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Geometrische Optik - Hochschule Bochum

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Physikalische Grundlagen<br />

der Messtechnik I<br />

<strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong><br />

<strong>Hochschule</strong> <strong>Bochum</strong><br />

Fachbereich Vermessung und Geoinformatik<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Bäumker<br />

Version 20.09.12


Physikalische Grundlagen der Messtechnik I, II<br />

Name: M. Bäumker<br />

Raum: A0-3<br />

Tel: (0234) 32 10511<br />

Allgemeines<br />

e-mail: Manfred.Baeumker@HS-<strong>Bochum</strong>.de<br />

Homepage: siehe Homepage der FH-<strong>Bochum</strong> - FB5 - Professoren -<br />

Bäumker oder Labor für physikalische Messtechnik<br />

Internetadresse: www.hochschule-bochum.de/fbv/messtechnik.html<br />

Dort ist ein Link zu den Skripten, Vorlesungsunterlagen und allg. Infos<br />

eingerichtet:<br />

www.fh-bochum.de/fb5/baeumker/download/infozurvorlesung.html<br />

Laborraum für Praktika und Übungen: A01-09 oder H3<br />

Das Lehrgebiet Physikalische Grundlagen der Messtechnik erstreckt<br />

sich über die Semester 1 und 2 und endet mit der Modulprüfung am<br />

Ende des 2. Semesters.<br />

Stoffinhalt:<br />

Physikalische Grundlagen der Messtechnik I: <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> und<br />

Wellenlehre<br />

Physikalische Grundlagen der Messtechnik II: Mechanik und<br />

Elektrizitätslehre<br />

Teil I wird im 1. Semester (Wintersemester) gelehrt<br />

Begleitend zu den Vorlesungen werden in (Vierer/Fünfer-) Gruppen<br />

Übungen bzw. Praktika durchgeführt. Die Termine hierzu werden individuell<br />

mit den einzelnen Gruppen noch festgelegt.<br />

Weiterhin werden Tutorien angeboten, in denen Übungsaufgaben bzw.<br />

alte Klausuraufgaben vorgerechnet werden.<br />

Literatur (Auswahl):<br />

Stroppe: Physik für Studenten der Natur- und Technikwissenschaften<br />

Bergmann/Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik<br />

Band III: <strong>Optik</strong><br />

Band I: Mechanik, Akustik, Wärme<br />

Band II: Elektrizitätslehre und Magnetismus<br />

Haferkorn: <strong>Optik</strong><br />

Schröder: Technische <strong>Optik</strong><br />

Stöcker: Taschenbuch der Physik<br />

Weitere Informationen zu den Vorlesungen und Übungen, u.a. auch<br />

Skripte und Programme zum Downloaden, befinden sich auf meiner<br />

Homepage:<br />

http://www.hochschule-bochum.de/fbv/messtechnik.html<br />

Dort den Link<br />

anklicken.<br />

www.fh-bochum.de/fb5/baeumker/download/infozurvorlesung.html<br />

Voraussetzungen:<br />

Mathematikkenntnisse:Winkelfunktionen, Additionstheoreme<br />

Vektor- und Matrizenrechnung


Inhaltsverzeichnis<br />

1Physikalische Grundlagen der Messtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

1.1Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

1.2Basiseinheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

1.3Erste Messung der Lichtgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2<strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.1Eigenschaften des Lichtes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.2Prinzip des Fotoapparates . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.3Reflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.3.1Spiegelung an einer ebenen Fläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.3.2Mathematische Beschreibung der Spiegelung . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.3.3Spiegelung an gekrümmten Flächen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.3.4Abbildungsgleichung des Hohlspiegels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.3.5Abbildung eines räumlichen Gegenstandes durch<br />

einen Hohlspiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.3.6Abbildung eines räumlichen Gegenstandes durch<br />

einen Wölbspiegel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.4Brechung des Lichtes und Totalreflexion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.4.1Lichtbrechung an einer planparallelen Platte . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.4.2Strahlengang durch ein Prisma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.4.3Theorie der Lichtbrechung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.4.4Fermat'sches Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

2.4.5Optische Weglänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3Abbildung durch Linsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.1Linsenformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.2Dünne Linsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.2.1Bildkonstruktion für Sammellinsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.2.2Bildkonstruktion für Zerstreuungslinsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.3Dicke Linsen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.3.1Brechung an einer spärischen Fläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.3.2Strahlengang durch eine dicke Linse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.3.3Sonderfälle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

3.4Synopse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

4Linsensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

1<br />

3<br />

4<br />

7<br />

9<br />

9<br />

11<br />

16<br />

16<br />

20<br />

22<br />

24<br />

26<br />

28<br />

30<br />

37<br />

38<br />

41<br />

44<br />

48<br />

49<br />

49<br />

50<br />

55<br />

58<br />

59<br />

60<br />

65<br />

82<br />

85<br />

90<br />

4.1Strahlengang durch Linsensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

4.2Spezielle Linsensysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

4.2.1Zwei dünnne Linsen in konfokaler Anordnung . . . . . . . . . . . . . .<br />

4.3Zusammenhang von Vergrößerung und menschliches<br />

Auge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

4.4Optische Geräte zur Sehwinkelvergrößerung . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

4.4.1 Die Lupe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

4.4.2Vergrößerung beim Kepler'schen Fernrohr . . . . . . . . . . . . . . . . 101<br />

4.4.3Das Mikroskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

4.4.4Spezielle Anwendungen von Fernrohren . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />

4.4.5Autokollimation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107<br />

5Abbildungsfehler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />

5.1Sphärische Aberration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108<br />

5.2Koma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109<br />

5.3Astigmatismus (Punktlosigkeit) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111<br />

5.4Bildfeldwölbung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112<br />

5.5Verzeichnung und Verzerrung (Distorsion) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

5.6Farbfehler (Chromatische Aberration) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />

2<br />

93<br />

94<br />

94<br />

96<br />

98<br />

98


1 Physikalische Grundlagen der Messtechnik<br />

1.1 Begriffe<br />

Physik ist eine grundlegende Naturwissenschaft mit der Zielsetzung<br />

Aufbau, Eigenschaften, Zusammenhänge, Bewegungen der<br />

nicht lebenden Natur (im Gegensatz zur Biophysik) zu erkennen<br />

und möglichst in Form von mathematischen Gleichungen<br />

darzustellen.<br />

Wesentliches Hilfsmittel:<br />

Experimente: Schaffung von optimalen Bedingungen zum<br />

Nachweis aufgestellter Vermutungen (Hypothesen)<br />

Nachweis (oder Widerlegung) der aufgestellten Hypothesen<br />

erfolgt i.d.R. über Experimente (oder aus theoretischen Ableitungen<br />

aus bereits gesicherten oder allgemeingültigen Sätzen).<br />

Bei den Experimenten werden bestimmte physikalische Eigenschaften<br />

durch direktes oder indirektes Messen ermittelt!<br />

Voraussetzungen zum Messen von physikalischen Eigenschaften:<br />

1. Maßstab mit einer Einteilung (Zählen der Striche)<br />

2. Zuordnung einer Einheit, z.B. cm, m, km<br />

3. Festlegung von Grundeinheiten (Basiseinheiten)<br />

4. Sämtliche anderen Einheiten physikalischer Größen leiten sich<br />

dann aus diesen Basiseinheiten ab.<br />

wichtig: Physikalische Grö❴e = Wert * Einheit<br />

Beispiel: Geschwindigkeit v<br />

z.B. können gemessen werden:<br />

a) Weg s in der Basiseinheit Meter [m]<br />

b) Zeit t in der Basiseinheit Sekunde [s]<br />

Hieraus leitet sich die Geschwindigkeit wie folgt ab:<br />

Geschwindigkeit: v = s<br />

t [ m s ]<br />

3<br />

Die Einheit für die Geschwindigkeit ergibt sich dann direkt aus den<br />

beiden Basiseinheiten zu m/s.<br />

1.2 Basiseinheiten<br />

(s. a. Broschüre der PTB Braunschweig: Die gesetzlichen Einheiten in Deutschland;<br />

befindet sich auf meiner Homepage als PDF-Datei zum Downloaden)<br />

Die Basiseinheiten sollen an jedem Ort zu jeder Zeit mit höchstmöglicher<br />

Genauigkeit reproduzierbar sein.<br />

Folgende 7 Basiseinheiten (SI-Basiseinheiten; SI = Système International<br />

d'unités) sind definiert:<br />

{ Einheit der Länge: das Meter [m]<br />

{ Einheit der Zeit: die Sekunde [s]<br />

{ Einheit der Masse: das Kilogramm [kg]<br />

{ Einheit der elektrischen Stromstärke: das Ampère [A]<br />

{ Einheit der Temperatur: das Kelvin [K]<br />

{ Einheit der Lichtstärke: das Candela [cd]<br />

{ Einheit der Stoffmenge: das Mol [mol]<br />

Die Festlegung der Basiseinheiten orientiert sich immer an die Möglichkeiten<br />

zum Wiederherstellen der Einheit und die Problematik, dass die<br />

Einheit an jedem Ort verfügbar bzw. reproduzierbar sein muss.<br />

Beispiel: historische Entwicklung der Festlegung des Meters:<br />

ehemals: Festlegung durch das Urmeter in Paris (sollte 1/40 000 000)<br />

des Erdumfangs repräsentieren): Genauigkeit: 1·10 -5 - 1·10 -6 m<br />

später: Festlegung durch die Wellenlänge einer bestimmten Lichtfarbe:<br />

1 m ist das 1 650 763.73 fache der Wellenlänge der orangefarbenen<br />

Spektrallinie der Edelgasatoms Krypton 86 im Vakuum;<br />

Genauigkeit: 1·10 -8 m - 1·10 -9 m<br />

heute: Festlegung über die Lichtgeschwindigkeit c: 1 m ist die Länge der<br />

Strecke, die Licht im Vakuum während der Dauer von 1/ 299<br />

792 458 s durchläuft: Genauigkeit: 1·10 -12 - 1·10 -13 m<br />

In dieser Festlegung steckt die Lichtgeschwindigkeit für Vakuum (c0 =<br />

299 792 458 m/s), die aus zahlreichen Messungen als Fundamentalkonstante<br />

der Physik festgelegt wurde, und über die Basiseinheit der Zeit,<br />

d.h. die Festlegung dieser Einheit erfolgt heute indirekt über eine<br />

4


Zeitmessung (Frequenzmessung), die erheblich genauer als die Bestimmung<br />

der Wellenlänge erfolgen kann (Atomuhren, relative Genauigkeit:<br />

1·10 -12 - 1·10 -15 ).<br />

Beispiel: historische Entwicklung der Festlegung der Sekunde:<br />

ehemals: abgeleitet aus der Erdrotation (1 Tag = 24 h); bis in die<br />

1950er-Jahre war die Sekunde als 1/86400 eines mittleren Sonnentages<br />

definiert.<br />

Seit 1967 ist daher die Sekunde über eine Resonanz des Cäsiumatoms<br />

Cs 133 wie folgt definiert:<br />

1 s ist die Dauer von 9 192 631 770 Schwingungsperioden der<br />

Strahlung des Atoms Cäsium 133.<br />

Die Realisierung und Verbreitung der gesetzlichen Zeit erfolgt mittels<br />

mehrerer Atomuhren (rel. Genauigkeit: 1·10 -12 - 1·10 -15 ; dieses entspricht<br />

einer Abweichung von 1 s in 30 000 bzw. 30 000 000 Jahren!) u.a. bei<br />

der Physikalisch Technischen Bundesanstalt in Braunschweig (PTB).<br />

Dabei unterscheidet man die sog. Atomzeit (International Atomic<br />

Time IAT) und die sog. koordinierte Weltzeit UTC (Universial Time<br />

Coordinated). Da seit Einführung der Atomzeit (International Atomic<br />

Time IAT) die Rotation der Erde sich verlangsamt hat, werden in diskreten<br />

Zeitabständen (z.B. vor dem 1. Januar oder vor dem 1. Juli) so<br />

genannte Schaltsekunden bei der UTC-Zeit eingeführt, damit nicht eines<br />

Tages die Sonne um Mitternacht am höchsten steht. Hieraus ergibt sich<br />

folgender Zusammenhang zwischen der Zeit UTC und der Atomzeit:<br />

UTC = IAT - (10 + n) (n: Anzahl der Schaltsekunden)<br />

Die letzte Schaltsekunde wurde am 31.12.2008 eingeführt, so dass die<br />

Differenz zwischen UTC und IAT mittlerweile 35 s beträgt (s.a. Tabelle<br />

1).<br />

Am 5.1.1980 um 24:00 h (Sa. 5.1. -> So. 6.1. = Beginn der GPS-Woche<br />

0) wurde mit dem amerikanischen Satellitensystem NAVSTAR GPS eine<br />

weitere wichtige Zeit, die so genannte GPS-Zeit, eingeführt. Zu diesem<br />

Zeitpunkt wurde die GPS-Zeit mit der UTC-Zeit gleichgesetzt; bei der<br />

GPS-Zeit werden aber keine Schaltsekunden berücksichtigt, so dass die<br />

Differenz zwischen der GPS-Zeit und der UTC-Zeit zurzeit 16 s beträgt:<br />

GPS-Zeit = UTC + (n - 9) ab 1.7.2012: GPS-Zeit = UTC + 16 s<br />

5<br />

Datum<br />

30.06.1972<br />

31.12.1972<br />

31.12.1973<br />

31.12.1974<br />

31.12.1975<br />

31.12.1976<br />

31.12.1977<br />

31.12.1978<br />

31.12.1979<br />

30.06.1981<br />

30.06.1982<br />

30.06.1983<br />

30.06.1985<br />

31.12.1987<br />

31.12.1989<br />

31.12.1990<br />

30.06.1992<br />

30.06.1993<br />

30.06.1994<br />

31.12.1995<br />

30.06.1997<br />

31.12.1998<br />

31.12.2005<br />

31.12.2008<br />

nach UTC-Zeit<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

23:59:59<br />

Anzahl<br />

Schaltsekunden<br />

n<br />

30.06.2012 23:59:59<br />

25<br />

Tabelle 1: Schaltsekunden seit Einführung der Atomzeit<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

GPS-Zeit - UTC<br />

[s]<br />

Wegen der Polbewegung wird die Zeit UTC zusätzlich korrigiert. Dieses<br />

führt schließlich zu der Zeit UT (Universial Time, Greenwich Mean<br />

Time (GMT)).<br />

6<br />

---<br />

---<br />

---<br />

---<br />

---<br />

---<br />

---<br />

---<br />

---<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16


GPS-Zeitproblem am 21.->22.8.1999: GPS week rollover (Woche 1023<br />

-> 0) wegen 10-Bit-Darstellung der GPS-Woche (2 10 = 1024, d.h. nur<br />

Zahlen von 0 bis 1023 darstellbar)<br />

Aus der Zeit UT leiten sich die mitteleuropäische Zeit MEZ bzw. die<br />

mitteleuropäische Sommerzeit MESZ wie folgt ab:<br />

MEZ = UT + 1 h MESZ = UT + 2 h<br />

Die Zeit MEZ bzw. MESZ werden über den Sender DCF77 Mainflingen<br />

ausgestrahlt und können von den Funkuhren zum automatischen<br />

Stellen der Uhr (z.B. auch von Sommer- auf Winterzeit und umgekehrt)<br />

genutzt werden.<br />

1.3 Erste Messung der Lichtgeschwindigkeit<br />

Die erste Messung zur Bestimmung der Lichtgeschwindigkeit erfolgte<br />

bereits 1675 durch Olaf Römer. Dabei nutzte er folgende Eigenschaften<br />

des Lichtes (geometrische <strong>Optik</strong>) aus:<br />

{ geradlinige Ausbreitung<br />

{ Schattenbildung durch Hindernisse<br />

Lichtquelle<br />

Hindernis<br />

hell<br />

dunkel<br />

hell<br />

Schirm<br />

Als Lichtquelle verwendete Olaf Römer die Sonne, und als Hindernis<br />

diente der Jupiter, der von mehreren Monden umkreist wird. Von einem<br />

dieser Monde beobachtete Olaf Römer die Zeitpunkte, zu denen der<br />

7<br />

Jupitermond in den Schatten des Jupiters ein- bzw. austrat. Die Dauer<br />

zwischen zwei Eintritten in den Schatten bestimmte er zu 42 h 28 m 36 s .<br />

Daraufhin berechnete er die nächsten Eintritte voraus, stellte aber fest,<br />

dass die vorausberechnete Zeit immer mehr von der tatsächlichen<br />

Eintrittszeit abwich. Dieses änderte sich aber nach einem halben Jahr,<br />

und nach einem Jahr stimmte seine Vorausberechnung wieder. Die<br />

Differenz zwischen Minimum und Maximum der Abweichung betrug ca.<br />

1000 s - eine Zeit, die mit damaligen Uhren leicht messbar war.<br />

Die Ursache für dieses Phänomen konnte nur sein, dass das Licht sich<br />

mit einer endlichen Geschwindigkeit ausbreitet.<br />

t 3<br />

+ 500 s<br />

0 s<br />

-500 s<br />

t<br />

2<br />

Sonne<br />

t 4<br />

Position t<br />

1<br />

r<br />

Position t 2<br />

Umlaufbahn des<br />

Jupiters<br />

V ~ 30 km/s<br />

Erde<br />

t 1<br />

Umlaufbahn der Erde<br />

Position<br />

Offensichtlich muss das Licht zwischen den Stellungen der Erde zu den<br />

Zeitpunkten t1 und t3 als zusätzlichen Weg den Durchmesser der<br />

Umlaufbahn der Erde um die Sonne zurücklegen. Die Lichtgeschwindigkeit<br />

c lässt sich nun aus der beobachteten Zeitdifferenz Δt = 1000 s und<br />

dem Radius r (~ 1.5·10 11 m) der Erdumlaufbahn um die Sonne wie folgt<br />

bestimmen:<br />

8<br />

t 3<br />

Jupitermond<br />

beobachtete Zeitdifferenz<br />

Position t4


c = 2$r<br />

✁t l 2$1.5$1011 m<br />

1000 s = 3 $ 10 8 m s = 300 000 km s<br />

Dieses war der erste Versuch, die Geschwindigkeit des Lichtes zu<br />

bestimmen und stimmte bereits gut mit dem heute festgelegten Wert<br />

von c0 = 299 792 458 m/s überein.<br />

2 <strong>Geometrische</strong> <strong>Optik</strong><br />

2.1 Eigenschaften des Lichtes<br />

Beobachtung von punktförmigen Lichtquellen vor einem Hindernis (vgl.<br />

Olaf Römer):<br />

Schattenbildung<br />

bei zwei punktförmigen Lichtquellen: Schatten- und Kernschatten:<br />

Licht<br />

quelle<br />

Schattenbildung bei punktförmigen<br />

Lichtquellen<br />

Lichtquellen<br />

9<br />

Hindernis<br />

Hindernis<br />

hell<br />

Kern-<br />

schatten<br />

hell<br />

hell<br />

Halbschatten<br />

Kern-<br />

schatten<br />

Halbschatten<br />

hell<br />

Kern- und Halbschatten können auch bei nur einer Lichtquelle auftreten,<br />

wenn diese nicht punktförmig sondern ausgedehnt ist. Beispiel in der<br />

Natur:<br />

totale und partielle Sonnenfinsternis<br />

totale Sonnenfinsternis: Gebiete mit Kernschatten<br />

partielle Sonnenfinsternis: Gebiete mit Halbschatten<br />

Die Sonne ist hier als ausgedehnte Lichtquelle zu betrachten. Das<br />

Hindernis ist hier der Mond, der sich zwischen Erde und Sonne schiebt.<br />

Dabei gibt es Gebiete auf der Erde mit Kernschatten und Gebiete mit<br />

Halbschatten. In den Gebieten mit Kernschatten ist eine totale Sonnenfinsternis<br />

beobachtbar, in denen mit Halbschatten nur eine partielle. In<br />

den anderen Gebieten ist keine Sonnenfinsternis beobachtbar. Diese<br />

Konstellation kann nur bei Neumond auftreten (Rückseite des Mondes<br />

wird von der Sonne angestrahlt.<br />

Sonne<br />

Sonnenfinsternis<br />

Halbschatten<br />

Kernschatten<br />

Mond<br />

Halbschatten<br />

Erde<br />

Aus diesen Beobachtungen lässt sich folgendes Modell des Lichtes<br />

ableiten (Grundlage der geometrischen <strong>Optik</strong>):<br />

{ geradlinige Ausbreitung des Lichtes (in einem einheitlichen Stoff)<br />

{ es gibt lichtdurchlässige und lichtundurchlässige Stoffe<br />

{ der Lichtweg ist umkehrbar<br />

{ Lichtstrahlen sind unabhängig voneinander (es gilt das sog.<br />

Superpositionsprinzip)<br />

{ bestimmte Stoffe reflektieren das Licht besonders gut, andere<br />

überhaupt nicht oder nur sehr wenig<br />

10


Eine bestimmte Eigenschaft des Lichtes, die sog. Beugung, wird in der<br />

geometrischen <strong>Optik</strong> nicht behandelt. Die Beugung ist Bestandteil der<br />

Wellenlehre.<br />

2.2 Prinzip des Fotoapparates<br />

Die ungestörte Überlagerung und geradlinige Ausbreitung von Lichtstrahlen<br />

wird z.B. bei einer einfachen Lochkamera oder auch bei einem<br />

Fotoapparat ausgenutzt.<br />

Loch (Blende)<br />

r r<br />

2 · r<br />

Gegenstand<br />

Eigenschaften einer Lochkamera<br />

Loch<br />

Bildebene<br />

Bild auf Rückwand<br />

d<br />

Abstand Loch-Bildebene<br />

{ Schärfe um so größer, je kleiner die Öffnung (sollte aber dennoch<br />

ca 1000 mal so groß wie die Wellenlänge des Lichtes, λ = 400 nm ..<br />

700 nm, sein, da sich bei sehr kleiner Öffnung Beugungseffekte<br />

einstellen)<br />

{ Fläche des Bildes ist proportional zum Quadrat des Abstandes<br />

Loch-Bildebene<br />

Der Zusammenhang zwischen Gegenstandsgröße G, der Bildgröße B<br />

und den Abständen g und b lässt sich nach dem Strahlensatz<br />

berechnen:<br />

11<br />

G<br />

g<br />

Loch<br />

Abbildungsmaßstab v: v = B<br />

G = b g<br />

Die Helligkeit des Bildes auf der Rückwand hängt ab von<br />

{ einfallender Lichtmenge<br />

{ Durchmesser der Öffnung 2·r<br />

{ Abstand Loch-Bildebene d = b<br />

Der Durchmesser der Öffnung (Blende) und der Abstand d definiert die<br />

sog. Blendenzahl BZ.<br />

Definition:<br />

Blendenzahl =<br />

b<br />

Abstand Loch-Bildebene<br />

BZ = d<br />

2$r<br />

Loch<br />

a) Betrachtung der einfallenden Lichtmenge in Abhängigkeit von der<br />

Größe der Öffnung 2·r:<br />

r 1 r 2<br />

Lichtmenge i r ! 2<br />

Die Größe der beiden Kreisflächen ergeben sich allgemein zu:<br />

2 2<br />

F1 = ✜ $ r1 und F2 = ✜ $ r2 Für eine Öffnung mit r2 = 2 $ r1 gilt demnach: F2 = 4 $ F1 !<br />

12<br />

B


D.h. die einfallende Lichtmenge ist bei doppelt so großem Radius der<br />

Öffnung viermal so groß!<br />

Lichtmenge nimmt quadratisch mit dem Radius der Öffnung zu!<br />

b) Betrachtung der Bildgröße (Bildfläche) in Abhängigkeit vom Abstand<br />

d:<br />

Gegenstand<br />

F<br />

G<br />

Loch<br />

d 1<br />

F 1<br />

d 2<br />

Auch hier gilt für : !<br />

d2 = 2 $ d1 F2 = 4 $ F1<br />

F 2<br />

Bildfläche<br />

D.h. die einfallende Lichtmenge verteilt sich bei doppelt so großem<br />

Abstand d auf eine vierfach so große Bildfläche!<br />

i r2<br />

Zusammengefasst gilt also: Bildhelligkeit ist<br />

i 1<br />

d2 Zusammenhang mit der Blendenzahl:<br />

BZ = d<br />

2$r e<br />

d >> e BZ gro❴ e Bildhelligkeit klein<br />

r >> e BZ klein e Bildhelligkeit gro❴<br />

d.h. die Bildhelligkeit nimmt quadratisch mit der Blendenzahl ab!<br />

Lichtmenge i 1<br />

BZ 2<br />

Je kleiner die Blendenzahl, um so größer die Lichtmenge!<br />

Je größer die Blendenzahl, um so kleiner die Lichtmenge!<br />

Die Belichtung eines Films lässt sich durch die Größe der Öffnung<br />

(Blendenzahl BZ) und der Belichtungszeit t steuern.<br />

13<br />

,<br />

Aufgabe:<br />

Mittels eines Belichtungsmessers wurden folgende Einstellungen für die<br />

Blendenzahl BZa und die Belichtungszeit ta ermittelt:<br />

BZa = 8, ta = 1/100 s = 0.01 s<br />

Wie groß muss die Belichtungszeit für eine Lochkamera mit einem<br />

Lochdurchmesser von 1 mm und einem Abstand der Bildebene von 100<br />

mm gewählt werden (bei gleicher Empfindlichkeit des Filmes)?<br />

Bestimmung der Blendenzahl BZb für die Lochkamera:<br />

BZb = d 100 mm<br />

2$r = 1 mm = 100<br />

Verhältnis n der beiden Blendenzahlen:<br />

n = BZb<br />

BZa<br />

Zur Erinnerung: Bei doppelt so großer Blendenzahl fällt nur noch 1/4 der<br />

Lichtmenge auf den Film, d.h. die Belichtungszeit muss in diesem Fall<br />

vierfach so groß gewählt werden! Dieser Zusammenhang lässt sich<br />

allgemein wie folgt darstellen:<br />

tb = n 2 $ ta = BZb<br />

BZa<br />

2<br />

$ ta<br />

Einsetzen der Zahlenwerte ergibt nun:<br />

Weitere Beispiele:<br />

oder<br />

BZb = BZa $<br />

tb = ( 100<br />

8 )2 1<br />

$ 100 s = 100<br />

64 s = 1.56 s<br />

BZa = 8 und BZb = 11 e tb = ( 11<br />

8 )2 $ ta = 121<br />

64 $ ta l 2 $ ta<br />

BZa = 5.6 und BZb = 8 e tb = ( 8<br />

5.6 )2 $ ta = 64<br />

31.36 $ ta l 2 $ ta<br />

14<br />

tb<br />

ta


Blendenzahlen beim Fotoapparat:<br />

größte Öffnung kleinste Öffnung<br />

1.4 2.0 2.8 4.0 5.6 8.0 11 16 22<br />

Das Verhältnis der nachfolgenden Blendzahl zur vorherigen ergibt sich<br />

wie folgt:<br />

2.0<br />

1.4 l 2.8<br />

2.0 l 4.0<br />

2.8 l 5.6<br />

4.0 l 8.0<br />

5.6 l 11<br />

8.0 l 16<br />

11 l 22<br />

d.h. es gilt:<br />

16 l 1.41 l<br />

2<br />

$ ti = ( 2 )<br />

2<br />

2 $ ti = 2 $ ti<br />

ti+1 = BZi+1<br />

BZi<br />

Bei Wahl der nächst höheren Blendenzahl muss also die Belichtungszeit<br />

jedes mal verdoppelt werden.<br />

15<br />

2.3 Reflexion<br />

Fällt Licht auf einen Gegenstand oder eine Fläche so lassen sich<br />

folgende Effekte erkennen:<br />

a) diffuse Reflexion<br />

Das Licht fällt auf eine helle, nicht glänzende Fläche und wird in alle<br />

Richtungen zerstreut. Dadurch können die Gegenstände aus allen<br />

möglichen Richtungen betrachtet werden.<br />

b) gerichtete Reflexion<br />

Das Licht fällt auf eine ebene oder gekrümmte glänzende Fläche. Diese<br />

Art der Reflexion (Spiegelung) lässt sich nach dem Reflexionsgesetz<br />

beschreiben.<br />

2.3.1 Spiegelung an einer ebenen Fläche<br />

Konstruktion der entstehenden Abbildung:<br />

a) punktförmiger Gegenstand:<br />

Lichtquelle<br />

Spiegel S<br />

virtuelles Bild<br />

d d'<br />

L L'<br />

α<br />

α∗<br />

Das Licht scheint scheinbar von dem Ort L' zu kommen. Der Winkel von<br />

einfallendem Lichtstrahl (α) und ausfallendem Licht (α∗) zur Senkrechten<br />

und die Abstände d und d' sind identisch:<br />

α = α∗ und d = d'<br />

16


Bildkonstruktion:<br />

1.) Lot auf Spiegeloberfläche einzeichnen<br />

2.) Entfernung zum Spiegel um gleiche Entfernung d nach hinten<br />

verlängern<br />

b) räumlicher Gegenstand:<br />

Gegen-<br />

stand G<br />

Betrachter<br />

d1<br />

d2<br />

Spiegel S<br />

d1'<br />

d2'<br />

virtuelles<br />

Bild B<br />

Winkelhalbierende<br />

Gegenstand G und Bild G sind nicht deckungsgleich (kongruent)<br />

sondern nur spiegelbildlich gleich!<br />

Praktische Anwendung der Spiegelung<br />

Der Winkelspiegel (Spiegelung an zwei Spiegeln, die einen Winkel δ<br />

einschließen):<br />

einfallender<br />

Lichtstrahl<br />

Dreieck B<br />

180°−γ<br />

ausfallender<br />

Lichtstrahl<br />

S1<br />

α2<br />

S2<br />

γ α1α1<br />

β1 β1<br />

Lot auf S1<br />

17<br />

β2<br />

β2<br />

α2<br />

Lot auf S2<br />

δ<br />

Dreieck A<br />

Frage: Wie groß ist der Winkel γ zwischen einfallendem und ausfallendem<br />

Strahl?<br />

Im Dreieck A gilt:<br />

✎1 = 90 ° −✍1 ✍1 = 90 ° −✎1<br />

✎1 + ✎2 + ✑ = 180 ° mit oder<br />

✎2 = 90 ° −✍2 ✍2 = 90 ° −✎2<br />

Im Dreieck B gilt:<br />

2 $ ✍1 + 2 $ ✍2 + (180°−✏) = 180 ° e ✏ = 2 $ (✍1 + ✍2)<br />

Auflösen nach dem gesuchten Winkel γ ergibt:<br />

✏ = 2 $ (✍1 + ✍2) = 2 $ (90°−✎1 + 90 ° −✎2) = 180 ° +180 ° −2 $ (✎1 + ✎2)<br />

Im Dreieck A gilt aber auch:<br />

✎1 + ✎2 = 180 ° −✑<br />

Einsetzen von (2) in (1) ergibt:<br />

✏ = 360 ° −2 $ (180°−✑) = 2 $ ✑<br />

d.h. der Winkel γ ist unabhängig von den beiden Einfallswinkeln und<br />

hängt nur von dem Winkel δ zwischen den beiden Spiegeln ab.<br />

Sonderfall:<br />

✑ = 45 ° e ✏ = 2 $ 45 °= 90 ° ! (Prinzip des Winkelspiegels)<br />

Dieses Prinzip findet sich auch beim Sextanten wieder. Der Sextant<br />

wurde (und wird heute noch) in der Seefahrt zur geographischen<br />

Breitenbestimmung eingesetzt. Dabei wird die geographische Breite aus<br />

dem Höhenwinkel (Winkel über dem Horizont) eines bekannten Sterns<br />

(z.B. des Polarsterns) abgeleitet. Zu messen ist dabei der Höhenwinkel<br />

(Elevation) des angezielten Sterns:<br />

Stern<br />

Höhenwinkel<br />

(Elevation)<br />

18<br />

Horizont<br />

(1)<br />

(2)


Prinzip des Sextanten: 2 Spiegel, deren eingeschlossener Winkel δ nicht<br />

fest sondern veränderbar ist. Der eingestellte Winkel δ kann dabei an<br />

einer Skala abgelesen werden.<br />

Diopter<br />

δ<br />

δ<br />

Winkelskala<br />

γ<br />

Stern<br />

S2 halbdurchlässiger<br />

Spiegel (fest)<br />

Horizont<br />

S1 drehbarer Spiegel<br />

Höhenwinkel<br />

(Elevation)<br />

Der Winkel δ zwischen dem festen (und halbdurchlässigen) Spiegel S2<br />

und dem drehbaren Spiegel S1 kann an der Winkelskala abgelesen<br />

werden. Dabei wird der drehbare Spiegel S1 solange verstellt, bis dass<br />

der Lichtstrahl vom Horizont, der über die Spiegel S1 und S2 zum<br />

Diopter gelangen, mit dem Lichtstrahl vom Stern zur Deckung gebracht<br />

wird. Nun kann der Winkel δ an der Skala abgelesen werden, und der<br />

gesuchte Höhenwinkel entspricht dem Winkel γ zwischen einfallendem<br />

und ausfallendem Strahl, für den gilt:<br />

✏ = 2 $ ✑<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Höhenwinkel (Elevation) niemals<br />

größer als 90° werden kann (Stern steht im Zenit), s o dass der Winkel δ<br />

immer kleiner als 45° bleibt. Beim Sextanten wurde di e Skala allerdings<br />

auf 60° = 1/6 des Vollkreises begrenzt - daher stamm t der Name<br />

Sextant.<br />

19<br />

2.3.2 Mathematische Beschreibung der Spiegelung<br />

Bei der ebenen Spiegelung wird jedem Punkt P mit den Koordinaten<br />

P(x,y) ein Bildpunkt P* mit den Koordinaten P*(x*,y*) zugeordnet. Legt<br />

man nun den Ursprung des Koordinatensystems so, dass die Spiegelebene<br />

durch den Ursprung verläuft und mit der x-Achse einen Winkel α<br />

einschließt, so lassen sich die Koordinaten des Bildpunktes P* wie folgt<br />

berechnen:<br />

P 2<br />

P* 2<br />

x 1<br />

x<br />

P<br />

y 1<br />

1<br />

α<br />

x' 1<br />

y* 1<br />

y'<br />

P* 1<br />

S Spiegelebene<br />

Schritt 1: Drehung des Koordinatensystems (x,y) um den Winkel α, so<br />

daß die neu x'-Achse in die Spiegelachse fällt (und die<br />

y'-Achse senkrecht dazu).<br />

Schritt 2: Spiegelung an der x'-Axchse, d.h. die x'-Koordinaten ändern<br />

sich nicht und die y'-Koordinaten der Punkt Pi erhalten das<br />

umgekehrte Vorzeichen.<br />

Schritt 3: Zurückdrehung um den Winkel −α<br />

Diese einzelnen Schritte lassen sich mit Hilfe der Matrizenrechnung<br />

sehr einfach darstellen:<br />

a) Drehung um Winkel α:<br />

x P ∏ = xP $ cos ✍ + yp $ sin ✍<br />

y P ∏ = −xP $ sin ✍ + yP $ cos ✍<br />

b) Spiegelung an der x'-Achse:<br />

oder<br />

20<br />

y' 1<br />

x P ∏<br />

y P ∏<br />

=<br />

x* 1<br />

y<br />

x'<br />

cos ✍ sin ✍<br />

− sin ✍ cos ✍ *<br />

xP<br />

yp


x P ∏∏ = xp ∏<br />

y P ∏∏ = −yP ∏<br />

oder<br />

c) Rückdrehung um Winkel −α:<br />

x P & = xp ∏∏ $ cos ✍ − yP ∏∏ $ sin ✍<br />

y P & = xp ∏∏ $ sin ✍ + yP ∏∏ $ cos ✍<br />

oder<br />

x P ∏∏<br />

y P ∏∏ =<br />

x P &<br />

y P & =<br />

1 0<br />

0 −1 *<br />

x P ∏<br />

y P ∏<br />

cos ✍ − sin ✍<br />

sin ✍ cos ✍<br />

Einsetzen von c) in b) und b) in a) führt schließlich zu:<br />

x P &<br />

y P & =<br />

cos ✍ − sin ✍<br />

sin ✍ cos ✍<br />

* 1 0<br />

0 −1 *<br />

cos ✍ sin ✍<br />

− sin ✍ cos ✍ *<br />

Die einzelnen Matrizen lassen sich noch ausmultiplizieren. Dieses führt<br />

zu:<br />

cos ✍ − sin ✍<br />

*<br />

sin ✍ cos ✍<br />

1 0 cos ✍ sin ✍<br />

=<br />

0 −1 sin ✍ − cos ✍<br />

cos ✍ sin ✍<br />

sin ✍ − cos ✍ *<br />

x P &<br />

y P &<br />

=<br />

*<br />

xP<br />

yP<br />

x P ∏∏<br />

y P ∏∏<br />

cos ✍ sin ✍<br />

− sin ✍ cos ✍ = cos2✍ − sin 2 ✍ 2 $ sin ✍ $ cos ✍<br />

2 $ sin ✍ $ cos ✍ sin 2 ✍ − cos2✍ cos 2 ✍ − sin 2 ✍ 2 $ sin ✍ $ cos ✍<br />

2 $ sin ✍ $ cos ✍ sin 2 ✍ − cos 2 ✍<br />

Beispiele:<br />

a) Spiegelung an x-Achse (α=0°, cos(0°) = 1, sin(0°) = 0):<br />

x P &<br />

y P & =<br />

1 0<br />

0 −1 *<br />

b) Spiegelung an y-Achse (α=90°, cos(90°) = 0, sin(90°) = 1):<br />

x P &<br />

y P & =<br />

−1 0<br />

0 1 *<br />

21<br />

xP<br />

yP<br />

xP<br />

yP<br />

*<br />

xP<br />

yP<br />

2.3.3 Spiegelung an gekrümmten Flächen<br />

hier: gekrümmte Fläche mit konstanter Krümmung (sphärischer Spiegel<br />

mit Radius R = const). Der ebene Spiegel stellt dabei den Sonderfall mit<br />

R = ∞.<br />

Bei sphärischen Spiegeln unterscheidet man zwei Bauformen:<br />

a) Hohlspiegel (Konkavspiegel)<br />

b) Wölbspiegel (Konvexspiegel)<br />

achsparalleler Strahl<br />

180°-2 α<br />

M<br />

Hohlspiegel<br />

α<br />

M<br />

r<br />

x<br />

r<br />

Wölbspiegel<br />

r<br />

Vielzahl kleiner<br />

ebener Spiegel r<br />

Spiegel<br />

α<br />

α<br />

f<br />

Tangente<br />

Scheitelpunkt S<br />

90°- α<br />

Der sphärische Spiegel kann als aus einer Vielzahl kleiner einzelner<br />

ebener Spiegel zusammengesetzt betrachtet werden, die tangential<br />

angebracht sind und senkrecht auf dem Radius r stehen.<br />

Definition des Brennpunktes:<br />

Punkt, in dem sich sämtliche achsparallel einfallende Strahlen<br />

schneiden.<br />

22


Berechnung des Brennpunktes für einen Hohlspiegel<br />

Schritt 1: Anwendung des Sinussatzes im markierten Dreieck:<br />

r<br />

sin(180°−2✍) = x<br />

sin ✍<br />

oder<br />

r<br />

sin 2✍ = x<br />

sin ✍<br />

Schritt 2: Einführung von Näherungen für kleine Winkel α (gilt i.d.R. für<br />

achsnahe Strahlen):<br />

sin ✍ l ✍<br />

sin 2✍ l 2✍<br />

e r<br />

2✍ l x ✍ e x = r<br />

2<br />

Der Abstand x ist somit für sämtliche achsnahe Strahlen (kleine Winkel<br />

α) unabhängig vom Winkel α, d.h. sämtliche Strahlen schneiden sich im<br />

Abstand x vom Mittelpunkt M aus. Vom Scheitelpunkt S aus gesehen,<br />

ergibt sich folgender Abstand f:<br />

f = r − r<br />

2 = r<br />

2<br />

Der Abstand f ist die sog. Brennweite des Hohlspiegels und der<br />

Schnittpunkt auf der optischen Achse wird als Brennpunkt bezeichnet.<br />

Dabei ist zu beachten, dass wegen der Näherungen dieses nur für<br />

achsnahe Strahlen gilt. Je größer der kleine Winkel α ist, um so weniger<br />

schneiden die Strahlen den Brennpunkt. Das (Fehler-)Muster, das sich<br />

für diese Strahlen ergibt, wird als Katakaustik bezeichnet (Brennlinie).<br />

23<br />

2.3.4 Abbildungsgleichung des Hohlspiegels<br />

Bisher wurden nur achsparallel einfallende Strahlen betrachtet. Von<br />

diesen wissen wir nun, dass diese sich im Brennpunkt (Mitte zwischen<br />

Mittelpunkt der sphärischen Fläche und Scheitelpunkt) schneiden. Zur<br />

Herleitung der Abbildungsgleichung des Hohlspiegels betrachten wir<br />

nun einen weiteren Strahl, der von einem punktförmigen Gegenstand G,<br />

der auf der optischen Achse im Abstand g vom Scheitelpunkt S liegt,<br />

ausgeht.<br />

G<br />

Dreieck 1<br />

(GAM)<br />

Dreieck 2<br />

(MAF)<br />

24<br />

g<br />

180°−α<br />

α<br />

M<br />

r-b<br />

β<br />

β<br />

B f<br />

F<br />

b<br />

A<br />

S


gesucht: Zusammenhang zwischen Abstand g und b vom Scheitel S in<br />

Abhängigkeit von der Brennweite f, für die gilt:<br />

f = r<br />

2<br />

Einführung von Näherungen für Strahlen achsnahe Strahlen (bzw. für<br />

kleine Winkel α, β):<br />

g l GS l GA<br />

b l AB<br />

Anwendung des Sinussatzes im Dreieck 1 (GAM):<br />

sin ✎<br />

GM<br />

= sin(180°−✍)<br />

GA<br />

= sin ✍<br />

GA<br />

sin ✎<br />

oder sin ✍ = (1)<br />

GM<br />

GA l GM g = g−r<br />

g<br />

Anwendung des Simussatzes im Dreieck 2 (MAB):<br />

sin ✎<br />

r−b<br />

= sin ✍<br />

AB<br />

l sin ✍<br />

b<br />

sin ✎ r−b<br />

sin ✍ l b<br />

oder (2)<br />

Die linken Seiten von Gleichung (1) und (2) sind gleich, so dass nun die<br />

beiden rechten Seiten gleich gesetzt werden können:<br />

g−r<br />

g = r−b<br />

b<br />

In dieser Gleichungen kommen die Winkel α, β nicht mehr vor! Weitere<br />

Umformungen von (3) ergeben schließlich:<br />

(3)<br />

1 − oder oder<br />

r g = r<br />

b − 1 2 = r g + r<br />

b<br />

2 r = 1 g + 1<br />

b<br />

Der Radius r lässt sich nun noch durch die Brennweite ersetzen. Dieses<br />

ergibt dann:<br />

1<br />

g + 1 1<br />

b = f<br />

Weitere Umformungen:<br />

Grenzfälle:<br />

f = g$b<br />

g+b<br />

g = f$b<br />

b−f<br />

g d ∞ e b d f<br />

g = f e b d ∞<br />

g < f e b < 0<br />

g = 0 e b = 0<br />

25<br />

b = f$g<br />

g−f<br />

b < 0 bedeutet hier, dass ein virtuelles Bild entsteht (Bild entsteht hinter<br />

dem Spiegel)! Dieser Fall tritt ein, wenn der Gegenstand G zwischen<br />

Brennpunkt und Scheitelpunkt liegt.<br />

2.3.5 Abbildung eines räumlichen Gegenstandes durch einen<br />

Hohlspiegel<br />

Zur Bildkonstruktion lassen sich unter Verwendung der bisherigen<br />

Erkenntnisse immer drei ausgezeichnete Strahlen verwenden. Dieses<br />

sind:<br />

G'<br />

G<br />

3 ausgezeichnete Strahlen zur Bildkonstruktion<br />

GG': Gegenstand<br />

(2)<br />

(3)<br />

BB': Bild des Gegenstandes<br />

(1)<br />

g<br />

(3)<br />

M<br />

(1)<br />

r<br />

B F f S<br />

B'<br />

b<br />

Hohlspiegel<br />

(1) achsparalleler Strahl, der nach der Spiegelung durch den Brennpunkt<br />

geht.<br />

(2) Mittelpunktstrahl, der geradlinig in sich selbst wieder reflektiert<br />

wird.<br />

(3) Brennstrahl, der nach der Spiegelung achsparallel verläuft.<br />

An dem Ort, an dem sich sämtliche Strahlen schneiden, wird das Bild<br />

des Gegenstandes (entweder reell oder virtuell) scharf abgebildet.<br />

v = BB∏<br />

GG ∏ = b g<br />

Der Quotient aus Bildgröße und Gegenstandsgröße wird als Abbildungsmaßstab<br />

v bezeichnet:<br />

26


G'<br />

G<br />

M<br />

g<br />

B<br />

Der Zusammenhang mit dem Quotienten b/g lässt sich direkt über die<br />

beiden ähnlichen Dreiecke G'SG und das nach oben gespiegelte<br />

Dreieck B'SB ableiten.<br />

In diesem Beispiel entsteht ein umgekehrtes reelles Bild mit einem<br />

Abbildungsmaßstab v < 1 (verkleinert).<br />

Einsetzen der bereits gefundenen Zusammenhänge für f, g und b in die<br />

Gleichung für v ergibt:<br />

B'<br />

g = b$f<br />

b−f e v = b b$f<br />

b−f<br />

b = g$f<br />

g−f<br />

B'<br />

F<br />

= b$(b−f)<br />

b$f<br />

e v = g$f<br />

(g−f)$g<br />

= f<br />

g−f<br />

b<br />

= b−f<br />

f<br />

Ist v positiv, so entsteht ein umgekehrtes reelles Bild. v wird negativ,<br />

wenn der Gegenstand zwischen Brennpunkt F und Scheitelpunkt S liegt.<br />

In diesem Fall entsteht ein aufrechtes virtuelles vergrößertes Bild.<br />

27<br />

S<br />

2.3.6 Abbildung eines räumlichen Gegenstandes durch einen<br />

Wölbspiegel<br />

Die für den Hohlspiegel aufgestellten Beziehungen lassen sich direkt auf<br />

den Wölbspiegel anwenden, wenn die Brennweite f negativ eingeführt<br />

wird:<br />

3 ausgezeichnete Strahlen zur Bildkonstruktion<br />

G'<br />

G<br />

GG': Gegenstand<br />

(3)<br />

BB': Bild des Gegenstandes<br />

1<br />

g + 1<br />

b = 1<br />

f = − 2 r<br />

oder<br />

(1)<br />

(2)<br />

S<br />

g b<br />

1<br />

g = − 2 r − 1<br />

b<br />

Mit der o.a. Brennweite f ergibt sich nun für den Wölbspiegel:<br />

Da g > 0 ist und f < 0 gilt:<br />

1 1<br />

b = f − 1 g = − 2 r − 1 g = − 2$g+r<br />

r$g<br />

1 2$g+r<br />

b = − r$g e b = − r$g<br />

2$g+r<br />

f<br />

B<br />

B'<br />

Wölbspiegel<br />

b ist also immer negativ, d.h. es entsteht immer ein virtuelles aufrechtes<br />

Bild. Für den Abbildungsmaßstab v ergibt sich:<br />

v = BB∏<br />

GG ∏ = b g = − r$g<br />

g$(2$g+r) = − r<br />

2$g+r<br />

e − 1 [ v [ 0<br />

Das virtuelle aufrechte Bild ist beim Wölbspiegel maximal genauso groß<br />

wie der Gegenstand (ergibt sich für den Grenzfall g = 0); in allen<br />

anderen Fällen ergeben sich verkleinerte virtuelle Bilder.<br />

Sonderfall:<br />

28<br />

F<br />

r<br />

M


= ∞ e 1 g + 1<br />

b = 2 ∞ = 0 e 1 g = − 1<br />

b e b = −g e v = b g = −1<br />

Dieser Fall entspricht der Spiegelung an einem ebenen Spiegel, bei<br />

dem bekanntlich im Abstand g hinter dem Spiegel ein virtuelles aufrechtes<br />

und gleich großes Bild entsteht.<br />

begleitende PC-Programme: KATAK, BRECH<br />

29<br />

2.4 Brechung des Lichtes und Totalreflexion<br />

Experiment: Licht trifft auf eine Wasserfläche oder ein Prisma oder<br />

einen anderen Gegenstand aus Glas oder anderem durchsichtigen<br />

Material.<br />

Beobachtung:<br />

{ nur ein Teil des Lichtes wird reflektiert<br />

{ Hauptteil des Lichtes dringt in das Medium ein und erleidet bei<br />

schrägem Auftreffen des Lichtes eine Richtungsänderung. Dieses<br />

Phänomen wird Brechung des Lichtes genannt.<br />

Bei der Brechung des Lichtes unterscheidet man zwei Formen:<br />

a) Oberfläche rau: diffuse Brechung, d.h. das Licht wird mehr oder<br />

weniger in sämtliche Richtungen gebrochen; dieser Fall wird hier<br />

nicht weiter betrachtet.<br />

b) Oberfläche glatt: reguläre Brechung.<br />

α<br />

10°<br />

40°<br />

60°<br />

90°<br />

Beispiele für den Übergang Luft nach Glas<br />

β<br />

6.43°<br />

24.50°<br />

33.97°<br />

40.18°<br />

δ = α−β<br />

3.57°<br />

15.50°<br />

26.03°<br />

49.82°<br />

Einfallender und ausfallender Strahl liegen außerdem in einer Ebene<br />

(nicht windschief).<br />

Snellius (1620) fand für sämtliche Winkel folgenden Zusammenhang:<br />

sin ✍<br />

sin ✎ = const<br />

Die Ursache für diesen Effekt ergibt sich daraus, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

des Lichtes (Lichtgeschwindigkeit c1, c2 ) in den beiden<br />

Medien unterschiedlich ist und folgender Zusammenhang gilt:<br />

sin ✍ C1<br />

sin ✎ = C2<br />

30


An Stelle der Lichtgeschwindigkeit kann auch die Brechzahl n verwendet<br />

werden, wobei gilt:<br />

n1 =<br />

absolute Brechzahl n: , c0: Lichtgeschwindigkeit im Vakuum<br />

C0<br />

C1<br />

n2 = C0<br />

C2<br />

oder<br />

Somit ergibt sich:<br />

c1 = C0<br />

n1<br />

c2 = C0<br />

n2<br />

,<br />

sin ✍ n2<br />

1<br />

1<br />

sin ✎ = n1 = n21 oder $ sin ✍ = oder<br />

C2 $ cos ✎ n1 $ sin ✍ = n2 $ sin ✎<br />

C1<br />

Die Zahl n21, die das Verhältnis der Lichtgeschwindigkeiten der beiden<br />

Medien enthält wird auch als relative Brechzahl bezeichnet.<br />

Beispiel für absolute Brechzahlen:<br />

relative Brechzahl für den Übergang:<br />

Luft : nl = 1.000 292<br />

Quarzglas : ng = 1.4588<br />

Luft d Glas : ngl = ng<br />

nl = 1.4584<br />

Glas d Luft : nlg = nl<br />

ng = 0.68570<br />

Ein Soff ist optisch dichter, wenn die absolute Brechzahl größer ist, z.B.<br />

Glas ist dichter als Luft. In optisch dichteren Stoffen ist demzufolge die<br />

Lichtgeschwindigkeit kleiner.<br />

Das bereits bekannte Reflexionsgesetz lässt sich auch als Sonderfall<br />

der Lichtbrechung betrachten, in dem<br />

n2 = −n1<br />

gesetzt wird. Somit ergibt sich:<br />

sin ✍ n2<br />

sin ✎ = n1 = −n1<br />

n1 = −1 e sin ✍ = − sin ✎ e ✍ = −✎<br />

Zusammenhang n und c: c1 = c0<br />

n1<br />

31<br />

c2 = c0<br />

n2<br />

-40°<br />

40°<br />

hier:<br />

α = 40°<br />

β = −40°<br />

Spiegelung als Sonderfall der Lichtbrechung<br />

<strong>Geometrische</strong> Interpretation und Konstruktion der Lichtbrechung:<br />

einfallender Strahl<br />

Radius<br />

r1 = n1 = 1.0<br />

Radius<br />

r2 = n2 = 1.5<br />

α<br />

β<br />

d<br />

2 Kreise mit Radien<br />

B<br />

β<br />

A<br />

C<br />

r1 und r2<br />

gebrochener<br />

Strahl<br />

1. Einfallslot auf die Eintrittsfläche einzeichnen.<br />

2. 2 Kreise mit Radien r1 und r2 zeichnen, deren Verhältnis n21<br />

entspricht.<br />

3. Verlängern des einfallenden Strahls bis zum Kreis mit dem Radius<br />

r1 (Schnittpunkt A)<br />

4. Vom Punkt A das Lot auf die brechende Fläche fällen<br />

(Schnittpunkt B).<br />

5. Die Strecke AB bis zum Schnitt mit dem Kreis mit dem Radius r2<br />

(rückwärtig) verlängern (Schnittpunkt C).<br />

6. gebrochenen Lichtstrahl durch Punkt C zeichnen.<br />

Beweis:<br />

32


n21 = r2<br />

r1<br />

d = r1 $ sin ✍<br />

d = r2 $ sin ✎<br />

q.e.d.<br />

e sin ✍ = d<br />

r1<br />

sin ✎ = d<br />

r2<br />

e<br />

sin ✍<br />

sin ✎ =<br />

d<br />

r 1<br />

d<br />

r 2<br />

Grenzwinkel der Brechung<br />

= r2<br />

r1 = n21<br />

q.e.d.<br />

In den bisherigen Beispielen wurde der Eintritt vom optisch dünneren ins<br />

optisch dichtere Medium betrachtet, wobei der Einfallswinkel α maximal<br />

90° werden kann. In dem Beispiel auf S. 28 ergab sich ein Winkel β von<br />

40.18°. Einer der Grundsätze der geometrischen <strong>Optik</strong> ist, dass der<br />

Lichtweg umkehrbar ist. Dieses bedeutet in diesem Beispiel, dass ein<br />

Lichtstrahl, der aus dem optisch dichteren Medium kommt, bei einem<br />

Winkel von 40.18° ( Grenzwinkel αg) bereits unter einem maximal möglichen<br />

Winkel von 90° austritt. Der Einfallswinkel kan n aber durchaus<br />

auch größer als der Grenzwinkel αg von 40.18° werden. In diesem Fall<br />

wird lässt sich auch kein Winkel mehr nach dem Brechungsgesetz<br />

berechnen, da das Argument des arcsin > 1 ist:<br />

glatte Oberfläche<br />

einfallender<br />

Lichtstrahl<br />

Ausfallslot<br />

sin ✍<br />

sin ✎ = n21<br />

sin ✍<br />

e ✎ = arcsin( n21 )<br />

δ<br />

α<br />

Wasser oder Glas (Medium 1)<br />

β<br />

n 2<br />

sin ✍g<br />

sin(90°) = n21 = n2<br />

n1 e ✍g = arcsin(n21) (n 21= n 2<br />

n 1<br />

Luft (Medium 2)<br />

Einfallslot<br />

n 1<br />

Lichtstrahl<br />

wird gebrochen<br />

Der Grenzwinkel αg ergibt sich, indem man ß=90° setzt:<br />

33<br />

n1 > n2 d n21 < 1)<br />

sin ✍g<br />

sin(90°) = n21 e ✍g = arcsin(n21)<br />

Daran ist sofort ersichtlich, dass nur für den Übergang vom optisch<br />

dichteren ins optisch dünnere Medium ein Grenzwinkel existiert.<br />

Was passiert aber mit einfallenden Lichtstrahlen, die den Grenzwinkel<br />

αg überschreiten?<br />

34


Totalreflexion<br />

Lichtstrahlen, die unter einem Winkel einfallen, der größer als der<br />

Grenzwinkel ist, treten können nicht mehr aus dem optisch dichteren<br />

Medium austreten. Diese Lichtstrahlen werden total reflektiert.<br />

glatte Oberfläche<br />

einfallender<br />

Lichtstrahl<br />

Grenzwinkel<br />

Grenzwinkel:<br />

Totalreflexion<br />

αg<br />

α β = α<br />

Einfallslot<br />

Wasser oder Glas (Medium 1)<br />

Luft (Medium 2)<br />

total reflektierter<br />

Strahl<br />

sin ✍g<br />

sin(90°) = n21 e ✍g = arcsin(n21)<br />

Die Totalreflexion ist u.a. in der Faseroptik (z.B. Lichtleitfaser (LWL),<br />

Faserkreisel) von großer Bedeutung.<br />

n < 1!<br />

21<br />

optisch dichter<br />

Totalreflexion<br />

Lichtleitfaser<br />

optisch dünner<br />

Bei einer Lichtleitfaser ist die Ummantelung (z.B. Luft) optisch dünner<br />

als die Faser selbst, so dass der Grenzwinkel immer überschritten wird<br />

und das Licht nur an den Enden austreten kann.<br />

35<br />

Weitere Beispiele für die Totalreflexion:<br />

a) Refraktometer:<br />

Geräte zur Analyse chemischer Flüssigkeiten, z.B. Refraktometer:<br />

Bestimmung des Zuckergehaltes von Weintrauben (Einsatz von<br />

Winzern im Weinbau zur Bestimmung des Öchslegrades). Die Brechkraft<br />

(Brechungszahl n) des Traubensaftes variiert nach einer bestimmten<br />

Gesetzmäßigkeit mit dem Zuckergehalt. Diese Eigenschaft wird zur<br />

Bestimmung des Zuckergehaltes ausgenutzt, wobei auch hier der<br />

Grenzwinkel eine wichtige Rolle spielt.<br />

Refraktometer<br />

einfallendes Licht<br />

Halbzylinder aus Glas<br />

αg<br />

Gefäß mit untersuchender<br />

Flüssigkeit<br />

Skala<br />

verdrehbare<br />

Ablesevorrichtung<br />

Beim Refraktometer wird die Lichtbrechung zwischen der Flüssigkeit<br />

und einem Glas mit bekannter Brechzahl nGlas ausgenutzt. Dabei wird<br />

eine Ablesevorrichtung solange verstellt, bis dass der Grenzwinkel αg<br />

erreicht wird. Über die Beziehung<br />

sin ✍g = nFl<br />

nGlas e nFL = nGlas $ sin ✍g<br />

kann nun die Brechzahl der Flüssigkeit nFl bestimmt werden. I.d.R. ist<br />

die Skala bereits so geeicht, dass direkt der Zuckerhalt abgelesen<br />

werden kann.<br />

36


) Umkehrprisma (Einsatz in geodätischen Instrumenten zur<br />

Strahlumkehr)<br />

umgekehrtes Bild<br />

Totalrefelexion<br />

2.4.1 Lichtbrechung an einer planparallelen Platte<br />

Umkehrprisma<br />

aufrechtes<br />

Bild<br />

Beim Durchgang eines Lichtstrahls durch eine planparallele Platte wird<br />

dieser zweimal gebrochen (beim Eintritt und beim Austritt).<br />

Aufgabe: Wie verläuft der Lichtstrahl nach Durchgang durch die Platte?<br />

d<br />

n<br />

Planparallele Platte<br />

α<br />

β<br />

n<br />

d<br />

β<br />

α<br />

α−β<br />

Beim Eintritt wird der Lichtstrahl zum Einfallslot hin gebrochen, wenn die<br />

planparallele Platte mit dem Brechungsindex n optisch dichter als die<br />

Umgebung ist. Der Winkel β tritt infolge der Parallelität der Lote auf die<br />

Ein- bzw. Austrittsfläche innen zweimal auf, da Eintritts- und Austrittsfläche<br />

parallel zueinander sind. Beim Austritt wird der Lichtstrahl diesmal<br />

um den gleichen Winkel vom Einfallslot weg gebrochen und verläuft<br />

daher parallel zum einfallenden Winkel. Der austretende Lichtstrahl<br />

verläuft parallel zum einfallenden Lichtstrahl weiter. Der Parallelversatz<br />

Δ hängt vom Einfallswinkel α und von der Dicke der Platte ab.<br />

Es gilt:<br />

sin ✍<br />

d<br />

sin ✎ = n cos ✎ = S<br />

37<br />

sin(✍ − ✎) = ✁<br />

S<br />

β<br />

Δ<br />

d<br />

S<br />

Δ<br />

S =<br />

Hieraus folgt: (1)<br />

d<br />

cos ✎<br />

✁ e<br />

S =<br />

d<br />

cos ✎ =<br />

✁<br />

sin(✍−❴) e ✁ = d$sin(✍−❴)<br />

cos ✎<br />

sin(✍−❴)<br />

Additionstheorem: sin(✍ − ✎) = sin ✍ $ cos ✎ − cos ✍ $ sin ✎<br />

(2a)<br />

Quadratsumme sin, cos: sin (2b)<br />

2 ✎ + cos2✎ = 1 e cos ✎ = 1 − sin 2 ✎<br />

Einsetzen von (2a), (2b) in (1):<br />

✁ =<br />

Weiterhin gilt: sin ✎ =<br />

Hiermit ergibt sich:<br />

d$(sin ✍$cos ✎−cos ✍$sin ✎)<br />

cos ✎<br />

sin ✍<br />

n<br />

✁ = d $ sin ✍ − cos ✍ $<br />

sin ✍<br />

n $<br />

= d $ (sin ✍ − cos ✍ $<br />

1<br />

1− sin2 ✍<br />

n2<br />

= d $ sin ✍ $ 1 −<br />

sin ✎<br />

1−sin 2 ✎ )<br />

cos ✍<br />

n 2−sin 2 ✍<br />

Die Parallelverschiebung wächst mit zunehmender Dicke Δ der Platte<br />

und zunehmendem Winkel α. Für α = 0° ist Δ = 0, d.h. der Strahl geht<br />

ungebrochen durch die Platte.<br />

2.4.2 Strahlengang durch ein Prisma<br />

Beim Durchgang eines Lichtstrahls durch ein Prisma wird dieser<br />

ebenfalls beim Eintritt und beim Austritt zweifach gebrochen. Gesucht<br />

ist hier der Zusammenhang zwischen dem Ablenkungswinkel und dem<br />

Winkel γ des Prismas.<br />

Lot<br />

90°−β 1<br />

α 1<br />

γ<br />

δ1<br />

β<br />

1 β<br />

2<br />

n<br />

Prisma<br />

38<br />

90°−β 2<br />

α 2<br />

Lot<br />

δ 2


Allgemein gilt auch hier das Brechungsgesetz:<br />

sin ✍1 sin ✍2<br />

sin = n = ✎1 sin ✎2<br />

sin ✍1<br />

d ✎1 = arcsin( n )<br />

d ✍2 = arcsin(n $ ✎2)<br />

In dem oberen markierten Dreieck gilt weiterhin:<br />

✏ + (90°−✎1) + (90°−✎2) = 180 °e ✏ = ✎1 + ✎2<br />

Beim Eintritt wird der Lichtstrahl um den Winkel δ1 und beim Austritt<br />

nochmals um den Winkel δ2 abgelenkt, so dass sich der gesamte Ablenkungswinkel<br />

δ wie folgt ergibt:<br />

(1)<br />

✑1 = ✍1 − ✎1 ✑2 = ✍2 − ✎2 e ✑ = ✑1 + ✑2 = ✍1 + ✍2 − (✎1 + ✎2)<br />

In (2) kann nun noch der Ausdruck in Klammern durch (1) ersetzt<br />

werden.<br />

✑ = ✍1 + ✍2 − ✏ (3)<br />

Der Winkel α2 ergibt sich durch zweifache Anwendung des<br />

Brechungsgesetzes:<br />

sin ✍1<br />

sin ✍2 = n $ sin ✎2 = n $ sin(✏ − ✎1) = n $ sin ✏ − arcsin n<br />

oder<br />

✍2 = arcsin n $ sin ✏ − arcsin = f(✍1, ✏, n)<br />

Die Auslenkung wird minimal für: ✍1 = ✍2<br />

Beweis: Übungsaufgabe<br />

Beim Austritt (Übergang Glas nach Luft) kann es u.U. zur Totalreflexion<br />

kommen. Dieser Fall stellt sich ein, wenn der Winkel β2 größer als der<br />

Grenzwinkel βg ist: sin ✎g<br />

sin(90°) = 1 n e sin ✎g = 1 n e ✎g = arcsin( 1 n )<br />

Beim Strahlengang von weißem Licht durch ein Prisma kommt es bei<br />

großen Ablenkungswinkeln zur Dispersion, d.h. der austretende Lichtstrahl<br />

wird in seine Spektralfarben zerlegt. Der Grund hierfür liegt darin,<br />

dass der Brechungsindex n nicht für alle Wellenlänge des Lichtes<br />

konstant ist, sondern von der Wellenlänge des Lichtes abhängt:<br />

n = n(✘)<br />

39<br />

sin ✍1<br />

n<br />

(2)<br />

Dispersion<br />

weißes Licht<br />

n = n(λ)<br />

λ=<br />

λ=<br />

0.8 um<br />

0.4 um<br />

rot<br />

orange<br />

gelb<br />

grün<br />

blau<br />

violett<br />

Blaues Licht (kleine Wellenlänge) wird stärker als rotes Licht (große<br />

Wellenlänge) gebrochen.<br />

Beispiele für die Lichtbrechung und Dispersion in der Natur:<br />

Regenbogen: Sonnenlicht wird in den Regentropfen gebrochen.<br />

Refraktion: Strahlkrümmung in der Atmosphäre, bei einem großen<br />

Einfallswinkel (= niedriger Sonnenstand) erscheint die Sonne rötlich,<br />

d.h. die grünen und blauen Anteile im Sonnenlicht werden bereits so<br />

stark gebrochen, dass diese unter dem Horizont fallen.<br />

Schichten der<br />

Erdatmosphäre<br />

mit unterschiedlichembrechungsindex<br />

n<br />

Erde<br />

absoluter Brechungsindex n nimmt mit der Höhe ab<br />

40<br />

Lichtstrahl (Sonne)<br />

Refraktion (Strahlkrümmung)


2.4.3 Theorie der Lichtbrechung<br />

Ursprünglich existierten zwei unterschiedliche, kontroverse Theorien<br />

über die Lichtbrechung:<br />

{ Gravitationstheorie von Newton<br />

{ Wellentheorie von Huygens<br />

a) Gravitationstheorie von Newton<br />

Die Theorie von Newton basierte auf der Gravitation (Massenanziehung<br />

von Teilchen; z.B. Apfel fällt infolge der Anziehungskräfte von Apfelmasse<br />

und Erdmasse auf die Erde). Diese Theorie setzt ein Massemodell<br />

des Lichtes (Korpuskelmodell des Lichtes) voraus. Je mehr Masse<br />

in der Umgebung des Lichtes wirkt, um so stärker wird das Licht von der<br />

Masse angezogen. Dieses Modell lässt sich z.B. durch eine an einen<br />

Permanentmagneten vorbei rollende Eisenkugel darstellen:<br />

Eisenkugel<br />

Geschwindigkeit V 1<br />

Magnet<br />

V 2<br />

V 1<br />

V Res<br />

Die Eisenkugel roll zunächst mit einer Anfangsgeschwindigkeit V1<br />

geradlinig in Richtung Magnet. Durch den Magneten wird die Eisenkugel<br />

quer zur Anfangsrichtung beschleunigt (Geschwindigkeitskomponente<br />

V2). Die resultierende Gesamtgeschwindigkeit VRes ist größer als die<br />

ursprüngliche Geschwindigkeit V1. Dieses würde bedeuten, dass die<br />

Geschwindigkeit des Lichtes bei Eintritt in ein dichteres Medium zunehmen<br />

müsste.<br />

b) Wellentheorie von Huygens<br />

Huygens Theorie der Lichtbrechung beruht auf der Überlagerung und<br />

Interferenz von Elementarwellen, aus denen er folgenden Zusammenhang<br />

zwischen Ein- und Ausfallwinkel (α, β) und den<br />

41<br />

Lichtgeschwindigkeiten (c1, c2) in den beiden Stoffen mit dem<br />

Brechungsindex n1 und n2 ableitete:<br />

sin ✍ C1 n2<br />

sin ✎ = C2 = n1 = n21<br />

Lichtwellen gehören zu den elektromagnetischen Wellen, die sich in<br />

Form von Transversalwellen (Schwigungsrichtung quer zur Ausbreitungsrichtung)<br />

ausbreiten; bei natürlichem Licht dominiert im Gegensatz<br />

zum polarisierten Licht keine bevorzugte Schwingungsrichtung. Das<br />

Huygen'sche Prinzip besagt:<br />

Jeder Punkt einer Wellenfront ist als Ausgangspunkt einer neuen Welle,<br />

der sog. Elementarwelle anzusehen, die sich dann miteinander<br />

interferieren.<br />

Beispiele für eine Wellenfront:<br />

Wellenfront<br />

Kugelwelle<br />

Wellenlänge λ<br />

Elementarwellen<br />

Ebene Welle<br />

Wellenfront<br />

Die Wellenfront ist die Einhüllende der Elementarwellen (gleiche<br />

Phase), die in der Zeit T (Schwingungszeit) den Weg λ (Wellenlänge)<br />

zurücklegen. Daraus resultiert die Ausbreitungsgeschwindigkeit C der<br />

Wellen:<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit = Weg<br />

Zeit<br />

42<br />

C = ✘<br />

T


Weg x<br />

Zeit t<br />

λ λ<br />

0 λ 2λ<br />

0 T 2T<br />

Was passiert nun bei Eintritt der Elementarwellen in ein anderes<br />

Medium?<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit C 1<br />

Medium n 1 Medium n 2<br />

Wellenlänge λ 1<br />

C < C<br />

2 1<br />

λ 2 < λ 1<br />

Wellenlänge λ 2<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit C 2<br />

Tritt eine Welle aus einem Gebiet der Ausbreitungsgeschwindigkeit C1 in<br />

ein Gebiet kleinerer Ausbreitungsgeschwindigkeit C2 über, so wird bei<br />

gleicher Frequenz f (f = 1/T) die Wellenlänge λ kleiner (die Wellenfronten<br />

rücken näher zusammen). Dadurch wird das Licht zum Einfallslot<br />

hingebrochen, wobei gilt:<br />

✘1 = C1<br />

f<br />

✘2 = C2<br />

f<br />

Die Theorie der Lichtbrechung von Huygens beruht auf dem Interferenzprinzip<br />

und der unterschiedlichen Ausbreitungsgeschwindigkeiten,<br />

wodurch die Theorie von Newton (Korpuskelmodell) widerlegt ist. Licht<br />

43<br />

besitzt jedoch nicht nur Welleneigenschaften sondern auch auch<br />

Masseeigenschaften (Photonen).<br />

2.4.4 Fermat'sches Prinzip<br />

Mit dem Reflexions- und Brechungsgesetz lassen sich sämtliche Phänomene<br />

der Strahlenoptik erklären (teilweise mehrfache Anwendung<br />

notwendig). Reflexions- und Brechungsgesetz sind auch auf den<br />

Fermat'schen Satz vom ausgezeichneten Lichtweg zurückzuführen:<br />

Licht, das sich durch Spiegelung oder Brechung von einem<br />

Raumpunkt zu einem anderen Raumpunkt ausbreitet, schlägt<br />

stets den Weg ein, der am schnellsten zum Ziel führt (t -><br />

min).<br />

Dieser Satz ist einleuchtend für die geradlinige Ausbreitung des Lichtes<br />

in einem homogenen Medium, da die geradlinige Verbindung dort immer<br />

der kürzeste somit schnellste Weg ist. Insbesondere bei der Brechung,<br />

bei der die Strahlrichtung sich ändert, ist der Satz nicht sofort<br />

einleuchtend.<br />

Beweis des Fermat'schen Satzes:<br />

Es gilt:<br />

a) Spiegelung<br />

Medium 1: n1, c1<br />

Medium 2: n2, c2<br />

Welche der verschiedenen eingezeichneten Wege (a-a', b-b', c-c', d-d')<br />

nimmt das Licht, um von Punkt A zum Punkt B zu kommen?<br />

A<br />

a b c d<br />

Spiegel<br />

Hindernis<br />

44<br />

a'<br />

b'<br />

c'<br />

d'<br />

B


Zur Beantwortung dieser Frage führen wir folgende Strecken S1 und S2<br />

sowie den unbekannten Abstand x auf dem Spiegel ein:<br />

A<br />

a<br />

α<br />

x<br />

S 1<br />

α<br />

α '<br />

d<br />

Die Zeit ts, die das Licht vom Punkt A zum Punkt B benötigt, berechnet<br />

sich über die Lichtgeschwindigkeit c wie folgt:<br />

mit<br />

ts = S1<br />

C + S2<br />

C = 1<br />

C $ (S1 + S2)<br />

S1 = a 2 + x 2<br />

S2 = (d − x) 2 + b 2<br />

Einsetzen von (2) in (1) ergibt:<br />

S 2<br />

d-x<br />

ts = 1<br />

C $ a 2 + x 2 + (d − x) 2 + b 2<br />

In dieser Gleichung ist der Abstand x unbekannt. Damit das<br />

Fermat'sche Prinzip gilt, muss die Zeit ts ein Minimum sein! Gesucht ist<br />

also der Wert der Variablen x, für die dieses zutrifft. Hierzu muss die<br />

Gleichung<br />

t = f(x)<br />

nach der Veränderlichen x abgeleitet werden:<br />

dt 1<br />

dx = C $<br />

2$x<br />

2 a2 +<br />

+x2 −2$(d−x)<br />

C $<br />

2 (d−x) 2 1<br />

=<br />

+b2 x (d−x)<br />

S1 − S2<br />

Die Funktion besitzt an der Stelle x einen Extremwert (Minimum oder<br />

Maximum), an der die Ableitung (4) genau 0 wird, d.h. gesucht wird:<br />

45<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

(4)<br />

α '<br />

b<br />

B<br />

min d 1<br />

C $<br />

Hieraus folgt:<br />

x (d−x)<br />

S1 − S2<br />

= 0!<br />

x (d−x)<br />

S1 = S2<br />

Unter Berücksichtigung von<br />

x<br />

S1 = sin ✍<br />

(d−x)<br />

(5)<br />

(6)<br />

und = sin ✍∏<br />

(7)<br />

resultiert schließlich das bekannte Reflexionsgesetz<br />

✍ = ✍ ∏<br />

S2<br />

Es bisher wurde nicht überprüft, ob es sich hier um ein Maximum oder<br />

um Minimum der Funktion (3) handelt. Um dieses zu überprüfen,<br />

müsste die Funktion (3), (4) noch ein zweites Mal differenziert und auf<br />

>0 (Minimum) oder


) Anwendung des Fermat'schen Prinzips auf die Lichtbrechung<br />

A<br />

a<br />

α<br />

S<br />

1<br />

x<br />

α<br />

d-x<br />

d<br />

β<br />

Medium n ,c<br />

1 1<br />

S<br />

2<br />

β<br />

Medium n ,c<br />

2 2<br />

b<br />

Wie bei der Spiegelung wird zunächst der Gesamtweg von A nach B<br />

ermittelt:<br />

S = S1 + S2 = a 2 + x 2 + (d − x) 2 + b 2<br />

wobei gilt:<br />

x<br />

S1 = sin ✍<br />

und<br />

d−x<br />

S2<br />

= sin ✎<br />

Die Gesamtzeit ts, die das Licht von A nach B benötigt, ergibt sich unter<br />

Berücksichtigung der unterschiedlichen Lichtgeschwindigkeiten zu:<br />

ts = S1 S2<br />

C1 + C2 = a2 +x2 C1 + (d−x)2 +b2 C2<br />

Die Ableitung dieser Funktion nach der Veränderlichen x und Nullsetzen<br />

ergibt:<br />

!<br />

= 0 (Minimumbedingung)<br />

oder<br />

dt<br />

dx =<br />

x<br />

C1$ a2+x − 2<br />

sin ✍<br />

C1<br />

d−x<br />

C2$ (d−x) 2+b 2<br />

− sin ✎<br />

C2<br />

! sin ✍ C1 n2<br />

= 0 e sin ✎ = C2 = n1<br />

Dieses ist das bereits bekannte Brechungsgesetz.<br />

47<br />

B<br />

2.4.5 Optische Weglänge<br />

Betrachtet man die Ausbreitung des Lichtes in unterschiedlichen Stoffen<br />

(Medium 1 und Medium 2 ) so gilt für die in der (gleichen) Zeit t zurückgelegten<br />

Wege:<br />

bzw.:<br />

S1<br />

C1<br />

oder allgemein:<br />

= S2<br />

C2<br />

S1 = C1 $ t und S2 = C2 $ t<br />

oder<br />

S1<br />

S2<br />

C1 n2<br />

= C2 = n1 e S1 $ n1 = S2 $ n2<br />

SL = n $ S<br />

Die Strecke SL wird auch als optische Weglänge bezeichnet. Gleiche<br />

optische Weglängen bedeutet, dass die Zeiten, die das Licht für diese<br />

Strecken benötigt, auch gleich sind.<br />

48


3 Abbildung durch Linsen<br />

3.1 Linsenformen<br />

Hier werden speziell sphärische Linsen analysiert, deren Umrisse sich<br />

durch zwei Kugelflächen mit den Radien r1 und r2 darstellen lassen.<br />

Auch die Sonderfälle, bei denen eine Linsenfläche eine ebene Fläche<br />

ist, lässt sich durch den Radius R = ∞ abdecken.<br />

Bei den sphärischen Linsen unterscheidet man 6 Grundformen:<br />

1 2 3 4 5 6<br />

bikonvex plankonvex konkavkonvex<br />

1-3: Sammellinsen<br />

4-6: Zerstreuungslinsen ( � virtuelle Bilder)<br />

Eine Linse wird durch folgende Parameter beschrieben:<br />

r r<br />

n<br />

1 2<br />

Dicke d<br />

bikonkav plankonkav konvexkonkav<br />

Radien r1 und r2 (mit Berücksichtigung des Vorzeichens!)<br />

Material der Linse: Brechungsindex n<br />

Abstand der begrenzenden Flächen: Dicke d<br />

Eine weitere, grundlegende Unterscheidung ergibt sich aus der Dicke d<br />

der Linsen: dünne Linsen und dicke Linsen.<br />

49<br />

3.2 Dünne Linsen<br />

Der Strahlengang durch dünne Linsen lässt sich einfacher als für dicke<br />

Linsen berechnen, da die Dicke d vernachlässigt werden kann. Dieses<br />

gilt i.d.R. unter folgender Voraussetzung:<br />

r r<br />

1 2<br />

d<br />

d


Für den Strahlengang durch eine planparallele Platte gilt bekanntlich:<br />

✁ = d $ sin ✍ $ 1 −<br />

cos ✍<br />

n 2 −sin 2 ✍<br />

Für gilt: , d.h. sämtliche Strahlen, die in der Nähe der<br />

d d 0 ✁ d 0<br />

optischen Achse in die dünne Linse eintreten, gehen ungebrochen<br />

hindurch. Dieses Modell gilt nicht mehr für Strahlen, die oberhalb bzw.<br />

unterhalb der optischen Achse eintreten. Da die Linse aber sehr dünn<br />

ist, darf angenommen werden, dass Ein- und Austrittspunkt näherungsweise<br />

den gleichen Abstand von der optischen Achse haben. Für die<br />

Analyse des Strahlengangs wird das Prisma in der u.a. Abbildung<br />

vergrößert dargestellt:<br />

A'<br />

α 1<br />

r 2<br />

γ a<br />

h<br />

1<br />

B<br />

γ a<br />

C<br />

β 1<br />

γ<br />

h<br />

γ b<br />

β 2<br />

51<br />

h<br />

2<br />

B'<br />

γ b<br />

α 2<br />

r 1<br />

δ<br />

C' α<br />

1 A<br />

Für den Ablenkungswinkel δ beim Strahlengang durch ein Prisma mit<br />

einem Winkel γ gilt bekanntlich:<br />

✑ = ✍1 + ✍2 − ✏ ✎1 + ✎2 = ✏<br />

In dem Dreieck ABC bzw. A'B'C' gilt:<br />

ABC :<br />

A ∏ B ∏ C ∏ :<br />

h1<br />

r1 = cos(90°−✏a) = sin ✏a<br />

h2<br />

r2 = cos(90°−✏b) = sin ✏b<br />

sin ✍1 sin ✍2<br />

sin = n = ✎1 sin ✎2<br />

Führt man nun für den Sinus Näherungen ein (kleine Winkel), so ergibt<br />

sich hieraus:<br />

und<br />

h1<br />

r2 l ✏a<br />

h2<br />

r1 l ✏b<br />

✍1 l n $ ✎1<br />

✍2 l n $ ✎2<br />

e ✍1 + ✍2 l n $ ( ✎1 + ✎2) = n $ ✏<br />

e ✏ = ✏a + ✏b l h2<br />

r1 + h1<br />

r2 l h $ ( 1<br />

r1 + 1 r2 )<br />

Für den Ablenkungswinkel δ ergibt sich somit:<br />

✑ = ✍1 + ✍2 − ✏ = n $ ✏ − ✏ = ✏ $ ( n − 1) = h $ ( 1<br />

r1 + 1<br />

r2 ) $ (n − 1)<br />

Gesucht ist weiterhin der Schnittpunkt des austretenden Strahls mit der<br />

optischen Achse.<br />

achsparalleler Strahl<br />

Strahlengang durch eine dünne Linse<br />

h<br />

Bei einer dünnen Linse kann die Dicke vernachlässigt werden, so dass<br />

für diesen Fall und für kleine Winkel δ näherungsweise gilt:<br />

h<br />

f l tan ✑ l ✑<br />

52<br />

δ<br />

f<br />

δ<br />

(2)<br />

(1)<br />

F


Setzt man nun (1) und (2) gleich, so ergibt sich:<br />

h $ ( 1 r1 + 1 r2 ) $ (n − 1) = h<br />

f<br />

Der Abstand h kürzt sich heraus, und es ergibt sich für den reziproken<br />

Abstand f:<br />

1<br />

f = (n − 1) $ ( (4)<br />

1<br />

r1 + 1 r2 )<br />

Da der Abstand f unabhängig von h ist, gehen somit sämtliche<br />

achsparallele Strahlen durch den Punkt F auf der optischen Achse.<br />

Dieser Punkt wird deshalb Brennpunkt genannt; der Abstand f ist die<br />

Brennweite.<br />

Bei der Herleitung von (4) wurde eine bikonvexe Linse angenommen.<br />

Um nicht für sämtliche 6 Linsenformen entsprechende Formeln für f<br />

herleiten zu müssen, werden die Krümmungsradien hier mit Vorzeichen<br />

eingeführt, wobei folgende Vorzeichenkonvention für einen Strahlenverlauf<br />

von links nach rechts festgelegt wird:<br />

Strahlrichtung<br />

Vorzeichenfestlegung für die Radien einer Linse<br />

r positiv<br />

M<br />

Mittelpunkt M<br />

hinter der sphärischen<br />

Fläche<br />

r negativ<br />

M<br />

Mittelpunkt M<br />

vor der sphärischen<br />

Fläche<br />

Somit müssen für eine bikonvexe Linse die Radien r1 und r2 mit folgenden<br />

Vorzeichen eingeführt werden:<br />

r 1<br />

+ -<br />

r 2<br />

Bikonvexlinse: r1: positiv, r2: negativ<br />

53<br />

(3)<br />

Unter Berücksichtigung dieser Vorzeichenkonvention ergibt sich aus (4)<br />

folgende allgemeingültige Formel zur Berechnung der reziproken Brennweite<br />

1/f einer dünnen Linse:<br />

1<br />

f = (n − 1) $ ( 1<br />

r1 − 1 r2 ) = (n − 1) $ r2−r1<br />

r1$r2<br />

(mit neuer Vorzeichenkonvention!)<br />

Beispiel: Symmetrische Bikonvexlinse mit und n = 1.5 (Glas):<br />

r2 = −r1<br />

Da r1 positiv ist, ergibt sich somit eine positive Brennweite.<br />

Bei optischen Gläsern wird häufig an Stelle der Brennweite f die Brechkraft<br />

D eingeführt. Die Bezeichnung Brechkraft D steht in engem<br />

Zusammenhang mit dem Ablenkungswinkel δ: Je stärker die Brechkraft<br />

um so stärker die Ablenkung.<br />

δ ✑ l h<br />

f<br />

f<br />

F<br />

h<br />

1<br />

= h $ f = h $ D<br />

Da die Brennweite f in der Einheit [m] gemessen wird, ergibt sich die<br />

Brechkraft D zu [ , für die auch die Einheit Dioptrie [dpt]<br />

1 m ] h [dpt]<br />

gebräuchlich ist.<br />

Da der Strahlengang umkehrbar ist, gibt es immer zwei Brennpunkte:<br />

ein bildseitiger und ein gegenstandsseitiger Brennpunkt (bzw.<br />

Brennweite).<br />

Gegenstandsseite<br />

optische<br />

Achse<br />

F<br />

f<br />

54<br />

f'<br />

F'<br />

Bildseite


Definition der gegenstandsseitigen und bildseitigen Brennpunkte F, F'<br />

(Brennweite f, f'):<br />

Alle von der Gegenstandsseite achsparallel einfallenden Strahlen<br />

schneiden sich in dem bildseitigen Brennpunkt F', zu der die bildseitige<br />

Brennweite f' gehört.<br />

Alle von der Bildseite achsparallel einfallenden Strahlen schneiden sich<br />

in dem gegenstandsseitigen Brennpunkt F, zu der die gegenstandsseitige<br />

Brennweite f gehört.<br />

Sammellinsen sind daran zu erkennen, dass f, f' positiv sind, während<br />

bei Zersteuungslinsen f, f' negativ sind, d.h. die Brennpunkte liegen auf<br />

der anderen Seite der Linse als für den o.a Normalfall.<br />

3.2.1 Bildkonstruktion für Sammellinsen<br />

Wie beim Hohl- bzw. Wölbspiegel lassen sich auch für die Bildkonstruktion<br />

bei Linsen drei ausgezeichnete Konstruktionsstrahlen verwenden.<br />

G<br />

g<br />

1<br />

F<br />

2<br />

f<br />

3<br />

f'<br />

2'<br />

1'<br />

Strahl 1: achsparalleler Strahl geht nach Durchgang durch die Linse<br />

durch den Brennpunkt F'<br />

Strahl 2: Mittelpunktsstrahl geht (bei dünnen Linsen) ungebrochen<br />

hindurch<br />

Strahl 3: Brennstrahl (durch F) verläuft nach Durchgang durch die Linse<br />

achsparallel weiter<br />

Der Abbildungsmaßstab v lässt sich direkt aus den beiden gekennzeichneten<br />

Dreiecken ableiten:<br />

v = (1)<br />

B<br />

G = b g<br />

55<br />

b<br />

F'<br />

b-f'<br />

B<br />

3'<br />

Nach dem Strahlensatz gilt weiterhin für die Dreiecke auf der Bildseite:<br />

G<br />

Aus (2) ergibt sich:<br />

oder<br />

F'<br />

f'<br />

b-f'<br />

B<br />

b<br />

1<br />

g = b−f∏<br />

b$f∏ = b<br />

b$f∏ − f∏<br />

b$f∏ = 1<br />

f∏ − 1<br />

b<br />

G<br />

f ∏ = B<br />

b−f ∏<br />

g f∏<br />

b = b−f∏ e g = b$f∏<br />

b−f∏ G<br />

B = f∏<br />

b−f∏ = g<br />

b = 1 v<br />

oder (2)<br />

1<br />

g + 1<br />

b = 1<br />

f∏ (3)<br />

oder (4)<br />

Dieses ist die Abbildungsgleichung für dünne Linsen. Durch Umformungen<br />

lassen sich entweder g, b oder f' aus den anderen beiden Größen<br />

berechnen:<br />

b =<br />

g =<br />

f ∏ =<br />

g $ f∏<br />

g − f∏ b $ f∏<br />

b − f∏ g $ b<br />

g+b<br />

Unter Ausnutzung von (5) lässt sich der Abbildungsmaßstab v auch wie<br />

folgt berechnen:<br />

(6)<br />

v = B<br />

G = b g = f∏<br />

g−f∏ = b−f∏<br />

f∏ Für den hier dargestellten Normalfall entsteht bei Sammellinsen ein<br />

umgekehrtes reelles Bild (b > 0). An (5a) lässt sich erkennen, dass b<br />

auch bei Sammellinsen negativ werden kann. Dieses ist der Fall, wenn<br />

der Gegenstand zwischen Brennpunkt F und Linse liegt. In diesem Fall<br />

entsteht ein virtuelles aufrechtes Bild (b < 0). Auch für diesen Fall ergibt<br />

sich die Bildkonstruktion mit Hilfe der drei ausgezeichneten Konstruktionsstrahlen<br />

- mit dem Unterschied, dass sich die Konstruktionsstrahlen<br />

nicht hinter der Linse sondern vor der Linse, d.h. auf der Gegenstandsseite,<br />

schneiden.<br />

56<br />

(5)


B<br />

3<br />

G<br />

1<br />

2<br />

F g<br />

F'<br />

f<br />

b<br />

f'<br />

Bei einer Sammellinse (Brennweiten f, f' sind positiv) ergibt sich für den<br />

Fall, dass der Gegenstand G zwischen F und der Linse liegt, eine<br />

negative Bildweite b:<br />

1<br />

b = 1<br />

f − 1 g<br />

Die Konstruktionsstrahlen 1', 2', 3' schneiden sich nicht mehr hinter der<br />

Linse sondern in ihrer rückwärtigen Verlängerung vor der Linse. Es<br />

entsteht ein virtuelles aufrechtes und vergrößertes Bild B.<br />

Bildkonstruktion für schräg einfallende Strahlen:<br />

Gegeben ist der in der Abbildung eingezeichnete schräg einfallende<br />

Strahl 1. Der weitere Verlauf des Strahl lässt sich mit Hilfe von ein (oder<br />

zwei Parallelstrahlen) direkt konstruieren:<br />

einfallender Strahl<br />

Hilfsstrahlen<br />

zur Bildkonstruktion<br />

F<br />

1<br />

F'<br />

2'<br />

3'<br />

1'<br />

Brennebene<br />

optische Achse<br />

Die drei Strahlen schneiden sich in der sog. Brennebene. Dieses<br />

Ergebnis lässt sich auch ableiten, in dem in der Abbildungsgleichung für<br />

57<br />

1'<br />

die Gegenstandsweite eingesetzt wird (parallele Strahlen kommen aus<br />

dem Unendlichen). Für diesen Fall ergibt sich rechnerisch:<br />

g $ f∏<br />

b = g − f∏ v = f∏<br />

g − f∏ g d ∞ e<br />

b = f∏<br />

v = 0<br />

Ein im Unendlichen befindlicher Gegenstand wird punktförmig (v=0) in<br />

der Brennebene abgebildet.<br />

3.2.2 Bildkonstruktion für Zerstreuungslinsen<br />

Die Regeln zur Bildkonstruktion für Sammellinsen lassen sich auch für<br />

Zersteuungslinsen anwenden. Klassisches Beispiel für eine Zerstreuungslinse<br />

ist eine Bikonkavlinse, bei der laut Vorzeichenkonvention der<br />

Radius r1 (Eintrittsfläche) negativ und der Radius r2 (Austrittsfläche)<br />

positiv ist. Hieraus resultiert nach<br />

Zerstreuungslinse<br />

1<br />

f ∏ = (n − 1) $ r2−r1<br />

r1$r 2<br />

für die Brennweite f' immer ein negativer Wert, wenn der Brechungsindex<br />

n > 1 (immer der Fall bei Eintritt in ein optisch dichteres Medium) ist,<br />

da der Zähler in (1) immer positiv und der Nenner immer negativ ist.<br />

G<br />

1<br />

2<br />

g<br />

F'<br />

3<br />

B<br />

b<br />

f'<br />

58<br />

f<br />

1'<br />

F<br />

Zerstreuungslinse<br />

(1)<br />

3'<br />

2'


Auch hier lassen sich wieder 3 ausgezeichnete Strahlen zur Bildkonstruktion<br />

benutzen. Die Abbildungsstrahlen schneiden sich jedoch nicht<br />

hinter der Linse sondern ihre rückwärtigen Verlängerungen vor der<br />

Linse, d.h. die Bildweite b ist negativ. Dieses ergibt sich auch aus der<br />

Abbildungsgleichung:<br />

g $ f∏<br />

b = g − f∏ v = f∏<br />

g − f∏ f ∏ < 0 e<br />

f ∏ [ b [ 0<br />

v [ 0 . v [ 1<br />

Für sämtliche Gegenstandsweiten g ergeben sich immer negative<br />

Bildweiten b, d.h. es entstehen immer virtuelle Bilder, die zwischen dem<br />

Brennpunkt F' und der Linse liegen. Der Abbildungsmaßstab ist immer<br />

negativ und betragsmäßig kleiner als 1, d.h. es entstehen virtuelle<br />

aufrechte und verkleinerte Bilder.<br />

3.3 Dicke Linsen<br />

Dicke Linsen sind dadurch gekennzeichnet, dass deren Dicke d nicht<br />

mehr wie bei dünnen Linsen vernachlässig werden darf. Die sehr einfachen<br />

Abbildungsgleichungen für dünne Linsen sind daher nicht mehr<br />

anwendbar.<br />

Zur Herleitung der Abbildungsgleichung für dicke Linsen muss zunächst<br />

wieder auf das strenge, allgemeingültige (keine Näherungen)<br />

Brechungsgesetz zurückgegriffen werden. Der Strahlengang durch eine<br />

dicke Linse lässt sich in drei Einzelschritte zerlegen:<br />

Schritt 1: Eintritt in die Linse (1. Brechung)<br />

Schritt 2: Durchgang durch die Linse<br />

Schritt 3: Austritt aus der Linse (2. Brechung).<br />

59<br />

Eintritt (1)<br />

Scheitelpunkt<br />

S<br />

Dicke Linse<br />

Durchgang (2)<br />

Dicke d<br />

S'<br />

Austritt (3)<br />

Schritt 1 entspricht der Brechung an einer gekrümmten (sphärischen)<br />

Fläche mit dem Radius r, wobei der Strahl von einem Medium mit dem<br />

Brechungsindex n1 in ein Medium mit dem Brechungsindex n2 eintritt.<br />

Die hieraus resultierende Abbildung soll hier zunächst allein betrachte<br />

werden.<br />

3.3.1 Brechung an einer spärischen Fläche<br />

Gegeben: Brechungsindex n1, n2, Radius r<br />

Gegenstandsweite g<br />

gesucht: Bildweite b<br />

Medium n 1<br />

G<br />

S<br />

1<br />

g<br />

A<br />

α<br />

180°−α β<br />

r<br />

S<br />

2<br />

r ϕ 180°−ϕ<br />

S<br />

Aus dem Brechungsgesetz ergibt sich:<br />

M<br />

60<br />

b<br />

Medium n 2<br />

B


sin ✍ n2<br />

sin ✎ = n1<br />

In dem Dreieck GAM gilt:<br />

sin(180°−✍)<br />

g+r<br />

= sin ✍<br />

sin ✩<br />

S1<br />

g+r = S1 e sin ✩ = g+r $ sin ✍<br />

In dem markierten Dreieck ABM gilt:<br />

sin ✎<br />

b−r<br />

= sin(180°−✩)<br />

S2<br />

= sin ✩<br />

S2<br />

e sin ✩ = S2<br />

b−r $ sin ✎<br />

Aus (2) und (3) ergibt sich unter Berücksichtigung von (1):<br />

S1<br />

g+r $ sin ✍ = S2<br />

sin ✍ S2 g+r n2<br />

b−r $ sin ✎ e sin ✎ = S1 $ b−r = n1<br />

sin ✍ n2<br />

sin ✎ = n1<br />

(1)<br />

Die Winkel sind hier zwar eliminiert, aber die Strecken S1 und S2 sind<br />

nicht bekannt. Für achsnahe Strahlen (nahe der optischen Achse)<br />

lassen sich hierfür aber folgende Näherungen einführen:<br />

S1 l g<br />

S2 l b<br />

Einsetzen dieser Näherungen in (4) führt zu:<br />

b<br />

g $ g+r n2<br />

b−r l n1<br />

Durch Umordnen von (6) erhält man schließlich:<br />

n2 $ b−r<br />

b = n1 $ g+r<br />

g<br />

(2)<br />

(3)<br />

(4)<br />

(5)<br />

(6)<br />

oder n2 $ (1 − (7)<br />

r<br />

b ) = n1 $ (1 + r g )<br />

Teilt man (7) noch durch den Radius r, so ergibt sich:<br />

n2<br />

r − n2<br />

b = n1<br />

r + n1<br />

g<br />

n1<br />

oder (8)<br />

g + n2<br />

b = n2−n1<br />

r<br />

Dieses ist die Abbildungsgleichung für den Strahlengang durch eine<br />

sphärische Fläche. Auch hier gilt:<br />

b > 0: Bild liegt rechts vom Scheitelpunkt S: � reeller Bildpunkt<br />

b < 0: Bild liegt links vom Scheitelpunkt S: � virtueller Bildpunkt<br />

61<br />

Der Radius r ist - wie bereits bekannt - mit entsprechender Vorzeichenkonvention<br />

einzuführen:<br />

Mittelpunkt M rechts vom Scheitelpunkt: r ist positiv (+)<br />

Mittelpunkt M links vom Scheitelpunkt: r ist negativ (-)<br />

Strahlrichtung<br />

Vorzeichenfestlegung für die Radien einer Linse<br />

r positiv<br />

M<br />

Mittelpunkt M<br />

hinter der sphärischen<br />

Fläche<br />

r negativ<br />

M<br />

Mittelpunkt M<br />

hinter der shärischen<br />

Fläche<br />

Für die Brennpunkte gilt ebenfalls die bereits bekannte Definition, wobei<br />

die gegenstandsseitigen und bildseitigen Brennweiten f, f' unterschiedlich<br />

sind. Die beiden Brennpunkte erhält man, indem die Grenzwerte für<br />

untersucht g = ∞ bzw. b = ∞ werden.<br />

g=<br />

Medium 1<br />

g=<br />

F<br />

Medium 1<br />

f<br />

S<br />

M<br />

Medium 2<br />

Medium 2<br />

F'<br />

M S<br />

F<br />

f'<br />

f'<br />

Lage der Brennpunkte für den Übergang Medium 1 nach Medium 2<br />

Medium 2 ist optisch dichter als Medium 1<br />

62<br />

f<br />

F'<br />

b=<br />

konvex<br />

b=<br />

konkav


Für eine konvexe sphärische Fläche liegt der Brennpunkt F' hinter der<br />

Eintrittsfläche (f, f' sind positiv); für eine konkave sphärische Fläche liegt<br />

der Brennpunkte F' auf der Gegenstandsseite (f, f' sind negativ).<br />

Die Werte für f und f' ergeben sich, wenn in der Abbildungsgleichung (8)<br />

n1<br />

g + n2<br />

b = n2−n1<br />

r<br />

die entsprechenden Grenzwerte für g bzw. b eingesetzt werden:<br />

g d ∞ e F∏ , b d f ∏<br />

b d ∞ e F, g d f<br />

g = ∞ :<br />

b = ∞ :<br />

n1<br />

∞ + n2<br />

f∏ = n2−n1<br />

r<br />

n1<br />

f + n2<br />

∞ = n2−n1<br />

r<br />

e f∏ = n2$r<br />

n2−n1<br />

f = n1$r<br />

n2−n1<br />

Differenz und Verhältnis der beiden Brennweiten:<br />

f ∏ − f = r $ n2−n1<br />

n2−n1 = r<br />

f<br />

f∏ = n1$r<br />

n2$r = n1<br />

n2<br />

(9a, b)<br />

(10a, b)<br />

In der Abbildungsgleichung (8) gehen neben g und b als Parameter der<br />

sphärischen Fläche die beiden Brechungsindexe n1, n2 sowie der Radius<br />

r ein. Gewöhnlich werden aber an deren Stelle die beiden Brennweiten<br />

f, f' benutzt. Hierzu wird zunächst (9a, b) nach n1, n2 umgestellt<br />

n2 = f ∏ $ n2−n1<br />

r<br />

n1 = f $ n2−n1<br />

r<br />

und anschließend in (8) eingesetzt:<br />

f<br />

g $ n2−n1<br />

r + f∏ n2−n1<br />

b $ r = n2−n1<br />

r<br />

(11a, b)<br />

(12a)<br />

Hierin lassen sich die beiden Brechungsindexe n1, n2 sowie der Radius r<br />

kürzen:<br />

f<br />

g + f∏<br />

b = 1<br />

(12b)<br />

Dieses ist die andere Form der Abbildungsgleichung für eine sphärische<br />

Fläche. Neben der Abbildungsgleichung ist der Abbildungsmaßstab v<br />

eine weitere wichtige Größe. Hierzu muss der Strahlengang für einen<br />

63<br />

Gegenstand G betrachtet und analysiert werden. Mit Hilfe der drei<br />

Konstruktionsstrahlen erhält man das Bild B von G.<br />

G<br />

3<br />

g<br />

1<br />

F<br />

2<br />

S<br />

Aus den beiden markierten Dreiecken ergibt sich sofort:<br />

v = B<br />

G = b−r<br />

g+r<br />

r<br />

r<br />

M<br />

b<br />

F'<br />

b<br />

g $ g+r<br />

B<br />

3'<br />

2'<br />

1'<br />

(13a)<br />

n2<br />

Vergleicht man diesen Ausdruck mit (6) ( b−r l n1 ), so lässt sich hierfür<br />

auch schreiben:<br />

b−r<br />

g+r = n1<br />

n2 $ b g = v<br />

Beispiel für eine sphärische Fläche:<br />

(13b)<br />

Ein Gegenstand befindet sich auf dem Boden eines Schwimmbeckens<br />

mit einer Tiefe g. Wie groß ist der Abbildungsmaßstab und wie tief<br />

erscheint der Gegenstand dem Beobachter?<br />

Wasseroberfläche<br />

virtuelles<br />

Bild B<br />

G<br />

b<br />

64<br />

g<br />

Beobachter<br />

Wasser-<br />

tiefe


Die glatte Wasseroberfläche stellt eine sphärische Fläche mit r = ∞ dar.<br />

Der Gegenstand befindet sich auf dem Boden, so das die Wassertiefe<br />

identisch mit der Gegenstandsweite ist. Wasser hat einen Brechungsindex<br />

von ca. 1.333 während Luft ca. 1.0 hat, so dass hier der Übergang<br />

von optisch dicht nach optisch dünn vorliegt.<br />

Setzt man in (8) den Wert für r ein, so erhält man für die Bildweite b:<br />

n1<br />

g + n2<br />

b = n2−n1<br />

∞ = 0 e n1<br />

g = − n2<br />

b e b = − n2<br />

n1 $ g<br />

Der Abbildungsmaßstab ergibt sich mit b zu:<br />

v = n1<br />

n2 $ b g = n1<br />

n2$g $ (− n2<br />

n1 $ g) = −1<br />

d.h. der Gegenstand wird in Originalgröße als virtuelles Bild gesehen.<br />

Mit den o.a. Zahlenwerten für die Brechungsindexe ergibt sich b zu:<br />

b = − 1.0<br />

1.3333 $ g = − 1 4<br />

3<br />

$ g = − 3<br />

4 $ g<br />

d.h. die Wassertiefe erscheint immer geringer als diese in Wirklichkeit<br />

ist!<br />

Als Sonderfall der sphärischen Fläche kann auch der Hohlspiegel<br />

betrachtet werden, indem gesetzt wird. In (8) eingesetzt, erhält<br />

n2 = −n1<br />

man hiermit:<br />

n1<br />

g + −n1<br />

b = −2$n1<br />

r e 1 g − 1<br />

b = − 2 r<br />

Für den ebenen Spiegel mit r = ∞ erhält man:<br />

1<br />

g − 1<br />

b = − 2 ∞ e g = b<br />

Ein positive Bildweite b bedeutet bekanntlich, dass das Bild hinter der<br />

sphärischen Fläche liegt; in diesem Fall erhält man ein virtuelles Bild mit<br />

dem Abbildungsmaßstab v = 1.<br />

3.3.2 Strahlengang durch eine dicke Linse<br />

Mit Hilfe der sphärischen Fläche lässt sich nun der Strahlengang<br />

bestimmen, der sich nach Eintritt in eine dicke Linse ergibt. Als nächstes<br />

ist der Durchgang durch die Linse und anschließend der Austritt, der<br />

wieder eine Brechung an einer sphärischen Fläche darstellt, zu<br />

berechnen.<br />

65<br />

C.F. Gauß hat herausgefunden, dass auch bei dicken Linsen ein Modell<br />

mit einem bildseitigen Brennpunkt F' und einem gegenstandsseitigen<br />

Brennpunkt F gilt. Allerdings beziehen sich die Brennweiten f', f nicht<br />

wie bei einer dünnen Linse auf die Mitte der Linse sondern auf zwei<br />

Hauptebenen H' und H. Diese Parameter gilt es im folgenden zu ermitteln.<br />

Dazu müssen folgende 5 Parameter einer dicken Linse bekannt<br />

sein:<br />

Brechungsindex n1 des 1. Mediums (vor Eintritt in die Linse)<br />

Brechungsindex n2 des 2. Mediums (Linsenmaterial)<br />

Brechungsindex n3 des 3. Mediums (nach Austritt aus der Linse)<br />

Krümmungsradius r1 der Eintrittsfläche<br />

Krümmungsradius r2 der Austrittsfläche<br />

Dicke der Linse d<br />

Aus diesen Parameter müssen nun die in der nachfolgenden Abbildung<br />

eingetragenen Abstände (Lage der Brennpunkte F, F', Hauptebenen H,<br />

H') bestimmt werden.<br />

n 1<br />

F<br />

Hierin bedeuten:<br />

Strahlengang durch eine dicke Linse<br />

r 1<br />

H H'<br />

n 2<br />

S S'<br />

ψ<br />

h<br />

d<br />

D h'<br />

ψ'<br />

f f'<br />

r 1<br />

: positiv<br />

r<br />

2 : negativ<br />

r 2<br />

sämtliche anderen Größen positiv<br />

66<br />

n 3<br />

F'


F, F': Brennpunkt<br />

f, f': Brennweite<br />

H, H': Hauptebene<br />

h, h': Abstand der Hauptebene vom Scheitelpunkt S bzw. S'<br />

ψ, ψ': Abstand des Brennpunktes vom Scheitelpunkt S bzw. S'<br />

Δ: Abstand der beiden Hauptebenen H, H'<br />

d: Dicke der Linse<br />

r1, r2: Krümmungsradien der Linse<br />

n1, n2, n3: Brechungsindex<br />

Die gestrichenen Größen beziehen sich auf die Bildseite, die anderen<br />

auf die Gegenstandsseite. In der Abbildung sind sämtliche Größen mit<br />

Ausnahme von r2 positiv zu zählen. Dieses ist die Normallage für eine<br />

dicke Positivlinse. Bei anderen Linsenformen bzw. Linsensystemen, auf<br />

die dieses Modell ebenfalls anwendbar ist, können sich auch negative<br />

Werte ergeben. In diesem Fall sind die Abstände zur anderen Seite<br />

einzutragen.<br />

Für die Aufstellung der Abbildungsgleichung für eine dicke Linse ist<br />

zunächst der Strahlengang durch die erste brechende Fläche (Radius<br />

r1) aufzustellen. Dieses entspricht dem Strahlengang durch eine sphärische<br />

Fläche, für die bereits folgende Zusammenhänge gefunden<br />

wurden (vgl. S. 64):<br />

f ∏ = n2$r<br />

n2−n1<br />

f = n1$r<br />

n2−n1<br />

f<br />

g + f∏<br />

b = 1<br />

Für die weitere Betrachtung des Strahlengangs wird ein neues allgemeingültiges<br />

Modell für den Strahlengang eingeführt.<br />

Prinzipiell wird jeder Lichtstrahl bei Eintritt in ein anderes Medium gebrochen,<br />

d.h. die ursprüngliche Richtung (Winkel zur optischen Achse) und<br />

der Abstand zur optischen Achse wird beeinflusst. Demzufolge lässt<br />

sich jeder Lichtstrahl durch zwei Kriterien beschreiben:<br />

1. Abstand y zur optischen Achse<br />

2. Winkel α bzw. Steigung y' gegenüber der optischen Achse<br />

67<br />

Lichtstrahl y'<br />

a<br />

y<br />

1<br />

P 1<br />

P 2<br />

y 2<br />

optische Achse<br />

l<br />

y∏ = dy y2−y1<br />

dl = = tan ✍<br />

l2−l1<br />

Die Steigung y' (bzw. Winkel α) zählt positiv, wenn sich der Abstand y<br />

von der optischen Achse vergrößert (Strahlrichtung: von links nach<br />

rechts).<br />

Beim Durchgang durch ein optisch dichteres oder dünneres Medium<br />

werden die beiden Parameter des Lichtstrahls y, y' verändert. Dieses<br />

lässt sich durch folgende Abbildung (Transformation) beschreiben:<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

Transformation<br />

d<br />

Diese Transformation soll hier zunächst für zwei ausgewählte Strahlen,<br />

die auf eine brechende Fläche treffen, untersucht werden:<br />

Strahl 1: achsparalleler Strahl mit y11 und y11' = 0<br />

Strahl 2: im Scheitelpunkt S einfallender Strahl mit y12 = 0 und y12'<br />

y2<br />

y 2 ∏<br />

a) Strahl 1: unmittelbar vor Eintritt: y11 = const<br />

∏ y11 = 0<br />

y , y ' vor Eintritt<br />

11 11<br />

achsparalleler Strahl<br />

δ<br />

S<br />

n 1<br />

unmittelbar nach Eintritt:<br />

y 21<br />

α<br />

nach Eintritt<br />

n 2<br />

f '<br />

y21 = y11<br />

∏ = − tan ✍ = − y21<br />

68<br />

α<br />

F'<br />

y11<br />

f∏−✑ l − f∏ y 21 , y '<br />

21<br />

α ist hier negativ!


Ergebnis: y21 = y11<br />

y11<br />

∏ y21 = − f∏ b) Strahl 2: unmittelbar vor Eintritt:<br />

y , y '<br />

12<br />

vor Eintritt<br />

12<br />

n1 α<br />

α ist hier positiv!<br />

S<br />

y12 = 0<br />

∏ y12 = tan ✍<br />

n 2<br />

unmittelbar nach Eintritt: Y22 = 0<br />

∏ Y22 = tan ✎<br />

Weiterhin gilt das Brechungsgesetz:<br />

f '<br />

sin ✍ n2<br />

sin ✎ = n1<br />

nach Eintritt<br />

β<br />

F'<br />

y 22 , y '<br />

22<br />

Für kleine Winkel α, β lassen sich für tan ✍, tan ✎ Näherungen in Form<br />

von<br />

sin ✍ l tan ✍<br />

sin ✎ l tan ✎<br />

einführen. Unter Berücksichtigung dieser Näherungen lässt sich nun<br />

schreiben:<br />

∏ y12 l sin ✍<br />

∏ e<br />

y22 l sin ✎ y∏ 12<br />

y∏ 22<br />

l<br />

sin ✍ n2 ∏ n1 ∏<br />

sin ✎ = n1 e y22 = n2 $ y12 Gesucht ist nun eine allgemeingültige Transformation, die sowohl den<br />

Strahl 1 als auch den Strahl 2 entsprechend der oben festgestellten<br />

Beziehungen transformiert. Die bisher gefundenen Beziehungen lauten:<br />

69<br />

∏<br />

y21 = 1 $ y11 + B $ y11 ∏ 1<br />

y21 = − f∏ ∏ $ y11 + D $ y11 ∏ Strahl 1: mit y11 = 0<br />

(1a)<br />

∏<br />

y22 = A $ y12 + 0 $ y12 Strahl 2: ∏ (1b)<br />

y22 = C $ y12 + n1 ∏<br />

n2 $ y12 mit y12 = 0<br />

Während in (1a) über die Parameter B, D beliebig verfügt werden kann,<br />

kann in (1b) nur über die Parameter A, C beliebig verfügt werden. Fasst<br />

man beide Ergebnisse zusammen, so gilt für die Transformation eines<br />

beliebigen Strahles vorher (y1i, y1i') und nachher (y2i, y2i'):<br />

∏<br />

y2i = A $ y1i + B $ y1i ∏ ∏<br />

y2i = C $ y1i + D $ y1i mit<br />

A = 1 B = 0<br />

C = − 1<br />

f∏ D = n1<br />

n2<br />

In Matrizenschreibweise ergibt sich dann folgende<br />

Transformationsgleichung:<br />

y2<br />

y 2 ∏<br />

i<br />

= A B<br />

C D *<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

i<br />

oder<br />

y2<br />

y 2 ∏<br />

= T $<br />

Der Strahlendurchgang (Abbildung) durch eine brechende Fläche lässt<br />

sich also eindeutig durch vier materialabhängige Parameter (Konstanten<br />

A, B, C, D) beschreiben, wobei für die sphärische Fläche folgende Abbildungsmatrix<br />

gilt:<br />

Abbildungsmatrix für die sphärische Fläche:<br />

TspFl =<br />

1 0<br />

− 1<br />

f ∏<br />

n1<br />

n2<br />

mit<br />

f 1 ∏ = n2$r1<br />

n2−n1<br />

Damit ist die Abbildungsgleichung für den Strahlengang durch eine<br />

dicke Linse bis unmittelbar nach Eintritt bekannt.<br />

70<br />

y1<br />

y 1 ∏


n 1<br />

d<br />

r n<br />

1 2 r2<br />

Als nächster Schritt ist die Abbildung für den Durchgang im Innern der<br />

Linse (Strecke d) aufzustellen und anschließend die Abbildung für den<br />

Austritt an der sphärischen Fläche mit dem Radius r2.<br />

Beim Durchgang durch die Linse verändert sich die Steigung des Lichtstrahls<br />

y' nicht, aber der Abstand verändert sich in Abhängigkeit von der<br />

Steigung y', so dass sich hier folgende Abbildungsgleichung ergibt:<br />

∏<br />

y3i = 1 $ y2i + d $ y2i ∏ ∏<br />

y3i = 0 $ y2i + 1 $ y2i oder<br />

∏<br />

y3i = 1 $ y2i + d $ y2i ∏ ∏<br />

y3i = 0 $ y2i + 1 $ y2i Somit ergibt sich folgende Abbildungsmatrix für der Strahlendurchgang<br />

durch einen Abschnitt d:<br />

Td =<br />

1 d<br />

0 1<br />

Im letzten Schritt ist nun noch der Austritt aus der sphärischen Fläche<br />

mit dem Radius r2 und den Medien n2 und n3 zu behandeln. Diese Abbildung<br />

lässt sich mit der bereits bekannten Abbildungsmatrix für die<br />

sphärische Fläche behandeln, wobei nur der entsprechende Radius und<br />

die Brechungsindexe einzusetzen sind. Hiermit ergibt sich nun folgende<br />

Abbildungsgleichung:<br />

∏<br />

y4i = 1 $ y3i + 0 $ y3i ∏ 1<br />

y4i = − f∏ $ y3i +<br />

2 n2 ∏<br />

n3 $ y1i mit<br />

f 2 ∏ = n3$r2<br />

n3−n2<br />

71<br />

n 3<br />

oder in Matrixschreibweise: y4<br />

y 4 ∏<br />

i<br />

=<br />

1 0<br />

Der Strahlendurchgang vom Eintritt in die Linse bis unmittelbar hinter<br />

dem Austritt lässt sich folglich durch folgende drei Transformationen<br />

beschreiben:<br />

− 1<br />

f 2 ∏<br />

n2<br />

n3<br />

y2 y1<br />

1 0<br />

1.: = T1 * mit T1 = n1 und<br />

y 2 ∏<br />

y3<br />

∏ y3 y 1 ∏<br />

y2<br />

∏<br />

T2 =<br />

y2 2.: = T2 * mit<br />

− 1<br />

f∏ 1<br />

1 d<br />

0 1<br />

y4 y3<br />

1 0<br />

3.: = T3 * mit T3 = n2 und<br />

y 4 ∏<br />

y 3 ∏<br />

− 1<br />

f∏ 2<br />

n2<br />

n1<br />

*<br />

y3<br />

y 3 ∏<br />

f 1 ∏ = n2$r1<br />

n2−n1<br />

f 2 ∏ = n3$r2<br />

n3−n2<br />

Fasst man diese drei Transformationen zusammen, so ergibt sich für die<br />

gesuchte Transformation y1<br />

y 1 ∏<br />

mit<br />

y4<br />

y 4 ∏<br />

= T3 * T2 * T1 *<br />

Tg = T3 * T2 * T1<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

Transformation<br />

d<br />

oder<br />

y4<br />

y 4 ∏<br />

y4<br />

y 4 ∏<br />

= Tg *<br />

d.h. die gesamte Transformation lässt sich wieder durch eine Matrix mit<br />

4 Elemente (A, B, C, D) beschreiben. Die Transformationsmatrix Tg<br />

lässt sich aus den drei Einzelmatrizen nach den Regeln der Matrizenalgebra<br />

berechnen, wobei darauf zu achten ist, dass die Matrizenmultiplikation<br />

nicht kommutativ ist. Die Ausmultiplikation führt dann zu:<br />

T21 = T2 * T1 =<br />

Tg = T3 * T21 =<br />

1 d<br />

0 1 *<br />

1 0<br />

− 1<br />

f 2 ∏<br />

n2<br />

n3<br />

1 0<br />

− 1<br />

f 1 ∏<br />

* 1 − d<br />

n1<br />

n2<br />

= 1 − d<br />

f∏ d $<br />

1 n1<br />

n2<br />

− 1<br />

f 1 ∏<br />

72<br />

n1<br />

n2<br />

f∏ d $<br />

1 n1<br />

n2<br />

− 1<br />

f 1 ∏<br />

=<br />

n1<br />

n2<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

:


oder<br />

=<br />

1 − d<br />

f 1 ∏<br />

d $ n1<br />

n2<br />

− 1<br />

f∏ +<br />

2 d<br />

f∏ 1$f2 ∏ − n2<br />

n3 $ 1<br />

f∏ −<br />

1 d<br />

f∏ $<br />

2 n1<br />

n2 + n2<br />

n3 $ n1<br />

n2<br />

Ag = 1 − d<br />

f 1 ∏<br />

Bg = d $ n1<br />

n2<br />

Cg = − 1<br />

f∏ +<br />

2 d<br />

f∏ 1$f2 ∏ − n2<br />

n3 $ 1<br />

f∏ =<br />

1 −f1 ∏ +d− n2 n $f∏ 3 2<br />

f∏ 1$f2 ∏<br />

Dg = − d<br />

f∏ $<br />

2 n1<br />

n2 + n1<br />

n3<br />

= Ag Bg<br />

Cg Dg<br />

In der Regel gilt für den Strahlendurchgang durch eine Linse, dass das<br />

Medium nach Durchgang dasselbe ist wie vor dem Eintritt, d.h. es gilt:<br />

n3 = n1<br />

In diesem Fall vereinfachen sich die Elemente der Abbildungsmatrix zu:<br />

Ag = 1 − d<br />

f 1 ∏<br />

Bg = d $ n1<br />

n2<br />

Cg = − 1<br />

f∏ +<br />

2 d<br />

f∏ 1$f2 ∏ − n2<br />

n1 $ 1<br />

f∏ =<br />

1 −f1 ∏ +d− n2 n $f∏ 1 2<br />

f∏ 1$f2 ∏<br />

Dg = − d<br />

f∏ $<br />

2 n1<br />

n2 + 1<br />

Mit Hilfe der Abbildungsmatrix lassen sich nun für einen beliebigen<br />

Lichtstrahl, dessen Abstand zur optischen Achse bzw. dessen Steigung<br />

zur optischen Achse unmittelbar vor Eintritt bekannt ist (y1, y1'), berechnen,<br />

mit welchem Abstand bzw. welcher Steigung dieser die dicke Linse<br />

(oder das System) wieder verlässt (y4, y4').<br />

Die eigentliche Aufgabe bestand jedoch darin, die beiden Hauptebenen<br />

H, H' bzw. die Brennpunkte F, F' und die Brennweiten f, f' zu bestimmen.<br />

73<br />

n 1<br />

Strahlengang durch eine dicke Linse<br />

r 1<br />

H H'<br />

n 2<br />

F S S'<br />

F'<br />

ψ<br />

h<br />

d<br />

Δ h'<br />

ψ'<br />

f f'<br />

r 1<br />

: positiv<br />

r<br />

2 : negativ<br />

r 2<br />

sämtliche anderen Größen positiv<br />

Zur Lösung dieser Aufgabe wird hier auf die vier Elemente der Abbildungsmatrix<br />

und die Definition des Brennpunktes zurückgegriffen. Der<br />

Brennpunkt ist der Punkt (auf der optischen Achse), in dem sich sämtliche<br />

achsparallele Strahlen schneiden. Die Hauptebene ist definiert als<br />

die Ebene, an der sämtliche achsparallele Strahlen scheinbar nur<br />

einmalig gebrochen werden.<br />

Achsparallel bedeutet für den Strahl bei Eintritt: y1 = const<br />

y 1 ∏ = 0<br />

Unmittelbar nach Durchgang erhält man für diesen Strahl folgenden<br />

Abstand bzw. folgende Steigung:<br />

y4<br />

y 4 ∏ =<br />

A B<br />

C D *<br />

y1<br />

∏ =<br />

y1 A $ y1<br />

∏ + B $ y1 ∏ =<br />

C $ y1 + D $ y1 n 3<br />

A $ y1<br />

C $ y1<br />

Der Schnittpunkt dieses Strahls mit der optischen Achse lässt sich nun<br />

über die Geradengleichung bestimmen, in der der gesuchte Abstand ψ'<br />

enthalten ist:<br />

∏ ∏ 0 = y4 + y4 $ ✫ oder ✫∏ = − y4<br />

y∏ = −<br />

4 A$y1 A<br />

C$y1 = − C<br />

74


y 1<br />

y 1 ' = 0<br />

bildseitige Parameter<br />

d<br />

H'<br />

y 4 '<br />

y<br />

4<br />

h'<br />

S'<br />

f'<br />

'<br />

ψ<br />

Der Abstand ψ' hängt also nur von den beiden Parametern A und C der<br />

Abbildungsmatrix ab (nicht mehr von y1)! Zur Bestimmung des Abstandes<br />

h' der Hauptebene H' lässt sich entsprechend eine Geradengleichung<br />

aufstellen:<br />

∏ ∏<br />

y4 = y1 + y4 $ h = y1 + C $ y1 $ h oder ∏ A $ y1 = y1 + C $ y1 $ h∏ Umstellen nach h' ergibt schließlich:<br />

h ∏ = A−1<br />

C<br />

Die Brennweite f' ergibt sich direkt aus der Summe von ψ' und h':<br />

f ∏ = ✫ ∏ + h ∏ = − A<br />

C + A−1<br />

C = − 1<br />

C<br />

d.h. aus dem Element C leitet sich allein die Brennweite f' (bildseitig) ab.<br />

Ist die Brennweite f' positiv, so liegt der Brennpunkt F' (von links nach<br />

rechts gesehen) hinter der Hauptebene H'. Ist ψ' positiv, so liegt der<br />

Brennpunkt hinter dem Scheitelpunkt S'. Ist h' positiv, so liegt die<br />

Hauptebene H' vor dem Scheitelpunkt S'.<br />

Für eine dicke Linse ergibt sich somit folgende Brennweite f':<br />

f ∏ = − 1<br />

C =<br />

f 1 ∏ $f2 ∏<br />

f 1 ∏ −d+ n 2<br />

n 1 $f 2 ∏<br />

Bisher wurden nur die bildseitigen Parameter abgeleitet. Die gegenstandsseitigen<br />

Parameter erhält man, in dem man den umgekehrten<br />

Strahlengang von rechts nach links betrachtet. Dieses führt dann zu den<br />

Parametern H, F, f, h und ψ.<br />

Zur Berechnung dieser Parameter wird wieder die Abbildungsmatrix<br />

benutzt, die folgende Abbildung beschreibt:<br />

75<br />

F'<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

Transformation<br />

d<br />

y 1 '<br />

S<br />

y 1<br />

y4<br />

y 4 ∏<br />

d<br />

mit<br />

y 4<br />

y 4 '<br />

y4<br />

y 4 ∏ =<br />

S'<br />

A B<br />

C D *<br />

F'<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

Abbildung eines Lichtstrahls<br />

Zur Ermittlung der gegenstandsseitigen Parameter wird nun ein ganz<br />

spezieller Strahl (y1, y1') gesucht, der nach Durchgang die Linse (oder<br />

das System) achsparallel verlässt. Dieser Strahl muss durch den gegenstandsseitigen<br />

Brennpunkt F gehen.<br />

F<br />

ψ<br />

y 1 '<br />

f<br />

S<br />

y 1<br />

h<br />

H<br />

d<br />

S'<br />

y' = 0<br />

4<br />

y 4<br />

gegenstandsseitige Parameter<br />

Zunächst ist also der Strahl (y1, y1') aus der Vorgabe (y4, y4'=0) zu ermitteln<br />

und anschließend dann die gegenstandsseitigen Parameter. Hierzu<br />

ist die o.a. Abbildungsmatrix zu invertieren:<br />

y1<br />

y 1 ∏ =<br />

A B<br />

C D<br />

−1<br />

*<br />

y4<br />

∏ =<br />

y4 A∏ B∏ C∏ D∏ *<br />

Die gesuchte Umkehrung lässt sich z.B. aus den beiden Gleichungen,<br />

die in dieser Matrixoperation enthalten sind, herleiten:<br />

Gl.1 :<br />

Gl.2 :<br />

y4 = A $ y1 + B $ y 1 ∏<br />

y 4 ∏ = C $ y1 + D $ y 1 ∏<br />

y4<br />

y 4 ∏<br />

1D :<br />

1B : e D $ y4<br />

∏<br />

= A $ D $ y1 + B $ D $ y1 ∏ ∏<br />

B $ y4 = B $ C $ y1 + B $ D $ y1 76<br />

F'


∏ 1<br />

Gl.1 − Gl.2 : D $ y4 − B $ y4 = (A $ D − B $ C) $ y1 e y1 = A$D−B$C [D $ y4<br />

∏ − B $ y4 ]<br />

Gl.1 :<br />

Gl.2 :<br />

y4 = A $ y1 + B $ y 1 ∏<br />

y 4 ∏ = C $ y1 + D $ y 1 ∏<br />

Gl.2 − Gl.1 : − C $ y4 + A $ y 4 ∏ = (A $ D − B $ C) $ y1 ∏ e y1 ∏ =<br />

oder in Matrizenschreibweise:<br />

d.h.<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

=<br />

A∏ =<br />

B∏ = −<br />

C∏ = −<br />

D∏ =<br />

1<br />

A$D−B$C $<br />

D<br />

A$D−B$C<br />

B<br />

A$D−B$C<br />

C<br />

A$D−B$C<br />

A<br />

A$D−B$C<br />

D −B<br />

−C A<br />

*<br />

1C :<br />

1A : e C $ y4 = A $ C $ y1 + B $ C $ y 1 ∏<br />

A $ y 4 ∏ = A $ C $ y1 + A $ D $ y 1 ∏<br />

y4<br />

y 4 ∏<br />

1<br />

A$D−B$C [−C $ y4<br />

∏ + A $ y4 ]<br />

Dieses ist die gesuchte Inverse der Abbildungsmatrix. Der Faktor vor<br />

der Matrix enthält die sog. Determinante der Matrix:<br />

det = A $ D − B $ C d 1<br />

det =<br />

1<br />

A$D−B$C<br />

Durch Aufstellung der entsprechenden Geradengleichungen lassen sich<br />

nun die gesuchten Parameter ψ, h, f unter Berücksichtigung von (y4,<br />

y4'=0) herleiten (s. vorherige Abb.):<br />

∏ 0 + ✫ $ y1 = y1 e ✫ = y1<br />

y∏ =<br />

1 A∏ $y4+B ∏ $y∏ 4<br />

C∏$y4+D ∏$y∏ =<br />

4 A∏<br />

C∏ = − D<br />

C<br />

y1 + h $ y 1 ∏ = y4 e h = y4−y1<br />

y 1 ∏<br />

= y4−A ∏ $y4<br />

C ∏ $y4<br />

= 1−A∏<br />

C ∏<br />

= 1−<br />

D<br />

A$D−B$C<br />

C<br />

− A$D−B$C<br />

f = ✫ + h = − D<br />

C + D−A$D+B$C<br />

C = − A$D−B$C<br />

C = − det<br />

C<br />

Für det = 1 gilt daher f = f∏ Abstand Δ der beiden Hauptebenen:<br />

77<br />

= A$D−B$C−D<br />

−C<br />

= D−A$D+B$C<br />

C<br />

✁ = d − h − h ∏<br />

d<br />

h Δ<br />

h'<br />

Beispiel: Brennweiten f, f' für eine dicke Linse mit n3 = n1<br />

Die Elemente der Abbildungsmatrix und die bildseitige Brennweite f'<br />

wurden bereits für eine dicke Linse hergeleitet:<br />

Ag = 1 − d<br />

f 1 ∏<br />

Bg = d $ n1<br />

n2<br />

Cg = − 1<br />

f∏ +<br />

2 d<br />

f∏ 1$f2 ∏ − n2<br />

n1 $ 1<br />

f∏ =<br />

1 −f1 ∏ +d− n2 n $f∏ 1 2<br />

f∏ 1$f2 ∏<br />

Dg = − d<br />

f∏ $<br />

2 n1<br />

n2 + 1<br />

f ∏ = − 1<br />

C =<br />

f 1 ∏ $f2 ∏<br />

f 1 ∏ −d+ n 2<br />

n 1 $f 2 ∏<br />

det = Ag $ Dg − Bg $ Cg = 1 − d<br />

f 1 ∏<br />

$ 1 − d<br />

f 2 ∏ $ n1<br />

n2 − (d $ n1 ) $<br />

= 1 − d<br />

f 1 ∏ − d<br />

f 2 ∏ $ n1<br />

n2 + d2<br />

f 1 ∏ $f2 ∏ $ n1<br />

n2 + d<br />

f 2 ∏ $ n1<br />

n2 − d2<br />

f 1 ∏ $f2 ∏ $ n1<br />

n2 + d<br />

f 1 ∏ $ n1<br />

n2 $ n2<br />

n1 = 1<br />

Somit gilt im Normalfall ( n3 = n1)<br />

für eine dicke Linse: f = f ! ∏<br />

78<br />

n2<br />

−f 1 ∏ +d− n 2<br />

n 1 $f 2 ∏<br />

f 1 ∏ $f2 ∏<br />

=


Berechnung der Bildweite b und des Abbildungsmaßstabes v (oder<br />

Bildgröße) aus den Elementen der ABCD-Abbildungsmatrix:<br />

gegeben:<br />

Abbildungsmatrix einer Linse oder eines Linsensystems<br />

Gegenstandsweite g<br />

Gegenstandsgröße G<br />

gesucht:<br />

Bildweite b<br />

Abbildungsmaßstab v oder Bildgröße B*<br />

A B<br />

C D<br />

Zur Lösung dieser Aufgabe werden zwei ausgewählte Strahlen<br />

verwendet:<br />

Strahl 1: achsparallel im Abstand G zur optischen Achse<br />

Strahl 2: von der Spitze von G mit Eintritt bei Scheitelpunkt S<br />

G<br />

Linse oder Linsensystem<br />

1<br />

2<br />

1'<br />

2'<br />

g S S'<br />

b<br />

Eintritt Austritt<br />

Für diese beiden Strahlen gilt zum Zeitpunkt des Eintritts in die Linse<br />

(Linsensystem):<br />

y1E<br />

Strahl 1: ∏ = Strahl 2:<br />

G<br />

0<br />

y 1E<br />

Diese beiden Strahlen (wie auch alle anderen Strahlen) werden mittels<br />

der Abbildungsmatrix abgebildet, d.h. verlassen beim Austritt das<br />

Linsensystem wie folgt:<br />

Austritt Eintritt<br />

yiA<br />

∏ =<br />

yiA A B<br />

C D *<br />

79<br />

y2E<br />

∏ y2E yiE<br />

∏ yiE =<br />

0<br />

− G g<br />

, i = 1, 2<br />

B*<br />

Die Ausmultiplikation der Abbildungsgleichung ergibt nun:<br />

Strahl 1: y1A = A $ G + B $ 0 = A $ G<br />

∏ y1A = C $ G + D $ 0 = C $ G<br />

Strahl 2: y2A = A $ 0 − B $ G g<br />

∏ G<br />

y2A = C $ 0 − D $ g<br />

Abs tan d<br />

= S1 (Steigung)<br />

Abs tan d<br />

= S2 (Steigung)<br />

(0,0)<br />

Y<br />

1'<br />

2'<br />

S<br />

1<br />

X<br />

S'<br />

S 2<br />

b<br />

B*<br />

P(x,y)<br />

Führt man nun ein Koordinatensystem (x,y) mit dem Ursprung im Scheitelpunkt<br />

S' ein, so ergeben sich für den Punkt P (Spitze von B*) die<br />

Koordinaten P(xP, yP), die sich wie folgt über die Steigungen S1 und S2<br />

berechnen lassen:<br />

yp = y1A + S1 $ xp = A $ G + C $ G $ xp<br />

yp = y2A + S2 $ xp = −B $ G g − D $ G g $ xp<br />

In diesen beiden Gleichungen treten als Unbekannte die Koordinaten xP,<br />

yP auf. Dividiert man beide Seiten durch G, so ergibt sich:<br />

y p & = yp<br />

G = A + C $ xp<br />

y p & = yp<br />

G = − B g − D g $ xp<br />

(2 Gleichungen mit 2 Unbekannten: & yp, xp)<br />

1-2: 0 = A + C $ xp + B g + D g $ xp = A + B g + (c + D g ) $ xp<br />

Auflösung nach xp: xp = − A+ B g<br />

C+ D g<br />

= − A$g+B<br />

C$g+D<br />

Die Koordinate xp ist aber genau die gesuchte Bildweite b!<br />

b = − A$g+B<br />

C$g+D<br />

(allein aus A, B, C, D und g berechenbar!)<br />

80


Setzt man die gefundene Lösung für xp in die erste Gleichung ein, so<br />

ergibt sich für die zweite Unbekannte:<br />

yp &<br />

G = yp = A + C $ xp = A + C $ (− A$g+B<br />

A$C$g+B$C<br />

C$g+D ) = A − C$g+D<br />

y p & = yp<br />

G = A$D−B$C<br />

C$g+D = det<br />

C$g+D<br />

= A$C$g+A$D−A$C$g−B$C<br />

C$g+D<br />

Die Koordinate yp ist der Abstand der Spitze des Bildes von der<br />

optischen Achse und entspricht somit der Bildgröße. Berücksichtigt man<br />

nun, dass im Normalfall für eine Positivlinse bei einem reellen Bild die<br />

Bildgröße B (hier B*, um Verwechselungen mit dem Matrixelement zu<br />

vermeiden) bisher positiv nach unten gezählt wurde, so erhält man:<br />

y p & = yp<br />

G = −B&<br />

G = −v<br />

B<br />

Das Verhältnis ist der bekannte Abbildungsmaßstab v, der sich also<br />

&<br />

G<br />

wie folgt berechnen lässt:<br />

v = − A$D−B$C<br />

C$g+D<br />

= − det<br />

C$g+D<br />

Die Bildgröße B* ergibt sich zu: B & = v $ G<br />

Mit Hilfe des Abbildungsmaßstabes und der Bildweite b lässt sich<br />

bestimmen, was für ein Bild entsteht (aufrecht, umgekehrt, reell, virtuell).<br />

Unter Berücksichtigung der Spiegelung (det = -1), die an Hand einer<br />

negativen Determinante erkennbar ist, gilt allgemein:<br />

v: positiv: umgekehrtes Bild<br />

v: negativ: aufrechtes Bild<br />

det $ b = positiv: reelles Bild<br />

det $ b = negativ: virtuelles Bild<br />

Zusammenfassung:<br />

Bildweite: b = − (1)<br />

A$g+B<br />

C$g+D<br />

Abbildungsmaßstab: v = − (2)<br />

A$D−B$C<br />

C$g+D<br />

Stellt man (1) um, so lässt sich bei bekannter Bildweite b auch die<br />

Gegenstandsweite g berechnen:<br />

81<br />

oder<br />

b = − A$g+B<br />

C$g+D e b $ (C $ g + D) = −A $ g − B<br />

b $ C $ g + b $ D = −A $ g − B<br />

g $ (A + C $ b) = −B − b $ D<br />

g = − B+b$D<br />

A+C$b<br />

Jede Abbildung durch eine Linse oder ein Linsensystem lässt sich<br />

immer durch die vier Elemente (A, B, C, D) der Abbildungsmatrix<br />

beschreiben. Bei bekannter Gegenstandsweite g (oder Bildweite b)<br />

lassen sich dann Bildweite b oder (Gegenstandsweite g) und der Abbildungsmaßstab<br />

berechnen.<br />

3.3.3 Sonderfälle<br />

a) Dünne Linse<br />

Eine dünne Linse stellt den Sonderfall einer dicken Linse dar (d = 0).<br />

Ag = 1 − d<br />

f 1 ∏<br />

Bg = d $ n1<br />

n2<br />

allgemein: mit<br />

Cg = − 1<br />

f∏ +<br />

2 d<br />

f∏ 1$f2 ∏ − n2<br />

n1 $ 1<br />

f∏ =<br />

1 −f1 ∏ +d− n2 n $f∏ 1 2<br />

f∏ 1$f2 ∏<br />

Dg = − d<br />

f 2 ∏ $ n1<br />

n2 + 1<br />

für d = 0 gilt:<br />

A = 1<br />

B = 0<br />

n $f∏ 1 2 also:<br />

C = −f1 ∏ − n2 f∏ 1$f2 ∏<br />

D = 1<br />

1 0<br />

−f 1 ∏ − n 2<br />

n 1 $f 2 ∏<br />

f 1 ∏ $f2 ∏<br />

1<br />

f 1 ∏ = n2$r1<br />

n2−n1<br />

f 2 ∏ = n1$r2<br />

n1−n 2<br />

Die Gesamtbrennweite f' der Abbildung ergibt sich bekanntlich zu<br />

f . ∏ = − 1<br />

C<br />

Durch Einsetzen der Werte für die beiden Einzelbrennweiten erhält man<br />

für den Parameter C der Abbildungsmatrix:<br />

82


C = − n2 $r1 n2−n −<br />

1 n2 n $<br />

1 n1 $r2 n1−n 2<br />

n2 $r1 n2−n $<br />

1 n1 $r2 n1−n 2<br />

b) Hohlspiegel<br />

=<br />

−n 2 $r 1 +n 2 $r 2<br />

n 2 −n 1<br />

n 2 $r 1 $n 1 $r 2<br />

(n 2 −n 1 )$(n 1 −n 2 )<br />

= −r1+r2<br />

r 1 $n 1 $r 2<br />

n 1 −n 2<br />

= r2−r1<br />

r1$n1$r2 $ (n1 − n2) = n1$(r2−r1)<br />

r1$n1$r2 − n2$(r2−r1)<br />

r1$n1$r2<br />

C = r2−r1<br />

r1$r2 − n2<br />

n1 $ r2−r1<br />

r1$r2 = r2−r1<br />

r1$r2 $ (1 − n2<br />

n1 ) = − 1<br />

f ∏<br />

1<br />

f ∏ = r2−r1<br />

r1$r2 $ ( n2<br />

n1 − 1)<br />

(Brennweite einer dünnen Linse)<br />

Die Abbildungsmatrix für den Hohlspiegel kann aus dem Sonderfall<br />

einer sphärischen Fläche mit dem Radius r und dem Brechungsindex<br />

n2 = −n1 abgeleitet werden.<br />

1 0<br />

sphärische Fläche: mit<br />

− 1<br />

f∏ Einsetzen von ergibt:<br />

n2 = −n1<br />

f ∏ = −n1$r<br />

−n1−n1 = r<br />

2<br />

e 1 0<br />

− 2 r −1<br />

n1<br />

n2<br />

f ∏ = n2$r<br />

n2−n1<br />

Determinante des Systems: det = A $ D − B $ C = 1 $ (−1) − (− !<br />

2 r $ 0) = −1<br />

Ebener Spiegel: r = ∞ e<br />

1 0<br />

0 −1<br />

Für die Bildweite b und den Abbildungsmaßstab v des ebenen Spiegels<br />

gilt also:<br />

b = − also<br />

A$g+B g<br />

A$D−B$C<br />

C$g+D = − −1 = g b = g v = − C$g+D = − −1<br />

−1 = −1<br />

G B<br />

g b<br />

v: negativ: aufrechtes Bild<br />

det $ b = −b:<br />

negativ: virtuelles Bild<br />

83<br />

c) Planparallele Platte<br />

Die Abbildungsmatrix für eine planparallele Platte ergibt sich aus der<br />

Abbildungsmatrix für eine dicke Linse mit :<br />

Ag = 1 − d<br />

f 1 ∏<br />

Bg = d $ n1<br />

n2<br />

Cg = − 1<br />

f∏ +<br />

2 d<br />

f∏ 1$f2 ∏ − n2<br />

n1 $ 1<br />

f∏ =<br />

1 −f1 ∏ +d− n2 n $f∏ 1 2<br />

f∏ 1$f2 ∏<br />

Dg = − d<br />

f∏ $<br />

2 n1<br />

n2 + 1<br />

planparallele Platte e f 1 ∏ = ∞<br />

f 2 ∏ = ∞ e<br />

mit<br />

1 d $ n1<br />

n2<br />

0 1<br />

f 1 ∏ = n2$r1<br />

n2−n1<br />

f 2 ∏ = n1$r2<br />

n1−n 2<br />

Anwendung der Abbildung auf einen einzelnen Strahl:<br />

Austritt Eintritt<br />

yA<br />

y A ∏ =<br />

1 d $ n1<br />

n2<br />

0 1<br />

*<br />

yE<br />

y E ∏<br />

e yA = yE + d $ n1<br />

n2 $ y E ∏<br />

y A ∏ = yE ∏<br />

d.h. die Steigungen des Strahls bleiben unverändert, und der Abstand<br />

ändert sich mit zunehmender Steigung des Lichtstrahl!<br />

Planparalle<br />

Platte<br />

d) Zwischenraum oder Strecke e:<br />

vgl. Herleitung dicke Linse:<br />

d<br />

1 e<br />

0 1<br />

84


3.4 Synopse<br />

G<br />

hier:<br />

Dünne Linsen: Ausgezeichnete Strahlen zur Bildkonstruktion<br />

n 1<br />

F<br />

F<br />

F'<br />

Strahlengang durch eine dicke Linse<br />

ψ<br />

r 1<br />

H H'<br />

n 2<br />

S S'<br />

h<br />

d<br />

Δ h'<br />

f f'<br />

r 1 :positiv r 2 :negativ sämtliche anderen Parameter positiv<br />

85<br />

r 2<br />

n 3<br />

ψ<br />

'<br />

F'<br />

B<br />

Berechnung des Strahlengangs durch eine dicke Linse<br />

Linsenparameter: Krümmungsradien r1, r2<br />

Linsendicke d (Abstand SS')<br />

Brechzahlen n1, n2, n3<br />

Y2 = A $ Y1 + B $ Y 1 ∏<br />

Y 2 ∏ = C $ Y1 + D $ Y 1 ∏<br />

f ∏ = − 1<br />

C<br />

A = 1 − d<br />

f 1 ∏<br />

C = −f 1 ∏ + d − n 2<br />

n 3 f 2 ∏<br />

f 1 ∏ $f2 ∏<br />

f 1 ∏ = n2$r1<br />

n2−n1<br />

Y2<br />

Y 2 ∏<br />

abgeleitete Parameter der dicken Linse<br />

n2$r1$n3$r2<br />

= N<br />

h∏ = A−1<br />

C<br />

h = D−A$D+B$C<br />

C<br />

D = − d<br />

f 2 ∏<br />

86<br />

= A B<br />

C D<br />

B = d n1<br />

n2<br />

n1<br />

n2 + n1<br />

n3<br />

f 2 ∏ = n3$r2<br />

n3−n2<br />

f = − A$D−B$C<br />

C<br />

= n3$r2$(n2−n1)$d<br />

N<br />

= n1$r1$(n3−n2)$d<br />

N<br />

* Y1<br />

Y 1 ∏<br />

= n2$r2$n1$r1<br />

N<br />

N = n2 $ r1 $ (n3 − n2) + n2 $ r2 $ (n2 − n1) − d $ (n2 − n1) $ (n3 − n2)<br />

✫ ∏ = f ∏ − h ∏ = − A<br />

C<br />

✁ = d − h ∏ − h<br />

✫ = f − h = − D<br />

C


Gegenstandsweite, Bildweite,<br />

Abbildungsmaßstab<br />

(aus Elementen der ABCD-Matrix)<br />

b = −<br />

g = −<br />

v = −<br />

A$g + B<br />

C$g + D<br />

B + b$D<br />

A + b$C<br />

A$D − B$C<br />

D + g$C<br />

b: Bildweite<br />

g: Gegenstandsweite<br />

v: Abbildungsmaßstab<br />

v positiv: umgekehrtes Bild<br />

v negativ: aufrechtes Bild<br />

det*b: positiv: reelles Bild<br />

det*b: negativ: virtuelles Bild<br />

87<br />

ABCD-Matrizen für die wichtigsten Anwendungsfälle<br />

sphärische Fläche:<br />

1 0<br />

− 1<br />

f ∏<br />

n1<br />

n2<br />

dicke Linse für n1 = n3:<br />

1 − d<br />

f∏ 1<br />

−f∏ n2 1+ d − n f∏ 1 2<br />

f 1 ∏ $f2 ∏<br />

mit f ∏ = n2$r<br />

n2 − n1 , ( f = n1$r<br />

n2 − n1 )<br />

d n1<br />

n2<br />

1 − d$n1<br />

f 2 ∏ $n2<br />

mit<br />

dünne Linse mit Brennweite f(n1, n2, r1, r2):<br />

1 0 1<br />

mit<br />

1 f<br />

− 1<br />

f<br />

Zwischenraum der Länge e:<br />

f 1 ∏ = n2$r1<br />

n2−n1<br />

f 2 ∏ = n1$r2<br />

n1−n2<br />

= (n2<br />

n1 − 1) $ r2−r1<br />

r1$r2 , (f = f ∏ )<br />

1 e<br />

0 1<br />

88


ABCD-Matrizen für die wichtigsten Anwendungsfälle<br />

Zwei dünne Linsen der Brennweite f1, f2 im Abstand e:<br />

1 − e<br />

f1<br />

−f1+ e −f2<br />

f1$f2<br />

e<br />

1 − e<br />

f2<br />

Sonderfälle<br />

Spiegelung am Planspiegel (Sonderfall der sphärischen<br />

Fläche mit f und n2= -n1):<br />

∏ = ∞<br />

1 0<br />

0 −1<br />

Spiegelung am Hohlspiegel (Sonderfall der sphärischen<br />

Fläche mit Radius r und n2 = -n1):<br />

1 0<br />

− 1<br />

f∏ −1 mit f∏ = n2$r<br />

n2−n1 = r<br />

2<br />

planparallele Platte (Sonderfall der dicken Linse mit r1= r2= ∞)<br />

1 d $ n1<br />

n2<br />

0 1<br />

89<br />

4 Linsensysteme<br />

Linsensysteme, die aus verschiedenen Linsen zusammengesetzt sind,<br />

lassen sich aus den einzelnen Abbildungsmatrizen kombinieren. Das<br />

Resultat ist immer eine 2x2-Abbildungsmatrix.<br />

Beispiel:<br />

2 dünne Linsen im Abstand e:<br />

Eintritt<br />

Linsensystem<br />

L1 L2<br />

Abstand e<br />

Austritt<br />

Mittels der Abbildungsmatrix lässt sich für jeden Strahl, dessen Steigung<br />

und Abstand zur optischen Achse am Eintrittspunkt bekannt sind,<br />

berechnen, in welchem Abstand und mit welcher Steigung dieser Strahl<br />

das System wieder verlässt. Der Strahlverlauf innerhalb des Linsensystems<br />

braucht dabei nicht bekannt zu sein.<br />

Aufstellung der einzelnen Abbildungsmatrizen:<br />

1.) Durchgang durch dünne Linse L1: TL1 =<br />

1 0<br />

− 1<br />

f1 1<br />

2.) Durchgang durch Zwischenraum (Länge e): TZ =<br />

3.) Durchgang durch dünne Linse L2: TL2 =<br />

90<br />

1 0<br />

− 1<br />

f2 1<br />

1 e<br />

0 1


Die einzelnen Strahlengänge lassen sich mit Hilfe der drei Abbildungsmatrizen<br />

wie folgt berechnen:<br />

1. Durchgang durch Linse 1: = TL1 * (1a)<br />

2. Durchgang durch Zwischenraum: = TZ *<br />

(1b)<br />

3. Durchgang durch Linse 2: = TL2 * (1c)<br />

Der eintretende Strahl<br />

y1<br />

∏ y1 wird nach Durchgang durch das Linsensy-<br />

stem, das hier durch drei Abbildungsmatrizen repräsentiert wird, in den<br />

y4<br />

Strahl ∏ abgebildet.<br />

y4 Setzt man nun (1c) in (1b) und anschließend in (1a) ein, so erhält man:<br />

y4<br />

y 4 ∏<br />

= TL2 * TZ * TL1 *<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

= TG *<br />

Die gesuchte Abbildungsmatrix TG für das Linsensystem erhält man<br />

daher wie folgt:<br />

TG = TL2 * TZ * TL1 =<br />

1 0 1 e<br />

*<br />

1 0 1 *<br />

− 1<br />

f2<br />

y2<br />

∏ y2 y3<br />

∏ y3 y4<br />

∏ y4 y1<br />

y 1 ∏<br />

1 0<br />

− 1<br />

f1 1<br />

Die Ausmultiplikation der drei Matrizen ergibt:<br />

Schritt 1:<br />

Schritt 2:<br />

1 e<br />

0 1 *<br />

e<br />

1 0 1 −<br />

=<br />

1<br />

− 1<br />

f1<br />

e<br />

1 0 1 −<br />

*<br />

1<br />

− 1<br />

f2<br />

f1 e<br />

− 1<br />

f1 1 =<br />

f1 e<br />

− 1<br />

f1 1<br />

− 1<br />

f2<br />

91<br />

1 − e<br />

f1<br />

+ e<br />

f1$f2<br />

− 1<br />

f1<br />

e<br />

e<br />

1 − f2<br />

y1<br />

∏ y1 y2<br />

∏ y2 y3<br />

∏ y3 = TG<br />

Die Gesamtbrennweite f' (bildseitig) des Systems berechnet sich aus<br />

dem (2,1)-Element und ergibt:<br />

Cg = − 1 e 1 −f1+e−f2<br />

f2 + − f1$f2 f1 = f1$f2<br />

und<br />

f∏ = − 1 f1$f2<br />

Cg = − −f1+e−f2<br />

Zur Berechnung der gegenstandsseitigen Brennweite f wird zunächst<br />

die Determinante der Abbildungsmatrix berechnet:<br />

det = Ag $ Dg − Bg $ Cg = 1 − e<br />

f1 $ 1 − e<br />

f2<br />

= 1 − e e e2 e e2 e<br />

f1 − f2 + f1$f2 + f2 − f1$f2 + f1 = 1<br />

− −f1+e−f2<br />

f1$f2<br />

$ (e) =<br />

d.h. bild- und gegenstandsseitige Brennweite sind gleich groß!<br />

f = f ∏<br />

Lage der beiden Hauptebenen H und H' (bezogen auf Scheitelpunkt S<br />

bzw. S'):<br />

h ∏ = Ag−1<br />

Cg<br />

h = Dg−det<br />

Cg<br />

= − e<br />

f1 $<br />

e<br />

= − f2 $<br />

Abstand der beiden Hauptebenen:<br />

f1$f2<br />

−f2+e−f1<br />

e$f2<br />

= f1+f2−e<br />

f1$f2<br />

−f2+e−f1<br />

e$f1<br />

= f1+f2−e<br />

✁ = e − h − h ∏ = e − e$f1<br />

f1+f2−e − e$f2<br />

f1+f2−e = e $ (1 − f1+f2<br />

f1+f2−e ) = e $ f1+f2−e−f1−f2<br />

f1+f2−e = − e2<br />

f1+f2−e<br />

2 dünne Linsen im Abstand e = 0:<br />

Für e = 0 (2 dünne Linse direkt hintereinander) fallen beide Hauptebenen<br />

zusammen. Die Abbildungsmatrix vereinfacht sich dann zu:<br />

e = 0<br />

Tg =<br />

− 1<br />

f1<br />

1 0<br />

− 1<br />

f2 1<br />

:<br />

1<br />

f = − 1 1 1<br />

Cg = f1 + f2<br />

d.h. die einzelnen Brechkräfte addieren sich: D12 = D1 + D2 = 1 1<br />

+ f1 f2<br />

Beispiel: f1 = f2 e (Einheit: )<br />

1 1 2<br />

+ = f1 u D12 = 2 $ D1 [ 1 m ] h [dpt]<br />

f = 1<br />

f1<br />

f2<br />

92


4.1 Strahlengang durch Linsensysteme<br />

Der Strahlengang durch Linsensysteme lässt sich mit Hilfe der Abbildungsmatrizen<br />

sehr einfach darstellen. Die Gegenstandsweite g sowie<br />

alle gegenstandsseitigen Größen (h, ψ) zählen dabei vom Scheitelpunkt<br />

S, während die Bildweite b und die bildseitigen Größen (h', ψ') vom<br />

Scheitelpunkt S' zählen. Die beiden Brennweiten f, f' des Linsensystems<br />

beziehen sich immer auf die beiden Hauptebenen H, H'. Die Lage der<br />

Brennpunkte und der Hauptebenen hängt von den einzelnen Linsen im<br />

Innern des Linsensystems ab. Die Hauptebenen als auch die Brennpunkte<br />

können dabei sowohl innerhalb als auch außerhalb des Linsensystems<br />

liegen. Daher sind die Vorzeichen der o.a. Größen unbedingt<br />

zu beachten.<br />

G<br />

Konstruktions- H Linsensystem H'<br />

strahlen f f'<br />

g<br />

F S S' F'<br />

ψ h h' ψ '<br />

Die entstehende Abbildung lässt sich auch konstruktiv durch mehrfache<br />

Anwendung der Konstruktionsstrahlen auf die entstehenden Zwischenbilder<br />

lösen. Dieses soll das nachfolgende Beispiel zeigen.<br />

G<br />

L 1 ZW1<br />

F'<br />

1<br />

L 2 ZW 2<br />

F'<br />

2<br />

F3<br />

F'<br />

3<br />

g Zb<br />

1 Zb2<br />

b<br />

F<br />

2<br />

H H'<br />

L<br />

3<br />

In diesem Beispiel setzt sich die Abbildungsmatrix Tg des Linsensystems<br />

aus insgesamt 5 einzelnen Abbildungsmatrizen zusammen:<br />

Tg = TL3 * TZW2 * TL2 * TZW1 * TL1<br />

93<br />

B<br />

b<br />

B<br />

Hierbei handelt es sich um insgesamt 5 Abbildungsmatrizen:<br />

{ Abbildungsmatrix 1: dünne Positivlinse L1<br />

{ Abbildungsmatrix 2: Zwischenraum ZW1<br />

{ Abbildungsmatrix 3: dünne Negativlinse L2<br />

{ Abbildungsmatrix 4: Zwischenraum ZW2<br />

{ Abbildungsmatrix 5: dicke Linse L3<br />

Bei der Bildkonstruktion ist hier wie folgt vorzugehen:<br />

{ Konstruktion des Zwischenbildes Zb1 der Linse L1<br />

{ Konstruktion des Zwischenbildes Zb2 der Linse L2, wobei zu<br />

beachten ist, dass das Zwischenbild Zb1 hinter der Linse L2 entsteht<br />

und somit die bild- und gegenstandsseitigen Brennpunkte hier für<br />

den Strahlengang von rechts nach links zu berücksichtigen sind.<br />

{ Konstruktion des Bildes B für die dicke Linse L3<br />

Das entstehende Zwischenbild ist für die nächste Abbildung als Gegenstand<br />

G zu betrachten. Auf diese Weise lassen sich auch für komplexe<br />

Linsensysteme über die Zwischenbilder das Bild B konstruieren.<br />

4.2 Spezielle Linsensysteme<br />

4.2.1 Zwei dünnne Linsen in konfokaler Anordnung<br />

Bei diesem Linsensystem wird der Zwischenraum e zwischen den<br />

beiden Linsen so gewählt, dass gilt:<br />

f1 + f2 = e<br />

Die Abbildungsmatrix für diese Anordnung führt dann zu:<br />

T =<br />

Hieraus ergibt sich sofort:<br />

1 − f1+f2<br />

f1<br />

−f1+f1+f2−f2<br />

f1$f2<br />

f1 + f2<br />

1 − f1+f2<br />

f2<br />

f = f ∏ = − 1<br />

0 = −∞ h = h ∏ = ∞ ✁ = ∞<br />

94<br />

= − f2<br />

f1 f1 + f2<br />

0 − f1<br />

f2


Die Eigenschaften dieses Linsensystems sollen hier an Hand der Abbildungsmatrizen<br />

analysiert werden. Hierzu betrachten wir zunächst den<br />

Strahlengang eines beliebigen Lichtstrahls durch das Linsensystem.<br />

y2<br />

y 2 ∏<br />

= T *<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

Die Ausmultiplikation führt zu:<br />

y2 = − f2<br />

f1 $ y1 + (f1 + f2) $ y 1 ∏<br />

y 2 ∏ = 0 $ y1 − f1<br />

f2 $ y 1 ∏<br />

d.h. das Verhältnis der beiden Steigungen vor und nach dem Durchgang<br />

ergibt sich hier zu:<br />

y 2 ∏<br />

y 1 ∏ = − f1<br />

f2<br />

Der Abbildungsmaßstab v ergibt sich, da C = 0, zu:<br />

v = − A$D−B$C<br />

D+C$g = − 1<br />

D = f2<br />

f1<br />

y 1<br />

Zwei dünne Linsen in konfokaler Anordnung<br />

e<br />

Objektiv<br />

f<br />

1<br />

f<br />

2 Okular<br />

Ein achsparallel im Abstand y1 einfallender Lichtstrahl verlässt das<br />

Linsensystem wieder achsparallel, wobei der Abstand y2 sich im Verhältnis<br />

der beiden Brenweiten f2, f1 ändert.<br />

Dieses ist das Prinzip des Kepler'schen Fernrohrs (Kepler 1611),<br />

wobei folgende Linsen eingesetzt werden:<br />

Linse 1: langbrennweitige Sammellinse (f1 groß): Objektiv<br />

Linse 2: kurzbrennweitige Sammellinse (f2 klein): Okular<br />

Der Abbildungsmaßstab v ist hierbei betragsmäßig < 1, d.h. B < G!<br />

95<br />

y<br />

2<br />

Beim Kepler'schen Fernrohr entsteht für weit entfernte Objekte (z.B.<br />

Sterne) ein reelles punktförmiges Zwischenbild in der Brennebene.<br />

Nach Durchgang durch das Okular entsteht ein virtuelles Bild:<br />

g = ∞ d b = −∞<br />

Primäre Aufgabe eines Fernrohres ist die Vergrößerung eines weit<br />

entfernten Gegenstandes. Da sich der Abbildungsmaßstab aber<br />

betragsmäßig kleiner als 1 ergibt, scheint hier ein Widerspruch vorzuliegen<br />

- oder?<br />

4.3 Zusammenhang von Vergrößerung und menschliches Auge<br />

Der Begriff Vergrößerung darf hier nicht mit dem Abbildungsmaßstab<br />

verwechselt werden. Die Vergrößerung hängt davon ab, wie ein Gegenstand<br />

ohne Hilfsmittel und wie derselbe Gegenstand mit einem<br />

optischen Hilfsmittel (z.B. Fernrohr) gesehen wird, d.h. das menschliche<br />

Auge ist hier zu berücksichtigen.<br />

Beim menschlichen Auge wird ein Gegenstand über die Augenlinse auf<br />

der Netzhaut abgebildet. Das Auflösungsvermögen wird dabei durch die<br />

lichtempfindlichen Rezeptoren, die sich auf der Netzhaut befinden,<br />

begrenzt. Ein ausgedehnter Gegenstand wird dabei unter dem Sehwinkel<br />

w gesehen.<br />

G<br />

Augenlinse<br />

w<br />

Sehwinkel w<br />

blinder Fleck<br />

Netzhaut<br />

mit Rezeptoren<br />

B<br />

Sehnerv<br />

Je größer der Sehwinkel ist, um so deutlicher kann der Gegenstand G<br />

gesehen werden. Der minimale Sehwinkel w, bei dem zwei punktförmige<br />

Gegenstände noch unterschieden werden können, beträgt beim<br />

menschlichen Auge 1' (1°/60). Für strichförmige Gege nstände beträgt<br />

der minimale Sehwinkel 10" (1°/360) = Nonienschärfe.<br />

96


Damit ein Gegenstand in beliebigem Abstand g zum Auge scharf<br />

gesehen werden kann, kann die Brennweite der Augenlinse verändert<br />

werden (Bildweite = Abstand zur Netzhaut bleibt konstant; b = const).<br />

Diesen Vorgang nennt man Akkomodation. Die Akkomodation funktioniert<br />

für Gegenstandsweiten g > 10 cm bis unendlich, wobei ein auf<br />

unendlich fokussiertes Auges als entspanntes Auge (ermüdet nicht)<br />

bezeichnet wird. Je geringer der Abstand des Gegenstandes zum Auge<br />

ist, um so größer wird der Sehwinkel w. Akkomodation ist zwar noch bis<br />

ca. 10 cm Abstand möglich, aber für das Auge dann sehr anstrengend<br />

und nur für kurze Zeit möglich. Aus diesem Grunde wird als deutliche<br />

Sehweite sd ein Abstand von 25 cm festgelegt:<br />

deutliche Sehweite: sd = 25 cm<br />

Die Vergrößerung Γ berücksichtigt nun, unter welchem Sehwinkel w ein<br />

Gegenstand ohne und mit einem Hilfsmittel gesehen wird.<br />

wobei gilt:<br />

Definition der Vergrößerung Γ: ✄ =<br />

w: Sehwinkel ohne Hilfsmittel<br />

w': Sehwinkel mit Hilfsmittel.<br />

tan w∏<br />

tan w<br />

Die Vergrößerung Γ darf nicht mit dem Abbildungsmaßstab v verwechselt<br />

werden, der unabhängig vom menschlichen Auge definiert ist. Der<br />

Abbildungsmaßstab ergibt sich bekanntlich aus dem Verhältnis von<br />

Bildgröße und Gegenstandsgröße:<br />

v = B<br />

G =<br />

Bildgrö❴e<br />

Gegens tan dsgrö❴e<br />

v: positiv: umgekehrtes Bild<br />

v: negativ: aufrechtes Bild<br />

Die Vergrößerung Γ kann > 1 sein, auch wenn v < 1 ist!<br />

Als Beispiel hierfür ist das Kepler'sche Fernrohr zu nennen. Um die<br />

Vergrößerung Γ für das Fernrohr zu bestimmen, werden zunächst einfachere<br />

optische Geräte zur Sehwinkelvergrößerung betrachtet.<br />

97<br />

4.4 Optische Geräte zur Sehwinkelvergrößerung<br />

4.4.1 Die Lupe<br />

Der Sehwinkel w ohne Hilfsmittel ergibt sich unter Berücksichtigung der<br />

deutlichen Sehweite sd und der Gegenstandsgröße G zu:<br />

G<br />

ohne Hilsmittel<br />

w<br />

S d = 25 cm<br />

Sehwinkel w ohne Hilfsmittel: tan w = (1)<br />

G sd<br />

Eine Lupe ist eine Positivlinse, bei der der Gegenstand G innerhalb der<br />

Brennweite F der Linse angeordnet wird. Dabei entsteht bekanntlich ein<br />

virtuelles Bild B. Das Auge befindet sich i.d.R. unmittelbar hinter der<br />

Linse, so dass sich folgende Situation ergibt:<br />

B<br />

mit Hilfsmittel<br />

b<br />

w'<br />

G<br />

Lupe<br />

F g<br />

F'<br />

f f'<br />

Auge<br />

Das Auge betrachtet somit das Bild B des Gegenstandes G, das sich im<br />

Abstand b vom Auge befindet, unter dem Sehwinkel w'. Dieser Sehwinkel<br />

w' (mit Hilfsmittel) berechnet sich wie folgt (Abbildungsgesetz für<br />

eine dünne Linse):<br />

Sehwinkel w' mit Hilfsmittel (Lupe): tan w (2)<br />

∏ = B<br />

b = G g<br />

Für die Vergrößerung Γ ergibt sich nun aus (1) und (2):<br />

✄ =<br />

tan w∏<br />

tan w = G g $ sd<br />

G = sd<br />

g<br />

98<br />

(3)


Je kleiner g ist (Abstand des Gegenstandes G zur Lupe), um so größer<br />

wird die Vergrößerung Γ, wobei sich folgender Grenzwert für die<br />

Bildweite b ergibt:<br />

g d 0 : b = g$f<br />

g−f e b d 0<br />

Dabei ist zu beachten, dass b niemals kleiner als 10 cm werden darf<br />

(kleinster Abstand für die Akkomodation). Der andere Grenzwert ergibt<br />

sich, wenn der Gegenstand G im Abstand f vor der Linse angeordnet<br />

wird. Für diesen Fall ergibt sich:<br />

g d f : b = g$f<br />

g−f e b d ∞<br />

In diesem Fall kann das virtuelle Bild mit entspanntem Auge betrachtet<br />

werden, und man spricht von der Normalvergrößerung der Lupe, die<br />

sich somit aus (3) wie folgt ergibt:<br />

Normalvergrößerung einer Lupe (g = f):<br />

✄Lupe = sd<br />

f<br />

mit sd = 25 cm (deutliche Sehweite).<br />

Die maximale Vergrößerung erreicht man, wenn der Abstand g so<br />

variiert wird, dass das Bild in einem Abstand b = -sd = - 25 cm erscheint.<br />

In diesem Abstand funktioniert die Akkomodation des Auges noch<br />

problemlos.<br />

Beispiel für eine Lupe mit f = 2.5 cm:<br />

Normalvergrößerung:✄normal = sd<br />

f<br />

= 25 cm<br />

2.5 cm = 10 fach<br />

maximale Vergrößerung für b = - 25 cm:<br />

g = b$f −25 cm$2.5 cm<br />

b−f = −25 cm−2.5 cm = 2.273 cm<br />

maximale Vergrößerung:✄max = sd 25 cm<br />

g = 2.273 cm = 11 fach<br />

Bei der Normalvergrößerung wird das Bild im Unendlichen und bei der<br />

Maximalvergrößerung in der deutlichen Sehweite betrachtet. Dabei wird<br />

in diesem Beispiel die Vergrößerung von 10fach auf 11fach gesteigert.<br />

99<br />

Die Vergrößerung Γ lässt sich auch mittels der Abbildungsmatrix für<br />

eine dünne Linse herleiten, für die bekanntlich gilt:<br />

dünne Linse: T =<br />

1 0<br />

− 1<br />

f 1<br />

Wird nun der Gegenstand G in den Brennpunkt F gebracht (g = f), so<br />

ergibt sich für einen im Scheitelpunkt S der Lupe einfallenden Strahl<br />

folgende Situation:<br />

G<br />

F<br />

g = f<br />

y' 1<br />

einfallender Strahl bei S mit g = f: y1<br />

y 1 ∏<br />

Anwendung der Abbildungsgleichung:<br />

y2<br />

y 2 ∏<br />

=<br />

Hierin gilt aber:<br />

1 0<br />

*<br />

1<br />

− 1<br />

f<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

=<br />

tan w = G sd<br />

tan w ∏ = −y 2 ∏ = G<br />

f<br />

S<br />

Lupe<br />

=<br />

y1<br />

− 1<br />

f $ y1<br />

∏ + y1 0<br />

− G g<br />

y' 2<br />

Somit ergibt sich für die Normalvergrößerung Γ:<br />

✄ =<br />

tan w∏<br />

tan w = G sd<br />

f $ G = sd<br />

f<br />

(q.e.d.)<br />

100<br />

=<br />

=<br />

0<br />

− G<br />

f<br />

-w'<br />

0<br />

− G<br />

f


4.4.2 Vergrößerung beim Kepler'schen Fernrohr<br />

Bei dem astronomischen Fernrohr nach Kepler handelt es sich um eine<br />

zweistufige Abbildung:<br />

Frontlinse = Objektiv, bildet ein unendlich entferntes Objekt (Gegenstand)<br />

in der Brennebene des Objektivs ab, wobei ein reelles Zwischenbild<br />

entsteht.<br />

Dieses Zwischenbild wird nun über die zweite Linse = Okular betrachtet.<br />

Das Okular wirkt dabei wie eine Lupe.<br />

Bei der konfokalen Anordung ist der Abstand der beiden Linsen so<br />

gewählt, dass gilt:<br />

e = fObj + fOku<br />

Die Abbildungsmatrix ergibt sich dabei zu:<br />

1 − e<br />

fObj e<br />

−fObj+e−fOku<br />

fObj$fOku 1 − e<br />

fOku<br />

= − fOku<br />

fObj fObj + fOku<br />

0 − fObj<br />

fOku<br />

Für die Steigungen sämtlicher Lichtstrahlen ergibt sich daher nach<br />

Durchgang durch das Fernrohr:<br />

y 2 ∏ = C $ y1 + D $ y 1 ∏ = − fObj<br />

fOku $ y 1 ∏<br />

oder<br />

y 2 ∏<br />

y 1 ∏ = − fObj<br />

fOku<br />

= tan w∏<br />

tan w<br />

Das Verhältnis der beiden Steigungen ist hier für unendlich entfernte<br />

Objekte identisch mit dem Verhältnis der beiden Sehwinkel w, w' (w:<br />

ohne Hilfsmittel; w': mit Hilfsmittel), so dass sich für die Vergrößerung Γ<br />

des Fernrohrs auch schreiben lässt:<br />

✄ = fObj<br />

fOku<br />

Für eine möglichst große Vergrößerung Γ ist also zu fordern:<br />

Objektiv: lange Brennweite ( groß)<br />

fObj<br />

Okular: kleine (kurze) Brennweite ( klein)<br />

fOku<br />

101<br />

Falls mit dem Fernrohr nicht nur Objekte im Unendlichen betrachtet<br />

werden sollen, muss zusätzlich eine verstellbare Zwischenlinse eingebaut<br />

werden. Die Zwischenlinse sorgt dann dafür, dass das Zwischenbild<br />

auch für nicht unendlich entfernte Objekte in der Brennebene des<br />

Okulars entsteht. Es besteht weiterhin die Möglichkeit, in der Brennebene<br />

des Okulars eine Strichplatte mit Fadenkreuz oder andere Strichplatten<br />

mit Einteilungen zu positionieren.<br />

Objektiv verstellbare<br />

Zwischenlinse<br />

4.4.3 Das Mikroskop<br />

Strichplatte<br />

mit Fadenkreuz<br />

Okular<br />

Das Mikroskop ist wie das Fernrohr ein zweilinsiges System mit Objektiv<br />

und Okular, das auch hier als Lupe dient. Im Gegensatz zum Fernrohr<br />

werden mit dem Mikroskop aber nicht weit entfernte Objekte betrachtet,<br />

sondern sehr kleine Objekte, die in die Nähe des Objektivs gebracht<br />

werden. Der Abstand e der beiden Linsen wird auch hier so gewählt,<br />

dass das Zwischenbild in die Brennebene des Okulars bzw. innerhalb<br />

der Brennweite des Okulars fällt. Damit ein reelles Zwischenbild<br />

entsteht, muss der Gegenstand mindestens außerhalb der Brennweite<br />

des Objektivs positioniert werden, d.h. g l fObj.<br />

Die Gesamtabstimmung<br />

erfolgt dabei über die Tubuslänge t. Somit ergeben sich folgende<br />

Strahlverläufe:<br />

102


Objektiv<br />

G<br />

Mikroskop<br />

f f<br />

Obj Tubuslänge t Oku<br />

virtuelles Bild B<br />

b z<br />

Okular<br />

Zwischenbild<br />

Die Abbildungsmatrix für das Mikroskop ergibt sich hier wie folgt:<br />

e = fObj + t + fOku<br />

1 − e<br />

fObj e<br />

−fObj+e−fOku<br />

fObj$fOku 1 − e<br />

fOku<br />

= − t+fOku<br />

fObj<br />

t<br />

fObj$fOku<br />

fObj + t + fOku<br />

− t+fObj<br />

fOku<br />

Bei der Berechnung der Vergrößerung muss wieder das Verhältnis der<br />

beiden Sehwinkel betrachtet werden. Ohne Hilfsmittel beträgt der<br />

Sehwinkel w, wenn der Gegenstand G im Abstand der deutlichen<br />

Sehweite sd vor dem Auge positioniert wird:<br />

ohne Hilfsmittel: tan w = G sd<br />

Der Sehwinkel w' mit Hilfsmittel ergibt sich direkt aus der Steigung des<br />

Strahls nach Durchgang durch das Mikroskop und ergibt sich für den<br />

Mittelpunktstrahl von der Spitze G (y1 = 0) zu:<br />

Mittelpunktstrahl von der Spitze G: y1<br />

y 1 ∏<br />

=<br />

0<br />

− G g<br />

l<br />

0<br />

− G<br />

fObj<br />

Anwendung der Abbildungsgleichung auf die Steigung führt zu:<br />

t+fObj<br />

∏ ∏ y2 = C $ y1 + D $ y1 = − fOku $ (− G t+fObj<br />

) = fObj fOku $ G g<br />

mit Hilfsmittel: tan w ∏ = y 2 ∏ = t+fObj<br />

fOku $ G g<br />

103<br />

Die Vergrößerung des Mikroskops ergibt sich somit zu:<br />

✄ =<br />

tan w∏<br />

tan w = sd<br />

G $ t+fObj<br />

fOku $ G g = sd<br />

t+fObj<br />

fOku $ g<br />

Für die Tubuslänge t und die Brennweite des Objektivs gilt in erster<br />

Näherung:<br />

t + fObj l bz<br />

bz : Bildweite des Zwischenbildes nach Abbildung durch das Objektiv<br />

Somit ergibt sich:<br />

✄ = sd bz<br />

fOku $ g = ✄Oku $ vObj<br />

Die Vergrößerung des Mikroskops ergibt sich also aus der Vergrößerung<br />

des Okulars (wirkt als Lupe) und dem Abbildungsmaßstab des<br />

Objektivs.<br />

Da für das Mikroskop weiterhin<br />

g l fObj<br />

t >> fObj<br />

in erster Näherung gilt, lässt sich (1) auch wie folgt umformen:<br />

Beispiel:<br />

✄ = t$sd t<br />

= $ ✄Oku<br />

fObj$fOku fObj<br />

Gegeben ist ein Okular (Lupe) mit 10-facher Vergrößerung und einer<br />

Tubuslänge von 160 mm. Wie groß muss die Brennweite des Objektivs<br />

gewählt werden, damit eine 400-fache Vergrößerung erreicht wird?<br />

Gegeben:<br />

✄Oku = 10<br />

t = 160 mm<br />

✄Mikroskop = 400<br />

gesucht:<br />

Löst man (3) nach der unbekannten Brennweite des Objektivs auf, so<br />

ergibt sich:<br />

104<br />

fObj<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)


fObj =<br />

t<br />

✄Mikroskop $ ✄Oku<br />

160 mm<br />

= 400 $ 10 = 4 mm<br />

Unter Berücksichtigung der deutlichen Sehweite lässt sich auch für das<br />

Okular die Brennweite angeben:<br />

✄Oku = sd<br />

fOku e fOku = sd 250 mm<br />

✄Oku = 10 = 25 mm<br />

Gesamte Baulänge l des Mikroskops:<br />

l = fObj + t + fOku = 4 mm + 160 mm + 25 mm = 189 mm<br />

4.4.4 Spezielle Anwendungen von Fernrohren<br />

- Kollimatoren und Autokollimation -<br />

Bei der Justierung und Kontrolle von geodätischen Instrumenten und bei<br />

speziellen geodätischen Messverfahren werden besonders umgerüstete<br />

Fernrohre als Kollimatoren eingesetzt.<br />

Kollimator: auf fokussiertes Fernrohr, dessen Fadenkreuz oder<br />

∞<br />

dessen Strichplatte mittels einer Lichtquelle beleuchtet wird (s. u.a.<br />

Abbildung).<br />

Lichtquelle<br />

Okular<br />

halbdurchlässiger<br />

Spiegel<br />

Fadenkreuzbeleuchtung<br />

Strichplatte oder Fadenkreuz<br />

105<br />

Objektiv<br />

Kollimator<br />

Kollimatoren werden z.B. bei der Justierung der Ziellinie von Nivellieren<br />

oder anderen geodätischen Instrumenten eingesetzt. Beim Kollimator<br />

handelt es sich um ein bereits justiertes und auf Unendlich fokussiertes<br />

Fernrohr, dessen Ziellinie zunächst horizontal eingerichtet wird. Hierzu<br />

wird eine Lichtquelle im Kollimator so angeordnet, dass sämtliche Strahlen<br />

den Kollimator achsparallel verlassen.<br />

Dem Kollimator wird nun das zu justierende Gerät - ebenfalls auf<br />

Unendlich fokussiert und horizontiert - gegenüber gestellt. Blickt man<br />

nun durch das Okular des Prüflings, so lassen sich die Fadenkreuze<br />

(oder Strichplatten) beider Instrumente beobachten. Das Gerät ist<br />

justiert, wenn beide Fadenkreuze zusammenfallen. Anderenfalls tritt<br />

aufgrund der nicht horizontal verlaufenden Zielstrahlen des Prüflings ein<br />

vertikaler Versatz Δ der beiden Fadenkreuze auf. Der Versatz ergibt<br />

sich dabei aus dem Fehlwinkel δ des Prüflings und dessen Objektivbrennweite<br />

fObj:<br />

tan ✑ = ✁<br />

fObj<br />

Lichtquelle Strichplatte oder Fadenkreuz<br />

Kollimator<br />

Versatz Δ<br />

f Obj<br />

Fadenkreuz des<br />

Prüflings<br />

Prüfling<br />

Δ<br />

δ<br />

Fadenkreuz<br />

des Kollimators<br />

Bei diesem Verfahren müssen Kollimator und Prüfling nur ungefähr die<br />

gleiche Höhe aufweisen, so dass genügend Licht(-strahlen) des Kollimators<br />

noch in das Objektiv des Prüflings einfallen. Eine ungleiche<br />

Objektivhöhe der beiden Instrumente wirkt sich nicht auf den Versatz Δ<br />

aus. Dieses lässt sich auch mittels der Abbildungsmatrix des Objektivs<br />

zeigen. Da das Fadenkreuz in der Brennebene des Objektivs<br />

106


angeordnet ist (denn dort entsteht das Zwischenbild für parallel einfallende<br />

Strahlen) gilt für sämtliche Strahlen, die parallel unter einem<br />

Winkel δ einfallen, folgende Abbildungsgleichung:<br />

unter Winkel δ einfallender Strahl: ∏ =<br />

(1)<br />

y1 tan ✑<br />

Abbildung durch Objektiv (dünne Linse mit fObj) in der Brennebene<br />

(Zwischenbild):<br />

y2<br />

y 2 ∏<br />

=<br />

1 0<br />

1<br />

*<br />

− 1<br />

fObj<br />

y1<br />

y 1 ∏<br />

=<br />

y1<br />

y1<br />

− y1<br />

fObj<br />

+ tan ✑<br />

Der Versatz Δ zur optischen Achse in der Brennebene ergibt sich somit<br />

zu:<br />

(3)<br />

✁ = y1 + y 2 ∏ $ b = y1 + y 2 ∏ $ fObj<br />

Einsetzen von (2) in (3) ergibt:<br />

✁ = y1 + (− y1<br />

fObj + tan ✑) $ fobj = y1 − y1 + fObj $ tan ✑ = fObj $ tan ✑ = const<br />

4.4.5 Autokollimation<br />

Autokollimatoren sind normale Fernrohre mit einer Zusatzeinrichtung zur<br />

Beleuchtung des Faden- oder Strichkreuzes.<br />

Bei der Autokollimation wird das eigene (beleuchtete) Fadenkreuz nach<br />

Reflexion an einem ebenen Spiegel, der z.B. an einem zu vermessenden<br />

Objekt angebracht ist, beobachtet. Wenn das über den Spiegel<br />

reflektierte und das direkt beobachtbare Fadenkreuz zur Deckung<br />

gebracht werden, ist der Spiegel genau senkrecht zur Ziellinie des<br />

Autokollimationsfernrohres ausgerichtet. Dabei kann die Ausrichtung<br />

des Spiegels sowohl in vertikaler als auch in horizontaler Richtung<br />

überprüft werden.<br />

107<br />

y1<br />

(2)<br />

(4)<br />

Okular<br />

Δ<br />

Fadenkreuzbeleuchtung<br />

Fadenkreuz<br />

5 Abbildungsfehler<br />

f<br />

Obj<br />

horizontaler Versatz Δ<br />

vertikaler<br />

reflektiertes<br />

Fadenkreuz<br />

Versatz Δ<br />

δ<br />

Spiegel<br />

Autokollimation<br />

Eine ideale (fehlerfreie) geometrisch-optische Abbildung ordnet jedem<br />

Punkt eines Objektes des Gegenstandsraumes eindeutig einen<br />

Bildpunkt zu und transformiert geometrische Formen (Figuren) in ähnliche<br />

Formen (Figuren).<br />

Die hergeleiteten Abbildungsgleichungen für Spiegel, dünne Linsen,<br />

dicke Linsen oder Linsensystemen gelten streng nur für paraxiale<br />

(achsnahe) Strahlen. Strahlen, die außerhalb des paraxialen Gebietes<br />

verlaufen, führen dazu, dass die Objektpunkte nicht mehr punktförmig<br />

abgebildet werden: �Abbildungsfehler.<br />

Aus den Versuchen ist bereits bekannt, dass der Brechungsindex eines<br />

Materials sich mit der Wellenlänge des Lichtes (Lichtfarbe) ändert, d.h.<br />

Lichtstrahlen unterschiedlicher Wellenlängen (wie z.B. in weißem Licht<br />

enthalten) werden unterschiedlich stark gebrochen (Dispersion):<br />

�Farbfehler.<br />

5.1 Sphärische Aberration<br />

Von dem Hohlspiegel ist bereits ein spezieller Fehler bekannt: Katakaustik.<br />

Diese Art des Fehlers gibt es auch beim Durchgang von achsparallelen<br />

Strahlen, die symmetrisch zur optischen Achse verlaufen, durch<br />

eine Linse. Dieser Fehler wird bei Linsen<br />

108


genannt.<br />

Öffnungsfehler oder sphärische Aberration<br />

Sphärische Aberration<br />

F R<br />

F<br />

R<br />

: Brennpunkt für Randstrahlen<br />

F<br />

M<br />

: Brennpunkt für paraxiale Strahlen<br />

Ein Punkt wird in diesem Beispiel als unscharfer Kreis dargestellt. Der<br />

Fehler ist wegen der symmetrisch zur optischen Achse einfallenden<br />

Lichtstrahlen rotationssymmetrisch (kreisförmig).<br />

Sphärische Aberration<br />

Die sphärische Aberration nimmt mit zunehmender Krümmung der Linse<br />

zu (je kürzer die Brennweite um so größer der Fehler).<br />

5.2 Koma<br />

Fallen die Lichtstrahlen nicht symmetrisch zur optischen Achse sondern<br />

schräg ein, so ergibt sich kein kreisförmiges Fehlermuster mehr. Das<br />

dabei entstehende unsymmetrische Fehlermuster ähnelt in bestimmten<br />

Fällen einem Kometen; aus diesem Grunde wird dieser Abbildungsfehler<br />

genannt.<br />

Koma<br />

109<br />

r<br />

r<br />

F M<br />

r<br />

r<br />

P<br />

schräg einfallende<br />

Strahlen<br />

Koma<br />

F'<br />

Schirm<br />

Je nach Anordnung des Schirms können unterschiedliche dabei Fehlermuster<br />

entstehen.<br />

Verschiedene Formen des Komas<br />

110


5.3 Astigmatismus (Punktlosigkeit)<br />

Mittels Blenden lassen sich Strahlen ausblenden, die im Randbereich<br />

der Linse einfallen. Dieses mildert zwar die zuvor erläuterten Fehler, wie<br />

sphärische Aberration oder Koma, dennoch kann ein Abbildungsfehler<br />

auftreten, wenn ein Lichtbündel von einem Punkt kommt, der in einer<br />

Ebene (Meridianebene) weit außerhalb der optischen Achse und in der<br />

hierzu senkrechten Ebene (Sagittalebene) in der Ebene der optischen<br />

Achse liegt. Betrachtet man nun den Strahlenverlauf in diesen beiden<br />

Ebenen, so ergeben sich die in der Abbildung dargestellten Strahlverläufe.<br />

P<br />

Astigmatismus (Punktlosigkeit)<br />

Lichtstrahl kommt von einem Punkt P weit außerhalb<br />

der optischen Achse (o.A.)<br />

optische Achse<br />

Meridianebene (Seitenansicht)<br />

Blende<br />

Sagittalebene (Draufsicht)<br />

Blende<br />

seitlich<br />

gedehnt<br />

F Mer<br />

o.A.<br />

vertikal<br />

gedehnt<br />

o.A.<br />

F<br />

Sag<br />

Für die Strahlen der Meridianebene gilt als Brennebene die Ebene<br />

durch den Punkt FMer, für die Strahlen der Sagittalebene jedoch die<br />

Ebene durch den Punkt FSag. Je nachdem, wo ein Schirm oder eine<br />

111<br />

Leinwand angebracht wird, erhält man entweder einen seitlich oder<br />

einen vertikal gedehnten Punkt. Die Differenz der beiden Punkte<br />

✁ = FMer − FSag<br />

wird auch astigmatische Differenz genannt. Die Differenz ist um so<br />

größer, je schiefer das Lichtbündel einfällt.<br />

Beispiel für Astigmatismus<br />

5.4 Bildfeldwölbung<br />

Bei den bisher erörterten Fehlern, wie z.B. Astigmatismus, wurde bisher<br />

nur ein Strahlenbündel, das von einem einzigen Punkt ausgeht, betrachtet.<br />

Die mehrfache Anwendung des Astigmatismus für unterschiedliche<br />

Objektpunkte, die in einer Ebene liegen, führt schließlich zu einer neuen<br />

Fehlerart, der Bildfeldwölbung.<br />

112


G 0<br />

G 1<br />

G 2<br />

G 0<br />

G 1<br />

G 2<br />

Bildfeldwölbung<br />

FMer<br />

B2M<br />

B2S<br />

B1M<br />

FSag<br />

B1S<br />

Für die in einer Ebene liegenden Objektpunkt G0, G1, G2 ergeben sich<br />

zwei Kugelschalen mit unterschiedlichen Radien, auf denen die Punkte<br />

der Meridianebene bzw. der Punkte der Sagittalebene scharf abgebildet<br />

werden.<br />

Beispiel für Bildfeldwölbung<br />

113<br />

B0<br />

5.5 Verzeichnung und Verzerrung (Distorsion)<br />

Die Fehler Astigmatismus und Bildfeldwölbung lassen sich durch die<br />

Kombination mehrerer Linsen mit unterschiedlichem Brechungsindex<br />

(sog. Anastigmate) oder durch Blenden mildern.<br />

Der Einsatz von Blenden ist nicht unproblematisch, da hierdurch eine<br />

Verzeichnung oder eine Verzerrung hervorgerufen werden kann.<br />

Zur Begrenzung des Astigmatismus werden oft Blenden eingesetzt, die<br />

dafür sorgen, dass nur Lichtstrahlen in der Nähe der optischen Achse in<br />

die Linse einfallen. Je kleiner die Öffnung um so schärfer werden die<br />

einzelnen Objektpunkte abgebildet, d.h. um so kleiner ist der Zerstreuungskreis<br />

des Abbildes des Objektpunktes.<br />

Die Blenden haben jedoch zur Folge, dass sich der Abbildungsmaßstab<br />

v rotationssymmetrisch ändert (unterschiedlicher Bildmaßstab). Dieser<br />

Fehler wird Verzeichnung oder Verzerrung genannt. Der Verzeichnungsfehler<br />

hängt außerdem davon ab, ob die Blende vor oder hinter<br />

der Linse angeordnet ist.<br />

G 2<br />

G 1<br />

Blende hinter der Linse<br />

Blende<br />

Z,Z': Zerstreuungskreis ohne Blende<br />

M: Mittelpunktstrahl durch Linse<br />

M': Mittelpunktstrahl durch Blende<br />

Schirm<br />

M' > M Randgebiete werden gedehnt<br />

B<br />

1<br />

Z<br />

M<br />

M'<br />

Z'<br />

kissenförmige<br />

Verzeichnung<br />

Ohne Blende würde sich ein Zerstreuungskreis ZZ' mit Mittelpunkt bei M<br />

auf dem Schirm abbilden. Durch die Blende gelangen nur noch sehr<br />

wenige Lichtstrahlen zum Schirm, wobei der Mittelpunktstrahl durch die<br />

Blende bei M' abgebildet wird. Da sich die Linse hinter der Linse<br />

114


efindet, liegt der Punkt M' weiter außen auf dem Schirm als der Punkt<br />

M, d.h. das Bild von G2 wird gedehnt, während das Bild von G1 weiterhin<br />

auf der optischen Achse liegt. Aus einem ursprünglichen Quadrat würde<br />

sich die in der Abbildung aufgeführte Figur ergeben. Diese Form der<br />

Verzerrung wird deshalb als kissenförmige Verzeichnung bezeichnet.<br />

Eine andere Form der Verzeichnung ergibt sich für den Fall, dass die<br />

Blende vor der Linse angeordnet wird. In diesem Fall werden die Strekken<br />

gestaucht, da der Punkt M' weiter innen als der Punkt M liegt. Diese<br />

Form der Verzerrung heißt deshalb tonnenförmige Verzeichnung.<br />

G 2<br />

G 1<br />

Blende<br />

Blende vor der Linse<br />

Z,Z': Zerstreuungskreis ohne Blende<br />

M: Mittelpunktstrahl durch Linse<br />

M': Mittelpunktstrahl durch Blende<br />

Schirm<br />

M' < M Randgebiete werden gestaucht<br />

B<br />

1<br />

Z<br />

M'<br />

M<br />

Z'<br />

tonnenförmige<br />

Verzeichnung<br />

a) kissenförmige Verzeichnung b) tonnenförmige Verzeichnung<br />

115<br />

5.6 Farbfehler (Chromatische Aberration)<br />

Aus den Übungen ist bekannt, dass die Lichtfarben unterschiedlich stark<br />

gebrochen werden. So wird z.B. bei einer Konvex- oder Konkavlinse<br />

rotes Licht weniger stark als violettes Licht gebrochen. Farbfehler<br />

entstehen durch die Abhängigkeit der Brechkraft (Brechungsindex) von<br />

Gläsern von der Wellenlänge des Lichtes (Dispersion). Dieses wird<br />

besonders deutlich beim Strahlendurchgang durch ein Prisma.<br />

weißes Licht<br />

weißes Licht<br />

weißes Licht<br />

weißes Licht<br />

Konvexlinse<br />

violett<br />

Konkavlinse<br />

violett<br />

rot<br />

rot<br />

violett<br />

rot<br />

rot<br />

violett<br />

Für rotes bzw. violettes Licht gelten folgende Wellenlängen:<br />

✘violett l 400 nm<br />

✘rot l 650 nm e ✘violett < ✘rot<br />

Für die Brechungsindexe ni gilt bei normaler Dispersion: .<br />

nviolett > nrot<br />

Die Variation des Brechungsindexes mit der Wellenlänge ( n = f(✘) ) hängt<br />

auch von dem Linsenmaterial ab (siehe Abb.). Diese Eigenschaft wird<br />

auch ausgenutzt, um Farbfehler zu eliminieren. Dabei werden mindestens<br />

zwei Linsen mit unterschiedlichem Glasmaterial kombiniert.<br />

Solche zusammengesetzten Linsen werden Achromate genannt.<br />

116


n=f(λ)<br />

1.70<br />

1.65<br />

1.60<br />

Variation des Brechungsindexes mit der Wellenlänge<br />

Schwefelkohlenstoff<br />

leichtes Flintglas<br />

schweres Kronglas<br />

Achromat<br />

400 nm 500 nm 600 nm 700 nm λ<br />

violett blaugrün<br />

gelb rot<br />

Die Kombination verschiedener Glasmaterialen bei den sog. Achromaten<br />

soll bewirken, dass die Abhängigkeit der Brechkraft von der Wellenlänge<br />

vermindert oder gar eliminiert wird. In der Abbildung würde dieses<br />

einem horizontalen Verlauf der Kurve bedeuten.<br />

Beispiel: Kombination von zwei dünnen Linsen:<br />

Für eine dünne Linse mit den Radien r1 und r2 gilt für die Brechkraft D<br />

bzw. Brennweite f unter Berücksichtigung des variablen Brechungsindexes<br />

n(λ):<br />

D = 1<br />

f = (n(✘) − 1) $ ( 1<br />

r1 − 1 1<br />

r2 ) = (n − 1) $ ( r1 − 1<br />

r2 )<br />

Da sich die Brechkraft mit der Wellenlänge ändert, ändert sich somit<br />

auch die Brechkraft D. Dabei ändert sich die Brechkraft differentiell um<br />

dD, wenn sich der Brechungsindex um dn ändert, d.h. es gilt folgender<br />

dD<br />

dn<br />

Differenzenquotient ( ):<br />

dD 1<br />

dn = ( r1 − 1 r2 )<br />

Für größere Differenzen gilt näherungsweise unter Berücksichtigung<br />

von (1):<br />

✁D<br />

✁n = ( (3)<br />

1 r1 − 1 1<br />

r2 ) e ✁D = ✁n $ ( r1 − 1 1<br />

r2 ) = f $ ✁n<br />

n−1 = 1<br />

f $ 1 ✚<br />

Der in (3) enthaltene reziproke Quotient wird auch als Abbesche Zahl ν<br />

bezeichnet, so dass sich hiermit schließlich ergibt:<br />

1 ✚ = ✁n<br />

n−1 e ✁D = 1<br />

f $ 1 ✚<br />

117<br />

(1)<br />

(2)<br />

(4)<br />

Kombiniert man nun zwei dünne Linsen mit den beiden Brechkräften D1<br />

und D2, so gilt für die Gesamtbrechkraft Dges:<br />

Dges = D1 + D2<br />

Bei den Achromaten versucht man nun zwei Linsen so zu kombinieren,<br />

dass sich die Gesamtbrechkraft für einen bestimmten Wellenlängenbereich<br />

λ1 - λ2 nicht ändert, d.h. folgende Forderung ist zu erfüllen:<br />

✁Dges ! = 0<br />

Wegen (5) gilt für die Änderung der Gesamtbrechkraft:<br />

Hierin bedeuten:<br />

✁Dges = ✁D1 + ✁D2 = 1 1<br />

f1 $ ✚1 + 1 1<br />

f2 $ ✚2<br />

f1: Brennweite von Linse 1, ν1: Abbesche Zahl von Linse 1<br />

f2: Brennweite von Linse 2, ν2: Abbesche Zahl von Linse 2<br />

Aus (6) und (7) erhält man nun:<br />

(8)<br />

1 1<br />

$ f1<br />

✚1 + 1 1<br />

$ f2<br />

✚2<br />

!<br />

= 0 e f1 $ ✚1 = −f2 $ ✚2 e f2 ! = −f1 $ ✚1<br />

✚2<br />

Da die Vorzeichen der in (8) eingehenden Abbeschen Zahlen<br />

1<br />

✚1 = ✁n1<br />

n1−1<br />

1<br />

✚2 = ✁n2<br />

n2−1<br />

(5)<br />

(6)<br />

(7)<br />

n1 − 1<br />

✚1 =<br />

✁n1<br />

oder e (9)<br />

n2 − 1<br />

✚1<br />

✚2 = n1−1<br />

$ ✁n1 ✁n2 ✁n2<br />

n2−1 l ✁n1<br />

✚2 =<br />

✁n2<br />

für sämtliche Materialen gleich bleiben (vgl. Zeichnung), lässt sich (8)<br />

nur durch die Kombination von einer Positiv- mit einer Negativlinse<br />

erfüllen.<br />

Die nachfolgende Abbildung zeigt exemplarisch die Abhängigkeit des<br />

Brechungsindexes von der Wellenlänge für zwei Glassorten.<br />

118


n<br />

n<br />

Δ 1<br />

n<br />

Δ 2<br />

λ 1<br />

λ 2<br />

n = n<br />

Δ<br />

( λ )<br />

2<br />

- n(<br />

λ )<br />

1<br />

Glas von Linse 1 mit n<br />

1<br />

Glas von Linse 2 mit n<br />

2<br />

λ<br />

Je geradliniger der Kurvenverlauf zwischen den beiden Wellenlängenbereichen<br />

ist, um so besser wird der Farbfehler kompensiert.<br />

Beispiel für den Strahlenverlauf bei der Kombination von einer Positivund<br />

einer Negativlinse:<br />

Kronglas<br />

weißes Licht<br />

weißes Licht<br />

violett<br />

violett<br />

Flintglas<br />

rot<br />

rot<br />

Positivlinse Negativlinse<br />

119<br />

Achromat

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