Neue Szene Augsburg 2018-08
Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung
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auch immer an einem selbst, wie man mit den Leuten umgeht.<br />
Das Programmheft für die neue Saison ist vor Kurzem erschienen, gab<br />
es denn inhaltliche Vorgaben bei der Auswahl?<br />
Es ist zum Glück nicht so, dass in meinem Arbeitsvertrag drinsteht,<br />
was für Veranstaltungen ich zu buchen habe. Aber es herrscht Einigkeit,<br />
beispielsweise nicht in Konkurrenz zum Stadttheater zu treten. Das macht<br />
auch keinen Sinn.<br />
Sondern?<br />
Ich denke, man muss sich auf die Stärken des Hauses besinnen. Das<br />
ist einmal das unbeschreibliche Ambiente und die Tatsache, welches Publikum<br />
wir denn ansprechen wollen. Wir sind ein Unterhaltungstheater. Die<br />
Besucher und die Künstler sind oft von der Pracht und der Opulenz dieses<br />
Gebäudes geradezu überwältigt. Hier funktionieren eben nur bestimmte<br />
Sachen.<br />
Modernes Theater geht hier also nicht?<br />
Zum Beispiel ein Stück mit Endzeitstimmung, düster, melancholisch,<br />
so etwas würde hier nicht funktionieren. Es muss schon Unterhaltung sein.<br />
Unterhaltung mit Niveau. Unterhaltung kann RTL sein, aber auch ARTE.<br />
Es ist auch eine Kunst, zum Beispiel eine gute Komödie zu machen.<br />
Und das Parktheater ist ARTE?<br />
Schon eher ARTE, ja. Der künstlerische Anspruch sollte so sein. Die<br />
Stücke müssen auf jeden Fall niveauvoll sein. Es gibt auch schlechte Unterhaltung,<br />
schlechtes Kabarett und schlechte Comedy. Jede gute Theaterveranstaltung,<br />
egal wo, ist Werbung für das Theater. Es ist also die Aufgabe der<br />
Leiter der jeweiligen Häuser, ein gehobenes Live-Erlebnis auf die Beine zu<br />
stellen.<br />
Wie war die Bilanz ihres ersten Jahres? Sind sie zufrieden?<br />
Sehr zufrieden, ja. Dass erste Jahr hat gut funktioniert, wir haben mehr<br />
Karten verkauft als zuvor. Die zweite Spielzeit ist zwar noch nicht ganz vorbei,<br />
aber auch hier zeichnet sich eine Steigerung ab. Und ich darf mit einem<br />
tollen Team mit viel Freude und Motivation zusammenarbeiten.<br />
Ihr Zielpublikum ist aber schon eher das ältere Publikum als die<br />
Jugend?<br />
Es ist eine so schnelle Zeit mit YouTube und den ganzen sozialen<br />
Medien. Die Sehgewohnheiten sind anders geworden und was heute in<br />
ist, kann morgen schnell wieder out sein. Da kommen wir nicht hinterher.<br />
Schon alleine, weil unsere Planungen immer über ein Jahr voraus sind. Da<br />
brauche ich also keinen Rapper zu buchen, der heute hip ist, dann etwas<br />
Falsches sagt und übermorgen wieder weg vom Fenster ist.<br />
Da sind die älteren Besucher leichter in der Handhabe?<br />
Ja, das heißt aber nicht, dass ich etwas gegen die Jugend habe. Im<br />
Gegenteil. Doch die älteren Besucher gönnen sich den Besuch bei uns<br />
auch mit einer längeren Planung. Da ist kein Kind mehr im Haus und kein<br />
Elternabend steht an. Sie buchen auch schon einmal vier Monate im Voraus<br />
und nehmen sich ohne wenn und aber die Zeit, zu uns zu kommen.<br />
Das Enkelkind muss sich an diesem Abend eben einen anderen Babysitter<br />
suchen. (lacht)<br />
Wie ist das kulturpolitische Verhältnis zur Stadt <strong>Augsburg</strong>?<br />
Perfekt. Der Kontakt ist regelmäßig da und ich tausche mich dann sehr<br />
gut mit Herrn Weitzel aus. Man darf ja nicht vergessen, die Kurhaus GmbH<br />
gehört nicht nur der Stadt, sondern auch dem Bezirk Schwaben. Beide Seiten<br />
haben das Interesse, dass das Haus gut läuft. Und wenn es gut läuft, dann<br />
wird weniger Geld gebraucht. Es herrscht ein guter Austausch.<br />
Viele <strong>Augsburg</strong>er vergessen ja gerne, dass hier in Göggingen ein wunderschönes<br />
Theater existiert. Oder täusche ich mich?<br />
Wir haben tatsächlich festgestellt, dass es <strong>Augsburg</strong>er gibt, die das<br />
Parktheater gar nicht kennen und das versuchen wir zu ändern. Unsere<br />
Öffentlichkeitsarbeit geht dieses Thema jetzt auch verstärkt an. Unser Heft<br />
mit rund 55.000 Exemplaren Auflage geht nicht nur an Stammgäste oder<br />
Theater-Fans, sondern bewusst auch an einen größeren Kreis. Das Theater<br />
muss bekannter gemacht werden, da sind wir dran.<br />
Die Anbindung ist ja auch gut.<br />
Eben, hierher fährt eine Straßenbahn und eigentlich gab es mal die<br />
Idee, das Ticket mit dem Fahrschein zu koppeln. Leider sind die Kosten<br />
dafür zu hoch. Aber Göggingen ist nicht aus der Welt. Vom Königsplatz<br />
fahren Sie gerade einmal knapp 15 Minuten.<br />
Haben Sie eigentlich auch mal die Zeit, die weitere kulturelle <strong>Szene</strong> in<br />
<strong>Augsburg</strong> zu beobachten?<br />
Schwierig. Wir haben 180 Veranstaltungen, das bedeutet für mich, jeden<br />
zweiten Tag hier zu sein. Da ist man dann schon mal froh, an einem freien<br />
Tag nichts anderes beobachten zu müssen. Was ich aber schon mache, ich<br />
tausche<br />
„<br />
mich mit den Kollegen aus. Die haben ja alle Ahnung und da fragt<br />
man dann schon mal, ob der Künstler, der dort gut funktioniert hat, auch<br />
bei uns funktionieren könnte. Dieser Austausch ist mir wichtig.<br />
Unterhaltung kann RTL<br />
sein, aber auch ARTE<br />
„<br />
Blicken Sie mit uns in die Zukunft. Welche Ziele wollen Sie umsetzen?<br />
Ich bin gerade dabei, spätestens für 2020 einen Kleinkunst-Wettbewerb<br />
auf die Beine zu stellen. Ich habe das in Lüdenscheid gemacht und ich bin<br />
überzeugt, das kommt auch hier super an. Es wird einen Preis geben und<br />
so eine Auszeichnung ist auch für die Künstler wichtig und eine gute Werbung<br />
für sie. Es werden Künstler mit Niveau eingeladen und das Publikum<br />
wird natürlich bei Auswahl und Abstimmung voll mit eingebunden sein.<br />
Gibt es weitere Pläne für die Zukunft?<br />
Ja, eine Herzensangelegenheit für mich ist es, die Außengastronomie<br />
wiederzubeleben. Es gab sie ja schon mal, leider ist sie wieder eingeschlafen.<br />
Doch auch hier wird schnell etwas passieren. Wir werden die Gastronomie<br />
außen neu aufbauen und auch im historischen Salon in diesem Bereich<br />
etwas ändern.<br />
Wir wünschen Ihnen in der Sommerpause jedenfalls eine Zeit der<br />
Erholung. Vielleicht auch mal den Besuch eines Rockkonzerts als<br />
Ausgleich?<br />
Die Zeiten sind eher vorbei. Rock-Konzerte besuche ich mittlerweile<br />
mit Ohrenstöpsel, das ist mir alles zu laut geworden.<br />
Also dann eher gemütliche Musik zum Berieseln?<br />
Berieseln lassen geht gar nicht (lacht). Wenn man selbst Musiker ist,<br />
hört man immer ganz genau hin. Ich höre auch privat kaum Musik, da ist<br />
man professionell geschädigt. Ich mache lieber Sport. Segeln und Tennis,<br />
das ist meine Entspannung. Ich sitze so viel, da ist Bewegung wichtig.