Stadtmagazin CLP Ausgabe 21
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Hinter den Übermalungen der Künstlerin sind die Werke von<br />
Horst Janssen zum Großteil verborgen.<br />
„Skulptur 76“: Der Stapel aus Bilderrahmen verbirgt<br />
76 Horst-Janssen-Werke vor den Blicken der Museumsbesucher<br />
und wird so selbst zum Kunstwerk.<br />
trahiert und einem Buchstaben zugeordnet. „Die Besucher<br />
tauchen ein in die Bilder. Sie begeben sich auch die Suche<br />
und entdecken die Bilder dabei ganz neu“, so Helene von<br />
Oldenburg. Das neue Alphabet kann in einem interaktiven<br />
Projekt direkt vor Ort angewendet werden. Mit Hilfe von<br />
extra angefertigten Stempeln können Nachrichten verfasst<br />
werden. Außerdem steht die neu entwickelte Schrift auch<br />
als Download bereit und kann so auf jedem Computer oder<br />
Smartphone als Schriftart genutzt werden. Eine SMS, die an<br />
0174 80 544 77 geschickt wird, wird direkt an eine Wand in<br />
der Ausstellung projiziert. So kann jeder Besucher Teil des<br />
Kunstprojektes werden.<br />
In der zweiten Etage hängen die „Übermalungen“. Von<br />
den ursprünglichen Kunstwerken sind jeweils nur noch<br />
wenige Quadratzentimeter zu sehen. Der Rest wurde – geschützt<br />
durch eine Glasscheibe – übermalt oder mit einem<br />
Tapeband überdeckt und ist so zu einem neuen, eigenständigen<br />
Kunstwerk geworden. „Auch bei den Übermalungen<br />
und bei der Art wie die Klebestreifen aufgebracht sind, ist<br />
meine persönliche Handschrift zu erkennen. Der Betrachter<br />
erkennt, dass es handgemacht ist“, betont Helene von Oldenburg.<br />
Manche Besucher entwickeln auch den Ehrgeiz, das verborgene<br />
Bild hinter der Übermalung zu enträtseln und setzen<br />
sich auf diese Weise wieder intensiv mit dem Kunstwerk<br />
auseinander. In dieser Etage steht mit der „Skulptur 76“ auch<br />
das Lieblingswerk der Künstlerin. Dafür hat sie 76 gerahmte<br />
Zeichnungen von Horst-Janssen übereinander gestapelt. So<br />
bilden die sichtbaren Rahmen - im musealen Standardmaß<br />
von 75 mal 105 Zentimeter – eine eigene Skulptur ohne<br />
einen Blick auf die verborgenen Bilder zu ermöglichen. So<br />
mancher Horst-Janssen-Fan wird dies sicherlich bedauern.<br />
Irritierend ist auch eine weitere Installation, mit der die<br />
Künstlerin den Wert von Kunst hinterfragt. Vier auf den ersten<br />
Blick vollkommen gleiche Horst-Janssen-Drucke hängen<br />
nebeneinander. Erst auf den zweiten Blick fallen die unterschiedlichen<br />
Signaturen auf. Für den Betrachter eine belanglose<br />
Kleinigkeit für den Kunsthandel allerdings von großer<br />
Bedeutung. Ein Plakat ohne Signatur, eins mit Signatur, eins<br />
mit Stempelsignatur und eine Fälschung. Der Besucher kann<br />
sich die Frage stellen: Welches Plakat ist ihm mehr wert und<br />
warum?<br />
Die dritte Etage ist die auf den ersten Blick ungewöhnlichste<br />
Hängung von musealer Kunst. Hier wurde der gesamte<br />
Raum zum Kunstwerk. Auf grell gemusterte Tapeten, die<br />
an Wohn- bzw. Jugendzimmer aus den 70ger Jahren erinnern,<br />
hängen in einem scheinbaren wirren Durcheinander<br />
die Kunstwerke – mal in Bodennähe und mal knapp unter<br />
der Decke und ermöglichen so – im wahrsten Sinne des Wortes<br />
– einen neuen Blickwinkel auf die Kunst.<br />
Noch bis zum 24. September können sich die Besucher<br />
selbst ein Bild von der Ausstellung machen.<br />
Text: Sigrid Lünnemann<br />
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