Beratung zur Förderung des Nichtrauchens in der ... - BIPS
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<strong>Beratung</strong> <strong>zur</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>des</strong> <strong>Nichtrauchens</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft und nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung<br />
- Richtl<strong>in</strong>ien und Empfehlungen -<br />
EUROpean action on smok<strong>in</strong>g cessation <strong>in</strong> pregnancy<br />
EURO-scip Projektgruppe<br />
Projektteilnehmer und Kontaktadresse auf Seite 8<br />
Ziel<br />
Zusammenstellung effektiver <strong>Beratung</strong>sstrategien <strong>zur</strong><br />
<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>des</strong> <strong>Nichtrauchens</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
und nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung.<br />
H<strong>in</strong>tergrund<br />
Rauchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft ist mit erheblichen<br />
negativen Folgen für die fetale Entwicklung und die<br />
Gesundheit <strong>des</strong> Neugeborenen verbunden. Über die<br />
gesundheitsschädigenden Konsequenzen durch die<br />
pränatale Exposition von Nikot<strong>in</strong> h<strong>in</strong>aus, stellt die Belastung<br />
durch Passivrauch für die Entwicklung von<br />
Säugl<strong>in</strong>gen und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong> hohes gesundheitliches<br />
Risiko dar (siehe Tabelle 1).<br />
Positiv ist zu registrieren, dass die Motivation zum<br />
Rauchverzicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft hoch ist und e<strong>in</strong><br />
Teil <strong>der</strong> werdenden Mütter, die zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
noch rauchen, - häufig ‚spontan‘ - mit dem<br />
Rauchen aufhört. Ungünstig ist, dass trotz dieser guten<br />
Voraussetzungen den meisten e<strong>in</strong> Rauchverzicht nicht<br />
auf Dauer gel<strong>in</strong>gt und viele Mütter, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
mit dem Rauchen aufgehört haben, nach <strong>der</strong><br />
Entb<strong>in</strong>dung erneut damit beg<strong>in</strong>nen.<br />
1<br />
Zur <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> Gesundheit von Mutter und K<strong>in</strong>d<br />
s<strong>in</strong>d unterstützende Massnahmen und <strong>Beratung</strong> dr<strong>in</strong>gend<br />
notwendig, die den zwischenzeitlichen Erfolg<br />
sichern, verstärken und stabilisieren. Die regelmäßigen<br />
mediz<strong>in</strong>ischen Vorsorgeuntersuchungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft und im frühen K<strong>in</strong><strong>des</strong>alter bieten e<strong>in</strong>e<br />
sehr gute Voraussetzung für Gynäkologen, Hebammen<br />
und K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzte, <strong>Beratung</strong> zum Nichtrauchen durchzuführen.<br />
Untersuchungen haben gezeigt, dass <strong>der</strong> Anteil Frauen,<br />
die während <strong>der</strong> Schwangerschaft auf das Rauchen<br />
verzichten und auch nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung nicht wie<strong>der</strong><br />
mit dem Rauchen beg<strong>in</strong>nen, erhöht werden kann, wenn<br />
ihnen e<strong>in</strong>e strukturierte und systematische <strong>Beratung</strong><br />
angeboten wird (siehe zum Beispiel McBride et al.,<br />
1999; Poswillo & Alberman, 1992).<br />
E<strong>in</strong> solches Vorgehen muss we<strong>der</strong> aufwendig noch<br />
sehr zeit<strong>in</strong>tensiv se<strong>in</strong>. In den nachfolgenden Empfehlungen<br />
und Richtl<strong>in</strong>ien werden die e<strong>in</strong>zelnen Elemente<br />
erfolgreicher <strong>Beratung</strong> zum Nichtrauchen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft und nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung vorgestellt<br />
und erläutert.<br />
Die dargestellten <strong>Beratung</strong>selemente orientieren sich<br />
an den Behandlungsrichtl<strong>in</strong>ien, die von Fiore et al.<br />
(2000a,b) auf <strong>der</strong> Basis umfangreicher Literaturanalysen<br />
und Expertenbefragungen entwickelt wurden (siehe<br />
auch Simpson, 2000; National Asthma & Respiratory<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Centre, 1999; Raw et al, 1999).<br />
Tabelle 1: Folgen <strong>des</strong> Rauchens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft und nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung (Auswahl)<br />
� Risiken <strong>des</strong> Rauchens während<br />
<strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
� Spontanabort, Placenta Praevia, Plazenta-Abriss<br />
(American Lung Association, 1996)<br />
� Vorzeitige Wehentätigkeit und Frühgeburt<br />
(Poswillo & Alberman, 1992)<br />
� Ger<strong>in</strong>geres Geburtsgewicht, „Small for Date“ Babys<br />
(U.S. Environmental Protection Agency, 1992)<br />
� Erhöhtes Risiko für Totgeburt o<strong>der</strong> per<strong>in</strong>atale Mortalität<br />
(Health Education Authority, 1995)<br />
� Risiken <strong>des</strong> Passivrauchens für<br />
Säugl<strong>in</strong>ge und Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
November 2005<br />
� Bis zu zwei Drittel <strong>der</strong> Fälle von Plötzlichem K<strong>in</strong>dstod<br />
(SIDS) werden durch Passivrauch verursacht<br />
(Blair et al., 1996; Gold<strong>in</strong>g, 1997; Klonoff-Cohen<br />
et al., 1995)<br />
� Höheres Risiko für Asthma und die Verstärkung<br />
asthmatischer Anfälle sowie weiterer Atemwegserkrankungen<br />
und Lungenfunktionsstörungen<br />
(Gidd<strong>in</strong>g et al., 1994; Bakpula et al., 1995)<br />
� Verstärktes Auftreten von Mittelohrentzündungen<br />
(Blakely & Blakely, 1995; DiFranza & Lew, 1996)
EUROpean action on smok<strong>in</strong>g cessation <strong>in</strong> pregnancy<br />
<strong>Beratung</strong> zum Nikot<strong>in</strong>verzicht<br />
� Grundlagen <strong>der</strong> Gesprächsführung<br />
Wie kann <strong>Beratung</strong> zum Nichtrauchen erfolgreich durchgeführt<br />
werden? Nach <strong>der</strong> von Miller & Rollnick ent-<br />
wickelten Motivierenden Gesprächsführung (Motivational<br />
Interview<strong>in</strong>g) ist e<strong>in</strong> Anknüpfen an den häufig vorhandenen<br />
ambivalenten E<strong>in</strong>stellungen gegenüber dem Rauchverhalten<br />
e<strong>in</strong> Schlüsselelement: Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite wissen<br />
Raucher<strong>in</strong>nen und Raucher häufig um die schädlichen<br />
Folgen ihres Handelns, auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite s<strong>in</strong>d<br />
2<br />
November 2005<br />
aber auch positive Erwartungen und Effekte mit dem Rauchen<br />
verbunden.<br />
Solange die Vorteile <strong>des</strong> Rauchens überwiegen und Unsicherheit<br />
über den Erfolg e<strong>in</strong>es Rauchverzichts besteht,<br />
wird es zu ke<strong>in</strong>er Verhaltensän<strong>der</strong>ung kommen. Zur Steigerung<br />
<strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ungsmotivation werden acht generelle<br />
Motivationsstrategien empfohlen (Miller, 1985; vgl. auch<br />
Miller & Rollnick, 1991; Rollnick et al., 1999):<br />
� Geben Sie H<strong>in</strong>weise, Erläuterungen und Empfehlungen<br />
� Setzen Sie ke<strong>in</strong>e Kenntnisse voraus. Erläutern Sie aufbauend auf dem Wissensstand <strong>der</strong> Schwangeren, warum<br />
e<strong>in</strong> Rauchverzicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft und nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung notwendig ist.<br />
� Empfehlen Sie unmissverständlich e<strong>in</strong>en Rauchverzicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft.<br />
� Zeigen Sie Verständnis und Anteilnahme<br />
� Vermeiden Sie e<strong>in</strong>e aufdrängende und moralisierende Gesprächshaltung. Indem Sie die Lebenssituation <strong>der</strong><br />
Schwangeren nachvollziehen und ihre Verhaltensweisen respektieren, erzeugen Sie weniger Wi<strong>der</strong>stand gegen<br />
e<strong>in</strong>e Verhaltensän<strong>der</strong>ung und erhöhen damit die Chance auf e<strong>in</strong>en Rauchverzicht.<br />
� Nutzen Sie die Technik <strong>des</strong> „Aktiven Zuhörens“: Fassen Sie Gesprächsverläufe und -ergebnisse zusammen. Damit<br />
zeigen Sie, dass Sie die geäußerten Informationen richtig verstanden haben, beugen Missverständnissen vor und<br />
erreichen Zustimmung über die weitere Vorgehensweise.<br />
� Stärken Sie die Motive und Beweggründe für e<strong>in</strong>en Rauchverzicht<br />
� Lassen Sie sich von <strong>der</strong> Schwangeren erläutern, wo für sie die Vorteile und positiven Anreize ihres Rauchens<br />
liegen und welche Nachteile sie bisher sieht.<br />
� Suchen Sie nach Wegen, die verme<strong>in</strong>tlichen Vorteile <strong>des</strong> Rauchens zu relativieren, <strong>in</strong>dem Sie auch mögliche<br />
Nachteile zu bedenken geben: Je gewichtiger die Gründe für e<strong>in</strong>e Verhaltensän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Analyse<br />
<strong>der</strong> Vor- und Nachteile s<strong>in</strong>d, <strong>des</strong>to wahrsche<strong>in</strong>licher ist e<strong>in</strong> Rauchverzicht.<br />
� Helfen Sie H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse zu erkennen und zu beseitigen<br />
� Helfen Sie <strong>der</strong> Schwangeren, mögliche Hemmnisse und Schwierigkeiten für e<strong>in</strong>en Rauchverzicht zu erkennen.<br />
� Unterstützen Sie sie bei <strong>der</strong> Suche nach Lösungsmöglichkeiten für die erkannten H<strong>in</strong><strong>der</strong>ungsgründe.<br />
� Bieten Sie Wahlmöglichkeiten<br />
� Lassen Sie <strong>der</strong> Schwangeren die Freiheit (und Verantwortlichkeit) <strong>der</strong> persönlichen Entscheidung,<br />
ob und wie sie e<strong>in</strong>en Rauchverzicht erreichen will.<br />
� Versuchen Sie nichts zu erzw<strong>in</strong>gen, bieten Sie nach Möglichkeit verschiedene Alternativen an.<br />
� Ziele formulieren<br />
� Vollziehen Sie nach, welche Ziele auf dem Weg zum Rauchverzicht die Schwangere für sich für erreichbar hält.<br />
� Helfen Sie <strong>der</strong> Schwangeren, realistische und erreichbare Ziele zu setzen.<br />
� Geben Sie Rückmeldungen<br />
� E<strong>in</strong> deutliches Bewusstse<strong>in</strong> und genaue Kenntnisse über die jeweils aktuelle (Gesundheits-)<br />
Situation auf Seiten <strong>der</strong> Schwangeren ist mitentscheidend für (weitergehende) Verhaltensän<strong>der</strong>ungen.<br />
� Geben Sie e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> Schwangeren aus Ihrer Sicht und nennen Sie die Risiken<br />
und Konsequenzen, die sich aus den aktuellen Rauchgewohnheiten ergeben.<br />
� Bieten Sie aktive Hilfe und Unterstützung<br />
� Zeigen Sie ehrliches Interesse an e<strong>in</strong>er Verhaltensän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schwangeren.<br />
� Die Entscheidung zum Rauchverzicht liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Schwangeren, aber Sie haben<br />
großen E<strong>in</strong>fluss darauf, ob und wie diese Entscheidung erfolgt.
� <strong>Beratung</strong>sschritte<br />
EUROpean action on smok<strong>in</strong>g cessation <strong>in</strong> pregnancy<br />
Als Orientierung für die <strong>Beratung</strong> können die sogenannten<br />
„A-Tipps“ dienen, die ursprünglich vom amerikanischen<br />
„National Cancer Institute (NCI)“ entwickelt<br />
worden s<strong>in</strong>d, und - mit verschiedenen Erweiterungen -<br />
„Ask“ [Rauchverhalten erfragen]:<br />
3<br />
November 2005<br />
E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> zahlreiche <strong>Beratung</strong>skonzepte gefunden<br />
haben (vgl. z. B. Fiore et al., 2000a,b; Gold, 1995;<br />
National Asthma & Respiratory Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Centre, 1999).<br />
Fragen Sie grundsätzlich alle Schwangeren und Eltern von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n nach ihrem Rauchverhalten und dokumentieren<br />
Sie den Konsum-Status <strong>in</strong> den Patienten-Unterlagen. Belassen Sie es nicht alle<strong>in</strong> bei <strong>der</strong> Frage „Rauchen<br />
Sie?“. Nutzen Sie die Gelegenheit zu e<strong>in</strong>er differenzierten Anamnese und schaffen Sie e<strong>in</strong>e Gesprächsatmosphäre,<br />
die e<strong>in</strong> mögliches Leugnen <strong>des</strong> Rauchens nicht nötig macht.<br />
Je genauer Sie das Rauchverhalten <strong>der</strong> Schwangeren kennen und je genauer Sie ihre E<strong>in</strong>stellungen und Me<strong>in</strong>ungen<br />
zum Rauchen und zu e<strong>in</strong>er möglichen Än<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Nikot<strong>in</strong>konsums verstehen, um so präziser können Sie Ihre<br />
<strong>Beratung</strong>sstrategie darauf abstimmen und damit die Chance für e<strong>in</strong>en Rauchverzicht erhöhen. E<strong>in</strong>ige Beispiele:<br />
� „Wie halten Sie es mit dem Rauchen?“<br />
� „Haben Sie jemals geraucht?“ „Wann haben Sie mit dem Rauchen aufgehört?“<br />
� „Wieviele Zigaretten rauchen Sie pro Tag?“<br />
� „Haben Sie Ihr Rauchverhalten seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Schwangerschaft geän<strong>der</strong>t?“<br />
Häufig bestehen Schuld- und Versagensgefühle, weil e<strong>in</strong> Rauchverzicht bisher nicht gelungen ist, und die Reduzierung<br />
<strong>des</strong> Nikot<strong>in</strong>konsums seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Schwangerschaft wird nicht als Erfolg gesehen. Machen Sie auf das bisher<br />
schon Erreichte aufmerksam und ermutigen Sie so zu e<strong>in</strong>er weiteren E<strong>in</strong>schränkung <strong>des</strong> Rauchens.<br />
Erfragen Sie<br />
� bisherige Erfahrungen und Versuche, auf das Rauchen zu verzichten<br />
� typische Situationen und Funktionen <strong>des</strong> Rauchens<br />
� Kenntnisse über die Folgen <strong>des</strong> Rauchens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft und nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung<br />
� die <strong>in</strong>dividuellen Vor- und Nachteile e<strong>in</strong>es Rauchverzichts<br />
� Ängste und Befürchtungen vor möglichen Entzugsersche<strong>in</strong>ungen<br />
„Advice“ [Rauchverzicht empfehlen]:<br />
Geben Sie Schwangeren die deutliche Empfehlung, auf das Rauchen zu verzichten. E<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>des</strong><br />
Nikot<strong>in</strong>konsums ist nicht ausreichend. Begründen Sie die Relevanz <strong>des</strong> <strong>Nichtrauchens</strong> aus allgeme<strong>in</strong>mediz<strong>in</strong>ischer<br />
und gynäkologischer Sicht, und ermutigen Sie Schwangere, e<strong>in</strong>en Rauchverzicht zu probieren.<br />
„Assess“ [Bereitschaft zum Rauchverzicht feststellen]:<br />
Fragen Sie die Schwangere, wie sie zu Ihrer Empfehlung steht und ob sie bereit ist, auf das Rauchen zu verzichten.<br />
Aufgrund <strong>der</strong> Antwortreaktionen lassen sich drei Gruppen von Schwangeren unterscheiden:<br />
� Ke<strong>in</strong> Interesse an e<strong>in</strong>em<br />
Rauchverzicht<br />
� Fragen Sie nach den Gründen für<br />
die Ablehnung.<br />
� Klären Sie, welche Barrieren und<br />
H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse sich ggf. abbauen lassen.<br />
� Bieten Sie <strong>Beratung</strong>sbroschüren an.<br />
� Kommen Sie beim nächsten Term<strong>in</strong><br />
noch e<strong>in</strong>mal auf das Thema <strong>zur</strong>ück.<br />
� Bieten Sie Ihre weitere Unterstützung<br />
an für den Fall e<strong>in</strong>er späteren E<strong>in</strong>stellungsän<strong>der</strong>ung<br />
gegenüber e<strong>in</strong>em<br />
Rauchverzicht .<br />
� Unentschlossen � Entschlossen zu<br />
e<strong>in</strong>em Rauchverzicht<br />
� Versuchen Sie die Gründe für die<br />
ambivalente Haltung zu ermitteln, <strong>in</strong>dem<br />
Sie noch e<strong>in</strong>mal die erwarteten<br />
Nachteile e<strong>in</strong>es Rauchverzichts besprechen.<br />
Gründe könnten z. B. se<strong>in</strong>:<br />
Versagensängste, Angst vor Entzugs-<br />
ersche<strong>in</strong>ungen, Gefühl mangeln<strong>der</strong><br />
Unterstützung<br />
� Bieten Sie <strong>Beratung</strong>sbroschüren an<br />
und helfen Sie, e<strong>in</strong>e Entscheidung zu<br />
treffen.<br />
� Helfen Sie, e<strong>in</strong>en<br />
„Aktions-Plan“ für den<br />
angestrebten Nikot<strong>in</strong>-<br />
verzicht zu entwickeln<br />
[siehe folgende A-Tipps]
EUROpean action on smok<strong>in</strong>g cessation <strong>in</strong> pregnancy<br />
„Assist“ [Unterstützung für den Rauchverzicht anbieten]:<br />
4<br />
November 2005<br />
� Erstellen Sie geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong>en Aktions-Plan für die Durchführung <strong>des</strong> Rauchverzichts. Achten Sie darauf,<br />
dass die Vorschläge für die Vorgehensweise möglichst von <strong>der</strong> Schwangeren selbst entwickelt<br />
werden und dass sie allen E<strong>in</strong>zelheiten zustimmen kann.<br />
Der „Aktions-Plan“ sollte die folgenden Schritte berücksichtigen:<br />
� Festlegen e<strong>in</strong>es<br />
„STOPP“-Tages<br />
� Erkennen von<br />
Rauchgewohn-<br />
heiten und<br />
Suche nach<br />
Alternativen<br />
� Belohnungen<br />
und<br />
positive<br />
Verstärkung<br />
� Unterstützung<br />
durch den<br />
Partner<br />
� [Weitere]<br />
Unterstützung<br />
� Informationen<br />
über die<br />
Bewältigung von<br />
Entzugs-<br />
symptomen<br />
Übereilte Entscheidungen, auf das Rauchen zu verzichten, s<strong>in</strong>d meist wenig erfolgreich.<br />
Etwa e<strong>in</strong>e Woche ist erfor<strong>der</strong>lich, um den STOPP-Tag gründlich vorzubereiten.<br />
Je besser die Vorbereitung, <strong>des</strong>to wahrsche<strong>in</strong>licher <strong>der</strong> Erfolg.<br />
Rauchgewohnheiten stellen häufig über e<strong>in</strong>en langen Zeitraum gelernte Verhaltensrituale<br />
und Automatismen dar. Die Zeit zwischen <strong>der</strong> Entscheidung zum Nichtrauchen<br />
und dem STOPP-Tag sollte genutzt werden, die <strong>in</strong>dividuellen Rauchgewohnheiten zu<br />
erkennen: Bestehen Zusammenhänge zwischen bestimmten Situationen o<strong>der</strong> Gefühlen<br />
und Stimmungen und dem Griff <strong>zur</strong> Zigarette? Welche Situationen könnten ohne Zigarette<br />
beson<strong>der</strong>s schwierig zu bewältigen se<strong>in</strong>?<br />
S<strong>in</strong>d die Verhaltensabläufe erkannt, müssen bewusst alternative Handlungsweisen überlegt<br />
und geplant werden, um die alten Gewohnheiten durch neue Verhaltensweisen zu<br />
ersetzen. Es empfiehlt sich durchaus, für e<strong>in</strong>zelne Situationen verschiedene Alternativstrategien<br />
zu überlegen und zu prüfen, welche Strategien die effektivsten s<strong>in</strong>d.<br />
� Wie lassen sich Versuchungssituationen vorhersehen und vermeiden?<br />
� Wie kann mit dem Verlangen nach Nikot<strong>in</strong> umgegangen werden?<br />
� Wie können negative Stimmungen und Gefühle bewältigt werden?<br />
� Ist e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Umgangsweise mit Stress/Belastung möglich?<br />
� Wie kann das Nichtrauchen positiv gestaltet werden?<br />
Die eigenen Erfolge sollen wahrgenommen und belohnt werden, um die Motivation zum<br />
Durchhalten zu stärken. Neben „materiellen“ Belohnungsmöglichkeiten s<strong>in</strong>d kognitive<br />
Selbstverstärkungen – „Gut gemacht!“ – wichtig, um e<strong>in</strong>e unmittelbare Anerkennung <strong>der</strong><br />
eigenen Leistung und Kompetenz – und damit e<strong>in</strong>e Steigerung <strong>des</strong> Selbstvertrauens –<br />
zu erreichen.<br />
Belohnungen sollten nicht <strong>in</strong> zu großen Abständen erfolgen. Es sollten überschaubare<br />
Teilziele gewählt und belohnt werden.<br />
Das Rauchverhalten <strong>des</strong> Partners trägt entscheidend dazu bei, ob die Bemühungen <strong>der</strong><br />
Schwangeren, weniger zu rauchen, erfolgreich s<strong>in</strong>d. Die Schwangere sollte deutlich sagen,<br />
wie ihr Partner sie beim Rauchverzicht unterstützen kann. Nach Möglichkeit sollten<br />
beide mit dem Rauchen aufhören.<br />
Die Mitteilung <strong>des</strong> Rauchverzichts an Familienmitglie<strong>der</strong>, Freunde, Arbeitskollegen etc.<br />
kann mit <strong>der</strong> Bitte um konkrete Hilfen und Unterstützung verbunden werden.<br />
Ohne unnötig zu ängstigen, sollten mögliche Entzugssymptome und Strategien <strong>zur</strong> Bewältigung<br />
genannt werden. Neben negativen Stimmungen und Konzentrationsstörungen<br />
ist die am häufigsten genannte Entzugssymptomatik e<strong>in</strong> starkes Nikot<strong>in</strong>verlangen<br />
[„Crav<strong>in</strong>g“].<br />
Wichtig zu wissen:<br />
� Das „Crav<strong>in</strong>g“ lässt nach e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>uten nach<br />
� Die Symptome werden von Tag zu Tag schwächer<br />
� Hilfen bei <strong>der</strong> Bewältigung von Entzugsersche<strong>in</strong>ungen<br />
können Flüssigkeitsaufnahme, Atemübungen,<br />
Zwischenmahlzeiten und das Suchen nach Ablenkung se<strong>in</strong>
EUROpean action on smok<strong>in</strong>g cessation <strong>in</strong> pregnancy<br />
5<br />
November 2005<br />
� Mit dem STOPP-Tag ist e<strong>in</strong> vollständiger Verzicht auf Nikot<strong>in</strong> anzustreben! Die Empfehlung für e<strong>in</strong>e Reduzierung<br />
<strong>der</strong> Zigarettenzahl o<strong>der</strong> den Wechsel zu „Light“-Zigaretten sollte möglichst nicht gegeben<br />
werden.<br />
- Um den gewohnten Nikot<strong>in</strong>-Spiegel zu erreichen, kommt es bei e<strong>in</strong>er Reduzierung <strong>der</strong> Zigarettenzahl<br />
o<strong>der</strong> beim Wechsel zu „Light“-Zigaretten häufig zu e<strong>in</strong>em tieferen Inhalieren und damit nicht zu e<strong>in</strong>er<br />
M<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Aufnahme toxischer Substanzen.<br />
- Die Reduzierung <strong>der</strong> Zigarettenzahl wird oft nicht durchgehalten, und es pendelt sich das alte Konsum-<br />
niveau wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>.<br />
� Nikot<strong>in</strong>-Ersatz-Therapie (Nikot<strong>in</strong>-Replacement-Therapy [NRT]): Die pharmakologische Unterstützung <strong>des</strong><br />
Nikot<strong>in</strong>verzichts während <strong>der</strong> Schwangerschaft und nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung wird kontrovers diskutiert. Auf e<strong>in</strong>en<br />
Gebrauch sollte weitestgehend verzichtet werden:<br />
- Ke<strong>in</strong> Ersatzpräparat ist für den E<strong>in</strong>satz während <strong>der</strong> Schwangerschaft getestet. Verlässliche Angaben<br />
über den sicheren Ausschluss von Risiken und Nebenwirkungen fehlen bisher, und daher s<strong>in</strong>d die meisten<br />
Präparate <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft und während <strong>der</strong> Stillzeit kontra<strong>in</strong>diziert.<br />
- Nikot<strong>in</strong> selbst stellt e<strong>in</strong> gesundheitliches Risiko für den Fetus dar (Slotk<strong>in</strong>, 1998), daher sollte die Zufuhr<br />
von Nikot<strong>in</strong> so ger<strong>in</strong>g wie möglich se<strong>in</strong>. [Falls es <strong>zur</strong> Verschreibung von Ersatzpräparaten kommt, ist<br />
<strong>des</strong>halb e<strong>in</strong>e zyklische Zufuhr (z. B. Nikot<strong>in</strong>-Kaugummis) e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Exposition (z. B. durch<br />
Nikot<strong>in</strong>pflaster) vorzuziehen.<br />
In erster L<strong>in</strong>ie ist e<strong>in</strong>e verhaltenstherapeutisch orientierte <strong>Beratung</strong> zum Nikot<strong>in</strong>verzicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft zu<br />
empfehlen. Vorteile und Risiken von NRT s<strong>in</strong>d dann abzuwägen, wenn <strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>konsum hoch und die <strong>Beratung</strong><br />
zum Nikot<strong>in</strong>verzicht nicht erfolgreich ist, o<strong>der</strong> wenn langanhaltende Entzugsersche<strong>in</strong>ungen berichtet werden.<br />
� Nutzen Sie schriftliches Informationsmaterial <strong>zur</strong> Intensivierung Ihrer <strong>Beratung</strong>. Broschüren mit Informationen<br />
über die gesundheitlichen Folgen <strong>des</strong> Rauchens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft und Anleitungen <strong>zur</strong><br />
Durchführung <strong>des</strong> Rauchverzichts können den Erfolg <strong>der</strong> <strong>Beratung</strong> steigern.<br />
� Weisen Sie gegebenenfalls auch auf die Möglichkeit telefonischer <strong>Beratung</strong> h<strong>in</strong>:<br />
„Arrange [Weiterbetreuung arrangieren]“:<br />
Rauchertelefon beim<br />
Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) <strong>in</strong> Heidelberg: � 0 62 21 / 42 42 00<br />
Infotelefon <strong>zur</strong> Suchtvorbeugung bei <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>zentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) <strong>in</strong> Köln: � 02 21 / 89 20 31<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Schwangerenvorsorge besteht e<strong>in</strong> regelmäßiger Kontakt mit <strong>der</strong> werdenden Mutter.<br />
Nutzen Sie die Vorsorgeterm<strong>in</strong>e, um nach dem Ergebnis <strong>der</strong> Bemühungen zum Nichtrauchen zu fragen:<br />
� Würdigen Sie ausdrücklich die Leistung, auf das Rauchen verzichtet zu haben.<br />
� Falls e<strong>in</strong> Nikot<strong>in</strong>verzicht nicht erreicht werden konnte, sollte zu e<strong>in</strong>em weiteren Versuch ermutigt werden, mit dem<br />
Rauchen aufzuhören. Helfen Sie mit, mögliche Frustration und Versagensängste abzubauen, <strong>in</strong>dem Sie auf positiven<br />
Erfahrungen aufbauen:<br />
- In welchen Situationen konnte bereits auf den Zigarettenkonsum verzichtet werden?<br />
- Welche Erfahrungen lassen sich aus diesen Situationen auf an<strong>der</strong>e Situationen übertragen,<br />
<strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> Nikot<strong>in</strong>verzicht noch nicht gelungen ist?<br />
- Welche Hilfe und Unterstützung wird als notwendig erachtet, um beim nächsten<br />
Versuch erfolgreicher zu se<strong>in</strong>?<br />
� Weisen Sie darauf h<strong>in</strong>, dass oft mehrere Versuche notwendig s<strong>in</strong>d, bis <strong>der</strong> Rauchverzicht endgültig gel<strong>in</strong>gt.<br />
E<strong>in</strong> Rauchverzicht zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Schwangerschaft bedeutet den größten gesundheitlichen Effekt für das<br />
Baby. Da zu diesem Zeitpunkt die stärkste Motivation <strong>zur</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Rauchverhaltens besteht, sollte die<br />
<strong>Beratung</strong> zum Nikot<strong>in</strong>verzicht so früh wie möglich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerenvorsorge angeboten werden. Aber<br />
auch zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft hat e<strong>in</strong> Rauchverzicht positive Gesundheits-<br />
effekte für Mutter und K<strong>in</strong>d.
EUROpean action on smok<strong>in</strong>g cessation <strong>in</strong> pregnancy<br />
6<br />
November 2005<br />
Es ist im Wesentlichen das Verdienst <strong>der</strong> Arbeitsgruppe von Prochaska et al. (1994), darauf aufmerksam gemacht zu haben, dass<br />
die Motivation <strong>zur</strong> Än<strong>der</strong>ung e<strong>in</strong>es Verhaltens, wie z. B. <strong>der</strong> Weg vom Rauchen zum Nichtrauchen, sich schrittweise – meistens nicht<br />
l<strong>in</strong>ear, son<strong>der</strong>n kreisförmig - entwickelt und verschiedene Motivationsstadien durchläuft (Abbildung 1).<br />
<strong>Beratung</strong> zum Nichtrauchen wird erfolgreicher, wenn sie dem jeweiligen Motivationsstadium angepasst ist:<br />
Abbildung 1: Modell <strong>der</strong> Verhaltensän<strong>der</strong>ung<br />
[nach Prochaska et al., 1994]<br />
Stadium: Abst<strong>in</strong>enz<br />
In dieser Phase richten sich die Bemühungen<br />
auf die Aufrechterhaltung <strong>der</strong><br />
Verhaltensän<strong>der</strong>ung. Die neuen Verhaltensweisen<br />
werden zunehmend <strong>zur</strong><br />
Gewohnheit. E<strong>in</strong> Rückfall ist nicht ausgeschlossen,<br />
die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit nimmt<br />
aber ab.<br />
Stadium: Absichtslosigkeit<br />
Stadium, <strong>in</strong> dem ke<strong>in</strong> Interesse besteht, mit dem Rauchen aufzuhören.<br />
Mögliche gesundheitliche Risiken s<strong>in</strong>d nicht bekannt o<strong>der</strong> werden<br />
als nicht relevant für die eigene Situation e<strong>in</strong>gestuft.<br />
Interventive Maßnahmen sollten sich auf die Zusicherung von Unterstützung,<br />
Vermittlung von Informationen und das Angebot von schriftlichem<br />
<strong>Beratung</strong>smaterial konzentrieren.<br />
Stadium: Erwägung <strong>des</strong> Rauchverzichts<br />
E<strong>in</strong>e unentschiedene, zögerliche und teilweise wi<strong>der</strong>sprüchliche Haltung<br />
ist vorherrschend. Das eigene Verhalten wird zwar als problematisch<br />
angesehen, zu e<strong>in</strong>er Än<strong>der</strong>ung kommt es aber (noch) nicht.<br />
<strong>Beratung</strong> zum Nikot<strong>in</strong>verzicht sollte sich auf die Stärkung <strong>der</strong> Vorteile<br />
e<strong>in</strong>es Rauchverzichts fokussieren.<br />
Stadium: Entschluss aufzuhören<br />
Die Gründe für den Rauchverzicht überwiegen, Unsicherheit besteht<br />
noch darüber, wie <strong>der</strong> Entschluss <strong>in</strong> die Tat umgesetzt werden kann.<br />
In diesem Stadium s<strong>in</strong>d Hilfen für die Entwicklung e<strong>in</strong>es ‚Aktions-<br />
Planes‘ notwendig.<br />
Stadium: Versuch <strong>des</strong> Rauchverzichts<br />
Instabile Phase, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Absichten <strong>in</strong> Handeln umgesetzt werden!<br />
Der Umgang mit rückfallkritischen Situationen ist <strong>in</strong> diesem Stadium<br />
entscheidend.<br />
In <strong>der</strong> <strong>Beratung</strong> sollten die bisherige Leistung anerkannt und<br />
Lösungsmöglichkeiten für ‚kritische‘ Situationen entwickelt werden.<br />
Stadium: Rückfall<br />
E<strong>in</strong> Rückfall bedeutet ke<strong>in</strong> Versagen. Häufig s<strong>in</strong>d 3-4 Versuche nötig, bis<br />
<strong>der</strong> Nikot<strong>in</strong>verzicht tatsächlich gel<strong>in</strong>gt. Helfen Sie, Ursachen und Schwierigkeiten<br />
für den Rückfall zu erkennen. So kann aus dem neuerlichen<br />
Zigarettenkonsum gelernt werden, was bei e<strong>in</strong>em weiteren Stopp-Versuch<br />
zu beachten ist.<br />
Auch wenn während <strong>der</strong> Schwangerschaft auf das Rauchen verzichtet<br />
wurde, ist e<strong>in</strong> Wie<strong>der</strong>beg<strong>in</strong>n <strong>des</strong> Zigarettenkonsums nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung<br />
sehr wahrsche<strong>in</strong>lich. Daher bedarf diese Situation beson<strong>der</strong>er, vorausschauen<strong>der</strong><br />
<strong>Beratung</strong>.<br />
„Anticipate relapse postpartum [Rückfall nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung vorbeugen]“:<br />
Für viele Schwangere ist <strong>der</strong> Wunsch nach e<strong>in</strong>em gesunden Baby das Hauptmotiv für den Nikot<strong>in</strong>verzicht während <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft. Mit <strong>der</strong> Geburt <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> verliert dieses Argument oft an Bedeutung, und es kommt zu e<strong>in</strong>er Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />
<strong>des</strong> Rauchens.<br />
Untersuchungen weisen darauf h<strong>in</strong>, dass bis zu 60% <strong>der</strong> Frauen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft auf das Rauchen verzichtet<br />
haben, nach <strong>der</strong> Geburt <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> wie<strong>der</strong> anfangen zu rauchen. Die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit für e<strong>in</strong>en Rückfall ist dabei<br />
<strong>in</strong> den ersten Wochen nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung beson<strong>der</strong>s hoch (siehe z. B. McBride et al., 1999).<br />
Zur Senkung <strong>der</strong> Rückfallquote nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung sollten am besten bereits gegen Ende <strong>der</strong> Schwangerschaft o<strong>der</strong><br />
zu e<strong>in</strong>em frühen Zeitpunkt nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung die nachfolgenden Aspekte <strong>in</strong> den Mittelpunkt <strong>der</strong> <strong>Beratung</strong> gestellt<br />
werden:
EUROpean action on smok<strong>in</strong>g cessation <strong>in</strong> pregnancy<br />
7<br />
November 2005<br />
� <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> Stillbereitschaft<br />
In <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> Frauen, die sich für das Stillen entscheiden, s<strong>in</strong>d weniger Raucher<strong>in</strong>nen zu f<strong>in</strong>den als <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gruppe, die nicht stillen. Die Erfahrungen <strong>in</strong> Schweden zeigen, dass durch <strong>in</strong>tensive <strong>Beratung</strong> zum Stillen und<br />
zum Nichtrauchen zweierlei erreicht werden konnte: Zum e<strong>in</strong>en weist Schweden im Vergleich zu an<strong>der</strong>en westlichen<br />
Län<strong>der</strong>n den höchsten Anteil an Neugeborenen auf, die gestillt werden, und zum an<strong>der</strong>en konnte die Wie<strong>der</strong>aufnahme<br />
<strong>des</strong> Rauchens nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung auf 20% gesenkt werden (Haglund, 1999).<br />
� Passivrauch<br />
Die Folgen <strong>des</strong> Passivrauchens für die Gesundheit <strong>des</strong> K<strong>in</strong><strong>des</strong> s<strong>in</strong>d oft nur un<strong>zur</strong>eichend bekannt. Weisen Sie<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> größte Teil <strong>des</strong> Zigarettenrauchs sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Raumluft verbreitet. Die <strong>in</strong> diesen Räumen e<strong>in</strong>geatmete<br />
Luft enthält zum Teil höhere Konzentrationen an Giftstoffen als die direkt durch die Zigarette e<strong>in</strong>gesaugte<br />
Luft.<br />
� Gewichtsreduktion<br />
Vielfach wird über das Rauchen e<strong>in</strong>e Gewichtsreduktion erstrebt. Erläutern Sie, wie mit e<strong>in</strong>er Umstellung<br />
<strong>der</strong> Ernährungsweise e<strong>in</strong> gesün<strong>der</strong>er Weg gefunden werden kann, Körpergewicht zu reduzieren.<br />
� Stress und Belastung<br />
Die Umstellung <strong>der</strong> Lebensgewohnheiten nach <strong>der</strong> Geburt e<strong>in</strong>es (weiteren) K<strong>in</strong><strong>des</strong> läuft nicht immer spannungs-<br />
und belastungsfrei ab. Nicht selten wird mit dem Zigarettenkonsum versucht, Entspannung und Stressreduktion<br />
zu erreichen. Zeigen Sie Wege <strong>zur</strong> Entspannung und zum Ausgleich auf, die e<strong>in</strong>e Alternative <strong>zur</strong> Zigarette darstellen.<br />
� Schlussbemerkungen<br />
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bewertet das<br />
Rauchen als den wichtigsten bee<strong>in</strong>flussbaren Risikofaktor<br />
für e<strong>in</strong>en ungünstigen Schwangerschaftsverlauf<br />
<strong>in</strong> den westlichen Industrienationen. Viele Schwangere,<br />
die rauchen, wollen damit aufhören, wissen aber nicht,<br />
wie sie dabei am besten vorgehen können.<br />
Mit Unterstützung und <strong>Beratung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerenvorsorge<br />
und nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung könnte mehr Frauen<br />
geholfen werden, auf das Rauchen zu verzichten. Verstärkte<br />
Anstrengungen s<strong>in</strong>d <strong>des</strong>halb notwendig, die<br />
<strong>Beratung</strong>skompetenz zum Rauchverzicht bei Gynäkologen,<br />
Hebammen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzten noch weiter zu<br />
för<strong>der</strong>n.<br />
Um das zu erreichen, s<strong>in</strong>d <strong>Beratung</strong>sempfehlungen e<strong>in</strong><br />
erster Schritt, dem aber weitere folgen müssen:<br />
� Im Rahmen <strong>der</strong> Schwangerenvorsorge und den<br />
U-Untersuchungen sollten Fragen nach dem<br />
Rauchverhalten und <strong>Beratung</strong> zum Nichtrauchen<br />
unverzichtbarer Bestandteil se<strong>in</strong>. Dies wird noch<br />
nicht systematisch genug durchgeführt.<br />
� Es fehlt an <strong>Beratung</strong>sprogrammen, die sich über<br />
den gesamten Schwangerschaftsverlauf und die<br />
Zeit nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung erstrecken und die Kooperation<br />
zwischen den beteiligten Gesundheitsberufen<br />
för<strong>der</strong>n.<br />
� Dem Rauchverhalten <strong>der</strong> Partner wird bisher zu<br />
wenig Beachtung geschenkt. Ob <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schwangerschaft<br />
e<strong>in</strong> Rauchverzicht gel<strong>in</strong>gt und ob die<br />
Schwangeren über die Entb<strong>in</strong>dung h<strong>in</strong>aus nicht<br />
wie<strong>der</strong> rückfällig werden, steht auch mit dem Nikot<strong>in</strong>konsum<br />
<strong>der</strong> Partner im Zusammenhang.<br />
� Zur Vermeidung von Rückfallen nach <strong>der</strong> Entb<strong>in</strong>dung<br />
s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s die K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzte gefor<strong>der</strong>t.<br />
Die Folgen <strong>des</strong> (Passiv-)Rauchens werden <strong>in</strong><br />
den U-Untersuchungen noch nicht ausreichend<br />
thematisiert.<br />
� Weiterbildungsangebote für Gynäkologen, Hebammen<br />
und K<strong>in</strong><strong>der</strong>ärzte <strong>zur</strong> Verbesserung <strong>der</strong><br />
<strong>Beratung</strong> zum Nichtrauchen s<strong>in</strong>d erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Vorbehalte gegen die <strong>Beratung</strong> zum Nikot<strong>in</strong>verzicht<br />
<strong>in</strong> den Gesundheitsberufen s<strong>in</strong>d oft auch<br />
mit <strong>der</strong> Unsicherheit darüber begründet, dass<br />
nicht bekannt ist, wie e<strong>in</strong>e erfolgreiche <strong>Beratung</strong><br />
durchgeführt werden kann.
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Am Projekt EURO-scip beteiligte Personen und Institutionen:<br />
Prof. Pierre Bartsch, Carol<strong>in</strong>e Rasson, Bérengère Janssen (Fondation Contre Les<br />
Affections Respiratoires Et Pour L´Education A La Santé [FARES]), Brüssel, Belgien<br />
Dr.päd. Holger Hassel, Dr. med. Klaus Giersiepen (Bremer Institut für Präventionsforschung<br />
und Sozialmediz<strong>in</strong> [<strong>BIPS</strong>]), Bremen, Deutschland<br />
Dr. Maria Pilali, Prof. Nicolas Dontas (Griechische Krebsgesellschaft) Athen, Griechenland<br />
Marian Flannery (Women North West, Ltd.), Ball<strong>in</strong>a, Co. Mayo, Irland<br />
M.Pais Clemente, MD, PhD, Paulo Duarte Vitória (Conselho de Prevenção do Tabagismo),<br />
Lisboa, Portugal<br />
Assoc.Prof. Liliana Tsoneva-Pentcheva, PhD, Dr. Eugenia Tomova, Emilia D<strong>in</strong>cheva, Mariana<br />
Vakarelova, Dr. Masha Gavrailova (Association Women aga<strong>in</strong>st Tobacco), Sofia, Bulgarien<br />
8<br />
Impressum:<br />
November 2005<br />
Verantwortlich für die<br />
deutsche Ausgabe:<br />
Dr.päd. Holger Hassel<br />
Dr. med. Klaus Giersiepen<br />
Adresse:<br />
Bremer Institut für<br />
Präventionsforschung und<br />
Sozialmediz<strong>in</strong> (<strong>BIPS</strong>)<br />
Achterstr. 30<br />
28359 Bremen<br />
Telefon: (04 21) 218 - 56750<br />
Fax: (04 21) 218 - 56941<br />
E-mail: euroscip@<br />
bips.uni-bremen.de<br />
EURO-scip Gesamtkoord<strong>in</strong>ation:<br />
Dr. med. Klaus Giersiepen<br />
Weitere Informationen und<br />
H<strong>in</strong>weise zu <strong>Beratung</strong>smaterialien<br />
erhalten Sie unter <strong>der</strong> oben genannten<br />
Adresse o<strong>der</strong> über das Internet<br />
www.bips.uni-bremen.de/euro-scip/<br />
Projektför<strong>der</strong>ung im Rahmen<br />
<strong>des</strong> Aktionsprogrammes<br />
„Europa gegen den Krebs“<br />
durch die Europäische Kommission<br />
Projekt-Nr.:<br />
FWP 2004-2005 Grant agreement<br />
2004323<br />
Gedruckt mit f<strong>in</strong>anzieller<br />
Unterstützung durch die<br />
Bun<strong>des</strong>zentrale für<br />
gesundheitliche Aufklärung