DGB Programmheft 6. Kulturtage 17.-19.5.18 - kompr-1
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Deutsche <strong>Kulturtage</strong> 1997 in Dresden<br />
Der Künstler David Ludwig Bloch bekam einen Kulturpreis bei<br />
den 2. <strong>Kulturtage</strong>n. Er war Porzellanmaler, Maler und Grafiker. 1910<br />
wurde David Ludwig Bloch in Floß geboren. Wegen seiner jüdischen<br />
Herkunft wurde er nach den Novemberpogromen von den Nationalsozialisten<br />
nach Dachau ins Konzentrationslager gebracht. 1940<br />
konnte er jedoch nach Shanghai ausreisen und lebte später in New<br />
York/USA. Nachdem er 1976 eine Reise nach Deutschland gemacht<br />
hatte, verarbeitete er besonders den Holocaust in seiner Kunst. 2002<br />
starb David Ludwig Bloch in Barrytown (New York)/USA.<br />
Der nächste Kulturpreis der 2. <strong>Kulturtage</strong> ging an<br />
eine ganze Gruppe: Siegmund Prillwitz (Sprachwissenschaftler<br />
und Begründer des Instituts für<br />
Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation<br />
Gehörloser der Universität Hamburg) und seine<br />
Mitarbeiter Alexander von Meyenn (Lektor an<br />
der Universität Hamburg), Heiko Zienert (1.<br />
DGS-Dozent in Deutschland), Wolfgang Schmidt<br />
(Sozialpädagoge an der Hamburger Gehörlosenschule<br />
in Hamburg) sowie Regina Leven (Gebärdensprachdolmetscherin)<br />
und Bernd Rehling<br />
(Gründer von Taubenschlag.de). Sie waren die<br />
ersten Gebärdensprach-Forscher Deutschlands.<br />
Sie entdeckten die eigenständige Struktur und<br />
Grammatik der Deutschen Gebärdensprache,<br />
prägten den Begriff DGS und steigerten somit<br />
das Selbstbewusstsein der Gehörlosen.<br />
Die Regisseurin und Drehbuchautorin Caroline Link erhielt den an<br />
diesem Abend den Sonderpreis. 1996 kam ihr Spielfilm „Jenseits der<br />
Stille“ in die Kinos. Es war eine großartige Öffentlichkeitsarbeit für<br />
die Gebärdensprache und die Gehörlosenkultur. Der sehr erfolgreiche<br />
Film wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit zwei<br />
Deutschen Filmpreisen, und für einen Oscar nominiert.<br />
3. Deutsche <strong>Kulturtage</strong> 2001 in München<br />
Den ersten Preis der 3. Deutschen <strong>Kulturtage</strong> der Gehörlosen wurde<br />
Gertrud Mally überreicht. Die Münchnerin war die erste Gehörlose<br />
in Deutschland, die Gebärdensprache an der Volkshochschule un-<br />
terrichtete. Außerdem erstellte sie die Buch- und Videoreihe „Münchner<br />
Dialekt“. 1984 organisierte sie das erste Kommunikationsforum (Kofo)<br />
in Deutschland. Dort wurden Vorträge gehalten,<br />
Diskussionen geführt und das Selbstbewusstsein der<br />
Gehörlosen gestärkt. Zusammen mit anderen Gehörlosen<br />
und Hörenden gründete Gertrud Mally ein Jahr<br />
später auch die Zeitschrift „Selbstbewusst werden“.<br />
Gunter Trube (geb. Gunter Puttrich-Reignard) durfte<br />
sich ebenfalls über einen Preis freuen. Er wurde 1960<br />
in München geboren, lebte jedoch lange in Hamburg<br />
und Berlin. Unter anderem nahm er als Spitzensportler<br />
an den Weltspielen der Gehörlosen teil und<br />
war in der Theaterwelt sehr aktiv. Besonders setzte<br />
er sich für homosexuelle Gehörlose ein und klärte<br />
über Aids auf, zum Beispiel mit einer Aids-Broschüre.<br />
Er selbst gewann den Wettbewerb „The best Drag<br />
Queen of the Deaf“. Er führte die Gebärdensprachpoesie<br />
in Deutschland ein. 2008 verstarb Gunter<br />
Puttrich-Reignard in Berlin.<br />
Im Jahr 2003 wurde der 1940 geborene SPD-Politiker Karl Hermann<br />
Haack mit dem Kulturpreis ausgezeichnet. Von 1998 bis 2005 war er<br />
Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen.<br />
Er setzte sich für die Entwicklung des Sozialgesetzbuchs IX und<br />
des Bundesgleichstellungsgesetzes ein, unter anderem auch für die Anerkennung<br />
der Gebärdensprache. Von 2005 bis 2009 war er Präsident<br />
des Deutschen Behindertensportverbands (DBS).<br />
4. Deutsche <strong>Kulturtage</strong> 2008 in Köln<br />
Ein Kulturpreis ging in diesem Jahr an Prof. Dr. Ulrich Hase. Er ist<br />
gelernter Jurist und Sonderpädagoge. Von 1989 bis 1999 war er der<br />
Präsident des Deutschen Gehörlosen-Bundes. Vor allem trieb er den<br />
Kampf für die Anerkennung der Gebärdensprache an und setzte sich<br />
für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für Gehörlose ein. Aktuell<br />
ist er als Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung in Schleswig-Holstein<br />
tätig. Er ist Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft der<br />
Hörgeschädigten-Selbsthilfe und -Fachverbände e. V. und Ehrenpräsident<br />
des Deutschen Gehörlosen-Bundes e.V.<br />
96 25 JAHRE KULTURTAGE<br />
25 JAHRE KULTURTAGE<br />
97