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SCHWACHHAUSEN Magazin | Juli-August 2018

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„Familie & Co“<br />

<br />

<br />

Unsere<br />

„Blau machen“ oder die „Schule<br />

schwänzen“ sind umgangssprachliche<br />

Bezeichnungen, die wegen ihrer<br />

Verharmlosungstendenz problematisch<br />

sind. Alle, die jemals in der<br />

Schule waren oder noch sind, haben<br />

sicherlich schon mal die eine oder andere<br />

Stunde gezielt „ausgelassen“, „vergessen“<br />

oder von „anderen gehört, dass sie<br />

sowieso ausfalle“. Häufig stecken hinter regelmäßigem<br />

Fernbleiben vom Unterricht jedoch ein oder<br />

mehrere gravierende Probleme. In Bremen wird das Verhalten von Schülerinnen<br />

und Schülern, die unentschuldigt stunden- oder tageweise der<br />

Schule bzw. dem Unterricht fernbleiben, als Schulvermeidung bezeichnet.<br />

„Familie & Co“<br />

Seiten<br />

Nach dem Bremischen Schulgesetz sind die Erziehungsberechtigten für<br />

die Erfüllung der Schulpflicht verantwortlich. Eine Schulpflichtverletzung<br />

ist eine Ordnungswidrigkeit und kann mit einer Geldbuße sowohl gegen<br />

die Erziehungsberechtigten als auch ab dem 14. Lebensjahr gegen die<br />

Schülerinnen und Schüler geahndet werden. Dazu zählt auch die unerlaubte<br />

Verlängerung der Ferien. Auch diese Form von Schulpflichtverletzung<br />

kann zu erheblichen Bußgeldern führen.<br />

Schulmeidungsverhalten kann eine Vielzahl von Ursachen haben. In vielen<br />

Fällen haben die Betroffenen seelische oder sozial-emotionale Probleme,<br />

z.B. Ängste, Überforderungsgefühle, Anerkennungsprobleme,<br />

Konflikte mit Lehrern, Mitschülern, Schwierigkeiten mit Drogen oder<br />

übermäßiger Mediennutzung. Die Ursachen können auch in der Schule<br />

oder im Elternhaus begründet sein. Schulvermeidung ist ein Phänomen,<br />

welches in allen Schulformen und Altersgruppen vorkommt. Die Vielfalt<br />

möglicher Ursachen erfordert ein frühes, genaues und sensibles Hinsehen<br />

und Handeln von Angehörigen und Schulen. Unterstützungs- und Beratungseinrichtungen<br />

wie die ReBUZ (Regionale Beratungs- und Unterstützungszentren),<br />

das AfSD (Amt für Soziale Dienste) oder die KIPSY (Kinderund<br />

Jugendpsychiatrische Beratungsstelle und Institutsambulanz) unterstützen<br />

Eltern und Schule bei Fragestellungen im Bereich Schulvermeidung.<br />

Aus dem Blickwinkel der/des betroffenen Schülerin/Schülers wird das<br />

Fernbleiben von der Schule meist als problemlösend empfunden, obwohl<br />

es mit einem immensen Energieaufwand verbunden ist, da der Alltag meistens<br />

mit Lügen- und Legendenbildung ausgefüllt werden muss. Schülerinnen<br />

und Schüler, die für eine längere Zeit nicht zur Schule gehen,<br />

müssen sich immer wieder neue Strategien einfallen lassen, um nicht aufzufallen.<br />

Sie verstecken sich, lassen sich Ausreden einfallen und erfinden<br />

Geschichten. Später dann, wenn das Vermeidungsverhalten offensichtlich<br />

wird, wird versucht, die Ursachen zu ergründen und Probleme offenzulegen.<br />

Schulvermeidung sollte auf keinen Fall als „reine Faulheit“ abgetan<br />

werden.<br />

Im Falle von Schulvermeidung gibt es in Bremen ein klar geregeltes Verfahren.<br />

Das Vorgehen der Schule orientiert sich an dem „Handlungsleitfaden<br />

für Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer im Umgang mit<br />

Schulvermeidung“. In ihm sind die aufeinander aufbauenden Handlungsschritte<br />

des Umgangs mit Schulvermeidung in einem 3-Phasen-Modell<br />

dargestellt. Außerdem bietet das „Handbuch Schulabsentismus“ den<br />

Schulen umfassende Orientierung und Hilfestellung. Wenn schulintern<br />

alle vorgegebenen Schritte abgearbeitet wurden, sind Schulen verpflichtet,<br />

eine Beratungsanforderung wegen Schulvermeidung an das jeweilige<br />

ReBUZ zu stellen.<br />

Schule ist ein fester Bestandteil im Alltag eines jeden Kindes. Kommt es hier zu Problemen, gerät die eigene Welt schnell aus den Fugen – professionelle Hilfe sollte<br />

daher möglichst kurzfristig in Anspruch genommen werden<br />

<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Juli</strong> - <strong>August</strong> <strong>2018</strong> 53

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