KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien Mit einer Intervention führt die Künstlerin die Installation im Außenraum weiter – eine Vertiefung im Boden erinnert an Ablaufrinnen in urbanen Räumen. Newby greift häufig architektonische Sonderheiten und unauffällige Details auf und setzt sie in einen neuen Kontext. Dabei bleibt oft unklar, was durch die Künstlerin hinzugefügt wurde und was Teil der realen Umgebung ist. Bezug nehmend auf Arbeiten der Land Art, die in den 1960er und 1970er Jahren in den USA entstanden sind, fügen sich Newbys ebenso minimale wie radikale Gesten in den bestehenden Ort ein und lassen Veränderung über die Zeit zu. Ihre Arbeit im Freien wird, abhängig von den Jahreszeiten und umgebenden alltäglichen Aktivitäten, Rückstände aus der Umwelt wie Schutt, Blätter und Regenwasser aufnehmen. Im Gegensatz zu objektbezogenen Praktiken integriert sich das Werk in die bestehende Umgebung, wird Teil davon und verweist auf die darunter liegende Infrastruktur: die U-Bahn und das Kanalsystem am Karlsplatz. Newby bringt Ideen künstlerischer Bewegungen wie der Land Art in einen urbanen Kontext und spürt Verbindungen zu Zeit, Ort und Zusammenleben nach, die einen Bezug zu unserem zeitgenössischen Umfeld und alltäglichem Leben herstellten. Indem das Alltägliche als allgegenwärtiger, aber wandelbarer Horizont erscheint, in dem wir leben (und der mit uns lebt), ist es gleichzeitig Ausdruck gesellschaftlicher Verhältnisse. Als kapitalistisch besetzter Raum (angelehnt an Henri Lefebvre) werden Alltag und Freizeit zu Orten des Konsums, der wirkliche Selbstbestimmung verhindert; und ist dadurch entscheidend für das Verständnis von gesellschaftlichen Wirkungskräften. Newbys künstlerische Auseinandersetzungen greifen diese Themen auf. Ihre Kritik nimmt dabei ebenso unaufdringliche wie ästhetische Formen an. Sie schafft Kunstwerke, die nicht von kommerziellen Interessen geleitet sind, und die die poetische Qualität des Gewöhnlichen zum Ausdruck bringen. Newbys Kunst bezieht die Besucher/innen direkt mit ein. Ihre Arbeiten wollen nicht nur durch bloßes Betrachten, sondern durch eine körperliche Auseinandersetzung erfahren werden. In früheren Arbeiten etwa bat die Künstlerin Bekannte, von ihr hergestellte Keramiksteine übers Wasser springen zu lassen und winzige Objekte in der Hosentasche mitzutragen; oder aber sie installierte Windspiele aus Keramik in entlegenen Landschaften, wo erst das vom Wind erzeugte Geräusch den Weg zu ihnen erahnen ließ. Auch die Spuren der Herstellung bleiben in Newbys Werken meist sichtbar. Objekte aus Ton und Glas entstehen oftmals in Handarbeit und bewahren trotz teils komplexer Bearbeitungsprozesse einen informellen wie dynamischen Charakter. Der Bezug auf das Vergängliche in Newbys Arbeiten spiegelt sich auch im Ausstellungtitel I can’t nail the days down wider. Der direkte, unvermittelte Schreibstil von Autor/innen der sogenannten New York School wie James Schuyler, ebenso wie Alice Notley und Eileen Myles stellen einen wichtigen Bezugspunkt für die Arbeitsweise der Künstlerin dar. Kate Newby zieht ortsbezogene, alltägliche Details heran, um Werke zu schaffen, die gleichzeitig außerhalb, aber auch im Kontext zeitgenössischer künstlerischer Diskurse gelesen werden können. Ihre Kunst ist Teil eines Prozesses, der mit der unmittelbaren Umgebung verbunden ist und sich im Laufe der Zeit verändern kann. In Auseinandersetzung mit gegenwärtigen Produktionsweisen und Kunst im erweiterten Feld erscheinen Newbys Beschäftigungen mit dem Ort als Raum des Alltäglichen als glaubwürdig und sensibel(Kuratorin: Juliane Bischoff). [Kunsthalle Wien Karlsplatz. Ausstellungsdauer: 16. Mai – 2. September <strong>2018</strong> – Foto: © Kunsthalle Wien]
KUNST.INVESTOR Kunsthalle Wien Kate Newby, The Promise, Installationsansicht: Index - Contemporary Swedish Art Foundation, Stockholm, Sweden, 2017 Foto: Johan Wahlgren, Courtesy die Künstlerin Kate Newby, A rock in this pocket. (Detail), <strong>2018</strong>, Installationsansicht: 21st Biennale of Sydney at Cockatoo Island, Foto: silversalt photography Courtesy die Künstlerin; Michael Lett, Auckland & Fine Arts, Sydney