Stadtmagazin CLP Ausgabe 21
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Reise<br />
Der Traum von “ERIN“<br />
Er begann in New York, dieser Traum. Fünftausendeinhundertzwanzig<br />
Komma 183 Kilometer vom<br />
irischen Dublin entfernt – as the crow flies versteht<br />
sich! Denn mit einem Kreuzfahrtschiff auf<br />
der sogenannten Transatlantik Passage ist man selbst heute<br />
noch sechs Tage unterwegs, wie lange seine jedoch Vorfahren<br />
1847 auf einem der völlig überladenen „coffin ships“<br />
(Sargschiffe) auf ihrem Exodus unterwegs waren, weiß Carl<br />
nicht. Nur, dass es zwei seiner Vorfahren waren, denen die<br />
Flucht vor der katastrophalen Hungersnot von 1845 – 49 gelang,<br />
zwei von fast zwei Millionen Iren, die es schafften, nicht<br />
der „Irish Potatoe Famine“ zu erliegen.<br />
Carl´s Irish Pub lag in Soho, hübsch mit einem Kleeblatt<br />
über der Tür, bunt mit farbig angemalter Fassade und innen<br />
so dunkel und nach Tabakqualm miefend, wie man sich einen<br />
Irish Pub immer schon vorgestellt hatte. Carl, mittsechzig,<br />
groß, kein bisschen gebeugt und mit sonorer Stimme<br />
würde denn auch weitere Klischees erfüllen, wenn er zur Unterhaltung<br />
seiner Gäste selbst im Sommer „Auld Lang Sayne“<br />
singen, mit der Fidel zum Step Dance animieren würde und<br />
rote Haare hätte.<br />
„Bei mir gäb´s da nur einen Sean-nos,“ blinzelte Carl und<br />
fügte hinzu, weil man dabei mit den Tanzpartnerinnen so<br />
eng sein konnte, „dass der Klerus Höllenstrafen androhte,<br />
wenn man es trotzdem tat.“ Doch wie es sich für einen echten<br />
Iren gehörte, war dies die Ansage zum „Sean-nosen“, wo<br />
immer es sich anbot, ach ja, und seine Haare waren früher<br />
tatsächlich rot.<br />
Das fast zu viel der eingebildeten Parallelen, was Carl<br />
freiweg bestätigte, denn das Ambiente seiner Kneipe war<br />
die Kopie einer Bildvorlage aus einem irischen Reisemagazin<br />
und das mit den Traditionsliedern und –tänzen hatte er<br />
sich angelesen. Mac Flaherty, sein Nachname, war das einzig<br />
typisch irische an ihm, allerdings auch das ein Klischee. Gerade<br />
deshalb aber war uns die Erinnerung an eine Idee gekommen,<br />
die auf unserer Liste „Places to see before we die“<br />
ziemlich weit oben gestanden hatte. Eingetragen mit dem<br />
Namen „Ballyportry Castle.“ Von dem gälischen Haus aus<br />
dem 15. Jahrhundert hatten wir in Harper´s Bazaar gelesen,<br />
wo die trutzige Burg mit dem bemoosten Turm als ein „Farflung<br />
hide away“ benannt war. Weit weg von allem, mitten in<br />
„The Burren“ gelegen. Eine knappe Autostunde von Shannon<br />
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