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gegeben 1949, widmete und sie dort „vielleicht<br />

als genialste Begabung der jüngeren<br />

expressionistischen Generation“ bezeichnete.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg führten<br />

Depressionen, eventuell auch ausbleibende<br />

künstlerische Anerkennung und damit Verkäufe,<br />

zu ihrem Freitod im Alter von nur 29<br />

Jahren.<br />

Bislang mag der Leser den Eindruck gewonnen<br />

haben, daß es sich bei den meisten<br />

Künstlerinnen um unterdrückte, verkannte<br />

und nur im Verborgenen wirkende Frauen<br />

handelt – eine Auffassung, die sich gerade<br />

seit den 70er Jahren hartnäckig in einigen<br />

Bearbeitungen zur Frauenkunst hält. Allerdings<br />

wäre diese Anschauung doch zu<br />

einseitig. Auch im 19. und beginnenden 20.<br />

Jahrhundert hatten Künstlerinnen bei Kollegen<br />

und beim Publikum Erfolg und leisteten<br />

einen wesentlichen Beitrag zur fortschrittlichen<br />

Kunstentwicklung.<br />

So Tina Blau (1844-1916), eine der bedeutendsten<br />

österreichischen Künstlerinnen<br />

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und<br />

in ihrem Land Wegbereiterin der Pleinairmalerei.<br />

Die gebürtige Wienerin jüdischer<br />

Herkunft hatte früh ein Atelier im Wiener<br />

Prater, das sie zuerst mit dem Landschaftsmaler<br />

Emil Jakob Schindler (1842-1892) teilte.<br />

Nach ihrer Verheiratung mit dem Pferde-<br />

und Schlachtenmaler Heinrich Lang<br />

(1838-1891) zog sie nach München und war<br />

dort ab 1889 an der Damenakademie des<br />

Münchner Künstlerinnenvereins tätig.<br />

Anläßlich ihrer Beteiligung an der Weltausstellung<br />

in Paris im Jahr 1889 wurde ihr<br />

eine Medaille verliehen; eine weitere Auszeichnung<br />

erhielt sie 1893 auf der Weltausstellung<br />

in Chicago. Nachdem ihr Mann<br />

1891 verstorben war, kehrte<br />

sie 1894 nach Wien zurück.<br />

Hier gründete sie 1897 gemeinsam<br />

mit der Malerin<br />

Olga Prager (1872-1930), der<br />

Schriftstellerin, Feministin<br />

und Malerin Rosa Mayreder<br />

(1858-1938) u.a. die private<br />

„Kunstschule für Frauen und<br />

Mädchen“ und arbeitete an<br />

dieser bis 1915 u.a. als Lehrerin.<br />

Auch ihre Landsmännin<br />

Emma Bormann (1887-1974)<br />

gab nach ihrer Verehelichung<br />

ihre künstlerische Arbeit<br />

nicht auf und zählte schon<br />

zu Lebzeiten zu den prominentesten<br />

österreichischen<br />

Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.<br />

1926-1940 war sie<br />

Dozentin an der Universität<br />

Wien; sie selbst hatte ein Studium<br />

der Germanistik und<br />

Prähistorie mit Promotion<br />

abgeschlossen. 1940-1950<br />

lebte sie in Peking, Hongkong<br />

und Shanghai sowie in Tokyo. Gerade<br />

in Japan, wohin sie 1957 zurückkehrte, war<br />

sie als Künstlerin weithin geschätzt.<br />

Von wegweisender Bedeutung und erstes<br />

Vorbild für zahlreiche Künstlerinnen (und<br />

auch Künstler) war vor allem die Berliner<br />

Graphikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz<br />

(1847-1945), die sich ihrerseits für die<br />

Belange der Frauen engagierte: Unter ihrem<br />

Vorsitz wurde 1913 der erste „Frauenkunstverband“<br />

gegründet, zudem war sie Lehrerin<br />

an der Künstlerinnenschule Berlin. Für<br />

Paula Lauenstein (1898-1980), <strong>Katalog</strong>-Nr. 198<br />

ihren Zyklus „Weberaufstand“ bekam sie<br />

1899 in Dresden die Kleine Gold-Medaille.<br />

1919 wurde sie als erste Frau in die Preußische<br />

Akademie der Künste aufgenommen,<br />

mehr noch als Professorin berufen und Jury-<br />

Mitglied. 1929 wurde ihr als erste Frau der<br />

„Orden Pour le Mérite“ für Wissenschaften<br />

und Künste verliehen. Nur vier Jahre später<br />

wurde sie wie auch einige ihrer männlichen<br />

Kollegen durch die Nationalsozialisten zur<br />

Aufgabe ihrer Lehrtätigkeit gezwungen,<br />

ihre an das soziale Gewissen appellierenden<br />

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