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Ergebnisbericht (Teil II) - Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

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Vor allem bei Kindern ist neben der Inhalation von verwehten Substanzen eine Exposition<br />

auch durch die direkte Ingestion kontaminierter Erde oder andere typische<br />

Aktivitäten möglich [28, 29].<br />

Zu den Emissionen aus der unmittelbaren Anwendung kommen Emissionen aus<br />

Quellen hinzu, die mit der landwirtschaftlichen Nutzung nur indirekt, aber dennoch<br />

kausal zusammenhängen. Zu diesen gehört die Entsorgung chemischer Abfälle aus<br />

der Pestizidproduktion, die eine relevante Umweltproblematik in allen industrialisierten<br />

Ländern darstellt. Für die USA wird beispielsweise geschätzt, daß zwischen 1950<br />

und Mitte der 1980er Jahre mehr als 750 Mio t toxischer chemischer Abfall angefallen<br />

sind, die auf 30.000 bis 50.000 Deponien gelagert wurden. Bis 1984 waren erst<br />

etwa 19.000 dieser Deponien kartiert. Messungen ergaben, daß mindestens 593 der<br />

Deponien zu nachweisbaren Kontaminationen des Grundwassers geführt hatten [10].<br />

Eine weitere Belastungsquelle stellen Aufwirbelungen und Verwehungen von Staub<br />

aus sekundär kontaminierten Flächen dar (Beispiele in [30, 31]). In Deutschland stellen<br />

bestimmte Materialien, die im Wegebau und als Deckschichten auf Sport- und<br />

Kinderspielplätzen verwendet wurden, eine relevante Quelle für Dioxine dar. Zu den<br />

Ursachen zählt die Ausbringung von Rückständen aus Müllverbrennungsanlagen<br />

sowie das stark dioxinhaltige ”Kieselrot”, ein Rückstand der Kupferverhüttung, von<br />

dem allein in Deutschland etwa 800.000 t ausgebracht wurden [32].<br />

Auch Verwehungen von Pestiziden (bzw. deren chemischer Ausgangs- oder Abbaustoffe)<br />

können aus nicht-landwirtschaftlichen Quellen erfolgen. Luftmessungen im<br />

Nahbereich einer Produktionsstätte im spanischen Katalonien ergaben 100fach höhere<br />

Konzentrationen für Hexachlorbenzol als in einer entfernten Vergleichsregion<br />

(Barcelona) [33]. In Frankreich führten flüchtige organische Stoffe aus einer Industriedeponie<br />

zu Belastungen der Anwohner [34]. Zwei Fall-Kontroll-Studien aus den<br />

US-amerikanischen Bundesstaaten Iowa und Minnesota bzw. aus den USA, Kanada<br />

und Dänemark fanden indirekte Hinweise darauf, daß es sich bei der Kontamination<br />

von Umweltmedien im Nahbereich von Industrieanlagen möglicherweise um eine<br />

sehr weit verbreitete Problematik handelt [35, 36].<br />

1.1.3 Berufliche Belastung<br />

Eine besondere berufliche Exposition gegenüber Pestiziden haben Landwirte, Personengruppen,<br />

die beruflich Herbizide und Pestizide versprühen, z.B. Kammerjäger,<br />

sowie Arbeiter in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Erzeugnisse, v.a. von Getreideprodukten<br />

[37-41]. Hoar et al. finden ein sechsfach erhöhtes Risiko für Non-<br />

Hodgkin Lymphome (NHL) bei Personen, die mehr als 20 Tage pro Jahr Herbizide<br />

anwenden [42]. Das Risiko steigt weiter an, wenn Herbizide selbst angemischt und<br />

angewendet werden (OR = 8,0; [42]).<br />

In Deutschland ergab die Gesundheitsstudie Münchehagen signifikant erhöhte Erkrankungsrisiken<br />

für Leukämien für Männer und Frauen nach Anwendung von Pestiziden<br />

in der Landwirtschaft [43]. Eine daraufhin durchgeführte, gezielte Befragung<br />

einer Untergruppe der Studienpopulation zur Erfassung der Exposition gegenüber<br />

spezifischen Klassen von Pestiziden ergab signifikant erhöhte Erkrankungsrisiken für<br />

akute Leukämien (AL) und chronische myeloische Leukämien (CML) für Männer und<br />

Frauen nach Anwendung von Herbiziden [43]. Vieles spricht dafür, daß insbesondere<br />

Norddeutsche Leukämie- und Lymphomstudie: <strong>Ergebnisbericht</strong> (<strong>Teil</strong> <strong>II</strong>) S. 12 von 347

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