf von<br />

Krankenpflegerinnen zu wählen.“ 14<br />

Eine weitere Möglichkeit der Ausbildung<br />

stand Frauen an Kunstgewerbeschulen zur<br />

Verfügung. Das Kunstgewerbe war als typisch<br />

weibliches Gebiet anerkannt, mit dem<br />

die Frau entweder die familiäre Umgebung<br />

verschönern oder den Lebensunterhalt verdienen<br />

konnte. Der Besuch der Kunstgewerbeschule<br />

galt den Eltern als solide, auf dem<br />

Handwerk aufgebaute Ausbildung. Aber<br />

auch hier war der private Unterricht teurer<br />

als der an den Akademien.<br />

Im Zuge der Reformbewegung des Kunstgewerbes<br />

und damit seiner Aufwertung<br />

hatten sich Kunstgewerbeschulen indes spätestens<br />

seit dem beginnendem 20. Jahrhundert<br />

zu ausgezeichneten Ausbildungsstätten<br />

entwickelt, wo man neuen Bestrebungen<br />

in Verbindung von angewandter und freier<br />

Kunst aufgeschlossen gegenüberstand.<br />

Gemeinsam mit der verordneten Öffnung<br />

der Akademien, wo sich in den 20er Jahren<br />

nicht selten Tradition und Neuerung gegenüberstanden,<br />

verhalfen gerade die Kunstgewerbeschulen<br />

weiblichem Kunstschaffen<br />

zu einem neuen Image: Vom immer wieder<br />

angeprangerten Dilettantismus zur Berufsmäßigkeit<br />

des weiblichen Künstlertums.<br />

19


KÜNSTLERINNEN IN EUROPA VON<br />

ETWA 1850 BIS NACH 1945<br />

Aufbruch in die Moderne<br />

Von den häufig auch kunstgewerblich arbeitenden,<br />

im 19. und in der ersten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts tätigen Frauen präsentieren<br />

wir in unserer Ausstellung eine recht<br />

große Gruppe. In vielen Fällen zu Lebzeiten<br />

erfolgreich, sind sie heute weitgehend vergessen,<br />

ohne daß ihre künstlerischen Leistungen<br />

aus heutiger Sicht als unbedeutend<br />

oder belanglos klassifiziert werden sollten.<br />

So ist etwa L.E. Margarete Gerhardt (1873<br />

– vor 1955) zu nennen, über deren Leben<br />

und Werk kaum etwas dokumentiert ist.<br />

Jedoch beweisen die allein schon uns bekannten<br />

Arbeiten Talent. Gerhardt war eine<br />

in Berlin wirkende Malerin, Lithographin<br />

sowie Holz- und Linolschneiderin. Ausgebildet<br />

war sie an der Zeichen- und Malschule<br />

des Vereins der Künstlerinnen Berlin bei<br />

Wilhelm Müller-Schönfeld (1867-1944) und<br />

Dora Hitz (1856-1924), einer zu Lebzeiten<br />

erfolgreichen Künstlerin und Mitbegründerin<br />

der „Berliner Secession“. Studienreisen<br />

führten sie nach Italien und Paris.<br />

Auch über die Malerin, Graphikerin und<br />

Gebrauchskünstlerin Johanna Luise Groppe<br />

(1863 – vermutl. vor 1923) wissen wir nur<br />

wenig. Ihr Studium absolvierte sie in ihrer<br />

Geburtsstadt Berlin bei Jacob Alberts<br />

(1860-1941), dann in München bei Georg<br />

Schuster-Woldan (1864-1933). Mehrere Beteiligungen<br />

an Ausstellungen im Münchner<br />

Glaspalast sowie 1908 an der Großen Ausstellung<br />

in Berlin sind zu belegen. Vermutlich<br />

unternahm sie eine Reise nach Rom, wo<br />

u.a. Kopien nach Raffael, Landschaftsbilder<br />

und Genrestücke entstanden. Ihre Mitgliedschaften<br />

in verschiedenen Vereinigungen<br />

wie dem Künstlerinnen-Verein München<br />

und dem Reichsverband bildender Künstler,<br />

Berlin, belegen zudem, daß wir es hier<br />

mit einer ambitionierten und erfolgreichen<br />

Künstlerin zu tun haben.<br />

Die in Frankfurt am Main tätige Malerin<br />

und Gebrauchskünstlerin Mathilde Kleemann<br />

(geb. 1888) ist ebenso dieser Gruppe<br />

zuzurechnen. Nach einer Ausbildung in<br />

München, wohl an der dortigen Kunstgewerbeschule,<br />

und an den Technischen<br />

Staatslehranstalten in Offenbach fertigte sie<br />

kunstgewerbliche Arbeiten an und war zudem<br />

als Zeichenlehrerin an Berufsschulen<br />

tätig – die pädagogische Laufbahn war ein<br />

gesellschaftlich anerkannter und meistens<br />

von den Eltern geförderter Beruf, der darüber<br />

hinaus das so häufig benötigte Geld zum<br />

Überleben und insbesondere die ersehnte<br />

Unabhängigkeit von Familie oder Ehemann<br />

einbrachte.<br />

Auch die künstlerische Laufbahn von<br />

Hanna Nagel (1907-1975) begann mit einer<br />

kunsthandwerklichen Ausbildung, 1924<br />

mit einer Lehre als Buchbinderin. Daran<br />

anschließend studierte sie an der Badischen<br />

Landeskunstschule Karlsruhe und war<br />

Schülerin von Karl Hubbuch (1891-1979),<br />

zuletzt war sie Meisterschülerin in der Radierklasse<br />

von Walter Conz (1882-1944).<br />

1929 zog sie nach Berlin, wo sie im folgenden<br />

Jahr ihr Studium an den Vereinigten<br />

Staatsschulen für Freie und Angewandte<br />

Kunst bei Emil Orlik (1870-1932), der für<br />

sein hervorragendes Talent als Lehrer bekannt<br />

war und sie besonders förderte, und<br />

Hans Meid (1883-1957) fortsetzte. 1931 heiratete<br />

sie den Maler Hans Fischer-Schuppach<br />

(1906-1987).<br />

Durch die Verleihung des Rom-Preises<br />

konnte das Künstlerehepaar die Jahre 1933-<br />

1934 und nochmals 1935-1936 in der Villa<br />

Massimo in Rom verbringen. Nach ihrer<br />

Rückkehr aus Italien begann Nagel mit<br />

dem Illustrieren von Büchern, von nun an<br />

ihre Haupteinnahmequelle, da sie unter den<br />

Nationalsozialisten Ausstellungsverbot erhalten<br />

hatte. Nach 1945 beteiligte sie sich<br />

an zahlreichen Ausstellungen. Des weiteren<br />

wurde ihr eine Professur in Ost-Berlin<br />

angetragen, die sie jedoch ausschlug. 1947<br />

führte die problematische Ehe mit ihrem<br />

Mann schließlich zur Trennung, wenn sie<br />

ihm auch lebenslang verbunden blieb. Seit<br />

1959 litt sie unter dauernden Schmerzen<br />

(Trigeminus-Neuralgien). Obwohl sie gezwungen<br />

war aufgrund einer Operation,<br />

ihre Zeichenhand war die linke, mit der<br />

rechten Hand weiterzuarbeiten, gab sie ihre<br />

künstlerische Arbeit nicht auf.<br />

Auch die Wiener Künstlerin Mila von<br />

Luttich (1872-1929) machte sich besonders<br />

auf dem Gebiet der Illustration und des<br />

Buchschmucks verdient. Darüber hinaus<br />

arbeitete sie 30 Jahre für die „Meggendorfer-Blätter“,<br />

einer Münchner Zeitschrift für<br />

Kunst und Humor.<br />

Die russische Malerin und Graphikerin<br />

Tatyana Alekseevna Mavrina<br />

(-Lebedeva) (1902-1996) erlangte ebenso<br />

große Anerkennung als Illustratorin, in<br />

ihrem Fall von Kinderbüchern; ihr Hauptbetätigungsfeld<br />

waren Puschkins Märchen<br />

und Russische Volkssagen. Tatyana erhielt<br />

als Sproß einer russischen Intelligenzija-<br />

Familie eine hervorragende Ausbildung. So<br />

20


studierte sie an der VHUTEMAS (High Art<br />

and Technical Studios), eine dem Bauhaus<br />

vergleichbare Kunstschule, in Moskau bei<br />

Nikolai Sinezubov (1891-1948), G. Fedorov<br />

(1886-1976) und Robert Falk (1886-1958).<br />

1960 erhielt sie auf der Leipziger Buchmesse<br />

die Silbermedaille, weitere Preise folgten,<br />

wie etwa 1976 die Goldmedaille der Internationale<br />

Vereinigung für Kinder-Literatur<br />

sowie den H.C. Andersen-Preis.<br />

Ebenso auf dem Gebiet der Buchillustration<br />

aktiv war die gebürtige Wienerin<br />

Félice Desclabissac (1876-1938), die mit dem<br />

Münchner Maler und Zeichner Alexander<br />

Desclabissac (1868-1938) verheiratet war.<br />

Obwohl sie an Ausstellungen im Münchner<br />

Glaspalast, den Dresdner Aquarellausstellungen,<br />

an Ausstellungen in Leipzig und in<br />

Wien sowie der Société des Artistes Indépendants<br />

in Paris, wo sie einen zweiten Preis<br />

erhalten hatte, beteiligt war, wissen wir heute<br />

kaum etwas über sie. Die gezeigten Zeichnungen<br />

ragen jedoch wegen der frechen und<br />

für eine Frau sehr mutigen Darstellung erotisch-frivoler<br />

Szenen heraus.<br />

Dem erotischen Genre zugewandt, zeigt<br />

sich auch Mariette Lydis (1894? – 1970). Nach<br />

der Heirat mit einem vermögenden Griechen,<br />

mit dem sie 1920 nach Castella bei<br />

Athen zog, trat sie verschiedene Reisen u.a.<br />

nach Rußland, in die Türkei, nach Marokko<br />

und in die Schweiz an. 1924 verließ sie ihren<br />

Mann, um ihr Leben ganz der Kunst zu widmen,<br />

und zog in die Nähe von Florenz. Kurz<br />

darauf lernte sie den italienischen Schriftsteller<br />

Massimo Bontempelli kennen und<br />

siedelte 1926 nach Paris über.<br />

Hier wandte sie sich der Illustration von<br />

Büchern zu, vor allem für bekannte französische<br />

Autoren,<br />

hatte Erfolg und<br />

wurde Mitglied des<br />

Salon d´Automne.<br />

Ab 1928 – nach einer<br />

kurzen Affäre<br />

mit dem Schriftsteller<br />

Joseph Delteil<br />

– lebte sie mit<br />

dem Kunstverleger<br />

Graf Giuseppe<br />

Govone zusammen,<br />

den sie 1934<br />

heiratete. 1939 floh<br />

sie gemeinsam mit<br />

ihrer Liebhaberin<br />

Erika Marx vor der<br />

Invasion der Nationalsozialisten<br />

nach Winchcombe<br />

in der Nähe von<br />

London und emigrierte<br />

1940 schließlich nach Buenos Aires.<br />

1948 kehrte sie auf Betreiben ihres Ehemannes,<br />

der ihr nach Argentinien gefolgt war,<br />

nach Frankreich zurück. Nach dessen plötzlichem<br />

Tod lebte sie nur für wenige Jahre in<br />

Paris, entschloß sich dann aber Anfang der<br />

50er Jahre nach Argentinien zurückzukehren,<br />

wo sie auch verstarb.<br />

„Himmel, welch ein zerdrücktes, zerarbeitetes<br />

Leben ist das der Frauen!“ 15<br />

(Louise Wolf 1827)<br />

Bislang nicht thematisiert wurde die gesellschaftliche<br />

Position von alleinstehenden<br />

Frauen, die sich der professionellen künstlerischen<br />

Arbeit verschrieben hatten und auch<br />

Malerin an der Staffelei, <strong>Katalog</strong>-Nr. 6<br />

noch im späten 19. und beginnendem 20.<br />

Jahrhundert meist unter der heftigen Kritik<br />

der Familie und der Öffentlichkeit standen.<br />

Ihre vorherbestimmte Position in der<br />

Gesellschaft war nach wie vor die der Ehefrau<br />

und Mutter. Dessen ungeachtet wurde<br />

gerade die Ehelosigkeit im Hinblick auf den<br />

allgegenwärtigen Tod im Kindbett, auf die<br />

seelische und körperliche Doppelbelastung<br />

im Familienverband als Möglichkeit für das<br />

nackte Überleben und auch der schöpferischen<br />

Produktivität betrachtet.<br />

Wenn eine Frau, die künstlerisches<br />

Schaffen als Berufung empfand, dennoch –<br />

und nicht selten – diesen Weg der Ehe- und<br />

damit Kinderlosigkeit beschritt und mit den<br />

Konventionen brach, brachte das häufig<br />

21


Verleumdungen und Verunglimpfung ihres<br />

Charakters und ihrer Moral mit sich.<br />

Einige, wenn nicht die Mehrheit der<br />

Künstlerinnen, war nach wie vor bösartigem<br />

Klatsch, ständigen Schmähungen, Spott<br />

und starkem psychischen Druck ausgesetzt.<br />

Im Gegensatz zu anerkannten, manchmal<br />

klischeehaften Vorstellungen, die bei ihren<br />

männlichen Kollegen gesellschaftlich angesehen<br />

waren, wenn nicht sogar erwartet<br />

wurden – wie etwa die Trennung von der<br />

Familie oder ein ausschweifendes Sexualleben<br />

–, brachte die Öffentlichkeit (unverheirateten)<br />

Künstlerinnen Verständnislosigkeit<br />

und Ablehnung entgegen.<br />

Der schwerwiegende Vorwurf von Selbstsucht,<br />

Anmaßung und grober Vernachlässigung<br />

der Familie folgte. Nicht zuletzt<br />

führten Ignoranz, ausbleibende Beachtung<br />

und Anerkennung der männlichen Künstlerkollegen<br />

als auch des kaufkräftigen Publikums<br />

bei nicht wenigen Künstlerinnen<br />

zum Rückzug aus dem öffentlichen Leben,<br />

ließen zudem nicht wenige an ihrem Schicksal<br />

zerbrechen.<br />

Jacoba van Heemskerck (1876-1923), die<br />

eine wichtige Rolle in der Entwicklung der<br />

abstrakten Malerei in den Niederlanden<br />

spielte, wählte wohl auch aus diesen Gründen<br />

in späteren Jahren die Isolation, den<br />

inneren Rückzug. Die im Alter von 47 Jahren<br />

an Angina Pectoris verstorbene Niederländerin<br />

hatte eine gründliche Ausbildung<br />

erfahren: erst bei ihrem Vater, dem Marinemaler<br />

Jacob Eduard van Heemskerck van<br />

Beest (1828-1894), dann in Den Haag an der<br />

Königlichen Kunstakademie sowie in Hilversum<br />

bei Ferdinand Hart Nibbrig (1866-<br />

1915) und schließlich in Paris im Atelier<br />

von Eugène Carrière (1849-1906) und an der<br />

Académie Julian.<br />

Persönliche Kontakte mit Piet Mondrian<br />

(1872-1944) und Jan Toorop (1858-1928),<br />

später auch mit Wassily Kandinsky (1866-<br />

1944) brachten die Auseinandersetzung mit<br />

abstrakt-konstruktivistischer Malerei. Prägend<br />

sollte jedoch insbesondere der freundschaftliche<br />

Kontakt mit Herwardt Walden<br />

sein, dem Herausgeber der wichtigsten expressionistischen<br />

Zeitschrift „Der Sturm“<br />

und Betreiber der Berliner Sturm-Kunst<strong>galerie</strong>,<br />

was die Hinwendung zum deutschen<br />

Expressionismus nach sich brachte.<br />

„Es ist eben für uns (Frauen) schwierig in<br />

der Welt.“ 16<br />

(Clara von Rappard)<br />

Auf der anderen Seite gab es nicht wenige<br />

Frauen, die glaubten, daß die Ehe der einzige<br />

Weg sei, um der wirtschaftlichen Not<br />

zu entkommen. Einige hielten sich die Entscheidung<br />

zwischen Ausübung der Kunst<br />

und die dem traditionellen Hausfrauenideal<br />

entsprechende Unterordnung offen. Auch<br />

darf hier der Wunsch nach bürgerlicher<br />

„Ehrbarkeit“ nicht unterbewertet werden.<br />

Das führte leider häufig dazu, daß das<br />

Kunstschaffen von Frauen im allgemeinen<br />

als vorübergehende Beschäftigung betrachtet,<br />

Ernsthaftigkeit und Durchhaltevermögen<br />

zuweilen auch mit Recht angezweifelt<br />

wurde. Andere wiederum hegten die kaum<br />

realistische Annahme, sich in der gesicherten<br />

Familiensituation ein<strong>fach</strong>er der künstlerischen<br />

Arbeit widmen zu können. Doch<br />

brachte gerade die Ehe häufig den Verlust<br />

von Kreativität und Produktivität, wenn<br />

nicht sogar durch die doppelte Belastung einen<br />

frühen Tod.<br />

Prominentes Beispiel für die psychisch<br />

und physisch belastete Situation einer Künstlerin<br />

innerhalb des Familienverbandes ist<br />

Paula Modersohn-Becker (1876-1907), die<br />

bis zu ihrem frühen Tod von ihrer Familie<br />

keine Unterstützung erfuhr und fortwährenden<br />

Ermahnungen und Unverständnis<br />

ausgesetzt war. Ein Brief ihres Vaters von<br />

1901 spiegelt deutlich die gesellschaftlichen<br />

Zwänge der Zeit wider: „Deine Pflicht ist es<br />

ganz in Deinem zukünftigen Manne aufzugehen,<br />

ganz nach seiner Eigenart und seinen<br />

Wünschen Dich ihm zu widmen, sein Wohl<br />

immer vor Augen zu haben und Dich durch<br />

selbstsüchtige Gedanken nicht leiten zu lassen.“<br />

17 Ihr Schicksal steht geradezu exemplarisch<br />

für das einer jungen Frau jener Zeit:<br />

Gesellschaftliche Zwänge als auch Konflikte<br />

mit ihrem Ehemann Otto Modersohn (1865-<br />

1943) führten zu dem sehnlichen Wunsch<br />

nach freiem künstlerischen Leben, den sie<br />

durch Trennung und „Flucht“ nach Paris<br />

umzusetzen suchte. Jedoch führten sowohl<br />

mangelnde Anteilnahme und Ermutigung<br />

als auch finanzielle Sorgen zum Eingeständnis<br />

des Scheiterns ihrer künstlerischen Freiheit.<br />

Sie kehrte in die wirtschaftliche Obhut<br />

ihres Mannes zurück, wurde kurz darauf<br />

schwanger und verstarb nur knapp drei Wochen<br />

nach der Geburt ihres ersten Kindes an<br />

einer Embolie.<br />

Auch Maria Uhden (1892-1918), Ehefrau<br />

des Malers Georg Schrimpf (1889-1938),<br />

starb nur ein Jahr nach der Verehelichung<br />

den Tod im Kindbett. Erst drei Jahre zuvor<br />

hatte sie die Bekanntschaft mit Walden gemacht,<br />

die zu Ausstellungsteilnahmen an<br />

22


der Berliner „Sturm-Galerie“ führte. Zu<br />

welchen künstlerischen Leistungen wären<br />

diese jungen Frauen wohl noch fähig gewesen?<br />

Erkennbar wird, daß Frauen in der Ehe<br />

vielleicht die soziale Absicherung fanden,<br />

aber selten die ersehnte Freiheit zum künstlerischen<br />

Gestalten. Meist forderte der<br />

Künstlerpartner, der Mann, die Entlastung<br />

von seinen zermürbenden Alltagspflichten,<br />

die naturgemäß der Ehefrau oblag – abgesehen<br />

von der Geburt und Betreuung der<br />

Kinder. Selten hatten sie Verständnis für die<br />

künstlerischen Ambitionen ihrer Frau oder<br />

mißgönnten ihr sogar Erfolg und Anerkennung.<br />

Das Ergebnis war, daß sie kaum Zeit<br />

für die eigene künstlerische Arbeit hatten,<br />

ihre Schaffenskraft versiegte. Nicht selten<br />

spielte zudem das Überwinden der eigenen<br />

anerzogenen und verinnerlichten Verhaltensmuster<br />

neben den alltäglichen Pflichten<br />

und Aufgaben einer Ehefrau und Mutter<br />

eine große Rolle. So betrachteten Frauen<br />

häufig ihre eigene Begabung und leider auch<br />

die ihrer Geschlechtsgenossinnen als kaum<br />

der Rücksicht, geschweige Anerkennung<br />

Wert – die Weiterführung der künstlerischen<br />

Tätigkeit als anmaßend und eitel.<br />

„Ich bin trotz Fleißes nur sprunghaft<br />

vorangekommen, denn ich durfte nur<br />

einen Teil meiner Seele für mich klingen<br />

lassen, nur einen Teil meiner Kraft<br />

für mich brauchen.“ 18<br />

(Charlotte Berend-Corinth, 1926)<br />

Wie Künstlerinnen wie etwa Lisbeth von<br />

Suchodolska (1844 – nach 1912) ihre eigenen<br />

Leistungen bewerteten oder inwieweit sie<br />

Charlotte Balzer (1875-1910), <strong>Katalog</strong>-Nr. 21<br />

den Wünschen ihres Mannes nachkamen,<br />

ist heute kaum noch zu ermitteln. Festzustellen<br />

ist allerdings, daß ihre Schöpfungen,<br />

meist auch zu Lebzeiten, kaum der Öffentlichkeit<br />

bekannt sind bzw. waren. Obwohl<br />

die Suchodolska offenbar auch noch nach<br />

der Verehelichung relativ erfolgreich als<br />

Porträt- und Genremalerin arbeitete, wie<br />

ihre regelmäßigen Ausstellungsteilnahmen<br />

in Dresden, Berlin sowie im Sächsischen<br />

Kunstverein und in München nahelegen,<br />

steht ihr Schaffen hinter dem ihres Ehemannes,<br />

des in Rom geborenen polnischstämmigen<br />

Genre- und Historienmalers Zdzislav<br />

von Suchodolski (1835-1908) zurück. Sie<br />

selbst war Schülerin von Ferdinand Wilhelm<br />

Pauwels (1830-1904) in Weimar, wo<br />

sie wohl ihren späteren Ehemann kennengelernt<br />

hatte. Wie nicht selten, können nur<br />

vorsichtige Rückschlüsse auf ihr Leben über<br />

die biographischen Daten ihres Ehemannes<br />

gezogen werden. Suchodolski lebte 1863-<br />

1874 in Italien und da auch von Lisbeth Bilder<br />

mit italienischen Motiven vorliegen, ist<br />

ein gemeinsamer Aufenthalt in Italien anzunehmen.<br />

Ob sie ihm 1874 nach Weimar<br />

folgte, wo er Professor an der Kunstschule<br />

wurde, und dann 1880 nach München, ist zu<br />

vermuten – für diese Annahme spricht auch<br />

ihr Ausstellungsverzeichnis. Daneben sind<br />

um 1883 und 1892 längere Aufenthalte des<br />

Künstlerehepaares in Dresden bekannt, wo<br />

es sich dem Kreis um den Landschafts- und<br />

Marinemaler Friedrich Preller d. J. (1838-<br />

1901) anschloß. Von Preller, der ab 1880 an<br />

der Dresdner Kunstakademie lehrte, zeichnete<br />

Lisbeth einige Bildnisse.<br />

Ein nicht selten auftretendes Phänomen<br />

ist das vollständige Einstellen der künstlerischen<br />

Arbeit nach der Eheschließung.<br />

Exemplarisch kann hier die Zeichnerin,<br />

Radiererin und Kupferstecherin Juliane<br />

Wilhelmine Bause (1768-1837) genannt werden,<br />

Tochter und Schülerin des bekannten<br />

Kupferstechers Johann Friedrich Bause<br />

(1738-1814). Durch ihr Elternhaus kam sie<br />

in Kontakt mit namhaften Geistesgrößen<br />

und Künstlern der Zeit wie Goethe, Schiller,<br />

Charlotte von Stein oder Christoph Nathe<br />

(1753-1806). Nach der Heirat mit dem kunstsinnigen<br />

Leipziger Kaufmann und Bankier<br />

Carl Eberhard Löhr stellte sie anscheinend<br />

jegliches künstlerische Schaffen ein.<br />

23


Auch Edith von Leckwyck (1899-1987), die<br />

in zweiter Ehe seit 1935 mit dem berühmten<br />

Maler Heinrich Campendonk (1889-1957)<br />

verheiratet war, gab nach ihrer Eheschließung<br />

ihre künstlerischen Ambitionen weitgehend<br />

auf, obwohl sie, in Den Haag und<br />

Antwerpen ausgebildet, schon erfolgreich<br />

ausgestellt und an der Antwerpener Schule<br />

für Kunsthandwerk unterrichtet hatte.<br />

Es mag sein, daß Campendonk sie als potentielle<br />

Konkurrentin betrachtete, jedoch<br />

wissen wir dies nicht mit Sicherheit. Jedoch<br />

müssen wir zumindest davon ausgehen,<br />

daß die Heirat den Verlust an Kreativität<br />

und Produktivität herbeigeführt hat. Grund<br />

hierfür kann die Vereinnahmung durch ihren<br />

Mann, dessen erfolgreiche Zurückweisung<br />

in ihre traditionelle Rolle als Frau sein,<br />

wenn auch nicht auszuschließen ist, daß<br />

sie diese Rolle freiwillig erfüllte. Erst nach<br />

Campendonks Tod nahm sie die künstlerische<br />

Arbeit wieder auf.<br />

Ein wohl ähnliches Schicksal ereilte die<br />

Malerin und Graphikerin Anna Betzler-<br />

Holtschmidt (geb. 1889). Sie war mit dem<br />

Frankfurter Maler und Kunsterzieher Emil<br />

Betzler (1892-1974) verheiratet, den sie sicher<br />

während ihrer Studienzeit an der Düsseldorfer<br />

Kunstakademie als Schülerin von<br />

Lothar von Kunowski (1866 – vor 1928)<br />

kennengelernt hatte. 1916 begleitete sie ihren<br />

Mann nach Frankfurt am Main. Dann<br />

verliert sich ihre Spur, so daß zu vermuten<br />

ist, daß sie nach ihrer Verehelichung die<br />

künstlerische Produktion ganz aufgab, vielleicht<br />

tolerierte er ihre künstlerischen Ambitionen<br />

nicht. Möglich ist jedoch auch, daß<br />

sie ihren Ehemann für talentierter erachtete<br />

– die Anerkennung eigener Leistungen war<br />

für viele Frauen aufgrund anerzogener Verhaltensmuster<br />

häufig problematisch.<br />

Auch Marianne Geyer (1891-1941), die<br />

1924 den bekannten Graphiker, Bildhauer,<br />

Architekten und Designer Bernhard Pankok<br />

(1872-1943) ehelichte, scheint wenige Jahre<br />

nach ihrer Verheiratung ihre künstlerische<br />

Arbeit eingestellt und ein Leben als bürgerliche<br />

Künstlergattin geführt zu haben.<br />

Ihren nahezu 20 Jahre älteren Ehemann<br />

hatte sie anscheinend während ihrer Ausbildung<br />

in Stuttgart an der Kunstgewerbeschule<br />

kennengelernt, wo dieser als Professor<br />

und Direktor tätig war. Ob die Abwendung<br />

vom künstlerischen Schaffen aus Rücksicht<br />

auf ihren Mann geschah oder dieser ihre<br />

künstlerischen Ambitionen beschnitt, Mutterpflichten<br />

oder gesellschaftliche Zwänge<br />

sie dazu veranlaßten, möglicherweise aber<br />

allein mangelndes Vertrauen in die eigenen<br />

Fähigkeiten dazu führten, ist auch hier nicht<br />

zu ergründen.<br />

Als typisch weibliches Schicksal ist<br />

ebenso das von Alice Sommer (1898-1982)<br />

zu bezeichnen, obwohl ihr künstlerischer<br />

Werdegang vielversprechend begann: Nach<br />

einer Ausbildung 1917-1919 an der Kunstgewerbeschule<br />

in Dresden bei Max Feldbauer<br />

(1869-1948) und Margarete Junge (1874-<br />

1966), folgte die Tochter eines Dresdener<br />

Konditoreibesitzers 1920 Feldbauer, der an<br />

die örtliche Kunstakademie berufen worden<br />

war. Hier erhielt sie in Anerkennung ihrer<br />

Leistungen um 1922 ein Einzelatelier, in<br />

dem sie bis zum Ende ihres Studiums 1924<br />

arbeitete.<br />

Zusammen mit ihrer Dresdener Kommilitonin<br />

Paula Lauenstein (1898-1980), mit der<br />

sie seit etwa 1920 eng befreundet war, teilte<br />

sie das malerische Interesse für Menschen,<br />

die außerhalb der Gesellschaft stehen, wie<br />

Behinderte und Kranke. 1927 heiratete sie<br />

den Geiger Hans Morgenstern, mit dem<br />

sie seit der Akademiezeit befreundet war –<br />

und ihre 10jährige Schaffenszeit bricht bis<br />

auf gelegentliches Aquarellieren von Landschaften<br />

aus nicht bekannten Gründen ab.<br />

Gesellschaftliche Ausgrenzung, Ehe und<br />

Mutterschaft, die unablässige Inanspruchnahme<br />

physischer und psychischer weiblicher<br />

Aufmerksamkeit und die wahrscheinlich<br />

nicht selten aufgezwungene Aufgabe des<br />

schöpferischen Schaffens sind alles nahezu<br />

unüberwindliche Hürden, die, gemeinsam<br />

mit der unzureichenden Ausbildungssituation,<br />

meist fehlender Plattform für die Präsentation<br />

eigener Werke sowie dem Ausbleiben<br />

des wichtigen Zugangs zur Kunstszene<br />

und Anerkennung, sicher zum frühen Tod,<br />

manchmal auch Freitod einiger Künstlerinnen<br />

führten.<br />

So kann als Folge gesellschaftlicher<br />

Umstände sicher auch der Selbstmord der<br />

heute weitgehend in Vergessenheit geratenen<br />

Künstlerin Cornelia Gurlitt (1890-1919)<br />

angesehen werden. Über diese aus Dresden<br />

stammende Malerin, Zeichnerin und<br />

Graphikerin, Tochter des Architekten und<br />

Kunsthistorikers Cornelius Gurlitt (1850-<br />

1938), ist wenig bekannt.<br />

Kaum mehr, als daß sie während des<br />

Ersten Weltkrieges als Sanitätsschwester in<br />

den Kriegslazaretten Metsch/Johannesburg<br />

und Wilna-Antokol arbeitete, wo sie die<br />

Bekanntschaft des Redakteurs und Schriftstellers<br />

Paul Fechter machte, der ihr ein<br />

Kapitel in seinem Buch „An der Wende der<br />

Zeit. Menschen und Begegnungen“, heraus-<br />

24


gegeben 1949, widmete und sie dort „vielleicht<br />

als genialste Begabung der jüngeren<br />

expressionistischen Generation“ bezeichnete.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg führten<br />

Depressionen, eventuell auch ausbleibende<br />

künstlerische Anerkennung und damit Verkäufe,<br />

zu ihrem Freitod im Alter von nur 29<br />

Jahren.<br />

Bislang mag der Leser den Eindruck gewonnen<br />

haben, daß es sich bei den meisten<br />

Künstlerinnen um unterdrückte, verkannte<br />

und nur im Verborgenen wirkende Frauen<br />

handelt – eine Auffassung, die sich gerade<br />

seit den 70er Jahren hartnäckig in einigen<br />

Bearbeitungen zur Frauenkunst hält. Allerdings<br />

wäre diese Anschauung doch zu<br />

einseitig. Auch im 19. und beginnenden 20.<br />

Jahrhundert hatten Künstlerinnen bei Kollegen<br />

und beim Publikum Erfolg und leisteten<br />

einen wesentlichen Beitrag zur fortschrittlichen<br />

Kunstentwicklung.<br />

So Tina Blau (1844-1916), eine der bedeutendsten<br />

österreichischen Künstlerinnen<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und<br />

in ihrem Land Wegbereiterin der Pleinairmalerei.<br />

Die gebürtige Wienerin jüdischer<br />

Herkunft hatte früh ein Atelier im Wiener<br />

Prater, das sie zuerst mit dem Landschaftsmaler<br />

Emil Jakob Schindler (1842-1892) teilte.<br />

Nach ihrer Verheiratung mit dem Pferde-<br />

und Schlachtenmaler Heinrich Lang<br />

(1838-1891) zog sie nach München und war<br />

dort ab 1889 an der Damenakademie des<br />

Münchner Künstlerinnenvereins tätig.<br />

Anläßlich ihrer Beteiligung an der Weltausstellung<br />

in Paris im Jahr 1889 wurde ihr<br />

eine Medaille verliehen; eine weitere Auszeichnung<br />

erhielt sie 1893 auf der Weltausstellung<br />

in Chicago. Nachdem ihr Mann<br />

1891 verstorben war, kehrte<br />

sie 1894 nach Wien zurück.<br />

Hier gründete sie 1897 gemeinsam<br />

mit der Malerin<br />

Olga Prager (1872-1930), der<br />

Schriftstellerin, Feministin<br />

und Malerin Rosa Mayreder<br />

(1858-1938) u.a. die private<br />

„Kunstschule für Frauen und<br />

Mädchen“ und arbeitete an<br />

dieser bis 1915 u.a. als Lehrerin.<br />

Auch ihre Landsmännin<br />

Emma Bormann (1887-1974)<br />

gab nach ihrer Verehelichung<br />

ihre künstlerische Arbeit<br />

nicht auf und zählte schon<br />

zu Lebzeiten zu den prominentesten<br />

österreichischen<br />

Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.<br />

1926-1940 war sie<br />

Dozentin an der Universität<br />

Wien; sie selbst hatte ein Studium<br />

der Germanistik und<br />

Prähistorie mit Promotion<br />

abgeschlossen. 1940-1950<br />

lebte sie in Peking, Hongkong<br />

und Shanghai sowie in Tokyo. Gerade<br />

in Japan, wohin sie 1957 zurückkehrte, war<br />

sie als Künstlerin weithin geschätzt.<br />

Von wegweisender Bedeutung und erstes<br />

Vorbild für zahlreiche Künstlerinnen (und<br />

auch Künstler) war vor allem die Berliner<br />

Graphikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz<br />

(1847-1945), die sich ihrerseits für die<br />

Belange der Frauen engagierte: Unter ihrem<br />

Vorsitz wurde 1913 der erste „Frauenkunstverband“<br />

gegründet, zudem war sie Lehrerin<br />

an der Künstlerinnenschule Berlin. Für<br />

Paula Lauenstein (1898-1980), <strong>Katalog</strong>-Nr. 198<br />

ihren Zyklus „Weberaufstand“ bekam sie<br />

1899 in Dresden die Kleine Gold-Medaille.<br />

1919 wurde sie als erste Frau in die Preußische<br />

Akademie der Künste aufgenommen,<br />

mehr noch als Professorin berufen und Jury-<br />

Mitglied. 1929 wurde ihr als erste Frau der<br />

„Orden Pour le Mérite“ für Wissenschaften<br />

und Künste verliehen. Nur vier Jahre später<br />

wurde sie wie auch einige ihrer männlichen<br />

Kollegen durch die Nationalsozialisten zur<br />

Aufgabe ihrer Lehrtätigkeit gezwungen,<br />

ihre an das soziale Gewissen appellierenden<br />

25


Werke voller Mitgefühl für die ärmsten Bevölkerungsschichten<br />

aus öffentlichen Museen<br />

entfernt – sie selbst hatte eine dezidiert<br />

antifaschistische und später auch pazifistische<br />

Haltung.<br />

Ihre eher ambivalente Einstellung gegenüber<br />

der Kunst ihrer Kolleginnen läßt<br />

sich anhand ihrer Aufgabe als Mitglied der<br />

Jury ablesen, die ihr lästig gewesen zu sein<br />

scheint: „Meine unangenehme Stellung in<br />

der Jury. Immer habe ich die Sache einer<br />

Frau zu vertreten. Weil ich das aber eigentlich<br />

nie mit Überzeugung tun kann, da es<br />

sich stets um mittelmäßige Leistungen handelt<br />

(darüber hinausgehende fänden die Zustimmung<br />

auch der anderen Jury), kommt<br />

etwas doppelzüngiges heraus“. 19 Mehr noch<br />

äußerte sie, daß sie „ungern Anwalt der<br />

Frauen in Kunstsachen“ 20 sein wolle, obwohl<br />

das ihrem sonstigen, zuweilen auch materiellen<br />

Engagement für Künstlerinnen eher<br />

widersprach – weibliche Solidarität und eigener<br />

künstlerischer Anspruch standen sich<br />

hier im Widerstreit gegenüber.<br />

Sicher von Käthe Kollwitz beeinflußt<br />

zeigt sich Gertrud Lerbs (1902-1968), die,<br />

obgleich sie seit 1923 mit dem Maler Kurt<br />

Bernecker (1896-1974) verheiratet war, erfolgreich<br />

weiterarbeitete. Sie war die erste<br />

Frau, die als Schülerin ein Meisteratelier an<br />

der Königsberger Akademie erhielt. Öffentlich<br />

ausgezeichnet wurde sie schon mit 22<br />

Jahren, sie erhielt die Goldene Medaille der<br />

Künste, und vier Jahre später eine Medaille<br />

der Berliner Akademie für hervorragende<br />

Leistungen Preußischer Kunsthochschüler.<br />

1943 wurde ihr eine Professur an der<br />

Königsberger Akademie angeboten, die sie<br />

jedoch aufgrund ihres anscheinend schlechten<br />

Gesundheitszustandes ausschlug – vielleicht<br />

waren es aber auch politische Erwägungen.<br />

Ebenso mit Käthe Kollwitz befreundet<br />

und von dieser sowie ihrem Lehrer Emil Orlik<br />

entscheidend geprägt, war die Berliner<br />

Malerin und Graphikerin Gerda Rotermund<br />

(1902-1982), die sich mit ersten Museumsankäufen<br />

bereits in den Jahren 1932-1934 als<br />

Künstlerin durchsetzen konnte. 1940 erhielt<br />

sie den Dürer-Preis der Stadt Nürnberg und<br />

1952 den Kunstpreis der Stadt Berlin. Obwohl<br />

ihr die Kriegszeiten den Verlust ihres<br />

kompletten Werkes brachten, konnte sie sich<br />

erneut als Künstlerin etablieren. Besonders<br />

hervorzuheben ist ihre Rolle bei den nach<br />

1945 veranstalteten Ausstellungen mit Werken<br />

von Käthe Kollwitz in Berlin, die sie mit<br />

Vorträgen begleitete.<br />

Die relativ früh verstorbene Malerin und<br />

Graphikerin Dorothea Maetzel-Johanson<br />

(1886-1930) leistete ebenfalls Großartiges.<br />

Auch in ihrem Fall beeinträchtigten Ehe<br />

und Mutterpflichten nicht ihre künstlerische<br />

Autonomie – sie war mit dem Architekten<br />

und Maler Emil Maetzel (1877-1955)<br />

verheiratet und hatte vier Kinder. Mit ihrem<br />

Ehemann, der sich „eine Malerin als Frau“<br />

gewünscht hatte, führte sie eine auf gegenseitigem<br />

Verständnis und künstlerischer<br />

Förderung basierende gleichberechtigte<br />

Ehe. Dementsprechend war das Künstlerehepaar<br />

gemeinsam an der Gründung der<br />

Hamburger Sezession beteiligt.<br />

1923 erhielt sie einen der wenigen öffentlichen<br />

Aufträge, die an Frauen überhaupt<br />

vergeben wurden: Gustav Pauli, der Direktor<br />

der Hamburger Kunsthalle, beauftragte<br />

sie, vier große Wandbilder für den Vorraum<br />

zum großen Vortragssaal der Kunsthalle zu<br />

malen. Tragischerweise verstarb sie im Alter<br />

von erst 44 Jahren an einem seit frühester<br />

Kindheit durch eine Gelenkrheumatismus-<br />

Erkrankung bewirkten Herzleiden.<br />

Der Vollständigkeit halber muß an dieser<br />

Stelle kurz darauf hingewiesen werden, daß<br />

es sich hier um Künstlerinnen handelt, die<br />

in einer Zeit wirkten, wo das Moderne, das<br />

Avantgardistische ohnehin nur von einer<br />

kleinen Gruppe intellektueller, fortschrittlich<br />

denkender Menschen bewundert wurde<br />

– die breite Masse in Deutschland, seien<br />

es Kunstkritiker oder das Publikum, war<br />

konservativ und konventionell ausgerichtet,<br />

zeigte sich schockiert und ablehnend. Eine<br />

antiavantgardistische Opposition bildete<br />

sich heraus. Sogar unter den progressiven<br />

Künstlern selbst bestanden Animositäten,<br />

wobei es auch zu gegenseitigen Schmähungen<br />

in Wort und Bild kam.<br />

In den 20er Jahren ist eine zunehmende<br />

Politisierung der Kunst, die Polarisierung<br />

in ein rechtes und linkes Lager, zu beobachten,<br />

bis schließlich die Nationalsozialisten<br />

kurz nach der Machtübernahme Hitlers<br />

im Januar 1933 der künstlerischen Vielfalt<br />

der Weimarer Republik durch Berufs- und<br />

Ausstellungsverbot, durch Verleumdungen,<br />

Hausdurchsuchungen, Verhaftungen und<br />

Mißhandlungen ein brutales Ende setzte. In<br />

diesem Kontext sollten gerade die künstlerischen<br />

Leistungen der Frauen bewertet werden,<br />

die sich progressiven Strömungen anschlossen,<br />

da sie in zwei<strong>fach</strong>er Hinsicht der<br />

Öffentlichkeit ausgesetzt waren: aufgrund<br />

ihres Geschlechts sowieso meist wenig beachtet,<br />

kam jetzt noch willkürliche und brutale<br />

Verfolgung durch das Regime hinzu.<br />

26


„Ich will nichts anderes mehr als malen“ 21<br />

(Charlotte Berend-Corinth, 1933)<br />

Charlotte Berend-Corinths (1880-1967)<br />

Werdegang zeigt sich weniger homogen als<br />

der der zuvor genannten Künstlerinnen: Sie<br />

schwankte zwischen Selbstbehauptung und<br />

Unterordnung, zwischen Zufriedenheit mit<br />

ihrer Rolle als Gattin des berühmten Künstlers<br />

Lovis Corinth (1858-1925) und Frustration<br />

über den erzwungenen Verzicht auf eine<br />

eigene künstlerische Entwicklung. Dennoch<br />

bemühte sie sich trotz ihrer umfassenden,<br />

zeitraubenden Aufgaben als Ehefrau, Mutter,<br />

Muse und Modell, um künstlerische<br />

Produktivität. Ihr Mann jedoch betrachtete<br />

seine Kunst als vorrangig. Es mag sein,<br />

daß er sie für eine potentielle Konkurrentin<br />

hielt, jedenfalls gestattete er ihr nicht die<br />

freie Entfaltung als Künstlerin. In ihrem Tagebuch<br />

schrieb sie: „Wenn ich zurückdenke,<br />

wie ich stets durchgesetzt hatte zu malen,<br />

trotz Schwangerschaft, trotz Arbeit bei den<br />

kleinen Kindern, trotz Wirtschaft, Kochen<br />

jahrelang, Modell stehen, Kranksein viel,<br />

Pflegen viel, Geldeinschränkungen in den<br />

ersten Jahren, trotz aller Kraftausgaben an<br />

Corinth und an die Kinder jederzeit, durchs<br />

ganze Leben hin. Und immer ruft die innere<br />

Stimme: Gib dich nicht auf! Sei achtsam,<br />

energisch, sei auch auf dich bedacht, geh<br />

nicht unter im Kleinkram, in all den immer<br />

neu geformten Arten der Pflicht.“ 22<br />

Gerade diese Sätze zeigen ihre innere Zerrissenheit,<br />

den enormen Kraftaufwand, sich<br />

gegen den fundamentalen Widerstand ihres<br />

Mannes durchzusetzen, und das gerade<br />

im Hinblick darauf, daß ihre künstlerische<br />

Laufbahn erfolgversprechend begann: Nach<br />

einem Studium in Berlin an<br />

der Königlichen Kunstschule<br />

und am dortigen Kunstgewerbemuseum<br />

war sie<br />

Schülerin an der 1901 von<br />

Corinth gegründeten privaten<br />

Malschule. Ihren Lehrer<br />

sollte sie schon drei Jahre<br />

später heiraten. 1906 beteiligte<br />

sie sich erstmals an<br />

einer Ausstellung der Berliner<br />

Secession, weitere folgten,<br />

darüber hinaus wurde<br />

sie in die Ausstellungs-Jury<br />

berufen. 1919 veröffentlichte<br />

sie einige Mappenwerke<br />

und 1925 unternahm sie mit<br />

einem befreundeten Künstlerpaar<br />

über Paris eine Reise<br />

nach Spanien, wo sie zahlreiche<br />

Landschaften malte –<br />

ein Beleg für die Durchsetzung<br />

als Künstlerin?<br />

1926, nach der Herausgabe<br />

der Aufzeichnungen von<br />

Corinths zusammengestellter<br />

„Selbstbiographie“ – im übrigen erwähnt<br />

er sie hier nur beiläufig in einem einzigen<br />

Satz – und dem Ordnen und Sichten seines<br />

Nachlasses, begann sie mit Corinths Werkverzeichnis,<br />

das sie über Jahre beschäftigte<br />

und 1958 fertigstellte. Daneben kam der<br />

Wunsch nach künstlerischer Selbstverwirklichung<br />

wieder auf und sie eröffnete nur<br />

zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes eine<br />

eigene Malschule und unternahm mehrere<br />

Reisen.<br />

1930 hatte sie eine erste große Einzelausstellung.<br />

1932 zog sie nach Italien, 1937<br />

Gerda Rotermund (1902-1982), <strong>Katalog</strong>-Nr. 288<br />

in die Schweiz, von wo sie 1939 in die USA<br />

emigrierte und 1943 erneut eine Malschule<br />

eröffnete. Ihr wohl frühestes bekanntes und<br />

als bahnbrechend zu bezeichnendes Werk<br />

„Schwere Stunde“ (Lentos Kunstmuseum<br />

Linz) von 1908 zeigt ohne Idealisierung eine<br />

Gebärende, fast nackt und mit blutroten<br />

Brustwarzen.<br />

Vor ihr hat das noch niemand gewagt.<br />

Erst zwei Jahre später sollten sich Marc Chagall<br />

(1887-1965) und Otto Dix (1891-1969)<br />

mit dem Thema Geburt eingehend auseinandersetzen.<br />

27


Von ihren Kolleginnen widmeten sich die<br />

nur zwei Jahre ältere Sella Hasse (1878-1963)<br />

und zwischen 1921 und 1931 Hanna Höch<br />

(1889-1978), über die später noch zu sprechen<br />

sein wird, dann die bekannte mexikanische<br />

Malerin Frida Kahlo (1907-1954) diesem<br />

Themenkreis, wobei hier der Wunsch<br />

nach einem Kind der entscheidende Motor<br />

zu den Darstellungen war. Bereits Paula Modersohn-Beckers<br />

ein Jahr zuvor entstandenes<br />

„Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag“, das<br />

sie als Schwangere mit entblößtem Oberkörper<br />

zeigt, schockierte das Publikum.<br />

Berend-Corinths Darstellung rief ebenso<br />

heftige Reaktionen bei Künstlerkollegen<br />

und in der Öffentlichkeit hervor, vor allem<br />

ablehnende, aber auch begeisterte. Nicht zuletzt<br />

hängt dieses Werk mit gleichem Recht<br />

in einem der bedeutenden Museen des Landes,<br />

wie die ihres Mannes. Leider reicht ihr<br />

Ruf als Künstlerin jedoch kaum an dessen<br />

Ruf heran – bekannt in der Öffentlichkeit ist<br />

meist nur ihr Konterfei.<br />

In diesem Kontext ist auch die gebürtige<br />

französische Malerin Loulou Albert-Lasard<br />

(1885-1969) zu nennen, die anfangs dem traditionellen<br />

Rollenbild einer Frau folgte – die<br />

Unterordnung war ihr dann jedoch nicht<br />

möglich. Vielleicht hatte ihre schwere Erkrankung<br />

an Kinderlähmung im Alter von<br />

zwei Jahren, die eine lebenslange Gehbehinderung<br />

(Gehapparat und Stock) und zahlreiche<br />

Behandlungen und Operationen auch<br />

noch zwei Jahrzehnte später nach sich zog,<br />

eine gewisse Unnachgiebigkeit sich selbst<br />

gegenüber, dazu Ehrgeiz, Unangepaßtheit<br />

und eine rebellische Natur gefördert.<br />

Als Tochter des jüdischen Bankiers Leopold<br />

Lazard wuchs sie in einem künstlerisch-musisch<br />

orientierten Umfeld auf,<br />

weshalb zunächst früher privater Zeichenunterricht<br />

und 1904-1906 gemeinsam mit<br />

ihrer Schwester, der Malerin Ilse Heller-<br />

Lazard (1883-1934), der Besuch der Zeichenschule<br />

in München unterstützt wurde.<br />

1908 heiratete sie gegen den Willen ihrer Eltern<br />

den Chemiker und Gründer der Firma<br />

„Albert & Bruckmann“ Eugen Albert. 1910<br />

kam ihre Tochter, die spätere Malerin Ingo<br />

de Croux (1910-1995) zur Welt, zudem unternahm<br />

sie in diesem Jahr eine Reise nach<br />

Rom. Bemerkenswerterweise setzte sie trotz<br />

Ehe und Mutterschaft 1908-1912 ihr Studium<br />

an Kunstschulen in München und Paris<br />

fort, was nur mit dem Einverständnis ihres<br />

Mannes geschehen sein kann. Bis zum<br />

Kriegsausbruch pendelte sie immer wieder<br />

zwischen München und Paris. In beiden<br />

Städten trat sie in Kontakt zu bedeutenden<br />

Vertretern der Avantgarde, die sie zu einer<br />

expressionistischen und kubistischen<br />

Kunstauffassung inspirierten.<br />

1914 vom Kriegsausbruch in der Bretagne<br />

überrascht, mußte sie nach Deutschland<br />

zurückkehren, wo sie im September im<br />

Heilbad Irschenhausen Rainer Maria Rilke<br />

kennenlernte. Gemeinsam mit Rilke zog sie<br />

kurz darauf nach München in die Pension<br />

Pfanner, wo sie bereits vor ihrer Ehe gelebt<br />

und ein Atelier hatte – ihr Mann drohte<br />

währenddessen mit Scheidung, die dann<br />

auch gegen Kriegsende vollzogen wurde.<br />

Die stürmische und komplizierte Liebesaffäre<br />

mit Rilke dauerte bis 1916. 1952 sollte<br />

sie das Erinnerungsbuch „Wege mit Rilke“<br />

veröffentlichen.<br />

Bis 1918 lebte sie in München und Ascona,<br />

1919-1928 in Berlin, wo sie sich der<br />

„Novembergruppe“ anschloß und wie zuvor<br />

in München engere Kontakte zu Vertretern<br />

avantgardistischer Kunst pflegte.<br />

Nach dem Tod ihres Vaters ermöglichte ihr<br />

die Erbschaft – für alleinstehende Künstlerinnen<br />

war ein ererbtes Vermögen oder die<br />

finanzielle Unterstützung von der Familie<br />

von größter Bedeutung – 1928 den Umzug<br />

nach Paris, wo sie u.a. freundschaftlichen<br />

Verkehr mit Henri Matisse (1869-1954), Alberto<br />

Giacometti (1901-1966) und Robert<br />

Delaunay (1885-1941) unterhielt. Von Paris<br />

aus unternahm sie Reisen, häufig in Begleitung<br />

ihrer Tochter, nach Nordafrika, Indien,<br />

Indochina und Tibet. Im Mai 1940 wurde<br />

sie wegen ihrer jüdischen Herkunft in das<br />

Internierungslager Gurs inhaftiert, durch<br />

Entlassung wenige Monate später konnte sie<br />

jedoch einem tragischen Schicksal entgehen<br />

und verstarb im Alter von 83 Jahren in ihrer<br />

Wahlheimat Paris.<br />

Kunstdiktatur im Nationalsozialismus<br />

Neben Loulou Albert-Lasard präsentieren<br />

wir eine ganze Reihe weiterer Malerinnen<br />

jüdischer Herkunft, die ein unterschiedliches,<br />

meist furchtbares Schicksal ereilte.<br />

So etwa die aus einer bekannten Bremer<br />

Musiker- und Komponistenfamilie stammende<br />

Landschaftsmalerin Dora Bromberger<br />

(1881-1942), die 1941 in das Konzentrationslager<br />

Minsk deportiert und dort<br />

umgebracht wurde. In München seit 1912<br />

an der privaten Malschule von Hermann<br />

Groeber (1865-1935), dann in Paris von<br />

Maurice Denis (1870-1943) und Paul Sérusier<br />

(1864-1927) und für kurze Zeit in der<br />

Malschule von Hans Hofmann (1880-1966)<br />

ausgebildet, führten finanzielle Schwierig-<br />

28


keiten zu ihrer Rückkehr 1924 nach Bremen,<br />

wo sie bis zu ihrer Deportation gemeinsam<br />

mit ihrer Schwester, der Pianistin Henriette<br />

Bromberger, im Haus ihres Vaters lebte und<br />

arbeitete. 1933 hatte sie ihre letzte Ausstellung,<br />

dann erhielt sie durch die Nationalsozialisten<br />

Ausstellungs- und Verkaufsverbot.<br />

Ein Los, das alle jüdischen Künstler<br />

oder diejenigen, die mit dem Schlagwort<br />

„entartet“ belegt wurden, traf – ebenso wie<br />

Malverbot, das nicht selten durch Hausdurchsuchungen,<br />

Beschlagnahmungen sowie<br />

tätliche Übergriffe und Inhaftierungen<br />

durchgesetzt wurde.<br />

Im übrigen war der nationalsozialistische<br />

Kunstgeschmack nicht nach klar zu unterscheidenden<br />

inhaltlichen oder stilistischen<br />

Kriterien gekennzeichnet, sondern setzte<br />

ein bei Anhängern französischer Kunst bis<br />

über alle Äußerungen progressiven Kunstschaffens<br />

– die Auswahl war beliebig und<br />

meist subjektiv gefärbt.<br />

Drei Jahre später unternahm die Künstlerin<br />

noch eine Reise nach St. Gallen. Warum<br />

sie jedoch nicht in der Schweiz blieb,<br />

ist nicht zu klären, hat aber vermutlich mit<br />

familiären Gründen zu tun – vielleicht wollte<br />

sie ihre Schwester nicht alleine zurücklassen.<br />

Das Spencer Museum of Art/Kansas besitzt<br />

von ihren wenigen überlieferten Arbeiten<br />

ein Landschaftsaquarell, das aus dem<br />

Besitz der Ehefrau des amerikanischen Malers<br />

Albert Bloch (1882-1961) stammt, der<br />

1908-1921 in München lebte und sich dem<br />

Künstlerkreis des „Blauen Reiter“ angeschlossen<br />

hatte. Stilistisch ist unser Blatt mit<br />

Blochs Landschaftsaquarellen um 1913/1916<br />

vergleichbar, so daß zu vermuten ist, daß<br />

zumindest eine nähere Bekanntschaft zu<br />

Bloch, wenn nicht sogar Schülerschaft bestand.<br />

Ebenso sollte an dieser Stelle das tragische<br />

Schicksal von Elfriede Lohse-Wächtler<br />

(1899-1940) Erwähnung finden. Trotz großer<br />

Widerstände seitens ihres Elternhauses,<br />

das sie schon im Alter von 16 Jahren verließ,<br />

absolvierte sie ein Studium an der Dresdener<br />

Kunstakademie. Bald gehörte sie zudem<br />

zum Freundeskreis um Felixmüller und<br />

Dix.<br />

1921 heiratete sie den Maler und Opernsänger<br />

Kurt Lohse (1892-1958). Durch die<br />

seit Beginn schwierige Ehe – Lohse führte<br />

ein ausschweifendes Leben und gab ihr mit<br />

handwerklichen, meist Batikarbeiten schwer<br />

verdientes Geld aus – lebte sie in permanenter<br />

Armut. 1926 kam es schließlich zur<br />

Trennung der von Handgreiflichkeiten und<br />

Lohses Mißachtung ihres künstlerischen<br />

Schaffens geprägten Verbindung, wenn sie<br />

auch die endgültige Loslösung, trotz neuer<br />

Geliebter ihres Mannes, erst 1929 schaffte.<br />

Ein Nervenzusammenbruch führte in<br />

diesem Jahr zu einem mehrwöchigen Aufenthalt<br />

in einer Hamburger Nervenheilanstalt.<br />

Hier entstanden die berühmten<br />

„Friedrichsberger Köpfe“, Porträts ihrer<br />

Mitpatientinnen, die ihr große Anerkennung<br />

in der Kunstwelt, aber kaum Verkäufe<br />

einbrachten.<br />

Zunehmend schlechter werdende Lebensumstände,<br />

Drogenmißbrauch und materielle<br />

Not machten sie zeitweise obdachlos,<br />

was ihre seelische und körperliche Zerrüttung<br />

verstärkte. Sicher aus Verzweiflung<br />

suchte sie 1931 durch die Rückkehr in ihr<br />

Elternhaus nach Dresden Zuflucht. Jedoch<br />

ließ ihr Vater sie aus Unverständnis und<br />

Hilflosigkeit im darauffolgenden Jahr in die<br />

Landesheil- und Pfleganstalt Arnsdorf bei<br />

Dresden einweisen. „Schizophrenie“ wurde<br />

kurzerhand diagnostiziert. Nie wieder sollte<br />

sie ihre Freiheit wiedererlangen, bis auf gelegentliche<br />

Ausflüge mit ihren Eltern und<br />

mehrwöchige Sommerurlaube. In den ersten<br />

Jahren war sie jedoch weiterhin künstlerisch<br />

aktiv und malte Porträts von Ärzten,<br />

Krankenschwestern und Patienten, zudem<br />

schneiderte sie nach eigenen Entwürfen. Das<br />

Jahr 1935 brachte die schreckliche Wende:<br />

Sie wurde in der Frauenklinik Dresden im<br />

Rahmen der nationalsozialistischen Eugenik<br />

zur „Verhütung erbkranken Nachwuchses“<br />

zwangssterilisiert. Völlig gebrochen<br />

erlischt nahezu vollständig ihre Schaffenskraft.<br />

Das grausame Ende kam fünf Jahre<br />

später: Sie wurde im Zuge des nationalsozialistischen<br />

Programms „Lebensunwertes<br />

Leben“ in die Landesheil- und Pflegeanstalt<br />

Pirna-Sonnenstein verschleppt und vergast.<br />

Auch die Graphikerin, Zeichnerin und<br />

Textilkünstlerin Hedwig Dülberg-Arnheim<br />

(1894-1944) wurde ein Opfer der Nationalsozialisten.<br />

1944 wurde sie trotz ihrer versuchten<br />

Flucht nach Nizza in das Konzentrationslager<br />

Auschwitz deportiert und dort<br />

ermordet. Sie gehörte wie ihr erster Mann<br />

Ewald Dülberg (1888-1933) der Darmstädter<br />

Sezession an. Nach einem Studium an<br />

der Kunstgewerbeschule in Hamburg in<br />

der Klasse „Akt- und Porträtzeichnen“ von<br />

Ewald Dülberg, den sie 1915 heiratete, zog<br />

das Künstlerehepaar 1919 nach Ober-Hambach<br />

bei Heppenheim an der Bergstraße.<br />

Dort unterrichtete sie an der Odenwaldschule.<br />

29


Nach ihrer Scheidung im Jahr 1922 wurde<br />

sie Schülerin am Bauhaus in Weimar bei<br />

Johannes Itten (1888-1967), Paul Klee (1879-<br />

1940) und Wassily Kandinsky (1866-1944).<br />

Bereits zwei Jahre später heiratete sie den<br />

am Bauhaus tätigen Goldschmied und Designer<br />

Naum Slutzky (1894-1965) und zog<br />

nach Wien. Auch diese Ehe scheiterte und<br />

wurde drei Jahre später geschieden. Dann<br />

kehrte sie nach Hamburg zurück und versuchte<br />

1936 den Nationalsozialisten zu entkommen,<br />

was ihr nicht gelang.<br />

Die Flucht vor den Nationalsozialisten<br />

glückte hingegen Marcelle Delphine Cahn<br />

(1895-1981), die einer wohlhabenden jüdischen<br />

Familie aus Straßburg entstammte.<br />

Nach ersten Mal- und Zeichenstudien in<br />

ihrer Geburtsstadt absolvierte sie in Berlin<br />

ihre Ausbildung an den „Studienateliers für<br />

Malerei und Plastik“ (sog. „Lewin-Funcke-<br />

Schule“) als Schülerin von Eugen Spiro<br />

(1874-1972) und Lovis Corinth, daneben<br />

hatte sie Kontakt mit der künstlerischen Bewegung<br />

„Der Sturm“ (Zeitschrift und Galerie).<br />

Nach einem ersten Aufenthalt in Paris im<br />

Jahr 1920 siedelte sie 1923 in die Kunstmetropole<br />

an der Seine über. Dort begann sie<br />

ein Studium an der Académie Ranson unter<br />

Edouard Vuillard (1868-1940), gefolgt von<br />

einem Besuch der Académie Moderne bei<br />

Othon Friesz (1879-1949). Dann nahm sie<br />

Unterricht bei Fernand Léger (1881-1955)<br />

und Amédée Ozenfant (1886-1966). Zu ihrem<br />

engeren Freundeskreis zählten Willy<br />

Baumeister (1889-1955), Hans Arp (1886-<br />

1966) und dessen Ehefrau Sophie Taeuber-<br />

Arp (1889-1943). 1930 kehrte sie nach Straßburg<br />

zurück, mußte jedoch 1939 vor der<br />

deutschen Besatzung fliehen. 1947 zog es sie<br />

wieder in ihre Wahlheimat Paris.<br />

Von den Nationalsozialisten in die Emigration<br />

getrieben wurde ebenso die Malerin,<br />

Graphikerin und spätere Spielzeugdesignerin<br />

Else Winterfeld (gest. nach 1949). Sie<br />

war mit dem Pianisten, Komponisten und<br />

Schriftsteller Henry Winterfeld (1901-1990)<br />

verheiratet, der großen Erfolg mit Kinderund<br />

Jugendbüchern hatte. Wegen dessen<br />

jüdischer Herkunft flohen sie gemeinsam<br />

1933 nach Österreich und 1938 über die<br />

Schweiz nach Frankreich. Dort wurde ihr<br />

Mann 1939 inhaftiert. Nach seiner Entlassung<br />

gelang der Familie jedoch die Auswanderung<br />

in die USA.<br />

Obwohl Else Winterfeld 1940 nach New<br />

York kam 23 , erschien im Januar 1939 in den<br />

Mitteilungen des „Verein Berliner Künstler“<br />

anläßlich ihres angeblichen Todes eine<br />

Anzeige. 24 Um den Lebensunterhalt für die<br />

Familie zu verdienen, arbeitete sie erst in<br />

einer Fabrik für Stofftiere. Nebenher entwickelte<br />

sie eine dreiköpfige Stoffpuppe, die<br />

patentiert wurde. Dann wurde sie Chefdesignerin<br />

der neugegründeten „Three-in-One-<br />

Doll“-Spielzeugfabrik, später Designerin für<br />

die sehr bekannte „Ideal Toy Company“ in<br />

Long Island.<br />

Die Dresdener Künstlerin Lea Grundig<br />

(1906-1977) konnte gleichfalls ihr Leben vor<br />

den Nationalsozialisten retten, obwohl sie<br />

nicht nur aus „rassischen“ Gründen, sondern<br />

auch aus politischen verfolgt wurde –<br />

seit 1926 wirkte sie aktiv bei der KPD mit.<br />

Mit dem Maler Hans Grundig (1901-1958),<br />

den sie 1928 heiratete, und gleichgesinnten<br />

kommunistischen Künstlerkollegen gründete<br />

sie 1929 die Künstlergruppe „ASSO<br />

(Assoziation Revolutionärer Bildender<br />

Künstler Deutschlands)“, die ihren Schwerpunkt<br />

in politisch-gesellschaftlichen Themen,<br />

auf der „sozialen Frage“ hatte.<br />

1933 wurde auch sie mit dem Etikett<br />

„artfremd“ belegt und erhielt Ausstellungsverbot.<br />

Dennoch war sie weiterhin künstlerisch<br />

aktiv, es entstanden die Radierfolgen<br />

„Unterm Hakenkreuz“ und „Krieg droht“<br />

– bedeutende Zeugnisse der Widerstandskunst<br />

in Deutschland. 1936 wurde sie wegen<br />

ihrer illegalen politischen Arbeit zum ersten<br />

Mal verhaftet, Mai 1938 bis Dezember 1939<br />

erneut inhaftiert, anschließend deportiert<br />

und in verschiedenen Lagern interniert.<br />

Trotzdem gelang es ihr um 1940 nach Palästina<br />

auszuwandern, wo sie als Illustratorin<br />

und Zeichnerin für eine kommunistische<br />

Zeitung arbeitete.<br />

Nach der Befreiung ihres Mannes aus<br />

dem Konzentrationslager Sachsenhausen –<br />

er hatte sich geweigert in die Scheidung einzuwilligen<br />

– kehrte sie 1949 nach Deutschland<br />

zurück. Im gleichen Jahr erhielt sie<br />

eine Professur an der Kunstakademie in<br />

Dresden.<br />

Eine der Ausnahmen bildet sicher auch<br />

Mela Muter (1876-1967), die 1940 nach dem<br />

Einmarsch der deutschen Truppen in Paris<br />

aufgrund ihrer jüdischen Herkunft und<br />

ihres linksgerichteten politischen Engagements<br />

ins unbesetzte Avignon floh und es<br />

schaffte erfolgreich unterzutauchen. Die<br />

Warschauerin, die 1900 nach Paris gezogen<br />

war und ihre Studien an der Académie<br />

Colarossi bei Etienne Tournés (1857–1931),<br />

Raphaël Collin (1850–1912) und René Xavier<br />

Prinet (1861–1946) betrieb, konnte sich<br />

als gefragte Porträtistin etablieren. Bereits<br />

30


seit 1902 beteiligte sie sich an Ausstellungen<br />

der Societé Nationale des Beaux Arts, des<br />

Salon des Indépendants, Salon d’Automne<br />

und Salon des Tuileries. 1921 erhielt sie<br />

die Einladung, Mitglied der Jury des Salon<br />

d’Automne zu werden. Auch wurde ihr<br />

1937 die Goldmedaille der Weltausstellung<br />

verliehen. Nach ihrer Rückkehr nach Paris<br />

im Jahr 1946 konnte sie an ihren vorherigen<br />

Erfolg anknüpfen und hatte zahlreiche Ausstellungen.<br />

Die als Tochter eines jüdischen Arztes geborene<br />

Künstlerin Erna (Wilhelmine) Pinner<br />

(1890-1987) ist gleichfalls in diesem Kontext<br />

zu nennen. Ausgehend von einem Studium<br />

am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt<br />

am Main, wo erstaunlicherweise Frauen bereits<br />

ab 1870 zum Kunststudium zugelassen<br />

waren, war sie in Berlin Schülerin von Lovis<br />

Corinth. Anschließend setzte sie in Paris an<br />

der Académie Ranson bei Félix Vallotton<br />

(1865-1925), Maurice Denis (1870-1943) und<br />

Paul Sérusier (1863-1927) ihre Studien fort.<br />

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland<br />

begann sie 1914 mit der Konstruktion lebensgroßer<br />

Puppen (sog. Pinner-Puppen).<br />

Wegweisend wurde das Jahr 1916, in dem<br />

sie dem Darmstädter Schriftsteller Kasimir<br />

Edschmid (1890-1966) begegnete, dessen<br />

Lebens-, Reise- und Arbeitsgefährtin sie<br />

wurde. Drei Jahre später führte eine Polioinfektion<br />

zu einer Fußlähmung, die die<br />

Künstlerin zwang, das Malen zugunsten des<br />

Zeichnens aufzugeben.<br />

1935 wurde sie aufgrund ihrer jüdischen<br />

Herkunft aus der Reichskammer der Bildenden<br />

Künste ausgeschlossen, mit Berufs- und<br />

Ausstellungsverbot belegt. Im Winter des<br />

Jahres emigrierte sie nach England – ohne<br />

Edschmid. Dort absolvierte sie erfolgreich<br />

ein Biologiestudium und hatte Erfolg als<br />

Naturwissenschaftlerin sowie als Autorin<br />

und Illustratorin im Bereich der Zoologie,<br />

Paläontologie und Anthropologie. 1939<br />

wurde durch Bombardierung ihr gesamtes<br />

malerisches Werk zerstört – im übrigen ging<br />

entweder das ganze Werk oder ein Großteil<br />

der Arbeiten der genannten Künstlerinnen<br />

durch Kriegseinwirkung verloren.<br />

Obwohl nicht jüdischer Abstammung geriet<br />

die gewissermaßen als Allround-Künstlerin<br />

zu bezeichnende Ilse Fehling-Witting<br />

(1896-1982) wegen ihrer avantgardistischen<br />

künstlerischen Ausrichtung ab 1933 ins<br />

künstlerische Abseits und kann somit der<br />

„verschollenen Generation“ zugerechnet<br />

werden. Fehling-Witting hatte eine ausgesprochen<br />

fundierte und vor allem weitgefächerte<br />

Ausbildung durchlaufen. Nach dem<br />

Besuch der renommierten Berliner Modeschule<br />

von A. Reimann (1874-1976), wo sie<br />

u.a. die Fächer Kostüm, Bühnenbild, Bildhauerei<br />

und Graphik belegte, erlernte sie<br />

an der Kunstgewerbeschule Bildhauerei bei<br />

Prof. Schmarje, gefolgt von einem Studium<br />

am Bauhaus in Weimar im Vorkurs von Johannes<br />

Itten sowie bei Oskar Schlemmer<br />

(1888-1943), Lothar Schreyer (1886-1966),<br />

Paul Klee (1879-1940) und Georg Muche<br />

(1895-1987).<br />

Seit 1923 betätigte sie sich in Berlin als<br />

freischaffende Bildhauerin sowie Kostümund<br />

Bühnenbildnerin und seit 1927 als Kostümberaterin<br />

für Deutsche Filmproduktionen.<br />

1933 wurde ihr Werk als „entartet“<br />

diffamiert, das hatte fast ausschließliches<br />

Arbeiten für Film und Theater zur Folge.<br />

1940-1943 war sie Bühnenbildnerin und<br />

Leiterin des Kostümwesens an den Münchner<br />

Kammerspielen. Durch Bombardierung<br />

ihres Ateliers wurde ein Großteil ihrer<br />

Bildhauerarbeiten zerstört, schließlich ihre<br />

Wohnung beschlagnahmt. Nach einem körperlichen<br />

und seelischen Zusammenbruch<br />

unmittelbar nach dem Krieg ging sie nach<br />

Zürich und wurde Pressezeichnerin für verschiedene<br />

Zeitungen, dann in Genf Korrespondentin<br />

für die „Neue Welt“. Nach ihrer<br />

Rückkehr 1952 nach München arbeitete sie<br />

weiter als Pressezeichnerin und Porträtistin.<br />

Das Schicksal von Sella Hasse (1878-1963)<br />

wurde ebenfalls durch die Kunstdiktatur<br />

der Nationalsozialisten bestimmt. 1937<br />

wurden im Zuge der „Säuberungsaktionen“<br />

der Nationalsozialisten ihre Werke als „entartet“<br />

aus den Museen entfernt – vor allem<br />

ihre dynamisch-expressive Druckgraphik<br />

hatte sie bekannt gemacht. Als Schülerin der<br />

Kunstakademie in Berlin bei Franz Skarbina<br />

(1849-1910), Walter Leistikow (1865-1908)<br />

und Lovis Corinth fand sie schnell Zugang<br />

zu Berliner Künstlerkreisen, so zu Käthe<br />

Kollwitz, deren Graphikklasse an der Berliner<br />

Künstlerinnenschule sie für kurze Zeit<br />

besuchte und die sie nachfolgend entscheidend<br />

beeinflussen sollte.<br />

Auch nach ihrem Umzug 1904 nach<br />

Hamburg pflegte sie engere Kontakte zu<br />

Künstlerkollegen, u.a. zu Ernst Barlach<br />

(1878-1938), Otto Pankok, Charlotte Pauly<br />

(1886-1981) und William Wauer (1866-<br />

1962). 1910 -1930 lebte sie in Wismar, 1912<br />

ist eine Reise nach Paris dokumentiert,<br />

1930-1933 in Berlin. Dann zog sie sich – sicherlich<br />

aus politischen Gründen – ins Elsaß<br />

zurück, von wo sie 1943 nach Hamburg<br />

zurückkehrte.<br />

31


Nach dem Krieg konnte sie sich erneut<br />

als Künstlerin etablieren: 1955 wurde sie<br />

Ehrenmitglied des Verbandes Bildender<br />

Künstler der DDR und Mitglied der Akademie<br />

der Künste Berlin. 1962 erhielt sie<br />

den Käthe Kollwitz-Preis. Tragischerweise<br />

verhinderte in den 50er Jahren ein Unfall,<br />

in dessen Folge sie gelähmt war, weiteres<br />

künstlerisches Schaffen.<br />

Hannah Höch (1889-1978), die zu den bekanntesten<br />

deutschen Künstlerinnen der<br />

ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt,<br />

wurde ebenfalls von den Nationalsozialisten<br />

als „entartet“ polemisiert und erhielt<br />

Berufsverbot. Nach einem Studium an der<br />

Kunstgewerbeschule in Berlin besuchte<br />

sie 1915 die Graphikklasse der Staatlichen<br />

Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums als<br />

Schülerin von Emil Orlik.<br />

Da ihr Vater der ungehorsamen Tochter<br />

die finanzielle Unterstützung versagte, arbeitete<br />

sie ab 1916 für den Ullstein-Verlag,<br />

eine Tätigkeit, die sie über ein Jahrzehnt<br />

ausüben sollte. In diesem Jahr lernte sie<br />

auch Raoul Hausmann (1886-1971) kennen,<br />

mit dem sie eine 7jährige Liebes- und Arbeitsbeziehung<br />

einging.<br />

Als einzige Frau nahm sie an allen Berliner<br />

Dada-Aktivitäten teil und leistete<br />

hier einen wesentlichen Beitrag. 1924 ging<br />

sie nach Paris, auch trat sie in Kontakt mit<br />

Piet Mondrian (1872-1944) und der „Stijl-<br />

Gruppe“. Ab 1929 hatte sie eine gemeinsame<br />

Wohnung mit der Schriftstellerin T. Brugmann<br />

– 1929 in Den Haag und bis 1936 in<br />

Berlin – und unterhielt in den Augen der<br />

Gesellschaft ein kompromittierendes, skandalöses<br />

Verhältnis. Nach der Trennung von<br />

Brugmann heiratete sie 1938 den Pianisten<br />

K. Matthies, die Ehe wurde bereits 1944 geschieden.<br />

Anschließend zog sie sich in Heiligensee<br />

am Berliner Stadtrand zurück. Nach<br />

dem Krieg wurde sie wieder aktiv, arbeitete,<br />

stellte aus und erhielt schließlich 1965 eine<br />

Lehrtätigkeit an der Akademie der Künste<br />

in Berlin.<br />

Auch die am Expressionismus orientierten<br />

Arbeiten der Malerin, Bildhauerin und<br />

Schriftstellerin Thea Schleusner (1879-1964)<br />

entsprachen nicht den von den Nationalsozialisten<br />

propagierten ästhetischen Wertmaßstäben.<br />

Ihre Ausbildung begann 1897<br />

in Berlin, wo sie Meisterschülerin von Curt<br />

Stoeving (1863-1939), Franz Skarbina und<br />

Reinhold Lepsius (1857-1922) wurde.<br />

Anschließend zog sie nach Paris, wo sie<br />

an der Académie Colarossi u.a. bei René<br />

Xavier Prinet und an der Académie von<br />

Eugène Carrière weiterstudierte. Darüber<br />

hinaus nahm sie Unterricht bei dem an der<br />

École des Beaux-Arts ausgebildeten schwedischen<br />

Bildhauer Carl Milles (1875-1955).<br />

Seit 1910 knüpfte sie in Paris Kontakte zu<br />

André Gide, Auguste Rodin (1840-1917)<br />

und Rainer Maria Rilke. Beteiligungen an<br />

Ausstellungen der „Indépendants“ und am<br />

Pariser Herbstsalon, was eine große Auszeichnung<br />

für eine deutsche Künstlerin bedeutete,<br />

sowie in London, Stockholm und<br />

Berlin schlossen sich an.<br />

Bereits 1910 erwarb das Musée d´Orsay<br />

eines ihrer Werke. 1910-1912 weilte sie in<br />

England, wo sie Porträtaufträge ausführte<br />

und Bühnenbilder für das Theater schuf.<br />

1914 kehrte sie endgültig nach Berlin zurück,<br />

wo ihr Atelier bald zum künstlerischen<br />

Treffpunkt wurde. Hier porträtierte sie u.a.<br />

Albert Einstein, Friedrich Nietzsche, Emil<br />

Nolde und seine Frau sowie Ricarda Huch.<br />

Studienreisen nach Griechenland, Spanien,<br />

Nordafrika, Rumänien und Jugoslawien<br />

sowie längere Aufenthalte 1920 in Schweden<br />

und 1938-1941 auf Ceylon folgten. Ab<br />

den 1920er Jahren betätigte sie sich zudem<br />

schriftstellerisch und schrieb Reiseberichte.<br />

Kurz vor Kriegsende wurde durch Bombardierung<br />

ihr gesamtes Lebenswerk zerstört.<br />

Nicht ohne Auswirkungen blieb die<br />

Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />

auch auf das Schicksal von Martel Schwichtenberg<br />

(1896-1945). Die seit 1917 für den<br />

Hannoveranischen Gebäckhersteller Bahlsen<br />

wirkende Künstlerin unterhielt seit 1920<br />

ein Atelier in Berlin.<br />

Neben Blumen- und Früchtestilleben waren<br />

es vor allem die zahlreichen, im Stil der<br />

Neuen Sachlichkeit gemalten Porträts aus<br />

ihrem Freundeskreis der Berliner Kunstszene<br />

(z.B. Tilla Durieux, Herwarth Walden,<br />

Valentiner, Barlach, Alfred Flechtheim), mit<br />

denen sie sich rasch etablierte.<br />

1933 emigrierte sie nach Italien – ob aus<br />

politischer Vorsicht oder ein<strong>fach</strong> Abenteuerlust<br />

ist nicht zu klären, wenn auch ihre<br />

Kunstauffassung sicher ohnehin zu Schmähungen,<br />

wenn nicht gar zu Arbeits- und<br />

Ausstellungsverbot geführt hätte. 1936 ging<br />

sie schließlich nach Südafrika, wo sie ein<br />

Atelier und eine eigene Töpferei mit Verkaufsladen<br />

betrieb. Nach einem Brand ihres<br />

Johannesburger Ateliers reiste sie 1939 nach<br />

Deutschland, der Kriegsausbruch und wohl<br />

auch aus eigenem Entschluß verhinderte die<br />

Rückkehr nach Südafrika.<br />

Spätestens 1940 begann sie mit dem Trinken<br />

– sie hatte sich zu diesem Zeitpunkt<br />

bereits nach Süddeutschland zurückgezo-<br />

32


gen. Ein Aufenthalt in einem Sanatorium<br />

in Glotterbad folgte. Dennoch erlitt sie drei<br />

Jahre später, durch Depressionen und Alkoholsucht<br />

ausgelöst, einen Nervenzusammenbruch.<br />

Eine Krebserkrankung führte<br />

kurz nach Ende des Krieges zu ihrem Tod<br />

im Alter von nur 49 Jahren.<br />

Die Kunstdiktatur der Nationalsozialisten<br />

hatte auch für Ida Kerkovius (1879-<br />

1970), die als eine der renommiertesten<br />

deutschen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts<br />

gilt, Folgen. Obwohl eigentlich auch<br />

die Stuttgarter Akademie prinzipiell Frauen<br />

die Zulassung verweigerte, war sie eine<br />

Meisterschülerin Adolf Hölzels und 1911-<br />

1918 seine Assistentin mit eigenem Meisteratelier.<br />

1915-1918 unterrichtete sie Hanna<br />

Beckker vom Rath (1893-1983), ihre später<br />

freundschaftlich verbundene Förderin und<br />

Sammlerin. 1920-1923 setzte sie ihre Ausbildung<br />

am Bauhaus in Weimar fort, wo sie bei<br />

den für ihr weiteres Schaffen bestimmenden<br />

Künstlern Johannes Itten, Paul Klee und<br />

Wassily Kandinsky studierte. Nach 1933<br />

wurden ihre Werke von den Nationalsozialisten<br />

als „entartet“ deklariert, Mal- und<br />

Ausstellungsverbot folgten. Daraufhin begab<br />

sie sich meist in den Sommermonaten<br />

auf ausgedehnte Reisen quer durch Europa.<br />

Ihren Lebensunterhalt verdiente sie in jenen<br />

schrecklichen Jahren mit privater Lehrtätigkeit<br />

und Bildweberei.<br />

1954 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz<br />

Erster Klasse verliehen, 1958 erfolgte<br />

die Ernennung zur Professorin. Zudem wurde<br />

sie Ehrenmitglied der Staatlichen Akademie<br />

der bildenden Künste in Stuttgart sowie<br />

Ehrenvorstandsmitglied des deutschen<br />

Künstlerbundes. Obwohl ihre letzten Jahre<br />

von schwerer Krankheit gezeichnet waren,<br />

setzte sie ihre künstlerische Arbeit fort.<br />

Eine scharfe Zäsur brachte ebenso die<br />

Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />

für das Leben und Werk von Paula Wimmer<br />

(1876-1971). Aus einer großbürgerlichen<br />

Familie stammend, konnte sie sich<br />

von dieser unterstützt der künstlerischen<br />

Laufbahn widmen. Nach einem Studium in<br />

München bei Carl Johann Becker-Gundahl<br />

(1856-1925) wurde sie eine Schülerin von<br />

Max Feldbauer, bei dem sie im Sommer in<br />

Dachau Landschaftsmalerei und im Winter<br />

in München an der Damenakademie<br />

des Münchner Künstlerinnenvereins Aktmalerei<br />

studierte. Zum weiteren Studium<br />

bereiste sie Rom und Florenz und hielt sich<br />

1911 mehrere Monate in Paris auf, wo sie die<br />

École Ranson besuchte.<br />

Vor 1914 hielt sie sich in Berlin auf, wo sie<br />

die Unterstützung des Kunstkritikers Paul<br />

Westheim fand. 1915 zog sie nach Dachau<br />

und trat der Malschule von Adolf Hölzel<br />

bei, weshalb sie neben Ida Kerkovius, Maria<br />

Langer-Schöller (1878-1969) und Elsa von<br />

Freytag-Lovinghoven (1874-1927) u.a. zu<br />

den sog. „Malweibern“ gezählt wird. Auch<br />

ihre Arbeiten wurden 1933 als „entartet“<br />

diffamiert – vorher im expressionistischen<br />

Stil gehalten, wandte sie sich dann einem<br />

naiven Malstil und unverfänglichen Bildthemen<br />

zu.<br />

Verfemt wurden ebenso einige Arbeiten<br />

von Norbertine von Bresslern-Roth (1891-<br />

1978), die zu den wichtigsten österreichischen<br />

Tiermalern des 20. Jahrhunderts<br />

zählt. Zu dieser Diffamierung könnte neben<br />

ihrer dem Expressionismus nahestehenden<br />

künstlerischen Ausrichtung auch die Herkunft<br />

ihres Mannes, der eine jüdische Mutter<br />

hatte, beigetragen haben. Ihr Ausschluß<br />

aus der „Vereinigung der Künstlerinnen<br />

Österreichs“ im Jahr 1938 – obwohl sie noch<br />

1934 den Ehrenpreis der Stadt Wien erhalten<br />

hatte – dürfte ebenfalls in diesem Zusammenhang<br />

stehen.<br />

Die jüngere Künstlerinnengeneration<br />

Die aggressive Kunstpolitik der Nationalsozialisten<br />

brachte die avantgardistisch<br />

arbeitenden Künstlerinnen – und natürlich<br />

auch ihre männlichen Kollegen – zur Aufgabe<br />

ihrer schöpferischen Arbeit.<br />

In den Nachkriegsjahren bis zur Währungsreform<br />

konnten sich einige Künstlerinnen<br />

aufgrund der großen Nachfrage nach<br />

Bildern, etwa nach Porträts, Geld verdienen.<br />

Ein Großteil war jedoch mit der Existenzsicherung<br />

der Familie beschäftigt und leistete<br />

Aufbauarbeit.<br />

Die frühen 50er Jahre brachten das erneute<br />

Zurückweichen in den Familienkreis<br />

– die aus dem Krieg oder der Gefangenschaft<br />

Heimgekehrten, die „entnazifierten<br />

Männer“, die manchmal auch ein<strong>fach</strong>, wie<br />

wir bereits hinlänglich erfahren konnten,<br />

besser Ausgebildeten und sicher auch Bekannteren<br />

rückten wieder in den Mittelpunkt<br />

des öffentlichen Interesses.<br />

Erst die 60er Jahre brachten die Kehrtwendung:<br />

Frauen traten jetzt wieder aus<br />

dem Schatten von Haushalt und Familie.<br />

Die jüngere Künstlerinnengeneration hatte<br />

es diesbezüglich ein<strong>fach</strong>er, auch wenn<br />

sie bisweilen wie in früheren Zeiten nicht<br />

denselben Bekanntheitsgrad wie den ihrer<br />

Künstler-Ehemänner erreichten. Die Malerin<br />

und Graphikerin Dorothea Demus-<br />

33


Schneider (geb. 1956) etwa konnte nie ganz<br />

aus dem Schatten ihres Mannes Jakob Demus<br />

(geb. 1959) treten, einem international<br />

bekannten Maler, Zeichner und Bildhauer.<br />

Auch Linde Kruck-Körner (geb. 1925)<br />

sollte nicht die gleiche Wertschätzung erlangen<br />

wie ihr Ehemann, der Graphiker und<br />

Bildhauer Christian Kruck (1925-1985), der<br />

1954 zum Leiter der Druckwerkstätten an<br />

die Frankfurter Städelschule berufen worden<br />

war.<br />

Gertrude Degenhardt (geb. 1940) hingegen,<br />

die 1956-1959 an der Werkkunstschule<br />

für Gebrauchsgraphik in Mainz studiert<br />

hatte, konnte sich mehr noch als ihr Mann<br />

als Malerin und Graphikerin einen Namen<br />

machen – sie erlangte größere Anerkennung<br />

als ihr Mann, der Maler M. Degenhardt<br />

(1938-2002).<br />

KÜNSTLERINNEN IM PORTRÄT<br />

Anna Franziska Schwarzbach (geb. 1949), <strong>Katalog</strong>-Nr. 307<br />

Zur Abrundung unseres <strong>Katalog</strong>es stellen<br />

wir ebenso eine größere Gruppe an<br />

Künstler(selbst)bildnissen vor, die nicht nur<br />

Vertreterinnen der Bildenden Kunst wiedergeben,<br />

sondern auch Schriftstellerinnen,<br />

Dichterinnen und Musikerinnen.<br />

Eine der frühesten Arbeiten zeigt das<br />

Bildnis von Antoinette de la Garde, einer<br />

Dichterin, von Élisabeth Sophie Chéron<br />

(1648-1711) gemalt. Chéron war die Tochter<br />

und Schülerin des Miniaturmalers Henri<br />

Chéron (gest. 1677 od. 1697). Auch ihre<br />

Schwester Marie Anne (1649 – vor 1718) war<br />

als Miniaturistin tätig. Élisabeth Sophie war<br />

eine der gefragtesten Porträtistinnen ihrer<br />

Zeit, die 24 Jahre nach ihrer Gründung<br />

erst viertes weibliches Mitglied der Académie<br />

Royale wurde. Besondere Anerkennung<br />

fand sie durch Ludwig XIV., der ihr eine<br />

Pension bewilligte. Ihr wohl wichtigstes<br />

Werk ist die 1706 herausgegebene, mit Stichen<br />

illustrierte Abhandlung über die Kunst<br />

des Zeichnens, das große Beachtung fand.<br />

Große Anerkennung fand sie darüber hinaus<br />

für ihre Dichtkunst, ebenso wie für ihr<br />

herausragendes musikalisches Talent.<br />

Zu erwähnen ist auch ein Selbstbildnis<br />

von Rosalba Carriera (1675-1757, Abb. S. 5),<br />

der wohl berühmtesten italienischen Malerin<br />

des 18. Jahrhunderts. Carriera erlangte<br />

rasch Ansehen durch Miniaturporträts und<br />

wurde 1705 Ehrenmitglied der Accademia<br />

di San Luca zu Rom. Sie erhielt zahlreiche<br />

Aufträge, auch von ausländischen Höfen.<br />

Auf Einladung des Sammlers und Bankiers<br />

P. Crozat (1665-1740) trat sie 1720 eine<br />

Reise nach Paris an, wo sie, wie ihre französische<br />

Kollegin Chéron, eine ungemein<br />

gefragte Porträtistin und zum Mitglied der<br />

Académie Royale ernannt wurde. Nach ihrer<br />

Rückkehr im Jahr 1721 nach Venedig,<br />

34


Antoinette de la Garde, Dichterin (1638-1694),<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 48<br />

Benedetta Ernestina Maria, Prinzessin von<br />

Modena, <strong>Katalog</strong>-Nr. 297<br />

lebte sie bei ihren Schwestern; mit Giovanna<br />

war sie besonders eng verbunden. Als diese<br />

1737 starb und ein Jahr später ihre Mutter,<br />

fällt sie in tiefe Verzweiflung. Nur mühsam<br />

konnte sie sich weiterhin künstlerisch betätigen.<br />

1746 bahnte sich ein schweres Augenleiden<br />

an, das auch nicht durch einige Augenoperationen<br />

geheilt werden konnte und<br />

1751 die vollständige Erblindung brachte.<br />

Damit war das Ende ihrer künstlerischen<br />

Karriere besiegelt, weshalb sie zu Lebzeiten<br />

vergessen in tiefste Schwermut verfiel.<br />

Carriera wirkte jedoch auf nachfolgende<br />

Künstlergenerationen, vor allem wegen ihrer<br />

meisterhaften Pastelltechnik vorbildhaft,<br />

so auf die weitgehend unbekannte Mathilde<br />

Schmöle (1844 – vermutl. 1918). Eine Pastellzeichnung<br />

dieser in Frankfurt am Main<br />

wirkenden Künstlerin zeigt ein Porträt der<br />

Benedetta Ernestina Maria, Prinzessin von<br />

Modena nach einem Gemälde der Carriera<br />

aus den Staatl. Kunstsammlungen Dresden.<br />

Die Nürnberger Zeichnerin und Kupferstecherin<br />

Susanne Maria von Sandrart (1658-<br />

1716) porträtierte die Dichterin Gabrielis<br />

Carola Patin; Anlaß war deren bevorstehende<br />

Promotion. Die Tochter und Schülerin<br />

von Jakob von Sandrart (1630-1708) arbeitete<br />

der Zeit und ihrer traditionellen Rolle<br />

als Frau entsprechend meist für den Verlag<br />

ihres Vaters.<br />

Auch das Schabkunstblatt mit dem Porträt<br />

von Geneviève Blancheau (auch Geneviève<br />

Blanchot, genannt Godon) als Muse<br />

Gabrielis Carola Patin, Dichterin (geb.<br />

1665/66), <strong>Katalog</strong>-Nr. 290<br />

der Malerei mit Pinsel und Palette ist hervorzuheben,<br />

das die französische Kupferstecherin<br />

Catherine Duchesne (1. Hälfte 18. Jh.)<br />

nach einem 1704 entstandenen Gemälde<br />

des berühmten Porträtmalers Jean-Baptiste<br />

Santerre (1651-1717) stach (Abb. S. 6). Über<br />

beide Künstlerinnen sind allerdings nur<br />

fragmentarische biographische Informationen<br />

überliefert, wenn wir auch wissen, daß<br />

es sich bei der Blancheau um eine von Santerre<br />

bevorzugte Schülerin gehandelt hat,<br />

die die Gemälde ihres Lehrers kopierte.<br />

Von besonderem Interesse ist auch das<br />

von einem deutschen oder englischen<br />

Künstler um 1760/70 geschaffene Bildnis<br />

einer unbekannten jungen Zeichnerin (Abb.<br />

S. 11), das die junge Frau beim Anfeuchten<br />

35


ihres Zeichenstiftes zeigt. Möglicherweise<br />

handelt es sich hier um ein Porträt der Angelica<br />

Kauffmann, was das Bildnis „Angelica<br />

Kauffmann Drawing a Torso“ (National<br />

Gallery of Edingburgh) ihres englischen<br />

Verehrers Nathaniel Dance (1735-1811)<br />

nahelegt, der die Künstlerin mehr<strong>fach</strong> porträtiert<br />

hatte.<br />

Allgemein bekannt ist auch die Londoner<br />

Künstlerin Maria Cosway (1759-1838), deren<br />

Selbstbildnis Valentine Green (1739-1813)<br />

stach (Abb. S. 9). Cosway war eine vielseitige<br />

Künstlerin, die nicht nur malte, zeichnete<br />

und radierte, sondern auch musizierte<br />

und komponierte. Befreundet mit Angelika<br />

Kauffmann folgte sie jener nach London, wo<br />

sie 1781 den populären Miniaturmaler Richard<br />

Cosway (1742-1821) heiratete. In London<br />

errang sie durch Ausstellungen an der<br />

Royal Academy of Art rasch Anerkennung.<br />

Von ihrem Mann, der ihr offenbar ihre<br />

Erfolge neidete, wurde sie indes nicht unterstützt,<br />

sogar in der Ausübung ihres künstlerischen<br />

Schaffens behindert – er beschäftigte<br />

sie mit zahlreichen Nachstichen nach<br />

seinen Werken. Infolgedessen wandte sie<br />

sich vermehrt der Musik und einem regen<br />

gesellschaftlichen Leben zu; ihr Haus wurde<br />

zum kulturellen Treffpunkt für Künstler,<br />

Diplomaten und Adelige. 1804 wandte sie<br />

sich schließlich ganz von der Malerei ab und<br />

baute in Lyon ein Mädchenkolleg auf, nach<br />

1811 eines in Lodi. 1834 wurde sie in Anerkennung<br />

ihrer Leistung von Kaiser Franz I.<br />

zur Baronessa ernannt.<br />

Besonderen Reiz hat auch das Blatt eines<br />

anonymen Künstlers oder einer Künstlerin<br />

vom Ende des 18., frühem 19. Jahrhundert,<br />

das eine junge Bildhauerin beim Modellieren<br />

der Büste eines jungen Mannes zeigt, möglicherweise<br />

der von Winckelmann (Abb. S.<br />

13). Gerade die Bildhauerei verlangte ein<br />

noch größeres Durchhaltevermögen als<br />

die Malerei. Hier war noch der Aspekt der<br />

harten körperlichen Arbeit zu berücksichtigen,<br />

was nach Ansicht der Männer der Frau<br />

naturgemäß fehlte und damit als ein Beruf<br />

angesehen wurde, der allein von Männern<br />

ausgeübt werden könnte. Allein auf dem Gebiet<br />

der kleinformatigen Arbeiten oder der<br />

Stempel- und Steinschneiderei wurden zwischen<br />

dem 16. und 18. Jahrhundert Frauen<br />

toleriert. Demgemäß sind nur wenige Bildhauerinnen<br />

bekannt, die den Mut und die<br />

Ausdauer hatten, lebensgroße Arbeiten zu<br />

schaffen.<br />

BILDHAUERINNEN<br />

Eine der frühesten bekannten Bildhauerinnen<br />

ist Properzia de Rossi (1490-1530),<br />

eine Künstlerin, die beispielhaft für ein<br />

tragisches Künstlerleben steht: Trotz mehr<strong>fach</strong>er<br />

Auszeichnungen starb die auch als<br />

Steinschneiderin (mit ungewöhnlichen Materialien<br />

wie Pfirsich-, Kirsch- oder Pflaumenkernen)<br />

und Kupferstecherin gewürdigte<br />

Künstlerin erst 40jährig verarmt und<br />

ohne Freunde.<br />

Beauftragt, Skulpturen für die Fassade<br />

der Kirche San Petronio in Bologna zu fertigen,<br />

wurde sie anscheinend an der Ausführung<br />

behindert. Nach Vasari, der ihr große<br />

Bewunderung entgegenbrachte, soll sie ein<br />

Opfer männlicher Schikanen gewesenen<br />

sein.<br />

Überdies überliefert er eine sagenhafte<br />

Geschichte von unerwiderter Liebe zu einem<br />

jungen Adeligen, obwohl sie verheiratet<br />

gewesen war, was zu einer Anklage vor Gericht<br />

im Jahr 1520 geführt haben soll. Eine<br />

weitere Anklage wegen eines angeblich geplanten<br />

nächtlichen Angriffs auf den Maler<br />

Vincenzo Miola brachte sie erneut 1525 vor<br />

Gericht. Nur fünf Jahre später verstarb sie<br />

anscheinend an der Pest.<br />

Obwohl für das 19. Jahrhundert eine Zunahme<br />

der weiblichen Beschäftigung mit<br />

der Bildhauerei zu verzeichnen ist, konnte<br />

trotz großer Begabung und einigem öffentlichen<br />

Erfolg auch die Weimarerin Angelica<br />

Bellonata Facius (1806-1887), ein Schützling<br />

Goethes, nicht als Bildhauerin reüssieren.<br />

Entgegen des Bedenkens ihres Vaters, des<br />

Medailleurs, Stempel- und Steinschneiders<br />

Friedrich Wilhelm Facius (1764-1843), erhielt<br />

sie erst Unterricht im Zeichnen und<br />

Modellieren durch den Bildhauer Johann<br />

Peter Kauffmann (1764-1829), einem Cousin<br />

der Angelika Kauffmann.<br />

Dann studierte sie 1827-1835 mit der Genehmigung<br />

des Großherzogs Carl August<br />

in Berlin bei Christian Daniel Rauch (1777-<br />

1857). Nachdem sie nur einen einzigen Auftrag,<br />

von Maria Pawlowna, erhalten hatte,<br />

blieb ihre Haupttätigkeit das Anfertigen von<br />

Medaillen und Muschelkameen.<br />

Elisabeth Ney (1833-1907) hingegen, eine<br />

weitere Schülerin Rauchs, konnte sich erfolgreich<br />

gegen ihre männlichen Kollegen<br />

und in der Öffentlichkeit durchsetzen. Sie<br />

war eine der ersten Frauen, die 1852 in der<br />

Bildhauerklasse der Münchner Akademie<br />

Aufnahme fand. Sich Zeit ihres Lebens über<br />

alle Konventionen und Normen hinwegsetzend,<br />

war sie eine Künstlerin, die alleine von<br />

ihrer Porträtbildhauerei leben konnte.<br />

36


Auch die rund 50 Jahre später in Glatz in<br />

Schlesien geborene Bildhauerin Renée Sintenis<br />

(1888-1965) hatte Erfolg, obwohl auch<br />

noch zu dieser Zeit ihre Familie ihre Ausbildung<br />

an der Berliner Kunstgewerbeschule<br />

lediglich als sinnvolle Beschäftigung einer<br />

Tochter aus „gutem Hause“ betrachtete. Da<br />

ihr Vater für sie eine Sekretärinnenausbildung<br />

vorsah, sollte sie umgehend ihr Kunststudium<br />

aufgeben, was zum Bruch mit ihrer<br />

Familie führte.<br />

Sintenis setzte dann ihre Ausbildung an<br />

der Berliner Kunstgewerbeschule fort, u.a.<br />

bei Leo von König (1871-1944) und Wilhelm<br />

Haverkamp (1864-1929). Auch die Verheiratung<br />

1917 mit dem Schriftkünstler und Maler<br />

Emil Rudolf Weiß (1875-1942) konnten<br />

ihre Arbeit und vor allem rasch zunehmenden<br />

Erfolg nicht verhindern.<br />

1921 begann sie zudem eine Lehrtätigkeit<br />

an der Berliner Akademie, die sie bis zum<br />

Ausschluß 1934 durch die Nationalsozialisten<br />

ausübte. Von den Nationalsozialisten<br />

wurden ihre Arbeiten einerseits als Beispiel<br />

Niederschlesischer Kunst propagandistisch<br />

vorgeführt, auf der anderen Seite 1937 in der<br />

programmatischen Ausstellung „Entartete<br />

Kunst“ gezeigt.<br />

Die Folge war, daß sich die Künstlerin<br />

vom gesellschaftlichen Leben zurückzog<br />

und der Darstellung von Tieren, zuvor<br />

schon eines ihrer bevorzugten Motive, den<br />

Vorrang gab. 1947-1956 war sie Lehrbeauftragte,<br />

dann Professorin an der Hochschule<br />

für Bildende Künste in Berlin. 1952 wurde<br />

ihr als (erst) zweite Frau nach Käthe Kollwitz<br />

der „Ordre Pour le Mérite“ für Wissenschaften<br />

und Künste verliehen.<br />

Abschließend sei hier noch erwähnt, daß<br />

sich in der Architektur eine ähnliche, allerdings<br />

noch erheblich schlechtere Situation<br />

zeigt: Frauen kommen hier nur im Einzelfall<br />

vor oder ihre Leistungen wurden kaum<br />

gewürdigt bzw. schnell vergessen. Gesellschaftlich<br />

anerkannt war meist allein der<br />

Bereich der Innenarchitektur, das Einrichten<br />

und Ausstatten des Hauses als eigentliche<br />

Domäne der Frau.<br />

Renée Sintenis (1888-1965), <strong>Katalog</strong>-Nr. 322<br />

NACHWORT<br />

Der <strong>Katalog</strong> verdankt sein Entstehen einem<br />

lang gehegten Wunsch, über die Kunst<br />

von Frauen mehr in Erfahrung zu bringen,<br />

und der Absicht, der einseitigen Bewertung<br />

ihrer Kunst bzw. ausbleibender Rezeption<br />

neue Impulse zu geben.<br />

Auch sind wir der Meinung, daß Leben<br />

und Werk von zahlreichen Künstlerinnen,<br />

die nicht selten große Widerstände durchbrechen<br />

mußten, um schöpferisch tätig zu<br />

sein, nicht in Vergessenheit geraten sollten.<br />

Wenn auch unsere Darstellung allein als ein<br />

Versuch zu werten ist – die Fülle des Materials<br />

läßt nichts anderes zu.<br />

Zum Schluß sind noch einige grundlegende<br />

Fragen über die Kunst von Frauen<br />

anzufügen, die Germaine Greer 1980 in ihrer<br />

Publikation „Das unterdrückte Talent“<br />

aufgeworfen hat und heute noch, wie wir<br />

finden, die gleiche Relevanz, ja Brisanz besitzen:<br />

Wenn es irgendwelche Künstlerinnen<br />

gegeben hat, warum nicht mehr? Wenn wir<br />

ein gutes Gemälde von der Hand einer Frau<br />

finden können, wo ist ihr restliches Werk?<br />

Wie gut waren die Frauen, die ihren Lebensunterhalt<br />

durch die Malerei bestritten? 25<br />

Dem möchten wir noch anfügen: Warum<br />

ist es möglich, daß die Qualität einiger<br />

Arbeiten bis heute nicht anerkannt ist? Das<br />

sind auch unserer Auffassung nach Fragen,<br />

denen sich die heutige kunsthistorische Forschung<br />

nach wie vor annehmen sollte. Und<br />

es bleibt zu hoffen, daß zukünftig gerade auf<br />

diesem Gebiet noch manches Überraschende<br />

auf uns kommt.<br />

<br />

37


ANMERKUNGEN<br />

1<br />

Zitiert nach L. Seidler, aus: Jochen Schmidt-<br />

Liebich, Lexikon der Künstlerinnen 1700-1900,<br />

S. 427.<br />

2<br />

Hans Hildebrandt: Die Frau als Künstlerin,<br />

Berlin 1928, S. 109.<br />

3<br />

Renate Berger (Hrsg.): „Und ich sehe nichts,<br />

nichts als die Malerei“. Autobiographische Texte<br />

von Künstlerinnen des 18.-20. Jahrhunderts,<br />

Frankfurt am Main 1988, S. 61.<br />

4<br />

Bis zum Ausbruch der Französischen Revolution<br />

war Duchemin die erste von fünfzehn<br />

Frauen, die Aufnahme fanden, dazu vgl. Hildebrandt<br />

1928, S. 83.<br />

5<br />

Almut Krapf: Zur Geschichte des Frauenstudiums<br />

an der Akademie der bildenden Künste<br />

Wien, in: Akademie der bildenden Künste<br />

Wien, Internetseite unter http://www.akbild.<br />

ac.at/afg.<br />

6<br />

Zitiert nach Alfred Lichtwark, aus: Katja<br />

Behling/Anke Manigolt: Die Malweiber. Unerschrockene<br />

Künstlerinnen um 1900, München<br />

2009, S. 36.<br />

7<br />

Die Bezeichnung „Malweibchen“ stammt von<br />

dem Münchner Journalisten Fritz von Ostini.<br />

In einem Artikel titulierte er so alle Frauen, die<br />

unter künstlerischem „Vorwand“ in München<br />

lebten.<br />

8<br />

Zitiert nach A. Rühl-Gerstel: Das Frauenproblem<br />

der Gegenwart. Eine psychologische<br />

Bilanz, Leipzig 1932, S. 328 f., aus: Ausst. Kat.:<br />

Das Verborgene Museum I. Dokumentation<br />

der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen<br />

Museen, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst<br />

e.V., Berlin (Hrsg.), Berlin 1987, S. 27.<br />

9<br />

1908 antwortet der Direktor der Königsberger<br />

Akademie, Ludwig Dettmann, auf eine Anfrage<br />

der Dresdner Akademie bezüglich der Ausbildung<br />

von Frauen, daß er grundsätzlich nichts<br />

gegen eine solche habe, aber zur schöpferischen<br />

Fähigkeit wie oben zitiert, aus: Ingrid von der<br />

Dollen: Malerinnen im 20. Jahrhundert. Bildkunst<br />

der “verschollenen Generation”, München<br />

2000, S. 29.<br />

10<br />

Zitiert nach G. Simmel: Weibliche Kultur,<br />

in: Philosophische Kultur, Gesammelte Essays,<br />

Leipzig 1911, S. 304, aus: Das Verborgene Museum<br />

I 1987, S. 27.<br />

11<br />

Zitiert nach K. Scheffler: Die Frau und die<br />

Kunst, Berlin 1908, S. 92, aus: Das Verborgene<br />

Museum I 1987, S. 27.<br />

12<br />

Hildebrandt 1928, S. 9.<br />

13<br />

Zitiert nach W. H. Riehl: Die Familie, Stuttgart<br />

1889, S. 19, aus: Das Verbogene Museum I<br />

1987, S. 30.<br />

14<br />

Zitiert aus: Angelika Müller Scherf: Edmund<br />

Kanoldt. Leben und Werk, Pfenweiler 1992, S.<br />

39.<br />

15<br />

Zitiert aus: Ausst. Kat.: Zwischen Ideal und<br />

Wirklichkeit. Künstlerinnen der Goethe-Zeit<br />

zwischen 1750 und 1850, hrsg. von Bärbel Kovalevski,<br />

Ostfildern-Ruit 1999, S. 21.<br />

16<br />

Zitiert nach Clara von Rappard (1857-1912),<br />

aus: Behling/Manigolt 2009, S. 121.<br />

17<br />

Das Verborgene Museum I 1987, S. 23.<br />

18<br />

Berger 1987, S. 281.<br />

19<br />

Ebd., S. 222.<br />

20<br />

Ebd., S. 219.<br />

21<br />

Tagebuch, 18.1.1933. Charlotte Berend-Corinth:<br />

Mein Leben mit Lovis Corinth, München<br />

1947.<br />

22<br />

Berger 1987, S. 281.<br />

23<br />

Vgl. Marianne Gillbert: Das gab´s nur einmal.<br />

Verloren zwischen Berlin und New York, Zürich<br />

2007, S. 7 f. Marianne Gilbert ist die Nichte von<br />

Else Winterfeld; ihr Vater war der Komponist,<br />

Texter von Schlagern und Musikfilmen, Sänger<br />

und Schauspieler Robert Gilbert, eigentlich Robert<br />

David Winterfeld (1899-1978), der Bruder<br />

von Henry Winterfeld (1901-1990), Ehemann<br />

von Else Winterfeld.<br />

24<br />

Vgl. Mitteilungen des „Verein Berliner Künstler“,<br />

Januar 1939, Todesanzeige Else Winterfeld:<br />

„Wir verloren durch den Tod unser langjähriges<br />

Mitglied Else Winterfeld und bitten die<br />

Mitglieder, die sie gekannt haben, ihr ein ehrendes<br />

Andenken zu bewahren“.<br />

25<br />

Germaine Greer: Das unterdrückte Talent:<br />

Die Rolle der Frauen in der bildenden Kunst,<br />

Berlin/Frankfurt am Main/Wien 1980, S. 6.<br />

38


KATALOG – TEIL 1: PORTRÄTS UND KÜNSTLERINNENVEREIN<br />

1. Carl Johann Arnold<br />

1829 Kassel – Jena 1916<br />

Gründung des Vereins der Künstlerinnen und<br />

Kunstfreundinnen zu Berlin. Gedenkblatt<br />

zum 31. Jan. 1867. Lithographie mit bräunlicher<br />

Tonplatte gedruckt, auf aufgewalztem<br />

China. 35,5:28 cm. – Stockfleckig.<br />

Thema ist vermutlich die Auseinandersetzung<br />

um ein eigenes Vereinshaus für die<br />

neue Vereinigung. Daneben zeigen sich<br />

links Hinweise auf die Künstlervereinigung<br />

„Malkasten“ in Düsseldorf, dessen Vereinshaus<br />

zu dieser Zeit kurz vor der Vollendung<br />

stand.<br />

Der Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen<br />

zu Berlin ist die älteste Vereinigung<br />

von und für Künstlerinnen. Erst<br />

15 Jahre später erfolgte die Gründung des<br />

„Künstlerinnenvereins München“.<br />

Arnolds liebenswürdige Genrebilder fanden<br />

in der breiten Öffentlichkeit große Beachtung.<br />

Sie finden sich viel<strong>fach</strong> in illustrierten<br />

Zeitschriften wie „Gartenlaube“ und „Über<br />

Land und Meer“.<br />

[1]<br />

39


[2]<br />

2. Sofonisba Anguissola, nach<br />

um 1535 Cremona – Palermo 1625<br />

„Sofonisba Anguisciola Pittrice.“ Dreiviertelfigur<br />

nach links an der Staffelei sitzend. Schabkunst<br />

von William Baillie (1723-1792), nach einem<br />

Selbstbildnis, auf Bütten. 35,8:25,5 cm. – Guter<br />

Abdruck mit Rändchen um die Plattenkante,<br />

etwas stockfleckig.<br />

Literatur: Nagler Monogr. Bd. V, 1552, 4; Andresen<br />

(Baillie) 17.<br />

SOFONISBA ANGUISSOLA<br />

um 1535 Cremona – Palermo 1625<br />

Sofonisba Anguissola war die erste<br />

Malerin der Renaissance, die europäische<br />

Berühmtheit erlangte. Sie wurde<br />

von ihrem Vater schon früh zu dem<br />

Porträtmaler B. Campi (1522-1591) geschickt.<br />

1549 setzte Sofonisba ihr Studium<br />

bei B. Gatti, genannt Il Sojaro (um<br />

1495 – um 1575) fort und wurde nachfolgend<br />

eine gefragte Porträtistin, die<br />

sich neben ihren männlichen Kollegen<br />

behaupten konnte. 1559 weilte sie am<br />

Hof des Vizekönigs Duca di Sessa in<br />

Mailand, von dort aus ging sie im darauffolgenden<br />

Jahr nach Madrid an den<br />

königlichen Hof.<br />

Dort wurde sie die Hofdame und Zeichenlehrerin<br />

der erst 14jährigen Isabella<br />

von Valois, der Gattin Philipp II.<br />

Nach deren frühem Tod im Jahr 1568<br />

diente sie für wenige Jahre ihrer Nachfolgerin,<br />

der Erzherzogin Anna von<br />

Österreich.<br />

Um 1573 heiratete Sofonisba Fabrizio<br />

von Moncada, den Bruder des Prinzen<br />

von Paterno auf Sizilien. Nach dessen<br />

Tod 1578 vermählte sie sich ein Jahr<br />

später erneut, in Genua mit dem adeligen<br />

Schiffskapitän Orazio Lomellino,<br />

mit dem sie zunächst in dessen Heimatstadt<br />

Genua und ab etwa 1615 in Palermo<br />

lebte. Beziehungen zu Michelangelo<br />

und Vasari lassen früh auf die Bedeutung<br />

schließen, die ihrem Werk beigemessen<br />

wurde.<br />

[3]<br />

3. Anonym<br />

Ende 18./frühes 19. Jh.<br />

Unbekannte Bildhauerin beim Modellieren<br />

der Büste eines Mannes (J.H. Winckelmann<br />

?). Nahezu en face Brustbild mit leicht nach<br />

links und unten gewandtem Kopf. Radierung,<br />

auf Bütten. 14,4:10,8 cm. – Schöner<br />

Abdruck. Im Rand etwas fleckig.<br />

Die Darstellung – der Bildhauer beim Modellieren<br />

einer Büste – zeigt ein klassisches<br />

Sujet, das spätestens seit B. Thorvaldsen<br />

(1770-1844) bekannt ist.<br />

Das Interessante an diesem Blatt ist das<br />

mit Lorbeerkranz geschmückte Haupt, das<br />

möglicherweise auf die Begabung, mehr<br />

noch auf den zu erwartenden öffentlichen<br />

Ruhm der Künstlerin verweisen soll.<br />

Darüber hinaus weisen die eher typisierten<br />

Züge der jungen Frau als auch die Gewan-<br />

40


dung darauf hin, daß der Künstler oder die<br />

Künstlerin hier weniger eine bestimmte Person<br />

wiedergeben, vielmehr dem Publikum –<br />

trotz einer nicht zu übersehenden erotischen<br />

Komponente, betont durch das Abgleiten<br />

des Gewandes an der linken Schulter – eine<br />

erfolgreiche künstlerisch tätige Frau präsentieren<br />

wollte. Und das auf einem Gebiet der<br />

Bildenden Kunst, das noch mehr als das der<br />

Malerei eine Domäne der Männer war.<br />

[4]<br />

4. Rosalba Carriera, nach<br />

1675 – Venedig – 1757<br />

Rosalba Carriera. Büste im Dreiviertelprofil<br />

nach rechts, im Hochoval mit gestochener<br />

Umrahmung. Kolorierter Kupferstich von<br />

Bernard Lépicié (1698-1755), nach einem<br />

Selbstbildnis, auf Bütten. 14,1:10,1 cm. –<br />

Vollrandig, etwas vergilbt und fleckig.<br />

Literatur: Nagler 48.<br />

ROSALBA CARRIERA<br />

1675 – Venedig – 1757<br />

Rosalba Carriera erhielt ihre Ausbildung<br />

durch G. Diamantini (1621-1705) und A. Balestra<br />

(1666-1740) und erregte großes Aufsehen<br />

vor allem mit ihren Miniaturporträts.<br />

1705 wurde sie in die Accademia di San Luca<br />

zu Rom aufgenommen. Sie erhielt zahlreiche<br />

Aufträge auch von ausländischen Höfen.<br />

Auf Einladung des Sammlers und Bankiers<br />

P. Crozat (1665-1740) kam sie 1720 nach<br />

Paris, wo sie sehr gefeiert und zum Mitglied<br />

der Académie Royale ernannt wurde.<br />

Der Pastelltechnik besonders zugewandt,<br />

zählt sie zu deren unumstrittenen Meistern.<br />

1721 kehrte sie nach Venedig zurück, wo sie<br />

mit ihren Schwestern zusammenlebte. 1751<br />

erblindete sie an einem sich seit 1746 anbahnenden<br />

schweren Augenleiden. Die spätestens<br />

seit dem Tod ihrer Schwester Giovanna<br />

1737 und dem ihrer Mutter im darauffolgenden<br />

Jahr melancholische Künstlerin<br />

verfiel in ihren letzten Lebensjahren in<br />

tiefste Verzweiflung.<br />

Rosalba Carriera ist wohl die berühmteste<br />

italienische Malerin des 18. Jahrhunderts.<br />

5. Cornelis van Dalen jun.<br />

1638 Amsterdam – vor 1664<br />

Anna Maria van Schurmann (1607 Köln –<br />

Wiewert 1678). Halbfigur nach rechts, im<br />

Hochoval mit Umschrift, vor Draperie und<br />

Fenster mit Ausblick auf die Kathedrale von<br />

Utrecht. Mit sechszeiliger Legende, gehalten<br />

von Putten, und mit Attributen der Schönen<br />

Künste. Kupferstich, nach einem Gemälde<br />

von Cornelis I Jonson van Ceulen (1593-<br />

1661), auf Bütten mit Wasserzeichen: Schellenkappe.<br />

30,8:24,5 cm. – Minimal stockfleckig,<br />

horizontale Knickfalte geglättet.<br />

Literatur: Wurzbach 32, I: mit der Adresse<br />

von de Jonghe; Drugulin 19033; vgl. auch<br />

Kat.-Nr. 13.<br />

[5]<br />

ANNA MARIA VAN SCHURMANN<br />

1607 Köln – Wiewert 1678<br />

Anna Maria van Schurmann war eine Universalgelehrte,<br />

die als „Stern von Utrecht“<br />

als Wahrzeichen der vom niederländischen<br />

Späthumanismus erreichten Blüte der Bildung<br />

angesehen wurde. Mit bedeutenden<br />

Gelehrten korrespondierte sie. Sie sprach<br />

und schrieb in neun Sprachen.<br />

41


Zudem tat sie sich hervor auf dem Gebiet<br />

der Stickerei, der Glasmalerei, der Holzschneiderei<br />

und Kupferstecherkunst, war<br />

eine Virtuosin in der Musik und arbeitete<br />

als Malerin, Dichterin, Geographin, Astronomin,<br />

Theologin, Pädagogin, Historikerin<br />

und Philosophin.<br />

Um 1666 schloß sie sich dem frühpietistischen<br />

Prediger Jean de Labadie (1610-1674)<br />

und seinem Kreis an. Mit diesen ging sie<br />

von Middelburg nach Amsterdam und 1670<br />

nach Herford/Westfalen, wo sie für kurze<br />

Zeit Zuflucht bei der Fürstäbtissin Elisabeth<br />

fanden. Die nächste Station war Altona, wo<br />

Labadie verstarb, weshalb Schurmann zum<br />

Haupt der kleinen Bewegung wurde. Nach<br />

gemeinsamem Umzug ins westfriesische<br />

Wiewert verstarb sie.<br />

6. Loys Henri Delteil<br />

1869 – Paris – 1927<br />

Malerin an der Staffelei, Ganzfigur sitzend<br />

nach links. Radierung, 1896, auf Velin.<br />

32,7:38,5 cm. – Breitrandiger Abdruck,<br />

Knickfalte in der linken unteren Ecke geglättet.<br />

Obwohl Delteil selbst ein talentierter Künstler<br />

war, ist er bis heute in erster Linie als<br />

Verfasser des mehrbändigen Werkes „Peintre-Graveur<br />

illustré“, bekannt, ein Nachschlagewerk<br />

über französische Graphiker.<br />

Bei der dargestellten Malerin könnte es<br />

sich um die US-amerikanische Malerin des<br />

Impressionismus Lilla Cabot Perry (1848<br />

Bosten – Hancock/N.H. 1933) handeln, die<br />

von 1889-1898 die Sommer in Giverny in<br />

der Nähe von Claude Monet (1840-1926)<br />

verbrachte, der großen Einfluß auf ihr Werk<br />

ausübte.<br />

Die bei Wikipedia abgebildeten Porträts der<br />

Künstlerin aus unterschiedlichen Jahren<br />

unterstützen diese Annahme.<br />

[6]<br />

7. Deutsch oder Englisch<br />

um 1760/70<br />

Bildnis einer jungen Künstlerin, die ihren<br />

Zeichenstift anfeuchtet. Büste im Dreiviertelprofil<br />

nach rechts (evtl. Angelika Kauffmann).<br />

Rötel und schwarze Kreide, auf beige<br />

grundiertem Bütten. 44:29,5 cm. – Insgesamt<br />

nicht ganz frisch.<br />

42


[7] [8]<br />

Die Identität der Dargestellten zu lüften, ist<br />

uns nicht zweifelsfrei gelungen. Jedoch folgen<br />

wir einer Anregung von Dr. B. Baumgärtel,<br />

Düsseldorf (E-Mail vom 21.02.2010),<br />

wenn wir auf die Ähnlichkeit unserer Zeichnung<br />

mit dem Bildnis der Kauffmann von<br />

Nathaniel Dance (1735-1811) hinweisen, der<br />

die Künstlerin sehr verehrt und sie mehr<strong>fach</strong><br />

porträtiert hatte, aus dem Besitz der<br />

National Galleries of Scotland, Edinburgh<br />

(vgl. Angelika Kauffmann. Ein Weib von<br />

ungeheurem Talent. Hrsg. v. T. G. Natter,<br />

Ostfildern 2007, Abb. S. 55).<br />

8. Catherine Duchesne<br />

tätig in Frankreich, 1. Hälfte 18. Jh.<br />

Geneviève Blancheau, auch Geneviève Blanchot,<br />

genannt Godon (tätig in Frankreich<br />

Ende 17./1. Hälfte 18. Jahrhundert). Die junge<br />

Malerin, sitzend nach links, Portrait en face.<br />

Mit vierzeiliger Legende. Schabkunst, nach<br />

einem Gemälde von Jean-Baptiste Santerre<br />

(1651-1717), auf Bütten. 29,5:19,5 cm. – Am<br />

Unterrand auf die Plattenkante geschnitten,<br />

dort handschriftliche Notiz (Tinte). Verso<br />

leicht durchscheinende Reste alter Verklebung.<br />

Literatur: Nagler Bd. 3, S. 497; Le<br />

Blanc 1.<br />

43


9. Valentine Green<br />

1739 Salford/Evesham – London 1813<br />

Mrs. Maria Cosway (1759-1838), geb. Hadfield.<br />

Halbfigur nach links, in einem Sessel<br />

mit überkreuzten Armen sitzend, vor einer<br />

Landschaft bei Sonnenuntergang. Schabkunst,<br />

1787, nach einem Selbstbildnis der<br />

Künstlerin von 1786, auf Bütten. 46,7:34,3<br />

cm. Mit der Adresse von Valentin und Richard<br />

Green. – Etwas fleckig, sonst tadellos.<br />

– Faksimile der Reichsdruckerei Berlin.<br />

Valentine Green war ein bekannter Zeichner<br />

und Kupferstecher, der besonders die<br />

Schabkunst meisterhaft ausübte.<br />

MARIA COSWAY<br />

1759 Hadfield – 1838<br />

Maria Cosway war eine vielseitige Künstlerin,<br />

die nicht nur malte, zeichnete und<br />

gravierte, sondern auch musizierte und<br />

komponierte. 1781 heiratete sie den Miniaturmaler<br />

R. Cosway (1742-1821). In<br />

London erlangte sie durch Ausstellungen<br />

an der Royal Academy of Art Bekanntheit<br />

und hatte einen exklusiven internationalen<br />

Freundeskreis.<br />

CATHARINA HECKEL, verh.<br />

SPERLING<br />

1699 – Augsburg – 1741<br />

Die Malerin und Radiererin, seit 1725 Gattin<br />

des Kupferstechers H. Sperling (1695-<br />

1777), erlernte das Zeichnen bei ihrem Vater<br />

M. Heckel (1685-1726) und das Radieren<br />

bei J.U. Kraus (1655-1719). In der Öl- und<br />

Miniaturmalerei bildete sie sich autodidaktisch<br />

aus. Auch schuf sie Stiche und Radierungen<br />

für verschiedene Bücher.<br />

[9]<br />

[10]<br />

10. Catharina Heckel,<br />

verh. Sperling, nach<br />

1699 – Augsburg – 1741<br />

Selbstbildnis. Halbfigur,<br />

ein Porträt in den Händen<br />

haltend. Umrißradierung,<br />

von Georg Christian Kilian<br />

(1709-1781), auf Bütten.<br />

8,7:11,8 cm.<br />

Literatur: Nicht bei Nagler.<br />

44


SUSANNA MARIA<br />

PREISSLER, geb.<br />

DORSCH<br />

(1701 – Nürnberg – 1765)<br />

Susanna Maria Preißler,<br />

die Frau von Johann Justin<br />

Preißler (1698-1771),<br />

war vor allem als Gemmen-Schneiderin,<br />

aber<br />

auch als Kupferstecherin<br />

tätig.<br />

Ausgebildet wurde sie<br />

durch ihren Vater, den<br />

Nürnberger Glas- und<br />

Edelsteinschneider Johann<br />

Christoph Dorsch<br />

(1676-1732).<br />

[11] [12]<br />

11. Andreas Leonhard Moeglich<br />

1742 – Nürnberg – 1810<br />

Johann Justin Preißler (1698 – Nürnberg<br />

– 1771) und Susanna Maria Preißler, geb.<br />

Dorsch (1701 – Nürnberg – 1765). Doppelbildnis<br />

im Profil nach links, im Hochoval über<br />

Lorbeergirlande. Aquatinta und Kupferstich<br />

in Punktiermanier in Braun, 1803, nach einer<br />

Zeichnung von Gustav Philipp Zwinger<br />

(1779-1819), auf Velin. 42,8:34,3 cm. Mit<br />

dem Trockenstempel Moeglichs.<br />

Im Rand kleinere Einrisse, etwas unfrisch.<br />

Kleine Quetschfalte vom Druck in der Darstellung.<br />

Literatur: Nagler 6 und 7; Le Blanc 7 und<br />

8; Drugulin 16536; Thieme/Becker XXXVI<br />

(Zwinger), S. 612.<br />

12. Valentin-Daniel Preißler<br />

1717 – Nürnberg – 1765<br />

Susanna Maria Dorsch (1701 – Nürnberg<br />

– 1765). Halbfigur nach rechts, an einem<br />

Sammlungsschrank für Gemmen stehend,<br />

eine Gemme in der Linken. Schabkunst, nach<br />

einem Gemälde von Johann Justin Preißler<br />

(1698-1771), auf festem Bütten. 35:25,5 cm.<br />

– Leicht stockfleckig, horizontale Knickfalte<br />

(nur verso sichtbar) geglättet.<br />

Literatur: Nagler 1; Le Blanc 30; Thieme/Becker<br />

IX (Dorsch), S. 488.<br />

Johann Justin Preißler war ein bekannter<br />

Maler und Kupferstecher, der zeitweise in<br />

Italien, meist in Nürnberg arbeitete, wo er<br />

Direktor der örtlichen Akademie war.<br />

45


15. Lucas Vorsterman I<br />

1595 Zaltbommel – Antwerpen 1675<br />

[13] [14]<br />

Gertrude van Veen (Venius), verh. Malo (1602<br />

– Antwerpen – 1643). Halbfigur im Dreiviertelprofil<br />

nach rechts, im Hochoval mit Umschrift,<br />

mit Beiwerk aus dem Tätigkeits- und<br />

Lebensbereich der Künstlerin. Kupferstich,<br />

nach einem Selbstbildnis der Künstlerin<br />

von 1622, auf grautonigem Bütten. 32,2:22,1<br />

cm. – Ingesamt etwas fleckig und mit Bereibungen,<br />

Mitte Rand oben Nagellöchlein,<br />

Quetsch- und Knickfalten geglättet.<br />

Literatur: Hollstein 214 III (von 4).<br />

Lucas Vorsterman I. gehörte der berühmten<br />

Stecherschule von P.P. Rubens (1577-1640)<br />

an. Gertrude van Veen war die Tochter des<br />

bekannten Rubens-Lehrers Otto van Veen<br />

(1556-1629) und betätigte sich auf dem Gebiet<br />

der Porträtmalerei.<br />

13. Jonas Suyderhoff<br />

um 1613 – Haarlem 1668<br />

Anna Maria van Schurmann (1607 Köln –<br />

Wiewert 1678). Brustbild nach rechts, vor<br />

aufgeschlagenem Buche am Tische sitzend.<br />

Kupferstich, nach Jan Lievens d.Ä. (1607-<br />

1674), auf Bütten mit Wasserzeichen: Kleiner<br />

bekrönter Wappenschild (Heawood<br />

137). 35:25,3 cm. – Auf die Plattenkante geschnitten.<br />

Etwas stockfleckig.<br />

Provenienz: Sammlungen: Rudolf Peltzer,<br />

Köln (Lugt 2231); William Sharp, Manchester<br />

(Lugt 2650).<br />

Literatur: Wurzbach und Dutuit 78, II (von<br />

III): mit der Adresse von Banheinningh;<br />

Drugulin 19032.<br />

14. Friedrich Carl Vogel<br />

1806 Frankfurt am Main – Venedig 1865<br />

„Maria Catharina Prestel, geborene Höll“.<br />

Kopf mit Haube im Profil nach links. Lithographie,<br />

nach einer Zeichnung von Johann<br />

Gottlieb Prestel (1739-1808), auf aufgewalztem<br />

China. 22,5:15,7 cm. – Im breiten Rand<br />

etwas unfrisch.<br />

Literatur: Gwinner, S. 374; Drugulin 16544;<br />

Thieme/Becker XXXIV, S. 481.<br />

Friedrich Carl Vogel besaß eine Lithographische<br />

Anstalt in Frankfurt am Main.<br />

Zur Biographie von Maria Catharina<br />

Prestel (1747-1794) siehe S. 157.<br />

[15]<br />

46


KATALOG – TEIL 2: ZEICHNUNGEN UND GRAPHIK VON KÜNSTLERINNEN<br />

MATHILDE ADE<br />

1877 Sárbogárd/Ungarn – Dachau 1953<br />

Mathilde Ade war hauptsächlich als Illustratorin auf dem Gebiet der<br />

Karikatur und des Kinderbuchs tätig. 1894-1920 war sie Mitarbeiterin<br />

der „Meggendorfer Blätter“, für die sie auch Witze und Reime,<br />

später auch Texte schrieb, sowie der „Jugend“.<br />

THERESE AHLBORN<br />

1. Hälfte 19. Jahrhundert<br />

Über Therese Ahlborn ist nichts bekannt. Möglicherweise war sie die<br />

Ehefrau des gebürtigen Hannoveraner Malers August Wilhelm Julius<br />

Ahlborn (1796-1857), der 1827 nach Italien ging und bis zu seinem Lebensende<br />

in Florenz, Ascoli Piceno und Rom lebte.<br />

Ihr Studium absolvierte<br />

sie an<br />

der Kunstgewerbeschule<br />

in<br />

München, wo sie<br />

anschließend ansässig<br />

blieb. 1921<br />

siedelte sie nach<br />

Passau über; die<br />

Technik der Glasmalerei<br />

kam hier<br />

hinzu. 1928 zog<br />

sie nach Dachau.<br />

[16]<br />

Mathilde Ade<br />

gilt als eine der<br />

bedeutendsten<br />

deutschen Exlibriskünstlerinnen.<br />

16. Mathilde Ade<br />

Zarte Annäherung. Junges Paar auf einem Wiesenhang lagernd. Feder<br />

und Kreide in Schwarz, mit Deckweißlichtern, auf cremefarbenem<br />

Velin, rechts signiert „M. Ade“. 46,6:37,8 cm.<br />

Vorzeichnung für eine Illustration, erschienen in: „Meggendorfer<br />

Blätter“, Nr. 2006.<br />

[17]<br />

17. Therese Ahlborn<br />

Landschaft mit Castel Gandolfo am Albaner See. Im Vordergrund zwei<br />

Kinder auf einem Esel, der von einem weiteren Kind geführt wird. Aquarell,<br />

über Bleistift, auf Velin, rechts unten signiert und datiert „Therese<br />

Ahlborn 13. Juni 1837“. 16,4:22,1 cm. – Auf Untersatz montiert.<br />

Reizende italienische Genreszene, die von einer flott gemalten Landschaftskulisse<br />

hinterfangen wird.<br />

47


LOULOU ALBERT-LASARD, geb.<br />

LAZARD<br />

1885 Metz – Paris 1969<br />

Die Aquarellistin und Lithographin Loulou<br />

Albert-Lasard, Tochter des jüdischen Bankiers<br />

Leopold Lazard, erhielt früh privaten<br />

Zeichenunterricht und besuchte gemeinsam<br />

mit ihrer Schwester, der Malerin Ilse<br />

Heller-Lazard (1883-1934), 1904-1906 die<br />

Zeichenschule in München als Schülerin<br />

von G. Parin (1876-1944). 1908-1914 besuchte<br />

sie Kunstschulen in München und 1912 in<br />

Paris. Unterbrochen wurde ihre Ausbildung<br />

1908, gegen den Willen ihrer Eltern, durch<br />

die Heirat mit dem Chemiker und Gründer<br />

der Firma „Albert & Bruckmann“ E. Albert<br />

sowie 1910 durch die Geburt ihrer Tochter,<br />

der späteren Malerin Ingo de Croux (1910-<br />

1995) und durch eine Reise nach Rom. Bis<br />

zum Kriegsausbruch pendelte sie immer<br />

wieder zwischen München und Paris.<br />

1914 vom Kriegsausbruch in der Bretagne<br />

überrascht, mußte sie nach Deutschland<br />

zurückkehren, wo sie im September im<br />

Heilbad Irschenhausen Rainer Maria Rilke<br />

kennenlernte. Gemeinsam mit Rilke zog<br />

sie kurz darauf nach München in die Pension<br />

Pfanner, wo sie bereits vor ihrer Ehe<br />

gelebt und ein Atelier hatte – ihr Mann<br />

drohte währenddessen mit Scheidung. Die<br />

stürmische und komplizierte Liebesaffäre<br />

dauerte bis 1916. Anschließend weilte<br />

sie bis 1918 in München und Ascona.<br />

Eine kurze gemeinsame Zeit mit Rilke fand<br />

noch einmal in Rodaun bei Wien 1918 statt.<br />

1919-1928 lebte sie in Berlin, wo<br />

sie sich der „Novembergruppe“<br />

anschloß und wie zuvor in München<br />

enge Kontakte zu Vertretern<br />

avantgardistischer Kunst pflegte,<br />

die ihr Werk entscheidend beeinflußten.<br />

Nach dem Tod ihres Vaters<br />

ermöglichte ihr die Erbschaft<br />

den Umzug nach Paris, wo sie u.a.<br />

freundschaftlichen Kontakte mit<br />

H. Matisse (1869-1954), A. Giacometti<br />

(1901-1966) und R. Delaunay<br />

(1885-1941) pflegte.<br />

Von Paris aus unternahm sie Reisen,<br />

häufig in Begleitung ihrer<br />

Tochter, nach Nordafrika, Indien,<br />

Indochina und Tibet. Im Mai 1940<br />

wurde sie in das Internierungslager<br />

Gurs inhaftiert, jedoch wenige Monate<br />

später entlassen. 1952 veröffentlichte<br />

sie ihr Erinnerungsbuch<br />

„Wege mit Rilke“.<br />

[19]<br />

[18]<br />

18. Loulou Albert-Lasard<br />

Zwei Affen. Aquarell und Feder in Schwarz, auf gelblichem<br />

Pauspapier, links oben signiert und datiert<br />

„Loulou Albert-Lasard. 1931“. 28:35 cm.<br />

Vorzeichnung für eine Illustration zu: P. Valery: Paraboles,<br />

12 Reproduktionen nach Aquarellen von L.<br />

Albert-Lasard, Paris 1935.<br />

19. Loulou Albert-Lasard<br />

Landschaft mit Hahn und<br />

Goldfasanenpaar. Aquarell,<br />

Feder und Pinsel in Schwarz,<br />

auf festem strukturiertem Papier,<br />

links unten signiert „Lou<br />

Albert-Lasard.“. 36,1:51,4 cm.<br />

Da sie seit ihrem Berlin-Aufenthalt<br />

in den 20er Jahren<br />

ihren Namen mit „s“ statt<br />

mit „z“ schrieb, ist davon auszugehen,<br />

daß das Blatt nach<br />

1919 entstand.<br />

48


ERNESTINE VON AUER, geb. VON<br />

BRESLAU<br />

1827 – München – 1910<br />

Ernestine von Auer, Tochter des königlichen-bayerischen<br />

Leibarztes und Universitätsprofessors<br />

Heinrich Ritter von Breslau,<br />

war verheiratet mit Maximilian von Auer<br />

(1821-1881), Gutsbesitzer und Abgeordneter<br />

des bayerischen Landtags für den Wahlkreis<br />

Wasserburg/Oberbayern. Sie lebte mit ihrem<br />

Mann auf Schloß Aufhausen.<br />

Befreundet war sie mit der Familie von Walter<br />

Freiherr von Grainger, die in der Nähe<br />

auf Schloß Heiligblut in Erding lebte und<br />

das Treffpunkt des bayerischen und europäischen<br />

(Hoch-)Adels war.<br />

Überliefert sind von ihr Tagebücher von<br />

1860-1873, die über ihre gesellschaftlichen<br />

Kontakte Auskunft geben. Nach dem Tod<br />

ihres Mannes, aus der Ehe gingen zwei Kinder<br />

hervor, verkaufte sie 1883 das Schloß an<br />

Robert von Froelich.<br />

20. Ernestine von Auer<br />

Baumgruppe im Forstenrieder Park. Aquarell,<br />

über Bleistift, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin, verso bezeichnet und datiert „Im<br />

Forstenrieder Park. den 27ten August 1845.“<br />

19,5:14,7 cm.<br />

Literatur: Aus adeligen Alben. 100 Aquarelle<br />

des 19. Jahrhunderts. Buch und Kunstantiquariat<br />

Robert Wölfle, München 1993,<br />

Kat. 88, Nr. 12 mit Farbabb.<br />

49


CHARLOTTE BALZER, geb. AUER-<br />

WECK, später AUERWECK-PERO<br />

1875 München (?) – Frankfurt am Main<br />

oder Oberursel 1910<br />

Tochter des in München tätigen Dekorationsmalers<br />

Josef Auerweck (geb. 1831)<br />

und der Viktoria geb. Sailer, die in zweiter<br />

Ehe den in München tätigen Marinemaler<br />

Bernhard Wilhelm Adolf Pero (geb. 1839),<br />

genannt Willi Pero, ehelichte. Sie studierte<br />

wohl an der Städelschule in Frankfurt am<br />

Main.<br />

1902 heiratete sie den Frankfurter Maler<br />

F. Balzer (1872-1916), den sie seit dessen<br />

Kronberger Studienzeit bei A. Burger (1824-<br />

1905) um 1892/1893 kannte. Das Paar ließ<br />

sich dann für kurze Zeit in Frankfurt nieder.<br />

Laut dessen Vita folgten bis 1910 ständig<br />

wechselnde Aufenthalte im Taunus, in<br />

Eppstein, Vockenhausen, Dreieichenhain,<br />

Frankfurt, Hochstadt und 1906-1910 in<br />

Oberursel.<br />

Die ausbleibende öffentliche Anerkennung<br />

ihres Mannes, die daraus resultierenden<br />

spärlichen Verkäufe und damit verbunden<br />

große wirtschaftliche Not, auch eine anzunehmende<br />

labile Konstitution Lotti Balzers,<br />

schon vor der Verehelichung, führten<br />

zu einer Tuberkulose-Erkrankung, an der<br />

sie im Alter von erst 35 Jahren verstarb. Es<br />

ist dokumentiert, daß Lotti Balzer sich von<br />

Mai bis November 1905 wegen ihrer Lungenerkrankung<br />

in Wilhelmsbad bei Hanau<br />

aufhielt, begleitet von ihrem Mann und dem<br />

mit ihm befreundeten Maler H. Treuner<br />

(1876-1962).<br />

Aus dem Nachlaß ihres Mannes<br />

sind mehrere Skizzenbücher<br />

Lotti Balzers überliefert,<br />

die meist Kinder- und Pflanzendarstellungen<br />

zeigen. Allerdings<br />

ist zu vermuten, daß<br />

sie sich nach der Heirat nur<br />

noch selten der künstlerischen<br />

Arbeit widmete, jedoch wie<br />

die wenigen überlieferten Arbeiten<br />

beweisen, Talent hatte.<br />

Von F. Balzer selbst sind zahlreiche<br />

Porträts überliefert, die<br />

seine Frau bei verschiedenen<br />

Alltagstätigkeiten zeigen, so<br />

etwa beim Musizieren oder<br />

1908 beim Lesen der Kunstzeitschrift<br />

„Jugend“, betitelt<br />

„Interessantes Weib“.<br />

Gerade letztere Darstellung<br />

dokumentiert sowohl die liebevolle<br />

Bewunderung, die der<br />

Künstler seiner Frau entgegenbrachte,<br />

als auch Lotti Balzers<br />

Offenheit und Interesse<br />

an zeitgenössischen avantgardistischen<br />

Kunstströmungen.<br />

21. Charlotte Balzer<br />

Selbstbildnis, Ganzfigur im Dreiviertelprofil nach links an einem Tisch sitzend, in den Händen<br />

einen Zeichenblock und -stift haltend, links im Hintergrund Staffelei mit Bild. Aquarell, Feder<br />

in Braun und Pinsel in Schwarz, mit schwarzer Kohle und Bleistift umrandet, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, rechts unten monogrammiert „L.B.“. Ca. 18,9:12,1 cm. Verso Nachlaß-<br />

Stempel von Ferdinand Balzer. – In den Rändern ungleich beschnitten, sonst tadellos!<br />

[21]<br />

50


CAROLINE BARDUA<br />

1781 – Ballenstedt – 1864<br />

Die Porträt- und Historienmalerin Caroline<br />

Bardua war u.a. in Weimar, Dresden und<br />

Berlin tätig. Ihre künstlerische Ausbildung<br />

erhielt sie ab 1805 an der Weimarer Malerschule,<br />

wo sie Schülerin von H. Meyer<br />

(1760-1832) war. In Weimar schloß sie sich<br />

dem Kreis um Goethe, Wieland und Johanna<br />

Schopenhauer an. 1808 ging sie nach<br />

Dresden und wurde Schülerin von F.G. von<br />

Kügelgen (1772-1820).<br />

In dieser Zeit befreundete sie sich mit C.D.<br />

Friedrich (1774-1840), den sie mehr<strong>fach</strong><br />

porträtierte; Friedrich selbst besuchte sie<br />

1811 in Ballenstedt. In diesem Jahr schloß<br />

sie auch Bekanntschaft mit der Fürstin von<br />

Zerbst und deren Schwester, der Prinzessin<br />

Christine von Sondershausen, die beide ihren<br />

Witwensitz im Schloß zu Coswig hatten.<br />

Die Schwestern richteten ihr ein Atelier<br />

im Schloß ein, ein Porträt der Prinzessin<br />

Christine zeugt u.a. von diesem Aufenthalt.<br />

Anschließend reiste Caroline mit ihrer<br />

Schwester Wilhelmine (1798-1865), die Carolines<br />

Leben literarisch festhielt, durch<br />

Deutschland, widmete sich der Porträtmalerei<br />

und dem Kopieren berühmter Meisterwerke.<br />

In Berlin seit 1819, wo sie als eine der angesehensten<br />

Porträtistinnen bekannt war und<br />

zeitweise für den preußischen Königshof<br />

arbeitete, beteiligte sie sich zwischen 1822<br />

und 1840 mehr<strong>fach</strong> an den Akademie-Ausstellungen.<br />

Zu Barduas bekanntesten Porträts zählen<br />

das von Christiane von Goethe, geb. Vulpius,<br />

sowie ein Bildnis von Johanna Schopenhauer.<br />

Zu nennen sind außerdem zwei Bildnisse<br />

von Goethe, Porträts des Violinisten Paganini,<br />

des Komponisten Carl Maria von<br />

Weber oder des Dichters Hans Christian<br />

Andersen.<br />

[22]<br />

22. Caroline Bardua<br />

Zwei Entwurfskizzen mit sitzender Mutter<br />

beim Vorlesen mit zwei andächtig lauschenden<br />

Kindern. Schwarze Kreide, weiß gehöht,<br />

je mit schwarzer Kreide gerahmt (rechts beschnitten)<br />

und oben rundbogig abgeschlossen,<br />

links unten Proben farbiger Kreide, auf<br />

blauem Velin. 15,4:18,9 cm. – In den Rändern<br />

ungleich beschnitten, Knickfalte am<br />

linken Rand, verso am Oberrand Reste alter<br />

Verklebung.<br />

Provenienz: Sammlung H. Geller, Dresden.<br />

51


JULIANE WILHELMINE BAUSE,<br />

verh. LÖHR / 1768 – Leipzig – 1837<br />

Die als Zeichnerin, Radiererin und Kupferstecherin<br />

tätige Künstlerin war die jüngere<br />

Tochter des bekannten Kupferstechers J.F.<br />

Bause (1738-1814) und dessen Schülerin.<br />

Durch ihr Elternhaus kam sie in Kontakt<br />

mit namhaften Geistesgrößen und Künstlern<br />

der Zeit wie Goethe, Schiller und Charlotte<br />

von Stein oder Chr. Nathe (1753-1806).<br />

Nach der Heirat mit dem kunstsinnigen<br />

Leipziger Kaufmann und Bankier Carl<br />

Eberhard (nicht Eduard Heinrich) Löhr<br />

stellte sie ihre künstlerische Arbeit anscheinend<br />

ein. Nach dem Tod ihres Mannes zog<br />

sie wohl um 1813 nach Weimar, kehrte später<br />

dann wieder nach Leipzig zurück.<br />

Von ihr stammen zehn Reproduktionsradierungen<br />

mit Landschaften nach Künstlern<br />

des 17. und 18. Jahrhunderts aus den<br />

Jahren 1789-1791, die in einem Heft unter<br />

dem Titel: „Versuche im Radieren der Frau<br />

Hauptmann Löhr gewidmet von Ihrer ganz<br />

ergebensten Juliane Wilhelmine Bause.<br />

Leipzig den 13. November 1791“ zusammengestellt<br />

sind. Da die Mappe nicht in<br />

den Handel kam, sind selbst Einzelblätter<br />

daraus selten.<br />

23. Juliane Wilhelmine Bause<br />

Nächtliche Flußlandschaft mit einem Lagerfeuer.<br />

Radierung, nach Ferdinand Kobell<br />

(1740-1799), auf Bütten. 13:18,2 cm.<br />

Literatur: Keil 4.<br />

[23]<br />

CHARLOTTE BEREND-CORINTH<br />

1880 Berlin – New York 1967<br />

Charlotte Berend-Corinth studierte in Berlin<br />

ab 1897 an der Königlichen Kunstschule<br />

und 1899-1901 am dortigen Kunstgewerbemuseum.<br />

Anschließend war sie Schülerin<br />

an der 1901 von L. Corinth (1858-1925)<br />

gegründeten privaten Malschule. 1902 porträtierte<br />

der Maler sie zum ersten Mal. Im<br />

Sommer desselben Jahres gemeinsame Reise<br />

an die pommersche Ostseeküste, knapp<br />

zwei Jahre später Heirat.<br />

1906 erste Teilnahme an einer Ausstellung<br />

der Berliner Secession. Geburt ihrer zwei<br />

Kinder 1906 und 1909. 1912 Reise an die<br />

Riviera. 1916 erschien ihre erste Graphikfolge.<br />

1915 Reise über Paris nach Spanien.<br />

1915 Herausgabe der aus Aufzeichnungen<br />

Corinths zusammengestellten „Selbstbiographie“,<br />

Beginn der Arbeit an einem Verzeichnis<br />

der Werke ihres Mannes, das sie<br />

1958 fertigstellte.<br />

1927 Eröffnung einer eigenen Malschule.<br />

Reisen nach Italien, in die Türkei, den Libanon,<br />

nach Ägypten, Tunesien und Dänemark.<br />

1930 erste große Einzelausstellung<br />

der Künstlerin. Seit 1932 wohnhaft in Italien,<br />

seit 1937 Schweiz, 1939 Emigration in die<br />

USA, zuerst New York, seit 1940 Santa Barbara/Kalifornien,<br />

1943 auch hier Eröffnung<br />

einer Malschule, die sie nach ihrem Umzug<br />

nach New York bis 1955 weiterführte.<br />

24. Charlotte Berend-Corinth<br />

„Fritzi Massary“ (In der Garderobe) 1919.<br />

Lithographie, teils aquarelliert in Blau, Rot,<br />

Gelb und Braun, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin, mit Widmung „Deine entzückende<br />

Collegin / bei der Arbeit von 1/2 6 –<br />

7. / Zur Erinnerung an gemeinsame schöne<br />

Arbeit mit Dir!“ und rechts unten von fremder<br />

Hand bezeichnet „Charlotte Berend“.<br />

36:47 cm.<br />

Variante zu Blatt 4 der 6-Blatt-Folge „Fritzi<br />

Massary“, erschienen 1919 bei Gurlitt, Berlin.<br />

– Papier vergilbt und mit Druckstelle.<br />

[24]<br />

52


Literatur: Ausst. Kat.: K.-L. Hofmann: Charlotte<br />

Berend-Corinth/Lovis Corinth – Ein<br />

Künstlerpaar im Berlin der Klassischen Moderne,<br />

Reuchlinhaus Pforzheim, Künzelsau<br />

2005, Nr. 9.4, Farbabb. S. 25.<br />

Die in Wien geborene Sängerin und Schauspielerin<br />

Fritzi Massary (1882-1969) war ein<br />

Operettenstar, der in Berlin bekannt wurde.<br />

Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft emigrierte<br />

sie 1933 über Österreich, die Schweiz<br />

und England 1938 in die USA.<br />

25. Charlotte Berend-Corinth<br />

Anita Berber, stehend mit offenstehendem<br />

Mantel und nackt mit langen Strümpfen. Lithographie,<br />

1919, lediglich das Medaillon ist<br />

aquarelliert, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin, signiert. 62:41,4 cm.<br />

Blatt 2 aus der 8-Blatt-Folge „Anita Berger“,<br />

erschienen als „Erster Privatdruck“<br />

der Gurlitt-Presse, Berlin 1919. – Schöner<br />

Druck, am Oberrand rechts kleiner Wasserrand.<br />

Druck leicht wellig.<br />

Literatur: op. cit., Nr. 12.2, Farbabb. S. 27.<br />

Die Tänzerin und Schauspielerin Anita Berber<br />

(1899-1928) war eine der skandalumwittertsten<br />

Frauen ihrer Zeit.<br />

[25]<br />

26. Charlotte Berend-Corinth<br />

„Bauerntanz“. Lithographie, aquarelliert in<br />

Grün und Rot, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin. 53:37,7 cm.<br />

Blatt 2 der 8-Blatt-Folge „Valeska Gert“,<br />

erschienen bei D. & R. Bischoff, München<br />

1920. – Schöner Druck, mit minimalen Gebrauchsspuren<br />

und etwas fleckig. Im Passepartoutausschnitt<br />

unten nachgedunkelt.<br />

Literatur: op. cit., Nr. 14.2, Farbabb. S. 32.<br />

Die in Berlin geborene Tänzerin, Kabarettistin<br />

und Schauspielerin Valeska Gert (1892-<br />

1978) war in Berlin und München tätig. 1933<br />

emigrierte sie über Frankreich nach England,<br />

1938 reiste sie in die USA. 1947 kehrte<br />

sie über Paris und Zürich nach Berlin zurück.<br />

1951 zugleich wohnhaft auf Sylt.<br />

27. Charlotte Berend-Corinth<br />

„Ballett“. Lithographie, aquarelliert in Gelb,<br />

Violett und Rot, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin. 53,2:38,2 cm.<br />

[26]<br />

[27]<br />

53


Blatt 3 der 8-Blatt-Folge „Valeska Gert“, wie<br />

vorher. – In den Rändern etwas unfrisch.<br />

Literatur: op. cit., Nr. 14.3, Farbabb. S. 33.<br />

Zur Biographie von Valeska Gert (1892-<br />

1978) vgl. Nr. 26.<br />

28. Charlotte Berend-Corinth<br />

„Varieté“. Lithographie, aquarelliert in Rot,<br />

Grün, Orange und Gelb, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin. 52,7:37,9 cm.<br />

Blatt 7 der 8-Blatt-Folge „Valeska Gert“, wie<br />

vorher. – Farbfrischer Druck. – In den Rändern<br />

etwas unfrisch.<br />

Literatur: op. cit., Nr. 14.7, Farbabb. S. 37.<br />

Zur Biographie von Valeska Gert (1892-<br />

1978) vgl. Nr. 26.<br />

[28]<br />

ANNA BETZLER-HOLTSCHMIDT<br />

geb. 1889 Barmen, 1930 noch nachweisbar<br />

Über die Malerin und Graphikerin ist kaum<br />

etwas bekannt. Sie war Schülerin von L. von<br />

Kunowski (1866 – vor 1928) an der Düsseldorfer<br />

Akademie. Vermutlich lernte sie noch<br />

in Düsseldorf den Frankfurter Maler und<br />

Kunsterzieher E. Betzler (1892-1974) kennen,<br />

den sie heiratete und sicher 1916 nach<br />

Frankfurt am Main begleitete. Obwohl sie<br />

noch bei Dressler aufgeführt ist, waren keine<br />

weiteren Informationen über die Künstlerin<br />

herauszufinden.<br />

[29]<br />

29. Anna Betzler-Holtschmidt<br />

Gebirgslandschaft mit kleiner Ortschaft.<br />

Holzschnitt, auf dünnem chamoisfarbenem<br />

Velin, signiert und nummeriert. 29,7:45,7<br />

cm. – Nr. 10 von 30 Exx. – Papier durch den<br />

Druckvorgang wellig.<br />

Der Holzschnitt zeigt Einflüsse der expressionistischen<br />

Formensprache, die auch ihr<br />

Ehemann E. Betzler vertrat.<br />

TINA (REGINE LEOPOLDINE)<br />

BLAU, verh. LANG (BLAU-LANG)<br />

1845 – Wien – 1916<br />

Die gebürtige Wiener Malerin jüdischer<br />

Herkunft wurde in ihrer Geburtsstadt bereits<br />

um 1859 von dem ungarischen Maler<br />

A. Hanély (1824-1911) unterrichtet, dann<br />

1860 und 1864 von dem Landschaftsmaler<br />

A. Schaeffer von Wienwald (1833-1916).<br />

1861 Studienreise nach Mähren, 1865 in<br />

Naßwald Schülerin von J.M. Aigner (1818-<br />

1886) und 1869-1873 in München Schülerin<br />

von W. Lindenschmit d. J. (1829-1895).<br />

1872 lernte sie den Landschaftsmaler E.J.<br />

Schindler (1842-1892) kennen, mit dem sie<br />

1873 gemeinsam eine Studienreise nach<br />

Ungarn und 1875 eine nach Holland unternahm.<br />

1873 Beteiligung an der Wiener<br />

Weltausstellung. 1874 erneute Reise nach<br />

Ungarn. 1877 zog sie in ein von Schindler<br />

angemietetes Atelier im Wiener Prater, das<br />

sie nach dessen Verheiratung 1879 alleine<br />

unterhielt. 1877 und 1879 Reisen nach Italien.<br />

1883 erhielt sie einen Prämienpreis anläßlich<br />

einer Ausstellungsbeteiligung am<br />

Pariser Salon; zu diesem Zeitpunkt malte<br />

sie viel in Barbizon und dem Wald von<br />

Fontainebleau. Weitere Ausstellungen in<br />

München, Berlin, Dresden, Leipzig und<br />

Hamburg. 1883 konvertierte sie zum Protestantismus<br />

und heiratete den Pferde- und<br />

Schlachtenmaler H. Lang (1838-1891); die<br />

Hochzeitsreise führte das Paar über Griechenland<br />

und die Türkei in den Vorderen<br />

Orient.<br />

54


Gemeinsamer Umzug nach München, wo<br />

die Künstlerin ab 1889 an der Damenakademie<br />

des Künstlerinnenvereins als Lehrerin<br />

tätig war.<br />

1889 Beteiligung an der Weltausstellung in<br />

Paris, wo ihr eine Medaille verliehen wurde,<br />

wie sie auch eine Auszeichnung 1893<br />

auf der Weltausstellung in Chicago erhielt.<br />

Nachdem ihr Mann 1891 verstorben war,<br />

kehrte sie 1894 nach Wien zurück.<br />

1897 gründete sie hier gemeinsam mit<br />

der Malerin Olga Prager (1872-1930), der<br />

Schriftstellerin, Feministin und Malerin<br />

Rosa Mayreder (1858-1938) u.a. die private<br />

„Kunstschule für Frauen und Mädchen“<br />

und war dort 1898-1915 u.a. Lehrerin am<br />

„Curs für Landschaft und Stilleben“. 1904-<br />

1908 alljährliche Sommeraufenthalte in<br />

Holland.<br />

Tina Blau zählt zu den bedeutendsten<br />

österreichischen Künstlerinnen der zweiten<br />

Hälfte des 19. Jahrhunderts und gilt<br />

als Wegbereiterin der Pleinairmalerei in<br />

Österreich. Sie schuf meist Landschaften<br />

und Stilleben unter Verwendung impressionistischer<br />

Stilmerkmale, daneben<br />

malte sie auch Porträts. Zudem war sie als<br />

Illustratorin tätig.<br />

30. Tina Blau<br />

„Schwarzenberggarten“, Wien. Bleistift, auf<br />

gelblichem strukturiertem Papier, rechts<br />

unten signiert „T. Blau“. 27,3:26,5 cm. – Insgesamt<br />

etwas stockfleckig.<br />

[30]<br />

Virtuos-atmosphärischer Ausschnitt einer<br />

Parklandschaft, der, wie von der Künstlerin<br />

bekannt, von einem mächtigen Laubbaum<br />

hinterfangen wird.<br />

ANTONIE VON BLITTERSDORF<br />

geb. um 1825, 1866 noch nachweisbar<br />

Antonie von Blittersdorf war die Tochter<br />

von Maximiliane Brentano (1802-1861), einer<br />

Tochter des Frankfurter Bankiers und<br />

Großkaufmanns Franz Brentano und Nichte<br />

von Bettina von Arnim und Clemens<br />

Brentano. 1824 heiratete sie den konservativen<br />

Politiker L. Fr. Frhr. von Blittersdorf<br />

und blieb in Frankfurt am Main ansässig.<br />

E.J. von Steinle (1810-1886) zeichnete 1857<br />

ein Bildnis der Antonie, das ein Geschenk<br />

für Antonie Brentano-Birckenstock, der<br />

Großmutter der Dargestellten war (vgl.<br />

A.M. von Steinle: Edward von Steinle. Des<br />

Meisters Gesamtwerk in Abbildungen,<br />

Kempten/München 1910, Abb. 463).<br />

[31]<br />

31. Antonie von Blittersdorf<br />

Kapelle im Wald. Radierung, 1848, auf festem<br />

Velin. 18,4:26 cm. – Breitrandig, insgesamt<br />

etwas fleckig.<br />

HANSL BOCK, geb. JOHANNA<br />

VOGEL<br />

1893 München – Freising 1973<br />

Hansl Bock war Tochter der Blumen- und<br />

Landschaftsmalerin Johanna H. Merre<br />

(1867-1940), die seit 1911 in zweiter Ehe mit<br />

dem Maler Franz Hienl-Merre (1869-1943)<br />

verheiratet war. Durch ihren Stiefvater bekam<br />

sie Zugang zum „Scholle-Kreis“.<br />

Künstlerisch war sie ausgebildet durch<br />

ihren Ehemann L. Bock (1886-1971) und<br />

Schülerin von J. Seyler (1873-1958). Studienreisen<br />

unternahm sie nach Italien und<br />

Spanien. Längere Aufenthalte führten sie<br />

nach Straßburg und Paris, wo sie ein Atelier<br />

hatte. Nach 1935 hatte sie keine Ausstellung<br />

mehr und wird heute der „Verschollenen<br />

Generation“ zugerechnet.<br />

55


Bevorzugte Themen waren Landschaften,<br />

Stilleben und figurative Darstellungen.<br />

Als Mitglied der Vereinigung der „Juryfreien“<br />

beteiligte sie sich an den Ausstellungen<br />

im Münchner Glaspalast.<br />

Papier, auf Karton<br />

aufgezogen, links<br />

unten monogrammiert<br />

und datiert<br />

„HB. 23.“. 19,5:25<br />

cm.<br />

Das Thema der arkadischen<br />

Landschaft<br />

mit Frauenakten<br />

bzw. nackten<br />

Badenden fand gerade<br />

zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts<br />

bei den Expressionisten<br />

große<br />

Aufmerksamkeit.<br />

Zu nennen ist hier<br />

etwa E. Heckel<br />

[33]<br />

(1883-1970), dessen typische Naturmotive badende oder ruhende Menschen am Strand<br />

wiedergeben. Auch unser Blatt zeigt ein solches Motiv und verrät damit die Orientierung an<br />

progressiven Kunstauffassungen der Zeit.<br />

[32]<br />

32. Hansl Bock<br />

Baumbestandene Landschaft am Gewässer,<br />

mit zwei nackten Frauen, eine davon im Wasser<br />

badend, die andere am Ufer auf einem<br />

Baumstamm sitzend. Aquarell und Feder<br />

in Schwarz, auf chamoisfarbenem Velin,<br />

verso unleserlich bezeichnet und datiert „...<br />

1913“. Ca. 12,6:11 cm. – Im Rand ungleich<br />

beschnitten.<br />

33. Hansl Bock<br />

Tropische Landschaft mit zwei Frauenakten.<br />

Aquarell und Feder in Schwarz, auf dünnem<br />

34. Hansl Bock<br />

Gebirgslandschaft<br />

mit See, Gipfel teils<br />

schneebedeckt.<br />

Aquarell und Feder<br />

in Schwarz,<br />

um 1926/1928, auf<br />

chamoisfarbenem<br />

Velin, auf Karton<br />

aufgezogen, rechts<br />

unten monogrammiert<br />

„HB. (ligiert)“.<br />

13,2:20 cm.<br />

[34]<br />

56


CHARLOTTE NAPOLÉONE<br />

BONAPARTE<br />

1802 Paris – Sarzana/Italien 1839<br />

Die Tochter von Joseph Bonaparte, dem ältesten<br />

Bruder Napoleons, und Julie Clary,<br />

studierte bei L.-L. Robert (1794-1835) in Paris<br />

Kupferstich und Lithographie. Nachdem<br />

ihr Vater, von seinem Bruder als König von<br />

Neapel, dann als König von Spanien eingesetzt,<br />

1813 als spanischer König gestürzt<br />

wurde, ging die Familie nach Amerika, wo<br />

sie am Fluß Delaware bei Bordentown in<br />

New Jersey lebte.<br />

Charlotte, jetzt genannt Gräfin von Survilliers,<br />

widmete sich auch hier der künstlerischen<br />

Arbeit, malte und zeichnete Porträts<br />

und Landschaften und beteiligte sich an<br />

Ausstellungen der Pennsylvania Academy<br />

of Fine Arts. 1824 kehrte sie nach Europa<br />

zurück und heiratete 1826 in Florenz ihren<br />

Cousin Napoleon Louis Bonaparte (1804-<br />

1831), einen Sohn von Louis Bonaparte, der<br />

ebenfalls ein Bruder Napoleons war, und<br />

der Hortense de Beauharnais. Diese Ehe<br />

blieb kinderlos. Sie verstarb bei der Geburt<br />

ihres einzigen Kindes im Alter von 36 Jahren<br />

– der Vater war der polnische Graf Potocki<br />

– und wurde in Saint-Leu-la-Forêt bei<br />

Paris an der Seite ihres Gemahls und ihrer<br />

Schwiegereltern bestattet.<br />

35. Charlotte Napoléone Bonaparte<br />

Felsige Küstenlandschaft. Pinsel in Braun,<br />

auf cremefarbenem Velin, rechts unten<br />

signiert „Charlotte Napoléon.“. 12:16,9 cm.<br />

EMMA BORMANN, verh. MILCH<br />

1887 Döbling/Wien – Riverside/USA 1974<br />

Studium der Germanistik und Prähistorie<br />

mit Abschluß Promotion. Ab 1913 Weiterstudium<br />

in Wien an der Graphischen<br />

Lehr- und Versuchsanstalt bei L. Michaleks<br />

(1859-1942), durch dessen und O. Laskes<br />

(1841-1911) Vorbild Hinwendung zur Graphik.<br />

1917 Umzug nach München, dort ein<br />

Semester an der Kunstgewerbeschule.<br />

Erste Holzschnitte ab 1917 und erste Ausstellungsbeteiligung<br />

1918 im Wiener<br />

Künstlerhaus. 1918-1921 Lehrtätigkeit an<br />

[35]<br />

der Schule für angewandte Kunst in München<br />

in der Graphikklasse. 1922 Hollandreise,<br />

1924 England, Dalmatien, Italien und<br />

Schweden, wo sie ihren Ehemann Dr. Eugen<br />

Milch kennenlernte. 1926-1940 Dozentin<br />

an der Universität Wien. Mitglied des<br />

Künstlerhauses Wien seit 1935. Zahlreiche<br />

Reisen, u.a. 1929 in den Fernen Osten, 1931<br />

nach Paris und 1932 nach Prag.<br />

1940-1950 Aufenthalt in China (Hongkong,<br />

Shanghai, Peking) sowie Japan (Tokyo).<br />

Von Japan aus nach Thailand, Kambodscha,<br />

Mexico und in die USA. 1957 Rückkehr<br />

nach Japan, wo sie bereits große Be-<br />

57


kanntheit erlangt hatte. Schuf überwiegend<br />

figürliche Darstellungen, Landschaften und<br />

Stadtansichten. Die Künstlerin ist in mehreren<br />

prominenten Sammlungen vertreten,<br />

so im Stadtmuseum Wien, Cleveland<br />

Museum of Art, Fine Arts Museum, San<br />

Francisco, oder im Metropolitan Museum<br />

of Art, New York.<br />

bezeichnet und datiert „Emma Bormann<br />

Hertenstein 13.7.30.“, verso nochmals signiert.<br />

36,7:25,3 cm. – Knickfalte links oben,<br />

Oberrand etwas unfrisch.<br />

Die Ortschaft Hertenstein gehört zur Gemeinde<br />

Weggis und liegt am Vierwaldstätter<br />

See im Schweizer Kanton Luzern.<br />

37. Emma Bormann<br />

Zwei Ganzfigurenskizzen: links eine sich nach<br />

vorne beugende Frau in Rückenansicht, rechts<br />

daneben ein Junge beim Angeln im Profil nach<br />

rechts. Pinsel in Schwarz und Aquarell, über<br />

Bleistift, auf festem chamoisfarbenem Velin,<br />

links und rechts unten bezeichnet und<br />

datiert „Weggis. 12.7.30 A. / Seewen 9.8.30<br />

/ Zürich 12.8.30. M.“. 17,8:25,8 cm. Verso<br />

zwei Skizzen von mit einem Besen arbeitenden<br />

Frauen in Vorder- und Rückensicht,<br />

Bleistift, datiert, bezeichnet und signiert<br />

„23.7.30 Hertenstein A. Emma Bormann.“.<br />

Aus einem Skizzenbuch und sicher während<br />

einer Reise in die Schweiz entstanden.<br />

[38]<br />

38. Emma Bormann<br />

„Landsberg“. Holzschnitt, 1920, auf festem<br />

strukturiertem Papier, signiert, datiert und<br />

betitelt. 30,6:40,6 cm. – Im breiten Rand<br />

unten links kleine Knickfalte, unterer Rand<br />

ungleich beschnitten.<br />

39. Emma Bormann<br />

„Am Bosporus“. Farblinolschnitt, auf chamoisfarbenem<br />

Japan-Bütten, signiert und<br />

betitelt. 31,9:44,2 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Wi im Kreis, nicht<br />

bei Lugt.<br />

[36]<br />

36. Emma Bormann<br />

An einem gedeckten Tisch sitzende Frau im<br />

Profil nach rechts, im Hintergrund Vierwaldstätter<br />

See mit Hochgebirgskulisse bei Nacht.<br />

Aquarell und Pinsel in Schwarz, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, links unten signiert,<br />

[37] [39]<br />

58


[40]<br />

40. Emma Bormann<br />

„Heidelberg a. Neckar“. Holzschnitt, auf<br />

chamoisfarbenem strukturiertem Papier,<br />

signiert, bezeichnet und betitelt. 38,9:64,5<br />

cm. – Vor allem im Rand links oben fleckig<br />

und mit starken Gebrauchsspuren.<br />

[41]<br />

41. Emma Bormann<br />

„Frankfurt a. M., beim Dom“. Altstadtviertel<br />

Roseneck. Holzschnitt, auf bräunlichem<br />

Velin, signiert, bezeichnet und betitelt.<br />

18,7:31,8 cm. – In den Ecken Nagellöchlein.<br />

Insgesamt etwas fleckig und nicht ganz<br />

frisch.<br />

42. Emma Bormann<br />

„München, Frauenkirche“. Holzschnitt, auf<br />

chamoisfarbenem strukturiertem Papier,<br />

signiert und betitelt. 45,6:28,4 cm.<br />

[42]<br />

[43]<br />

43. Emma Bormann<br />

„Rotterdam, Kalkhaven“. Holzschnitt, auf<br />

chamoisfarbenem strukturiertem Papier,<br />

signiert, bezeichnet und betitelt. 47,9:35,8<br />

cm. – Im breiten Rand etwas fleckig und<br />

oben gering knickfaltig.<br />

NORBERTINE VON BRESSLERN-<br />

ROTH / 1891 – Graz – 1978<br />

Bedeutende österreichische Malerin und<br />

Graphikerin, zählt zu den wichtigsten<br />

österreichischen Tiermalern des 20. Jahrhunderts.<br />

1901-1911 Ausbildung an der Grazer Landeskunstschule<br />

bei A. von Schrötter (1856-<br />

1935), Sommermonate 1907 und 1909 in<br />

Dachau an der Tiermalschule von H. von<br />

Hayek (1869-1940). Durch Vermittlung<br />

Schrötters 1911-1916 Schülerin an der Privatschule<br />

von F. Schmutzer (1870-1928),<br />

anschließend in dessen Atelier an der Wiener<br />

Kunstakademie. Rückkehr nach Graz.<br />

Ab 1909 Beteiligung an Ausstellungen der<br />

„Wiener Secession“. Studienreisen in Europa.<br />

1919 Heirat mit Georg Ritter von Bresslern<br />

(1892-1952). 1921, 1925, 1931 und 1936<br />

Österreichischer Staatspreis, 1922 Gold.<br />

Medaille der Stadt Graz, 1934 Ehrenpreis<br />

der Stadt Wien.<br />

1928 Nordafrika-Reise, auf der neben Gemälden,<br />

die die Sitten und Gebräuche der<br />

„Ureinwohner“ (elysisch und erotisierend)<br />

thematisieren, zahlreiche Tierdarstellungen<br />

entstanden; später auch Studien in<br />

europäischen Tierparks, zudem Porträtminiaturmalerin<br />

und Illustratorin für Kinder-<br />

59


und naturwissenschaftliche Bücher sowie<br />

Entwurf von Gobelins.<br />

1932 Verleihung des Professorentitels. Mitglied<br />

des „Woman International Art Club“.<br />

1938 Ausschluß aus der „Vereinigung der<br />

Künstlerinnen Österreichs“, aufgrund der<br />

Herkunft ihres Mannes, der eine jüdische<br />

Mutter hatte, von dem sie sich nicht trennte.<br />

Einstufung einiger ihrer Arbeiten nach<br />

1933 als regimekritisch.<br />

Durch Rezeption japanischer, expressionistischer<br />

Stilmerkmale sowie durch die<br />

Auseinandersetzung mit der Jugenstilgraphik<br />

eigene künstlerische Bearbeitung des<br />

Linolschnitts.<br />

[44]<br />

44. Norbertine von Bresslern-Roth<br />

Zwei Mandrills. Farblinolschnitt, auf dünnem<br />

Japan, signiert. 19,4:17,8 cm. – Insgesamt<br />

stockfleckig.<br />

MARIANNE BRITZE<br />

1883 – Bautzen – 1980<br />

Nach der höheren Töchterschule in Bautzen<br />

ein Jahr Privatunterricht in Kunst,<br />

Literatur, Geschichte und Sprachen, dann<br />

französisches Internat in der Schweiz.<br />

Bis 1909 vorbereitende Mal- und Zeichenstudien<br />

in Dresden und Weimar. 1909-1914<br />

Studium in Dresden an der privaten Malschule<br />

von F. Dorsch (1875-1938), wo sie<br />

L. Feininger (1871-1956) kennenlernte, der<br />

entscheidenden Einfluß auf ihre künstlerische<br />

Entwicklung hatte. 1914-1919 in Bautzen<br />

Rot-Kreuz-Schwester, 1916 Staatsexamen<br />

als Krankenpflegerin.<br />

Bekanntschaft u.a. mit O. Dix (1891-1969),<br />

den sie unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg<br />

finanziell unterstützte, und dem Bildhauer<br />

und Maler C. A. Lohse (1895-1965).<br />

Seit 1919 freiberuflich in ihrer Geburtsstadt<br />

tätig. Studienreisen u.a. 1909/1914 nach<br />

Belgien und Holland, 1924 nach Florenz,<br />

1927 nach Prag, 1934 nach Litauen und<br />

1937 nach Paris. 1919 Mitbegründerin der<br />

„Freien Künstler-Vereinigung Bautzen“.<br />

Seit 1927 Mitglied des „Deutschen Künstlerbundes“<br />

und seit 1928 Vorstandsmitglied<br />

des „Berliner Frauenkunstvereins“.<br />

Im Mittelpunkt ihres Schaffens standen<br />

Landschaften und Stilleben. Marianne<br />

Britze gilt als die bedeutendste Malerin<br />

der Oberlausitz im 20. Jahrhundert. Ein<br />

Exemplar dieser Ansicht befindet sich im<br />

Stadtmuseum Bautzen.<br />

[45]<br />

45. Marianne Britze<br />

Bautzen. Ansicht vom Protschenberg. Holzschnitt,<br />

1920, auf festem Japan, signiert und<br />

datiert. Darstellungsgröße 29,7:40,2 cm,<br />

Blattgröße 44,9:57 cm. – Im breiten Rand<br />

mit minimalen Gebrauchsspuren, oben etwas<br />

faltig.<br />

Literatur: Ausst. Kat.: Marianne Britze<br />

1883-1980. Leben und Werk. Gemälde,<br />

Zeichnungen, Druckgraphik, Stadtmuseum<br />

Bautzen – Regionalmuseum der sächsischen<br />

Oberlausitz, Bautzen 2003, Abb. S. 55.<br />

DORA BROMBERGER<br />

1881 Bremen – Konzentrationslager Minsk<br />

1942<br />

Die Landschaftsmalerin Dora Bromberger<br />

stammt aus einer bekannten Bremer Musiker-<br />

und Komponistenfamilie und studierte<br />

1912 in München an der privaten Malschule<br />

von H. Groeber (1865-1935), dann 1913-<br />

1914 in Paris bei M. Denis (1870-1943) und<br />

60


P. Sérusier (1864-1927). 1915-1923 war die<br />

jüdischstämmige Künstlerin in München<br />

ansässig, wo sie für kurze Zeit die Malschule<br />

von H. Hofmann (1880-1966) besuchte.<br />

Möglicherweise führten finanzielle Schwierigkeiten<br />

zu ihrer Rückkehr 1924 nach Bremen,<br />

wo sie bis zu ihrer Deportation 1941<br />

gemeinsam mit ihrer Schwester, der Pianistin<br />

Henriette Bromberger, im Haus ihres<br />

Vaters lebte und arbeitete.<br />

Reisen führten sie in die nähere Umgebung<br />

Bremens und nach Spanien. Ausstellungsbeteiligungen<br />

auch in Berlin, Nürnberg,<br />

München, u.a. an der „Münchner Secession“<br />

und auch der daraus hervorgegangenen<br />

„Neuen Münchner Secession (Neue<br />

Künstlervereinigung München)“. 1933 hatte<br />

sie ihre letzte Ausstellung, dann erhielt<br />

sie durch die Nationalsozialisten Ausstellungs-<br />

und Verkaufsverbot.<br />

Drei Jahre später unternahm sie noch eine<br />

Reise nach St. Gallen – warum sie jedoch<br />

nicht in der Schweiz blieb, hat vermutlich<br />

mit familiären Gründen zu tun. 1939 erhielt<br />

sie eine Arbeit als Porzellanmalerin<br />

und damit die Möglichkeit, ihre schlechte<br />

finanzielle Lage etwas aufzubessern. Später<br />

wurde sie in das Konzentrationslager<br />

Minsk deportiert, wo sie umgebracht wurde.<br />

Das Spencer Museum of Art/Kansas besitzt<br />

von den wenigen überlieferten Arbeiten der<br />

Künstlerin ein Landschaftsaquarell, das aus<br />

dem Besitz der Ehefrau des amerikanischen<br />

Malers Albert Bloch (1882-1961) stammt,<br />

der 1908-1921 in München lebte und sich<br />

dem Künstlerkreis des „Blauen Reiter“ angeschlossen<br />

hatte. Stilistisch in der Kombination<br />

aus teils kubischen Elementen<br />

mit zarten schwunghaften Verdichtungen<br />

ist unser Bild mit Landschaftsaquarellen<br />

Blochs um 1913/1916 vergleichbar, so daß<br />

zu vermuten ist, daß hier zumindest eine<br />

nähere Bekanntschaft, wenn nicht Schülerschaft<br />

bestand.<br />

[46]<br />

46. Dora Bromberger<br />

„Landschaft am Mittelländischen Meer.“<br />

Aquarell, über Bleistift, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin, links unten signiert<br />

„Brom“, auf Untersatz montiert, dort nochmals<br />

signiert „Bromberger“ sowie bezeichnet<br />

„Landschaft a Mittelländischen Meer“.<br />

24:29,9 cm.<br />

61


MARCELLE DELPHINE CAHN<br />

1895 Straßburg – Neuilly-sur-Seine 1981<br />

Die Künstlerin entstammte einer wohlhabenden<br />

jüdischen Familie. Erste Mal- und<br />

Zeichenstudien unternahm sie bereits als<br />

Kind. 1915-1918 absolvierte sie eine Ausbildung<br />

in Berlin-Charlottenburg an den<br />

„Studienateliers für Malerei und Plastik“<br />

(sog. „Lewin-Funcke-Schule“) unter E. Spiro<br />

(1874-1972) und L. Corinth (1858-1925),<br />

daneben hatte sie Kontakt mit der populären<br />

künstlerischen Bewegung „Der Sturm“<br />

(Zeitschrift und Galerie). Anschließend<br />

kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück. 1920<br />

war ihr erster Aufenthalt in Paris. 1923 begann<br />

sie ein Philosophie-Studium in Zürich<br />

und machte die Bekanntschaft von E.<br />

Munch (1863-1944).<br />

1923 siedelte sie nach Paris über. Dort besuchte<br />

sie die Académie Ranson unter E.<br />

Vuillard (1868-1940), danach die Académie<br />

Moderne bei O. Friesz (1879-1949). Dann<br />

Fortsetzung des Studiums bei F. Léger<br />

(1881-1955) und A. Ozenfant (1886-1966).<br />

1929 Anschluß an die Künstlergruppe<br />

„Cercle Carré“ um M. Seuphor (1901-1999)<br />

und Freundschaft mit W. Baumeister (1889-<br />

1955), H. Arp (1886-1966) und S. Taeuber-<br />

Arp (1889-1943).<br />

1930 Rückkehr nach Straßburg, in den<br />

nächsten Jahren unternahm sie immer wieder<br />

Reisen nach Paris. Ab 1939 Flucht vor<br />

der deutschen Besatzung. 1947 Rückkehr<br />

nach Paris. Neben ihrer zeichnerischen und<br />

malerischen Tätigkeit schuf sie (Foto-)Collagen,<br />

ab 1953 Relief-Bilder, seit den 60er<br />

Jahren zudem Skulpturen. Arbeiten der<br />

Künstlerin sind nur selten auf dem Markt<br />

zu finden. Ein großer Teil ihres Werkes<br />

befindet sich in Museen – insbesondere in<br />

Straßburg und Grenoble –, weite Teile sind<br />

jedoch auf der Flucht vor den Deutschen<br />

verloren gegangen.<br />

47. Marcelle Delphine Cahn<br />

Liegender Frauenakt (Nue allongée). Bleistift,<br />

teils gewischt, auf dünnem chamoisfarbenem<br />

Velin, signiert und datiert „Marcelle<br />

Cahn 1923“. 20:27,8 cm.<br />

[47]<br />

ÉLISABETH SOPHIE CHÉRON, verh.<br />

LE HAY / 1648 – Paris – 1711<br />

Die Malerin, Dichterin und Musikerin,<br />

Tochter des Miniaturmalers H. Chéron (zuerst<br />

erwähnt 1636, gest. 1677 od. 1697) wurde<br />

von ihrem Vater ausgebildet. 1672 wurde<br />

sie Mitglied der Pariser Académie Royale.<br />

Besondere Anerkennung fand sie durch<br />

Ludwig XIV., der ihr eine Pension von 500<br />

Livres bewilligte. 1692 heiratete sie den in<br />

königlichen Diensten stehenden Ingenieur<br />

J. Le Hay. Aufgrund ihrer herausragenden<br />

62


dichterischen Fähigkeiten wurde sie 1699<br />

in die Accademia dei Ricoverati zu Padua<br />

aufgenommen.<br />

1706 gab sie eine vielbeachtete, von ihr mit<br />

Stichen illustrierte Abhandlung über die<br />

Kunst des Zeichnens heraus. Chéron muß<br />

als eine der vielseitigsten Künstlerinnen ihrer<br />

Zeit angesehen werden.<br />

MARIANNE CHODOWIECKA, verh.<br />

GRETSCHEL<br />

1794 Halle od. Leipzig – Leipzig 1870<br />

Die Malerin und Zeichnerin Marianne<br />

Chodowiecka war eine Nichte des bekannten<br />

Künstlers D.N. Chodowiecki (1726-<br />

1801), dessen Töchter Susanne (1763-1819),<br />

Jeanette (1761-1835) und Henriette (1770-<br />

1880) ebenfalls künstlerisch tätig waren.<br />

Jeanette, die seit 1783 mit Jacques Papin<br />

verheiratet war und mit diesem seit 1793/94<br />

in Potsdam lebte, war ihre Mutter.<br />

Marianne schuf Porträts, Genredarstellungen<br />

und Interieurs und war 1815-1829<br />

in Potsdam und Leipzig tätig. Bekannt ist<br />

von ihrer Hand beispielsweise ein Porträt<br />

des bekannten, in Berlin tätigen Musikers,<br />

Komponisten und Dirigenten Carl Friedrich<br />

Zelter (1758-1832). Zudem fertigte sie<br />

Kopien nach ihrem Großvater, dessen Stücke<br />

aus dem Nachlaß sie der Berliner Akademie<br />

vermachte.<br />

49. Marianne Chodowiecka<br />

Ein auf einem Stamm sitzender Russe. Feder<br />

in Grau und Schwarz, grau laviert, teils weiß<br />

gehöht, auf braunem Velin, links unten mit<br />

unleserlicher mehrzeiliger Anmerkung,<br />

rechts unten datiert „26 Nov. 36.“ Ca. 13:9,8<br />

cm. Auf alten Untersatz montiert, beigefügt<br />

ausgeschnittene Signatur „Marianne Chodowiecka<br />

fec.“. – In den Rändern ungleich<br />

beschnitten.<br />

[48]<br />

48. Élisabeth Sophie Chéron, nach<br />

Antoinette de la Garde (Antoinette de Ligier<br />

de la Garde, verehel. Deshoulières, Dichterin,<br />

1638-1694). Halbfigur, nahezu en face im<br />

Hochoval mit gestochener Umrahmung und<br />

Wappenkartusche. Kupferstich von Gg.Fr.<br />

Schmidt (1712-1775), auf Bütten. 14,5:10,7<br />

cm. – Literatur: Wessely.<br />

[49]<br />

[50]<br />

50. Marianne Chodowiecka<br />

Denkmal des Johannes Gutenberg (um 1400 –<br />

Mainz – 1468) von Bertel Thorvaldsen (1770-<br />

1844). Feder in Grau, grau laviert, mit Deckweiß<br />

gehöht, mit Bleistiftlinie umrandet,<br />

auf bräunlichem Velin, rechts unten datiert<br />

„10. März 37.“ Ca. 17:12,6 cm. Auf Untersatz<br />

montiert, dort von alter Hand bezeichnet. –<br />

In den Rändern ungleich beschnitten, etwas<br />

fleckig.<br />

63


ANNA COSTENOBLE<br />

1863/1866 Danzig – Berlin 1930<br />

Die Malerin, Graphikerin und Illustratorin<br />

studierte wohl ab 1883 in Berlin bei K. Gussow<br />

(1843-1907) und nach eigenen Angaben<br />

auch bei F. Skarbina (1849-1910).<br />

Sie wechselte 1888 nach München über, dort<br />

erhielt sie Anregungen von F. von Lenbach<br />

(1836-1904) und Unterricht in Aktzeichnen<br />

bei Chr. Roth (1840-1907).<br />

Rückkehr nach Berlin. Ausstellungsbeteiligung<br />

bei der Wiener Secession 1899 und bei<br />

der Berliner Secession 1901/1902 und 1908.<br />

Mitglied des Friedrichshagener Dichterkreises<br />

sowie des von dem Schriftsteller<br />

und Publizisten Ludwig Jacobowski gegründeten<br />

Lesezirkels „Die Kommenden“,<br />

der sich wöchentlich zu Lesungen und Vorträgen<br />

im Nollendorf-Kasino traf.<br />

Ihre Hauptthemen waren Landschaften,<br />

Porträts, figürliche Darstellungen, auch<br />

literarische Themen sowie Märchen und<br />

Sage.<br />

1894 hatte sie mit der Radierungsfolge „Tragödie<br />

des Weibes“ großen Erfolg, hingegen<br />

schlechte offizielle Kunstkritiken.<br />

1907 Veröffentlichung des Buches „Penthesilea.<br />

Ein Frauenbrevier für männerfeindliche<br />

Stunden“, in dem sie in einer Rotkäppchen-Parodie<br />

die lächerlichen Sitten der<br />

deutschen Oberschicht thematisiert.<br />

[51]<br />

51. Anna Costenoble<br />

„Sturm“. Radierung und Aquatinta, 1905,<br />

mit Randeinfall rechts unten (liegender<br />

weiblicher Akt in Rückenansicht), in<br />

Schwarzgrün, auf Kupferdruckpapier.<br />

18:23,8 cm. – Rundum auf den Rand geschnitten.<br />

– Erschienen in „Zeitschrift für<br />

Bildende Kunst“, N.F. XVI, 1905.<br />

ELISE CROLA, geb. ELISABETH<br />

CONCORDIA FRÄNKEL<br />

1809 Berlin – Ilsenburg/Harz 1878<br />

Elise Crola, Tochter eines Bankiers, wuchs<br />

in einem künstlerisch-musisch orientierten<br />

Elternhaus auf. Hier verkehrten neben<br />

Wissenschaftlern auch Maler und Bildhauer<br />

wie W. von Schadow (1788-1862), Chr.D.<br />

Rauch (1777-1857), C.J. Begas (1794-1854),<br />

C.W. Wach (1787-1845) und ihr Vetter E.J.F.<br />

Bendemann (1811-1889), der spätere Direktor<br />

der Dresdner Gemälde<strong>galerie</strong>.<br />

Ihre Eltern förderten die künstlerische Begabung<br />

ihrer Tochter – auch Schadow, der<br />

sie in jungen Jahre porträtiert hatte („Die<br />

Poesie“), empfahl ihren Eltern, das Talent<br />

ihrer Tochter zu fördern. So erhielt sie früh<br />

Zeichenunterricht durch den Porträt- und<br />

Miniaturmaler J.F. Zimmermann (tätig<br />

1796-1838).<br />

Im Alter von 18 Jahren heiratete sie den<br />

vierzehn Jahre älteren Baron K.H.L. von<br />

Weiher; die kinderlose Ehe wurde 1836 auf<br />

Drängen ihrer Familie und gegen ihren<br />

Willen geschieden. Kurz darauf lernte sie<br />

in Berlin den Maler Georg Heinrich Crola<br />

(1804-1879) kennen. Sie trafen sich wieder<br />

in Ilsenburg, wo sie sich bevorzugt aufhielt,<br />

und heirateten 1840. Gemeinsam entschied<br />

man, in Ilsenburg seßhaft zu werden und<br />

erwarb schließlich 1847 ein großes Haus.<br />

Obwohl sie fünf Kinder gebar, unternahm<br />

sie gemeinsam mit ihrem Mann nicht nur<br />

zahlreiche Fahrten nach Berlin, Dresden<br />

und auf die Insel Rügen, sondern auch nach<br />

Dänemark, Schweden und in die Alpen.<br />

Zudem führten sie in Ilsenburg ein reges<br />

gesellschaftliches Leben.<br />

Zu ihren Künstlerfreunden zählten u.a.<br />

P. von Cornelius (1783-1867), L. Richter<br />

(1803-1884) und W. von Kügelgen (1802-<br />

1867). Elise zeigte zudem ein ausgeprägtes<br />

soziales Engagement und wurde zur Wohltäterin<br />

der Alten und Armen. Nicht näher<br />

zu spezifizierende Beschwerden zwangen<br />

sie jedoch zu Reisen, z.B. eine vermutlich<br />

anderthalbjährige Reise gemeinsam mit ihrem<br />

Mann 1854 in die Schweiz. Auch zwei<br />

längere Aufenthalte in Italien zwecks Erholung<br />

sind zu belegen.<br />

64


Ihr künstlerisches Schaffen, sie arbeitete<br />

meist mit dem Bleistift, selten in Aquarell,<br />

wird von figürlichen Themen, Porträts,<br />

Tierdarstellungen, Veduten und Landschaften<br />

bestimmt. Daneben betätigte sie<br />

sich bildhauerisch (Porträts). Später bemalte<br />

sie auch Porzellane und Gebrauchsgegenstände.<br />

Im Hüttenmuseum Ilsenburg wurde Ende<br />

der 1990er Jahre eine Crola-Stube eingerichtet.<br />

52. Elise Crola<br />

Georg Heinrich Crola mit schwarzem Hut im<br />

Profil nach links. Bleistift, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, links unten bezeichnet „Crola<br />

vor 22 Jahren 1841“. Ca. 17,3:7,7 cm. – In<br />

den Rändern ungleich beschnitten. Etwas<br />

fleckig.<br />

Literatur: Ausst. Kat.: Elise Crola – Romantische<br />

Zeichnungen, bearb. von Gerd Ilte,<br />

Galerie 1530, Kulturstiftung Wernigerode,<br />

Wernigerode 2008, vgl. S. 4.<br />

[54]<br />

54. Elise Crola<br />

Figurenstudie einer Händlerin mit Kind. Bleistift,<br />

auf cremefarbenem Velin, links unten<br />

monogrammiert „E. C.“, rechts unten bezeichnet<br />

„... Händlerin“. 17,3:14,7 cm, auf<br />

Untersatz montiert. – In den Ecken oben<br />

schräg geschnitten.<br />

[52]<br />

[53]<br />

53. Elise Crola<br />

Brustbild einer sitzenden Frau mit hochgestecktem<br />

Haar nach links. Bleistift, auf<br />

bräunlichem Velin, rechts unten signiert,<br />

bezeichnet und datiert „E. Crola Ilsenburg<br />

1846.“. 17,3:7,7 cm, auf Untersatz montiert. –<br />

Mit Lichtrand rundum.<br />

55. Elise Crola<br />

Küstenlandschaft bei Menton an der Côte<br />

d’Azur. Bleistift, weiß gehöht und wenig blau<br />

laviert, auf bräunlichem Velin, links unten<br />

bezeichnet „Hafen von Mentone“. 11:18,4<br />

cm, auf Untersatz montiert. – Mit leichtem<br />

Lichtrand links und rechts.<br />

65


56. Elise Crola<br />

Marktszene. Bleistift, auf gelblichem Velin,<br />

rechts unten monogrammiert „E. C.“. 8:13<br />

cm, auf Untersatz montiert. – Links unten<br />

Fehlstellen. Mit leichten Gebrauchsspuren.<br />

[55]<br />

57. Elise Crola<br />

Schweizer Hochgebirgslandschaft mit einer<br />

Brücke und Häusern rechts. Bleistift, etwas<br />

weiß gehöht, auf bräunlichem Papier, links<br />

unten bezeichnet „Pont St. Louis“. 22,5:18,4<br />

cm. – Beide oberen Ecken angesetzt.<br />

[56] [57]<br />

66


[58] [59]<br />

58. Elise Crola<br />

Hochgebirgslandschaft mit Gehöft in Tirol.<br />

Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts<br />

unten bezeichnet und datiert „Gehöft im<br />

Tirol 1858“. 19,7:20,5 cm, an den Ecken auf<br />

Untersatz montiert. – Vertikale Knickfalte<br />

links geglättet, leichter Lichtrand oben.<br />

59. Elise Crola<br />

Blick auf den Watzmann am Königssee mit<br />

einer großen Eiche rechts, im Vordergrund<br />

rechts ein lagerndes Bauernpaar. Bleistift<br />

und weiße Kreide, auf grauem Papier, rechts<br />

unten bezeichnet „am Königsee b. Berchtesgaden“.<br />

26,3:26,3 cm.<br />

60. Elise Crola<br />

Landschaft am Königssee mit Blick auf den<br />

Watzmann, im Vordergrund Bauern bei der<br />

Rast. Bleistift und weiße Kreide, auf grauem<br />

Papier, rechts unten bezeichnet „am Königsee<br />

bei Berchtesgaden“. 26,5:22,6 cm.<br />

[60]<br />

67


61. Nina Czernichew, tätig um 1810<br />

Arkadische Landschaft mit dorischem Tempel.<br />

Graphit und Sepiakreide, auf Karton<br />

mit Kreidegrundierung, im Unterrand mit<br />

Widmung „Offert par Mlle Czernichew a<br />

son ancien ami et a son chèr maitre Monsieur<br />

Fuguer“.<br />

Verso von der Künstlerin bezeichnet „Accepte<br />

le avec indulgeance mon cher maitre<br />

personne rien à plus besoin que la C. Nina<br />

Czernichew.“. 13,3:17,4 cm.<br />

[61]<br />

Mit „M. de Fuguer“ ist wohl der Wiener<br />

Akademieprofessor Heinrich Füger (1751-<br />

1818) gemeint, was vermuten läßt, daß<br />

Nina Czernichew zumindest Privatunterricht<br />

– Frauen war zu diesem Zeitpunkt<br />

das Studium an der Wiener Kunstakademie<br />

noch nicht erlaubt – bei diesem berühmten<br />

Künstler hatte.<br />

HERTA CZOERNIG-GOBANZ<br />

1886 Klagenfurt – Wien 1970<br />

Die Malerin und Graphikerin bevorzugte<br />

Landschaften und Veduten. Sie studierte<br />

an der „Kunstschule für Frauen und Mädchen“<br />

in Wien, wo sie den Radierkurs von<br />

L. Michalek (1859-1942) besuchte. Zum<br />

Weiterstudium ging sie an die Weimarer<br />

Malerschule.<br />

Herta Czoernig-Gobanz wird als „Die<br />

letzte Topographin Wiens“ bezeichnet.<br />

[62]<br />

62. Herta Czoernig-Gobanz<br />

Ansicht von Canale. Radierung und Aquatinta<br />

in Grünschwarz, auf chamoisfarbenem<br />

Kupferdruckpapier. 39,2;17,5 cm. Erschienen<br />

im „Radierverein zu Weimar“ 1911, Nr.<br />

10. – Im Rand minimale Gebrauchsspuren,<br />

sonst tadellos.<br />

Canale ist südwestlich von Asti und nördlich<br />

von San Remo gelegen.<br />

GERTRUDE DEGENHARDT<br />

geb. 1940 New York<br />

1942 Rückkehr der Eltern aus den USA<br />

nach Berlin, 1956 Umzug der Familie nach<br />

Mainz. 1956-1959 Besuch der Werkkunstschule<br />

für Gebrauchsgraphik in Mainz.<br />

Seit 1960 Tätigkeiten für Werbeagenturen<br />

und erste Buchillustrationen. 1964 Heirat<br />

mit dem Maler und ihrem späteren Verleger<br />

M. Degenhardt (1938-2002).<br />

Ab 1966 als freischaffende Malerin und<br />

Graphikerin in Mainz tätig. Illustrationen<br />

von Liedern und Chansons (z.B. Plattencover<br />

und Bücher von Franz-Josef Degenhardt)<br />

sowie zeichnerische und graphische<br />

Mappenwerke.<br />

1968 Graphik-Biennale-Preis in Krakow/<br />

Polen, 1976 Graphik-Biennale-Preis in<br />

Fredrikstad/Norwegen. Ab 1974 regelmäßige<br />

Reisen nach Irland, später dort Kauf eines<br />

Landhauses in Spiddal/County Galway.<br />

68


Nr. 237 von 300 Exx. – Breitrandiger<br />

Abdruck mit leichtem<br />

Wischton.<br />

Eine Figur beim Musizieren,<br />

meist mit der Geige, ist eines der<br />

zentralen Themen im Werk der<br />

Künstlerin.<br />

65. Gertrude Degenhardt<br />

„Inishmore“. Radierung und<br />

Aquatinta in Schwarz und Braun,<br />

auf chamoisfarbenem Kupferdruckpapier,<br />

signiert, nummeriert<br />

und betitelt. 16,8:24,4 cm.<br />

Nr. <strong>102</strong> von 200 Exx. – Vollrandiger<br />

Abdruck.<br />

Inishmore ist eine Insel vor der<br />

Westküste Irlands. Sie gehört<br />

zu den Aran Islands und ist die<br />

größte der Inselgruppe in der<br />

Galway Bay.<br />

[64]<br />

[63]<br />

63. Gertrude Degenhardt<br />

„Grande Dame“ oder Alte Hexe mit zwei<br />

Phantasietieren auf Schulter bzw. Rücken.<br />

Feder und Pinsel in Schwarz, grau, braun<br />

und ein wenig rot laviert, auf Zeichenkarton.<br />

49,9:34,9 cm.<br />

64. Gertrude Degenhardt<br />

„Hörst Du´s ?“. Junge Frau beim Geigenspiel.<br />

Radierung, auf chamoisfarbenem Kupferdruckpapier,<br />

signiert, nummeriert und betitelt.<br />

22,2:17,3 cm.<br />

[65]<br />

69


DOROTHEA DEMUS-<br />

SCHNEIDER<br />

geb. 1956 in Purgstall/Niederösterreich<br />

1975-1978 absolvierte die Bildhauerin<br />

und Graphikerin eine Ausbildung<br />

als Restauratorin in München<br />

und war in diesem Bereich tätig.<br />

Daneben erhielt sie Privatunterricht<br />

im Modellieren und Zeichnen von E.<br />

Zawory.<br />

1978-1983 schloß sich ein Studium<br />

an der Wiener Kunstakademie bei<br />

dem bedeutenden Bildhauer J. Avramidis<br />

(geb. 1922) an, wo sie wohl<br />

ihren zukünftigen Ehemann, den<br />

Maler, Zeichner und Bildhauer J.<br />

Demus (geb. 1959) kennenlernte; die<br />

Ehe wurde nach wenigen Jahren geschieden.<br />

Die Künstlerin begann 1983 mit der<br />

Radiertechnik, die sie sich autodidaktisch<br />

aneignete. Ihr Themenkreis<br />

umfaßt Landschaften, Stilleben und<br />

figürliche Darstellungen.<br />

Seit Mitte der 80er Jahre beschäftigt<br />

sie sich intensiv und mit großer Experimentierfreudigkeit<br />

auch mit der<br />

Technik des Holzschnitts: Hier liegt<br />

ihr Themenschwerpunkt auf Landschaftsdarstellungen.<br />

1987 erhielt sie den Theodor-Körner-Preis.<br />

Heute ist sie in Wien tätig.<br />

[66]<br />

66. Dorothea Demus-Schneider<br />

Zwei Landschaftsstudien auf einem Blatt: Wolkenhimmel und Regen über dem Meer (oben), Bergige<br />

Küstenlandschaft (unten). Bleistift, auf festem Papier, rechts oben datiert „24.VII. 89“, rechts unten<br />

datiert und bezeichnet „24.VII.89 Mosken v. Sorvaeroy“ sowie am Unterrand rechts signiert<br />

„Dorothea Demus-Schneider“. 28,5:38,5 cm.<br />

Bei Mosken handelt es sich um eine unbewohnte Insel der Lofoten vor der Küste Norwegens.<br />

67. Dorothea Demus-Schneider<br />

Waldstück. Holzschnitt in Schwarzbraun, 1988, auf Japan, signiert, datiert und bezeichnet. Ca.<br />

31,4:22,8 cm. Als „Probedruck op. 16“ bezeichnet. – Etwas knitterfaltig.<br />

70


68. Dorothea Demus-Schneider<br />

Landschaftsausschnitt mit Stadt im Hintergrund.<br />

Holzschnitt, 1988, auf cremefarbenem<br />

Japan, signiert, datiert und bezeichnet.<br />

Ca. 24,1:15 cm. Als „Probedruck op. 22“ bezeichnet.<br />

– Im Rand ungleich beschnitten.<br />

Möglicherweise handelt es sich hier um<br />

eine der 22 Ansichten von Purgstall, die die<br />

Künstlerin 1984 in einer Mappe zusammengefaßt<br />

hatte und ihrem Vater widmete (dazu<br />

vgl. Ausst. Kat.: Dorothea Demus-Schneider.<br />

Zeichnungen und Radierungen, Kunsthistorisches<br />

Museum Admont, Waidhofen<br />

an der Ybbs 1987, Œuvreverzeichnis opus<br />

17-38).<br />

69. Dorothea Demus-Schneider<br />

Hagenbachklamm. Radierung, 1984, auf<br />

Kupferdruckpapier, signiert, datiert und<br />

nummeriert. 14,9:9,7 cm.<br />

Opus 40. – Nr. 17 von 20 Exx. – Mit handschriftlicher<br />

Widmung.<br />

[67]<br />

[68]<br />

[69]<br />

[70]<br />

70. Dorothea Demus-Schneider<br />

Phantasievolle Darstellung mit einem nackten<br />

Knaben. Holzschnitt, 1990, auf chamoisfarbenem<br />

Japan, datiert. Ca. 32:23,1 cm. Opus<br />

82. – Nr. 5 von 25 Exx. – Mit handschriftlicher<br />

Widmung, datiert „Wien 17.XII.“.<br />

Eine Holzscheibe diente hier (und bei Nr.<br />

75) als Druckstock. Die durch die Farbaufnahme<br />

deutlich zu unterscheidenden<br />

Jahresringe sind wichtiger Bestandteil der<br />

Darstellung.<br />

71


[71]<br />

71. Dorothea Demus-Schneider<br />

Mutter und Kind. Radierung, 1985, auf Kupferdruckpapier<br />

signiert, datiert und nummeriert.<br />

9,2:14,3 cm.<br />

Wohl Opus 64. – Nr. 19 von 20 Exx.<br />

[74]<br />

72. Dorothea Demus-Schneider<br />

Erste Schritte. Radierung, 1986, auf Kupferdruckpapier,<br />

signiert, datiert und nummeriert.<br />

7,8:6,4 cm.<br />

Opus 87. – Nr. 9 von 12 Exx. – Schöner Abdruck<br />

mit breitem Rand, mit handschriftlicher<br />

Widmung.<br />

73. Dorothea Demus-Schneider<br />

Schnecken I. Radierung, 1986, auf Kupferdruckpapier,<br />

signiert, datiert, nummeriert<br />

und mit Widmung versehen. 7:9,6 cm.<br />

Opus 93. – Nr. 5 von 12 Exx. – Mit handschriftlicher<br />

Widmung.<br />

Literatur: op. cit., Abb. 21.<br />

74. Dorothea Demus-Schneider<br />

Zapfen. Radierung, 1986, auf Kupferdruckpapier,<br />

signiert, datiert und nummeriert.<br />

8,7:10,9 cm.<br />

Opus 97. – Nr. 4 von 12 Exx.<br />

[72]<br />

[73]<br />

75. Dorothea Demus-Schneider<br />

Küstenlandschaft. Holzschnitt, auf chamoisfarbenem<br />

Japan, bezeichnet. Ca. 32:23,1 cm.<br />

Opus 98; vergl. Kat.-Nr. 70. – Rand links<br />

etwas ungleich. Mit Resten der Druckfarbe<br />

und minimalen Gebrauchsspuren.<br />

[75]<br />

Das Blatt dürfte nach der von der Künstlerin<br />

selbst vorgenommen Nummerierung nach<br />

1990 entstanden sein.<br />

72


FÉLICE DESCLABISSAC, geb.<br />

KURZBAUER<br />

1876 Wien – München (?) um 1938<br />

Die Künstlerin war als Zeichnerin, Aquarellistin<br />

und als Illustratorin tätig. Sie studierte<br />

an der Kunstschule für Damen in<br />

Krakau, an der Damenakademie des Künstlerinnenvereins<br />

in München und bei ihrem<br />

späteren Mann, dem Münchner Maler und<br />

Zeichner A. Desclabissac (1868-1938).<br />

– etwa die kissenförmige Fläche hinter dem<br />

Kopf der Dargestellten mit dem frech-erotischen<br />

weiblichen Akt oder der Überwurf,<br />

der eher auf ein Bett hindeutet als auf einen<br />

Sessel.<br />

1908, 1909 und 1912 stellte sie im Münchner<br />

Glaspalast sowie 1911 und 1912 auf den<br />

Dresdener Aquarellausstellungen aus, darüber<br />

hinaus 1912 auf der Jahresausstellung<br />

in Leipzig, 1913 im Wiener Künstlerhaus<br />

und bei der Société des Artistes Indépendants<br />

in Paris.<br />

Ihre Hauptthemen waren Genreszenen und<br />

Blumenbilder.<br />

76. Félice Desclabissac<br />

Interieur mit einer in einem Sessel sitzenden<br />

jungen Frau mit einem Journal oder Buch in<br />

der Hand, vor sich auf einem Überwurf eine<br />

liegende Katze. Aquarell, über Bleistift, auf<br />

Pauspapier, rechts unten signiert „Felice<br />

Desclabissac“. Ca. 26,2:23,8 cm. Verso ist die<br />

Darstellung aquarelliert.<br />

Diese Ansicht einer mondänen jungen Frau<br />

in elegant-erotischer Bekleidung besticht<br />

sowohl durch ungewöhnliche technische als<br />

auch perspektivische Elemente: Die Künstlerin<br />

aquarellierte die Rückseite des Pauspapiers.<br />

Damit erhält die Vorderseite eine<br />

[76]<br />

hell-pastellige Farbigkeit, die durch Hinzufügung<br />

einzelner kräftiger Pinselzüge recto,<br />

besonders zu erkennen an Kleid, Haar und<br />

den Trauben links, akzentuiert wird. Die<br />

gekonnte, gewollt verschachtelte räumliche<br />

Situation verweist auf die bewußte Verarbeitung<br />

avantgardistischer Raumprinzipien<br />

[77]<br />

77. Félice Desclabissac<br />

Zwei Damen in pelzbesetzter Winterbekleidung<br />

und Muff vor schneebedeckter gebirgiger<br />

Landschaft mit Häusern. Deckfarben, über<br />

Kohle, auf chamoisfarbenem Velin, rechts<br />

unten monogrammiert „FD“. 33,8:22,1 cm.<br />

In den Ecken winzige Nagellöchlein.<br />

73


MARIA VON DIETRICH<br />

tätig zwischen 1917 und 1923<br />

Über die wohl in Österreich tätige Künstlerin<br />

Maria von Dietrich ist kaum etwas<br />

bekannt. Nachzuweisen ist sie 1923 in New<br />

York sowie ist in diesem Jahr die Teilnahme<br />

an einer Ausstellung im Salon des Indépendants<br />

in Paris dokumentiert.<br />

Um 1918 ist sie Mitglied der Künstlergruppe<br />

„Bewegung“ (ab 1919 „Freie Bewegung“),<br />

einer 1918 gegründeten und etwa bis 1921<br />

existierenden österreichischen Vereinigung,<br />

der so bekannte Künstler wie J. Itten<br />

(1888-1967) und A. Kubin (1877-1957) angehörten.<br />

[78]<br />

78. Félice Desclabissac<br />

Erotische Darstellung einer jungen Frau mit entblößter Brust in einem Bett liegend, rechts vorne<br />

schläft auf der Bettdecke eine Katze. Aquarell, über Bleistift, um 1910, auf festem strukturiertem<br />

Papier, links unten signiert „Felice Desclabissac“. Ca. 23,9:31,8 cm. Verso: Nächtliche venezianische<br />

Szene mit Liebespaar in einer Gondel. Aquarell, über Bleistift. – Rand ungleich<br />

beschnitten. In den Ecken Nagellöchlein.<br />

79. Maria von Dietrich<br />

Dekorative Darstellung einer (Südsee-)Insel mit Ornamentfeld, zu beiden Seiten Springböcke<br />

und Vögel. Monotypie, 1917, auf bräunlichem Velin, signiert und datiert. 28,9:22,9<br />

cm. Insgesamt nicht ganz frisch.<br />

[79]<br />

74


BARBARA REGINA DIETZSCH<br />

1706 – Nürnberg – 1783<br />

Die aus einer Künstlerfamilie stammende,<br />

international bekannte Malerin und Zeichnerin<br />

Barbara Regina Dietzsch war die<br />

älteste Tochter des Malers, Zeichners und<br />

Radierers J.I. Dietzsch (1681-1754).<br />

Ihre Ausbildung erhielt sie wie ihre Schwester<br />

Margarete Barbara (1726-1795) sowie<br />

ihre fünf jüngeren Brüder in der Werkstatt<br />

des Vaters.<br />

Mehrmals wurde ihr die Position einer<br />

Hofmalerin an europäischen Fürstenhöfen<br />

angeboten, die sie jedoch immer ablehnte.<br />

1775 hatte sie einen Schlaganfall, der sie jedoch<br />

nicht davon abhielt bis 1781 weiterzuarbeiten.<br />

Ihr Hauptbeschäftigungsfeld waren die im<br />

18. Jahrhundert beliebten Darstellungen<br />

von Vögeln, Insekten, Blumen und Landschaften<br />

sowie Jagdszenen und Porträts,<br />

die sich durch Detailgenauigkeit und -freude<br />

auszeichnen.<br />

In Nürnberg, zu dieser Zeit „Hochburg<br />

des naturwissenschaftlichen Verlags- und<br />

Illustrationswesens“ fanden ihre Arbeiten<br />

großen Absatz und hatten vorbildhaften<br />

Charakter für die naturgeschichtliche Kabinettmalerei.<br />

[80]<br />

80. Barbara Regina Dietzsch<br />

Gefüllter roter Mohn. Gouache, auf schwarz<br />

grundiertem festem Papier, auf alten Untersatz<br />

montiert, dort mehr<strong>fach</strong> umrandet<br />

und mit handschriftlichem Namensetikett.<br />

27,9:15,9 cm.<br />

Literatur: H. Ludwig: Nürnberger naturgeschichtliche<br />

Malerei im 17. und 18. Jahrhundert,<br />

Marburg 1998, vgl. Abb. 71.<br />

Im Germanischen Nationalmuseum in<br />

Nürnberg befindet sich eine motivisch verwandte<br />

Gouache der Künstlerin.<br />

[81]<br />

81. Barbara Regina Dietzsch<br />

Hahnenkamm. Celosia cristata. Gouache,<br />

über Bleistiftskizze, auf Bütten. 32,4 x 24,9<br />

cm. – Zu den Rändern hin etwas gebräunt.<br />

Verso bezeichnet „Kopetzky“, vielleicht als<br />

alter Besitzvermerk zu verstehen. Der bedeutende<br />

Porträtmaler Johann Kopetzky<br />

(1667-1740) war seit 1723 in Nürnberg ansässig<br />

und dürfte die „Dietzschin“ persönlich<br />

gekannt haben.<br />

Der Hahnenkamm ist im tropischen Asien<br />

heimisch und wurde um 1570 in Europa<br />

eingeführt. Er ist auch heute noch als Zierpflanze<br />

verbreitet.<br />

75


HEDWIG DÜLBERG-ARNHEIM<br />

1894 Hamburg – Auschwitz 1944<br />

Die Künstlerin studierte an der Kunstgewerbeschule<br />

Hamburg in der Klasse<br />

„Akt- und Porträtzeichnen“ von E. Dülberg<br />

(1888-1933), den sie 1915 heiratete. 1919 zog<br />

das Künstlerpaar nach Ober-Hambach bei<br />

Heppenheim/Bergstraße. Dort unterrichtete<br />

sie wie ihr Mann an der Odenwaldschule.<br />

Seit 1920 war sie Mitglied der „Darmstädter<br />

Sezession“ und beteiligte sich an den<br />

Ausstellungen der Gruppe. In dieser Zeit<br />

entstanden erste Bildstickereien und Webereien.<br />

1922 Scheidung. Anschließend war<br />

sie Schülerin am Bauhaus in Weimar bei J.<br />

Itten (1888-1967), P. Klee (1879-1940) und<br />

W. Kandinsky (1866-1944).<br />

1924 heiratete sie den am Bauhaus tätigen<br />

Goldschmied N. Slutzky (1894-1965) und<br />

im gleichen Jahr zog sie nach Wien. Auch<br />

diese Ehe wurde 1927 geschieden und sie<br />

kehrte nach Hamburg zurück. 1936 emigrierte<br />

sie nach Nizza, wurde dann über<br />

das Sammel- und Durchgangslager Drancy<br />

in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert,<br />

wo sie ermordet wurde.<br />

[82]<br />

82. Barbara Regina Dietzsch<br />

Auf einem Ast sitzender Eisvogel. Gouache,<br />

auf Pergament. 28,1:20,5 cm.<br />

Literatur: H. Ludwig: Nürnberger naturgeschichtliche<br />

Malerei im 17. und 18. Jahrhundert,<br />

Marburg 1998, vgl. Abb. 59.<br />

1771-1775 wurde in Nürnberg eine „Sammlung<br />

meist inländisch gefangener Vögel“<br />

nach Aquarellen der Künstlerin veröffentlicht.<br />

Möglicherweise entstand in diesem<br />

Zusammenhang unser Blatt.<br />

83. Hedwig Dülberg-Arnheim<br />

Auf dem Boden sitzender männlicher Akt im<br />

Profil nach links mit einem ausgestreckten<br />

und einem angewinkelten Bein. Weicher Bleistift,<br />

teils gewischt, auf bräunlichem Velin,<br />

rechts unten monogrammiert und datiert<br />

„HD.A. 13.3.15.“. 33,1:43,5 cm.<br />

76


[83]<br />

84. Hedwig Dülberg-Arnheim<br />

Blumenstilleben. Lithographie, 1912, auf festem<br />

chamoisfarbenem Velin, signiert und<br />

datiert. 45,4:31,9 cm.<br />

Die Darstellung besticht durch die feine<br />

zeichnerische Durchbildung der Blumen,<br />

ausgewogene Lichtinszenierung und kontrastierende<br />

Ornamentierung des Tischüberwurfes.<br />

Von der für die Künstlerin charakteristischen<br />

kubistischen Formensprache, bekannt<br />

durch ihre Stick- und Webarbeiten,<br />

ist hier nichts spürbar.<br />

Im Rand nicht ganz<br />

frisch, kleine Fehlstelle<br />

im rechten<br />

Rand.<br />

Die frühe Arbeit der<br />

Künstlerin, die voraussichtlich<br />

während<br />

ihrer Hamburger<br />

Ausbildungszeit<br />

in der Klasse ihres<br />

Ehemanns entstand,<br />

zeigt eine eigenwillige<br />

Umsetzung moderner<br />

expressionistischer<br />

Tendenzen.<br />

[84]<br />

JULIE GRÄFIN VON EGLOFFSTEIN<br />

1792 Erlangen – Marienrode/Hildesheim<br />

1869<br />

In Weimar aufgewachsen, wurde Julie zunächst<br />

Hofdame von Luise von Sachsen-<br />

Weimar-Eisenach; ihre Schwester Caroline<br />

war Hofdame der Erbherzogin Anna Amalia,<br />

eine bedeutende Mäzenatin der Weimarer<br />

Kunst- und Literaturszene.<br />

Julie von Egloffstein pflegte Kontakt mit<br />

Goethe, der ihr besonders zugetan war.<br />

Sie bildete sich unter dessen Anleitung zur<br />

Zeichnerin und Malerin aus. Auch war sie<br />

Schülerin von G.F. Kersting (1785-1847)<br />

in Meißen. Die Künstlerin unternahm<br />

zahlreiche Reisen im In- und Ausland und<br />

erlangte nicht nur wegen ihres künstlerischen<br />

Talents, sondern auch wegen ihrer<br />

Schönheit große Bekanntheit.<br />

1826 porträtierte sie Goethe, weitere Porträts<br />

von Mitgliedern der Herzogsfamilie<br />

in Weimar sowie dem bayerischen König<br />

Ludwig I. und Königin Therese folgten. Daneben<br />

schuf sie auch Genrestücke.<br />

Durch eine mehrjährige Studienreise ab<br />

1829 nach Italien, fand sie Anschluß an<br />

die deutsche Künstlerkolonie in Rom und<br />

wurde Ehrenmitglied der römischen Accademia<br />

di S. Luca. Hier kamen architektonische<br />

Ansichten von Italien hinzu. 1832<br />

Rückkehr nach Weimar. Eine zweite Italienreise<br />

folgte 1838-1840. Ihre letzten Lebensjahre<br />

waren von einem schweren körperlichen<br />

Leiden geprägt.<br />

77


[85] [86]<br />

85. Julie Gräfin von Egloffstein<br />

Staffelbildnis mit vier Kindern. Bleistift, teils gewischt, auf Velin,<br />

auf Karton montiert und mit mehr<strong>fach</strong>en Tuschlinien umrandet,<br />

verso datiert „1852“. 7,9:9,7 cm.<br />

86. Julie Gräfin von Egloffstein<br />

Landschaft bei Sorrent. Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin, rechts<br />

unten bezeichnet und datiert „Sorrento am 25. Juli 1830“ und von<br />

einer anderen Hand „im Hause der Gr(äfin) v(on) E(gloffstein).<br />

18,3:24,1 cm. - Verso: Porträt der Karoline Lauska. Bleistift, rechts<br />

unten bezeichnet „Frau Lauska“. – Minimal fleckig.<br />

Im Juli 1830 reiste Julie von Egloffstein in Begleitung des Malers<br />

Fr. Preller d.Ä. (1804-1878) von Rom über Neapel nach Sorrent,<br />

wo sie einige Gemälde und Zeichnungen schuf. Unsere Ansicht<br />

ist von dem Haus aus gemalt, in dem die Künstlerin sich während<br />

ihres Sorrenter Aufenhaltes aufhielt.<br />

Das rückwärtige Bild zeigt ein Porträt der 1794 in Berlin geborenen<br />

Malerin Karoline Ermeler, die den Musiker F.I. Lauska (1764-<br />

1825) geheiratet hatte. Sie<br />

war eine Schülerin von<br />

J.C.H. Kretschmar (1769-<br />

1847) und von W. von Schadow<br />

(1788-1862).<br />

Lauska bereiste Italien<br />

drei Mal, sicher 1829-<br />

1830. Möglich ist, daß sich<br />

Lauska ebenfalls 1830 in<br />

Sorrent aufhielt, wo dann<br />

Egloffstein das Porträt gezeichnet<br />

haben könnte.<br />

Ungewöhnlich ist bei diesem<br />

Porträt nicht nur die<br />

[86 - verso]<br />

Wahl der Porträtansicht, sondern auch, daß es sich um eines jener<br />

seltenen Porträts einer Künstlerin handelt, das von einer Künstlerin<br />

gezeichnet wurde.<br />

78


HERMINE EHMSEN, geb. SCHNEID<br />

1881 Wien – Göteborg 1949<br />

Die Künstlerin arbeitete als Landschaftsmalerin,<br />

Graphikerin und Illustratorin.<br />

1911 beteiligte sie sich mit einer Radierung<br />

an der „Neunten Jahresgabe Radierclub<br />

Wiener Künstlerinnen“.<br />

[87]<br />

87. Hermine Ehmsen<br />

„Äußerer Ringplatz – Wien“. Radierung<br />

und Aquatinta in Grünschwarz, auf chamoisfarbenem<br />

Japan, in der Platte monogrammiert<br />

„H.SCH.“, betitelt und signiert<br />

„Hermine Ehmsen.“. 19,4:25 cm. – Knickfalte<br />

im breiten Rand rechts unten.<br />

Wie die Signatur in der Platte nahelegt, entstand<br />

die Radierung noch vor ihrer Heirat<br />

mit dem Maler H. Ehmsen (1886-1964) und<br />

wurde nachträglich handsigniert. Ob diese<br />

Ehe nicht glücklich verlief und die Ehe<br />

geschieden wurde, oder Ehmsen erst nach<br />

ihrem Tod die Malerin Lis Bertram (1897-<br />

1986) ehelichte, war nicht zu ermitteln.<br />

ELISABETH, PRINZESSIN<br />

VON ENGLAND UND IR-<br />

LAND, LANDGRÄFIN VON<br />

HESSEN-HOMBURG<br />

1770 London – Frankfurt am<br />

Main 1840<br />

Elisabeth hatte, wie ihre fünf<br />

Schwestern, eine sehr fundierte<br />

Ausbildung im Zeichnen, Malen<br />

und Kupferstechen erhalten. In<br />

England waren ihre Lehrer u.a.<br />

J.A. Greese (um 1740-1794), Dr.<br />

J. Fisher, der spätere Bischof von<br />

Salisbury, P.W. Tomkins (1760-<br />

1840), B. Rebecca (um 1735-<br />

1808), S.W. Reynolds (1773-1835),<br />

M. Wyatt (1799-1859), H. Angelo<br />

(1760-1839) und R. Cooper (um<br />

1740 - um 1814) sowie insbesondere<br />

die Miniaturistin Anne Mee<br />

(um 1760-1851) und die berühmte<br />

Blumenmalerin Mary Moser<br />

(1744-1819).<br />

Vor allem vor ihrer Heirat betätigte<br />

sich die Prinzessin als Zeichnerin<br />

und Malerin, porträtierte,<br />

kopierte und kolorierte Stiche,<br />

schnitt Silhouetten, schuf Lackund<br />

Wandmalereien und katalogisierte<br />

die königliche Gemälde<strong>galerie</strong>.<br />

Nach ihrer Verheiratung<br />

und dem Umzug in die Residenz<br />

Homburg nahm sie Mal- und Zeichenunterricht<br />

bei dem Hofmaler<br />

J.F. Voigt (1792-1871) und setzte<br />

ihre vielfältige künstlerische Arbeit<br />

fort.<br />

[88]<br />

88. Elisabeth, Prinzessin von England und Irland<br />

Gebäude auf Sockel mit pyramidenartigem Abschluß,<br />

vorne tiefe und leere, oben gerundete Nische, mit angedeutetem<br />

Pflanzenwuchs. Kreidelithographie, 1815,<br />

auf Bütten mit Wasserzeichen „GM“, im Stein signiert<br />

und bezeichnet „lith: von Elise von H.“. 34,1:27,7 cm.<br />

Provenienz: Doublette der Hamburger Kunsthalle,<br />

Lugt 1233. – Etwas unfrisch.<br />

Literatur: Winkler 548.33 (dieses Exemplar).<br />

79


MARIE ELLENRIEDER<br />

1791 – Konstanz – 1863<br />

Marie Ellenrieder wurde von dem Konstanzer<br />

Miniaturmaler J. Einsle (1794 – nach<br />

1850) unterrichtet. Danach erhielt sie als<br />

erste Frau die Zulassung zum Kunststudium<br />

an der Akademie in München. Anschließend<br />

wurde sie Porträtmalerin an<br />

südwestdeutschen Fürstenhöfen (Hohenzollerischer<br />

Hof in Sigmaringen, Fürstenbergischer<br />

Hof in Donaueschingen), ebenso<br />

malte sie religiöse Themen.<br />

1822-1824 hielt sie sich in Rom auf, dort<br />

machte sie die Bekanntschaft von Louise<br />

Seidler (1786-1866) sowie von F. Overbeck<br />

(1789-1869) und weiteren Nazarenern; häufig<br />

ausbleibende Anerkennung durch ihre<br />

männlichen deutsch-römischen Kollegen<br />

führte jedoch zur Ausbildung einzelgängerischen<br />

Verhaltens. Ein einjähriger Aufenthalt<br />

in Florenz folgte.<br />

Nach ihrer Rückkehr nach Baden ist die<br />

nahezu ausschließliche Fokussierung auf<br />

religiöse Kunst zu beobachten. Seit 1829<br />

lebte sie in Karlsruhe und wurde zur großherzoglich-badischen<br />

Hofmalerin ernannt.<br />

Reisen nach Zürich, Dresden und München<br />

folgten.<br />

Ab den 1830er Jahren folgte durch eine<br />

schon seit dem ersten Italienaufenthalt in<br />

selbstzerstörerische Selbstanklagen und<br />

Depressionen fallende Gemütslage sowie<br />

durch Ablehnung und Verleugnung der<br />

eigenen Sinnlichkeit und Körperlichkeit<br />

und Zweifel an den eigenen künstlerischen<br />

Leistungen die zunehmende Abkehr vom<br />

gesellschaftlich-öffentlichen Leben.<br />

1834/35 kehrte sie nach Konstanz zurück.<br />

1838-1840 unternahm sie die zweite Italienreise.<br />

In den 40er und 50er Jahren gelang<br />

es ihr, nach Jahren der Krankheit und Depressionen,<br />

erneut zu ihrer schöpferischen<br />

Kraft zurückzufinden.<br />

[89]<br />

89. Marie Ellenrieder<br />

Studie eines Lesenden. Feder in Schwarz, auf<br />

chamoisfarbenem Velin, Mitte und rechts<br />

unten datiert und signiert „am 4.ten Juni. /<br />

Marie Ellenrieder 1816.“. 12,3:12,9 cm. Auf<br />

Albumblatt montiert.<br />

80


[91]<br />

[90]<br />

90. Marie Ellenrieder<br />

Anna Selbdritt vor einem skizzenhaft angedeuteten architektonischen<br />

Hintergrund. Bleistift, auf Velin. 33,2:24,7 cm. – Insgesamt etwas<br />

fleckig, kleine Quetschfalte im oberen Rand.<br />

Provenienz: Sammlung Ignaz Dornach, Weiler bei Lindau, nicht bei<br />

Lugt.<br />

91. Marie Ellenrieder<br />

Herrenbildnis. Kniestück eines in einem Sessel<br />

sitzenden Herrn im Profil nach links, ein<br />

Buch in der rechten Hand haltend. Bleistift,<br />

teils gewischt, aquarelliert, mit Deckweiß<br />

gehöht, auf Kreidegrundpapier, verso bezeichnet<br />

„Herr Lotter, Rorschach“. 12,5:10,2<br />

cm. – Verso Reste alter Verklebung.<br />

Provenienz: Sammlung Otto Wessner, St.<br />

Gallen, Lugt Suppl. 2562a.<br />

81


[92]<br />

92. Marie Ellenrieder<br />

Maria mit dem Kind, die Stufen des Himmels<br />

herabschreitend. Radierung, 1826, auf festem<br />

Velin. 18:11,8 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Pachen, nicht bei<br />

Lugt.<br />

Literatur: Andresen/Heller 1; Fischer/v.<br />

Blankenhagen WV 329 A; Fecker 29.<br />

Nach Marie Ellenrieders Italienaufenthalt,<br />

wo sie sich eng dem Kreis um F. Overbeck<br />

angeschlossen hatte – eine geistige Verwandtschaft<br />

ist schon vor der Begegnung<br />

durch ihre Tagebücher zu belegen –, pflegte<br />

die Künstlerin zumeist religiöse Motive,<br />

[93]<br />

die der Rezeption der Nazarener gemäß eine<br />

vergleichbare romantische Verklärtheit zeigen.<br />

Die Vorlage zu unserem Blatt, ein Gemälde<br />

von 1824, besitzt die Staatliche Kunsthalle<br />

Karlsruhe.<br />

93. Marie Ellenrieder<br />

Hl. Cäcilia, in einem Buch lesend. Radierung,<br />

1817, auf festem Velin, mit Blindstempel<br />

„MAE (ligiert)“ rechts unten. 16,4:14,8<br />

cm. – Im breiten Rand stockfleckig.<br />

Literatur: Andresen/Heller 5; Fischer/v.<br />

Blankenhagen WV 339 A; Fecker 17.<br />

Komposition und Inhalt sind noch ganz<br />

dem Barock verpflichtet. Die Vorlage, ein<br />

Ölbild, entstand in München im Jahr 1816.<br />

Eine Kreideskizze zu diesem Gemälde sowie<br />

die Vorzeichnung zu dieser Radierung besitzt<br />

das Kunsthaus Zürich.<br />

[94]<br />

94. Marie Ellenrieder<br />

Hl. Nikolaus mit zwei Engeln. Radierung,<br />

1822, auf festem Velin. 16,4:14,8 cm.<br />

Im breiten Rand etwas fleckig.<br />

Provenienz: Sammlung Pachen, nicht bei<br />

Lugt.<br />

Literatur: Andresen/Heller 8; Fischer/v.<br />

Blankenhagen WV 362 A; Fecker 26.<br />

Radierung nach einem 1822 entstandenen<br />

Altarbild in der katholischen Pfarrkirche<br />

in Ichenheim (vgl. Fischer/v. Blankenhagen<br />

WV 362).<br />

82


[95]<br />

95. Marie Ellenrieder<br />

Vater der Künstlerin. Joseph Konrad<br />

Ellenrieder (1744-1834). Radierung,<br />

1817, auf Velin. 11,6:10 cm.<br />

– Verso Reste alter Verklebung.<br />

Provenienz: Sammlung Carl Meister,<br />

2848, Lugt 1808; Sammlung<br />

Jos. V. Coniezing, 1825, nicht bei<br />

Lugt.<br />

Literatur: Andresen/Heller 9;<br />

Fischer/v. Blankenhagen WV 47;<br />

Fecker 16.<br />

Die Vorzeichnung zu der Radierung<br />

besitzt das Kunsthaus Zürich.<br />

DORIS AM ENDE<br />

1857 – Dresden – 1944<br />

Doris am Ende erhielt ihre Ausbildung in<br />

Dresden und München. Zum Weiterstudium<br />

ging sie nach Worpswede; sie war eine<br />

Cousine des erfolgreichen Worpsweder<br />

Künstlers Hans am Ende (1864-1918). Anschließend<br />

war sie in Dresden tätig. In der<br />

Künstlerkolonie Ahrenshoop verbrachte sie<br />

einen Sommer. Bekannt war sie wegen ihrer<br />

Landschaftsradierungen. Ausstellungsbeteiligungen<br />

im Münchner Glaspalast<br />

und an den großen Kunstausstellungen in<br />

Dresden und Berlin sind verzeichnet. 1900<br />

erhielt sie eine Medaille in London.<br />

[96]<br />

96. Marie Ellenrieder<br />

Mutter der Künstlerin. Anna Maria<br />

Ellenrieder (1747-1820). Radierung,<br />

1820, auf festem Velin.<br />

11,4:9,9 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Pachen,<br />

nicht bei Lugt.<br />

Literatur: Andresen/Heller 10;<br />

Fischer/v. Blankenhagen WV 118;<br />

Fecker 22.<br />

Die Vorzeichnung zu der Radierung<br />

bewahrt das Kunsthaus Zürich.<br />

[97]<br />

97. Doris am Ende<br />

Landstraße (Worpswede?) mit zwei Häusern<br />

bei stürmischem Wetter. Radierung und<br />

Aquatinta, auf festem chamoisfarbenem Velin,<br />

signiert, bezeichnet und datiert „1904“<br />

sowie mit handschriftlicher Widmung.<br />

19,8:27,6 cm. – Mit Signatur des Druckers<br />

O. Felsing, Berlin.<br />

83


[98] [99]<br />

SUZANNE-ELISABETH EYNARD-<br />

CHÂTELAIN<br />

1775 Amsterdam – Genf 1844<br />

Die Tochter eines aus Rotterdam stammenden<br />

Pfarrers studierte seit 1793 in Genf bei<br />

P.-L. De La Rive (1753-1817) und G. Vanière<br />

(1740-1834). Um weiterhin am Zeichenunterricht<br />

von de La Rive teilnehmen zu<br />

können, folgte sie diesem nach Bex/Waadtland,<br />

wo später wohl das vorliegende, koloristisch<br />

eigenwillige, großformatige Aquarell<br />

entstand. Auf Reisen in Italien bildete<br />

sie sich weiter. 1802 heiratete sie den Physiker<br />

und Astronom Jacques Eynard (1772-<br />

1847). Befreundet war sie mit dem bekannten<br />

Schweizer Schriftsteller Karl Viktor<br />

von Bonstetten (1745-1832). Die Künstlerin<br />

bevorzugte das Landschaftsbild, malte aber<br />

auch hervorragende Porträts und Historienbilder.<br />

1835 beteiligte sie sich mit einem<br />

Landschaftsbild an einer Ausstellung im<br />

Genfer Musée Rath, das dieses anschließend<br />

erwarb.<br />

98. Suzanne-Elisabeth Eynard-Châtelain<br />

Landschaft mit großen Bäumen und einem<br />

links angeschnittenen Gutshaus im Waadtland<br />

in der Schweiz, mit Reiter und vierspänniger<br />

Kutsche. Aquarell, über Bleistift, um<br />

1810, auf Bütten mit Fragment des Wasserzeichens:<br />

C & I Honig. 56,5:68,5 cm.<br />

Links ein ca. 1,8 cm breiter Papierstreifen<br />

zur Vergrößerung der Darstellung angesetzt.<br />

Mit kleineren Restaurierungen.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: P.-A. Guerretta:<br />

Pierre-Louis De la Rive ou la belle nature.<br />

Vie et oeuvre peint (1753-1817), Genf 2002,<br />

Farbabb. 289, S. 267; Karl Viktor von Bonstetten.<br />

Bonstettiana XI 1811-1817. Historisch-kritische<br />

Ausgabe der Briefkorrespondenzen<br />

Karl Viktor von Bonstettens und<br />

seines Kreises (1753-1832), hrsg. von Doris<br />

und Peter Walser-Wilhelm, Heinz Graber,<br />

Göttingen 2007, S. 505.<br />

99. Suzanne-Elisabeth Eynard-Châtelain<br />

Große Baumlandschaft, in deren Mitte ein<br />

Weg verläuft, unter dem Baum links zwei Hütebuben,<br />

vier Schafe und eine Ziege. Aquarell,<br />

über Bleistift, um 1810, auf Papier mit Wasserzeichen:<br />

Whatman Turkey Mill. 58:74,5<br />

cm. – Mit kleineren Restaurierungen.<br />

Provenienz: Schweizer Privatbesitz.<br />

Literatur: Guerretta 2002, Farbabb. 290, S.<br />

267; Walser-Wilhelm 2007, S. 505.<br />

84


ILSE FEHLING, verh. WITTING<br />

1896 Danzig-Langfuhr – München 1982<br />

Ausbildung 1919 in Berlin an der Modeschule<br />

von A. Reimann (1874-1976) u.a. in<br />

den Fächern Kostüm, Bühnenbild, Bildhauerei<br />

und Graphik, 1919-1920 an der<br />

Kunstgewerbeschule Bildhauerei bei Prof.<br />

Schmarje, 1920-1923 am Bauhaus in Weimar<br />

im Vorkurs von J. Itten (1888-1967)<br />

sowie bei O. Schlemmer (1888-1943), L.<br />

Schreyer (1886-1966), P. Klee (1879-1940)<br />

und G. Muche (1895-1987). 1923 heiratete<br />

sie Klaus Henry S. Witting, die Ehe wurde<br />

bereits 1929 geschieden.<br />

Seit 1923 war sie in Berlin als freischaffende<br />

Bildhauerin sowie Kostüm- und Bühnenbildnerin<br />

tätig und seit 1927 Kostümberaterin<br />

für deutsche Filmproduktionen.<br />

1927/1931 Ausstellungen bei Gurlitt. 1931-<br />

1932 durch die Verleihung des Rom-Preises<br />

einjähriger Aufenthalt in Rom. 1933 wurde<br />

die Künstlerin als „entartet“ diffamiert,<br />

das hatte fast ausschließliches Arbeiten<br />

für Film und Theater zur Folge. Seit 1940<br />

hatte sie neben Berlin ihren Wohnsitz in<br />

Rottach-Egern am Tegernsee. 1940-1943<br />

war sie Bühnenbildnerin und Leiterin des<br />

Kostümwesens an den Münchner Kammerspielen.<br />

Durch Bombardierung ihres<br />

Ateliers wurde ein Großteil ihrer Bildhauerarbeiten<br />

zerstört, Beschlagnahmung der<br />

Wohnung und Verlust des Ateliers. Gastvertrag<br />

am Thaliatheater Hamburg. 1944<br />

Rückkehr nach Berlin. Nach dem Krieg<br />

hatte sie einen körperlichen und seelischen<br />

Zusammenbruch.<br />

Seit 1946 war sie in Zürich Pressezeichnerin<br />

für verschiedene Zeitungen, 1947-1948<br />

in Genf Korrespondentin für die „Neue<br />

Welt“ München. Anschließend zweijähriger<br />

Aufenthalt in Rottach-Egern. Seit 1952<br />

lebte sie erneut in München, wo sie als Pressezeichnerin<br />

und Porträtistin tätig war.<br />

[100]<br />

100. Ilse Fehling<br />

Drei stehende weibliche Akte. Feder und Pinsel<br />

in Schwarz, grau laviert, auf Velin, links<br />

unten signiert und datiert „Fe 31“, verso<br />

Nachlaßstempel. 32,8:25,1 cm. – Insgesamt<br />

nicht ganz frisch. – Aus einem Skizzenbuch.<br />

Literatur: Ausst. Kat.: ilse fehling – bauhaus<br />

bühne akt skulptur, Galerie Bernd Dürr,<br />

München 1990, Nr. 86 mit Abb. (dort irrtümlich<br />

mit 29 x 17,5 cm angegeben).<br />

LÚCIA DE FIGUEIREDO-HUTH<br />

geb. 1956 in Blumenau/Brasilien<br />

Nachdem die Künstlerin ihre Kindheit und<br />

Jugend in Deutschland, Österreich und<br />

Brasilien verbracht hatte, absolvierte sie<br />

1976-1979 ein Studium der Visuellen Kommunikation<br />

an der FAAP, Sao Paulo/Brasilien.<br />

1980-1984 ging sie zum Weiterstudium<br />

an die Städelschule in Frankfurt am Main,<br />

wo sie Schülerin von Chr. Kruck (1925-<br />

1985) war. 1987 erhielt sie den Zweiten<br />

Druckgrafik-Kunstpreis der Landesbank<br />

Stuttgart. Ab 1988 folgten verschiedene Gemeinschafts-<br />

und Einzelausstellungen, so<br />

u.a. im Kleinen Haus in Bad Kissingen oder<br />

im Kunstverein Bamberg. Heute ist sie in<br />

Bamberg und Breitengüßbach tätig.<br />

[101]<br />

101. Lúcia de Figueiredo-Huth<br />

Abstrakte Komposition. Farblithographie,<br />

auf gelblichem Japanbütten, signiert, datiert<br />

und als „Probedruck“ bezeichnet. Ca.<br />

44,3:32,6 cm. – Farbfrischer Abdruck mit<br />

breitem Rand.<br />

85


ERNA FRANK<br />

vor 1910 Köln – vor 1955<br />

Erna Frank war als Graphikerin und Pastellzeichnerin<br />

in Berlin tätig. Ihre Ausbildung<br />

erhielt sie in Dresden durch P. Baum<br />

(1859-1932). Studienreisen führten sie nach<br />

Paris, in die Bretagne und nach Italien.<br />

1914 erhielt sie die Bronze Medaille auf der<br />

Bugra Leipzig, der ersten Internationalen<br />

Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik.<br />

1921 schuf sie Graphiken für Mappenwerke<br />

des Kunstsalons Hermann Abell; verlegt<br />

hat sie meist P. Cassirer und J.B. Neumann.<br />

Werke der Künstlerin besitzen u.a. die Kupferstichkabinette<br />

in Berlin, Dresden und<br />

Stuttgart sowie die Uffizien in Florenz, das<br />

British Museum in London, die Pinakothek<br />

in München und das Städelsche Kunstinstitut<br />

in Frankfurt am Main.<br />

[103]<br />

103. Erna Frank<br />

Pariser Palais mit Spaziergängern. Radierung,<br />

auf chamoisfarbenem Bütten. 12,8:17,7<br />

cm. – Probedruck. – Etwas fleckig und angeschmutzt,<br />

links oben dünne Stelle.<br />

[105]<br />

105. Erna Frank<br />

Segelschiffe am Strand. Radierung, auf chamoisfarbenem<br />

Bütten, signiert. 13:17,1 cm.<br />

Probedruck.<br />

[<strong>102</strong>]<br />

<strong>102</strong>. Erna Frank<br />

Kurhaus Wiesbaden. Kaltnadel und Ätzung,<br />

auf chamoisfarbenem Bütten, signiert.<br />

17,2:23,2 cm. – Probedruck.<br />

[104]<br />

104. Erna Frank<br />

Pariser Boulevard. Radierung, auf chamoisfarbenem<br />

Bütten, signiert. 13,1:17,6 cm. –<br />

Probedruck.<br />

[106]<br />

106. Erna Frank<br />

Sitzende junge Bäuerin mit Kind. Kaltnadel,<br />

auf chamoisfarbenem Bütten, signiert und<br />

nummeriert. 15,9:12,1 cm.<br />

Nr. 34 von 100 Exx.<br />

86


[107]<br />

107. Erna Frank<br />

Venezianische Impression mit Blick nach Santa<br />

Maria della Salute. Lithographie, auf JW-<br />

Zanders-Bütten, signiert und nummeriert.<br />

17:23 cm. – Nr. 32 von 100 Exx. – Im breiten<br />

Rand etwas unfrisch und mit diagonaler<br />

Knickfalte.<br />

MARIA ELECTRINE FREIIN VON<br />

FREYBERG, geb. STUNTZ<br />

1797 Straßburg – München 1848<br />

Die Künstlerin war die Tochter des Landschaftsmalers,<br />

Kunsthändlers und Musikers<br />

J.B. Stuntz (1753-1836), der zusammen<br />

mit J.N. Strixner (1782-1855) und F. Piloty<br />

(1786-1844) in München eine Steindruckerei<br />

gegründet hatte. Ausgebildet bei ihrem<br />

Vater und seinen beiden Kompagnons, arbeitete<br />

sie erst in der lithographischen Anstalt.<br />

Hier hatte sie mit eigenen Folgen großen,<br />

auch finanziellen Erfolg, weshalb sie für die<br />

Familie einen Sommersitz in Thalkirchen<br />

bei München erwerben konnte. 1813 ging<br />

sie zum Studium der Historienmalerei an<br />

die Münchner Akademie und war Schülerin<br />

von J.P. von Langer (1756-1824) und<br />

dessen Sohn R. von Langer (1783-1846).<br />

Bereits 1815 sollte sie mit ihren ersten ausgestellten<br />

Ölgemälden große Anerkennung<br />

finden. 1818 folgte eine Reise nach Paris, wo<br />

sie die Werke der Alten Meister studierte<br />

und vor allem nach Raffael kopierte.<br />

Ein dreijähriges Reisestipendium ermöglichte<br />

ihr anschließend einen Aufenthalt<br />

in Italien. Hier begegnete sie Louise Seidler<br />

(1786-1866) und entdeckte, auch durch F.<br />

Overbeck (1789-1869) angeregt, die religiöse<br />

Malerei. 1821 wurde sie Ehrenmitglied<br />

der Accademia di San Luca.<br />

108. M.E. Freiin von<br />

Freyberg<br />

Nach München 1822 zurückgekehrt, heiratete<br />

sie 1823 den ihr seit 1818 bekannten<br />

Kgl. Bayer. Vize-Oberstallmeister Wilhelm<br />

Frh. von Freyberg. Danach wechselnde<br />

Aufenthalte in München und Thalkirchen<br />

sowie Fortsetzung ihrer künstlerischen Tätigkeit.<br />

Sie schuf ein großes Œuvre an Landschaften,<br />

Porträts, Historien- und Genrebildern<br />

sowie religiösen Motiven. Von der in ihrer<br />

Zeit als eine der besten Zeichnerinnen und<br />

Malerinnen gerühmten Künstlerin besitzen<br />

zahlreiche Museen und Graphische<br />

Sammlungen Werke, so in München, Berlin<br />

und Wien.<br />

Bad Heilbrunn. Oberbayerischer<br />

Bauernhof<br />

mit einer Wäscherin<br />

am Brunnen,<br />

spielendem Kind und<br />

einem Holzträger.<br />

Feder und Pinsel in<br />

Grau und Bleistift,<br />

grau laviert, auf chamoisfarbenem<br />

Velin,<br />

rechts oben bezeichnet<br />

und datiert „Heilbrunn<br />

27. Sept. 1839.“.<br />

26,3:34,1 cm. – In den<br />

[108]<br />

Rändern ungleich.<br />

In der Graphischen Sammlung München befindet sich eine ebenfalls auf 1838 datierte, grau<br />

lavierte Bleistiftzeichnung, betitelt „Oberbayerischer Bergbauernhof“.<br />

87


[109]<br />

109. M.E. Freiin von Freyberg<br />

Die Gipsmühle in Thalkirchen („Mon Jardin<br />

ou Vue du Moulin à plâtre près de Thalkirchen<br />

Environ de Munich“). Kreidelithographie,<br />

um 1814/15, auf Velin. 30,5:42 cm.<br />

Inkunabel der Lithographie!<br />

Knickfalten entlang den beiden seitlichen<br />

Rändern geglättet, im ganzen nicht frisch.<br />

Literatur: Maillinger II, 2184; Boetticher<br />

2 (Orig.-Lithographien u. Radierungen);<br />

Dussler II, 1; Winkler 833.6; P. von Freyberg<br />

L5 und Abb.<br />

[110]<br />

111. M.E. Freiin von Freyberg<br />

Zwei kleine nackte Engel von vorn, eine<br />

Schriftrolle studierend. Lithographie, 1817,<br />

auf chamoisfarbenem Velin, nach Raffael.<br />

26,5:20,9 cm.<br />

Inkunabel der Lithographie. – Stockfleckig.<br />

Literatur: Nicht bei Dussler; Winkler<br />

(Stuntz) 833.9.<br />

[111]<br />

110. M.E. Freiin von Freyberg<br />

„Sic Tu, Germane, Triumphas!“, vermutlich<br />

nach einer unbekannten Vorlage von Friedrich<br />

Wilhelm von Thiersch. Kreidelithographie<br />

in Sämisch mit Lichtern, 1814, auf festem<br />

Velin. 32,9:33 cm.<br />

Inkunabel der Lithographie. – Bugfalte geglättet,<br />

Einriß am Unterrand.<br />

Literatur: Nagler 6; Thieme-Becker S. 444;<br />

Dussler 6; Winkler (Stuntz) 833.5 und Abb.<br />

39; Freyberg L 4.<br />

112. M.E. Freiin von Freyberg<br />

Drei musizierende Mädchen unter einer Laube<br />

vor einem Haus. Radierung, 1828, auf festem<br />

Velin. 23,5:28,7 cm. – Insgesamt stockfleckig,<br />

rechte obere Ecke fehlt.<br />

Literatur: Nagler 4; Andresen/Heller 1; Boetticher<br />

5 (Orig.-Lithographien u. Radierungen).<br />

[112]<br />

88


CAROLINE FRIEDERIKE<br />

FRIEDRICH<br />

1749 Friedrichstadt/Dresden – Dresden<br />

1815<br />

Die Tochter des Tapetenmalers und Radierers<br />

David Friedrich (1719-1766) war<br />

Schülerin ihres Vaters und ihres Bruders,<br />

des Historienmalers Alexander Friedrich<br />

(1744-1793). Bei Ersterem erlernte sie das<br />

Zeichnen und die Anwendung der Wasserfarben,<br />

bei ihrem Bruder die Ölmalerei.<br />

Darüber hinaus bildete sie sich durch Beobachtung<br />

der Natur autodidaktisch weiter.<br />

Beachtung fand sie schon früh durch Chr.<br />

L. von Hagedorn (1712-1780), Kunstkritiker<br />

und Direktor der Dresdener Akademie.<br />

Vom Kurfürsten Friedrich August III. wurde<br />

sie 1770/71 zur Pensionärin (Stipendiatin)<br />

der Dresdener Akademie mit einer<br />

jährlichen Gratifikation von 25 Talern ernannt,<br />

1774 wurde sie Ehrenmitglied der<br />

Akademie.<br />

Schon zu Lebzeiten fand sie viel Anerkennung<br />

und war seit 1776 auf nahezu jeder<br />

Akademie-Ausstellung in Dresden mit<br />

ihren Werken vertreten. 1783 wurde ihre<br />

Stipendium-Gratifikation erhöht, zugleich<br />

erfolgte die Ernennung zur Unterlehrerin<br />

für Stilleben an der Akademie.<br />

Die Künstlerin lebte jahrelang in einer<br />

Hausgemeinschaft mit ihrem Kollegen Johann<br />

Eleazar Zeissig, gen. Schenau (1737-<br />

1805) und unterrichtete bis 1812 zahlreiche<br />

Schüler und Schülerinnen.<br />

Ihre Zeichnungen, Aquarelle und<br />

Gouachen sind u.a. im Kupferstichkabinett<br />

in Dresden und der<br />

Graphiksammlung der Kunstsammlungen<br />

Weimar zu finden.<br />

Auch in der Sammlung von König<br />

Friedrich August II. von Sachsen<br />

war sie mit Arbeiten vertreten.<br />

[113]<br />

113. Caroline F. Friedrich<br />

Zwei Tulpen. Gouache, auf Bütten,<br />

verso signiert und datiert „Carolina<br />

Friederica Friedrich à l´an<br />

1800“. 29:20,3 cm.<br />

114. Caroline F. Friedrich<br />

Zweig eines blühenden Apfelbaumes.<br />

Gouache auf graubraun grundiertem<br />

Grund, auf Bütten, auf grauen<br />

dünnen Karton aufgezogen, verso<br />

[114]<br />

bezeichnet und nummeriert „Nr. 101“. 26,3:36,5 cm.<br />

– Die rechte untere Ecke war ursprünglich schräg<br />

geschnitten und wurde ergänzt sowie mit sauberen<br />

Restaurierungen in allen vier Ecken.<br />

[115]<br />

115. Caroline Friederike Friedrich<br />

Mispelzweig. Aquarell und Pinsel in Grau, auf Velin.<br />

15,8:20,2 cm. – Provenienz: Sammlung St. K. im<br />

Kreis, nicht bei Lugt.<br />

89


ANNA FÜSSLI<br />

1749 – Zürich – 1772<br />

Anna war die Tochter von J.C. Füßli d.Ä.<br />

(1706-1782) und Schwester von J.H. Füßli<br />

(1741-1825). Wie ihre ältere Schwester Elisabeth<br />

(1744-1780) war sie vor allem als<br />

Blumen- und Insektenmalerin sowie auf<br />

diesem Gebiet als Illustratorin tätig.<br />

Auch ist bekannt, daß beide Schwestern im<br />

elterlichen Betrieb arbeiteten und sowohl<br />

ihren Vater als auch den anderen Bruder,<br />

H.C. Füßli (1743-1786), der naturwissenschaftliche<br />

Bücher und ein „Verzeichnis der<br />

bekanntesten schweizerischen Insekten“<br />

sowie weitere entomologische Werke verfaßte,<br />

unterstützten.<br />

Im Handel sind nur sehr selten Arbeiten<br />

der frühverstorbenen Künstlerin zu finden.<br />

Das Schweiz. Landesmuseum Zürich und<br />

das Kupferstichkabinett in Basel besitzen<br />

einige ihrer Werke.<br />

[116]<br />

116. Anna Füßli<br />

Waldlandschaft mit einer Frau beim Bad an<br />

einem Bach und einem jungen Mann, der sie<br />

tiefer in den Wald locken möchte. Feder und<br />

Pinsel in Grau, grau laviert und mit reicher<br />

Deckweißhöhung, auf bräunlichem Bütten<br />

mit Wasserzeichen: G, rechts unten monogrammiert<br />

„A F“. 39,2:49,5 cm. Ecken<br />

schräg geschnitten. – Mehrere kleine Papierschäden<br />

sorgfältig restauriert, zwei Flecken<br />

in der linken unteren Ecke.<br />

Provenienz: Galerie Kurt Meissner, Zürich.<br />

MARGARETHE GEIBEL<br />

1876 – Weimar – 1956<br />

Die in Weimar als Graphikerin und Illustratorin<br />

tätige Künstlerin, Tochter des Malers<br />

Casimir Geibel (1839-1896), war dort seit<br />

1896 Schülerin von O. Rasch (1862-1952)<br />

und in Stuttgart an der privaten Malschule<br />

für Damen von A. Schmidt (1867-1956). Bekanntheit<br />

erlangte sie durch Darstellungen<br />

Weimarer Schauplätze von Goethes Leben<br />

(seit 1908). Daneben schuf sie Ansichten<br />

etwa von der Ostsee. 1918 stand sie in<br />

freundschaftlichem Kontakt mit der<br />

Schriftstellerin Erika von Watzdorf-Bachoff<br />

(1878-1963). Ihre Radierungen erschienen<br />

u.a. in den Jahresmappen des<br />

„Weimarer Radiervereins“ 1905-1910.<br />

117. Margarethe Geibel<br />

Dorfstraße in Mittenwald. Holzschnitt in<br />

Braun, Grau, Grün, Blau, Schwarz und<br />

Rot, um 1921, auf dünnem Japan-Bütten,<br />

signiert sowie bezeichnet, nummeriert und<br />

90


als „Orig-Farbholzschnitt“ bezeichnet. Darstellungsgröße<br />

ca. 24:28,1 cm, Blattgröße<br />

32,9:36,1 cm.<br />

Literatur: Söhn HDO 51903-3. – Erschienen<br />

im Jahrbuch der Originalgraphik, 3. Jg.<br />

(1921). – Nr. 26 von 150 Exx.<br />

[117]<br />

SENTA GEISSLER-ROHRBACH<br />

1902 Heidelberg – Ludwigshafen 2000<br />

Die Malerin und Graphikerin studierte ab<br />

1919 an der Karlsruher Kunstakademie.<br />

1932 heiratete sie den Arzt und Avantgarde-Sammler<br />

Albert Rohrbach, dem sie nach<br />

Ludwigshafen folgte. Hier trat sie in Kontakt<br />

mit K. Schwitters (1887-1948) und H.<br />

Arp (1886-1966).<br />

Während der nationalsozialistischen Zeit<br />

versteckte und rettete sie gemeinsam mit<br />

ihrem Mann zahlreiche Werke der als „entartet“<br />

diffamierten Avantgardekünstler.<br />

Nach dem Tod ihres Mannes 1956 siedelte<br />

sie nach Italien um, ab 1960 lebte sie auf<br />

Sizilien, 1970 kehrte sie nach Ludwigshafen<br />

zurück. 1958 schuf sie einen Zyklus<br />

von großformatigen Gemälden zum Wiederaufbau<br />

der Stadt Ludwigshafen. Ihre<br />

Hauptthemen waren Landschaften, Bildnisse<br />

und Stilleben.<br />

118. Senta Geißler-Rohrbach<br />

Arkadische Szene mit zwei Frauenakten auf<br />

einem Hang, die eine liegend, die andere sitzend,<br />

umgeben von drei Schafen. Pinsel in<br />

[118]<br />

Schwarz, Bleistift, Kohle, teils gewischt,<br />

aquarelliert, auf festem chamoisfarbenem<br />

Papier, rechts unten signiert „Senta G.“, verso<br />

betitelt „Frauen in Landschaft mit Tieren“<br />

sowie monogrammiert und mit Werknummer<br />

„S.G. 694“. 28,2:34,2 cm. – In den<br />

Rändern ungleich beschnitten, verso an den<br />

Ecken Reste alter Verklebung.<br />

Literatur: Karoline Hille: Senta Geißler. Ein<br />

Künstlerinnenleben, Berlin 2008.<br />

91


MARLENE VON GEM-<br />

MINGEN-HORNBERG,<br />

geb. STEUP<br />

1910 Remscheid – nach 1990<br />

Die Künstlerin absolvierte 1931-<br />

1934 ihre Ausbildung an der<br />

Kunstgewerbeschule in Wuppertal.<br />

Sie erhielt ein zweijähriges<br />

Staatsstipendium und weitere<br />

Förderung durch die Stadt<br />

Remscheid. In München und<br />

Neuhütten/Öhringen war sie<br />

vor allem als Aquarellistin tätig.<br />

insbesondere rezipierte sie die Malerei von<br />

Gerard ter Borch (1617-1681). Regelmäßige<br />

Teilnahmen im Salon folgten, nachdem<br />

dieser in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts<br />

auch für Frauen geöffnet worden war.<br />

Die Künstlerin wurde nach kurzer Zeit berühmt<br />

und gilt als die erste französische<br />

Genremalerin von Bedeutung.<br />

Sie beteiligte sich u.a. an Ausstellungen<br />

in Heilbronn, New<br />

York, Brüssel, Nizza, München<br />

und Berlin. Studienreisen<br />

unternahm sie nach Spanien,<br />

Frankreich, Italien, Jugoslawien,<br />

Portugal, in die Türkei und<br />

nach Griechenland.<br />

Geehrt wurde sie 1969 in Brüssel<br />

mit einer Bronze- und im<br />

selben Jahr mit einer Goldmedaille<br />

in New York. Aus der Ehe<br />

mit Weiprecht Viktor von Gemmingen-Hornberg<br />

(geb. 1916)<br />

gingen zwei Kinder hervor.<br />

119. Marlene von Gemmingen-Hornberg<br />

Bildnis einer Heiligen. Farbige und weiße<br />

Kreiden, über Bleistift, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin, rechts unten signiert<br />

und datiert „M G. v. Gemmingen 1941.“.<br />

37,2:29,8 cm. – Insgesamt stockfleckig.<br />

[119]<br />

MARGUERITE GÉRARD<br />

1761 Grasse – Paris 1837<br />

Marguerite Gérards ältere Schwester Anne-<br />

Marie (1745-1823), eine Miniaturmalerin,<br />

die nach ihrer Verehelichung ihre malerische<br />

Tätigkeit aufgab, war mit J.H. Fragonard<br />

(1732-1806) verheiratet und nahm<br />

1775 die 14jährige Marguérite mit nach Paris.<br />

Hier wurde sie sowohl von Anne-Marie<br />

als auch von ihrem Schwager (und späteren<br />

Geliebten?) unterrichtet.<br />

Darüber hinaus studierte sie die niederländische<br />

Genremalerei des 17. Jahrhunderts;<br />

[120]<br />

120. Marguerite Gérard, nach<br />

„Le Présent“. Kupferstich und Aquatinta,<br />

von Gérard Vidal (1742-1801), auf Bütten.<br />

51:47,5 cm. Mit Widmung und der Adresse<br />

von G. Vidal, Paris. – Mit ca. 1 cm breitem<br />

Rand rundum, insgesamt etwas vergilbt und<br />

im Rand leicht knitterig.<br />

Literatur: Nagler (Vidal) 18.<br />

92


[121] [122]<br />

L.E. MARGARETE GERHARDT<br />

1873 Frankfurt/Oder – vor 1955<br />

Die Berliner Malerin, Lithographin, Holzund<br />

Linolschneiderin Margarete Gerhardt<br />

erhielt eine Ausbildung an der Zeichenund<br />

Malschule des Vereins der Künstlerinnen<br />

Berlin bei E.W. Müller-Schönfeld<br />

(1867-1944) und Dora Hitz (1856-1924).<br />

Studienreisen führten sie nach Italien und<br />

Paris, ebenso reiste sie in die Schweizer Alpen.<br />

Im Zentrum ihres Schaffens standen<br />

Landschaften und Bildnisse.<br />

121. L.E. Margarete Gerhardt<br />

„Engelberg. Juchli Pass“, Schweiz. Linolschnitt<br />

in Violett, Grün, Braun, Blau und<br />

Gelb, auf dünnem Japan, signiert, betitelt<br />

und als „selbstgedruckt“ bezeichnet. Ca.<br />

20,1:31,5 cm. – Im Rand Farbreste vom<br />

Druckvorgang.<br />

122. L.E. Margarete Gerhardt<br />

„Wannsee“. Linolschnitt in Grün, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, signiert, betitelt und<br />

als „Orig. Schnitt. Handdr.“ bezeichnet.<br />

20,6:26,2 cm. – Die Ränder links, rechts und<br />

unten ungleich. Im Rand Mitte rechts kleines<br />

Nagellöchlein.<br />

123. L.E. Margarete Gerhardt<br />

„Ponte S. Sebastiano“, Venedig. Linolschnitt<br />

in Rotbraun, Gelb, Grün, Blau und Violett,<br />

auf dünnem Japan, signiert, betitelt und als<br />

„Selbstgedruckt“ bezeichnet. 30,3:21,6 cm.<br />

Im Rand oben und unten kleines Nagellöchlein.<br />

[123]<br />

93


124. L.E. Margarete Gerhardt<br />

„Wolkenstein Erzgeb(irge)“. Linolschnitt in Braun, Beige, Grün und<br />

Blau, auf chamoisfarbenem Japanbütten, signiert, betitelt und als „Orig.<br />

Schnitt“ bezeichnet. Ca. 24,6:35,4 cm. – Im Rand Mitte rechts Fehlstelle.<br />

125. L.E. Margarete Gerhardt<br />

Segelboote und Kähne unter Segeln. Linolschnitt in Grün, Blau, Braun<br />

und Rot, auf dünnem Japan, signiert. Ca. 24,1:19,7 cm. – In den Rändern<br />

ungleich.<br />

126. L.E. Margarete Gerhardt<br />

Zwei Boote unter Segeln bei Nacht. Linolschnitt in Braun und Schwarz<br />

und wenig rosa Farbstift, auf dünnem chamoisfarbenem Japan, signiert<br />

und als „Orig. Schnitt Handdruck“ bezeichnet. 23,6:19,7 cm.<br />

[124]<br />

127. L.E. Margarete Gerhardt<br />

Teich mit Schwänen. Linolschnitt in Grün, Blaugrau und Braun, auf dünnem<br />

Japan-Bütten, signiert. Ca. 26,8:23,5 cm. – Rand links und rechts<br />

ungleich. Etwas fleckig.<br />

[125] [126] [127]<br />

94


128. Else Gericke-Heintze<br />

gest. nach 1919/vor 1930<br />

[128]<br />

Zwei Frauen mit Kind in einer Landschaft.<br />

Aquarell und Bleistift, auf chamoisfarbenem<br />

Velin. Ca. 22,6:21,5 cm. Verso: Fragment<br />

einer Skizze. Bleistift. – Im Rand ungleich<br />

beschnitten.<br />

MARIANNE GEY-<br />

ER, verh. PANKOK<br />

1891 – 1941<br />

Über Marianne Geyer<br />

ist kaum etwas bekannt.<br />

1924 heiratete sie den<br />

Stuttgarter Maler, Architekten,<br />

Bildhauer,<br />

Graphiker und Designer<br />

B. Pankok (1872-<br />

1943), der seit 1913<br />

Direktor der Kunstgewerbeschule<br />

war.<br />

Es mag sein, daß sie<br />

diese Kunstgewerbeschule<br />

besucht und<br />

dort ihren zukünftigen<br />

Ehemann kennengelernt<br />

hatte.<br />

Es ist auch zu vermuten,<br />

daß sie wenige<br />

Jahre nach ihrer Verheiratung<br />

ihre künstlerische<br />

Tätigkeit beendete.<br />

[129]<br />

Über die Künstlerin ist lediglich bekannt,<br />

daß sie als Buchillustratorin tätig war. Reminiszenzen<br />

an Stilelemente des Jugendstils<br />

sind hier unübersehbar.<br />

129. Marianne Geyer<br />

Weberei-Entwurf. Aquarell und Deckfarben, ein wenig Goldbronze, über Bleistift,<br />

mit roter Deckfarbe gerahmt, auf dünnem chamoisfarbenem Velin, unten<br />

signiert und datiert „Marianne Geyer 1926“ und mit Maßangaben für das<br />

Webstück versehen. 16,1:9,4 cm. – In den Rändern ungleich beschnitten, in der<br />

Ecke rechts unten kleiner Einriß, Ecke links unten Knickfalte.<br />

95


JOHANNA LUISE GROPPE<br />

1863 Berlin – vermutlich vor<br />

1922<br />

Auch über die Malerin, Graphikerin<br />

und Gebrauchskünstlerin<br />

Johanna Luise Groppe ist nur<br />

wenig bekannt. Ihr Studium<br />

absolvierte sie seit 1896 in ihrer<br />

Geburtsstadt bei J. Alberts<br />

(1860-1941), dann in München<br />

bei G. Schuster-Woldan (1864-<br />

1933).<br />

Sie beteiligte sich an Ausstellungen<br />

im Münchner Glaspalast<br />

1904, 1907, 1919 und 1921 sowie<br />

1908 an der Großen Ausstellung<br />

in Berlin. Vermutlich unternahm<br />

sie eine Reise nach Rom,<br />

wo u.a. Kopien nach Raffael,<br />

Landschaftsbilder und Genrestücke<br />

entstanden.<br />

Ihre Hauptthemen waren darüber<br />

hinaus Figurenbilder, Akt,<br />

Porträt und Stilleben. Sie war<br />

Mitglied in verschiedenen Vereinigungen<br />

wie Künstlerinnen-<br />

Verein München und Reichsverband<br />

bildender Künstler<br />

Deutschlands, Berlin.<br />

130. Johanna Luise Groppe<br />

Büste einer Frau mit dunklem hochgestecktem<br />

Haar im Profil nach links. Kohle und<br />

Farbstifte, teils gewischt, Pinsel in Grau, auf<br />

braunem Velin, rechts unten signiert „J. L.<br />

Groppe.“. 48,1:48,2 cm. – In der Ecke rechts<br />

unten Knickfalte, im Rand rechts kleiner<br />

Einriß, verso in den Rändern alte Verklebung,<br />

mit Bereibungen im oberen Drittel<br />

des Blattes.<br />

[130]<br />

Das Bildnis führt uns vor Augen, daß die<br />

Künstlerin neben der korrekten Erfassung<br />

anatomischer Gegebenheiten auch virtuos<br />

den Charakter der Dargestellten einzufangen<br />

wußte.<br />

96


LEA GRUNDIG, geb. LANGER<br />

1906 Dresden – während einer Mittelmeerreise<br />

an Bord eines Schiffes bei Constanta<br />

1977<br />

1922-1924 Studium in Dresden an der<br />

Kunstgewerbeschule und 1924/1925 an<br />

der Kunstakademie. Seit 1926 Mitglied der<br />

KPD. 1928 Heirat mit dem Malerkollegen<br />

Hans Grundig (1901-1958). 1929 gemeinsam<br />

mit ihrem Mann Mitbegründerin der<br />

Künstlergruppe „ASSO“. Schwerpunkt auf<br />

politisch-gesellschaftlichen Themen.<br />

1933 erhielt sie durch die Nationalsozialisten<br />

Ausstellungsverbot. Es entstanden die<br />

Radierfolgen „Unterm Hakenkreuz“ und<br />

„Krieg droht“. 1936 erste Verhaftung wegen<br />

illegaler politischer Arbeit, Mai 1938 bis<br />

Dezember 1939 Gefängnis, anschließend<br />

Deportation und Internierung in verschiedenen<br />

Lagern.<br />

Nach Genehmigung emigrierte sie 1941<br />

nach Palästina, zunächst lebte sie im<br />

Flüchtlingslager Athlit bis 1942, dann in<br />

Haifa und Tel Aviv. Hier arbeitete sie als<br />

Illustratorin und als Zeichnerin für eine<br />

kommunistische Zeitung. In Palästina<br />

schuf sie vermehrt Landschaften.<br />

Nach der Befreiung ihres Mannes aus<br />

dem Konzentrationslager Sachsenhausen<br />

Wunsch der Rückkehr nach Deutschland,<br />

was ihr erst 1949 über einen<br />

mehrmonatigen Aufenthalt<br />

in Prag gelang, dann Ankunft<br />

in Dresden. Im gleichen<br />

Jahr erhielt sie eine<br />

Professur an der Kunstakademie<br />

in Dresden. 1958 verstarb<br />

ihr Mann; im selben<br />

Jahr erhielt das Künstlerpaar<br />

gemeinsam den Nationalpreis<br />

2. Klasse der DDR.<br />

[131] [132]<br />

131. Lea Grundig<br />

Blick auf die Dächer einer Stadt. Linolschnitt,<br />

1930, auf Bütten, signiert und datiert. Darstellungsgröße<br />

35:24,9 cm, Blattgröße<br />

53,2:40,8 cm. – Rand links etwas ungleich<br />

beschnitten.<br />

132. Lea Grundig<br />

„Mondlandschaft“. Linolschnitt, 1930, auf Bütten, signiert,<br />

datiert und betitelt. Darstellungsgröße 31,4:33,4 cm,<br />

Blattgröße 63,7:49,3 cm. – Im breiten Rand rechts kleiner<br />

Einriß und unten etwas knitterfaltig.<br />

Reisen unternahm sie 1960<br />

nach China, 1961 nach<br />

Kuba, 1963 nach Kambodscha<br />

und 1964 nach Ceylon.<br />

Seit 1961 war sie Ordentliches<br />

Mitglied der Akademie<br />

der Künste der DDR,<br />

1964-1970 Präsidentin<br />

des Verbandes Bildender<br />

Künstler der DDR und seit<br />

1964 Mitglied des ZK der<br />

SED. 1967 Nationalpreis 1.<br />

Klasse, 1972 Ehrendoktor<br />

der Universität Greifswald.<br />

97


HERTA GÜNTHER, geb.<br />

BAUER<br />

geb. 1934 in Dresden<br />

Ihr Studium absolvierte Herta Günther<br />

1951-1956 an der Hochschule<br />

für Bildende Künste in ihrer Geburtsstadt<br />

Dresden bei H.Th. Richter<br />

(1902-1969) und M. Schwimmer<br />

(1895-1960). Anschließend blieb sie<br />

in Dresden als freischaffende Künstlerin<br />

tätig.<br />

Seit 1966 stellt sie aus, 1976 ist eine<br />

erste Übersichtsausstellung ihres<br />

grafischen Werkes von der Staatlichen<br />

Galerie Moritzburg, Halle,<br />

ausgerichtet worden. Weitere Ausstellungen<br />

fanden u.a. 1985 im Staatlichen<br />

Museum Schwerin statt oder<br />

1999 eine Retrospektive aus Anlaß<br />

ihres 65. Geburtstages in der Galerie<br />

Schmidt-Rottluff, Chemnitz, 2004<br />

zum 70. Geburtstag in Dresden.<br />

Zahlreiche Werke Herta Günthers<br />

befinden sich im öffentlichen Besitz,<br />

so u.a. im Lindenau-Museum Altenburg,<br />

in den Kunstsammlungen von<br />

Dresden oder Weimar, im Schlossmuseum,<br />

Galerie für Moderne<br />

Kunst in Gotha oder im Germanischen<br />

Nationalmuseum Nürnberg.<br />

[133]<br />

133. Herta Günther<br />

Dame in einem Café an einem Tisch sitzend. Rötel,<br />

Kohle, teils gewischt, Spritztechnik, auf gelblichem<br />

strukturiertem Papier, rechts oben signiert<br />

und mit Neujahrsgruß 1997, verso bezeichnet und<br />

datiert „Dresden, am 26. XII.96“. 24,4:17 cm.<br />

CORNELIA GURLITT<br />

1890 Dresden – Berlin durch Selbstmord<br />

1919<br />

Über die aus Dresden stammende Malerin,<br />

Zeichnerin und Graphikerin Cornelia Gurlitt,<br />

Tochter des Architekten und Kunsthistorikers<br />

Cornelius Gurlitt (1850-1938), ist<br />

kaum etwas bekannt.<br />

Sie war in Dresden Schülerin von H. Nadler<br />

(1879-1958). Während des Ersten Weltkrieges<br />

war sie als Sanitätsschwester in den<br />

Kriegslazaretten Metsch/Johannesburg<br />

und Wilna-Antokol tätig, wo sie Bekanntschaft<br />

mit dem Redakteur und Schriftsteller<br />

Paul Fechter schloß, der ihr ein Kapitel<br />

in seinem Buch „An der Wende der Zeit.<br />

Menschen und Begegnungen“, herausgegeben<br />

1949, widmete und sie dort „vielleicht<br />

als genialste Begabung der jüngeren expressionistischen<br />

Generation“ bezeichnete.<br />

Freundschaftlich verbunden war sie der<br />

Gräfin B. von Kalckreuth (1864-1928), Ehefrau<br />

des Malers L. von Kalckreuth (1855-<br />

1928). Anregungen erhielt sie durch M.<br />

Chagall (1887-1985).<br />

Später siedelte sie von Wilna nach Berlin<br />

über. Nach dem Ersten Weltkrieg führten<br />

Depressionen und möglicherweise auch<br />

ausbleibende künstlerische Anerkennung<br />

und damit Verkäufe zu ihrem Selbstmord.<br />

Im Mittelpunkt ihres von der Neuen Sachlichkeit inspirierten Schaffens stellt Herta Günther<br />

Szenen des städtischen Lebens, den Menschen, besonders die Frau als Porträt, in Kneipen,<br />

Bistros und Bars – kosmopolitischen Charme oder Sehnsucht, Hoffnung, Zorn, Kummer,<br />

Enttäuschung und Verzweiflung in Blick, Geste und Haltung ausdrückend.<br />

Cornelia Gurlitt schuf Landschaften und<br />

zeichnete die Bettlergestalten Wilnas, malte<br />

auch Stilleben. Nach ihrem Tod kümmerte<br />

sich ihr jüngerer Bruder Hildebrand (1895-<br />

98


[135]<br />

[136]<br />

[134]<br />

1956), dem sie eng verbunden war, um den<br />

künstlerischen Nachlaß. Andere Arbeiten<br />

wurden nach dem Tod des Vaters von ihrer<br />

Mutter vernichtet.<br />

134. Cornelia Gurlitt<br />

In einer Landschaft sitzende Frau mit erhobenen<br />

Händen. Bleistift, auf bräunlichem<br />

Velin, links unten signiert und datiert „Cornelia<br />

Mai 17“, rechts unten mit Widmung<br />

„Für Dr. Fechter.“. 33,7:25,4 cm. – Zu den<br />

Rändern hin nicht ganz frisch.<br />

[137]<br />

135. Cornelia Gurlitt<br />

Ortschaft am Hang. Feder in Schwarz, auf<br />

bräunlichem dünnem Velin. 25:40,7 cm.<br />

Skizzenbuchblatt. – Insgesamt nicht ganz<br />

frisch.<br />

Mit spitzem Strich hielt Cornelia Gurlitt einen<br />

Landschaftsausschnitt fest, eine für die<br />

Künstlerin charakteristische Bearbeitung.<br />

136. Cornelia Gurlitt<br />

Studienblatt mit verschiedenen Szenen und<br />

Einzelfiguren. Feder in Schwarz, auf gelblichem<br />

Velin, Mitte unten bezeichnet „Racbmonis.“.<br />

Ca. 33,7:25,3 cm. – Knickfalte,<br />

Rand links ungleich.<br />

137. Cornelia Gurlitt<br />

Interieur mit einem im Bett liegenden Mann,<br />

der, auf den Ellbogen aufgestützt, seinen Kopf<br />

hält (Alptraum, Verzweiflung?). Lithographie,<br />

1917, auf Velin, signiert, datiert sowie<br />

mit Widmung „Für Paul Fechter Cornelia.<br />

17.“. 23,9:34,3 cm. – Insgesamt nicht ganz<br />

frisch.<br />

99


[138] [139] [140]<br />

138. Cornelia Gurlitt<br />

Zwei Frauen mit Kindern, eine davon ihre<br />

Hände zur Sonne erhebend, in einer hügeligen,<br />

rechts bewaldeten Landschaft. Lithographie,<br />

1917, auf chamoisfarbenem Velin, signiert,<br />

datiert sowie mit Widmung „Für Fechter<br />

von Cornelia August 17“. Darstellungsgröße<br />

ca. 25,9:21,2 cm, Blattgröße 47,7:37,4 cm.<br />

– Im breiten Rand oben etwas knitterfaltig<br />

und wellig.<br />

139. Cornelia Gurlitt<br />

Auf einer Anhöhe vor jüdischem Friedhof sitzende,<br />

trauernde Frau, im Hintergrund hügelige<br />

Landschaft mit Ortschaft. Lithographie,<br />

1917, auf gräulichem Bütten, signiert, datiert<br />

„v. Cornelia Gurlitt August 17.“ sowie mit<br />

Widmung „Für Emma Fechter-Vockeradt“.<br />

Darstellungsgröße ca. 26,5:21,4 cm, Blattgröße<br />

47,9:31,5 cm.<br />

Emma Fechter, geb. Vockeradt war die Ehefrau<br />

Paul Fechters und ebenso schriftstellerisch<br />

tätig.<br />

140. Cornelia Gurlitt<br />

Bei Nacht in den Straßen laufendes Paar, im<br />

Hintergrund hügelige Landschaft. Lithographie,<br />

18. 19. Okt. 1917, auf bräunlichem China-Papier,<br />

monogrammiert „C.“, datiert und<br />

bezeichnet „Ihr, die Ihr geht, nachts auf den<br />

Straßen“. Darstellungsgröße ca. 24,9:20,5<br />

cm, Blattgröße 47,2:37,4 cm.<br />

141. Cornelia Gurlitt<br />

An einem Tisch sitzende lesende Frau. Lithographie,<br />

1917, auf bräunlichem China-Papier,<br />

monogrammiert „C.“ und datiert. Darstellungsgröße<br />

ca. 25,5:21,1 cm, Blattgröße<br />

47,3:37,7 cm. – Im breiten Rand oben und<br />

links kleinere Retuschen.<br />

[141]<br />

100


[142]<br />

[143]<br />

142. Cornelia Gurlitt<br />

Laufende Frau, umgeben von kleineren Randszenen<br />

in den Ecken. Lithographie, 1918, auf<br />

bräunlichem China-Papier, datiert „Ende<br />

April 18“. Darstellungsgröße ca. 23,4:20,7<br />

cm, Blattgröße 47,7:38 cm. – Im Rand rechts<br />

oben Knitterfalten und etwas nachgedunkelt,<br />

Ecke rechts unten etwas knitterfaltig.<br />

143. Cornelia Gurlitt<br />

An einem Tisch sitzende junge Frau. Lithographie,<br />

auf bräunlichem China-Papier, monogrammiert<br />

„C.“ und datiert „gezeichnet<br />

/ am 29. Okt.“, im Stein datiert „21. Okt.“.<br />

Darstellungsgröße ca. 19,1:14 cm, Blattgröße<br />

47,3:38 cm. – Im breiten Rand rechts Gebrauchsspuren<br />

und zwei kleinere Einrisse.<br />

144. Cornelia Gurlitt<br />

Sich umfassendes Paar in einer hügeligen<br />

Landschaft mit Häusern. Lithographie, auf<br />

bräunlichem China-Papier. Darstellungsgröße<br />

20:23,8 cm, Blattgröße 47,1:38,1 cm. –<br />

Rechte obere Ecke ergänzt, im breiten Rand<br />

rechts etwas knitterfaltig.<br />

145. Cornelia Gurlitt<br />

In einer Balkonecke sitzende Frau und stehendes<br />

Mädchen links, im Hintergrund hügelige<br />

Landschaft mit Reitern und Spaziergängern,<br />

rechts zwei Frauen im angrenzenden Garten.<br />

Kreidelithographie, über Quadrierung in<br />

Bleistift, auf gelblichem Velin. Darstellungsgröße<br />

26,5:21,5 cm, Blattgröße ca. 34,8:26,2<br />

cm. Verso rechts: Häusliche Szene mit Frauen<br />

und Kindern vor einem Gebäude. Lithographie.<br />

Probedruck. – Insgesamt mit Gebrauchsspuren.<br />

[144]<br />

[145]<br />

101


[146]<br />

146. Emma Gräfin von Hagen<br />

1. Hälfte 19. Jh.<br />

Kleine Ortschaft am Gewässer mit Booten.<br />

Pinsel in Braun, braun laviert, über Bleistift,<br />

mit mehreren Umfassungslinien, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, links unten signiert<br />

„Emma Gräfin von Hagen“. 16,7:21,5 cm.<br />

Minimal fleckig, verso Reste alter Verklebung.<br />

Trotz gewisser perspektivischer Unstimmigkeiten<br />

(Häuser) stimmungshafte, ganz<br />

im Stil der romantischen Landschaftsmalerei<br />

gehaltene Zeichnung.<br />

Über die Zeichnerin waren keine Daten zu<br />

ermitteln.<br />

SELLA HASSE (Pseud. ESSA<br />

HALLES)<br />

1878 Bitterfeld – Berlin 1963<br />

Die als Malerin sowie Lithographin, Holzund<br />

Linolschneiderin wirkende Künstlerin<br />

absolvierte ihre Ausbildung an der Kunstakademie<br />

in Berlin bei F. Skarbina (1849-<br />

1910), W. Leistikow (1865-1908) und L. Corinth<br />

(1858-1925). 1902 begann<br />

die Freundschaft mit K. Kollwitz<br />

(1867-1945), die sie entscheidend<br />

beeinflussen sollte.<br />

1904 Umzug nach Hamburg.<br />

Bekanntschaft mit E. Barlach<br />

(1878-1938), O. Pankok (1893-<br />

1966), Charlotte Pauly (1886-<br />

1981) und W. Wauer (1866-<br />

1962). 1912 reiste sie nach Paris.<br />

1910-1930 war sie ansässig in<br />

Wismar. 1928 Teilnahme an<br />

der Ausstellung „Kunst und<br />

Technik“ im Folkwang-Museum<br />

Essen, zusammen mit<br />

Lili Réthi (geb. 1894), Luise<br />

Blumenthal (Geb. und Todesdat.<br />

unbek.) und H. Baluschek<br />

(1870-1935). 1930-1933 lebte sie<br />

in Berlin. Nach 1933 Umzug ins<br />

Elsaß. 1937 wurden im Zuge<br />

der „Säuberungsaktionen“ der<br />

Nationalsozialisten ihre Werke<br />

als „entartet“ aus den Museen<br />

entfernt. 1943 Rückkehr nach<br />

Hamburg.<br />

Durch den Krieg ging ein<br />

Großteil ihres Werkes verloren.<br />

1951 Lähmung. 1955 Ehrenmitglied<br />

des Verbandes<br />

Bildender Künstler der DDR<br />

und Mitglied der Akademie<br />

der Künste Berlin. 1962 Käthe<br />

Kollwitz-Preis. Bekanntheit<br />

erlangte die Künstlerin durch<br />

ihre dynamisch-expressive<br />

Druckgraphik.<br />

Größere Bestände sowie einen Teil des schriftlichen<br />

Nachlasses besitzen die Berliner Akademie der Bildenden<br />

Künste und das Stadtgeschichtliche Museum<br />

in Wismar.<br />

[147]<br />

147. Sella Hasse<br />

Christus mit den Wundmalen. Farblithographie, auf<br />

festem bräunlichem Velin, signiert. 49:35,8 cm.<br />

<strong>102</strong>


MARGARETE HAVEMANN, geb.<br />

BRAUNMÜLLER<br />

1877 Grabow/Mecklenburg – um 1955<br />

Die Malerin, Graphikerin und Holzschneiderin<br />

war Schülerin von E. Neumann (1871-<br />

1954) in München, der sie zum Holzschnitt<br />

anregte. Danach war sie in Berlin und anschließend<br />

in Hamburg, wo sie als Lehrerin<br />

an der Gewerbeschule für Mädchen wirkte.<br />

Ausstellungsbeteiligungen seit 1904 u.a. im<br />

Glaspalast München, an der Großen Berliner<br />

Kunstausstellung, der Internationalen<br />

Kunstausstellung Bremen 1906 oder der<br />

Ausstellung für Buchgewerbe in Leipzig.<br />

1910/1911 Mitarbeit an der von Hanns von<br />

Gumppenberg herausgegebenen Zeitschrift<br />

„Licht und Schatten. Wochenschrift für<br />

Schwarzweisskunst und Dichtung“.<br />

Bekanntschaft mit Ida Demel (1870-1942),<br />

der Mitbegründerin des „Bund Hamburger<br />

Künstlerinnen und Kunstfreundinnen“,<br />

aus der später die GEDOK (Gemeinschaft<br />

deutscher und österreichischer Künstlerinnen<br />

und Kunstfreunde) hervorging, und<br />

der Schriftstellerin Hetta Mayr.<br />

Ihre Themen waren meist Landschaften,<br />

Stilleben und Genreszenen, auch das großstädtische<br />

Treiben. Zudem war sie als Bildhauerin<br />

tätig.<br />

Vertreten ist sie u.a. in der Graphischen<br />

Sammlung des Folkwang-Museum, Essen.<br />

[148]<br />

148. Margarete Havemann<br />

„Müde“. Halbfigurenbildnis einer älteren schlafenden Frau in Dreiviertelprofil nach<br />

rechts, den Kopf auf die rechte Hand gestützt. Linolschnitt in Grün, auf dünnem chamoisfarbenem<br />

Japan-Bütten, signiert und betitelt. Ca. 22,3:20,1 cm.<br />

103


JACOBA VAN HEEMSKERCK<br />

1876 Den Haag – Domburg/Veere 1923<br />

Jacoba van Heemskerck war als Graphikerin<br />

und Holzschneiderin, auch als Glasmalerin<br />

tätig. Erste Unterweisung erhielt sie<br />

durch ihren Vater, den Marinemaler J. E.<br />

van Heemskerck van Beest (1828-1894). Es<br />

folgte ein Studium 1897-1901 in Den Haag<br />

an der Königlichen Kunstakademie.<br />

1901-1903 lebte sie in Hilversum, wo sie die<br />

Maler der Larener Schule kennenlernte und<br />

in die graphischen Techniken von F. Hart<br />

Nibbrig (1866-1915) eingeführt wurde.<br />

Dann reiste sie nach Paris, wo sie sechs Monate<br />

im Atelier von E. Carrière (1849-1906)<br />

und 1901-1904 u.a. an der Académie Julian<br />

studierte.<br />

Anschließend zog sie nach Den Haag. Seit<br />

1914 verbrachte sie den Sommer im niederländischen<br />

Seebad Domburg.<br />

Über die Stilrichtungen der klassischen<br />

Moderne, Anregungen durch persönlichen<br />

Kontakt mit P. Mondrian (1872-1944) und<br />

J. Toorop (1858-1928), später auch durch W.<br />

Kandinsky (1866-1944) wandte sie sich abstrakten<br />

Kompositionen zu.<br />

Auch die anthroposophische Lehre von R.<br />

Steiner spielte eine wichtige Rolle für die<br />

Entwicklung ihrer Kunst. 1911-1913 Teilnahme<br />

an den Ausstellungen des Pariser<br />

„Salon des Indépendants“.<br />

Zunächst schuf sie Genreszenen mit Fischern,<br />

alten Frauen und Männern, dann<br />

Landschaften, Stilleben<br />

und Häfen sowie Segelschiffe.<br />

Seit 1913 war sie<br />

mit H. Walden befreundet,<br />

dem Gründer der<br />

Künstler- und Literatenbewegung<br />

„Der Sturm“,<br />

und hatte erste Ausstellungen<br />

in Deutschland<br />

(Erster Deutscher<br />

Herbstsalon Berlin, Ausstellungen<br />

der Gruppe<br />

„Sturm“).<br />

Seit 1918 zunehmende,<br />

teils selbstgewählte Isolation,<br />

möglicherweise<br />

auch wegen ausbleibender<br />

Anerkennung nicht<br />

nur seitens des holländischen<br />

Publikums,<br />

sondern auch durch ihre<br />

Künstlerkollegen.<br />

Jacoba van Heemskerck<br />

spielte eine wichtige Rolle<br />

in der Entwicklung<br />

der abstrakten Malerei<br />

in den Niederlanden.<br />

149. Jacoba van Heemskerck<br />

Mühle. Holzschnitt, auf bräunlichem Velin,<br />

um 1915, signiert. 25,3:33,7 cm. Erschienen<br />

in „Der Sturm“, 6. Jahrgang, 1915, Nr. 13/14,<br />

S. 73. – Im breiten Rand etwas vergilbt.<br />

Literatur: Ausst. Kat.: Jacoba van Heemskerck<br />

1876-1923. Eine expressionistische<br />

[149]<br />

[150]<br />

Künstlerin, Haags Geementemuseum, Den<br />

Haag 1983, S. 73, Nr. 75 mit Abb.<br />

150. Jacoba van Heemskerck<br />

Ohne Titel. Linolschnitt, auf Japan, signiert.<br />

Darstellungsgröße 20,2:27,9 cm, Blattgröße<br />

34,9:44,4 cm. – Im breiten Rand rechts oben<br />

ungleich beschnitten, oben etwas fleckig.<br />

104


MAJ (MARTA ESTER LAURENTIA)<br />

HEMBERG<br />

1906 Stockholm – Malmö 1992<br />

Die Künstlerin studierte in den Zwanziger<br />

Jahren in Dresden und war mit den Malern<br />

P. Berger-Bergner (1904-1978) und H. Jüchser<br />

(1894-1977) befreundet und wie diese<br />

Mitglied der „Neue Dresdner Sezession<br />

1932“ (vgl. Wilhelmi, 1996, 52). Seit 1932<br />

war sie in Malmö/Schweden tätig.<br />

[151]<br />

151. Maj Hemberg<br />

„an sikte“ (Ein Gesicht). Farbholzschnitt in<br />

Schwarz, Rot, Braun und Violett, auf China,<br />

betitelt und signiert. 33:22,8 cm.<br />

HANNAH HÖCH<br />

1889 Gotha – Berlin 1978<br />

Hannah Höch zählt zu den bekanntesten<br />

deutschen Künstlerinnen<br />

der ersten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts.<br />

1912-1914 studierte sie an der<br />

Kunstgewerbeschule Berlin.<br />

1912 besuchte sie zudem Köln.<br />

Ab 1915 setzte sie ihr Studium<br />

an der Unterrichtsanstalt<br />

des Kunstgewerbemuseums<br />

in Berlin als Schülerin von E.<br />

Orlik (1870-1932) fort. Dort<br />

machte sie die Bekanntschaft<br />

von R. Hausmann (1886-1971).<br />

1920 folgte eine gemeinsame<br />

Reise nach Prag und die Teilnahme<br />

an der Ersten Internationalen<br />

Dada-Messe sowie ab<br />

diesem Jahr die regelmäßige<br />

Teilnahme an den Ausstellungen<br />

der „Novembergruppe“.<br />

1921 trennte sich das Künstlerpaar<br />

Höch-Hausmann.<br />

1924 unternahme sie eine<br />

Reise nach Paris und besuchte<br />

P. Mondrian (1872-1944)<br />

und die „Stijl-Gruppe“. Ab<br />

1926 Freundschaft mit der<br />

Schriftstellerin T. Brugmann,<br />

gemeinsame Wohnung 1929<br />

in Den Haag und bis 1936 in<br />

Berlin.<br />

1933 wurde die Künstlerin von den Nationalsozialisten<br />

als „entartet“ eingestuft und erhielt Berufsverbot.<br />

Um 1935/1936 Trennung von T. Brugmann<br />

(1888-1958).<br />

1938 heiratete sie den Pianisten K. Matthies, die Ehe<br />

wurde bereits 1944 geschieden. Seit 1965 Lehrtätigkeit<br />

an der Akademie der Künste in Berlin.<br />

[152]<br />

152. Hannah Höch<br />

Kopf einer Perserkatze (Katze Ninn). Feder in<br />

Schwarz, um 1925, auf Velin, auf Karton aufgezogen,<br />

rechts unten monogrammiert „H.H.“, verso mit<br />

dem Stempel „Nachlaß Sammlung Hannah Höch –<br />

Rössner-Höch“. 20:16,4 cm.<br />

105


THERESE HOLBEIN VON<br />

HOLBEINSBERG<br />

1785 Graz – Wien 1859<br />

Therese Holbein von Holbeinsberg war seit<br />

1814 als Malerin und Radiererin in Wien<br />

tätig. Ihr Vater soll der letzte männliche<br />

Nachkomme der Malerfamilie Holbein gewesen<br />

sein.<br />

[153]<br />

153. Therese Holbein von Holbeinsberg<br />

Waldlandschaft mit Grubeneingang, aus dem<br />

ein Bergmann mit Schubkarre heraustritt.<br />

Radierung, 1814, auf Velin. 17,1:23,9 cm.<br />

Mit mehreren handschriftlichen Nummern<br />

im Unterrand, etwas fleckig.<br />

Literatur: Boetticher Bd. I, Teil II, S. 593, aus<br />

4, Zwei Radierungen „Waldpartien“: Österr.<br />

Kunstverein 1855.<br />

DAGMAR HOOGE<br />

1870 Hamburg – nach 1930<br />

Dagmar Hooge absolvierte ihre Ausbildung<br />

an der Schule des Künstlerinnen-Vereins<br />

München. 1906 beteiligte sie sich u.a. an<br />

der „Internationalen Kunstausstellung Bremen“<br />

und an der „Deutschen Kunstausstellung“<br />

sowie 1908 in Verbindung mit einer<br />

Sonderausstellung der Vereinigung nordwestdeutscher<br />

Künstler an der „36. Großen<br />

Ausstellung des Kunstvereins Bremen“.<br />

Sie war die Schwester der Künstlerin Helene<br />

Hooge (geb. 1873), mit der sie einen<br />

gemeinsamen Wohnsitz in München hatte,<br />

und eine Freundin der Graphikerin Kathleen<br />

Bagot (1890-1925), erster Ehefrau<br />

des Malers Georg Tappert (1880-1957). Sie<br />

war Mitglied im Künstlerinnen-Verein<br />

München und im Reichsverband Bildender<br />

Künstler Deutschland, Berlin. Dagmar<br />

Hooge schuf Landschaften und Stilleben.<br />

154. Dagmar Hooge<br />

„Anemonen“. Farbholzschnitt, auf dünnem<br />

Japan, signiert, betitelt und als „Orig. Holzschnitt<br />

N 14 Handdruck.“ bezeichnet. Ca.<br />

25,1:22,7 cm. Darstellung im Achteck. – Im<br />

schmalen Rand Farbreste vom Druckvorgang.<br />

155. Dagmar Hooge<br />

„Schmelzender Schnee“. Holzschnitt in<br />

Braun, Grün, Blau, Khaki, Rot und Grau,<br />

auf dünnem grauem Japan, signiert, betitelt<br />

sowie nummeriert und bezeichnet als<br />

„Original Holzschnitt N. 48 Handdruck.“.<br />

Ca. 18,8:25 cm. – Etwas fleckig und in den<br />

Rändern ungleich beschnitten sowie links<br />

und unten quetschfaltig.<br />

Stilelemente des Jugendstils und japanischer<br />

Holzschnitte sind nicht zu übersehen.<br />

[154]<br />

[155]<br />

106


ROSA HUTH<br />

1815 – Frankfurt am Main – 1843<br />

Rosa Huth, Schwester des Malers Theodor<br />

Huth (1821-1896), war in ihrer Heimatstadt<br />

als Bildnismalerin und Lithographin tätig.<br />

Als Schülerin von C. L’Allemand (1809-<br />

1880) ging sie von der Blumenmalerei zum<br />

Porträt<strong>fach</strong> über und schuf ca. 1500 Bildnisse,<br />

die sie teils in Kreide zeichnete und<br />

teils als Aquarell und Miniatur malte.<br />

In den angesehensten Frankfurter Familien<br />

erteilte sie Unterricht. Kurz nachdem die<br />

Künstlerin begonnen hatte auch in Öl zu<br />

malen, verstarb sie.<br />

156. Rosa Huth<br />

Bildnis einer jungen Frau. Halbfigur, leicht<br />

nach rechts gewendet, den Beschauer anblickend.<br />

Aquarell und schwarze Kreide,<br />

rechts unten signiert „Huth“, auf chamoisfarbenem<br />

Velin. 12,2:9,7 cm. Darstellung im<br />

Hochoval. – Insgesamt etwas vergilbt.<br />

Nach Aussage des Vorbesitzers soll es sich<br />

bei der Dargestellten um ein Mitglied der<br />

Frankfurter Familie Brentano handeln.<br />

MARIE MADELEINE IGONNET<br />

Mitte 18. Jahrhundert<br />

Von der Künstlerin, die in Paris als Reproduktionskupferstecherin<br />

tätig war, sind<br />

mehrere Stiche nach Gemälden meist französischer<br />

Künstler bekannt.<br />

157. Marie Madeleine Igonnet<br />

Mitte 18. Jh.<br />

„La Pourvoyeuse Flamande“. Kupferstich,<br />

nach Fr. van Mieris (1635-1681), auf festem<br />

Bütten. 31,5:21,4 cm. Mit der Adresse von<br />

Basan, Paris. – Im ganzen nicht ganz frisch.<br />

Literatur: Nagler aus 8; Thieme/Becker, Bd.<br />

18, S. 552.<br />

ELISABETH MARIA ANNA<br />

JERICHAU-BAUMANN, geb. BAU-<br />

MANN<br />

1819 Zoliborz/Warschau – Kopenhagen 1881<br />

Die in Kopenhagen wirkende Künstlerin<br />

Anna Jerichau-Baumann erhielt ihre künstlerische<br />

Ausbildung um 1838/1840 in Berlin<br />

bei R.B.J. Hübner d.Ä. (1806-1882), ab 1838<br />

in Düsseldorf bei W. Schadow (1788-1862),<br />

K.F. Sohn (1805-1867), C.F. Lessing (1808-<br />

1880) und H.A. (1803-1860) bzw. Hermine<br />

Stilke (1804-1869).<br />

[156] [157]<br />

1845 ging die als eigenwillig und temperamentvoll-exaltiert<br />

beschriebene junge<br />

Künstlerin nach Rom, wo sie den dänischen<br />

Bildhauer und Thorvaldsen-Schüler<br />

J.A. Jerichau (1816-1883) kennenlernte und<br />

ein Jahr später heiratete. 1849 folgte sie<br />

ihrem Mann nach Kopenhagen, wo er als<br />

Professor an die Akademie berufen worden<br />

war. Hier knüpfte das Paar freundschaftliche<br />

Bande zu Prinzessin Alexandra von<br />

Dänemark und dem Dichter Hans Christian<br />

Andersen, der eine Biographie über<br />

die Jerichaus verfaßte. Entfremdung vom<br />

Ehemann und möglicherweise daraus resultierend<br />

ein ruhelos-rastloses Temperament<br />

führten zu zahlreichen Reisen, so u.a.<br />

107


auch im Hinblick<br />

darauf zu bewerten,<br />

daß sie neun Kinder<br />

zur Welt brachte, von<br />

denen zwei ebenso<br />

Maler wurden, und<br />

nach Angaben von A.<br />

Lichtwark beträchtlich<br />

zum Familienunterhalt<br />

beitrug.<br />

Neben ihrer malerischen<br />

Arbeit war<br />

sie auch musikalisch<br />

und schriftstellerisch<br />

tätig.<br />

hatte sie mit ihren Arbeiten nicht nur bei<br />

ihren Landsleuten in China großen Erfolg.<br />

Während des Zweiten Weltkrieges war sie<br />

mit ihren beiden Söhnen in einem Internierungslager<br />

inhaftiert – 1936 war ihr Mann<br />

bereits verstorben. Nach Kriegsende kehrte<br />

sie nach England zurück und zog nach<br />

Okehampton.<br />

[158]<br />

1852 nach England – in London hatte sie in<br />

diesem Jahr eine Ausstellungsbeteiligung<br />

–, wiederholt nach Italien, nach Griechenland,<br />

Kleinasien und Ägypten. 1867 und<br />

1878 Teilnahme an den Weltausstellungen<br />

in Paris, weitere Ausstellungen in Berlin,<br />

Kassel und Bremen.<br />

Zunächst schuf sie Szenen aus dem Volksleben<br />

ihrer Heimat, es folgten solche aus<br />

dem römischen und dänischen Volksleben,<br />

zudem Porträts dänischer Bekanntheiten<br />

und des Adels. Eine Besonderheit ist, daß<br />

die Künstlerin Zutritt in orientalische Harems<br />

bekam, so zu dem türkischen Harem<br />

von Mustafa Fazil Paşa, weshalb sie in der<br />

Lage war, dieses im 19. Jahrhundert äußerst<br />

beliebte exotisch-erotische Thema<br />

nach eigener Anschauung zu malen. Ihr<br />

großes künstlerisches Schaffen sowie ihre<br />

außerordentlichen Reiseaktivitäten sind<br />

158. Elisabeth M.A. Jerichau-Baumann<br />

Segler in einem holländischen Hafen. Aquarell,<br />

mit Deckweiß gehöht, über Bleistift, auf<br />

Velin, rechts unten signiert und datiert „A.<br />

Baumann 1845“. 12,2:16,6 cm. Auf Untersatz<br />

montiert. – Kleiner Einriß am Unterrand.<br />

KATHERINE JOWETT,<br />

geb. WHEATLEY<br />

um 1890 Devon – Okehampton 1972<br />

Über die Holz- und Linolschneiderin,<br />

Tochter eines methodistischen Pfarrers,<br />

ist bekannt, daß sie in den 1910er Jahren<br />

einem methodistischen Missionar nach<br />

China folgte. Dort ehelichte sie dann Hardy<br />

Jowett, einen prominenten, in Peking lebenden<br />

Briten. Frei von finanziellen Sorgen<br />

widmete sie sich ganz ihren künstlerischen<br />

Studien und bildete sich autodidaktisch<br />

weiter. Gerade in den 20er und 30er Jahren<br />

[159]<br />

159. Katherine Jowett<br />

Peking, Tempel des Himmels (Himmelstempel),<br />

Motiv aus der Verbotenen Stadt. Farblinolschnitt,<br />

auf chamoisfarbenem Japan,<br />

signiert und nummeriert. 30,5:20 cm.<br />

Nr. 64 von 100 Exx.<br />

108


ANGELIKA KAUFFMANN<br />

1741 Chur – Rom 1807<br />

Angelika Kauffmann war eine der berühmtesten<br />

Malerinnen ihrer Zeit. Bereits<br />

als 11jährige galt sie als Wunderkind. Als<br />

Tochter des Porträt- und Freskenmalers<br />

J.J. Kauffmann (1702-1782), der ihr erster<br />

Lehrer war, wurde Kauffmanns zeichnerisches<br />

und musikalisches Talent schon im<br />

Kindesalter erkannt und gefördert. Die<br />

beiden ersten Italienaufenthalte in den Jahren<br />

1754-1757 und 1758-1766 brachten entscheidende<br />

künstlerische Impulse.<br />

1766 ließ sie sich in England nieder, wo<br />

sie Porträtaufträge von Hof und Adel erhielt.<br />

Neben ihrer Porträttätigkeit betrieb<br />

Kauffmann ebenso erfolgreich die Historienmalerei.<br />

Nach der Heirat mit dem Maler<br />

A. Zucchi (1726-1795) siedelte sie 1782<br />

nach Rom über, wo sie gleichfalls zu einer<br />

der gefeiertsten Künstlerinnen ihrer Zeit<br />

avancierte. Auch für die deutschen Romreisenden<br />

war ihr Atelier ein wichtiger<br />

Treffpunkt, insbesondere für den Weimarer<br />

Kreis um Goethe, Herder, die sie beide<br />

porträtierte, und Herzogin Anna Amalia<br />

von Sachsen-Weimar.<br />

Bereits 1762 wurde sie Ehrenmitglied der<br />

Accademia Bologna und 1765 ordentliches<br />

Mitglied der Accademia di San Luca zu<br />

Rom. Zudem beteiligte sie sich 1768 aktiv<br />

an der Gründung der Royal Academy; gemeinsam<br />

mit Mary Moser (1744-1819), eine<br />

der berühmtesten Malerinnen Englands,<br />

gehörte sie zu deren einzigen weiblichen<br />

Mitgliedern.<br />

160. Angelika Kauffmann<br />

Lukrezia. Bleistift, mit mehr<strong>fach</strong>er Bleistiftlinie<br />

umrandet, auf Bütten mit Fragment eines<br />

Wasserzeichens: Krone, unten signiert,<br />

bezeichnet und datiert „Angelica Kaufman<br />

fec a Naply 1763 AK.“. 17,6:21 cm. – Minimal<br />

fleckig und mit leichten Gebrauchsspuren.<br />

Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: B. Baumgärtel:<br />

Angelika Kauffmann, Düsseldorf 1998, Nr.<br />

40, mit Abb. Hier noch als „Der Selbstmord<br />

der Dido“ betitelt.<br />

[160]<br />

Unsere Zeichnung ist nach einem Gemälde<br />

von Guido Cagnacci (1601-1665) entstanden,<br />

das sich im 18. Jahrhundert in der Galerie<br />

des Kardinals Tommaso Ruffo in Ferrara<br />

befand, wo die Malerin ihre Zeichnung<br />

nach dem Original angefertigt haben muß,<br />

sie möglicherweise aber erst in Neapel vollendete.<br />

Das Gemälde von G. Cagnacci wurde am<br />

24.04.2007 im Dorotheum in Wien versteigert<br />

(vgl. <strong>Katalog</strong> zur Jubiläumsauktion<br />

109


1707-2007 Dorotheum, Wien, Nr. 401 mit<br />

Farbtafel). Auch unsere Zeichnung ist hier<br />

abgebildet.<br />

1758-1766 unternahm Angelika Kauffmann<br />

ihre zweite Reise nach Italien, die ganz dem<br />

Studium gewidmet war. Diese Reise führte<br />

sie über Mailand, Parma, Modena, Bologna,<br />

Florenz und Rom nach Neapel. Es ist<br />

davon auszugehen, daß sie vermutlich von<br />

Modena aus einen Abstecher nach Ferrara<br />

unternahm. Empfehlungsschreiben des<br />

Grafen Firmian an die Höfe von Parma und<br />

Florenz, an Winckelmann und Kardinal<br />

Albani öffneten ihr die dortigen bedeutenden<br />

Sammlungen. In Italien kopierte sie u.a.<br />

Werke von Carracci, Coreggio, Domenichino,<br />

Guercino und Raffael.<br />

161. Angelika Kauffmann<br />

Hebe als Jupiters Mundschenkin, der Gott<br />

durch den Adler charakterisiert. Radierung,<br />

in Rotbraun, 1770, auf Bütten. 21:16,3 cm. –<br />

Prachtvoller Abdruck mit Rändchen um die<br />

Plattenkante<br />

Literatur: Andresen 11, III (von III) mit dem<br />

Aquatintaton und der Publikationszeile<br />

rechts: „Published Oct. 1.st 1780.“; Nagler<br />

4; Manners/Williamson (7); Boerner 1979,<br />

29; Baumgärtel Diss. 1990, Nr. 126, Abb.<br />

115; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Retrospektive Angelika<br />

Kauffmann. Hrsg. u. bearb. von B. Baumgärtel.<br />

Düsseldorf, Kunstmuseum, 1999, Nr.<br />

46 mit Abb.<br />

162. Angelika Kauffmann<br />

Die trauernde Freundschaft – Erinnerungen<br />

an den Tod der Tochter des Generals Stanwick.<br />

Radierung, 1767, auf Bütten. 22,2:16<br />

cm. – Sehr guter Druck mit Rändchen, alt<br />

montiert und minimal gebräunt.<br />

Literatur: Andresen 20, II, mit dem Verlegernamen<br />

und Datum: John Boydell, excudit<br />

1781; Nagler 2; Manners/Williamson<br />

(21); Boerner 1979, 19 (hier: I v. II); Baumgärtel<br />

Diss. 1990, S. 243 f., Abb. 46, Nr. 297<br />

(hier: I-II); Ausst. <strong>Katalog</strong>: Retrospektive<br />

Angelika Kauffmann. Hrsg. u. bearb. von<br />

B. Baumgärtel. Düsseldorf, Kunstmuseum,<br />

1999, Nr. 254 mit Abb. (II v. II).<br />

[161]<br />

„Die Frau an der Urne gehört zu den beliebtesten<br />

Topoi des empfindsamen Klassizismus.<br />

Am Thema der Frau mit Gefäß wurde<br />

die Frage der Tugend oder Untugend abgehandelt,<br />

letzteres exemplarisch an Greuzes<br />

(1725-1805), „Der zerbrochene Krug“, erste-<br />

[162]<br />

res viel<strong>fach</strong> in der Darstellung der trauernden<br />

Agrippa mit der Urne des Germanicus,<br />

der Andromache am Grab des Hektor oder<br />

der Kleopatra am Grab des Marcus Antonius...<br />

Mit dem allegorisierenden Memorialbild<br />

auf den Tod der Tochter Stanwicks<br />

schuf Kauffmann eine ganz eigenständige<br />

Ikonographie, indem sie das Symbol des<br />

Todes, die Urne, mit der Muse der Freundschaft<br />

zu einem natürlichen Sinnbild der<br />

trauernden Freundschaft verdichtet.“ (zit.<br />

aus: Ausst. <strong>Katalog</strong> Düsseldorf, 1999, S. 415).<br />

Die Tochter des Generals Stanwick war bei<br />

einem Schiffsunglück ums Leben gekommen.<br />

110


163. Angelika Kauffmann<br />

Der bärtige Greis mit einem Stab in der Rechten.<br />

Radierung und Aquatinta, 1762, auf<br />

Bütten. 12,5:8,9 cm. – Auf die Plattenkante<br />

geschnitten.<br />

Literatur: Andresen 22, II (von II) mit der<br />

Adresse: J. B. excud; Nagler 27; Manners/<br />

Williamson (15); Boerner 1979, aus 7; <strong>Katalog</strong>:<br />

Retrospektive Angelika Kauffmann.<br />

Hrsg. u. bearb. von B. Baumgärtel. Düsseldorf,<br />

Kunstmuseum, 1999, Nr. 8 mit Abb.<br />

Es handelt sich hier um die früheste datierte<br />

Arbeit, die bereits in Florenz (vielleicht unter<br />

Anleitung J.F. Reiffensteins, 1719-1793)<br />

entstanden sein dürfte.<br />

164. Angelika Kauffmann, nach<br />

Amor als Lehrer. (Pittoresque Amusements;<br />

Practical Exercise). 2 Blatt Kupferstiche, in<br />

Braundruck, von P. Bettelini (1763-1828),<br />

auf Bütten. 29,2:32,7 cm, 28,9:33 cm. Published<br />

London 1787.<br />

Abdrucke vor den Titeln. – Tadellos erhalten,<br />

selten!<br />

Literatur: Huber 2 und 3; Manners/Williamson<br />

S. 227; Boerner 1979, 38.<br />

165. Angelika Kauffmann, nach<br />

Antiope. Kupferstich in Punktiermanier, in<br />

Rotdruck, von F. Bartolozzi (1727-1815), auf<br />

Bütten. Darstellung im Hochoval. 23:17,4<br />

cm. Walker excud. Published London<br />

1781. – Sehr guter Abdruck, leicht vergilbt.<br />

Literatur: Boerner 1979, 43.<br />

[165]<br />

[163]<br />

[164] [166]<br />

111


166. Angelika Kauffmann, nach<br />

Antiope. Kupferstich in Punktiermanier, in<br />

mehreren Farben, von F. Bartolozzi (1727-<br />

1815), auf Bütten. Darstellung im Hochoval.<br />

23:17,4 cm. Walker excud. Published London<br />

1781. – Sehr guter Abdruck, sicher selten.<br />

Literatur: Boerner 1979, vgl. 43.<br />

[167] [169]<br />

festem Velin. 38,3:42,2 cm. – Guter Abdruck,<br />

auf die Plattenkante geschnitten, gering<br />

fleckig.<br />

Literatur: Huber 20 ; Nagler I, S. 427; Le<br />

Blanc 26; Boerner 1979, 73.<br />

Illustration zu Titus Livius: A urbe condita.<br />

167. Angelika Kauffmann, nach<br />

Cleopatra und Meleager. Cleopatra persuading<br />

Meleager to take his Arms in defence of<br />

his country. Kupferstich in Punktiermanier,<br />

in mehreren Farben, von Ruhot, auf Bütten.<br />

32:37,4 cm. – Auf die Plattenkante geschnitten,<br />

im Schriftrand unten dünne Papierstelle,<br />

verso Reste alter Leimspuren.<br />

Literatur: Gerard vgl. 48; Boerner 1979, vgl.<br />

aus 72; Manners/Williamson vgl. S. 223.<br />

Illustration zu Plutarch: Leben des Aemilius,<br />

sowie Homer: Ilias.<br />

[168]<br />

168. Angelika Kauffmann, nach<br />

„Servius Tullius“. Kupferstich in Punktiermanier,<br />

1788, von D. Berger (1744-1824), auf<br />

169. Angelika Kauffmann, nach<br />

Achills Trauer über den Tod des Patroklos.<br />

(„Achilles sese ob mortem Patrocli afflictat.“).<br />

Kupferstich in Punktiermanier, in Rotdruck,<br />

von W.W. Ryland (1729 oder 1732 –<br />

1783), auf Bütten. 30,3:39,3 cm. Published<br />

London 1777. – In jeder Hinsicht tadellos<br />

erhaltenes Exemplar!<br />

Literatur: Nagler 37; Le Blanc 42; Andresen-<br />

Wessely 8; Boerner 1979, aus 94.<br />

Illustration zu Homer: Ilias und Odyssee.<br />

112


[170]<br />

170. Angelika Kauffmann, nach<br />

Venus stellt Paris nach dem Kampf mit<br />

Menelaos der Helena vor. Kupferstich in<br />

Punktiermanier, in Rotdruck, von W.W.<br />

Ryland (1729 oder 1732 – 1783), auf Bütten.<br />

Darstellung im Rund. 36,8:31,3 cm. Published<br />

London 1781. – Tadellos erhalten!<br />

Literatur: Nagler 41; Le Blanc 19; Andresen-<br />

Wessely 6; Boerner 1979, 112.<br />

Illustration zu Homer: Ilias.<br />

171. Angelika Kauffmann, nach<br />

Die Flucht des Paris und der Helena vom Hofe<br />

des Menelaos. Kupferstich in Punktiermanier,<br />

in Rotdruck, von W.W. Ryland (1729<br />

oder 1732 – 1783), auf Bütten. Darstellung<br />

im Rund. 37,2:31,3 cm. Published London<br />

1781. – Tadellos erhalten!<br />

Literatur: Nagler 40; Le Blanc 18; Andresen-<br />

Wessely 5; nicht bei Boerner.<br />

Illustration zu Homer: Ilias.<br />

[171]<br />

172. Angelika Kauffmann, nach<br />

Emilia. Weibliche Halbfigur im Dreiviertelprofil<br />

nach rechts. Kupferstich in Punktiermanier,<br />

in mehreren Farben, wenig mit Gelb<br />

koloriert, von H. Sintzenich (1752-1830), auf<br />

festem Bütten. Darstellung im Hochoval.<br />

30,8:22,8 cm. Herausgegeben Mannheim<br />

1781. – Insgesamt nicht ganz frisch.<br />

Literatur: Nagler 50; Le Blanc 38; Boerner<br />

1979, 140 (Rotdruck); Ausst. <strong>Katalog</strong>: Heinrich<br />

Sintzenich. Druckgraphische Werke,<br />

Mannheim 1983, Nr. 20 mit Abb.<br />

173. Angelika Kauffmann, nach<br />

Die Geduld. („Patience“). Kupferstich in<br />

Punktiermanier, in mehreren Farben, von<br />

W.W. Ryland (1729 oder 1732 – 1783), auf<br />

Bütten. Darstellung im Hochoval. 37,7:29<br />

cm. Published London 1777.<br />

Literatur: Nagler 19; Le Blanc 25; Boerner<br />

1979, vgl. 185; vgl. Ausst. <strong>Katalog</strong>: Angeli-<br />

[172]<br />

[173]<br />

ka Kauffmann. Ein Weib von ungeheurem<br />

Talent. Hrsg. von T.G. Natter. Bregenz 2007,<br />

Nr. 150 (Rotdruck).<br />

Illustration zu William Mason: Caractacus.<br />

113


1908 Studium in Berlin an der Zeichenund<br />

Malschule von A. Mayer und Übersiedelung<br />

nach Stuttgart, wo Hölzel seit 1906<br />

an der Kunstakademie lehrte.<br />

Nachfolgend wurde sie seine Meisterschülerin<br />

und 1911-1914 seine Assistentin mit<br />

eigenem Meisteratelier.<br />

1915-1917 unterrichtete sie Hanna Bekker<br />

vom Rath (1893-1983), ihre spätere<br />

freundschaftlich verbundene Förderin und<br />

Sammlerin.<br />

[174] [175]<br />

1920-1923 Studium am Bauhaus in Weimar,<br />

wo sie bei den für ihr weiteres Schaffen<br />

bestimmenden Künstlern J. Itten (1888-<br />

1967), P. Klee (1879-1940) und W. Kandinsky<br />

(1866-1944) studierte und u.a. die Weberei<br />

erlernte.<br />

174. Angelika Kauffmann, nach<br />

Ehelicher Friede. („Conjugal Peace.“). Kupferstich<br />

in Punktiermanier, in Rotdruck,<br />

von Th. Burke (1749-1815), auf Bütten. Darstellung<br />

im Hochoval. 37,1:31,3 cm. Published<br />

London 1779. – Vorzügliches Exemplar!<br />

Literatur: Boerner 1979, 182.<br />

175. Angelika Kauffmann, nach<br />

Die Religion. Kupferstich in Punktiermanier,<br />

von F. Bartolozzi (1727-1815), auf Bütten.<br />

Darstellung im Hochoval. 34,8:26,3 cm.<br />

Published London 1783. Vor der Überarbeitung<br />

und vor A. Moltenos Adresse. – Sehr<br />

guter Abdruck, leicht vergilbt.<br />

Literatur: A. Calabi: Francesco Bartolozzi:<br />

Catalogue des Estampes d’après manuscripts<br />

de A. de Vesme. Mailand 1928,<br />

701; Manners/Williamson, S. 227; Boerner<br />

1979, 193 (Rotdruck).<br />

IDA KERKOVIUS<br />

1879 Riga/Lettland – Stuttgart 1970<br />

Ida Kerkovius zählt sicher zu den renommiertesten<br />

deutschen Künstlerinnen des<br />

20. Jahrhunderts. 1899 begann sie ihre<br />

künstlerische Ausbildung an einer privaten<br />

Malschule in ihrer Geburtsstadt.<br />

1902 Umzug nach Dachau, um an der privaten<br />

Malschule von A. Hölzel (1853-1934)<br />

zu studieren.<br />

Ab 1925 Reisen nach Paris, Norditalien und<br />

in die Schweiz.<br />

Nach 1933 wurde sie von den Nationalsozialisten<br />

als „entartet“ diffamiert und erhielt<br />

Ausstellungsverbot.<br />

1935-1939 Reisen durch Mittel- und Osteuropa,<br />

anschließend Rückkehr nach Stuttgart,<br />

wo sie sich zurückgezogen weiterhin<br />

der Malerei und Bildweberei widmete.<br />

Bomben zerstörten ihr Atelier und damit<br />

einen Großteil ihrer Arbeiten.<br />

Nach 1945 unternahm sie weitere Reisen<br />

nach Südfrankreich, an den Gardasee und<br />

nach Ischia.<br />

114


1954 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz<br />

Erster Klasse verliehen, 1958 folgte die Ernennung<br />

zur Professorin.<br />

Sie wurde Ehrenmitglied der Staatlichen<br />

Akademie der bildenden Künste in Stuttgart<br />

sowie Ehrenvorstandsmitglied des<br />

Deutschen Künstlerbundes.<br />

Obwohl ihre letzten Jahre von schwerer<br />

Krankheit gezeichnet waren, war sie weiterhin<br />

künstlerisch tätig.<br />

176. Ida Kerkovius<br />

Fensterbank mit zwei Blumentöpfen und<br />

Flasche, links Ausblick auf eine Landschaft.<br />

Bleistift, mit Bleistiftlinie umrandet, auf<br />

chamoisfarbenem Pauspapier, rechts unten<br />

monogrammiert „IK.“. 22,8:17,8 cm.<br />

Aufgrund des ausdrucksstark-dynamischen<br />

Zeichenstrichs handelt es sich hier möglicherweise<br />

um eine frühe Arbeit der Künstlerin.<br />

Da Ida Kerkovius nur wenig mit dem<br />

Bleistift arbeitete – die Pastelltechnik war<br />

ihr Gebiet –, hat das Blatt darüber hinaus<br />

Seltenheitswert.<br />

177. Ida Kerkovius<br />

Weinrankenzweig mit Schmetterling. Schwarzer<br />

Karton mit farbigem Papier hinterlegt,<br />

rechts unten monogrammiert „IK.“,<br />

auf gelbliches Velin montiert, dort mit der<br />

Nummer „59“ versehen. Ca. 16,3:14 cm.<br />

[176]<br />

[178]<br />

178. Ida Kerkovius<br />

„Architektonisches“. Ölkreide, auf cremefarbenem<br />

Papier, rechts unten monogrammiert<br />

„IK“, verso Nachlaßstempel. 23:16 cm. Gerahmt.<br />

Werknummer 1265. Ausgestellt: Württemberg.<br />

Kunstverein 1969/70.<br />

Provenienz: Frankfurter Kunstkabinett<br />

Hannah Bekker vom Rath, Frankfurt a.M.,<br />

1985, Liste Nr. 43; Galerie Vömel, Düsseldorf.<br />

[177]<br />

115


MATHILDE KLEEMANN<br />

geb. 1888 in Frankfurt am Main<br />

Die Malerin und Gebrauchskünstlerin<br />

Mathilde Kleemann absolvierte ihre Ausbildung<br />

1909-1910 in München, wohl an<br />

der dortigen Kunstgewerbeschule, und<br />

1911-1912 an den Technischen Staatslehranstalten<br />

in Offenbach.<br />

Dann war sie an verschiedenen Berufsschulen<br />

als Zeichenlehrerin tätig und lebte in<br />

Frankfurt am Main.<br />

179. Mathilde Kleemann<br />

Vier Musterentwürfe für Vorsatzpapiere mit<br />

figürlichen Darstellungen. Deckfarben, auf<br />

festem Velin, auf Untersatz montiert, dort<br />

recto bzw. verso teils datiert, signiert und<br />

bezeichnet. Je 16:11,3 bzw. 19,8:15,4 und<br />

25:21,1 cm. – In den Rändern teils ungleich<br />

beschnitten und eines mit Bereibungen in<br />

der Oberfläche.<br />

[179]<br />

Die vier vorliegenden Musterentwürfe für<br />

ein Vorsatzpapier von Mathilde Kleemann<br />

dokumentieren, daß sich die Künstlerin auf<br />

dem Gebiet des Buchschmucks betätigte.<br />

Ihnen gemeinsam ist die liebevolle, leicht<br />

verständliche Bildsprache, die immer figürliche<br />

mit graphischen Elementen dekorativ<br />

verbindet.<br />

116


KÄTHE KOLLWITZ<br />

1867 Königsberg/Preußen – Schloß Moritzburg/Dresden<br />

1945<br />

Käthe Kollwitz studierte 1886-1887 in Berlin<br />

bei K. Stauffer-Bern (1857-1891), 1887 in<br />

Königsberg bei E. Neide (1843-1908) und<br />

1888-1890 in München bei L. von Herterich<br />

(1856-1932). 1891 angeregt durch M. Klinger<br />

(1857-1920) wandte sie sich der Graphik<br />

zu. Seit 1898 war sie Mitglied der „Berliner<br />

Sezession“, ab 1913 der „Freien Secession“<br />

und Mitbegründerin des ersten „Frauenkunstverbandes“.<br />

1898-1903 war sie an der<br />

Künstlerinnenschule Berlin tätig. 1899 erhielt<br />

sie in Dresden die Kl. Goldmedaille<br />

für den Zyklus „Weberaufstand“.<br />

1904 ging sie nach Paris, um an der Académie<br />

Julian zu studieren. 1907 reiste sie nach<br />

Florenz. 1909 begann sie bildhauerisch zu<br />

arbeiten. 1919 wurde sie als erste Frau in<br />

die Preußische Akademie der Künste aufgenommen<br />

und erhielt eine Professur, ab<br />

1928 war sie Leiterin des Meisterateliers<br />

für Graphik. 1929 wurde ihr der Orden<br />

„Pour le Mérite“ in der Klasse Wissenschaften<br />

und Künste verliehen. 1933 wurde sie<br />

durch die Nationalsozialisten zur Aufgabe<br />

ihrer Lehrtätigkeit gezwungen, ihre Arbeiten<br />

aus dem öffentlichen Raum entfernt,<br />

zudem erhielt sie Ausstellungsverbot. 1942<br />

Aufenthalt in Nordburg, 1943 Zerstörung<br />

ihrer Berliner Wohnung, womit zahlreiche<br />

ihrer Arbeiten vernichtet wurden, 1944<br />

Reise nach Moritzburg bei Dresden. Im<br />

Mittelpunkt ihres Schaffens standen sozialkritische<br />

und gegen den Krieg gerichtete<br />

Themen.<br />

[180]<br />

181. Käthe Kollwitz<br />

Ende. Blatt 6 aus dem Zyklus<br />

„Ein Weberaufstand“, 1897.<br />

Radierung und Aquatinta,<br />

auf festem strukturiertem<br />

Papier. 24,6:30,6 cm.<br />

Gedruckt bei O. Felsing,<br />

Berlin. – Im breiten Rand<br />

mit leichten Gebrauchsspuren,<br />

Ecke rechts oben mit<br />

kleiner Fehlstelle.<br />

Literatur: Klipstein 37 III<br />

(von 5).<br />

180. Käthe Kollwitz<br />

Not. Blatt 1 aus dem Zyklus „Ein<br />

Weberaufstand“, 1897. Photo-<br />

Lithographie in Braunschwarz<br />

gedruckt, 1931, auf gelblichem<br />

Bütten, in der Größe des Originals:<br />

15,4:15,3 cm. – Im breiten<br />

Rand fleckig und mit Gebrauchsspuren.<br />

Literatur: Klipstein 25.<br />

1895-1898 arbeitete Kollwitz an dem von G. Hauptmanns Werk „Die Weber“ inspirierten<br />

Zyklus „Weberaufstand“ und wurde damit 1898 auf der „Großen Berliner Kunstausstellung“<br />

bekannt.<br />

[181]<br />

117


[182]<br />

182. Käthe Kollwitz<br />

Frau an der Wiege. Radierung, 1897, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin. 27,6:14,5 cm.<br />

Im Unterrand die eingestochene Schrift „Original-Radierung von<br />

Käthe Kollwitz“. – Ausgabe der „Gesellschaft für vervielfältigende<br />

Kunst, Wien“, als Originalbeilage in „Die graphischen Künste“<br />

1903 erschienen.<br />

Literatur: Klipstein 38 III c (von d).<br />

[183]<br />

183. Käthe Kollwitz<br />

Mutter mit Kind auf dem Arm (II. Fassung). Radierung in Schwarzbraun,<br />

1910, auf gelblichem Kupferdruckpapier, signiert. 19,5:13,1<br />

cm.<br />

Literatur: Klipstein 110, III b (von VI).<br />

Früher Druck von der unverstählten Platte!<br />

118


BARBARA KRAFFT, geb.<br />

STEINER<br />

1764 Iglau – Bamberg 1825<br />

Barbara Krafft wurde gemeinsam<br />

mit ihren beiden Brüdern von<br />

ihrem Vater J.N. Steiner (1725-<br />

1793), einem Schüler von A.R.<br />

Mengs (1728-1779) und ab 1760<br />

k.k. Kammermaler in Wien, unterrichtet<br />

und früh in die Bildnismalerei<br />

eingeführt.<br />

Im Alter von erst 22 Jahren beteiligte<br />

sie sich zum ersten Mal<br />

an einer Ausstellung der Wiener<br />

Akademie. Diese verlief wohl<br />

so erfolgreich, daß sie im selben<br />

Jahr die Mitgliedschaft der Wiener<br />

Akademie und erste Aufträge<br />

erhielt. 1789 heiratete sie den<br />

Wiener Apotheker J.H. Krafft.<br />

1794 und 1797-1804 sind längere<br />

Aufenthalte für Salzburg,<br />

Mähren und Prag belegt, wo sie<br />

Porträts, Kirchenbilder und Genrestücke<br />

schuf und steigenden<br />

Erfolg hatte.<br />

1804-1821 lebte sie in Salzburg,<br />

getrennt von ihrem Mann, und<br />

avancierte zu einer gefragten<br />

Porträtistin sowohl für das Bürgertum<br />

als auch den Adel. 1821<br />

siedelte sie nach Bamberg über<br />

und malte noch in den letzten<br />

vier Lebensjahren zahlreiche<br />

Bildnisse des städtischen Bürgertums.<br />

[184]<br />

184. Barbara Krafft<br />

Ganzfigur einer jungen Dame mit Blumenkorb, an<br />

einem Felsvorsprung in bewaldeter Landschaft lehnend,<br />

im Vordergrund links Ausblick auf ein Gewässer<br />

mit kleinem Wasserfall. Aquarell, Pinsel in Schwarz,<br />

mit Deckweiß gehöht, über Bleistift, mit schwarzer<br />

Tuschlinie umrandet, auf Velin, auf dünnen Karton<br />

aufgezogen. 46:36 cm. – Mit leichten Gebrauchsspuren<br />

zu den Rändern hin.<br />

Provenienz: Bamberger Privatbesitz.<br />

MARIA ANNA WALPURGA KRAUS,<br />

gen. MARIANNE, verh. LÄMMER-<br />

HIRT<br />

1765 Buchen/Odenwald – Erbach/Odenwald<br />

1838<br />

Marianne Kraus erhielt als Tochter des kurmainzischen<br />

Verwalters Joseph Bernhard<br />

Kraus eine umfassende Ausbildung, auch<br />

in Musik und Zeichnen.<br />

Ausgehend von privatem Unterricht bei<br />

F. Kobell (1740-1799) in Mannheim und<br />

1781-1784 bei J.C. Schneider (1753-1839) in<br />

Mainz wurde sie 1785-1786 in Frankfurt<br />

am Main Schülerin ihres Onkels Chr. G.<br />

Schütz (1718-1791) und J.G. Pforrs (1745-<br />

1798). 1789-1790 folgte ein Aufenthalt in<br />

Amorbach und Würzburg.<br />

Anschließend wurde sie in Erbach Hofdame<br />

von Charlotte Gräfin zu Erbach-Erbach<br />

(1755-1844). Mit Genehmigung der Gräfin,<br />

die sich selbst nebenher als Malerin und<br />

Zeichnerin betätigte, konnte sie ihre Studien<br />

bei J.W. Wendt (1747-1815) fortsetzen.<br />

Der Ehemann der Gräfin, Franz von Erbach-Erbach,<br />

unternahm als bedeutender<br />

Kunstsammler zusammen mit seiner Frau,<br />

begleitet von Marianne Kraus, 1791 eine<br />

Reise nach Italien.<br />

Hier lernte Marianne Künstler wie etwa die<br />

von ihr bewunderte Angelika Kauffmann<br />

(1741-1807), die sie förderte, und J.H.W.<br />

Tischbein (1751-1829) kennen. In Neapel<br />

hatte sie Unterricht bei J.P. Hackert (1737-<br />

1807) und in Rom Zeichenunterricht bei<br />

W.F. Gmelin (1760-1820). Während dieser<br />

119


Italienreise führte sie ein Reisetagebuch, „Sammlung von<br />

allerlei für mich gemerkt auf meiner Reise nach Italien zu<br />

Anfang des 1791 Jahres“, das 1931 zum ersten Mal veröffentlicht<br />

wurde.<br />

Von der Öffentlichkeit wenig beachtet, gibt es in spöttischgeistreichem<br />

Ton die Begegnung ihrer Herrschaften mit<br />

Adeligen, Diplomaten und Künstlern wider, zudem liefert<br />

es einen Überblick über die wichtigsten bekannten Romreisenden<br />

dieser Zeit und ist zugleich Dokument ihres Bemühens<br />

um künstlerische Weiterentwicklung.<br />

Nach ihrer Rückkehr nach Erbach heiratete sie im Alter von<br />

33 Jahren den gräflich-erbachschen Hofrat G. Lämmerhirt<br />

(1763-1813). Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, weshalb<br />

sie sich vermutlich von ihrer künstlerischen Betätigung<br />

abwandte. Auch nach dem Freitod ihres Mannes widmete<br />

sie sich nicht mehr der Malerei.<br />

[185]<br />

185. Maria Anna Walpurga Kraus<br />

Bewaldete Landschaft mit Haus und Spaziergänger. Pinsel<br />

in Grau und Schwarz, grau laviert, über Bleistift, mehr<strong>fach</strong><br />

umrandet, auf Bütten, auf Untersatz montiert, dort signiert<br />

„Kraus. fec.“. 19,1:31,8 cm.<br />

LINDE KRUCK-<br />

KÖRNER<br />

geb. 1925 in Nürnberg<br />

Linde Kruck-Körner studierte<br />

1942-1944 Wandmalerei<br />

in Nürnberg, wo<br />

sie ihren späteren Ehemann,<br />

den Maler und Lithographen<br />

Chr. Kruck<br />

(1925-1985) kennenlernte.<br />

1946-1949 folgte ein Studium<br />

der Malerei in Freiburg/Breisgau.<br />

1950 ging sie nach Hamburg<br />

und heiratete; das<br />

Künstlerpaar machte anschließend<br />

eine erste längere<br />

Reise nach Italien.<br />

1954 erfolgte der Umzug<br />

nach Frankfurt am Main –<br />

Christian Kruck war zum<br />

Leiter der Druckwerkstätten<br />

an die Frankfurter Städelschule<br />

berufen worden.<br />

In den 1960er Jahren unternahm<br />

sie gemeinsam<br />

mit ihrem Mann zahlreiche<br />

Studienreisen, so 1954<br />

nach Spanien, 1966 nach<br />

New York, dann wiederholt<br />

nach Italien, auch<br />

nach Griechenland und<br />

den Kanarischen Inseln.<br />

[186]<br />

186. Linde Kruck-Körner<br />

Ansicht von New York – Manhattan. Farbstifte<br />

und Bleistift, auf festem Velin, links unten<br />

signiert und datiert „Linde Kruck Körner<br />

1966“. 35,2:53,6 cm. – Minimal fleckig. Verso<br />

am Oberrand Reste alter Verklebung.<br />

[187]<br />

187. Linde Kruck-Körner<br />

Ortschaft mit Windmühlen, vermutlich in<br />

Spanien. Farbstifte und Kohle, auf Velin,<br />

rechts unten signiert „L. K. Körner“. 32:39,6<br />

cm. – Verso am Oberrand Reste alter Verklebung.<br />

120


KÄTHE KUNTZE<br />

1878 Dresden – nach 1930<br />

Über die taubstumme Porträtmalerin und Graphikerin Käthe<br />

Kuntze ist wenig bekannt. Sie war in Dresden Schülerin von W.<br />

Claudius (1854-1942), dem gebürtigen Wiener Maler A.J. Pepino<br />

(1863-1921) und der Malschule für Damen von R. Sterl (1867-1932).<br />

Anschließend setzte sie ihre Studien in München bei A. Weisgerber<br />

(1878-1915) und A. Höfer (1869-1927) fort. In Kötzschenbroda<br />

und Niederlößnitz bei Dresden war sie tätig. Sie war Mitglied im<br />

Deutschen Künstlerbund Weimar, im Verein gehörloser bildender<br />

Künstler Berlin und im Reichsverband bildender Künstler<br />

Deutschlands. Neben Landschaften schuf sie Genredarstellungen.<br />

JOSEPHA VON LANGER, geb. KLEYEN<br />

1760 – München – 1843<br />

Die als Landschaftszeichnerin und Radiererin tätige Künstlerin<br />

heiratete 1781 in Düsseldorf den bekannten Maler J.P. von Langer<br />

(1756-1824), dessen Schülerin sie auch war, und übersiedelte 1806<br />

mit diesem nach München. Ihr Porträt radierte 1816 M. Ellenrieder<br />

(1791-1863) nach einem Gemälde von J.P. von Langer.<br />

[188]<br />

188. Käthe Kuntze<br />

„Sonnenflecken“. Haus in sommerlicher Landschaft. Holzschnitt in<br />

Grün, Gelb, Braun, Rot und Blau, 1910, auf dünnem chamoisfarbenem<br />

Velin, signiert, datiert, betitelt und als „Handdruck“ bezeichnet.<br />

Ca. 23:22,5 cm. – Im breiten Rand wenige Quetschfalten und<br />

Reste von Druckerfarbe.<br />

Unschwer ist hier die Ausrichtung an ihren mehrheitlich impressionistisch<br />

orientierten Lehrern zu beobachten.<br />

[189]<br />

189. Josepha von Langer<br />

Landschaft am See mit Bäumen und einem Reiter im Vordergrund.<br />

Radierung, auf Velin. 17:22,8 cm. – Unfertiger Druck mit zahlreichen<br />

eigenhändigen Bleistiftkorrekturen, mit ca. 2-3 cm breitem<br />

Rand, etwas stockfleckig, Löchlein innerhalb der Darstellung.<br />

Provenienz: Sammlung Friedrich August von Sachsen, Lugt 971.<br />

Literatur: Weigel III, 17356.<br />

121


EVA LANGKAMMER<br />

1888 Leipzig – Berlin 1956<br />

Eva Langkammer war als Malerin und Graphikerin in Berlin<br />

tätig. Ihr Studium absolvierte sie in Dresden bei J. Walter-<br />

Kurau (1869-1932), in München an der privaten Kunstschule<br />

von H. Knirr (1862-1944) und bei H. Groeber (1865-1935) sowie<br />

in Berlin bei L. Corinth (1858-1925). Sie war Mitglied im<br />

Reichsverband bildender Künstler, Berlin, und in der Allgemeinen<br />

Deutschen Kunstgenossenschaft.<br />

190. Eva Langkammer<br />

Kinder auf einem Steg am Wasser sitzend. Aquarell und Kohle, Buntstifte,<br />

über Bleistift, auf festem chamoisfarbenem Velin, rechts unten<br />

monogrammiert „E. L.“. 21,8:18,3 cm.<br />

Nach dieser Zeichnung entstand ein uns ebenfalls vorliegender Farbholzschnitt<br />

(siehe die folgende Nr. 191), der bis auf das Format, dort<br />

Querformat, und der kleinen Ortschaft am Fuße der Berge im Hintergrund<br />

links sowie eines näheren Ausschnittes, motivisch weitgehend<br />

übereinstimmt.<br />

191. Eva Langkammer<br />

Kinder auf einem Steg an einem See sitzend, im Hintergrund Gebirge.<br />

Holzschnitt in Grün, Schwarz, Grau und Violett, auf festem Japanbütten,<br />

signiert. 18,4:22,3 cm. – Rechts oben minimale Quetschfalte.<br />

[190] [191]<br />

122


192. Eva Langkammer<br />

Mittelgebirgslandschaft.<br />

Radierung und Aquatinta,<br />

auf chamoisfarbenem<br />

Bütten, signiert<br />

und nummeriert.<br />

25,9:18,5 cm. – Im breiten<br />

Rand stockfleckig<br />

und vergilbt.<br />

Nr. 1 von 50 Exx.<br />

[192]<br />

193. Eva Langkammer<br />

Hügelige Landschaft<br />

mit frisch gepflanzter<br />

Allee. Kaltnadel und<br />

Aquatinta, auf chamoisfarbenem<br />

Bütten, signiert<br />

und nummeriert.<br />

19,3:24,4 cm. Verso<br />

nochmals signiert sowie<br />

bezeichnet.<br />

Nr. 1 von 100 Exx.<br />

[194]<br />

[193]<br />

194. Eva Langkammer<br />

Landschaft mit Haus bei<br />

Nacht. Radierung und<br />

Aquatinta, auf festem<br />

chamoisfarbenem Velin,<br />

signiert und nummeriert,<br />

mit Monogramm<br />

des Druckers O. Felsing.<br />

19,3:24,4 cm.<br />

Nr. 9 von 100 Exx.<br />

[195]<br />

195. Eva Langkammer<br />

Landschaft mit Senke. Kaltnadel, auf chamoisfarbenem<br />

VGZ-Bütten, mit Fragment eines Wasserzeichens:<br />

Lilie, signiert, nummeriert und bezeichnet.<br />

18,3:23,3 cm. – Im breiten Rand nicht ganz frisch.<br />

Nr. 9 von 100 Exx.<br />

123


MARIA LA ROCHE<br />

1870 Zieffen/Baselland – Riehen/Basel 1952<br />

Die in München und Basel tätige Maria<br />

La Roche war die Tochter des Pfarrers J.E.<br />

La Roche-Stockmeyer (1832-1887) und die<br />

Schwester von R.E. La Roche (1863-1922),<br />

Kunstgelehrter und Konservator der Basler<br />

Kunstsammlungen sowie der Pianistin Elisabeth<br />

La Roche (1876-1965), in die sich der<br />

junge Hermann Hesse verliebt hatte.<br />

Nach einem Besuch der Gewerbeschule<br />

Basel und Unterricht bei F. Schider (1846-<br />

1907) war sie 1893-1895 Privatschülerin<br />

von J.E. Sattler (1840-1923) und C. Bantzer<br />

(1857-1941) in Dresden, dann 1895-1897<br />

bei H. Thoma (1839-1924) in Frankfurt am<br />

Main, mit dem sie 1897 eine Reise an den<br />

Gardasee unternahm. 1901-1903 verbrachte<br />

sie in Paris.<br />

1905 besuchte sie in Karlsruhe die Radierklasse<br />

von W. Conz (1872-1947), 1906-1907<br />

war sie Schülerin von H.K. E. von Berlepsch<br />

(1849-1921) in München.<br />

Reisen führten sie durch Deutschland, nach<br />

Italien, Spanien, Frankreich und England.<br />

Ab 1914 war sie in Basel ansässig, unterbrochen<br />

von längeren Aufenthalten 1924-1925<br />

in Paris und 1927-1930 in Zürich. Sie schuf<br />

meist Landschaften und figürliche Darstellungen,<br />

arbeitete daneben auch als Buchillustratorin.<br />

Werke von ihr besitzen die Kupferstichkabinette<br />

Dresden, Berlin, München und Basel.<br />

[196]<br />

196. Maria La Roche<br />

Villa bei Castagnola am Luganer See. Aquarell,<br />

Feder in Schwarz, ein wenig weiß gehöht,<br />

auf Bütten, auf Untersatz montiert<br />

und mit schwarzer Tuschlinie umrandet,<br />

dort links unten signiert „Marie La Roche“<br />

sowie rechts unten bezeichnet und datiert<br />

„Loggia einer Villa bei Castagnola am Luganer<br />

See. 25 April 1893.“. 19,8:15,4 cm.<br />

Das in der frühen Ausbildungszeit entstandene<br />

Blatt verweist bereits auf das Talent der<br />

Künstlerin.<br />

PAULA LAUENSTEIN<br />

1898 Dresden – Crostau 1980<br />

Seit Winter 1913 erhielt Paula Lauenstein<br />

privaten Mal- und Zeichenunterricht bei<br />

M. Starke, ab Frühjahr 1914 au ch bei R.<br />

Burckhardt-Untermhaus (1883-1963). Seit<br />

Winter 1914 war sie Hospitantin im Aktsaal<br />

bei Gg. Lührig (1868-1957) an der Kunstgewerbeschule<br />

in Dresden.<br />

Von September 1916-Juli 1917 und von September<br />

1918-1920 studierte sie hier unter<br />

M. Feldbauer (1869-1948) und P. Rößler<br />

(1873-1957). Von September 1920 bis September<br />

1923 studierte sie an der Akademie<br />

der bildenden Künste Dresden und erhielt<br />

1923 den Staatspreis der Akademie für das<br />

Gemälde „Opuntia“.<br />

1928 hatte sie im Stadtmuseum Bautzen<br />

eine Ausstellung mit einer kleinen Kollektion<br />

ihrer Zeichnungen. 1930 entstanden<br />

zahlreiche Berglandschaften (Gemälde und<br />

Zeichnungen) im Allgäu. Sie lebte bis 1933<br />

bei den Eltern in Dresden, von 1934-1936<br />

folgten Aufenthalte in München, Berlin,<br />

Salzburg und Wetro.<br />

Ein eigenes Atelier hatte sie von 1938-1941<br />

in München-Pasing, das durch Bomben<br />

zerstört wurde.<br />

Danach zog sie nach Wetro/Kreis Bautzen<br />

und lebte mit ihren Eltern in deren Landhaus.<br />

Gelegentlich schuf sie Porträts, war<br />

mit ihrem Leben ständig unzufrieden, hielt<br />

aber brieflichen Kontakt zu Mitstudenten<br />

aus der Akademiezeit.<br />

124


1985 und 1987 wurden<br />

ihr Ausstellungen in Karl-<br />

Marx-Stadt und Dresden<br />

ausgerichtet, später<br />

1996/97 in der Städtischen<br />

Galerie in Albstadt zusammen<br />

mit Arbeiten der<br />

Dresdner Malerinnen Elfriede<br />

Lohse-Wächtler und<br />

Alice Sommer.<br />

197. Paula Lauenstein<br />

„Großer Garten, 1914“. Graphit,<br />

auf Transparentpapier,<br />

verso signiert, datiert und<br />

bezeichnet „Großer Garten‘<br />

P. Lauenstein 7.8.1914, 20-9-<br />

Mark“. 12,6:20,2 cm.<br />

Literatur: Ausst. <strong>Katalog</strong>:<br />

Paula Lauenstein (1898-<br />

1980). Werke der Dresdner<br />

und der Münchner Zeit. Galerie<br />

Döbele, 2007, Nr. 30.<br />

[197]<br />

198. Paula Lauenstein<br />

„Selbst, 1918.“ Schwarze<br />

Fettkreide, auf Transparentpapier,<br />

auf dem Passepartout<br />

signiert und datiert.<br />

31:25 cm.<br />

Literatur: Op. cit. Nr. 44.<br />

199. Paula Lauenstein<br />

„Mädchen mit gestreifter Bluse,<br />

1924.“ Graphit, rechts unten<br />

datiert und signiert „13.<br />

März 24 Lauenstein“. 59:44,1<br />

cm.<br />

Literatur: Op. cit. Nr. 67,<br />

Abb. Seite 37.<br />

[198] [199]<br />

125


EDITH VAN LECKWYCK, verh. CAMPENDONK<br />

1899 Antwerpen – Amsterdam 1987<br />

1914 emigrierte die aus einer vermögenden Familie stammende<br />

Künstlerin mit ihren Eltern von Antwerpen nach Den Haag. Zwei<br />

Jahre später begegneten ihr hier erstmals Bilder von H. Campendonk<br />

(1889-1957) auf einer Ausstellung der „Sturm-Gruppe“. In Den Haag<br />

begann sie mit ihrer künstlerischen Ausbildung und nahm Unterricht<br />

bei J. Schmalzigaug (1882-1917).<br />

1918 kehrte sie nach Antwerpen zurück, wo sie durch ihren Vater,<br />

der inzwischen zum Konsul von Brasilien ernannt worden war, Prinz<br />

Mirra Mahmoud Khan des Beny Saghaph kennenlernte, den sie kurz<br />

darauf heiratete. 1923 wurde die Ehe bereits geschieden und sie kehrte<br />

erneut nach Antwerpen zurück, wo sie Schülerin von W. Paerels<br />

(1878-1962) und F. Jespers (1889-1965) wurde.<br />

1928 hatte sie ihre ersten deutschen Ausstellungen in Essen und<br />

Mühlheim/Ruhr, 1929 im Neuen Museum in Wiesbaden und in der<br />

Galerie Abels in Köln. 1930 Teilnahme an der Ausstellung „Moderne<br />

Malerei aus den Niederlanden“ in Krefeld u.a. 1929 lernte sie W.<br />

Kandinsky (1866-1944) und Campendonk kennen. Mit Campendonk<br />

unternahm sie 1930 und 1932 Reisen in die Bretagne.<br />

Ab 1931 unterrichtete sie an der Schule für Kunsthandwerk in Antwerpen.<br />

1935 heiratete sie Campendonk, der 1933 von den Nationalsozialisten<br />

aus dem Lehramt in Düsseldorf entlassen, als Professor an<br />

die Amsterdamer Kunstakademie berufen worden war.<br />

Nach der Eheschließung gab sie bis zum Tod ihres Mannes 1957 die<br />

künstlerische Tätigkeit nahezu auf. Anschließend entstanden bei<br />

jährlichen Sommeraufenthalten in Ostende Gemälde, Pastelle und<br />

Zeichnungen. Daneben verwaltete sie das Werk ihres Mannes.<br />

Von ihr besitzen u.a. das Museum der Bildenden Künste in Antwerpen,<br />

die Königliche Bibliothek in Brüssel, das Städtische Museum in<br />

Mülheim/Ruhr, das Kaiser Wilhelm Museum Krefeld, und die Yale<br />

University, New Haven/USA Werke.<br />

[200]<br />

200. Edith van Leckwyck<br />

Am Strand von Ostende. Kreide, Pastell und Bleistift, auf beigefarbenem<br />

Bütten, links unten monogrammiert „E.v.L.“. 26,8:25,6<br />

cm. – In den Rändern ungleich beschnitten.<br />

Die in der Komposition interessante Zeichnung – ein an zwei<br />

Seiten angeschnittenes Fenster gibt einen Landschaftsausblick<br />

frei – dürfte nach 1962 während ihrer Aufenthalte in Ostende<br />

entstanden sein.<br />

126


EMILY LENGNICK<br />

1856 Dresden – letzte Erwähnung 1929<br />

Emily Lengnick war als Blumen- und Landschaftsmalerin<br />

sowie als Zeichnerin tätig.<br />

Sie ging nach Antwerpen, wo sie Schülerin<br />

von E. Yoors (1879-1977) und J.-H. Luyten<br />

(1859-1945) war, sowie nach Paris, wo sie<br />

bei M.J.L. Clavel, gen. Iwill (1850-1923),<br />

studierte.<br />

[201]<br />

201. Emily Lengnick<br />

Dicht von Bäumen umstandenes Haus mit einer<br />

Bank, in der offen stehenden Haustür eine<br />

Katze sitzend. Bleistift, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, links unten betitelt und signiert<br />

„Worpswede E. Lengnick“. 11,5:17,2 cm.<br />

Verso von fremder Hand bezeichnet „Geschenkt<br />

erhalten von E. Lengnick 24.V.09.“.<br />

Skizzenbuchblatt, entstanden vor 1909.<br />

Ausgesprochen zarte und luftige Darstellung<br />

mit einer gekonnten Licht- und Schatteninszenierung.<br />

GERTRUD LERBS, verh.<br />

BERNECKER<br />

1902 Rogehnen – Lüneburg<br />

1968<br />

Gertrud Lerbs studierte an der<br />

Kunst- und Gewerbeschule Königsberg<br />

bei O. Ewel (1871-1954),<br />

Feist und Weber, ab 1918 an der<br />

Kunstakademie Königsberg in<br />

der Graphikklasse von G.H.<br />

Wolff (1875-1945), wo sie die erste<br />

Frau mit Meisteratelier war.<br />

An der Königsberger Kunstakademie<br />

lernte sie 1923 ihren Ehemann,<br />

den Maler K. Bernecker<br />

(1896-1974) kennen.<br />

1924 erhielt sie die Goldene Medaille<br />

der Künste sowie 1928 die<br />

Medaille der Berliner Akademie<br />

für hervorragende Leistungen<br />

Preußischer Kunsthochschüler.<br />

Studienreisen unternahm sie<br />

nach Holland und Paris. 1930<br />

hatte sie eine Ausstellung in Berlin<br />

bei Gurlitt. Durch Kriegseinwirkung<br />

wurde 1944/1945<br />

ihr Atelier zerstört. Nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg siedelte sie<br />

nach Lüneburg über, wo sie gemeinsam<br />

mit ihrem Mann eine<br />

Malschule betrieb.<br />

Ihre Haupttechnik war die Radierung,<br />

zudem schuf sie Illustrationen.<br />

Graphikmappen<br />

(z.B. Griffelkunst Vereinigung<br />

Hamburg) mit Künstlern wie H. Orlowski (1894-<br />

1967), E. Ende (1901-1965) und E. Bargheer (1901-<br />

1979). Die Motive reichen vom Märchenhaften zu<br />

ostpreußischen Landschaften und sozialkritischen<br />

Darstellungen.<br />

[202]<br />

202. Gertrud Lerbs<br />

„Onn Ock Toh Ommer Mott !!!“. Radierung, 1926, auf<br />

festem chamoisfarbenem Velin, signiert und datiert.<br />

23,6:17,4 cm.<br />

Unser Blatt erinnert in Ausführung und Ausdruck an<br />

Radierungen von K. Kollwitz (1867-1945).<br />

127


203. Amelie von Liebenstein<br />

geb. 1813<br />

„La Vierge“, Büste der Jungfrau Maria nahezu<br />

en face mit leicht gesenktem Kopf. Bleistift,<br />

auf festem chamoisfarbenem Velin, Mitte<br />

unten betitelt sowie rechts unten signiert,<br />

bezeichnet und datiert „Amelie de Liebenstein<br />

/ geb. 11 may 1813“. 38:28,5 cm.<br />

Insgesamt nicht ganz frisch.<br />

Fein gezeichnetes, lebendiges Bildnis, möglicherweise<br />

nach einer Vorlage entstanden.<br />

Die Zeichnerin war vermutlich Mitglied des<br />

alten schwäbischen Adelsgeschlechts von<br />

Liebenstein.<br />

ERNESTINE VON<br />

LIPOWSKY, geb. EDER<br />

1828 – wohl München – 1910<br />

Die Tochter des Münchner<br />

Landrichters Eder heiratete<br />

nach 1854 Felix Friedrich<br />

Freiherr von Lipowsky (1824-<br />

1900), Jurist, Ministerialrat<br />

und Regierungspräsident<br />

von Niederbayern. Gemäß<br />

der Vita ihres Mannes zog<br />

sie anschließend nach Moosburg.<br />

1862 wurde ihr Mann nach<br />

München berufen, 1871 nach<br />

Landshut. Von hier sind<br />

jährliche Sommeraufenthalte<br />

meist in München und Tirol<br />

zu belegen. Nach 1895 kehrte<br />

die Familie nach München<br />

zurück.<br />

[204]<br />

[205]<br />

204. Ernestine von Lipowsky<br />

Untersberg in den Berchtesgadener Alpen, im Vordergrund Figurenstaffage auf einer Landstraße.<br />

Öl, auf Papier, links unten ritzsigniert „Ernestine von Lipowsky, geborene von Eder“,<br />

rechts unten bezeichnet „Untersberg“. 13,7:19,6 cm. – Nagellöchlein in den unteren Ecken.<br />

Minimaler Einriß links unten.<br />

Frische und dynamische, sicher vor Ort entstandene Landschaftsstudie, die eine intensive<br />

Beschäftigung mit der Münchner Freilichtmalerei erkennen läßt.<br />

[203]<br />

205. Ernestine von Lipowsky<br />

Landschaft mit Häusern in Gmund am Tergernsee. Bleistift, auf gelblichem Velin, mit Bleistift<br />

umrandet, rechts unten bezeichnet „Beim Fischer / in Gmund.“. 17,6:23,6 cm.<br />

Liebevoll-detaillierter und frischer Landschaftsausschnitt, der das zeichnerische Talent der<br />

sicher allein im Familienkreis tätigen Künstlerin deutlich belegt.<br />

128


206. Elise von (zur) Lippe<br />

tätig um 1846<br />

In Gedanken versunkene junge Italienerin<br />

am Brunnen, den rechten Ellbogen auf einen<br />

Wasserkrug stützend. Aquarell, Bleistift, mit<br />

Deckweiß gehöht, auf festem gelblichem Velin,<br />

links unten signiert und datiert „Elise<br />

De la Lippe pinx.: 46.“. 28,6:20,4 cm. – Verso<br />

Reste alter Verklebung, Deckweiß oxidiert.<br />

[206]<br />

Sehr frische und reizvolle Darstellung eines<br />

seit Beginn des 19. Jahrhunderts gerade bei<br />

Italienreisenden überaus populären Motivs.<br />

Sowohl die sichere Bildkomposition als auch<br />

die gekonnte Zeichenführung verweisen auf<br />

die Begabung der Künstlerin, die aus einem<br />

adeligen Hause stammend, sicher nicht für<br />

die Öffentlichkeit malte.<br />

ELFRIEDE LOHSE-WÄCHTLER<br />

1899 Dresden – Pirna-Sonnenstein 1940<br />

Trotz großer Widerstände ihres Elternhauses,<br />

das sie schon im Alter von 16 Jahren<br />

verließ, absolvierte die Künstlerin<br />

1915-1918 ein Studium an der Dresdener<br />

Kunstgewerbeschule, parallel ab 1916-1919<br />

Mal- und Zeichenkurse an der Dresdener<br />

Kunstakademie. Ihr Interesse galt schon zu<br />

Beginn den avantgardistischen Kunstströmungen,<br />

besonders Dadaismus und Expressionismus.<br />

Nach der schwierigen Ehe mit dem Maler<br />

und Opernsänger Kurt Lohse, der ein liederlich<br />

ausschweifendes Leben führte, so<br />

daß sie in permanenter Armut lebte, und<br />

mehr<strong>fach</strong>er Trennungen wurde sie zeitweise<br />

obdachlos. Ein dadurch bewirkter seelischer<br />

und körperlicher Zusammenbruch<br />

führte 1929 zu einem mehrwöchigen Aufenthalt<br />

in einer Nervenheilanstalt.<br />

Hier entstanden die berühmten „Friedrichsberger<br />

Köpfe“, Porträts ihrer Mitpatientinnen,<br />

die ihr große Anerkennung<br />

in der Kunstwelt, aber kaum Verkäufe<br />

einbrachten. Anschließend schaffte sie<br />

die endgültige Trennung von ihrem Ehemann.<br />

Es entstanden nachfolgend Bilder<br />

des Hamburger Hafens, des Arbeiter- und<br />

Prostituiertenmilieus sowie Selbstbildnisse.<br />

Finanzieller Erfolg stellte sich allerdings<br />

noch immer nicht ein, so daß sie weiterhin<br />

in großer wirtschaftlicher Not lebte.<br />

Nach der Rückkehr in ihr Elternhaus nach<br />

Dresden und zunehmender seelischer und<br />

körperlicher Zerrüttung ließ ihr Vater sie<br />

1932 aus Unverständnis und Hilflosigkeit<br />

in die Landes-Heil- und Pfleganstalt Arnsdorf<br />

bei Dresden einweisen. „Schizophrenie“<br />

wurde kurzerhand diagnostisiert. 1935<br />

wurde sie in der Frauenklinik Dresden im<br />

Rahmen der nationalsozialistischen Eugenik,<br />

des „Erbgesundheitsgesetzes“, zwangssterilisiert.<br />

Völlig gebrochen erlischt nahezu vollständig<br />

ihre Schaffenskraft. 1940 wurde sie<br />

im Zuge des nationalsozialistischen Programms<br />

„lebensunwertes Leben“ in die<br />

Landes-Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein<br />

deportiert und ermordet.<br />

[207]<br />

129


[208] [209]<br />

207. Elfriede Lohse-Wächtler<br />

Salomé. Aquarellierte und mit Goldbronze<br />

gehöhte Lithographie, 1918, auf feinem Japan,<br />

monogrammiert. 20,2:14,5 cm.<br />

Eins von 5 – 6 Exemplaren, die unterschiedlich<br />

aquarelliert sind.<br />

208. Elfriede Lohse-Wächtler<br />

Tod und Sünderin. Aquarellierte und mit<br />

Goldbronze gehöhte Lithographie, 1918, auf<br />

aufgewalztem China, signiert. Darstellungsgröße<br />

18,8:13,5 cm, Blattgröße 33,5:25,8 cm.<br />

209. Elfriede Lohse-Wächtler<br />

„Könige“. Aquarellierte Lithographie, auf<br />

feinem Japan, auf Untersatz montiert, dort<br />

signiert, betitelt und als „Orig. Litho. Handkoloriert“<br />

bezeichnet. 29,3:20,7 cm.<br />

Etwas verbräunt und im unteren Bereich<br />

minimal knitterig. – Sehr selten!<br />

Die Signatur „N. Wächtler“ bezieht sich auf<br />

das frühe Pseudonym der Künstlerin.<br />

130


MILA VON LUTTICH<br />

1872 – Wien –1929<br />

Über die Ausbildung der österreichischen Künstlerin ist kaum etwas bekannt.<br />

Sie arbeitete vor allem als Illustratorin insbesondere für Märchen-,<br />

Kinder- und Jugendbücher sowie fast 30 Jahre lang für die „Meggendorfer<br />

Blätter“, einer 1888-1944 herausgegebenen Münchner Zeitschrift für Humor<br />

und Kunst mit Witzen, Erzählungen, Gedichten, Karikaturen und<br />

Bildergeschichten.<br />

Darüber hinaus war sie als Designerin (zweidimensionale Muster für<br />

Glasarbeiten) tätig und Mitglied des 1908 gegründeten Künstlerbund<br />

Klosterneuburg.<br />

[210]<br />

210. Mila von Luttich<br />

Unter einer Weide, auf der ein Vogel hockt, liegende, junge erstochene Frau, links im<br />

Hintergrund der davonpreschende Meuchelmörder. Kohle, Bleistift und Farbstifte,<br />

mit Kohle umrandet, auf bräunlichem Velin, links oben monogrammiert „MvL“.<br />

18,5:21,3 cm. Auf Untersatz montiert, verso mit dem Stempel der „Meggendorfer-<br />

Blätter“.<br />

211. Mila von Luttich<br />

Ein sich küssendes Paar am Fuße eines Baumes, der die Gestalt einer Frau hat, die<br />

ihr erhobenes Gesicht mit der rechten Hand bedeckt. Feder in Schwarz, mit Deckweißhöhungen,<br />

mit schwarzer Feder umrandet, auf bräunlichem Velin, rechts unten<br />

monogrammiert „MvL“. 31,1:23,4 cm. Auf Untersatz montiert, verso mit dem<br />

Stempel der „Meggendorfer-Blätter“. Mit freiem Feld für einen Text.<br />

Sehr schönes Blatt mit reicher floraler Ornamentierung im Sinne des Jugendstils.<br />

[211]<br />

131


212. Mila von Luttich<br />

„Die bösen Mäuler“. Feder in Schwarz und<br />

Aquarell, über Bleistift, teils mit schwarzer<br />

Feder umrandet, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, rechts oben monogrammiert „MvL“.<br />

21,8:33,2 cm. – Auf Untersatz montiert,<br />

verso mit dem Stempel der „Meggendorfer-<br />

Blätter“. Im Rand Reste alter Verklebung.<br />

[212] [213]<br />

[214]<br />

213. Mila von Luttich<br />

„Rote Blüten“. Aquarell und Deckfarben, über Bleistift, auf Velin, links monogrammiert<br />

„MvL“ und betitelt „Rote Blüten“. 29,8:27,7 cm. Auf Karton aufgezogen, verso mit dem Stempel<br />

der „Meggendorfer-Blätter“. – Insgesamt nicht ganz frisch.<br />

Typisches Beispiel des Jugendstil.<br />

214. Mila von Luttich<br />

Eine nach rechts schreitende Dame mit langem<br />

Schleier, Rosen verteilend, die von einigen ihr<br />

folgenden Herren aufgehoben werden, links<br />

in der Darstellung eine große blühende Rose.<br />

Mischtechnik, Aquarell, Feder und Pinsel in<br />

Schwarz, mit breiter rosafarbener Umrandung<br />

in Spritztechnik, auf Zeichenkarton.<br />

Darstellungsgröße 14,1:44,8 cm, Blattgröße<br />

45,7:28,5 cm. Verso mit dem Stempel der<br />

„Meggendorfer-Blätter“. – In dem zum Teil<br />

breiten Rand Reste alter Verklebung.<br />

132


MARIETTE LYDIS (COMTESSE GOVONE), geb.<br />

MARIETTA RONSPERGER<br />

1887 Baden/Wien – Buenos Aires 1970<br />

Malerin, Zeichnerin und Buchillustratorin. Erhielt eine umfassende<br />

Erziehung in Literatur, Musik und Sprachen, als Malerin<br />

war sie jedoch Autodidaktin. Verheiratet mit Jean Lydis,<br />

einem vermögenden Griechen, zog sie 1920 nach Castella bei<br />

Athen. Von hier aus unternahm sie gemeinsam mit ihrem<br />

Mann zahlreiche Reisen, so nach Rußland, in die Türkei, nach<br />

Marokko und in die Schweiz.<br />

1924 entschied sie sich, ihr Leben ganz der Kunst zu widmen,<br />

trennte sich von ihrem Mann und zog in die Nähe von Florenz.<br />

1925 lernte sie den italienischen Schriftsteller Massimo<br />

Bontempelli kennen und siedelte 1926 nach Paris über. Hier<br />

wandte sie sich der Illustration von Büchern zu, vor allem für<br />

bekannte französische Autoren, hatte Erfolg und wurde Mitglied<br />

des Salon d´Automne.<br />

Ab 1928 – nach einer kurzen Affäre mit dem Schriftsteller<br />

J. Delteil – lebte sie mit dem Kunstverleger Graf Giuseppe<br />

Govone, den sie 1934 heiratete. 1939 floh sie gemeinsam mit<br />

ihrer Liebhaberin Erika Marx vor der Invasion der Nationalsozialisten<br />

nach England, nach Winchcombe in der Nähe von<br />

London, und emigrierte 1940 schließlich nach Buenos Aires.<br />

Nach dem Krieg folgte ihr ihr Ehemann, mit dem sie 1948<br />

nach Frankreich zurückkehrte. Nach dessen plötzlichem Tod<br />

im selben Jahr lebte sie für wenige Jahre in Paris, entschloß<br />

sich jedoch Anfang der 50er Jahre nach Argentinien zurückzukehren.<br />

1969 vermachte sie einen Teil ihres Werkes dem<br />

Kunstmuseum Buenos Aires.<br />

Beeinflußt wurde die Künstlerin u.a. von dem japanischen<br />

Künstler T. Foujita (1886-1968), den sie anscheinend persönlich<br />

kannte, und der Künstlerin Marie Laurencin (1883-1956).<br />

Erotische Darstellungen bildeten einen Schwerpunkt ihres<br />

Schaffens. Die Arbeiten der Künstlerin sind in vielen internationalen<br />

Museen zu finden.<br />

[215]<br />

215. Mariette Lydis<br />

Auf einer Decke sitzender weiblicher Akt mit rot gemustertem Kopftuch.<br />

Bleistift und wenig Aquarell, auf grau-braunem Pauspapier, rechts<br />

unten monogrammiert und datiert „ML 1934“, links unten von fremder<br />

Hand bezeichnet „Mariette Lydis – Paris“. 32,5:24,9 cm.<br />

Provenienz: Sammlung Helmut Goedeckemeyer, nicht bei Lugt,<br />

Stempel recto durchscheinend.<br />

133


DOROTHEA MAETZEL-JOHANNSEN<br />

1886 Lehnsahn/Holstein – Hamburg 1930<br />

Die früh verstorbene Malerin und Graphikerin<br />

Dorothea Maetzel-Johannsen erlitt durch<br />

eine Gelenkrheumatismus-Erkrankung als<br />

Kind ein Herzleiden. 1903-1907 bildete sie sich<br />

an der Gewerbeschule Hamburg mit dem Abschluß<br />

als Zeichenlehrerin aus. Anschließend<br />

war sie an der Städtischen Mädchenschule in<br />

Schleswig tätig. 1910 heiratete sie den Architekten,<br />

Maler und Graphiker E. Maetzel (1877-<br />

1955). In den folgenden Jahren hielt sie sich<br />

wiederholt in Berlin auf.<br />

Dort 1918 kurze Ausbildung bei L. Corinth<br />

(1858-1924) und Umzug nach Hamburg, wo sie<br />

sich gemeinsam mit ihrem Mann an der Gründung<br />

der Hamburgischen Sezession beteiligte.<br />

1923 erhielt sie durch Gustav Pauli, dem Direktor<br />

der Hamburger Kunsthalle, den Auftrag,<br />

vier große Wandbilder für den Vorraum zum<br />

großen Vortragssaal der Kunsthalle zu gestalten.<br />

1925 fast halbjährige Reise nach Paris und<br />

Chartres sowie 1929 nach Kassel, wo sie sich<br />

durch die Behandlung bei einem Arzt eine<br />

Besserung ihres Herzleidens versprach, und<br />

September 1929 Visby auf Gotland. Jedoch<br />

verstarb sie nur wenige Monate später im Alter<br />

von erst 44 Jahren an Herzschwäche.<br />

Ihre Hauptthemen waren Landschaften, Akte,<br />

figürliche Darstellungen und Stilleben. Stilistisch<br />

war sie dem Expressionismus verpflichtet,<br />

darüber hinaus hatten P. Cézanne (1839-1906),<br />

die Fauvisten und Kubisten, auch O. Redon<br />

(1840-1916) Vorbildcharakter.<br />

[216]<br />

216. Dorothea Maetzel-<br />

Johannsen<br />

Nahezu in Frontalansicht ein<br />

mit gespreizten Beinen auf dem<br />

Boden sitzender Frauenakt,<br />

der linke Arm ist zum Kopf erhoben.<br />

Pinsel in Schwarz und<br />

Aquarell, über Bleistift, auf<br />

bräunlichem Velin, rechts<br />

oben signiert und datiert „Do.<br />

Jo. 19.“. 18,8:12 cm. – Im Rand<br />

links unten kleine Fehlstelle.<br />

Aus einem Skizzenbuch.<br />

Der Frauenakt erinnert in<br />

Komposition und Beinhaltung<br />

an eine Bleistiftzeichnung<br />

der Künstlerin von 1921<br />

(vgl. M.F. Hans: Dorothea<br />

Maetzel-Johannsen 1886-<br />

1930, Hamburg 1986, Abb. S.<br />

85). Er steht in der Tradition<br />

der expressionistischen Aktdarstellungen,<br />

zu nennen sind<br />

hier beispielsweise Vertreter<br />

der Künstlervereinigung<br />

„Brücke“ wie etwa E. Heckel<br />

(1883-1970), O. Mueller<br />

(1874-1930) oder M. Pechstein<br />

(1881-1955).<br />

217. Dorothea Maetzel-Johannsen<br />

Weiblicher Akt im Profil nach links beim Bade. Aquarell, über Bleistift, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, rechts unten monogrammiert „DMJ“. 20,6:18 cm. – Aus einem Skizzenbuch.<br />

Während ihres Aufenthalts in Frankreich entwickelte die Künstlerin eine lichte, helle,<br />

ganz auf Pastelltönen aufgebaute Farbpalette. Auch unser Blatt ist in diesem Sinne aufgefaßt<br />

und könnte somit während oder kurz nach dieser Reise um 1925 entstanden sein.<br />

134


[217] [218] [219]<br />

218. Dorothea Maetzel-Johannsen<br />

Zwei weibliche Akte. Feder in Blaugrau, grün und gelb aquarelliert,<br />

auf chamoisfarbenem Velin, links unten monogrammiert „DMJ“.<br />

15,3:12,6 cm.<br />

219. Dorothea Maetzel-Johannsen<br />

Ansicht von Notre-Dame de Paris mit Seine. Aquarell, Feder und Pinsel<br />

in Schwarz, auf chamoisfarbenem Velin, links unten signiert und<br />

datiert „D. Matzel-Joh. 25.“. Ca. 28,6:20,9 cm. – Knickfalte Ecke<br />

rechts oben geglättet.<br />

220. Dorothea Maetzel-Johannsen<br />

Stilleben mit Obst und Weinflasche. Aquarell, Kohle und farbige<br />

Kreide, auf chamoisfarbenem Velin, rechts unten monogrammiert<br />

„DMJ“. 16,9:19,9 cm.<br />

[220]<br />

135


JEANNE MAMMEN<br />

1890 – Berlin – 1976<br />

Jeanne Mammen zählt sicher zu den schillerndsten<br />

Künstlerpersönlichkeiten unserer<br />

Zeit. Als Tochter eines wohlhabenden<br />

Kaufmannes wuchs sie frei von finanziellen<br />

Sorgen ab etwa 1895 in Paris auf. Wohl<br />

gefördert von ihrem Elternhaus begann sie<br />

dort das Studium der Malerei 1906 an der<br />

Académie Julien.<br />

Zur Weiterbildung ging sie 1908 nach Brüssel<br />

an die Académie Royale des Beaux-Arts<br />

und 1909 an die Scuola Libera Villa Medici<br />

in Rom. 1911 kehrte sie schließlich nach<br />

Paris zurück und veranstaltete schon im<br />

darauffolgenden Jahr eine erste Ausstellung<br />

ihrer Werke in ihrem Atelier. Darüber hinaus<br />

nahm sie an den Ausstellungen der „Indépendants“<br />

in Paris teil.<br />

Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges mußte<br />

sie mit der durch Beschlagnahmung aller<br />

Besitztümer durch die Franzosen mittellos<br />

gewordenen Familie das Land verlassen,<br />

kam erst nach Holland, 1916 nach Berlin.<br />

Hier suchte sie mit steigendem Erfolg durch<br />

Illustrationen, Modezeichnungen oder<br />

etwa Kinoplakate für die Ufa ihren Lebensunterhalt<br />

zu bestreiten.<br />

Schließlich wurde sie Mitarbeiterin der<br />

Zeitschrift „Simplicissimus“ und anderer<br />

satirischer Blätter wie die „Lustigen Blätter“,<br />

„Uhu“ und „Ulk“. Diese gesellschaftskritischen<br />

und satirischen Zeichnungen<br />

und Aquarelle, Milieustudien, Szenen aus<br />

Bars und von Kleinkunstbühnen, Bordellen<br />

und der Straße brachten ihr in der zweiten<br />

Hälfte der 20er Jahre wachsendes Ansehen<br />

und ein ausreichendes Einkommen. Schon<br />

zu Beginn ihres Schaffens ist die Fokussierung<br />

auf Frauendarstellungen festzustellen,<br />

ebenso wie die Beziehungen zwischen<br />

Mann und Frau, aber auch die zwischen<br />

Frau und Frau. Eine Ausstellung im Oktober/<br />

November 1930 in der Galerie Gurlitt<br />

folgte. Ein Jahr zuvor hatten ihr sicher ausreichende<br />

Verkäufe eine Reise in die Sowjetunion<br />

ermöglicht.<br />

1933 wurde diese vielversprechende Entwicklung<br />

durch die Nationalsozialisten<br />

abrupt unterbrochen. Die Folge war die totale<br />

Abkehr von der vorherigen Malweise,<br />

von einer an die Figur gebundenen, zarten,<br />

gestisch freien und Tendenzen der Neuen<br />

Sachlichkeit verarbeitenden, hin zu einer<br />

von Picasso beeinflußten kubo-expressiven<br />

Kunstauffassung – das war ihre Art des<br />

Widerstands gegen die Nationalsozialisten<br />

und deren offizielle Kunstpolitik. Zugleich<br />

begann sie als Plastikerin zu arbeiten.<br />

Die Zeit nach 1933 brachte bald den Verlust<br />

ihrer Verdienstmöglichkeiten durch Verbot<br />

oder „Gleichschaltung“ der Zeitschriften;<br />

für die „angepaßten“ hätte sie ohnehin<br />

nicht arbeiten wollen. So suchte sie sich<br />

etwa mit Bücherverkauf – umherziehend<br />

mit einem Karren – über Wasser zu halten.<br />

Nach dem Krieg entstanden aus Mangel<br />

an Farben Materialbilder aus Draht und<br />

Kordel. Ab 1949 entwarf sie für das exis-<br />

tentialistische Kabarett „Die Badewanne“<br />

Kostüme und Bühnenbilder. Erste Ausstellungsbeteiligungen<br />

fanden schon 1945 statt.<br />

Reisen, die sie sich endlich leisten konnte,<br />

folgten. Künstlerisch ist bald die Annäherung<br />

an die Abstraktion zu beobachten.<br />

[221]<br />

221. Jeanne Mammen<br />

Tänzerin mit erhobenem, nach rechts gespreiztem<br />

Bein und nach rechts gewandtem<br />

Kopf. Bleistift und Aquarell, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, rechts unten monogrammiert<br />

„JM“. 17,7:12,8 cm. Verso: Figurenskizze.<br />

Bleistift. – Mit Lichtrand rundum.<br />

136


MARIA ANNA, ERZHERZOGIN<br />

VON ÖSTERREICH<br />

1738 Wien – Prag 1789<br />

Die Tochter Kaiser Franz I. Stephan und<br />

der Kaiserin Maria Theresia zeigte schon<br />

früh Interesse an den Wissenschaften und<br />

Künsten; insbesondere betätigte sie sich als<br />

Zeichnerin und Radiererin.<br />

Unterrichtet wurde sie von J. Schmutzer<br />

(1733-1811), Fr.A. Brand (1735-1806),<br />

J. Durst und in Prag von L. Kohl (1746-<br />

1821). Nachdem 1766 in Wien die kaiserliche<br />

Kupferstecher-Akademie gegründet<br />

worden war, erklärte sie sich am 5. März<br />

1767 kurzerhand selbst zu deren Mitglied;<br />

erst zwei Jahre später wurde ihr vom<br />

Liechtenstein’schen Galeriedirektor V. Fanti<br />

(1720-1775) das Diplom eines erwählten<br />

Mitglieds überreicht.<br />

Da sie das naturwissenschaftliche Interesse<br />

ihres Vaters teilte, betreute und erweiterte<br />

sie schon zu seinen Lebzeiten und nach<br />

dessen Tod seine umfangreiche Münz- und<br />

Mineraliensammlung, später wurde hieraus<br />

das Naturwissenschaftliche Museum,<br />

und erstellte eine eigene Mineralien- und<br />

Insektensammlung.<br />

1780 zog sie nach Klagenfurt in ein eigens<br />

für sie erbautes Palais neben dem Elisabethinenkloster.<br />

1769 wurde sie Mitglied der<br />

Florentiner Akademie, 1772 Ehrenmitglied<br />

der Accademia di San Luca zu Rom.<br />

[222]<br />

222. Maria Anna<br />

Gebirgslandschaft. Radierung, 1772, auf<br />

Bütten. 22,7:16,5 cm. – Vorzüglicher Druck<br />

mit viel Grat.<br />

Literatur: Nagler aus 1-6.<br />

MARIA (MARIE) LESZCZYŃSKA,<br />

KÖNIGIN VON FRANKREICH UND<br />

NAVARRA<br />

1703 Breslau – Versailles 1768<br />

Marie, Tochter des polnischen Königs Stanislaw<br />

Leszczyński, wurde 1725 durch Heirat<br />

mit Ludwig XV. Königin von Frankreich<br />

und Navarra.<br />

[223]<br />

223. Maria Leszczyńska, nach<br />

Büste einer jungen Frau im Dreiviertelprofil<br />

nach links. Kupferstich in Crayonmanier in<br />

Rotbraun gedruckt, 1759, von J. Ch. François<br />

(1717-1769), nach Marie Lesczinska<br />

(„Peint par sa Majesté d’après le Tableau de<br />

J.M. Vien, Ptre du Roy“), nach J. M. Vien<br />

(1716-1809) mit gestochener Umrahmung,<br />

auf Bütten. 28,8:23,1 cm. Mit Widmung an<br />

die Königin. – Etwas unregelmäßig auf die<br />

Plattenkante geschnitten.<br />

J. Ch. François gilt als Erfinder des Kupferstichs<br />

in Crayonmanier.<br />

137


MARIE THÉRÈSE<br />

MARTINET<br />

geb. um 1731<br />

224. Marie Thérèse<br />

Martinet<br />

[224]<br />

Die in Paris tätige<br />

Kupferstecherin war<br />

Schwester und Mitarbeiterin<br />

des F.N. Martinet<br />

(1731 – um 1787).<br />

Sie stach Illustrationen<br />

und Vignetten zu Buchausgaben.<br />

Wandgehänge: Vignetten<br />

mit Putten bei unterschiedlichen<br />

Tätigkeiten,<br />

darunter jeweils florale<br />

Gehänge mit Gegenständen<br />

und Instrumenten<br />

aus Gartenbau, Landwirtschaft,<br />

Musik und Kriegskunst.<br />

6 Blatt Radierungen,<br />

1767/68, nach F.M.I.<br />

Quéverdo (1748-1797),<br />

auf Bütten. Je 12,5/13:ca.<br />

8 cm. – Vorzügliche Abdrucke<br />

mit vollem Rand,<br />

etwas vergilbt und teils<br />

leicht fleckig.<br />

Literatur: Nagler 3.<br />

138


MATHILDE KAROLINE, GROSSHERZORGIN VON HESSEN-DARMSTADT,<br />

geb. PRINZESSIN VON BAYERN<br />

1813 Augsburg – Darmstadt 1862<br />

1833 heiratete die Prinzessin Großherzog Ludwig III. von Hessen und bei Rhein, mit dem sie<br />

1834 nach Darmstadt übersiedelte. Nach ihr wurde die Mathildenhöhe in Darmstadt und die<br />

Mathildenterrasse auf dem Kästrich in Mainz benannt. Die Großherzogin war eine Schülerin<br />

von D. Quaglio d. J. (1786/1787-1837) und L. Quaglio d. J. (1793-1869) und widmete sich besonders<br />

der Porträt-, Landschafts- und Architekturmalerei.<br />

Seit 1835 war sie mit der Malerin Julie von Egloffstein befreundet (1792-1869). Auf ihren vielen<br />

Reisen nach Hamburg, in die Normandie, nach Mittelitalien, Rom, Neapel, Holland, in<br />

die Alpen etc. entstanden zahlreiche Landschaftszeichnungen. Arbeiten der Herzogin tauchen<br />

nur vereinzelt im Kunsthandel auf.<br />

[225]<br />

225. Mathilde Karoline<br />

Festung an von Schiffen befahrenem Gewässer, im Vordergrund sitzend eine zeichnende junge<br />

Dame und ein Angler. Aquarell, mit Deckweiß gehöht, über Bleistift, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, rechts unten signiert und datiert „Mathilde. 1832“. 12,1:18,9 cm. – Kleiner Einriß im<br />

linken Rand hinterlegt und mit Lichtrand links.<br />

TATYANA ALEKSEEVNA<br />

MAVRINA(-LEBEDEVA)<br />

1902 Nizhnil Novgorod/Rußland – Moskau<br />

1996<br />

Große Anerkennung erlangte die russische<br />

Malerin und Graphikerin besonders als Illustratorin<br />

von Kinderbüchern. Die Mutter<br />

entstammte altem und reichem Adel, übte<br />

jedoch wie Tatyanas sehr erfolgreicher, aus<br />

armen Verhältnissen stammender Vater<br />

eine Lehrtätigkeit an einer Kinderschule<br />

aus.<br />

Tatyana wuchs in einem intellektuellen, politisch<br />

interessierten Umfeld auf. Ihr Bruder<br />

war der bekannte Computerwissenschaftler<br />

Sergey Alekseevich Lebedev. Um 1917 zog<br />

sie nach Moskau, wo sie 1921-1929 an der<br />

VHUTEMAS (High Art and Technical<br />

Studios), eine dem Bauhaus vergleichbare<br />

Kunstschule, bei N. Sinezubov (1891-1948),<br />

G. Fedorov (1886-1976) und R. Falk (1886-<br />

1958) studierte.<br />

Ab 1931 illustrierte sie Kinderbücher, ab<br />

1936 auch Bücher von Balzac, Hoffmann,<br />

Zola u.a., ab 1949 waren Puschkins Märchen<br />

und Russische Volkssagen ihr Hauptbetätigungsfeld.<br />

1960 erhielt sie die Silbermedaille<br />

auf der Leipziger Buchmesse,<br />

weitere Medaillen folgten, wie etwa 1976<br />

die Goldmedaille durch die Internationale<br />

Vereinigung für Kinder-Literatur und im<br />

gleichen Jahr der H.C. Andersen-Preis. Sie<br />

hatte mehrere Einzelausstellungen im Inund<br />

Ausland, so in Moskau, Prag, Rostock<br />

und Dresden.<br />

139


nach Wien zurück. Mehrere Aufenthalte in Dresden seit den späten<br />

1880er Jahren führten 1894 zur Übersiedelung. Hier schloß<br />

sich das Paar der Goppelner Künstlerkolonie an.<br />

1891 beteiligte sie sich u.a. an der ersten Ausstellung der Wiener<br />

Secession, ab 1892 an Ausstellungen des Wiener Hagebund<br />

– 1903 wurde auf der 7. Ausstellung des Hagebundes eine Überblickschau<br />

des Künstlerehepaars gezeigt – und 1893 im Münchner<br />

Kunstverein. 1902 kehrte die Künstlerin mit ihrem Mann<br />

nach Wien zurück. Im Alter von 47 verstarb sie an Herzstillstand.<br />

[226]<br />

Ihre bevorzugten Themen waren Landschaften, Porträts und<br />

Blumendarstellungen. Prominente österreichische Museen besitzen<br />

Werke der Küstlerin wie die Sammlung der Neuen Galerie<br />

Graz, die Sammlung der Universität Wien oder das Österreichische<br />

Landesmuseum Wien.<br />

226. Tatyana Alekseevna Mavrina<br />

Der Chamownitscheski Platz in Moskau im Winter mit Reitern.<br />

Aquarell und Deckfarben, über Feder in Schwarz, auf grauem Velin,<br />

rechts unten signiert (russisch), bezeichnet und datiert „6/IV<br />

44“. 20,4:14,5 cm. Auf Untersatz montiert.<br />

EMILIE MEDIZ-PELIKAN (EMILIE PELIKAN)<br />

1861 Vöcklabruck – Dresden 1908<br />

Die Malerin, Graphikerin und Illustratorin studierte an der Wiener<br />

Akademie bei A. Zimmermann (1808-1888) und folgte diesem<br />

1884 nach Salzburg und schließlich 1885 nach München. 1885-1890<br />

besuchte sie die Dachauer Malerschule und studierte Akt- und<br />

Landschaftsmalerei – in Dachau ist eine Straße nach ihr benannt.<br />

Um 1888 lernte sie den in Österreich geborenen Maler K. Mediz<br />

(1868-1945) kennen, den sie 1891 heiratete. Studienaufenthalte in<br />

Paris, wo sie möglicherweise wie ihr Mann an der Académie Julian<br />

studierte, und 1890/1891 in Belgien (Knokke) folgten sowie Reisen<br />

1892 nach Ungarn, dann nach Italien und wiederholt nach Paris<br />

und in die Alpen. 1891 kehrte sie gemeinsam mit Mediz aus Paris<br />

[227]<br />

227. Emilie Mediz-Pelikan<br />

Blühendes Wiesenkraut. Feder in Schwarz, aquarelliert, auf graubraunem<br />

Papier, rechts unten signiert und datiert „E. Pelikan<br />

Mittelberg 1903 August“, links unten bezeichnet „2700 Met(er)“.<br />

18,5:25 cm. – Der untere Rand unregelmäßig geschnitten.<br />

140


MARIA SIBYLLA MERIAN<br />

1647 Frankfurt/Main - Amsterdam 1717<br />

Die Tochter des berühmten Kupferstechers<br />

Matthäus Merian d.Ä. (1593-1650) erlernte<br />

bei ihrem Stiefvater, dem niederländischen<br />

Blumenmaler J. Marell (1614-1681) die Miniaturmalerei<br />

und den Kupferstich.<br />

Mit ihrem Mann J.A. Graff (1637-1701)<br />

übersiedelte sie um 1670 nach Nürnberg,<br />

wo sie gemeinsam eine Werkstatt betrieben.<br />

Sie widmete sich der zeichnerischen<br />

Aufarbeitung der heimischen Pflanzenwelt<br />

und 1675 erscheint ihr Werk „Florum Fasciculus<br />

Primus“, 1679 „Der Raupen wunderbare<br />

Verwandlung und sonderbare Blumennahrung“.<br />

1681 siedelte sie nach Frankfurt über, 1685<br />

trennte sie sich von ihrem Mann und lebte<br />

zusammen mit ihren beiden Töchtern<br />

1685-1691 bei den Labadisten auf Schloß<br />

Waltha/Holland, wo ihr Stiefbruder bereits<br />

ansässig war. 1691 siedelte sie nach Amsterdam<br />

über, um im dortigen botanischen<br />

Garten ihre Studien fortzusetzen.<br />

1699-1701 unternahm sie im Auftrag der<br />

Stadt eine Exkursion nach Surinam (Südamerika),<br />

um die Pflanzen- und Tierwelt<br />

aufzuzeichnen. 1705 erschien dann ihr<br />

Hauptwerk „Metamorphosis Insectorum<br />

Surinamensium“.<br />

[228] [229]<br />

228. Maria Sibylla Merian, nach<br />

Narcissus major. Aquarell. Radierung von<br />

J.A. Graff (1637-1701), auf Bütten. 20,2:14,6<br />

cm. – Vorzügliches, vollrandiges Exemplar!<br />

Literatur: M.A. Pfeiffer in: Philobiblon 9,<br />

1936, Ss. 97-<strong>102</strong>; Nissen aus 1340 „Neues<br />

Blumenbuch. Allen Kunstverständigen<br />

Liebhabern zu Lust, Nutz und Dienst, mit<br />

fleiß verfertiget – Florum fasciculus alter<br />

(et tertius). Nürnberg, 1675ff., Tafel CLIX;<br />

Ausst. <strong>Katalog</strong>: Maria Sibylla Merian 1647-<br />

1717. Künstlerin und Naturforscherin. Hrsg.<br />

von K. Wettengl. Frankfurt a.M. 1997/98,<br />

Ss. 96 ff.<br />

229. Maria Sibylla Merian, nach<br />

Anemone tenuifolia anther. Aquarell. Radierung<br />

von J.A. Graff (1637-1701), auf Bütten.<br />

19,7:14,5 cm. – Vorzügliches, vollrandiges<br />

Exemplar!<br />

Literatur: M.A. Pfeiffer in: Philobiblon 9,<br />

1936, Ss. 97-<strong>102</strong>; Nissen aus 1340 „Neues<br />

Blumenbuch. Allen Kunstverständigen<br />

Liebhabern zu Lust, Nutz und Dienst, mit<br />

fleiß verfertiget – Florum fasciculus alter (et<br />

tertius). Nürnberg, 1675ff., Tafel CLXXVII;<br />

Ausst. <strong>Katalog</strong>: Maria Sibylla Merian 1647-<br />

1717. Künstlerin und Naturforscherin. Hrsg.<br />

von K. Wettengl. Frankfurt a.M. 1997/98,<br />

Ss. 96 ff.<br />

141


[230] [231] [232]<br />

230. Maria Sibylla Merian, nach<br />

Battattes und Insekten. Aquarell. Radierung<br />

von Jos. Mulder (geb. um 1659/1660-1718<br />

nachweisbar), auf Bütten. 34,3:26,3 cm. –<br />

Vorzügliches, vollrandiges Exemplar!<br />

Literatur: M.A. Pfeiffer, Die Werke der M.S.<br />

Merian. Meißen 1931, Nr. B 1-7; Nissen aus<br />

1341 „Metamorphosis insektorum Surinamensium,...“.<br />

Amsterdam,mehrere Ausgaben<br />

zwischen 1705 und 1719, Tafel L; Ausst.<br />

<strong>Katalog</strong>: Maria Sibylla Merian 1647-1717.<br />

Künstlerin und Naturforscherin. Hrsg. von<br />

K. Wettengl. Frankfurt a.M. 1997/98, Ss. 224<br />

ff.<br />

231. Maria Sibylla Merian, nach<br />

Jasmin, Insekten und Schlange. Aquarell. Radierung<br />

von P. Sluiter (Sluyter, 1656-nach<br />

1713), auf Bütten. 34,3:26,3 cm. – Vorzügliches,<br />

vollrandiges Exemplar!<br />

Literatur: M.A. Pfeiffer, Die Werke der M.S.<br />

Merian. Meißen 1931, Nr. B 1-7; Nissen aus<br />

1341 „Metamorphosis insektorum Surinamensium,...“.<br />

Amsterdam,mehrere Ausgaben<br />

zwischen 1705 und 1719, Tafel XLVI;<br />

Ausst. <strong>Katalog</strong>: Maria Sibylla Merian 1647-<br />

1717. Künstlerin und Naturforscherin. Hrsg.<br />

von K. Wettengl. Frankfurt a.M. 1997/98,<br />

Ss. 224 ff.<br />

232. Maria Sibylla Merian, nach<br />

Raupe auf einer Winde, Puppe und Falter.<br />

Aquarell. Radierung von J.A. Graff (1637-<br />

1701), auf Bütten. 15,3:12 cm. – Vorzügliches,<br />

vollrandiges Exemplar!<br />

Literatur: M.A. Pfeiffer, Die Werke der M.S.<br />

Merian. Meißen 1931, Nr. A 1-7; Nissen vgl.<br />

1342 „Der Raupen wunderbare Verwandelung<br />

und sonderbare Blumennahrung“.<br />

Frankfurt/Leipzig/Nürnberg, 1679ff., Abb.<br />

LXXV; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Maria Sibylla Merian<br />

1647-1717. Künstlerin und Naturforscherin.<br />

Hrsg. von K. Wettengl. Frankfurt a.M.<br />

1997/98, Ss. 224 ff.<br />

142


MARIANNE MIELENHAUSEN<br />

nachweisbar 1943 bis 1969 in Offenbach/<br />

Main<br />

Marianne Mielenhausen war Malerin und<br />

Illustratorin (Kinderbücher, Liederbücher<br />

für die Schule). 1943-1944 war sie an der<br />

Musterschule Offenbach bzw. Frankfurt<br />

am Main tätig.<br />

235. Monogrammistin B.G.<br />

Deutsch, Ende 19. Jh.<br />

Brustbild einer jungen Frau in Rückenansicht,<br />

mit hochgestecktem schwarzem Haar im Profil<br />

nach rechts. Aquarell, über Bleistift, auf<br />

gelblichem Velin, rechts unten monogrammiert<br />

„B.G.“. 23:17,5 cm.<br />

Mit überlieferter Zuschreibung an Bertha<br />

Günther.<br />

Über die Identität der Zeichnerin dieses<br />

zarten und virtuos gemalten Bildnisses einer<br />

jungen Frau war nichts ausfindig zu machen.<br />

[233]<br />

233. Maria Sibylla Merian, nach<br />

Raupen und Falter. Aquarell. Radierung von<br />

J.A. Graff (1637-1701), auf Bütten. 15,5:12<br />

cm. – Vorzügliches, vollrandiges Exemplar!<br />

Literatur: M.A. Pfeiffer, Die Werke der M.S.<br />

Merian. Meißen 1931, Nr. A 1-7; Nissen vgl.<br />

1342 „Der Raupen wunderbare Verwandelung<br />

und sonderbare Blumennahrung“.<br />

Frankfurt/Leipzig/Nürnberg, 1679ff., Abb.<br />

CXXXVIII; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Maria Sibylla<br />

Merian 1647-1717. Künstlerin und Naturforscherin.<br />

Hrsg. von K. Wettengl. Frankfurt<br />

a.M. 1997/98, Ss. 224 ff.<br />

[234]<br />

234. Marianne Mielenhausen<br />

Zwiebel. Aquarell, auf festem Velin, rechts<br />

unten datiert und signiert „14. Mai 1945<br />

Marianne Mielenhausen“. Darstellungsgröße<br />

13,4:11,1 cm, Blattgröße 19,7:15,7 cm.<br />

[235]<br />

143


BERTHE MARIE PAULINE<br />

MORISOT (BERTHE MANET)<br />

1841 Bourges – Paris 1895<br />

Aus einem wohlhabenden und kunstinteressierten<br />

Elternhaus stammend, erhielten<br />

Berthe und ihre Schwester Edma schon<br />

früh privaten Zeichenunterricht: 1857<br />

durch den Porträt- und Genremaler G.-A.<br />

Chocarne (1797-1871) und 1857-1860 durch<br />

J. Guichard (1806-1880).<br />

Gruppe »Les XX« in Brüssel aus. Studienreisen führten sie ab 1872 nach Spanien, England,<br />

Italien, Belgien und Holland.<br />

Ihre bevorzugten Themen waren Familienszenen, Porträts, insbesondere von Frauen und<br />

Kindern, Interieurs und Landschaften.<br />

1860/1861 erhielt sie Privatunterricht durch<br />

C. Corot (1796-1875), einem der Hauptvertreter<br />

der Schule von Barbizon sowie durch<br />

A.F. Oudinot (1820-1891), zudem studierte<br />

sie bei dem berühmten H. Daumier (1808-<br />

1879) und 1863-1864 dem Bildhauer A. Millet<br />

(1819-1891).<br />

Bekanntschaft schloß sie mit F. Bracquemont<br />

(1833-1914) und einigen Barbizon-<br />

Malern sowie mit E. Manet (1832-1883)<br />

– mit diesem schloß sie ab 1869 eine enge<br />

Freundschaft –, aber auch mit E. Degas<br />

(1834-1917) und H. Fantin-Latour (1836-<br />

1904).<br />

Seit 1874 beteiligte sie sich als erste Frau an<br />

fast allen Impressionisten-Ausstellungen<br />

gemeinsam mit Manet, C. Monet (1840-<br />

1916), P.-A. Renoir (1841-1919), A. Sisley<br />

(1839-1899) u.a., zuvor Beteiligung an den<br />

Ausstellungen des etablierten Pariser Salons.<br />

1874 heiratete sie den Bruder ihres Künstlerfreundes<br />

E. Manet. 1887 stellte sie bei der<br />

[236]<br />

236. Berthe Marie Pauline Morisot<br />

Junge Frau, sich auf einer Chaiselongue ausruhend. Kaltnadel, um 1893, auf chamoisfarbenem<br />

Bütten, nummeriert und mit Monogrammstempel (Lugt Suppl. 3886). 8,2:12 cm.<br />

Nr. 15 von 25 Exx. – Vorzüglicher, sehr breitrandiger Abdruck.<br />

Bei dem jungen Mädchen handelt es sich wohl um dieselbe Person wie auf dem 1893 entstandenen<br />

Gemälde „Liegendes Mädchen“, Gallery Richard Green, London.<br />

144


ASTA THUSNEL-<br />

DA GRÄFIN VON<br />

MÜNSTER-MEINHÖ-<br />

VEL, verh. MOLTKE<br />

1788 Osnabrück od. Linden/Hannover<br />

– Schleswig<br />

1842<br />

Über die Künstlerin,<br />

Tochter des Grafen<br />

G.W.A. von Münster-<br />

Meinhövel, ist kaum etwas<br />

bekannt. 1807 ehelichte<br />

sie den dänischen<br />

Diplomaten Carl Emil<br />

Moltke und bekam drei<br />

Kinder (1811, 1815 und<br />

1822). Zum Zeitpunkt<br />

der Entstehung des Blattes<br />

hielt sie sich wohl im<br />

säkularisierten Kloster<br />

Derneburg im Landkreis<br />

Hildesheim auf, das seit<br />

1815 Wohnsitz des Grafen<br />

Ernst zu Münster war.<br />

[237] [238]<br />

237. A.T. von Münster-Meinhövel<br />

Blütenstengel von Iris und Ackerwinde.<br />

Aquarell und Deckfarben, über Bleistift,<br />

auf bräunlichem festem Velin, rechts unten<br />

signiert „Ida Gfv: Münster“, links unten<br />

bezeichnet und datiert „Derneburg Nov. a<br />

1834.“. 33,1:23,2 cm. – Insgesamt nicht ganz<br />

frisch. Horizontale Knickfalten oben und<br />

unten geglättet.<br />

Botanische Pflanzenstudien erfreuten sich<br />

nicht nur bei Wissenschaftlern, sondern<br />

auch bei Malern und Zeichnern, insbesondere<br />

auch bei künstlerisch tätigen Frauen<br />

seit spätestens dem 18. Jahrhundert großen<br />

Interesses.<br />

238. A.T. von Münster-Meinhövel<br />

Stiel eines Blühenden Weihnachtskaktus.<br />

Aquarell, über Bleistift, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, Mitte unten signiert, bezeichnet<br />

und datiert „Thusnelde Grf. Münster /<br />

Derneburg am 8 Okt 1839.“. 31,5:22,3 cm.<br />

– Insgesamt unfrisch. Horizontale Knickfalte<br />

unten geglättet. Verso Reste alter Verklebung.<br />

145


MELA MUTER, eigentl. MARIA<br />

MELANIA MUTERMILCH, geb.<br />

KLINGSLAND<br />

1876 Warschau – Paris 1967<br />

Als Tochter eines literarisch interessierten<br />

vermögenden Warschauers wurde Mela<br />

Muter erst privater Zeichenunterricht erteilt.<br />

Dann besuchte sie ab 1899 in ihrer<br />

Geburtsstadt die private Frauenmalschule<br />

unter der Leitung von M. Kotarbiński<br />

(1854-1944).<br />

Im selben Jahr heiratete sie den Kritiker,<br />

Schriftsteller und Aktivisten Michael<br />

Mutermilch, mit dem sie 1900 nach Paris<br />

zog. 1901 setzte sie in der Kunstmetropole<br />

an der Seine ihre Studien an der Académie<br />

Colarossi bei E. Tournés (1857–1931), R.<br />

Collin (1850–1912) und R.X. Prinet (1861–<br />

1946) fort. Wiederholte Aufenthalte in<br />

Concarneau schlossen sich an, wo sie in Berührung<br />

kam mit der Kunst der Schule von<br />

Pont-Aven. Sie wurde eine gefragte Porträtistin,<br />

zudem schuf sie Stilleben und Landschaften,<br />

aber auch Bilder, die das Elend der<br />

armen Bevölkerung, vor allem alte Leute<br />

und Bettler thematisieren.<br />

Schon seit 1902 beteiligte sie sich an Ausstellungen<br />

der Societé Nationale des Beaux<br />

Arts, des Salon des Indépendants, Salon<br />

d’Automne und Salon des Tuileries. Vor<br />

dem Ersten Weltkrieg reiste sie mehr<strong>fach</strong><br />

nach Spanien. Durch die Beziehung mit<br />

dem Sozialaktivisten Raymond Lefebvre<br />

seit 1917 scheiterte ihre Ehe. Nach dem<br />

mysteriösen Tod ihres Geliebten in der<br />

Sowjetunion sowie der Tuberkulosekrankheit ihres<br />

Sohnes u.a. tragischen Ereignissen konvertierte sie<br />

1923 zum Katholizismus. Nach dem Ersten Weltkrieg<br />

hatte sie in Paris mehrere Einzelausstellungen.<br />

1921 wurde sie ebenso eingeladen, Mitglied der Jury<br />

des Salon d’Automne zu werden.<br />

[239]<br />

Nach dem Tod ihres Sohnes 1924<br />

und Rainer Maria-Rilkes, mit dem<br />

sie eng befreundet war, fiel sie in<br />

tiefe Depression. Zu Beginn der<br />

1930er Jahre zwang sie die zunehmend<br />

schwierige finanzielle<br />

Lage Malunterricht zu geben. 1937<br />

wurde ihr die Goldmedaille der<br />

Weltausstellung verliehen. Nach<br />

dem Einmarsch der Nationalsozialisten<br />

in Paris floh sie wegen ihrer<br />

jüdischen Herkunft 1940 in das<br />

unbesetzte Avignon. Nach ihrer<br />

Rückkehr nach Paris 1946 konnte<br />

sie an ihren vorherigen Erfolg<br />

anknüpfen und hatte zahlreiche<br />

Ausstellungen, auch in Köln und<br />

New York.<br />

239. Mela Muter<br />

Liegender Frauenakt. Bleistift, auf<br />

bräunlichem Velin mit Fragment<br />

eines Wasserzeichens, rechts unten<br />

signiert „Muter“, links oben<br />

nochmals signiert. 32,9:19,9 cm.<br />

Verso: Figürliche Skizzen. Bleistift.<br />

– Lichtrand rundum, verso<br />

Reste alter Verklebung, links oben<br />

Knickfalte.<br />

Die akzentuierte, eckig-kubistische<br />

Ausführung läßt eine Entstehungszeit<br />

nach 1919 vermuten, da die<br />

Künstlerin sich in dieser Zeit mit<br />

den Arbeiten von A. Gleizes (1881–<br />

1953) und G. Severini (1883–1966)<br />

auseinandersetzte, die sie persönlich<br />

kennengelernt hatte.<br />

146


HANNA NAGEL (NAGEL-FISCHER)<br />

1907 – Heidelberg – 1975<br />

Zeichnerin, Graphikerin und Illustratorin.<br />

Achtjährige Klavierausbildung am Konservatorium.<br />

1924 Lehre als Buchbinderin.<br />

1925-1929 absolvierte sie ein Studium an<br />

der Badischen Landeskunstschule Karlsruhe<br />

und war Schülerin von K. Hubbuch<br />

(1891-1979), W. Schnarrenberger (1892-<br />

1966) und H. Gehri (1879-1944), zuletzt als<br />

Meisterschülerin in der Radierklasse bei W.<br />

Conz (1782-1944).<br />

1929 zog sie nach Berlin, wo sie im folgenden<br />

Jahr ihr Studium an den Vereinigten<br />

Staatsschulen für Freie und Angewandte<br />

Kunst bei E. Orlik (1870-1932), der sie besonders<br />

förderte, und H. Meid (1883-1957)<br />

fortsetzte. 1931 heiratete sie den Maler H.<br />

Fischer (1906-1987); die schwierige Ehe<br />

führte 1947 zur Trennung.<br />

Nach dem Erhalt des Rom-Preises 1933-<br />

1934 Aufenthalt in der Villa Massimo in<br />

Rom und erneut 1935-1936. 1935 Stipendium<br />

der Albrecht-Dürer-Stiftung. Nach<br />

ihrer Rückkehr aus Italien begann sie mit<br />

dem Illustrieren von Büchern, von nun an<br />

ihre Haupteinnahmequelle, da sie unter<br />

den Nationalsozialisten nicht mehr ausstellen<br />

konnte.<br />

1937 erhielt sie den Kassel-Preis und die<br />

Silbermedaille für Graphik bei der Weltausstellung<br />

in Paris. Wiederholte Reisen<br />

nach Paris und Spanien. Seit 1959 litt sie<br />

unter dauernden Schmerzen (Trigeminus-<br />

Neuralgien); aufgrund<br />

einer Operation mußte<br />

die Künstlerin, deren<br />

Zeichenhand die linke<br />

war, mit der rechten<br />

Hand weiter arbeiten.<br />

Nach 1945 beteiligte<br />

sie sich an zahlreichen<br />

Ausstellungen, so in<br />

Heidelberg, Hagen,<br />

Freiburg, Mannheim<br />

und Karlsruhe. Auch<br />

wurde ihr eine Professur<br />

in Ost-Berlin angetragen,<br />

die sie jedoch<br />

ausschlug.<br />

240. Hanna Nagel<br />

Sitzende Schöne mit Federhut. Feder in<br />

Schwarz und Aquarell, auf grauem Papier,<br />

links unten monogrammiert (vgl. Goldstein,<br />

S. 185 u. S. 559), verso mit blauer Tinte<br />

beschriftet „Die schönste Stunde, hab´ ich<br />

sie endlich –“. 13,8:21 cm. – Vertikale Mittelfalte<br />

geglättet.<br />

241. Hanna Nagel<br />

„Die Blüte“. Feder in Schwarz, ein wenig<br />

gelb aquarelliert, auf festem strukturiertem<br />

Papier. Ca. 17,7:15,1 cm. Auf Untersatz montiert,<br />

dort bezeichnet und mit Widmung<br />

versehen sowie verso mit Besitzerstempel<br />

der Künstlerin. – In den Rändern ungleich<br />

beschnitten. Im oberen Drittel etwas gebräunt.<br />

[240]<br />

[241]<br />

147


242. Hanna Nagel<br />

Sitzende Frau in Rückenansicht nach links,<br />

die ein vor ihr kniendes junges Mädchen in<br />

den Armen hält, im Hintergrund links angedeutete<br />

Säulenarkade. Feder in Schwarz,<br />

auf bräunlichem Velin, links unten monogrammiert<br />

(vgl. Goldstein, S. 185 u. S. 559).<br />

18,2:14,6 cm. – Horizontale Knickfalte geglättet,<br />

verso Klebereste an den Ecken.<br />

243. Hanna Nagel<br />

Junge Frau einen Kreuzritter in Rückenansicht<br />

umarmend. Feder in Schwarz, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, rechts unten monogrammiert<br />

(vgl. Goldstein, S. 185 u. S. 559),<br />

verso angeschnittene Handschrift. 18,5:11,4<br />

cm.<br />

Vermutlich Vorzeichnung für eine Illustration.<br />

244. Hanna Nagel<br />

Junge Nonne, eine alte Äbtissin umarmend.<br />

Feder und Pinsel in Schwarz, auf chamoisfarbenem<br />

Velin. 13,3:10 cm. – In den Rändern<br />

etwas ungleich beschnitten.<br />

Vermutlich Vorzeichnung für eine Illustration.<br />

245. Hanna Nagel<br />

Mädchen im Dreiviertelprofil nach links mit<br />

erhobenen Händen im Bittgestus. Feder und<br />

ein wenig Pinsel in Braun, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, links unten monogrammiert<br />

(vgl. Goldstein, S. 185 u. S. 559). 15:19 cm.<br />

– Vertikale Knickfalte geglättet.<br />

[243]<br />

[242]<br />

[244]<br />

[245]<br />

148


CHARLOTTE NAUMANN<br />

1880 Dresden – letzte Erwähnung 1930<br />

Die in Dresden tätige Malerin, Graphikerin und Lithographin war dort erst Schülerin von Rich. Müller (1874-1954) und Gg. Lühring (1868-<br />

1957), dann setzte sie 1905 ihr Studium an der Académie Colarossi in Paris fort und 1908 in München. Darüber hinaus ist über die Künstlerin<br />

wenig bekannt. Im Mittelpunkt ihres Schaffens stand sicher das Landschaftsbild, wie die wenigen überlieferten Arbeiten annehmen lassen.<br />

[246] [247]<br />

246. Charlotte Naumann<br />

Landschaft mit Gehöft bei abziehenden Gewitterwolken. Pastell und<br />

Kohle, mit Kohle umrandet, auf blauem Velin, links unten signiert<br />

„Ch. Naumann“. 28,5:26,9 cm. – Rechte obere Ecke fehlt, in den<br />

Ecken Nadellöchlein, kleiner Randeinriß unten.<br />

247. Charlotte Naumann<br />

Hügelige, teils bewaldete Landschaft mit einer Burg auf der Anhöhe.<br />

Aquarell, Buntstifte und Pinsel in Schwarz, mit schwarzer<br />

Tuschlinie umrandet, auf festem chamoisfarbenem Velin.<br />

25,2:22,4 cm. – Links unten mehrere Nagellöchlein, links<br />

oben zwei Knickfalten. – Skizzenbuchblatt.<br />

149


ELISABETH NEELSEN<br />

1870 Plön/Holstein – nach 1930<br />

Über die Berliner Landschaftsmalerin Elisabeth<br />

Neelsen, Enkelin des bedeutenden<br />

evangelischen Theologen Joh. Andreas<br />

Rehhoff, ist kaum etwas bekannt. Sie war<br />

Dozentin an der Volkshochschule und Mitglied<br />

im Verein deutscher Künstlerinnen<br />

Berlin.<br />

ELSA NICKLASS<br />

1886/1889 Königsberg – Berlin 1961<br />

Vermutlich Schwester der ebenfalls in Berlin tätigen Malerin und<br />

Silhouettenschneiderin Lotte Nicklass (1889-1921), wobei nicht auszuschließen<br />

ist, daß es sich hier um ein und dieselbe Person handelt<br />

(vgl. Dressler, aufgeführt unter: Lotte Elsa Nicklas). Teilnahme an der<br />

Großen Berliner Kunstausstellung 1910. Elsa Nicklass wird dem Berliner<br />

Impressionismus zugerechnet (s. Ausstellungen 2006/2008 der<br />

Berliner Galerie Barthelmess & Wischnewski).<br />

[248]<br />

248. Elisabeth Neelsen<br />

Seelandschaft mit Haus und Booten. Radierung<br />

in Schwarzbraun, signiert, auf bräunlichem<br />

festem Japanbütten. 11:18 cm.<br />

Mit der Signatur des Druckers O. Felsing<br />

Berlin. – Insgesamt unfrisch.<br />

[249]<br />

249. Elsa Nicklass<br />

Bildnis der Lotte Nicklass beim Silhouettenschneiden, mit einer Katze.<br />

Feder und Pinsel in Schwarz, auf bräunlichem Velin, rechts unten<br />

datiert und signiert „15.12.20. Elsa Nicklass.“. 21,5:18,7 cm.<br />

150


250. Mathilde Nissen<br />

nachweisbar zwischen 1874 und 1909<br />

Selenter See. Radierung, nach Fr. Loos (1797-<br />

1890), auf festem Velin. 21,8:34 cm. – Knickfalte<br />

links oben. Insgesamt nicht ganz frisch.<br />

Literatur: Boetticher (Loos), vgl. 21. Das Gemälde<br />

von Loos, das vermutlich die Vorlage für diese<br />

Radierung bildet, ist 1844 entstanden.<br />

Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek<br />

– Landesgeschichtliche Sammlung besitzt einige<br />

Radierungen von Mathilde Nissen. Darüber<br />

hinaus ist über die Künstlerin nichts bekannt.<br />

lin (1820-1904) nahm. 1889 konnte sie sich erfolgreich an einer Akademie-Ausstellung<br />

beteiligen. Danach erlangte sie zunehmend Aufmerksamkeit, auch unter Künstlerkollegen,<br />

und eröffnete 1900 ihr eigenes Atelier in Paris, wo sie bis zu ihrem Umzug 1934 nach<br />

Bagnères-de-Bigorre auch Schüler ausbildete. 1949 wurde sie zum „Ritter der Ehrenlegion“<br />

ernannt und erhielt den Titel eines „Officer of Public Instruction“.<br />

251. Blanche Odin<br />

Großer Brunnentrog umrankt von Grünpflanzen.<br />

Aquarell, auf Karton, rechts unten signiert<br />

„Bl. Odin“, verso bezeichnet und datiert<br />

„Barbazay 15 8bre 1905“. Ca. 28,1:19,6<br />

cm.<br />

Verso mit handschriftlicher Widmung des<br />

Vorbesitzers aus dem Jahre 1958. – Verso an<br />

den Ecken Reste alter Verklebung.<br />

[250]<br />

BLANCHE ODIN<br />

1865 Troyes – Bagnères-de-Bigorre 1957<br />

[251]<br />

252. Blanche Odin<br />

Geöffnetes Zauntor in einer Sommerlandschaft.<br />

Aquarell, auf festem Velin, links unten<br />

signiert „Bl. Odin“ sowie datiert „8 7bre<br />

15“. 9,7:24,9 cm.<br />

Verso mit handschriftlicher Widmung des<br />

Vorbesitzers aus dem Jahre 1958. – Verso an<br />

den Rändern Reste einer alten Verklebung,<br />

vertikale Mittelfalte.<br />

Blanche Odin ist eine in Frankreich für ihre<br />

zarten und frischen Aquarelle bekannte Künstlerin.<br />

Bereits im Alter von etwa 17 Jahren ging<br />

die junge Frau jährlich für einige Monate zum<br />

Studium nach Paris, wo sie einerseits im Atelier<br />

von Madame Delphine (?) De Cool arbeitete sowie<br />

Unterricht an einer Zeichenschule und bei<br />

der Miniaturmalerin Jeanne Mathilde Herbe-<br />

[252]<br />

151


MARIA OLVIDO RODRIGUEZ<br />

SOLAR (OLVIDO R. SOLAR)<br />

geb. 1944 in Valencia/Spanien<br />

Die Malerin und Graphikerin Olvido Solar<br />

absolvierte ihre malerische Ausbildung<br />

sowie eine Ausbildung als Restauratorin<br />

und Kunstpädagogin seit 1961 in Valencia<br />

und anschließend, durch ein zweijähriges<br />

Stipendium ermöglicht, in Stuttgart bei R.<br />

Straub.<br />

1968/1969 Aufenthalt in Florenz, wo sie als<br />

Restauratorin an der internationalen Bibliothek<br />

arbeitete.<br />

1975 Umzug nach Limburg und bis 1986<br />

Ateliergemeinschaft (mit Galerie und Verlag)<br />

mit ihrem Ehemann, dem Maler Klaus<br />

Panzner (geb. 1943). Nach der Scheidung<br />

1998 zog sie nach Erbach/Alb-Donau-Kreis,<br />

wo sie auch als Dozentin an der VH-Ulm<br />

arbeitete.<br />

[253]<br />

253. M. Olvido<br />

Rodriguez Solar<br />

„Fachwerkhäuser“. Radierung<br />

und Mischtechnik<br />

in Rot, 1969, auf<br />

festem Japan, signiert,<br />

datiert, nummeriert<br />

und betitelt. 12,5:12,1<br />

cm.<br />

Nr. 5 von 15. Exx. – Mit<br />

unterschiedlich breiten<br />

Rändern.<br />

254. M. Olvido Rodriguez Solar<br />

„Dehrn“. Radierung, auf Arches-Papier, signiert, betitelt und bezeichnet.<br />

9,8:19,7 cm.<br />

Als „E(preuve) A(rtiste)“ bezeichnet sowie „... Radierung vor der<br />

Natur geäzt“.<br />

„Dehrn“ ist ein Stadtteil von Runkel, weshalb davon auszugehen<br />

ist, daß die Radierung während der Limburger Jahre zwischen<br />

1975 und 1986 entstand.<br />

[254]<br />

152


[255] [256]<br />

255. M. Olvido Rodriguez Solar<br />

„Ennerich“. Radierung, auf Arches-Papier,<br />

signiert, betitelt und bezeichnet. 14,7:19,8<br />

cm.<br />

Als „E(preuve) A(rtiste).“ bezeichnet sowie<br />

„Ennerich; Radierung, Zinc; vor der Natur<br />

gez. u. geäzt“. – Mit geringfügigem Lichtrand<br />

rundum.<br />

Ennerich ist ein Stadtteil von Runkel, weshalb<br />

davon auszugehen ist, daß die Radierung<br />

während der Limburger Jahre zwischen<br />

1975 und 1986 entstand.<br />

Panzner (geb. 1943), signiert und betitelt.<br />

33,5:28,2 cm.<br />

Als „épr(euve) d´art(iste). I“ bezeichnet.<br />

258. M. Olvido Rodriguez Solar<br />

„Niederbrechen, Bergkapelle“. Radierung,<br />

auf Arches-Papier, signiert, betitelt und bezeichnet.<br />

14,8:19,8 cm.<br />

Als „E(preuve) A(rtiste).“ bezeichnet sowie<br />

„vor die Natur gez. u. geäzt“.<br />

256. M. Olvido Rodriguez Solar<br />

„Ebach“. Radierung, Roulette und Aquatinta,<br />

auf Arches-Papier, signiert, betitelt und<br />

bezeichnet. 9,8:19,7 cm.<br />

Als „E(preuve). A(rtiste).“ bezeichnet sowie<br />

„... gez. u. geäzt vor der Natur“.<br />

257. M. Olvido Rodriguez Solar<br />

„Limburg/Lahn“. Blick über die Dächer auf<br />

den Dom. Radierung und Aquatinta, auf Rives-Bütten,<br />

nach einer Zeichnung von Klaus<br />

[257]<br />

[258]<br />

153


MARIE ORTLIEB<br />

1867 Freiburg/Breisgau –<br />

Karlsruhe 1938<br />

Marie Ortlieb war in<br />

Karlsruhe als Landschaftsmalerin<br />

und Graphikerin<br />

tätig. 1893-1894 absolvierte<br />

sie ihr Studium an<br />

der Karlsruher Malerinnenschule<br />

bei O. Kemmer<br />

(1853-1931) und M. Roman<br />

(1849-1910). Zudem<br />

war sie Privatschülerin<br />

von F. Kallmorgen (1856-<br />

1924), den sie auf eine Italienreise<br />

begleitete.<br />

1897 nahm sie in Heimhausen<br />

bei München Unterricht<br />

bei B. Buttersack<br />

(1858-1925). 1901-1902<br />

besuchte sie wieder die<br />

Malerinnenschule Karlsruhe.<br />

Arbeit in Pforen bei<br />

Donaueschingen. 1923<br />

beteiligte sie sich an der<br />

Großen Kunstausstellung<br />

in Karlsruhe.<br />

Sie war Mitglied in der<br />

Allgemeinen Deutschen<br />

Kunstgenossenschaft und<br />

seit 1902 im Karlsruher<br />

Künstlerbund. Arbeiten<br />

von ihr erschienen im <strong>Katalog</strong><br />

der „Kunstdruckerei<br />

Künstlerbund Karlsruhe“.<br />

259. Marie Ortlieb<br />

Holzschuppen. Farblithographie, auf festem chamoisfarbenem<br />

Velin. Darstellungsgröße 23,5:26 cm, Blattgröße<br />

44,9:45,8 cm. Verso Stempel der Kunstdruckerei Künstlerbund<br />

Karlsruhe.<br />

Literatur: Ausst. Kat.: Kunst in Karlsruhe 1900-1950, Staatliche<br />

Kunsthalle Karlsruhe, Karlsruhe 1981, S. 34, Nr. 229.<br />

260. Wilhelmine Pfauser<br />

Mitte/Ende 19. Jh.<br />

[259]<br />

Porträt Herr Mayerhofer, Brustbild im Dreiviertelprofil nach<br />

rechts. Kohle, teils gewischt, auf bräunlichem Velin, aufgezogen,<br />

rechts unten monogrammiert, bezeichnet und<br />

datiert „W.P. fec München 1885 / München Wilhelmine<br />

Pfauser fec. 1885“, verso auf einem montierten Papier<br />

bezeichnet „Dies hier ist Herr Mayerhofer zu München /<br />

ein aus gezeichnetes Modell der Akademie. – Wilhelmine<br />

Pfauser fec. / München 1885 / G. Mayerhofer<br />

legte seine Hand nach der Sitzung auf den<br />

Scheitel und Stirne der Zeichnerin und sagte<br />

„Sie sind eine Künstlerin! So sehe ich aus“<br />

– !“. 45,4:32,9 cm. – In den Ecken etwas unfrisch<br />

und mit Nagellöchlein.<br />

Hervorragend realistisch und lebendig erfaßtes<br />

Bildnis eines älteren Mannes, eine<br />

Akademieübung, die auf eine nicht unbeträchtliche<br />

Begabung der Zeichnerin hinweist.<br />

Da über die Urheberin des Blattes<br />

weiter nichts bekannt ist, ist anzunehmen,<br />

daß sie nach dem Besuch der Akademie<br />

nicht weiter künstlerisch tätig war.<br />

[260]<br />

154


ERNA (WILHELMINE) PINNER<br />

1890 Frankfurt am Main – London 1987<br />

Die als Tochter eines jüdischen Arztes<br />

geborene Malerin, Zeichnerin, Puppenkünstlerin<br />

und Schriftstellerin Erna Pinner<br />

absolvierte 1906 ihre Ausbildung am<br />

Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am<br />

Main, 1908-1910 in Berlin bei L. Corinth<br />

(1858-1925), anschließend in Paris an der<br />

Académie Ranson bei F. Vallotton (1865-<br />

1925), M. Denis (1870-1943) und P. Sérousier<br />

(1863-1927).<br />

1914 kehrte sie nach Deutschland zurück<br />

und begann mit der Konstruktion lebensgroßer<br />

Puppen (sog. Pinner-Puppen). Daneben<br />

machte sie Studien im Frankfurter<br />

Zoo. 1916 begegnete sie dem Darmstädter<br />

Schriftsteller K. Edschmid (1890-1966),<br />

dessen Lebens- und Reisegefährtin (Europa,<br />

Südamerika, Afrika) sie wurde. Nachfolgend<br />

schuf sie Illustrationen für seine<br />

Bücher und entwarf Kostüme für seine<br />

Stücke.<br />

Ab 1919 war sie Mitglied der Darmstädter<br />

Sezession; Veröffentlichung ihrer Werke im<br />

Verlag Die Dachstube. Sie schrieb für das<br />

Feuilleton der Kölner Zeitung. Vermutlich<br />

eine bei Arbeiten zum „Schweinebuch“<br />

vor Ort eingefangene Polioinfektion im<br />

Jahr 1919 führte zur Fußlähmung, die die<br />

Künstlerin zwang, das Malen zugunsten<br />

des Zeichnens aufzugeben.<br />

1935 wurde sie aus der Reichskammer<br />

der Bildenden Künste ausgeschlossen, sie<br />

erhielt Berufsverbot, und emigrierte im<br />

Winter des Jahres nach England, ohne Edschmid.<br />

Nach einem Biologiestudium in England<br />

hatte sie Erfolg als Naturwissenschaftlerin,<br />

als Autorin und Illustratorin von Veröffentlichungen<br />

im Bereich der Zoologie, Paläontologie<br />

und Anthropologie. Nach dem<br />

Krieg war sie wiederholt für kurze Aufenthalte<br />

in Deutschland. 1939 wurde durch<br />

Bombardierung ihr gesamtes malerisches<br />

Werk (Ölgemälde) zerstört. 1951 wurde sie<br />

Mitglied des PEN-Clubs in London. 1959<br />

erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.<br />

Tierdarstellungen spielten eine zentrale<br />

Rolle im Schaffen Erna Pinners, so veröffentlichte<br />

sie 1922 das „Schweinebuch“,<br />

gefolgt 1927 von „Tierskizzen aus dem<br />

Frankfurter Zoo“ und in England von Illustrationen<br />

zu dem offiziellen Führer durch<br />

den Londoner Zoo.<br />

[262]<br />

[261]<br />

261. Erna Pinner<br />

Köpfe von vier Kronenkranichen. Holzschnitt<br />

in fünf Farben, auf Japan, signiert.<br />

Ca. 60,8:55,2 cm. – Mit Gebrauchsspuren.<br />

Stilisierte, ganz auf das Wesenhafte des Tieres<br />

konzentrierte Radierung.<br />

262. Erna (Wilhelmine) Pinner<br />

Zwei Hasen. Radierung, auf festem<br />

bräunlichem Velin, signiert.<br />

16,3:24,5 cm. – Mit leichten Gebrauchsspuren.<br />

Wie die vorherige Nr. 261, eine<br />

stilisierte, ganz auf das Wesenhafte<br />

des Tieres konzentrierte Radierung.<br />

155


GUDRUN PIPER, verh. MAHL-<br />

MANN (MAHLMANN-PIPER)<br />

geb. 1917 in Kobe/Japan<br />

Zu Lebzeiten war Teresa del Po eine geschätzte<br />

Künstlerin, doch ist ihr Leben und<br />

Werk bisher weitgehend unerforscht.<br />

Die bei Hamburg in Wedel tätige prominente<br />

Künstlerin, Tochter der Schriftstellerin<br />

Maria Piper, studierte 1937-1943 an<br />

den Akademien in Düsseldorf und Berlin,<br />

unterbrochen von einem einjährigen Studienaufenthalt<br />

in Italien.<br />

1944-1948 hielt sie sich in Oberbayern auf.<br />

1946-1948 war sie Schülerin des in der Nationalsozialistischen<br />

Zeit als entartet eingestuften<br />

Künstlers K. Caspar (1879-1956) an<br />

der Münchner Akademie. 1947 Aufenthalt<br />

in Brannenburg, anschließend zog sie nach<br />

Hamburg, wo sie heute noch ansässig ist.<br />

1953 heiratete sie den Maler M.H. Mahlmann<br />

(1912-2000). 1957 wurde sie Mitglied<br />

der Hamburger „gruppe“. 1986 erhielt sie<br />

gemeinsam mit ihrem Ehemann den Edwin<br />

Scharff-Preis der Stadt Hamburg.<br />

Ab 1950 schuf die Künstlerin abstrakte<br />

Bilder, vor allem fand sie den Anschluß an<br />

die konstruktiv-konkrete Malerei, weshalb<br />

unser Blatt wohl vor 1948 entstanden sein<br />

wird. Werke der Künstlerin befinden sich<br />

u.a. in der Hamburger und Kieler Kunsthalle.<br />

263. Gudrun Piper<br />

„Hamburg“. Radierung mit Plattenton,<br />

auf festem Velin, signiert und bezeichnet.<br />

21:13,4 cm.<br />

[263]<br />

TERESA DEL PO<br />

1646/1649 Neapel oder Rom – Neapel 1716<br />

Teresa del Po war die Tochter und gemeinsam<br />

mit ihrem Bruder G. del Po (1652-1726)<br />

Schülerin des Malers und Kupferstechers P.<br />

del Po (1610-1692).<br />

Sie arbeitete in der Werkstatt des Vaters<br />

und lebte mit ihrer Familie in Rom, dann in<br />

Neapel. Beeinflußt wurde sie vor allem von<br />

N. Poussin (1594-1665). 1675 wurde sie Mitglied<br />

der Accademia di San Luca zu Rom.<br />

[264]<br />

264. Teresa del Po<br />

Büßende Magdalena. Kupferstich, auf Bütten.<br />

23,7:17,1 cm.<br />

Abdruck vor der Schrift im Unterrand. Selten!<br />

– Mit ca. 1 cm breitem Rand um die<br />

Plattenkante, horizontale Falte geglättet.<br />

Literatur: Nicht bei Nagler und Bartsch;<br />

Andresen, Handbuch, Bd. II, S. 310.<br />

156


265. Anna (Anne) Poll<br />

1879 Hamburg/Altona – letzte Erwähnung<br />

1944<br />

Blick unter einer Brücke hindurch auf Schiffe<br />

und Boote im Hafen. Holzschnitt in Schwarz<br />

und Grau, auf Velin, signiert und als „Holzschnitt.<br />

Handdruck.“ bezeichnet. 33:25,1<br />

cm. – Blatt oben etwas faltig.<br />

Über die in München tätige Malerin und<br />

Graphikerin ist nur wenig mehr bekannt,<br />

als daß sie Mitglied im Reichsverband Bildender<br />

Künstler Deutschland, Berlin, war.<br />

[265]<br />

MARIA KATHARINA PRESTEL,<br />

geb. HÖLL<br />

1747 Nürnberg – London 1794<br />

Die Malerin, Zeichnerin, Radiererin<br />

und Kupferstecherin war seit 1769 in<br />

Nürnberg erst Schülerin, dann Mitarbeiterin<br />

und seit 1772 schließlich Ehefrau<br />

des Malers, Radierers und Kupferstechers<br />

J.G. Prestel (1739-1808).<br />

1782 zog das Künstlerpaar nach Frankfurt<br />

am Main, wo sie gemeinsam eine<br />

Reproduktionswerkstatt betrieben, die<br />

zwar großen, aber weniger finanziellen<br />

Erfolg hatte.<br />

1786 jedoch siedelte die Künstlerin<br />

alleine nach London über in der Hoffnung<br />

auf bessere Verdienstmöglichkeiten<br />

– eine vollständige Trennung vom<br />

Ehemann war wohl entgegen bisheriger<br />

Annahmen nicht angedacht.<br />

Dort arbeitete sie erfolgreich als Radiererin<br />

und Kupferstecherin und fertigte<br />

für verschiedene bekannte örtliche<br />

Verleger zahlreiche Reproduktionen<br />

nach deutschen, holländischen und<br />

italienischen Meistern an, z.B. für Molteno,<br />

Colnaghi & Cie.<br />

Ihre beiden Kinder, Ursula Magdalena<br />

(1777-1845, s. Nrn. 273-274) und<br />

Michael Gottlieb (1779-1845), die<br />

ebenfalls die künstlerische Laufbahn<br />

einschlugen, Gottlieb wurde darüber<br />

hinaus Kunsthändler, folgten ihr 1789<br />

nach London; ihr Ehemann blieb mit dem Rest<br />

der Familie in Frankfurt am Main ansässig.<br />

Ein Wiedersehen der Eheleute hat nie stattgefunden.<br />

[266]<br />

266. Maria Katharina Prestel<br />

Eine Dame im langen Schleppkleide im Profil<br />

nach links. Radierung in Braun, nach einer<br />

Zeichnung von M. Schongauer (um 1430 –<br />

1491) von 1472, auf festem Bütten. 19,3:13,4 cm.<br />

– Auf Sammlungsuntersatz montiert. – Verso<br />

Sammlerparaphe.<br />

Literatur: Nagler 1; Le Blanc 30.<br />

157


[267]<br />

[268]<br />

267. Maria Katharina Prestel<br />

Der Bauer, der sich am Arm operieren läßt.<br />

Aquatinta in Schwarz, Gelb und Grau, nach<br />

einer Zeichnung von A. van Ostade (1610-<br />

1684), auf Bütten. 16:12,8 cm. – Auf die Umfassungslinie<br />

geschnitten und auf alten Untersatz<br />

montiert.<br />

Literatur: Nagler 33; Le Blanc 34.<br />

268. Maria Katharina Prestel<br />

Drei Männer tragen Gefäße zu dem Thron eines<br />

Königs. Radierung und Aquatinta in Lavismanier,<br />

in Schwarz, Grau und Hellbraun,<br />

nach A. Bloemaert (1564-1651), auf Bütten.<br />

16,4:12,9 cm. – Auf die Umfassungslinie geschnitten<br />

und auf alten Untersatz montiert.<br />

Literatur: Nagler 38; Le Blanc 29.<br />

269. Maria Katharina Prestel<br />

Landschaft mit einem Fluß. Radierung<br />

und Aquatinta in Lavismanier, nach einer<br />

Zeichnung von J. van Huysum (1682-1749),<br />

auf Bütten. 14,2:17,8 cm. – Auf die Umfassungslinie<br />

geschnitten und auf alten Sammlungsuntersatz<br />

montiert. Gedruckte Originalbeschriftung<br />

ausgeschnitten und verso<br />

aufgeklebt.<br />

Die Zeichnung stammt aus der Sammlung<br />

von J.F. Ettling, Frankfurt a.M. (Nr. 11).<br />

Literatur: Nagler 46; Le Blanc 48.<br />

270. Maria Katharina Prestel<br />

Landschaft mit Ruine am Fluß. Radierung<br />

und Aquatinta in Lavismanier, nach einer<br />

Zeichnung von Th. Wyck (1616-1677), auf<br />

Bütten, auf altem Untersatz rechts unten<br />

signiert „M. Cath. Prestel fct.“. 14,9:19,8 cm.<br />

Auf die Umfassungslinie geschnitten und<br />

auf alten Untersatz montiert.<br />

Provenienz: Sammlung H. von Bayer, Lugt<br />

1293.<br />

Literatur: Nagler 48; Le Blanc 41.<br />

271. Maria Katharina Prestel<br />

Landschaft mit Festung und Ruine am Fluß.<br />

Radierung und Aquatinta in Lavismanier,<br />

nach einer Zeichnung von Th. Wyck (1616-<br />

1677), auf Bütten. 14,5:19,5 cm. – Auf die<br />

Umfassungslinie geschnitten und auf alten<br />

Sammlungsuntersatz montiert. Gedruckte<br />

Originalbeschriftung ausgeschnitten und<br />

verso aufgeklebt.<br />

Die Zeichnung stammt aus der Sammlung<br />

von J.F. Ettling, Frankfurt a.M. (Nr. 9).<br />

Literatur: Nagler 49; Le Blanc 42.<br />

272. Maria Katharina Prestel<br />

Gebirgslandschaft. Radierung und Aquatinta<br />

in Lavismanier in Braun, nach einer Zeichnung<br />

von F.E. Weirotter (1730-1771), auf<br />

Bütten, 14,9:19,8 cm. – Auf die Umfassungslinie<br />

geschnitten und auf alten Sammlungsuntersatz<br />

montiert, beschnitten. Gedruckte<br />

Originalbeschriftung ausgeschnitten und<br />

verso aufgeklebt.<br />

Die Zeichnung stammt aus der Sammlung<br />

von H.S. Hüsgen, Frankfurt a.M. (Nr. 22).<br />

Literatur: Nagler 69; Le Blanc 45.<br />

Porträt von Maria Catharina Prestel siehe<br />

Kat.-Nr. 14, S. 46.<br />

158


[269] [270]<br />

[271] [272]<br />

159


URSULA MAGDALENA PRESTEL,<br />

verh. REINHEIMER<br />

1777 Nürnberg – Brüssel 1845<br />

Die Malerin und Kupferstecherin war<br />

Schülerin ihrer Eltern Johann Gottlieb<br />

(1739-1808) und Maria Katharina Prestel<br />

(1747-1794), von denen sie in der Blumenund<br />

Porträtmalerei und im Kupferstich unterrichtet<br />

wurde. 1789 folgte sie gemeinsam<br />

mit ihrem jüngsten Bruder, dem späteren<br />

Kupferstecher und Kunsthändler Michael<br />

Gottlieb Prestel (1779-1815), der Mutter<br />

nach London.<br />

Nach deren Tod im Jahr 1794 kehrte sie<br />

nach Frankfurt am Main zurück, wo sie in<br />

der graphischen Reproduktionswerkstatt<br />

ihres Vaters tätig war. Dort lernte sie dessen<br />

Schüler J.G. Reinheimer (1777-1820) kennen,<br />

den sie 1805 heiratete. 1810 unternahm<br />

sie eine längere Studienreise nach Frankreich<br />

und in die Schweiz.<br />

Nach dem Tod ihres Mannes führte sie mit<br />

ihrem Bruder Christian Erdmann Prestel<br />

(1773-1830) gemeinsam die Kunsthandlung<br />

weiter.<br />

Zudem war sie seit 1823 bis Ende der 1830er<br />

Jahre als Zeichenlehrerin im renommierten<br />

Berchtschen Institut tätig, der ersten Bildungsanstalt<br />

für junge Mädchen in Frankfurt.<br />

Dann siedelte sie nach Brüssel über,<br />

wo ihr Sohn lebte.<br />

Frankfurter Stadtansichten, Landschaften<br />

und Porträts standen im Mittelpunkt ihres<br />

Schaffens.<br />

[273]<br />

273. Ursula Magdalena Prestel<br />

Rot blühender Geranienzweig. Gouache, auf<br />

schwarz grundiertem chamoisfarbenem<br />

Bütten, verso monogrammiert „M R“ sowie<br />

signiert „Reinheimer“ und Paraphe.<br />

29,9:22,4 cm.<br />

274. Ursula Magdalena Prestel<br />

„La Nuit“. Aquatinta in Schwarz und Braun,<br />

um 1800, nach Aert van der Neer (um<br />

1603-1677), auf festem bräunlichem Velin.<br />

47,7:64,5 cm. Auf Untersatz montiert, dort<br />

mit doppelter schwarzer Tuschlinie umrandet<br />

und bezeichnet „La Nuit / Daprés le Tableau<br />

original de même grandeur, tiré de la<br />

Galerie de Söder / appartenantá / No. 62 /<br />

Mr. le Bn de Brabeck / Peint par A. Van der<br />

Neer. / Gravé par Madeleine Prestel / sous la<br />

Direction de sons père“.<br />

Literatur: Dagmar Gambichler: Malerinnen<br />

und Kupferstecherinnen des Rhein-Main-<br />

Gebietes von 1780 bis 1850. Ausbildung und<br />

künstlerisches Schaffen zwischen Profession<br />

und Dilettantismus, Diss. Univ. Mainz,<br />

2000, Kat. Nr. 25.<br />

[274]<br />

Der Hildesheimer Domherr Freiherr F.M.<br />

von Brabeck (1728-1814) besaß eine im<br />

In- und Ausland angesehene Gemäldesammlung<br />

auf Schloß Söder. Er initiierte<br />

die Veröffentlichung von Reproduktionsstichen<br />

seiner Gemälde, da er als Vertreter der<br />

„Chalcographischen Gesellschaft“ in Dessau<br />

zur allgemeinen Geschmacksbildung<br />

beizutragen suchte.<br />

Weiterhin wollte er mittels der Verbreitung<br />

deutscher Werke durch den Kupferstich<br />

einerseits zu einer breiteren Bekanntheit<br />

deutscher Kunst beitragen, andererseits<br />

den deutschen Kupferstich gegenüber französischen<br />

und englischen etablieren. Bra-<br />

160


eck und der Vater der Künstlerin standen<br />

in enger geschäftlicher Verbindung. In den<br />

Jahren 1798-1805 verbrachte sie, auch in Begleitung<br />

ihres Vaters und dessen Schülers A.<br />

Radl (1774-1852), mehr<strong>fach</strong> einige Wochen<br />

in Söder, um Brabecks Gemälde zu kopieren,<br />

die dann häufig im Verlag ihres Vaters<br />

erschienen. Auch dieses Blatt entstand in<br />

jener Zeit.<br />

Brabeck förderte sie jedoch auch als Malerin,<br />

weshalb sie in seinem Auftrag den Harz<br />

und das Weserbergland bereiste, um Studien<br />

für Gemälde anzufertigen.<br />

REGINA KATHARINA QUARRY<br />

(CAREY), geb. SCHOENECKER<br />

1760/1762 Nürnberg – Paris (?) 1818<br />

In ihrer Geburtsstadt absolvierte die Künstlerin<br />

eine Ausbildung bei dem Künstlerpaar<br />

Johann Gottlieb (1739-1808) und Maria<br />

Katharina Prestel (1747-1794), mit denen<br />

sie möglicherweise verwandt war. Auf deren<br />

Antrieb hin folgte sie ihnen 1783 nach<br />

Frankfurt am Main, wo sie in der Werkstatt<br />

ihrer Lehrer tätig war.<br />

1786 heiratete sie den englischen Sprachlehrer<br />

und späteren Verleger J.C. Quarry,<br />

mit dem sie 1807 schließlich nach Paris<br />

zog, wo sie den offiziellen Namen „Carey“<br />

führten. 1793 wurde sie Ehrenmitglied der<br />

Kasseler Akademie.<br />

[275]<br />

275. Regina Katharina Quarry<br />

Bauernhaus. Radierung, nach einer Zeichnung<br />

von Fr. Schütz (1751-1781), auf Bütten.<br />

16,2:21,7 cm. – Auf die Umfassungslinie geschnitten<br />

und auf alten Sammlungsuntersatz<br />

montiert. Gedruckte Originalbeschriftung<br />

ausgeschnitten und verso aufgeklebt.<br />

Die Zeichnung stammt aus der Sammlung<br />

von Chr. Gg. Schütz, Frankfurt a. M. (Nr.<br />

27).<br />

Literatur: vermutlich Nagler 3.<br />

276. Regina Katharina Quarry<br />

Bootssteg mit Hütte, im Hintergrund Gebirge.<br />

Aquatinta in Lavismanier in Braun und<br />

Grau, nach einer Zeichnung von Fr. Schütz<br />

(1751-1781), auf Bütten. 19,3:13,9 cm. – Auf<br />

die Umfassungslinie geschnitten und auf<br />

alten Sammlungsuntersatz montiert. Gedruckte<br />

Originalbeschriftung ausgeschnitten<br />

und verso aufgeklebt.<br />

Die Zeichnung stammt aus der Sammlung<br />

von Chr. Gg. Schütz, Frankfurt a. M. (Nr.<br />

20).<br />

Literatur: Nicht bei Nagler.<br />

277. Regina Katharina Quarry<br />

Gebirgslandschaft mit Felsen, Bäumen, Figuren<br />

und Tieren. Gouachierte Aquatinta, weiß<br />

[276]<br />

[277]<br />

gehöht, 1790, nach J.Chr. Klengel (1751-<br />

1824), auf Bütten. 30,2:47,5 cm. Auf alten<br />

Untersatz montiert. – Im oberen Rand etwas<br />

wasserrandig, mit einigen Alterungsspuren.<br />

Literatur: Gwinner, S. 378; Nagler aus 8.<br />

161


ELLA RÄUBER<br />

1874 München – Marburg 1958<br />

oder 1963<br />

Möglicherweise war die Malerin<br />

und Graphikerin eine Tochter des<br />

Münchner Malers W.C. Räuber<br />

(1849-1926).<br />

Münchner Aquarellisten sowie im Künstlerinnen-<br />

Verein München.<br />

Ella Räuber schuf meist Stilleben, daneben Landschaften<br />

und Stadtansichten.<br />

Ihr Studium absolvierte sie an<br />

den Kunstgewerbeschulen in Berlin<br />

und München. Ebenso war sie<br />

Schülerin der „Damenakademie“<br />

der Münchner Künstlerinnen-Vereinigung<br />

bei A. Jank (1868-1940),<br />

der dort 1899-1907 lehrte, und<br />

dem Scholle-Maler L. Putz (1869-<br />

1940), dort Lehrer ab 1901.<br />

Sie zählte wie F. Blell (1874-1951),<br />

E. von Coltelli (1883- um 1915), F.<br />

Strobentz (1856-1929), E. Cucuel<br />

(1875-1954) und C.L. von Marcard-Cucuel<br />

(vor 1915-1955) zum<br />

Freundeskreis um Putz während<br />

dessen Aufenthalten in den Sommer-<br />

und Herbstmonaten 1909-<br />

1914 auf Schloß Hartmannsberg<br />

bei Hemdorf im Chiemgau.<br />

1920 reiste sie nach Italien (Neapel).<br />

1939/1940 nahm sie an der<br />

„Seventh International Exhibition<br />

Lithography and Wood Engraving“<br />

im Art Institute of Chicago<br />

teil.<br />

Sie war Mitglied im Verein Berliner<br />

Künstler und im Verein<br />

[278]<br />

278. Ella Räuber<br />

„Primeln“. Holzschnitt in Grün, Rot und Braun, auf<br />

dünnem China, signiert und als „Eigenhanddruck“<br />

bezeichnet. Ca. 15:9 cm. Auf Untersatz verso betitelt,<br />

signiert und bezeichnet (?). – Etwas unfrisch.<br />

[279]<br />

279. Charlotte von Rassler<br />

tätig um 1812<br />

„Madonna della Sedia“. Kreidelithographie,<br />

1812, nach Raffael (1483-1520), auf Velin.<br />

Darstellung im Rund. 28,8:24 cm.<br />

Literatur: Winkler 651.1 (dieses Exemplar).<br />

Inkunabel der Lithographie, sehr selten!<br />

Bei Charlotte von Raßler (von Gamerschwang)<br />

handelt es sich wahrscheinlich um<br />

ein Mitglied der Familie von Raßler, die seit<br />

1720 auf Burg Weitenburg bei Ehingen im<br />

Neckartal ansässig ist.<br />

162


FRANZISKA REDELSHEIMER, verh. KAHN<br />

(KAHN-REDELSHEIMER)<br />

1873 Nürnberg – Edenkoben/Pfalz 1913<br />

Franziska Redelsheimer war als Radiererin in Frankfurt am Main tätig. Ihre<br />

Ausbildung absolvierte sie 1895-1902 in Frankfurt am Main am Städelschen<br />

Kunstinstitut in der Radierklasse von B. Mannfeld (1848-1925).<br />

1903 unternahm<br />

sie eine längere<br />

Reise nach Paris.<br />

Verheiratet war sie<br />

seit 1906 mit dem<br />

Chemiker Robert<br />

Kahn, einem Mitarbeiter<br />

Paul Ehrlichs.<br />

Beteiligung an den<br />

Jahresausstellungen<br />

Frankfurter<br />

Künstler im Frankfurter<br />

Kunstverein.<br />

[280]<br />

Ihr bevorzugtes<br />

Thema waren<br />

Stadt- und Landschaftsveduten,<br />

vor<br />

allem von Frankfurt<br />

und Umgebung.<br />

280. Franziska Redelsheimer<br />

Landschaft mit Friedhofskapelle. Radierung, auf Kupferdruckpapier. 17,7:12,8<br />

cm. – Mit Adresse „Beilage zur Preisliste für Radierer von Klimsch & Co.,<br />

Frankfurt a. M.“.<br />

[281]<br />

281. Franziska Redelsheimer<br />

Altstadtmotiv mit einem Brunnen in Frankfurt-Sachsenhausen.<br />

Radierung, nach B. Mannfeld (1848-1925), auf aufgewalztem<br />

China. 32:21,5 cm.<br />

163


ELISABETH VON REUTERN, verh.<br />

SCHUKOWSKIJ<br />

1821 Ayasch/Dorpat – Moskau 1856<br />

Die Tochter des Malers und Radierers G.W.<br />

von Reutern (1794-1865) und ältere Schwester<br />

des Bildnismalers Chr. von Reutern<br />

(1839-1859) war allein im privaten Bereich<br />

künstlerisch tätig.<br />

1841 heiratete sie den bekannten russischen<br />

Dichter und Übersetzer Wassilij Andrejewitsch<br />

Schukowskij, der sich ebenso als<br />

Zeichner und Radierer betätigte.<br />

1848-1852 lebte das Paar in Baden-Baden,<br />

wo zum Freundeskreis ihres Mannes Persönlichkeiten<br />

wie Puschkin, Gogol und<br />

Justinus Kerner zählten.<br />

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1852<br />

zog sie mit ihrer Tochter Alexandra Wassiljewna<br />

nach Petersburg, wo jene später Hofdame<br />

und Geliebte des Großfürsten Alexei<br />

Alexandrowitsch Romanow wurde.<br />

G. von Reutern hielt sich vom November<br />

1832 bis Juli 1833 mit seiner Familie zur Erholung<br />

in Vernex auf. Hier entstanden im<br />

Februar/März 1833 die uns vorliegenden<br />

Blätter von Elisabeth von Reutern.<br />

282. Elisabeth von Reutern<br />

Ansicht von Lac du Vernex, Schweiz, mit Gebirgskulisse.<br />

Pinsel in Grau, auf cremefarbenem<br />

Velin, schwarz umrandet, rechts<br />

unten bezeichnet und datiert „Vernex 11/23<br />

Fevrier“. 14,2:13,6 cm. – Auf Albumblatt<br />

montiert.<br />

[282]<br />

283. Elisabeth von Reutern<br />

Ansicht von Lac du Vernex, Schweiz, mit<br />

Fischerboot. Pinsel in Grau, auf cremefarbenem<br />

Velin, schwarz umrandet, rechts<br />

unten bezeichnet und datiert „Vernex. 13/25<br />

Fevrier“. 14,2:14,1 cm. – Auf Albumblatt<br />

montiert.<br />

284. Elisabeth von Reutern<br />

Lac du Vernex, Schweiz, mit Ortschaft. Aquarell<br />

und Pinsel in Braun, schwarz umrandet,<br />

auf cremefarbenem Velin, links unten bezeichnet<br />

und datiert „Vernex 14/26 Fevr.“.<br />

12,4:13,6 cm. – Auf Albumblatt montiert.<br />

285. Elisabeth von Reutern<br />

Hügelige Landschaft mit winterlich kahlen<br />

Bäumen bei Vernex, Schweiz. Aquarell, auf<br />

cremefarbenem Papier, schwarz umrandet,<br />

rechts unten bezeichnet und datiert „Vernex<br />

17-19 F(evrier)./1-2 M(ars).“. 9,8:13,7 cm. –<br />

Auf Albumblatt montiert.<br />

[283]<br />

[284]<br />

[285]<br />

164


IRENE FREIFRAU VON<br />

RICHTHOFEN-WINKEL,<br />

geb. WINKEL<br />

1891 Moskau – 1941<br />

Daneben radierte sie nach Zeichnungen ihres<br />

Bruders Roeland (1620-1686). Auch ihre<br />

Schwester Magdalena (1637- nach 1669) war<br />

künstlerisch tätig.<br />

Seit 1898 studierte die Künstlerin<br />

deutscher Herkunft an der<br />

1894 von Dora Hitz (1856-1924)<br />

in Berlin gegründeten Damenmalschule.<br />

1911-1913 besuchte sie die<br />

Kunstgewerbeschule Dresden,<br />

dann war sie in Berlin Schülerin<br />

von M. Brandenburg<br />

(1870-1919) und der Unterrichtsanstalt<br />

des Kunstgewerbemuseums<br />

bei E. Orlik (1870-<br />

1932).<br />

Später heiratete sie den Maler<br />

H. von Richthofen (1889-1986).<br />

1926 reiste sie nach Florenz.<br />

Weitere Lebensstationen könnten<br />

nach dem Lebenslauf ihres<br />

Ehemannes gewesen sein:<br />

1931/1932 Gut Riemberg im<br />

Kreis Goldberg, bis 1933 Berlin,<br />

seit 1935 Sommermonate<br />

in Bernried am Starnberger See<br />

sowie wohnhaft in Düsseldorf,<br />

wo ihr Ehemann an der Akademie<br />

als Lehrer wirkte.<br />

Neben Landschaftsdarstellungen<br />

illustrierte die Künstlerin<br />

Kinder- und Märchenbücher.<br />

[286]<br />

286. Irene Freifrau von Richthofen-Winkel<br />

Blühende Heide. Holzschnitt in Schwarz, Gelb und<br />

Blau, auf chamoisfarbenem festem Japan, signiert und<br />

nummeriert. 12,8:21,9 cm.<br />

Nr. 99 von 150 Exx. – Erschienen im Jahrbuch der<br />

Originalgraphik, Zweiter Jahrgang 1920 (gemeinsam<br />

mit M. Liebermann, O. Graf, J.V. Cissarz, M. Slevogt,<br />

B. Hellingrath u.a.). – Durch den Druckvorgang Blatt<br />

leicht wellig, Reste von Druckerfarben im Rand.<br />

Literatur: Söhn HDO 51902-6.<br />

GEERTRUYDT ROGHMAN<br />

1625 – Amsterdam – vor 1657<br />

Über die Zeichnerin und Radiererin ist wenig bekannt.<br />

Sie war die älteste Tochter des Kupferstechers H.L.<br />

Roghman (gest. nach 1647) und der Maria Roghman,<br />

Tochter des anerkannten Malers R. Savery (1576 od.<br />

1578 – 1639).<br />

Sie arbeitete in der Werkstatt ihres Vaters, von dem sie<br />

sicher auch ausgebildet worden war, und widmete sich<br />

vornehmlich Genreszenen.<br />

[287]<br />

287. Geertruydt Roghman<br />

Die Küchenmagd in Rückenansicht. Blatt 3<br />

aus der 5-Blatt-Folge „Frauen und Mädchen<br />

bei häuslichen Beschäftigungen“. Kupferstich,<br />

auf Bütten mit Wasserzeichen: Schellenkappe.<br />

20,5:16,4 cm. – Auf die Umfassungslinie<br />

geschnitten.<br />

Literatur: Nagler aus 16-20; Andresen aus 4;<br />

Le Blanc aus 4-8; Wurzbach 6; Hollstein Bd.<br />

XX., Seite 67; Ausst. <strong>Katalog</strong>: Das Verborgene<br />

Museum I. Dokumentation der Kunst<br />

von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen,<br />

Berlin 1987, vgl. S. 79 (hier ein anderes<br />

Blatt aus der Folge).<br />

165


GERDA ROTERMUND, geb. ROSENTHAL<br />

1902 – Berlin – 1982<br />

Ab 1919 besuchte Gerda Rotermund das Kunstgewerbemuseum Berlin als Schülerin von E.<br />

Orlik (1870-1932), später wurde sie dessen Meisterschülerin. Beginn der Freundschaft mit<br />

K. Kollwitz (1867-1945), die sie entscheidend prägen sollte. 1926-1928 unternahm sie Reisen<br />

nach Paris und in die Provence. Anschließend setzte sie ihr Berliner Studium fort. 1932-1934<br />

erste Museumsankäufe. 1934 Übernahme des Geburtsnamens ihrer Mutter. 1935 Ausstellung<br />

in Rom und Reisen durch Italien. 1937 erneuter Parisaufenthalt, 1939 Reise nach Jugoslawien.<br />

1940 Dürer-Preis (Stipendium) der Stadt Nürnberg. 1943 Ausbombung ihres Berliner Ateliers.<br />

1945-1947 war sie nach Alvensleben evakuiert worden, wo sie russische Soldaten und<br />

Stalin-Porträts anfertigte. 1948-1973 Dozentin an der Volkshochschule Wilmersdorf. 1952<br />

Kunstpreis der Stadt Berlin. Reisen 1955 nach Venedig, 1960 über die Bretagne nach England<br />

und 1968 nach Genf.<br />

MARIE-ANNE ROUSSELET,<br />

verh. TARDIEU<br />

1732 – Paris – 1826<br />

Marie-Anne war die Tochter des Stempelschneiders<br />

A.E. Rousselet. Auch ihre<br />

Schwester Madeleine Thérèse wurde Kupferstecherin.<br />

Seit 1757 war sie mit dem in<br />

Paris tätigen Kupferstecher P.F. Tardieu<br />

(1711-1771) verheiratet, mit dem sie zusammenarbeitete.<br />

[288]<br />

288. Gerda Rotermund<br />

„Ruinen-Einsamkeit“.<br />

Radierung und Aquatinta,<br />

1949, auf festem<br />

strukturiertem Papier,<br />

signiert und betitelt.<br />

29,6:24,7 cm.<br />

Blatt 1 des 16-Blatt-Zyklus´<br />

„De profundis“,<br />

1947-1952, über die Leiden<br />

des Krieges.<br />

Literatur: G. Saure/H.<br />

Weström 85,1.<br />

Selbstbildnis der Künstlerin<br />

vor den Ruinen<br />

Berlins.<br />

[289]<br />

289. Marie-Anne Rousselet<br />

„Gros-Tems sur les Côtes d’Angleterre“. Kupferstich um<br />

1760/1770, nach L. Backhuysen (1631-1708), auf Bütten.<br />

29:37,5 cm. – Mit Wasserrand unten.<br />

Literatur: Nagler 2, der es als „schönes Blatt“ bezeichnet.<br />

166


SUSANNE MARIA<br />

VON SANDRART,<br />

verh. AUER<br />

1658 – Nürnberg – 1716<br />

Die Zeichnerin und Radiererin<br />

war Tochter und<br />

Schülerin von Jakob von<br />

Sandrart (1630-1708) und<br />

Großnichte von Joachim<br />

von Sandrart d.Ä. (1606-<br />

1688). 1683 heiratete sie<br />

den Maler J.P. Auer (gest.<br />

1687) und nach dessen<br />

Tod 1695 den Nürnberger<br />

Buchhändler W.M.<br />

Endter.<br />

Sie hinterließ ein radiertes<br />

Werk von ca. 300 Blättern;<br />

die meisten davon<br />

waren für den Verlag des<br />

Vaters gefertigt.<br />

[290] [291]<br />

290. Susanne Maria von Sandrart<br />

Gabrielis Carola Patin (geb. 1665/1666 Padua),<br />

Dichterin, Naturwissenschaftlerin und<br />

Numismatikerin. Halbfigur im Dreiviertelprofil<br />

nach links, Darstellung im Hochoval<br />

mit kalligraphischer Umrahmung. Kupferstich,<br />

1682, auf Bütten. 24:17,9 cm. – Sehr<br />

guter Abdruck mit minimalem Rändchen<br />

um die Plattenkante.<br />

Literatur: Nagler 1; S. Leßmann, Susanna<br />

Maria von Sandrart (1658-1716). Arbeitsbedingungen<br />

einer Nürnberger Graphikerin<br />

im 17. Jahrhundert. Hildesheim/Zürich/<br />

New York, 1991, Seite 123, Abb. 35.<br />

Das Bildnis ist nach einer gemalten Vorlage<br />

entstanden, die Charles Patin aus Padua<br />

(Arzt, Vater der Dichterin, 1633-1693) zu<br />

seinem Freund J.G. Volkamer (Arzt und<br />

Naturforscher, 1616-1693) nach Nürnberg<br />

sandte, der den Auftrag, ein graphisches<br />

Porträt danach anzufertigen, an Susanne<br />

Maria vergab. Die Familien Patin, Sandrart<br />

und Volkamer waren befreundet. Anlaß für<br />

dieses Bildnis war die in Aussicht stehende<br />

Promotion der Dichterin.<br />

291. Susanne Maria von Sandrart<br />

Gabrielis Carola Patina. Büste im Dreiviertelprofil<br />

nach rechts, Darstellung im Hochoval,<br />

umrahmt von einem üppigen Blütenkranz.<br />

Kupferstich, auf Bütten. 25:16 cm. – Guter<br />

Abdruck, auf die Plattenkante geschnitten,<br />

winziges Löchlein innerhalb der Darstellung.<br />

– Literatur: Vgl. Nagler 1; op. cit. Seite<br />

123, Abb. 36.<br />

167


GERTRUD SCHÄFER<br />

1880 Loth/Brüssel – Dresden<br />

1945<br />

Über die Malerin und Graphikerin<br />

Gertrud Schäfer<br />

ist wenig bekannt. Um<br />

1900 war sie in Dresden<br />

Schülerin an der Malschule<br />

für Damen von R. Sterl<br />

(1867-1932). 1904 beteiligte<br />

sie sich an der Großen<br />

Dresdener Kunstausstellung.<br />

Neben Mitgliedschaften<br />

in der Dresdener Kunstgenossenschaft<br />

und dem<br />

Künstlerbund Weimar war<br />

sie auch Mitglied im 1893<br />

gegründeten Malerinnen-<br />

Verein Karlsruhe und 1906<br />

Gast im 1896 gegründeten<br />

progressiven Karlsruher<br />

Künstlerbund, weshalb<br />

eine Ausbildung an der<br />

Karlsruher Malerinnenschule<br />

anzunehmen ist.<br />

Sie verstarb vermutlich am<br />

13. Februar 1945 bei der<br />

Zerstörung Dresdens. Dabei<br />

wurde auch ein Großteil<br />

ihrer Arbeiten vernichtet.<br />

Im Mittelpunkt ihres<br />

Schaffens standen Landschaften<br />

und Porträts.<br />

[292]<br />

[293]<br />

292. Gertrud Schäfer<br />

Hügelige Landschaft mit<br />

einzelnen Bäumen, einem<br />

Gehöft und einem<br />

Bauern mit Pferd. Kohle,<br />

teils gewischt, mit Kohle<br />

umrandet, auf festem<br />

bräunlichem Velin, links<br />

unten signiert „G. Schäfer“.<br />

41,5:52,3 cm.<br />

Sehr stimmungshafter<br />

Ausschnitt eines abseitigen<br />

Landschaftsstrichs,<br />

dessen hochgezogene<br />

Horizontlinie sowie die<br />

allein durch die gebeugte<br />

Gestalt des Bauern und<br />

die teils windzerzausten<br />

Bäume belebte Szenerie<br />

die Unmittelbarkeit und<br />

einsam-ursprüngliche<br />

Atmosphäre noch unterstreichen.<br />

293. Gertrud Schäfer<br />

Landschaft mit Teich und<br />

Gehöft am Hang. Holzschnitt<br />

in Grün, Grau,<br />

Weiß und Blau, 1915, auf<br />

bräunlichem Japanbütten,<br />

signiert und datiert.<br />

Ca. 21,6:36,1 cm. – Im<br />

breiten Rand durch den<br />

Druckvorgang ein wenig<br />

wellig und rechts etwas<br />

fleckig.<br />

168


HEDWIG SCHÄFFER<br />

geb. 1879 in Grünstadt/Rheinpfalz<br />

Über die Künstlerin ist nicht mehr bekannt,<br />

als daß sie ihre künstlerische Ausbildung<br />

an der Malerinnenschule in Karlsruhe<br />

erhielt, anschließend in München bei<br />

M. Feldbauer (1869-1948), Ferd. Götz (geb.<br />

1874) und W. Thor (1870-1929). Spätestens<br />

seit 1930 lebte sie wieder in ihrer Geburtsstadt<br />

Grünstadt. Hedwig Schäffer arbeitete<br />

als Landschaftsmalerin und Illustratorin<br />

und schuf z.B. Ansichten von der Pfalz und<br />

der Weinstraße.<br />

[294]<br />

294. Hedwig Schäffer<br />

Baumbestandene Landstraße mit Blick auf<br />

eine ziegelsteinbekrönte Mauer rechts und<br />

Toreinfahrt, links an die Mauer gelehnt sitzen<br />

eine Frau und ein Kind. Aquarell und Kohle,<br />

ein wenig mit Deckweiß gehöht, mit Kohle<br />

umrandet, auf festem bräunlichem Velin,<br />

rechts unten signiert und datiert „Hedw.<br />

Schäffer 1922.“. 34,5:34,6 cm.<br />

Mit flottem Strich und kraftvoll-harmonischer<br />

Farbgebung gemalter Landschaftsausschnitt<br />

mit reizvoller Perspektive.<br />

THEA SCHLEUSNER<br />

1879 Wittenberg/Elbe – Berlin 1964<br />

Die auch als Bildhauerin und Schriftstellerin<br />

tätige Malerin und Radiererin Thea<br />

Schleusner, Tochter des Archidiakons der<br />

Wittenberger Stadtkirche Georg Schleusner,<br />

beschloß im Alter von 19 Jahren Malerin<br />

zu werden. Sie ging 1897 nach Berlin,<br />

wo sie Meisterschülerin von C. Stoeving<br />

(1863-1939), F. Skarbina (1849-1910) und R.<br />

Lepsius (1857-1922) wurde. Anschließend<br />

zog sie nach Paris, wo sie an der Académie<br />

Colarossi u.a. bei R.F.X. Prinet (1861-1946)<br />

und an der Académie von E. Carrière (1849-<br />

1906) studierte. Darüber hinaus absolvierte<br />

sie eine Ausbildung bei dem schwedischen<br />

Bildhauer C. Milles (1875-1955). Seit 1910<br />

knüpfte sie in Paris Kontakte zu André<br />

Gide, A. Rodin (1840-1917) und Rainer<br />

Maria Rilke – wie diese lebte sie im Kloster<br />

Sacré Coeur. Sie beteiligte sich mehr<strong>fach</strong><br />

an Ausstellungen der „Indépendants“ und<br />

am Pariser Herbstsalon, auch in London,<br />

Stockholm und Berlin. Bereits 1910 erwarb<br />

das Musée d´Orsay ein Bild der Künstlerin.<br />

1910-1912 weilte sie in England, wo sie Porträtaufträge<br />

hatte und Bühnenbilder für<br />

das Theater schuf. 1914 kehrte sie endgültig<br />

nach Berlin zurück, wo ihr Atelier bald<br />

zum künstlerischen Treffpunkt wurde.<br />

Hier porträtierte sie u.a. Albert Einstein,<br />

Friedrich Nietzsche, Emil Nolde und seine<br />

Frau sowie Ricarda Huch. Studienreisen<br />

nach Griechenland, Spanien, Nordafrika,<br />

Rumänien und Jugoslawien sowie längere<br />

Aufenthalte 1920 in Schweden und 1938-<br />

1941 auf Ceylon folgten. Ab den 1920er<br />

Jahren beschäftigte sie sich auch schriftstellerisch<br />

und schrieb Reiseberichte. Während<br />

des Zweiten Weltkrieges ging durch Bombardierungen<br />

ein Großteil ihres Werkes<br />

verloren.<br />

Zahlreiche Museen und Sammlungen besitzen<br />

Werke der Künstlerin, so die Akademie<br />

der Wissenschaften Berlin, die Kunsthalle<br />

Kiel, der Louvre Paris, die Stadt Berlin, das<br />

Nietzsche-Archiv in Weimar und das Heimatmuseum<br />

Wittenberg.<br />

[295]<br />

295. Thea Schleusner<br />

„Grabgesang“. Pinsel in Schwarz, über Bleistift,<br />

mit schwarzer Tuschlinie umrandet,<br />

auf Malkarton, links unten signiert „Thea<br />

Schleusner“ sowie bezeichnet und datiert<br />

„Grabgesang – Aquarell – 1920“ und als<br />

„preisgekrönt“ ausgewiesen. 20,8:30 cm.<br />

Verso Pinselproben.<br />

Provenienz: Slg. Helmut Goedeckemeyer,<br />

Petterweil (hier noch die Adresse von<br />

Frankfurt a.M., Rödelheim, März 1921).<br />

Vermutlich Entwurf für einen Holzschnitt.<br />

169


JOHANNA ELISABETH VON SCHMERFELD, geb.<br />

SCHWARZENBERG<br />

1749 – Kassel – 1802 oder 1803<br />

Johanna Elisabeth Schmerfeld war eine Schülerin von J.H. Tischbein<br />

(1722-1789), der sie auch mehr<strong>fach</strong> porträtiert hatte, und betätigte<br />

sich als Landschaftsmalerin. 1769 ehelichte sie den Geh.<br />

Regierungsrat und späteren Direktor der Regierung Hanau Johann<br />

Daniel Schmerfeld (1742-1815) und war Mutter des Zeichners Johann<br />

Daniel Schmerfeld (1774-1811).<br />

MATHILDE SCHMÖLE, geb. LORETZ<br />

1844 – Frankfurt am Main oder Kronberg – 1918<br />

Die Malerin und Zeichnerin Mathilde Schmöle war seit 1876 mit<br />

dem Frankfurter Kaufmann Fr.Ph. Schmöle (1844-1924) verheiratet,<br />

der 1904 seinen Beruf aufgab, um sich ganz dem Malen und Reisen<br />

zu widmen. Nach der Vita ihres Mannes, der sich 1872 ein Landhaus<br />

in Kronberg erbauen ließ und dort in Kontakt trat mit den örtlichen<br />

Malern, könnte sie mit diesem gemeinsam bis 1905 Studienfahrten<br />

in die nähere Umgebung Frankfurts, nach Wetzlar und Braunfels sowie<br />

zwischen 1905 und 1913 nach Belgien und Holland, an die deutsche<br />

Nordseeküste, nach Sylt, Helgoland, in die Schweiz und nach<br />

Norditalien unternommen haben.<br />

Mathilde Schmöle malte Landschaften, Porträts und Genrebilder. In<br />

engem brieflichem Kontakt stand sie mit Berta Riehl, Ehefrau des<br />

Kulturhistorikers und Novellisten W.H. Riehl, dessen Tochter Helene<br />

Riehl (geb. 1850) eine Landschaftsmalerin wurde. Laut einer überlieferten<br />

schriftlichen Anmerkung der Künstlerin war sie in Weimar<br />

Schülerin des Malers und Radierers F. Preller d. Ä. (1804-1878).<br />

297. Mathilde Schmöle<br />

Benedetta Ernestina Maria, Prinzessin von Modena. Nach einem Gemälde<br />

von Rosalba Carriera (1675-1757), Staatl. Kunstsammlungen<br />

Dresden. Pastell und Aquarell, über Kohle, mit Deckweiß gehöht,<br />

auf beigem Zeichenkarton. 56,9:45,8 cm.<br />

Provenienz: Diese und die folgenden Zeichnungen von Mathilde<br />

Schmöle stammen aus dem Nachlaß von Fr. Ph. Schmöle.<br />

[296]<br />

296. Johanna Elisabeth von Schmerfeld<br />

Parklandschaft mit einem Denkmal, davor ein Reigen tanzender junger<br />

Frauen. Feder in Schwarz, grau laviert, mit schwarzer Feder umrandet,<br />

auf Bütten mit Wasserzeichen: D & C Blauw, verso bezeichnet<br />

„Dessin par Wilhelmine de Schmerfeld“. 21,5:28,1 cm.<br />

Die spätere Zuschreibung an Wilhelmine de Schmerfeld beruht<br />

vermutlich auf einer Verwechslung der Vornamen.<br />

Die vorwiegend als Porträtmalerin tätige Venezianerin Rosalba Carriera<br />

hatte die Technik der Pastellmalerei insofern weiterentwickelt, als<br />

sie Porträts schuf, die ganz dem Zeitgeschmack des Rokoko entsprachen<br />

und sich großer Beliebtheit erfreuten. Der nahezu unbekannten<br />

Mathilde Schmöle gelang es mit diesem Blatt auf hervorragende Weise<br />

Rosalba Carrieras Darstellungsmittel nachzuempfinden, wie eine elegante,<br />

jedoch zugleich bescheidene Erscheinung und lebendige Ausdruckskraft<br />

der Gesichtszüge.<br />

170


[300]<br />

[297] [298]<br />

300. Mathilde Schmöle<br />

Kronberg, Gartenwinkel mit Treppe und<br />

Laubbäumen sowie zwei Putten auf einer<br />

Bank. Bleistift, braun laviert, auf grünlichem<br />

Velin, rechts unten bezeichnet und<br />

datiert „Cronberg 1894.“. 20,9:28,5 cm.<br />

298. Mathilde Schmöle<br />

Porträt Marie Grünewald, Ganzfigur auf einem<br />

Stuhl sitzend. Bleistift, auf Velin, rechts<br />

unten datiert „1877“, auf Untersatz montiert<br />

und dort bezeichnet „Marie Grünewald /<br />

war mit Math. Loretz in Weimar bei Preller“.<br />

24:16,7 cm.<br />

Die schriftliche Anmerkung der Künstlerin<br />

läßt den Schluß zu, daß Marie Grünewald in<br />

Weimar eine Schülerin des Malers und Radierers<br />

F. Preller d.Ä. (1804-1878) gewesen<br />

sein wird.<br />

299. Mathilde Schmöle<br />

Eingang zu einem Kloster in Morcole. Aquarell,<br />

über Bleistift, auf festem Papier, rechts<br />

unten datiert und bezeichnet „1910 Morcole“.<br />

19,8:13,4 cm.<br />

Morcole liegt im Tessin am Luganer See.<br />

[299]<br />

[301]<br />

301. Mathilde Schmöle<br />

Sommerliches Waldstück. Aquarell, über<br />

Bleistift, auf Karton. 22,2:28,5 cm.<br />

Links unten Blindstempel mit einem Eichenzweig<br />

im Kreis.<br />

171


BERTHA SCHRADER<br />

1842 Memel – Dresden 1920<br />

Die Landschafts- und Architekturmalerin,<br />

Lithographin und Holzschneiderin verbrachte<br />

ihre Jugend in Petersburg. Sie war<br />

Schülerin von P. Graeb (1842-1892) in Berlin.<br />

Obwohl ihr bereits 1881 anläßlich einer<br />

Ausstellung des Vereins der Künstlerinnen<br />

in Berlin ein Preis verliehen wurde, studierte<br />

sie wohl erst danach in Dresden bei P.<br />

Baum (1859-1932). Anschließend blieb sie<br />

in Berlin ansässig.<br />

Studienreisen unternahm sie an die Nordund<br />

Ostsee, nach Holland, Österreich, in<br />

die Schweiz, Dänemark und nach Oberitalien.<br />

Weitere Ausstellungsteilnahmen folgten<br />

in Berlin, Hannover, Hamburg und Bremen.<br />

Die Staatliche Gemäldesammlung in<br />

Kassel besitzt einige Werke der Künstlerin.<br />

302. Bertha Schrader<br />

„Marienlyst“. Park mit ansteigendem Weg,<br />

der auf eine klassizistische Villa zuführt.<br />

Aquarell und Bleistift, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, links unten bezeichnet und datiert<br />

„Marienlyst. 9. Sept. 1903.“. 34,7:24,7<br />

cm. – In den Ecken Nagellöchlein, vereinzelt<br />

winzige schwarze Farbspritzer.<br />

Provenienz: Sammlung Blucke, Dresden,<br />

nicht bei Lugt.<br />

Wahrscheinlich handelt es sich hier um<br />

Schloß Marienlyst, das auf der Insel Seeland<br />

in Dänemark steht. Es wurde 1588 als königliches<br />

Lustschloß erbaut und, ursprünglich<br />

ein ein<strong>fach</strong>er Pavillon, 1760 im klassizistischen<br />

Stil umgebaut und erweitert.<br />

[302]<br />

Christian VII. schenkte es anschließend<br />

Juliane von Braunschweig, der zweiten Frau<br />

und Witwe seines Vaters. Nach 1858 wurde<br />

es als Badehotel genutzt. Heute sind in Marienlyst<br />

ein Museum und eine Kunst<strong>galerie</strong><br />

untergebracht.<br />

Die bewegte und sichere Zeichenführung<br />

mit dem akzentuierten frischen Farbauftrag<br />

verweist auf das Talent der Künstlerin.<br />

303. Bertha Schrader<br />

Flußlandschaft mit Wehr. Aquarell, über<br />

Bleistift, auf festem strukturiertem Papier.<br />

24,1:36,9 cm. Verso: Haus hinter Bäumen.<br />

Bleistift. – In den Ecken Nagellöchlein.<br />

Provenienz: Sammlung Blucke, Dresden,<br />

nicht bei Lugt.<br />

[303]<br />

Sehr frischer und dynamischer, im Kolorit<br />

geradezu modern anmutender Landschaftsausschnitt,<br />

der die Orientierung an progressiven<br />

Stilmerkmalen der Zeit verrät.<br />

INGRID SCHUBERT, verh. STEIB<br />

(SCHUBERT-STEIB)<br />

geb. in Mainz, tätig seit ca. 1946<br />

Die in Offenbach tätige Künstlerin Ingrid<br />

Schubert verbrachte ihre Kindheit in Beuthen/Oberschlesien.<br />

Ihre Ausbildung absolvierte sie 1946-1950<br />

an der Hochschule für Bildende Künste in<br />

Berlin bei dem Bauhäusler M. Debus (1904-<br />

1981) und bei P. Strecker (1898-1950). Dort<br />

lernte sie ihren Ehemann Karl-Heinz Steib<br />

(geb. 1922) kennen, einen Meisterschüler K.<br />

Schmidt-Rottluffs (1884-1976).<br />

1950 siedelte das Künstlerpaar nach Mainz<br />

über, 1953 erhielten sie gemeinsam ein Stipendium<br />

des Centre Affaires Culturelle,<br />

Paris, was ihnen einen Studienaufenthalt in<br />

Südfrankreich ermöglichte.<br />

172


1956 zog sie nach Offenbach, wo ihr Mann<br />

seit 1978 an der Hochschule für Gestaltung<br />

lehrte.<br />

Seit 1959 beteiligte sie sich an Ausstellungen<br />

in Köln, Wiesbaden, Madrid, Barcelona,<br />

Edinburgh, Paris u.a. Sie war Mitglied<br />

im Bund Offenbacher Künstler. Vorbildcharakter<br />

hatten Jeanne Mammen (1890-<br />

1976), C. Felixmüller (1897-1977) und C.<br />

Hofer (1878-1955).<br />

Figürliche Darstellungen, der Mensch, stehen<br />

im Mittelpunkt ihres Schaffens.<br />

ELISABETH JOHANNA<br />

FRIEDERIKE SCHULTZ<br />

1817 – Frankfurt am Main – 1898<br />

Die Malerin Elisabeth Schultz setzte nach<br />

erstem Zeichenunterricht bei N. Hoff (1798-<br />

1873) ihre Ausbildung in Frankfurt am<br />

Main am Berchtschen Institut bei Ursula<br />

Magdalena Reinheimer (1777-1845) fort<br />

und wurde schließlich Schülerin von Th.<br />

Huth (1821-1896). In Frankfurt am Main<br />

wirkend, unternahm sie von hier aus 1835-<br />

1836 eine längere Reise in die französische<br />

Schweiz.<br />

Ihr Lebenswerk war von 1834 bis kurz vor<br />

ihrem Tod ein nach dem Linnéschen System<br />

aufgebaute Darstellung aller Farne<br />

sowie Blüten- und Samenpflanzen, gen.<br />

„Atlas der wildwachsenden Pflanzen aus<br />

der Umgebung von Frankfurt a. M.“. Über<br />

1.250 Blätter gelangten nach ihrem Tod in<br />

den Besitz der Senckenbergischen Natur-<br />

forschenden Gesellschaft, zu deren außerordentlichem<br />

Ehrenmitglied sie im Alter<br />

von 80 Jahren ernannt wurde. Auch unsere<br />

Blätter dürften in diesem Zusammenhang<br />

entstanden sein.<br />

Darüber hinaus schuf Elisabeth Schultz<br />

zahlreiche Blumenstücke, die teilweise in<br />

Farbendruck vervielfältigt wurden. Neben<br />

ihrer künstlerischen Tätigkeit war<br />

sie Ende der 30er bis Mitte der 40er Jahre<br />

als Mal- und Zeichenlehrerin am Berchtschen<br />

Institut tätig. Später schloß sie sich<br />

der Kronberger Malerkolonie an, wo sie<br />

mit ihren Künstlerkolleginnen Ida Braubach<br />

(1830-1918), Pauline Fresenius, verh.<br />

Burger (1853-1908), und Mathilde Knoop-<br />

Spielhagen (1845-1882) Kontakt pflegte.<br />

305. Elisabeth J. Friederike Schultz<br />

Erdbeerpflanze – Stiefmütterchen – Wolfsmilch.<br />

3 Bll. Gouachen, weiß gehöht, über<br />

Bleistift, auf bräunlichem Velin, mit teils lat.<br />

Bezeichnungen. Je ca. 31:24 cm.<br />

[304]<br />

304. Ingrid Schubert<br />

„Im Studio“. Zwei Frauenakte, der eine auf<br />

einer Bank sitzend, stehend der andere und<br />

sich auf die Lehne der Bank stützend. Aquatinta<br />

in Türkis, Rot und Gelb, auf Kupferdruckpapier,<br />

signiert, nummeriert und betitelt.<br />

17,7:23,2 cm. – Nr. 7 von 50 Exx.<br />

[305]<br />

173


UTA SCHULZ-MATAN<br />

geb. 1930<br />

Ute Schulz-Matan ist die Tochter von W.<br />

Schulz-Matan (1889-1965), einem Vertreter<br />

der „Neuen Sachlichkeit“, und in München<br />

tätig.<br />

schule Berlin-Weißensee bei S. Selmanagic<br />

(1905-1985). Anschließend unternahm sie<br />

eine zweimonatige Reise durch die UdSSR<br />

und war bis 1975 als Architektin am „Palast<br />

der Republik“ (Theatersaal) tätig.<br />

1975-1979 folgte ein Abendstudium der<br />

Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee<br />

bei H. Kies (1910-1984). Radierungen,<br />

Steindrucke und erste abstrakte<br />

Holzplastiken entstanden.<br />

Seit 1977 arbeitet sie als freischaffende<br />

Bildhauerin in Berlin. 1983 hatte sie ihre<br />

erste Einzelausstellung. 1988 reiste sie nach<br />

Frankreich. 1990 heiratete sie den Maler P.<br />

Schwarzbach.<br />

[307]<br />

[306]<br />

306. Uta Schulz-Matan<br />

Zweige eines Vogelbeerbaumes. Aquarell, auf<br />

chamoisfarbenem Zeichenpapier, rechts unten<br />

monogrammiert und datiert „USM 88“.<br />

49,5:39,8 cm.<br />

ANNA FRANZISKA SCHWARZ-<br />

BACH, bis 1990 LOBECK<br />

geb. 1949 in Rittersgrün/Erzgebirge<br />

Die Tochter des Designers und Holzbildhauers<br />

H. Brockhage (1925-2009) studierte<br />

1968-1973 Architektur an der Kunsthoch-<br />

1991/1992 lebte sie in Simbabwe. 1992 wurde<br />

ihr der Erste Süddeutsche Medaillenpreis<br />

der Stadt Schweinfurt verliehen, 1994<br />

der Kunstpreis der ARAG/Düsseldorf und<br />

des Vereins Bildender Künstler.<br />

Werke der Künstlerin befinden sich in Museen<br />

u.a. in Magdeburg, in Berlin in der National-Galerie<br />

und im Kupferstichkabinett,<br />

in Halle, Moritzburg, Altenburg, Mannheim<br />

und Nürnberg.<br />

307. Anna Franziska Schwarzbach<br />

„Gestreßt vom Kommenden...“, Selbstbildnis.<br />

Radierung und Aquatinta, 1979, auf festem<br />

strukturiertem Papier, signiert, datiert und<br />

betitelt. 24,7:32 cm.<br />

[308]<br />

308. Anna Franziska Schwarzbach<br />

„Vom Himmel auf die Erde...“. Geburtsszene.<br />

Radierung und Schabkunst, auf festem<br />

strukturiertem Papier, signiert, betitelt und<br />

nummeriert. 33,2:28,3 cm.<br />

Nr. 83 von 88.<br />

Mit dieser Darstellung setzte sich die Künstlerin<br />

autobiographisch mit dem Thema Geburt<br />

auseinander.<br />

174


MARTEL (JUSTINE ADELE<br />

MARTHA) SCHWICHTENBERG<br />

1896 Hannover – Sulzburg/Baden 1945<br />

Studium in Düsseldorf an einer privaten<br />

Kunstschule und an der Kunstgewerbeschule.<br />

1916 in Hagen, damals in der Region<br />

bekannt für moderne Kunst, mit Ausstellungsbeteiligung<br />

im Folkwang-Museum.<br />

Begegnung mit C. Rohlfs (1849-1938) und<br />

der Bildhauerin Milly Steger (1881-1948).<br />

Seit 1917 in Hannover ansässig, begann ihre<br />

fast 30jährige Tätigkeit für den Gebäckhersteller<br />

Bahlsen, zunächst für die Ausgestaltung<br />

des Firmengebäudes mit Glasfenstern<br />

und Wandbildern, später als Designerin<br />

und Graphikerin. Seit 1920 Atelier in Berlin,<br />

Mitglied des „Werkbund“ und der „Novembergruppe“.<br />

Hier Wahl des Vornamens<br />

nach französischer Cognacmarke. Beeinflussung<br />

durch Graphik der Künstlergruppe<br />

„Brücke“, Förderung durch M. Pechstein<br />

(1881-1955) und K. Schmidt-Rottluff<br />

(1884-1976). Heirat mit dem Malerkollegen<br />

Robert W. Huth (1890-1977); Scheidung<br />

nach drei Jahren. In den Sommermonaten<br />

Aufenthalt in Pommern, dort entstanden<br />

Werke von Bäuerinnen und Fischern. Reise<br />

nach Italien in Begleitung von Wilhelm<br />

und Cäcilie Valentiner.<br />

Seit Ende der 1920er Jahre Serie von Blumen-<br />

und Früchtestilleben und zahlreiche,<br />

im Stil der Neuen Sachlichkeit gemalte Porträts<br />

aus ihrem Freundeskreis der Berliner<br />

Kunstszene (z.B. Tilla Durieux, Herwarth<br />

Walden, Valentiner, Barlach, Alfred Flechtheim),<br />

womit sie großen Erfolg hatte. 1929<br />

Teilnahme an der vom Berliner Verein der Künstlerinnen organisierten Ausstellung „Die<br />

Frau von heute“ und Ausstellung ihrer Arbeiten in New York, in den Folgejahren in den großen<br />

Berliner Galerien, z.B. 1930 bei Flechtheim, gemeinsam mit Renée Sintenis (1888-1965),<br />

Marie Laurencin (1883-1956) und Alexandra Exter (1882-1949).<br />

1933 emigrierte sie nach Italien, 1936 schließlich nach Südafrika, von dort aus Weiterarbeit<br />

für Bahlsen und eigene Töpferei. 1939 Brand ihres Johannesburger Ateliers. Bei einem Besuch<br />

in Deutschland war durch Kriegsausbruch eine Rückkehr nach Südafrika nicht mehr<br />

möglich. Rückzug nach Süddeutschland, 1940 Aufenthalt in einem Sanatorium in Glotterbad<br />

wegen Depressionen und Alkoholsucht, schließlich Krebserkrankung und kurz nach Ende<br />

des Krieges Tod im Alter von 49 Jahren.<br />

[309]<br />

309. Martel Schwichtenberg<br />

Auf einem Sofa oder einer Récamière liegender Frauenakt, ein Schriftstück in der linken Hand<br />

haltend, vor einem Fenster mit Ausblick auf die See und ein Schiff. Aquarell, Pinsel in Blaugrau,<br />

mit schwarzer Tuschlinie umrandet, auf festem chamoisfarbenem strukturiertem Papier,<br />

rechts unten bezeichnet und datiert „Peter Paul Rubens 1941“, verso Widmung der Künstlerin<br />

„Gruß von M.S. an Heinz Klinger 1941, als er bei einer Minensuch-Flottille zur See<br />

fahren musste – damit auch eine Frau an Bord sei.“ und Nachlaßstempel. Darstellungsgröße<br />

16,9:24,6 cm, Blattgröße 41,6:28,2 cm. – Verso Reste aller Verklebung, insgesamt etwas<br />

knitterig.<br />

175


[311]<br />

[310]<br />

310. Martel Schwichtenberg<br />

Nachtphantasie. Lithographie, 1919, auf Bütten,<br />

signiert. 41,6:28,2 cm. – Insgesamt mit<br />

minimalen Gebrauchsspuren.<br />

Erschienen in „Wasmuths Kunsthefte“, Junge<br />

Berliner Kunst, Heft Nr. 6, Berlin o. J.<br />

[1919]. Nr. 12 der Auflage.<br />

Literatur: Söhn HDO 360-12.<br />

311. Martel Schwichtenberg<br />

Zwei alte Frauen. Holzschnitt, 1921, auf<br />

bräunlichem Velin, signiert. 24,5:33 cm. –<br />

Im breiten Rand vom Druckvorgang leicht<br />

wellig und quetschfaltig.<br />

Erschienen in „Kündung“, erste Folge, IX.<br />

und X. Heft (September, Oktober 1921).<br />

Literatur: Söhn HDO 13506-16.<br />

312. Martel Schwichtenberg<br />

Kinder. Holzschnitt, 1921, auf bräunlichem<br />

Velin, signiert. 24,3:32,8 cm. – Wie vorher.<br />

Literatur: Söhn HDO 13506-15.<br />

[312]<br />

313. Martel Schwichtenberg<br />

Vier Männer im Gespräch an einem Tisch sitzend.<br />

Holzschnitt, 1921, auf braunem festem<br />

Velin, signiert und datiert. 43:34,2 cm.<br />

314. Martel Schwichtenberg<br />

Varietésoubrette. Radierung, um 1922, auf<br />

chamoisfarbenem Kupferdruckpapier, signiert.<br />

18,4:11,2 cm. – Im breiten Rand fleckig<br />

und mit leichten Gebrauchsspuren.<br />

Erschienen in „Die Schaffenden“, III. Jahrgang,<br />

4. Mappe, 1922.<br />

Literatur: Söhn HDO 72712-9.<br />

[313]<br />

[314]<br />

176


DIANA SCULTORI, (auch<br />

MANTOVANA, MANTUANA<br />

oder GHISI)<br />

um 1535/1547 Mantua – Rom 1612<br />

Die Kupferstecherin Diana Scultori<br />

lernte wie ihr Bruder A. Scultori (um<br />

1530-1585) bei ihrem Vater, dem Bildhauer<br />

und Kupferstecher G.B. Scultori,<br />

gen. Mantovano (1503-1575).<br />

Neben diesem wurde sie vor allem beeinflußt<br />

von G. Romano (1499-1546),<br />

dessen Schülerin sie möglicherweise<br />

auch war.<br />

In erster Ehe seit 1575 mit dem Architekten<br />

F. Capriani da Volterra (um<br />

1530 – 1594) verheiratet, ging das<br />

Paar nach Rom.<br />

Hier erhielt sie bald darauf von Papst<br />

Gregor XIII. die Erlaubnis, ihre Arbeiten<br />

unter ihrem eigenen Namen zu<br />

verkaufen – ein einzigartiges Privileg<br />

für eine Frau dieser Zeit – und hatte<br />

großen Erfolg, nicht zuletzt weil sie<br />

sich zur hervorragenden Vermarkterin<br />

ihrer eigenen Drucke entwickelte.<br />

Vasari erwähnte sie in seiner zweiten<br />

Ausgabe „Le vite de’ più eccellenti architetti,<br />

pittori, et scultori italiani, da<br />

Cimabue insino a’ tempi nostri“ von<br />

1568. Nach dem Tod ihres Mannes<br />

1594 heiratete sie den Architekten<br />

Giulio Pelosi (1566 – um 1644).<br />

[315] [316]<br />

315. Diana Scultori<br />

„S. Vincenti Levita Mar:“. Heiliger Vinzenz von<br />

Valencia mit dem Beinamen “Levite”. Kupferstich,<br />

rechts unten in der Platte signiert und datiert<br />

„Diana incidebat 1577“, auf Bütten. 22:16,3 cm.<br />

– Diagonale Knickfalte geglättet. Flecklein rechts<br />

neben der Figur, nahezu auf die Umfassungslinie<br />

geschnitten.<br />

Literatur: Nicht bei Nagler und Bartsch.<br />

316. Diana Scultori<br />

Die Zwillinge Amphion und Zethos binden Dirke<br />

aus Rache an die Hörner eines Stiers und lassen sie<br />

zu Tode schleifen. Kupferstich, 1581, nach der antiken<br />

Marmorskulptur gen. „Farnesischer Stier“,<br />

auf Bütten mit Wasserzeichen: Wappenschild.<br />

39,5:27,2 cm. – Vorzüglicher Abdruck<br />

mit ca. 2-3 cm breitem Rand rundum. Mit<br />

kleinem Rostfleck im Unterrand.<br />

Literatur: Bartsch 37.<br />

Einen kleinen Teil ihres graphischen Werkes<br />

widmete Diana Scultori berühmten antiken<br />

Skulpturen. Das gezeigte Bildwerk, bekannt<br />

unter dem Namen „Farnesischer Stier“, wurde<br />

1547 in den Caracalla Thermen entdeckt und<br />

gelangte in den Besitz der Adelsfamilie Farnese.<br />

Heute befindet es sich im Nationalmuseum<br />

in Neapel. Die rundplastische Gruppe gilt als<br />

römische Kopie eines Bildwerkes der kleinasiatischen<br />

Bildhauer Apollonios und Tauriskos.<br />

177


317. Irene Seidel<br />

2. Hälfte 19. Jh.<br />

Entwurf einer Epaulette für eine Uniform.<br />

Deckfarben, Goldbronze, Aquarell, über<br />

Bleistift, auf festem chamoisfarbenem Velin,<br />

rechts unten signiert und datiert „Irene Seidel<br />

Juli (1)876.“. 31,5:34,4 cm. – Verso an den<br />

oberen Ecken Reste alter Verklebung.<br />

Über die Zeichnerin dieses plastisch gemalten<br />

Entwurfes ist nichts bekannt.<br />

Zum Weiterstudium ging sie 1810 nach<br />

Dresden, wo sie unter der Anleitung von<br />

L. Vogel (1759-1816) und F.G. Kügelgen<br />

(1772-1820) arbeitete. Schon zu dieser Zeit<br />

verdiente sie sich, da ihre Familie sie nicht<br />

finanziell unterstützte, ihr Geld mit Nähund<br />

Stickarbeiten, später kamen auch Porträtaufträge<br />

hinzu.<br />

In Dresden hatte sie teils enge Kontakte<br />

mit Künstlerkollegen wie Dorothea Stock<br />

(1759-1832), Caroline Bardua (1781-1864),<br />

Apollonia von Seydelmann (1768-1840),<br />

A. Graf (1736-1813), C.D. Friedrich (1774-<br />

1840) und G.F. Kersting (1785-1847).<br />

Noch aus ihrer Zeit mit dem geselligen Jenaer<br />

Kreis der Familien Schelling, Tieck,<br />

Schlegel, Gries, Knebel und Fromman war<br />

sie auch mit Goethe gut bekannt, durch den<br />

sie 1816 ihren ersten großen Auftrag erhielt.<br />

1824 wurde sie Kustodin der Herzoglichen<br />

Gemälde<strong>galerie</strong> und damit die erste Frau in<br />

Deutschland, die eine solche Position innehatte.<br />

1835 erfolgte die Ernennung zur Hofmalerin<br />

von Sachsen-Weimar-Eisenach.<br />

Um 1860 verhinderte eine zunehmende Erblindung<br />

ihre weitere künstlerische Tätigkeit.<br />

LOUISE CAROLINE SOPHIE<br />

SEIDLER<br />

1786 Jena – Weimar 1866<br />

Ersten Unterricht erhielt Louise Seidler im<br />

Zeichnen nach Kopien antiker Skulpturen<br />

durch den Bildhauer F.E.W. Doell (1750-<br />

1816) in Gotha.<br />

Nach ihrer Rückkehr nach Jena wurde sie<br />

1806 Schülerin von J.W. Roux (1771-1830).<br />

Diesen absolvierte sie so erfolgreich, daß<br />

sie durch Goethes Unterstützung mehrere<br />

Stipendien von Großherzog Carl August erhielt<br />

und erst an die Kunstakademie München,<br />

dann 1818 nach Rom ging.<br />

[317] [318]<br />

Während ihres 5jährigen Aufenthaltes in<br />

Rom schloß sie sich dem Kreis der Nazarener<br />

um J. Schnorr von Carolsfeld (1794-<br />

1872) an. Dort lernte sie auch die Künstlerin<br />

Marie Ellenrieder (1791-1863) kennen.<br />

Nach ihrer Rückkehr 1823 wohnte sie in<br />

Jena, bald darauf wurde sie nach Weimar<br />

berufen, wo sie die Zeichenlehrerin der<br />

Prinzessinnen Marie und Auguste von<br />

Sachsen-Weimar-Eisenach wurde.<br />

318. Louise Caroline Sophie Seidler, nach<br />

„Malerei und Dichtkunst“. Kupferstich, von<br />

J. Theater (1804-1870), auf Velin. 22:22,7 cm.<br />

Sehr guter Abdruck mit vollem Rand an drei<br />

Seiten, oben auf die Plattenkante geschnitten<br />

(es handelt sich um die untere Hälfte<br />

einer Seite, auf der sich zwei Kupferstiche<br />

befanden).<br />

Das Gemälde von L. Seidler war 1831 vom<br />

Sächsischen Kunstverein angekauft worden<br />

(vgl. Boetticher Bd. II, Tl. II (Seidler), I, 13).<br />

178


DORA SEIFERT<br />

1861 Dresden – letzte Erwähnung 1930<br />

Dora Seifert war als Malerin und Graphikerin<br />

in Dresden tätig. Unterrichtet wurde<br />

sie in Dresden von W. Claudius (1854-1942)<br />

und in München von H. v. Habermann<br />

(1849-1929), T. Hummel (1864-1939) und O.<br />

Greiner (1869-1916). 1910 beteiligte sie sich<br />

in Bremen an der „Grossen Kunstausstellung“,<br />

in Verbindung mit einer Sonderausstellung<br />

der „Vereinigung nordwestdeutscher<br />

Künstler“. Sie war Mitglied im Bund<br />

Deutscher Künstlerinnen-Vereine.<br />

MARGARETE<br />

SIMROCK-MICHAEL<br />

geb. 1870 in Leipzig, nachweisbar<br />

noch 1930<br />

Über die Bildnismalerin<br />

Simrock-Michael ist wenig<br />

bekannt.<br />

Studiert hatte sie in Berlin<br />

bei K. Gussow (1843-1907)<br />

und F. Skarbina (1849-1910),<br />

bei der Wiener Malerin Therese<br />

von Mor (1871-1945)<br />

und bei M. Müller, gen. Kindermüller<br />

(1825-1894) in<br />

Blasewitz.<br />

Anchließend war sie in Altenburg<br />

tätig.<br />

[319]<br />

319. Dora Seifert<br />

Flußlandschaft. Holzschnitt in Grün,<br />

Schwarz, Gelb, Grau und Weiß, auf chamoisfarbenem<br />

Bütten, signiert und nummeriert.<br />

13,4:18,3 cm. – Im breiten Rand links<br />

etwas angeschmutzt, links unten kleine<br />

Quetschfalte, verso Reste alter Verklebung.<br />

Nr. 36 von 150 Exx. – Erschienen im Jahrbuch<br />

der Originalgraphik, Erster Jahrgang<br />

(1919).<br />

Literatur: Söhn HDO 51901-8.<br />

320. Margarete Simrock-<br />

Michael<br />

Junge Dame am Strand mit<br />

weißer Pelzstola, Hut und<br />

Gehstock. Gouache, auf Velin,<br />

rechts unten signiert<br />

„M.S.M“. 25,6:13,4 cm.<br />

Das Ganzfigurenporträt zeigt<br />

eine in der Mode der Jahrhundertwende<br />

gekleidete<br />

junge Dame der besseren Gesellschaft,<br />

die sich vermutlich<br />

zur Erholung in einem Seebad<br />

aufhält.<br />

[320]<br />

179


RENÉE SINTENIS, geb.<br />

RENATE ALICE SINTE-<br />

NIS<br />

1888 Glatz/Schlesien – Berlin<br />

1965<br />

Die Bildhauerin und Graphikerin<br />

studierte 1907-1912<br />

an der Unterrichtsanstalt des<br />

Kunstgewerbemuseums Berlin<br />

Dekorative Plastik bei<br />

W. Havenkamp (1864-1929).<br />

Abbruch des Studiums auf<br />

Wunsch des Vaters, um eine<br />

Sekretärinnenausbildung zu<br />

absolvieren, die sie wiederum<br />

abbrach, um ihr Kunststudium<br />

fortzusetzen. Loslösung<br />

von der Familie durch<br />

Wegzug aus dem Elternhaus.<br />

stört. 1947-1956 war sie Lehrbeauftragte an<br />

der Hochschule für Bildende Künste Berlin,<br />

ab 1955 Professorin.<br />

1952 wurde ihr der „Ordre Pour le Mérite“ für<br />

Wissenschaften und Künste als zweiter Frau<br />

nach Käthe Kollwitz (1867-1945) verliehen.<br />

Ihr wohl bekanntestes Werk ist der „Berliner<br />

Bär“, 1957 lebensgroß in Bronze ausgeführt,<br />

der anläßlich der Berlinale, der Internationalen<br />

Filmfestspiele, in Miniatur verliehen<br />

wird.<br />

Erste Erfolge 1913 und ab<br />

1915 Ausstellungsbeteiligungen<br />

bei der Berliner<br />

Secession. 1917 heiratete sie<br />

den Schriftkünstler und Maler<br />

E.R. Weiß (1875-1942).<br />

Zunehmender Erfolg, Ausstellungen<br />

durch Flechtheim<br />

auch in Paris und New York.<br />

Ab 1921 lehrte sie an der<br />

Berliner Akademie der<br />

Künste bis zum Ausschluß<br />

1934 durch die Nationalsozialisten.<br />

1945 wurden durch<br />

Bomben ihre Wohnung und<br />

große Teile ihres Werkes zer-<br />

[321]<br />

321. Renée Sintenis<br />

Thomson Gazelle. Radierung, auf festem<br />

chamoisfarbenem Velin, signiert. 19,2:16,7<br />

cm. – Durch Druckvorgang innerhalb der<br />

Darstellung links leicht wellig.<br />

[322]<br />

322. Renée Sintenis<br />

Zwei Fohlen. Radierung, auf festem chamoisfarbenem<br />

Japan, signiert. 23,5:17,4 cm. – Insgesamt nicht ganz<br />

frisch. Mehrere Einrisse und Fehlstellen restauriert.<br />

Tiere nehmen im Werk der Künstlerin einen bevorzugten<br />

Platz ein. Wiederkehrendes Motiv sind dabei<br />

Pferde und Ponys.<br />

180


ELISABETTA SIRANI<br />

1638 – Bologna – 1665<br />

Die bereits im Alter von 27 Jahren verstorbene<br />

Malerin und Kupferstecherin wurde,<br />

wie ihre beiden Schwestern, von ihrem Vater<br />

G.A. Sirani (1610-1670), einem der bedeutendsten<br />

Maler seiner Zeit, ausgebildet<br />

und arbeitete dann in dessen Werkstatt.<br />

Darüber hinaus orientierte sie sich am<br />

Spätwerk G. Renis (1575-1642).<br />

Bald zählte sie zu den prominentesten<br />

Künstlern Bolognas und konnte auch Kunden<br />

außerhalb ihrer Heimatstadt und Italiens<br />

gewinnen.<br />

Sie gründete in Bologna eine „weibliche<br />

Akademie“ nur für Frauen, um den Mißstand,<br />

da diese nicht an den offiziellen<br />

Kunstakademien studieren durften, zu beheben.<br />

Sirani hinterließ etwa 170 Werke,<br />

überwiegend Altargemälde und Zeichnungen,<br />

häufig in kleinem Format.<br />

„Trotz widersprüchlicher Auffassungen<br />

über das Wesen der Frau ist Elisabetta Sirani<br />

von ihren Zeitgenossen – von Künstlern<br />

ebenso wie von hochgestellten Auftraggebern<br />

und Sammlern – bewundert und<br />

verehrt worden. Ihr Atelier muß geistiger<br />

und geselliger Mittelpunkt Bolognas gewesen<br />

sein. Die Künstlerin stand auch in Verbindung<br />

mit Musikern und Literaten ihrer<br />

Zeit, sie selbst war eine geachtete Harfinistin<br />

und Lyrikerin.“ (zit aus: Ausst. <strong>Katalog</strong>:<br />

Das verborgene Museum I. Dokumentation<br />

der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen<br />

Sammlungen, Berlin 1987, S. 67).<br />

[323] [324]<br />

323. Elisabetta Sirani<br />

Joseph mit dem Christusknaben und zwei Engeln.<br />

Pinsel in Braun, über Rötel, auf Bütten<br />

mit Fragment des Wasserzeichens: 3 übereinander<br />

liegende Kreise, mit Buchstaben in<br />

deren Innerem. 16,1:12,7 cm. – Rechte obere<br />

Ecke ergänzt.<br />

Provenienz: Sammlung AJ (ligiert) mit<br />

Glöckchen, nicht bei Lugt.<br />

Vergleichsliteratur: Ausst. <strong>Katalog</strong>: J. Bentini<br />

/ V. Fortunati: Elisabetta Sirani „pittrice<br />

eroina“ 1638-1665, Bologna 2005, vgl. Nr. 30,<br />

Farbabb. S. 187).<br />

Die vorliegende Zeichnung ist ein charakteristisches<br />

Beispiel für die Pinseltechnik der<br />

Malerin und steht einem Gemälde in der<br />

Pinacoteca Comunale in Faenza nahe (Inv.<br />

Nr. 150), wenn auch die Malerin die Komposition<br />

im vorliegenden Fall um zwei Engel<br />

und einen architektonischen Hintergrund<br />

erweiterte.<br />

324. Elisabetta Sirani, nach<br />

Heilige Familie mit der Heiligen Elisabeth und<br />

Johannes als Kind. Radierung, nach G.A. Sirani<br />

(1610-1670), auf Bütten. 26,7:21,7 cm.<br />

– Mit minimalem Rändchen um die Umfassungslinie.<br />

Literatur: Bartsch 8; Nagler 8, mit dem Namen<br />

des G.A. Sirani.<br />

181


ALICE SOMMER<br />

1898 Dresden – Rotthalmünster<br />

1982<br />

1970 zog sie nach München, später ging sie nach Niederbayern. Im Mittelpunkt ihres Werkes standen<br />

vom sozialen Elend geprägte Menschen, Alte, Kranke und Behinderte sowie Kinder armer Leute, daneben<br />

auch (Stadt-)Landschaften.<br />

Die nur für eine Zeitspanne<br />

von etwa 10 Jahren künstlerisch<br />

tätige Tochter eines Konditoreibesitzers<br />

absolvierte ihre<br />

Ausbildung 1917-1919 an der<br />

Kunstgewerbeschule in Dresden<br />

als Schülerin von M. Feldbauer<br />

(1869-1948) und ab 1918 dort als<br />

Schülerin von Margarete Junge<br />

(1874-1966) im Fach Mode.<br />

1920 folgte sie Feldbauer, der<br />

1918 an die örtliche Kunstakademie<br />

berufen worden war. In<br />

Anerkennung ihrer Leistungen<br />

erhielt sie neben mehreren Ehrenzeugnissen<br />

durch Feldbauer<br />

um 1922 ein Einzelatelier, in<br />

dem sie bis zum Ende ihres Studiums<br />

1924 arbeitete.<br />

1927 unternahm sie eine Reise<br />

an den Gardasee, im darauffolgenden<br />

Jahr heiratete sie den<br />

Geiger Hans Morgenstern, mit<br />

dem sie seit der Akademiezeit<br />

befreundet war.<br />

Kurz darauf beendete sie ihre<br />

künstlerische Tätigkeit. Während<br />

des Zweiten Weltkrieges<br />

wurde ein Großteil ihrer im<br />

Elternhaus aufbewahrten Arbeiten<br />

durch Bomben zerstört.<br />

[325] [326]<br />

325. Alice Sommer<br />

Auf einem Stuhl sitzende Frau in karierter Bluse.<br />

Kohle, auf gelblichem Pauspapier, rechts unten datiert<br />

„10. Febr. 22“, verso mit Nachlaßstempel der<br />

Künstlerin. 56:48 cm. –<br />

Insgesamt etwas unfrisch. Mit vertikaler Knickfalte<br />

rechts außerhalb der Darstellung.<br />

Sowohl die leichte Drauf- und Nahsicht als auch<br />

das expressiv-kantige der Gestaltung erlauben<br />

Alice Sommer die Fokussierung auf die dargestellte<br />

Person, die den Betrachter zu einer intensiven<br />

Auseinandersetzung zwingt. Wenige<br />

Tage zuvor entstand das Gemälde „Sitzende in<br />

karierter Bluse“ (vgl. Ausst. Kat. Paula Lauen-<br />

182


stein, Elfriede Lohse-Wächtler, Alice<br />

Sommer – drei Dresdener Künstlerinnen<br />

in den zwanziger Jahren,<br />

Städtische Galerie Albstadt, Albstadt<br />

1996, S. 91, Kat. Nr. 3, Abb. S. 55), das<br />

sicher dieselbe Frau zeigt. Es ist dokumentiert,<br />

daß die Künstlerin sowohl<br />

vor als auch nach der Fertigstellung<br />

des Gemäldes Zeichnungen schuf, die<br />

sich mit der Dargestellten thematisch<br />

auseinandersetzten, wobei immer unterschiedliche<br />

Aspekte technischer,<br />

kompositorischer oder stilistischer<br />

Art im Vordergrund standen (vgl. op.<br />

cit., Kat. Nrn. 11 und 12).<br />

326. Alice Sommer<br />

Knabe und Mädchen, auf einer Bank<br />

sitzend. Kohle, auf bräunlichem Bütten,<br />

links unten datiert „20. Juli 23“,<br />

verso mit Nachlaßstempel der Künstlerin.<br />

68,4:43 cm. – Im Rand oben<br />

und links mit Gebrauchsspuren und<br />

kleineren Einrissen. Mit Lichtrand an<br />

drei Seiten.<br />

327. Alice Sommer<br />

Zwei Mädchenbildnisse, eines davon im<br />

Dreiviertelprofil nach links, das andere<br />

links dahinter nahezu en face. Kohle<br />

und schwarze Kreide, auf dünnem<br />

gelblichem Velin, rechts unten datiert<br />

„14. Jan 24“, verso mit Nachlaßstempel<br />

der Künstlerin. 48,1:32,2 cm.<br />

Oben in den Ecken durch Nagellöchlein<br />

kleine Einrisse.<br />

[327] [328]<br />

Gerade Kinderdarstellungen nehmen im<br />

Werk von Alice Sommer einen bedeutenden<br />

Platz ein. Darunter sind drei zwischen dem<br />

18. und 25. Juli 1923 entstandene zu erwähnen<br />

(vgl. Ausst. Kat. Paula Lauenstein, Elfriede<br />

Lohse-Wächtler, Alice Sommer – drei<br />

Dresdener Künstlerinnen in den zwanziger<br />

Jahren, Städtische Galerie Albstadt, Albstadt<br />

1996, S. 91, Kat. Nrn. 25, 26 und 27),<br />

die dem Arbeitsprozess der Künstlerin zur<br />

Aneignung des Bildthemas gemäß möglicherweise<br />

gemeinsam mit unserem Blatt als<br />

Folge zu verstehen sind.<br />

328. Alice Sommer<br />

Stilleben mit Kaktus. Kohle, auf chamoisfarbenem<br />

Velin, rechts unten datiert und monogrammiert<br />

„20. Sept. 27. A. S.“, verso mit Nachlaßstempel<br />

der Künstlerin. 68,7:49,8 cm. – In den<br />

Rändern vor allem oben und rechts etwas unfrisch.<br />

Stilleben scheinen im Werk von Alice Sommer<br />

einen eher unbedeutenden Platz einzunehmen.<br />

Allerdings ist auch hier die außerordentliche<br />

Begabung der Künstlerin nicht zu übersehen.<br />

In der für sie gebräuchlichen leichten Auf- und<br />

Nahsicht gestaltet, spielen starke Licht- und<br />

Schattenkontraste eine dominierende Rolle.<br />

183


LOUISE STAPLEAUX, geb. SCHAVIJE<br />

1. Hälfte/Mitte 19. Jh.<br />

Die in Brüssel tätige Malerin und Aquarellistin<br />

schuf meist Blumenbilder und Porträts,<br />

aber auch Genreszenen. Sie war die<br />

Ehefrau von M.G. Stapleaux (1799-1881),<br />

der historische und religiöse Themen behandelte<br />

und bekannt für seine Bildnisse<br />

der Familie Jérôme Bonapartes war. Sie<br />

selbst beteiligte sich an Ausstellungen des<br />

Salon de Bruxelles, so etwa 1848.<br />

STEPHANIE VON<br />

STRECHINE<br />

1858 Odessa/Ukraine – Bad Tölz<br />

(?) 1940<br />

Die Tochter eines höheren Beamten<br />

im Zarenreich war Schülerin<br />

von L. Willroider (1845-1910) in<br />

München und dort anschließend<br />

vor allem als Landschaftsmalerin<br />

tätig. Von München aus unternahm<br />

sie Reisen in ihre Heimat<br />

und nach Georgien (Tiflis).<br />

[329]<br />

329. Louise Stapleaux<br />

Stehende Magd mit Putzeimer. Aquarell, Feder<br />

in Grau, über Bleistift, mit schwarzer<br />

Tuschlinie umrandet, auf Bütten, aufgezogen,<br />

auf Untersatz montiert, rechts unten<br />

signiert „Louise Stapleaux“. 30:19,8 cm. –<br />

Etwas fleckig, mit Gebrauchsspuren.<br />

Seit 1891 beteiligte sie sich alljährlich<br />

an den Ausstellungen im<br />

Münchner Glaspalast. Weitere<br />

Ausstellungen folgten in Nürnberg,<br />

Dresden, Wien, Bremen,<br />

Danzig und Berlin.<br />

Kurz vor dem Ausbruch des Ersten<br />

Weltkrieges zog sie nach Bad<br />

Tölz, wo eine Straße nach ihr<br />

benannt wurde. Spätestens hier<br />

dürfte sie die Maler-Freundin<br />

Gertrud Trefftz (1859 – nach<br />

1930) kennengelernt haben.<br />

Sie war Mitglied mehrerer Künstlervereinigungen,<br />

wie etwa der<br />

Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft<br />

und der Münchner<br />

Künstlergenossenschaft.<br />

Prinzregent Luitpold besaß eine<br />

mit „Tiflis“ betitelte Arbeit der<br />

Künstlerin.<br />

[330]<br />

330. Stephanie von Strechine<br />

Brustbild einer Heroine mit Lorbeerkranz im Haar.<br />

Aquarell, mit Deckweiß gehöht, über Bleistift, auf<br />

bräunlichem Zeichenkarton, links oben signiert und<br />

datiert „S. v. Strechine 4. 93.“. 22:15,3 cm. – Recto im<br />

Rand links und verso am Oberrand Reste alter Verklebung.<br />

Ein für das Werk der Künstlerin ungewöhnliches<br />

Motiv, das jedoch beweist, daß sie auch auf dem Gebiet<br />

der figürlichen Malerei Qualitätvolles leistete.<br />

184


LISBETH (ELISABETH)<br />

VON SUCHODOLSKA,<br />

geb. BAUER<br />

1844 Leipzig – nach 1912<br />

Die Porträt- und Genremalerin<br />

war die Ehefrau des in<br />

Rom geborenen polnischstämmigen<br />

Genre- und Historienmalers<br />

Z. von Suchodolski<br />

(1835-1908).<br />

Sie war Schülerin von F.W.P.<br />

Pauwel (1830-1903) in Weimar,<br />

wo sie wohl nach 1862<br />

ihren späteren Ehemann kennengelernt<br />

hatte, der ebenfalls<br />

Schüler von Pauwels war.<br />

[331] [332] [333]<br />

Nach der Vita ihres Ehemannes, der 1863-1874 in Italien<br />

lebte und auch von ihr Bilder mit italienischen Motiven<br />

bekannt sind, ist ein gemeinsamer Aufenthalt in<br />

Italien anzunehmen. Daß sie ihm 1874 nach Weimar<br />

folgte, wo er Professor an der Kunstschule wurde, und<br />

dann 1880 nach München, ist zu vermuten. Zudem<br />

sind (längere) Aufenthalte um 1883 und 1892 in Dresden<br />

bekannt. Hier wird das Paar dem Freundeskreis<br />

um den Landschafts- und Marinemaler F. Preller d.J.<br />

(1838-1901) zugerechnet, der ab 1880 an der Dresdener<br />

Kunstakademie lehrte.<br />

Seit 1875 beteiligte sich die Künstlerin an Ausstellungen<br />

in Dresden, seit 1878 in Berlin, seit 1880 im Sächsischen<br />

Kunstverein und seit 1888 in München. Das<br />

Stadtmuseum Dresden besitzt von der Künstlerin ein<br />

Bildnis des Malers A.L. Richter (1803-1884). Eine nähere<br />

Verbindung der Künstlerkollegen läßt auch ein Brief<br />

Suchodolskas an Richter von 1881 vermuten.<br />

331. Lisbeth von Suchodolska<br />

Bildnis Friedrich Preller d.J. (1838-1901), Brustbild in Dreiviertelprofil nach links<br />

mit gesenktem Kopf. Bleistift, auf festem chamoisfarbenem Velin, rechts unten<br />

bezeichnet und datiert „Spinnmühle 92.“. 22,8:14,7 cm. – In den Rändern etwas<br />

vergilbt.<br />

Skizzenbuchblatt.<br />

332. Lisbeth von Suchodolska<br />

Bildnis Friedrich Preller d.J. (1838-1901), Brustbild im Profil nach links. Feder in<br />

Schwarzbraun, Bleistift, auf festem Velin. 22,2:15,2 cm. Verso: Drei Handstudien.<br />

Bleistift. – Zu den Rändern hin etwas vergilbt.<br />

Skizzenbuchblatt.<br />

333. Lisbeth von Suchodolska<br />

Blick auf ein baumumstandenes Gebäude, im Vordergrund ein frontal stehender<br />

Junge und ein auf einer Wiese liegender Hund. Bleistift, auf festem Velin. Rechts<br />

unten bezeichnet und datiert „Spinnmühle 31. Aug. 83“. 22,8:14,8 cm. – In den<br />

Rändern leicht vergilbt.<br />

Skizzenbuchblatt.<br />

185


BERTHA TARNAY, verh. BURGESS<br />

1891 Wien – New York 1973<br />

Die gebürtige Wienerin absolvierte erst<br />

ein Studium der Kunstgeschichte, um sich<br />

dann der künstlerischen Weiterbildung in<br />

Florenz und Berlin zu widmen. Dort schloß<br />

sie sich dem Kreis um H. Zille (1858-1929)<br />

und Käthe Kollwitz (1867-1945) an, die sie<br />

entscheidend beeinflussen sollten. Der ausbleibende<br />

Erfolg in Deutschland zwang sie<br />

zur Rückkehr nach Wien. Vermutlich ging<br />

sie bereits 1927 und nicht erst 1938 nach<br />

England, 1965 emigrierte sie in die USA.<br />

Ihr künstlerisches Schaffen wurde von sozialkritischen<br />

Themen bestimmt.<br />

Bertha Tarnays Leben war von besonderem<br />

Unglück geprägt. Ihr erster Mann, den sie<br />

1914 geheiratet hatte, erschoß ihren Liebhaber,<br />

von dem sie schwanger war; auch die<br />

zweite Ehe endete in einer Scheidung, die<br />

dritte war eine Zweckehe. Dann verstarb sie<br />

nach langer Krankheit. Das National Museum<br />

of Women in the Arts, Washington<br />

D.C., besitzt einige Werke der Künstlerin.<br />

334. Bertha Tarnay<br />

Vernissage. Lithographie, London 1931, auf<br />

chamoisfarbenem Japan, signiert. Darstellungsgröße<br />

36:25,5 cm, Blattgröße 51,6:38,4<br />

cm. – Im breiten Rand mit minimalen Gebrauchsspuren,<br />

rechts unten Wasserfleck.<br />

335. Bertha Tarnay<br />

Paar bei der Toilette. Lithographie, auf chamoisfarbenem<br />

Japan, signiert. Darstellungsgröße<br />

31,5:24 cm, Blattgröße 49,8:37,7 cm.<br />

– Insgesamt nicht ganz frisch.<br />

[334]<br />

[335]<br />

IDA (IDI) TEICHMANN, geb. FRIES<br />

1874 Frankfurt am Main – nach 1911<br />

Idi Teichmann studierte 1894-1897 Porträtmalerei<br />

in Frankfurt am Main bei J. Welsch<br />

(1832-1899).<br />

1897/1898 hielt sie sich für einen längeren<br />

Zeitraum in Manchester auf. 1902 reiste<br />

sie nach Neapel, anschließend kehrte sie in<br />

ihre Geburtsstadt zurück.<br />

Bis 1911 malte sie in Öl Akte, Bildnisse<br />

und Interieurs. Dann betätigte sie sich ausschließlich<br />

als Zeichnerin und Graphikerin,<br />

Hauptmotiv waren Mädchenakte.<br />

336. Ida Teichmann<br />

Gruppe von vier Mädchenakten in einer<br />

Landschaft. Bleistift und Kohle, auf festem<br />

chamoisfarbenem Velin, links unten signiert<br />

und datiert „I. Teichmann 19.“. 43:61<br />

cm. – In den Rändern etwas faltig, kleine<br />

Einrisse hinterlegt.<br />

Deutlich wird hier und bei den folgenden<br />

Blättern Teichmanns Nähe zur Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts einsetzenden Lebensreform-<br />

Bewegung und der in diesem Zusammenhang<br />

propagierten Freikörperkultur.<br />

337. Ida Teichmann<br />

Gruppe von drei stehenden Mädchenakten.<br />

Lithographie, auf China, signiert. Darstellungsgröße<br />

29:20,8 cm, Blattgröße 48,8:33<br />

cm.<br />

186


[336] [337]<br />

338. Ida Teichmann<br />

Gruppe von drei Mädchenakten in einer<br />

Landschaft. Lithographie, auf chamoisfarbenem<br />

China, signiert. Darstellungsgröße<br />

21,8:27 cm, Blattgröße 29,3:35,4 cm. – Etwas<br />

knitterfaltig.<br />

339. Ida Teichmann<br />

Fünf sitzende Mädchenakte, einer davon mit<br />

einem Kleinkind im Arm. Lithographie, auf<br />

chamoisfarbenem China, signiert. Darstellungsgröße<br />

16:36,4 cm, Blattgröße 24,4:44,9<br />

cm.<br />

[339]<br />

340. Ida Teichmann<br />

Gruppe von fünf Mädchenakten in einer<br />

Landschaft. Lithographie, auf chamoisfarbenem<br />

China, signiert. Darstellungsgröße<br />

27,2:38,8 cm, Blattgröße 37:49,1 cm.<br />

[338]<br />

[340]<br />

187


GERTRUD TREFFTZ<br />

1859 Leipzig – nach 1930<br />

Getrud Trefftz studierte in München bei<br />

O. Strützel (1855-1930) und L. Willroider<br />

(1845-1910). Studienreisen unternahm sie<br />

nach Paris, Rom, Florenz und London.<br />

Zuletzt war sie in Bad Tölz ansäßig, wo sie<br />

mit der Künstlerkollegin Stephanie von<br />

Strechine (1858-1940) befreundet war.<br />

Sie schuf meist Landschaftsbilder, ist heute<br />

aber auch noch bekannt für ihre Stilleben<br />

und botanischen Pflanzenbilder.<br />

[341]<br />

341. Gertrud Trefftz<br />

Bauernhof in Giesing/München. Aquarell,<br />

über Bleistift, auf chamoisfarbenem Velin,<br />

links unten Nachlaßstempel. 25,9:33,9 cm.<br />

Skizzenbuchblatt.<br />

MARIA UHDEN, verh. SCHRIMPF<br />

1892 Coburg – München 1918<br />

Frühe Freundschaft mit Hannah Höch<br />

(1889-1978). 1911-1913 erhielt Maria Uhden<br />

Privatunterricht bei dem Architekten<br />

A. Exter (1858-1933), währenddessen nahm<br />

sie auch ein Studium an der Kunstgewerbeschule<br />

Berlin auf. 1915 machte sie die<br />

Bekanntschaft von H. Walden, Herausgeber<br />

der bedeutendsten Zeitschrift des Expressionismus<br />

„Der Sturm“ und Galerist,<br />

an dessen Ausstellungen der sog. „Sturm-<br />

Galerie“ sie ab diesem Jahr teilnahm.<br />

1916 hatte sie ihre erste Begegnung mit G.<br />

Schrimpf (1889-1938), einem der Protagonisten<br />

der Neuen Sachlichkeit, den sie 1917<br />

heiratete. Umzug nach München. Im darauffolgenden<br />

Jahr starb sie an den Folgen<br />

der Geburt ihres Sohnes. 1919 fand eine Gedächtnisausstellung<br />

in der „Sturm-Galerie“<br />

statt.<br />

Prägend war für Maria Uhden vor allem die<br />

Malerei F. Marcs (1880-1916) und M. Chagalls<br />

(1887-1985), was auch in unserem Blatt<br />

nicht zu übersehen ist. Zentrale Themen<br />

waren nächtliche Szenen von Frauen (mit<br />

Kindern), Pferden, Stieren und Schweinen,<br />

oder der vom Himmel fallende Mensch.<br />

342. Maria Uhden<br />

Rastende Zigeuner. Holzschnitt, 1918, auf<br />

festem bräunlichem Japan. 41,4:31,3 cm.<br />

– In den Rändern links und rechts etwas<br />

nachgedunkelt, Rand unten ungleich.<br />

Nr. 1 von 25 Exx. – Erschienen in „Die<br />

Schaffenden“, 1. Jahrgang, 3. Mappe, 1919.<br />

Provenienz: Aus dem Nachlaß der Künstlerin.<br />

Literatur: Hofmann-Präger 1918/7; Jahn-<br />

Berger 30; Söhn HDO 72703-10.<br />

[342]<br />

ANETTE ELIZA VERSEL<br />

1870 Frankfurt / Main – nach 1930 / vor 40<br />

Die als Malerin und Graphikerin in Frankfurt<br />

am Main tätige Künstlerin Anette<br />

Versel war Schülerin der Hanauer Zeichenakademie<br />

und Privatschülerin von G.<br />

Cornicelius (1825-1898), später absolvierte<br />

sie einen Radierkurs bei B. Mannfeld (1848-<br />

1925).<br />

1901 erhielt sie anläßlich einer Beteiligung<br />

im Pariser Salon eine „Mention Honora-<br />

188


le“ Sie widmete sich hauptsächlich Architektur-<br />

und Landschaftsveduten und<br />

unternahm mehrere kleinere und größere<br />

Fahrten, z.B. in die nähere Umgebung<br />

Frankfurts, nach Mittel- und Rheinhessen,<br />

Speyer und Genf, an die Mosel und in die<br />

Eifel.<br />

ALICE WANKE<br />

1873 – Wien – 1936<br />

Über die Österreicherin Alice Wanke ist<br />

bekannt, daß sie als (Gebrauchs-)Graphikerin,<br />

Illustratorin und Kunstgewerblerin<br />

in Wien tätig war und Entwürfe für Ausstellungsplakate,<br />

Exlibris u.a. schuf. Ihre<br />

Ausbildung absolvierte sie an der Wiener<br />

Kunstgewerbeschule 1894-1900 bei dem<br />

dem Jugendstil verpflichteten Maler und<br />

Bildhauer F. von Matsch (1861-1942) und<br />

ab 1911 in der Textilklasse von Rosalia<br />

Rothansl (1870-1945), der ersten Frau, der<br />

dort nach 20jähriger Tätigkeit der Professorentitel<br />

verliehen wurde.<br />

randet, auf Pergament, links oben signiert<br />

„Alice Wanke“. Blattgröße 26,6:20,8 cm,<br />

Darstellungsgröße 18,8:17 cm.<br />

JOHANNA WILHELMINE<br />

WENDELSTADT<br />

1824 – Frankfurt am Main – 1902<br />

Die Malerin und Radiererin war die Tochter<br />

des als Zeichenlehrer am Städelschen<br />

Kunstinstitut tätigen Porträt- und Historienmalers<br />

C.F. Wendelstadt (1786-1840) und<br />

dessen Ehefrau, der Bildnismalerin Anna<br />

Antoinette (1790/1795 – nach 1829) und<br />

Schwester des Bildhauers C.E. Wendelstadt<br />

(1814-1841).<br />

Erste Einführung in die Malerei erfolgte<br />

wohl durch ihre Mutter, anschließend<br />

erhielt sie Unterricht von J.F. Dielmann<br />

(1809-1885).<br />

Sie schuf Landschaften, Genreszenen, Stillleben<br />

und Porträts. Zudem soll sie an dem<br />

von J.H. von Hefner-Altenbeck in Gemeinschaft<br />

mit C. Becker herausgegebenen Werk<br />

„Kunstwerke und Gerätschaften des Mittelalters<br />

und der Renaissance, Mannheim<br />

1848-1863, zeichnerisch mitgewirkt haben.<br />

[343]<br />

343. Anette Eliza Versel<br />

Wetzlar, mit Treppenaufgang zum Dom. Radierung,<br />

auf aufgewalztem China. 11,9:7<br />

cm.<br />

[344]<br />

344. Alice Wanke<br />

Burgfräulein und Knappe. Feder in Schwarz<br />

und Aquarell, mit schwarzer Tuschlinie um-<br />

345. Johanna Wilhelmine Wendelstadt<br />

Illustrationsentwurf zu einem Kinderbuch mit<br />

9-zeiligem Vers „Dienerschaft“ und umlaufenden<br />

Rand mit 8 Szenen aus dem Kinderleben.<br />

Feder in Schwarz, über Bleistift, auf festem<br />

strukturiertem Papier, links unten signiert<br />

„W. Wendelstadt“. 26:20 cm.<br />

189


Möglicherweise Entwurf zu: Ornements de<br />

la mémoire. Contes et poésies pour le premier<br />

âge, illustrés par Guillme Wendeltstadt,<br />

Frankfurt, C. Jügel.<br />

Das reizvolle Blatt belegt das große zeichnerische<br />

Können der Künstlerin.<br />

FRANZI (FRANZISKA)<br />

WILFER HORST (FRAN-<br />

ZISKA HORST)<br />

1892 – 1970<br />

Über die Künstlerin Franzi<br />

Wilfer Horst ist kaum etwas<br />

bekannt.<br />

Sie lebte wohl zeitweise in Brasilien,<br />

wo sie auch als Bildhauerin<br />

tätig war, und war Mitglied im<br />

Künstlerbund Klosterneuburg<br />

(dort Franziska Horst-Wilfer),<br />

wo sie 1927 ausgestellt hatte.<br />

[345]<br />

346. Anneliese Wildemann<br />

1. Hälfte 20. Jh.<br />

Entwurf zu einem Bühnenbild. Pinsel in<br />

Schwarz, mit schwarzer Tuschlinie umrandet,<br />

auf festem gelblichem Karton, rechts<br />

unten signiert und datiert „Anneliese Wildeman<br />

13.“. 28,4:25,6 cm. – Insgesamt nicht<br />

ganz frisch.<br />

Provenienz: Hans-Franck-Archiv, Berlin.<br />

[346]<br />

Der dekorativ-phantasievolle Entwurf dokumentiert,<br />

daß diese Künstlerin, über die weiter nichts bekannt<br />

ist, mit dem Pinsel gekonnt umzugehen wußte. Sie fand<br />

u.a. Erwähnung in einem Artikel der Monatshefte für<br />

Kunstwissenschaft, IX. Jahrgang 1916 (liegt nicht vor).<br />

Die Herkunft des Blattes läßt vermuten, daß Anneliese<br />

Wildemann ein Bühnenbild für ein Stück von Hans<br />

Franck entwarf, der 1914-1921 als Dramaturg für das<br />

Düsseldorfer Schauspielhaus und als Leiter der angegliederten<br />

Düsseldorfer Theater-Akademie, später<br />

Hochschule für Bühnenkunst, tätig war.<br />

Möglicherweise war sie verwandt<br />

oder verheiratet mit<br />

dem österreichischen, in Klosterneuburg<br />

wirkenden Landschaftsmaler<br />

Franz Horst<br />

(1862-1950).<br />

347. Franzi Wilfer Horst<br />

„Repose on the flight to Egypt“.<br />

Radierung, aquarelliert, auf festem<br />

chamoisfarbenem Japan,<br />

signiert, betitelt und bezeichnet<br />

„Dr. Dani Bormann“. 16:13,5 cm.<br />

348. Franzi Wilfer Horst<br />

„The flight to Egypt“. Radierung,<br />

aquarelliert, auf festem chamoisfarbenem<br />

Japan, signiert, betitelt<br />

und bezeichnet „Dr. Dani Bormann“.<br />

15,8:13 cm.<br />

190


PAULA WIMMER<br />

1876 Solln/München – Dachau 1971<br />

Die Malerin und Graphikerin entstammte<br />

einer großbürgerlichen Familie und konnte<br />

sich von dieser unterstützt der künstlerischen<br />

Laufbahn widmen.<br />

Um 1900 begann sie mit dem Studium in<br />

München bei K. Becker-Gundahl (1856-<br />

1925), dann erlernte sie als Schülerin von<br />

M. Feldbauer (1869-1948) im Sommer in<br />

Dachau an der Malschule die Landschaftsmalerei<br />

und im Winter in München an der<br />

Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins<br />

die Aktmalerei.<br />

Sie war Mitglied der „Künstlergruppe Dachau“,<br />

der „Kunstvereinigung Dachau“ und<br />

der Münchner „Neue Sezession“. Erfolgreich<br />

beteiligte sie sich an Ausstellungen in<br />

München, Rom, Wien, Berlin, Paris, Stuttgart<br />

und Salzburg. 1919 erhielt sie die Silb.<br />

Staatsmedaille der Stadt Salzburg. Freundschaft<br />

unterhielt sie mit A. Kubin (1877-<br />

1959) und Else Lasker-Schüler (1869-1945).<br />

1933 wurde sie als „entartet“ diffamiert, infolge<br />

wandte sie sich einem naiven Malstil<br />

und unverfänglichen Bildthemen zu.<br />

[347]<br />

[348]<br />

Gemeinsam mit Feldbauer unternahm<br />

sie eine Studienreise nach Griesbach/Niederbayern<br />

und in die Bretagne. Weitere<br />

Studienaufenthalte folgten nach Rom und<br />

Florenz und um 1911 ein mehrmonatiger<br />

Aufenthalt in Paris an der École Ranson.<br />

Vor 1914 lebte sie in Berlin, wo sie die Unterstützung<br />

v.a. durch den Kunstkritiker<br />

P. Westheim fand. Ab 1915 wohnte sie in<br />

Dachau, wo sie in den Sommermonaten<br />

die Malschule von A. Hölzel (1853-1934)<br />

besuchte; sie zählte neben Ida Kerkovius<br />

(1879-1970), Maria Langer-Schöller (1878-<br />

1969) und Else von Freytag-Lovinghoven<br />

(1874-1927) u.a. zu den sog. „Malweibern“.<br />

[349]<br />

349. Paula Wimmer<br />

Die Trauernde. Linolschnitt, aquarelliert,<br />

auf chamoisfarbenem Japan, signiert, betitelt<br />

und als „Probedruck I“ bezeichnet. Ca.<br />

34,1:22,8 cm. – Rundum ungleich beschnitten.<br />

Verso am Oberrand alte Verklebung,<br />

die recto durchscheint.<br />

191


[350]<br />

350. Paula Wimmer<br />

„Pferde 2“. Linolschnitt, aquarelliert, auf chamoisfarbenem<br />

Japan, betitelt und als „Probe Druck I“ bezeichnet. Ca. 28:30<br />

cm. – Rundum ungleich beschnitten. Insgesamt unfrisch.<br />

Zirkusthemen bilden ein Hauptmotiv im Schaffen der Künstlerin.<br />

[351]<br />

351. Paula Wimmer<br />

Messe in einer Salzburger Kirche. Radierung, 1928, auf festem<br />

Bütten, signiert, datiert und bezeichnet. 17:23,2 cm. – Im<br />

Rand etwas ungleich und etwas angeschmutzt.<br />

352. Paula Wimmer<br />

Dachauer Volksfest. Radierung, auf festem Velin, signiert.<br />

10,8:12,7 cm.<br />

Von 1956 ist ein Gemälde mit einem vergleichbaren Motiv bekannt,<br />

das „Dachauer Volksfest“ betitelt ist.<br />

[352]<br />

192


ELSE WINTERFELD<br />

um 1905 Preußisch Friedland – nach<br />

1949<br />

Die Künstlerin studierte bei C. Hermann<br />

(1854-1929), an der Schule des<br />

Vereins der Künstlerinnen Berlin sowie<br />

an der Privatschule von M. Heymann<br />

(1870-1937) in München.<br />

Sie arbeitete nicht nur als Malerin und<br />

Graphikerin, sondern auch als Spielzeugdesignerin.<br />

Ihre Themen waren<br />

Porträts, Akte und Stadtansichten.<br />

Um 1922/1923 heiratete sie den Pianisten,<br />

Komponisten und Schriftsteller<br />

H. Winterfeld (1901-1990), der großen<br />

Erfolg mit Kinder- und Jugendbüchern<br />

hatte.<br />

Da ihr Mann jüdischer Herkunft war,<br />

flohen sie 1933 gemeinsam nach Österreich<br />

und 1938 über die Schweiz nach<br />

Frankreich. Dort wurde ihr Mann 1939<br />

inhaftiert. Nach seiner Entlassung<br />

1940 konnte die Familie in die USA<br />

auswandern.<br />

Um den Familienunterhalt zu finanzieren,<br />

ihr Mann arbeitete zu Hause,<br />

verdingte sie sich in New York in einer<br />

Fabrik für Stofftiere. Dann wurde<br />

sie dort Chefdesignerin der „Three-in-<br />

One-Doll“-Spielzeugfabrik.<br />

Anschließend war sie Designerin für<br />

die sehr bekannte „Ideal Toy Company“<br />

in Long Island.<br />

[353]<br />

353. Else Winterfeld<br />

Frauenbildnis, Büste im Dreiviertelprofil nach links. Radierung, auf<br />

festem Velin, signiert. 36:25,7 cm. – Im breiten Rand etwas angeschmutzt<br />

und mit Gebrauchsspuren, zwei Einrisse am Oberrand<br />

restauriert.<br />

193


LITERATURVERZEICHNIS (AUSWAHL)<br />

Allgemeine Nachschlagewerke / Monographien<br />

/ Lexika<br />

Boetticher, Friedrich von: Malerwerke<br />

des Neunzehnten Jahrhunderts, Dresden<br />

1891-1901, unveränd. Neudruck, Leipzig<br />

1944/1948.<br />

Nagler, Georg K.: Neues allgemeines<br />

Künstlerlexikon, 25 Bde., 3. Aufl., Unveränd.<br />

Abdr. d. 1. Aufl. 1835 – 1852, Leipzig<br />

1924.<br />

Thieme/Becker: Allgemeines Lexikon der<br />

bildenden Künstler von der Antike bis zur<br />

Gegenwart, 37 Bde., hrsg. von Hans Vollmer,<br />

Leipzig 1907-1950.<br />

Vollmer: Allgemeines Lexikon der bildenden<br />

Künstler des XX. Jahrhunderts, Hrsg.<br />

von Hans Vollmer, 6 Bde., Leipzig 1953-<br />

1962.<br />

Hildebrandt, Hans: Die Frau als Künstlerin,<br />

Berlin 1928.<br />

Fechter, Paul: An der Wende der Zeit. Menschen<br />

und Begegnungen, Gütersloh 1949.<br />

Fischer, Friedhelm Wilhelm: Marie Ellenrieder.<br />

Leben und Werk der Konstanzer<br />

Malerin. Ein Beitrag zur Künstlergeschichte<br />

des neunzehnten Jahrhunderts. Mit einem<br />

Werkverzeichnis von Sigrid von Blanckenhagen,<br />

Stuttgart 1963.<br />

Harris, Ann Sutherland/Nochlin, Linda:<br />

Women Artists: 1550-1950, Los Angeles<br />

County Museum of Art, New York 1978.<br />

Angelika Kauffmann und ihre Zeit. Graphik<br />

und Zeichnungen von 1760-1810, Neue<br />

Lagerliste 70, C.G. Boerner, Düsseldorf 1979.<br />

Krichbaum, Jörg/Zondergeld, Rein A.:<br />

Künstlerinnen von der Antike bis zur Gegenwart,<br />

Köln 1979.<br />

Greer, Germaine: Das unterdrückte<br />

Talent: Die Rolle der Frauen in der bildenden<br />

Kunst, Berlin/Frankfurt a. M./Wien<br />

1980.<br />

Zimmermann, Rainer: Die Kunst der verschollenen<br />

Generation. Deutsche Malerei<br />

des Expressiven Realismus von 1925 bis<br />

1975, Düsseldorf/Wien 1980.<br />

Berger, Renate: Malerinnen auf dem Weg<br />

ins 20. Jahrhundert. Kunstgeschichte als Sozialgeschichte,<br />

Köln 1982.<br />

Weber-Kellermann, Ingeborg: Frauenleben<br />

im 19. Jahrhundert. Empire und Romantik<br />

– Biedermeier, Gründerzeit, München 1983.<br />

Gerda Rotermund. Leben und Werk. Bearb.<br />

von Gabriele Saure und Hilde Weström,<br />

Berlin 1985.<br />

Hans, Matthias F.: Dorothea Maetzel-Johannsen<br />

1886-1930. Monographie und kritischer<br />

Werkkatalog, Hamburg 1986.<br />

Berger, Renate: „Und ich sehe nichts, nichts<br />

als die Malerei“ – Autobiographische Texte<br />

von Künstlerinnen des 18.-20. Jahrhunderts,<br />

Frankfurt a. M. 1987.<br />

Bohnke-Kollwitz, Jutta: Käthe Kollwitz.<br />

Die Tagebücher, Berlin 1989.<br />

Krahé, Frauke: Allein ich will. 20 Malerinnen<br />

aus Bremen, Worpswede und Fischerhude,<br />

Lilienthal 1990.<br />

Verein der Berliner Künstlerinnen e.V.<br />

(Hrsg.): Käthe, Paula und der ganze Rest.<br />

Ein Nachlagewerk, Berlin 1992.<br />

Plakolm-Forsthuber, Sabine: Künstlerinnen<br />

in Österreich 1897-1938. Malerei, Plastik,<br />

Architektur, Wien 1994.<br />

Roswitha Mattausch-Schirmbeck/Brandler<br />

Gotthard: Ich lese, male und schreibe ohne<br />

Unterlaß ... Elisabeth, englische Prinzessin<br />

und Landgräfin von Hessen-Homburg<br />

(1770-1840) als Künstlerin und Sammlerin,<br />

Friedrichsdorf 1995.<br />

Borzello, Frances: Ihre eigene Welt. Frauen<br />

in der Kunstgeschichte, Hildesheim 2000.<br />

Dollen, Ingrid von der: Malerinnen im 20.<br />

Jahrhundert. Bildkunst der “verschollenen<br />

Generation”, München 2000.<br />

Gambichler, Dagmar: Malerinnen und<br />

Kupferstecherinnen des Rhein-Main-Gebietes<br />

von 1780 bis 1850: Ausbildung und<br />

künstlerisches Schaffen zwischen Profession<br />

und Dilettantismus, Diss. Mainz 2000.<br />

Gottfried Sello: Malerinnen des 20. Jahrhunderts,<br />

Edition Ellert & Richter, Hamburg<br />

1994, 4. Aufl. 2000.<br />

Bentini, Jadranka/Fortunati, Vera: Elisabetta<br />

Sirani “pittrice eroina” 1638-1665, Bologna<br />

2004.<br />

Schmidt-Liebich, Jochen: Lexikon der<br />

Künstlerinnen 1700 – 1900. Deutschland,<br />

Österreich, Schweiz, München 2005.<br />

Sondermann, Regine: Kunst ohne Kompromiß.<br />

Das Leben der Malerin Elfriede<br />

Lohse-Wächtler 1899-1940, Dresdner Frauen-Bilder,<br />

Bd. 1, Dresden 2006.<br />

Gillbert, Marianne: Das gab´s nur einmal.<br />

Verloren zwischen Berlin und New York,<br />

Zürich 2007.<br />

194


Stamm, Rainer: „Ein kurzes intensives<br />

Fest“. Paula Modersohn-Becker. Eine Biographie,<br />

Stuttgart 2007.<br />

Lienert, Matthias (Hrsg.): Cornelius Gurlitt<br />

(1850-1938). Sechs Jahrzehnte Zeit- und<br />

Familiengeschichte in Briefen, Bausteine<br />

aus dem Institut für Sächsische Geschichte<br />

und Volkskunde, Bd. 10, Dresden 2008.<br />

Heller, Matthias: Ilse Heller-Lazard 1884-<br />

1934. Im Halbschatten der Zeit. Mit einem<br />

Nachwort von Matthias Fischer und einem<br />

Werkkatalog, elfundzehn Verlag, 2009.<br />

Behling, Katja/Manigold, Anke: Die Malweiber.<br />

Unerschrockene Künstlerinnen um<br />

1900, München 2009.<br />

Ausstellungskataloge<br />

1976 Barbara Krafft nata Steiner. Iglau<br />

1764 – 1825 Bamberg. Gemälde und Studienblätter,<br />

Bamberg 1976.<br />

1983 Jacoba van Heemskerck 1976-1923.<br />

Eine Expressionistische Künstlerin, ´s-Gravenhage/Holland<br />

1976.<br />

1987 Dorothea Demus-Schneider.<br />

Zeichnungen und Radierungen, Waidhofen<br />

an der Ybbs 1987.<br />

1987 Das Verborgene Museum I. Dokumentation<br />

der Kunst von Frauen in Berliner<br />

öffentlichen Museen, Neue Gesellschaft für<br />

Bildende Kunst e.V., Berlin (Hrsg.), Berlin<br />

1987.<br />

1990 ilse fehling – bauhaus bühne akt<br />

skulptur, Galerie Bernd Dürr, München<br />

1990.<br />

1992 „... und hat als Weib unglaubliches<br />

Talent (Goethe). Angelika Kauffmann (1741-<br />

1807). Marie Ellenrieder (1791-1863). Malerei<br />

und Graphik, Konstanz 1992.<br />

1995 Frauen im Aufbruch?: Künstlerinnen<br />

im deutschen Südwesten 1800-1945,<br />

Karlsruhe 1995.<br />

1995 Als die Frauen noch sanft und engelsgleich<br />

waren. Die Sicht der Frau in der<br />

Zeit der Aufklärung und des Biedermeier,<br />

bearb. von Holdegard-Westhoff-Krummacher,<br />

hrsg. vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe,<br />

Münster 1995.<br />

1996 Malerinnen des XX. Jahrhunderts.<br />

Dora Bromberger, Maria von Heider-<br />

Schweinitz, Elfriede Lohse-Wächtler, Erna<br />

Schmidt Caroll, Ursula Schuh, Rose Sommer<br />

Leypold, hrsg. von Bernd Küster, Bremen<br />

1996.<br />

1996 Paula Lauenstein, Elfriede Lohse-<br />

Wächtler, Alice Sommer – drei Dresdener<br />

Künstlerinnen in den zwanziger Jahren,<br />

Albstadt 1996.<br />

1997 Rendezvous Paris. Schleswig-holsteinische<br />

und finnische Künstlerinnen um<br />

1900, hrsg. v. Museumsberg Flensburg u.a.,<br />

Heide 1997.<br />

1998 Angelika Kauffmann 1741-1807<br />

Retrospektive, hrsg. und bearb. von Bettina<br />

Baumgärtel, Ostfildern-Ruit 1998.<br />

1999 Zwischen Ideal und Wirklichkeit.<br />

Künstlerinnen der Goethe-Zeit zwischen<br />

1750 und 1850, hrsg. von Bärbel Kovalevski,<br />

Ostfildern-Ruit 1999.<br />

1999 Goethe und die Frauen. Eine Gemeinschaftsausstellung<br />

der Frankfurter<br />

Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen<br />

und des Goethe-Museums in Düsseldorf/<br />

Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung,<br />

zur Würdigung des 250. Geburtstages<br />

von Johann Wolfgang von Goethe (1749-<br />

1832), „Mäzene, Stifter, Stadtkultur“ Schriften<br />

der Frankfurter Bürger-Stiftung, hrsg.<br />

von Jürgen Eichenauer und Clemens Greve,<br />

Frankfurt a. M. 1999.<br />

2003 Marianne Britze 1883-1980. Leben<br />

und Werk. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik,<br />

Bautzen 2003.<br />

2005 Charlotte Berend-Corinth. Ein<br />

Künstlerpaar im Berlin der Klassischen<br />

Moderne, hrsg. von Karl-Ludwig Hofmann,<br />

Künzelsau 2005.<br />

2006 Künstlerinnen der Avantgarde in<br />

Hamburg zwischen 1890 und 1933. 2 Bde.,<br />

Bonn 2006.<br />

2007 Blickwechsel. Frankfurter Frauenzimmer<br />

um 1800, Frankfurt a. M. 2007.<br />

2007 Angelika Kauffmann. Ein Weib<br />

von ungeheurem Talent, hrsg. von Tobias G.<br />

Natter, Ostfildern 2007.<br />

2007 Italian Women Artists from Renaissance<br />

to Baroque, National Museum of<br />

Women in the Arts, Washington D. C., Milano<br />

2007.<br />

195


VERZEICHNIS DER KÜNSTLERINNEN<br />

zu den <strong>Katalog</strong>-Nummern aus Teil 1 und Teil 2<br />

Ade, Mathilde 16<br />

Ahlborn, Therese 17<br />

Albert-Lasard, Loulou 18, 19<br />

Anguissola, Sofonisba 2<br />

Auer, Ernestine von 20<br />

Balzer, Charlotte 21<br />

Bardua, Caroline 22<br />

Bause, Juliane Wilhelmine 23<br />

Berend-Corinth, Charlotte 24 - 28<br />

Betzler-Holtschmidt, Anna 29<br />

Bildhauerin 3<br />

Blancheau, Geneviève 8<br />

Blau, Tina 30<br />

Blittersdorf, Antonie von 31<br />

Bock, Hansl 32 - 34<br />

Bonaparte, Charlotte 35<br />

Bormann, Emma 36 - 43<br />

Bresslern-Roth, Norbertine von 44<br />

Britze, Marianne 45<br />

Bromberger, Dora 46<br />

Cahn, Marcelle Delphine 47<br />

Carriera, Rosalba 4<br />

Chéron, Elisabeth Sophie 48<br />

Chodowiecka, Marianne 49, 50<br />

Costenoble, Anna 51<br />

Cosway, Maria 9<br />

Crola, Elise 52 - 60<br />

Czernichew, Nina 61<br />

Czoernig-Gobanz, Herta 62<br />

Degenhardt, Gertrude 63 - 65<br />

Demus-Schneider, Dorothea 66 - 75<br />

Desclabissac, Félice 76 - 78<br />

Dietrich, Maria von 79<br />

Dietzsch, Barbara Regina 80 - 82<br />

Dorsch, Susanna Maria 11, 12<br />

Duchesne, Catherine 8<br />

Dülberg-Arnheim, Hedwig 83, 84<br />

Egloffstein, Julie von 85, 86<br />

Ehmsen, Hermine 87<br />

Elisabeth, Prinzessin von<br />

England und Irland 88<br />

Ellenrieder, Marie 89 - 96<br />

Ende, Doris am 97<br />

Eynard-Châtelain,<br />

Suzanne-Elisabeth 98, 99<br />

Fehling, Ilse 100<br />

Figueiredo-Huth, Lúcia de 101<br />

Frank, Erna <strong>102</strong> - 107<br />

Freyberg, Maria E. Freiin von 108 - 112<br />

Friedrich, Caroline Friederike 113 - 115<br />

Füßli, Anna 116<br />

Geibel, Margarethe 117<br />

Geißler-Rohrbach, Senta 118<br />

Gemmingen-Hornberg, Marlene von 119<br />

Gérard, Marguerite 120<br />

Gerhardt, L.E. Margarete 121 - 127<br />

Gericke-Heintze, Else 128<br />

Geyer, Marianne 129<br />

Groppe, Johanna Luise 130<br />

Grundig, Lea 131, 132<br />

Günther, Herta 133<br />

Gurlitt, Cornelia 134 - 145<br />

Hagen, Emma Gräfin von 146<br />

Hasse, Sella 147<br />

Havemann, Margarete 148<br />

Heckel, Catharina 10<br />

Heemskerck, Jacoba van 149, 150<br />

Hemberg, Maj 151<br />

Höch, Hannah 152<br />

Holbein von Holbeinsberg, Therese 153<br />

Hooge, Dagmar 154, 155<br />

Huth, Rosa 156<br />

Igonnet, Marie Madeleine 157<br />

Jerichau-Baumann,<br />

Elisabeth Maria Anna 158<br />

Jowett, Katherine 159<br />

Kauffmann, Angelika vgl. 7, 160 - 175<br />

Kerkovius, Ida 176 - 178<br />

Kleemann, Mathilde 179<br />

Kollwitz, Käthe 180 - 183<br />

Krafft, Barbara 184<br />

Kraus, Maria Anna W. 185<br />

Kruck-Körner, Linde 186, 187<br />

Kuntze, Käthe 188<br />

Langer, Josepha von 189<br />

Langkammer, Eva 190 - 195<br />

La Roche, Maria 196<br />

Lauenstein, Paula 197 - 199<br />

Leckwyck, Edith van 200<br />

Lengnick, Emily 201<br />

Lerbs, Gertrud 202<br />

Liebenstein, Amelie von 203<br />

Lipowsky, Ernestine von 204, 205<br />

Lippe, Elise von (zur) 206<br />

Lohse-Wächtler, Elfriede 207 - 209<br />

Luttich, Mila von 210 - 214<br />

Lydis, Mariette 215<br />

196


VERZEICHNIS DER KÜNSTLERINNEN<br />

zu den <strong>Katalog</strong>-Nummern aus Teil 1 und Teil 2<br />

Maetzel-Johannsen, Dorothea 216 - 220<br />

Mammen, Jeanne 221<br />

Maria Anna, Erzherzogin<br />

von Österreich 222<br />

Maria Leszczyńska, Königin von<br />

Frankreich und Navarra 223<br />

Martinet, Marie Thérèse 224<br />

Mathilde Karoline, Großherzorgin<br />

von Hessen-Darmstadt 225<br />

Mavrina(-Lebedeva),<br />

Tatyana Alekseevna 226<br />

Mediz-Pelikan, Emilie 227<br />

Merian, Maria Sibylla 228 - 233<br />

Mielenhausen, Marianne 234<br />

Monogrammistin B.G. 235<br />

Morisot, Berthe Marie Pauline 236<br />

Münster-Meinhövel, Asta<br />

Thusnelda Gräfin von 237, 238<br />

Muter, Mela 239<br />

Nagel, Hanna 240 - 245<br />

Naumann, Charlotte 246, 247<br />

Neelsen, Elisabeth 248<br />

Nicklass, Elsa 249<br />

Nissen, Mathilde 250<br />

Odin, Blanche 251, 252<br />

Olvido Rodriguez Solar, Maria 253 - 258<br />

Ortlieb, Marie 259<br />

Pfauser, Wilhelmine 260<br />

Pinner, Erna (Wilhelmine) 261, 262<br />

Piper, Gudrun 263<br />

Po, Teresa del 264<br />

Poll, Anna (Anne) 265<br />

Preißler, Susanna Maria 11, 12<br />

Prestel, Maria Katharina 14, 266 - 272<br />

Prestel, Ursula Magdalena 273, 274<br />

Quarry (Carey), Regina<br />

Katharina 275 - 277<br />

Räuber, Ella 278<br />

Rassler, Charlotte von 279<br />

Redelsheimer, Franziska 280, 281<br />

Reutern, Elisabeth von 282 - 285<br />

Richthofen-Winkel, Irene Freifrau von 286<br />

Roghman, Geertruydt 287<br />

Rotermund, Gerda 288<br />

Rousselet, Marie-Anne 289<br />

Sandrart, Susanne Maria von 290, 291<br />

Schäfer, Gertrud 292, 293<br />

Schäffer, Hedwig 294<br />

Schleusner, Thea 295<br />

Schmerfeld, Johanna Elisabeth von 296<br />

Schmöle , Mathilde 297 - 301<br />

Schrader, Bertha 302, 303<br />

Schubert (Schubert-Steib), Ingrid 304<br />

Schultz, Elisabeth J. Friederike 305<br />

Schulz-Matan, Uta 306<br />

Schurmann, Anna Maria van 5, 13<br />

Schwarzbach, Anna Franziska 307, 308<br />

Schwichtenberg, Martel 309 - 314<br />

Scultori, Diana 315, 316<br />

Seidel, Irene 317<br />

Seidler, Louise Caroline Sophie 318<br />

Seifert, Dora 319<br />

Simrock-Michael, Margarete 320<br />

Sintenis, Renée 321, 322<br />

Sirani, Elisabetta 323, 324<br />

Sommer, Alice 325 - 328<br />

Stapleaux, Louise 329<br />

Strechine, Stephanie von 330<br />

Suchodolska,<br />

Lisbeth (Elisabeth) von 331 - 333<br />

Tarnay, Bertha 334, 335<br />

Teichmann, Ida (Idi) 336 - 340<br />

Trefftz, Gertrud 341<br />

Uhden, Maria 342<br />

Veen, Gertrude van 15<br />

Versel, Anette Eliza 343<br />

Wanke , Alice 344<br />

Wendelstadt, Johanna Wilhelmine 345<br />

Wildemann, Anneliese 346<br />

Wilfer Horst, Franzi (Franziska) 347, 348<br />

Wimmer, Paula 349 - 352<br />

Winterfeld, Else 353<br />

VERZEICHNIS DER KÜNSTLER<br />

zu den <strong>Katalog</strong>-Nummern aus Teil 1<br />

Arnold, Carl Johann 1<br />

Dalen, Cornelis van 5<br />

Delteil, Loys Henri 6<br />

Green, Valentine 9<br />

Moeglich, Andreas Leonhard 11<br />

Preißler, Valentin-Daniel 12<br />

Suyderhoff, Jonas 13<br />

Vogel, Friedrich Carl 14<br />

Vorstermann, Lucas 15<br />

197


VERKAUFSBEDINGUNGEN<br />

Sämtliche in diesem <strong>Katalog</strong> angezeigte<br />

Werke sind verkäuflich, soweit sie nicht<br />

während der Drucklegung des <strong>Katalog</strong>es<br />

verkauft wurden.<br />

Bis zur Annahme durch den Empfänger ist<br />

das Angebot unverbindlich. Festbestellungen<br />

haben in der Abwicklung Vorrang vor<br />

Ansichtsbestellungen.<br />

Wenn nichts anderes ausdrücklich vereinbart<br />

wurde, sind Liefertermine grundsätzlich<br />

unverbindlich.<br />

Der Versand erfolgt auf Kosten und Gefahr<br />

des Bestellers, soweit dieser nicht Verbraucher<br />

im Sinne des § 474 BGB ist. Die Kosten<br />

einer Transportversicherung trägt der Käufer.<br />

Der Kaufpreis ist fällig bei Lieferung, er<br />

enthält 7% Mehrwertsteuer. Zahlungen aus<br />

dem Ausland werden durch Banküberweisung<br />

spesenfrei erbeten.<br />

Der Käufer kommt auch ohne Mahnung<br />

in Zahlungsverzug, wenn er den Kaufpreis<br />

nicht spätestens 4 Wochen nach Lieferung<br />

entrichtet.<br />

Das Eigentum an der (den) erworbenen<br />

Sache(n) geht erst mit vollständiger Zahlung<br />

des Kaufpreises an den Käufer über.<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand im kaufmännischen<br />

Verkehr ist Frankfurt am Main.<br />

Die Beschreibung aller angezeigten Zeichnungen<br />

und Graphiken erfolgte nach bestem<br />

Wissen und Gewissen.<br />

Ihr Zustand ist gut bis tadellos, wenn nicht<br />

besondere Mängel angegeben sind.<br />

Die Maßangaben beziehen sich auf die Plattengröße<br />

bei Druckgraphiken und bei den<br />

Zeichnungen auf die Bild- oder Blattgröße<br />

oder die Darstellungs- und Blattgröße wie<br />

angegeben. Die Höhe steht vor der Breite.<br />

Der <strong>Katalog</strong> verliert seine Gültigkeit am<br />

31.12.2013.<br />

IHRE BESTELLUNGEN RICHTEN<br />

SIE BITTE AN:<br />

GALERIE JOSEPH FACH GMBH<br />

Am Weingarten 7<br />

60487 Frankfurt am Main<br />

Telefon (069) 28 77 61<br />

Fax (069) 28 58 44<br />

ÖFFNUNGSZEITEN:<br />

Di. - Fr. 14 - 18 Uhr, Sa. 11 - 14 Uhr<br />

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198


199


ISBN 978-3-921606-99-5<br />

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