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Um 1860 verhinderte eine zunehmende Erblindung<br />

die künstlerische Tätigkeit, jedoch<br />

nicht das Schreiben ihrer „Erinnerungen“,<br />

von Hermann von Uhde bearbeitet und herausgegeben,<br />

eine der bedeutendsten und populärsten<br />

autobiographischen Schriften des<br />

19. Jahrhunderts.<br />

Ein weiterer Schützling Goethes war die<br />

etwas jüngere, in Weimar aufgewachsene<br />

Julie von Egloffstein (1792-1869), die aus<br />

fränkischem Adelsgeschlecht stammend,<br />

Hofdame von Luise von Sachsen-Weimar-<br />

Eisenach war. Von ihrer Familie wurden<br />

ihre künstlerischen Ambitionen spöttisch<br />

aufgenommen. Dementsprechend wurde ihr<br />

Talent erst von der Herzogin Anna Amalia<br />

entdeckt, später durch Goethes Vermittlung<br />

von Großherzog Carl August gefördert. Goethe<br />

selbst widmete ihr zahlreiche Gedichte.<br />

Unter seiner Anleitung erhielt Julie von Egloffstein<br />

erste Unterweisung als Zeichnerin<br />

und Malerin. Weitere Ausbildung erhielt sie<br />

durch Georg Friedrich Kersting in Meißen.<br />

Durch ihre zahlreichen Reisen im In- und<br />

Ausland erlangte sie nicht nur wegen ihres<br />

künstlerischen Talents, sondern auch wegen<br />

ihrer Schönheit Berühmtheit. Eine mehrjährige<br />

Studienreise ab 1829 nach Italien brachte<br />

den Anschluß an die deutsche Künstlerkolonie<br />

in Rom, darüber hinaus wurde sie<br />

Ehrenmitglied der römischen Accademia<br />

di San Luca. 1832 kehrte sie nach Weimar<br />

zurück. Eine zweite Italienreise folgte 1838-<br />

1840. Trotz ihres Ruhmes und zahlreicher<br />

Aufträge empfand sie allerdings zeitlebens<br />

die Diskrepanz zwischen ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit als Malerin und Rücksichtnahme<br />

auf adelige Etikette als große Belastung. So<br />

führten seelische Beeinträchtigung und ein<br />

schweres körperliches Leiden in<br />

ihren letzten Lebensjahren zum<br />

Versiegen ihrer Schaffenskraft.<br />

Wie auch ihre Kollegin Marie<br />

Ellenrieder verstarb sie ohne<br />

gesellschaftliche Bindungen in<br />

Einsamkeit.<br />

Marie Ellenrieder, bürgerlicher<br />

Herkunft wie Louise Seidler,<br />

war eine eigenwillige und<br />

fast tragisch zu bezeichnende<br />

Unbekannte Bildhauerin beim Modellieren<br />

<strong>Katalog</strong>-Nr. 3<br />

Künstlerpersönlichkeit. Durch<br />

ihren Vater gefördert, der ihr<br />

Talent anerkannte, erhielt sie<br />

nach einer Lehre bei dem Konstanzer<br />

Miniaturmaler Joseph<br />

Einsle (1794 – nach 1850) als<br />

erste Frau die Zulassung zum<br />

Kunststudium an der Akademie<br />

in München. Anschließend<br />

arbeitete sie als Porträt- und Historienmalerin<br />

in Konstanz und<br />

an südwestdeutschen Fürstenhöfen.<br />

Ein Romaufenthalt von<br />

1822 bis 1824 sollte für sie besonders<br />

prägend sein. Dort machte<br />

sie auch die Bekanntschaft von<br />

Louise Seidler, der sie sich besonders<br />

freundschaftlich anschloß, sowie<br />

von Johann Friedrich Overbeck (1789-1869)<br />

und weiteren Nazarenern. Bereits zu diesem<br />

Zeitpunkt machten ihr u.a. die häufig ausbleibende<br />

Anerkennung und Überheblichkeit<br />

ihrer männlichen deutsch-römischen<br />

Kollegen zu schaffen; gesteigerte Selbstzweifel<br />

und Ängste gingen damit einher. Nach<br />

einem einjährigen Aufenthalt in Florenz<br />

und ihrer Rückkehr nach Baden fokussierte<br />

sie sich auf religiös-erbauliche Darstellungen,<br />

schuf jedoch auch weiterhin Porträts.<br />

Trotz mehrerer Auszeichnungen und ihrer<br />

Ernennung 1829 zur großherzoglichbadischen<br />

Hofmalerin in Karlsruhe sowie<br />

mehr<strong>fach</strong>en Reisen nach Zürich, Dresden<br />

und München verschlechterte sich ab den<br />

1830er Jahren ihre schon seit dem ersten Italienaufenthalt<br />

in zerstörerische Selbstanklagen<br />

und Depressionen fallende Gemütslage.<br />

Zeitgemäße Ablehnung und Verleugnung<br />

der eigenen Sinnlichkeit und Körperlich-<br />

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