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Ergebnisbericht (Teil II) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL)<br />

- <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) -<br />

Exposition gegenüber<br />

Pestiziden<br />

(Haupthypothese <strong>II</strong>)<br />

Wolfgang Hoffmann<br />

Claudia Terschüren<br />

Walter Schill<br />

Hermann Pohlabeln<br />

Eberhard Greiser<br />

Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und<br />

Landwirtschaft Schleswig-Holstein und des Ministeriums für<br />

Soziales,Frauen, Familie und Gesundheit Niedersachsen<br />

Bremer Institut für Präventionsforschung und Sozialmedizin (BIPS)<br />

Institut für Community Medicine,<br />

<strong>Ernst</strong>-<strong>Moritz</strong>-<strong>Arndt</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Greifswald</strong>,<br />

<strong>Greifswald</strong>, im Juli 2003


Danksagung<br />

Für wertvolle Unterstützung bei Recherchen, der Kodierung und Aufbereitung von<br />

Rohdaten und zahlreiche weitere Beiträge zu diesem <strong>Ergebnisbericht</strong> bedanken wir<br />

uns bei den Mitarbebeitern der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie<br />

(NLL). Im Kontext der Haupthypothese <strong>II</strong> möchten wir stellvertretend herausheben:<br />

Claudia Brünings-Kuppe<br />

Anja Cuesta-Linker<br />

Anne Drewes<br />

Detlev Ferk<br />

Andrea Gottlieb<br />

Cornelia Heitmann<br />

Christiane Hälbig<br />

Karin Hilbig<br />

Renate Lange<br />

Birgit Petershagen<br />

Ursel Prote<br />

Achim Reineke<br />

Christel Schicktanz<br />

Hannelore Seibler<br />

Susanne Straif<br />

Für die Unterstützung bei der Operationalisierung und Quantifizierung sowie die fachlich-kritische<br />

Durchsicht einzelner Bereiche der Expositionsermittlung danken wir folgenden<br />

externen Experten:<br />

Olaf Hostrup<br />

Institut für angewandte Toxikologie und Umwelthygiene (INTOX)<br />

Carl von Ossietzky-<strong>Universität</strong>, Oldenburg<br />

Werner Butte<br />

Institut für angewandte Toxikologie und Umwelthygiene (INTOX)<br />

Carl von Ossietzky-<strong>Universität</strong>, Oldenburg<br />

Dem Epidemiologischen Studienbeirat der NLL danken wir für zahlreiche inhaltliche<br />

und methodische Anregungen und die kritische Begleitung während der gesamten<br />

Durchführung der Studie:<br />

Karl-Heinz Jöckel<br />

Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der <strong>Universität</strong> Essen<br />

(Vorsitzender)<br />

Ursula Ackermann-Liebrich<br />

Inst. für Sozial- und Präventivmedizin<br />

der <strong>Universität</strong> Basel<br />

Jürgen Berger<br />

Inst. für Mathematik und Datenverarbteitung in der Medizin<br />

<strong>Universität</strong> Hamburg<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 2 von 347


Michael Schümann<br />

Behörde f. Arbeit, Gesundheit u. Soziales und des<br />

Instituts für Mathematik und Datenverarbeitung in der Medizin<br />

Hamburg<br />

Fred Stevenson<br />

Institut f. Toxikologie der Christian-Albrechts-<strong>Universität</strong> Kiel<br />

Heinz-Erich Wichmann<br />

Institut für Epidemiologie<br />

GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit<br />

Neuherberg<br />

Beratende Mitglieder<br />

Dietrich Harder (Medizinische Physik, Dosimetrie)<br />

Inst. für Medizinische Physik und Biophysik<br />

<strong>Universität</strong> Göttingen<br />

Hermann Heimpel (Hämatologie)<br />

Innere Klinik <strong>II</strong>I für Hämatologie und Onkologie<br />

Medizinische <strong>Universität</strong>sklinik Ulm<br />

VertreterInnen der Auftraggeber der NLL<br />

Klaus-Dietrich Sturm<br />

Karin Pfaff<br />

Ministerium für Umwelt, Natur u. Forsten<br />

des Landes Schleswig-Holstein<br />

Kiel<br />

Michael Csicsaky<br />

Gabriele Raguse-Degener<br />

Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales (MFAS) Niedersachsen<br />

Hannover<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 3 von 347


Inhalt<br />

1 Einleitung ................................................................................................10<br />

1.1 Exposition gegenüber Pestiziden..............................................................10<br />

1.1.1 Hintergrund für diese Hypothese in der Norddeutschen Leukämie-<br />

und Lymphomstudie (NLL) .......................................................................10<br />

1.1.2 Belastungen aus Umweltquellen...............................................................10<br />

1.1.3 Berufliche Belastung.................................................................................12<br />

1.1.4 Exposition durch Anwendungen in Wohnräumen .....................................14<br />

1.1.5 Exposition von Kindern .............................................................................17<br />

1.1.5.1 Präkonzeptionelle und pränatale Exposition.............................................17<br />

1.1.5.2 Exposition im Kindesalter .........................................................................18<br />

1.1.6 Methodische Problematiken bei der Expositionsermittlung.......................20<br />

1.2 Spezifikation der Haupthypothese <strong>II</strong> der NLL ...........................................22<br />

1.2.1 Operationalisierung der Exposition gegenüber Pestiziden .......................22<br />

1.2.2 Quantifizierung der lebenslangen Exposition gegenüber Pestiziden ........22<br />

1.2.2.1 Abstände zu potentiellen Emittenten in der Umgebung ............................23<br />

1.2.2.2 Exposition im Beruf...................................................................................24<br />

2 Material und Methoden...........................................................................24<br />

2.1 Kategorisierung der Zieldiagnosen der NLL .............................................24<br />

2.2 Matching ...................................................................................................25<br />

2.3 Response .................................................................................................26<br />

2.4 Anforderungen an das Quantifizierungskonzept.......................................28<br />

2.4.1 Besonderheiten bei der Quantifizierung der Exposition im Kindesalter ....28<br />

2.4.1.1 Expositionsrelevante kindliche Verhaltensmuster.....................................29<br />

2.4.1.2 Tägliche Aktivitätsmuster von Kindern......................................................32<br />

2.4.1.3 Einbeziehung dieser Besonderheit in die Quantifizierung.........................33<br />

2.5 Exposition gegenüber Insektiziden in Innenräumen .................................36<br />

2.5.1 Expertenquantifizierung der Insektizidanwendungen – Basisdaten..........36<br />

2.5.2 Expertenquantifizierung Insektizide - Vorgehen........................................39<br />

2.5.3 Gewichtung der Anwendungshäufigkeit von Insektiziden .........................42<br />

2.5.4 Gewichtungsfaktoren für die Anwendungsform ........................................42<br />

2.5.5 Gewichtung anhand von behandelten Räumlichkeiten .............................43<br />

2.5.6 Maßnahmen zur Dekontamination nach Anwendung ...............................44<br />

2.5.7 Variablen der Expertenquantifizierung......................................................45<br />

2.5.8 Für die Expertenquantifizierung nicht relevante Rohdaten .......................48<br />

2.5.9 Modifizierende Faktoren für den Score zur akuten Exposition durch<br />

Insektizide.................................................................................................48<br />

2.5.9.1 Selbstanwendung der Insektizide .............................................................50<br />

2.5.9.2 Expositionsmodifizierende Faktoren - Kontakt mit den Mittel und<br />

Schutzmaßnahmen...................................................................................50<br />

2.5.9.3 Multiplikative Scores für die akute bzw. chronische Exposition<br />

gegenüber Insektiziden.............................................................................52<br />

2.5.9.4 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Insektizide in Innenräumen...54<br />

2.6 Exposition gegenüber Holzschutzmitteln ..................................................54<br />

2.6.1 Expertenquantifizierung zu Anwendungen von Holzschutzmitteln –<br />

Basisdaten................................................................................................54<br />

2.6.2 Expertenquantifizierung Holzschutzmittel - Vorgehen des Experten ........57<br />

2.6.3 Anwendungshäufigkeit bei Holzschutzmitteln...........................................59<br />

2.6.4 Gewichtungsfaktoren für behandelte Fläche ............................................60<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 4 von 347


2.6.5 Gewichtung anhand der behandelten Räumlichkeiten..............................61<br />

2.6.6 In der Expertenquantifizierung nicht verwendete Rohdaten .....................62<br />

2.6.7 Variablen der Expertenquantifizierung Holzschutzmittel...........................62<br />

2.6.8 Modifizierende Faktoren für den Score zur akuten Exposition durch<br />

Holzschutzmittel........................................................................................65<br />

2.6.8.1 Selbstanwendung von Holzschutzmitteln .................................................67<br />

2.6.8.2 Kontakt mit dem Holzschutzmittel und Schutzmaßnahmen......................68<br />

2.6.8.3 Multiplikative Scores für die akute bzw. chronische Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln ...................................................................70<br />

2.6.8.4 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Holzschutzmittel in<br />

Innenräumen.............................................................................................72<br />

2.7 Exposition durch Anwendung von Pestiziden im Garten ..........................73<br />

2.7.1 Exposition durch Pestizide im Garten - Basisvariablen.............................73<br />

2.7.2 Interaktives Editing der Klartexte zu Namen der Mittel .............................76<br />

2.7.3 Vorgehen zur Quantifizierung der Exposition im Garten...........................76<br />

2.7.4 Ermittlung der Zeiträume von Gartenphasen............................................79<br />

2.7.5 Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln im Garten................................79<br />

2.7.5.1 Angaben zum angewendeten Biozid ........................................................80<br />

2.7.5.2 Anwendungshäufigkeit von Pflanzenschutzmitteln ...................................81<br />

2.7.6 Gewichtungsfaktoren für Anwendungsform ..............................................81<br />

2.7.7 Für die Quantifizierung nicht relevante Rohdaten des Abschnitts<br />

Garten.......................................................................................................82<br />

2.7.8 Selbstanwendung der Mittel im Garten.....................................................82<br />

2.7.9 Modifizierende Faktoren: Kontakt mit dem Mittel und<br />

Schutzmaßnahmen bei Anwendung .........................................................83<br />

2.7.9.1 Multiplikative Scores für die akute Exposition, Pestizidanwendungen<br />

im Garten..................................................................................................85<br />

2.7.9.2 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Pestizidanwendungen<br />

im Garten..................................................................................................87<br />

2.8 Exposition durch Behandlungen gegen Tierparasiten bei Haustieren ......88<br />

2.8.1 Quantifizierung der Tierbehandlungen - Basisdaten.................................88<br />

2.8.2 Interaktives Editing der Rohdaten zu Haustieren......................................91<br />

2.8.3 Zeiträume von Tierbehandlungen.............................................................92<br />

2.8.4 Art der durchgeführten Behandlungen gegen Tierparasiten .....................93<br />

2.8.4.1 Abschätzungen zur Exposition anhand externer Angaben .......................94<br />

2.8.5 Quantifizierung der chronischen Exposition..............................................96<br />

2.8.6 Bildung des Expositionsscores für Tierparasitenbehandlungen ...............97<br />

2.9 Exposition durch Kopflausbehandlungen..................................................99<br />

2.9.1 Quantifizierung zu Kopflausbehandlungen – Basisdaten..........................99<br />

2.9.2 Interaktives Editing der Klartexte zur Behandlungsart bei Kopfläusen......99<br />

2.10 Exposition durch Nähe zu Baumschulen ................................................101<br />

2.10.1 Ermittlung der Größenordnung anhand externer Daten..........................101<br />

2.10.1.1 Gartenbaufläche in Schleswig-Holstein ..................................................101<br />

2.10.1.2 Gartenbaufläche in Niedersachsen.........................................................102<br />

2.10.2 Datenbank zu Baumschulen im Untersuchungsgebiet der NLL..............103<br />

2.10.2.1 Internet-Recherche zu Baumschulen......................................................103<br />

2.10.2.2 Ermittlung der Inbetriebnahmejahre........................................................105<br />

2.10.3 Zuordnung von Gauß-Krüger-Koordinaten .............................................105<br />

2.10.4 Ermittlung der Entfernung zwischen Baumschule und<br />

Probandenstandort .................................................................................105<br />

2.10.4.1 Plausibilitätsprüfung für berechnete Abstände .......................................106<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 5 von 347


2.10.4.2 Gewichtung nach Aufenthaltszeit zu Baumschulen ................................106<br />

2.11 Exposition durch Pestizideinsatz an Bahndämmen ................................107<br />

2.11.1 Expositionserfassung mittels geographischem Informationssystem.......108<br />

2.11.2 Gewichtung nach Aufenthaltszeit............................................................111<br />

2.12 Exposition gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft.......................112<br />

2.12.1 Entwicklung eines Index für regional eingesetzte Pestizidmengen in<br />

Abhängigkeit von der Agrarstruktur ........................................................112<br />

2.12.1.1 Größenordnung ......................................................................................112<br />

2.12.1.2 Eingangsdaten aus Schleswig-Holstein..................................................113<br />

2.12.1.3 Eingangsdaten für Niedersachsen..........................................................115<br />

2.12.2 Bildung eines gemeindespezifischen Scores..........................................116<br />

2.12.2.1 Dimensionen des gemeindespezifischen Landwirtsschaftsscores..........116<br />

2.12.3 Verknüpfung mit den Adreßangaben der Probanden .............................118<br />

2.12.3.1 GKZ zu Probandenangaben ...................................................................118<br />

2.12.3.2 Zuordnung des gemeindespezifischen Expositionsscores anhand<br />

der GKZ ..................................................................................................119<br />

2.12.3.3 Einbeziehung des Matchings..................................................................120<br />

2.13 Exposition gegenüber Pestiziden im beruflichen Umfeld ........................121<br />

2.13.1 Definition der Arbeitsphase.....................................................................121<br />

2.13.2 Kodierung der Branchen und Berufe ......................................................122<br />

2.13.3 Umsetzung in eine Job-Exposure-Matrix ................................................122<br />

2.13.4 Expositionszuweisung in der Pannett-Matrix ..........................................123<br />

2.13.4.1 Expositionsindex zur hypothesenspezifischen Risikoschätzung.............123<br />

2.13.4.2 Datentechnische Umsetzung..................................................................124<br />

2.13.4.3 Kumulativer, lebenslanger Expositionsindex ..........................................125<br />

2.14 Imputation bei nicht informativen Rohdaten............................................129<br />

3 Univariate deskriptive Ergebnisse ......................................................131<br />

3.1 Deskriptive Ergebnisse zu Anwendungen von Insektiziden....................131<br />

3.1.1 Multiplikative Scores für die lebenslang akkumulierte, akute<br />

Exposition gegenüber Insektiziden nach Kontaktart ...............................135<br />

3.1.1.1 Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation .......................................135<br />

3.1.1.2 Haut / Hände benetzt..............................................................................135<br />

3.1.1.3 Flecken auf der Kleidung ........................................................................135<br />

3.1.2 Multiplikativer Score für die lebenslang akkumulierte, chronische<br />

Exposition gegenüber Insektiziden .........................................................135<br />

3.1.3 Untersuchung auf Informationsüberschneidungen .................................136<br />

3.2 Holzschutzmittel: Ergebnisse der deskriptiven Analyse..........................137<br />

3.2.1 Multiplikative Scores für die lebenslang akkumulierte, akute<br />

Exposition gegenüber Holzschutzmitteln nach Kontaktart ......................140<br />

3.2.1.1 Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation .......................................141<br />

3.2.1.2 Haut / Hände benetzt..............................................................................141<br />

3.2.1.3 Flecken auf der Kleidung ........................................................................141<br />

3.2.2 Multiplikativer Score für die lebenslang akkumulierte, chronische<br />

Exposition gegenüber Holzschutzmitteln ................................................141<br />

3.3 Pestizide im Garten: Ergebnisse der deskriptiven Analyse.....................141<br />

3.4 Überprüfung von Assoziationen zwischen den Scores für<br />

Innenraumbiozide, Holzschutzmittel und Pestizide im Garten<br />

zur Bildung von Modellvariablen.............................................................146<br />

3.4.1 Rangkorrelationen zur Überprüfung von Assoziationen zwischen<br />

den Scores zur Darstellung der akuten Exposition .................................146<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 6 von 347


3.4.2 Prüfung möglicher Assoziationen zwischen dem Gesamtscore<br />

für die akute Exposition und dem Score für die chronische Exposition...148<br />

3.4.3 Prüfung möglicher Assoziationen zwischen den Scores für<br />

Insektizide, Holzschutzmittel und Gartenpestizide..................................153<br />

3.4.4 Definition der Modellvariablen für Insektizide, Holzschutzmittel und<br />

Pestizidanwendungen im Garten............................................................160<br />

3.5 Verteilungen der Modellvariablen für Insektizide, Holzschutzmittel<br />

und Pestizide im Garten .........................................................................160<br />

3.5.1 Verteilung der akuten, lebenslang akkumulierten Exposition..................160<br />

3.5.1.1 Insektizide...............................................................................................160<br />

3.5.1.2 Holzschutzmittel (HSM) ..........................................................................162<br />

3.5.1.3 Pestizide im Garten ................................................................................164<br />

3.5.2 Verteilung der chronischen, lebenslang akkumulierten Exposition .........166<br />

3.5.2.1 Insektizide...............................................................................................166<br />

3.5.2.2 Holzschutzmittel......................................................................................168<br />

3.6 Behandlungen gegen Tierparasiten (äußerlich): Ergebnisse der<br />

deskriptiven Analyse...............................................................................171<br />

3.7 Kopflausbehandlungen – Ergebnisse der deskriptiven Analyse .............172<br />

3.8 Deskriptive Ergebnisse für die Exposition durch Emittenten<br />

in der Umwelt..........................................................................................173<br />

3.8.1 Aufenthaltszeitgewichteter Abstandsscore zu Baumschulen..................173<br />

3.8.2 Aufenthaltszeitgewichteter Abstandsscore zu Bahndämmen .................175<br />

3.8.3 Gemeindespezifischer Landwirtschaftsscore..........................................175<br />

3.9 Berufliche Exposition gegenüber Pestiziden...........................................176<br />

4 Ergebnisse der multivariaten Risikoschätzungen .............................177<br />

4.1 Konstruktion der finalen Modelle.............................................................177<br />

4.2 Kategorisierung der Expositionsvariablen im Modell ..............................179<br />

4.2.1 Variablen für akute und chronische Exposition.......................................179<br />

4.2.2 Expositionsvariablen, für die nicht nach akut und chronisch<br />

unterschieden wurde ..............................................................................179<br />

4.2.3 Potentielle Confounder ...........................................................................180<br />

4.3 Darstellung der Ergebnisse ....................................................................181<br />

4.3.1 Tabellarische Darstellung der Odds Ratios ............................................181<br />

4.3.2 Graphische Darstellung und OR für linearen Trend für die<br />

akute Exposition .....................................................................................181<br />

4.4 Akute Exposition gegenüber Pestiziden – Quantilsgrenzen ...................182<br />

4.5 Aggregationsebene <strong>II</strong>..............................................................................184<br />

4.5.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)...........................................................184<br />

4.5.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)...................................................189<br />

4.6 Aggregationsebene I...............................................................................194<br />

4.6.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL) ......................................................194<br />

4.6.1.1 Erwachsene............................................................................................194<br />

4.6.2 Akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL) ...........................................199<br />

4.6.3 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)..................................204<br />

4.6.4 Plasmozytom, Multiples Myelom (MM) ...................................................209<br />

4.6.5 Niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome,<br />

einschließlich CLL (NHLNC)...................................................................214<br />

4.6.6 Hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)....................................219<br />

4.7 Chronische Exposition gegenüber Pestiziden – Quantilsgrenzen ..........224<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 7 von 347


4.7.1 Tabellarische und graphische Darstellung der Ergebnisse für die<br />

chronische Exposition.............................................................................225<br />

4.8 Aggregationsebene <strong>II</strong>..............................................................................227<br />

4.8.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)...........................................................227<br />

4.8.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)...................................................232<br />

4.9 Aggregationsebene I...............................................................................237<br />

4.9.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL) ......................................................237<br />

4.9.1.1 Kinder unter 15 Jahren ...........................................................................237<br />

4.9.1.2 Erwachsene............................................................................................240<br />

4.9.2 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (ANLL) ..................................245<br />

4.9.3 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)..................................250<br />

4.9.4 Plasmozytom, Multiples Myelom (MM) ...................................................255<br />

4.9.5 Niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome,<br />

einschließlich CLL (NHLNC)...................................................................260<br />

4.9.6 Hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)....................................265<br />

5 Diskussion ............................................................................................270<br />

5.1 Ergebnisse des finalen Modells zur akuten Exposition<br />

durch Pestizide .......................................................................................270<br />

5.1.1 Zusammenfassung der Ergebnisse zu lymphatischen Entitäten<br />

(LYMPH).................................................................................................270<br />

5.1.2 Zusammenfassung der Ergebnisse zu nicht-lymphatischen<br />

Entitäten (NLYMP)..................................................................................271<br />

5.1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse zur akuten lymphatischen<br />

Leukämie (ALL) ......................................................................................271<br />

5.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zur akuten nicht-lymphatischen<br />

Leukämie (ANLL)....................................................................................272<br />

5.1.5 Zusammenfassung der Ergebnisse zur chronischen<br />

nicht-lymphatischen Leukämie (CNLL) ...................................................273<br />

5.1.6 Zusammenfassung der Ergebnisse zu Multiples Myelom,<br />

Plasmozytom (MM).................................................................................273<br />

5.1.7 Zusammenfassung der Ergebnisse zu niedrig malignen<br />

Non-Hodgkin-Lymphomen einschließlich CLL (NHLNC) ........................274<br />

5.1.8 Zusammenfassung der Ergebnisse zu hoch malignen<br />

Non-Hodgkin-Lymphomen (NHLH).........................................................275<br />

5.1.9 Zusammenfassung zu OR für linearen Trend.........................................275<br />

5.2 Ergebnisse des finalen Modells zur chronischen Exposition<br />

durch Pestizide .......................................................................................276<br />

5.2.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)...........................................................276<br />

5.2.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)...................................................276<br />

5.2.3 Einzelentitäten der Aggreagtionsebene I ................................................277<br />

5.2.4 Zusammenfassung zu OR für linearen Trend.........................................277<br />

5.3 Vergleich zwischen den Ergebnissen der Modelle zu akuter und<br />

chronischer Exposition............................................................................277<br />

5.3.1 Schlußfolgerungen zu Risikoschätzern der akuten und chronischen<br />

Exposition ...............................................................................................278<br />

5.4 Sensitivität der Ergebnisse auf die Kategorisierung der Diagnosen .......279<br />

5.5 Zusammenfassung aller Zieldiagnosen (Aggregationsebene <strong>II</strong>I)............280<br />

5.5.1 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), Aggregationsebene <strong>II</strong>I,<br />

alle Entitäten (LEUK) ..............................................................................281<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 8 von 347


5.5.1.1 Ergebnisse des finalen Modells zur akuten Exposition -<br />

alle Zieldiagnosen (LEUK) ......................................................................285<br />

5.5.2 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition),<br />

Aggregationsebene <strong>II</strong>I, alle Entitäten (LEUK) .........................................286<br />

5.5.2.1 Ergebnisse des finalen Modells zur chronischen Exposition – alle<br />

Zieldiagnosen (LEUK).............................................................................290<br />

5.5.3 Diskussion der Ergebnisse der Aggregationsebene <strong>II</strong>I ...........................290<br />

5.5.4 Schlußfolgerungen zur Aggregation aller Zieldiagnosen ........................291<br />

5.6 Vorgehen bei verstorbenen Probanden ..................................................291<br />

5.6.1 Valididät von Angehörigen-Interviews.....................................................292<br />

5.6.1.1 Angehörigenangaben zu “Einsatz von Pestiziden” .................................292<br />

5.6.1.2 Angehörigenangaben zur beruflichen Exposition gegenüber<br />

Pestiziden ...............................................................................................293<br />

5.6.2 Umsetzung innerhalb der NLL ................................................................294<br />

5.6.2.1 Verwandtschaftsgrad/Beziehung der Proxies zur Indexperson ..............294<br />

5.6.2.2 Restriktion der Analyse auf direkt interviewte Probanden.......................297<br />

5.6.2.3 Schlußfolgerungen zur Einbeziehung von Angehörigen-Interviews........302<br />

5.7 Imputation bei nicht-informativen Angaben: Beispiel Insektizide ............303<br />

5.7.1 Beispiel : Insektizide - Häufigkeit der Anwendungen ..............................303<br />

5.7.2 Sensititvitätsanalyse ohne Imputationswerte ..........................................306<br />

5.7.3 Schlußfolgerung zur Einbeziehung von Imputationswerten ....................311<br />

5.8 Einfluß der beruflichen Exposition ..........................................................311<br />

5.9 Wertung der Ergebnisse der NLL ...........................................................317<br />

5.10 Diskussion vor dem Hintergrund nationaler und internationaler<br />

Studienergebnisse ..................................................................................319<br />

5.10.1 Studien zum Risiko für Erwachsene – berufliche Exposition ..................319<br />

5.10.2 Expositionsquellen aus der Umwelt ........................................................320<br />

5.10.3 Assoziation zwischen Pestizdexposition und Krebs bei Kindern ............322<br />

5.11 Schlußfolgerung und Public-Health-Relevanz ........................................323<br />

6 Zusammenfassung ...............................................................................324<br />

6.1 Hintergrund zu Haupthypothese <strong>II</strong> ”Exposition gegenüber<br />

Pestiziden”..............................................................................................324<br />

6.1.1 Studiendesign.........................................................................................324<br />

6.1.2 Response ...............................................................................................324<br />

6.1.3 Matching .................................................................................................325<br />

6.2 Quantifizierung........................................................................................325<br />

6.2.1 Relevante Expositonsquellen .................................................................325<br />

6.2.2 Quantifizierung der relevanten Expositionen ..........................................326<br />

6.3 Multivariate Modellierung........................................................................327<br />

6.4 Ergebnisse..............................................................................................328<br />

6.5 Schlußfolgerung und Public-Health-Relevanz ........................................330<br />

7 Literatur .................................................................................................331<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 9 von 347


1 Einleitung<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL)<br />

Haupthypothese <strong>II</strong>:<br />

Exposition gegenüber Pestiziden<br />

1.1 Exposition gegenüber Pestiziden<br />

- <strong>Ergebnisbericht</strong> -<br />

1.1.1 Hintergrund für diese Hypothese in der Norddeutschen Leukämie- und<br />

Lymphomstudie (NLL)<br />

Die erhöhte Leukämieinzidenz im Landkreis Pinneberg, die im Rahmen einer epidemiologischen<br />

“Task-Force”-Aktion von Wissenschaftlern der <strong>Universität</strong> Lübeck beobachtet<br />

worden war, bildet den zweiten Ausgangspunkt für die “Norddeutsche Leukämie-<br />

und Lymphomstudie (NLL)” [1, 2]. Ebenso wie im Nahbereich um das Kernkraftwerk<br />

Krümmel wurden auch in der Region Pinneberg umweltbedingte Risikofaktoren<br />

als mögliche Ursachen der lokalen Häufung vermutet. Im Landkreis Pinneberg<br />

besteht das größte zusammenhängende Gebiet von Baumschulen in Europa. Einige<br />

der im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Pflanzenschädlingen verwendeten<br />

Pestizide sind in epidemiologischen Studien als Risikofaktoren für maligne Lymphome<br />

und Leukämien identifiziert worden.<br />

1.1.2 Belastungen aus Umweltquellen<br />

Schadstoffeinträge in die Umwelt können während der Ausbringung z.B. in der<br />

Landwirtschaft oder in Baumschulen (Herbizide, Fungizide, weitere Pestizide etc.),<br />

der Produktion (Beizmittel, Düngemittel, Herbizide, Insektizide, weitere Pestizide<br />

etc.), des Transportes (Abgase aus Benzin- oder Dieselmotoren, Blei bzw. Benzol,<br />

Stäube etc.), der Lagerung (Bakterien- und Pilzsporen und -toxine z.B. Aflatoxine,<br />

Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Insektide, Rodentizide, Mittel gegen Schimmelpilzbefall,<br />

Antibiotika etc.), und Verpackung (Weichmacher, Materialkontaminationen<br />

mit Insektiziden, Herbiziden und anderen Pestiziden, Dioxinen, PCB, PVC, Schwermetalle)<br />

erfolgen.<br />

In der Umgebung von Tierproduktionsstätten können Expositionen durch die Mittel<br />

und Maßnahmen auftreten, die zur Vorbeugung oder zur Behandlung eines Befalls<br />

mit Mikroorganismen oder Insekten eingesetzt werden [3].<br />

Die im Oberflächenwasser nachgewiesenen Pestizide stammen ganz überwiegend<br />

aus landwirtschaftlichen Quellen [4]. Trotz ihrer in der Regel geringen Wasserlöslichkeit<br />

werden bestimmte Pestizidklassen von aquatischen Kleinlebewesen aufgenommen<br />

und reichern sich in der Nahrungskette an. Süßwasser-, aber auch Salzwasserfische<br />

und andere Wassertiere gehören zu den am höchsten belasteten Lebensmitteln<br />

und können einen wesentlichen Anteil an der Exposition der Menschen haben<br />

[5-9]. Der Konsum von Fisch aus kontaminierten Gewässern wurde bespielsweise als<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 10 von 347


mögliche Ursache für regionale Häufungen (sog. ”Cluster”) von multiplen Myelomen<br />

ermittelt (8 “Cluster” weltweit, 1966 – 1996; [9].<br />

Nach Jahrzehnten des Einsatzes sind Pestizide vielerorts relevante Kontaminanten<br />

des Grundwassers geworden [10, 11]. Im US-Bundesstaat Massachusetts bestand<br />

beispielsweise über Jahre eine Kontamination des Trinkwassers mit Tetrachlorethylen<br />

[12, 13]. Tetrachlorethylen wird in der Landwirtschaft als Insektizid und Rodentizid<br />

verwendet, kommt aber darüberhinaus in chemischen Reinigungen und bei der<br />

industriellen Entfettung zum Einsatz [14]. In Deutschland muß als eine weitere Quelle<br />

der Kontamination der Einsatz von Herbiziden entlang der Bahnstrecken in Betracht<br />

gezogen werden [15].<br />

Im finnischen Jervala verursachte mit Chlorphenolen aus einem Sägewerk verseuchtes<br />

Trinkwasser möglicherweise eine Häufung von non-Hodgkin Lymphomen und<br />

Weichteilsarkomen [7].<br />

In einer großen ökologischen Studie, die 49 Staaten der USA einschloß, wurden statistisch<br />

signifikante Korrelationen zwischen Kontaminationen des Trinkwassers und<br />

verschiedenen Karzinomen beobachtet [10]. Neben dem Trinkwasser stellen insbesondere<br />

Hausbrunnen eine mögliche Expositionsquelle dar. In Pennsylvania, USA,<br />

hatte die illegale Entsorgung von chemischem Abfall über einen Zeitraum von etwa<br />

20 Jahren zu einer Kontamination von lokalen Hausbrunnen mit Trichlorethylen, 1,1und<br />

1,2-Dichloethylen, Vinylchlorid und anderen chlororganischen Substanzen geführt.<br />

In einer Untersuchung des Staatlichen Gesundheitsamtes wurden von den Betroffenen<br />

signifikant häufiger als von Vergleichspersonen objektivierbare, aber unspezifische<br />

Gesundheitsstörungen (Irritationen der Augen, Diarrhoen und Schlaflosigkeit)<br />

berichtet [16].<br />

Die direkte Verwehung von Flächen betrifft naturgemäß vor allem die unmittelbaren<br />

Anwohner der behandelten landwirtschaftlichen Flächen [17-20]. Infrage kommen<br />

alle Stoffe, die als Aerosol bzw. Feinstaub ausgebracht werden. Die Verwehung kann<br />

akut während der Ausbringung von Pestiziden aus der Luft [17, 18, 21, 22] oder bodennah<br />

[23, 24] erfolgen. Verwehungen sind rezidivierend oder chronisch durch Verdampfung<br />

oder Sublimation sowie im Rahmen einer windgetragenen Erosion auch<br />

langfristig möglich. Bei der trockenen Bodenerosion können abhängig von der Partikelgröße,<br />

sowie von metereologischen Parametern (Windgeschwindigkeit und -<br />

richtung, Temperatur, Thermik, Luftfeuchte und Niederschläge) Verwehungen über<br />

weite Strecken erfolgen [17, 18, 22-25].<br />

Von tatsächlich oder vermeintlich Betroffenen wurde dieser Belastungspfad in einigen<br />

Fällen mit dem Auftreten von Erkrankungen im Nahbereich landwirtschaftlich<br />

genutzter Flächen in Verbindung gebracht [17, 26]. Leider existieren in diesem Bereich<br />

erst vereinzelte systematische Untersuchungen.<br />

Im Landkreis Pinneberg (Schleswig-Holstein) wurde eine regional erhöhte Leukämiehäufigkeit<br />

bei Kindern und Erwachsenen mit Pestizidexpositionen aus den dort<br />

sehr zahlreichen Baumschulen in Zusammenhang gebracht [1, 2]. Ein anschließend<br />

durchgeführtes Biomonitoring ergab signifikant höhere Blutspiegel einiger Insektizide<br />

bei Baumschulanwohnern im Vergleich zu weiter entfernt wohnenden Kontrollpersonen.<br />

Es ist jedoch unklar, ob diese Stoffe tatsächlich von den Baumschulen stammen<br />

[27].<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 11 von 347


Vor allem bei Kindern ist neben der Inhalation von verwehten Substanzen eine Exposition<br />

auch durch die direkte Ingestion kontaminierter Erde oder andere typische<br />

Aktivitäten möglich [28, 29].<br />

Zu den Emissionen aus der unmittelbaren Anwendung kommen Emissionen aus<br />

Quellen hinzu, die mit der landwirtschaftlichen Nutzung nur indirekt, aber dennoch<br />

kausal zusammenhängen. Zu diesen gehört die Entsorgung chemischer Abfälle aus<br />

der Pestizidproduktion, die eine relevante Umweltproblematik in allen industrialisierten<br />

Ländern darstellt. Für die USA wird beispielsweise geschätzt, daß zwischen 1950<br />

und Mitte der 1980er Jahre mehr als 750 Mio t toxischer chemischer Abfall angefallen<br />

sind, die auf 30.000 bis 50.000 Deponien gelagert wurden. Bis 1984 waren erst<br />

etwa 19.000 dieser Deponien kartiert. Messungen ergaben, daß mindestens 593 der<br />

Deponien zu nachweisbaren Kontaminationen des Grundwassers geführt hatten [10].<br />

Eine weitere Belastungsquelle stellen Aufwirbelungen und Verwehungen von Staub<br />

aus sekundär kontaminierten Flächen dar (Beispiele in [30, 31]). In Deutschland stellen<br />

bestimmte Materialien, die im Wegebau und als Deckschichten auf Sport- und<br />

Kinderspielplätzen verwendet wurden, eine relevante Quelle für Dioxine dar. Zu den<br />

Ursachen zählt die Ausbringung von Rückständen aus Müllverbrennungsanlagen<br />

sowie das stark dioxinhaltige ”Kieselrot”, ein Rückstand der Kupferverhüttung, von<br />

dem allein in Deutschland etwa 800.000 t ausgebracht wurden [32].<br />

Auch Verwehungen von Pestiziden (bzw. deren chemischer Ausgangs- oder Abbaustoffe)<br />

können aus nicht-landwirtschaftlichen Quellen erfolgen. Luftmessungen im<br />

Nahbereich einer Produktionsstätte im spanischen Katalonien ergaben 100fach höhere<br />

Konzentrationen für Hexachlorbenzol als in einer entfernten Vergleichsregion<br />

(Barcelona) [33]. In Frankreich führten flüchtige organische Stoffe aus einer Industriedeponie<br />

zu Belastungen der Anwohner [34]. Zwei Fall-Kontroll-Studien aus den<br />

US-amerikanischen Bundesstaaten Iowa und Minnesota bzw. aus den USA, Kanada<br />

und Dänemark fanden indirekte Hinweise darauf, daß es sich bei der Kontamination<br />

von Umweltmedien im Nahbereich von Industrieanlagen möglicherweise um eine<br />

sehr weit verbreitete Problematik handelt [35, 36].<br />

1.1.3 Berufliche Belastung<br />

Eine besondere berufliche Exposition gegenüber Pestiziden haben Landwirte, Personengruppen,<br />

die beruflich Herbizide und Pestizide versprühen, z.B. Kammerjäger,<br />

sowie Arbeiter in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, v.a. von Getreideprodukten<br />

[37-41]. Hoar et al. finden ein sechsfach erhöhtes Risiko für Non-<br />

Hodgkin Lymphome (NHL) bei Personen, die mehr als 20 Tage pro Jahr Herbizide<br />

anwenden [42]. Das Risiko steigt weiter an, wenn Herbizide selbst angemischt und<br />

angewendet werden (OR = 8,0; [42]).<br />

In Deutschland ergab die Gesundheitsstudie Münchehagen signifikant erhöhte Erkrankungsrisiken<br />

für Leukämien für Männer und Frauen nach Anwendung von Pestiziden<br />

in der Landwirtschaft [43]. Eine daraufhin durchgeführte, gezielte Befragung<br />

einer Untergruppe der Studienpopulation zur Erfassung der Exposition gegenüber<br />

spezifischen Klassen von Pestiziden ergab signifikant erhöhte Erkrankungsrisiken für<br />

akute Leukämien (AL) und chronische myeloische Leukämien (CML) für Männer und<br />

Frauen nach Anwendung von Herbiziden [43]. Vieles spricht dafür, daß insbesondere<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 12 von 347


die Verwendung von 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure-Derivaten mit einem erhöhten<br />

Risiko für Non-Hodgkin Lymphome verbunden ist [44-49].<br />

Da die technischen Zubereitungen dieser Herbizide bis heute in unterschiedlichem<br />

Ausmaß mit 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin kontaminiert sind, ist die Frage, inwieweit<br />

der Wirkstoff und/oder die Verunreinigung für die Karzinogenität des Produktes<br />

verantwortlich ist, weitgehend von wissenschaftlichem Interesse. Die krebserzeugende<br />

Wirkung von 2,3,7,8-TCDD gilt heute als gesichert [50]. Während die Nutzung<br />

von 2,4,5-T Anfang der 1980er Jahre weitgehend eingestellt wurde, wird das chemisch<br />

eng verwandte 2,4-D bis heute in der Landwirtschaft (Anwendung in den USA<br />

1982 7000 t, Anteil 3,5% aller Herbizide; [51]), außerdem auf Golfplätzen, an Bahndämmen,<br />

öffentlichen Wegen, in Parks und in privaten Gärten etc. verwendet [52]. In<br />

einer kanadischen Studie von McDuffie et al. in 2001 [53] wurde ein statistisch signifikant<br />

erhöhtes Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome für Männer gefunden, die gegenüber<br />

2,4-D (2,4-Dichlorphenoxyessigsäure) exponiert waren (OR=1,32; 95%KI 1,01 –<br />

1,73).<br />

Neben den Phenoxyessigsäure-Herbiziden sind vermutlich weitere Pestizide für die<br />

erhöhten Krebsrisiken bei Beschäftigten in der Landwirtschaft verantwortlich. So traten<br />

NHL nach Exposition gegenüber Organophosphaten [49, 54], Carbaryl, Chlordan,<br />

Dichlorodiphenyltrichloroethan, Diazinon, Dichlorvos, Lindan, Malathion, Nicotin, Toxaphene<br />

[37] und Triazinen auf [42, 49, 55], die chronische lymphatische Leukämie<br />

und der M.Hodgkin im Zusammenhang mit dem Einsatz von DDT [56-58]. Weichteilsarkome<br />

waren ebenso wie der M.Hodgkin mit einer Belastung durch Chlorophenole<br />

assoziiert [48, 59]. Leukämien wurden nach Exposition gegenüber Heptachlor und<br />

Organophosphaten (z.B. Crotoxyphos, Dichlorvos, Famphur) sowie Pyrethrinen beobachtet<br />

[56, 60, 61], multiple Myelome nach Verwendung von Holzschutzmitteln [62].<br />

In einer neueren Studie war das NHL-Risiko bei Landwirten dagegen deutlich im<br />

Sinne einer Dosis-Wirkungsbeziehung mit dem PCB-Blutspiegel korreliert, während<br />

DDT keine Assoziation aufwies [63].<br />

Studien zur beruflichen Expositionen gegenüber Insektiziden bzw. dem Versprühen<br />

oder der Anwendung von Insektiziden wurden 1994 von der IARC (International Agency<br />

of Research on Cancer) ausgewertet. Das IARC stuft diese berufliche Exposition<br />

in Kategorie 2A ein, d.h. eine Karzinogenität für den Menschenist wahrscheinlich,<br />

konnte aber bisher nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden [64].<br />

Bezogen auf Einzelstoffe oder -zubereitungen ist die Karzinogenität für den Menschen<br />

bisher nur für eine kleine Minderheit der in der Landwirtschaft verwendeten<br />

Pestizide erwiesen. Für eine erhebliche Anzahl weiterer Pestizide fehlen aussagekräftige<br />

Untersuchungen an menschlichen Kollektiven, jedoch existieren mehr oder<br />

weniger deutliche Hinweise auf eine karzinogene Wirkung aus in-vitro-Assays und<br />

teilweise auch aus Tierversuchen.<br />

So wird gegenwärtig noch kein bisher beurteiltes Pestizid von der International Agency<br />

for Research on Cancer (IARC) unter realistischen Expositionsbedingungen<br />

als sicher krebserregend für den Menschen klassifiziert [65]. Eine relevante Anzahl<br />

Einzelstoffe bzw. technische Zubereitungen wird jedoch in eine Gruppe von Stoffen<br />

eingeordnet, deren Karzinogenität noch unklar, mindestens aber möglich ist (Gruppe<br />

2 der IARC-Klassifikation). Innerhalb dieser Gruppe wird unterschieden zwischen<br />

Stoffen, die ”wahrscheinlich” (engl. probably; Gruppe 2A) oder nur möglicherweise<br />

(engl. possibly; Gruppe 2B) krebserregend für den Menschen sind.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 13 von 347


Kriterien für die Einstufung eines Stoffes bzw. Stoffgemisches durch die IARC umfassen<br />

die Datenlage und Plausibilität aus epidemiologischen Untersuchungen an<br />

menschlichen Kollektiven, insbesondere Kohortenstudien, sowie aus Tierversuchen<br />

und, in geringerem Maße, in-vitro-Mutagenitätsassays. Gegenwärtig werden drei<br />

pestizide Wirkstoffe als wahrscheinlich und 18 weitere als möglicherweise karzinogen<br />

eingestuft. Mit zunehmender Beobachtungszeit wird diese Zahl vermutlich weiter zunehmen.<br />

In einer erneuten Evaluation von 16 Pestiziden wurden 1991 zwei Wirkstoffe<br />

erstmals als evtl. krebserregend eingestuft (Captafol, Gruppe 2A, und Atrazin,<br />

Gruppe 2B). Gleichzeitig wurden zwei weitere in eine höhere Klasse aufgenommen<br />

(Chlordan/Heptachlor und Dichlorvos, beide von Gruppe 3 nach 2B; [65].<br />

Der in vielen Studien an Beschäftigten bei Vergleich mit der Allgemeinbevölkerung<br />

beobachtete sogenannte ”healthy worker”-Effekt tritt bei Beschäftigten in der Landwirtschaft<br />

besonders deutlich zutage. Von 13 bis 1990 durchgeführten Untersuchungen<br />

ergaben alle ein statistisch signifikant geringeres Risiko für Herzkrankheiten. Ein<br />

ähnliches Bild ergibt sich für das Krebsrisiko: Hier ergaben im gleichen Zeitraum 22<br />

von 23 Untersuchungen verringerte Risiken für Beschäftigte in der Landwirtschaft,<br />

von denen 16 statistische Signifikanz erreichten. Protektive Assoziationen mit einer<br />

Beschäftigung in der Landwirtschaft zeigen sich insbesondere für Lungen- und Blasenkrebs,<br />

sowie für Dickdarmkrebs. Diese spezifischeren Effekte sind vermutlich<br />

durch eine bedeutend geringere Prävalenz des Zigarettenrauchens bei Beschäftigten<br />

in der Landwirtschaft sowie möglicherweise durch eine ballaststoffreichere Ernährung<br />

zu erklären [66].<br />

Umso schwerer wiegen die erhöhten Risiken für die Gruppe der Tumoren des Bindegewebes,<br />

des lymphatischen Gewebes und des Knochenmarkes, sowie für bösartige<br />

Neubildungen der Prostata [67-69] und des Gehirns [70-72]. Vieles spricht dafür, daß<br />

diese Risikoerhöhungen auf Expositionen zurückgeführt werden müssen, die wenn<br />

nicht spezifisch, zumindest typisch für die Beschäftigung in der Landwirtschaft sind.<br />

1.1.4 Exposition durch Anwendungen in Wohnräumen<br />

Prävalenzstudien in Norddeutschland [73] und Missouri, USA [74], ermittelten hohe<br />

Prävalenzen von Pestizidanwendungen in der eigenen Wohnstätte (Norddeutschland:<br />

68% der Probanden; Missouri 80%), und im Garten (Missouri: 57%). Die Anwendung<br />

speziell im privaten Bereich erfolgt regelhaft unsachgemäß, die verwendeten<br />

Mengen sind häufig zu hoch und der Einsatz selten durch entsprechenden<br />

Schädlingsbefall gerechtfertigt [73].<br />

Laut Angaben des Industrieverbandes Agrar (IVA,<br />

www.iva.de/fachliches/showdok.asp?dok=40, 30.06.2003) [75] wurde in Deutschland<br />

im Jahr 2002 insgesamt eine Wirkstoffmenge von 86.808 Tonnen (t) Bioziden (bezogen<br />

auf IVA-Mitgliedsfirmen) produziert. Auf Insektizide entfallen anteilig 10.347 t<br />

(12%), auf Herbizide 21.193 t (24%) und auf Fungizide 38.677 t (45%). Weitere<br />

16.591 t (19%) entfallen auf andere biozid-wirksame Substanzen wie Molluskizide,<br />

Rodentizide etc. An Privathaushalte, so der Verband, wurden 2002 insgesamt 54 t<br />

Schädlingsbekämpfungsmittel, 7 t Ameisenmittel, 4 t Pflanzenschutzmittel und 4 t<br />

Biozide gegen Ratten und Mäuse verkauft. Für den Garten wurden an den Endverbraucher<br />

332 Tonnen Biozide verkauft. Darunter 86 t Insektizide, 46 t Fungizide,<br />

65 t Molluskizide, 3 t Wühlmausmittel und 132 t Herbizide inkl. Düngemittel mit Her-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 14 von 347


iziden. Für Insektizide, Fungizide, Molluskizide und Herbizide ist im Gartenbereich<br />

gegenüber 1997 ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen (1997: Insektizide: 81 t, Fungizide<br />

39 t, Molluskizide 38 t und Herbizide 124 t). Gleiches gilt für die Anwendung<br />

von Schädlingsbekämpfungsmitteln in Privathaushalten. Die für den Bereich der Privathaushalte<br />

verkauften Mengen liegen 1997 bei 42 t, 1999 bei 30 t, 2001 bei 46 t<br />

und im Jahre 2002 bei 54 t (abgesetzte Wirkstoffmenge, Angaben nach IVA).<br />

Der Hausstaub in den Wohnungen und Häusern stellt u.a. eine Senke für semivolatile<br />

organische Substanzen wie Pestizide dar [76]. Walker et al. [77] untersuchten<br />

1999 Staubproben aus 336 Haushalten ausgwählter Regionen in Niedersachsen und<br />

Nordrhein-Westfalen. Die Biozide Chlorpyrifos und Proxopur in 10 bzw 14%, Lindan<br />

in 20%, Permethrin in 72%, DDT und Methoxychlor in 82% und PCP in 97% der untersuchten<br />

Proben nachgewiesen. In der Pilot-Studie des “National Human Exposure<br />

Assessment Survey (NHEXAS)” in Arizona [78] wurde sowohl ein Human Biomonitoring<br />

durchgeführt als auch Proben von Innenraum- und Außenluft, Haustaub und der<br />

das Haus umgebenden Erde genommen. In 88% der Staubproben vom Fußboden<br />

der Innenräume wurde Chlorpyrifos und in 53% der Proben Diazinon nachgewiesen.<br />

In der Innenraumraumluft wurde in 65% der Proben Chlorpyrifos und 63% der Proben<br />

Diazinon gemessen. In Wischproben von Händen der Bewohner der untersuchten<br />

Haushalte waren bei über 30% Chlorpyrifos und Diazinon nachweisbar. In Minnesota<br />

wurden als <strong>Teil</strong> des “National Human Exposure Assessment Survey (NHE-<br />

XAS)” [79] in einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe die Lagerung und der Einsatz<br />

von Pestiziden in 308 Haushalten mit Kindern untersucht. Pestizidwirksame Produkte<br />

wurden in 97% der Haushalte vorgefunden und in Interviews mit dem Bewohnern für<br />

88% der Haushalte auch die Anwendung der Produkte berichtet.<br />

In Deutschland wurde in den Jahren 1985/86 (nur alte Bundesländer), 1990/91 (alte<br />

Bundesländer) und 1991/92 (neue Bundesländer) jeweils ein Umwelt-Survey durchgeführt.<br />

In den Haushalten von ca. 1600 zufällig ausgewählten Erwachsenen im Alter<br />

zwischen 25 und 69 Jahren wurden im Rahmen dieser Surveys Hausstaubproben<br />

gesammelt. In ihrer Untersuchung von 1998 berichten Friedrich et al. [80] über die<br />

Messungen von Pyrethroiden und Piperonylbutoxid (PBO). Rund 90% der Staubproben<br />

aus dem Survey von 1991/92 wiesen Permethringehalte oberhalb der Bestimmungsgrenze<br />

auf. Der geometrische Mittelwert von Permethrin im Hausstaub war<br />

0,22 mg/kg. Die Pyrethroide Cyfluthrin, λ-Cyhalothrin, Cypermethrin, α-Cypermethrin,<br />

Deltamethrin, Empenthrin und d-Phenothrin wurden in ca. 8 % der Proben nachgewiesen.<br />

Ein Vergleich der in den Surveys von 1985/86 und 1990/91 in alten Bundesländern<br />

ermitteln Meßwerte ergab eine signifikante Zunahme des Permethringehaltes,<br />

die PBO-Konzentration (Wirkungsverstärker) blieb konstant. Das Institut für<br />

Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Bundesgesundheitsamtes kommt 1994 in einer<br />

Übersicht zu Pyrethroiden im Hausstaub auf der Basis des Umweltsurveys zu<br />

dem Schluß, dass photolabile Pyrethroide auch in Innenräumen relativ schnell abgebaut<br />

werden [81]. Zu den photolabilen Pyrethroiden zählen die Chrysanthematen wie<br />

z.B. Allethrin, Tetramethrin, Cyphenothrin und Pyrethrin. Bei den Pyrethroide dagegen,<br />

die wegen ihrer höheren Persistenz auch in der Landwirtschaft eingesetzt werden<br />

(z.B. Permethrin, Cypermethrin, Deltamethrin, Cyfluthrin), kann von einer langen<br />

Verweildauer in Innenräumen ausgegangen werden, da in den Räumen kein direkter<br />

Photoabbau durch intensives Sonnenlicht stattfindet, eine Verflüchtigung über die<br />

Gasphase wegen geringer Dampfdrücke nur langsam erfolgt und eine Verdünnung<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 15 von 347


über einen Staubtransport nicht effektiv genug wirkt, um die Belastung des Innenraumes<br />

deutlich zu vermindern.<br />

Heudorf und Angerer [82] untersuchten 1998 Urinproben und Hausstaubproben von<br />

1,177 Personen (davon 331 Kinder unter 6 Jahren) auf Metaboliten von Pyrethroiden,<br />

die in Frankfurt am Main Häuser bewohnten, die von amerikanischen Militäreinheiten<br />

übernommen wurden. Die Innenräume dieser Häuser waren regelmäßig während<br />

der Nutzung durch das amerikanische Militär (bis 1994) mit Pestiziden behandelt<br />

worden. Die Bewohner berichteten keine Anwendungen von Pestiziden im Beruf<br />

oder in den Innenräumen. Trans-Cl2CA, ein Metabolite von Permetrhin, Cypermethrin<br />

und Cyfluthrin, wurde in 65% der Urinproben nachgewiesen. Die Metabolitkonzentrationen<br />

von Kindern unterschieden sich nicht von denen der Erwachsenen. Eine Korrelation<br />

zwischen den Metabolitkonzentrationen im Urin und den Meßwerten im<br />

Hausstaubproben wurde nicht gefunden. In einer weiteren Untersuchung stellen die<br />

Autoren fest [83], dass das Muster der gefundenen Pyrethroid-Metaboliten im Urin<br />

den Rückschluß zuläßt, dass die Pyrethroide von den Probanden vermutlich mit der<br />

Nahrung aufgenommen wurden. Eine Abhängigkeit der Konzentration der Pyrethroidmetaboliten<br />

vom Alter der untersuchten Probanden oder von deren Rauchverhalten<br />

wurde nicht beobachtet. Heudorf und Angerer [84] untersuchten die gleiche<br />

Population auch auf Konzentrationen von Metaboliten von pestizidwirksamen Organophosphaten<br />

im Urin. In diesen <strong>Teil</strong> des Untersuchungsprogramm wurden 1146<br />

Personen aus der ehemaligen Militärsiedlung eingebunden. Insbesondere Chlorpyrifos<br />

wurde durch das US-amerikanische Militär in den Häusern zur Prophylaxe eingesetzt.<br />

In dieser Untersuchung mit freiwilligen Probanden wurden weder bei den Kindern<br />

noch bei den erwachsenen <strong>Teil</strong>nehmern Hinweise für eine erhöhte innere Exposition<br />

durch die etwa 4 Jahre zurückliegenden Anwendungen gefunden. Die beobachteten<br />

Konzentrationen von Metaboliten in den Urinproben entsprechen den für<br />

Deutschland veröffentlichten Referenzwerten.<br />

Kieszak et al. (2002) [85] berichten, dass in ihrer Untersuchung eine höherer geometrischer<br />

Mittelwert für Konzentrationen von im Haushalt üblichen Pestiziden (Insektenspray,<br />

Unkrautvernichtungsmittel, Mottenkugeln) bzw. den Metaboliten der<br />

Pestizide im Urin für die Probanden nachgewiesen wurde, die eine aktive Anwendung<br />

dieser Substanzen berichtet hatten. Ein Assoziation zwischen der berichteten<br />

Nahrungsaufnahme und den Konzentrationen von Pestiziden in den Urinproben wurde<br />

nicht nachgewiesen.<br />

Eine im Rahmen der Gesundheitsstudie Münchehagen durchgeführte Befragung einer<br />

Untergruppe der Studienpopulation zur Erfassung von Pestizidexposition in der<br />

Landwirtschaft ergab signifikant erhöhte Erkrankungsrisiken für Leukämien und<br />

chronische myeloische Leukämien (CML) für Männer und Frauen nach Anwendung<br />

von Herbiziden. Für Frauen alleine und beide Geschlechter zusammen waren zudem<br />

die Risiken häuslicher Insektizidanwendungen für die chronische lymphatische Leukämie<br />

(CLL) und akute Leukämien (AL) signifikant erhöht [43, 73]. Eine Validierungsstudie<br />

[73], die im Anschluß an diese Untersuchung durchgeführt wurde, stützt<br />

die Befunde. In der Validierungsstudie wurde für Frauen, die während der Anwendung<br />

Insektizide eingeatmet hatten, ein erhöhtes, jedoch statisch nicht signifikantes<br />

Risiko für akute Leukämie von 1,6 beobachtet (95% KI 0,72 – 3,50). Ebenfalls erhöhte,<br />

nicht signifikante Risiken wurden für die Kontaktarten “Hände benetzt” (OR=1,5;<br />

KI 0,60 – 3,49) und “Flecken auf der Kleidung” (OR=2,56; KI 0,23 – 27,98) boebach-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 16 von 347


tet. Auch für die chronisch lymphatische Leukämie wurden für den direkten Kontakt<br />

mit Insektizid bzw. Holzschutzmitteln erhöhte, jedoch nicht signifikante OR gefunden.<br />

Daß die Exposition innerhalb der häuslichen Umgebung zu einem erhöhten Risiko für<br />

maligne hämatologische Erkrankungen führen kann, zeigen auch Untersuchungen<br />

an Haustieren. In einer Fall-Kontrol-Studie mit Hunden [52], für die für die Fälle in<br />

einem Veterinärkrankenhaus eine histologisch be-stätigte Diagnose eines Lymphoms<br />

gestellt wurde (N=491) und einer nach Alter gematchten Kontrollgruppe von Hunden<br />

(N=945), die im selben Tierkrankenhaus betreut wurden, jedoch andere Diagnosen<br />

aufwiesen, wurden die Hundehalter interviewt zu: Tierhaltung, demographische Angaben<br />

zum Tierhalter und den weiteren Familienmitgliedern, dem privaten Einsatz<br />

von Pestiziden im Haushalt sowie zur Behandlung von Tierparasiten sowie zur Anwendung<br />

von Pestiziden und Herbiziden im Garten und auf dem Grundstück, wo der<br />

Hund sich aufhielt. Die Untersuchung zeigte ein erhöhtes Risiko von 1,3 (95% KI<br />

1,04 – 1,67) bei Anwendung von 2,4-D auf dem Rasen des Grundstückes. Das Risiko<br />

stieg mit der Häufigkeit der Anwendungen an. In einer weiteren Fall-Kontroll-<br />

Studie zum Lymphomrisiko bei Hunden von Gavazza et al. [86] wurden signifikant<br />

erhöhte Risiken für die Wohnnähe zu Industriegebieten (OR = 8,5; 95% KI 2,3-30,9)<br />

und für den Einsatz von Chemikalien (Farben, Lösungsmittel) durch den Besitzer<br />

(OR = 4,6; 95% KI 1,7 – 12,6) gefunden. Die Variablen für Tierbehandlungen und<br />

Pestizideinsatz waren in dieser Studie nicht informativ. Dennoch geben beide Studien<br />

weitere Hinweise auf mögliche Zusammenhänge zwischen Biozidbelastung<br />

bzw. Belastung durch chemische Substanzen in der häuslichen Umgebung und der<br />

Erkrankung an malignen Lymphomen, da Lymphomerkrankungen bei Hunden als<br />

“Anzeiger (engl. Sentinel)” für mögliche Risiken beim Menschen angesehen werden<br />

können.<br />

1.1.5 Exposition von Kindern<br />

Kinder gelten als die gegenüber toxischen Umwelteinflüssen sensitivste Altersgruppe.<br />

Bei der Exposition gegenüber Bioziden muß zusätzlich berücksichtigt werden,<br />

daß neben der direkten Expositon des Kindes selbst auch vorgeburtliche Einflüsse<br />

risikorelevant sein können. Ergebnisse aus Studien zu präkonzeptioneller und pränataler<br />

Exposition zeigen erhöhte Risiken für Krebserkrankungen für Kinder, deren Eltern<br />

beruflich gegenüber Bioziden exponiert waren oder zur Zeit der Schwangerschaft<br />

sowie im frühen Säuglingsalter Pestizide in der Lebensumgebung des Kindes<br />

angewendet hatten.<br />

1.1.5.1 Präkonzeptionelle und pränatale Exposition<br />

In einer finnischen Studie wurden 1981 erhöhte Krebsrisiken für Kinder berichtet, deren<br />

Eltern präkonzeptionell oder während der Schwangerschaft beruflich mit Pestiziden<br />

belastet waren [87]. Bei Müttern und Vätern standen dabei Tätigkeiten in der<br />

Landwirtschaft, bei Vätern weiterhin das Führen von Kraftfahrzeugen, Reparieren<br />

von Maschinen, Malen und Anstreichen sowie akademische Berufe im Vordergrund.<br />

Eine Fall-Kontroll-Studie in Texas, USA, fand dagegen keine erhöhten Risiken für<br />

kindliche maligne Erkrankungen durch berufliche Belastung der Eltern mit verschiedenen<br />

Kohlenwasserstoffen, vor allem in Raffinerien der chemischen Industrie [88].<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 17 von 347


Eine neuere Studie zeigte eine schwache Assoziation zwischen einer beruflichen<br />

Pestizidbelastung der Eltern und kombinierten Fehlbildungen der Kinder. Die höchsten<br />

Risiken wurden sowohl für die Mütter als auch für die Väter für eine Exposition<br />

gegenüber Herbiziden beobachtet (Väter 1,9; 95% KI 0,7-4,8; Mütter 1,6; 95%KI 0,3-<br />

8,9; [89]). In einer ökologischen Studie in Norwegen waren erhöhte Risiken für Krebs<br />

im frühen Kindesalter mit elterlicher Pestizidbelastung assoziiert, Krebs im späteren<br />

Kindesalter dagegen mit Schweine- und Hühnerhaltung [90]. In einer Studie von<br />

Feychting et al. [91] wurde ein erhöhtes Risiko von RR= 2,36 (95%KI 1,27 – 4,39) für<br />

Tumoren des Nervensystems bei elterlicher beruflicher Exposition gegenüber Pestiziden<br />

kurz vor der Konzeption des Kindes gefunden. Eine Assoziation zwischen kindlichen<br />

Leukämien und elterlicher beruflicher Exposition gegenüber Pestiziden konnte<br />

dagegen in dieser Studie nicht gezeigt werden. Ein erhöhtes Leukämierisiko beobachteten<br />

Feychting et al. für Kinder, deren Väter in der präkonzeptionellen Phase<br />

beruflich mit Holz arbeiteten (RR=2,18; 95%KI 1,26 – 3,78).<br />

Lowengart et al. fanden 1987 [92] erhöhte Leukämie-Risiken für Kinder, deren Eltern<br />

während der Schwangerschaft oder während im Säuglingsalter des Kindes Pestizide<br />

im Haus (OR=3,8; KI 1,37 – 13,02; p=0,004) oder im Garten (OR=6,5; KI 1,47 –<br />

59,33; p=0,007) angewendet hatten. Daniels et al. [93] berichten für den Gebrauch<br />

von Pestiziden im Haus und im Garten ein erhöhtes Neuroblastom-Risiko. Im Vergleich<br />

zwischen Säuglingen (jünger als 1 Jahr bei Diagnosestellung) und Kindern von<br />

mindestens einem Jahr bei Diagnosestellung wurde für die Anwendung von Pestiziden<br />

im Garten ein höheres Risiko für die Kinder gefunden, die bei Diagnosestellung<br />

mindestens schon ein Jahr alt waren (OR=2,2; 95%KI 1,3 – 3,6). Das Risiko für Pestizidanwendungen<br />

im Garten lag für die Gruppe Diagnosestellung im Säuglingsalter<br />

(< 1 Jahr) bei OR=1,0 (95% KI 0,6 – 2,0).<br />

Ein Review von 31 bis zum Jahr 1996 publizierten Studien zeigte erhöhte Risiken für<br />

Leukämien und Hirntumore sowie Wilms-Tumoren, Ewing Sarkome und Keimzelltumoren<br />

für Kinder, deren Eltern beruflich oder privat gegenüber Pestiziden exponiert<br />

waren. Auch das Wohnen auf einem Bauernhof war mit erhöhten Risiken assoziiert.<br />

Studien mit genauerer Expositionserfassung zeigten dabei tendenziell höhere Risiken<br />

[94], ein Befund, der auch in Studien an Beschäftigten in der Landwirtschaft häufig<br />

beobachtet wurde und für einen realen ätiologischen Zusammenhang spricht [95].<br />

Buckley et al. untersuchten 2000 den Zusammenhang zwischen Pestizidexposition<br />

und Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) bei Kindern [96]. Signifikant erhöhte Risiken für<br />

NHL wurden für Kammerjägereinsätze im Haus während der Schwangerschaft<br />

(OR=2,98; p=0,002) und die Exposition der Kinder gegenüber Pestiziden im frühen<br />

Säuglingsalter (berichtet von der Mutter; OR=2,35; p=0,001) gefunden. Das Risiko<br />

für ein Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) stieg in dieser Studie mit der Häufigkeit der für<br />

die Haushalte berichteten Anwendungen an (p für Trend = 0,05).<br />

1.1.5.2 Exposition im Kindesalter<br />

Mehrere Fall-Kontroll-Studien aus den USA ergaben signifikant erhöhte Risiken für<br />

maligne Erkrankungen bei Kindern, deren Eltern während oder nach der Schwangerschaft<br />

der Mutter Pestizide in Innenräumen oder im Garten angewendet hatten [97,<br />

98].<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 18 von 347


Eine Assoziation zwischen kindlichen Lymphomen und Pestizid-Einsatz in der Wohnung<br />

wurde auch in einer Fall-Kontroll-Studie (Westdeutschland) des Mainzer Kinderkrebsregisters<br />

beobachtet [99]. Das Risiko für Kinder nach Einsätzen von professionellen<br />

Schädlingsbekämpfern (Kammerjägereinsatz in der Zeit zwischen Geburt<br />

und Erstdiagnose) im Haushalt an einem Lymphom zu erkranken, war mit einem<br />

Odds Ratio von 2,6 (95%KI 1,2 – 5,7) deutlich erhöht. Weiterhin fanden die Autoren<br />

ein mit der Häufigkeit der Anwendungen von Haushaltsinsektiziden in der Wohnung<br />

ansteigendes Risiko für diese Erkrankung (p für Trend =0,02). Das Wohnen auf einem<br />

Bauernhof (zwischen Geburt und Erstdiagnose), auf dem Pestizide in der<br />

Landwirtschaft eingesetzt wurden, war in dieser Untersuchung schwächer mit einem<br />

Risiko für kindliche Leukämien assoziiert (OR=1,5; 95%KI 1,0- 2,2). Für die Anwendung<br />

im Garten dagegen wurde kein Leukämie-Risiko beobachtet (OR=1,0; KI 0,8 –<br />

1,2). In einer vorangegangenen Untersuchung 1996 [100] wurde in einer Fall-<br />

Kontroll-Studie in Niedersachsen für Kinder mit Leukämie im Vergleich zu lokalen<br />

Kontrollen eine positive, statistisch jedoch nicht signifikante Assoziation zwischen<br />

elterlicher beruflicher Exposition gegenüber Pestiziden, insbesondere Arbeit in der<br />

Landwirtschaft, beobachtet. Eine signifikantes Risiko wurde hier für Pestizid-<br />

Anwendungen im Garten gefunden (OR=2,52; 95% KI 1,0 – 6,1).<br />

In einem biologischen Monitoring mit Vorschulkindern von Lu et al. (2001) [101] wurden<br />

bei Kindern, deren Eltern berichteten, Pestizide im Garten angewendet zu haben,<br />

signifikant höhere Konzentrationen von Metaboliten von Organophosphaten gefunden<br />

(0,19 vs. 0,09 µmol/L Urin für Dimethylmetaboliten, p=0,05; 0,04 vs. 0,03<br />

µmol/L Urin für Diethylmetaboliten, p=0,02). Eine Biomonitoring-Untersuchung von<br />

Karmaus et al. (2001) [102] mit 350 Schulkindern (Alter: ca. 7 Jahre) zeigte für Organochlorine<br />

eine ausgeprägte Dosiswirkungs-Beziehung zwischen der Konzentration<br />

von DDE (DDT-Metabolit), Lindan und PCBs im Blut und der Dauer des Stillens.<br />

Wenn die Kinder mehr als 12 Wochen lang gestillt worden waren, waren die Konzentrationen<br />

von DDE, β-HCH, HCH (Lindan) und für die Summe der PCBs im Blut<br />

dieser Kinder im Vergleich zu Kindern, die nicht gestillt worden waren, nahezu doppelt<br />

so hoch. Ein Zusammenhang zwischen der der Organochlorin-Konzentration im<br />

Gesamtblut und dem Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft wurde von<br />

den Autoren nicht beobachtet.<br />

Als <strong>Teil</strong> des “National Human Exposure Assessment Survey (NHEXAS)” der USA<br />

wurde im Staat Minnesota von Adgate et al. [79] untersucht, wie in Haushalten mit<br />

Kindern im Alter von 3 bis 13 Jahren Pestizide gelagert und angewendet wurden. In<br />

diesem <strong>Teil</strong> des NHEXAS, der Minnesota Children’s Pesticide Exposure Study<br />

(MNCPES) wurden in 97,6% aller Haushalte mit Kindern Produkte mit pestizidwirkenden<br />

Substanzen gelagert und für 88,4% der Haushalte wurde angegeben, daß<br />

diese in dem der Untersuchung vorangegangenen Jahr angewendet wurden. 49%<br />

der in den Haushalten genutzten Pestizide waren Insektizide, 27% waren den Insekten-Repellents<br />

zuzuordnen und 18% den Herbiziden. In Deutschland werden in ca.<br />

65 % aller Privathaushalte freiverkäufliche Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel<br />

eingesetzt [77].<br />

Bass et al. fanden in ihrer Untersuchung zum Anwenderverhalten in einer Gemeinde<br />

in Arizona (USA), daß in 70% der Haushalte, in denen Kinder unter 10 Jahren lebten<br />

und mindestens einmal in den vorangeganen sechs Monaten Pestizide eingesetzt<br />

wurden, die Küche der häufigste Einsatzort von Pestiziden war. [103]. Allerdings ist<br />

diese Studie nur bedingt auf die Verhältnisse in Norddeutschland zu übertragen, da<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 19 von 347


sie im Süden der USA (Arizona) durchgeführt wurde und u.a. die klimatischen Bedingungen<br />

und die Insektenfauna sehr unterschiedlich im Vergleich zu der in Deutschland<br />

sind. Eine Studie zum Biozideinsatz in privaten Haushalten in Niedersachsen<br />

zeigte, daß in deutschen Privathaushalten in den meisten Fällen Lästlinge und nicht<br />

Schadinsekten bekämpft werden. In der Biozid-Studie betrafen 41% der Insektizidanwendungen<br />

die Bekämpfung von Fliegen, 29% der Anwendungen richteten sich<br />

gegen Mücken, nur 0,8% der Anwendungen waren gegen Schaben gerichtet [73].<br />

Aus diesem Anwendungsspektrum kann geschlossen werden, daß auch in Deutschland<br />

in der Mehrzahl die eigentlichen Wohnräume behandelt werden, die gleichzeitig<br />

die Haupt-Aufenthaltsräume der Kinder darstellen.<br />

Im Zusammenhang mit kindlichen Leukämien fanden Ma et al. (2002) [104] im Rahmen<br />

der Northern California Childhood Leukemia Study (NCCLS) verschiedene kritische<br />

Zeitfenster im Kindesalter, in dem die Kinder offenbar ein höheres Risiko haben,<br />

durch die Exposition gegenüber den verschiedenen Pestiziden an einer Leukämie<br />

zu erkranken. Diese Untersuchung mit 162 Fällen und 162 gematchen Kontrollen<br />

im Alter zwischen 0 und 14 J. zeigte für Kinder im zweiten Lebensjahr das höchste<br />

Leukämierisiko mit einem OR von 3,6 (95%KI 1,6-8,3) für die Exposition gegenüber<br />

Pestiziden aus Einsätzen von professionellen Schädlingsbekämpfern. Für die Exposition<br />

gegenüber Insektiziden war die Zeit der Schwangerschaft als Expositionszeitraum<br />

mit dem höchsten Risiko assoziiert (OR=2,1; 95%KI 1,3 – 3,5). Für Herbizide<br />

wurde insgesamt nur eine schwache, nicht signifikante Assoziation gefunden. Die<br />

Exposition gegenüber Innenraumpestiziden war mit einem erhöhten Leukämierisiko<br />

für Kinder verbunden, für Mittel für Anwendungen außerhalb des Hauses wurde dagegen<br />

keine signifikante Assoziation beobachtet.<br />

1.1.6 Methodische Problematiken bei der Expositionsermittlung<br />

Eine wesentliche Problematik bei der Risikoabschätzung im Bereich der Pestizide<br />

besteht darin, daß in epidemiologischen Studien nur selten stoffspezifisch untersucht<br />

werden kann. In der Anwendungspraxis besteht zunächst eine Exposition gegenüber<br />

technischen Zubereitungen. In der Regel werden außerdem von einer Person parallel<br />

oder nacheinander mehrere verschiedene Pestizide angewendet, so daß, beispielsweise<br />

im Zusammenhang mit Phenoxyessigsäuren häufig gleichzeitige Belastungen<br />

mit Triazinen, Amitrol und anderen, vermutlich ebenfalls krebserzeugenden<br />

Zubereitungen vorliegen. Nur in Ausnahmefällen lassen sich diese Expositionen getrennt<br />

analysieren. In einer Metaanalyse von Fall-Kontroll-Studien aus drei Staaten<br />

des Mittleren Westens der USA wurde eine statistisch signifikante Odds Ratio für die<br />

Verwendung von Atrazin beobachtet (OR 1,4; 95% Konfidenzintervall 1,1-1,8). In der<br />

multivariaten Analyse ließ sich das erhöhte Risiko jedoch zum größten <strong>Teil</strong> alternativ<br />

durch die parallele Verwendung von 2,4-D und Insektiziden aus der Gruppe der Organophosphate<br />

erklären ( [105], siehe auch [106]).<br />

Trotz der ubiquitären Kontamination der Umweltmedien bestehen daher bis heute<br />

erhebliche Wissens- und Forschungsdefizite bei der Beurteilung der Karzinogenität<br />

ehemals oder noch gegenwärtig gebräuchlicher Pestizide. Mögliche Mechanismen<br />

umfassen die direkte Interaktion mit dem genetischen Material auf Ebene der DNA<br />

(Mutagenität) bzw. der Chromosomen (Clastogenität) sowie promovierende Wirkungen<br />

(sog. Co-Karzinogenese). In mehreren jüngeren Studien an beruflich exponierten<br />

Kollektiven wurden signifikant erhöhte Raten von strukturellen Chromosomenaberrationen<br />

beobachtet [107-111]. Diese Chromsomenveränderungen haben in der<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 20 von 347


Regel keinen eigenen Krankheitswert. Aus prospektiven Kohortenstudien ist heute<br />

jedoch bekannt, daß chromosomale Veränderungen als prädiktiv für das spätere Auftreten<br />

einer klinisch manifesten Krebserkrankungen angesehen werden können [112-<br />

117].<br />

Ein weiteres methodisches Problem stellt die Möglichkeit dar, daß individuelle Unterschiede<br />

in der Empfänglichkeit gegenüber der karzinogenen Wirkung einiger Pestizide<br />

bestehen könnten. Erste epidemiologische Hinweise liegen vor: Zahm et al. berichten,<br />

daß in einer Reanalyse ihrer Nebraska-Studie [49] das NHL-Risiko für Frauen<br />

mit persönlichem Umgang mit Insektiziden zwischen 0,6 bei Frauen ohne Krebsfall<br />

in der Verwandtschaft und 5,8 (p


1.2 Spezifikation der Haupthypothese <strong>II</strong> der NLL<br />

Hypothese <strong>II</strong>: Die Exposition gegenüber Pestiziden führt zu einem erhöhten Leukämie-<br />

und Lymphomrisiko.<br />

Explorative Analysen werden im Bereich der Hypothese <strong>II</strong> für eine Reihe von Unterhypothesen<br />

durchgeführt. Diese betreffen:<br />

• Exposition in Innenräumen (akute Exposition durch Anwendung von Insektiziden<br />

und Holschutzmitteln, chronisch niederschwellige Exposition durch mit Insektiziden<br />

oder Holzschutzmitteln behandelte Innenräume)<br />

• Einsatz im Außenbereich (akute Exposition durch Anwendungen im Garten)<br />

• Exposition durch Anwendungen in der Umgebung (Landwirtschaft, Baumschulen,<br />

Bahndämme)<br />

• Anwendungen gegen Parasiten bei Haustieren<br />

• Behandlungen gegen Kopfläuse<br />

• Exposition gegenüber Pestiziden im beruflichen Umfeld<br />

• Geschlechtsunterschiede<br />

1.2.1 Operationalisierung der Exposition gegenüber Pestiziden<br />

Die Exposition gegenüber Pestiziden wird in der NLL über die im privaten und beruflichen<br />

Bereich lebenslang akkumulierte Exposition gegenüber Stoffen operationalisiert,<br />

die spezifisch zur Schädlingsbekämpfung, als Herbizid, als Holzschutzmittel<br />

oder zur Bekämpfung von Tierparasiten verwendet werden. Eine weitere Dimension<br />

umfaßt die Exposition gegenüber potientiellen Emittenten von Pestiziden, deren Exposition<br />

über Abstände zu den Emittenten bzw. auf Gemeindeebene (Gesamtexposition<br />

gegenüber Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden aus der Landwirtschaft) operationalisiert<br />

wurden.<br />

1.2.2 Quantifizierung der lebenslangen Exposition gegenüber Pestiziden<br />

Exposition durch Anwendungen im Haushalt und im Garten<br />

Die Quantifizierung für die berufliche Exposition und die Exposition durch Anwendungen<br />

in den Haushalten erfolgte in der NLL nach den Angaben der Probanden auf<br />

gezielte Fragen in den standardisierten Interviews. Aus der "Nachbefragung Biozide"<br />

[73] zur "Gesundheitsstudie Münchehagen" [43] liegen im Studienzentrum der NLL<br />

Erfahrungen mit der Expositionserfassung im Bereich Pestizide durch standardisierte<br />

Interviews vor. Die Quantifizierung erfolgte getrennt nach beruflicher und privater Belastung<br />

sowie in aufeinander aufbauenden Stufen zunehmender Detaillierung.<br />

Bei der Quantifizierung wurden die nachfolgend aufgeführten Dimensionen systematisch<br />

berücksichtigt:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 22 von 347


- Zweck des Einsatzes, beispielsweise als Insektizid zur Insektenvertilgung oder<br />

zur Abwehr von Stechmücken, Fliegen oder anderen Lästlingen, als Holzschutzmittel<br />

oder zur Behandlung von Tierflöhen bzw. Kopfläusen<br />

- Einsatz der Mittel im Freien bzw. in Innenräumen<br />

- Anzahl und Art der behandelten Räume bzw. Flächen<br />

- Physikalische bzw. chemische Form, in der die Anwendung vorgenommen wurde<br />

(verdampfen, versprühen etc.)<br />

- Häufigkeit der Anwendungen<br />

- ob und ggf. welche persönlichen Schutzmaßnahmen gegen eine Exposition<br />

getroffen wurden<br />

- ob der Proband selbst das Mittel angewendet hat, mit dem Mittel in Kontakt<br />

gekommen ist sowie die Art dieser Kontakte<br />

- Dekontamination (Maßnahmen zur Entfernung des Mittels oder von rückständen<br />

nach der Anwendung).<br />

Die Anwendung von Insektiziden in der Wohnung wurde in der NLL ebenso wie die<br />

Fragen nach eigenem Garten und Benutzung von Pestiziden im Garten lebenslang in<br />

den Wohn- bzw. Gartenphasen abgefragt. Die Fragen sind aus dem standardisierten<br />

Interview zur ”Nachbefragung Biozide” entnommen und haben sich in dieser Studie<br />

bereits zur Erfassung der Expositionen bewährt. Behandlungen von Haustieren zur<br />

Bekämpfung von Tierparasiten und Anwendungen gegen Kopfläusen in den Haushalten<br />

wurden in separaten Interviewabschnitten spezifisch erfaßt. Eine detaillierte<br />

Beschreibung der Bildung der einzlenen Expositionsscores folgt im Abschnitt Methoden.<br />

1.2.2.1 Abstände zu potentiellen Emittenten in der Umgebung<br />

Für die Berechnung des Abstandes zwischen Wohn- und Arbeitsorten der Probanden<br />

und Baumschulen bzw. Bahndämmen wurden zunächst die Gauß-Krüger-<br />

Koordinaten (GKK) der Adressen der der Probanden ermittelt. Einbezogen wurden<br />

die Adressen von Wohn- und Arbeitsphasen (Haupttätigkeiten), die länger als ein<br />

Jahr andauerten und das Kalenderjahr 1956 einschlossen bzw. nach 1956 begannen.<br />

Weiterhin wurden anhand der geographischen Informationssysteme (GIS) auch die<br />

GKK der Adressen der Baumschulen in Norddeutschland bestimmt. Anhand der<br />

Gauß-Krüger-Koordinaten (GKK) der Baumschulen und der GKK der Adressen der<br />

Probanden wurden die Abstände zwischen dem Wohn- bzw. Arbeitsplatz des Probanden<br />

und den umliegenden Baumschulen berechnet. In die Analysen wurden Abstände<br />

von bis zu einem Kilometer (1000m einschließlich) zwischen GKK der Wohnoder<br />

Arbeitsadresse des Probanden und GKK der Baumschulen einbezogen.<br />

Anhand des geographischen Informationssystem ATKIS wurde ermittelt, ob die GKK<br />

der Adressen der Probanden (wohn- und Arbeitsorte) einer Zone von 0-50m Abstand<br />

zu Bahndämmen des norddeutschen Schienennetzes zuzuordnen sind. Innerhalb<br />

dieser 50m-Zone, so wurde festgelegt, sind die Probanden mit der größten Wahrscheinlichkeit<br />

einer möglichen Drift von Bioziden ausgesetzt, die von der Bahn eingesetzt<br />

werden, um die Gleise von Bewuchs freizuhalten.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 23 von 347


Anhand von Angaben der zuständigen Behörden wurde für jede Gemeinde des Studiengebietes<br />

(2 Landkreise in Niedersachsen: Harburg, Lüneburg; 4 Landkreise in<br />

Schleswig-Holstein: Steinburg, Pinneberg, Stormarn, Hzgt. Lauenburg) ein Gesamtscore<br />

für die Exposition gegenüber in der Landwirtschaft eingesetzten Herbiziden,<br />

Pestiziden und Fungiziden jeweils für die Zeiträume von 1979 – 1983, 1984 – 1987,<br />

1988 –1991, 1992 – 1995 und 1996 – 1999 ermittelt.<br />

Eine detaillierte Beschreibung der Bildung der Scores für die Expositionen aus der<br />

Umwelt folgt im Abschnitt Methoden.<br />

1.2.2.2 Exposition im Beruf<br />

Berufliche Pestizidexpositionen wurden für die Analysen zunächst auf der Basis jeder<br />

einzelnen Arbeitsplatzphase Berufs- und Branchen-kodiert. Die Kodierung des Berufes<br />

sowie die der speziellen Tätigkeit (Aufgabenbereich) eines Probanden erfolgte für<br />

jeder der Berufsphasen anhand der ”Internationalen Standardklassifikation der Berufe”<br />

[120]. Die Klassifikation ist die deutsche Übersetzung des ISCO-Kodes “International<br />

Standard Classification of Occupations (ISCO)” Revised Edition 1968, International<br />

Labour Office (ILO). Die Branche wurde auf der Basis der europäischen Systematik<br />

NACE (Nomenclature statistique des Activités économiques dans la Communauté<br />

Européenne), Revision 1, kodiert. Die in der NLL genutzte, deutschsprachige<br />

Fassung der Systematik hat den Titel “Klassifikation der Wirtschaftszweige mit Erläuterungen”<br />

[121]. Um die berufliche Exposition der Probanden zu quantifizieren, wurde<br />

in der NLL die Pannett–Matrix [122] angewendet. Eine detaillierte Beschreibung der<br />

Bildung der Scores für die berufliche Exposition folgt im Abschnitt Methoden.<br />

2 Material und Methoden<br />

2.1 Kategorisierung der Zieldiagnosen der NLL<br />

Die Zielerkrankungen der NLL umfassen eine heterogene Gruppe bösartig verlaufender<br />

klonaler Neubildungen des blutbildenden und Immunsystems. Den Analysen<br />

der Haupthypothese <strong>II</strong> liegt dieselbe Kategorisierung der Zieldiagnosen zugrunde wie<br />

den Analysen zu Haupthypothese I “Radioaktive Nuklide aus Emissionen von Atomanlagen”<br />

(siehe <strong>Ergebnisbericht</strong> <strong>Teil</strong> I, Seite 25 ff.).<br />

Die Riskoschätzungen erfolgten gemäß den Festlegungen für die Subgruppen der<br />

Aggregationsebenen I – <strong>II</strong>. In der Aggregationsebene I sind die Berechnungen des<br />

Risikos für die Einzelentitäten der akuten lymphatischen Leukämie (ALL), der akuten<br />

nicht-lymphatischen Leukämie (ANLL), der chronisch nicht-lymphatischen Leukämie<br />

(CNLL), des Multiplen Myeloms/Plasmozytoms (MM), des niedrigmalignen Non-<br />

Hodgkin-Lymphoms einschließlich der CLL (NHLNC) und des hoch malignen Non-<br />

Hodgkin-Lymphoms (NHLH) durchgeführt worden. In der Aggregationsebene <strong>II</strong> wurden<br />

lymphatische (ALL, MM, NHLNC, NHLH) und nicht-lymphatische (ANLL, CNLL)<br />

Einzelentitäten zusammengefaßt und jeweils ein Modell für diese umfassenderen<br />

Ober-Kategorien angepaßt. Zusätzlich wurde eine Auswertung für die Aggregationsebene<br />

<strong>II</strong>I durchgeführt, in der alle Zielerkrankungen der NLL zusammengefaßt sind.<br />

Diese Ergebnisse besitzen lediglich einen orientierenden Charakter, da die Fälle hämatologisch-biologisch<br />

zu heterogen sind. Die Auswertungen können im Sinne einer<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 24 von 347


Sensitivitätsanalyse zusätzlich herangezogen weren, da hier die größtmöglich Anzahl<br />

Fälle zusammen ausgewertet wurde.<br />

2.2 Matching<br />

Im Studiendesign der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) war der<br />

Einschluß von 1.500 inzidenten Fällen vorgesehen. Die Fallprobanden wurden von<br />

ihren behandelnden Ärzten über die Studie informiert und um die <strong>Teil</strong>nahme gebeten.<br />

Jedem Fall wurden mindestens zwei alters- und geschlechtsgleiche Kontrollprobanden<br />

gegenüber gestellt. Repräsentative Kontrollen wurden zufällig aus der Gesamtbevölkerung<br />

von ca. 1,1 Millionen Menschen der sechs Landkreise des Studiengebietes<br />

(Harburg und Lüneburg in Niedersachsen; Hzgt. Lauenburg, Stormarn, Pinneberg<br />

und Steinburg in Schleswig-Holstein) ausgewählt.<br />

Für die einzelnen Entitäten in den einzelnen Aggregationsebenen wurde nach<br />

Abschluß der Feldphase ein separates Matching durchgeführt (Matching-Variablen:<br />

Geburtsjahr +- 2 Jahre, Geschlecht, Region), bei dem jeweils alle kompatiblen Kontrollen<br />

zugrordnet wurden (multiples Matching). Alle Expositionsvariablen wurden<br />

nach a priori definierten numerischen Quantilen (Gesamtverteilung der Kontrollen)<br />

kategorisiert.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 25 von 347


2.3 Response<br />

Tab. 2-1 Response bei Fällen gesamt<br />

N % Code Differenzierung N<br />

Anzahl Probanden 2245 100,00<br />

Ausschlüsse 119 5,30 11 verstorben,<br />

keine Angehörigen<br />

37<br />

12 chronisch krank, Pflegefall 42<br />

13 Proband behindert 1<br />

14 Sprachprobleme 4<br />

15 wohnhaft außerhalb<br />

Studiengebiet<br />

11<br />

Probanden<br />

16 unbekannt verzogen 24<br />

excl. Ausschlüsse 2126 100,00<br />

Verweigerer 431 20,27 31 Mißtrauen, Datenschutz 4<br />

32 Zweifel an Sinn der Studie 5<br />

33 Desinteresse 12<br />

34 keine Zeit 8<br />

35 and. Verweigerungsgrund 211<br />

36 keine Begründung 191<br />

Interviews 1520 71,50<br />

Endstatus<br />

"nie erreicht"<br />

Zusage offen<br />

Ende d. Feldphase<br />

168 7,90<br />

7 0,33<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 26 von 347


Tab. 2-2 Response bei Kontrollen gesamt<br />

Anzahl Probanden 7127 100,00<br />

N % Code Differenzierung N<br />

Ausschlüsse 1540 21,61 11 verstorben,<br />

keine Angehörigen<br />

307<br />

12 chronisch krank, Pflegefall 795<br />

13 Proband behindert 133<br />

14 Sprachprobleme 32<br />

15 wohnhaft außerhalb<br />

Studiengebiet<br />

101<br />

Probanden<br />

16 unbekannt verzogen 172<br />

excl. Ausschlüsse 5587 100,00<br />

Verweigerer 2289 40,97 31 Mißtrauen, Datenschutz 56<br />

32 Zweifel an Sinn der Studie 29<br />

33 Desinteresse 151<br />

34 keine Zeit 199<br />

35 and. Verweigerungsgrund 443<br />

36 keine Begründung 1187<br />

37 Verweigerer, 1x begangen 70<br />

38 Verweigerer, 2x begangen 71<br />

39 Verweigerer, 3x begangen 83<br />

Interviews 3045 54,50<br />

Endstatus<br />

"nie erreicht"<br />

Zusage offen<br />

Ende d. Feldphase<br />

236 4,22<br />

17 0,31<br />

Bei den Fällen wurden nachträglich insgesamt 90 Probanden aus der weiteren Auswertung<br />

ausgeschlossen. Bei den meisten handelte es sich um Patienten mit einem<br />

myelodysplastischen Syndrom (MDS), bei einigen weiteren stellte sich erst nach<br />

Abschluß der Feldphase heraus, dass diese nicht die deutsche Staatsangehörigkeit<br />

besaßen und damit definitionsgemäß nicht zur Studienpopulation gehörten. 4 Kontrollprobanden<br />

mussten aus diesem Grund ebenfalls aus der Auswertung ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Mit einer Response von 71,5% bei den Fällen (N=1430) und von 54,5 % bei den<br />

Kontrollen (N=3041) konnten insgesamt 4471 gültige und vollständige Interviews in<br />

die Auswertung einbezogen werden. Bei den Fällen konnten 773 Probanden direkt<br />

interviewt werden, 657 Interviews wurden stellvertretend mit Angehörigen geführt<br />

(Kontrollen direkt: N= 2820; Angehörige: N= 221).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 27 von 347


2.4 Anforderungen an das Quantifizierungskonzept<br />

Ziel der Quantifizierung zur Haupthypothese <strong>II</strong> der NLL “Exposition gegenüber Pestiziden”<br />

ist die Kategorisierung aller Probanden jeweils nach der Höhe ihrer lebenslang<br />

akkumulierten relevanten Exposition gegenüber Pestiziden aus dem privaten und<br />

beruflichen Umfeld sowie aus der Umwelt. Berechnet wird daher eine Gesamtbelastung<br />

eines Probanden aus allen expositionsrelevanten Lebensjahren ab einschließlich<br />

1956 bzw. ab dem Jahr der Geburt nach 1956. Dies geschieht separat für die<br />

einzelnen Expositionsbereiche.<br />

Für die einzelnen Expositionsbereiche werden jeweils dimensionslose ordniale Scores<br />

gebildet. Diese bilden die Basis für Kategorisierungen der Probanden nach<br />

Quantilen. Für die explorativen Analysen werden Kategorisierungen nach Quartilen<br />

vorgenommen, wenn alle Probanden exponiert waren (z.B. Landwirtschaftsscore),<br />

oder die Gruppe der Nicht-Exponierten als Referenz herangezogen und die exponierten<br />

Probanden anhand der Tertile der exponierten Kontrollen kategorisiert. In das<br />

finale Modell wird jeweils eine Kategorisierung einbezogen, nach der ausreichende<br />

Besetzungszahlen gewährleistet sind, so daß hierfür auch Kategorisierungen anhand<br />

des Medians der exponierten Kontrollen oder nach jemals / niemals exponiert vorgenommen<br />

werden.<br />

2.4.1 Besonderheiten bei der Quantifizierung der Exposition im Kindesalter<br />

Eine besondere Anforderung an das Quantifizierungskonzept für die Pestizidexposition<br />

wird durch die lebenslange Erfassung der Exposition und damit durch den<br />

Einfluß von Verhaltensweisen im Kleinkindalter auf die Exposition gestellt. Um Exposition<br />

der Probanden der NLL lebenslang korrekt zu quantifizieren, muß berücksichtigt<br />

werden, daß das Kindesalter eine besonders empfindliche Lebensphase in Bezug<br />

auf die physiologische Entwicklung darstellt. Im Verhältnis zum Körpergewicht<br />

nehmen Kinder mehr Nahrung zu sich, setzen mehr Atemluft um und weisen eine<br />

schnelleren Stoffwechsel auf als Erwachsene. Gleichzeitig stehen die Kinder z.B.<br />

durch das Krabbeln in einem viel engeren Kontakt zur Oberfläche des Fußbodenbelags.<br />

Weiterhin zeigen sie eine Verhaltensweise, bei der die Hände in Mund genommen<br />

und Objekte durch “in-den-Mund-nehmen (Mouthing)” erkundet werden, was zu<br />

einer Ingestion z.B. von auf der Oberfläche befindlichen Substanzen führen kann (orale<br />

nicht-diätetische Ingestion). Für Kinder im Alter zwischen einem und sechs Jahren<br />

wird davon ausgegangen, daß sie im Durchschnitt zwischen 20 bis 100 mg Erdbzw.<br />

Bodenpartikel und Hausstaub pro Tag verschlucken (Soil ingestion).<br />

Im “Deutschen Umwelt-Survey (GerES <strong>II</strong>)” des Umweltbundesamtes von 1990/92<br />

wurde neben einer repräsentativen Querschnittsstichprobe von Erwachsenen auch<br />

eine Stichprobe von ca. 700 sechs- bis 14jährigen Kindern, die in Haushalten mit Erwachsenen<br />

lebten, auf Schadstoffgehalte im Blut, Urin und Kopfhaar untersucht<br />

[123]. Diese Untersuchungen zeigten, daß u.a. für PCP die Konzentrationen im Urin<br />

von Kindern höher waren als die Konzentrationen im Urin der erwachsenen Studienteilnehmer:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 28 von 347


Tab. 2-3 Ergebnisse des “Deutschen Umweltsurveys” ( [123])<br />

Umweltsurvey 1990/92<br />

PCP im Urin (µg/g Kreatinin,<br />

geom. Mittel)<br />

6- bis 14jährige Kinder 25- bis 69jährige<br />

Erwachsene<br />

Alte Bundesländer<br />

Neue Bundesländer<br />

Alte Bundesländer<br />

Neue Bundesländer<br />

3,22 2,34 1,97 1,67<br />

Solche Ergebnisse sind den spezifischen kindlichen Verhaltensmustern und physiologischen<br />

Charakteristika zuzuschreiben. Erhöhte Konzentrationen im Urin von Kindern<br />

im Vergleich zu Erwachsenen in demselben geographischen Gebiet wurden<br />

auch in einer Studie von Aprea et al. [124] in Italien (Toskana) beobachtet. Untersucht<br />

wurde die korporale Belastung mit organophosphat-haltigen Pestiziden in einer<br />

Stichprobe von 195 Kindern (6-7 Jahre alt). Die Werte für Alkylphosphate im Urin der<br />

Kinder waren signifikant höher als die der Erwachsenen. Ausschlaggebend für erhöhte<br />

Konzentrationen von Metaboliten von Organophosphaten im Urin war die Anwendung<br />

von Pestiziden im oder am Wohnhaus.<br />

2.4.1.1 Expositionsrelevante kindliche Verhaltensmuster<br />

Die Exposition von Kindern wird durch ihre altersspezifischen Aktivitätsmuster<br />

beeinflußt. Insbesondere Kleinkinder bewegen sich in ihrer Umgebung völlig anders<br />

als Erwachsene. Aufgrund ihrer noch eingeschränkten Motorik befinden sie sich<br />

meist spielend und krabbelnd direkt am Boden, auf dem sich z.B. Staub abgelagert<br />

haben kann oder mit Pestiziden behandelte Teppichware verlegt sein kann. Erst mit<br />

zunehmenden Alter haben sie die Möglichkeit, sich selbst anders als auf dem Boden<br />

zu bewegen und sich ohne das Berühren (Anfassen, Abstützen) potentiell kontaminierter<br />

Oberflächen (Teppich, Möbel) fortzubewegen [125]. Weiterhin ist zu berücksichtigen,<br />

daß Hausstaub eine Senke für die Substanzen darstellt, die im Haus oder<br />

auch im Garten am Haus angewendet wurden. Am Boden spielende Kleinkinder<br />

können über den dermalen Kontakt (Hände) und das “Mouthing” pestizid-wirkende<br />

Substanzen über den Staub aufnehmen oder auch über Erde und andere Substanzen,<br />

die an Schuhesohlen haften und in die Wohnung eingetragen werden.<br />

2.4.1.1.1 “Mouthing”<br />

Um zu ermitteln, wie lange und wie oft Kleinkinder ihre Hände bzw. Objekte in den<br />

Mund stecken und dadurch eine zusätzliche Exposition erfahren, wurden Studien<br />

durchgeführt, in denen die Kinder u.a. gefilmt und anschließend diese Videoaufnahmen<br />

quantitativ ausgewertet wurden. In der Wageningen Mouthing Study [126] wurde<br />

das Verhalten von 42 Kleinkindern im Alter zwischen 3 und 36 Monaten mit dieser<br />

Methode untersucht. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, daß Kinder zwischen 6 und<br />

12 Monaten das höchste Risiko für zusätzliche Exposition durch nicht–diätetische<br />

Ingestion aufweisen. In diesen Kindern war niedriges Körpergewicht mit der durchschnittlich<br />

längsten Zeitdauer (44 min), in der die eigenen Finger, Spielzeug oder andere<br />

Objekte mit dem Mund untersucht und dabei eingespeichelt wurden (mean total<br />

mouthing time), kombiniert. Für Kleinkinder zwischen 3 und 6 Monaten wurde eine<br />

durchschnittliche Zeitdauer von 39,6 min für “Mouthing” ermittelt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 29 von 347


Eine weitere Studie zum “Mouthing-Behavior” wurde von Juberg et al. mit Kindern im<br />

Alter bis zu drei Jahren durchgeführt [127]. Für Kinder im Alter zwischen 0-18 Monaten<br />

wurde kein signifikanter Unterschied in der Dauer des “Mouthing” pro Tag im<br />

Vergleich zu Kindern im Alter von 19-36 Monaten festgestellt. Unterschiede zwischen<br />

den beiden Gruppen wurden jedoch für die Art der Objekte, die in den Mund<br />

genommen werden, ermittelt. Bei den Kindern zwischen 19-36 Monaten nahm die<br />

Dauer des “am-Schnuller-nuckeln” im Vergleich zu der jüngeren Altergruppe (0-18<br />

Mon.) signifikant zu (126 min/Tag zu 107 min/Tag). Dafür nahmen die älteren Kleinkinder<br />

durchschnittlich die Plastikspielzeuge, Beißringe und anderen Objekte insgesamt<br />

nur 4 min/Tag in den Mund, die Kinder der Altersgruppe 0-18 Monate dagegen<br />

hatten durchschnittlich 32 min/Tag Spielzeug, Beißringe oder andere Objekte im<br />

Mund. Reed et al. [128] kamen in ihrer Untersuchung mittels einer Video-Methode zu<br />

dem Ergebnis, daß Kinder im Alter zwischen 2 und 6 Jahren im Durchschnitt 9,5 Mal<br />

pro Stunde die Hand zum/in den Mund nehmen bzw. 16,3 Mal pro Stunde Objekte in<br />

den Mund nehmen.<br />

Daß durch “Mouthing” von Spielzeug tatsächlich Pestizide oral aufgenommen werden<br />

können, zeigt u.a. eine physikalische Untersuchung von Gurunathan et al. [129].<br />

In dieser Untersuchung wurde Chlorpyrifos auf der Oberfläche von Kinderspielzeug<br />

und anderen adsorbierenden Oberflächen wie z.B. Kopfkissen bis zu zwei Wochen<br />

nach Applikation eines semivolatilen pestizidhaltigen Mittels (0,5%ige Chlorpyrifos-<br />

Lösung) nachgewiesen. In der Untersuchung von Gurunathan et al. wurden Dosisschätzungen<br />

für Kleinkinder vorgenommen, nach denen durch die Übertragung von<br />

Chlorpyrifos-Rückständen auf den Spielzeugoberflächen über die Hände bzw. Finger<br />

in den Mund 21 µg /kg KG(Körpergewicht)/ Tag aufgenommen wurden. Die orale<br />

Dosis für Kinder, die das Spielzeug direkt in den Mund nehmen, wurde von den Autoren<br />

auf 44 µg /kg KG/ Tag für glatte Plastikoberflächen und 61 µg/ kg KG/Tag für<br />

Plüschtiere abgeleitet. Die dermale Dosis, die über das Anfassen von harten Oberflächen<br />

wie z.B. Plastikspielzeug mit einzubeziehen ist, wurde auf 69 µg/kg KG/Tag<br />

geschätzt, für weiche Oberflächen auf 9,2 µg/kg KG/Tag. Eine Summation aller in der<br />

Untersuchung abgeleiteten Einzeldosen führte zu einer Gesamttagesdosis von 208<br />

µg/kg KG/Tag für 3-6 Jahre alte Kinder, die in einer Wohnung eine Woche nach einer<br />

Anwendung von Chlorpyrifos leben und spielen.<br />

Weiterhin besteht die Möglichkeit, daß, sobald die Kinder beginnen, selbst zu essen,<br />

Substanzen aus dem Staub oder vom Boden über die Hände der Kinder auf die Nahrung<br />

gelangen und so mit dem Essen aufgenommen werden können. In einer Studie<br />

von Freeman et al. [130]. wurden die Konzentrationen von Blei in Nahrungsmitteln<br />

gemessen. Wurden die Nahrungsmittel (Banane bzw. Wurst), von den Kindern selbst<br />

in die Hände genommen, waren die Blei-Konzentrationen (Medianwerte) 9mal (Banane)<br />

bzw. doppelt so hoch (Wurst) wie in den Nahrungsmitteln, die getestet wurden,<br />

ohne daß sie von den Kindern angefaßt worden waren. Für Nahrungsmittel (Apfel /<br />

Käse), die in den Innenräumen, in denen die Kinder sich aufhielten, Kontakt mit dem<br />

Fußboden hatten, wurden 5 (Käse) bis 8fach (Apfel) höhere Konzentrationen gemessen<br />

(Vergleich der Medianwerte). Die Konzentrationen von Blei an den Händen der<br />

Kinder waren signifikant korreliert mit den Konzentrationen an mit den Händen gehaltenen<br />

Lebensmitteln (Bananen: r=0,436; P=0,004 / Wurst: r=0,504; P=0,002). Die<br />

Blei-Konzentrationen in Äpfeln und Käse, die auf dem Boden lagen, korrelierten mit<br />

den Konzentrationen, die in Proben vom Boden gemessen wurden (Apfel: r=0,281;<br />

P=0,056 / Käse: r=0,417; P=0,004).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 30 von 347


Eine zusätzliche orale Aufnahme von Pestizid-wirkenden Substanzen durch<br />

“Mouthing” ist dann möglich, wenn in einem Haushalt mit Kleinkindern Haustiere<br />

gehalten werden und diese z.B. gegen Tierflöhe behandelt wurden. Die Exposition<br />

gegenüber Behandlungen von Tierparasiten wurde in der NLL in einem separaten<br />

Interviewabschnitt erfasst (siehe Kap.0).<br />

2.4.1.1.2 “Soil ingestion”<br />

Die bewußte Aufnahme von Erdpartikeln (soil ingestion) hat eine lange Tradition bei<br />

den Menschen und wird auch heute noch z.B. zu medizinischen Zwecken von Menschen<br />

vorgenommen, wie in dem Reviewartikel von Simon [131] berichtet wird. In<br />

den westlichen Gesellschaften ist die Ingestionrate von Bodenpartikeln jedoch äußerst<br />

niedrig. Nur bei Kindern wird die Ingestion von Erde, Sand u.a. auch dort häufiger<br />

beobachtet [131].<br />

Kleinkinder “essen” aus “Neugier” während des Buddelns im Sand bzw. unfreiwillig<br />

und zufällig während des Spielens auf dem Fußboden durch ihre “Hand-zum-Mund”<br />

– Aktivitäten Erd- , Boden- und “Dreck”-partikel.<br />

Van Wijnen et al. beobachteten, daß in Innenräumen von Kindergärten die orale Aufnahme<br />

von auf dem Boden abgelagerten Partikeln für Kinder bis 5 Jahre zwischen 0<br />

und 90 mg/Tag (geometrisches Mittel) variiert [132]. Die Menge wurde anhand von<br />

Tracerelementen (Titan, Aluminium, Säure-unlösliche Residuen) nach der “limiting<br />

tracer method (LTM)” bestimmt. Der Wert für die 90. Perzentile wurde mit 190<br />

mg/Tag berechnet. In Situationen, in denen die Kinder vorwiegend draußen spielen,<br />

wie in dieser Studie auf Campingplätzen, steigt die Aufnahme auf 30 – 200 mg/Tag<br />

(90. Perzentile: 300 mg/Tag). Bei Kindern, für die die Eltern angaben, daß sie häufig<br />

Objekte in den Mund steckten, wurden höhere durchschnittliche Tracermengen gefunden,<br />

als bei Kindern, über die berichtet wurde, daß sie dies Verhalten nicht bzw.<br />

weniger oft zeigen [132].<br />

Calabrese et al. [133] ermittelten in einer Studie mit ein- bis vierjährigen Kindern mit<br />

eingeschlossener Validierungsstudie an Erwachsenen anhand von 8 Tracer-<br />

Elementen Ingestionsraten zwischen 9 und 96 mg/Tag (Median) für Kinder, die kein<br />

auffälliges Ingestionsverhalten zeigten (“non-pica”). Für die drei aussagekräftigsten<br />

Tracer-Elemente Aluminium (Al), Silicium (Si), Yttrium (Y) wurde ein Range der Medianwerte<br />

von 9 -40 mg/ “Soil ingestion” pro Tag errechnet. Einige wenige Kinder<br />

zeigen in Bezug auf die Ingestion von Erdpartikeln Verhaltensauffälligkeiten. Calabrese<br />

et al. [134] berichten über eine Untersuchung an einem 3jährigem Kind, das<br />

10-13 g Erdpartikel pro Tag “gegessen” hat. Bei diesem verhaltensauffälligen Kind<br />

(soil pica) stammten über 70% der aufgenommenen Menge aus Quellen außerhalb<br />

des Hauses.<br />

Das insbesondere Kleinkinder eine zusätzliche Exposition erfahren können, bestätigen<br />

auch Untersuchungen im Rahmen der Minnesota Children’s Pesticide Exposure<br />

Study (MNCPES) [135]. Freeman et al. [136] führten eine quantitative Analyse von<br />

Mikroaktivitätsmustern durch. 102 Kinder im Alter zwischen 3 und 13 Jahren nahmen<br />

an einer Expositionstudie teil, in der die Kinder eine Woche lang intensiv beobachtet<br />

wurden. 19 Kinder wurden für jeweils vier Stunden am Tag bei ihren normalen täglichen<br />

Aktivitäten mit einer Videokamera gefilmt. Auch hier wurde festgestellt, daß in<br />

der jüngsten Altersgruppe Aktivitäten, die “Hand-zum-Mund” oder “Objekt-zum-Mund”<br />

beinhalteten, am häufigsten vorkommen. Außerdem stellten sie fest, daß die Klein-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 31 von 347


kinder sowohl in der Wohnung als auch draußen am häufigsten barfuß liefen und<br />

damit einen vergleichsweise hohen Anteil von dermalem Kontakt haben.<br />

Die US-amerikanische Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency)<br />

empfiehlt zur Expositionserfassung für Kinder im Alter zwischen 1-6 Jahren Ingestionsraten<br />

von 200 mg/Tag anzunehmen und für Kinder älter als 6 Jahre 100<br />

mg/Tag [131].<br />

Die Arbeitsgemeinschaft der leitenden Medizinalbeamtinnen und –beamten der Länder<br />

(AGLMB, Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburg) hat 1995<br />

Standards zur Expositionsabschätzung für Deutschland herausgegeben. Darin wird<br />

für Kinder im Alter von 1-6 Jahren eine Gesamtaufnahme von üblicherwiese 20mg<br />

(wahrscheinliche Situation) bis 100mg (worst-case Szenario) jeweils für Erdpartikel<br />

bzw. Hausstaub pro Tag beschrieben [137].<br />

2.4.1.2 Tägliche Aktivitätsmuster von Kindern<br />

Das Aktivitätsmuster verändert sich mit zunehmendem Alter der Kinder. In den USA<br />

hat das EPA (Environmental Protection Agency) die sogenannte CHAD-Datenbank<br />

(Consolidated Human Acivity Database) zusammengestellt [125]. Die CHAD beinhaltet<br />

für Kinder unter 18 Jahren Informationen von etwa 4.300 Personen-Tagen. Anhand<br />

dieser Datenbank konnte ermittelt werden, wie lange sich Kinder durchschnittlich<br />

in welcher Umgebung aufhalten. Kinder im Alter bis zu zwei Jahren verbringen<br />

die meiste Zeit in der Wohnung, währenddessen ältere Kinder zunehmend mehr Zeit<br />

außerhalb der Wohnung verbringen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 32 von 347


Tab. 2-4 Aufenthaltsdauer in Innenräumen und draußen in Stunden pro Tag<br />

nach Alter in Jahren (Daten für die USA; nach [125])<br />

Alter in<br />

Jahren<br />

Std.* zu Hause<br />

(in der<br />

Whg.)<br />

Std. zu Hause<br />

(draußen)<br />

Std in der<br />

Schule / Tagesstätte<br />

(im<br />

Innenraum)<br />

Draußen im<br />

Park<br />

Im Auto<br />

0 19,6 ± 4,3 1,4 ± 1,5 3,5 ± 3,7 1,6 ± 1,5 1,2 ± 1,0<br />

1 19,5 ± 4,1 1,6 ± 1,3 3,4 ± 3,8 1,9 ± 2,7 1,1 ± 0,9<br />

2 17,8 ± 4,3 2,0 ± 1,7 6,2 ± 3,3 2,0 ± 1,7 1,2 ± 1,5<br />

3 18,0 ± 4,2 2,1 ± 1,8 5,7 ± 2,8 1,5 ± 0,9 1,4 ± 1,9<br />

4 17,3 ± 4,3 2,4 ± 1,8 4,9 ± 3,2 2,3 ± 1,9 1,1 ± 0,8<br />

5 16,3 ± 4,0 2,5 ± 2,1 5,4 ± 2,5 1,6 ± 1,5 1,3 ± 1,8<br />

6 16,0 ± 4,2 2,6 ± 2,2 5,8 ± 2,2 2,1 ± 2,4 1,1 ± 0,8<br />

7 15,5 ± 3,9 2,6 ± 2,0 6,3 ± 1,3 1,5 ± 1,0 1,1 ± 1,1<br />

8 15,6 ± 4,1 2,1 ± 2,5 6,2 ± 1,1 2,2 ± 2,4 1,3 ± 2,1<br />

9 15,2 ± 4,3 2,3 ± 2,8 6,0 ± 1,5 1,7 ± 1,5 1,2 ± 1,2<br />

10 16,0 ± 4,4 1,7 ± 1,9 5,9 ± 1,5 2,2 ± 2,3 1,1 ± 1,1<br />

11 14,9 ± 4,6 1,9 ± 2,3 5,9 ± 1,5 2,0 ± 1,7 1,6 ± 1,9<br />

*Durchschnittswerte ± SD<br />

Durch die langen Aufenthaltszeiten in den Innenräumen spielt die chronische Exposition<br />

durch die Kontamination der Wohnung im Kleinkindalter eine wichtige Rolle.<br />

2.4.1.3 Einbeziehung dieser Besonderheit in die Quantifizierung<br />

Die besondere Expositionssituation in der Kindheit soll in der Quantifizierung der NLL<br />

berücksichtigt werden. Komplexe Modelle wie sie z.B. von Cohen Hubal et al. oder<br />

Zatarian et al. [138, 139] für eine bessere Beurteilung der Exposition gegenüber Pestiziden<br />

im Rahmen der Lebensmittelsicherheit für Kinder am U.S. Environmental Protection<br />

Agency entwickelt wurden, die die Inhalationsrate, den dermalen Kontakt, die<br />

nicht-diätetische und diätetische Ingestion im Einzelnen berücksichtigen und zusätzlich<br />

Aktivitätsmuster in das Modell einbeziehen, können angesichts der Rohdatenlage<br />

in der NLL nicht umgesetzt werden. In der NLL wurden pro Wohnphase Anwendungsereignisse<br />

und die Exposition während dieser Anwendung erhoben. Anhand<br />

dieser Daten wurde von Experten ein Score für die akute Exposition und ein Score<br />

für die chronische Exposition durch die Kontamination der Wohnung entwickelt.<br />

Anhand der Literaturangaben werden jedoch alterabhängige Gewichtungsfaktoren<br />

für das Kindesalter entwickelt, die zusätzlich in den Score für eine chronische niederschwellige<br />

Exposition durch die Kontamination der Wohnung eingehen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 33 von 347


2.4.1.3.1 Altersabhängige Gewichtungsfaktoren<br />

Inwiefern sich die Aufnahmeraten von Erwachsenen und Kindern bei Schadstoffen<br />

und anderen Substanzen, die in der Umwelt vorkommen, unterscheiden, ist bisher<br />

nur für wenige Substanzen detailliert untersucht.<br />

Eine gut dokumentierte Substanz ist das Schwermetall Blei. Hier wurden eindeutige<br />

Unterschiede in der Toxikokinetik dokumentiert [140]. Die täglich aufgenommene<br />

Bleimenge schwankt je nach individuellen Bedingungen zwischen 0,5 und 30µg/kg<br />

KG und Tag. Bezogen auf das Körpergewicht ist die Aufnahmemenge für Blei bei<br />

Kindern (0,8 µg/kg KG und Tag) höher als die von Erwachsenen (0,55 µg/kg KG und<br />

Tag). Bei den Erwachsenen ist die Aufnahme durch Lebensmittel die wichtigste<br />

Quelle. Bei Kleinkindern kann die alimentäre Aufnahme von der Aufnahme bleihaltiger<br />

Boden- und Staubpartikel durch Verschlucken übertroffen werden. Die inhalative<br />

Absorptionsrate wird mit 40% angenommen. Über den Magen-Darm-Trakt werden<br />

vom Erwachsenen etwa 10% und vom Kind etwa 50% absorbiert. Beim Erwachsenen<br />

befinden sich 90% der Gesamtlast in den Knochen, bei Kindern dagegen nur<br />

etwa 60%. [140].<br />

Bei der Betrachtung und Abschätzung der Gefahren von Luftschadstoffen [141] werden<br />

Kurzzeit- und Langzeit- Effekte dargestellt und in Guidelines überführt. Nur für<br />

wenige Substanzen der Schlüssel-Luftschadstoffe finden sich hier separate Zahlen<br />

für Kinder oder Vergleiche zwischen Altersgruppen. Für Stickstoffdioxid (NO2) wird<br />

festgestellt, daß für gesunde Erwachsene in epidemiologischen Studien zu Langzeiteffekten<br />

keine Assoziationen zwischen NO2 und gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />

ermittelt wurden, erst bei akuten Expositionen von 1.990 µg/m 3 wurden Effekte<br />

beobachtet. Für Kinder dagegen werden Effekte auf die Atemwege ab einer durchschnittlichen<br />

jährlichen NO2 – Konzentration von 50-75 µg/m 3 beobachtet [141].<br />

Eine Übertragung der in der Literatur vorhandenen Angaben in einen Gewichtigungsfaktor<br />

für die Quantifizierung der Pestizidexposition der NLL ist somit nicht ohne Weiteres<br />

möglich.<br />

Im ersten Lebensjahr, vom 6. bis 12 Lebensmonat ist nach dem Ergebnis der Wageningen<br />

Mouthing Study [126] die zusätzliche Exposition über “Mouthing” am höchsten.<br />

Nach einer Studie von Juberg et al. [127] nehmen Kinder im ersten Lebensjahr<br />

achtmal so lang (32 min/Tag) Objekte aus ihrer Umgebung in den Mund wie 2-3 Jährige<br />

(4 min/Tag). Durch den Speichel lösen sie Substanzen und Staub der sich auf<br />

der Oberfläche gesammelt hat an und verschlucken dies. Für Kinder bis einschließlich<br />

3 Jahren ist “Mouthing”-Verhalten typisch. Weiterhin spielt ab dem zweiten Lebensjahr<br />

zunehmend eine Rolle, daß die Lebensmittel von den Kindern selbst in die<br />

Hand genommen werden und auf diese Weise Substanzen über die Hände der Kinder<br />

zusätzlich in die Nahrung gelangen und aufgenommen werden. Weiterhin nehmen<br />

Kinder beim Spielen auf dem Boden außerdem Staub und Erdpartikel (soil ingestion)<br />

auf.<br />

Freeman et al. [136] ermittelten in ihrer Studie zu Mikroaktivitätsmustern von Kindern<br />

folgende Verteilung von Verhaltensweisen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 34 von 347


Tab. 2-5 Verhaltensweisen von Kleinkindern nach [136]<br />

Berichtete Verhaltensweise Alter der Kinder<br />

3 Jahre 4 Jahre 5 Jahre 6 Jahre<br />

Daumen oder Finger im Mund 71% 63% 33% 50%<br />

Nicht-eßbare Objekte (Spielzeug) im Mund 71% 31% 20% 29%<br />

Auf den Fußboden gefallene Lebensmittel<br />

essen<br />

71% 23% 27% 8%<br />

Essen ohne Besteck 54% 25% 33% 38%<br />

Spielzeug oder Decke mit sich herumtragen 86% 62% - -<br />

mit Spielzeug oder Decke im Bett schlafen 86% 54% - -<br />

Boden-/Erdpartikel essen 31% 0% - -<br />

Zehen in den Mund nehmen 29% 0% - -<br />

Schnuller vom Boden in den Mund nehmen 27% 0% - -<br />

Diese Studie zeigt eine deutliche Änderung der Verhaltensweisen nach dem dritten<br />

Lebensjahr. Ab dem 4. Lebensjahr werden Gegenstände wesentlich weniger häufig<br />

von Kindern in den Mund gesteckt oder auf dem Boden liegende Lebensmittel weniger<br />

häufig noch aufgegessen.<br />

Zudem kommen viele Kinder in diesem Alter in den Kindergarten und verbringen<br />

nicht mehr die meiste Zeit des Tages in der Wohnung der Eltern. Während Kinder im<br />

Alter bis zu einschließlich 3 Jahren im Schnitt mehr als 18 Std zu Hause in der elterlichen<br />

Wohnung verbringen, sind es bei den 4-6 Jährigen nur noch 16-17 Std. täglich<br />

[125]. Ein weiteres einschneidendes Ereignis in Bezug auf die Aufenthaltsdauer zu<br />

Hause ist die Einschulung, die bei den meisten Kindern in Deutschland im 6. Lebensjahr<br />

erfolgt.<br />

Kinder im Vorschulalter (im Alter von bis 6 Jahren) spielen noch sehr oft auf dem<br />

Fußboden. Sie nehmen noch bis zu 10 Mal pro Stunde die Hände zum Mund oder in<br />

den Mund [128].<br />

Die Aufnahme von Boden- bzw. Hausstaubpartikeln wird von der Arbeitsgemeinschaft<br />

der leitenden Medizinalbeamtinnen und – beamten der Länder (AGLMB, Behörde<br />

für Arbeit, Gesundheit und Soziales, Hamburg) in ihren Standards zur Expositionsabschätzung<br />

bis zum Alter von 6 Jahren mit einer Gesamtaufnahme von üblicherwiese<br />

jeweils 20mg (wahrscheinliche Situation) pro Tag angesetzt [137]. Ab dem<br />

7. Lebenjahr wird empfohlen für Berechnungen eine Menge von 5 mg/Tag einzubeziehen.<br />

Nach Wichmann et al. 1993 [142] werden in den Standards die folgenden<br />

“typical-case” - Annahmen errechnet:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 35 von 347


Tab. 2-6 Typical-Case “Soil Ingestion” nach Wichmann et al. 1993 [142] in [137].<br />

Altersgruppe<br />

(in Jahren)<br />

Boden-/Hausstaubaufnahme<br />

(mg/Tag)<br />

Bodenaufnahme<br />

(mg/Tag)<br />


Tab. 2-7 Basisvariablen für die Expertenquantifizierung von Insektiziden<br />

Name der Variablen in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />

idnr Identifikationsnummer des Probanden<br />

w_phase Nummer der Wohnphase<br />

r1_1_von Jahr des Beginns einer Wohnphase mit<br />

Anwendung von Insektiziden*<br />

r1_1_bis Jahr des Endes der Wohnphase mit Insektizidanwendungen*<br />

r1_2_1 Häufigkeit der Anwendungen in der Phase:<br />

R1_2_2a<br />

R1_2_2b<br />

R1_2_2c<br />

R1_2_2d<br />

R1_2_2e<br />

R1_2_2f<br />

R1_2_2g<br />

R1_2_2h<br />

R1_2_2i<br />

R1_2_2j<br />

R1_2_2k<br />

R1_2_2t<br />

10 = niemals<br />

11 =seltener als einmal im Jahr<br />

12 = einmal im Jahr<br />

13 = mehrmals im Jahr<br />

14 = einmal im Monat<br />

15 = 2-3 mal im Monat<br />

16 = einmal in der Woche<br />

17 = mehrmals ind er Woche<br />

18 = einmal täglich<br />

19 = mehrmals täglich<br />

88 = weiß nicht<br />

99 = keine Angabe<br />

Bekämpfte Arten in dieser Phase :<br />

Fliegen<br />

Mücken<br />

Ameisen<br />

Silberfische<br />

Motten<br />

Thripse<br />

Wespen<br />

Blattläuse<br />

Schmier-/Wolläuse<br />

Spinnmilben<br />

Andere Schädlinge<br />

Welche anderen?<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 37 von 347


Forts. Tab. 2-7 Basisvariablen Expertenquantifizierung<br />

Name der Variablen in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />

R1_2_3a<br />

R1_2_3b<br />

R1_2_3c<br />

R1_2_3d<br />

R1_2_3e<br />

R1_2_3t<br />

Formen der Anwendung in der Phase:<br />

Elektroverdampfer<br />

Sprühen/Vernebeln<br />

Verstreichen<br />

Streuen/Auslegen<br />

Andere Form<br />

Welche Form?<br />

I_anw Anwendungsform<br />

Folgende Mittel zu Form der Anwendung:<br />

I_Nam1 Name des 1. Mittels der Anwendungsform<br />

I_meng1 Menge des 1. Mittels der Anwendungsform<br />

I_einhe1 Einheit zur Menge der Anwendungsform<br />

des 1. Mittels<br />

I_Nam2 Name des 2. Mittels der Anwendungsform<br />

I_meng2 Menge des 2. Mittels der Anwendungsform<br />

I_einhe2 etc. Einheit zur Menge der Anwendungsform<br />

des 2. Mittels<br />

I_phase Insektizidphase pro Mittel*<br />

r2_1a<br />

r2_1b<br />

r2_1c<br />

r2_1d<br />

r2_1e<br />

r2_1f<br />

r2_1h<br />

r2_1g<br />

r2_1gt<br />

In welchen Räumen erfolgte Einsatz von<br />

genannter Anwendungsform?<br />

Im Wohnzimmer<br />

Im Schlafzimmer<br />

Im Badezimmer<br />

Im Kinderzimmer<br />

In der Küche<br />

Im Flur<br />

Dachboden<br />

Im anderen Raum<br />

Welcher Raum?<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 38 von 347


Forts. Tab. 2-7 Basisvariablen Expertenquantifizierung<br />

Name der Variablen in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />

r2_1i<br />

r2_1j<br />

r2_1k<br />

r2_1l<br />

r2_1m<br />

r2_1n<br />

r2_1o<br />

r2_1p<br />

r2_1pt<br />

In welchen Nebenräumen erfolgte Einsatz<br />

von genannter Anwendungsform?<br />

Im Keller<br />

In der Garage<br />

Im Gartenhaus<br />

In der Scheune<br />

In Stallungen<br />

Im Schuppen<br />

Im Lagerraum<br />

In anderen Nebengebäuden<br />

Welches Nebengebäude?<br />

r2_6 Haben Sie oder eine andere Person versucht,<br />

das Mittel zu entfernen?<br />

r2_6_1 Wenn ja, auf welche Art?<br />

r2_7 Soll eine Bemerkung angefügt werden?<br />

r2_Bem Text der Bemerkung<br />

* Eine Wohnphase, in der in den Räumen der Wohnung oder des Hauses Insektizide angewendet<br />

wurden, kann mehrere Anwendungen von Insektiziden umfassen, eine “Insektizidphase” wird definiert<br />

durch die Anwendungsform (z.B. verdampfen, versprühen).<br />

2.5.2 Expertenquantifizierung Insektizide - Vorgehen<br />

Ausgehend von den Rohdaten des Interviews wurde vom Experten jeweils ein Algorithmus<br />

zur Bildung von Scores für die akute Exposition der Probanden nach Anwendung<br />

eines Insektizids im Innenraum und für die Kontamination der Wohnung (chronisch<br />

niedrigschwellige Exposition) entwickelt.<br />

Die Häufigkeit der Anwendung und die bekämpften Insektenarten wurden im Interview<br />

auf der Ebene der Wohnphase erfragt. Die Anwendungsform wurde in einer<br />

Mehrfachauswahlfrage erhoben. Der Proband konnte für dieselbe Wohnphase mehrere<br />

Anwendungsformen angeben. Pro Anwendungsform wurde die Art und Anzahl<br />

der behandelten Räume sowie die Namen, Hersteller und Mengen der einzelnen Mittel<br />

erhoben.<br />

Eine Insektizidphase innerhalb einer Wohnphase wird jeweils durch die Anwendungsform<br />

(wie z.B. verdampfen, versprühen) definiert. Im Interview können daher<br />

innerhalb einer Wohnphase eines Probanden mehrere Insektizidphasen angelegt<br />

worden sein. Zur Berechnung der Scores wurden Höchstgrenzen zur jährlich mögli-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 39 von 347


chen Anwendungshäufigkeit und Gewichtungsfaktoren für die verschiedenen Räumlichkeiten<br />

und Anwendungsformen durch den Experten festgelegt.<br />

Im Interview wurden außerdem Angaben zum persönlichen Umgang mit den pestizidhaltigen<br />

Mitteln während einer Anwendung erfragt. Für diese Informationen, beispielsweise<br />

ob ein Proband Selbstanwender war, oder ob eine andere Person, wie<br />

z.B. ein professioneller Schädlingsbekämpfer, die Maßnahmen durchgeführt hat, war<br />

der Experte “geblindet”. Hierdurch war eine Beeinflussung ausgeschlossen und die<br />

Unabhängigkeit dieser Informationen gesichert. Informationen zum persönlichen<br />

Kontakt des Probanden mit dem Mittel und zu Schutzmaßnahmen wurden dem Experten<br />

ebenfalls nicht in die ACCESS-Datenbank überspielt, um eine objektive Gewichtung<br />

der weiteren Parameter zu gewährleisten. Die Parameter zur Selbstanwendung<br />

und zum persönlichen Kontakt wurden erst nach Abshcluß der Expertenquantifitzierung<br />

in den Gesamtscore für die Ermittlung der akuten Exposition einbezogen.<br />

Durch einen altersabhängigen Gewichtungsfaktor werden die besonderen Expositionsbedingungen<br />

durch Verhaltensweisen im Kindesalter (ersten sechs Lebensjahre<br />

des Probanden) im Score zur chronisch niederschwelligen Exposition (Kontamination<br />

der Wohnung) berücksichtigt (s. Kap. 2.4.1.3).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 40 von 347


Abb. 2-1 Strukturschema zur Expositionsquantifizierung – Variablen des Expositionsscores<br />

idnr<br />

W_phase 1<br />

Häufigkeit der<br />

Anwendungen<br />

in dieser<br />

Wohnphase<br />

(R1_2_1)<br />

W_phase 2<br />

W_phase n<br />

Insektizidphase1<br />

Elektroverdampfer<br />

(R1_2_3a = Ja)<br />

Behandelte Räume ?<br />

(R2_1a - p)<br />

Insektizidphase2<br />

Verstreichen<br />

(R1_2_3b = Ja)<br />

Behandelte Räume ?<br />

(R2_1a - p)<br />

Insektizidphase 3<br />

Versprühen<br />

(R1_2_3c = Ja)<br />

Behandelte Räume ?<br />

(R2_1a - p)<br />

Selbstanwendung<br />

Proband ?<br />

(R2_3a)<br />

Selbstanwendung<br />

Proband ?<br />

(R2_3a)<br />

Selbstanwendung<br />

Proband ?<br />

(R2_3a)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 41 von 347<br />

ja<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

ja<br />

nein<br />

Schutzmaßnahmen<br />

(R2_4_1a-f) Kontakt<br />

mit dem<br />

Mittel<br />

(R2_5_1a-d)<br />

Schutzmaßnahmen<br />

(R2_4_1a-f)<br />

Schutzmaßnahmen<br />

(R2_4_1a-f)<br />

Kontakt<br />

mit dem<br />

Mittel<br />

(R2_5_1a-d)<br />

Kontakt<br />

mit dem<br />

Mittel<br />

(R2_5_1a-d)<br />

Dekontamination<br />

(R2_6)<br />

Dekontamination<br />

(R2_6)<br />

Dekontamination<br />

(R2_6)<br />

_


2.5.3 Gewichtung der Anwendungshäufigkeit von Insektiziden<br />

Bei der Expositionsquantifizierung von Insektiziden und Holzschutzmitteln wurde einheitlich<br />

vorgegangen. Zunächst wurde für die beiden Bereiche der Scores (akute Exposition<br />

bzw. chron. durch Kontamination der Wohnung) die Gewichtung für die Anzahl<br />

der Anwendungen in numerischen Werten für ein Kalenderjahr festgelegt. Der<br />

numerische Wert basiert auf der Angabe des Probanden zur Häufigkeit der Anwendungen<br />

für eine Wohnphase (R1_2_1). Wurde im Interview vom Probanden die Häufigkeit<br />

der Anwendungen mit “11=seltener als einmal im Jahr” angegeben, wurde für<br />

die Insektizidexposition pauschal eine Anzahl von 0,4 Anwendungen pro Jahr vom<br />

Experten festgelegt.<br />

Tab. 2-8 Festlegungen zur Berechnung der Anzahl der Anwendungen von Insektiziden<br />

pro Jahr<br />

Ausprägung der<br />

Variable R1_2_1<br />

(Rohdaten)<br />

Beschreibung der Variablen-<br />

ausprägung<br />

Anzahl der Anwendungen<br />

im Jahr (Festlegung<br />

durch den Experten)<br />

11 seltener als einmal im Jahr 0,4<br />

12 einmal im Jahr 1,0<br />

13 mehrmals im Jahr 4,0<br />

14 einmal im Monat 12,0<br />

15 2 bis 3mal im Monat 30,0<br />

16 einmal in der Woche 52,0<br />

17 mehrmals in der Woche 182,0<br />

18 einmal täglich 365,0<br />

19 mehrmals täglich 730,0<br />

2.5.4 Gewichtungsfaktoren für die Anwendungsform<br />

Bei den Insektizidanwendungen muß die Art der Ausbringung hinsichtlich der resultierenden<br />

Exposition unterschiedlich gewichtet werden. Dies muß sowohl im Hinblick<br />

auf die Art der Exposition als auch im Hinblick auf die verschiedenen Anwendungsformen<br />

zueinander geschehen. Die Gewichtungsfaktoren wurden daher von den Experten<br />

getrennt für die akute Exposition bei Selbstanwendung und die chronisch<br />

niedrigschwellige Exposition durch die Kontamination der Wohnung festgelegt.<br />

Die Anwendungsformen verursachen im Vergleich zueinander unterschiedlich hohe<br />

Expositionen. Das Aufstellen von Köderdosen für Ameisen (Faktor 0,1) wird daher in<br />

der Expositionsquantifizierung weniger stark gewichtet als ein Versprühen der Substanz<br />

(Faktor 10) oder der Einsatz von Elektroverdampfern (Faktor 5). Neben den a<br />

priori vorgegebenen Kategorien konnte von den Probanden außerdem in der Kategorie<br />

“Andere Anwendungsform” eine Klartextangabe zur Beschreibung der Anwendung<br />

gemacht werden. Diese Klartextangaben der Probanden zur Spezifizierung der<br />

“anderen Anwendung” (z.B. Strips aufhängen, Verräuchern von Tabletten oder Räu-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 42 von 347


cherstäbchen) wurden von den Experten bei der Festlegung von Gewichtungsfaktoren<br />

berücksichtigt. Hier wurden nicht Pestizid-relevante Expositionen wie die Anwendungen<br />

von Mäusefallen mit dem Gewichtungsfaktor von “0” bewertet, so daß die<br />

betreffenden Anwendungen nicht zur Exposition des Probanden beitragen.<br />

Tab. 2-9 Gewichtungsfaktoren für Form der Anwendung von Insektiziden<br />

Anwendungsform des Insektizids<br />

(I_Anw)<br />

Art der Kategorie<br />

(a priori vergeben<br />

/ Klartextangabe) <br />

Gewichtungsfaktor<br />

(akute<br />

Exposition)<br />

Gewichtungsfaktor(Kontamination<br />

Whg.)<br />

Sprühen/Vernebeln a priori 10 10<br />

Elektroverdampfer a priori 5 5<br />

Verstreichen a priori 2 8<br />

Streuen/Auslegen a priori 1 2<br />

Aus den Klartextangaben der Probanden umgesetzte Kategorien von Anwendungen<br />

Kammerjägereinsatz Klartext 5 15<br />

Verräuchern von Tabletten Klartext 5 5<br />

Abbrennen von Räucherstäbchen Klartext 3 3<br />

Strips aufhängen Klartext 1 2<br />

Aufstellen von Köderdosen Klartext 0,1 0,1<br />

Blumenstäbchen Klartext 0,01 0,01<br />

Mausefalle Klartext 0 0<br />

weiß nicht Klartext 1 1<br />

2.5.5 Gewichtung anhand von behandelten Räumlichkeiten<br />

Für die Unterscheidung der akuten Exposition von der chronisch niedrigschwelligen<br />

Exposition durch das Bewohnen der mit Insektenbekämpfungsmitteln behandelten<br />

Räume (Kontamination der Wohnräume) muß in diese beiden “Insektzidscores” auch<br />

eine unterschiedliche Gewichtung für die Art der behandelten Räume eingeführt werden.<br />

In der Gewichtung für die Exposition durch die Kontamination der Wohnräume wurde<br />

vom Experten einbezogen, daß Räume unterschiedlich lange pro Tag genutzt werden,<br />

sich also die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Probanden in den einzelnen<br />

Räumen durch die Nutzungsart unterscheidet. Die akute Exposition dagegen findet<br />

während der Anwendung nährungweise gleichermaßen in jedem Raum statt (Faktor<br />

=1,0 / Tab. 2-10).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 43 von 347


Tab. 2-10 Gewichtungsfaktoren für Räumlichkeiten (Insektizidscore)<br />

Räumlichkeit Gewichtungsfaktor für<br />

Kontamination der Räume<br />

Gewichtungsfaktor für<br />

akute Exposition<br />

Wohnzimmer 1,0 1,0<br />

Schlafzimmer 1,0 1,0<br />

Badezimmer 0,5 1,0<br />

Kinderzimmer 0,8 1,0<br />

Küche 1,0 1,0<br />

Flur 0,6 1,0<br />

Anderer Raum 0,3 1,0<br />

Dachboden 0,3 1,0<br />

Keller 0,1 1,0<br />

Garage 0,1 1,0<br />

Gartenhaus 0,1 1,0<br />

Scheune 0,1 1,0<br />

Stallungen 0,1 1,0<br />

Schuppen 0,1 1,0<br />

Lagerraum 0,1 1,0<br />

Andere Nebengebäude 0,1 1,0<br />

Wurde von dem Probanden im Interview eine Anwendung von Insektiziden in einem<br />

bestimmten Raum vorgenommen, wird “Ja”=1 gesetzt und mit dem jeweiligen Gewichtungsfaktor<br />

des Raumes multipliziert. Wurde eine Anwendung in diesem Raum<br />

verneint, wird für diesen Raum der Wert “0” gespeichert. Die numerischen Werte der<br />

Gewichtungen für die einzelnen Räume werden aufsummiert und dieser Summenfaktor<br />

geht jeweils multiplikativ in den entsprechenden Insektizidscore ein.<br />

2.5.6 Maßnahmen zur Dekontamination nach Anwendung<br />

Als Abschluß des Abschnitts Insektizidanwendungen in der Wohnphase wurden die<br />

Probanden im Interview jeweils gefragt, ob Maßnahmen zur Dekontamination der<br />

Räume ergriffen wurden. Wurde von dem Probanden angegeben, er/sie habe versucht,<br />

das Mittel im Anschluß an die Behandlung zu entfernen, wurde im Interview<br />

dazu aufgefordert, Angaben zur Art der Dekontamination zu machen (Klartext).<br />

Durch die Maßnahmen zur Entfernung des Mittels konnten sich die Probanden den<br />

verschiedenen Mitteln wiederholt ausgesetzt haben (wiederholtes Betreten der Räume<br />

unmittelbar nach Anwendung) oder durch z.B. feuchtes Nachwischen zusätzlich<br />

einen direkten Hautkontakt hergestellt haben.<br />

Expositionsrelevante Dekontaminationsmaßnahmen wurden daher in der Expertenquantifizierung<br />

für die akute Exposition wie folgt eingestuft:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 44 von 347


Tab. 2-11 Insektizidanwendungen: Gewichtung der Dekontamination<br />

Dekontaminationmaßnahme Gewichtungsfaktor<br />

Lüften 1,2<br />

Wischen 2,0<br />

Staubsaugen 2,0<br />

Mittel entsorgen 1,0<br />

Kehren, Fegen 1,2<br />

Keine Angabe, weiß nicht 1,0<br />

Die üblicherweise von den Probanden angegebenen Dekontaminationsmaßnahmen<br />

beeinflussen somit die akute Exposition nicht, aber die Raumbelastung. In den Score<br />

für die Kontamination der Wohnung (dauerhafte niedrigschwellige Exposition durch<br />

Bewohnen der behandelten Räume) gehen diese Gewichtungsfaktoren für Dekontaminationsmaßnahmen<br />

daher nicht ein.<br />

2.5.7 Variablen der Expertenquantifizierung<br />

Für die Quantizifierung der akuten Exposition durch Anwendungen von Insektiziden<br />

wurden gemäß der Expertenfestlegungen folgende Variablen neu gebildet.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 45 von 347


Tab. 2-12 Nach Expertenquantifizierung eingeführte Variablen zur Berechnung des<br />

Scores zur akuten Exposition<br />

Name der Variablen Beschreibung<br />

anzpro_j<br />

Anzahl der Anwendungen in einem Jahr gemäß Festlegungen<br />

für Insektizidanwendungen<br />

anwfins Gewichtungsfaktor für Anwendungsform für akute Exposition<br />

gew2_1a gewichteter Wert für Wohnzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1b gewichteter Wert für Schlafzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1c gewichteter Wert für Badezimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1d gewichteter Wert für Kinderzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1e gewichteter Wert für Küche<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1f gewichteter Wert für Flur<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1g gewichteter Wert für anderer Raum<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1h gewichteter Wert für Dachboden<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1i gewichteter Wert für Keller<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1j gewichteter Wert für Garage<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1k gewichteter Wert für Gartenhaus<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1l gewichteter Wert für Scheune<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1m gewichteter Wert für Stallungen<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1n gewichteter Wert für Schuppen<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1o gewichteter Wert für Lagerraum<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1p gewichteter Wert für andere Nebengebäude<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

sumraum Summe über alle Räume<br />

dekont Expositionswert für Dekontaminationsmaßnahme<br />

Für den Score zur Beschreibung der chronisch niedrigschwelligen Exposition durch<br />

die Kontamination der Räume werden folgende Variablen durch die Expertenquantifizierung<br />

neu gebildet.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 46 von 347


Tab. 2-13 Neu eingeführte Variablen zur Berechnung des Scores zur chronisch<br />

niederschwelligen Exposition<br />

Name der Variablen Beschreibung<br />

anzpro_j<br />

Anzahl der Anwendungen in einem Jahr gemäß Festlegungen<br />

für Insektizidanwendungen<br />

anwfinsk Gewichtungsfaktor für Anwendungsform für akute Exposition<br />

gew2_1ak gewichteter Wert für Wohnzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1bk gewichteter Wert für Schlafzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1ck gewichteter Wert für Badezimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1dk gewichteter Wert für Kinderzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1ek gewichteter Wert für Küche<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1fk gewichteter Wert für Flur<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1gk gewichteter Wert für anderer Raum<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1hk gewichteter Wert für Dachboden<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1ik gewichteter Wert für Keller<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1jk gewichteter Wert für Garage<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1kk gewichteter Wert für Gartenhaus<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1kl gewichteter Wert für Scheune<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1mk gewichteter Wert für Stallungen<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1nk gewichteter Wert für Schuppen<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1ok gewichteter Wert für Lagerraum<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew2_1pk gewichteter Wert für andere Nebengebäude<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

sumraumk Summe über alle Räume<br />

Die Variablen für die Anwendungshäufigkeit pro Jahr (ANZPRO_J), die Anwendungsform<br />

und der Summenfaktor für die Anzahl der behandelten Räume gehen<br />

multiplikativ in den Algorithmus für den jeweiligen Score ein.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 47 von 347


2.5.8 Für die Expertenquantifizierung nicht relevante Rohdaten<br />

Die Art der bekämpften Insekten (z.B. Mücken, Ameisen, etc.) ist in der Datenerhebung<br />

wichtig, da sie zu einer verbesserten Erinnerung des Probanden an Anwendungsereignisse<br />

beiträgt. In der Quantifizierung der stattgehabten Exposition werden<br />

diese Angaben nicht verwendet.<br />

Die Daten zu Namen der Mittel, Herstellern und eingesetzten Mengen gehen ebenfalls<br />

nicht in die Expertenquantifizierung ein.<br />

2.5.9 Modifizierende Faktoren für den Score zur akuten Exposition durch Insektizide<br />

Für die Erfassung der “Stärke” der akuten Exposition ist entscheidend, ob der Proband<br />

selbst oder eine andere Person das Insektizid in der Wohnung ausgebracht<br />

hat.<br />

Für die Angaben zur Selbstanwendung, zu möglichen Kontakten mit dem Mittel sowie<br />

zu den Schutzmaßnahmen, die ein Proband während einer Anwendung von einem<br />

Insektizid ergriffen hatte, war der Experte geblindet. Diese expositionsmodifizierenden<br />

Faktoren wurden anhand folgender Variablen erfaßt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 48 von 347


Tab. 2-14 Variablen zur Erfassung des individuellen Kontaktes mit dem Mittel<br />

Name der Variablen Beschreibung Ausprägung der Variablen<br />

Selbstanwendung des Mittels<br />

R2_3a Proband selbst hat das Insektizid<br />

angewendet<br />

0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_3b Professioneller Kammerjäger 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_3c andere Person 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

Schutzmaßnahmen während der Anwendung<br />

R2_4 keine Schutzmaßnahmen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_4_1a Handschuhe 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_4_1b Schutzbrille 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_4_1c Staubschutzmaske 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_4_1d Gasmaske/Atemschutzgerät 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_4_1e Schutzanzug 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_4_1f andere Maßnahmen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_4_1t welche and. Maßnahmen Klartextangabe<br />

persönlicher Kontakt mit dem Mittel / Berührung des Mittels<br />

R2_5 gar nicht berührt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_5_1a Flecken auf der Kleidung 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_5_1b Hände benetzt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_5_1c Sprühnebel eingeamet 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_5_1d andere Art von Kontakt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R2_5_1t welchen Kontakt Klartextangabe<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 49 von 347


2.5.9.1 Selbstanwendung der Insektizide<br />

Im Interview wurde erfragt, ob der Proband das Mittel selber angewendet hatte, ein<br />

professioneller Kammerjäger die Mittel ausgebracht hatte oder eine andere Person<br />

die Anwendung durchgeführt hatte. Mit der Selbstanwendung steigt die Wahrscheinlichkeit<br />

der akuten Exposition, der Proband kann während der Selbstanwendung mit<br />

dem Mittel in Berührung gekommen sein oder Substanz bei der Anwendung eingeatmet<br />

haben. Daher wird die Selbstanwendung im Vergleich zur Anwendung durch<br />

andere Personen oder durch einen Kammerjäger höher gewichtet. In dieser Frage<br />

war eine Mehrfachauswahl möglich. Waren mehrere Anwender angegeben, wurde<br />

die Angabe der Selbstanwendung priortär in den Expositionsscore einbezogen.<br />

Tab. 2-15 Gewichtung der Selbstanwendung (Insektizide)<br />

Person, die anwendet Gewichtungsfaktor<br />

für Selbstanwendung<br />

Proband/in selbst 1,0<br />

Professioneller Kammerjäger 0,3<br />

andere Person 0,3<br />

2.5.9.2 Expositionsmodifizierende Faktoren - Kontakt mit den Mittel und<br />

Schutzmaßnahmen<br />

Modifizierende Faktoren der akuten Exposition stellen der Kontakt mit dem Mittel und<br />

die Schutzmaßnahmen dar, die bei der Anwendung vorgenommen wurden. Der Kontakt<br />

mit dem Mittel wirkt sich expositionsteigernd aus, Schutzmaßnahmen können<br />

spezifisch in Bezug auf die Art des Kontaktes expositionssenkend wirken.<br />

2.5.9.2.1 Erfassung des Kontakts mit dem Insektizid<br />

Zunächst wurde im Interview erfaßt, ob der Proband in Berührung mit dem Mittel gekommen<br />

ist. Wurde dies positiv beantwortet, wurde die Art des Kontakts in vier a priori<br />

vorgegebenen Kategorien erfaßt (Tab. 2-14):<br />

- Flecken auf der Kleidung<br />

- Hände benetzt<br />

- Sprühnebel eingeatmet<br />

- andere Art von Kontakt.<br />

Wurde die Kategorie “andere Art von Kontakt” ausgewählt, wurde eine Beschreibung<br />

des Probanden als Klartext erhoben. Diese wurden in einem interaktiven Editingschritt<br />

den a priori vorgegeben Kategorien zugeordnet, wobei diese weiter gefaßt<br />

wurden. Die Kategorie “Sprühnebel eingeatmet” wurde ausgedehnt auf “Substanz<br />

eingeatmet”, da in den Klartexten von den Probanden auch die Beschreibungen<br />

“Staub, Dampf, Ausdünstungen, Nebel, Qualm und Rauch eingeatmet” verwendet<br />

wurden. Weiterhin wurden in den Klartexten die Begriffe “Arme /Beine benetzt” und<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 50 von 347


“Fingerkontakt” genannt, so daß die Kategorie “Hände benetzt” als “Haut benetzt”<br />

fortgeführt wurde.<br />

Für jeden Kontakt der positiv berichtet wurde und einer Kategorie zugeordnet werden<br />

konnte, wurde der Faktor für Kontakt mit dem Mittel auf den Wert “1” gesetzt. Kategorien<br />

für die ein “Nein” angegeben wurde, wurden mit dem numerischen Wert “0” gewichtet.<br />

2.5.9.2.2 Anwendung von Schutzmaßnahmen<br />

Bei den Probanden, die im Interview angegeben hatten, das Mittel selbst angewendet<br />

zu haben, wurde erfaßt, ob sie Schutzmaßnahmen bei der Anwendungen ergriffen<br />

hatten. Wurde die Anwendung von Schutzmaßnahmen bejaht, wurde anhand von<br />

sechs a priori vorgegebenen Kategorien die Art der Schutzmaßnahmen (Tab. 2-14)<br />

erhoben. Wurde die Kategorie “Andere Maßnahmen” ausgewählt, wurde eine Beschreibung<br />

des Probanden als Klartext erfaßt. Wie bei den Angaben zum Kontakt mit<br />

dem Mittel wurden diese Klartexte in einem interaktiven Editingschritt überprüft. Von<br />

den im Klartext genannten Maßnahmen konnten jedoch keine den 5 a priori vorgegebenen<br />

Arten von Schutzmaßnahmen zugeordnet werden.<br />

Tab. 2-16 Gewichtung der Schutzmaßnahme, expositionssenkend<br />

Schutzmaßnahme Gewichtungsfaktor<br />

Handschuhe 0,5<br />

Schutzbrille 1,0<br />

Staubschutzmaske 0,7<br />

Gasmaske/Atemschutzgerät 0,5<br />

Schutzanzug 0,5<br />

andere Maßnahme 1,0<br />

2.5.9.2.3 Index der modifizierenden Faktoren<br />

Die Anwendung von Schutzmaßnahmen wurde in spezifischen Kombinationen mit<br />

den Kontaktvariablen expositionssenkend gewichtet. Dafür wurden die Variablen für<br />

Kontakt mit dem Mittel und für Schutzmaßnahmen innerhalb des Expositionsscores<br />

zunächst in einem Index multiplikativ miteinander verknüpft.<br />

Der Einsatz von Handschuhen als Schutz bei der Anwendung wirkt sich expositionssenkend<br />

bei einem Kontakt durch “Hände/Haut benetzt” aus. Staubschutzmaske und<br />

Gasmaske/Atemschutzgerät werden expositionsenkend gewichtet bei einem Kontakt<br />

durch “Substanz eingeatmet”. Ein Schutzanzug wurde als expositionsenkend gegenüber<br />

“Flecken auf der Kleidung” gewertet. Zusätzlich wurde erfasst, wie oft die<br />

Schutzmaßnahmen angewendet wurden bzw. wie oft der Proband bei den Anwendung<br />

mit dem Mittel in Kontakt gekommen ist.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 51 von 347


Der Index für direkten Kontakt und Schutzmaßnahmen verknüpft innerhalb des Scores<br />

diese modifzierenden Faktoren zunächst wie folgt:<br />

I =<br />

Gewichtungsfaktor für<br />

“Art des Kontaktes”<br />

X<br />

Gewichtungsfaktor für “Art der<br />

Schutzmaßnahme”<br />

Probanden, die das Mittel nicht selbst angewendet hatten, wurden ebenfalls nach<br />

einem möglichen Kontakt mit dem in der Wohnung eingesetzten Mittel gefragt. Wurde<br />

vom Probanden die Frage für eine der 4 vorgegebenen Kontaktarten positiv beantwortet,<br />

ging diese mit dem Faktor “1” in die Berechnung der akuten Exposition<br />

ein. Ein Index wurde für diese Probanden nicht berechnet, da die Anwendung von<br />

Schutzmaßnahmen ausschließlich für Probanden erhoben wurden, die angegeben<br />

hatten, die Mittel selbst angewendet zu haben. Für die Probanden, die das Mittel<br />

nicht selbst angewendet hatten, wird der Faktor für den Kontakt mit dem Mittel über<br />

den Gewichtungsfaktor der Selbstanwendung entsprechend reduziert. Der Faktor für<br />

die Selbstanwendung geht für diese Probanden mit einem numerischen Wert von 0,3<br />

in den multiplikativen Gesamtscore zur akuten Exposition ein (siehe Tab. 2-15).<br />

2.5.9.3 Multiplikative Scores für die akute bzw. chronische Exposition gegenüber<br />

Insektiziden<br />

In der NLL definierte zunächst die Art des Kontaktes den Score der akuten Exposition.<br />

In einem ersten Schritt werden zunächst drei verschiedene Scores der akuten<br />

Exposition gebildet:<br />

- Score für akute Exposition durch Einatmen der Substanz<br />

- Score für akute Exposition durch Benetzen der Haut<br />

- Score für akute Exposition durch Flecken auf der Kleidung<br />

Folgende Dimensionen gehen in den jeweiligen Score der akuten Exposition multiplikativ<br />

ein:<br />

- Häufigkeit von Anwendungen pro Jahr<br />

- Index aus Faktor Kontakt mit dem Mittel x Gewichtungsfaktor der zugehörigen<br />

Schutzmaßnahme (definiert die Art der akuten Exposition pro Score)<br />

- Faktor für Selbstanwendung bzw. Anwendung durch eine andere Person<br />

- Gewichtungsfaktor für Art der Anwendung (Elektroverdampfer, Versprühen etc.)<br />

- Summenfaktor aus Gewichtungsfaktoren der behandelten Räume<br />

- Gewichtungsfaktor für angewendete Dekontaminationsmaßnahme<br />

Weiterhin wird ein Score für die chronische Exposition durch die Kontamination der<br />

behandelten Wohnräume gebildet. Dieser Score umfasst die folgenden Dimensionen:<br />

- Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr<br />

- Summenfaktor aus Gewichtungsfaktoren der behandelten Räume<br />

- Gewichtungsfaktor für Anwendungsform<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 52 von 347


Abb. 2-2 Score für akute Exposition gegenüber Insektiziden<br />

Score akute Exposition<br />

separat für<br />

jede Art des Kontakts<br />

mit dem Mittel (Inhalati-<br />

on / Hautkontakt / Fle-<br />

cken)<br />

= Art der Anwendung<br />

x Gewichtete<br />

Summe der<br />

behandelten<br />

Räume<br />

x Mittel selbst<br />

angewendet<br />

(ja / eine and.<br />

Person)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 53 von 347<br />

x Kontakt mit<br />

dem Mittel (Inhalation<br />

/ Hautkontakt<br />

/ Flecken)<br />

x Schutzmaßnahmen<br />

x Dekontamination<br />

Jeder der drei möglichen Scores für akute Exposition (Substanz eingeatmet = Inhalation, Hautkontakt mit dem Mittel, Flecken auf der<br />

Kleidung) wurde anschließend mit dem Faktor “Häufigkeit der Anwendung pro Jahr” multipliziert.<br />

Abb. 2-3 Score für chronische Exposition gegenüber Insektiziden<br />

Score chron.<br />

Exposition Konta-<br />

mination der Wohnung<br />

nach Anwendung<br />

= Art der Anwendung<br />

x Gewichtete<br />

Summe der<br />

behandelten<br />

Räume<br />

Der Score für die chronische Exposition wurde anschließend ebenfalls mit dem Faktor “Häufigkeit der Anwendung pro Jahr” multipliziert.<br />

Für den Score der chronischen Exposition wurde außerdem der Faktor für die besondere Expositionssituation im Kindesalter (0-<br />

6 Jahre, siehe Kap. 2.4.1) multiplikativ einbezogen.


2.5.9.4 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Insektizide in Innenräumen<br />

Der numerische Wert des jeweiligen Expositionsscores (akute und chronische Exposition<br />

gegenüber Insektiziden in Innenräumen) bezieht sich auf ein einzelnes Kalenderjahr,<br />

da mit dem Faktor für die Häufigkeit der Anwendung die Anwendungshäufigkeit<br />

pro Jahr ausgedrückt wird. Die Angaben zur Insektizidanwendung wurden im<br />

Interview jeweils getrennt nach Wohnphasen erhoben. Der für die akute Exposition<br />

durch “Inhalation”, “Haut benetzt” und “Flecken auf der Kleidung” berechnete Score<br />

und der für die chronische Exposition durch die Kontamination der Wohnung berechnete<br />

Score beziehen sich somit auf jedes Kalenderjahr innerhalb einer Wohnphase.<br />

Für jedes einzelne Kalenderjahr einer Wohnphase, die das Kalenderjahr 1956 einschließt<br />

bzw. nach 1956 beginnt, werden die numerischen Werte der vier Scores (akut<br />

und chronisch) separat aufsummiert. Wohnphasen, in denen keine Anwendungen<br />

stattgefunden haben, tragen dabei für jedes Jahr dieser Phase zur Summation des<br />

jeweiligen Score den numerischen Wert “0” bei.<br />

Um die chronische Exposition pro Kalenderjahr zu ermitteln, wurde der multiplikative<br />

Score für die chronische Exposition zusätzlich mit der Aufenthaltszeit in der Wohnung<br />

(Stunden in der Wohnung pro Jahr) gewichtet.<br />

Anschließend wurde die Exposition lebenslang über alle Wohnphasen eines Probanden<br />

aufsummiert. Alle Kalenderjahre ≥ 1956 bzw. ab dem Geburtsjahr des Probanden<br />

nach 1956 bis zum Jahr der Erstdiagnose des Falles minus zwei Jahre Lagtime<br />

bezogen auf das Jahr der Erstdiagnose des Falles tragen zur lebenslangen Exposition<br />

bei (expositionsrelevante Kalenderjahre).<br />

2.6 Exposition gegenüber Holzschutzmitteln<br />

2.6.1 Expertenquantifizierung zu Anwendungen von Holzschutzmitteln – Basisdaten<br />

Für die Quantifizierung der Exposition gegenüber Holzschutzmitteln wurde ein analoges<br />

Vorgehen wie zuvor zur Ermittlung der Exposition gegenüber Insektiziden<br />

durchgeführt. Den Experten der Carl von Ossietzky-<strong>Universität</strong> Oldenburg, Institut für<br />

angewandte Toxikologie und Umwelthygiene (INTOX), wurden die Rohdaten aus den<br />

Interviews zu Anwendungen von Holzschutzmitteln pro Wohnphase in einer Datenbank<br />

bereitgestellt.<br />

Für die korrekte Erfassung der Exposition gegenüber Holzschutzmitteln war es notwendig,<br />

im Interview einige Fragestellungen im Vergleich zur Erfassung der Exposition<br />

durch Insektizide zu modifizieren. Die Anwendungen wurden separat von den Insektizidanwendungen<br />

erhoben und wurden daher in der Expertenquantifizierung getrennt<br />

betrachtet.<br />

Die Datenbank umfasst die Informationen zu Beginn und Ende (Kalenderjahr) der<br />

Wohnphase, den Anlaß der Anwendung, die Angaben zu den behandelten Räumen<br />

und den behandelten Flächen (wie z.B. Wandvertäfelung, Parkett etc.) sowie Angaben<br />

zu den eingesetzten Mengen und Mitteln.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 54 von 347


Tab. 2-17 Basisdaten für die Quantifizierung von Holzschutzmitteln<br />

Variablenname in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />

idnr Identifikationsnummer des Probanden<br />

w_phase Nummer der Wohnphase<br />

r1_1_von Jahr des Beginns der Holzschutzphase<br />

r1_1_bis Jahr des Endes der Holzschutzphase<br />

r1_3_1 Häufigkeit der Anwendungen in der Phase<br />

r1_3_1t Wenn weniger häufig als 1x im Jahr, dann:<br />

R1_3_2a<br />

R1_3_2b<br />

R1_3_2c<br />

R1_3_2d<br />

R1_3_2e<br />

R1_3_2f<br />

R1_3_2g<br />

R1_3_2h<br />

R1_3_2t<br />

Behandelte Fläche:<br />

Holzdecke<br />

Wandvertäfelung<br />

Fußboden/Parkett<br />

Möbel<br />

Fensterrahmen<br />

Türen/Tore<br />

Gartenzaun<br />

Andere<br />

Welche andere?<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 55 von 347


Forts. Tab. 2-17 Basisdaten für die Quantifizierung von Holzschutzmitteln<br />

Variablenname in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />

Grund der Anwendung:<br />

R1_3_21a Behandlung vom Schädlingsbefall<br />

R1_3_21a Vorsorge gegen Schädlingsbefall<br />

R1_3_21a Verschönerung<br />

R1_3_21a Anderer Grund<br />

R1_3_21a Welcher Grund?<br />

r1_3_22 Wurden diese Anwendungen ganz oder<br />

teilweise in Innenräumen oder umbauten<br />

Räumen durchgeführt?<br />

r1_3_3a<br />

r1_3_3b<br />

r1_3_3c<br />

r1_3_3d<br />

r1_3_3e<br />

r1_3_3f<br />

r1_3_3g<br />

r1_3_3gt<br />

r1_3_3h<br />

r1_3_3i<br />

r1_3_3j<br />

r1_3_3k<br />

r1_3_3l<br />

r1_3_3m<br />

r1_3_3n<br />

r1_3_3o<br />

r1_3_3p<br />

r1_3_3pt<br />

Wenn ja, in welchen Räumen erfolgte die<br />

Anwendung?<br />

Im Wohnzimmer<br />

Im Schlafzimmer<br />

Im Badezimmer<br />

Im Kinderzimmer<br />

In der Küche<br />

Im Flur<br />

In einem anderen Raum<br />

Welcher Raum?<br />

Dachboden<br />

Im Keller<br />

In der Garage<br />

Im Gartenhaus<br />

In der Scheune<br />

In Stallungen<br />

Im Schuppen<br />

Im Lager<br />

In anderen Nebengebäuden<br />

Welches Nebengebäude?<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 56 von 347


Forts. Tab. 2-17 Basisdaten für die Quantifizierung von Holzschutzmitteln<br />

Variablenname in der Datenbank Beschreibung der Variablen<br />

h_nam1 Name des erstgenannten Holzschutzmittels<br />

h_meng1 Menge des 1. Mittels<br />

h_einhe1 Einheit zur Menge des ersten Mittels<br />

bis h_nam6, h_meng6, h_einhe6 bis zu 6 Holzschutzmittelnamen mit Menge<br />

und Einheit wurden genannt<br />

2.6.2 Expertenquantifizierung Holzschutzmittel - Vorgehen des Experten<br />

Ausgehend von dieser Datenbasis wurde vom Experten ein Algorithmus zur Bildung<br />

von Scores für die Kontamination der Wohnung (chronisch niedrigschwellige Exposition<br />

in den Räumen) und für die akute Exposition der Probanden eingeführt.<br />

Die einzelne Holzschutzmittelphase innerhalb einer Wohnphase wird definiert durch<br />

das einzelne verwendete Holzschutzmittel. Durch den Experten wurden Gewichtungsfaktoren<br />

für die Häufigkeit der Anwendung, die behandelten Flächen, den<br />

Zweck der Anwendung (Schädlingsbefall, Vorsorge etc.) und behandelten Räume<br />

festgelegt.<br />

Für jedes einzelne Mittel wird in einer relationalen Tabelle erfaßt, ob eine Maßnahme<br />

als Selbstanwendung durchgeführt wurde, welche Schutzmaßnahmen dabei angewendet<br />

wurden und welche Art von persönlichem Kontakt mit dem Mittel dabei ggf.<br />

erfolgte. Für diese Anteile der Selbstanwendung und des Kontaktes mit dem Mittel<br />

bzw. der Schutzmaßnahmen war der Experte geblindet, um eine Beeinflussung<br />

durch diese Information auszuschließen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 57 von 347


Abb. 2-4 Strukturschema zur Expositionsquantifizierung – Variablen des Expositionsscores<br />

idnr<br />

W_phase 1<br />

- Häufigkeit der<br />

Anwendungen<br />

in dieser<br />

Wohnphase<br />

(R1_3_1)<br />

- behandelte<br />

Flächen<br />

(R1_3_2a-h)<br />

- Zweck der<br />

Anwendung<br />

(R1_3_21a-d)<br />

W_phase 2<br />

W_phase n<br />

Anwendung<br />

in<br />

Innenräumen<br />

(R1_3_22)<br />

nein<br />

Holzschutzmittelphase<br />

1<br />

(Mittel Nr. 1)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 58 von 347<br />

ja<br />

Welche Räume ?<br />

(R1_3_3a-p)<br />

Welche Mittel ?<br />

(H_Name)<br />

Holzschutzmittelphase<br />

2<br />

(Mittel Nr. 2)<br />

Holzschutzmittelphase<br />

n<br />

(Mittel Nr. n)<br />

Selbstanwendung<br />

Proband ?<br />

(R3_1a)<br />

ja<br />

nein<br />

- Art der Anwendung<br />

(R3_2a-d)<br />

- Schutzmaßnahmen<br />

(R3_3_1a-f)<br />

Kontakt mit dem Mittel<br />

(R3_4_1a-d)<br />

Selbstanwendung<br />

Proband ? nein<br />

(R3_1a)<br />

ja<br />

- Art der Anwendung<br />

(R3_2a-d)<br />

- Schutzmaßnahmen<br />

(R3_3_1a-f)<br />

Kontakt mit dem Mittel<br />

(R3_4_1a-d)<br />

_


2.6.3 Anwendungshäufigkeit bei Holzschutzmitteln<br />

Zur Berechnung der Scores wurden durch den Experten zunächst Höchstgrenzen<br />

zur jährlich möglichen Anwendungshäufigkeit sowie Gewichtungsfaktoren für die verschiedenen<br />

Räumlichkeiten und behandelten Flächen festgelegt.<br />

Die Anzahl der Anwendungen wird pro Jahr berechnet und basiert auf der Angabe<br />

des Probanden zur Häufigkeit der Holzschutzmittelanwendungen pro Wohnphase.<br />

In den Kategorien zu Angabe der Häufigkeit im Interview wurde berücksichtigt, daß<br />

Holzschutzmaßnahmen durchschnittlich in der Bevölkerung weniger häufig angewendet<br />

werden als Insektenbekämpfungsmaßnahmen [73]. Die Anzahl der Anwendungen<br />

von Holzschutzmitteln konnte vom Probanden mittels Klartextangaben spezifiziert<br />

werden, wenn die Anwendungen in einer Wohnphase “seltener als einmal im<br />

Jahr” vorgenommen worden sind. In einer Fall-Kontroll-Studie erfolgt die “lebenslange”<br />

Expositionsquantifizierung jedoch nur anhand von Kalenderjahren bis zum Erst-<br />

Diagnosejahr des Falles auch für die jeweils zugematchten Kontrollen (in der NLL<br />

minus lagtime von 2 Jahren). Daher mußten die aus diesen Klartextangaben ermittelten<br />

numerischen Werte zur Häufigkeit anschließend auf die einzelnen Kalenderjahre,<br />

die jede Wohnphase umfaßte, umgerechnet werden.<br />

Beispiel: Die Häufigkeit von Holzschutzmittelanwendungen wurde im Klartext mit<br />

“einmal beim Neubau und dann alle zwei Jahre” angegeben. Die zugehörige Wohnphase<br />

dauerte von 1980 bis 1989.<br />

- 1 x bei Neubau + 5 x in zehn Jahren = 6 Anwendungen in der Wohnphase<br />

Um die Häufigkeit pro Jahr zu ermitteln, wurde die Anzahl der Anwendungen in der<br />

Wohnphase durch die Anzahl der Jahre, die die Wohnphase angedauert hat geteilt.<br />

- 6 Anwendungen in der Wohnphase /10 Jahre Dauer= 0,6 Anwendungen pro Jahr<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 59 von 347


Tab. 2-18 Festlegungen zur Berechnung der Anzahl der Anwendungen von Holzschutzmitteln<br />

Ausprägung der<br />

Variable r1_3_1<br />

(Rohdaten)<br />

Beschreibung der Ausprägung<br />

Anzahl der Anwendungen im<br />

Jahr (Festlegung durch Experten)<br />

11 seltener als einmal im Jahr Berechnung für Wohnphase gemäß<br />

Klartext der Angabe des<br />

Probanden (z.B. alle 2 Jahre)<br />

12 einmal im Jahr 1<br />

13 mehrmals im Jahr 2<br />

14 einmal im Monat 12<br />

15 2 bis 3mal im Monat 16<br />

16 einmal in der Woche 24<br />

17 mehrmals in der Woche 24<br />

18 einmal täglich 24<br />

19 mehrmals täglich 24<br />

Für die Anwendungshäufigkeit wurde vom Experten eine Höchstgrenze von 24 Anwendungen<br />

pro Jahr festgesetzt.<br />

Wurde vom Probanden “seltener als einmal im Jahr” angegeben und im Klartext<br />

wurde “weiß nicht”, “keine genauere Angabe möglich” oder “keine Angabe” eingetragen,<br />

so wurde für die gesamte Wohnphase eine Holzschutzmittelanwendung berechnet.<br />

Für die Angabe des Probanden “seltener als einmal im Jahr” mit dem Klartexteintrag<br />

“alle paar Jahre” wurde ein Turnus von 5 Jahren angenommen.<br />

Angaben zu “18=einmal täglich” und “19=mehrmals täglich” liegen in den Rohdaten<br />

nicht vor.<br />

2.6.4 Gewichtungsfaktoren für behandelte Fläche<br />

Bei der Bewertung der Exposition durch Holzschutzmittel ist weniger die Art der Ausbringung<br />

als vielmehr die behandelte Fläche entscheidend. Weiterhin wird für die<br />

Quantifizierung der Holzschutzmittelexposition an dieser Stelle einbezogen, ob die<br />

Maßnahme vom Probanden selbst durchgeführt wurde, also eine akute, kurzfristige<br />

Exposition während der Anwendung vorlag, oder ob die Exposition ausschließlich<br />

durch die Kontamination der Räume in der Wohnung verursacht wurde und dementsprechend<br />

niedrigschwellig und langfristig einwirkte. Daher wurden analog zum Vorgehen<br />

bei den Insektizidanwendungen separate Scores für die akute Exposition und<br />

für die dauerhaft niedrigschwellige Exposition durch das Bewohnen der Räumlichkeiten<br />

gebildet.<br />

Die verschiedenen a priori vorgebenen Auswahlmöglichkeiten für behandelte Flächen<br />

wurden durch die Experten wie folgt gewichtet (Tab. 2-19).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 60 von 347


Tab. 2-19 Gewichtungsfaktoren für die Art der mit Holzschutzmittel behandelten<br />

Fläche<br />

Variable Art der behandelten<br />

Fläche<br />

Gewichtungsfaktor<br />

Selbstanwendung<br />

Gewichtungsfaktor<br />

Kontamination Whg.<br />

R1_3_2a Holzdecke 1,0 10<br />

R1_3_2b Wandvertäfelung 1,0 10<br />

R1_3_2c Fußboden/Parkett 0,2 2<br />

R1_3_2d Möbel 0,3 3<br />

R1_3_2e Fensterrahmen 0,5 3<br />

R1_3_2f Türen/Tore 0,5 3<br />

R1_3_2g Gartenzaun 0,5 (entfällt)<br />

R1_3_2h andere (Klartextangaben)<br />

0,8 0,1<br />

Die Angaben für die mit Holzschutzmittel behandelten Flächen wurden Ja=1 bzw.<br />

nein=0 gesetzt und mit dem entsprechenden Gewichtungsfaktor gemäß Tab. 2-19<br />

multipliziert. Die berechneten Produkte aus Gewichtungsfaktor und einzelne behandelte<br />

Fläche wurden anschließend zu einem Summenfaktor addiert.<br />

Wurde vom Probanden als Grund für einen Holzschutzmitteleinsatz die “Behandlung<br />

von Schädlingsbefall” (R1_3_21a) oder die “Vorsorge gegen Schädlingsbefall”<br />

(R1_3_2b) mit Ja=1 angegeben, wurde dies jeweils mit dem Faktor 1 in die Quantifizierung<br />

der akuten Exposition einbezogen. Wurden eine oder beide Begründungen<br />

verneint, wurde dies jeweils mit dem Gewichtungsfaktor 0,5 quantifiziert. Die Werte<br />

der Faktoren zu jeder der beiden Variablen werden summiert. Die Klartextangaben<br />

unter “Anderes” wurden in einem interaktiven Editing-Schritt bearbeitet und wenn<br />

möglich den Kategorien “Behandlung bzw. Vorsorge gegen Schädlingsbefall” zugeordnet.<br />

Weiterhin wurde in den Klartexten als Grund für die Maßnahme “Vorbeugen<br />

bzw. Bekämpfung von Fäulnis” angegeben. Dies wurde als neue Kategorie aufgenommen<br />

und ebenfalls mit dem Faktor 1 in die Berechnung des Scores einbezogen.<br />

In der Berechnung des Score für die Kontamination der Räumlichkeiten wird der<br />

Grund eines Holzschutzmitteleinsatzes nicht berücksichtigt.<br />

2.6.5 Gewichtung anhand der behandelten Räumlichkeiten<br />

War vom Probanden im Interview berichtet worden, daß die Anwendung des Holzschutzmittels<br />

nicht in Innenräumen erfolgt war, wurde dem Gewichtungsfaktor zur<br />

Berechnung der akuten Exposition für Innenanwendung der numerische Wert “1” zugewiesen.<br />

War die Holzschutzmittelanwendung ganz oder teilweise in Innenräumen<br />

durchgeführt worden (R1_3_22 =1 “ja”) wurde der Gewichtungsfaktor für die akute<br />

Exposition auf “2” gesetzt. Nur bei einer positiven Antwort auf diese Frage wurden im<br />

Interview die Räume erfaßt., in denen eine Anwendung stattgefunden hatte, und nur<br />

dann wird ein Score für die Kontamination der Wohnung berechnet.<br />

Der Score für die Kontamination der Räumlichkeiten berücksichtigt eine positive Angabe<br />

des Probanden bei Anwendungen in Innenräumen mit dem Gewichtungsfaktor<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 61 von 347


von “1”. Wurde die Anwendung in Innenräumen verneint, geht der Faktor mit dem<br />

numerischen Wert “0” in den Score ein, was dazu führt, daß der multiplikative Score<br />

für die betreffende Wohnphase insgesamt den Wert 0 erhält.<br />

Für den Score zur Quantifizierung der Kontamination der Wohnung durch Holzschutzmittel<br />

wurde zusätzlich vom Experten eine Gewichtung der Räume zueinander<br />

durchgeführt. Hierbei wurde berücksichtigt, daß sich Personen unterschiedlich lange<br />

in den verschiedenen Räumen ihrer Wohnung aufhalten. In die Quantifizierung der<br />

akuten Exposition gehen Angaben zur Art der Räume nicht ein.<br />

Tab. 2-20 Gewichtung der Räumlichkeiten zueinander (Chron. Exposition)<br />

Bezeichnung des Wohnraumes<br />

Gewichtungsfaktor für<br />

Kontamination<br />

Wohnzimmer 10,0<br />

Schlafzimmer 10,0<br />

Badezimmer 2,0<br />

Kinderzimmer 3,0<br />

Küche 3,0<br />

Flur 3,0<br />

Anderer Raum 0,1<br />

Dachboden 1,0<br />

Keller 1,0<br />

Garage 0,1<br />

Gartenhaus 0,1<br />

Scheune 0,1<br />

Stallungen 0,1<br />

Schuppen 0,1<br />

Lagerraum 0,1<br />

Andere Nebengebäude 0,1<br />

2.6.6 In der Expertenquantifizierung nicht verwendete Rohdaten<br />

Weder für die akute Exposition noch für den Score zur Berechnung der Kontamination<br />

der Wohnung wurden von den Experten die Probandenangaben zum Namen des<br />

verwendeten Mittels, dem Hersteller de Produktes oder zur verwendeten Menge herangezogen.<br />

2.6.7 Variablen der Expertenquantifizierung Holzschutzmittel<br />

Für die Quantifizierung der akuten Exposition durch Anwendungen von Holschutzmitteln<br />

werden gemäß der Festlegungen des Experten folgende Variablen neu gebildet.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 62 von 347


Tab. 2-21 Neu eingeführte Variablen für Score akute Exposition durch Selbstanwendung<br />

von Holzschutzmitteln<br />

Name der Variablen Beschreibung<br />

Anzpro_j Anzahl Anwendungen pro Jahr<br />

gew132a Wert für Holzdecke<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew132b Wert für Wandvertäfelung<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew132c Wert für Fußboden/Parkett<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew132d Wert für Möbel<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew132e Wert für Fensterrahmen<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew132f Wert für Türen/Tore<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew132g Wert für Gartenzaun<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew132h Wert für anderes<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

sumgewah Summe der gewichteten Werte der behandelten Flächen<br />

fak1321a Wert für Zweck der Anwendung<br />

Schädlingsbefall, Vorsorge gegen Schädlingsbefall,<br />

Bekämpfung u. Vorgsorge gegen Fälunis “ja”= 2<br />

fak1321b Wert für Zweck der Anwendung<br />

Verschönerung “ja” = 1‘<br />

sumfak2 Summe der Werte zu Art der Anwendung<br />

fakina2 Faktor für die Anwendung in Innenräumen, akute<br />

Exposition: ja, Anwendung in umbauten Räumen,<br />

innen Fakina2 =2;<br />

nein, keine Anwendung in umbauten Räumen, außen,<br />

fakina2 =1<br />

Zur Berechnung des Scores für die chronisch niedrigschwellige Exposition durch das<br />

Bewohnen der behandelten Räume wird zusätzlich die Gewichtung der Räume zueinander<br />

für die Scorebildung herangezogen. Der Grund der Anwendung spielt bei<br />

der Berechnung des Kontaminationsscores dagegen keine Rolle, so daß der entsprechende<br />

Faktor entfällt.<br />

Einführung der Gewichtungsfaktoren und Summenbildung über die Faktoren führt zur<br />

Generierung von neuen Variablen:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 63 von 347


Tab. 2-22 Neu eingeführte Variablen für die chronische Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln<br />

Name der Variablen Beschreibung<br />

Anzpro_j Anzahl Anwendungen pro Jahr<br />

gew132ak Wert für Holzdecke<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />

gew132bk Wert für Wandvertäfelung<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />

gew132ck Wert für Fußboden/Parkett<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />

gew132dk Wert für Möbel<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />

gew132ek Wert für Fensterrahmen<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />

gew132fk Wert für Türen/Tore<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />

gew132gk Wert für Gartenzaun<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />

gew132hk Wert für anderes<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor Kontamination)<br />

sumgekah Summe der gewichteten Werte der behandelten Flächen<br />

fakinak Faktor für die Anwendung in Innenräumen, chronisch:<br />

ja, Anwendung in umbauten Räumen, innen, fakinak=1;<br />

nein, keine Anwendung in umbauten Räumen, außen,<br />

fakinak=0<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 64 von 347


Forts. Tab. 2-22 Neu eingeführte Variablen für die chronische Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln<br />

Name der Variablen Beschreibung<br />

gew133ak Wert für Wohnzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133bk Wert für Schlafzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133ck Wert für Badezimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133dk Wert für Kinderzimmer<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133ek Wert für Küche<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133fk Wert für Flur<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133gk Wert für anderer Raum in der Wohnung<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133hk Wert für Dachboden<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133ik Wert für Keller<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133jk Wert für Garage<br />

(‚”ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133kk Wert für Gartenhaus<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133lk Wert für Scheune<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133mk Wert für Stallungen<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133nk Wert für Schuppen<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133ok Wert für Lagerraum<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

gew133pk Wert für andere Nebengebäude<br />

(“ja”=1 / “nein”=0 x Gewichtungsfaktor)<br />

Sumraum Summe der Werte für Räumlichkeiten<br />

2.6.8 Modifizierende Faktoren für den Score zur akuten Exposition durch<br />

Holzschutzmittel<br />

Für die Erfassung der akuten Exposition ist entscheidend, ob der Proband selbst<br />

oder eine andere Person das Holzschutzmittel eingesetzt hat.<br />

Für die Angaben zur Selbstanwendung, zu möglichen Kontakten mit dem Mittel sowie<br />

zu den Schutzmaßnahmen, die ein Proband während einer Anwendung von<br />

Holzschutzmitteln ergriffen hatte, war der Experte geblindet. Diese expositionsmodifizierenden<br />

Faktoren wurden anhand folgender Variablen erfaßt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 65 von 347


Tab. 2-23 Variablen zur Erfassung des individuellen Kontaktes mit dem Holzschutzmittel<br />

Name der Variablen Beschreibung Ausprägung der Variablen<br />

Selbstanwendung des Holzschutzmittels<br />

R3_1a Proband selbst hat das Insektizid<br />

angewendet<br />

R3_1b Professioneller Maler/Anstreicher,<br />

Firma<br />

0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_1c Professioneller Kammerjäger 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_1d andere Person 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

Art der Anwendung bei Selbstanwendung<br />

R3_2a verstreichen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_2d rollen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_2c versprühen/vernebeln 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_2d andere Methode 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_2t welche andere Methode Klartext<br />

Schutzmaßnahmen während der Anwendung<br />

R3_3 keine Schutzmaßnahmen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_3_1a Handschuhe 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_3_1b Schutzbrille 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_3_1c Staubschutzmaske 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_3_1d Gasmaske/Atemschutzgerät 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_3_1e Schutzanzug 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_3_1f andere Maßnahmen 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_3_1t welche and. Maßnahmen Klartextangabe<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 66 von 347


Forts. Tab. 2-23<br />

persönlicher Kontakt mit dem Mittel / Berührung des Mittels<br />

R3_4 gar nicht berührt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_4_1a Flecken auf der Kleidung 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_4_1b Hände benetzt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_4_1c Sprühnebel eingeamet 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_4_1d andere Art von Kontakt 0 = nein, 1 = ja, 8 = weiß<br />

nicht, 9 = keine Angabe<br />

R3_4_1t welchen Kontakt Klartextangabe<br />

2.6.8.1 Selbstanwendung von Holzschutzmitteln<br />

Im Interview wurde erfragt, wer das Holzschutzmittel angewendet hatte: ob dies der<br />

Proband selber, ein Maler, ein professioneller Kammerjäger oder eine andere Person<br />

war (Tab. 2-23). Mit der Selbstanwendung steigt die Wahrscheinlichkeit der akuten<br />

Exposition, der Proband kann z.B. leichter während einer Selbstanwendung mit dem<br />

Mittel in Berührung gekommen sein. Daher wird die Selbstanwendung im Vergleich<br />

zur Anwendung durch andere Personen, durch einen Maler oder durch einen Kammerjäger<br />

höher gewichtet. Bei dieser Angabe zur durchführenden Person war eine<br />

Mehrfachauswahl möglich. Als prioritär wurde die Angabe der Selbstanwendung gewertet.<br />

Bei einer positiven Angabe wurde der Gewichtungsfaktor für “Proband/in<br />

selbst” in den Expositionsscore einbezogen.<br />

Tab. 2-24 Gewichtung der Selbstanwendung (Holzschutmittel)<br />

Person, die anwendet Gewichtungsfaktor<br />

für Selbstanwendung<br />

Proband/in selbst 1,0<br />

Professioneller Maler / Anstreicher 0,3<br />

Professioneller Kammerjäger 0,3<br />

andere Person 0,3<br />

Weiterhin wurde bei den Probanden, die die Mittel selbst angewendet hatten, die Art<br />

der Anwendung in vier Kategorien erhoben (Tab. 2-25). Eine Mehrfachauswahl war<br />

möglich. Vorgegeben war neben den Kategorien zu “verstreichen”, “rollen” und “versprühen”<br />

auch die Kategorie “andere Methode”. Wurde diese Kategorie im Interview<br />

ausgewählt, wurde in einem Klartextfeld die Beschreibung des Probanden erfaßt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 67 von 347


Anhand der Klartexte konnte jedoch im interaktiven Editing keine der Beschreibung<br />

zu Art der Anwendung einer vorgegeben Kategorie zugeordnet werden.<br />

Analog zu den in der Expertenquantifizierung für Insektizdie festgelegten Gewichtungsfaktoren<br />

wurden die Kategorien für Holzschutzmittel wie folgt gewichtet:<br />

Tab. 2-25 Gewichtungsfaktoren für Art der Anwendung bei Holzschutzmitteln<br />

Anwendungsform des Holschutzmittels<br />

Art der Kategorie Gewichtungsfaktor<br />

(akute<br />

Exposition)<br />

Verstreichen a priori 2<br />

Rollen a priori 2<br />

Versprühen/Vernebeln a priori 10<br />

andere Methode a priori 1<br />

2.6.8.2 Kontakt mit dem Holzschutzmittel und Schutzmaßnahmen<br />

Modifizierende Faktoren der akuten Exposition stellen der Kontakt mit dem Mittel und<br />

die Schutzmaßnahmen dar, die bei der Anwendung vorgenommen wurden. Der Kontakt<br />

mit dem Mittel wirkt sich expositionsteigernd aus.<br />

2.6.8.2.1 Erfassung des Kontakts mit dem Holzschutzmittel<br />

Im Interview wurde für alle die Probanden erfaßt, ob sie in Berührung mit dem Mittel<br />

gekommen waren, die eine Anwendung von Holzschutzmitteln in Innenräumen angegeben<br />

hatten. Wurde die Frage nach einem persönlichen Kontakt mit dem Mittel<br />

positiv beantwortet, wurde die Art des Kontakts in vier a priori vorgegebenen Kategorien<br />

erfaßt (siehe auch Tab. 2-23):<br />

- Flecken auf der Kleidung<br />

- Hände benetzt<br />

- Sprühnebel eingeatmet<br />

- andere Art von Kontakt.<br />

Wurde die Kategorie “andere Art von Kontakt” ausgewählt, wurde eine Beschreibung<br />

des Probanden als Klartext erhoben. Diese Klartexte wurden in einem interaktiven<br />

Editingschritt den a priori vorgegeben Kategorien zu geordnet, wobei diese weiter<br />

gefaßt wurden. Die Kategorie “Sprühnebel eingeatmet” wurde ausgedehnt auf Substanz<br />

eingeatmet”, da in den Klartexten auch die Beschreibungen “Gase”, “Dampf”<br />

oder “Ausdünstungen eingeatmet” verwendet wurden. Weiterhin wurden in den Klartexten<br />

z.B. die Begriffe “Hautkontakt”, “Arme und Beine benetzt” genannt, so daß die<br />

Kategorie “Hände benetzt” als “Haut benetzt” fortgeführt wird.<br />

Für jeden Kontakt der positiv berichtet wurde und einer Kategorie zugeordnet werden<br />

konnte, wurde der Faktor für Kontakt mit dem Mittel auf den Wert “1” gesetzt. Kategorien<br />

für die ein “Nein” angegeben wurde, wurde mit dem numerischen Wert “0” gewichtet.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 68 von 347


2.6.8.2.2 Anwendung von Schutzmaßnahmen<br />

Bei den Probanden, die im Interview angegeben hatten, das Holzschutzmittel selbst<br />

angewendet zu haben, wurde erfaßt, ob sie Schutzmaßnahmen bei der Anwendung<br />

ergriffen hatten. Wurde die Anwendung von Schutzmaßnahmen bejaht, wurde anhand<br />

von sechs a priori vorgegebenen Kategorien die Art der Schutzmaßnahmen<br />

erhoben (Tab. 2-23). Wurde die a priori Kategorie “Andere Maßnahmen” ausgewählt,<br />

wurde eine Beschreibung des Probanden als Klartext erfaßt. Wie bei den Angaben<br />

zum Kontakt mit dem Mittel wurden diese Klartexte in einem interaktiven Editingschritt<br />

überprüft. Von den im Klartext genannten Maßnahmen konnten insgesamt<br />

5 Nennungen als synonym zu der vorgegebenen Kategorie “Staubschutzmaske” zugeordnet<br />

werden.<br />

2.6.8.2.3 Index der modifizierenden Faktoren<br />

Die Anwendung von Schutzmaßnahmen wurde in spezifischen Kombinationen mit<br />

den Kontaktvariablen als expositionssenkend gewichtet. Dafür wurden die Variablen<br />

für Kontakt mit dem Mittel und für Schutzmaßnahmen innerhalb des Expositionsscore<br />

zunächst durch einen Index multiplikativ miteinander verknüpft.<br />

Der Einsatz von Handschuhen als Schutz bei der Anwendung wirkt sich expositionssenkend<br />

bei einem Kontakt durch “Hände benetzt” aus. Staubschutzmaske und<br />

Gasmaske/Atemschutzgerät werden expositionsenkend gewichtet bei einem Kontakt<br />

durch “Substanz eingeatmet”. Ein Schutzanzug wurde als expositionsenkend gegenüber<br />

“Flecken auf der Kleidung” gewertet.<br />

Tab. 2-26 Gewichtung der Schutzmaßnahme, expositionssenkend<br />

Schutzmaßnahme Gewichtungsfaktor<br />

Handschuhe 0,5<br />

Schutzbrille 1,0<br />

Staubschutzmaske 0,7<br />

Gasmaske/Atemschutzgerät 0,5<br />

Schutzanzug 0,5<br />

andere Maßnahme 1,0<br />

Der Index verknüpft innerhalb des Scores diese zwei modifzierenden Faktoren zunächst<br />

wie folgt:<br />

I =<br />

Gewichtungsfaktor für<br />

“Art des Kontaktes”<br />

x<br />

Gewichtungsfaktor für “Art<br />

der Schutzmaßnahme”<br />

Probanden, die das Mittel nicht selbst angewendet hatten, wurden ebenfalls nach<br />

einem möglichen Kontakt mit dem in der Wohnung eingesetzten Mittel gefragt. Wurde<br />

vom Probanden die Frage für eine der 4 vorgegebenen Kontaktarten positiv beantwortet,<br />

ging diese mit dem Faktor “1” in die Berechnung der akuten Exposition<br />

ein. Ein Index wurde für diese Probanden nicht berechnet, da Schutzmaßnahmen<br />

ausschließlich für Probanden erhoben wurden, die angegeben hatten, die Mittel<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 69 von 347


selbst angewendet zu haben. Für die Probanden, die das Mittel nicht selbst angewendet<br />

hatten, wirkt der 0,3 expositionssenkend auf in den multiplikativen Gesamtscore<br />

zur akuten Exposition (siehe Tab. 2-24 ).<br />

2.6.8.3 Multiplikative Scores für die akute bzw. chronische Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln<br />

Die Art des Kontaktes definiert den Score der akuten Exposition gegenüber Holzschutzmitteln.<br />

Insgesamt werden drei verschiedene Scores der akuten Exposition<br />

gebildet:<br />

- Score für akute Exposition durch Einatmen der Substanz<br />

- Score für akute Exposition durch Benetzen der Haut<br />

- Score für akute Exposition durch Flecken auf der Kleidung<br />

Folgende Dimensionen gehen in den jeweiligen multiplikativen Score der akuten Exposition<br />

ein:<br />

- Häufigkeit von Anwendungen pro Jahr<br />

- Index aus Faktor Kontakt mit dem Mittel x Gewichtungsfaktor der zugehörigen<br />

Schutzmaßnahme (definiert die Art der akuten Exposition pro Score)<br />

- Faktor für Selbstanwendung bzw. Anwendung durch eine andere Person<br />

- Gewichtungsfaktor für Art der Anwendung (Verstreichen, Rollen, Versprühen etc.)<br />

- Summenfaktor aus Gewichtungsfaktoren der behandelten Räume<br />

- Gewichtungsfaktor für Anwendung in Innenräumen<br />

- Summenfaktor für die Art der behandelten Flächen<br />

- Gewichtungsfaktor für den Zweck der Anwendung<br />

Weiterhin wird ein Score für die chronische Exposition durch die Kontamination der<br />

behandelten Wohnräume gebildet. Dieser Score umfasst die folgenden Dimensionen:<br />

- Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr<br />

- Gewichtungsfaktor für die Anwendung in Innenräumen<br />

- Summenfaktor aus Gewichtungsfaktoren der behandelten Räume<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 70 von 347


Abb. 2-5 Score für akute Exposition gegenüber Holzschutzmitteln<br />

Score akute Exposition<br />

separat für<br />

jede Art des Kontakts<br />

mit dem Mittel<br />

= Faktor zu Anwendung<br />

in<br />

Innenräumen<br />

x Gewichtete<br />

Summe der<br />

behandelten<br />

Räume<br />

x Gewichtete<br />

Summe der<br />

behandelten<br />

Flächen<br />

x Mittel selbst<br />

angewendet<br />

(ja / eine<br />

and. Person)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 71 von 347<br />

x Art der<br />

Anwendung<br />

x Kontakt mit<br />

dem Mittel<br />

(Inhalation /<br />

Hautkontakt /<br />

Flecken)<br />

x Schutzmaßnahmen<br />

Jeder der drei möglichen Scores für akute Exposition (Substanz eingeatmet = Inhalation, Hautkontakt mit dem Mittel, Flecken auf der<br />

Kleidung) wurde mit dem Faktor “Häufigkeit der Anwendung pro Jahr” multipliziert.<br />

Abb. 2-6 Score für chronische Exposition gegenüber Holzschutzmitteln<br />

Score chron.<br />

Exposition Konta-<br />

mination der Wohnung<br />

nach Anwendung<br />

= Art der Anwendung<br />

x Faktor zu Anwendung<br />

in<br />

Innenraum<br />

x Gewichtete<br />

Summe der<br />

behandelten<br />

Räume<br />

Der Score für die chronische Exposition wurden ebenfalls mit dem Faktor “Häufigkeit der Anwendung pro Jahr” multipliziert. Für den<br />

Score der chronischen Exposition wurde außerdem der Faktor für die besondere Expositionssituation im Kindesalter (0-6 Jahre, siehe<br />

Kap. 2.4.1) multiplikativ einbezogen.


Der numerische Wert des jeweiligen Expositionsscores (akute und chronische Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln) bezieht sich auf ein einzelnes Kalenderjahr, da<br />

mit dem Faktor für die Häufigkeit der Anwendung die Anwendungshäufigkeit pro Jahr<br />

ausgedrückt wird. Die Angaben zum Einsatz von Holzschutzmitteln wurden im Interview<br />

jeweils getrennt nach Wohnphasen erhoben. Der für die akute Exposition durch<br />

“Inhalation”, “Haut benetzt” und “Flecken auf der Kleidung” berechnete Score und der<br />

für die chronische Exposition durch die Kontamination der Wohnung berechnete Score<br />

beziehen sich somit auf jedes Kalenderjahr innerhalb einer Wohnphase.<br />

Um die chronische Exposition pro Kalenderjahr zu ermitteln, wurde der multiplikative<br />

Score für die chronische Exposition zusätzlich mit der Aufenthaltszeit in der Wohnung<br />

(Stunden in der Wohnung pro Jahr) gewichtet.<br />

2.6.8.4 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Holzschutzmittel in Innenräumen<br />

Um die lebenslang akkumulierte Exposition zu ermitteln, werden die Scores über die<br />

einzelnen Kalenderjahre bezogen auf jede Wohnphase, die das Kalenderjahr 1956<br />

einschließt bzw. nach 1956 beginnt, aufsummiert. Für jedes einzelne Kalenderjahr<br />

einer Wohnphase werden die numerischen Werte der vier Scores (akut und chronisch)<br />

aufsummiert. Wohnphasen, in denen keine Anwendungen stattgefunden haben,<br />

tragen dabei für jedes Jahr dieser Phase zur Gesamtsumme des jeweiligen<br />

Score über die Jahre den numerischen Wert von “0” bei.<br />

Weiterhin wird die Exposition lebenslang über alle Wohnphasen eines Probanden<br />

aufsummiert. Alle Kalenderjahre ≥ 1956 bzw. ab dem Geburtsjahr des Probanden<br />

nach 1956 bis zum Jahr der Erstdiagnose des Falles (bei Kontrollen: ED-Jahr des<br />

jeweils zugematchten Falles) minus zwei Jahre Lagtime tragen zur lebenslangen Exposition<br />

bei.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 72 von 347


2.7 Exposition durch Anwendung von Pestiziden im Garten<br />

2.7.1 Exposition durch Pestizide im Garten - Basisvariablen<br />

Die Angaben zur Anwendung von Schädlings- und Unkrautbekämpfungsmitteln in<br />

Gärten wurden im Interview separat erhoben. Für jeden Garten bzw. jede Nebenerwerbslandwirtschaft,<br />

den bzw. die der Proband in Laufes des Lebens bewirtschaftet<br />

bzw. betrieben hat, wurden die Angaben zur Dauer der Bewirtschaftung (in Jahren<br />

ab einschließlich 1956), den Anlaß der Anwendung von Bioziden, die Art der Ausbringung<br />

und Schutzmaßnahmen für jeden Garten einzeln in einem Phasenschema<br />

erfaßt. Zum Abschluß der Fragen zu einer Gartenphase wurde im Interview erfragt,<br />

ob noch ein weiterer Garten bewirtschaftet wurde. Wurde dies von dem Probanden<br />

bejaht, wurde eine weitere Gartenphase angelegt und die Variablen erneut erfaßt.<br />

Tab. 2-27 Eingangsvariablen für die Expositionsquantifizierung von Bioziden im<br />

Garten<br />

Variablenname in<br />

der Datenbank<br />

Beschreibung der Variablen<br />

idnr Identifikationsnummer des<br />

Probanden<br />

Ausprägung der Variablen<br />

Zahl<br />

g_phase Nummer der Gartenphase Zahl<br />

r0_22_1 Art des Gartens 1 = Garten am Haus<br />

2 = Schrebergarten<br />

3 = Nebenerwerbslandwirtschaft<br />

4 = anderes<br />

r0_22_1t Klartextangabe zur Art des<br />

Gartens<br />

Text (Erklärung zu “anderes”)<br />

r0_22_vj Jahr des Beginns der Bewirtschaftung<br />

r0_22_bj Jahr des Endes der Bewirtschaftung<br />

r0_22_va Alter in dem Bewirtschaftung<br />

begonnen wurde<br />

r0_22_ba Alter in dem Bewirtschaftung<br />

beendet wurde<br />

r0_22_4 Anwendung von Bioziden im<br />

Garten<br />

Zahl<br />

Zahl<br />

Zahl<br />

Zahl<br />

0= nein<br />

1= ja<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angabe<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 73 von 347


Variablenname in<br />

der Datenbank<br />

Beschreibung der<br />

Variablen<br />

Ausprägung der Variablen<br />

r0_22_5 Häufigkeit der Anwendung 10= niemals<br />

11= seltener als 1x im Jahr<br />

12= einmal im Jahr<br />

13= mehrmals im Jahr<br />

14= einmal im Monat<br />

15= 2- bis 3-mal im Monat<br />

16= einmal in der Woche<br />

17= mehrmals in der Woche<br />

18= einmal täglich<br />

19= mehrmals täglich<br />

88= weiß nicht<br />

99= keine Angabe<br />

r0_22_6a-h Aufzählung von Schädlingen,<br />

die bekämpft wurden (Blattläuse,<br />

Ameisen etc. und anderes)<br />

r0_22_6t Angabe zur Erläuterung der<br />

Kategorie “anderes”<br />

r0_22_8 Häufigkeit mit der das Mittel<br />

angewendet wurde<br />

r0_22_9a-d Form, in der das Mittel angewendet<br />

wurde (Versprühen,<br />

verstreichen, auslegen,<br />

andere Form)<br />

r0_22_9t Angabe zur Erläuterung der<br />

Kategorie “andere Form”<br />

r0_22_10 Häufigkeit in der Anwendung<br />

von Schutzmaßnahmen<br />

r0_22_10a-f Art der Schutzmaßnahmen<br />

(Handschuhe, Schutzbrille,<br />

Staubschutzmaske, Gasmaske,<br />

Schutzanzug oder<br />

andere Maßnahmen)<br />

0= nein<br />

1= ja<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angabe<br />

Klartext<br />

1= immer<br />

2= meistens, überwiegend<br />

3= gelegentlich<br />

4= nie<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angaben<br />

0= nein<br />

1= ja<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angabe<br />

Klartext<br />

1= immer<br />

2= meistens, überwiegend<br />

3= gelegentlich<br />

4= nie<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angaben<br />

0= nein<br />

1= ja<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angabe<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 74 von 347


Variablenname in<br />

der Datenbank<br />

Beschreibung der<br />

Variablen<br />

r0_2210t Angabe zur Erläuterung der<br />

Kategorie “andere Maßnahme”<br />

Ausprägung der Variablen<br />

Klartext<br />

r0_2211 Kontakt mit dem Mittel 1= immer<br />

2= meistens, überwiegend<br />

3= gelegentlich<br />

4= nie<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angaben<br />

r0_2211a-d Art des Kontaktes (Hände<br />

benetzt, eingeatmet, Flecken<br />

auf Kleidung, andere Art von<br />

Kontakt)<br />

r0_2211t Angabe zur Erläuterung der<br />

Kategorie “andereArt von<br />

Kontakt”<br />

0= nein<br />

1= ja<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angabe<br />

Klartext<br />

r0_2212 Bemerkung 0= nein<br />

1= ja<br />

8= weiß nicht<br />

9= keine Angabe<br />

r0_22Bem Bemerkungsfeld Klartext<br />

r0_2213 Anschlußfrage nach weiterem<br />

Garten<br />

1 = Garten am Haus<br />

2 = Schrebergarten<br />

3 = Nebenerwerbslandwirtschaft<br />

4 = anderes<br />

Zusätzlich wurde, sofern die Verwendung von Schädlingsbekämpfungsmitteln im<br />

Garten bejaht wurde, in gesonderten Tabellen (R0_2_2_71) nach dem Namen des<br />

Mittels, dem Hersteller und den Inhaltsstoffen der verwendeten Mittel gefragt.<br />

Tab. 2-28 Auflistung von Name, Hersteller und Inhaltsstoffen des Biozids<br />

(R0_2_2_71)<br />

Variablenname in<br />

der Datenbank<br />

Beschreibung der Variablen<br />

I_nr Nummer des Mittels (Numerierung<br />

in der Tabelle)<br />

I_name Name, Hersteller und Inhaltsstoffe<br />

des Mittels<br />

Ausprägung der Variablen<br />

Zahl<br />

Klartextangaben<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 75 von 347


In einem weiteren Abschnitt wurden in einer Tabelle (R0_2_2_72) für jedes Mittel die<br />

verwendete Menge erfragt.<br />

Tab. 2-29 Auflistung von Mengenangaben (R0_2_2_72)<br />

Variablenname in<br />

der Datenbank<br />

Beschreibung der Variablen<br />

I_nr Nummer des Mittels (Bezug<br />

zur 1. Tabelle)<br />

I_name Name, Hersteller und Inhaltsstoffe<br />

des Mittels, wie in<br />

Tabelle R0_2_2_71 genannt<br />

Ausprägung der Variablen<br />

Zahl<br />

I_menge Anzahl Zahl<br />

I_Einheit Einheit (Kilogramm, Liter,<br />

Dosen á x ml, etc)<br />

Klartextangaben (wird zur Erinnerung<br />

im Interview erneut eingeblendet)<br />

Text<br />

2.7.2 Interaktives Editing der Klartexte zu Namen der Mittel<br />

Die im Interview unter R0.2.2.7.1 in einer gesonderten Tabelle als Klartexte erfaßten<br />

Namen der angewendeten Mittel wurden in einem interaktiven Editingschritt überprüft.<br />

Die hier aufgeführten Bezeichnungen zeigten, daß die Probanden den Begriff<br />

Pflanzenschutzmittel im Sinne der Hypothese richtig verstanden hatten. Insgesamt<br />

liegen 4387 Klartextnennungen zu Namen von im Garten verwendeten Pestiziden<br />

vor. Nur wenige Beschreibungen ließen den Schluß zu, daß in diesen Gartenphasen<br />

keine pestizidwirksamen Mittel eingesetzt wurden. Folgende Nennungen wurden als<br />

nicht relevant im Sinne der Hypothese eingeordnet:<br />

- Eisendünger, eisenhaltige Dünger, Kunstdünger<br />

- Eisensulfat<br />

- Kalkstickstoff<br />

- Kupfervitriol, Kupfer, Kupferkalk<br />

- Salzsäure<br />

Diese Nennungen waren insgesamt 4 Gartenphasen von 4 verschiedenen Probanden<br />

zuzuordnen. Diese wurden aus den weiteren Analysen ausgeschlossen.<br />

2.7.3 Vorgehen zur Quantifizierung der Exposition im Garten<br />

Für die Quantifizierung der Exposition im Garten werden ausschließlich Anwendungen<br />

herangezogen, die zu einer akuten Exposition des Probanden geführt haben<br />

können. Für Personen, die selbst mit der Ausbringung des Mittels beschäftigt waren,<br />

wurde die Exposition unter Berücksichtigung von berichteten Schutzmaßnahmen bestimmt.<br />

Für Probanden, die angaben, die Mittel im Garten nicht selbst angewendet<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 76 von 347


zu haben, wurde der Gewichtungsfaktor für Selbstanwendung entsprechend niedriger<br />

angesetzt.<br />

Ausgehend von den in den Tabellen 1-1, 1-2 und 1-3 beschriebenen Datenbasis<br />

wurde ein Algorithmus zur Bildung von Scores für die akute Exposition der Probanden<br />

entwickelt, der im Folgenden dargestellt wird.<br />

In dieses Quantifizierungskonzept wird die Art des Gartens (Garten am Haus, Schrebergarten,<br />

Nebenerwerbslandwirt) nicht als Expositionsvariable einbezogen, da eine<br />

Unterscheidung der angewendeten Biozide anhand der Art des Gartens nicht ausreichend<br />

sicher festzulegen ist. Es gibt Hinweise, daß auch in den privaten Gartenanlagen,<br />

insbesondere in den Schrebergärten, im Laufe der Zeit immer wieder und in<br />

teilweise erheblichem Umfang Biozide verwendet wurden, die ursprünglich für den<br />

Einsatz in der Landwirtschaft entwickelt wurden.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 77 von 347


Abb. 2-7 Strukturschema zur Expositionsquantifizierung – Variablen des Expositionsscores<br />

idnr<br />

Jemals<br />

einen<br />

Garten ?<br />

(R0_22)<br />

nein<br />

ja<br />

Gartenphase 1<br />

- Art des Gartens<br />

(R0_22_1)<br />

- Jahr Beginn<br />

(R0_22_vj)<br />

- Jahr Ende<br />

(R0_22_bj)<br />

Schutzmaßnahmen<br />

(R0_2210)<br />

nie<br />

Gartenphase 2<br />

Gartenphase n<br />

Immer<br />

meistens<br />

gelegentlich<br />

Schädlingsbekämpfung<br />

(R0_22_4)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 78 von 347<br />

nein<br />

ja<br />

Welche<br />

Schutzmaßnahmen<br />

?<br />

(R0_2210a-e)<br />

Häufigkeit der<br />

Anwendungen<br />

(R0_22_5)<br />

Jemals<br />

Kontakt<br />

mit dem<br />

Mittel ?<br />

(R0_2211)<br />

nein<br />

Wie oft<br />

selbst<br />

angewendet?<br />

(R0_22_8)<br />

nie<br />

Immer<br />

meistens<br />

gelegentlich<br />

Anwendungsform<br />

(R0_22_<br />

9a-d)<br />

Art des<br />

Weiterer<br />

Kontaktes ?<br />

ja Garten ? ja<br />

(R0_2211a-d)<br />

(R0_22_13)<br />

nein


2.7.4 Ermittlung der Zeiträume von Gartenphasen<br />

Insgesamt wurden von den Probanden 6627 Gartenphasen seit 1956 angegeben.<br />

Mit den Variablen r0_22_vj und r0_22_bj wird der Zeitraum, den die Phase einer<br />

Gartenbewirtschaftung andauerte, in Jahren definiert. Im Interview hatte der Proband<br />

die Möglichkeit, alternativ das Lebensalter zu Beginn und Ende der jeweiligen Gartenphase<br />

anzugeben, das dann automatisch in die entsprechenden Kalenderjahre<br />

umgerechnet wurde.<br />

Für eine von 6627 Gartenphase wurde in einer Überprüfung auf Vollständigkeit der<br />

Zeitangaben festgestellt, daß die Variable für die Angabe zum Kalenderjahr des Beginns<br />

der Bewirtschaftung ein “missing” beinhaltete. Eine Imputation der Zeitangabe<br />

aus der Wohnphasen-Tabelle war für diese Gartenphase möglich, da es sich um einen<br />

“Garten am Haus” handelte. Ein Abgleich zeigte, daß das Ende der vorangegangenen<br />

Gartenphase identisch mit dem Endejahr einer Wohnphase war und auch das<br />

Endejahr für die betreffende Gartenphase identisch mit dem Endejahr der nachfolgenden<br />

Wohnphase war. Daher wurde das “missing” für Anfangsjahr ersetzt durch<br />

die Angabe zu Beginnjahr der Wohnphase. Für 2 Phasen liegen keine Angaben zur<br />

Dauer der Gartennutzung vor. In beiden Phasen fehlt daher sowohl die Angabe zum<br />

Anfangsjahr als auch zum Endejahr der Gartenphase. Beide Phasen, in der sich keine<br />

Angaben zum Zeitraum befinden, wurden in die Quantifizierung und weitere Auswertung<br />

nicht einbezogen.<br />

Für 6625 (>99,9%) Gartenphasen kann die Dauer der Phase berechnet werden. Für<br />

diese Gartenphasen liegen sowohl Angaben zum Beginn der Phase als auch zum<br />

Kalenderjahr, in dem die Bewirtschaftung endete, vor.<br />

Für insgesamt 2527 (38,1%) von 6627 Gartenphasen wurde von den Probanden angegeben,<br />

daß in diesem Gärten Pflanzenschutzmittel ausgebracht wurden. Für 3654<br />

Gartenphasen (55,1%) wurde angegeben, daß in diesen Gärten keine Pflanzenschutzmittel<br />

ausgebracht wurden. Für 430 Gartenphasen konnten sich die Probanden<br />

an eine Anwendung von Bioziden nicht erinnern (“weiß nicht”, 6,5%). für 16 Phasen<br />

wurde keine Angabe gemacht (0,2%).<br />

2.7.5 Anwendungen von Pflanzenschutzmitteln im Garten<br />

Für die Gartenphasen mit einer positiven Antwort zum Einsatz von Bioziden<br />

(N=2527) wurde der Proband in Interview gefragt, wie häufig Pflanzenschutzmittel<br />

(PSM) in dem betreffenden Garten ausgebracht wurden.<br />

Den Probanden, die auf die Frage nach der Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr in<br />

einer Gartenphase mit “niemals (N=4)”, “weiß nicht (N=99)” oder “keine Angabe<br />

(N=6)” geantwortet haben, wurden keine weiteren Fragen zu dieser Gartenphase<br />

gestellt. Zu insgesamt 109 Gartenphasen wurden aus diesem Grund weiterführende<br />

Angaben nicht erhoben. Für 2418 von 2527 Gartenphasen liegen weitere Angaben<br />

zum Vorgehen bei der Verwendung von Bioziden im Garten vor.<br />

Im Interview schloß sich zunächst die Frage nach dem Pflanzenbefall an, der mit der<br />

Anwendung von Bioziden bekämpft werden sollte. Es handelte sich um eine Mehr-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 79 von 347


fachauswahlfrage, die in die Tabellen R0_2_2_71 bzw. R0_2_2_72 überleitete, in<br />

denen die Namen der verwendeten Mittel und Mengen aufgenommen wurden.<br />

2.7.5.1 Angaben zum angewendeten Biozid<br />

In zwei weiteren Tabellen (R0_2_2_71/R0_2_2_72) wurden im Interview zum einen<br />

die Angaben zum Namen des/der angewendeten Mittel(s), zu(m) Hersteller(n) und zu<br />

Inhaltsstoffen aufgenommen und zum anderen für jedes Mittel die Mengen, die für<br />

die Anwendung berichtet wurden. Insgesamt liegen 4400 “Benennungen von Mitteln”<br />

in den Rohdaten vor.<br />

Tab. 2-30 Angaben zu Name des Mittels, Hersteller und Inhaltsstoff<br />

Beschreibung der Qualität der<br />

Klartextangabe<br />

vollständig: Name des Mittels, Hersteller<br />

sowie Inhaltsstoffe und teilweise zusätzlich<br />

eine Angabe zum Pflanzenbefall<br />

mindestens Handelsname des Mittels und<br />

Art des Pflanzenbefall<br />

Anzahl der<br />

Nennungen<br />

Anteil in<br />

Prozent<br />

162 3,7<br />

1016 23,1<br />

Summe auswertbarer Angaben 1178 26,8<br />

Summe unzureichender Angaben (z.B.<br />

nur Hersteller oder Name ohne Zusätze)<br />

1172 26,7<br />

“weiß nicht” als einzige Angabe 1039 23,6<br />

“weiß nicht” und Nennung des bekämpften<br />

Pflanzenbefalls (z.B. Bezeichung als “handelsübliches<br />

Mittel gegen ...”)<br />

998 22,7<br />

Summe: Name des Mittels nicht erinnert 2037 46,3<br />

missings 13 0,3<br />

addierte Summen und missings 4400 100,0<br />

Bei den Angaben zur eingesetzten Menge und der entsprechenden Einheit konnten<br />

die Probanden wählen in welcher Form die Menge eingetragen wurde. Sie konnten<br />

dies als Klartext z.B. ausdrücken als Anzahl (Menge) Dosen à x ml (Einheit), in Anzahl<br />

Liter oder Gramm bzw. Kilogramm. Für Einheit wurde aufgrund der vielen verschiedenen<br />

flüssigen und festen Formen, in denen die Pflanzenschutzmittel zum<br />

Verkauf angeboten werden, als Klartextfeld konzipiert.<br />

In der Kombination der Angaben aus Menge und Einheit liegen insgesamt 2740<br />

(56,1%) Angaben vor, aus deren Inhalt sich eine Mengenangabe in Kilogramm oder<br />

Litern errechnen ließe. Angegeben wurden hier z.B. Kombinationen aus Anzahl Dosen<br />

á x Gramm, Säcke / Tüten à kg, Flaschen oder Kanister à x Liter.<br />

Aufgrund des geringen Anteils von Angaben zu Namen der verwendeten Mittel, Hersteller<br />

und Inhaltsstoffen (26,8%), der ohne weiteren Rechercheaufwand in die Aus-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 80 von 347


wertung einzubeziehen gewesen wäre, wurde in dieser Quantifizierung auf die Einbeziehung<br />

der Variablen in den Dateien zu R0_2_2_71 bzw. R0_2_2_72 verzichtet.<br />

Für vier Gartenphasen geben die Klartexte zum Namen des Mittels den eindeutigen<br />

Hinweis, dass es sich nicht um biozidwirksame Substanzen handelt. Diese vier Phasen<br />

wurden in der Quantifizierungsdatei berücksichtigt.<br />

2.7.5.2 Anwendungshäufigkeit von Pflanzenschutzmitteln<br />

Die Anzahl der Anwendungen von Bioziden im Garten basiert auf der Angabe des<br />

Probanden zur Häufigkeit der Anwendungen in der jeweiligen Gartenphase. Diese<br />

wurden analog zum Quantifizierungskonzept Insektizidexposition in Innenräumen<br />

(siehe Kap. 2.5.3) in Anzahl von Anwendungen pro Jahr umgesetzt.<br />

Tab. 2-31 Festlegungen zur Anzahl der Anwendungen im Garten pro Jahr (analog<br />

Insektizide in Innenräumen)<br />

Ausprägung der<br />

Variable r0_22_5<br />

(Rohdaten)<br />

Beschreibung<br />

11 seltener als einmal im Jahr 0,4<br />

12 einmal im Jahr 1,0<br />

13 mehrmals im Jahr 4,0<br />

14 einmal im Monat 12,0<br />

15 2 bis 3mal im Monat 30,0<br />

16 einmal in der Woche 52,0<br />

17 mehrmals in der Woche 182,0<br />

18 einmal täglich 365,0<br />

19 mehrmals täglich 730,0<br />

Anzahl der Anwendungen<br />

im Jahr (Festlegung)<br />

Die Kategorien 18 und 19 (täglich und mehrmals täglich) wurden in keiner der Gartenphasen<br />

ausgewählt. Da für die Anwendungen von Pestiziden im Garten davon<br />

auszugehen ist, dass diese im Winter nicht durchgängig fortgesetzt wurden, wurde<br />

die Anzahl der Anwendungen für die Berechnung des Scores auf maximal 30 Anwendungen<br />

pro Jahr begrenzt. Es verbleiben die Gewichte: 0,4; 1,0; 4,0; 12,0; und<br />

30,0 für die weitere Analyse. Für Phasen mit einer Häufigkeitsangabe = “einmal in<br />

der Woche” wurde der numerische Wert von 30,0 gesetzt.<br />

2.7.6 Gewichtungsfaktoren für Anwendungsform<br />

Die Anwendungen von Bioziden müssen nach Art der Ausbringung unterschiedlich<br />

zueinander gewichtet werden. Das Auslegen von Köderdosen für Ameisen z.B. auf<br />

der Terrasse des Gartens wird in der Expositionsquantifizierung weniger stark gewichtet<br />

als z.B. das Spritzen von Obstbäumen (Kategorie “versprühen/vernebeln”).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 81 von 347


Neben den a priori vorgebenen Kategorien konnte von den Probanden im Interview<br />

außerdem in der Kategorie “Andere Anwendungsform” eine Klartextangabe zur Anwendung<br />

gemacht werden. Diese Klartextangaben (z.B. Gießen mit angerührter<br />

Flüssigkeit) wurden in einem interaktiven Editing-Schritt bearbeitet.<br />

Tab. 2-32 Gewichtungsfaktoren für Form der Anwendung von Pestiziden im Garten<br />

(analog zu Insektiziden im Innenraum)<br />

Anwendungsform des Insektizids<br />

(I_Anw)<br />

Art der Kategorie Gewichtungs-faktor<br />

(akute Exposition)<br />

Sprühen / Vernebeln a priori 10<br />

Verstreichen a priori 2<br />

Streuen / Auslegen a priori 1<br />

Aus den Klartextangaben der Probanden zu “andere Anwendungsform” erzeugte<br />

Kategorien<br />

Gießen, in die Erde geben Klartext 1<br />

2.7.7 Für die Quantifizierung nicht relevante Rohdaten des Abschnitts Garten<br />

Die Frage nach den angebauten Pflanzen, der Art der bekämpften Schadinsekten<br />

bzw. des Befalls (z.B. Blattläuse, Mehltau, etc.) ist in der Datenerhebung während<br />

des Interviews wichtig, da sie zu einer verbesserten Erinnerung an Anwendungsereignisse<br />

beiträgt. In der Quantifizierung der stattgehabten Exposition wurden die Angaben<br />

nicht verwendet.<br />

Die Daten zu Namen der Mittel, Herstellern und eingesetzten Mengen gehen ebenfalls<br />

nicht in die Expertenquantifizierung ein, da nur mit einem hohen weiteren Rechercheaufwand<br />

und Imputationen eine ausreichende Datenbasis für die Auswertung<br />

aus den vorhandenen Rohdaten erstellt werden könnte. Der Anteil der detaillierten<br />

Nennungen in den Rohdaten, mit Inhaltsstoffen und Anteil des Wirkstoffes in Prozent,<br />

liegt bei 10%. Weitere ca. 50% der Nennungen unfassen die Angabe des Produkt-<br />

und/oder Firmennamens des eingesetzen Mittels. 22% der Nennungen sind mit<br />

der Angabe “weiß nicht” gleichzusetzen.<br />

2.7.8 Selbstanwendung der Mittel im Garten<br />

Entscheidend für die Quantifizierung der akuten Exposition ist die Angabe, wer das<br />

Mittel angewendet hat. Im Interview wurde daher erfragt, wie oft der Proband das<br />

Mittel selber angewendet hatte, wenn Pflanzenschutzmittel in einer Gartenphase<br />

zum Einsatz kamen. Für die Angaben zur Selbstanwendung wurden Gewichtungsfaktoren<br />

eingeführt, um im multiplikativen Gesamtscore die Anwendungshäufigkeit<br />

pro Jahr zusätzlich durch die Häufigkeit der Selbstanwendung zu gewichten.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 82 von 347


Tab. 2-33 Faktoren zu Gewichtung für Selbstanwendung (akute Exposition)<br />

Ausprägung der<br />

Variable r0_22_8<br />

(Rohdaten)<br />

Beschreibung Gewichtungsfaktor<br />

Selbstanwendungen<br />

(Festlegung)<br />

1 immer 10,0<br />

2 meistens, überwiegend 6,5<br />

3 gelegentlich 3,0<br />

4 nie 1,0<br />

2.7.9 Modifizierende Faktoren: Kontakt mit dem Mittel und Schutzmaßnahmen<br />

bei Anwendung<br />

Variablen, die die resultierende Exposition der Probanden beeinflussen können, gehen<br />

als modifizierende Faktoren in die Quantifizierung ein. Diese Faktoren wirken<br />

modifizierend auf die akute Exposition während und unmittelbar nach der Anwendung.<br />

Wurde vom Probanden angegeben, daß die Biozidanwendungen im Garten<br />

von ihm selbst durchgeführt wurden, so wurde dies als expositionsteigernd gewertet<br />

(Gewichtung Selbstanwendung Tab. 2-33). Weiterhin als expositionsteigernd wurde<br />

der Verzicht auf Schutzmaßnahmen und ein spezifischer Kontakt mit dem Mittel gewertet.<br />

Um dies im Expositionsscore einbinden zu können, wurde zunächst ein Index<br />

anhand der modifizierenden Variablen gebildet.<br />

Der direkte Kontakt mit dem Mittel stellt einen expositionssteigernden Faktor dar.<br />

Drei Arten von persönlichem Kontakt wurden im Interview in a priori Kategorien erfaßt:<br />

“Hände benetzt”, “Sprühnebel eingeatmet” und “Flecken auf der Kleidung”.<br />

Wurde im Interview eine dieser a priori Kategorien des persönlichen Kontaktes bejaht,<br />

ging dies mit dem Faktor “1” in die Quantifzierung ein. Weitere Arten des Kontakts<br />

mit dem Mittel konnten in der Kategorie “andere Art von Kontakt” als Klartext<br />

ergänzt werden. In einem interaktiven Editingschritt wurden die Klartexte kategorisiert<br />

und den folgenden beiden Kontaktarten zugeordnet:<br />

- Haut benetzt (auch an anderen Stellen als der Hand)<br />

- Substanz eingeatmet.<br />

In der Quantifizierung wurden dann die Kategorien “Sprühnebel eingeatmet” und<br />

“Substanz eingeatmet” (zusammen “Substanz eingeatmet”) sowie “Hand benetzt”<br />

und “Haut benetzt” (zusammen “Haut benetzt”) gleichgesetzt und beide mit dem Faktor<br />

“1” gewichtet. Konnte eine Zuordnung nicht vorgenommen werden, wurde dieser<br />

Art von Kontakt keine expositionssteigernde Wirkung zugeschrieben.<br />

Die Variablen zum persönlichen Kontakt wurden für die Bildung des Indexes aus<br />

modifizierenden Variablen mit bestimmten Schutzmaßnahmen in spezifischen expositionssenkenden<br />

Kombinationen verküpft. Expositionssenkend für die Kontaktkategorie<br />

“Haut benetzt” wurde die Schutzmaßnahme “Handschuhe” gewertet. Für die<br />

Kategorie “Substanz eingeatmet” wurden die Kategorien “Staubschutzmaske” und<br />

“Gasmaske/Atemschutzgerät” expositionssenkend gewichtet. Der “Schutzanzug”<br />

wurde als expositionssenkend mit “Flecken auf der Kleidung” verknüpft. Wurden im<br />

Interview nicht beide Variablen für die hier genannten Kombinationen positiv angegeben,<br />

wurde die Schutzmaßnahme nicht als expositionssenkend in die Quantifizierung<br />

aufgenommen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 83 von 347


Die angewendeten Schutzmaßnahmen erhielten folgende Gewichtungsfaktoren, um<br />

das expositionssenkende Potential in den Index einzubringen:<br />

Tab. 2-34 Gewichtung der Schutzmaßnahme, expositionssenkend<br />

Schutzmaßnahme Gewichtungsfaktor<br />

Handschuhe 0,5<br />

Schutzbrille 1,0<br />

Staubschutzmaske 0,7<br />

Gasmaske/Atemschutzgerät 0,5<br />

Schutzanzug 0,5<br />

andere Maßnahme 1,0<br />

Eine weitere Modifikation wurde jeweils durch die Gewichtungsfaktoren für die Häufigkeit<br />

des persönlichen Kontakts und die Häufigkeit des Anwendens von Schutzmaßnahmen<br />

in den Index einbezogen.<br />

Tab. 2-35 Gewichtung der Häufigkeit bei Kontakt zum Mittel (akute Exposition)<br />

Ausprägung der<br />

Variablen r0_2211<br />

(Rohdaten)<br />

Häufigkeit des Kontaktes zum<br />

Mittel<br />

Gewichtungsfaktor (Festlegung)<br />

1 immer 1,00<br />

2 meistens, überwiegend 0,65<br />

3 gelegentlich 0,30<br />

4 nie 0,00<br />

Tab. 2-36 Gewichtung der Häufigkeit von Schutzmaßnahmen (akute Exposition)<br />

Ausprägung der<br />

Variablen r0_2210<br />

(Rohdaten)<br />

Schutzmaßnahmen: Häufigkeit<br />

des Anwendens<br />

Gewichtungsfaktor (Festlegung)<br />

1 immer 1,00<br />

2 meistens, überwiegend 0,65<br />

3 gelegentlich 0,30<br />

4 nie 0,00<br />

Der Index verknüpft innerhalb des Scores diese vier modifzierenden Faktoren zunächst<br />

wie folgt:<br />

I=<br />

Art des<br />

Kontaktes<br />

X Häufigkeit des<br />

Kontaktes<br />

X<br />

Art der Schutzmaßnahme<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 84 von 347<br />

X<br />

Häufigkeit der<br />

Schutzanwendung


2.7.9.1 Multiplikative Scores für die akute Exposition, Pestizidanwendungen im<br />

Garten<br />

Die Art des Kontaktes definiert auch für die Exposition gegenüber Pestizidanwendungen<br />

im Garten den Score der akuten Exposition. Insgesamt werden drei verschiedene<br />

Scores der akuten Exposition gebildet:<br />

- Score für akute Exposition durch Einatmen der Substanz<br />

- Score für akute Exposition durch Benetzen der Haut<br />

- Score für akute Exposition durch Flecken auf der Kleidung<br />

Folgende Dimensionen gehen in den jeweiligen multiplikativen Score der akuten Exposition<br />

ein:<br />

- Häufigkeit von Pestizid-Anwendungen im Garten pro Jahr<br />

- Index aus Faktor “Kontakt mit dem Mittel” x Gewichtungsfaktor der zugehörigen<br />

Schutzmaßnahme, zusätzlich jeweils gewichtet mit der Häufigkeit mit der ein Kontakt<br />

stattfand bzw. die Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, (definiert die Art der<br />

akuten Exposition pro Score)<br />

- Faktor für Selbstanwendung im Garten (Häufigkeit der Selbstanwendung)<br />

- Gewichtungsfaktor für Art der Anwendung (Versprühen, Ausstreuen etc.)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 85 von 347


Abb. 2-8 Score für akute Exposition durch Anwendung von Pestiziden im Garten<br />

Score akute Exposition<br />

separat für<br />

jede Art des Kontakts<br />

mit dem Mittel<br />

= Faktor zu<br />

Häufigkeit der<br />

Selbstanwendung<br />

x Art der Anwendung<br />

x Kontakt mit<br />

dem Mittel (Inhalation<br />

/ Hautkontakt<br />

/ Flecken)<br />

x Schutzmaßnahmen<br />

Im nächsten Schritt wurde jeder Score für akute Exposition (definiert durch die Art des Kontaktes: Inhalation = Substanz eingeatmet,<br />

Hautkontakt = Haut / Hände benetzt, Flecken auf der Kleidung) mit der Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr multipliziert.<br />

Ein Expositionsscore für die chronische Exposition wird hier nicht gebildet, da es sich ausschließlich um Anwendungen außerhalb der<br />

Wohnräume handelt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 86 von 347


Der numerische Wert des jeweiligen Expositionsscores für die akute Exposition gegenüber<br />

Pestiziden im Garten bezieht sich auf ein einzelnes Kalenderjahr, da mit<br />

dem Faktor für die Häufigkeit der Anwendung die Anwendungshäufigkeit pro Jahr<br />

ausgedrückt wird. Die Angaben zur Anwendung von Pestiziden (Pflanzenschutzmitteln/<br />

Schädlingsbekämpfungsmitteln) wurde im Interview jeweils für einzelne Gartenphasen<br />

erhoben. Die Gartenphase ist definiert durch die Art des Gartens (Garten am<br />

Haus, Schrebergarten etc. ) und die Dauer der Gartenphase wird durch die Angabe<br />

des Kalenderjahrs des Beginns der Bewirtschaftung sowie die Angabe des Kalenderjahrs<br />

des Endes der Bewirtschaftung begrenzt.<br />

Die für die akute Exposition durch “Inhalation/Sprühnebel eingeatmet”, “Haut benetzt”<br />

und “Flecken auf der Kleidung” berechneten Scores beziehen sich somit auf jedes<br />

Kalenderjahr innerhalb einer Gartenphase.<br />

2.7.9.2 Lebenslang akkumulierte Exposition durch Pestizidanwendungen im<br />

Garten<br />

Um die lebenslang akkumulierte Exposition zu ermitteln, werden die drei verschiedenen<br />

Scores für akute Exposition über die einzelnen Kalenderjahre bezogen auf jede<br />

Gartenphase, die das Kalenderjahr 1956 einschließt bzw. nach 1956 beginnt, aufsummiert.<br />

Hierbei wurde berücksichtigt, dass Gartenphasen zu den verschiedenen<br />

Arten von Gärten zeitlich überlappen oder parallel verlaufen können und daher verschiedene<br />

Gartenphasen für dasselbe Kalenderjahr Anteile zum Gesamtergebnis für<br />

ein Kalenderjahr beitragen können. Gartenphasen, in denen keine Pestizidanwendungen<br />

stattgefunden haben, tragen dabei für jedes Jahr dieser Phase zur Summation<br />

des jeweiligen Scores den numerischen Wert “0” bei.<br />

Weiterhin wird die Exposition lebenslang über alle Gartenphasen eines Probanden<br />

aufsummiert. Alle Kalenderjahre ≥ 1956 bzw. ab dem Geburtsjahr des Probanden<br />

nach 1956 bis zum Jahr der Erstdiagnose des Falles (bei Kontrollen: ED-Jahr des<br />

jeweiligen zugematchten Falles) minus zwei Jahre Lagtime tragen zur lebenslangen<br />

Exposition bei.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 87 von 347


2.8 Exposition durch Behandlungen gegen Tierparasiten bei Haustieren<br />

2.8.1 Quantifizierung der Tierbehandlungen - Basisdaten<br />

Da auch über die Haustierhaltung ein Eintrag von Pestiziden in die Wohnräume möglich<br />

ist, muß die Tierhaltung in Wohnräumen im Kontext der Exposition gegenüber<br />

Pestiziden berücksichtigt werden. Insbesondere die Maßnahmen gegen Flöhe und<br />

andere Parasiten im Tierfell (bzw. Gefieder, Haut) sind in diesem Zusammenhang<br />

von Bedeutung.<br />

Die Maßnahmen zur Bekämpfung von Parasiten bei Haustieren wurden im Interview<br />

in einem separaten Abschnitt erhoben. In diesem Abschnitt wurden ausschließlich<br />

solche Tiere erhoben, die mit in den Wohnräumen der Probanden gelebt haben. Insgesamt<br />

haben 3624 (81,1%) von 4471 Probanden jemals mit einem Haustier in einer<br />

Wohnung zusammengelebt.<br />

Erfaßt wurde in der Eingangsfrage, ob der Proband jemals vs. niemals mit einem<br />

Haustier oder mehreren Haustieren in einer Wohnung zusammengelebt hat. Wenn<br />

diese Frage mit “ja” beantwortet wurde, wurde der Proband weiterhin gefragt, welche<br />

Tiere gehalten wurden, wie lange (in Jahren) die Phase des Zusammenlebens andauerte<br />

und ob Behandlungen gegen Tierfloh- oder Parasitenbefall durchgeführt<br />

wurden. Die Zeiten des Zusammenlebens wurden pro Tier relational erfaßt. Die Behandlungen<br />

gegen Flöhe und andere Tierparasiten wurden relational nach Art der<br />

Behandlung (Puder, Flohhalsband etc.) erfragt. Die Einleitung dieses Fragenkomplexes<br />

über die Fragen zur Tierhaltung wurde gewählt, da sie zu einer besseren Rückerinnerung<br />

an die an den Tieren vorgenommenen Pestizidanwendungen beiträgt.<br />

Anwendungen gegen Tierflöhe oder andere Parasiten bei Tieren werden von den<br />

Probanden gedanklich meistens nicht in den direkten Kontext einer Insektizid-<br />

Anwendung in Innenräumen gebracht und würden bei einer Abfrage im bloßen Zusammenhang<br />

mit den Wohnphasen möglicherweise nicht in gleichem Maße vollständig<br />

berichtet.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 88 von 347


Tab. 2-37 Rohdaten für die Quantifizierung von Biozidanwendungen bei Haustieren<br />

Name der Variablen<br />

Variablentyp Ausprägung / Wertebereich<br />

Beschreibung der Variablen<br />

idnr Zahl Idenfikationsnummer des<br />

Probanden<br />

R0_23_1 Zahl 0= nein, 1= ja,<br />

8= weiß nicht,<br />

9= Keine Angabe<br />

R0_23_2a<br />

R0_23_2b<br />

R0_23_2c<br />

R0_23_2d<br />

R0_23_2e<br />

R0_23_2f<br />

R0_23_2g<br />

R0_23_2h<br />

R0_23_2i<br />

Zahl 0= nein, 1= ja,<br />

8= weiß nicht,<br />

9= Keine Angabe<br />

Tier_txt Text nach Angaben des<br />

Probanden<br />

R0_23_3 Zahl 0= nein, 1= ja, 8=<br />

weiß nicht,<br />

9= Keine Angabe<br />

R0_23_4a<br />

R0_23_4b<br />

R0_23_4c<br />

R0_23_4d<br />

R0_23_4e<br />

R0_23_4f<br />

Zahl 0= nein, 1= ja, 8=<br />

weiß nicht,<br />

9= Keine Angabe<br />

R0_23_4t Text nach Angabe des<br />

Probanden<br />

R0_23_5 Zahl 0= nein, 1= ja, 8=<br />

weiß nicht,<br />

9= Keine Angabe<br />

R0_23_Be Text nach Angabe des<br />

Probanden<br />

Jemals mit einem Haustier<br />

zusammengelebt<br />

Hund<br />

Katze<br />

Vögel (Arten im Klartext)<br />

Meerschweinchen<br />

Hamster<br />

Maus<br />

Ratte<br />

Kaninchen<br />

andere Tierarten<br />

Klartexteintrag zur Tierart<br />

bzw. Art des Vogels<br />

Jemals eines der Tiere gegen<br />

Parasiten behandelt<br />

Flohhalsband<br />

Puder<br />

Pulver<br />

Spray<br />

Tabletten<br />

andere Methode<br />

Klartext zur Erläuterung der<br />

Behandlungsmethode<br />

Bemerkung zum Interviewabschnitt<br />

vorhanden<br />

Klartext der Bemerkung<br />

In relationalen Dateien wurden jeweils die Angaben zur Dauer des Zusammenlebens<br />

und die Dauer der Behandlungen gegen Tierparasiten erfaßt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 89 von 347


Tab. 2-38 Zusammenleben mit den Tieren - Basisvariablen<br />

Tier Text 1 = Hund<br />

2 = Katze<br />

3 = Vögel<br />

4 = Meerschweinchen<br />

5 = Hamster<br />

6 = Maus<br />

7 = Ratte<br />

8 = Kaninchen<br />

9 = andere (aus<br />

Tier_txt)<br />

T_Nr Zahl automatische Nummerierung<br />

der einzelnen<br />

Tiere einer Tierart<br />

Verknüfungsvariable in relationaler<br />

Datei zur Erfassung<br />

der Dauer des Zusammenlebens<br />

Proband hat mehrere Tiere<br />

einer Tierart gehalten, diese<br />

wurden mit dem jeweiligen<br />

Zeitraum des Zusammenlebens<br />

einzeln erfaßt<br />

Beginn Zahl Kalenderjahr Angabe des Probanden zum<br />

Beginn des Zusammenlebens<br />

Ende Zahl Kalenderjahr Angabe des Probanden zum<br />

Ende des Zusammenlebens<br />

Beg_Alt Zahl Altersangabe Altersangabe des Probanden<br />

zum Beginn des Zusammenlebens<br />

End_Alt Zahl Altersangabe Altersangabe des Probanden<br />

zum Ende des Zusammenlebens<br />

Wohnung Text Klartext nach Probandenangabe<br />

alternativ kann die Wohnung<br />

genannt werden<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 90 von 347


Tab. 2-39 Behandlungen gegen Tierparasiten - Basisvariablen<br />

Behand Zahl 1 = Flohhalsband<br />

2 = Puder<br />

3 = Pulver<br />

4 = Spray<br />

5 = Tabletten<br />

6 = andere Methode<br />

(Klartext wie<br />

R0_23_4t)<br />

B_Nr Zahl automatische Nummerierung<br />

der einzelnenBehandlungen<br />

Verknüfungsvariable in relationaler<br />

Datei zur Erfassung der<br />

Dauer des Zusammenlebens<br />

Proband hat mehrere Behandlungen<br />

seiner Tiere durchgeführt,<br />

die nacheinander erfaßt<br />

wurden<br />

Beginn Zahl Kalenderjahr Angabe des Probanden zum<br />

Beginn der Behandlung<br />

Ende Zahl Kalenderjahr Angabe des Probanden zum<br />

Ende der Behandlung<br />

Beg_Alt Zahl Altersangabe Altersangabe des Probanden<br />

zum Beginn der Behandlung<br />

End_Alt Zahl Altersangabe Altersangabe des Probanden<br />

zum Ende der Behandlung<br />

Wohnung Text Klartext nach Probandenangabe<br />

alternativ kann die Wohnung<br />

genannt werden, in der die<br />

Behandlung durchgeführt<br />

wurde<br />

2.8.2 Interaktives Editing der Rohdaten zu Haustieren<br />

Waren dem Probanden im Interview die Jahre des Zusammenlebens oder der Behandlungen<br />

seines Tieres nicht mehr genau erinnerlich, konnte stattdessen auch die<br />

Adresse der einzelnen Wohnung bzw. der Wohnungen genannt werden, in der das<br />

Tier gehalten wurde.<br />

Wurde in den relational verknüpften Dateien alternativ die Wohnung im Klartext anstelle<br />

der Jahreszahlen von Beginn und Ende des Zusammenlebens bzw. der Behandlungszeiträume<br />

genannt, so wurde in einem interaktiven Editingschritt der entsprechende<br />

Zeitraum anhand der Angaben zur Wohnphase (aus RI_1) nachgetragen.<br />

Für diese Maßnahme wurde eine separate Tabelle in die MS ACCESS-<br />

Datenbank eingestellt, die sämtliche dieser Haustierphasen enthielt. Mittels einer<br />

Eingabemaske konnten aus den Klartexten und den Informationen aus dem Interviewabschnitt<br />

zu Wohnphasen die entsprechenden Jahreszahlen in die Variablenfelder<br />

übertragen werden.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 91 von 347


2.8.3 Zeiträume von Tierbehandlungen<br />

Zur Erfassung der Zeiträume der Tierbehandlungen wurde zunächst nach dem Jahr<br />

des Beginns und des Endes der Behandlung gefragt. Alternativ konnte hier das Alter<br />

des Probanden zum Beginn bzw. zum Ende der Behandlungsphase angegeben werden.<br />

Wurde von den Probanden im Interview die dritte Möglichkeit genutzt, anstelle<br />

der Jahreszahlen zum Beginn und Ende eines Behandlungszeitraumes die Adresse<br />

der Wohnung zu nennen, in der die Behandlungsmaßnahme durchgeführt wurde,<br />

wurden in einem interaktiven Editingschritt aus der Wohnphasen–Datei, wie für die<br />

Zeiträume des Zusammenlebens, die Kalenderjahre zu Beginn und Ende imputiert.<br />

Insgesamt wurde für 102 Behandlungsphasen alternativ zu den Jahreszahlen ein<br />

Klartext-Eintrag zur Wohnung erfaßt. Für 91 (89,2%) dieser Behandlungsphasen<br />

konnten Jahresangaben aus der Wohnphasen-Datei imputiert werden. Zu 11 (10,8%)<br />

dieser Phasen der Behandlung gegen Tierparasiten konnten über die Informationen<br />

im Klartext und die Imputation aus der Wohnphasen-Datei keine Zeiträume zugeordnet<br />

werden. Weiterhin liegen für 175 Behandlungsphasen keine ausreichenden Angaben<br />

für die Berechnung der Dauer vor. Für diese Phasen wurden auch keine alternativen<br />

Nennungen der Wohnadresse angegeben. Somit liegen zu insgesamt 186<br />

Behandlungsphasen keine informativen Angaben zum Beginn bzw. Ende der Anwendungen<br />

in den Basisdaten vor. Nach den vorliegenden Angaben verteilt sich die<br />

Dauer der Behandlung nach der Art der Behandlung wie folgt (Tab. 2-40):<br />

Tab. 2-40 Durchschnittliche Behandlungsdauer nach Art der Maßnahme<br />

Behandlungsart Anzahl erfaßteBehandlungen<br />

Anzahl mit<br />

Angaben<br />

zum Zeitraum<br />

durchschnittliche<br />

Dauer der<br />

Behandlung in<br />

Jahren<br />

Maximum der<br />

Dauer der Behandlung<br />

in<br />

Jahren<br />

Flohhalsband 1426 1362 9,4 66<br />

Puder 610 557 7,1 67<br />

Pulver 67 64 8,0 36<br />

Spray 215 205 5,0 41<br />

Tabletten 87 64 4,2 43<br />

andere Art 498 465 5,7 57<br />

Summe 2903 2717 - -<br />

Ein Plausibilitätscheck führte zu dem Ergebnis, daß die Angabe zur maximalen Länge<br />

der Zeiträume von Behandlungsphasen zu den Kategorien Flohhalsband, Puder/Pulver<br />

und Sprays nicht die maximale Dauer des Zusammenlebens mit den beiden<br />

Tierarten Hund und Katze übersteigt, die in der Regel mit diesen Präparaten behandelt<br />

werden.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 92 von 347


2.8.4 Art der durchgeführten Behandlungen gegen Tierparasiten<br />

Von den 3624 Probanden, die jemals mit einem Haustier zusammengelebt haben,<br />

haben 1741 (48,0 %, Variable R0_23_3) jemals eine Behandlung gegen Parasiten<br />

durchgeführt.<br />

Expositionsbestimmende Parameter sind die Art der Behandlung und die Zeitdauer<br />

der Behandlung. Durch die Art der Behandlung wird eingegrenzt, ob das Mittel in den<br />

Räumen der Wohnung durch das Tier „verteilt“ wird, in den Hausstaub übergehen<br />

kann und somit eine Expositionssituation gegeben ist.<br />

Wenn vom Probanden angegeben wurde, daß Haustiere behandelt wurden, mit denen<br />

er im Haushalt zusammengelebt hat, wurden Kategorien verschiedener Behandlungsarten<br />

abgefragt. Mehrfachnennungen waren hier möglich.<br />

Für die Angabe von „anderen Arten der Behandlung“ (N=467, vor interaktivem Editing)<br />

war im Interview eine Variable mit Textfeld nachgeschaltet, in dem die Probanden<br />

in Klartexten ausführen konnten, welche anderen Arten von Behandlungen<br />

durchgeführt wurden. In einem interaktiven Editing-Schritt wurde jeder Klartexteintrag<br />

untersucht. 146 Angaben bezogen sich auf die Applikation von Tropfen in das Nackenfell.<br />

Weiterhin wurden 69 Klartextangaben als Synonyme für die Anwendung von<br />

Tierflohshampoo (z.B. „Shampoo“, „gebadet gegen Flöhe“, „gebadet in Jakutin“) gewertet.<br />

11 Angaben beschrieben Behandlungen in der Tierarztpraxis, die nicht in die<br />

anschließende Quantifizierung einbezogen wurden, da sie nicht vom Probanden<br />

selbst durchgeführt wurden. Die weiteren Klartextangaben konnten aufgrund unzureichender<br />

Beschreibung der Behandlung nicht sicher einer vorgegebenen Kategorie<br />

zugeordnet werden (z.B. „Gel“, „Impfung“). Zwei Klartextangaben konnten der a priori<br />

festgelegten Kategorie „Spray“ zugeordnet werden. Die Anzahl der Probanden, die<br />

Behandlungen mit Spray durchgeführt haben, erhöhte sich damit auf insgesamt<br />

N=202.<br />

Die in den 465 verbleibenden Klartexteinträgen (z.B. Shampoo, Tropfen) beschriebenen<br />

Behandlungen tragen vergleichweise weniger zur Exposition bei als die in den<br />

a priori festgelegten Kategorien genannten Maßnahmen. Sie verbleiben gesammelt<br />

in der Kategorie „andere Art von Behandlung“.<br />

Pro Behandlungsart wurden anschließend von den Probanden lebenslang die Behandlungsphasen<br />

(einzelne Anwendungen) erfragt. Somit konnten Probanden pro<br />

Behandlungsart mehrere Behandlungsphasen angeben. Das Maximum der Anzahl<br />

von Behandlungen einer Behandlungsart liegt z.B. für Flohhalsbänder bei 7 Behandlungsphasen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 93 von 347


Tab. 2-41 Behandlungsarten gegen Tierparasiten<br />

Art der Parasitenbekämpf-ung/vorbeugung<br />

Pro Proband relational zu Behandlungsarten<br />

Anzahl Probanden,<br />

die angeben,<br />

eine solche<br />

Behandlung jemalsdurchgeführt<br />

zu haben<br />

Anzahl erfaßteBehandlungeninsgesamt <br />

Durchschnittliche<br />

Anzahl<br />

dieser Behandlungs-art<br />

pro Tierhalter<br />

Maximum der<br />

Behandlungen<br />

einer Behandlungsart<br />

pro<br />

Tierhalter<br />

Flohhalsband 1288 1426 1,1 7<br />

Puder 539 610 1,2 9<br />

Pulver 64 67 1,0 2<br />

Spray 202 215 1,1 3<br />

Tabletten 84 87 1,0 2<br />

andere Arten 465 498 1,1 6<br />

Summe aller Arten 2642 2903 - -<br />

2.8.4.1 Abschätzungen zur Exposition anhand externer Angaben<br />

Floh- und Zeckenhalsbänder sind gemäß Herstellerangaben bis zu sieben Monate<br />

lang wirksam. In diesem Zeitraum werden die Insektizide aus den Bändern freigesetzt<br />

und durch die behandelten Tiere, bei denen es sich in Regel um Hunde und<br />

Katzen handelt, in ihrer Lebensumgebung, also der Wohnung, verteilt. Durch das<br />

Streicheln entsteht immer wieder Hautkontakt mit dem Mittel. Bei der Verwendung<br />

von Flohhalsbändern besteht außerdem kurzzeitig ein situationsbezogener Hautkontakt<br />

an den Händen, der durch das Umlegen des Halsbandes entsteht. Diese kurzzeitige,<br />

akute Exposition geht jedoch in diese Quantifizierung nicht ein, da nicht bekannt<br />

ist, ob der Proband diese Maßnahme selbst durchgeführt hat oder diese eventuell<br />

von einem weiteren Haushaltsmitglied durchgeführt wurde.<br />

Wenn Sprays oder Puder/Pulver angewendet werden, besteht die Möglichkeit, daß<br />

beim Aufsprühen oder –stäuben auf das Fell Substanz inhaliert wird. Sprays müssen<br />

gemäß den Angaben der Hersteller ein- bis zweimal pro Woche über mehrere Monate<br />

hinweg wiederholt angewendet werden. Somit führt auch hier die Anwendung des<br />

Mittels zu einer andauernden niedrigen Exposition für den Menschen. Umgebungssprays<br />

werden eingesetzt, um den Schlafplatz des Tieres oder auch Polstermöbel<br />

und Teppiche in der Wohnung von Flöhen zu befreien. Wenn Sprays eingesetzt werden,<br />

um die Tiere selbst einzusprühen, wird durch das Tier selbst das Mittel verteilt<br />

(Haarausfall, Abrieb an die Möbel- oder Teppichoberfläche) und geht anteilig in den<br />

Hausstaub über (chronisch niederschwellige Exposition durch Kontamination der<br />

Wohnung).<br />

Weiterhin wurden von den Probanden Shampoos angewendet sowie Tropfen, die im<br />

Nackenbereich des Tieres aufgetragen werden. Die Wirksubstanz im Shampoo ist im<br />

Vergleich zu den im Handel erhältlichen Floh- und Zeckenhalsbändern bzw. Sprays<br />

niedriger dosiert. Es entfaltet keine Schutzwirkung vor Neubefall und wird laut Herstellerangaben<br />

ausschließlich als Initialbehandlung angeboten. Nach dem Wasch-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 94 von 347


vorgang verbleibt keine relevante Menge der Substanz im Fell. Die Tropfen sind 4<br />

Wochen wirksam, es liegt jedoch ein anderes Wirkprinzip als bei Flohhalsbändern<br />

und Sprays zugrunde. Die Substanz aus den Tropfen wird über die Haut des Tieres<br />

resorbiert. Eine Behandlung mit Tropfen ist daher vielmehr einer innerlichen Behandlung<br />

gleichzusetzen und trägt nicht zu einer dauerhaften Exposition durch Kontamination<br />

der Wohnung durch Hausstaub bei (persönliche Mitteilung, O. Hostrup, IN-<br />

TOX, 18.12.2001).<br />

Auch andere Behandlungsmethoden gegen Tierparasiten tragen nicht zur Exposition<br />

des Menschen gegenüber Pestiziden bei. So werden z.B. Tabletten gegen Würmer<br />

als innerliche Anwendung mit dem Futter verabreicht. Die Wirksubstanz ist daher<br />

zusammengepreßt und umhüllt. Sie spielt für die Expositionsquantifizierung für den<br />

Menschen keine Rolle. Innerliche Anwendungen gehen in das Quantifizierungkonzept<br />

der NLL nicht ein.<br />

In einigen wenigen Fällen wurden von den Probanden auch Behandlungen angegeben,<br />

die durch den Tierarzt vorgenommen wurden, wie z.B. die Anwendung von Medikamenten,<br />

die vom Tierarzt gespritzt wurden. Diese Anwendungen gehen aus den<br />

zuvor geschilderten Gründen ebenfalls nicht in den Expositionsindex ein.<br />

Der Umgang mit den Tieren und die Unterbringung der Tiere spielen für die Exposition<br />

ebenfalls eine gewisse Rolle. Wird z.B. ein Hund oder eine Katze als Haustier<br />

gehalten, kann in der Regel davon ausgegangen werden, daß ein enger Kontakt zum<br />

Tier und damit auch ein relevanter Hautkontakt zum Fell des Tieres besteht. Da die<br />

Verhaltensweisen der Tierhalter jedoch im hohem Maße variieren können und dieses<br />

von den Tierhaltern außerdem sehr subjektiv empfunden wird und damit auch berichtet<br />

würde, wurde auf eine Einbeziehung der Dimension „Verhalten im Umgang mit<br />

den Tieren“ in die Erhebung a priori verzichtet.<br />

Eine Studie von Boone et al. [143] zeigt die große Variabilität, die die diese Expositionsart<br />

beinhaltet. In der Studie wurde untersucht, welche Menge übertragbarer Residuen<br />

von Chlorpyrifos (Organophosphat), einer verbreiteten Substanz zur Bekämpfung<br />

von Ektoparasiten auf Haustieren, auf dem Tier bis zu 21 Tage nach der Behandlung<br />

verbleiben. 24 Hunde wurden in der Studie untersucht. Zwei verschiedene<br />

Behandlungsprotokolle wurden angewendet, eines mit Shampoo-Bädern für das Tier,<br />

eines ohne Baden unter Einsatz eines Shampoos zwischen den Behandlungen. Alle<br />

Tiere mußten wenigstens 5 Kilo wiegen, damit eine Vergleichbarkeit der Körperoberfläche<br />

der Tiere gewährleistet war. Die Tiere unterschieden sich in Rasse, Fellänge,<br />

Alter und durch die Umgebung, in der sie gehalten wurden. In den Ergebnissen zeigte<br />

sich, daß auf den Handschuhen, mit denen die Tiere nach der Insektizid-<br />

Behandlung gemäß Studienprotokoll gestreichelt (10 x 4 inch große Fellfläche) wurden,<br />

nach 21 Tagen noch bis zu 26,6 µg (geometrisches Mittel) Residuen von Chlorpyrifos<br />

nachgewiesen werden konnten. Die Schwankungsbreite ist jedoch erheblich.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 95 von 347


Tab. 2-42 Übertragbare Residuen von Chlorpyrifos aus dem Fell nach 4 Eintauchbad-Behandlungen<br />

(Behandlungsprotokoll ohne Zwischenbäder) [143]<br />

Zeitpunkt der<br />

Messung<br />

Menge am<br />

Handschuh (µg)*<br />

95% KI (untere<br />

Grenze)<br />

95% KI (obere<br />

Grenze)<br />

Vor Behandlung 0,16 0,07 0,36<br />

nach 4 Stunden 971,18 491,93 1917,34<br />

Nach 7 Tagen 157,00 79,52 309,96<br />

Nach 14 Tagen 70,11 35,51 138,39<br />

Nach 21 Tagen 26,63 13,49 52,57<br />

*Die geometrischen Mittel sind signifikant unterschiedlich (p ≤ 0,05). Jede Mengenangabe ist der<br />

Durchschnitt von 12 Hunden über alle vier Behandlungen<br />

Zwischen Fellänge und den im Fell verbliebenen gemessenen Residuen von Chlorpyrifos<br />

konnten die Autoren [143] keine Korrelation ermitteln. Die Unterschiede zwischen<br />

den gemessenen Mengen am Handschuh sind vielmehr auf die unterschiedliche<br />

Handhabung bei der Applikation des Insektizids durch den Tierbesitzer und<br />

durch die Unterschiede im Verhalten der Tieren selbst zurückzuführen. Für die<br />

verbleibende Menge im Fell spielt es eine Rolle, ob der Hund sich z.B. auf Spaziergängen<br />

im Gras rollt oder in einem Teich schwimmen geht.<br />

Diese Variabilität existiert nicht nur für Hunde, sondern auch bei anderen Haustieren.<br />

Auch Katzen oder Kaninchen können je nach Besitzer und Wohnumgebung in völlig<br />

unterschiedlicher Art und Weise gehalten werden. Einige Tierarten werden in Käfigen,<br />

Aquarien oder Terrarien gehalten, andere Tiere, vor allem Hunde und Katzen,<br />

können sich frei in der Wohnung bewegen, doch die Aufenthaltszeit in der Wohnung<br />

kann stark schwanken (nur in der Wohnung, Katze mit Auslauf/eigene Katzentür,<br />

Haltung im Außenstall). So tragen die Tiere in einem unterschiedlich starkem Maß zu<br />

einer Verteilung der Substanzen in der Wohnung bei. Doch auch die Bewegungsmöglichkeiten<br />

der verschiedenen Tiere variieren sehr stark, z.B. in Abhängigkeit von<br />

der Tierhaltung durch den Tierhalter. Die Expositionsquantifizierung in der NLL basiert<br />

daher ausschließlich auf den Angaben zu Behandlungen bei Parasitenbefall.<br />

Aufgrund des großen Unsicherheitsfaktors, der in eine Expositionsabschätzung für<br />

Kinder durch Einbeziehung von Insektizid-Applikationen auf Haustiere eingehen würde,<br />

wird in der NLL für die Haustierhaltung kein genereller Gewichtungsfaktor für das<br />

Kindesalter einbezogen.<br />

2.8.5 Quantifizierung der chronischen Exposition<br />

Für die Quantifizierung von Bioziden wird hier die niedrigschwellige, chronische Exposition<br />

nach Maßnahmen zur Bekämpfung von Tierflöhen bzw. anderen Parasiten<br />

durch einen andauernden Kontakt mit den Tieren und die Verteilung der Substanz<br />

mit dem Tierfell oder Gefieder in der Wohnung betrachtet (Kontamination der Wohnung).<br />

Hierdurch wird der Tatsache Rechnung getragen, daß die Anwendungen über<br />

das Jahr verteilt wiederholt werden oder wie nach dem Anlegen eines Flohhalsban-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 96 von 347


des über Monate hinweg wirksam sind und die Substanzen anteilig in den Hausstaub<br />

übergehen.<br />

Analog zum Vorgehen bei der Bildung von Scores für weitere Pestizidanwendungen<br />

in Innenräumen (Bereich “Insektizide” und Bereich “Holzschutzmittel”) werden für die<br />

Quantifizierung der Anwendungen zur Bekämpfung von Tierparasiten Gewichtungsfaktoren<br />

für die Art der Behandlung festgelegt. Die Anwendungsarten, die ausschließlich<br />

zur innerlichen Anwendung dienen (z.B. Tabletten zur Wurmkur), werden<br />

mit dem Faktor “0” belegt und gehen damit in weitere Berechnungen nicht ein.<br />

Durch die Verwendung von Sprays in der Wohnung zur Bekämpfung von z.B. Tierflöhen<br />

wird dagegen eine vergleichsweise starke Ausbreitung des Mittels verursacht.<br />

Vielfach wird nicht nur das Tier selbst behandelt, sondern es werden Umgebungssprays<br />

verwendet, um auch den Schlafplatz des Tieres sowie die Möbel und Räume<br />

der Wohnung von Flöhen zu befreien. Die Verwendung dieser Sprays trägt zur Kontamination<br />

der Wohnung in einem höheren Maße bei, als eine Verteilung aus dem<br />

Fell des Tieres von Puder / Pulver oder der Freisetzung von Substanz aus dem<br />

Flohhalsband. In einem Gewichtungsfaktor für die Behandlungsart wird dieses entsprechend<br />

umgesetzt.<br />

Durch den Einsatz von Shampoo entsteht keine Kontamination der Wohnung, da im<br />

Fell nach dem Waschen keine wesentliche Menge pestizidwirksame Substanz zurück<br />

bleibt, die aus dem Fell des Tieres auf Polstermöbel oder Teppiche bzw. in den<br />

Hausstaub übergehen könnte. Eine Anwendung von Tropfen führt ebenfalls nicht zur<br />

einer Erhöhung der Exposition durch Kontamination der Wohnung, da die Tropfen<br />

über die Haut des Tieres resorbiert werden. Daher erhielt der Gewichtungsfaktor hier<br />

den Wert “0” zugeordnet.<br />

Tab. 2-43 Gewichtungsfaktoren für Behandlungsart<br />

Behandlungsart Variable Faktor<br />

Flohhalsband R0_23_4a 0,8<br />

Puder R0_23_4b 1,0<br />

Pulver R0_23_4c 1,0<br />

Spray R0_23_4d 1,2<br />

Tabletten R0_23_4e 0,0<br />

andere Art (Klartext: z.B. Spritzen, Tierarzt,<br />

Shampoo, Tropfen)<br />

R0_23_4f 0,0<br />

2.8.6 Bildung des Expositionsscores für Tierparasitenbehandlungen<br />

In die Quantifizierung zur Bildung eines Expositionsscores wurden nur Behandlungsphasen<br />

einbezogen, für die Jahreszahlen vorlagen oder im interaktiven Editingschritt<br />

die Kalenderjahre anhand der Angaben zur Wohnung ermittelt werden konnten.<br />

Behandlungsphasen, die nach dem Jahr 1990 begonnen hatten, wurden aus der weiteren<br />

Quantifizierung ausgeschlossen um zu verhindern, daß für Kontrollprobanden<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 97 von 347


ein zu großer Anteil von Behandlungsphasen nach dem Erstdiagnosedatum der Fälle<br />

in Imputationen einbezogen würde. Denn die Kontrollprobanden berichteten im<br />

Schnitt über mehr Lebenssjahre (bis Interviewjahr 2000), während für die Fälle, insbesondere<br />

bei Angehörigen-Interviews (stellvertretend für verstorbene Fälle) davon<br />

ausgegangen werden muß, daß nicht bis zum Interviewjahr (1998 – 2001) berichtet<br />

wurde, sondern lediglich bis zum Todesjahr des jeweiligen Falles. Das Kalenderjahr<br />

1990 wurde als Grenze gewählt, da es das mittlere Jahr des Erhebungszeitraumes<br />

für Fälle (Erstdiagnose 1986 – 1998) abzüglich zwei Jahre “lagtime” ist (mittleres Inzidenzjahr).<br />

Zur Ermittlung des Expositionsscores wurde zunächst die Anzahl der Behandlungen<br />

einer Art jeweils mit dem zugehörigen Gewichtungsfaktor zu einem Indexwert (I) multipliziert:<br />

I Behandlungsart = Anzahl Behandlungsphasen x Gewichtungsfaktor für Behandlungsart<br />

Die berechneten Indexwerte zu den einzelnen Behandlungsarten wurden im<br />

Anschluß zu einem Gesamt–Expositionsscore für Behandlungen gegen Tierparasiten<br />

pro Proband aufsummiert:<br />

Expositionsscore für Tierparasitenbehandlungen = Indexwert Flohhalsband +<br />

Indexwert Puder+<br />

Indexwert Pulver +<br />

Indexwert Spray +<br />

Indexwert Tabletten +<br />

Indexwert and. Behandlungsart<br />

Insgesamt hatten 1896 (42,4%) von 4471 Probanden mindestens 1 Behandlungsphase<br />

bei mindestens 1 Tiere im Zeitraum vor 1990. Diese wurde als Exponierte in<br />

die Auswertungen aufgenommen.<br />

Für die Risikoschätzung in Modellen der logistischen Regression wurde nach niemals<br />

vs. jemals gegenüber Mitteln zur Behandlung von Tierparasiten exponiert unterschieden.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 98 von 347


2.9 Exposition durch Kopflausbehandlungen<br />

2.9.1 Quantifizierung zu Kopflausbehandlungen – Basisdaten<br />

Die Inhaltsstoffe in Medikamenten zur Kopflausbehandlung sind pestizidwirksame<br />

Substanzen. Die in Deutschland zur Entlausung zugelassenen Medikamente enthalten<br />

Pyrethroide, Pyrethrum/Pyrethrine oder Lindan [144]. Lindan-Präparate sind in<br />

Deutschland verschreibungspflichtig, die anderen Präparate sind apothekenpflichtig<br />

(Fachinformation der Hersteller).<br />

Aufgrund der pestizidwirksamen Inhaltsstoffe müssen auch Behandlungen gegen<br />

Kopfläuse als eine potentielle Quelle der Exposition gegenüber Pestiziden im Gesamtmodell<br />

berücksichtigt werden. Von den Probanden wurde im Interview erfragt,<br />

ob jemals sie selbst oder ein anderes Haushaltsmitglied wegen Kopfläusen behandelt<br />

wurden. Wenn eine Behandlung gegen Kopfläuse im Haushalt durchgeführt<br />

wurde, wurde weiterhin erfaßt, ob die Behandlung von einem Arzt verschrieben wurde<br />

und um welche Behandlung es sich handelte.<br />

Tab. 2-44 Eingangsvariablen für die Expositionsquantifizierung von Kopflausbehandlungen<br />

Variablenname in<br />

der Datenbank<br />

Beschreibung der Variablen Ausprägung der Variablen<br />

idnr Identifikationsnummer des Probanden<br />

R0_5_1 jemals ein Mitglied des Haushaltes<br />

wegen Kopfläusen behandelt<br />

R0_5_11 Proband selbst oder anderes<br />

Mitglied des Haushaltes (wenn<br />

beides, dann selbst angeben)<br />

R0_5_12 Behandlung vom Arzt verschrieben<br />

Zahl<br />

0 = nein<br />

1 = ja<br />

8 = weiß nicht<br />

R0_5_13 Art der Behandlung Klartext<br />

9 = keine Angabe<br />

1 = Proband selbst<br />

2 = anderes Haushaltsmitglied<br />

8 = weiß nicht<br />

9 = keine Angabe<br />

0 = nein<br />

1 = ja<br />

8 = weiß nicht<br />

9 = keine Angabe<br />

2.9.2 Interaktives Editing der Klartexte zur Behandlungsart bei Kopfläusen<br />

Um diejenigen Behandlungen aus den weiteren Analysen auszuschließen, in denen<br />

keine pestizidwirksamen Substanzen zur Entlausung eingesetzt wurden, wurden die<br />

im Klartext beschriebenen, angewendeten Methoden (Art der Behandlung, R0_5_13)<br />

im Hinblick auf die mögliche Pestizidwirksamkeit der angewendeten Mittel überprüft.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 99 von 347


Insgesamt 922 (20,6%) von 4471 Probanden berichteten im Interview selbst wegen<br />

Kopfläusen behandelt worden zu sein. Für alle 922 Probanden lagen Klartextangaben<br />

zur Art der Behandlung vor. Diese ließen sich den folgenden Kategorien zuordnen:<br />

Tab. 2-45 Kategorisierung der Klartextangaben zur Methode der Kopflausbehandlung<br />

Art der Behandlung, aus<br />

Klartext kategorisiert<br />

pestizidwirksam (Lindan,<br />

DDT, Pyrethroid etc.)<br />

Anzahl der zugeordneten<br />

Nennungen<br />

Anteil in %<br />

95 10,3<br />

Petroleum 77 8,4<br />

Benzin, Kerosin, Terpentin 8 0,9<br />

Cuprex 28 3,0<br />

toxikolog. i.S. der Hypothese<br />

irrelevant<br />

bezgl. 1-7 nicht klassifizierbar<br />

32 3,5<br />

682 74,0<br />

Summe 922 100,0<br />

Als im Sinne der Hypothese exponiert wurden die Probanden in die weiteren Analysen<br />

einbezogen, die selbst behandelt worden waren. Sie erhielten in der Expositionsvariablen<br />

für Kopflausbehandlung (LAUSBHDL) den numerischen Wert “1”. Alle<br />

Probanden, die nicht selbst gegen Kopfläuse behandelt wurden, wurden als nicht<br />

exponiert angesehen (LAUSBEHDL=0). Probanden, die selbst behandelt wurden,<br />

denen jedoch aufgrund der Klartextnennung die Kategorie “toxikologisch im Sinne<br />

der Hypothese irrelevant” zugeordnet wurde, wurden ebenfalls als nicht exponiert<br />

kategorisiert (LAUSBEHDL=0).<br />

Für Probanden, die im Interview auf die Eingangsfrage “Mußte jemals ein Mitglied<br />

ihres Haushaltes wegen Kopfläusen behandelt werden ?” mit “weiß nicht” oder “keine<br />

Angabe” geantwortet hatten (N=152; 3,4%), wurde ein Wert für die Wahrscheinlichkeit,<br />

selbst exponiert gewesen zu sein, imputiert. Grundgesamtheit für die Ermittlung<br />

eines Imputationswertes waren alle Kontrollen, für die informative Angaben (0=nein,<br />

1=ja) zu dieser Frage vorlagen (N=2989). Als Wert zur Imputation wurde der Mittelwert<br />

aller dieser Kontrollen berechnet (LAUSBHDL=0,22).<br />

Die Variable “vom Arzt verschrieben” wurde nicht in die Quantifizierung einbezogen.<br />

Eine Unterscheidung zwischen Lindan und anderen pestizidwirksamen Inhaltsstoffen<br />

wird in dieser Quantifizierung für das Gesamtmodell nicht angestrebt.<br />

Die Exposition gegenüber potentiell pestizidhaltigen Mitteln zur Behandlung von<br />

Kopfläusen geht als Kategorisierung nach jemals/niemals exponiert in das Gesamtmodell<br />

ein.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 100 von 347


2.10 Exposition durch Nähe zu Baumschulen<br />

2.10.1 Ermittlung der Größenordnung anhand externer Daten<br />

Nach Angaben des Zentralverbandes Gartenbau, Bonn, sind in Deutschland insgesamt<br />

37.000 Gartenbaubetriebe ansässig. Die gesamte Produktionsfläche umfaßt ca.<br />

180.000 ha, davon sind ca. 3.900 ha Gewächshausfläche (Stand: August 2001).<br />

Zierpflanzen werden in Deutschland von ca. 13.500 Betrieben gezogen. Die Gesamtfläche<br />

für Zierpflanzen umfaßt etwa 8.000 ha, davon sind 5.000 ha Freilandfläche<br />

und 3.000 ha unter Glas. In 26.000 Betrieben wird Obst angebaut, auf einer Fläche<br />

von insgesamt 59.000 ha. Auf 77.000 ha wird Gemüse angebaut, davon sind ca.<br />

1.300 ha Unterglasfläche. Diese Fläche bezieht sich auf 26.600 Betriebe, davon sind<br />

jedoch nur 3.850 Haupterwerbsbetriebe. Auf die 4.075 Baumschulen (Betriebe mit<br />

Gehölzanzucht) in Deutschland entfallen 27.148 ha Gesamtfläche.<br />

2.10.1.1 Gartenbaufläche in Schleswig-Holstein<br />

In Schleswig-Holstein sind nach Angaben der Landwirtschaftskammer (Stand:<br />

16.11.2000) 2.470 Gartenbaubetriebe angesiedelt. Diese Betriebe bewirtschaften<br />

eine Freilandfläche von 12.000 ha und 1,1 Mio. m 2 Gewächshausfläche. Der Anteil<br />

der gartenbaulich genutzten Fläche an der ackerbaulichen Nutzfläche beträgt 2 %.<br />

Die Fläche der Gartenbaubetriebe verteilt sich auf folgende Sparten:<br />

Tab. 2-46 Art der Betriebe, Schleswig-Holstein<br />

Art des Betriebes Anzahl der Betriebe Freilandfläche in Hektar<br />

Baumschulen 550 ca. 5.000<br />

Gemüsebau 800 ca. 6.100<br />

Obstbau 220 ca. 1.500<br />

Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Fachinformation Gartenbau, Stand: 16.11.2000<br />

In Schleswig-Holstein wird im Rahmen des Agrarstatistikgesetzes (AgrStatG) eine<br />

Baumschulerhebung durchgeführt. Die folgende Tabelle zeigt wie sich diese Fläche<br />

1999 auf die einzelnen Landkreise bzw. kreisfreien Städte des Bundeslandes<br />

Schleswig-Holstein verteilte.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 101 von 347


Tab. 2-47 Von Baumschulen genutzte Fläche pro Landkreis in Schleswig-Holstein<br />

Kreisfreie Stadt<br />

bzw. Landkreis<br />

Landw. genutzte<br />

Fläche 1999<br />

davon Baumschulfläche 1999<br />

in Hektar (ha) in %<br />

Flensburg 536 4 0,75<br />

Kiel 1.984 2 0,10<br />

Lübeck 6.574 11 0,17<br />

Neumünster 2.172 16 0,74<br />

Dithmarschen 105.335 76 *<br />

Herzogtum Lauenburg 68.854 116 0,17<br />

Nordfriesland 148.704 47 *<br />

Ostholstein 93.776 69 *<br />

Pinneberg 37.989 4.375 11,52<br />

Plön 69.178 18 *<br />

Rendsburg-Eckernförde 145.446 182 0,13<br />

Schleswig-Flensburg 149.382 60 *<br />

Segeburg 81.257 115 0,14<br />

Steinburg 71.295 227 3,19<br />

Stormarn 49.962 38 *<br />

* unter 0,1 % der landw. Fläche<br />

Für 1996 wurden vom Statistischen Landesamtes Schleswig-Holstein in der Baumschulerhebung<br />

553 Betriebe im gesamten Bundesland ausgewiesen. Die Baumschulfläche<br />

betrug 4.916 ha insgesamt. (Statistische Berichte, Statistisches Landesamt<br />

Schleswig-Holstein, C<strong>II</strong> 5 – 4j/00, Kiel, 2000)<br />

2.10.1.2 Gartenbaufläche in Niedersachsen<br />

Für Niedersachsen sind von der Landwirtschaftkammer (Stand: 31.10. 2000) insgesamt<br />

9.000 Gartenbaubetriebe mit einer Gesamtnutzfläche von ca. 28.000 ha ausgewiesen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 102 von 347


Tab. 2-48 Gartenbau in Niedersachsen<br />

Art des Betriebes Anzahl der Betriebe Freilandfläche in Hektar<br />

Baumschulen 1.200 4.727<br />

Gemüsebau 3.400 12.000<br />

Obstbau 1.900 11.600<br />

Zierpflanzenbau 1.700 675<br />

(zusätzlich Unterglas 356 ha)<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachinformation Gartenbau, Stand: 31.10.2000<br />

Von den Obstbaubetrieben Niedersachsens befinden sich im Niederelbegebiet (Altes<br />

Land) 1275 Betriebe mit einer Anbaufläche von 9265 ha, in der Region Südoldenburg<br />

160 Betriebe mit einer Fläche von 700 ha.<br />

Das Niedersächsiche Landesamt für Statistik weist für die einzelnen Regierungsbezirke<br />

die folgende Verteilung von Betrieben aus:<br />

Tab. 2-49 Verteilung der Betriebe nach Regierungsbezirken<br />

Regierungsbezirk Anzahl der Betriebe Baumschulenfläche in ha<br />

Braunschweig 66 129<br />

Hannover 96 334<br />

Lüneburg 174 1144<br />

Weser-Ems 678 3402<br />

Niedersachsen gesamt 1014 5010<br />

Quelle: Statistik-Daten Niedersachsen, Agrarberichterstattung, Landwirtschaftliche Betriebe nach<br />

Hauptnutzungs- und Kulturarten, 1998, CD-Rom<br />

2.10.2 Datenbank zu Baumschulen im Untersuchungsgebiet der NLL<br />

Um eine vollständige Datenbank von Adressen der Baumschulen in Norddeutschland<br />

zusammenstellen zu können, wurden verschiedene Quellen zur Adressenermittlung<br />

genutzt.<br />

2.10.2.1 Internet-Recherche zu Baumschulen<br />

Die Internetseiten der Baumschulen wurden auf Angaben zur geographischen Lage<br />

des Geländes (mindestens über die Adresse mit Strassennamen und Hausnummer),<br />

soweit vorhanden zur Größe des Geländes und zur Art der dort gezogenen Pflanzen<br />

und weiteren Variablen für eine möglicherweise notwendige Kontaktaufnahme hin<br />

durchsucht. Die Angaben wurden in einer MS Access-Datenbank erfaßt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 103 von 347


Tab. 2-50 Datenbank zur Erfassung von Internetangaben<br />

Variablenname Beschreibung<br />

Name Name des Inhabers der Baumschule<br />

BS_Name Name der Baumschule<br />

Straße Straßenname der Adresse der Baumschule<br />

Haus_nr Hausnummer der Adresse<br />

PLZ Postleitzahl der Adresse<br />

Ortsname Ortsname der Adresse<br />

Telefon Telefon- und Fax-Nummer des Inhabers<br />

E-Mail E-Mail- Adresse des Inhabers<br />

seit Gründungsdatum, Beginn des Baumschulbetriebes<br />

Kultur Art der gepflanzten Kulturen<br />

Karte Angaben zur geographischen Lage auf einer Karte<br />

vorhanden (Anfahrtsskizzen)<br />

Flaeche Größenangabe zur Anbaufläche (Freiland)<br />

Luftbild Luftbild, das zur Eingrenzung der Fläche und Lagesituation<br />

herangezogen werden kann, vorhanden<br />

(Internet)<br />

Insgesamt konnten 42 Adressen in Niedersachen und Schleswig-Holstein durch einen<br />

Internetauftritt der Baumschule mittels der eigenen Homepage ermittelt werden.<br />

Über diese Seiten konnten auch zusätzliche Informationen wie Größe der genutzten<br />

Anbaufläche, angebaute Kulturen oder kartographische Lage anhand von Anfahrtsskizzen<br />

abgerufen und gespeichert werden.<br />

Über die Datenbank D-Info 2000 wurde der größte Anteil von Adressen zu Baumschulen<br />

ermittelt. Insgesamt wurden für die Bundesländer Niedersachsen, Schleswig-Holstein,<br />

Berlin und Hamburg 1349 Adressen eingelesen.<br />

Die Adressen wurden in einem interaktiven Editing-Schritt mit der Datenbank des<br />

Dachverbandes “Bund deutscher Baumschulen” abgeglichen. Über diesen Abgleich<br />

wurden dem Gesamtbestand noch 33 neue Adressen hinzugefügt.<br />

In einer manuellen Bearbeitung wurde anhand der Adressen festgestellt, ob es sich<br />

lediglich um Vertriebszentralen ohne umgebendes Kulturland (ausschließlich Büroräume)<br />

handelte. Die Adressen von reinen Vertriebsbüros wurden nicht zur Expositionsermittlung<br />

herangezogen. Außerdem wurden in einem weiteren manuellen Bearbeitungsschritt<br />

alle Adressen entfernt, die eindeutig eine Doppelnennung darstellten.<br />

In der D-Info 2000 – Datenbank wurden einige Baumschulen sowohl mit der Geschäftsadresse<br />

als auch mit der Adresse des Eigentümers aufgenommen. Durch das<br />

Entfernen dieser eindeutigen Doppelnennungen (vollständiger Name des Betreibers,<br />

Strassenname und Hausnummer identisch) reduzierte sich der Gesamtbestand von<br />

Adressen von 1424 auf 1225 Baumschulen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 104 von 347


2.10.2.2 Ermittlung der Inbetriebnahmejahre<br />

Der Landesverband in Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen berichtet<br />

auf seinen Internet-Seiten, daß in Schleswig-Holstein mit einer methodischen Kultivierung<br />

von Gehölzen im 16. Jahrhndert begonnen wurde. 1795 gründete Baron<br />

Caspar Voght in Klein-Flottbek (Pinneberg) die erste Baumschule. 1907 wurde der<br />

“freiwillige Zusammenschluß Holsteiner Baumschulbesitzer” organisiert. 1949 wurde<br />

auf der Bundesebene der “Bund deutscher Baumschulen” gegründet.<br />

In die Internet–Recherche eingeschlossen war die Ermittlung des Inbetriebnahmejahres<br />

(Gründungsjahr) der jeweiligen Baumschule. Für 127 (10,4%) von 1225 Baumschulen<br />

konnte die Inbetriebnahme aus den Web-Sites der Baumschule entnommen<br />

werden. Für die Mehrheit der Baumschulen wurde das Inbetriebnahmejahr analog<br />

zur Definition der expositionsrelevanten Zeiträume für andere Biozidquellen mit 1956<br />

festgelegt.<br />

2.10.3 Zuordnung von Gauß-Krüger-Koordinaten<br />

Analog zum Vorgehen bei der Ermittlung von Gauß-Krüger-Koordinaten für Wohnund<br />

Arbeitsplatzadressen der Probanden wurden den Adressen der Baumschulen<br />

über die thematische Datenbank zur Georeferenzierung Gemeindekennziffern,<br />

Strassenschlüssel und Gauß-Krüger-Koordinaten zugewiesen.<br />

Für zwei Baumschulen, die aus dem Internet in die Datenbank aufgenommen wurden,<br />

wurden keine Gauß-Krüger-Koordinaten ermittelt, da die betreffenden Standorte<br />

zum Bundesland Nordrhein-Westfalen gehören. Sie werden nicht in die Abstandsberechnungen<br />

zu Probandenstandorten und weiteren Auswertungen einbezogen.<br />

675 (55,2%) von 1223 Baumschuladressen konnte eine gebäudegenaue Gauß-<br />

Krüger-Koordinate (GKK) zugewiesen werden. Eine Strassenmittelpunktskoordinate<br />

konnte für 492 (40,2%) Adressen ermittelt werden. Die GKK des Ortsmittelpunktes<br />

wurde 56 (4,6%) von 1223 Baumschulen zugeordnet.<br />

2.10.4 Ermittlung der Entfernung zwischen Baumschule und Probandenstandort<br />

Die Adressdaten zu Baumschulen wurden aus der MS ACCESS-Datenbank in SAS<br />

Version 6.12 überführt. Zunächst wurden in einem programmtechnischen Abgleich<br />

31 weitere Adressen ermittelt, die doppelt in die Baumschul-Adressdaten aufgenommen<br />

worden waren. Diese wurden aus den weiteren Analysen ausgeschlossen.<br />

Es verbleiben 1192 relevante Adressen von Baumschulen mit GKK-Daten.<br />

Zu diesen 1192 Baumschulen wurden die Abstände zu Wohn- und Arbeitsorten der<br />

Probanden berechnet. Für diesen Vorgang werden die Adressen und GKK der<br />

Baumschulen ebenso wie die Adressen und GKK der Wohn- und Arbeitsorte der<br />

Probanden in ein MS EXCEL-Arbeitsblatt überführt. Die Berechnung der Entfernung<br />

zwischen den den Baumschulen und den Adressen zu Wohn- bzw. Arbeitsphasen<br />

erfolgte durch eine Programmierung in Visual Basic. Die Entfernungsberechnung<br />

wurde in der im Folgenden beschreibenen Prozedur umgesetzt.<br />

Aus der Datei der Wohn- und Arbeitsorte der Probanden wurde für eine GKK der Abstand<br />

zu den GKK jeder der Baumschulen berechnet. Alle Entfernungen, die mit<br />

1000m oder weniger berechnet wurden, wurden zwischengespeichert. Die Zuordnung<br />

von mehreren Baumschulen in bis 1000m (einschließlich) Entfernung zu einer<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 105 von 347


GKK eines Probandenstandortes war hierbei möglich. Diese Rechenprozedur wurde<br />

für jeden Probandenstandort aus Wohn- und Arbeitsphasen wiederholt.<br />

Insgesamt haben 2365 (52,9%) von 4471 Probanden jemals in einem Abstand von<br />

bis 1000m Entfernung zu einer Baumschule gewohnt und/oder gearbeitet (jemals =<br />

bezogen auf alle Adressen zu Wohn- und Arbeitsphasen zwischen Geburtsjahr und<br />

Interviewjahr). In die weiteren Analysen wurden ausschließlich diejenigen Wohn- und<br />

Arbeitsphasen einbezogen, die mit dem Kalenderjahr 1956 oder später endeten bzw.<br />

nach 1956 begannen. Phasen, die nicht länger als ein Jahr andauerten, wurden ebenfalls<br />

ausgeschlossen.<br />

2.10.4.1 Plausibilitätsprüfung für berechnete Abstände<br />

Für insgesamt 21 Probanden wurde in mindestens einer dieser relevanten Wohnbzw.<br />

Arbeitsphasen eine Entfernung von null Metern zu einer Baumschule berechnet.<br />

Die Gauß-Krüger-Koordinaten der Baumschulen, die dieser Entfernungen zuzuordnen<br />

waren, wurden manuell überprüft. Von den zugehörigen Adressen waren insgesamt<br />

vier geographisch dem Innenstadtbereich von Hamburg zuzuordnen. Eine<br />

telefonische Nachfrage bei den vier Adressen ergab, daß es sich ausschließlich um<br />

Büroräume des Baumschulgroßhandels handelte. Entfernungen von 0m zu Büroräumen<br />

in der Innenstadt von Hamburg betrafen insgesamt 7 Probanden. Alle Abstände,<br />

die zu diesen vier innerstädtischen Baumschuladressen berechnet worden<br />

waren, wurden aus den weiteren Analysen ausgeschlossen. Für weitere 14 Probanden<br />

ergab die Überprüfung, daß sie in der entsprechenden Baumschule gearbeitet<br />

hatten oder ihre Wohnadresse in der betreffenden Wohnphase mit der Adresse der<br />

Baumschule übereinstimmte bzw. das unmittelbare Nachbargebäude darstellte. Um<br />

für diese Phasen die Berechnung eines Scores zu ermöglichen, wurde für die mit “0”<br />

berechneten Abstände ein numerischer Wert von “0,5” festgelegt.<br />

Nach dem Ausschluß der reinen Büroadressen von Baumschulen und der Beschränkung<br />

auf Wohn- und Arbeitsphasen ab 1956 einschließlich verbleiben insgesamt<br />

2019 (45,2%) Probanden, für die die Entfernungen zwischen mindestens einer der<br />

zugehörigen Probandenadressen (GKK) und mindestens einer Baumschule 1000 m<br />

oder weniger beträgt.<br />

2.10.4.2 Gewichtung nach Aufenthaltszeit zu Baumschulen<br />

Für die Wohn- und Arbeitsphasen, die nach der Plausibilitätsprüfung für weitere Analysen<br />

verblieben, wurde eine Aufenthaltszeitgewichtung durchgeführt. Die Abstände<br />

mit höchstens 1000m, die jeweils einer Wohnphase zuzuordnen waren, wurden mit<br />

der Aufenthaltszeit in der Wohnung gewichtet. Zur Erfassung der in der Wohnung<br />

verbrachten Anzahl von Stunden wurde im Interview erhoben, wieviele Stunden pro<br />

Tag außerhalb der Wohnung verbracht wurden (separate Angaben für Wochentage<br />

und Wochenende). Diese Stunden und die am Arbeitsplatz verbrachte Zeit wurden<br />

von der Gesamtanzahl Stunden pro Jahr (N=8760) abgezogen, die verbleibende Zeit<br />

wurde als Stunden in der Wohnung gewertet. Weiterhin wurden insgesamt 35 Tage<br />

für Urlaub bzw. mögliche andere Abwesenheiten vom Wohnort in die Berechnungen<br />

für die Stunden “Anwesenheit an der Wohnadresse” einbezogen.<br />

Der Anteil in der Wohnung verbrachter Stunden pro Gesamtstunden des Kalenderjahrs<br />

wurde berechnet und dieser Wert mit dem inversen Abstand zum Quadrat multipliziert<br />

(aufenthaltsgewichteter Abstandsscore).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 106 von 347


Diese Gewichtung wurde für jeden Abstand zu der betreffenden Wohnadresse<br />

durchgeführt.<br />

Im Interview wurde weiterhin für jede Arbeitsphase die am Arbeitsplatz verbrachte<br />

Wochenarbeitszeit erhoben. Die Abstände bis höchstens 1000m, die zu Adressen<br />

von Arbeitsplätzen berechnet wurden, wurden mit der am Arbeitsplatz verbrachten<br />

Zeit (Anteil Stunden pro Jahr) gewichtet.<br />

1.<br />

Anteil Std. im Jahr =<br />

2.<br />

Abstandsscore =<br />

Std. pro Jahr in der Wohnung oder am Arbeitsplatz<br />

8760 Std. (Gesamtsunden des Jahres)<br />

Anteil Std. im Jahr<br />

(Entfernung zur Baumschule im Metern) 2<br />

Der numerische Wert des aufenthaltsgewichteten Abstandsscores wurde pro Kalenderjahr<br />

berechnet, so daß nach dem Matching die kumulative lebenslange Exposition<br />

für jeden Probanden nur bis zum Jahr der Erstdiagnose des jeweiligen Falles minus<br />

2 Jahre Latenzzeit (“Abschneidejahr”) in die Analysen zum finalen Modell einbezogen<br />

werden konnte.<br />

Wenn zu einer Wohn- oder Arbeitsplatz-Adresse mehrere Abstände zu Baumschulen<br />

bis 1000m zugeordnet werden konnten, wurde der Score für die jeweilige Wohnoder<br />

Arbeitsphase entsprechend aufsummiert.<br />

2.11 Exposition durch Pestizideinsatz an Bahndämmen<br />

Um die Bahntrassen für den Schienenverkehr frei von Pflanzenbewuchs zu halten,<br />

werden auf den Bahndämmen entlang der Schienen Pestizide, hier speziell Herbizide,<br />

eingesetzt [15, 52]. Da durch Drift während und nach der Pestizidanwendung eine<br />

Belastung der Anrainer an solchen Bahntrassen entstehen kann, wurde diese potentiell<br />

relevante Quelle einer Pestizidexposition ebenfalls in das finale Modell aufgenommen.<br />

Als potentiell exponiert werden die Probanden der NLL angesehen, die in<br />

einer oder mehreren Wohn- bzw. Arbeitsphasen in einer Entfernung von bis zu 50m<br />

(Zone bis 50m) zu einer Bahntrasse gelebt bzw. gearbeitet hatten.<br />

Der Bezugszeitraum zur Ermittlung der Exposition durch Nähe zu einem Bahndamm<br />

ist jede einzelne Wohn- und Arbeitsphase (Haupttätigkeit) der Probanden, die länger<br />

als ein Jahr angedauert hat und das Jahr 1956 einschließt bzw. erst nach 1956 begann.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 107 von 347


2.11.1 Expositionserfassung mittels geographischem Informationssystem<br />

Für die Abstandsbestimmung wurde das geographische Informationssystem ArcView<br />

der Firma ESRI in der Version 3.1 eingesetzt. Die Geodaten der Bahntrassen wurden<br />

aus vorliegenden ATKIS-Daten für die Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen,<br />

Hamburg und Bremen selektiert. Konvertierungen der ATKIS-Daten in das<br />

Format für ArcView wurden mit Hilfe des ALK/ATKIS-Readers Version 2.0 der Firma<br />

GISCON Jung und Richter GbR durchgeführt.<br />

Die Version 2.0 des ALK/ATKIS-Readers bietet die Möglichkeit bei der Datenkonvertierung<br />

Objektarten zu selektieren. Für die Expositionserfassung zu Pestiziden an<br />

Bahndämmen wurden nur die Objektarten, die das Bahntrassennetz aufbauen ausgewählt<br />

(Schienenbahn, Schienenbahn (komplex), Bahnkörper, Bahnstrecke) und<br />

nach ArcView konvertiert. Die Daten konnten in diesem Verfahren nicht nach Bahntyp,<br />

der die Trassen befährt differenziert werden. Daher beinhalten die konvertierten<br />

Daten sowohl die Trassen der Deutschen Bundesbahn als auch in kleineren Anteilen<br />

Strecken z.B. der Hamburger U- und S-Bahnen. Der gesamte Datenbestand wurde<br />

einerseits für den dritten Meridianstreifen des Gauß-Krüger-Koordinatensystems<br />

konvertiert, andererseits in <strong>Teil</strong>en auch für den zweiten (westliches Niedersachsen)<br />

und den vierten Meridianstreifen (östliches Niedersachsen und östliches Schleswig-<br />

Holstein). Insgesamt wurden damit fünf räumliche Bezugssysteme geschaffen, in<br />

denen das Bahntrassennetz abgebildet wird:<br />

1. Schleswig-Holstein / Hamburg Meridianstreifen 3<br />

2. Schleswig-Holstein Meridianstreifen 4<br />

3. Niedersachsen Meridianstreifen 2<br />

4. Niedersachsen / Bremen Meridianstreifen 3<br />

5. Niedersachsen Meridianstreifen 4<br />

Dies war notwendig, um eine Zuordnung zur 50m-Zone für alle Adressen zu Wohn-<br />

und Arbeitsorten von Probanden der NLL in Norddeutschland anhand von Gauß-<br />

Krüger-Koordinaten durchführen zu können.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 108 von 347


Abb. 2-9 Bahntrassen in Norddeutschland<br />

Bahntrassen in<br />

Schleswig-Holstein, Hamburg,<br />

Niedersachsen und Bremen<br />

Dieser Abbildung liegen Daten des Amtlichen Topographisch-Kartographischen Informationssystems ATKIS zugrunde.<br />

Die Gauß-Krüger-Koordinaten (GKK) von Wohnadressen bzw. zu Arbeitsplätzen der<br />

Probanden wurden in ArcView eingelesen. In diese Expositionserfassung wurden<br />

aufgrund der kurzen Entfernung von bis zu 50m ausschließlich Gauß-Krüger-<br />

Koordinaten von den Adressen der Wohn- und Arbeitsphasen einbezogen, deren<br />

GKK auf dem Präzisionslevel 1 (gebäudegenau), 2 (Nachbargebäude bis 20 Häuser<br />

entfernt) oder 3 (strassenmittelpunktsgenau) bestimmt werden konnten.<br />

Mittels des geographischen Informationssystems wurde ermittelt, welche GKK der<br />

Adressen von Probanden einer Zone von bis zu 50m Abstand zu einer Bahntrasse<br />

zuzuordnen sind. Exakte Entfernungen wurden dabei nicht berechnet. Der Abstand<br />

wurde für alle Adressen von Probanden innerhalb der 50m-Zone mit 30m festgelegt.<br />

Für die Erfassung der kumulativen, lebenslangen Exposition wird von einem Be-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 109 von 347


triebszeitraum des Schienennetzes von 1956 bis 2000 ausgegangen. Die Abbildung<br />

(Abb. 2-10) zeigt beispielhaft einen Ausschnitt aus der Darstellung im geographischen<br />

Informationssystem zur bildlichen Demonstration der Vorgehensweise.<br />

Abb. 2-10 Ausschnitt 50 m – Zone (rot) um Bahntrasse<br />

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Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 110 von 347<br />

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Proba denstandorte innerhalb<br />

und außerhalb e Pufferbereichs<br />

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roter Punkt = GKK Proband innerhalb der 50m-Zone um Bahntrasse, blau = 100m-Zone um Bahntrasse<br />

(zusätzlich, nicht in Expositionserfassung einbezogen); schwarzer Punkt = GKK Proband außerhalb<br />

der 50 bzw. 100m-Zone; Markierung = Schienenkreuz, führt zu mehrfacher Exposition<br />

Insgesamt werden in ArcView 1554 Nennungen erfaßt, zu denen die GKK von Adressen<br />

zu Wohn- bzw. Arbeitsorten der Probanden der 50m – Zone um die Bahntrassen<br />

zuzuordnen ist. Dabei ist es möglich, daß eine GKK mehrfach der 50m – Zone<br />

zugeordnet wird. Eine mehrfache Erfassung einer GKK in der Zone um das<br />

Schienennetz kommt dann zustande, wenn die GKK in einem Schienenkreuz verortet<br />

ist (siehe Rechteck in Abb. 2-10). Einem z.B. durch die Lage in einem Schienenkreuz<br />

zweifach erfaßten Probandenstandort ist eine doppelte Exposition zugeordnet worden,<br />

da die Pestizideinsätze an zwei nahegelegenen Strecken berücksichtigt werden<br />

müssen.<br />

Nach Ausschluß (interaktiver Editingschritt in SAS) aller Wohn- und Arbeitsphasen,<br />

die vor 1956 endeten oder nicht länger als ein Jahr andauerten, verbleiben 1236<br />

Nennungen innerhalb der Zone bis 50m.<br />

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Von diesen 1236 Nennungen sind insgesamt 1214 (98,1%) Ersterfassungen innnerhalb<br />

der 50m-Zone. 24 (1,9%) weitere Nennungen sind jeweils einer GKK zuzuordnen,<br />

die gleichzeitig zu zwei Trassen in einem Abstand von bis zu 50m liegt und<br />

daher zweimal erfaßt wurde.<br />

Mit 77,3% ist die Mehrheit der in der Zone um das Schienennetz erfaßten GKK Arbeitsplätzen<br />

(Arbeitsphasen) der Probanden zuzuordnen (Tab. 2-51).<br />

Tab. 2-51 Art der innerhalb der 50m-Zone erfaßten GKK<br />

Art der Phase Anzahl der Erfassungen<br />

in der 50m-Zone<br />

Anteil in %<br />

Arbeitsphase 955 77,3<br />

Wohnphase 281 22,7<br />

Gesamt 1236 100,0<br />

2.11.2 Gewichtung nach Aufenthaltszeit<br />

Der numerische Wert des Score wurde pro Kalenderjahr berechnet, so daß nach<br />

dem Matching die kumulative lebenslange Exposition für jeden Probanden nur bis<br />

zum Jahr der Erstdiagnose des jeweiligen Falles minus 2 Jahre Latenzzeit (“Abschneidejahr”)<br />

in die Analysen zum finalen Modell einbezogen werden konnte.<br />

Für die Aufenthaltszeitgewichtung des Scores wurde daher die in der Wohnung bzw.<br />

die am Arbeitsplatz verbrachte Zeit als Anteil Stunden pro Jahr herangezogen. Im<br />

Interview wurde für jede Arbeitsphase die am Arbeitsplatz verbrachte Wochenarbeitszeit<br />

erhoben. Anhand dieser Angaben wurde die Anzahl Stunden berechnet, die<br />

bezogen auf das ganze Jahr an dieser Arbeitsadresse verbracht wurde.<br />

Zur Erfassung der in der Wohnung verbrachten Anzahl von Stunden wurde im Interview<br />

erhoben, wieviele Stunden pro Tag außerhalb der Wohnung verbracht wurden<br />

(separat für wochentags und Wochenende). Diese Stunden und die am Arbeitsplatz<br />

verbrachte Zeit wurden von der Gesamtanzahl Stunden pro Jahr abgezogen. Weiterhin<br />

wurden insgesamt 35 Tage für Urlaub bzw. mögliche andere Abwesenheiten vom<br />

Wohnort in die Berechnungen für die Stunden “Anwesenheit an der Wohnadresse”<br />

einbezogen.<br />

Die Abstandsscores in der NLL wurden jeweils pro Jahr berechnet. Da bei dieser Exposition<br />

der Abstand für alle exponierten Probanden mit 30 m festgelegt wurde, wird<br />

hier der Score ausschließlich durch die Aufenthaltszeit bestimmt. Der Expositionsscore<br />

pro Kalenderjahr drückt den Anteil von 8760 Stunden der Gesamtstundenanazahl<br />

eines Jahres aus, den sich ein Proband in der 50m-Zone um die Schienentrasse<br />

aufgehalten hat, jeweils getrennt nach Wohn- und Arbeitsadresse.<br />

Wenn die GKK einer Adresse z.B. einer Zweifachtrasse oder Schienenkreuzung zugeordnet<br />

wurde, wurde der Score entsprechend der Anzahl der Zuordnungen aufsummiert.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 111 von 347


2.12 Exposition gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft<br />

Eine weitere potentielle Quelle für Belastungen mit Pestiziden aus der Umwelt ist der<br />

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft. In Abhängigkeit von der<br />

Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche kommen hier Herbizide, Fungizide und Insektizide<br />

zum Einsatz. Durch Verwehung können diese Substanzen von den Feldern<br />

in die besiedelten Flächen mit Wohngebieten und Gewerbebetrieben eingetragen<br />

werden.<br />

2.12.1 Entwicklung eines Index für regional eingesetzte Pestizidmengen in Abhängigkeit<br />

von der Agrarstruktur<br />

2.12.1.1 Größenordnung<br />

Bezogen auf das Jahr 1997 wurden in Deutschland insgesamt 30.707 t an Pestizidwirkstoffmenge<br />

abgesetzt. Nach Fromme (1991) werden ungefähr 80 % der Mittel<br />

auf land- und forstwirtschaftliche Flächen sowie 20 % im Bereich der Haushaltshygiene<br />

und auf Nichtkulturflächen (z.B. Verkehrsflächen) aufgebracht [145]. Bezogen<br />

auf die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche in Deutschland mit insgesamt<br />

17.045.600 ha [146] entspricht dies einer Wirkstoffmenge von durchschnittlich 1,44<br />

kg pro Hektar. Dabei muß jedoch berücksichtigt werden, daß hierin auch ökologische<br />

Betriebe enthalten sind, die keine Pestizide einsetzen. Unter Berücksichtigung der<br />

Agrarberichte von 1992 (nur alte Bundesländer) und 2000 läßt sich ein Anstieg sowohl<br />

der ökologischen Betriebe (von 0,6% 1992 auf 1,8% 2000) als auch deren Anbauflächen<br />

(von 0,7% 1992 auf 2,4% 2000) feststellen [147, 148]. In den neuen Bundesländer<br />

werden etwa 168.530ha ökologisch genutzt während in den alten Bundesländern<br />

ca. 191.185ha unter diese Bezeichnung fallen [148].<br />

Fromme (1991) schätzt die mittlere jährliche Exposition der landwirtschaftlichen Nutzfläche<br />

gegenüber Pestiziden auf 2-2,6 kg pro Hektar [145]. Sie kann jedoch Meinung<br />

der Autoren bei intensiver Nutzung, z. B. beim Ackerland, auf bis zu 10 kg pro Hektar<br />

ansteigen [149].<br />

Ein Vergleich von Verbrauchszahlen bzw. Absatzzahlen ist schwierig zu interpretieren,<br />

da bei der ständigen Weiterentwicklung der verwendeten Pflanzenschutzmittel<br />

sich teilweise auch Produkte mit geringeren Aufwandmengen und höherer spezifischer<br />

Wirksamkeit durchsetzen konnten.<br />

Der Jahresbericht des Industrieverbandes Agrar e.V. 1998/1999 (IVA; [150]) geht<br />

von einer abgesetzten Wirkstoffmenge von 27.974 t in Deutschland aus, wobei diese<br />

Angabe sich ausschließlich auf die IVA-Mitgliedsfirmen bezieht. Dem gegenüber<br />

steht eine produzierte Wirkstoffmenge von 103.336 t für Pflanzenschutzmittel in<br />

Deutschland (1997).<br />

Die einzelnen Pestizidgruppen lassen sich mengenmäßig in 36% Herbizide, 21%<br />

Fungizide, 21% Insektizide und Akarizide, 12% Rodentizide und Molluskizide aufteilen.<br />

Die verbleibenden 10% verteilen sich auf verschiedene Anwendungsbereiche.<br />

1991 gab es insgesamt 1050 zugelassene Präparate, die auf 220 Wirkstoffen beruhten.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 112 von 347


Aufgrund gesetzlicher Bestimmungen (Gesetz zum Schutz der Kulturpflanzen, Pflanzenschutzgesetz<br />

(PflSchG); BMELF, 1999) ist die Anwendung und Ausbringungsart<br />

aller Pestizide für jede Frucht in Deutschland genau geregelt. Für die Quantifizierung<br />

im Bereich Pestizidbelastung durch Anwendung in der Landwirtschaft wurden in der<br />

NLL Angaben über die landwirtschaftliche Flächennutzung herangezogen, um eine<br />

möglichst valide Einschätzung der ausgebrachten Pestizidtypen und –mengen im<br />

Sinne eines ökologischen Maßes für die Quellstärke der Exposition abzuleiten. Hierfür<br />

wurden verfügbare externe Datenquellen in den Bundesländern des Untersuchungsgebietes<br />

recherchiert.<br />

Neben den Angaben zur Flächennutzung werden Daten zu eingesetzten Wirkstoffmengen<br />

pro Anbaufrucht und Häufigkeit der Ausbringung des Wirkstoffs zur Expositionsermittlung<br />

herangezogen, um ein Maß für die Belastung der Fläche zu erhalten.<br />

2.12.1.2 Eingangsdaten aus Schleswig-Holstein<br />

Die Daten zur Agrarstruktur in Schleswig-Holstein wurden jeweils auf 4 Jahre aggregiert<br />

in schriftlicher Form vom Statistischen Landesamt Schleswig-Holstein zur Verfügung<br />

gestellt. Dabei liegen Ergebnisse für die Jahre 1979-1983,1984-1987, 1988-<br />

1991 und 1992-1995 in Papierform vor [151-154]. Da die Tabellen nicht in computerlesbarer<br />

Form erhältlich waren, mußten die für den Aufbau einer thematischen Datenbank<br />

erforderlichen Daten manuell übertragen werden. Lediglich für den letzten<br />

Untersuchungszeitraum von 1996 bis 1999 konnten die Daten vom Statischen Landesamt<br />

Schleswig-Holstein per e-mail zur Verfügung gestellt und automatisch eingelesen<br />

werden.<br />

Für die hier angestrebte Quantifizierung werden Angaben zur landwirtschaftlich genutzten<br />

Fläche (angegeben in Hektar = ha) verwendet, die in den Berichten unterteilt<br />

wird in: “Dauergrünland”, “Sonderkulturen” und “Ackerfläche”. Letztere wird wiederum<br />

nach den Kategorien “einzelne Hackfrüchte”, “Getreidearten”, “Feldgemüse” und<br />

“Gartengewächse” aufgeschlüsselt. Für einige Gemeinden fallen die Angaben unter<br />

die Geheimhaltungspflicht. Dies ist laut dem Statistischen Landesamt Schleswig-<br />

Holstein dann der Fall, wenn Gemeinden flächenmäßig eine bestimmte Größe nicht<br />

überschreiten und dadurch die Anonymität der Eigentümer nicht gesichert erscheint.<br />

Ab 1988 ändert sich die Kategorisierung der Flächen. Angaben zu “Sonderkulturen”,<br />

“Feldgemüse” und “Gartengewächse” entfallen, neu aufgenommen werden die Kategorien<br />

“Zuckerrüben”, “Silomais” und “Winterraps”.<br />

2.12.1.2.1 Für Schleswig-Holstein (4 Landkreise) verfügbare Dimensionen<br />

Folgende in der Agrarstatistik von Schleswig-Holstein geführte Angaben wurden in 4-<br />

Jahres-Datenaggregaten schriftlich überlassen (Gesamtzeitraum: 1979 – 1995) und<br />

für die thematische Datenbank der NLL extrahiert:<br />

1. Landwirtschaftlich genutzte Flächen (LF): zur landwirtschaftlich genutzten Fläche<br />

gehören das Ackerland und der Nutzgarten, die Obstanlagen, Baumschulflächen,<br />

das Dauergrünland, das Rebland, die Korbweiden- und Pappelanlagen sowie<br />

Weihnachtsbaumkulturen außerhalb des Waldes. Die nicht mehr genutzten Flächen<br />

des Ackerlandes und des Dauergrünlandes usw. sowie die Parkanlagen und<br />

Ziergärten zählen nicht zur LF.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 113 von 347


2. Dauergrünland: das Dauergrünland umfaßt Dauerwiesen, Mähweiden, Dauerweiden<br />

sowie Hutungen (Dauergrünfläche, die ohne großen Aufwand von Düngung<br />

und Pflege als Schafweide oder gelegentlich für Weidevieh genutzt wird) und<br />

Streuwiesen (wird nur für Erzeugung von Streu genutzt, nicht zur Fütterung).<br />

3. Ackerland: im Ackerland wird nur die Hauptnutzung in die Auswertung einbezogen,<br />

der Zwischenfruchtanbau findet dagegen keine Berücksichtigung<br />

4. Sonderkulturen: den Sonderkulturen gehören Tabak, Obstanlagen (ohne Erdbeeren)<br />

und Baumschulflächen (ohne forstliche Pflanzengärten für den Eigenbedarf).<br />

5. Hackfrüchte: die Hackfruchtfläche umfaßt Kartoffeln, Zuckerrüben (ohne Samenanbau),<br />

Runkelrüben (ohne Samenanbau), Kohlrüben (ohne Samenanbau) sowie<br />

”alle anderen Hackfrüchte” (ohne Samenanbau), wie z. B. Futtermöhren, Futterkohl,<br />

Markstammkohl und Topinambur. Die Kartoffelanbaufläche wird gesondert<br />

ausgewiesen.<br />

6. Getreide: es umfaßt Weizen, Gerste und Hafer sowie Roggen und Wintermengengetreide<br />

zusammen (Wintermengengetreide wird in Schleswig-Holstein nicht<br />

angebaut).<br />

7. Feldgemüse: die Feldgemüsefläche umfaßt Gemüse (ohne Samenanbau), Spargel,<br />

Erdbeeren im Wechsel mit Landwirtschaftlichen Kulturen (z. B. Getreide oder<br />

Kartoffeln).<br />

8. Gartengewächse: hierzu gehören Gemüse, Spargel, Erdbeeren im Freiland sowie<br />

unter Glas im Wechsel mit Gartengewächsen, einschließlich Blumen, Zierpflanzen,<br />

Stauden und Jungpflanzen sowie Gartensämereien und Vermehrungsanbau<br />

von Blumenzwiebeln und -knollen.<br />

Für den Zeitraum 1996-1999 wurden im EXCEL-Format die folgenden Dimensionen<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

1. Landwirtschaftlich genutzte Fläche: die landwirtschaftlich genutzte Fläche (LF)<br />

umfasst das Ackerland, das Gartenland (Haus- und Nutzgärten (ohne Ziergärten)<br />

sowie Kleingärten), die Obstanlagen, die Baumschulflächen, das Dauergrünland,<br />

das Rebland, die Korbweiden- und Pappelanlagen sowie Weihnachtsbaumkulturen<br />

außerhalb des Waldes. Zur landwirtschaftlich genuzten Fläche gehören auch<br />

die vorübergehend im Rahmen von Flächenstillegungsprogrammen stillgelegten<br />

Ackerflächen.<br />

2. Ackerland: zum Ackerland gehören alle Flächen, auf denen Getreidearten, Hülsenfrüchte<br />

(zur Körnergewinnung), Hackfrüchte, Handelsgewächse, Feldfutterpflanzen,<br />

Gemüse, Erdbeeren und sonstige Gartengewächse im feldmäßigen<br />

Anbau und im Erwerbsgartenbau (einschließlich Unterglasflächen) als Hauptfrüchte<br />

angebaut werden (einschließlich der zur Gründüngung bestimmten Hauptfrüchte)<br />

sowie die Brache. Beim "Silomais" ist auch "Grünmais" und "Lieschkolbenschrot"<br />

enthalten.<br />

3. Dauergrünland: als Dauergrünland werden die Flächen bezeichnet, die zur Futtergewinnung<br />

- ohne Unterbrechung durch andere Kulturen - bestimmt sind. Dazu<br />

gehören auch Grünlandflächen mit Obstbäumen, bei denen das Obst nur die Nebennutzung,<br />

die Futtergewinnung aber die Hauptnutzung darstellt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 114 von 347


4. Handelsgewächse: zu den Handelsgewächsen zählen hauptsächlich Raps<br />

(Brassica napus L. var napus) und Rübsen (Brassica rapa L. var. silvestris), Körnersonnenblumen,<br />

Flachs, Hopfen, Tabak, Rüben und Gräser zur Samengewinnung<br />

sowie Heil- und Gewürzpflanzen.<br />

Weiterhin wird in der Agrarstatistik die stillgelegte Fläche pro Gemeinde in Hektar<br />

ausgewiesen.<br />

2.12.1.3 Eingangsdaten für Niedersachsen<br />

Die Agrarberichterstattung aus Niedersachsen erfolgt ebenfalls in 4-jährlicher Periodizität.<br />

Daten ab 1979 liegen als CD-ROM des Niedersächsischen Landesamtes für<br />

Statistik vor [155].<br />

Analog zum Vorgehen in Schleswig-Holstein wurden für Niedersachsen alle Informationen<br />

zu landwirtschaftlich genutzten Flächen (LF) berücksichtigt. Die LF werden<br />

unterteilt in Dauergrünland, Sonderkulturen und Ackerland.<br />

Die Definitionen der in der niedersächsischen Statistik verwendeten Begriffe ähneln<br />

der in Schleswig-Holstein verwendeten Nomenklatur.<br />

1. Dauergrünland: hierzu zählen Grünlandflächen (Dauerwiesen, Mähweiden, Dauerweiden,<br />

Hutungen und Streuwiesen), die ohne Unterbrechung durch andere<br />

Kulturen zur Futter- oder Streugewinnung oder zum Abweiden bestimmt sind.<br />

Auch Grünlandflächen mit Obstbäumen als Nebennutzung und Gras- oder Heugewinnung<br />

als Hauptnutzung zählen in dieser Kategorie.<br />

2. Sonderkulturen: Hopfen, Tabak, Obstanlagen (ohne Erdbeeren), Baumschulen<br />

(ohne forstliche Pflanzgärten für den Eigenbedarf), Rebland (im Ertrag stehendes<br />

Rebland einschließlich der nicht im Ertrag stehenden Rebfläche sowie Rebbrache<br />

zur Wiederbestockung).<br />

3. Ackerland: Flächen der landwirtschaftlichen Feldfrüchte einschließlich Hopfen,<br />

Grasanbau (zum Abmähen oder Abweiden) sowie Gemüse, Erdbeeren, Blumen<br />

und sonstige Gartengewächse im feldmäßigen Anbau und im Erwerbsgartenanbau,<br />

auch unter Glas, auch Ackerflächen mit Obstbäumen, bei denen das Obst<br />

nur die Nebennutzung, Ackerfrüchte die Hauptnutzung darstellen, sowie<br />

Schwarzbrache.<br />

4. Feldfrüchte: Zu den Feldfrüchten zählen Hackfrüchte, Futterpflanzen und Getreide,<br />

Kartoffeln sind gesondert aufgeführt.<br />

5. Hackfrüchte: Kartoffeln, Zucker-, Runkel- und Kohlrüben sowie alle anderen<br />

Hackfrüchte, z.B. Futtermöhren, Futterkohl und Markstammkohl. Nicht enthalten<br />

sind die in erster Linie für den menschlichen Verbrauch bestimmten Kohlarten<br />

(z.B. Kopfkohl, Grünkohl, die unter ”Gemüse” nachgewiesen werden) sowie Flächen<br />

mit Rüben zur Samengewinnung.<br />

6. Getreide: Weizen, Triticale, Roggen, Gerste, Hafer, Menggetreide, Körnermais<br />

einschließlich Corn-Cob-Mix.<br />

7. Futterpflanzen: Hauptfruchtanbau von Klee, Kleegras, Klee-Luzerne-Gemisch<br />

(einschließlich Kleebrache), Luzerne, Grasanbau (zum Abmähen oder Abweiden),<br />

Silomais einschließlich Lieschkolbenschrot sowie alle anderen Futterpflanzen,<br />

auch als Gemenge zur Grünfutter-, Silage- oder Heugewinnung (z. B. Wicken,<br />

Futtererbsen, Serradella, Esparsette).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 115 von 347


2.12.2 Bildung eines gemeindespezifischen Scores<br />

Zur Quantifizierung der Expositon gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft auf<br />

der Basis der lebenslang erfaßten Wohn- und Arbeitsstätten wurde ein gemeindespezifischer<br />

Score für jedes Kalenderjahr des jeweiligen 4-Jahres-Zeitraum berechnet.<br />

2.12.2.1 Dimensionen des gemeindespezifischen Landwirtsschaftsscores<br />

Der Score umfaßt die folgenden Dimensionen:<br />

a) Zeitraum:<br />

Da die Angaben der Statistischen Landesämter zur Flächennutzung jeweils in 4-<br />

Jahres-Perioden vorliegen, gingen die Angaben für jeweils 4 aufeinanderfolgende<br />

Jahre in der jeweils gleichen Größenordnung in den Score ein. Diese Festlegung<br />

wurde unter der Annahme vorgenommen, daß sich die Flächennutzung in diesem<br />

Zeitraum nicht wesentlich verändert.<br />

b) Gemeindekennziffer (GKZ)<br />

Aus den Angaben der Statistischen Landesämter liegt jeweils der Gemeindename<br />

als Klartext vor. Durch die Zuordnung der entsprechenden Gemeindekennziffer wurde<br />

eine Verknüpfung mit Wohn- und Arbeitsorten der Probanden ermöglicht.<br />

c) Größe der Gemeinde:<br />

Die Größe der Gemeinde wurde in die Berechnungen des Indexes eingeführt, da die<br />

Wahrscheinlichkeit gegenüber Pestiziden aus der Umgebung exponiert zu sein, davon<br />

abhängig ist, wie das Verhältnis von Fläche der Gemeinde zu landwirtschaftliche<br />

genutzer Fläche ist.<br />

d) Größe der Anbaufläche pro Anbaufrucht in der einzelnen Gemeinde<br />

Die Angaben für 4-Jahres-Perioden liegen in Anzahl Hektar pro Anbaufrucht und in<br />

auf Gemeindeebene für 6 Landkreise in Niedersachsen (2) bzw. Schleswig-Holstein<br />

(4) vor.<br />

e) Biozidgruppe und Einsatzmenge pro Fruchtart<br />

Anhand der angebauten Kulturarten läßt sich eine Abschätzung der eingesetzten<br />

Menge der Biozidgruppen vornehmen (Steingröver, P.; Landwirtschaftskammer, persönliche<br />

Mitteilung, Sept. 2000). Aus Tab. 2-52 kann abgeleitet werden, daß die geringste<br />

Belastung insgesamt bei Dauergrünlandflächen vorliegt, während die höchsten<br />

Konzentrationen bei einzelnen Getreidearten wie z.B. Wintergerste und Weizen<br />

festzustellen sind. Eine Sonderstellung liegt bei den Saatkartoffeln vor, da sie hohe<br />

Anwendungsmengen an Insektiziden erfordern, die Behandlung mit Insektiziden ist<br />

hier aus Qualitätsgründen vorgeschrieben. Die Unterschiede bei der Einsatzmenge<br />

sind u.a. ökonomisch begründet. Desweiteren müssen für den Einsatz der einzelnen<br />

Stoffgruppen z.B. Witterungsbedingungen, Bodenverhältnisse, Fruchtfolge und der<br />

spezifische Schädlingsdruck einer Nutzpflanze berücksichtigt werden.<br />

Es werden drei Biozidgruppen unterschieden: “Herbizide”, “Fungizide” und “Insektizide”.<br />

Pro Fruchtart können Mengenkategorien der eingesetzten Biozidgruppen abgeschätzt<br />

werden. Die relativen Mengen wurden in einer persönlichen Mitteilung der<br />

Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Steingröver, P.; Landwirtschaftskammer,<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 116 von 347


persönliche Mitteilung, Sept. 2000) eingestuft und nach Kulturart und Anbaupflanze<br />

zugewiesen.<br />

Tab. 2-52 Eingesetzte Biozidgruppen in Abhängigkeit zur Kultur - zugewiesene<br />

Mengenkategorie/Fläche (nach Steingröver)<br />

Kulturarten Angebaute<br />

Pflanze<br />

Biozidgruppe<br />

Herbizide Fungizide Insektizide<br />

Dauergrünland (+) o.B.. ((+))<br />

Hackfrüchte Mais + o.B. o.B.<br />

Zuckerrüben ++ o.B. oB.<br />

Kartoffel o.B. ++ +<br />

Saatkartoffeln o.B. ++ +++<br />

Getreide Sommergerste + + +<br />

Roggen + ++ +<br />

Wintergerste ++ ++ +<br />

Weizen ++ ++ +<br />

Raps (+) ++ ++<br />

Legende der Einstufungen (nach Steingröver):<br />

o.B. = ohne Bedeutung; ((+)) geringste Wirkstoffmenge/Flächeneinheit ; (+) nächsthöhere Abschätzung;<br />

+ mittlerer Menge; ++ hoher Einsatz ; +++ höchste Wirkstoffmenge<br />

Der gemeindespezifische Score wurde für insgesamt 435 Gemeinden aus den sechs<br />

Landkreisen des Studiengebietes der NLL berechnet. In einigen Gemeinden wurden<br />

die Einsatzmengen für alle einzelnen Biozidgruppen mit “0” angegeben, z.B. für die<br />

Gemeinden Helgoland und Sachsenwald (Forstbezirk) in Schleswig-Holstein. Der<br />

Score geht für diese Gemeinden mit einem numerischen Gesamtwert von “0” in die<br />

Quantifizierung ein.<br />

Abb. 2-11 Dimensionen aus externen Daten pro Zeitraum und Gemeinde<br />

Kalenderjahre<br />

der<br />

Zeiträume<br />

1979-1983<br />

1984–1987<br />

1988-1991<br />

1992-1995<br />

1996-1999<br />

*<br />

Gemeinde<br />

GKZ<br />

*<br />

Flächengröße<br />

Anzahl in<br />

Hektar<br />

pro Anbaufrucht<br />

Dauergrünland<br />

Getreide<br />

Feldfrüchte<br />

Hackfrüchte<br />

Sonderkulturen<br />

Futterpflanzen<br />

Biozid-<br />

gruppe<br />

in Mengenkategorie <br />

Gemeinde-größe<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 117 von 347<br />

*<br />

Herbizid<br />

Fungizid<br />

Insektizid<br />

6 abgeschätzteEinstufungen<br />

*<br />

1/ Fläche<br />

in Hektar


Tab. 2-53 zeigt die Werte des gemeindespezifischen Scores für die 435 Gemeinden<br />

in den sechs Landkreisen des Untersuchungsgebietes .<br />

Tab. 2-53 Verteilungsparameter des gemeindespezifischen Scores über die 435<br />

Gemeinden des Untersuchungsgebietes pro Kalenderjahr<br />

Kalenderjahr<br />

des Zeitraums<br />

Verteilung der numerischen Werte des gemeindespez. Scores<br />

Minimum<br />

25. Perzentil<br />

Median<br />

75. Perzentil Maximum<br />

1979 - 1983 0,00 58,34 107,95 176,52 398,35<br />

1984 - 1987 0,00 56,13 101,20 171,19 483,98<br />

1988 - 1991 0,00 47,86 97,22 171,42 528,37<br />

1992 - 1995 0,00 39,17 88,41 158,86 520,93<br />

1996 - 1999 0,00 36,33 88,25 155,43 515,75<br />

1979 - 1999 0,00 47,47 96,48 167,09 528,37<br />

Für die Zusammenführung mit Probandenangaben war eine Umsetzung der auf der<br />

Basis von 4-Jahreszeiträumen gespeicherten Daten zu den gemeindespezifischen<br />

Angaben in eine auf einzelnen Kalenderjahren basierten Struktur notwendig. Diese<br />

Umsetzung erfolgte unter Annahme, daß sich die Flächennutzung pro Gemeinde in<br />

den 4-Jahres-Zeiträumen nicht wesentlich verändert, somit jedes der vier einzelnen<br />

Jahre in den einzelnen Dimensionen mit der gleichen abgeschätzten Einstufung repräsentiert<br />

werden kann.<br />

2.12.3 Verknüpfung mit den Adreßangaben der Probanden<br />

Für jede Adresse eines Wohn- oder Arbeitsplatzes eines Probanden wurde in der<br />

NLL neben der Gauß-Krüger-Koordinate (GKK) auch die Gemeindekennziffer (GKZ)<br />

ermittelt. Über diese Gemeindekennziffer wurden der gemeindespezifische Landwirtschaftsscore<br />

und die jeweilige Wohn- bzw. Arbeitsphase des Probanden verknüpft.<br />

2.12.3.1 GKZ zu Probandenangaben<br />

Insgesamt liegen 45878 Adressen zu den Wohn- und Arbeitsphasen (ausschließlich<br />

Haupttätigkeiten) vor, die mehr als ein Jahr andauerten. Diese sind in zeitlich korrekter<br />

Abfolge, mit an den Übergängen von einer zu nächsten Wohn- bzw. Arbeitsphase<br />

aneinanderanstoßenden Kalenderjahren in einem Phasenroster gespeichert. Für<br />

41277 (90,0%) von 45878 Phasen konnten vollständige GKZ (Kennung für Bundesland,<br />

Regierungsbezirk, Landkreis und Gemeinde vorhanden) ermittelt werden. Zu<br />

4601 (10,0 %) Phasen konnten keine oder nur unvollständige GKZ zugeordnet werden.<br />

Der größte <strong>Teil</strong> (N=3231) von diesen entfiel auf Probanden mit Wohnort im Ausland.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 118 von 347


Tab. 2-54 Unvollständige GKZ in Phasenroster für Probanden (N=4601)<br />

Grund für unvollständige GKZ Anzahl<br />

Phasen<br />

Adresse nur einem Bundesland zuzuordnen<br />

1<br />

nur Bundesland und Regierungsbezirk<br />

ermittelt<br />

Anteil in %<br />

von N=4601<br />

Anteil in %<br />

von N= 45878<br />

75 1,6 0,2<br />

1


Den Wohn- oder Arbeitsphasen der Probanden mit der GKZ der Gemeinde Amt<br />

Neuhaus, die heute zum Landkreis Lüneburg gehört, konnte kein Score zugewiesen<br />

werden. Diese Gemeinde gehörte vor der Wiedervereinigung zum Staatsgebiet der<br />

DDR. Sie wurde nicht in das Studiengebiet der NLL einbezogen.<br />

Der Gesamtzeitraum von 1979 – 1999 umfaßt den Untersuchungszeitraum der NLL<br />

von 1986 bis 1998. Aufgrund des Einschlußkriteriums “Wohnort in einem der sechs<br />

Landkreise in dem Untersuchungszeitraum von 1986 bis 1998” wurde für alle Probanden<br />

mindestens eine positive Zuordnung eines gemeindespezifischen Scores für<br />

Pestizide aus der Landwirtschaft erwartet. Andres ausgedrückt hätte jeder der Probanden<br />

mindestens für ein Kalenderjahr innerhalb einer Wohnphase einer der Gemeinden<br />

zugeordnet werden müssen, für die ein Score ermittelt wurde. Für 22<br />

(0,5%) der 4471 Probanden konnte jedoch eine Zuordnung nach GKZ dennoch nicht<br />

vorgenommen werden. Sie berichteten im Interview, daß sie (noch) nicht länger als<br />

ein Jahr in einem der sechs einschlußdefinierenden Landkreise wohnten. Aufgrund<br />

der Festlegung, daß einjährige Phasen der vorangegangenen Wohnphase zugeschlagen<br />

werden und somit diese Phasen mit der GKZ aus dem Studiengebiet aus<br />

dem Roster der Wohn- und Arbeitsphasen ausgeschlossen wurde, wurde diesen<br />

Probanden kein Score zugewiesen. In der Auswertedatei wurde die Exposition gegenüber<br />

Pestiziden aus der Landwirtschaft für diese Probanden mit “0” gewertet.<br />

2.12.3.3 Einbeziehung des Matchings<br />

Nach dem Matching zwischen Fällen und Kontrollen wird für die Fallprobanden und<br />

die ihnen zugematchten Kontrollprobanden wie für alle übrigen Expositionen auch für<br />

den Landwirtschaftsscore nur die Exposition in weitere Analysen einbezogen, die sie<br />

lebenslang bis zum Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre “lagtime” (“Abschneidejahr”)<br />

kumuliert haben. Unter Einbeziehung dieses Kriteriums erhalten insgesamt<br />

4064 (90,9%) von 4471 Probanden einen kumulativen gemeindespezifischen Score.<br />

407 (9,1%) Probanden wird eine Exposition gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft<br />

von “0” zugeordnet, da sie erst nach dem “Abschneidejahr” (Jahr der Erstdiagnose<br />

des Falles (1986-1998) minus zwei Jahre Lagtime) in einem der sechs Landkreise<br />

wohnhaft waren.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 120 von 347


2.13 Exposition gegenüber Pestiziden im beruflichen Umfeld<br />

2.13.1 Definition der Arbeitsphase<br />

Die Exposition am Arbeitsplatz ist neben der Exposition durch Anwendungen von<br />

Pestiziden in den Wohnräumen und der Exposition durch Einträge aus der Umwelt<br />

eine weitere potentiell relevante Quelle einer Belastung durch Pestizide. Diese wurde<br />

ebenfalls in dem finalen Modell der Riskoschätzung berücksichtigt werden.<br />

Der Bezugszeitraum der Erfassung der beruflichen Belastung ist jeder einzelne Zeitraum,<br />

in dem ein Proband einen bestimmten Arbeitsplatz innegehabt hat (Arbeitsphase).<br />

Hierbei wurde a priori festgelegt, daß zur Einrichtung einer Arbeitsphase eine<br />

mindestens 1 Jahr andauernde Tätigkeit vorlegen haben muß.<br />

Die lebenslange Arbeitsanamnese gliedert sich nach diesem Konzept in zeitlich aufeinanderfolgende<br />

und unmittelbar aneinander anschließende Tätigkeiten. Zeitlich<br />

parallel zu einer Arbeitsplatzphase (Haupttätigkeit) konnten eine oder mehrere Nebentätigkeiten<br />

angegeben werden. Da sich die Nebentätigkeit nicht zwangsläufig über<br />

den gesamten Zeitraum erstreckt, den die Haupttätigkeit umfaßt, wurden Nebentätigkeiten<br />

jeweils separat mit einer Angabe zur Dauer in Jahren erfaßt. Sie wurden<br />

immer dann in die Arbeitsplatzanamnese aufgenommen, wenn die Tätigkeit nach<br />

1956 aufgenommen wurde und der Stundenumfang insgesamt mindestens 1000 Arbeitsstunden<br />

erreichte.<br />

Ausbildungsphasen wie Studium und Weiterbildung, Hausfrauentätigkeit, Militärdienst,<br />

Gefangenschaft, Arbeitslosigkeit und Krankheit wurden ebenfalls als separate<br />

Arbeitsplatzphasen erhoben.<br />

Für jede Arbeitsplatzphase (Haupttätigkeit), die mindestens ein Jahr andauerte, wurden<br />

zunächst die folgenden Variablen erhoben:<br />

- Kalenderjahre des Beginns und des Endes jeder Phase<br />

- Name des Arbeitgebers / der Firma / des Betriebs / der Einrichtung<br />

- Adresse der Firma / des Betriebes / der Einrichtung (Strasse, Postleitzahl, Ort)<br />

- ausgeübter Beruf / Hauptätigkeit<br />

Für jede Phase (Haupttätigkeiten und Nebentätigkeiten über 1000 Arbeitsstunden)<br />

wurden im relational anschließenden Interviewabschnitt folgende weitere Variablen<br />

erhoben:<br />

- Wirtschaftszweig / Branche des Betriebes<br />

- (nur falls mehrere Bereiche vorhanden waren) Betriebsbereich, in dem der Proband<br />

tätig war<br />

- (nur falls mehrere Bereiche vorhanden waren) Tätigkeit in diesem Betriebsbereich<br />

- Kategorie der Arbeitszeit (z.B. Vollzeit, <strong>Teil</strong>zeit, Saisonarbeit)<br />

- Arbeitsstunden pro Woche<br />

- prozentualer Anteil der Arbeitszeit, die an diesem Arbeitsort verbracht wurde<br />

- Beschreibung der üblichen, beruflichen Tätigkeit<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 121 von 347


- Beschreibung der hergestellten Produkte / verwendeten Materialien<br />

- Beschreibung der benutzten Maschinen<br />

- durchschnittlich mit dieser Tätigkeit verbrachte Zeit<br />

- (weitere) eventuelle Nebentätigkeit<br />

Für jede Arbeitsphase, in der der Proband Schüler, arbeitslos, berufsunfähig, länger<br />

als 1 Jahr krank oder im eigenen Haushalt tätig war, wurden diese berufs- und tätigkeits-definierenden<br />

Variablen nur für eventuelle Nebentätigkeiten erhoben.<br />

2.13.2 Kodierung der Branchen und Berufe<br />

Für jede Arbeitsphase von mehr als einem Jahr Dauer erfolgte eine interaktive Berufs-<br />

und Branchenkodierung. Nebentätigkeiten, die ab einschließlich 1956 ausgeübt<br />

wurden und mindestens 1000 Arbeitsstunden pro Jahr umfassen, wurden ebenfalls<br />

in die Kodierung einbezogen. Die Kodierung erfolgte in einer eigenen thematischen<br />

Datenbank, die auf den Einträgen in ausgewählten Variablen aus den durchgeführten<br />

Interviews basiert.<br />

Die Kodierung der Branche erfolgte nach der “Klassifikation der Wirtschaftszweige<br />

mit Erläuterungen” [121]. Diese Systematik ist die deutschsprachige Fassung europäischen<br />

Systematik NACE (Nomenclature statistique des Activités économiques<br />

dans la Communauté Européenne, Standard Classification of Industries) Revision 1.<br />

Die Kodierung des Berufes sowie die spezielle Tätigkeit (Aufgabenbereich) eines<br />

Probanden innerhalb jeder der Berufsphasen wurde anhand der ”Internationalen<br />

Standardklassifikation der Berufe” [120] vorgenommen. Diese Klassifikation ist eine<br />

deutsche Übersetzung des ISCO-Kodes “International Standard Classification of Occupations<br />

(ISCO)” Revised Edition 1968, International Labour Office (ILO).<br />

2.13.3 Umsetzung in eine Job-Exposure-Matrix<br />

Pannett et al. entwickelten 1985 eine Job-Exposure-Matrix (basierend auf den UK<br />

Standard Industrial Classifications Codes (SIC UK)), um in Großbritannien Studien zu<br />

beruflich bedingter Morbidität und Mortalität bevölkerungsbezogen durchführen zu<br />

können [122]. Um die berufliche Exposition der Probanden der NLL zu quantifizieren,<br />

wird diese im Folgenden kurz als Pannett–Matrix bezeichnete Job-Exposure-Matrix<br />

angewendet. Für die Branchenkodierung wurde daher für die NLL eine Umschlüsselung<br />

von NACE/WZ93 in die Pannett-Codes entwickelt. Die Klassifikation der Wirtschaftszweige<br />

von 1993 (WZ 93, deutsche Fassung des NACE) enthält 1565<br />

5stellige Codes, die 247 Pannett-Branchencodes zugeordnet wurden. In einer speziell<br />

dafür entwickelten Eingabemaske in MS Access wurde eine interaktive manuelle<br />

Zuweisung aller einzelnen Codes aus dem WZ 93 in die Branchencodes des Pannett<br />

vorgenommen. Der Grad der Übereinstimmung bzw. die Zuordnungssicherheit der<br />

"Umschlüsselung" von WZ 93 in die Codes der Pannett-Matrix wurde mit unterschiedlichen<br />

Qualitätsmarkern gekennzeichnet:<br />

Für die Berufskategorien des General Register Office wurde bereits im Rahmen der<br />

MNUC-Studie [156] im BIPS ein Umsteigeschlüssel entwickelt, mit dessen Hilfe diese<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 122 von 347


in die deutsche Ausgabe der “Internationalen Standardklassifikation der Berufe (IS-<br />

CO)” [120] umgesetzt werden konnten.<br />

2.13.4 Expositionszuweisung in der Pannett-Matrix<br />

Die Pannett-Matrix berücksichtigt 50 chemische, physikalische und biologische Agenzien,<br />

die anerkannt sind bzw. im Verdacht stehen, Berufskrankheiten, darunter<br />

Krebserkrankungen, zu verursachen. Diese Job-Exposure-Matrix umfaßt auch die<br />

Agenzien, die in der NLL hypothesenrelvant sind, darunter die Exposition gegenüber<br />

Herbiziden.<br />

2.13.4.1 Expositionsindex zur hypothesenspezifischen Risikoschätzung<br />

Analog dem Vorgehen in der MNUC-Studie erfolgte in der NLL eine Risikoschätzung<br />

für einzelne a priori definierte Hypothesen mittels der Pannett-Matrix. Für einige<br />

Hypothesen muß hierzu in der NLL die Exposition gegenüber mehreren Agenzien<br />

der Pannett-Matrix zu Gruppen zusammengefaßt wurden. Die Expositionsquantifizierung<br />

erfolgt ausschließlich auf der Ebene dieser a priori definierten NLL-Hypothesenspezifischen<br />

Gruppen.<br />

Die 8 Hypothesen-relevanten Agenziengruppen sind aus 27 verschiedenen Agenzien<br />

zusammengesetzt. Die Agenziengruppe “Halogenierte Kohlenwasserstoffe und andere<br />

organische Stoffe” umfaßt 12 verschiedene Agenzien. Die Agenziengruppe<br />

“Metalle” setzt sich aus 8 verschiedenen Agenzien zusammen. Alle weiteren Gruppen<br />

umfassen ein oder zwei Agenzien.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 123 von 347


Tab. 2-55 Stoffgruppen der Pannett-Matrix und Zuordnung zu NLL-Hypothesen<br />

Art der<br />

Hypothese<br />

Bezeichnung der<br />

Hypothese<br />

zugeordnete chem., physikal., biolog. Agenzien<br />

(Agenziengruppe)<br />

primär ionisierende Strahlung ionisierende Strahlung (N=1 Agens)<br />

primär Pestizide Herbizide (N=1 Agens)<br />

primär EMF Elektromagnetische Felder (N=1 Agens)<br />

sekundär Halogenierte Kohlenwasserstoffe<br />

und andere<br />

organische Stoffe<br />

synthetische Klebstoffe, aromatische Amine,<br />

Kohlenstofftetrachlorid, Chlorphenole,<br />

Schneidöle, Entfettungsmittel, Epoxydharz,<br />

Ethylenoxide, PAHs, organische Lösemittel,<br />

polychlorierte Biphenyle, Styrol (N=12 Agenzien)<br />

sekundär Metalle Antiklopfmittel, Arsen u. Arsenverbindungen,<br />

Cadmium u. Cadmiumverbindungen, Chrom u.<br />

Chromate, Blei u. Bleiverbindungen, Quecksilber<br />

u. Quecksilberverbindungen, Rauchgase<br />

bei Lötarbeiten bzw. Schweißerarbeiten, (N=8<br />

Agenzien)<br />

sekundär Benzol Benzol (N=1 Agens)<br />

sekundär Formaldehyd Formaldehyd (N=1 Agens)<br />

sekundär UV-Strahlung Berufstätigkeit im Freien, Künstl. UV-Licht<br />

(N=2 Agenzien)<br />

Um die lebenslange berufliche Belastung der Probanden zu quantifizieren, wird für<br />

jeden Probanden für jede hypothesen-relevante Agenziengruppe (N=8) aus der Pannett-Matrix<br />

ein kumulativer Expositionsindex ermittelt und anhand dieses Index eine<br />

Einteilung in Belastungskategorien für die lebenslange, spezifische Exposition vorgenommen.<br />

2.13.4.2 Datentechnische Umsetzung<br />

Für jede Arbeitsphase wurden aus dem Branchencode und dem Berufscode zunächst<br />

sogenannte “JEM-Cards” gebildet. Anhand der JEM-Cards wurden zunächst<br />

für jede Arbeitsphase und für jedes einzelne Agenz der Pannett-Matrix die Intensität<br />

und Wahrscheinlichkeit der Expositon gegenüber den in Spalte 3 der Tab. 2-55 dargestellten<br />

Agentien ermittelt. Wahrscheinlichkeit und Intensität einer Exposition werden<br />

in der Pannett-Matrix als separate Dimension jeweils in eine von 3 aufsteigenden<br />

Kategorien eingestuft. Die Einstufung von Wahrscheinlichkeit und Intensität erfolgt<br />

separat für die Kalenderjahre bis 1950 und für die Jahre 1950 und später. In der NLL<br />

wurden diese Kategorien für Wahrscheinlichkeit und Intensität in die numerischen<br />

Werte “0”, “1” und “3” umgesetzt. Die beiden Zahlenwerte für Wahrscheinlichkeit und<br />

Intensität wurden im nächsten Schritt zur Erstellung des agenzienspezifischen Index<br />

miteinander multipliziert (resultierender Range 0-9).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 124 von 347


Für die Umsetzung der Quantifizierung der einzelnen NLL-Hypothesen wurden im<br />

dritten Schritt die Indices für die einzelnen Agenzien, die den NLL-Hypothesenjeweils<br />

a priori zugeordnet wurden (Agenziengruppen in Tab. 2-55) zu hypothesenspezifischen<br />

Indices aufsummiert.<br />

Die hypothesenspezifischen Indices wurden für jede Arbeitsphase anschließend mit<br />

der Gesamtstundenanzahl in dieser Arbeitsphase multipliziert (arbeitszeitgewichteter<br />

hypothesenspezifischer Expositionsscore). Hierbei wurden alle lebenslangen Arbeitsphasen<br />

gleich behandelt - unabhängig davon, ob diese als Haupt- und Nebentätigkeiten<br />

angegeben waren.<br />

Um bei Kontrollprobanden ein “Abschneiden” der expositionsrelevanten Jahre gemäß<br />

dem Erstdiagnosedatum des zugematchten Falles und einer angenommenen<br />

Latenzzeit (“lag time”) zu ermöglichen, wurden die arbeitszeitgewichteten hypothesenspezifischen<br />

Expositionsscores pro Arbeitsphase durch die Dauer dieser Arbeitsphase<br />

in Jahren geteilt. In der Quantifizierungsdatei wird anschließend für jedes Kalenderjahr<br />

eine einzelne Datenzeile erzeugt und das Ergebnis der obigen Division<br />

jedem Einzeljahr zugewiesen.<br />

2.13.4.3 Kumulativer, lebenslanger Expositionsindex<br />

Nach dem Matching und erfolgtem “Abschneiden” des nicht-expositonsrelevanten<br />

Zeitraums wurden die 8 verschiedenen hypothesenspezifischen Indices (pro Agenziengruppe)<br />

jeweils lebenslang aufaddiert (kumulativer Expositionsindex).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 125 von 347


Abb. 2-12 Formel zur Berechnung des kumulativen Expositionsindex für jede NLL-Hypothese<br />

I=<br />

Σ k P<br />

j<br />

kA Σi Wahrscheinlichkeit i x Intensität i<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 126 von 347<br />

x<br />

Gesamtstunden- x<br />

zahl j<br />

I = kumulativer Expositionsindex (spezifische NLL-Hypothese nach Tab. 2-55)<br />

j = Arbeitsphase (Haupt- und Nebentätigkeiten)<br />

i = Agenz der Pannett-Matrix aus der jeweiligen Agenziengruppe zu einer NLL-Hypothese<br />

k A = Anzahl der Agenzien in der jeweiligen NLL-Hypothese (Agenziengruppe)<br />

k P = Anzahl lebenslanger Arbeitsphasen (Haupt- und Nebentätigkeiten) des Probanden<br />

Länge der Arbeitsphase<br />

in Jahren j<br />

expositionsrelevante<br />

Jahre j


Für jeden kumulativen Expositionsindex wird zuletzt analog zum Vorgehen in der<br />

MNUC-Studie anhand der Verteilung dieses Indexes bei den Kontrollen (Aggregationsebene<br />

<strong>II</strong>I) die 90. Perzentile bestimmt. Abhängig von der hypothesenspezifischen<br />

Verteilung wurden zwei verschiedene Verfahren zur Kategorisierung angewendet:<br />

- Wenn weniger als 10% der Kontrollen für eine NLL-Hypothese eine Exposition<br />

erfahren haben, wird nach ever / never kategorisiert (Tab. 2-56). Jede Kontrolle<br />

gilt als exponiert, wenn ihr kumulativer Expositionsindex > 0 ist.<br />

- Wenn auch unterhalb des 90. Perzentils Kontrollen (insgesamt mehr als 10% der<br />

Kontrollen) exponiert sind, wurden drei Kategorien für die Analysen zugrundegelegt.<br />

In diesem Fall wird zusätzlich zwischen den Belastungsgruppen “nicht exponiert”<br />

(lebenslanger Expositonsindex =0) und Exposition “unterhalb dem 90. Perzentil”<br />

unterschieden. Die oberste Belastungskategorie bildet wiederum die Gruppe<br />

mit Exposition “oberhalb des bzw. gleich dem 90. Perzentil der Verteilung aller<br />

Kontrollen” (Tab. 2-57).<br />

Tab. 2-56 Berufliche Belastungskategorien, wenn weniger als 10 % der Kontrollen<br />

eine Hypothesen-relevante Exposition erfahren haben<br />

Kategorie der Belastungsgruppe<br />

Kategoriengrenze<br />

Referenzgruppe (never) keine Exposition (lebenslanger Expositonsindex = 0)<br />

exponiert (ever) Expositonsindex > 0<br />

Tab. 2-57 Berufliche Belastungskategorien, wenn mehr als 10 % der Kontrollen<br />

unterhalb des 90. Perzentils exponiert waren<br />

Kategorie der Belastungsgruppe<br />

Kategoriengrenze<br />

Referenzgruppe keine Exposition (lebenslanger Expositonsindex = 0)<br />

exponiert unterhalb des 90. Perzentils der Kontrollen<br />

stark exponiert oberhalb oder gleich dem 90. Perzentils d. Kontrollen<br />

In der Analyse der NLL-relevanten Expositionsarten stellt sich die Verteilung der Kategorien<br />

wie folgt dar:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 127 von 347


Tab. 2-58 Kategorisierung der beruflichen Exposition nach Perzentilgrenzen<br />

Expositionsart Kategorisierung<br />

Primäre Hypothesen<br />

Ionisierende Strahlung exponiert / nicht exponiert (für Männer und Frauen und<br />

alle Entitäten gleich)<br />

Pestizide exponiert / nicht exponiert<br />

(für Männer und Frauen und alle Entitäten gleich)<br />

EMF exponiert / nicht exponiert<br />

(für Männer und Frauen und alle Entitäten gleich)<br />

Sekundäre Hypothesen<br />

Halogenierte Kohlenwasserstoffe<br />

Für die Berechnung der Punktschätzer bei Männern erfolgt<br />

die 3-stufige Kategorisierung:<br />

1) nicht exponiert (Referenz)<br />

2) < 90 %<br />

3) >= 90 %<br />

Für Frauen in Agg. I (ANLL, CNLL, etc.) wird die Kategorisierung<br />

nach exp./nicht exponiert durchgeführt.<br />

Für Frauen Agg. <strong>II</strong> (NLYMP, LYMPH) und <strong>II</strong>I (LEUK)<br />

bleibt die 3-stufige Kategorien erhalten.<br />

Metalle Für die Berechnung der Punktschätzer bei Männern erfolgt<br />

die 3-stufige Kategorisierung:<br />

1) nicht exponiert (Referenz)<br />

2) < 90 %<br />

3) >= 90 %<br />

Für Frauen in Agg. I (ANLL, CNLL, etc.) und Agg. <strong>II</strong><br />

(NLYMP, LYMPH) wird die Kategorisierung nach<br />

exp./nicht exponiert durchgeführt.<br />

Für Frauen Agg. <strong>II</strong>I (LEUK) bleiben 3 Kategorien erhalten.<br />

Benzol exponiert / nicht exponiert<br />

(für Männer und Frauen und alle Entitäten gleich)<br />

Formaldehyd exponiert / nicht exponiert<br />

(für Männer und Frauen und alle Entitäten gleich)<br />

UV-Strahlung 1) nicht exponiert (Referenz)<br />

2) < 90 %<br />

3) > = 90 %<br />

(3- stufige Kategorisierung für Männer und Frauen und<br />

alle Entitäten gleich)<br />

Die Risikoschätzer wurden jeweils ausschließlich für erwachsene Fälle und Kontrollen<br />

(>15 Jahre) berechnet.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 128 von 347


2.14 Imputation bei nicht informativen Rohdaten<br />

In die Quantifizierungsdateien zur Ermittlung der Expositionsscores für die akute und<br />

chronische Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und Pestiziden im<br />

Garten gingen alle Probanden mit allen Angaben in den Basisvariablen ein. Auch in<br />

die Ermittlung des Exponiertenstatus durch Behandlungen von Tierparasiten und<br />

Kopfläusen wurden die Rohdaten aller 4471 Probanden einbezogen.<br />

Zu jeder der Fragen in dem computergestützten Interview war dem Probanden jeweils<br />

die Möglichkeit gegeben, neben den informativen Aussagen wie “ja” oder “nein”<br />

oder der Auswahl einer a priori vorgegebenen Kategorie auch die Antworten “weiß<br />

nicht” oder “keine Angabe” durch die Interviewerin eintragen zu lassen (nicht informative<br />

Angaben).<br />

Um auch für die Probanden einen Score berechnen zu können, für die in einigen Variablen<br />

keine informativen Angaben vorliegen, wurden Werte imputiert. Grundgesamtheit<br />

für die Berechnung von Imputationswerten sind jeweils alle Kontrollprobanden,<br />

für die informative Angaben (z.B. 1=ja, 0=nein oder eine informative Kategorie)<br />

zu der jeweiligen Variablen vorliegen.<br />

Die aufenthaltszeitgewichteten Abstandsscores zu Baumschulen und Bahndämmen<br />

sowie der gemeindespezifische Score für Landwirtschaft basieren auf Daten des<br />

geographischen Informationssystems (GIS). Zu den Adressen der Baumschulen und<br />

zu Adressen von Wohn- und Arbeitsorten der Probanden wurden Gauß-Krüger-<br />

Koordinaten (GKK) bestimmt. Mittels der GKK-Angaben zu den Adressen des Probanden<br />

und des Emittenten konnte die Entfernung in Meter zwischen den beiden<br />

jeweiligen Standorten berechnet werden. Die Verläufe von Bahndämmen beruhen<br />

auf topographischen Karten im ATKIS-System. Die Entfernungsberechung basiert<br />

daher auch für die Zuordnung zur 50m-Zone um die Bahntrasse auf objektiven Daten<br />

(GKK der Adressen der Probanden und Trassenverlauf in GIS). Die Zuordnung für<br />

die Exposition gegenüber Bioziden in der Landwirtschaft erfolgte anhand der Gemeindekennziffern<br />

der Adressen. In diesen bereichen kamen somit keine uninformativen<br />

Angaben vor.<br />

Die Aufenthaltszeiten, die ebenfalls in die Berechnung des Abstandscores für Baumschulen<br />

und Bahndämmen eingegangen sind, basieren dagegene auf Variablen aus<br />

dem Interview. Die Entfernung zum Emitttenten wurde getrennt für den Wohn- und<br />

Arbeitsort berechnet und damit auch der Abstandsscore für Wohn- und Arbeitsorte<br />

zunächst separat bestimmt. In der Berechnung wurde sowohl die vom Probanden am<br />

Wohnort als auch am Arbeitsplatz verbrachte Zeit berücksichtigt.<br />

Die Anzahl Stunden pro Tag, die außerhalb der Wohnung verbracht wurden, wurden<br />

im Interview für jede Wohnphase positiv erhoben. Gemäß der Formulierung der<br />

betreffenden Farge im Interview sollte die Zeit, die die Probanden am Arbeitsplatz<br />

verbracht haben, nicht in diese Angabe einbezogen werden. Die Zeit außerhalb der<br />

Wohnung wurde getrennt für Werktage und Wochenenden erfragt. Für Probanden,<br />

die hier mit “weiß nicht” oder “keine Angabe” geantwortet hatten, wurde der jeweilige<br />

Medianwert der informativen Angaben imputiert: 840 Std pro Jahr an allen Werktagen<br />

und 250 Std pro Jahr an Wochenenden und anschließend auch in die Berechnung<br />

der in der Wohnung verbrachten Zeit einbezogen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 129 von 347


Wenn ein Proband bei der Anzahl Arbeitsstunden pro Woche “weiß nicht” oder keine<br />

Angabe” angegeben hatte und die Angabe “Vollzeit” bei der Art der Tätigkeit eingetragen<br />

war, wurde eine Wochenarbeitszeit von 45 Std. (5 Tage die Woche à 9 Std.)<br />

imputiert. Wurde die Tätigkeit als Nebentätigkeit ausgeübt, wurde eine Wochenarbeitszeit<br />

von 20 Std. imputiert. Die Wochenarbeitszeit wurde insgesamt für alle Arbeitsphasen<br />

auf höchstens 100 Std. begrenzt.<br />

Insgesamt 32 Tage für Urlaub und Krankheit bzw. andere Gründe für Abwesenheit<br />

wurden in der Berechnung der Gesamtstundenzahl für jedes Kalenderjahr berücksichtigt.<br />

Für Phasen, in denen die Probanden Vollzeit als “Hausfrauen/-männer” tätig<br />

waren, arbeitslos oder krank waren, wird für die Arbeitszeit der numerische Wert “0”<br />

berechnet, da die betreffende Arbeit nicht zur Abwesenheit von der Wohnung beiträgt.<br />

Für das Kleinkindalter und die Schulzeit wird ebenfalls bei der Arbeitszeit der<br />

Wert “0” eingesetzt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 130 von 347


3 Univariate deskriptive Ergebnisse<br />

3.1 Deskriptive Ergebnisse zu Anwendungen von Insektiziden<br />

Das standardisierte, computergestützte Interview ermöglichte es, die lebenslange<br />

Exposition in aufeinanderfolgenden Zeitperioden (Wohnphasen) zu erfassen. Die<br />

Insektizidanwendungen wurden in Bezug zur einzelnen Wohnphase erfaßt. Die Erfassung<br />

der Insektizidanwendungen in den Innenräumen der Wohnung wurde durch<br />

die Frage nach der Häufigkeit der Anwendungen eingeleitet. Hier war es zunächst<br />

unerheblich, ob die Anwendungen in der Wohnung durch den Probanden selbst oder<br />

eine andere Person erfolgten. Insgesamt wurden von den 4471 Probanden 15787<br />

Wohnphasen (Phasen einschließlich dem Kalenderjahr 1956 und später) berichtet.<br />

Die Häufigkeit von Anwendungen pro Jahr verteilt sich wie folgt:<br />

Tab. 3-1 Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr (N=15787 Wohnphasen)<br />

Häufigkeit pro Jahr Anzahl Wohnphasen Anteil in Prozent<br />

niemals 10762 68,2<br />

seltener als einmal im Jahr 876 5,5<br />

einmal im Jahr 673 4,4<br />

mehrmals im Jahr 1414 9,0<br />

einmal im Monat 336 2,1<br />

2 bis 3mal im Monat 209 1,3<br />

einmal in der Woche 111 0,7<br />

mehrmals in der Woche 52 0,3<br />

einmal täglich 11 0,1<br />

mehrmals täglich 3


Tab. 3-2 Anzahl der Wohnphasen mit positiver Angabe zur Insektizidanwendung<br />

pro Proband nach Fall-Kontroll-Status (N=4471)<br />

Anzahl<br />

der Wohnphasen<br />

Fälle selbst Angehörige<br />

von Fällen<br />

Fall-Kontroll-Status<br />

Kontrollen<br />

selbst<br />

Angehörige<br />

v. Kontrollen<br />

Summe<br />

0 360 327 1317 126 2130<br />

1 254 245 939 72 1510<br />

2 98 59 329 13 499<br />

3 47 19 144 7 217<br />

4 10 4 55 0 69<br />

5 2 3 24 3 32<br />

6 2 0 7 0 9<br />

7 0 0 4 0 4<br />

8 0 0 1 0 1<br />

Summe 773 657 2820 221 4471<br />

Damit haben 2341 (52,4%) von 4471 Probanden in mindestens einer Wohnphase,<br />

die das Kalenderjahr 1956 einschließt oder danach begonnen hat, Insektizide in Innenräumen<br />

angewendet.<br />

Tab. 3-3 Anwendung von Insektiziden nach Fall-Kontroll-Status<br />

Insektizide<br />

angewendet<br />

in keiner<br />

Wohnphase<br />

in mindestens 1<br />

Wohnphase<br />

Anzahl Probanden<br />

pro<br />

Status<br />

Fälle selbst Angehörige<br />

von Fällen<br />

360<br />

46,6%<br />

413<br />

53,4%<br />

773<br />

327<br />

49,8%<br />

330<br />

50,2%<br />

657<br />

Kontrollen<br />

selbst<br />

1317<br />

46,7%<br />

1503<br />

53,3%<br />

2820<br />

Angehörige<br />

v. Kontrollen<br />

126<br />

57,0%<br />

43,0%<br />

Summe<br />

213<br />

0<br />

47,6%<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 132 von 347<br />

95<br />

221<br />

234<br />

1<br />

52,4%<br />

Von den Probanden, die im Interview angegeben hatten, daß sie mindestens “seltener<br />

als einmal im Jahr” Insektizide in einer Wohnphase angewendet hatten, wurde<br />

erfragt, welche Insekten bekämpft wurden und in welcher Form sie gegen diese Insekten<br />

und Schädlinge in ihrer Wohnung vorgegangen waren.<br />

1<br />

447


Die Art der bekämpften Insekten war im Kontext der Erhebung der Daten von Bedeutung,<br />

da durch diese Frage die Erinnerung an die spezischen Umstände der Insektizidanwendung<br />

verbessert werden sollte. Zur Quantifizierung der Exposition wurde<br />

diese Variable herangezogen (siehe auch Kap. 2.5.8).<br />

Die Frage nach der Art der Anwendung zur Schädlingsbekämpfung war als Mehrfachauswahlfrage<br />

gestellt. Die Probanden konnten verschiedene Arten der Anwendung<br />

innerhalb einer Wohnung durchgeführt haben, die mit dieser Frage erhoben<br />

wurden (Tab. 3-4). Die Frage nach der Art der Anwendung definiert die einzelne Insektizdphase.<br />

Da verschiedene Arten von Anwendungen innerhalb einer Wohnphase<br />

durchgeführt werden konnten, wurden pro Wohnphase ein bis mehrere Insektizidphasen<br />

(N=4466) angelegt.<br />

Tab. 3-4 Anzahl Probanden nach Art der Anwendung (Angabe verschiedener Arten<br />

der Anwendung in einer Wohnphase möglich)<br />

Art der Anwendung <br />

Elektroverdampfer<br />

Versprühen,<br />

vernebeln<br />

Fälle selbst Angehörige<br />

von Fällen<br />

Kontrollen<br />

selbst<br />

Ang. v.<br />

Kontrollen<br />

Anzahl pro<br />

Art gesamt<br />

34 23 92 10 159<br />

366 289 1250 73 1978<br />

Verstreichen 5 0 19 1 25<br />

Ausstreuen,<br />

auslegen<br />

112 64 471 32 679<br />

andere Art 63 38 232 17 350<br />

Für jede Kombination aus Wohnphase undArt der Anwendung, also pro Insektizidphase,<br />

wurde dann anschließend erfragt, ob sie vom Probanden selbst oder einer<br />

anderen Person durchgeführt wurde.<br />

Jeweils bezogen auf die Art der Anwendung wurden in einer relationalen Tabelle die<br />

einzelnen Räume, in denen das Mittel angewendet wurde, die Namen der angewendeten<br />

Mittel, deren Hersteller und Inhaltsstoffe sowie die Menge des Mittels erfaßt.<br />

2341 Probanden gaben an, daß in mindestens einer Wohnphase in ihrer Wohnung<br />

Insektizide angewendet wurden. Von 2335 (99,7%) Probanden liegt die Angabe vor,<br />

ob die Insektizidanwendung mindestens einmal selbst durchgeführt wurde und/oder<br />

in jeder relevanten Wohnphase durch andere Personen (Kammerjäger, anderes<br />

Haushaltsmitglied) vorgenommen wurde.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 133 von 347


Tab. 3-5 Insektizidanwendung nach Anwender (Mehrfachantwort möglich)<br />

Anwender Fälle selbst Angehörige<br />

von Fällen<br />

Proband<br />

selbst (mindest.<br />

1x)<br />

300<br />

12,9%<br />

Kammerjäger 6<br />

0,3%<br />

andere Person<br />

Anzahl Probanden<br />

pro<br />

Status<br />

106<br />

4,5%<br />

171<br />

7,3%<br />

0,5%<br />

11<br />

145<br />

6,2%<br />

Kontrollen Ang. von<br />

Kontrollen<br />

1076<br />

46,1%<br />

1,7%<br />

23<br />

1,0%<br />

Anzahl pro<br />

Art gesamt<br />

1570<br />

67,2%<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 134 von 347<br />

40<br />

385<br />

16,5%<br />

0,2%<br />

5<br />

67<br />

2,9%<br />

412 327 1501 95<br />

62<br />

2,7%<br />

703<br />

30,1%<br />

2335<br />

100,0%<br />

Von insgesamt 1430 Probanden mit Fallstatus haben 471 (32,9%) in mindestens einer<br />

Wohnphase selbst Insektizide eingesetzt. Von insgesamt 3041 Probanden mit<br />

Kontroll-Status haben 1099 (36,1%) mindestens einmal in einer Wohnung Insektizide<br />

selbst ausgebracht.<br />

Für jede der insgesamt 4466 einzelnen Anwendungen von Insektiziden (Insektizidphasen)<br />

wurde erhoben, ob die Probanden persönlich mit dem Mittel in Kontakt gekommen<br />

sind, unabhängig davon, ob sie das Mittel selbst angewendet hatten oder<br />

eine andere Person die Anwendung durchgeführt hatte. Die Kategorie “Flecken auf<br />

der Kleidung” wurde im Zusammenhang mit 134 Anwendungen berichtet, ein “Benetzen<br />

der Hände” für insgesamt 587 Anwendungen und das “Einatmen von Sprühnebel”<br />

für 1359 Anwendungen angegeben.<br />

Weiterhin konnte im Anschluß an die Auswahl die a priori Kategorie “andere Art von<br />

Kontakt” in einem Klartextfeld eine Beschreibung des Kontaktes durch den Probanden<br />

angegeben werden. Hier wurden im Interview insgesamt 463 Klartextangaben<br />

gemacht. Von diesen 463 Klartextangaben wurden insgesamt 253 in die erweiterte<br />

Kategorie “Sprühnebel/Substanz eingeatmet” überführt. Weitere 71 Klartextangaben<br />

konnten der Kategorie “Hautkontakt/Hände benetzt” zugeordnet werden. Die übrigen<br />

Klartexte (z.B. “aus der Packung genommen”, “”berührt”, “Dose angefasst” etc.) erlaubten<br />

keine spezifische Zuordnung und blieben in der Quantifizierung unberücksichtigt.<br />

Versuchte Dekontaminationsmaßnahmen können zu einem erneuten Kontakt mit<br />

dem Mittel führen z.B. im Wischwasser, beim erneuten Betreten der Räume zum Lüften<br />

oder bei Aufwirbelungen durch Saugen und Fegen. Im Anschluß an insgesamt<br />

2053 Insektizidanwendungen wurden Dekontaminationsmaßnahmen durchgeführt.<br />

Davon gingen insgesamt 1831 (89,2%) als expositionerhöhend in die jeweiligen Scores<br />

ein. Insgesamt 314 (15,3%) Maßnahmen sind auf “Wischen” und “Staubsaugen”<br />

(Gewichtungsfaktor=2,0) zurückzuführen und insgesamt 1517 (73,9%) Maßnahmen<br />

auf “Fegen, Kehren” oder “Lüften” (Gewichtungsfaktor=1,2). 222 Maßnahmen entfielen<br />

auf Entsorgungsmaßnahmen, die nicht mit einer Erhöhung der Expositon ver-


unden waren (z.B. “Händewaschen”, “ausgewechselt”, “Putzfrau hat es entfernt”<br />

etc.; Gewichtungsfaktor =1,0).<br />

3.1.1 Multiplikative Scores für die lebenslang akkumulierte, akute Exposition<br />

gegenüber Insektiziden nach Kontaktart<br />

In zunächst drei verschiedenen multiplikativen Scores definiert durch die Art des<br />

Kontaktes wurde für jeden Probanden die lebenslang akkumulierte, akute Exposition<br />

gegenüber Insektiziden ermittelt (Kap. 2.5.9.3). In die Berechnung der lebenslang<br />

akkumulierten Exposition gehen alle Kalenderjahre ab 1956 einschließlich bzw. ab<br />

der Geburt nach 1956 bis zum Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre “Lagtime”<br />

bezogen auf das Erstdiagnosejahr des Falles ein. Im Folgenden ist die Verteilung der<br />

Exponierten nach Fallstatus aufgeführt:<br />

3.1.1.1 Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation<br />

Anhand des multiplikativen Scores für die “Inhalation des Mittels” wurden insgesamt<br />

1748 (39,1%) von 4471 als exponiert eingestuft. Bei den Fällen sind insgesamt<br />

45,4% (N=649 von 1430) Exponierte. Bei den Kontrollen wurden 36,1% (N=1099 von<br />

3041) dem Exponierten-Status zugeordnet.<br />

3.1.1.2 Haut / Hände benetzt<br />

Auf der Basis des Scores für das “Benetzen der Haut” waren insgesamt 1317<br />

(29,5%) Probanden der Gruppe der Exponierten zuzuordnen. Bei den Fällen wurde<br />

für insgesamt 521 (36,4%) von 1430 Probanden ein Score größer “0” berechnet (Exponierte).<br />

Von den Kontrollen waren insgesamt 796 (26,2%) von 3041 Probanden<br />

den Exponierten zuzuordnen.<br />

3.1.1.3 Flecken auf der Kleidung<br />

Insgesamt wurde 1053 (23,6%) von 4471 Probanden ein Score größer “0” für die<br />

akute Exposition durch “Flecken auf der Kleidung” zugewiesen (Exponierte). Bei den<br />

Fällen wurden anhand des Scores insgesamt 449 (31,4%) von 1430 Probanden der<br />

Gruppe der Exponierten zugeordnet. Von insgesamt 3041 Kontrollprobanden wurden<br />

604 (19,9%) als exponiert eingestuft.<br />

3.1.2 Multiplikativer Score für die lebenslang akkumulierte, chronische Exposition<br />

gegenüber Insektiziden<br />

Als weiteres Maß wurde die lebenslang akkumulierte, chronische Exposition gegenüber<br />

Insektiziden für jeden Probanden individuell ermittelt. Der multiplikative Score<br />

für die chronische Exposition wurde mit der Aufenthaltszeit in der Wohnung (Stunden<br />

in der Wohnung pro Jahr) gewichtet (Kap. 2.5.9.3). Weiterhin wurde in den Kalenderjahren,<br />

in denen der Proband 0 bis 6 Jahre alt war, der Score mit einem altersabhängigen<br />

Gewichtungsfaktor multipliziert, um die besondere Expositionssituation im Kindesalter<br />

zu berücksichtigen (Kap. 2.4.1.3).<br />

Für den Score der chronischen Exposition gegenüber Insektiziden (Kontamination<br />

der Wohnung nach Insektenbekämpfung) wurde die folgende Verteilung der Exponierten<br />

ermittelt:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 135 von 347


Insgesamt waren 2644 (59,1%) von 4471 Probanden durch die Kontamination der<br />

Wohnräume chronisch exponiert. Bei den Fällen wurden insgesamt 903 (63,1%) von<br />

1430 Probanden als chronisch exponiert eingestuft. Bei den Kontrollen wurden insgesamt<br />

1741 (57,3%) von 3041 Probanden den Exponierten zugeordnet.<br />

3.1.3 Untersuchung auf Informationsüberschneidungen<br />

Zur Bestimmung der relevanten Variablen für ein finales Modell muß zuvor festgestellt<br />

werden, ob und wie stark die verschiedenen Expositionsscores der akuten und<br />

chronischen Exposition miteinander assoziiert sind.<br />

Als erstes wurde am Beispiel der Insektizide im Innenraum untersucht, wie häufig die<br />

Nennung von “Flecken auf der Kleidung” mit einer gleichlautenden Antwort in der<br />

Variablen “Hände benetzt” verbunden war. Durch diese Analyse sollte festgestellt<br />

werden, ob “Flecken auf der Kleidung” weitgehend als ein Synonym für “Hände benetzt”<br />

angesehen werden kann. In einem Test wurde der Kappa-Koeffizient für Angaben<br />

in den Rohdaten zu den Variablen “Flecken auf der Kleidung” (R2_5_1a) und<br />

“Hände benetzt” (R2_5_1b) bestimmt. Die Basis dieses Tests bilden 2179 Insektizidphasen,<br />

die vor dem individuellen “Abschneidejahr” (Erstdiagnosejahr des Falles minus<br />

2 “Lagtime” bezogen auf das Jahr der ED) begannen.<br />

Tab. 3-6 Überprüfung Anzahl gleichartiger Antworten bei “Flecken auf der Kleidung”<br />

und “Hände benetzt”<br />

Antwort zu<br />

“Flecken auf<br />

der Kleidung”<br />

Antwort zu “Hände benetzt”<br />

nein ja weiß nicht keine Angabe Summe<br />

Nein 1437 434 41 0 1912<br />

Ja 16 114 0 0 130<br />

weiß nicht 1 5 111 0 117<br />

keine Angabe 0 1 0 19 20<br />

Summe 1454 554 152 19 2179<br />

Der Kappa-Koeffizient (weighted kappa) wird für die Analyse mit einem Wert von<br />

0,71 (95%Konfidenzintervall (KI) 0,67 – 0,75 / simple kappa = 0,42) berechnet.<br />

Der Kappa-Koeffezient für die Variablen “Flecken auf der Kleidung” und “Sprühnebel<br />

eingeatmet” erreicht dagegen lediglich einen Wert von 0,44 (weighted kappa, 95%KI<br />

0,39 – 0,49; simple kappa = 0,13). Für die Variablen “Hände benetzt” und “Spühnebel<br />

eingeatmet” erreicht der Kappa-Koeffizient einen Wert von 0,42 (weighted kappa,<br />

95%KI 0,03 – 0,37 / simple kappa = 0,10).<br />

Die positiven Angaben zu “Flecken auf der Kleidung” werden dabei in hohem Maße<br />

durch die Variable “Hände benetzt” repräsentiert. Von 130 positiven Nennungen wird<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 136 von 347


in 114 Fällen für “Flecken auf der Kleidung” ebenfalls “Hände benetzt” bejaht. Nur für<br />

16 positive Angaben zu “Flecken auf der Kleidung” wird “Hände benetzt” verneint.<br />

Durch den Score zur akuten Exposition durch Flecken auf der Kleidung wird daher<br />

kaum zusätzliche Information über Stärke der Exposition eines Probanden beigetragen,<br />

vielmehr überschneiden sich die Scores zur Exposition durch “Flecken” und<br />

durch “Hände benetzt” in ihrem Informationsgehalt. Aufgrund der hohen Übereinstimmung<br />

in den Angaben zu den beiden Variablen “Flecken auf der Kleidung” und<br />

“Hände benetzt” wurde festgelegt, daß der Score für ”Flecken auf der Kleidung” nicht<br />

in die weiteren Anaylsen bzw. in das finale Modell zur Pestizidexposition aufgenommen<br />

wird. Für die Variablen “Hände benetzt” und Sprühnebel eingeatmet” wurde dagegen<br />

keine hohe Übereinstimmung in den Antworten festgestellt, so daß beide Expositionsscores<br />

in die weiteren Analysen übernommen werden konnten.<br />

3.2 Holzschutzmittel: Ergebnisse der deskriptiven Analyse<br />

Analog dem Vorgehen zur Erfassung der Exposition durch die Anwendung von Insektiziden<br />

in Innenräumen wurde auch die lebenslange Anwendung von Holzschutzmitteln<br />

verknüpft mit den jeweiligen Wohnphasen erfaßt. Die Erfassung der<br />

Holzschutzmittelanwendungen in den Innenräumen der Wohnung wurde mit der Eingangsfrage<br />

nach der Häufigkeit von Anwendungen in der Wohnung begonnen. Hier<br />

war es zunächst unerheblich, ob die Anwendung durch den Probanden selbst oder<br />

eine andere Person erfolgte. Insgesamt wurden von den 4471 Probanden 15787<br />

Wohnphasen ab einschließlich 1956 berichtet. Die Häufigkeit der Anwendungen von<br />

Holzschutzmitteln pro Jahr verteilt sich wie folgt:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 137 von 347


Tab. 3-7 Häufigkeit der Anwendungen pro Jahr (N=15787 Wohnphasen)<br />

Häufigkeit pro Jahr Anzahl Wohnphasen Anteil in Prozent<br />

niemals 11615 73,6<br />

seltener als einmal im Jahr 2632 16,7<br />

einmal im Jahr 366 2,3<br />

mehrmals im Jahr 76 0,5<br />

einmal im Monat 4


Von 4471 Probanden haben insgesamt 2404 (53,8%) in mindestens einer Wohnphase<br />

seit einschließlich 1956 Holzschutzmittel in Innenräumen eingesetzt.<br />

Tab. 3-9 Anwendung von Holzschutzmitteln nach Fall-Kontroll-Status<br />

Insektizide<br />

angewendet<br />

in keiner<br />

Wohnphase<br />

in mindestens 1<br />

Wohnphase<br />

Anzahl Probanden<br />

pro<br />

Status<br />

Fälle selbst Angehörige<br />

von Fällen<br />

342<br />

44,2%<br />

431<br />

55,8%<br />

773<br />

330<br />

50,2%<br />

327<br />

49,8%<br />

657<br />

Kontrollen<br />

selbst<br />

1270<br />

45,0%<br />

1550<br />

55,0%<br />

2820<br />

Ang. von<br />

Kontrollen<br />

125<br />

56,6%<br />

43,4%<br />

Summe<br />

2067<br />

46,2%<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 139 von 347<br />

96<br />

221<br />

2404<br />

53,8%<br />

4471<br />

Wurde vom Probanden im Interview angegeben, daß in einer Wohnphase mit einer<br />

Häufigkeit von mindestens “seltener als einmal im Jahr” Holzschutzmittel angewendet<br />

wurden, wurde weiterhin erfaßt, welche Holzflächen behandelt wurden (z.B. Möbel,<br />

Holzdecken, Wandvertäfelungen etc.). Der Zweck der Behandlung wurde ebenfalls<br />

erhoben. Diese beiden Dimensionen wurden jeweils in einer Mehrfachauswahlfrage<br />

erfaßt.<br />

Für die insgesamt 3084 Wohnphasen mit Anwendungen von Holzschutzmitteln wurde<br />

für 369 (12,0%) Wohnphasen eine Bekämpfung von Schädlingsbefall angegeben.<br />

Für 1606 (52,1%) Wohnphasen wurde die Anwendung als Vorsorge vor Schädlingsbefall<br />

durchgeführt. In insgesamt 104 Wohnphasen wurde die Anwendung sowohl<br />

zur Bekämpfung als auch zur Vorsorge durchgeführt. In 983 (31,9%) Wohnphasen<br />

wurde als Zweck für die Anwendung eine Verschönerung angegeben.<br />

Wurde vom Probanden im Interview positiv angegeben, daß die Behandlungen der<br />

Holzflächen in Innenräumen oder umbauten Räumen vorgenommen wurden<br />

(N=1544 von 3084 Wohnphasen mit Anwendung, 50,1%), wurde relational erfragt, in<br />

welchen Räumen die Maßnahmen durchgeführt wurden und die Namen der Mittel<br />

sowie Hersteller und Inhaltsstoffe erfaßt. Insgesamt wurden 2594 verschiedene Mittel<br />

erhoben.<br />

Zu jedem Mittel wurde relational erhoben, ob der Proband das Mittel selbst angewendet<br />

hat oder ob eine andere Person (Haushaltsmitglied, Maler oder Schädlingsbekämpfer)<br />

die Maßnahme durchgeführt hat. Von insgesamt 1430 Probanden mit<br />

Fall-Status haben 479 (33,5%) in mindestens einer Wohnphase selbst Maßnahmen<br />

zum Holzschutz durchgeführt. Von insgesamt 3041 Probanden mit Kontroll-Status<br />

haben 1124 (37,0%) mindestens einmal in einer Wohnung selbst Holzschutzmittel<br />

angewendet.<br />

Für jedes Mittel (N=2594) wurde erhoben, in welcher Form es angewendet wurde. In<br />

einer Mehrfachauswahlfrage waren die Kategorien “verstreichen”, “rollen”, “versprühen/vernebeln”<br />

und “andere Methode” vorgegeben. Bezogen auf die Gesamtzahl der<br />

Mittel wurden insgesamt 2447 (94,3%) Mittel verstrichen. Für 68 (2,6%) Mittel wurde


die Angabe “rollen” erfaßt. Daß das Mittel “versprüht bzw. vernebelt” wurde, wurde im<br />

Interview für 135 (5,2%) Holzschutzmittel angegeben. Insgesamt 53mal wurde die<br />

Kategorie “andere Methode” ausgewählt. In einem Klartextfeld konnte hier anschließend<br />

die Methode beschrieben werden. Die in den Klartextfeldern erhobenen Beschreibungen<br />

wurden in einem interaktiven Editingschritt überprüft. Eine Zuordnung<br />

zu einer der anderen Kategorien war hier in keinem Fall möglich. Stattdessen wurden<br />

spezielle Anwendungsformen wie “in die Löcher gespritzt (Holzwurm)”, “Injektion”<br />

und ähnliches angegeben.<br />

Im nächsten Schritt wurde im Interview für jedes angegebene Holzschutzmittel erfragt,<br />

ob der Proband mit dem Mittel persönlich in Kontakt gekommen ist, unabhängig<br />

davon, ob der Proband das Mittel selbst angewendet hatte oder eine andere Person<br />

das Holzschutzmittel aufgetragen hatte. Analog zum Vorgehen bei der Erfassung<br />

zum Kontakt mit Insektiziden wurde dies in einer Mehrfachauswahlfrage erfaßt. Vorgegeben<br />

waren a priori die Kontakt-Kategorien “Flecken auf der Kleidung”, “Hände<br />

benetzt”, “Sprühnebel eingeatmet” und “andere Art von Kontakt”.<br />

Bezogen auf alle 2594 genannten Mittel wurde insgesamt für 93 (3,6%) Mittel angegeben,<br />

daß diese Mittel eingeatmet wurden. Für insgesamt 1548 von 2594 (59,7%)<br />

Holschutzmitteln wurde die Kategorie “Hände benetzt” positiv erhoben. “Flecken auf<br />

der Kleidung” wurden im Zusammenhang mit 66,4% der genannten Mittel (N=1723)<br />

berichtet. Die Kategorie “andere Art von Kontakt” wurde im Kontext mit insgesamt<br />

1379 (53,1%) Mitteln ausgewählt. In einem sich anschließenden Klartextfeld wurde<br />

im Interview die Erläuterung des Probanden zur Art des Kontakts erfaßt. In einem<br />

interaktiven Editingschritt wurden die Klartexte bearbeitet und wenn möglich die Einträge,<br />

die teilweise mehrere durch Kommas getrennte Beschreibungen enthielten,<br />

einer der drei zuvor genannten Kategorien zugeordnet. Insgesamt 1140 dieser Klartextnennungen<br />

wurden der erweiterten Kategorie “Substanz/Sprühnebel eingeatmet”<br />

zugeordnet. Weitere 198 Klartexte wurden in die Kategorie “Haut / Hände benetzt”<br />

eingeordnet. Zwei Klartexte konnten der Kategorie “Flecken auf der Kleidung” zugeordnet<br />

werden. Somit wurden zu insgesamt 1233 (47,5%) Mitteln ein Inhalations-<br />

Kontakt, zu 1746 (67,3%) Mitteln ein Haut- bzw. Hand-Kontakt und zu 1725 (66,5%)<br />

Mitteln “Flecken auf der Kleidung” zugeordnet.<br />

3.2.1 Multiplikative Scores für die lebenslang akkumulierte, akute Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln nach Kontaktart<br />

In zunächst drei verschiedenen multiplikativen Scores definiert durch die Art des<br />

Kontaktes wurde für jeden Probanden die lebenslang akkumulierte, akute Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln ermittelt. In die Berechnung der lebenslang akkumulierten<br />

Exposition gehen alle Kalenderjahre ab 1956 einschließlich bzw. ab der Geburt<br />

nach 1956 bis zum Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre “Lagtime” bezogen<br />

auf das Erstdiagnosejahr des Falles ein. Im Folgenden ist die Verteilung der Exponierten<br />

nach Fallstatus aufgeführt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 140 von 347


3.2.1.1 Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation<br />

Anhand des multiplikativen Scores für die “Inhalation des Mittels” wurden insgesamt<br />

1430 (32,0%) von 4471 als exponiert eingestuft. Bei den Fällen sind insgesamt<br />

37,8% (N=541 von 1430) Exponierte. Bei den Kontrollen wurden 29,2% (N=889 von<br />

3041) dem Exponierten-Status zugeordnet.<br />

3.2.1.2 Haut / Hände benetzt<br />

Auf der Basis des Scores für das “Benetzen der Haut” waren insgesamt 1131<br />

(25,3%) Probanden der Gruppe der Exponierten zuzuordnen. Bei den Fällen wurde<br />

für insgesamt 598 (41,8%) von 1430 Probanden ein Score größer “0” berechnet (Exponierte).<br />

Von den Kontrollen waren insgesamt 1072 (35,3%) von 3041 Probanden<br />

den Exponierten zuzuordnen.<br />

3.2.1.3 Flecken auf der Kleidung<br />

Anhand des Expositionsscores “Flecken auf der Kleidung” wurden insgesamt 1665<br />

(37,2%) von 4471 Probanden als exponiert eingestuft. Insgesamt wurden 587<br />

(41,0%) von 1430 Fällen und 1078 (35,4%) von 3041 Kontrollen jeweils der Gruppe<br />

der Exponierten zugeordnet.<br />

Analog zum Vorgehen bei den Insektiziden werden von den Scores für die akute Exposition<br />

der Expositionsscore für “Substanz / Sprühnebel eingeatmet, Inhalation” und<br />

der Expositionsscore “Haut benetzt” in die weitere Quantifizierung einbezogen.<br />

3.2.2 Multiplikativer Score für die lebenslang akkumulierte, chronische Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln<br />

Weiterhin wurde die lebenslang akkumulierte, chronische Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln für jeden Probanden individuell ermittelt (Kap. 2.6.8.3). Der multiplikative<br />

Score für die chronische Exposition wurde mit der Aufenthaltszeit in der<br />

Wohnung (Stunden in der Wohnung pro Jahr) gewichtet. In den Kalenderjahren, in<br />

denen der Proband 0 bis 6 Jahre alt war, wurde der Score mit einem entsprechenden<br />

Gewichtungsfaktor multipliziert, um die besondere Expositionssituation im Kindesalter<br />

zu berücksichtigen (Kap. 2.4.1.3).<br />

Für den Score der chronischen Exposition gegenüber Holzschutzmitteln (Kontamination<br />

der Wohnung nach Anwendung von Holzschutzmitteln) wurde die folgende Verteilung<br />

der Exponierten ermittelt:<br />

Insgesamt waren 1857 (41,5%) von 4471 Probanden durch die Kontamination der<br />

Wohnung chronisch exponiert. Bei den Fällen wurden insgesamt 666 (46,6%) von<br />

1430 Probanden als gegenüber Holzschutzmitteln chronisch exponiert eingestuft. Bei<br />

den Kontrollen wurden 1191 (39,2%) von 3041 Probanden der Gruppe der Exponierten<br />

zugeordnet.<br />

3.3 Pestizide im Garten: Ergebnisse der deskriptiven Analyse<br />

Von 4471 haben 3920 (92,4%) Probanden der NLL mindestens einmal in ihrem Leben<br />

(bezogen auf Wohnphasen seit einschließlich 1956) einen Garten, Schrebergarten<br />

oder eine Nebenerwerbslandwirtschaft privat genutzt oder (mit-)bewirtschaftet.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 141 von 347


Lediglich 551 (7,6%) Probanden gaben an, niemals einen Garten (mit-)bewirtschaftet<br />

zu haben.<br />

Einzelne Probanden haben Angaben zu bis zu 8 bzw. 9 verschiedenen Gärten gemacht,<br />

die sie im Laufe ihres Lebens genutzt haben. Insgesamt liegen Angaben zu<br />

2707 weiteren Gärten bzw. weiteren Nebenerwerbsbetrieben für die Zeit seit 1956<br />

vor. Somit wurden in die Expositionsermittlung insgesamt 6627 Gartenphasen (ab<br />

einschließlich 1956) einbezogen, in denen die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln<br />

in den bewirtschafteten Gärten und Nebenerwerbsbetrieben beschrieben wurde.<br />

Für 6625 (>99,9%) von 6627 Gartenphasen konnte die Dauer der Phase berechnet<br />

werden. Für diese Gartenphasen liegen sowohl Angaben zum Beginn der Phase als<br />

auch zum Kalenderjahr, in dem die Bewirtschaftung endete, vor.<br />

In insgesamt 2527 (38,1%) von 6627 Gartenphasen wurden Pflanzenschutzmittel<br />

ausgebracht. Für 3654 Gartenphasen (55,1%) wurde eine Anwendung von Pestiziden<br />

verneint, für 430 Gartenphasen wurde eine Anwendung von Bioziden nicht erinnert<br />

(“weiß nicht”, 6,5%), für 16 Phasen liegt “keine Angabe” vor (0,2%). Insgesamt<br />

vier von 2527 Phasen wurden von weiteren Analysen ausgeschlossen, da hier aus<br />

den Klartextangaben zum Namen des angewendeten Mittels hervorging, daß es sich<br />

nicht um eine biozidwirksame Substanz handelte. Es verbleiben 2523 Gartenphasen<br />

für die Quantifizierung der Exposition.<br />

Tab. 3-10 Häufigkeit der Biozidanwendungen in den Gartenphasen mit PSM-<br />

Einsatz (N=2523)<br />

Häufigkeit der<br />

Anwendungen<br />

Anzahl der<br />

Gartenphasen<br />

Anteil in Prozent<br />

niemals 4 0,2<br />

seltener als einmal im Jahr 652 25,8<br />

einmal im Jahr 891 35,4<br />

mehrmals im Jahr 823 32,6<br />

einmal im Monat 31 1,2<br />

2 bis 3mal im Monat 11 0,4<br />

einmal in der Woche 4 0,2<br />

mehrmals in der Woche 1


16 Gartenphasen (0,6%) eine Gewichtung von 30 Anwendungen pro Jahr zugeordnet.<br />

Im Interview wurde weiterhin erfragt, wie oft der Proband das Mittel selber angewendet<br />

hatte, wenn Pflanzenschutzmittel in einer Gartenphase zum Einsatz kamen. Für<br />

die 105 Phasen, für die bei der Frage nach der Häufigkeit mit “weiß nicht“ oder “keine<br />

Angabe” eingetragen wurde, wurde diese Folgefrage im Interview nicht erhoben.<br />

Auch für 4 Phasen, für die eine Häufigkeit von “niemals” angegeben wurde, wurden<br />

keine Fragen zur Selbstanwendung und dem Umgang mit dem Mittel gestellt. Für<br />

insgesamt 2414 Gartenphasen wurde eine Anwendungshäufigkeit von “seltener als<br />

einmal im Jahr” bis zu “mehrmals in der Woche” im Interview berichtet. Diese 2414<br />

Gartenphase sind insgesamt 2089 (46,7 % von 4471) Probanden zuzuordnen.<br />

Tab. 3-11 Selbstanwendung des Mittels<br />

Häufigkeit der Selbstanwendung<br />

Anzahl der Gartenphasen Anteil in %<br />

immer 998 41,3<br />

meistens, überwiegend 201 8,3<br />

gelegentlich 296 12,3<br />

positiv berichtete<br />

Selbstanwendung<br />

1495 61,9<br />

Nie 914 37,9<br />

weiß nicht 4 0,2<br />

Keine Angabe 1


Tab. 3-12 Form, in der das Mittel angewendet wurde (Mehrfachantwort möglich,<br />

Basis N=1495 Gartenphasen)<br />

Art der Anwendung Anzahl Gartenphasen pro<br />

Art bei Selbstanwendung<br />

durch Probanden<br />

Anteil in % pro Art (von<br />

allen 1962 Angaben)<br />

Versprühen/vernebeln 1167 59,5<br />

Verstreichen 5 0,3<br />

Ausstreuen/auslegen 524 26,7<br />

andere Anwendungsform 266 13,6<br />

Summe 1962 100,0<br />

In einem interaktivem Editing-Schritt wurden die Klartextangaben zu “andere Anwendungsform”<br />

überprüft und sofern möglich nachträglich einer der vorgegebenen Kategorien<br />

zugeordnet. In die Berechnung der Scores gehen die entsprechenden Gewichtungsfaktoren<br />

für die jeweilige Anwendungsform ein (siehe Kap. 2.7.6).<br />

Modifizierende Faktoren bei der Selbstanwendung stellen die Schutzmaßnahmen<br />

dar. Daher wurde im Interview erfaßt, wie oft die Probanden bei Selbstanwendung<br />

von Bioziden im Garten Schutzmaßnahmen ergriffen haben und welche Maßnahmen<br />

ggf. zum Schutz angewendet wurden.<br />

Tab. 3-13 Häufigkeit der Anwendung von Schutzmaßnahmen bei persönlicher Anwendung<br />

des Mittels (N=1495 Phasen mit Selbstanwendung durch Probanden)<br />

Häufigkeit von<br />

Schutzmaßnahmen<br />

Anzahl von Gartenphasen, in<br />

denen der Proband selbst Biozide<br />

angewendet hat<br />

Anteil in Prozent<br />

immer 345 23,1<br />

meistens 118 7,9<br />

gelegentlich 128 8,6<br />

positiv berichtete<br />

Schutzmaßnahmen<br />

591 39,6<br />

nie 893 59,7<br />

weiß nicht 10 0,7<br />

keine Angabe 1 0,1<br />

Summe 1495 100,0<br />

In insgesamt 591 Gartenphasen wurde “immer”, “meistens” oder “gelegentlich” mindestens<br />

eine Schutzmaßnahme bei der Selbstanwendung von Pestiziden angewen-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 144 von 347


det. Einen weiteren modifizierenden Faktor stellt die Art der Schutzmaßnahme dar.<br />

Hier konnten mehrere Schutzmaßnahmen gleichzeitig angegeben werden (Mehrfachantwort<br />

möglich).<br />

Tab. 3-14 Art der durchgeführten Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung des<br />

Mittels (Mehrfachantwort möglich, Basis 591 Phasen mit mindestens gelegentlicher<br />

Anwendung von Schutzmaßnahmen)<br />

Art der Schutzmaßnahme Anzahl Phasen, in denen genannte<br />

Art der Schutzmaßnahme<br />

ergriffen wurde<br />

Anteil in Prozent<br />

(von allen 872<br />

Angaben)<br />

Handschuhe 538 61,7<br />

Schutzbrille 65 7,5<br />

Staubschutzmaske 141 16,2<br />

Gasmaske / Atemschutzgerät<br />

5 0,6<br />

Schutzanzug 67 7,7<br />

andere Schutzmaßnahme 56 6,4<br />

Summe 872 100,0<br />

Weiterhin wurde für alle Gartenphasen, in denen Pflanzenschutzmittel angewendet<br />

wurden, erfragt, ob der Proband persönlich mit einem der Mittel in Berührung gekommen<br />

war, die in dieser Gartenphase zum Einsatz gekommen waren. Wurde von<br />

den Probanden für eine Gartenphase ein persönlicher Kontakt mit dem Mittel positiv<br />

angegeben, so wurde in der Folgefrage erhoben, ob sie z.B. Sprühnebel eingeatmet<br />

hatten oder etwa die Haut benetzt wurde. Insgesamt wurde für 985 Gartenphasen<br />

mindestens 1 Kontakt mit dem Mittel (immer, meistens, gelegentlich) positiv berichtet.<br />

Tab. 3-15 Häufigkeit des persönlichen Kontaktes mit dem Biozid<br />

Häufigkeit des Kontaktes Anzahl der Gartenphasen Anteil in Prozent<br />

immer 170 7,0<br />

meistens 102 4,2<br />

gelegentlich 713 29,5<br />

positiv berichtete Kontakte 985 40,8<br />

nie 1346 55,7<br />

weiß nicht 80 3,3<br />

keine Angabe 3 0,2<br />

Summe 2414 100,0<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 145 von 347


Tab. 3-16 Art des Kontakts mit dem Biozid (Mehrfachantwort möglich, Basis 985<br />

Gartenphasen mit positiver Angabe zu Kontakt)<br />

Art des Kontakts Anzahl Gartenphasen, in denen<br />

Probanden auf diese Art<br />

mit dem Mittel in Kontakt gekommen<br />

ist<br />

Anteil in Prozent (von<br />

allen 1540 Angaben)<br />

Flecken auf der Kleidung 222 14,4<br />

Hände benetzt 573 37,2<br />

Sprühnebel eingeatmet 559 36,3<br />

Andere Art von Kontakt 186 12,1<br />

Summe 1540 100,0<br />

Wurde die Kategorie “andere Art von Kontakt” ausgewählt, stand anschließend ein<br />

Klartextfeld zur Verfügung, in dem die Art des Kontaktes erläutert werden konnte.<br />

Diese Klartexte wurden im SAS-Programm editiert und soweit möglich, den a priori<br />

vorgegebenen Kategorien zu “Flecken auf der Kleidung”, “Hände benetzt” und<br />

“Sprühnebel eingeatmet” zugeordnet. Von 186 Klartextnennungen können insgesamt<br />

172 (92,5%) einer der drei genannten Kategorien zugeordnet werden.<br />

Der Art des persönlichen Kontaktes definiert den jeweiligen multiplikativen Score für<br />

die akute Exposition durch Anwendungen von Pestiziden im Garten. Die Scores für<br />

akute Exposition werden für die Kategorien “Flecken auf der Kleidung”, Hände/Haut<br />

benetzt” und “Inhalation/Sprühnebel eingeatmet” berechnet.<br />

Für einige Probanden lagen daher zunächst kumulative Scores für drei verschiedene<br />

Expositionskategorien vor. Analog zum Vorgehen bei den Insektiziden und Holzschutzmittel<br />

wurde auch hier die Exposition durch “Haut benetzt” als Synonym für<br />

“Flecken auf der Kleidung” gesehen. Daher wurden auch für den Bereich “Pestizide<br />

im Garten” ausschließlich die beiden Scores zu “Haut benetzt” und “Sprühnebel /<br />

Substanz eingeatmet” in die weitere Quantifizierung einbezogen.<br />

3.4 Überprüfung von Assoziationen zwischen den Scores für Innenraumbiozide,<br />

Holzschutzmittel und Pestizide im Garten zur Bildung von Modellvariablen<br />

3.4.1 Rangkorrelationen zur Überprüfung von Assoziationen zwischen den<br />

Scores zur Darstellung der akuten Exposition<br />

Zur Darstellung der akuten Exposition wurde sowohl bei den Insektiziden als auch<br />

bei den Holzschutzmitteln und den Gartenpestiziden jeweils ein Score für die Inhalation<br />

(Sprühnebel/Substanz eingeatmet) und für die Exposition durch benetzte Hautpartien<br />

(Hände/Haut benetzt) berechnet. Auf der Basis der lebenslang, kumulierten<br />

Expositionsscores wurden Korrelationsanalysen durchgeführt. Die folgenden Tabellen<br />

stellen die Ergebnisse dieser Analyse getrennt für Männer und Frauen dar. Die<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 146 von 347


Basis für diese Korrelationen bilden die Kontrollprobanden des jeweiligen Geschlechts<br />

unter der Annahme der Ho-Hypothese, daß diese also stärker als die Fälle<br />

die Verhältnisse in der Allgemeinbevölkerung abbilden.<br />

Innerhalb einer spezifischen Art von Pestiziden (Insektizide, Holzschutzmittel, Gartenpestizide)<br />

zeigt sich in dieser Analyse für beide Geschlechter hohe Korrelationseffizienten<br />

zwischen den beiden Scores der unterschiedlichen Expositionsarten (Inhalation,<br />

Haut benetzt).<br />

Auf der Basis dieser Korrelationskoeffizienten wird für das finale Modell eine Addition<br />

der beiden Scores für Inhalation und Haut benetzt zu einem Gesamtscore akute Exposition<br />

vorgenommen. Auf diese Weise wird berücksichtigt, daß es sich um zwei<br />

unabhängige Expositionsarten handelt, deren Expositionsscores jedoch aufgrund der<br />

weiteren Parameter im Score eine hohe Korrelation aufweisen, die zu Problemen bei<br />

der Schätzung separater Riskoschätzer im Modell führen kann.<br />

Tab. 3-17 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />

Exposition jeweils für Art des angewendeten Pestizids (restringiert auf<br />

Kontrollen (N=1904), Männer)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (Inhalation)<br />

A<br />

B<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (Haut ben.)<br />

A B C<br />

0,6764<br />

< 0,0001<br />

0,5883<br />

< 0,0001<br />

kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />

C<br />

0,6135<br />

< 0,0001<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 147 von 347


Tab. 3-18 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />

Exposition jeweils für Art des angewendeten Pestizids (restringiert auf<br />

Kontrollen (N=1137), Frauen)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (Inhalation)<br />

A<br />

B<br />

C<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (Haut ben.)<br />

A B C<br />

0,6643<br />

< 0,0001<br />

0,7410<br />

< 0,0001<br />

kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />

0,6421<br />

< 0,0001<br />

3.4.2 Prüfung möglicher Assoziationen zwischen dem Gesamtscore für die<br />

akute Exposition und dem Score für die chronische Exposition<br />

Eine chronische Exposition resultiert immer dann, wenn zuvor eine aktive Pestizidanwendung<br />

stattgefunden hat. Die Expositionsscores für die Modi akut und chronisch<br />

sind somit strukturell aufeinander bezogen.<br />

Beide Expositionsscores (akut / chronisch) beziehen die Eingangsvariablen, „Häufigkeit<br />

der Anwendung“, „behandelte Räume“ (und Flächen bei Holzschutzmitteln) und<br />

Art der Anwendung (versprühen, verstreichen etc.), ein. In den Score für die akute<br />

Exposition sind jedoch auch die Selbstanwendung und die modifizierenden Faktoren<br />

„Art des persönlichen Kontakts“ bzw. „Schutzmaßnahmen“ einbezogen worden, so<br />

daß dieser Score die resultierende kurzzeitige Exposition während der Anwendung<br />

(einschließlich Dekontaminationsmaßnahmen bei Insektiziden) zeigt. In den Score<br />

für die chronische Exposition ist außerdem eine Aufenthaltszeit-Gewichtung (Anwesenheit<br />

in der Wohnung) eingeflossen, um die Dauer der niedrigschwelligen Exposition<br />

durch die Kontamination der Räume in diesem Score widerzuspiegeln.<br />

In einer weiteren Analyse wurde die Assoziation des Gesamtscores für die akute Exposition<br />

(Summe der beiden Expositionsscores für „Inhalation“ und „Haut benetzt“)<br />

mit dem aufenthaltsgewichteten Score für die chronische Exposition untersucht.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 148 von 347


Tab. 3-19 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der Gesamtscores<br />

akute Exposition (Inhalation + Haut benetzt) gegenüber Score zu<br />

chronischer Exposition (restringiert auf Kontrollen)<br />

Männer (N=1904)<br />

Gesamtscore akute Exposition,<br />

Insektizide<br />

Gesamtscore akute Exposition,<br />

Holzschutzmittel<br />

Frauen (N=1137)<br />

Gesamtscore akute Exposition,<br />

Insektizide<br />

Gesamtscore akute Exposition,<br />

Holzschutzmittel<br />

A<br />

B<br />

C<br />

E<br />

kumulative chronische Exposition,<br />

Insektizide<br />

kumulative chronische Exposition,<br />

Holzschutzmittel<br />

A B<br />

0,7455<br />

< 0,0001<br />

0,7662<br />

< 0,0001<br />

0,6581<br />

< 0,0001<br />

0,7319<br />

< 0,0001<br />

kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />

Dieses Ergebnis zeigt, daß aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit zwischen den beiden<br />

Expositionsscores (akut / chronisch) ein große statistische Assoziation besteht.<br />

Dies zeigt auch die folgende, graphische Darstellung der Korrelation zwischen akuter<br />

und chronischer Exposition.<br />

Weiterhin ist eine große Anzahl Probanden gegenüber Insektiziden weder akut noch<br />

chronisch exponiert (Insektizidscore akut ln(Score+1)=0, Insektizidscore chronisch<br />

ln(Score+1)=0, großer Kreis). Weiterhin sind Probanden sofern sie keinen persönlichen<br />

Kontakt mit dem Mittel hatten, ausschließlich chronisch exponiert. In der graphischen<br />

Darstellung für die lebenslange Exposition gegenüber Insektizidanwendungen<br />

wird auch deutlich, dass nicht allen Probanden, die eine chronische Exposition<br />

erfahren haben, auch eine akute Exposition zuzuordnen ist (Insektizidscore akut<br />

ln(Score+1)=0, Insektizidscore chronisch ln(Score+1)>0). Dies ist darauf zurückzuführen,<br />

dass nicht alle Probanden, in deren Wohnungen Insektizide angewendet<br />

wurden, auch persönlich mit dem Mittel in Kontakt gekommen sind. Der Radius der<br />

Kreissymbole ist proportional zur Anzahl Probanden mit identischen Kombinationen<br />

aus akuter und chronischer Exposition.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 149 von 347


Beispiel Insektizide:<br />

Abb. 3-1 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition, Beispiel Insektizide,<br />

getrennt für Männer und Frauen (Radius proportional zur Anzahl<br />

identischer Datenpunkte)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Männer; beide Variablen als ln(score+1)<br />

0 5 10 15<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Frauen, ln(Score+1)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 150 von 347<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

Abb. 3-2 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition, Beipspiel<br />

Insektizide, für Männer getrennt nach Probandenstatus (Radius<br />

proportional zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Männer, Fälle direkt ln(score+1)<br />

0 5 10 15<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Männer, Kontr. direkt ln(score+1)<br />

0 5 10 15<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Männer, Fälle Ang.Int. ln(score+1)<br />

0 5 10 15<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Männer, Kontr. Ang.Int. ln(score+1)<br />

0 5<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

10


Abb. 3-3 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition, Beipspiel Insektizide,<br />

für Frauen getrennt nach Probandenstatus (Radius proportional<br />

zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Frauen, Fälle direkt ln(score+1)<br />

0 5 10 15<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Frauen, Kontr. direkt ln(score+1)<br />

0 5 10 15<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Frauen, Fälle Ang.Int. ln(score+1)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 151 von 347<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 5<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score Insektizide akut vs. chronisch<br />

Frauen, Kontr. Ang.Int. ln(score+1)<br />

0 5<br />

Ins.Score chron., ln(Score+1)<br />

10<br />

Beispiel: Holzschutzmittel<br />

Die Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition bei Holzschutzmitteln ist<br />

wie bei den Insektiziden aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit innerhalb des multiplikativen<br />

Scores hoch.<br />

Abb. 3-4 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln, getrennt nach Männern und Frauen (Radius proportional<br />

zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Männer<br />

0 5 10 15<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Frauen, ln(Score+1)<br />

0 5<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

10


Abb. 3-5 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln, für Männer getrennt nach Fall-Status (Radius proportional<br />

zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Männer, Fälle direkt ln(score+1)<br />

0 5<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Männer, Kontr. direkt ln(score+1)<br />

0 5 10 15<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Männer, Fälle Ang.Int. ln(score+1)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 152 von 347<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

10<br />

5<br />

0<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 5<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Männer, Kontr. Ang.Int. ln(score+1)<br />

0 2 4 6 8<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)


Abb. 3-6 Korrelation zwischen akuter und chronischer Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln, für Frauen getrennt nach Fall-Status (Radius proportional<br />

zur Anzahl identischer Datenpunkte)<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Frauen, Fälle direkt ln(score+1)<br />

0 5<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Frauen, Kontr. direkt ln(score+1)<br />

0 5<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Frauen, Fälle Ang.Int. ln(score+1)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 153 von 347<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

HSM akut, ln(Score+1)<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 5<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score HSM akut vs. chron.<br />

Frauen, Kontr. Ang.Int. ln(score+1)<br />

0 2 4 6 8<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Um die verschiedenen Expositionsmodi (akut und chronisch) jeweils für die Insektizid-<br />

und Holzschutzmittelanwendungen auch in der Risikoschätzung zu berücksichtigen,<br />

wurden zwei separate finale Modelle für die Risikoschätzung angepaßt.<br />

3.4.3 Prüfung möglicher Assoziationen zwischen den Scores für Insektizide,<br />

Holzschutzmittel und Gartenpestizide<br />

Um zu überprüfen, ob die in der NLL entwickelten Scores für die beiden Expositionsarten<br />

in Innenräumen (Insektizide und Holzschutzmittel) als unabhängig voneinander<br />

anzusehen sind, wurden Berechnungen von Rangkorrelationskoeffizienten jeweils<br />

getrennt für Männer und Frauen durchgeführt. Die Berechnungen wurden anhand<br />

der kumulativen, für jeden Probanden getrennt nach Kontaktart lebenslang aufaddierten<br />

Expositionsscores durchgeführt. Die Basis für diese Überprüfung bilden wiederum<br />

die Kontrollprobanden unter der Annahme, daß diese stärker als die Fälle die<br />

Verhältnisse in der Allgemeinbevölkerung abbilden. Die nachfolgenden Tabellen zeigen<br />

die Ergebnisse der Korrelationsanalyse zwischen den kumulativen Expositionsscores<br />

zu Insektiziden und Holzschutzmitteln nach Expositionsart („Substanz eingeatmet“<br />

= Inhalation, „Hände, Haut benetzt“ = Haut benetzt, Summe aus Inhalation<br />

und Haut benetzt = akute Exposition gesamt, chronisch niederschwellige Exposition).<br />

Für alle Expositionsbereiche zeigen sich sowohl bei den Männern als auch bei den<br />

Frauen durchweg numerisch niedrige Korrelationen zwischen der Exposition durch


Insektizide und Holzschutzmittel. Die Expositionsscores für Insektizide und Holzschutzmittel<br />

wurden daher als sparate Variablen in die finalen Modelle aufgenommem.<br />

Tab. 3-20 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />

und chronischen Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />

(restringiert auf Kontrollen (N=1904), Männer)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition<br />

Insektizide (gesamt)<br />

kumulative chronische Exposition,<br />

Insektizide<br />

A<br />

B<br />

C<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (gesamt)<br />

kumulative chronische Exposition,<br />

Holzschutz<br />

A B C D<br />

0,2538<br />

< 0,0001<br />

0,2488<br />

< 0,0001<br />

kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />

D<br />

0,2685<br />

< 0,0001<br />

0,2271<br />

< 0,0001<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 154 von 347


Tab. 3-21 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />

und chronischen Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />

(restringiert auf Kontrollen (N=1137), Frauen)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition<br />

Insektizide (gesamt)<br />

kumulative chronische Exposition,<br />

Insektizide<br />

A<br />

B<br />

C<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (gesamt)<br />

kumulative chronische Exposition,<br />

Holzschutz<br />

A B C D<br />

0,2243<br />

< 0,0001<br />

0,2934<br />

< 0,0001<br />

kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />

D<br />

0,2491<br />

< 0,0001<br />

0,2177<br />

< 0,0001<br />

In einem weiteren Test wurde die Korrelation zwischen den Variablen der akuten Exposition<br />

(gesamt) gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und Gartenpestiziden<br />

überprüft. Die Ergebnisse der Analysen für Frauen und Männer zeigen, daß die Scores<br />

für diese drei verschiedenen Expostionen als unabhängig voneinander anzusehen<br />

sind und daher getrennt in das finale Modell übernommen werden können.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 155 von 347


Tab. 3-22 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />

Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und Gartenpestiziden<br />

(restringiert auf Kontrollen (N=1904), Männer)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition<br />

Insektizide (gesamt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (gesamt)<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (Haut ben.)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (gesamt)<br />

A B C<br />

0,1551<br />

< 0,0001<br />

0,2128<br />

< 0,0001<br />

0,1092<br />

< 0,0001<br />

0,2439<br />

< 0,0001<br />

kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />

F<br />

0,1530<br />

< 0,0001<br />

0,2746<br />

< 0,0001<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 156 von 347


Tab. 3-23 Spearman's Rangkorrelationskoeffizienten für die Variablen der akuten<br />

Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und Gartenpestizide<br />

(restringiert auf Kontrollen (N=1137), Frauen)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Insektizide (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition<br />

Insektizide (gesamt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (Haut benetzt)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Holzschutz (gesamt)<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (Inhalation)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (Haut ben.)<br />

kumulative akute Exposition,<br />

Gartenpestizide (gesamt)<br />

A B C<br />

0,1517<br />

< 0,0001<br />

0,1488<br />

< 0,0001<br />

0,1039<br />

< 0,0001<br />

0,1635<br />

< 0,0001<br />

kursiv: p-Wert für die Hypothese, dass beide Variablen unabhängig sind.<br />

F<br />

0,1756<br />

< 0,0001<br />

0,2077<br />

< 0,0001<br />

Im Folgenden ist die Überprüfung der Unabhängigkeit der Variablen für die Anwendung<br />

von Innenrauminsektiziden und Holzschutzmitteln graphisch dargestellt. In den<br />

Graphiken wird deutlich, dass ein <strong>Teil</strong> der Probanden sowohl Insektizide als auch<br />

Holzschutzmittel angewendet hat, dass jedoch auch Probanden in der Studie sind,<br />

die nur Insektizide oder ausschließlich Holzschutzmittel angewendet haben, so dass<br />

beide Expositionsarten gegenüber diesen Substanzgruppen in die Auswertungen<br />

einbezogen wurden. Der Radius der Kreissymbole ist proportional zur Anzahl Probanden<br />

mit identischen Kombinationen aus Insektizid- und Holzschutzmittel-Score.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 157 von 347


Abb. 3-7 Korrelation der akuten Exposition von Insektiziden und Holzschutzmitteln,<br />

getrennt für Männer und Frauen (Radius proportional zur Anzahl identischer<br />

Datenpunkte)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Männer; beide Variablen als ln(score+1)<br />

0 5<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Frauen, ln(Score+1)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 158 von 347<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 2 4 6 8<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Abb. 3-8 Korrelation der akuten Exposition von Insektiziden und Holzschutzmitteln,<br />

für Männer getrennt nach Fallstatus (Radius proportional zur Anzahl<br />

identischer Datenpunkte)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Männer, Fälle direkt<br />

0 5<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Männer, Kontr. direkt<br />

0 5<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

10<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Männer, Fälle Ang. Int.<br />

0 5<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

10<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Männer, Kontr. Ang. Int.<br />

0 2 4 6<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)


Abb. 3-9 Korrelation der akuten Exposition von Insektiziden und Holzschutzmitteln,<br />

für Frauen getrennt nach Fallstatus (Radius proportional zur Anzahl<br />

identischer Datenpunkte)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Frauen, Fälle direkt<br />

0 2 4 6 8<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Frauen, Kontr. direkt<br />

0 2 4 6 8<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Frauen, Fälle Ang. Int.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 159 von 347<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 2 4 6 8<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (akut)<br />

Frauen, Kontr. Ang. Int.<br />

0 1 2 3<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Auch die Darstellungen der Korrelationen zwischen dem Expositionsscore für die<br />

chronische Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln zeigt, dass beide<br />

Scores für die kumulative Exposition in diesem Bereich in das Modell einbezogen<br />

werden müssen, da keine der Expositionsarten vollständig durch die andere erklärt<br />

werden kann.<br />

Abb. 3-10 Korrelation der chronischen Exposition von Insektiziden und Holzschutzmitteln,<br />

getrennt für Männer und Frauen(Radius proportional zur<br />

Anzahl identischer Datenpunkte)<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (chron.)<br />

Männer<br />

0 5 10 15<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Exp.score Insektizide vs. HSM (chron.)<br />

Frauen, ln(Score+1)<br />

0 5<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

10


3.4.4 Definition der Modellvariablen für Insektizide, Holzschutzmittel und Pestizidanwendungen<br />

im Garten<br />

Aufgrund der Beobachtungen der Korrelationen zwischen den Expositionsscores für<br />

Insektizide, Holzschutzmittel und Pestizidanwendungen im Garten wurde festgelegt,<br />

sowohl die Expositionsscores für die akute, kumulative Exposition gegenüber Anwendungen<br />

von Insektiziden und Holzschutzmitteln im Privathaushalt sowie gegenüber<br />

Anwendungen von Pestiziden im Garten als jeweils separate Variablen in das<br />

finale Modell der logistischen Regression einzubeziehen.<br />

Für die chronische, kumulative Exposition wurden jeweils separate Variablen aus<br />

den Bereichen Insektizide und Holzschutzmitteln in die Modellbildung einbezogen.<br />

Eine chronische Belastung durch Pestizidanwenungen im Garten wurde als vernachlässigbar<br />

angesehen.<br />

3.5 Verteilungen der Modellvariablen für Insektizide, Holzschutzmittel und<br />

Pestizide im Garten<br />

3.5.1 Verteilung der akuten, lebenslang akkumulierten Exposition<br />

Nach den Überprüfungen anhand der Korrelationskoeffizienten wurden die Expositionsscores<br />

für “Sprühnebel / Substanz eingeatmet” und “Haut benetzt” zu einem<br />

Gesamtscore für akute, lebenslang akkumulierte Exposition (Modellvariable) addiert,<br />

jeweils separat für die Bereiche Insektizide, Holzschutzmittel und Pestizide im Garten.<br />

3.5.1.1 Insektizide<br />

Die Verteilung der Exponierten, definiert durch einen positiven Score für akute Exposition<br />

gegenüber Insektiziden, nach Männern und Frauen getrennt zeigt die folgende<br />

Graphik.<br />

Abb. 3-11 Verteilung der Exponierten, Score für akute Exposition gegenüber Insektiziden<br />

insgesamt<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Männer (nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Frauen (nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 160 von 347<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)


Abb. 3-12 Verteilung der Exponierten, Männer, nach Fallstatus sowie separat für<br />

direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für akute Exposition<br />

gegenüber Insektiziden insgesamt)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 161 von 347<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)


Abb. 3-13 Verteilung der Exponierten, Frauen, nach Fallstatus sowie separat für<br />

direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für akute Exposition<br />

gegenüber Insektiziden insgesamt)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

3.5.1.2 Holzschutzmittel (HSM)<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 162 von 347<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide akut<br />

Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore akut, ln(Score+1)<br />

Abb. 3-14 Verteilung der Exponierten, Score für akute Exposition gegenüber Holzschutzmitteln<br />

insgesamt<br />

Anteil<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Männer (nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Anteil<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Frauen (nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)


Abb. 3-15 Verteilung der Exponierten, Männer, nach Fallstatus sowie separat für<br />

direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für akute Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln insgesamt)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 163 von 347<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Abb. 3-16 Verteilung der Exponierten, Frauen, nach Fallstatus sowie separat für<br />

direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für akute Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln insgesamt)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel akut<br />

Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score akut, ln(Score+1)


3.5.1.3 Pestizide im Garten<br />

Abb. 3-17 Verteilung akute, lebenslang akkumulierte Exposition, getrennt nach<br />

Männern und Frauen<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Männer (nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Frauen (nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 164 von 347<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />

Abb. 3-18 Verteilung akute, lebenslang akkumulierte Exposition, Männer, getrennt<br />

nach Fall-Status und separat für direkt-interviewte und Angehörigen-<br />

Interviews<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)


Abb. 3-19 Verteilung akute, lebenslang akkumulierte Exposition, Männer, getrennt<br />

nach Fall-Status und separat für direkt-interviewte und Angehörigen-<br />

Interviews<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 165 von 347<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Biozide im Garten akut<br />

Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Garten-Score akut, ln(Score+1)


3.5.2 Verteilung der chronischen, lebenslang akkumulierten Exposition<br />

3.5.2.1 Insektizide<br />

Abb. 3-20 Verteilung der Exponierten, Score für chronische Exposition gegenüber<br />

Insektiziden insgesamt<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Männer (nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Frauen (nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 166 von 347<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)


Abb. 3-21 Verteilung der Exponierten, Männer, nach Fallstatus sowie separat für<br />

direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für chronische Exposition<br />

gegenüber Insektiziden insgesamt)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 167 von 347<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

Abb. 3-22 Verteilung der Exponierten, Frauen, nach Fallstatus sowie separat für<br />

direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für chronische Exposition<br />

gegenüber Insektiziden insgesamt)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

.15<br />

.1<br />

.05<br />

0<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Insektizide chron.<br />

Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 5 10 15<br />

Insektizidscore chron., ln(Score+1)


3.5.2.2 Holzschutzmittel<br />

Abb. 3-23 Verteilung der Exponierten, Score für chronische Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln insgesamt<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Männer (nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Frauen (nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 168 von 347<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

In Abb. 3-23 sind lediglich die Probanden enthalten, deren lebenslange chronische<br />

Exposition gegenüber Holzschutzmitteln größer als 0 war. Die ausgeprägte Besetzung<br />

der niedrigsten Kategorie resultiert daraus, dass etwa 15% der Exponierten<br />

(entspricht etwa 12% aller Probanden) eine sehr geringe lebenslange Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln angegeben haben. Dies geht auf Klartextnennungen zurück,<br />

in denen die Probanden als Ergänzung zur Kategorie “seltener als einmal im<br />

Jahr” eine fixe Anzahl Anwendungen pro gesamte Wohnphase angegeben haben.<br />

I.d.R. war dies "einmal bei Einzug u.ä.". Insgesamt 469 Probanden hatten lebenslang<br />

ausschließlich solche Klartexteinträge, 316 davon nur für eine einzige Wohnphase.<br />

Probanden mit sehr niedriger Exposition treten in allen Probandengruppen auf (Abb.<br />

3-24).


Abb. 3-24 Verteilung der Exponierten, Männer, nach Fallstatus sowie separat für<br />

direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für chronische Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln insgesamt)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Männer (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Männer (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Männer (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 169 von 347<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Männer (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)


Abb. 3-25 Verteilung der Exponierten, Frauen, nach Fallstatus sowie separat für<br />

direkt interviewte und Angehörigen-Interview (Score für chronische Exposition<br />

gegenüber Holzschutzmitteln insgesamt)<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Frauen (Fälle, direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Frauen (Kontr., direkt interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Frauen (Fälle, Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 170 von 347<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

.15<br />

.125<br />

.1<br />

.075<br />

.05<br />

.025<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)<br />

Expositionsscore Holzschutzmittel chron.<br />

Frauen (Kontr., Ang.Interv, nur Exponierte)<br />

0 2 4 6 8 10<br />

HSM-Score chron., ln(Score+1)


3.6 Behandlungen gegen Tierparasiten (äußerlich): Ergebnisse der deskriptiven<br />

Analyse<br />

Von 4471 Probanden insgesamt haben 3624 (81,1%) jemals mit mindestens einem<br />

Tier in einer Wohnung zusammengelebt. 843 (18,9%) Probanden berichteten, niemals<br />

mit einem Tier zusammengelebt zu haben. Für 4 (0,1%) Probanden liegt hier<br />

die Angabe “weiß nicht” vor.<br />

Von den 3624 Probanden, die jemals mit einem Haustier zusammengelebt haben,<br />

haben 1741 (48,1 %) jemals eine Behandlung gegen Parasiten durchgeführt. 1728<br />

(47,7%) von 3624 Probanden mit Tierhaltung berichteten im Interview, ihre Tiere<br />

niemals gegen Flöhe oder andere Parasiten behandelt zu haben. 154 (4,3%) von<br />

3624 Probanden gaben “weiß nicht” an. Für einen Probanden, der Tierhaltung positiv<br />

berichtet hatte, wurde ein missing in dieser Variable ermittelt.<br />

Der Expositionsscore für Tierparasitenbehandlungen wurde für 1741 Probanden berechnet.<br />

Für 155 Probanden, die in der Eingangsfrage zu Tierbehandlungen mit<br />

“weiß nicht” geantwortet hatten und für einen Probanden, für den hier ein Missing<br />

vorlag, wurden Werte zur Bildung des Index aus Anzahl der Behandlungen und Art<br />

der Behandlung imputiert. Anhand dieser imputierten Werte wurde dann der Expositionsscore<br />

berechnet, so daß insgesamt 1896 (42,4%) von 4471 Probanden als exponiert<br />

gegenüber Tierparasitenbehandlungen in die finalen Modelle einbezogen<br />

werden. Die Verteilung nach Fallstatus für Männer und Frauen getrennt zeigen die<br />

folgenden Tabellen (Tab. 3-24, Tab. 3-25):<br />

Tab. 3-24 Expositionsscore Tierparasitenbehandlung nach Fallstatus (Männer)<br />

Expositionsscore<br />

Fälle Kontrollen Summe<br />

direkt Ang. direkt Ang.<br />

N in % N in % N in % N in%<br />

nicht exp. 275 58,9 233 57,5 1008 57,3 78 53,8 1594<br />

Score < 1,0 118 25,3 87 21,5 468 26,6 51 35,2 724<br />

Score 1,0 - 2,0 14 3,0 15 3,7 51 2,9 6 4,1 86<br />

Alle 467 100,0 405 100,0 1759 100,0 145 100,0 2776<br />

N = Anzahl Probanden, direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend<br />

Angehörige interviewt wurden, nicht exp. = nicht gegenüber Behandlungen gegen Tierparasiten exponiert<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 171 von 347


Tab. 3-25 Expositionsscore Tierparasitenbehandlung nach Fallstatus (Frauen)<br />

Expositionsvariable<br />

Fälle Kontrollen Summe<br />

direkt Ang. direkt Ang.<br />

N in % N in % N in % N in%<br />

nicht exp. 190 62,1 150 59,5 598 56,4 43 56,6 981<br />

Score < 1,0 68 22,2 48 19,0 293 27,6 20 26,3 429<br />

Score 1,0 - 2,0 11 3,6 5 2,0 33 3,1 2 2,6 51<br />

Alle 306 100,0 252 100,0 1061 100,0 76 100,0 1695<br />

N = Anzahl Probanden, direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend<br />

Angehörige interviewt wurden, nicht exp. = nicht gegenüber Behandlungen gegen Tierparasiten exponiert<br />

3.7 Kopflausbehandlungen – Ergebnisse der deskriptiven Analyse<br />

Von 4471 Probanden gaben insgesamt 1414 (31,6%) an, daß jemals ein Mitglied<br />

ihres Haushaltes wegen Köpfläusen behandelt werden mußte. 2905 (65%) Probanden<br />

verneinten, daß Kopflausbehandlungen in ihrem Haushalt durchgeführt wurden.<br />

149 (3,3%) Probanden beantworteten die Eingangsfrage mit “weiß nicht” und 3<br />

(0,1%) Probanden machten dazu “keine Angaben”.<br />

Von 1414 Probanden, in deren Haushalt eine Kopflausbehandlung durchgeführt wurde,<br />

gaben 922 (65,2%) an, selbst behandelt worden zu sein. Nur Probanden, die<br />

selbst behandelt wurden, wurden als exponiert eingestuft. Aufgrund der Angaben in<br />

den Klartexten zur Art der Behandlung wurden von 922 insgesamt 32 Probanden der<br />

Kategorie “toxikologisch im Sinne der Hypothese irrelevant” zugeordnet. Es verbleiben<br />

somit 890 Probanden die mit dem Wert “1” als exponiert kategorisiert wurden.<br />

Für 152 Probanden für die in der Eingangsfrage keine informativen Angaben erhoben<br />

werden konnten, wurde ein numerischer Wert für die Expostionswahrscheinlichkeit<br />

nach dem Mittelwert aller Kontrollen mit informativen Angaben imputiert (0,22).<br />

Die Verteilung nach Fallstatus stellt sich für Männer und Frauen wie folgt dar:<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 172 von 347


Tab. 3-26 Behandlung gegen Kopfläuse nach Fallstatus (Männer)<br />

Expositionsvariable<br />

Fälle Kontrollen Summe<br />

direkt Ang. direkt Ang.<br />

N in % N in % N in % N in%<br />

nicht exp. 392 83,9 319 78,8 1444 82,1 113 77,9 2268<br />

exp (0,22) 9 1,9 51 12,6 33 1,9 8 5,5 101<br />

exp. (1,0) 66 14,1 35 8,6 282 16,0 24 16,6 407<br />

Alle 467 100,0 405 100,0 1759 100,0 145 100,0 2776<br />

N = Anzahl Probanden, direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend<br />

Angehörige interviewt wurden, exp. = exponiert gegenüber Kopflausbehandlungen<br />

Tab. 3-27 Behandlung gegen Kopfläuse nach Fallstatus (Frauen)<br />

Expositionsvariable<br />

Fälle Kontrollen Summe<br />

direkt Ang. direkt Ang.<br />

N in % N in % N in % N in%<br />

nicht exp. 207 67,6 181 71,8 720 67,9 53 69,7 1161<br />

exp (0,22) 3 1,0 37 14,7 9 0,8 2 2,6 51<br />

exp. (1,0) 96 31,4 34 13,5 332 31,3 21 27,6 483<br />

Alle 306 100,0 252 100,0 1061 100,0 76 100,0 1695<br />

N = Anzahl Probanden, direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend<br />

Angehörige interviewt wurden, exp. = exponiert gegenüber Kopflausbehandlungen<br />

3.8 Deskriptive Ergebnisse für die Exposition durch Emittenten in der Umwelt<br />

3.8.1 Aufenthaltszeitgewichteter Abstandsscore zu Baumschulen<br />

Für insgesamt 1912 (42,7%) von 4471 Probanden wurde ein aufenthaltszeitgewichteter<br />

Abstandsscore zu Baumschulen größer “0” berechnet (Exponierte). Bei den Fällen<br />

sind insgesamt 624 (43,6%) von 1430 Probanden auf der Basis des Abstandsscores<br />

als exponiert eingestuft worden. Bei den Kontrollen waren 1288 (42,4%) von<br />

3041 Kontroll-Probanden den Exponierten zuzuordnen.<br />

Im Folgenden werden die Verteilungen für die aufenthaltszeitgewichtete, lebenslange<br />

kumulative Exposition der Probanden gegenüber Pestiziden aus Baumschulen in<br />

höchstens 100m Entfernung graphisch dargestellt. Zur besseren Übersichtlichkeit<br />

sind hierbei sowohl die Nicht-Exponierten als auch die besonders hoch Exponierten<br />

ausgeschlossen worden (Darstellung der unterhalb des 95%-Quantils der Verteilung<br />

bei den Kontrollen).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 173 von 347


Abb. 3-26 Verteilung der Exposition anhand Abstandsscore zu Baumschulen, alle<br />

Probanden, getrennt nach Männern und Frauen<br />

Anteil<br />

.6<br />

.4<br />

.2<br />

0<br />

Expositionsscore Baumschulen<br />

Männer (nur Exp., nur Werte


Abb. 3-28 Verteilung der Exposition anhand Abstandsscore zu Baumschulen, nur<br />

Frauen, gerennt nach Fall-Status<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

.6<br />

.4<br />

.2<br />

0<br />

.6<br />

.4<br />

.2<br />

0<br />

Expositionsscore Baumschulen<br />

Frauen (Fälle, direkt interv, (nur Exp.,


Score gleich dem oder größer als der Median aller Kontrollen auf. Bei den Kontrollen<br />

wurden insgesamt 1647 (54,2%) Probanden der Referenzgruppe und 1394 (45,8%)<br />

Gruppe der Exponierten zugeordnet.<br />

3.9 Berufliche Exposition gegenüber Pestiziden<br />

In der Gruppe der Kinder unter 15 Jahren wurden in der NLL keine beruflichen Expositionen<br />

vor dem Jahr der Erstdiagnose der Fälle erhoben. In die Quantifizierung der<br />

beruflichen Exposition wurden daher ausschließlich Probanden =15 Jahre einbezogen<br />

(N=4187). Die berufliche Exposition wurde anhand der Job-Exposure-Matrix<br />

nach Pannett quantifiziert. Von 4187 Probanden =15 Jahre waren insgesamt 646<br />

(15,4%) beruflich gegenüber Pestiziden exponiert. Anhand der Pannett-Matrix wurden<br />

240 (18,0%) von 1333 Fällen (=15 Jahre) und 406 (14,2%) von 2854 Kontrollen<br />

(=15 Jahre) als beruflich exponiert kategorisiert.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 176 von 347


4 Ergebnisse der multivariaten Risikoschätzungen<br />

4.1 Konstruktion der finalen Modelle<br />

Die Haupthypothese <strong>II</strong> der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) bezieht<br />

sich auf ein Risiko für eine oder mehrere der untersuchten Diagnosekategorien<br />

durch die Exposition gegenüber Pestiziden.<br />

Die Expositionsscores für die akute Exposition gegenüber Pestiziden sind definiert<br />

durch das Ziel und den Ort der Anwendung (Art des angewendeten Pestizids):<br />

- Insektizide in Innenräumen<br />

- Holzschutzmittel<br />

- Pestizide im Garten.<br />

Die chronische Exposition durch die Kontamination der Wohnung als Folge von Anwendungen<br />

wird ausschließlich durch die Art des angewendeten Pestizids definiert:<br />

- Insektizide in Innenräumen und<br />

- Holzschutzmittel .<br />

Zur Beschreibung der akuten Exposition gegenüber Pestiziden stehen somit 3 verschiedene<br />

Expositionsscores zur Verfügung. Zur Beschreibung der chronischen Exposition<br />

zwei Scores.<br />

Um hier systematische Verzerrungen und Confounding zu erkennen und gegebenenfalls<br />

korrigieren zu können, wurde in der NLL die Exposition gegenüber Pestiziden<br />

aus allen hierfür relevanten Quellen einschließlich potentiell modifizierender Faktoren<br />

lebenslang berücksichtigt. Methodisch wurden probandenunabhängig erfaßte externe<br />

Daten mit interviewbasierten Variablen innerhalb von Expositionsscores zusammengeführt.<br />

Die Analysen erfolgten mittels konditionaler logistischer Regression und<br />

wurden mit dem Statistik-Programm SAS (SAS Institute, Cary, North Carolina, USA,<br />

Version 6.12) durchgeführt. In den Risikoschätzungen werden zwei verschiedene<br />

Expositionsmodi untersucht:<br />

a) akute Exposition: kurzzeitige Exposition während und nach Anwendungen von<br />

Pestiziden in Innenräumen<br />

b) chronische Exposition: dauerhaft niedrigschwellige Exposition nach Anwendungen<br />

durch die Kontamination der Wohnung<br />

In den finalen Modellen der akuten und chronischen Exposition werden die folgenden<br />

Variablen gleichzeitig betrachtet:<br />

a) Gesamtmodell akute Exposition:<br />

- Exposition durch Anwendungen von Insektiziden, operationalisiert als Summe<br />

aus<br />

Expositionsscore für Inhalation von Substanz während der Anwendung im Innenraum,<br />

unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 177 von 347


Expositionsscore für mit Substanz benetzte Haut während der Anwendung im Innenraum,<br />

unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />

- Exposition durch Anwendungen von Holzschutzmitteln, operationalisiert als<br />

Summe aus<br />

Expositionsscore für Inhalation von Substanz während der Anwendung im Innenraum,<br />

unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />

Expositionsscore für mit Substanz benetzte Haut während der Anwendung im Innenraum,<br />

unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />

- Exposition durch Anwendungen von Pestiziden im Garten, operationalisiert als<br />

Summe aus<br />

Expositionsscore für Inhalation von Substanz während der Anwendung im Innenraum,<br />

unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />

Expositionsscore für mit Substanz benetzte Haut während der Anwendung im Innenraum,<br />

unter Einbeziehung von Schutzmaßnahmen bei Selbstanwendung<br />

- Exposition durch Behandlungen von Haustieren gegen Flöhe und andere Parasiten<br />

- Exposition durch Behandlungen gegen Kopfläuse<br />

- Exposition gegenüber Pestiziden aus Anwendungen in Baumschulen<br />

- Exposition gegenüber Pestiziden aus Einsätzen an Bahndämmen<br />

- Exposition gegenüber Pestiziden aus Anwendungen in der Landwirtschaft<br />

- Exposition gegenüber Pestiziden am Arbeitsplatz.<br />

b) Gesamtmodell chronische Exposition:<br />

- Exposition durch Anwendungen von Insektiziden, operationalisiert als<br />

Expositionsscore für die Kontamination im Innenraum durch stattgehabte Anwendungen<br />

- Exposition durch Anwendungen von Holzschutzmitteln, operationalisiert als<br />

Expositionsscore für die Kontamination im Innenraum durch stattgehabte Anwendungen<br />

- Exposition durch Behandlungen von Haustieren gegen Flöhe und andere Parasiten<br />

- Exposition durch Behandlungen gegen Kopfläuse<br />

- Exposition gegenüber Pestiziden aus Anwendungen in Baumschulen<br />

- Exposition gegenüber Pestiziden aus Einsätzen an Bahndämmen<br />

- Exposition gegenüber Pestiziden aus Anwendungen in der Landwirtschaft<br />

- Exposition gegenüber Pestiziden am Arbeitsplatz.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 178 von 347


Die Modelle für akute und chronische Exposition werden für alle Entitäten zusätzlich<br />

für Rauchen und soziale Schicht adjustiert.<br />

4.2 Kategorisierung der Expositionsvariablen im Modell<br />

4.2.1 Variablen für akute und chronische Exposition<br />

In allen Modellen für die akute Exposition wurde jeweils ein Expositionsscore für die<br />

lebenslang akkumulierte Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln und<br />

Gartenpestiziden in zwei Kategorien (unterhalb und oberhalb des Medians) der Exponierten<br />

kategorisiert, für die jeweils einzelne Parameterschätzungen erfolgten.<br />

Die Referenzkategorie sind jeweils die Nicht-Exponierten (Probanden, die niemals<br />

durch Anwendungen von Insektiziden, Holzschutzmitteln oder Pestiziden im Garten<br />

akut exponiert waren). Die numerischen Kategoriengrenzen sind für alle Entitäten<br />

identisch und entsprechen Verteilung der Gesamtheit aller exponierten Kontrollprobanden<br />

der Kategorie LEUK (Aggregationsebene <strong>II</strong>I, Zusammenfassung aller Probanden<br />

in der Studie) anhand der Mediangrenze.<br />

In allen Modellen für die chronische Exposition wurde jeweils ein Expositionsscore<br />

für die lebenslang akkumulierte Exposition gegenüber Insektiziden und ein Score für<br />

die Exposition gegenüber Holzschutzmitteln (unterhalb und oberhalb des Medians)<br />

der Exponierten kategorisiert, für die jeweils einzelne Parameterschätzungen erfolgten.<br />

Die Referenzkategorie sind jeweils die Nicht-Exponierten (Probanden, die niemals<br />

durch Anwendungen von Insektiziden oder Holzschutzmitteln durch die Kontamination<br />

der Innenräume exponiert waren). Die numerischen Kategoriengrenzen sind hier<br />

ebenfalls für alle Entitäten und beide Geschlechter identisch und entsprechen Verteilung<br />

der Gesamtheit aller exponierten Kontrollprobanden der Kategorie LEUK anhand<br />

der Mediangrenze.<br />

Eine Ausnahme stellen die Analysen für ALL bei unter 15jährigen dar. Für diese<br />

Gruppe konnte ein Modell für die akute Exposition nicht angepaßt werden. Bei den<br />

Jungen ist lediglich ein Fallproband gegenüber Insektiziden akut exponiert gewesen,<br />

bei den Mädchen sind es insgesamt drei Probanden. Für die Risikoschätzung der<br />

chronischen Exposition bei unter 15jährigen wurden eigene Kategoriengrenzen nach<br />

jemals / niemals exponiert gebildet, um eine ausreichende Besetzungszahl bei der<br />

Exposition gegenüber Insektiziden zu gewährleisten (jeweils 10 exponierte Fälle bei<br />

Jungen und Mädchen). Weiterhin wurde das Modell für die chronische Exposition bei<br />

Kindern ohne die Variable des Landwirtschaftsscores angepaßt, da hier für die Mädchen<br />

keine exponierten Fälle vorlagen.<br />

4.2.2 Expositionsvariablen, für die nicht nach akut und chronisch unterschieden<br />

wurde<br />

Die folgenden Expositionsvariablen wurden sowohl in die Modelle für die akute Exposition<br />

als auch in die Modelle für chronische Exposition einbezogen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 179 von 347


Die lebenslang akkumulierte Exposition durch Kopflausbehandlungen und die Exposition<br />

durch Behandlungen von Haustieren gegen Tierparasiten gingen als “jemals”<br />

vs. “niemals exponiert” kategorisiert (dichotome Variable) in das Gesamtmodell ein.<br />

Die lebenslang akkumulierte Exposition durch Pestizide aus Baumschulen wird wiederum<br />

in zwei Kategorien der Exponierten (unterhalb und oberhalb des Medians)<br />

kategorisiert. Für jede Kategorie wird ein eigenes OR geschätzt. Referenzkategorie<br />

sind jeweils die Nicht-Exponierten (Probanden, die niemals mindestens 1 Jahr während<br />

des Betriebszeitraumes der Baumschule im Abstand bis zu 1000m gewohnt<br />

oder gearbeitet haben). Die numerischen Kategoriengrenzen sind für alle Entitäten<br />

identisch und entsprechen der der Mediangrenze Verteilung der Gesamtheit aller<br />

exponierten Kontrollprobanden (Aggregationsebene <strong>II</strong>I, LEUK).<br />

Nach jemals / niemals exponiert (dichotome Variable) wurde die Exposition durch<br />

Einsatz von Pestiziden an Bahndämmen in das Modell aufgenommen. Niemals exponiert<br />

sind Probanden, die niemals in einem Abstand bis zu 50m von einem Bahndamm<br />

gewohnt oder gearbeitet haben.<br />

Eine Referenzkategorie von nicht-exponierten Probanden kann für die Expositionsvariablen<br />

zu Pestiziden aus der Landwirtschaft nicht gebildet werden. Bis auf 22 Probanden<br />

sind alle den Exponierten (gemeindespezifischer Score) zuzuordnen. Anhand<br />

des Medians aller Kontrollprobanden wurde nach niedrig (Referenz) und höher<br />

exponiert kategorisiert.<br />

Die Exposition gegenüber Pestiziden im beruflichen Umfeld wurde anhand der Pannett-Matrix<br />

ermittelt. Sie geht für Erwachsene (Probanden >= 15 Jahre) in die Modelle<br />

nach jemals / niemals kategorisiert (dichotome Variable) ein. Aus methodischen<br />

Gründen (unter Berücksichtigung des Latenzkriteriums sind hier höchstens die ersten<br />

13 Lebensjahre expositionsrelevant) liegt für die Gruppe der Kinder keine Berufsanamese<br />

zu Pestiziden im beruflichen Umfeld vor.<br />

4.2.3 Potentielle Confounder<br />

Der potentielle Confounder Rauchen ist in drei Kategorien der Exposition umgesetzt.<br />

Deren Grenzen sind wiederum aus den Tertilen der Expositionsverteilung bei den<br />

exponierten Kontrollen (kumulierte lebenslange Exposition ≥ 1 Packyear) abgeleitet.<br />

Die Referenz stellen lebenslange Nichtraucher (Nieraucher) und Raucher mit einer<br />

Lebenszeitdosis unter 1 Packyear dar. Raucher, die ausschließlich andere Tabakerzeugnisse<br />

(Pfeife, Zigarre, Zigarillo) konsumiert haben, wurden pauschal in die Expositionskategorie<br />

1 eingeordnet.<br />

Bei den Analysen für ALL bei unter 15jährigen wurde auf eine Rauchadjustierung<br />

verzichtet, da infolge des generellen zweijährigen Latenzzeitkriteriums und der hier<br />

verwendeten Definition der Nicht-Exponierten im NLL-Kollektiv bei den unter<br />

15jährigen beider Geschlechter keine Exponierten vorkamen.<br />

Die soziale Schicht ist als aufsteigende Expositionskategorien des in der NLL nach<br />

den Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Epidemiologie (DAE) gebildeten<br />

dreidimensionalen Schichtscores umgesetzt. Kategoriengrenzen wurden aus<br />

der Verteilung aller Kontrollprobanden abgeleitet und für alle Entitäten identisch verwendet.<br />

Die Referenz bilden Probanden im Bereich der unteren 25% der Sozialschichtscore-Verteilung<br />

aller Kontrollprobanden (Sozialschichtscore


Bei den Analysen für ALL bei unter 15jährigen wurde die Referenzkategorie der Sozialen<br />

Schicht beibehalten, alle übrigen Kategorien wurden jedoch aggregiert. In der<br />

Adjustierung ergibt sich somit eine lediglich dichotome Variable (Referenz: Sozialschichtscore<br />

< 7; Exponiert: Sozialschichtscore ≥ 7).<br />

4.3 Darstellung der Ergebnisse<br />

Im Folgenden werden die finalen Modelle für die Haupthypothese <strong>II</strong> mit den entsprechenden<br />

Parameterschätzungen für alle Diagnosekategorien der drei Aggregationsebenen<br />

der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) dargestellt.<br />

Die Ergebnisdarstellung ist nach den diagnostischen Kategorien der NLL gegliedert.<br />

Die Darstellung beginnt mit den Modellen für lymphatische (LYMPH) und nichtlymphatische<br />

(NLYMP) Entitäten (Aggregationsebene <strong>II</strong>), gefolgt von den Modellen<br />

für die einzelnen Diagnosegruppen der NLL (ALL – NHLH).<br />

Für jede diagnostische Entität wird ein Modell zur akuten und in den nachfolgenden<br />

Abschnitten zur chronischen Exposition gezeigt.<br />

4.3.1 Tabellarische Darstellung der Odds Ratios<br />

Für jede diagnostische Entität werden zwei Tabellen angegeben. Die erste Tabelle<br />

(Tab. A) zu jeder diagnostischen Entität enthält jeweils das adjustierte Odds Ratio für<br />

die verschiedenen Expositionsvariablen einschließlich der modellbasierten 95%-<br />

Konfidenzintervalle. Die ebenfalls angegebenen p-Werte beziehen sich auf das adjustierte<br />

OR und geben die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass der geschätzte Parameter<br />

nicht von 1,0 verschieden ist. Die hier angegebenen adjustierten Odds Ratios<br />

berücksichtigen gleichzeitig die Effekte aller Expositionsvariablen und Confounder<br />

(zweite Tabelle) im Modell.<br />

Im üblichen Sprachgebrauch in der Epidemiologie kann ein Parameterschätzer bei<br />

einem p-Wert von unter 0,05 als "statistisch signifikant" bezeichnet werden. Die p-<br />

Werte korrespondieren numerisch mit den Konfidenzintervallen des adjustierten OR<br />

dergestalt, dass i.d.R. ein signifikanter p-Wert mit einem Konfidenzintervall einhergeht,<br />

in dem die 1,0 nicht enthalten ist und umgekehrt. Abweichungen von dieser<br />

Konstellation sind durch Rundungsfehler in den unterschiedlichen Berechnungsverfahren<br />

für die p-Werte und die 95%-Konfidenzschranken bedingt.<br />

4.3.2 Graphische Darstellung und OR für linearen Trend für die akute Exposition<br />

Im Anschluß an die tabellarische Darstellung werden die OR der Expostionsvariablen<br />

graphisch dargestellt. Unter den Graphiken sind jeweils die Odds Ratio für den linearen<br />

Trend zur akuten Exposition gegenüber Insektiziden, Holschutzmitteln, Gartenpestiziden<br />

und Abstandsscore zu Baumschulen dargestellt. Das jeweilige OR für den<br />

linearen Trend wurde bestimmt, in dem in einem zusätzlichen Modell die aufsteigenden<br />

Quartile der Expositionsscores für Insektizide, Holzschutzmittel, Gartenpestizide<br />

und in einem weiteren Modell der Abstandsscore zu Baumschulen i.S. einer stetigen<br />

Variable eingesetzt wurden. Alle übrigen Modellvariablen bleiben hierbei jeweils un-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 181 von 347


verändert. Nach Anpassung dieser modifizierten Modelle entspricht das OR für den<br />

jeweiligen Expositionsscore dem Anstieg des OR beim Übergang von einer Expositionskategorie<br />

zur nächst höheren Kategorie (OR Trend). Aufgrund der beschriebenen<br />

Umsetzung im jeweiligen modifizierten Modell stellt dieses OR ein Maß für einen linearen<br />

Trend über die Kategorien des Expositionsscores dar. Bei einem OR Trend<br />

über 1,0 ist der Trend aufsteigend ("positiv", d.h. höhere OR für höhere Exposition),<br />

bei einem OR Trend unter 1,0 dagegen absteigend ("negativ", d.h. niedrigere OR für<br />

höhere Exposition). Angegeben wird ausschließlich das adjustierte OR Trend zusammen<br />

mit seinem 95% Konfidenzintervall. Der p-Wert für dieses OR Trend erlaubt<br />

eine Einschätzung der statistischen Signifikanz des auf die hier beschriebene Weise<br />

ermittelten Trendmaßes.<br />

4.4 Akute Exposition gegenüber Pestiziden – Quantilsgrenzen<br />

In der folgenden Tabelle werden die Quantilsgrenzen für die Variablen im finalen<br />

Modell zur Risikoschätzung für die lebenslange kumulative, akute Exposition gegenüber<br />

Pestiziden dargestellt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 182 von 347


Tab. 4-1 Quantile für Erwachsene – akute Exposition<br />

Beschreibung der Variablen im finalen Modell zu akuter Exposition<br />

(erwachsene Probanden ≥ 15 Jahre)<br />

kumulative lebenslange, akute Exposition gegenüber Insektiziden<br />

in Innenräumen<br />

num. Wert der Perzentile<br />

Variablenname<br />

INSA_GES<br />

33. Perzentile von INSA_GES 320,00 INSA_Q33<br />

50. Perzentile von INSA_GES 720,00 INSA_Q50<br />

66. Perzentile von INSA_GES 1372,87 INSA_Q66<br />

kumulative lebenslange, akute Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln<br />

HSMA_GES<br />

33. Perzentile von HSMA_GES 5,19 HSMA_Q33<br />

50. Perzentile von HSMA_GES 10,88 HSMA_Q50<br />

66. Perzentile von HSMA_GES 22,18 HSMA_Q66<br />

kumulative lebenslange, akute Exposition gegenüber Pestiziden<br />

im Garten<br />

GART_GES<br />

33. Perzentile von GART_GES 321,75 GART_Q33<br />

50. Perzentile von GART_GES 728,00 GART_Q50<br />

66. Perzentile von GART_GES 1443,00 GARt_Q66<br />

kumulative, lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden<br />

aus Baumschulen als gewichteter Abstandsscore<br />

SUM_BS<br />

33. Perzentile von SUM_BS 0,00002624 BAUM_Q33<br />

50. Perzentile von SUM_BS 0,00006085 BAUM_Q50<br />

66. Perzentile von SUM_BS 0,00015700 BAUM_Q66<br />

kumulative, lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden<br />

aus der Landwirtschaft als gemeindespezifischer Index<br />

SUM_LAND<br />

25. Perzentile von SUM_LAND 418,25 LAND_Q25<br />

50. Perzentile von SUM_LAND 984,26 LAND_Q50<br />

75. Perzentile von SUM_LAND 1840,82 LAND_Q75<br />

Die weiteren Variablen:<br />

- Kopflausbehandlungen,<br />

- Tierparasitenbehandlungen,<br />

- Absstandsscore zu Bahndamm und<br />

- berufliche Belastungen<br />

sind nach “jemals” vs. “niemals exponiert” in die finalen Modelle einbezogen worden.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 183 von 347


4.5 Aggregationsebene <strong>II</strong><br />

4.5.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />

Tab. 4-2 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), LYMPH, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 746<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,50 1,19 1,89 0,0005<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,35 1,08 1,69 0,0095<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,05 0,80 1,38 0,7140<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,93 0,74 1,17 0,5430<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,14 0,95 1,38 0,1602<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,19 0,93 1,54 0,1707<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,83 0,66 1,04 0,1038<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,95 0,79 1,16 0,6362<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,04 0,80 1,35 0,7550<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 184 von 347


Forts. Tab. 4-2<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-3 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), LYMPH, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 466<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,77 1,33 2,37 0,0001<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,43 1,02 2,01 0,0404<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,62 1,65 0,9751<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,85 0,67 1,09 0,2125<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,02 0,80 1,30 0,8847<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,26 0,92 1,73 0,1573<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,88 0,64 1,21 0,4400<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,03 0,80 1,33 0,8279<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,10 0,80 1,51 0,5747<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 186 von 347


Forts. Tab. 4-3<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


4.5.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />

Tab. 4-4 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NLYMP, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 126<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,81 1,13 2,91 0,0135<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,40 0,86 2,28 0,1725<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,87 0,47 1,61 0,6467<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,24 0,79 1,95 0,3556<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,19 0,80 1,77 0,3806<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,04 0,61 1,78 0,8751<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,19 0,75 1,87 0,4625<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,10 0,73 1,67 0,6424<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,54 0,28 1,04 0,0670<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 189 von 347


Forts. Tab. 4-4<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-5 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NLYMP, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 92<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,79 1,04 3,09 0,0355<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,55 0,80 2,98 0,1910<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,40 2,59 0,9767<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,21 0,75 1,94 0,4309<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,51 0,95 2,40 0,0781<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,66 0,34 1,28 0,2196<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,01 0,56 1,81 0,9868<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,77 2,12 0,3488<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,40 0,17 0,94 0,0346<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 191 von 347


Forts. Tab. 4-5<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


4.6 Aggregationsebene I<br />

4.6.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />

4.6.1.1 Erwachsene<br />

Tab. 4-6 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), ALL, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 32<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,65 0,61 4,47 0,3251<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,48 0,55 3,97 0,4404<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 3,91 1,04 14,66 0,0434<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,62 0,21 1,88 0,4001<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 2,71 1,22 6,02 0,0140<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,18 0,35 3,95 0,7887<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,88 0,65 5,42 0,2439<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,98 0,41 2,32 0,9649<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,34 0,06 1,90 0,2184<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 194 von 347


Forts. Tab. 4-6<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-7 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), ALL, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 14<br />

Insektizide (akute Exposition) 1<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition) 2<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte - - - -<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte - - - -<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte - - - -<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) - - - -<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte - - - -<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR 1 bei<br />

Insektizide akut nur 3 Fälle exponiert; 2 bei Holzschutzmittel akut nur 6 Fälle exponiert<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 196 von 347


Forts. Tab. 4-7<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

(Modell kann nicht angepaßt werden)<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


4.6.2 Akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL)<br />

Tab. 4-8 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), ANLL, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 73<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,12 1,14 3,95 0,0175<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,22 0,64 2,29 0,5476<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,07 0,49 2,33 0,8657<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,12 0,60 2,07 0,7244<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,34 0,81 2,24 0,2580<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,89 0,43 1,84 0,7482<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 2,08 1,20 3,60 0,0093<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,34 0,77 2,33 0,3040<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,42 0,16 1,11 0,0804<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 199 von 347


Forts. Tab. 4-8<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-9 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), ANLL, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 65<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,40 1,27 4,54 0,0070<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,01 0,95 4,28 0,0695<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,89 0,31 2,55 0,8292<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,23 0,71 2,14 0,4623<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,48 0,87 2,53 0,1498<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,56 0,25 1,25 0,1583<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,71 0,32 1,57 0,3939<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,14 0,62 2,08 0,6727<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,32 0,11 0,96 0,0412<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 201 von 347


Forts. Tab. 4-9<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


4.6.3 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)<br />

Tab. 4-10 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), CNLL, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 53<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,46 0,72 2,93 0,2912<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,87 0,91 3,81 0,0866<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,67 0,25 1,80 0,4212<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,45 0,75 2,80 0,2643<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,03 0,56 1,89 0,9242<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,23 0,56 2,72 0,6001<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,46 0,19 1,10 0,0797<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,91 0,49 1,71 0,7775<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,66 0,27 1,59 0,3546<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 204 von 347


Forts. Tab. 4-10<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-11 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), CNLL, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 27<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,85 0,30 2,45 0,7681<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,86 0,23 3,25 0,8249<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,78 0,10 6,28 0,8189<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,16 0,49 2,77 0,7347<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,47 0,64 3,37 0,3581<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,90 0,28 2,88 0,8547<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 2,01 0,80 5,06 0,1376<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,36 0,55 3,34 0,5025<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,54 0,14 2,04 0,3633<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 206 von 347


Forts. Tab. 4-11<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


4.6.4 Plasmozytom, Multiples Myelom (MM)<br />

Tab. 4-12 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), MM, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 119<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,63 1,01 2,63 0,0440<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,48 1,54 4,01 0,0002<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,72 0,40 1,28 0,2608<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,11 0,69 1,78 0,6665<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,69 1,14 2,51 0,0097<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,29 0,75 2,22 0,3546<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,92 0,57 1,47 0,7298<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,88 0,58 1,34 0,5599<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,94 0,54 1,61 0,8100<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 209 von 347


Forts. Tab. 4-12<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-13 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), MM, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 86<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,30 1,32 4,01 0,0034<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,20 1,15 4,22 0,0172<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,95 0,37 2,40 0,9077<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,89 0,54 1,46 0,6455<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,06 0,64 1,76 0,8133<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,25 0,66 2,35 0,4987<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,05 0,56 1,97 0,8849<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,86 0,51 1,44 0,5676<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,01 0,54 1,89 0,9705<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 211 von 347


Forts. Tab. 4-13<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Multiples Myelom (MM)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


4.6.5 Niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome, einschließlich CLL (NHLNC)<br />

Tab. 4-14 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NHLNC, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 373<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,94 1,70 0,1156<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,14 0,85 1,52 0,3768<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,10 0,79 1,54 0,5672<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,08 0,81 1,44 0,6047<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,96 0,75 1,23 0,7495<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,00 0,72 1,38 0,9770<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,84 0,62 1,12 0,2277<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,93 0,73 1,20 0,5846<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,14 0,83 1,58 0,4073<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 214 von 347


Forts. Tab. 4-14<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-15 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NHLNC, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 243<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,82 1,27 2,60 0,0011<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,16 0,75 1,80 0,5085<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,86 0,46 1,60 0,6284<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,85 0,62 1,16 0,2997<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,04 0,76 1,43 0,7854<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,18 0,78 1,78 0,4255<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,64 0,41 0,99 0,0440<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,05 0,76 1,45 0,7664<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,06 0,72 1,57 0,7683<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 216 von 347


Forts. Tab. 4-15<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Niedrig maligne NHL einschl. CLL (NHLNC)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


4.6.6 Hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)<br />

Tab. 4-16 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NHLH, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 162<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,37 1,57 3,58 0,0000<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,19 0,78 1,83 0,4220<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,12 0,68 1,84 0,6486<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,75 0,48 1,18 0,2204<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,15 0,81 1,63 0,4432<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,74 1,10 2,73 0,0173<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,71 0,45 1,12 0,1378<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,00 0,70 1,45 0,9830<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,16 0,73 1,84 0,5284<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 219 von 347


Forts. Tab. 4-16<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-17 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), NHLH, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 88<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,00 1,15 3,48 0,0147<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,68 2,39 0,4488<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,20 0,45 3,23 0,7177<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,06 0,64 1,76 0,8181<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,33 0,83 2,14 0,2354<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,20 0,65 2,20 0,5659<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,09 0,61 1,97 0,7686<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,91 0,55 1,51 0,7256<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,68 0,93 3,04 0,0842<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 221 von 347


Forts. Tab. 4-17<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Hoch maligne NHL (NHLH)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


4.7 Chronische Exposition gegenüber Pestiziden – Quantilsgrenzen<br />

In der folgenden Tabelle werden die Quantilsgrenzen für die Variablen im finalen<br />

Modell zur Risikoschätzung für die lebenslange kumulative, chronische Exposition<br />

gegenüber Pestiziden dargestellt.<br />

Tab. 4-18 Quantile für Erwachsene – chronische Exposition<br />

Beschreibung der Variablen im finalen Modell zu chronischer<br />

Exposition (erwachsene Probanden ≥ 15 Jahre)<br />

kumulative lebenslange, chronische Exposition gegenüber<br />

Insektiziden in Innenräumen (aufenthaltszeitgewichtet)<br />

num. Wert der Perzentile<br />

Variablenname<br />

SUMINSC<br />

33. Perzentile von SUMINSC 203,82 INSECQ33<br />

50. Perzentile von SUMINSC 515,04 INSECQ50<br />

66. Perzentile von SUMINSC 1094,57 INSECQ66<br />

kumulative lebenslange, chronische Exposition gegenüber<br />

Holzschutzmitteln (aufenthaltszeitgewichtet)<br />

SUM_HSMW<br />

33. Perzentile von SUM_HSMW 34,57 HOLZCQ33<br />

50. Perzentile von SUM_HSMW 115,24 HOLZCQ50<br />

66. Perzentile von SUM_HSMW 271,17 HOLZCQ66<br />

kumulative, lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden<br />

aus Baumschulen als gewichteter Abstandsscore<br />

SUM_BS<br />

33. Perzentile von SUM_BS 0,00002624 BAUM_Q33<br />

50. Perzentile von SUM_BS 0,00006085 BAUM_Q50<br />

66. Perzentile von SUM_BS 0,00015700 BAUM_Q66<br />

kumulative, lebenslange Exposition gegenüber Pestiziden<br />

aus der Landwirtschaft als gemeindespezifischer Index<br />

SUM_LAND<br />

25. Perzentile von SUM_LAND 418,25 LAND_Q25<br />

50. Perzentile von SUM_LAND 984,26 LAND_Q50<br />

75. Perzentile von SUM_LAND 1840,82 LAND_Q75<br />

Die weiteren Variablen:<br />

- Kopflausbehandlungen,<br />

- Tierparasitenbehandlungen,<br />

- Absstandsscore zu Bahndamm und<br />

- berufliche Belastungen<br />

sind nach “jemals” vs. “niemals exponiert” in die finalen Modelle einbezogen worden.<br />

Für die Entität ALL wurden zusätzlich separate Analysen für Probanden unter 15<br />

Jahren (Kinder) durchgeführt.<br />

Um ausreichende Besetzungszahlen für die Analysen zur Entität ALL für Probanden<br />

unter 15 Jahren zu gewährleisten, wurde abweichend vom Vorgehen bei den übrigen<br />

diagnostischen Entitäten für alle Variablen nach “jemals” vs. “niemals exponiert” ka-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 224 von 347


tegorisiert. Das finale Modell für die chronische Exposition bei Kindern basiert auf<br />

den folgendenVariablen:<br />

- Insektizidscore (aufenthaltszeitgewichtet)<br />

- Holzschutzmittelscore (aufenthaltszeitgewichtet)<br />

- Kopflausbehandlungen<br />

- Tierparsitenbehandlungen<br />

- Abstandsscore zu Baumschulen (aufenthaltszeitgewichtet)<br />

- soziale Schicht.<br />

Die Exposition gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft wurde zunächst anhand<br />

des Medians in niedrig (Referenz) und höher exponierte Probanden unterschieden.<br />

Da bei den Mädchen ein Modell mit dieser Variablen nicht anzupassen war, wurde<br />

diese Variable aus dem endgültigen Modell ausgeschlossen.<br />

Exponiert entlang von Bahndämmen gemäß des Abstandsscores (50m Zone) waren<br />

insgesamt nur 3 Kinder. Diese Variable wurde daher ebenfalls nicht ins das Modell<br />

aufgenommen. Eine Berufsanamnese zu Pestiziden im beruflichen Umfeld liegt für<br />

diese Altersgruppe aus methodischen Gründen nicht vor (unter Berücksichtigung des<br />

Latenzkriteriums von 2 Jahren sind hier höchstens die ersten 13 Lebensjahre expositionsrelevant).<br />

4.7.1 Tabellarische und graphische Darstellung der Ergebnisse für die chronische<br />

Exposition<br />

Zur Darstellung der Ergebnisse für die chronische Exposition werden für jede diagnostische<br />

Entität zwei Tabellen angegeben. Die erste Tabelle (Tab. A) enthält jeweils<br />

das adjustierte Odds Ratio für die verschiedenen Expositionsvariablen einschließlich<br />

der modellbasierten 95%-Konfidenzintervalle. Die ebenfalls angegebenen<br />

p-Werte beziehen sich auf das adjustierte OR und geben die Wahrscheinlichkeit dafür<br />

an, dass der geschätzte Parameter von 1,0 verschieden ist. Die hier angegebenen<br />

adjustierten Odds Ratios berücksichtigen gleichzeitig die Effekte aller Expositionsvariablen<br />

und Confounder (Tabelle B) im Modell.<br />

Weiterhin werden die OR auch graphisch dargestellt. Unter jeder Graphik werden die<br />

Odds Ratio für den linearen Trend zur chronischen Exposition gegenüber Insektiziden,<br />

Holschutzmitteln und aufenthaltszeitgewichtete Abstände zu Baumschulen angegeben.<br />

Das OR für den linearen Trend wurde bestimmt, in dem in einem weiteren<br />

Modell die aufsteigenden Quartile der Expositionsscores für Insektizide, Holzschutzmittel<br />

i.S. einer stetigen Variable eingesetzt wurden. In einem zusätzlichen Modell<br />

wurde dann der Abstandsscore zu Baumschulen i.S. einer stetigen Variable eingesetzt.<br />

Alle übrigen Modellvariablen bleiben wie beim Modell der akuten Exposition<br />

hierbei jeweils unverändert. Nach Anpassung dieser modifizierten Modelle entspricht<br />

das OR für den jeweiligen Expositionsscore jeweils dem Anstieg des OR beim Übergang<br />

von einer Expositionskategorie zur nächst höheren Kategorie. Aufgrund der<br />

beschriebenen Umsetzung im modifizierten Modell stellt dieses OR ein Maß für einen<br />

linearen Trend über die Kategorien des Expositionsscores dar (OR Trend). Bei einem<br />

OR Trend über 1,0 ist der Trend aufsteigend ("positiv", d.h. höhere OR für höhere<br />

Exposition), bei einem OR Trend unter 1,0 dagegen absteigend ("negativ", d.h. nied-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 225 von 347


igere OR für höhere Exposition). Angegeben wird ausschließlich das adjustierte OR<br />

Trend zusammen mit seinem 95% Konfidenzintervall. Der p-Wert für dieses OR<br />

Trend erlaubt eine Einschätzung der statistischen Signifikanz des auf die hier beschriebene<br />

Weise ermittelten Trendmaßes.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 226 von 347


4.8 Aggregationsebene <strong>II</strong><br />

4.8.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />

Tab. 4-19 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), LYMPH, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 746<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,49 1,19 1,86 0,0004<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,84 1,47 2,30 0,0000<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,93 0,74 1,17 0,5369<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,14 0,94 1,38 0,1727<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,21 0,94 1,56 0,1417<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,85 0,67 1,07 0,1565<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,95 0,78 1,15 0,5826<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,06 0,82 1,37 0,6604<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 227 von 347


Forts. Tab. 4-19<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-20 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), LYMPH, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 466<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,56 1,19 2,05 0,0015<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,17 0,87 1,58 0,2929<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,85 0,67 1,09 0,2015<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,05 0,82 1,34 0,6921<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,93 1,74 0,1352<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,90 0,66 1,24 0,5319<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,04 0,81 1,34 0,7404<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,11 0,81 1,52 0,5304<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 229 von 347


Forts. Tab. 4-20<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


4.8.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />

Tab. 4-21 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NLYMP, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 126<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,45 0,92 2,30 0,1079<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,12 1,35 3,34 0,0011<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,27 0,81 1,99 0,3008<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,18 0,80 1,76 0,4035<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,05 0,62 1,79 0,8628<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,22 0,77 1,91 0,4008<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,14 0,76 1,73 0,5250<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,54 0,28 1,04 0,0641<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 232 von 347


Forts. Tab. 4-21<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-22 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NLYMP, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 92<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,37 0,79 2,36 0,2594<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,63 0,94 2,82 0,0815<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,21 0,76 1,93 0,4272<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,52 0,96 2,39 0,0746<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,67 0,35 1,29 0,2360<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,02 0,57 1,82 0,9528<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,28 0,77 2,11 0,3437<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,42 0,18 0,97 0,0417<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 234 von 347


Forts. Tab. 4-22<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


4.9 Aggregationsebene I<br />

4.9.1 Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />

4.9.1.1 Kinder unter 15 Jahren<br />

Tab. 4-23 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ALL, Jungen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 41<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,58 0,25 1,33 0,1975<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,47 0,50 4,31 0,4843<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,44 0,14 1,38 0,1586<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,25 0,48 3,22 0,6447<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,20 0,47 3,08 0,6976<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-24 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ALL, Mädchen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 24<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,62 0,51 5,16 0,4153<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,41 0,37 5,27 0,6141<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,22 0,04 1,14 0,0710<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,51 0,11 2,29 0,3778<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,28 0,07 1,16 0,0805<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />

Jungen


4.9.1.2 Erwachsene<br />

Tab. 4-25 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ALL, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 32<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,44 3,64 0,6594<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,49 0,99 6,24 0,0522<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,60 0,20 1,83 0,3734<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 2,67 1,21 5,91 0,0153<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,30 3,40 0,9863<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,87 0,67 5,21 0,2317<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,09 0,47 2,54 0,8463<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,40 0,07 2,13 0,2805<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 240 von 347


Forts. Tab. 4-25<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-26 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ALL, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 14<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,23 0,05 1,11 0,0674<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,85 0,14 4,99 0,8550<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,53 0,12 2,26 0,3908<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,64 0,17 2,47 0,5206<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,53 0,54 11,77 0,2369<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,61 0,42 6,19 0,4917<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,95 0,24 3,79 0,9406<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,73 0,07 7,35 0,7893<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 242 von 347


Forts. Tab. 4-26<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

0,09 0,05<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

10,54 11,41 11,7<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

0,07 0,047<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


4.9.2 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (ANLL)<br />

Tab. 4-27 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ANLL, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 73<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,72 0,94 3,15 0,0795<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,20 1,23 3,93 0,0080<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,20 0,65 2,22 0,5623<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,36 0,81 2,26 0,2409<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,90 0,43 1,85 0,7663<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 2,09 1,20 3,62 0,0089<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,38 0,79 2,41 0,2538<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,42 0,16 1,10 0,0775<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 245 von 347


Forts. Tab. 4-27<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-28 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), ANLL, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 65<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,57 0,84 2,94 0,1614<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,94 1,01 3,73 0,0464<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,20 0,69 2,09 0,5105<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,48 0,87 2,52 0,1469<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,59 0,27 1,30 0,1901<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,71 0,32 1,55 0,3846<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,16 0,64 2,12 0,6255<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,33 0,11 0,96 0,0424<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 247 von 347


Forts. Tab. 4-28<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL)<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


4.9.3 Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)<br />

Tab. 4-29 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), CNLL, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 53<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,17 0,59 2,31 0,6509<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,04 1,04 4,01 0,0373<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,46 0,76 2,81 0,2505<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,01 0,55 1,85 0,9868<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,23 0,56 2,69 0,6113<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,47 0,20 1,13 0,0931<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,96 0,51 1,79 0,9006<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,64 0,27 1,53 0,3174<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 250 von 347


Forts. Tab. 4-29<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-30 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), CNLL, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 27<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,78 0,28 2,21 0,6434<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,13 0,42 3,04 0,8066<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,22 0,52 2,90 0,6450<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,56 0,68 3,55 0,2913<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,90 0,28 2,89 0,8600<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,98 0,80 4,88 0,1402<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,35 0,55 3,30 0,5138<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,53 0,14 2,01 0,3500<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 252 von 347


Forts. Tab. 4-30<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Chronische nicht-lymphatische Leukämie (CNLL)<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


4.9.4 Plasmozytom, Multiples Myelom (MM)<br />

Tab. 4-31 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), MM, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 119<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,69 1,05 2,74 0,0313<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 3,65 2,30 5,79 0,0000<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,08 0,67 1,73 0,7647<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,67 1,12 2,48 0,0113<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,41 0,82 2,43 0,2147<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,99 0,62 1,58 0,9547<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,86 0,56 1,31 0,4863<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,01 0,58 1,74 0,9814<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 255 von 347


Forts. Tab. 4-31<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-32 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), MM, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 86<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,19 1,27 3,77 0,0046<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,46 0,81 2,61 0,2048<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,86 0,52 1,41 0,5435<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,11 0,68 1,81 0,6824<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,29 0,69 2,40 0,4222<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,10 0,59 2,04 0,7728<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,89 0,53 1,47 0,6374<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,95 0,51 1,76 0,8674<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 257 von 347


Forts. Tab. 4-32<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Multiples Myelom (MM)<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


4.9.5 Niedrig maligne Non-Hodgkin-Lymphome, einschließlich CLL (NHLNC)<br />

Tab. 4-33 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NHLNC, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 373<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,45 1,09 1,93 0,0103<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,41 1,05 1,89 0,0236<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,09 0,82 1,46 0,5398<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,95 0,74 1,21 0,6670<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,73 1,40 0,9557<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,85 0,63 1,13 0,2597<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,92 0,72 1,19 0,5290<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,14 0,83 1,57 0,4237<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 260 von 347


Forts. Tab. 4-33<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-34 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NHLNC, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 243<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,59 1,12 2,26 0,0095<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,27 0,87 1,84 0,2138<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,84 0,62 1,15 0,2855<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,06 0,78 1,45 0,7131<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,22 0,81 1,83 0,3461<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,67 0,43 1,03 0,0687<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,04 0,75 1,43 0,8178<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,07 0,73 1,59 0,7165<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 262 von 347


Forts. Tab. 4-34<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Niedrig maligne NHL (NHLNC)<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


4.9.6 Hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)<br />

Tab. 4-35 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NHLH, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 162<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,76 1,15 2,70 0,0096<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 2,03 1,35 3,05 0,0006<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,78 0,50 1,22 0,2704<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,16 0,82 1,65 0,3996<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,79 1,14 2,82 0,0121<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,72 0,46 1,14 0,1574<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,01 0,70 1,45 0,9775<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,20 0,76 1,90 0,4372<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 265 von 347


Forts. Tab. 4-35<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 4-36 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), NHLH, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 88<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,48 0,86 2,53 0,1571<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,00 0,56 1,79 0,9960<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,99 0,60 1,64 0,9784<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,35 0,85 2,16 0,2045<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,21 0,66 2,20 0,5413<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,17 0,65 2,10 0,5924<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,92 0,56 1,52 0,7552<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,70 0,95 3,06 0,0749<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 267 von 347


Forts. Tab. 4-36<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Hoch maligne NHL (NHLH)<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


5 Diskussion<br />

5.1 Ergebnisse des finalen Modells zur akuten Exposition durch Pestizide<br />

5.1.1 Zusammenfassung der Ergebnisse zu lymphatischen Entitäten (LYMPH)<br />

Für die lymphatischen Entitäten (hier wurden in der Aggregationsebene <strong>II</strong> die<br />

lymphatischen Einzelentitäten: akute lymphatische Leukämie (ALL), Multiples Myelom<br />

(MM), niedrig malignes Non-Hodgkin-Lymphom einschließlich CLL (NHLNC) und<br />

hoch malignes Non-Hodgkin-Lymphom zusammengefaßt) wurden signifkant erhöhte<br />

Odds Ratios für die akute Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />

berechnet.<br />

Für die Männer wird bei den Insektiziden eine signifikante Erhöhung des Risikos für<br />

die Expostionskategorie 2 (oberhalb Median) gefunden (OR=1,50; KI 1,19 – 1,89;<br />

p=0,0005). Das OR für die untere Expositionskategorie ist ebenfalls erhöht, erreicht<br />

jedoch nicht die statistische Signifikanz. Beobachtet wird außerdem ein Anstieg des<br />

Risikoschätzers von der unteren zur oberen Expositionskategorie. Das OR für den<br />

linearen Trend ist statistisch signifikant erhöht (OR Trend=1,17; p=0,0001) Für Holzschutzmittel<br />

werden für beide Expositionskategorien erhöhte OR (Exp.Kat. 1 OR=<br />

1,38; KI 1,10 – 1,73; p=0,0061/ Exp.Kat. 2 OR = 1,35; KI 1,08 – 1,69; p=0,0095) gefunden,<br />

die die statitische Signifikanz erreichen, jedoch ist hier kein Anstieg des OR<br />

in höheren Expositionskategorie festzustellen, das OR für linearen Trend ist erhöht,<br />

erreicht jedoch nicht die statistische Signifikanz (OR Trend=1,08; p=0,0568).<br />

Für Frauen werden bei den Insektiziden signifikant erhöhte Risikoschätzer in beiden<br />

Expositionskategorien (Exp.Kat. 1 OR= 1,68; KI 1,23 – 2,30; p=0,0012/ Exp.Kat. 2<br />

OR = 1,77; KI 1,33 – 2,37; p=0,0001) beobachtet, verbunden mit einem Anstieg von<br />

der unteren zur oberen Expositionskategorie. Für Holzschutzmittel wird lediglich in<br />

der oberen Expositionskategorie ein erhöhtes OR beobachtet (OR=1,43; KI 1,02 –<br />

2,01; p=0,0404), für die erste Kategorie wird hier kein erhöhtes Risiko gesehen (OR<br />

=1,00).<br />

Für die akute Exposition gegenüber Gartenpestiziden wird nur bei den Frauen ein<br />

deutlich erhöhtes Risiko beobachtet. Diese Erhöhung des Risikos wird jedoch nur für<br />

die Expositionskategorie 1 (unterhalb des Median) gesehen (OR=1,41; KI 0,94 –<br />

2,12; p=0,1005), in der Kategorie 2 (oberhalb des Median) liegt der Schätzer bei<br />

1,01. Bei den Männern liegen die Schätzer ebenfalls nur wenig über 1,0. Keines der<br />

OR erreicht statistische Signifikanz.<br />

Die Odds Ratios zum Abstandsscore zu Baumschulen sind bei Männern und Frauen<br />

jeweils in beiden Expositionskategorien (Exp.Kat 1 OR = ca. 1,1 / Exp.Kat. 2 OR =<br />

ca. 1,2) erhöht, ohne dass das Niveau der statistischen Signifikanz erreicht wird. Bei<br />

beiden Geschlechtern wird ein Ansteigen über die Expositionskategorien beobachtet.<br />

Das OR für linearen Trend ist sowohl bei Männern als bei den Frauen leicht erhöht,<br />

erreicht jedoch jeweils nicht die statistische Signifikanz (Männer:OR Trend=1,07;<br />

95% KI 0,98 – 1,17; p=0,1492 / Frauen: OR Trend=1,04; KI 0,93 – 1,17; p=0,4498).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 270 von 347


Die Risikoschätzer für Kopflausbehandlungen und Tierparasitenbehandlungen, den<br />

Abstandsscore zu Bahndämmen, Landwirtschaftsscore und die berufliche Pestizidexposition<br />

liegen sowohl bei Frauen als auch Männern um 1,0.<br />

5.1.2 Zusammenfassung der Ergebnisse zu nicht-lymphatischen Entitäten<br />

(NLYMP)<br />

Wie bei den lymphatischen Entitäten werden auch bei den nicht-lymphatischen Entitäten<br />

(Aggregationsebene <strong>II</strong>: akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL) und chronische<br />

nicht lymphatische Leukämie (CNLL)) signifikant erhöhte Risikoschätzer für die<br />

akute Exposition gegenüber Insektizdien und Holzschutzmitteln bei beiden Geschlechtern<br />

beobachtet.<br />

Bei den Männern zeigt sich für Insektizide ein Anstieg des Risikoschätzers von der<br />

unteren zu oberen Expositionskategorie, nur das OR der oberen Kategorie erreicht<br />

statistische Signifikanz (Exp.Kat. 2 OR=1,81; KI 1,13 – 2,91; p=0,0135). Der deutlich<br />

ansteigende Trend zeigt sich auch in dem OR für linearen Trend (OR Trend=1,21;<br />

p=0,0251). Bei Holzschutzmitteln ist das OR der unteren Kategorie höher als in der<br />

oberen und nur das der Kategorie 1 erreicht die statistische Signifikanz (Exp.Kat. 1<br />

OR=1,65; KI 1,02 – 2,68; p=0,0423). Für die Gartenpestizide stellt sich die Verteilung<br />

der siginifkanten Erhöhungen bei den OR in gleicher Weise dar wie bei den Holzschutzmitteln<br />

(Exp. Kat. 1 OR = 1,72; KI 1,03 – 2,90; p=0,0390), gleichzeitig liegt hier<br />

jedoch das OR für die obere Expositionskategorie unterhalb von 1,0.<br />

Bei den Frauen werden in den gleichen Expositionskategorien wie bei den Männern<br />

die höheren Risikoschätzer für die akute Exposition gegenüber Insektiziden, Holzschutzmitteln<br />

und Gartenpestiziden beobachtet. Bei den Insektiziden ist der Schätzer<br />

für die Expositionskategorie 2 stärker erhöht als der für die Expositionskategorie 1<br />

und erreicht zudem statistische Signifikanz (OR= 1,79; KI 1,04 – 3,09; p=0,0355; OR<br />

Trend=1,22; p=0,0428). Wie bei den Männern ist bei den Frauen für Holzschutzmittel<br />

und Gartenpestizide jeweils das OR in der ersten Expositionskategorie stärker erhöht.<br />

Die Risikoschätzer und das jeweilige OR für den linearen Trend sind hier nicht<br />

statistisch signifikant erhöht.<br />

Für den Abstandsscore zu Baumschulen besteht hier zwischen Männern und Frauen<br />

keine Konsistenz in den Ergebnissen. Die OR für Männer liegen über 1,0, die Risikoschätzer<br />

für Frauen unter 1,0. Keines der OR erreicht die statistische Signifikanz.<br />

Das OR für den linearen Trend liegt hier jeweils unter 1,0.<br />

Gleichermaßen erhöhte OR bei Männern und Frauen (OR jeweils ca. 1,2) werden für<br />

die Behandlung von Kopfläusen gefunden. Das OR für die Tierparasitenbehandlungen<br />

ist bei den Frauen größer als bei den Männern (Frauen: OR = 1,51; KI 0,95 –<br />

2,40; 0,0781 / Männer: OR= 1,19; KI 0,80- 1,77; p=0,3806). Für den Abstandsscore<br />

zu Bahndämmen und für den Landwirtschaftsscore werden für Frauen und Männer<br />

OR über 1,0 errechnet, ohne daß die Schätzer statistisch signifikant werden. Für die<br />

berufliche Belastung wird bei Männern und Frauen ein erniedrigtes Risiko gezeigt.<br />

5.1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse zur akuten lymphatischen Leukämie<br />

(ALL)<br />

Für Frauen ist hier ein Modell nicht anzupassen, da bei den Insektiziden insgesamt<br />

nur 3 von 14 Fällen akut exponiert waren. Eine Überprüfung auf Konsistenz der Er-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 271 von 347


gebnisse zwischen Männern und Frauen ist daher für dieses finale Modell nicht möglich.<br />

Für die Männer werden bei Insektiziden und Holzschutzmitteln erhöhte Risiken beobachtet,<br />

jedoch erreichen die Risikoschätzer nicht das Niveau der statistischen Signifikanz.<br />

Weiterhin sind hier die Risikoschätzer für die akute Exposition im Garten höher<br />

als die für Insektizide und Holzschutzmittel. Für die obere Expositionskategorie wird<br />

ein statistisch signifikantes OR errechnet (OR = 3,91; KI 1,04 – 14,65; p= 0,0434).<br />

Für alle drei Bereiche ist ein Anstieg des Risikoschätzers von der unteren Kategorie<br />

zur oberen Expostionskategorie zu beobachten. Die OR für linearen Trend sind größer<br />

1,0, erreichen jedoch für keinen der drei Expositionsbereiche die statistische<br />

Signifikanz.<br />

Für den Abstandsscore zu Baumschulen werden erhöhte, jedoch nicht signifikante<br />

Odds Ratios ermittelt. Der Risikoschätzer für die untere Expositionskategorie liegt mit<br />

OR = 1,35 leicht über dem der zweiten Expositionskategorie (OR = 1,18), ein linearer<br />

Anstieg über die Kategorien ist somit nicht zu beobachten (OR für linearen Trend =<br />

1,07; p=0,7503).<br />

Für die Exposition gegenüber Tierparasitenbehandlungen wird für Männer ein signifikant<br />

erhöhtes OR (OR = 2,71; KI 1,22 – 6,02; p=0,0140) errechnet. Ebenfalls erhöht<br />

ist das OR für den Abstandsscore zu Bahndämmen. Für alle weiteren Expositionen<br />

sind die OR erniedrigt. Für keinen dieser Expositionsbereiche wird ein OR statistisch<br />

signifikant.<br />

5.1.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zur akuten nicht-lymphatischen Leukämie<br />

(ANLL)<br />

Für die Einzelentität ANLL wird für Insektizide sowohl bei den Männern als auch bei<br />

den Frauen in der oberen Expositionskategorie (= Median) ein signifikant erhöhtes<br />

OR über 2,0 beobachtet (Männer: OR = 2,12; KI 1,14 – 3,95; p=0,0175 / Frauen: OR<br />

= 2,40; KI 1,27 – 4,54; p=0,0070). Der Risikoschätzer für die untere Kategorie ist jedoch<br />

nur bei den Männern erhöht. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen<br />

wird in der unteren Kategorie nicht die statistische Signifikanz erreicht. Die Odds Ratios<br />

zeigen für Männer und Frauen einen statistisch signifikant ansteigenden Trend<br />

(Männer: OR Trend=1,31; p=0,0166 / Frauen: OR Trend=1,32; p=0,0169).<br />

Die Risikoschätzer für Holzschutzmittel sind bei den Frauen stärker erhöht (Exp.Kat.<br />

1 OR = 1,91 / Exp.Kat. 2 OR = 2,01) als bei den Männern (Exp.Kat. 1 OR = 1,44 /<br />

Exp.Kat. 2 OR = 1,22). Keiner der Risikoschätzer wird statistisch signifikant. Auch<br />

das OR für den linearen Trend ist bei den Frauen höher (Männer: OR Trend=1,09;<br />

p=0,4322 / Frauen: OR Trend=1,27; p=0,0881), erreicht jedoch bei beiden Geschlechtern<br />

nicht die statistische Signifikanz.<br />

Für die Gartenpestizide werden hier keine konsistenten Ergebnisse ermittelt. Die OR<br />

für Männer liegen leicht über dem numerischen Wert von 1,0, die für Frauen leicht<br />

unter 1,0.<br />

Die OR für den Abstandsscore zu Baumschulen sind sowohl für Männer als auch für<br />

Frauen erniedrigt. Für keines der OR wird die statistische Signifikanz erreicht. Bis auf<br />

die Exposition gegenüber Pestiziden an Bahndämmen werden für Männer und Frauen<br />

in allen Variablen konsistente Ergebnisse errechnet. Während für Männer das OR<br />

für den Abstandsscore zu Bahndämmen siginifikant erhöht (OR=2,08; KI 1,19 – 3,60;<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 272 von 347


0,0093) ist, liegt bei den Frauen der Risikoschätzer unter 1,0 (OR=0, 71; KI 0,32 –<br />

1,57; 0,3939).<br />

5.1.5 Zusammenfassung der Ergebnisse zur chronischen nicht-lymphatischen<br />

Leukämie (CNLL)<br />

Für diese Entität werden bei den Insektiziden weder für Männer noch für Frauen signifikante<br />

Risikoschätzer ermittelt. Bei den Frauen werden für beide Kategorien erniedrigte<br />

OR berechnet, bei den Männern dagegen liegt das OR für die obere Expositionskategorie<br />

deutlich über 1,0 (OR = 1,46; KI 0,72 – 2,93; p=0,2912). Auch die<br />

OR für den linearen Trend sind entsprechend unterschiedlich zwischen den Geschlechtern<br />

(Männer: OR Trend=1,11; p=0,4025 / Frauen: OR Trend=0,99;<br />

p=0,9438).<br />

Bei den Holzschutzmitteln sind die OR für Männer in beiden Kategorien deutlich erhöht<br />

(Exp.Kat. 1 OR = 1,96 / Exp.Kat. 2 OR = 1,87), ohne dass die statistische Signifikanz<br />

erreicht wird. Das OR für linearen Trend zeigt einen statistisch signifikant ansteigenden<br />

Trend (OR Trend=1,27; p=0477). Für Frauen wird nur in der ersten Expositionskategorie<br />

ein erhöhtes OR (OR=1,44; KI 0,52-4,01; p=0,4801) errechnet, die<br />

Riskoschätzer werden nicht statistisch signifikant, das OR für linearen Trend liegt<br />

unter 1,0.<br />

Für die Gartenpestizide sind die OR der unteren Expositionskategorie sowohl bei<br />

Männern als auch bei Frauen deutlich erhöht (Männer: OR = 2,40; KI 1,20 – 4,76;<br />

p=0,0124 / Frauen: OR = 1,84; KI 0,49 – 6,98; p=0,3693). In der oberen Expostionskategorie<br />

wird diese Erhöhung nicht gesehen. Der Risikoschätzer erreicht nur in<br />

der ersten Kategorie bei Männern das Niveau der statistischen Signifikanz.<br />

Für den Abstandsscore zu Baumschulen werden bei den Männern erhöhte Risikoschätzer<br />

beobachtet, die jedoch nicht statistisch signifikant werden. Das OR für die<br />

untere Expositionskategorie (OR = 1,58) ist höher als das der oberen Kategorie (OR<br />

= 1,23). Bei den Frauen ist ebenfalls das OR der unteren Kategorie höher (OR =<br />

1,33), das OR der oberen Kategorie liegt wenig unter 1,0 (OR = 0,90). Die OR für<br />

den linearen Trend liegen um 1,0.<br />

Für alle übrigen Expositionen werden keine signifikanten Risikoschätzer beobachtet.<br />

Für den Abstandsscore zu Bahndämmen und den Landwirtschaftsscore werden für<br />

Frauen deutlich erhöhte OR beobachtet, für Männern dagegen Risikoschätzer unter<br />

1,0. Für die weiteren Variablen sind die Ergebnisse für Frauen und Männern in Bezug<br />

auf eine Erhöhung des Risikoschätzer >1,0 bzw. auf einen Schätzer < 1,0 konsistent.<br />

5.1.6 Zusammenfassung der Ergebnisse zu Multiples Myelom, Plasmozytom<br />

(MM)<br />

Für die Insektizide zeigen sich hier deutlich erhöhte Risikoschätzer, insbesondere für<br />

die Frauen, bei denen für beide Kategorien statistisch signifikante OR berechnet<br />

wurden (Frauen: Exp.Kat. 1 OR = 2,29; KI 1,21 – 4,32; p=0,0103 / Exp.Kat. 2 OR =<br />

2,30; KI 1,32 – 4,01; 0,0034). Auch das OR für den linearen Trend zeigt bei beiden<br />

Geschlechtern einen statistischen signifikanten Anstieg (Männer: OR Trend=1,21;<br />

p=0,0239 / Frauen: OR Trend=1,37; p=0,0010).<br />

Bei den Männern wird sowohl für die Insektizide als auch für die Holzschutzmittel ein<br />

Anstieg der Risikoschätzer von der unteren zur oberen Expositionskategorie beob-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 273 von 347


achtet. Bei den Holzschutzmitteln sind die OR bei den Männern deutlich größer 2,0<br />

(Männer: Exp.Kat. 1 OR = 2,27; KI 1,36 – 3,77; p=0,0017 / Exp.Kat. 2 OR = 2,48; KI<br />

1,54 – 4,01; 0,0002). Bei den Frauen wird ebenfalls ein Anstieg der OR über die Kategorien<br />

gesehen, signifikant wird der Risikoschätzer nur für die obere Kategorie. In<br />

dieser Kategorie wird auch bei den Frauen ein Risikoschätzer größer 2,0 berechnet<br />

(Frauen: Exp.Kat. 1 OR = 2,20; KI 1,15 – 4,22; p=0,0172). Das OR für linearen Trend<br />

zeigt auch für diesen Expositionsbereich einen statistisch signifikant ansteigenden<br />

Trend (Männer: OR Trend=1,29; p=0,0018 / Frauen: OR Trend=1,43; p=0,0018).<br />

Bei den Gartenpestiziden liegt das OR für die untere Kategorie bei Männern und<br />

Frauen über 1,0, das OR für die obere Kategorie unter 1,0 (jeweils nicht signifikant).<br />

Die Risikoschätzer für den Abstandsscore zu Baumschulen liegt sowohl bei den<br />

Männern als auch bei den Frauen in der unteren Kategorie um 1,0 und steigt jeweils<br />

in der zweiten Expositionskategorie auf ein OR von >1,2 an. Die OR erreichen nicht<br />

die statistische Signifikanz. Das OR für linearen Trend liegt jeweils bei OR=1,10, ohne<br />

dass die statistische Signifikanz erreicht wird.<br />

Die Risikoschätzer für die weiteren Expositionen liegen bei Männern und Frauen jeweils<br />

um 1,0 (nicht signifikant). Eine Ausnahme bildet das OR zu Tierparasitenbehandlungen<br />

bei den Männern (OR = 1,69; KI 1,13 – 2,50; p=0,0097).<br />

5.1.7 Zusammenfassung der Ergebnisse zu niedrig malignen Non-Hodgkin-<br />

Lymphomen einschließlich CLL (NHLNC)<br />

Bei den Insektiziden wird für Männer und Frauen ein statistisch signifikantes Ansteigen<br />

der OR über die Expsoitionskategorien beobachtet (Männer: OR Trend=1,11;<br />

p=0,0398 / Frauen: OR Trend=1,25; p=0,0003). Die OR für die Risikoschätzer liegen<br />

bei den Männern allerdings niedriger als die OR bei den Frauen. Für Frauen wird für<br />

die Expositionskategorie 2 ein signifikant erhöhtes OR berechnet (OR = 1,82; KI 1,27<br />

– 2,60; p=0,0011).<br />

Bei den Holzschutzmitteln sind die Risikoschätzer bei den Männern in beiden Kategorien<br />

erhöht, ohne dass statistische Signifikanz erreicht wird. Das OR für die untere<br />

Expositionskategorie (OR = 1,28) liegt etwas höher als das OR der oberen Kategorie<br />

(OR = 1,14). Bei den Frauen wird für die Expositionskategorie 1 ein OR unter 1,0<br />

berechnet (OR = 0,95), für die obere Kategorie ein OR von 1,16. Keines der OR ist<br />

statistisch signifikant. Das OR für den linearen Trend liegt jeweils um 1,0, ebenfalls<br />

ohne dass die statistische Signifikanz erreicht wird.<br />

Auch bei den Risikoschätzern für die Gartenpestizide ist bei den Frauen nur der Risikoschätzer<br />

der unteren Kategorie erhöht, bei den Männern liegen die numerischen<br />

Werte der OR nur wenig über 1,0. Keiner der Risikoschätzer ist statistisch signifikant.<br />

Die Ergebnisse zu den Risikoschätzern für den Abstandsscore zu Baumschulen sind<br />

bei Männern und Frauen in der ersten Expositionskategorie konsistent. Die OR liegen<br />

jeweils über 1,2. Bei Männern und Frauen sinken die Risikoschätzer in der zweiten<br />

Exposoitionskategorie ab, bei den Männern (OR = 1,00) stärker als bei den Frauen<br />

(OR =1,18). Für keinen der Risikoschätzer wird eine statistische Signifikanz ermittelt.<br />

Die OR für den linearen Trend liegen um 1,0.<br />

Die numerischen Werte der OR der weiteren Expositionsvariablen liegen bei Männern<br />

und Frauen um 1,0.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 274 von 347


5.1.8 Zusammenfassung der Ergebnisse zu hoch malignen Non-Hodgkin-<br />

Lymphomen (NHLH)<br />

Deutlich erhöhte und signifikante Risikoschätzer werden in dieser Entität sowohl für<br />

Männer als auch für Frauen bei den Insektiziden beobachtet. Bei den Männern wird<br />

ein Anstieg des OR über die Expositionskategorien boebachtet (Exp.Kat. 1 OR =<br />

1,61; KI 1,04 – 2,51; p=0,0346, Exp.Kat. 2 OR = 2,37; KI 1,57 – 3,58; p=0,0000). Das<br />

OR für den linearen Trend ist statistisch signifikant erhöht (OR Trend=1,32;<br />

p=0,0002). Bei den Frauen ist das OR für den Risikoschätzer in der unteren Expositionskategorie<br />

(< Median) höher als das OR der Expositionskategorie 2 (Exp.Kat. 1<br />

OR = 2,35; KI 1,25 – 4,39; p=0,0076, Exp.Kat. 2 OR = 2,00; KI 1,15 – 3,4 8;<br />

p=0,0147). Das OR für linearen Trend wurde mit 1,25 berechnet (p=0,0219).<br />

Bei den Holzschutzmitteln werden für die Männer höhere Risikoschätzer berechnet<br />

als für Frauen, umgekehrt ist es bei den Gartenpestiziden. Die OR für linearen Trend<br />

liegen jeweils wenig über 1,0 und werden in beiden Expositionsbereichen nicht statistisch<br />

signifikant.<br />

Die Risikoschätzer für den Abstandsscore zu Baumschulen sind hier für Männer<br />

deutlich signifikant erhöht (Exp.Kat. 1 OR = 1,64; KI 1,08 – 2,49; p=0,0196, Exp.Kat.<br />

2 OR = 1,74; KI 1,10 – 2,73; p=0,0173). Ein Anstieg über die Expositionskategorien<br />

wird ebenfalls beobachtet, das OR für den linearen Trend ist statistisch signifikant<br />

erhöht (OR Trend=1,20; p=0,0252). Bei den Frauen wird nur in der oberen Expositionskategorie<br />

ein erhöhtes OR berechnet. Keines der OR für Holzschutzmittel erreicht<br />

statistische Signifikanz. Das OR für linearen Trend liegt bei 0,99 (p=0,9598).<br />

Bei Tierparasitenbehandlungen werden für beide Geschlechter erhöhte OR berechnet,<br />

ohne dass diese statistische Signifikanz erreichen. Für Pestizide im Beruf wird<br />

für die Frauen ein deutlich erhöhtes OR beobachtet (OR = 1,68), bei den Männern<br />

liegt das OR ebenfalls über 1,0 (OR = 1,16), beide Schätzer sind nicht statistisch signifikant.<br />

Die Risikoschätzer der weiteren Expositionsvariablen liegen um 1,0.<br />

5.1.9 Zusammenfassung zu OR für linearen Trend<br />

Im Modell der akuten Exposition sind die OR für den linearen Trend bei beiden Geschlechtern<br />

für die Insektizide für nahezu alle Entitäten signifikant erhöht. Eine Ausnahme<br />

stellen nur die Einzelentitäten der CNLL und der ALL dar. Bei den Männern<br />

sind die OR in diesen Entitäten ebenfalls erhöht, erreichen jedoch nicht statistische<br />

Signifikanz. Bei den Frauen kann das Modell für die Entität ALL aufgrund zu geringer<br />

Besetzungszahlen nicht angepaßt werden. Für die Entität CNLL liegt das OR Trend<br />

bei den Frauen wenig unter 1,0.<br />

Für Holzschutzmittel werden im Modell zur akuten Exposition bei den Männern nur<br />

für die Entitäten CNLL und MM signifikant erhöhte OR beobachtet. Für die anderen<br />

Entitäten werden leicht erhöhte OR berechnet. Bei den Frauen wird für Holzschutzmittel<br />

in der Entität MM ein deutlich und signifikant erhöhtes OR für den linearen<br />

Trend gefunden, welches auch in den lymphatischen Entitäten mit einem signifikant<br />

erhöhten OR durchschlägt.<br />

Die OR für den linearen Trend zu Gartenpestiziden in Modell der akuten Exposition<br />

liegen sowohl bei Männern als auch bei Frauen in allen Entitäten um 1,0.<br />

Für den Expositionsbereich “Abstandsscore zu Baumschulen” fällt neben den statistisch<br />

signifikant erhöhten Risikoschätzern für Männer der Einzelentität hoch malignes<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 275 von 347


Non-Hodgkin-Lymphom auch das statistisch signifikante OR für den linearen Trend<br />

auf (OR Trend=1,20; p=0,0252). Für die Frauen kann dies nicht reproduziert werden.<br />

Das OR für den linearen Trend wird hier mit 0,99 (p=0,9598) berechnet. Auf der Aggregationsebene<br />

I (lymphatische Entitäten) kann für Männer ein erhöhtes OR für linearen<br />

Trend beobachtet werden (OR Trend=1,07), das die statistische Signifikanz<br />

nur knapp verfehlt (95%KI 0,98-1,17; p=0,1492). Bei den Frauen zeigt sich für die<br />

lymphatischen Entitäten ein höheres OR für den Risikoschätzen der höheren Expositionskategorie<br />

(= Median; OR=1,26; p=0,1573) im Vergleich zur niedrigeren Kategorie<br />

(< Median; OR=1,10; p=0,5311). Das OR Trend ist leicht erhöht, wird jedoch nicht<br />

statistisch signifikant (OR Trend=1,04; 95% KI 0,93-1,17; p=0,04498).<br />

Insgesamt werden im Modell für die akute Exposition tendenziell bei beiden Geschlechtern<br />

für Insektizide höhere OR für den linearen Trend beobachtet als für<br />

Holzschutzmittel und Gartenpestizide.<br />

5.2 Ergebnisse des finalen Modells zur chronischen Exposition durch Pestizide<br />

5.2.1 Lymphatische Entitäten (LYMPH)<br />

Bei den Männern sind die Risikoschätzer für Insektizide in den beiden Modellen numerisch<br />

nahezu identisch. In beiden Modellen wird nur für die obere Expositionskategorie<br />

die statistische Signifikanz erreicht. Im chronischen Modell ist bei den Holzschutzmitteln<br />

ein Anstieg der Risikoschätzer über die Kategorien zu beobachten. Das<br />

OR für die obere Kategorie ist deutlich und signifikant erhöht (OR = 1,84; KI 1,47 –<br />

2,30; p=0,0000).<br />

Im Vergleich zum Modell für die akute Exposition sind die OR bei den Frauen für Insektizide<br />

und Holzschutzmittel niedriger. Bei den Insektiziden ist nur noch das Risiko<br />

für die obere Kategorie statistisch signifikant. Für die Schätzer zu Holzschutzmitteln<br />

geht hier in der zweiten Expositionskategorie die Signifikanz verloren.<br />

Für die weiteren Variablen werden nahezu übereinstimmende numerische Werte berechnet.<br />

5.2.2 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP)<br />

Für diese Entität werden bei den Männern für die Risikoschätzer zu Insektiziden im<br />

Vergleich zum Modell der akuten Exposition niedrigere numerische Werte beobachtet.<br />

Ein erhöhtes OR wird hier nur noch für die obere Expositionskategorie gesehen.<br />

Für die Frauen dieser Entität wird in beiden Modellen für Insektizide ein OR leicht<br />

unter 1,0 in der unteren Expostionskategorie beobachtet, in der oberen Expositionskategorie<br />

ist das OR im Modell der chronischen Exposition niedriger und verliert die<br />

statistische Signifikanz.<br />

Bei den Holzschutzmitteln wird sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ein<br />

Ansteigen der OR über die Kategorien beobachtet. Bei den Männern ist das Risiko<br />

gegenüber den Schätzern im akuten Modell in der oberen Expositionskategorie deutlich<br />

höher (OR = 2,12; KI 1,35 – 3,34; p=0,0011).<br />

Für die weiteren Variablen des Modells werden im Vergleich zum Modell für die akute<br />

Exposition übereinstimmende numerische Werte für die OR errechnet.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 276 von 347


5.2.3 Einzelentitäten der Aggreagtionsebene I<br />

Wie auf der Aggregationsbene <strong>II</strong> können hier für die Risikoschätzer zu Insektiziden in<br />

den Modellen der chronischen Exposition tendenziell niedrigere numerische Werte<br />

als im Modell für die akute Exposition beobachtet werden.<br />

Für die Entität ALL ist das OR bei den Frauen für Holzschutzmittel im chronischen<br />

Modell statistisch signifikant auf 4,78 (p=0,0263, untere Expositionskategorie) erhöht.<br />

Für Männer ist hier das OR in der oberen Expopsitionskategorie auf 2,49 erhöht, keines<br />

der OR bei Männern erreicht die statistische Signifikanz.<br />

Für die Expositionsvariable Holzschutzmittel wird tendenziell ein Anstieg des OR in<br />

der oberen Expositionskategorie im Vergleich zur akuten Exposition beobachtet.<br />

Verbunden mit diesem Anstieg ist bei einigen Entitäten bei den Männern auch das<br />

Erreichen der statistischen Signifikanz.<br />

5.2.4 Zusammenfassung zu OR für linearen Trend<br />

Bei den Männern werden sowohl für die Aggregationsebene <strong>II</strong> (LYMPH, NLYMP) als<br />

auch für die Einzelentitäten höhere OR für linearen Trend bei den Schätzern für<br />

Holzschutzmittel als für Insektizide beobachtet. Bei den Frauen ist dies weniger deutlich<br />

ausgeprägt.<br />

Die OR für linearen Trend für Holzschutzmittel sind bei den Männern sowohl in den<br />

lymphatischen als auch in den nicht-lymphatischen Entitäten statistisch signifikant<br />

erhöht, für Insektizide wird nur für die lymphatischen Entitäten ein erhöhtes, statitisch<br />

signifikantes OR für linearen Trend berechnet. Bei den Frauen ist das OR für linearen<br />

Trend für Insektizide bei den lymphatischen Entitäten statistisch signifikant über<br />

1,0 erhöht, nicht jedoch das OR für Holzschutzmittel. Umgekehrt verhält es sich bei<br />

den Frauen für nicht-lymphatische Entitäten. Bei nicht-lymphatischen Entitäten wird<br />

für Frauen ein signifikant erhöhtes OR für linearen Trend bei den Holzschutzmitteln<br />

beobachtet, nicht jedoch für Insektizide.<br />

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen ist für die Einzelentität ANLL das OR für<br />

den linearen Trend für Holzschutzmittel statistisch signifikant erhöht. Konsistente Erhöhungen<br />

des OR für linearen Trend für Männer und Frauen werden auch für die<br />

Einzelentitäten Multiples Myelom und niedrig malignes NHL einschließlich CLL für<br />

die Insektizide beobachtet.<br />

5.3 Vergleich zwischen den Ergebnissen der Modelle zu akuter und chronischer<br />

Exposition<br />

Für die lymphatischen Entitäten sowie die Einzelentitäten der lymphatischen Subgruppe<br />

werden deutlich erhöhte und statistisch signifikante Risikoschätzer sowohl für<br />

Männer als auch für Frauen bei den Insektiziden beobachtet. Für nicht-lymphatische<br />

Entitäten und die zugehörigen Einzelentitäten liegen die Risikoschätzer für Holzschutzmittel<br />

sowohl im jeweiligen Modell für die akute als auch für die chronische<br />

Exposition konsistent für beide Geschlechter tendenziell leicht höher als die OR für<br />

Insektizide. Für die Expositionsvariable Holzschutzmittel wird im Vergleich zur akuten<br />

Exposition ein Anstieg des OR in der oberen Expositionskategorie und ein Absinken<br />

in der unteren Kategorie beobachtet. Verbunden mit dem Anstieg des OR ist in vielen<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 277 von 347


Entitäten (LYMPH, NLYMP, ANLL, CNLL, NHLNC, NHLH) bei den Männern auch<br />

das Erreichen der statistischen Signifikanz.<br />

Im Vergleich zu den Modellen für die akute Exposition werden in den Modellen für<br />

die chronische Exposition die OR für Trend sowohl bei den Insektiziden als auch bei<br />

den Holzschutzmitteln über alle Entitäten betrachtet weniger häufig signifikant. In den<br />

chronischen Modellen werden tendenziell für Holzschutzmittel höhere OR für den<br />

linearen Trend beobachtet als für Insektizide.<br />

Bei den Männern der Einzelentität “hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)”<br />

wird im Modell der akuten Exposition gegenüber Pestiziden ein sigifikant erhöhtes<br />

Risiko für den Abstandscore zu Baumschulen beobachtet. In allen weiteren Entitäten<br />

werden für Männer ebenfalls erhöhte OR (>1,0) beobachtet, die jedoch nicht die statistische<br />

Signifikanz erreichen. Einzige Ausnahme bildet hier die Entität ANLL. Hier<br />

werden sowohl für Männer als auch für Frauen erniedrigte OR beobachtet. Bei den<br />

Frauen zeigen sich diese in beiden Kategorien erniedrigten Risikoschätzer auch auf<br />

der Aggregationsebene <strong>II</strong> in der Entität NLYMP, in der die nicht-lymphatischen Entitäten<br />

zusammengefaßt sind. Auch in den Modellen der chronischen Expostion sind<br />

die Risiksochätzer für den Abstandsscore zu Baumschulen in beiden Kategorien für<br />

die Männer der Entität NHLH sigifikant erhöht.<br />

Die anhand objektiver Daten (aufenthaltsgewichtete Abstandsscores zu Baumschulen<br />

und Bahndämmen, gemeindespezifischer Landwirtsschaftsscores) ermittelten<br />

Variablen sind von der Modellierung nahezu unabhängig, für sie wurden keine Veränderungen<br />

der numerischen Werte im Vergleich zwischen den Modellen für die akute<br />

und chronische Exposition festgestellt.<br />

5.3.1 Schlußfolgerungen zu Risikoschätzern der akuten und chronischen Exposition<br />

In den Modellen für die akute Exposition werden für beide zusammengefaßten Entitäten<br />

der Aggregationsebene <strong>II</strong> (LYMPH, NLYMP) zu Insektiziden sowohl bei Männern<br />

als auch bei Frauen in der oberen Expositionskategorie jeweils statistisch signifikante<br />

OR über 1,5 berechnet. Die Risikoschätzer für Holzschutzmittel liegen tendenziell<br />

leicht niedriger, erreichen in den lymphatischen Entitäten jedoch wiederum<br />

für beide Geschlechter in der oberen Expositionskategorie die statistische Signifikanz.<br />

Für die Einzelentitäten ANLL, MM und NHLH werden bei den Insektiziden für die<br />

akute Exposition jeweils statistische signifikante Risikoschätzer über 2,0 berechnet.<br />

Für nahezu alle Einzelentitäten werden auch erhöhte OR für Holzschutzmittel beobachtet,<br />

die jedoch nur in der Entität MM für Männer und Frauen statistisch signifikant<br />

werden.<br />

Im Modell für die chronische Exposition werden für die Risikoschätzer zu Insektiziden<br />

tendenziell niedrigere Werte und für Holzschutzmittel tendenziell höhere OR als im<br />

Modell für die akute Exposition beobachtet.<br />

Die Risikoschätzer für die akute Exposition durch Anwendungen von Pestiziden im<br />

Garten sind für die überwiegende Anzahl der Entitäten in der unteren Expositionskategorie<br />

erhöht, nicht jedoch in der oberen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 278 von 347


Die Risikoschätzungen für den aufenthaltsgewichteten Abstandsscore zu Baumschulen<br />

sind sowohl zwischen den Geschlechtern als auch über die diagnostischen Enitäten<br />

unterschiedlich. Im Modell für die akute Exposition gegenüber Pestiziden wird bei<br />

den Männern in der Entität ”hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH)” ein signifikant<br />

erhöhtes Risiko für den Abstandsscore zu Baumschulen beobachtet. Eine<br />

tendenzielle Erhöhung der Risikoschätzer wird auch bei den anderen lymphatischen<br />

Entitäten und für die zusammenfassende Kategorie LYMPH auf Aggregationsebene<br />

<strong>II</strong> beobachtet. In beiden Fällen wird die jedoch nicht die statistische Signifikanz erreicht.<br />

Insgesamt läßt sich feststellen, dass für Insektizide und Holzschutzmittel konsistent<br />

erhöhte Risiken beobachtet werden. In den Modellen der akuten Exposition dominieren<br />

die Insektizide etwas und in den Modellen für die chronische Exposition treten die<br />

Holzschutzmittel stärker hervor.<br />

5.4 Sensitivität der Ergebnisse auf die Kategorisierung der Diagnosen<br />

A priori wurde festgelegt, daß die Analyse primär auf der Aggregationsebene <strong>II</strong> stattfindet,<br />

da hier ausreichend hohe Besetzungszahlen angenommen werden konnten.<br />

In dieser Aggregationsebene sind jeweils auf der Basis biologischer Eigenschaften<br />

verschiedene Einzelentitäten zu den lymphatischen (ALL, MM, NHLNC, NHLH =<br />

LYMPH) bzw. nicht-lymphatischen (ANLL, CNLL =NLYMP) Entitäten zusammengefaßt.<br />

Sowohl für die aggregierten lymphatischen Entitäten (LYMPH) als auch für die<br />

lymphatischen Einzelentitäten werden für die Insektizide für Männer und Frauen konsistent<br />

erhöhte, bis auf einige Ausnahmen (ALL Männer, NHLNC Männer) statistisch<br />

signifikante OR in der höheren Expositionskategorie beobachtet. Die Riskoschätzer<br />

für Holzschutzmittel sind bei den lymphatischen Entitäten tendenziell niedriger als die<br />

OR für Insektizide.<br />

Für die aggregierten nicht-lymphatischen Entitäten (Aggregationsebene <strong>II</strong>) werden<br />

bei beiden Geschlechtern tendenziell höhere Risikoschätzer für Holzschutzmittel beobachtet.<br />

Bei den chronischen Modellen deutlicher als für die akuten Modelle. Für die<br />

Einzelentität ANLL bestätigt sich dieser Befund im chronischen Modell konsistent für<br />

Männer und Frauen, für das akute Modell wird dies für beide Geschlechter konsistent<br />

durch die Einzelentität CNLL reproduziert.<br />

Die Odds Ratios für den linaren Trend sind im Modell der akuten Exposition für Insektizide<br />

sowohl für die aggregierten lymphatischen und nicht-lymphatischen Entitäten<br />

als auch für die Einzelentitäten ANLL, MM, NHLNC und NHLH statistisch signifikant<br />

erhöht. Bei den Männern sind ansteigende Trends über die Expositionskategorien<br />

auch für die Entitäten ALL und CNLL zu beobachten, die OR für linearen Trend<br />

erreichen jedoch nicht die statistische Signifikanz. Für Holzschutzmittel sind die OR<br />

für den linearen Trend ebenfalls über alle Diagnosegruppen erhöht (Ausnahme<br />

Frauen, CNLL) werden jedoch weniger häufig statistisch signifikant. In den Modellen<br />

für die chronische Exposition werden für Insektizide und Holzschutzmittel ebenfalls<br />

über alle Entitäten konsistent für beide Geschlechter erhöhte OR für den linearen<br />

Trend ermittelt.<br />

Die erhöhten Risikoschätzer für den Abstandsscore zu Baumschulen werden sowohl<br />

in der aggregierten lymphatischen Entität (Aggregationsebene <strong>II</strong>) als auch für die<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 279 von 347


lymphatischen Einzelentitäten beobachtet. Statistisch signifikant erhöhte OR werden<br />

nur für Männer der Einzelentität hoch malignes Non-Hodgkin-Lymphom gefunden.<br />

Für die weiteren Modellvariablen werden sowohl für die aggregierten Entitäten als<br />

auch für die Einzelentitäten tendenziell nur wenig erhöhte OR berechnet, die nur in<br />

Ausnahmen die statistische Signifikanz erreichen.<br />

Ein Einfluß durch die Kategorisierung der Diagnosen auf der Ebene der Einzelentitäten<br />

(Aggregationsebene I) auf die Risikoschätzer wird auf der Basis dieser Ergebnisse<br />

nicht gefunden.<br />

Im Folgenden wird geprüft, ob dies in analoger Weise auch für die Zusammenfassung<br />

sämtlicher diagnostischer Entitäten (Aggregationsebene <strong>II</strong>I) gilt.<br />

5.5 Zusammenfassung aller Zieldiagnosen (Aggregationsebene <strong>II</strong>I)<br />

Die Aggregationsebene <strong>II</strong>I umfaßt alle Probanden über alle Zieldiagnosen der NLL.<br />

Diese Ebene stellt somit die größtmögliche Fall-Kontroll-Studie dar, die in diesem<br />

Untersuchungsgebiet durchgeführt werden kann, da alle inzidenten Fälle in dieser<br />

Studie erfaßt wurden.<br />

Die Kategorie “Alle Zieldiagnosen (LEUK)” wurde gebildet, um anhand der größtmöglichen<br />

Fallzahl, getrennt für Männer und Frauen, Risikofaktoren nachweisen zu können,<br />

die für alle oder zumindest für die große Mehrheit der einzelnen Diagnosen relevant<br />

sind, aufgrund der kleineren Fallzahlen dort aber nicht statistisch signifikant<br />

nachweisbar wären. Diese Kategorie gehört jedoch nicht zu den a priori nach hämatologischen<br />

Kriterien geplanten diagnostischen Kategorisierungen innerhalb der NLL.<br />

Sie umfaßt tatsächlich eine heterogene Gruppe von einzelnen Erkrankungen und<br />

Entitäten für die eine gemeinsame Verursachung unwahrscheinlich ist. Die Ergebnisse<br />

dieser Aggregationsebene können daher für eine Sensitivitätsanalyse herangezogen<br />

werden, die Aussagekraft hinsichtlich der primären Hypothesen ist jedoch begrenzt.<br />

Wie bei den Darstellungen zur Aggregationsebene <strong>II</strong> und den Einzelentiitäten werden<br />

die Ergebnisse für die akute und chronische Exposition in zwei Tabellen angegeben.<br />

Die erste Tabelle (Tab. A) enthält jeweils das adjustierte Odds Ratio für die verschiedenen<br />

Expositionsvariablen einschließlich der modellbasierten 95%-<br />

Konfidenzintervalle. Die ebenfalls angegebenen p-Werte beziehen sich auf das adjustierte<br />

OR und geben die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass der geschätzte Parameter<br />

von 1,0 verschieden ist. Die hier angegebenen adjustierten Odds Ratios berücksichtigen<br />

gleichzeitig die Effekte aller Expositionsvariablen und Confounder (Tabelle<br />

B) im Modell.<br />

Weiterhin werden die OR für die Risikoschätzer auch graphisch dargestellt. Unter<br />

jeder Graphik werden die Odds Ratio für den linearen Trend zur chronischen Exposition<br />

gegenüber Insektiziden, Holschutzmitteln und aufenthaltszeitgewichtete Abstände<br />

zu Baumschulen angegeben.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 280 von 347


5.5.1 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), Aggregationsebene <strong>II</strong>I, alle<br />

Entitäten (LEUK)<br />

Tab. 5-1 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), LEUK, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 872<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,54 1,24 1,92 0,0001<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,34 1,08 1,65 0,0076<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,03 0,80 1,34 0,7978<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,97 0,79 1,21 0,8052<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,13 0,95 1,36 0,1630<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,18 0,93 1,50 0,1839<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,87 0,71 1,08 0,2200<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,96 0,80 1,16 0,6811<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,99 0,78 1,28 0,9643<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke) (obere und untere Schranke);<br />

p = p-Wert für adj. OR;<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 281 von 347


Forts. Tab. 5-1<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 5-2 Finales Modell Pestizide (akute Exposition), LEUK, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Fälle: 558<br />

Insektizide (akute Exposition)<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,73 1,32 2,26 0,0001<br />

Holzschutzmittel (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,39 1,01 1,92 0,0430<br />

Gartenpestizide (akute Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,97 0,62 1,54 0,9132<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,90 0,71 1,13 0,3452<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,06 0,84 1,33 0,6161<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,13 0,84 1,53 0,4074<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,90 0,67 1,21 0,48<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,02 0,80 1,30 0,86<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,99 0,73 1,35 0,95<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 283 von 347


Forts. Tab. 5-2<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Gartenp. (akute Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Alle Entitäten (LEUK)<br />

Frauen, akute Exposition<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.=


Weitere signifikant erhöhte Risiken werden für die Auswertung aller Diagnosen zusammen<br />

nicht beobachtet. Erhöhte OR (> 1,0) werden für Frauen und Männer noch<br />

für die Exposition gegenüber Gartenpestiziden, Tierparasitenbehandlungen sowie für<br />

den aufenthaltszeitgewichteten Abstandscore zu Baumschulen gefunden. Für alle<br />

weiteren Modellvariablen liegen die Risikoschätzer jeweils wenig über oder unter 1,0.<br />

5.5.2 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), Aggregationsebene <strong>II</strong>I,<br />

alle Entitäten (LEUK)<br />

Tab. 5-3 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), LEUK, Männer<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 872<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,50 1,21 1,85 0,0002<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,86 1,50 2,29 0,0000<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,97 0,79 1,20 0,7985<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,13 0,95 1,35 0,1771<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,20 0,94 1,52 0,1422<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,89 0,72 1,11 0,2995<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 0,97 0,80 1,16 0,7101<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,01 0,79 1,30 0,9334<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 286 von 347


Forts. Tab. 5-3<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


Tab. 5-4 Finales Modell Pestizide (chronische Exposition), LEUK, Frauen<br />

A. Modellvariablen<br />

Anzahl Fälle: 558<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

Insektizide (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,52 1,17 1,96 0,0015<br />

Holzschutzmittel (chronische Exposition)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,24 0,94 1,64 0,1260<br />

Kopflausbehandlungen<br />

Tierparasitenbehandlungen<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,90 0,71 1,13 0,3442<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,08 0,86 1,35 0,5046<br />

Baumschulen (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,14 0,85 1,54 0,3701<br />

Bahndamm (Abstandsscore)<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 0,92 0,69 1,22 0,5516<br />

Landwirtschaft (gemeindespez. Score)<br />

Exp.Kat.1 (=Median) 1,05 0,82 1,33 0,7112<br />

Pestizide im berufl. Umfeld<br />

Nicht-Exp. (Referenz) 1,00<br />

Exponierte 1,01 0,74 1,38 0,9640<br />

Kategorien: Nicht-Exp.(Referenz) = Nicht-Exponierte Probanden = Referenz; Exp.Kat.= Expositionskategorie, adj. = adjustiert ;<br />

OR = Odds Ratio; KI = Konfidenzintervalle für die adjustierten OR (untere und obere Schranke); p = p-Wert für adj. OR<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 288 von 347


Forts. Tab. 5-4<br />

B. Confounder<br />

soziale Schicht<br />

(Kategorien) OR adj. 95%KI p<br />

7


10<br />

1<br />

0,1<br />

Insekt. (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

HSM (chron. Exp.)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Alle Entitäten (LEUK)<br />

Frauen, chronische Exposition<br />

Kopflausbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Tierflohbeh.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Baumschulen (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

=Median<br />

Bahndamm (Score)<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

Landwirtschaft (Score)<br />

=Median<br />

Berufl. Exp.<br />

Nicht-Exp. (Ref.)<br />

Exponierte<br />

soz. Schicht (Ref.


Für die Insektizide werden für die akute Exposition sowohl bei Frauen als auch bei<br />

Männern jeweils leicht höhere OR beobachtet als für Holzschutzmittel. Weiterhin wird<br />

ein Ansteigen der OR über die ansteigenden Expositionskategorien beobachtet, die<br />

OR für den linearen Trend sind für beide Geschlechter konsistent statistisch signifikant<br />

erhöht. Die OR sind jedoch numerisch nahezu unverändert im Vergleich zu den<br />

lymphatischen Entitäten der Aggregationsebene <strong>II</strong> (LYMPH). Im Vergleich zu den<br />

Risikoschätzern der Einzelentitäten akute nicht-lymphatische Leukämie (ANLL) und<br />

Multiples Myelom (MM, Frauen) sind die Risikoschätzer für alle Zieldiagnosen erniedrigt,<br />

doch auch für diese Einzelentitäten sind die OR für Insektizide im Vergleich zu<br />

den übrigen Modellvariablen am stärksten erhöht.<br />

Auch die numerischen Werte der Risikoschätzer für Holzschutzmittel sind im Vergleich<br />

zu den lymphatischen Entitäten nahezu unverändert. Für die nichtlymphatischen<br />

Entitäten sind die OR bei Männern und Frauen numerisch wenig höher<br />

als die OR für alle Zieldiagnosen zusammen.<br />

Für die Risikoschätzer zum Abstandsscore für Baumschulen werden in beiden Modellen<br />

für beide Geschlechter erhöhte OR beobachtet. Dies ist auf die lymphatischen<br />

Entitäten (LYMPH) zurückzuführen, die den größeren Anteil an dieser alle Probanden<br />

umfassenden Kategorie (LEUK) stellen.<br />

Kein OR der übrigen Modellvariablen erreicht durch die weitere Zusammenfassung<br />

über alle Entitäten die statistische Signifikanz.<br />

5.5.4 Schlußfolgerungen zur Aggregation aller Zieldiagnosen<br />

Die Kategorisierung nach biologischen Kriterien in diagnostische Subgruppen für<br />

lymphatische und nicht-lymphatische Entitäten sowie in Einzelentitäten hat keinen<br />

systematischen Einfluß auf die Risikoschätzer der akuten bzw. chronischen Exposition<br />

gegenüber Pestiziden. Ein weiteres Zusammenfassen der Probanden in den Modellen<br />

der Aggregationsebene <strong>II</strong>I (alle Zieldiagnosen) bestätigt die Ergebnisse auf<br />

der Ebene der nach biologischen Kriterien gebildeten Subgruppen. Die Aggregation<br />

über alle Ziediagnosen führt nicht dazu, daß aufgrund der höheren Besetzungszahlen<br />

ein weiterer Risikofaktor statistische Signifikanz erreicht, der in den Subgruppen<br />

nicht als solcher erkannt wurde.<br />

5.6 Vorgehen bei verstorbenen Probanden<br />

In Fall-Kontroll-Studien mit retrospektiver Expositionserfassung ist es häufig nicht<br />

möglich, alle einbezogenen Fälle selbst zu interviewen. Ein Fall kann zum Zeitpunkt<br />

der Kontaktaufnahme verstorben sein oder ist aus gesundheitlichen oder anderen<br />

Gründen unfähig zur <strong>Teil</strong>nahme an der Studie. In der NLL mußte aufgrund der hohen<br />

Letalität einiger Zieldiagnosen davon ausgegangen werden, daß ein nicht unerheblicher<br />

Anteil der Zielfallpopulation vor dem Interviewzeitpunkt bereits verstorben ist.<br />

Hätte der Studienteil Fall-Kontroll-Studie lediglich die Untergruppe der zum Zeitpunkt<br />

des Interviews noch lebenden Fälle einbezogen, hätte sich mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

eine systematische Anreicherung von Fällen mit relativ gutartigem Verlauf der<br />

Erkrankung ergeben. Der individuelle Verlauf einer malignen Erkrankung wird jedoch<br />

einerseits von der Biologie des malignen Prozesses selbst, andererseits von Eigen-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 291 von 347


schaften des Patienten beeinflußt. Zu den relevanten Einflußfaktoren gehören Alter,<br />

Ernährungszustand, Funktion des Immunsystems, Vorschädigung von Organsystemen<br />

und Begleiterkrankungen, genetische und erworbene Faktoren der individuellen<br />

Sensitivität und Suszeptibilität, aber auch die psychologische Situation des Patienten<br />

und sein soziales Umfeld. Viele dieser Faktoren sind direkt (z.B. medizinisches Röntgen,<br />

sozioökonomischer Status) oder indirekt (z.B. Rauchen, berufliche Expositionen)<br />

mit den Studienhypothesen der NLL assoziiert. Gleichzeitig bestehen starke<br />

Hinweise darauf, daß der Verlauf der Erkrankung nicht unabhängig von der auslösenden<br />

Ursache ist. So zeigen sekundäre Leukämien häufig spezifische Charakteristika,<br />

die sie von de novo (sog. “spontanen”) Leukämien unterscheiden [157-161]. Die<br />

systematische Selektion innerhalb der Fälle resultiert letztlich aus der Tatsache, daß<br />

sekundäre Leukämien häufig mit einer besonders schlechten Prognose assoziiert<br />

sind.<br />

Insgesamt würde aus einer Restriktion der Interviewpopulation auf die zum Interviewzeitpunkt<br />

noch lebenden Probanden eine systematische Selektion resultieren,<br />

die damit eine Verzerrung der Ergebnisse bewirken (selection bias) würde, über deren<br />

Richtung und Ausmaß nur spekuliert werden könnte [162, 163].<br />

Daher ist es für die Validität der NLL-Ergebnisse zwingend erforderlich gewesen, Informationen<br />

auch über die Verstorbenen innerhalb der Studienpopulation zu erheben.<br />

Für verstorbene Fälle wurden stellvertretend Interviews mit erstgradigen Familienangehörigen<br />

bzw. mit Personen geführt, die mit dem Verstorbenen zu dessen<br />

Lebzeiten im selben Haushalt gewohnt haben (sog. Proxy-Interviews).<br />

5.6.1 Valididät von Angehörigen-Interviews<br />

Die Validität von Proxy-Angaben in Fall-Kontroll-Studien wird seit einigen Jahren in<br />

der epidemiologischen Literatur kontrovers diskutiert. Die bisher vorliegenden Befunde<br />

zeigen, daß die Validität nicht pauschal, sondern variablenabhängig beurteilt werden<br />

muß [162, 164, 165].<br />

5.6.1.1 Angehörigenangaben zu “Einsatz von Pestiziden”<br />

In der Nachbefragung Biozide [73] zur Gesundheitsstudie Münchehagen [43] wurde<br />

das Leukämie- und Lymphomrisiko durch Innenraumanwendung von Insektiziden<br />

und Holzschutzmittel in verschiedenen Operationalisierungen untersucht. Bei verstorbenen<br />

Probanden wurden Familienangehörige 1. Grades bzw. im Haushalt des<br />

Verstorbenen lebende Personen befragt. Für die Gruppe der Fälle mit chronisch<br />

lymphatischer Leukämie konnten in separaten Analysen Risikoschätzer für alle Fälle<br />

und die Untergruppe derjenigen Fälle, die noch selbst interviewt werden konnten,<br />

berechnet werden. Beim Vergleich mit lebenden Kontrollen wurden für mehrere fragebogenabhängige<br />

Expositionsparameter höhere Risiken für die lebenden Fälle beobachtet.<br />

Im Bereich Insektizide ergab sich für “jemals vs. niemals Hände mit Insektizid<br />

benetzt” ein Odds Ratio (OR) von 1,7 (0,7-4,0) für alle Fälle (N=31). Bei Restriktion<br />

für die zum Zeitpunkt des zweiten Interviews noch lebenden Fälle (N=14) erhöhte<br />

sich das OR auf 3,0 (0,8-11,1). Für Holzschutzmittelexposition waren die Unterschiede<br />

noch deutlicher. Lebende Fälle zeigten höhere OR für das dritte Terzil eines a<br />

priori definierten Expositionsmaßes (ungewichteter Summenscore) bei Vergleich mit<br />

dem 1. Terzil (OR lebende Fälle: 5,2 (1,1-25,1), OR alle Fälle 1,9 (0,6-6,5)). Ähnliche<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 292 von 347


Unterschiede wurden für weitere, explorative Analysen beobachtet, beispielsweise<br />

“jemals vs. niemals Holzschutzmittel im Innenraum selbst angewendet” (OR lebende<br />

Fälle: 5,7 (1,2-26,8), OR alle Fälle: 2,2 (0,6-8,8)), “jemals vs. niemals mit Holzschutzmittel<br />

Hände benetzt” (OR lebende Fälle: 7,6 (1,5-39,4), OR alle Fälle: 2,5<br />

(0,7-9,9)) und “jemals vs. niemals Flecken von Holzschutzmitteln auf der Kleidung<br />

gehabt” (OR lebende Fälle: 9,9 (1,9-53,4), OR alle Fälle: 4,0 (0,9-17,1); [73]).<br />

Waddell et al. [166] finden in einer Fall-Kontroll-Studie unter Farmern (748 Fälle mit<br />

Non-Hodgkin-Lymphom / 2236 Kontrollen) in vier Bundesstaaten der USA (Kansas,<br />

Nebraska, Iowa und Minnesota), dass die Anwendung von organophosphathaltigen<br />

Pestiziden mit einem statistsich signifikanten, um 50% erhöhten Risiko für Non-<br />

Hodgkin-Lymphome verbunden ist. Bei einer Analyse für die direkt interviewten Probanden<br />

ermitteln sie ein niedrigeres OR (OR=1,2) als für die Anaylse mit Angehörigen-Interviews<br />

(OR=3,0).<br />

Die Übereinstimmung der Angaben zu Fragen, die für die Pestizidexpositon relevant<br />

sind, ist jedoch gemäß einer Studie von Johnson et al. zwischen direkt interviewten<br />

Probanden und Proxies grundsätzlich hoch. In einem Follow-up zu einer Fall-<br />

Kontroll-Studie wurden von Johnson et al. [167] 328 Interviews mit Angehörigen von<br />

Fällen durchgeführt, um zu überprüfen, wie groß die Übereinstimmung der Antworten<br />

zur Pestizidexposition, mit denen der eigentlichen Indexpersonen ist. Die Indexpersonen<br />

waren inzwischen verstorben oder nicht mehr in der Lage, an diesem Folge-<br />

Interview teilzunehmen. Die Übereinstimmung in den Antworten zu den Bereichen<br />

Demographie und Tätigkeit in der Landwirtschaft zwischen den Selbstinterviewten<br />

und Angehörigen-Interviews lag bei durchschnittlich 89% (Kontrollen: 88%, Leukämiefälle:<br />

90%, Non-Hodgkin-Lymphom-Fälle: 90%). Für Interviewbereich zum Einsatz<br />

von Bioziden allgemein (Biozide insgesamt, Insektizide bei Vieh und auf Ackerflächen,<br />

Herbizide, Fungizide) wurde eine Übereinstimmung von 70-73% ermittelt.<br />

Für den spezifischen Einsatz von Pestiziden (2,4-D, Atrazine, DDT etc.) wurde zwischen<br />

Selbstinterviewten und Proxies eine Übereinstimmung von 68-74% beobachtet.<br />

5.6.1.2 Angehörigenangaben zur beruflichen Exposition gegenüber Pestiziden<br />

Im Rahmen einer “nested” Fall-Kontroll-Studie innerhalb einer Kohortenstudie zu beruflichen<br />

Risikofaktoren für Lungenkrebs (N=19.608 männliche Arbeiter einer Chemiefabrik<br />

in Texas, USA) wurde angestrebt, in Telefoninterviews Angaben zur Berufsbiographie<br />

von 308 Lungenkrebspatienten und 588 Kontrollen (gematcht für Alter,<br />

Hautfarbe, Geschlecht, Geburtsjahr und Jahr der Einstellung) zu erheben [168].<br />

Mit 734 Probanden (143 Probanden selbst, 591 Proxies (Ehepartner, Kind, anderer<br />

Verwandter, Freund)) konnten Interviews geführt werden (Response: 81,9%). Die<br />

Angaben der Probanden wurden mit Eintragungen des “Arbeitsbereiches” (work area)<br />

in der Personalakte verglichen. Gleichzeitig wurden auch Angaben zur Exposition<br />

gegenüber Arbeitsstoffen erfragt. Als Vergleichsstandard für diese wurde von einem<br />

Experten (Industriehygieniker/ Arbeitsschutzfachmann) für jeden Arbeitsbereich<br />

eigens eine Liste mit dort vorkommenden Arbeitsstoffen erstellt.<br />

Die Probanden nannten insgesamt 248 verschiedene Abteilungsbereiche (lt. Personalakten<br />

existierten N=417), 242 Tätigkeiten (Personalakten: N=542) und 96 chemische<br />

oder physikalische Expositionen (Industriehygieniker: N=171). Für die Berechnung<br />

der Übereinstimmungsmaße wurden die Arbeitsbereiche daraufhin zunächst in<br />

50 Kategorien mit ähnlichen Expositionen zusammengefaßt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 293 von 347


Insgesamt wurden 48,4% der auf diese Weise kategorisierten Arbeitsbereiche korrekt<br />

wiedergegeben. Zwischen den verschiedenen Probandengruppen wurden nahezu<br />

keine Unterschiede beobachtet (Fälle 49,5%; lebende Kontrollen: 48,7; Proxies:<br />

47,0). Für die Angabe zum Arbeitsbereich, den ein Proband die längste Zeit innegehabt<br />

hat, betrug die Übereinstimmung 70,8 % mit dem Vergleichsstandard durch den<br />

Experten und auch zwischen den Probandengruppen wurde eine weitgehende Übereinstimmung<br />

berechnet (Fälle: 71,8%; lebende Kontrollen: 70,2%; Proxies: 70,5%).<br />

Die Angaben zu stofflichen und physikalischen Belastungsfaktoren stimmten dagegen<br />

insgesamt nur zu 2,6 % mit den Expertenangaben überein (höchste Übereinstimmungen<br />

für Chlor (10,7%), Asbest (8,6%); niedrigste für Schwefeldioxid (0,7%)<br />

und Hitze (0,5)).<br />

5.6.2 Umsetzung innerhalb der NLL<br />

Für die NLL wurde eine retrospektive Fallerhebung durchgeführt. Der für die Erhebung<br />

der Erstdiagnose relevante Zeitraum umfaßte die Kalenderjahre von 1986 bis<br />

1998, Anfangs- und Endejahr einschließlich. Aufgrund dieses langen retrospektiven<br />

Zeitraums war ein erheblicher Anteil der Fallprobanden bereits verstorben. In diesen<br />

Fällen wurde das Interview stellvertretend möglichst mit dem Ehepartner oder einem<br />

erstgradigen Verwandten des Indexfalles geführt (Angehörigeninterview).<br />

5.6.2.1 Verwandtschaftsgrad/Beziehung der Proxies zur Indexperson<br />

In der Literatur existieren verschiedene Hinweise dafür, daß die Validität der Proxy-<br />

Angaben auch vom Verwandtschaftsgrad der interviewten Person zur verstorbenen<br />

Indexperson beeinflußt wird [162, 169, 170]. Eine Validitätsuntersuchung von Pickle<br />

et al. ergab, daß Geschwister eher über die Kindheit der Indexperson valide Auskunft<br />

geben können, während Ehepartner oder andere in häuslicher Gemeinschaft lebende<br />

Personen über das erwachsene Leben der Indexperson besser informiert sind<br />

[164].<br />

Boyle et al. beobachteten für fast alle untersuchten Variablen (demographische Angaben,<br />

Rauchstatus, Berufe und berufliche Belastungen) teilweise deutlich höhere<br />

Sensitivitäten bei Interviews mit Ehepartnern im Vergleich zu anderen Proxies. Ausnahmen<br />

betrafen allerdings spezielle berufliche Belastungen wie Formaldehyd (Ehepartner:<br />

26%/99% Sensitivität/Spezifität, anderer Proxy: 33%/99%) und Schneidöle<br />

(Ehepartner: 16%/96%, anderer Proxy: 31%/96%; [171]).<br />

Nach einer Untersuchung von Farrow et al. können Ehepartner valider über den Gesundheitszustand,<br />

soziales Netzwerk und Lebensereignisse berichten, als Kinder<br />

oder Freunde der Indexpersonen [169].<br />

In der NLL wurden sowohl Hypothesen untersucht, für die Expositionen während der<br />

Kindheit und Jugend (lebenslange Wohnanamnese, medizinische Anamnese, Medikamente,<br />

Sonnenbrände, Röntgen, Haustiere etc.), als auch während des erwachsenen<br />

Lebens (Einsatz von Pestiziden, berufliche Faktoren, Benutzung von Haushaltsgeräten<br />

etc.) erfaßt werden mussten. Daher wurden bevorzugt erstgradige Verwandte,<br />

die über das gesamte Leben mit der Indexperson in engem Kontakt standen, als<br />

Proxies ausgewählt.<br />

Angehörigeninterviews wurden für etwa 45% der NLL-Zielfälle durchgeführt. Es können<br />

vier Probandengruppen nach diesem Kriterium unterschieden werden: direkt in-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 294 von 347


terviewte Fälle und Kontrollen (in Tabellen abgekürzt: Fälle direkt / Kontrollen direkt)<br />

sowie Fall- und Kontrollprobanden, für die stellvertretend Angehörige interviewt wurden<br />

(Fälle Ang. / Kontrollen Ang.).<br />

Tab. 5-5 Verwandschaftsgrad der interviewten Person zum Probanden der NLL<br />

bei Interviews, die stellvertretend für den Probanden von Angehörigen<br />

geführt wurden<br />

Verwandtschaftsgrad<br />

Anzahl Anteil an Angehörigeninterviews<br />

Ang. Int. Ang. Int. Männer Frauen<br />

gesamt [%] Fälle Kontrollen Fälle Kontrollen<br />

N gesamt 878 100,0<br />

Ehemann/Ehefrau 469 53,4 291 48 124 6<br />

Vater/Mutter 243 27,7 68 89 36 50<br />

Sohn/Tochter 142 16,2 38 7 81 16<br />

Bruder/Schwester 10 1,1 5 - 5 -<br />

Verwandte/r 11 1,3 1 1 6 3<br />

andere Person 3 0,3 - - 1 2<br />

missing (-) =Verwandschaftsverhältnis in dieser Konstellation nicht besetzt;<br />

Ang. Int.= Interviews zu Probanden, für die stellvertretend Angehörige interviewt wurden (Fälle und<br />

Kontrollen; andere Person = andere nicht verwandte Person:1 Stiefkind, 1 Schwiegersohn/-tochter,<br />

1 Lebenspartner<br />

Bei den Kontrollen bestand ebenfalls die Möglichkeit, Angehörigeninterviews durchzuführen.<br />

Der Anteil Interviews, die nicht mit der Indexperson selbst geführt werden<br />

konnte, ist bei den Kontrollprobanden jedoch wesentlich geringer als bei den Fällen.<br />

Ein großer <strong>Teil</strong> der Angehörigeninterviews bei Kontrollen entfiel auf die Eltern von<br />

Kindern, die aufgrund ihres zu jungen Alters noch nicht selbst interviewt werden<br />

konnten. Insgesamt unterscheidet sich daher die Altersstruktur der Angehörigeninterviews<br />

bei Kontrollen erheblich von der bei direkt interviewten Kontrollen und ebenso<br />

von der bei Angehörigeninterviews von Fällen. Die Altersstrukturen bei Angehörigen<br />

von Fällen und direkt interviewten Fällen sind ähnlicher, jedoch überwiegen auch<br />

hier bei den Angehörigen Interviews die jungen und die höheren Altersgruppen (Tab.<br />

5-6). Der Anteil der Probanden über 55 Jahre beträgt 57,7% bei den Fällen, die direkt<br />

interviewt wurden, bei den Angehörigeninterviews 59,2%.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 295 von 347


Tab. 5-6 Verteilung der Fälle und Kontrollen nach Geschlecht und Altersstratum des Falles<br />

Anzahl Männer Frauen<br />

Probanden Fälle Kontrollen Fälle Kontrollen<br />

gesamt direkt Ang. direkt Ang. direkt Ang. direkt Ang.<br />

N gesamt 4471 467 405 1759 145 306 252 1061 76<br />

MW Alter 51,2 53,5 50,8 52,3 23,2 55,2 53,0 52,8 23,8<br />

Std.-Abw. 17,7 14,1 21,5 15,0 25,6 12,9 21,7 13,7 31,0<br />

Altersstratum<br />

des Falles<br />

0 – 4 155 1* 31 9* 49 1* 22 4* 38<br />

5 – 9 94 5* 17 22* 25 1* 8 5* 11<br />

10 – 14 35 3 4 13 5 1 3 6 -<br />

15 – 19 64 9 4 30 2 5 - 14 -<br />

20 – 24 60 7 5 28 5 1 3 10 1<br />

25 – 29 91 10 5 38 4 6 3 25 -<br />

30 – 34 130 13 9 53 1 11 3 40 -<br />

35 – 39 157 18 18 71 6 9 3 32 -<br />

40 – 44 231 28 11 86 4 20 7 75 -<br />

45 – 49 352 43 29 165 9 15 16 75 -<br />

50 – 54 582 70 41 234 7 50 26 154 -<br />

55 – 59 645 88 37 253 5 61 26 173 2<br />

60 – 64 689 72 68 273 6 50 40 175 5<br />

65 – 69 616 55 66 248 8 42 40 152 5<br />

70 – 75 570 45 60 236 9 33 52 121 14<br />

alle Alter 4471 467 405 1759 145 306 252 1061 76<br />

missing (-) = Altersstratum in dieser Statusgruppe nicht besetzt; direkt = direkt interviewte Fall- und Kontrollprobanden; Ang. = Probanden, für die stellvertretend Angehörige interviewt wurden; MW Alter<br />

= Mittelwert des Alters bei Inzidenzjahr des Falles minus 2 Jahre; Std.-Abw. = Standardabweichung,* zum Zeitpunkt der Feldphase der NLL (1998-2001) im interviewfähigen Alter<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 296 von 347


Für die Ermittlung der lebenslangen kumulativen Exposition werden ausschließlich<br />

die Lebensjahre der Probanden einbezogen, die vor dem Erstdiagnosejahr des Falles<br />

minus 2 Jahre “lagtime” (“Abschneidejahr”) liegen. Dieses Kriterium führt dazu,<br />

daß die Probanden, die bis zu zwei Jahre vor dem Erstdiagnosedatum des Falles<br />

geboren wurden (zwischen 1983 und 1996), keine Expositionsjahre beitragen. Dabei<br />

handelt es sich hauptsächlich um Probanden


lymphatischen Entitäten wurden bei den Männern 40 (31,7%) von 126 Fällen und bei<br />

den Frauen 29 (31,5%) von 92 Fällen direkt interviewt.<br />

Nach der Restriktion auf direkt interviewte Probanden sanken die Risikoschätzer im<br />

Vergleich zum finalen Modell mit allen Probanden (direkt interviewte und Angehörigen-Interviews)<br />

erwartungsgemäß ab. Eine Ausnahme bildet das Odds Ratio zu<br />

Holzschutzmitteln bei den nicht-lymphatischen Entitäten für Männer in der Expostionskategorie<br />

unterhalb des Medians und für Frauen in der Kategorie oberhalb des<br />

Medians. Hier steigt das OR im Vergleich zum finalen Modell mit allen Probanden an,<br />

doch werden die Risikoschätzer statistisch nicht signifikant. In der jeweils anderen<br />

Expositionskategorie wird gleichzeitig ein deutliches Absinken des OR beobachtet.<br />

Der gleiche Effekt wird bei den Risikoschätzern für den Abstandsscore zu Baumschulen<br />

beobachtet und kann im Wesentlichen auf die Verschiebung der Besetzungszahlen<br />

der Kategorien zurückgeführt werden.<br />

In beiden Entitäten und für beide Geschlechter erreichen die OR für Insektizide und<br />

Holzschutzmittel nicht mehr das Niveau der statistischen Signifikanz.<br />

Die Risikoschätzer, die auf geographischen Entfernungsberechnungen beruhen<br />

(aufenthaltszeitgewichtete Abstandsscores), bleiben numerisch nahezu unverändert.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 298 von 347


Tab. 5-8 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Männer<br />

Exposition Kategorie<br />

alle<br />

Probanden<br />

direkt interviewte<br />

Anzahl Fälle 746 427<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,17 0,97<br />

95% KI 0,92 – 1,48 0,72 – 1,30<br />

≥ Median OR adj. 1,50 1,25<br />

95% KI 1,19 – 1,89 0,94 – 1,65<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,38 1,13<br />

95% KI 1,10 – 1,73 0,85 – 1,50<br />

≥ Median OR adj. 1,35 1,16<br />

95% KI 1,08 – 1,69 0,88 – 1,52<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,05 1,04<br />

95% KI 0,79 – 1,39 0,74 – 1,46<br />

≥ Median OR adj. 1,05 0,99<br />

95% KI 0,80 – 1,38 0,71 – 1,39<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,93 0,88<br />

95% KI 0,74 – 1,17 0,66 – 1,17<br />

E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,14 1,08<br />

95% KI 0,95 – 1,38 0,86 – 1,36<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,14 1,13<br />

95% KI 0,91 – 1,43 0,86 – 1,49<br />

≥ Median OR adj. 1,19 1,29<br />

95% KI 0,93 – 1,54 0,95 – 1,75<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,83 0,90<br />

95% KI 0,66 – 1,04 0,69 – 1,18<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 0,95 1,00<br />

95% KI 0,79 – 1,16 0,79 – 1,27<br />

I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 1,04 1,16<br />

95% KI 0,80 – 1,35 0,85 – 1,60<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 299 von 347


Tab. 5-9 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Frauen<br />

Exposition Kategorie<br />

alle<br />

Probanden<br />

direkt interviewte<br />

Anzahl Fälle 466 277<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,68 1,42<br />

95% KI 1,23 – 2,30 0,98 – 2,06<br />

≥ Median OR adj. 1,77 1,10<br />

95% KI 1,33 – 2,37 0,77 – 1,59<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,00 0,86<br />

95% KI 0,73 – 1,37 0,58 – 1,28<br />

≥ Median OR adj. 1,43 1,26<br />

95% KI 1,02 – 2,01 0,84 – 1,90<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,41 1,14<br />

95% KI 0,94 – 2,12 0,68 – 1,89<br />

≥ Median OR adj. 1,01 0,94<br />

95% KI 0,62 – 1,65 0,50 – 1,76<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,85 0,93<br />

95% KI 0,67 – 1,09 0,70 – 1,25<br />

E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,02 0,96<br />

95% KI 0,80 – 1,30 0,72 – 1,30<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,10 1,31<br />

95% KI 0,82 – 1,48 0,93 – 1,85<br />

≥ Median OR adj. 1,26 1,18<br />

95% KI 0,92 – 1,73 0,80 – 1,74<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,88 0,93<br />

95% KI 0,64 – 1,21 0,64 – 1,33<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,03 1,18<br />

95% KI 0,80 – 1,33 0,87 – 1,60<br />

I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 1,10 0,96<br />

95% KI 0,80 – 1,51 0,64 – 1,42<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 300 von 347


Tab. 5-10 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Männer<br />

Exposition Kategorie<br />

alle<br />

Probanden<br />

direkt interviewte<br />

Anzahl Fälle 126 40<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,22 0,70<br />

95% KI 0,74 – 2,02 0,28 – 1,76<br />

≥ Median OR adj. 1,81 0,95<br />

95% KI 1,13 – 2,91 0,41 – 2,22<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,65 1,83<br />

95% KI 1,02 – 2,68 0,82 – 4,07<br />

≥ Median OR adj. 1,40 1,24<br />

95% KI 0,86 – 2,28 0,52 – 2,93<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,73 1,11<br />

95% KI 1,03 – 2,90 0,43 – 2,84<br />

≥ Median OR adj. 0,87 0,59<br />

95% KI 0,47 – 1,61 0,17 – 2,07<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,24 0,69<br />

95% KI 0,79 – 1,95 0,26 – 1,81<br />

E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,19 1,06<br />

95% KI 0,80 – 1,77 0,54 – 2,11<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,16 1,51<br />

95% KI 0,73 – 1,85 0,72 – 3,17<br />

≥ Median OR adj. 1,04 0,77<br />

95% KI 0,61 – 1,78 0,27 – 2,20<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,19 1,34<br />

95% KI 0,75 – 1,87 0,61 – 2,94<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,10 2,38<br />

95% KI 0,73 – 1,67 1,13 – 5,00<br />

I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 0,54 0,32<br />

95% KI 0,28 – 1,04 0,09 – 1,14<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 301 von 347


Tab. 5-11 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Frauen<br />

Exposition Kategorie<br />

alle<br />

Probanden<br />

direkt interviewte<br />

Anzahl Fälle 92 29<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 0,83 0,78<br />

95% KI 0,41 – 1,65 0,22 – 2,70<br />

≥ Median OR adj. 1,79 1,62<br />

95% KI 1,04 – 3,09 0,63 – 4,18<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,70 1,05<br />

95% KI 0,96 – 3,01 0,34 – 3,19<br />

≥ Median OR adj. 1,55 1,68<br />

95% KI 0,80 – 2,98 0,62 – 4,59<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,22 0,76<br />

95% KI 0,52 – 2,88 0,09 – 6,19<br />

≥ Median OR adj. 1,01 2,20<br />

95% KI 0,40 – 2,59 0,94 – 5,15<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,21 1,37<br />

95% KI 0,75 – 1,94 0,60 – 3,09<br />

E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,51 0,98<br />

95% KI 0,95 – 2,40 0,38 – 2,53<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 0,98 0,75<br />

95% KI 0,56 – 1,72 0,23 – 2,45<br />

≥ Median OR adj. 0,66 1,00<br />

95% KI 0,34 – 1,28 0,37 – 2,66<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,01 1,08<br />

95% KI 0,56 – 1,81 0,46 – 2,57<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,27 1,11<br />

95% KI 0,77 – 2,12 0,33 – 3,75<br />

I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 0,40 0,54<br />

95% KI 0,17 – 0,94 0,28 – 1,04<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />

5.6.2.3 Schlußfolgerungen zur Einbeziehung von Angehörigen-Interviews<br />

Um für diese relativ seltenen, hämatologischen malignen Krebserkrankungen eine<br />

ausreichende Fallzahl zu erzielen, wurde die NLL als retrospektive Fall-Kontroll-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 302 von 347


Studie durchgeführt. Die relativ hohe Letalität in einigen Einzelentitäten führte zu der<br />

Notwendigkeit in der Fallgruppe ca. 45% Proxy-Interviews durchzuführen.<br />

Die Sensitivitätsanalyse mit der Restriktion auf direkt interviewte Probanden zeigt,<br />

daß bei einer ausschließlichen Einbeziehung von direkt interviewten Fällen durch die<br />

stark erniedrigten Besetzungszahlen weniger stabile und damit weniger aussagekräftige<br />

Risikoschätzer zu interviewbasierten Modellvariablen beobachtet worden wären.<br />

Neben einem Absinken der Risikoschätzer, verlieren die OR für Insektizide und Holzschutzmittel<br />

sowohl bei den lymphatischen als auch bei nicht-lymphatischen Entitäten<br />

die statistische Signifikanz. Gleichzeitig werden auch in den restringierten Modellen<br />

tendenziell die höheren Risiken konsistent für die Insektizide und Holzschutzmittel<br />

beobachtet. Auch werden bei den lymphatischen Entitäten tendenziell höhere Risiken<br />

für die Insektizide gesehen und bei den nicht-lymphatischen Entitäten höhere<br />

OR für die Holzschutzmittel.<br />

Durch die Einbeziehung von Interviews mit Angehörigen von verstorbenen oder<br />

durch andere Umstände zu einer <strong>Teil</strong>nahme nicht fähigen Fällen und Kontrollen<br />

konnten aussagekräftigere und belastbare Ergebnisse ermittelt werden.<br />

5.7 Imputation bei nicht-informativen Angaben: Beispiel Insektizide<br />

Zu jeder Frage war im Interview auch immer die Möglichkeit gegeben, neben den<br />

informativen Antworten wie z.B. “Ja” oder “Nein” bzw. den a priori festgelegten Kategorien,<br />

mit “weiß nicht” oder “keine Angabe” zu antworten. Diese Angaben tragen<br />

jedoch keine informativen Werte zur Berechnung eines Expositionsscores bei. Daher<br />

wurden für diese nicht informativen Angaben in der Variablen jeweils der Mittelwert<br />

der Kontrollen imputiert, für die informative Angaben in den Eingangsdaten vorliegen.<br />

Im Folgenden wird am Beispiel der akuten Exposition gegenüber Insektiziden im Innenraum<br />

untersucht, wie die nicht informativen Angaben bei den Probanden der NLL<br />

verteilt sind. Hierfür wird unterschieden nach<br />

- den direkt interviewten Fall- und Kontroll-Probanden und<br />

- Angehörigeninterviews, in denen andere Personen stellvertretend für den Probanden<br />

interviewt wurden (Angehörige von Fällen / Angehörige von Kontrollen).<br />

5.7.1 Beispiel : Insektizide - Häufigkeit der Anwendungen<br />

Ein wesentlicher Parameter in den Berechnungen für die Expositionsscores zur akuten<br />

bzw. chronischen Exposition gegenüber Insektiziden im Innenraum ist die Häufigkeit<br />

der Anwendungen. Diese Angabe zur Häufigkeit von Insektizidanwendungen<br />

wurde im Interview für jede Wohnphase erhoben. Diese Angabe wird mittels eines<br />

Gewichtungsfaktors in eine Angabe pro Kalenderjahr umgesetzt (Expertenquantifizierung,<br />

Tab. 2-8). Insgesamt wurden 15787 Wohnphasen in diese Quantifizierung<br />

einbezogen.<br />

Die folgende Tabelle zeigt wie sich die Häufigkeitsangaben auf der Basis der Wohnphasen<br />

nach Probandengruppen verteilen.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 303 von 347


Tab. 5-12 Verteilung der Häufigkeit von Insektizidanwendungen in der Wohnung<br />

(N=15787 Wohnphasen ab 1956 einschließlich)<br />

Häufigkeit der Anzahl<br />

Fälle Kontrollen<br />

Anwendung<br />

Wohnphasen<br />

gesamt<br />

N<br />

direkt<br />

%<br />

Angehörige<br />

N % N<br />

direkt<br />

%<br />

Angehörige<br />

N %<br />

niemals 10762 2026 69,4 1040 55,5 7377 70,5 319 60,8<br />

seltener als 1mal im Jahr 876 143 4,9 95 5,1 591 5,6 47 9,0<br />

1mal im Jahr 673 114 3,9 79 4,2 449 4,3 31 5,9<br />

mehrmals im Jahr 1414 248 8,5 193 10,3 932 8,9 41 7,8<br />

1mal im Monat 336 70 2,4 29 1,5 230 2,2 7 1,3<br />

2-3mal im Monat 209 42 1,4 31 1,7 131 1,3 5 1,0<br />

1mal in der Woche 111 18 0,6 14 0,7 77 0,7 2 0,4<br />

mehrmals in der Woche 52 15 0,5 7 0,4 30 0,3 0 0,0<br />

1mal taeglich 11 3 0,1 3 0,2 4


Um die durchschnittliche Anwendungshäufigkeit pro Proband über alle Wohnphasen<br />

zu ermitteln, wurden ausschließlich die Wohnphasen einbezogen, die nach 1956<br />

(einschließlich) endeten bzw. nach 1956 begannen. Weiterhin werden für die Ermittlung<br />

der lebenslangen kumulativen Exposition ausschließlich die Lebensjahre der<br />

Probanden einbezogen, die vor dem Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre Latenzzeit<br />

(“lagtime”) liegen (kurz “Abschneidejahr” genannt). Somit wurden alle Wohnphasen,<br />

die erst nach dem “Abschneidejahr” begannen, in dieser Variablen auf den<br />

Wert “0” gesetzt. In den Wohnphasen, zu denen keine informativen Häufigkeitsangaben<br />

vorliegen (“weiß nicht”, “keine Angabe”), wurde für die Variable ebenfalls der<br />

numerische Wert von “0” festgelegt. Die Mittelwerte (MW) für die Anwendungshäufigkeit<br />

pro Proband (MW über alle Wohnphasen) verteilen sich in dieser Untersuchung<br />

getrennt nach Probandengruppe wie folgt (Tab. 5-13):<br />

Tab. 5-13 Vergleich Mittelwerte und Standardabweichungen der Anwendungshäufigkeit<br />

(nur informative Angaben, Wohnphasen ab einschließlich 1956 bis<br />

“Abschneidejahr”)<br />

Fälle gesamt Kontrollen gesamt<br />

direkt interviewt Angehörige direkt interviewt Angehörige<br />

N 773 657 2820 221<br />

Mittelwert 3,08 2,77 2,27 0,95<br />

Std.-abw. 14,01 12,66 10,40 5,42<br />

N=Anzahl, Std.-abw.= Standardabweichung<br />

Die größeren Mittelwerte für die Anwendungshäufigkeit werden hier für die Fälle beobachtet.<br />

Sowohl die Anwendungshäufigkeit der Fälle, die direkt interviewt wurden<br />

(MW = 3,08), als auch die der Mittelwert bei Angehörigeninterviews (MW = 2,77) liegt<br />

höher als der bei den Kontrollprobanden (MW = 2,27 / 0,95).<br />

Insbesondere bei den Angehörigeninterviews zu Fallprobanden wurden hier jedoch<br />

ein relativ großer Anteil nicht-informativer Angaben beobachtet (“weiß nicht”: 17,5%;<br />

“keine Angabe”: 2,9%). Für die Wohnphasen, in denen nicht-Informative Angaben<br />

zur Häufigkeit vorlagen, wurde daher in einer weiteren Untersuchung jeweils der Mittelwert<br />

der Kontrollen mit informativen Angaben imputiert. Der Mittelwert aller Kontrollen<br />

für die Anwendungshäufigkeit liegt bei MW=2,52 (nur Wohnphasen mit einem<br />

Beginn vor “Abschneidejahr”, restringiert auf informative Angaben). Nach der Imputation<br />

zeigt sich folgende Verteilung der durchschnittlichen Anwendungshäufigkeit bei<br />

Fällen und Kontrollen (Tab. 5-14).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 305 von 347


Tab. 5-14 Vergleich Mittelwerte und Standardabweichungen der Anwendungshäufigkeit<br />

nach Imputation (Wohnphasen ab einschließlich 1956 bis “Abschneidejahr”)<br />

Fälle gesamt Kontrollen gesamt<br />

direkt interviewt Angehörige direkt interviewt Angehörige<br />

N 773 657 2820 221<br />

Mittelwert 3,24 3,19 2,41 1,14<br />

Std.-abw. 14,01 12,65 10,40 5,43<br />

N=Anzahl, Std.-abw.= Standardabweichung<br />

Da der Anteil der nicht-informativen Angaben (“weiß nicht”, “Keine Angabe”) bei den<br />

Angehörigen von Fällen größer als bei den direkt interviewten Fällen war, führt die<br />

Imputation zu einer Angleichung zwischen den direkt interviewten Fällen und den<br />

Angehörigeninterviews zu Fällen.<br />

5.7.2 Sensititvitätsanalyse ohne Imputationswerte<br />

Um für alle Probanden die lebenslange akute bzw. chronische Exposition anhand<br />

von Scores zu berechnen, wurde für eine nicht informative Angabe in den Rohdaten<br />

(„weiß nicht, „keine Angabe“ oder missing im Interview) jeweils der Mittelwert der<br />

Kontrollen mit informativen Angaben (bezogen auf die Wohnphasen von 1956 bis<br />

zum Erstdiagnosejahr des Falles minus 2 Jahre) imputiert. Dies betraf stärker die<br />

Interviews, die mit Angehörigen geführt wurden.<br />

In einer Sensitivitätsbetrachtung wurde jeder dieser imputierten Mittelwerte im Expositionsscore<br />

für Insektizide durch eine Imputation des numerischen Wertes „0“ ersetzt<br />

(Berechnung ohne Imputationswert). Die weiteren Modellvariablen wurden nicht verändert.<br />

Erwartungsgemäß sinken die Risikoschätzer für Insektizide im Vergleich<br />

deutlich ab. Bei den Männer sinken die Risikoschätzer stärker ab als bei den Frauen.<br />

Ein Ansteigen über die Expositionskategorien bleibt bei den Männern für die lymphatischen<br />

Entitäten erhalten. Für die Frauen in den lymphatischen und nichtlymphatischen<br />

Entitäten liegen die Risikoschätzer auch in dieser Analyse über 1,0,<br />

verlieren jedoch die statistische Signifikanz.<br />

In beiden Analysen bleiben die Risikoschätzer der objektiv ermittelten, geographischen<br />

Abstandsscores, wie z.B. der aufenthaltszeitgewichtete Abstandsscore zu<br />

Baumschulen oder zu Bahndämmen, im Vergleich mit den Risikoschätzern des finalen<br />

Modells numerisch nahezu unverändert.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 306 von 347


Tab. 5-15 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Männer<br />

Exposition Kategorie<br />

alle<br />

Probanden<br />

alle Prob.,<br />

ohne Imputationswerte<br />

Anzahl Fälle 746 746<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,17 0,75<br />

95% KI 0,92 – 1,48 0,56 – 1,00<br />

≥ Median OR adj. 1,50 1,03<br />

95% KI 1,19 – 1,89 0,79 – 1,35<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,38 1,47<br />

95% KI 1,10 – 1,73 1,18 – 1,85<br />

≥ Median OR adj. 1,35 1,47<br />

95% KI 1,08 – 1,69 1,18 – 1,84<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,05 1,11<br />

95% KI 0,79 – 1,39 0,84 – 1,47<br />

≥ Median OR adj. 1,05 1,10<br />

95% KI 0,80 – 1,38 0,84 – 1,44<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,93 0,94<br />

95% KI 0,74 – 1,17 0,75 – 1,42<br />

E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,14 1,18<br />

95% KI 0,95 – 1,38 0,97 – 1,42<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,14 1,14<br />

95% KI 0,91 – 1,43 0,92 – 1,43<br />

≥ Median OR adj. 1,19 1,18<br />

95% KI 0,93 – 1,54 0,92 – 1,52<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,83 0,84<br />

95% KI 0,66 – 1,04 0,67 – 1,05<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 0,95 0,95<br />

95% KI 0,79 – 1,16 0,78 – 1,15<br />

I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 1,04 1,07<br />

95% KI 0,80 – 1,35 0,82 – 1,38<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio; 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke), Prob. = Probanden<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 307 von 347


Tab. 5-16 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Frauen<br />

Exposition Kategorie<br />

alle<br />

Probanden<br />

alle Prob.,<br />

ohne Imputationswerte<br />

Anzahl Fälle 466 466<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,68 1,11<br />

95% KI 1,23 – 2,30 0,77 – 1,61<br />

≥ Median OR adj. 1,77 1,12<br />

95% KI 1,33 – 2,37 0,81 – 1,55<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,00 1,16<br />

95% KI 0,73 – 1,37 0,85 – 1,58<br />

≥ Median OR adj. 1,43 1,58<br />

95% KI 1,02 – 2,01 1,13 – 2,21<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,41 1,52<br />

95% KI 0,94 – 2,12 1,01 – 2,28<br />

≥ Median OR adj. 1,01 1,08<br />

95% KI 0,62 – 1,65 0,66 – 1,75<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,85 0,86<br />

95% KI 0,67 – 1,09 0,67 –1,10<br />

E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,02 1,04<br />

95% KI 0,80 – 1,30 0,82 – 1,33<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,10 1,13<br />

95% KI 0,82 – 1,48 0,84 – 1,52<br />

≥ Median OR adj. 1,26 1,25<br />

95% KI 0,92 – 1,73 0,91 – 1,71<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,88 0,89<br />

95% KI 0,64 – 1,21 0,65 – 1,22<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,03 1,03<br />

95% KI 0,80 – 1,33 0,80 – 1,32<br />

I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 1,10 1,12<br />

95% KI 0,80 – 1,51 0,82 – 1,54<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio; 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke), Prob. = Probanden<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 308 von 347


Tab. 5-17 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Männer<br />

Exposition Kategorie<br />

alle<br />

Probanden<br />

alle Prob.,<br />

ohne Imputationswerte<br />

Anzahl Fälle 126 126<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,22 0,97<br />

95% KI 0,74 – 2,02 0,55 – 1,70<br />

≥ Median OR adj. 1,81 0,95<br />

95% KI 1,13 – 2,91 0,52 – 1,73<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,65 1,78<br />

95% KI 1,02 – 2,68 1,11 – 2,86<br />

≥ Median OR adj. 1,40 1,60<br />

95% KI 0,86 – 2,28 0,99 – 2,58<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,73 1,80<br />

95% KI 1,03 – 2,90 1,07 – 3,02<br />

≥ Median OR adj. 0,87 0,95<br />

95% KI 0,47 – 1,61 0,51 – 1,76<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,24 1,25<br />

95% KI 0,79 – 1,95 0,80 – 1,97<br />

E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,19 1,25<br />

95% KI 0,80 – 1,77 0,85 – 1,86<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,16 1,17<br />

95% KI 0,73 – 1,85 0,74 – 1,86<br />

≥ Median OR adj. 1,04 1,05<br />

95% KI 0,61 – 1,78 0,61 – 1,79<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,19 1,18<br />

95% KI 0,75 – 1,87 0,75 – 1,85<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,10 1,12<br />

95% KI 0,73 – 1,67 0,74 – 1,70<br />

I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 0,54 0,57<br />

95% KI 0,28 – 1,04 0,29 – 1,09<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke), Prob. = Probanden<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 309 von 347


Tab. 5-18 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Frauen<br />

Exposition Kategorie<br />

alle<br />

Probanden<br />

alle Prob.,<br />

ohne Imputationswerte<br />

Anzahl Fälle 92 92<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 0,83 0,90<br />

95% KI 0,41 – 1,65 0,42 – 1,91<br />

≥ Median OR adj. 1,79 1,31<br />

95% KI 1,04 – 3,09 0,70 – 2,44<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,70 1,70<br />

95% KI 0,96 – 3,01 0,98 – 2,95<br />

≥ Median OR adj. 1,55 1,70<br />

95% KI 0,80 – 2,98 0,89 – 3,23<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,22 1,22<br />

95% KI 0,52 – 2,88 0,52 – 2,85<br />

≥ Median OR adj. 1,01 1,18<br />

95% KI 0,40 – 2,59 0,47 – 2,98<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,21 1,22<br />

95% KI 0,75 – 1,94 0,76 – 1,94<br />

E. Tierbehandlungen Exponierte OR adj. 1,51 1,51<br />

95% KI 0,95 – 2,40 0,96 – 2,39<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 0,98 0,99<br />

95% KI 0,56 – 1,72 0,57 – 1,72<br />

≥ Median OR adj. 0,66 0,66<br />

95% KI 0,34 – 1,28 0,34 – 1,27<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,01 1,03<br />

95% KI 0,56 – 1,81 0,57 – 1,86<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,27 1,29<br />

95% KI 0,77 – 2,12 0,78 – 2,14<br />

I. Pestizide im Beruf Exponierte OR adj. 0,40 0,40<br />

95% KI 0,17 – 0,94 0,17 – 0,94<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke), Prob. = Probanden<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 310 von 347


5.7.3 Schlußfolgerung zur Einbeziehung von Imputationswerten<br />

In den Interviews mit Angehörigen von Fällen ist der Anteil der nicht informativen Angaben<br />

größer als in den Interviews, die mit den Indexpersonen direkt durchgeführt<br />

wurden. Wenn die Analysen ohne Imputationen (mit dem Wert “0”) durchgeführt werden,<br />

sinkt das Risiko erwartungsgemäß stark ab. Dieses Vorgehen ist jedoch nicht<br />

adäquat, da hierdurch die Exposition der Fälle systematisch unterschätzt wird. Eine<br />

nicht informative Angabe i.S. eines “weiß nicht” oder “keine Angabe” ist nicht mit einer<br />

Exposition von “0” gleichzusetzen. Daher war es notwendig, in den Analysen der<br />

systematischen Unterschätzung der Exposition bei Fällen durch die Imputation entgegenzuwirken.<br />

5.8 Einfluß der beruflichen Exposition<br />

Insgesamt 141 (17,4%) männliche und 99 (19,0%) weibliche erwachsene Fälle (>15<br />

Jahre) sowie 251 (14,1%) Männer und 155 (14,4%) Frauen bei den Kontrollprobanden<br />

(> 15 Jahre) waren bezogen auf die Pannett-Matrix in Berufen tätig, in denen sie<br />

gegenüber Pestiziden exponiert waren. Mit der Pannett-Matrix werden Wahrscheinlichkeit<br />

und Intensität einer Exposition am Arbeitsplatz auf der Basis der Angaben<br />

zum Beruf und zur Branche zugeordnet (Kap. 2.13.4).<br />

In den geographischen Abstandsscore zu Baumschulen und Bahndämmen ging jeweils<br />

sowohl die aufenthaltszeitgewichtete Exposition durch den geographischen Abstand<br />

zum Wohnort als auch zum Arbeitsplatz ein. In einer weiteren Sensitivitätsanalyse<br />

wurde daher untersucht, wie stark der Einfluß der berufsbedingten Exposition<br />

gegenüber Pestiziden am Arbeitsplatz auf die übrigen Risikoschätzer im Modell ist.<br />

Dafür wurden finale Modelle angepaßt, in die nur Probanden eingeschlossen wurden,<br />

die gemäß der Pannett-Matrix als nicht beruflich exponiert zu kategorisieren waren.<br />

Die Sensitivitätsanalyse mit einer Restriktion auf Probanden, die beruflich nicht gegenüber<br />

Pestiziden exponiert sind, zeigt für die lymphatischen Entitäten für Männer<br />

gegenüber dem finalen Modell mit allen Probanden nahezu keine Veränderungen der<br />

Risikoschätzer. Bei den Frauen geht durch die Restriktion für den Risikoschätzer der<br />

oberen Expositionskategorie zu Holzschutzmitteln die Signifikanz verloren.<br />

Für die nicht-lymphatischen Entitäten verliert das OR der Expositionskategorie 1 für<br />

Gartenpestizide die Signifikanz bei den Männern, bei den Frauen ist in der restringierten<br />

Analyse das OR der Expositionskategorie 2 für Insektizide nicht mehr signifikant.<br />

Die Risikoschätzer auf der Basis der geographischen Abstände zu Wohn- und Arbeitsorten<br />

sind gegenüber dem finalen Modell mit allen Probanden numerisch kaum<br />

verändert.<br />

Auch für die Einzelentitäten der Aggregationsebene I bleiben die Risikoschätzer numerisch<br />

nahezu unverändert gegenüber dem finalen Modell mit allen Probanden. Für<br />

einzelne Expositionskategorien geht die Signifikanz der Risikoschätzer durch die Restriktion<br />

auf berufliche nicht exponierte Probanden verloren. In der Entität ANLL z.B.<br />

verliert der Risikoschätzer für „Pestizideinsatz an Bahndämmen“ die statistische Signifikanz,<br />

für die Entität multiples Myelom (MM) verliert das OR der Expositionskate-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 311 von 347


gorie 2 bei Insektiziden seine Signifikanz, gleiches gilt für das OR für die Frauen in<br />

dieser Entität in Bezug auf das Risiko durch Holzschutzmittel.<br />

Bei den Männern der Entität CNLL steigen durch die Restriktion auf beruflich nichtexponierte<br />

Probanden die Risikoschätzer für Holzschutzmittel an. In beiden Kategorien<br />

werden in der restringierten Analyse die OR statistisch signifikant. Für die Entität<br />

NHLNC steigt bei den Männern das OR für Insektizide in der zweiten Expositionskategorie<br />

deutlich an und wird statistisch signifikant.<br />

Eine konsistente Erniedrigung aller Riskoschätzer für beide Geschlechter durch die<br />

Restriktion kann nicht festgestellt werden. Sowohl für die Entitäten der Aggregationsebene<br />

<strong>II</strong> (LYMPH, NLYMP) als auch für die Einzelentitäten der Aggregationsebene I<br />

bleiben die Risikoschätzer numerisch nahezu unverändert. Für einzelne Expositionskategorien<br />

geht die Signifikanz der Risikoschätzer durch die Restriktion verloren, in<br />

einigen Fällen bewirkt die Restriktion das Erreichen der statistischen Signifikanz.<br />

In der NLL wurde mit der Pannett-Matrix lediglich eine globale Quantifizierung für die<br />

berufliche Exposition umgesetzt, ein Einfluß der beruflichen Exposition auf die Risikoschätzer<br />

der weiteren Modellvariablen wird jedoch weitgehend ausgeschlossen.<br />

In den folgenden Tabellen sind beispielhaft die Ergebnisse für die auf Aggregationsebene<br />

<strong>II</strong> zusammengeführten lymphatischen und nicht-lymphatischen Entitäten dargestellt.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 312 von 347


Tab. 5-19 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Männer<br />

Exposition Kategorie<br />

alle Probanden<br />

ohne berufl.<br />

exponierte<br />

Probanden<br />

Anzahl Fälle 746 617<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,17 1,18<br />

95% KI 0,92 – 1,48 0,92- 1,52<br />

≥ Median OR adj. 1,50 1,64<br />

95% KI 1,19 – 1,89 1,27 – 2,11<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,38 1,31<br />

95% KI 1,10 – 1,73 1,02 – 1,69<br />

≥ Median OR adj. 1,35 1,27<br />

95% KI 1,08 – 1,69 0,99 – 1,63<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,05 0,96<br />

95% KI 0,79 – 1,39 0,72 – 1,31<br />

≥ Median OR adj. 1,05 1,03<br />

95% KI 0,80 – 1,38 0,76 – 1,40<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,93 0,97<br />

95% KI 0,74 – 1,17 0,75 – 1,24<br />

E. Tierparasitenbehandlungen Exponierte OR adj. 1,14 1,16<br />

95% KI 0,95 – 1,38 0,95 – 1,43<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,14 1,07<br />

95% KI 0,91 – 1,43 0,84 – 1,36<br />

≥ Median OR adj. 1,19 1,12<br />

95% KI 0,93 – 1,54 0,85 – 1,48<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,83 0,85<br />

95% KI 0,66 – 1,04 0,65 – 1,07<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 0,95 1,00<br />

95% KI 0,79 – 1,16 0,81 – 1,24<br />

I. Pestizide im berufl. Umfeld Exponierte OR adj. 1,04 -<br />

95% KI 0,80 – 1,35 -<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 313 von 347


Tab. 5-20 Lymphatische Entitäten (LYMPH), akute Exposition, Frauen<br />

Exposition Kategorie<br />

alle Probanden 1<br />

ohne berufl.<br />

exponierte<br />

Probanden<br />

Anzahl Fälle 466 374<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,68 1,51<br />

95% KI 1,23 – 2,30 1,08 – 2,12<br />

≥ Median OR adj. 1,77 1,62<br />

95% KI 1,33 – 2,37 1,17 – 2,24<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,00 1,07<br />

95% KI 0,73 – 1,37 0,76 – 1,50<br />

≥ Median OR adj. 1,43 1,34<br />

95% KI 1,02 – 2,01 0,91 – 1,96<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,41 1,33<br />

95% KI 0,94 – 2,12 0,84 – 2,10<br />

≥ Median OR adj. 1,01 0,97<br />

95% KI 0,62 – 1,65 0,55 – 1,70<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 0,85 0,83<br />

95% KI 0,67 – 1,09 0,63 – 1,09<br />

E. Tierparasitenbehandlungen Exponierte OR adj. 1,02 1,05<br />

95% KI 0,80 – 1,30 0,80 – 1,36<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,10 1,10<br />

95% KI 0,82 – 1,48 0,80 – 1,52<br />

≥ Median OR adj. 1,26 1,27<br />

95% KI 0,92 – 1,73 0,90 – 1,80<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 0,88 0,90<br />

95% KI 0,64 – 1,21 0,65 – 1,25<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,03 1,07<br />

95% KI 0,80 – 1,33 0,81 – 1,42<br />

I. Pestizide im berufl. Umfeld Exponierte OR adj. 1,10 -<br />

95% KI 0,80 – 1,51 -<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 314 von 347


Tab. 5-21 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Männer<br />

Exposition Kategorie<br />

alle Probanden 1<br />

ohne berufl.<br />

exponierte<br />

Probanden<br />

Anzahl Fälle 126 114<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 1,22 1,29<br />

95% KI 0,74 – 2,02 0,76 – 2,19<br />

≥ Median OR adj. 1,81 2,03<br />

95% KI 1,13 – 2,91 1,24 – 3,35<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,65 1,78<br />

95% KI 1,02 – 2,68 1,07 – 2,98<br />

≥ Median OR adj. 1,40 1,65<br />

95% KI 0,86 – 2,28 0,98 – 2,86<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,73 1,67<br />

95% KI 1,03 – 2,90 0,98 – 2,86<br />

≥ Median OR adj. 0,87 0,77<br />

95% KI 0,47 – 1,61 0,38 – 1,54<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,24 1,29<br />

95% KI 0,79 – 1,95 0,80 – 2,07<br />

E. Tierparasitenbehandlungen Exponierte OR adj. 1,19 1,28<br />

95% KI 0,80 – 1,77 0,84 – 1,94<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 1,16 1,12<br />

95% KI 0,73 – 1,85 0,69 – 1,81<br />

≥ Median OR adj. 1,04 0,96<br />

95% KI 0,61 – 1,78 0,54 – 1,71<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,19 1,10<br />

95% KI 0,75 – 1,87 0,68 – 1,78<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,10 1,01<br />

95% KI 0,73 – 1,67 0,65 – 1,56<br />

I. Pestizide im berufl. Umfeld Exponierte OR adj. 0,54 -<br />

95% KI 0,28 – 1,04 -<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 315 von 347


Tab. 5-22 Nicht-lymphatische Entitäten (NLYMP), akute Exposition, Frauen<br />

Exposition Kategorie<br />

alle Probanden 1<br />

ohne berufl.<br />

exponierte<br />

Probanden<br />

Anzahl Fälle 92 85<br />

A. Insektizide < Median OR adj. 0,83 0,85<br />

95% KI 0,41 – 1,65 0,42 – 1,73<br />

≥ Median OR adj. 1,79 1,70<br />

95% KI 1,04 – 3,09 0,95 – 3,04<br />

B. Holzschutzmittel < Median OR adj. 1,70 1,58<br />

95% KI 0,96 – 3,01 0,87 – 2,87<br />

≥ Median OR adj. 1,55 1,29<br />

95% KI 0,80 – 2,98 0,63 – 2,63<br />

C. Gartenpestizide < Median OR adj. 1,22 1,03<br />

95% KI 0,52 – 2,88 0,39 – 2,77<br />

≥ Median OR adj. 1,01 1,17<br />

95% KI 0,40 – 2,59 0,45 – 3,06<br />

D. Kopflausbehandlung Exponierte OR adj. 1,21 1,05<br />

95% KI 0,75 – 1,94 0,63 – 1,73<br />

E. Tierparasitenbehandlungen Exponierte OR adj. 1,51 1,56<br />

95% KI 0,95 – 2,40 0,96– 2,53<br />

F. Baumschulen < Median OR adj. 0,98 0,88<br />

95% KI 0,56 – 1,72 0,49 – 1,58<br />

≥ Median OR adj. 0,66 0,52<br />

95% KI 0,34 – 1,28 0,25 – 1,05<br />

G. Bahndamm Exponierte OR adj. 1,01 0,90<br />

95% KI 0,56 – 1,81 0,48 – 1,67<br />

H. Landwirtschaft ≥ Median OR adj. 1,27 1,29<br />

95% KI 0,77 – 2,12 0,77 – 2,18<br />

I. Pestizide im berufl. Umfeld Exponierte OR adj. 0,40 -<br />

95% KI 0,17 – 0,94 -<br />

adj. = adjustiert; OR = Odds Ratio, 95%KI = 95% Konfidenzintervalle (untere und obere Schranke)<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 316 von 347


5.9 Wertung der Ergebnisse der NLL<br />

Die Risikoschätzer für Insektizide und Holzschutzmittel zeigen für die untersuchten<br />

diagnostischen Einzelentitäten und die zusammengefaßten Entitäten für lymphatische<br />

und nicht-lymphatische Diagnosen konsistente Ergebnisse. Diese sind von der<br />

Aggregation der einzelnen Entitäten weitgehend unabhängig.<br />

Krankheitsbedingt war ein höherer Anteil der Fälle zum Zeitpunkt der Feldphase bereits<br />

verstorben. Die Sensitivitätsanalyse mit der Restriktion auf direkt interviewte<br />

Probanden zeigt, daß bei einer ausschließlichen Einbeziehung von direkt interviewten<br />

Fällen durch die stark erniedrigten Besetzungszahlen weniger stabile und damit<br />

weniger aussagekräftige Risikoschätzer zu interviewbasierten Modellvariablen beobachtet<br />

werden. Durch die Einbeziehung von Interviews mit Angehörigen zu Fällen<br />

und Kontrollen konnten aussagekräftigere und belastbare Ergebnisse ermittelt werden.<br />

In den Angehörigen-Interviews wurde erwartungsgemäß für einige relevante Variablen<br />

ein relativ höherer Anteil von nicht-informativen Angaben (“weiß nicht”, “keine<br />

Angabe”) erhoben. Hier wurde jeweils der Mittelwert der informativen Angaben von<br />

allen Kontrollen eingesetzt, um eine selektive Unterschätzung der Exposition bei den<br />

Fällen zu vermeiden.<br />

Durch eine Restriktion auf beruflich nicht-exponierte Probanden in den Modellen für<br />

die akute Exposition werden die Risiken numerisch kaum verändert. Ein Einfluß der<br />

beruflichen Exposition auf die Risikoschätzer für Insektizide in Innenräumen und<br />

Holzschutzmittel werden daher weitgehend ausgeschlossen.<br />

Die Odds Ratios für die Insektzide und Holzschutzmittel sind in beiden Modellen für<br />

akute bzw. chronische Exposition konsistent erhöht (Bereich 20- 140%, im Mittel um<br />

50%). Auf der Aggregationsebene I werden für einige Entitäten für die Expositionsvariablen<br />

der akuten und chronischen Exposition Schätzer über 2,0 berechnet (ANLL,<br />

MM, NHLH). Zahlreiche Schätzer erreichen die statistische Signifikanz (p


Auf Aggregationsebene <strong>II</strong> werden sowohl für die lymphatischen als auch für die nichtlymphatischen<br />

Entitäten konsistent statistisch signifikant ansteigende Trends (OR für<br />

linearen Trend) über die Expositionskategorien beobachtet. Ansteigende Trends für<br />

Insektizide und Holzschutzmittel zeigen sich mit Ausnahme der ALL bei Frauen für<br />

chronische Exposition gegenüber Insektiziden und der CNLL bei Frauen (OR Trend<br />

für akute Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln und chronische<br />

Exposition gegenüber Insekltiziden) auch für sämtliche Einzelentitäten der Aggregationsebene<br />

I. Für Frauen der Entität ALL kann ein Modell für akute Exposition nicht<br />

angepasst werden.<br />

Bei den Einzelentitäten wird für die akute Exposition eine signifikante Erhöhung des<br />

OR für den linearen Trend für beide Geschlechter für Holzschutzmittel nur bei der<br />

Entität MM beobachtet. Bei den Insektiziden werden für beide Geschlechter konsistent<br />

erhöhte OR für linearen Trend für die Entitäten ANLL, MM, NHLNC und NHLH<br />

gefunden.<br />

Im Modell für die chronische Exposition werden für beide Geschlechter konsistent<br />

und signifikant erhöhte OR bei den Insektiziden für die Einzelentitäten MM und<br />

NHLNC und für Holzschutzmittel in der Entität ANLL beobachtet. Die OR für den linearen<br />

Trend sind für Holzschutzmittel tendenziell höher als für Insektizide.<br />

Für den aufenthaltsgewichteten Abstandsscore zu Baumschulen werden nur für die<br />

Einzelentität der hoch malignen Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH) und dort ausschließlich<br />

bei den Männern statistisch signifikant erhöhte OR berechnet. Bei den<br />

Frauen sind die OR für NHLH unauffällig. Bei den Frauen zeigen sich tendenzielle<br />

Erhöhungen für die weiteren einzelnen lymphatischen Entitäten auf der Aggregationsebene<br />

I (ALL, MM, NHLNC). Für die zusammengefaßten lymphatischen Entitäten<br />

auf Aggregationsebene <strong>II</strong> werden für beide Geschlechter nicht signifikant erhöhte OR<br />

sowie ein ansteigender Trend über die Expositionskategorien beobachtet. Diese Ergebnisse<br />

der NLL liefern Hinweise dafür, dass für die Anwohner von Baumschulen<br />

ein erhöhtes Risiko für maligne Lymphome, nicht aber für die nicht-lymphatischen<br />

Erkrankungen bestehen könnte. Die Befunde hierzu sind jedoch statistisch nicht signifikant<br />

und zwischen den Geschlechtern uneinheitlich.<br />

Die Ergebnisse der NLL sprechen insgesamt für ein erhöhtes Leukämie- und<br />

Lymphomrisiko für Erwachsene durch Anwendungen von Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />

in privaten Haushalten. Die NLL bestätigt damit Hinweise aus früheren<br />

Studien des BIPS [73].<br />

In der NLL wurde ermittelt, daß 52% (N=2341 von 4471) der Probanden in mindestens<br />

einer Wohnphase Insektizide in Innenräumen vergewendet haben. Holschutzmittel<br />

wurden von 54% (N=2404 von 4471) in mindestens einer Wohnung angewendet.<br />

Durch die hohe Expositionsprävalenz wird die Public-Health-Relevanz der erhöhten<br />

Risikoschätzer akzentuiert.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 318 von 347


5.10 Diskussion vor dem Hintergrund nationaler und internationaler Studienergebnisse<br />

Anwendungen von Bioziden im privaten Umfeld wie Wohnräumen oder Gärten wurden<br />

für Erwachsene als Risikofaktor für Leukämien und maligne Lymphome bisher<br />

kaum oder gar nicht untersucht. Aus neuerer Zeit liegen einige Studien zu Anwendungen<br />

im privaten Haushalt in Bezug auf pränatale Effekte und Kleinkinder vor. In<br />

der internationalen Literatur finden sich für Erwachsene jedoch zahlreiche Studien<br />

zum Einsatz von Bioziden im Beruf.<br />

5.10.1 Studien zum Risiko für Erwachsene – berufliche Exposition<br />

Nationale und internationale Studien zur beruflichen Exposition gegenüber Bioziden<br />

zeigen erhöhte Risiken für Leukämien, Multiple Myelome und Non-Hodgkin-<br />

Lymphome für Erwachsene [53, 56, 172-180]. Insbesondere das Lymphomrisiko<br />

wurde in zahlreichen Studien zur beruflichen Exposition in der Landwirtschaft untersucht<br />

(u.a. [40, 55, 181-185].)<br />

Hinweise auf eine Assoziation zwischen beruflicher Exposition und malignen Lymphomen<br />

(Non-Hodgkin-Lymphome und Morbus Hodgkin) fanden Hardell et al. 1981 [48]<br />

in einer Fall-Kontroll-Studie mit 169 Fällen und 338 Kontrollen. Die Ergebnisse dieser<br />

Studie lieferte Evidenz für die Annahme, dass Phenoxyessigsäuren, Chlorphenole<br />

und organische Lösungsmittel als Risikofaktoren für maligne Lymphome einzustufen<br />

sind. 1986 beobachteten Hoar et al. in einer Fall-Kontroll-Studie in Kansas eine Assoziation<br />

zwischen beruflichem Herbizideinsatz in der Landwirtschaft und einem erhöhten<br />

Risiko für Lymphome und Weichteilsarkome [42]. Inbesondere für das Herbizid<br />

2,4-Dichlorophenoxyessigsäure (2,4-D) wurde in zahlreichen Studien eine Assoziation<br />

mit einem erhöhten Lymphomrisiko gezeigt. In Deutschland fanden Becher et<br />

al. 1996 [186] für Arbeiter, die in der Produktion gegenüber Phenoxy-Herbiziden und<br />

Dioxinen am Arbeitsplatz exponiert waren, für Non-Hodgkin-Lymphome eine erhöhte<br />

Mortalitätsrate von SMR=326 (95% KI 115 - 710).<br />

Heute werden biozidhaltige Substanzen wie Phenoxyessigsäurederivate, Chlorphenole,<br />

Dioxine, polychlorierte Biphenyle und organische Lösungsmittel vordringlich<br />

nicht als auslösendes (initiierendes) Karzinogen diskutiert, sondern vielmehr als<br />

Promotoren bzw. das Immunsystem beeinträchtigende Substanzen, die ähnliche<br />

Mechanismen wie Immunsupressiva bewirken angesehen [187].<br />

Die große Mehrheit der Studien zu beruflichen Risiken wurde ausschließlich mit<br />

männlichen Studienteilnehmern durchgeführt. Fontana et al. (1998) [188] fanden im<br />

Rahmen einer Fall-Kontroll-Studie mit Non-Hodgkin-Fällen (ED 1991 – 1993) in einem<br />

norditalienischen Reisanbaugebiet für Frauen, die im Reisanbau beschäftigt<br />

waren, ein erhöhtes, nicht signifikantes Lymphomrisiko (OR=1,9; 95% Ki 0,6 – 6,0).<br />

Die Tätigkeit im Reisanbau war erwartungsgemäß hoch korreliert mit einem Wohnsitz<br />

in der Anbauregion. Für Frauen war die Assoziation zwischen Wohnen im Anbaugebiet<br />

und einem Erkrankungsrisiko für NHL geringer als bei Männern. Eine Fall-<br />

Kontroll-Studie von Pottern et al. (1992) [189] in Dänemark zeigte für Frauen, die in<br />

der Agrarindustrie tätig waren, ein erhöhtes Risiko für multiple Myelome (OR=1,5,<br />

95%KI 0,8 – 2,8).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 319 von 347


Zahm et al. [54] führten 1993 in Nebraska, USA; eine Studie zur Rolle des Pestizideinsatzes<br />

in der Landwirtschaft und dem Risiko für Non-Hodgkin-Lymphome bei<br />

Frauen durch. Insgesamt wurden 184 Fälle und 707 Kontrollen interviewt (Response<br />

Fälle 89%, Kontrollen 86%). Die Variable zu der umfassenden Kategorie “Jemals auf<br />

einer Farm gewohnt oder gearbeitet” war nicht mit einem erhöhten Risiko für Non-<br />

Hodgkin-Lymphome assoziiert (OR=1,0). Auch für die Dimension “Einsatz von Insektiziden<br />

bzw. Herbiziden auf der Farm” zeigte keine Assoziation mit einem Lymphomrisiko.<br />

15% der Frauen berichteten, Insektizide persönlich angerührt und/oder ausgebracht<br />

zu haben. Für diese Untergruppe der Frauen, die persönlich mit den Mitteln<br />

umgegangen waren, wurde für Insektizide insgesamt ein statistisch nicht signifikantes<br />

Risiko von 1,3 (95% KI 0,7 – 2,3) und für die Gruppe der Organophosphate ein<br />

4,5-faches, statistisch signifikantes Risiko (95% KI 1,1 – 17,9) gefunden. Der persönliche<br />

Umgang mit Herbiziden war ebenfalls mit einem statistisch nicht signifikanten<br />

Risiko (OR=1,2; KI 0,3 – 4,2) verbunden, insgesamt hatten jedoch nur vier Fälle und<br />

13 Kontrollen direkten Umgang mit Herbiziden. Auch die persönliche Anwendung von<br />

Insektiziden in der Viehhaltung und in den Gebäuden auf der Farm war mit erhöhten,<br />

statistisch jedoch nicht signifikanten Risiken assoziiert (Viehhaltung: OR=1,2; 95% KI<br />

0,5 -2,9 / Gebäude: OR = 1,8; 95% KI 0,6- 5,6).<br />

Wie in der NLL werden hier für Frauen bei direktem Kontakt mit dem Mittel bzw. für<br />

die akute Exposition erhöhte Odds Ratios beobachtet. In der NLL werden für Männer<br />

und Frauen konsistent erhöhte Risiken gefunden. Die Befunde der Studien zur beruflichen<br />

Exposition stützen insofern die Ergebnisse der NLL zum Erkrankungsrisiko für<br />

beide Geschlechter durch biozid-wirksame Substanzen.<br />

In der NLL stand jedoch die beruflich Exposition nicht im Vordergrund. Die berufliche<br />

Belastung wurde in der NLL in der vorliegenden Version auf der Basis der Pannett-<br />

Matrix quantifiziert. Im Vergleich zu den oben genannten Studien ist dies eine globalere<br />

Quantifizierung. Durch eine Sensitivitätsanalyse konnte gezeigt werden, daß die<br />

berufliche Exposition nicht die Erhöhung des Risikos durch Anwendungen von Insektiziden<br />

und Holzschutzmitteln erklärt, sondern die geschätzen Risiken für Innenraumanwendungen<br />

aus dem Gebrauch im privaten Haushalt resultieren.<br />

5.10.2 Expositionsquellen aus der Umwelt<br />

In der NLL wurde für den aufenthaltsgewichteten Abstandsscore zu Baumschulen ein<br />

statistisch signifikant erhöhtes Risiko für hoch maligne Non-Hodgkin-Lymphome bei<br />

Männern gefunden. Die Ergebnisse für Frauen in dieser Entität reproduzieren diesen<br />

Befund nicht. Für die weiteren lymphatischen Entitäten wurden erhöhte, jedoch statistisch<br />

nicht signifikante OR sowie ansteigende Trends über die Expositionskategorien<br />

konsistent für beide Geschlechter gefunden.<br />

In der vom Landesamt für Natur und Umwelt des Landes Schleswig-Holstein [190] im<br />

Landkreis Pinneberg durchgeführten “Untersuchung zu neurologischneuropsychlogischen<br />

Gesundheitseffekten unter chronischer Niedrigdosis-Exposition<br />

mit Bioziden” wurde kein Hinweis auf einen Einfluß der Wohnortnähe zu Baumschulen<br />

und neurotoxischen Wirkungen bei Anrainern gefunden. Für die Anrainer von<br />

Baumschulen wurden jedoch signifikant höhere Blutkonzentrationen für das Pestizid<br />

Lindan (γ-Hexachlorcyclohexan) sowie für Kongenere polychlorierter Biphenyle (138,<br />

153, 180) gefunden als für Personen, die weiter entfernt in einer Vergleichregion<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 320 von 347


wohnten. Die Konzentrationen für DDT (Dichlor-diphenyltrichlorethan) und den Metaboliten<br />

DDE (Dichlor-diphenyl-dichlorethan) waren bei den Anrainern ebenfalls höher<br />

als bei weiter entfernt Wohnenden, jedoch nicht statistisch signifikant. In der Hausstaubuntersuchung<br />

dieser Studie wurden für einzelne Organochlorverbindungen höhere<br />

Konzentrationen in den Proben von Anrainern gemessen. Die Autoren der Untersuchung<br />

führen die in dieser Untersuchung ermittelten Blutkonzentrationen auf<br />

Ernährungsgewohnheiten zurück, da PCBs hauptsächlich mit der Nahrung aufgenommen<br />

werden. Die Hausstaubbelastungen weisen laut den Autoren auf eine breite<br />

häusliche Anwendung von Bioziden hin.<br />

In einer substanzspezifischen Studie zur Exposition von Kindern (N=109) gegenüber<br />

Chlorpyrifos und Parathion untersuchten Fenske et al. (2002) [191] neben den Urinproben<br />

von Kindern auch den Hausstaub aus Häusern einer landwirtschaftlich geprägten<br />

Gemeinde. Häuser, die nahe an pestizid-behandelten Ackerflächen standen<br />

(bis 60m entfernt) wiesen eine statistisch signifikant höhere Konzentration von Chlorpyrifos<br />

(p=0,01) und Parathion (p=0,014) auf, als Häuser die weiter entfernt standen.<br />

Dieser Effekt wurde durch die Untersuchungen zur Konzentration von Metaboliten im<br />

Urin der Kinder jedoch nicht widergespiegelt. In einer vorangegangenen Studie zu<br />

organophosphathaltigen Pestiziden insgesamt von Lu et al. (2000) [192] mit derselben<br />

Studienpopulation von 109 Kindern waren für Kinder, die in der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft (bis zu 60m entfernt) von Obstanbauflächen wohnten, der Median der<br />

Hausstaubkonzentration und der Metaboliten-Konzentrationen im Urin signifikant höher<br />

als für Kinder die weiter entfernt lebten. Ein Eintrag von Pestiziden von landwirtschaftlichen<br />

Flächen in die umliegenden bewohnten Gebiete ist somit plausibel.<br />

Daß durch die Drift von Substanzen aus der Umgebung höhere Risken für Leukämien<br />

und Non-Hodgkin-Lymphome resultieren können, zeigt eine Studie von Linos et<br />

al. [35]. Die Untersuchung zeigte ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Non-<br />

Hodgkin-Lymphome (RR=1,4) und einen nicht signifikanten Risikoanstieg für Leukämien<br />

(RR=1,2) in Assoziation mit der Wohnnähe zu Indus-trienanlagen im Umkreis<br />

von 0,5 – 2 Meilen (0,8 – 3,2 km). Für einzelne histologische Entitäten wurden höhere<br />

Risken gefunden (akute lymphatische Leukämie: RR=5,4; akute myeloische Leukämie:<br />

RR=2,2; follikuläres Lymphom: RR=1,5). Die Risiken stiegen nicht in Abhängigkeit<br />

von der Wohndauer im Umkreis der Fabriken an, für Non-Hodgkin-Lymphome<br />

wurde jedoch eine Risikoerhöhung in Abhängigkeit mit abnehmender Entfernung innerhalb<br />

des 2-Meilen–Radius beobachtet.<br />

In einer Fall-Kontroll-Studie zum Lymphomrisiko bei Hunden von Gavazza et al. [86]<br />

wurden signifikant erhöhte Risiken für die Wohnnähe zu Industriegebieten (OR = 8,5;<br />

95% KI 2,3-30,9) gefunden. Auch diese Studie gibt einen Hinweis auf ein mögliches<br />

Risiko durch Emittenten in der Wohnumgebeung, da Lymphomerkrankungen bei<br />

Hunden als “Sentinel” für mögliche Risiken beim Menschen angesehen werden können.<br />

Diese Befunde lassen den Schluß zu, daß auch die Wohnnähe zu Baumschulen mit<br />

einem erhöhten Risiko für Leukämien und Lymphome verbunden sein kann.<br />

Ergebnisse von Studien zur beruflichen Exposition sind ebenfalls kompatibel mit dem<br />

Befund der NLL für die Aufenthaltsnähe zu Baumschulen. Eine Kohortenstudie an<br />

4015 (859 Frauen und 3156 Männer, März 1975 – Ende 1984) Gärtnern aus Dänemark<br />

[193] beobachtete eine Inzidenz für Non-Hodgkin-Lymphome, doppelt so hoch<br />

wie erwartet war. Da auch in den Baumschulen vielfach Herbizide verwendet werden<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 321 von 347


und in den Studien zum beruflichen Risiko insbesondere Assoziationen zwischen<br />

Phenoxyherbiziden und Non-Hodgkin-Lymphome ermittelt wurden, ist der Befund für<br />

Männer in der NLL ein ernst zu nehmender Hinweis auf eine mögliche Gefährdung<br />

auch der Anwohnern in der unmittelbaren Nachbarschaft von Baumschulen.<br />

5.10.3 Assoziation zwischen Pestizdexposition und Krebs bei Kindern<br />

Zur Untersuchung von kindlichen Krebserkrankungen wurden bereits eine Reihe von<br />

Studien zur Assoziation mit Pestiziden durchgeführt [93, 94, 96-100, 104, 119].<br />

Studien zur kindlichen Leukämie und Expostion gegenüber Pestiziden zeigen oft eine<br />

positive Assoziation mit der Pestizidanwendung in dem Haushalt, in dem das Kind<br />

lebt. So fanden Daniels et al. (1997) [94] in einem Review zu Pestiziden und kindlichen<br />

Krebserkrankungen, daß der Einsatz von Pestiziden im Privathaushalt mit kindlicher<br />

Leukämie und Gehirntumoren bei Kindern assoziiert war. Die Selbstanwendung<br />

durch die Hausbewohner war stärker mit einem Risiko für Leukämien und Hirntumoren<br />

verbunden als die Einsatz von professionellen Schädlingsbekämpfern oder<br />

die Anwendung von Pestiziden im Garten. In einer weiteren Untersuchung zu Pestiziden<br />

und Neuroblastomerkrankungen bei Kindern ermitteln Daniels et al. [93] ein<br />

OR von 1,6 (95% KI 1,0 – 2,3) für Anwendungen von Pestiziden in der Wohnung.<br />

Buckley et al. (2000) [96] boebachteten in ihrer Untersuchung zu Non-Hodgkin-<br />

Lymphomen bei Kindern (N=268 Fälle), daß die wöchentliche Anwendung von Haushalts-Insektiziden<br />

durch die Mutter im Zeitraum der Schwangerschaft mit einem Risiko<br />

von OR=2,62 für Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) beim Kind verbunden war.<br />

Auch Anwendungen nach der Geburt des Kindes waren mit kindlichem NHL assoziiiert<br />

(OR=2,35; p=0,001). Die berufliche Exposition der Eltern und die Anwendung von<br />

Pestiziden im Garten waren positiv mit NHL bei Kindern assoziiert, die Risikoschätzer<br />

erreichten jedoch nicht die statistische Signifikanz.<br />

Analog zu diesen Befunden in der Literatur werden auch in der NLL die höchsten<br />

Risiken für die Insektizid- bzw. Holzschutzmittelanwendung in Innenräumen gefunden.<br />

Neuere Studien geben Hinweise auf genetische Polymorphismen, die offenbar eine<br />

entscheidende Rolle bei der Gen-Umwelt-Interaktion spielen. So fanden Infante-<br />

Rivard et al. (1999) [119] in einer Fall-Kontroll-Studie mit Kindern, die im Alter zwischen<br />

0 und 9 Jahren an akuter lymphoblastischer Leukämie erkrankt waren, ein erhöhtes<br />

Risiko für die Anwendung von Insektiziden in den Innenräumen. Die Odds<br />

Ratios für Gen-Umwelt-Interaktion waren erhöht für Kinder mit den Mutationen<br />

CYP1A1m1 und CYP1A1m2 des Gens CYP1A1, wenn die Mutter während der<br />

Schwangerschaft oder das Kind selbst nach Geburt gegenüber Innenrauminsektiziden<br />

exponiert waren. CYP1A1 ist eines der Gene, die die für die Karzinogen-<br />

Metabolisierung zuständigen Enzyme (Cytochrom P (CYP)-450 Monooxygenase)<br />

codiert. In einer Studie zur genetischen Suszeptibilität für Brustkrebs von Krajinovic<br />

et al. (2001) [194] wurde für Frauen, die die Allel-Variante CYP1A1*4 tragen, ein statistisch<br />

signifikant erhöhtes Brustkrebsbrisko (OR=3,3; 95% KI 1,1 – 9,7) ermittelt.<br />

Diese Studien und andere Studien zu Gen-Umwelt-Interaktionen geben den Hinweis,<br />

daß Personen mit einem bestimmten Gen-Polymorphismus besonders empfindlich<br />

auf Expositionen in ihrer Umwelt reagieren und aufgrund dieser Konstellation ein höheres<br />

Risko haben, z.B. an Leukämien und malignen Lymphomen zu erkranken. Für<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 322 von 347


sie ist es besonders wichtig, dass potentielle, verbreitete Promotoren in der Umwelt<br />

identifiziert werden. Viele der heute bekannten Pestizide wurden von der IARC (International<br />

Agency for Research on Cancer) als krebserregend oder potentiell krebserregend<br />

eingestuft [50, 195]. Die Ergebnisse der NLL zu einem Risiko für lymphatische<br />

und nicht-lymphatische Entitäten durch die Anwendung von Insektiziden und<br />

Holzschutzmitteln ergänzen die bisher vorliegenden Studienergebnisse.<br />

5.11 Schlußfolgerung und Public-Health-Relevanz<br />

Über die unterschiedlichen Aggregationsebenen der Einzelentitäten und über beide<br />

Geschlechter werden für die akute und die chronische Exposition konsistent erhöhte,<br />

statistisch signifikante Risiken für die Anwendung von Insektiziden und Holschutzmitteln<br />

in Innenräumen gefunden. Sowohl für die aggregierten lymphatischen und nichtlymphatischen<br />

Entitäten als auch für die Einzelentitäten wird ein Ansteigen der Risikoschätzer<br />

über die Expostionskategorien i.S. einer Dosis-Wirkungsbeziehung (statistisch<br />

signifikant erhöhte OR für den linearen Trend) beobachtet.<br />

Die Ergebnisse der NLL zur Anwendung von Insektiziden und Holzschutzmitteln in<br />

Innenräumen werden durch die Befunde in Studien zur beruflichen Exposition bei<br />

Erwachsenen und durch Studien zur Exposition von Kindern gegenüber Pestiziden in<br />

der häuslichen Umgebung gestützt. Daß diese Bereiche der Selbstanwendung in der<br />

häuslichen Umgebung stärker hervortreten als Risiken durch die Anwendung im Garten<br />

oder durch Umweltquellen wird ebenfalls durch die Befunde in der Literatur bestätigt.<br />

In der NLL wird ein Risiko durch die berufliche Exposition nicht so deutlich<br />

nachgewiesen, wie in der vorliegenden Literatur zu Studien an Berufskohorten. Dabei<br />

muß jedoch berücksichtigt werden, daß die NLL keine Studie zum beruflichen<br />

Risiko darstellt und daher eine globalere Quantifizierung der beruflichen Exposition in<br />

die Analysen einbezogen wurde. Die Sensivitätsanalyse mit einer Restriktion auf<br />

nicht beruflich Exponierte zeigt, daß die Risiken für die Anwendung in Innenräumen<br />

nicht durch eine berufliche Exposition erklärt werden können.<br />

Die NLL liefert ernst zu nehmende Hinweise auf ein Risiko durch die Wohnnähe zu<br />

Baumschulen. Eine abschließende Bewertung ist gegenwärtig nicht möglich. Dieser<br />

Befund muß weiter abgeklärt werden.<br />

Die Ergebnisse der NLL belegen ein Risiko durch Innenraumanwendungen von Pestiziden.<br />

Angesichts der weiten Verbreitung der Anwendung von Pestiziden in Privathaushalten<br />

und dem Vorliegen von Hinweisen auf besonders sensitive Gruppen wie<br />

Kleinkinder oder möglicherweise auch Personen mit Genpolymorphismen besteht<br />

aus Sicht eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes Kommunikations- und Handlungsbedarf.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 323 von 347


6 Zusammenfassung<br />

6.1 Hintergrund zu Haupthypothese <strong>II</strong> ”Exposition gegenüber Pestiziden”<br />

Die erhöhte Sterblichkeit an Leukämie im Landkreis Pinneberg, die im Rahmen einer<br />

epidemiologischen ”Task-Force”-Aktion von Epidemiologen der <strong>Universität</strong> Lübeck<br />

beobachtet worden war, bildet einen der beiden Ausgangspunkte der ”Norddeutschen<br />

Leukämie- und Lymphomstudie (NLL)” [1, 2]. Ebenso wie im Nahbereich um<br />

das Kernkraftwerk Krümmel wurden auch in der Region Pinneberg umweltbedingte<br />

Risikofaktoren als mögliche Ursachen der lokalen Häufung vermutet. Im Landkreis<br />

Pinneberg besteht das größte zusammenhängende Gebiet von Baumschulen in Europa.<br />

Einige der im Zusammenhang mit der Bekämpfung von Pflanzenschädlingen<br />

verwendeten Pestizide sind in epidemiologischen Studien als Risikofaktoren für maligne<br />

Lymphome und Leukämien identifiziert worden.<br />

6.1.1 Studiendesign<br />

Die Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) ist eine bevölkerungsbezogene<br />

Fall-Kontroll-Studie zu Ursachen und Risikofaktoren von monoklonalen, hämatologischen<br />

Erkrankungen mit malignem Verlauf. Einbezogen wurden alle inzidenten<br />

Fälle von Leukämien, malignen Lymphomen und verwandten Erkrankungen in den<br />

Jahrgängen 1986 – 1998 in den sechs Landkreisen des Untersuchungsgebietes in<br />

Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Die Fallbasis wurde in einer aktiven, nachgehenden<br />

Inzidenzerhebung aus multiplen, primären Datenquellen in Kliniken, überregionalen<br />

Behandlungszentren, bei niedergelassenen Ärzten und aus den Todesbescheinigungen<br />

der Gesundheitsämter der Landkreise des Untersuchungsgebietes<br />

dokumentiert. Repräsentative Bevölkerungskontrollen wurden nach einem geschichteten<br />

Zufallsverfahren aus den 78 Einwohnermelderegistern des Untersuchungsgebietes<br />

gezogen.<br />

Die Haupthypothesen betreffen Expositionen gegenüber<br />

1) radioaktiven Emissionen aus Nuklearanlagen im Normalbetrieb,<br />

2) Pestiziden und<br />

3) niederfrequenten elektromagnetischen Feldern (50 Hz, 16 2/3 Hz).<br />

Die multidimensionale, lebenslange Expositionsermittlung innerhalb der NLL basierte<br />

auf standardisierten, persönlichen, computergestützten Interviews mit allen Probanden<br />

bzw. erstgradigen Angehörigen. In der Quantifizierung wurden interviewbasierte<br />

Informationen möglichst mit Daten aus externen Quellen verknüpft. Der vorliegende<br />

zweite <strong>Teil</strong> des Ergebisberichts bezieht sich auf die zweite Haupthypothese (Exposition<br />

gegenüber Pestiziden).<br />

6.1.2 Response<br />

Mit einer Response von 71,5% bei den Fällen (N=1430) und von 54,5 % bei den<br />

Kontrollen (N=3041) konnten insgesamt 4471 gültige und vollständige Interviews in<br />

die Auswertung einbezogen werden. Bei den Fällen konnten 773 Probanden direkt<br />

interviewt werden, 657 Interviews wurden stellvertretend mit Angehörigen geführt<br />

(Kontrollen direkt: N= 2820; Angehörige: N= 221).<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 324 von 347


Zur Durchführung von Subgruppenanalysen wurden a priori anhand hämatologischsystematischer<br />

und biologischer Kriterien einheitliche Diagnosekategorien definiert.<br />

Der Aggregationsebene I wurden für die Subgruppenanalysen folgende Einzelentitäten<br />

zugeordnet:<br />

- akute lymphatische Leukämie (ALL)<br />

- akute nicht-lymphozytäre Leukämie (ANLL)<br />

- chronische nicht-lymphozytäre Leukämie (CNLL)<br />

- Multiples Myelom, Plasmozytom (MM)<br />

- niedrig maligne Non-Hodgkin Lymphome, einschließlich CLL (NHLNC)<br />

- hoch maligne Non-Hodgkin Lymphome (NHLH)<br />

Diese Entitäten wurden zu den Aggregationsebenen ”lymphatische Erkrankungen<br />

(LYMPH)” und ”nicht-lymphatische Erkrankungen (NLYMP)” zusammengefaßt. A priori<br />

wurde festgelegt, dass diese Aggregationsebene primär ausgewertet wird.<br />

Eine Zusammenfassung sämtlicher Zieldiagnosen der NLL (Aggregationseben <strong>II</strong>I)<br />

wurde ebenfalls durchgeführt, diese kann jedoch nur als eine zusätzliche, explorative<br />

Analyse betrachtet werden, da angesichts der biologischen Heterogenität der hier<br />

zusammengefassten Diagnosen aus hämatologischer Sicht keine aussagekräftigen<br />

Befunde ermittelt werden.<br />

6.1.3 Matching<br />

Für die einzelnen Entitäten in den einzelnen Aggregationsebenen wurde ein separates<br />

Matching durchgeführt (Matching-Variablen: Geburtsjahr +- 2 Jahre, Geschlecht,<br />

Region), bei dem jeweils alle kompatiblen Kontrollen zugrordnet wurden (multiples<br />

Matching). Alle Expositionsvariablen wurden nach a priori definierten numerischen<br />

Quantilen (Gesamtverteilung der Kontrollen) kategorisiert.<br />

6.2 Quantifizierung<br />

6.2.1 Relevante Expositonsquellen<br />

Die Haupthypothese <strong>II</strong> der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) bezieht<br />

sich auf ein Risiko für eine oder mehrere der untersuchten Diagnosekategorien<br />

durch die Exposition gegenüber Pestiziden. In die Quantifizierung wurden alle hierfür<br />

relevanten Quellen einbezogen.<br />

Expositionen im privaten Umfeld:<br />

- Anwendungen von Insektiziden und Holzschutzmitteln in Innenräumen<br />

- Einsatz von Pestiziden im Garten oder in der Nebenerwerbslandwirtschaft<br />

- Behandlungen gegen Kopfläuse<br />

- Behandlungen von Haustieren gegen Flöhe und andere Parasiten<br />

Expositionen aus Umweltquellen:<br />

- Pestizidanwendungen in Baumschulen<br />

- Pestizideinsätze entlang von Bahndämmen<br />

- Einträge durch Anwendung von Bioziden in der Landwirtschaft.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 325 von 347


Anhand einer Job-Exposure-Matrix (Pannett-Matrix) wurde die Belastung im beruflichen<br />

Umfeld erfaßt.<br />

6.2.2 Quantifizierung der relevanten Expositionen<br />

Die Risikoschätzungen für Belastungen durch Anwendungen im privaten Umfeld<br />

mußten nach zwei verschiedenen Expositionsmodi unterschieden werden:<br />

- die kurzzeitige Exposition während und unmittelbar nach der Anwendung von<br />

Pestiziden (akute Exposition) und<br />

- die dauerhaft niedrigschwellige Exposition nach der Anwendung von Insektiziden<br />

und Holzschutzmitteln durch die Kontamination der Wohnung (chronische Exposition).<br />

Auf der Basis einer Expertenquantifizierung wurden Expositionsscores für die akute<br />

Exposition bei Anwendung von Insektziden bzw. Holzschutmitteln und die chronisch<br />

niederschwellige Exposition durch Kontamination von Innenräumen in der Folge von<br />

aktiven Anwendungen gebildet. Die Expertenquantifizierung beruht auf probandenbezogenen<br />

Angaben aus dem standardisierten Interview. In die Expositionsabschätzung<br />

wurden alle Kalenderjahre aus Wohnphasen ab 1956 einschließlich einbezogen.<br />

Im Interview wurden die Probanden lebenslang pro Wohnort nach der Anwendung<br />

von Insektiziden und Holzschutzmitteln gefragt. Auf der Basis dieser Probandenangaben<br />

zur Häufigkeit der Anwendungen, der Art der Anwendung (Verdampfen, Versprühen,<br />

Streichen etc), der Anzahl der behandelten Räume und zu im Anschluß<br />

durchgeführten Dekontaminationsmaßnahmen (wischen, fegen etc.) wurde die Expositionsquantifizierung<br />

in einem standardisierten Verfahren von einem Experten<br />

durchgeführt. Bei den Holzschutzmitteln wurde zusätzlich die Art der behandelten<br />

Fläche (Holzdecke, Gartenzaun etc.) und der Zweck der Anwendung (Vorsorge,<br />

Schädlingsbekämpfung) berücksichtigt.<br />

In den Expositionsscore der akuten Exposition für Insektizide und Holzschutzmittel<br />

wurde außerdem eine Gewichtung für die Selbstanwendung bzw. die Anwendung<br />

durch eine andere Person (z.B. Kammerjäger) und die Art des persönlichen Kontakts<br />

mit dem Mittel (Inhalation von pestizidwirksamer Substanz, benetzte Haut) aufgenommen.<br />

Bei der Selbstanwendung wurden als modifizierende Faktoren bei der Anwendung<br />

ergriffene Schutzmaßnahmen wie das Tragen eines Schutzanzug, einer<br />

Gasmaske/Mundschutz oder von Handschuhe berücksichtigt.<br />

Der Expositionsscore für die chronische Exposition wurde zusätzlich mit der in der<br />

Wohnung verbrachten Aufenthaltszeit gewichtet.<br />

Für die Expositionsquantifizierung durch Anwendungen von Pestiziden in Gärten<br />

wurde nach dem gleichen Prinzip verfahren. Im Interview wurden analog zur Erfassung<br />

der lebenslangen Wohnphasen für jeden Garten, Schrebergarten oder eine<br />

Nebenerwerbslandwirtschaft der Beginn und das Ende der Nutzung und die Anwendung<br />

von Pestiziden sowie die expositiosquantifizierenden Faktoren (Häufigkeit des<br />

Einsatzes, Selbstanwendung, Kontakt etc.) erfragt. Die Gewichtungen für die akute<br />

Exposition bei Insektiziden bzw. Holzschutzmitteln wurden zur Bildung eines Expositionsscores<br />

für die akute Expsoition durch Anwendungen im Garten übernommen.<br />

Auch für jede Behandlungen von Haustieren gegen Tierparasiten (z.B. Flöhe) wurde<br />

der Zeitraum der Behandlung und die Art der Behandlung im Interview erfaßt. Für die<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 326 von 347


Art der Behandlung (Flohhalsband, Spray, etc.) wurde wiederum durch einen Experten<br />

eine Gewichtung festgelegt, die in einen Expositionsscore eingeflossen ist.<br />

Stattgehabte Kopflausbehandlungen der Probanden und weiteren Haushaltsmitglieder<br />

wurden im Interview erhoben. Die lebenslange Kopflausbehandlung wurde als<br />

dichotome Variable "jemals vs. niemals gegen Kopfläuse behandelt" in die Analysen<br />

einbezogen.<br />

Zur Quantifizierung der Exposition gegenüber Pestiziden aus Baumschulen wurde<br />

ein aufenthaltsgewichteter Abstandsscore gebildet. Die Berechnung des Abstandsscores<br />

bezieht alle Gauß-Krüger-Koordinaten zu Wohn- und Arbeitsstätten ab 1956<br />

ein. Für jede Koordinate zu einem dieser Orte wurde in einem mathematischen Verfahren<br />

ermittelt, ob, und wenn ja, zu wievielen Baumschulen eine Entfernung von bis<br />

zu 1000m (einschließlich) bestand. Jeder der Abstände bis zu 1000m Entfernung<br />

wurde mit der am Bezugsort (Wohn- bzw. Arbeitsstätte) verbrachten durchschnittlichen<br />

Aufenthaltszeit gewichtet und der entsprechende Abstandsscore lebenslang<br />

aufaddiert. Ein aufenthaltsgewichteter Abstandsscore diente auch zur Erfassung der<br />

Exposition gegenüber Pestizideinsätzen an Bahndämmen. Auf der Basis eines geographischen<br />

Informationssystems wurde der Abstand zwischen den Wohn- und Arbeitsorten<br />

der Probanden und Trassenverläufen des Schienennetzes in Norddeutschland<br />

ermittelt. Für alle Probandenstandorte in einem Korridor von 50m um die<br />

Trasse wurde ein aufenthaltsgewichteter Abstandsscore berechnet und lebenslang<br />

aufaddiert.<br />

Um die Exposition gegenüber Bioziden von landwirtschaftlichen Anbauflächen in der<br />

Umgebung von Wohn- und Arbeitsplätzen zu quantifizieren, wurde ein gemeindespezifischer<br />

Landwirtschaftsscore berechnet. Dieser Score basiert auf den Angaben<br />

zur Größe der landwirtschaftlichen Anbaufläche und Art der Kulturpflanzen sowie auf<br />

Mengen von Pestiziden, die auf diesen Flächen entsprechend eingesetzt wurden<br />

(Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen), jeweils in bezug zur Fläche<br />

der Gemeinde.<br />

Die Berufsanamnese wurde lebenslang erhoben. Auf Basis der Kombination aus<br />

Branche, Beruf, Tätigkeit und ggf. weiterer Merkmale wurde für jede Arbeitsphase<br />

anhand einer standardisierten Job-Exposure-Matrix (Pannett-Matrix) die berufliche<br />

Belastung durch Pestizide ermittelt. Ein Index aus Wahrscheinlichkeit und Intensität<br />

für Belastung mit Pestiziden wurde mit der Anzahl der am Arbeitsplatz verbrachten<br />

Stunden gewichtet und lebenslang aufaddiert. Die berufliche Pestizidbelastung geht<br />

als jemals vs niemals kategorisierte Variable in die finalen Modelle ein.<br />

Ein dreidimensionaler Score aus Schulabschluß, beruflicher bzw. universitärer Ausbildung<br />

und Äquivalenzeinkommen für die soziale Schicht sowie die lebenslang akkumulierte<br />

Exposition gegenüber aktivem Rauchen (quantitatives Maß: Packyears)<br />

wurden als potentielle Confounder auch in allen Modellen der Haupthypothese <strong>II</strong> berücksichtigt.<br />

6.3 Multivariate Modellierung<br />

Für alle Diagnosekategorien der Aggregationsebene I sowie für die Entitäten der Aggregationsebenen<br />

<strong>II</strong> und <strong>II</strong>I wurden jeweils separate konditionale Regressionsmodelle<br />

für die akute Exposition und die chronische Exposition gegenüber Bioziden angepaßt.<br />

In das Modell für die akute Exposition gegenüber Pestiziden gingen jeweils die<br />

Expositionsscores für die akute Exposition durch Anwendungen von Insektiziden,<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 327 von 347


Holzschutzmitteln und Gartenpestiziden sowie die Expositionsvariablen für Kopflausund<br />

Tierparsitenbehandlungen, die Variablen des Absstandsscores zu Baumschulen<br />

und Bahndämmen, der gemeindespezifische Score für Pestizide aus der Landwirtschaft<br />

und die beruflich Belastung gegenüber Pestiziden mit den Confoundern Rauchen<br />

und Soziale Schicht ein. In das Modell für die chronische Exposition gegenüber<br />

Pestiziden wurden jeweils die Expositionsscores für die chronisch niedrigschwellige<br />

Exposition nach Anwendungen von Insektiziden und Holzschutzmitteln sowie die Expositionsvariablen<br />

für Kopflaus- und Tierparasitenbehandlungen, die Variablen des<br />

Absstandsscores zu Baumschulen und Bahndämmen, der gemeindespezifische Score<br />

für Pestizide aus der Landwirtschaft und die beruflich Belastung gegenüber Pestiziden<br />

mit den Confoundern Rauchen und soziale Schicht angepaßt.<br />

Für alle finalen Modelle wurde außerdem ein OR für einen linearen Trend über aufsteigende<br />

Expositionskategorien berechnet.<br />

6.4 Ergebnisse<br />

Die Risikoschätzer für Insektizide und Holzschutzmittel zeigen für die untersuchten<br />

diagnostischen Einzelentitäten und die zusammengefaßten Entitäten für lymphatische<br />

und nicht-lymphatische Diagnosen konsistente Ergebnisse. Diese sind von der<br />

Aggregation der einzelnen Entitäten weitgehend unabhängig.<br />

Krankheitsbedingt war ein höherer Anteil der Fälle zum Zeitpunkt der Feldphase bereits<br />

verstorben. Die Sensitivitätsanalyse mit der Restriktion auf direkt interviewte<br />

Probanden zeigt, daß bei einer ausschließlichen Einbeziehung von direkt interviewten<br />

Fällen durch die stark erniedrigten Besetzungszahlen weniger stabile und damit<br />

weniger aussagekräftige Risikoschätzer zu interviewbasierten Modellvariablen beobachtet<br />

werden. Durch die Einbeziehung von Interviews mit Angehörigen zu Fällen<br />

und Kontrollen konnten aussagekräftigere und belastbare Ergebnisse ermittelt werden.<br />

In den Angehörigen-Interviews wurde erwartungsgemäß für einige relevante<br />

Variablen ein relativ höherer Anteil von nicht-informativen Angaben (“weiß nicht”,<br />

“keine Angabe”) erhoben. Hier wurde jeweils der Mittelwert der informativen Angaben<br />

von allen Kontrollen eingesetzt, um eine selektive Unterschätzung der Exposition bei<br />

den Fällen zu vermeiden.<br />

Durch eine Restriktion auf beruflich nicht-exponierte Probanden in den Modellen für<br />

die akute Exposition werden die Risiken numerisch kaum verändert. Ein Einfluß der<br />

beruflichen Exposition auf die Risikoschätzer für Insektizide in Innenräumen und<br />

Holzschutzmittel werden daher weitgehend ausgeschlossen.<br />

Die Odds Ratios für die Insektzide und Holzschutzmittel sind in beiden Modellen für<br />

akute bzw. chronische Exposition konsistent erhöht (Bereich 20- 140%, im Mittel um<br />

50%). Auf der Aggregationsebene I werden für einige Entitäten für die Expositionsvariablen<br />

der akuten und chronischen Exposition Schätzer über 2,0 berechnet (ANLL,<br />

MM, NHLH). Zahlreiche Schätzer erreichen die statistische Signifikanz (p


Frauen für Holzschutzmittel im chronischen Modell statistisch signifikant auf 4,78<br />

(p=0,0263, untere Expositionskategorie) erhöht und bei den Männern wird für die<br />

akute Exposition ein statistisch signifikantes OR von 3,91 (p=0,0434) für Pestizide im<br />

Garten beobachtet. Da bei den Frauen für diese Einzelentität kleine Besetzungszahlen<br />

vorlliegen und die untere Expositionskategorie erhöht ist, für die obere Expositionskategorie<br />

hier jedoch ein erniedrigter, statistisch nicht signifikanter Risikoschätzer<br />

berechnet wird, kann der Wert des Risikoschätzer nur als Hinweis darauf gewertet<br />

werden, daß für die ALL ebenfalls ein erhöhtes Risiko durch die Exposition gegenüber<br />

Pestiziden vorliegt, die Aussagekraft des numerischen Wertes ist hier jedoch als<br />

weniger valide anzusehen. Gleiches gilt für die Männer.<br />

Auf Aggregationsebene <strong>II</strong> werden sowohl für die lymphatischen als auch für die nichtlymphatischen<br />

Entitäten konsistent statistisch signifikant ansteigende Trends (OR für<br />

linearen Trend) über die Expositionskategorien beobachtet. Ansteigende Trends für<br />

Insektizide und Holzschutzmittel zeigen sich mit Ausnahme der ALL bei Frauen für<br />

chronische Exposition gegenüber Insektiziden und der CNLL bei Frauen (OR Trend<br />

für akute Exposition gegenüber Insektiziden und Holzschutzmitteln und chronische<br />

Exposition gegenüber Insekltiziden) auch für sämtliche Einzelentitäten der Aggregationsebene<br />

I. Für Frauen der Entität ALL kann ein Modell für akute Exposition nicht<br />

angepasst werden.<br />

Bei den Einzelentitäten wird für die akute Exposition eine signifikante Erhöhung des<br />

OR für den linearen Trend für beide Geschlechter für Holzschutzmittel nur bei der<br />

Entität MM beobachtet. Bei den Insektiziden werden für beide Geschlechter konsistent<br />

erhöhte OR für linearen Trend für die Entitäten ANLL, MM, NHLNC und NHLH<br />

gefunden.<br />

Im Modell für die chronische Exposition werden für beide Geschlechter konsistent<br />

und signifikant erhöhte OR bei den Insektiziden für die Einzelentitäten MM und<br />

NHLNC und für Holzschutzmittel in der Entität ANLL beobachtet. Die OR für den linearen<br />

Trend sind für Holzschutzmittel tendenziell höher als für Insektizide.<br />

Für den aufenthaltsgewichteten Abstandsscore zu Baumschulen werden nur für die<br />

Einzelentität der hoch malignen Non-Hodgkin-Lymphome (NHLH) und dort ausschließlich<br />

bei den Männern statistisch signifikant erhöhte OR berechnet. Bei den<br />

Frauen sind die OR für NHLH unauffällig. Bei den Frauen zeigen sich tendenzielle<br />

Erhöhungen für die weiteren einzelnen lymphatischen Entitäten auf der Aggregationsebene<br />

I (ALL, MM, NHLNC). Für die zusammengefaßten lymphatischen Entitäten<br />

auf Aggregationsebene <strong>II</strong> werden für beide Geschlechter nicht signifikant erhöhte<br />

OR sowie ein ansteigender Trend über die Expositionskategorien beobachtet. Diese<br />

Ergebnisse der NLL liefern damit ernst zu nehmende Hinweise dafür, dass für die<br />

Anwohner von Baumschulen ein erhöhtes Risiko für maligne Lymphome, nicht aber<br />

für die nicht-lymphatischen Erkrankungen bestehen könnte. Die Befunde hierzu sind<br />

jedoch statistisch nicht signifikant und zwischen den Geschlechtern uneinheitlich.<br />

Die Ergebnisse der NLL sprechen insgesamt für ein erhöhtes Leukämie- und<br />

Lymphomrisiko für Erwachsene durch Anwendungen von Insektiziden und Holzschutzmitteln<br />

in privaten Haushalten. Die NLL bestätigt damit Hinweise aus früheren<br />

Studien des BIPS [73].<br />

In der NLL wurde ermittelt, daß 52% (N=2341 von 4471) der Probanden in mindestens<br />

einer Wohnphase Insektizide in Innenräumen vergewendet haben. Holschutzmittel<br />

wurden von 54% (N=2404 von 4471) in mindestens einer Wohnung angewen-<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 329 von 347


det. Durch die hohe Expositionsprävalenz wird die Public-Health-Relevanz der erhöhten<br />

Risikoschätzer akzentuiert.<br />

6.5 Schlußfolgerung und Public-Health-Relevanz<br />

Über die unterschiedlichen Aggregationsebenen der Einzelentitäten und über beide<br />

Geschlechter werden für die akute und die chronische Exposition konsistent erhöhte,<br />

statistisch signifikante Risiken für die Anwendung von Insektiziden und Holschutzmitteln<br />

in Innenräumen gefunden. Sowohl für die aggregierten lymphatischen und nichtlymphatischen<br />

Entitäten als auch für die Einzelentitäten wird ein Ansteigen der Risikoschätzer<br />

über die Expostionskategorien i.S. einer Dosis-Wirkungsbeziehung (statistisch<br />

signifikant erhöhte OR für den linearen Trend) beobachtet.<br />

Die Ergebnisse der NLL zur Anwendung von Insektiziden und Holzschutzmitteln in<br />

Innenräumen werden durch die Befunde in Studien zur beruflichen Exposition bei<br />

Erwachsenen und durch Studien zur Exposition von Kindern gegenüber Pestiziden in<br />

der häuslichen Umgebung gestützt. Daß diese Bereiche der Selbstanwendung in der<br />

häuslichen Umgebung stärker hervortreten als Risiken durch die Anwendung im Garten<br />

oder durch Umweltquellen wird ebenfalls durch die Befunde in der Literatur bestätigt.<br />

In der NLL wird ein Risiko durch die berufliche Exposition nicht so deutlich<br />

nachgewiesen, wie in der vorliegenden Literatur zu Studien an Berufskohorten. Dabei<br />

muß jedoch berücksichtigt werden, daß die NLL keine Studie zum beruflichen<br />

Risiko darstellt und daher eine globalere Quantifizierung der beruflichen Exposition in<br />

die Analysen einbezogen wurde. Die Sensivitätsanalyse mit einer Restriktion auf<br />

nicht beruflich Exponierte zeigt, daß die Risiken für die Anwendung in Innenräumen<br />

nicht durch eine berufliche Exposition erklärt werden können.<br />

Die NLL liefert ernst zu nehmende Hinweise auf ein Risiko durch die Wohnnähe zu<br />

Baumschulen. Eine abschließende Bewertung ist gegenwärtig nicht möglich. Dieser<br />

Befund muß weiter abgeklärt werden.<br />

Die Ergebnisse der NLL belegen ein Risiko durch Innenraumanwendungen von Pestiziden.<br />

Angesichts der weiten Verbreitung der Anwendung von Pestiziden in Privathaushalten<br />

und dem Vorliegen von Hinweisen auf besonders sensitive Gruppen wie<br />

Kleinkinder oder möglicherweise auch Personen mit Genpolymorphismen besteht<br />

aus Sicht eines vorbeugenden Gesundheitsschutzes Kommunikations- und Handlungsbedarf.<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 330 von 347


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