Leseprobe "Naturheilkunde & Gesundheit" Juni 2018

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Die pharmazeutisch-technische Assistentin
in der Bahnhof-Apotheke in Goch am Niederrhein,
Silke Megens.
Guter Rat aus der Apotheke
Sonne aus der Apotheke
Johanniskraut im Test
Blasenentzündung – eine Sommerkrankheit, die viele Frauen in die Apotheke führt.
Hochdosierte Extrakte aus Bärentraubenblättern sind die meist verabreichten Präparate.
Warum eigentlich? Die pharmazeutisch-technische Assistentin Silke Megens erklärt,
worauf Sie achten müssen.
Blase – die weibliche Schwachstelle
Johanniskraut hilft auf natürliche Weise, ein seelisches Tief zu überwinden. Aber nur,
wenn es spezielle Kriterien erfüllt. Öko-Test hat 20 Präparate untersucht und kam zum
Ergebnis: Nur Johanniskraut aus der Apotheke wirkt tatsächlich.
Frei verkäufliche Mittel fielen gnadenlos durch. Entweder
war der Wirkstoffgehalt zu gering oder es fehlten
wichtige wissenschaftliche Daten. 500–1000 mg
Johanniskrautextrakt als Tagesdosis muss ein Präparat
enthalten, um eine gute Bewertung zu bekommen.
Nur in hoher Dosierung gilt Johanniskraut laut aktueller
Behandlungsrichtlinie als wirksames Mittel bei
leichten bis mittelgradigen Depressionen. Ein Kriterium,
dem nur die apothekenpflichtigen Johanniskraut-
Arzneien standhalten konnten. Sie enthalten einen
definierten Spezialextrakt, dessen Wirksamkeit in
klinischen Studien nachgewiesen ist.
Natürlicher Stimmungsaufheller
Johanniskraut hellt die Stimmung auf, löst innere
Spannungen und erleichtert einen ruhigen Schlaf. Burnout-Symptome
werden gemildert und Glücks-Botenstoffe
wie Serotonin
und Dopamin werden
fühlbarer als zuvor. Johanniskrautextrakte
geben
Energie und starke
Nerven für den Alltag.
von Stefanie Deckers
Meistens genügt schon eine Tablette oder Kapsel am
Tag. Bei einer kontinuierlichen Einnahme von 2–3 Wochen
kann sich die Wirkung optimal aufbauen, um sich
später dauerhaft zu entfalten. Von einer Kombination
mit herkömmlichen Psychopharmaka ist abzuraten.
Es kann sonst zum Serotoninsyndrom mit Durchfall
und Fieber kommen. Vorsicht im Sommer: Johanniskraut
erhöht die Photosensibilität (Lichtempfindlichkeit)
der Haut.
Reines Sonnenlicht
Keine andere Pflanze wird so mit der Sonne in Verbindung
gebracht wie das Johanniskraut. Es blüht leuchtend
gelb von Juni bis August und speichert in dieser
Zeit die Wärme und das Licht des Sommers. Beim
Zermahlen der Blüten tritt ein dunkelroter Saft aus
(Achtung: färbt!). In ihm enthalten sind die medizinisch
relevanten Stoffe Hypericin und Hyperforin, die für
die stimmungsaufhellende Wirkung verantwortlich
sind. Hypericine geben dem Johanniskraut seinen
lateinischen Namen Hypericum perforatum.
Dragees, Kapseln und Tabletten mit hochdosierten
Johanniskrautextrakten bekommen
Sie in Ihrer Apotheke. Die Beratung
zu Anwendung und Einnahme auch.
Was ist das Besondere an den Bärentraubenblättern?
Die Bärentraube ist in der Phytotherapie das Harnweg-Antiseptikum
schlechthin. Die Kommission E bestätigt die Wirksamkeit:
Die Inhaltsstoffe Arbutin und Hydrochinon wirken antibiotisch auf
eine ganze Reihe von Bakterien, die typischerweise schuld
an entzündlichen Blasenerkrankungen sind. Damit der Stoff überhaupt
wirken kann, muss der Harn schwach basisch sein.
Was bedeutet das?
Das ist wichtig, damit das stark desinfizierende Hydrochinon aus
den Bärentraubenblättern überhaupt gebildet
werden kann. Da der Urin physiologisch einen
sauren pH-Wert von 5–7 hat, müssen wir mit
der Ernährung nachhelfen. Das gelingt mit
pflanzlichen Lebensmitteln am besten. Auf
Fleisch sollten Sie bei einer Blasenentzündung
verzichten. Kaffee, Alkohol und vor allem Zucker
sind ebenfalls stark säurebildend. Um den
Säure-Basen-Ausgleich zu unterstützen, gibt es
spezielle Basen-Therapeutika mit Natriumhydrogencarbonat
in Ihrer Apotheke.
Erst dann dürfen Präparate mit Extrakten
aus Bärentraubenblättern genommen werden?
Mir ist bewusst, dass im Fall einer Zystitis schnelle Hilfe he muss.
Deshalb sollten Sie Bärentraubenblättertees oder -tabletten immer
mit einem pflanzlichen Aquaretikum kombinieren, um die
Keime auszuspülen. Gut geeignet sind Durchspültees mit harntreibenden
Wirkstoffen, z. B. mit Birkenblättern, Schachtelhalmkraut,
Petersilie oder Hauhechel. Generell gilt: Viel trinken und
warm halten. Aquaretika und Bärentraubenblätter dürfen Sie nur
im Akutfall und nur für eine kurze Dauer – maximal 10 Tage –
einnehmen, weil es sonst zu Nierenreizungen kommen kann.
Ich rate unseren Patientinnen immer zu einem Präparat aus
Bärentraubenblättern, das möglichst wenige Gerbstoffe enthält.
Das ist verträglicher.
Und Ihre männlichen Patienten in der Apotheke?
Bekommen die auch Bärentraubenblätter?
Männer haben seltener mit Blasenproblemen zu kämpfen als Frauen.
Frauen haben eine kürzere Harnröhre. Bakterien können sich
deshalb schneller einnisten. Nasse Badekleidung, Schwangerschaft
und Wechseljahre sind Risikofaktoren. Oft reicht schon eine kurze
Verkühlung oder eine Immunschwäche.
Das heißt nicht, dass Männer grundsätzlich
gefeit sind. In den meisten Fällen
sind es Prostata-Probleme, die zu
Reizungen der Harnwege bei Männern
führen. Sie gehören dann unbedingt in
ärztliche Behandlung. Phytotherapeutika
mit Brennnessel oder Kürbissamen
können nur begleitend zur schulmedizinischen
Behandlung eingesetzt werden.
E I N K A U F S Z E T T E L
✿ Cystinolakut ® Dragees
✿ Arctuvan Bärentrauben
✿ Bärentraubenblätter Arzneitee
von Bombastus
✿ Blasentee mit Bärentraubenblättern
von Sidroga
Bärentraubenblätter sollten nur im Akutfall eingenommen werden – nicht dauerhaft.
24 · Juni 2018
Für Kinder unter 12 Jahren, Schwangere und Stillende sind Bärentraubenblätter ungeeignet.
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