Forum Heftes 2/2006
Forum Heftes 2/2006
Forum Heftes 2/2006
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GRUND UND BODEN BERUFSRECHT<br />
368<br />
Die Planungsgewinnabschöpfung hat der Gesetzgeber nicht<br />
als Finanzierungsmittel zugelassen. |43| Sie darf deshalb auch<br />
nicht vertraglich vereinbart werden. Andernfalls würde gegen<br />
das Koppelungsgebot verstoßen werden. Zugleich wären die<br />
Eigentümer unangemessen belastet.<br />
Um die vorstehenden Anforderungen an den Inhalt städtebaulicher<br />
Verträge im Rahmen der Umlegung feststellen zu<br />
können, muss der Zweck der Leistungen der Eigentümer vertraglich<br />
fixiert werden. Aus der Zweckfestlegung muss der<br />
innere Zusammenhang von Leistung und Gegenleistung deutlich<br />
werden. Dadurch wird sichergestellt, dass es zu keinen<br />
unzulässigen Absprachen zwischen den Beteiligten kommen<br />
kann und diese nachprüfbar bleiben.<br />
Rechtsanwalt Dr. Christian-W. Otto<br />
Meinekestraße 26 • 10719 Berlin<br />
E-Mail kanzlei@tfop.de<br />
www.baurecht-brandenburg.de<br />
|1| Vgl. zu diesem Begriff BVerwG, NJW 1985, 989; VGH Mannheim, BWGZ<br />
2001, 577 ff.; s. a. Keppel, BWGZ 1994, 743, 748 f.<br />
|2| So die vereinbarte amtliche Umlegung, dazu Burmeister/Seith, VBlBW<br />
2003, 457 ff.; Dieterich, Baulandumlegung, 5. Auflage, 2005, 349 ff.<br />
|3| Die Grundpfandgläubiger und sonstige dingliche Berechtigte sind den<br />
Eigentümern insoweit gleichgestellt. Sie werden deshalb nicht gesondert<br />
erwähnt.<br />
|4| Vgl. BVerfGE 104, 1, 9 ff. = ZfBR 2001, 478 = NVwZ 2001, 1023 = GuG<br />
2003, 372; BVerwG, NJW 1985, 989; dazu Kötter/Müller-Jökel/Reinhardt,<br />
ZFV 5/2003, 1, 3; Reinhard, GuG 2003, 39, 42; Otte, ZfBR 1984, 211 ff.;<br />
Otte, in: Ernst/Zinkahn/Bielenberg, BauGB, § 45, Rn. 10 m. w. N.; s. a. VGH<br />
Mannheim, NVwZ 2000, 694 ff.;<br />
|5| Vgl. VGH Mannheim, BauR 2001, 612 ff.; Dieterich, Baulandumlegung,<br />
a. a. O., 342 ff.<br />
|6| Vgl. dazu Seith/Burmeister, VBlBW 2003, 457 ff.; Dieterich, Baulandumlegung,<br />
5. Auflage, 2005, 349 ff.<br />
|7| Vgl. Wagner, GewArch 1995, 231 ff.; kritisch: Grziwotz, MittBayNot<br />
2001, 586 f.<br />
|8| Die rein fiskalisch handelnde Gemeinde ist in diesem Zusammenhang<br />
wie ein Privater zu beurteilen.<br />
|9| Vgl. zu ihrer Verpflichtung zur Teilnahme BGH, NJW 1981, 2124; kritisch:<br />
Birk, Die städtebaulichen Verträge nach dem BauGB 1998, 3. Auflage,<br />
1999, Rn. 343 f.<br />
|10| »Gegenstände eines städtebaulichen Vertrags können insbesondere<br />
sein: 1. die Vorbereitung und Durchführung städtebaulicher Maßnahmen<br />
durch den Vertragspartner auf eigene Kosten; dazu gehören auch die<br />
Neuordnung der Grundstücksverhältnisse …«<br />
|11| Ob die Verträge von öffentlicher und zivilrechtlicher Natur sind, so<br />
Birk, Städtebauliche Verträge, 4. Auflage, 2002, 207, ist in diesem Zusammenhang<br />
unerheblich.<br />
2<br />
|12| Vgl. BVerwG, ZfBR 2002, 74.<br />
|13| Vgl. Stich, BauR 1995, 744, 748 f.<br />
|14| Vgl. BVerwG, ZfBR 2002, 74; BVerwG, DNotZ 2000, 760; BVerwG, DÖV<br />
1985, 32.<br />
|15| Vgl. Reinhardt, GuG 2003, 39, 42 f.<br />
|16| Ebenso Burmeister/Seith, VBlBW 2003, 457 ff.; Birk, Städtebauliche<br />
Verträge, 212.<br />
|17| So BVerwG, ZfBR 2002, 74 ff.<br />
|18| Vgl. BGH, NJW 2002, 429.<br />
|19| Vgl. BVerwGE 42, 331, 345, st. Rspr.; s. a. BGHZ 153, 93 = DNotZ m. Anm.<br />
Grziwotz; Pietzcker, in: Planung, Festschrift Hoppe, 439, 451 ff.<br />
|20| Auch die Überprüfung nur einzelner Klauseln über gegenseitige<br />
Pflichten ist zulässig, vgl. BGHZ 153, 93.<br />
|21| Vgl. VGH Mannheim, NVwZ 2001, 694, 696.<br />
|22| Vgl. Stelkens/Bonk/Sachs, VwVfG, 6. Auflage, § 56 Rn. 54.<br />
|23| So BVerwG, ZfBR 2002, 74 ff.<br />
|24| Vgl. Otto, FORUM 2005, 159, 160 m. w. N.<br />
|25| Vgl. BVerGE 42, 33, 338 f.; BVerwG, BRS 35, 126; BRS 56, 241;<br />
BVerwGE 67, 177, 182.<br />
|26| Vgl. dazu BVerwG, U. v. 25. 11. 2005 – 4 C 15.04.<br />
|27| Vgl. § 59 Abs. 2 Nr. 4 VwVfG, s. a. BayVGH, NuR 2004, 528 ff.; VGH<br />
Mannheim, NVwZ 1991, 583.<br />
|28| Vgl. grundlegend BVerwGE 42, 331, 338 ff.; 111, 162, 169; BVerwG,<br />
BauR 2005, 1600 f.<br />
|29| BVerwG, ZfBR 1994, 140 ff.<br />
|30| Vgl. BVerwG, BauR 2005, 1600 f.; VGH Mannheim, BauR 2005, 1595 ff.<br />
|31| Vgl. BVerwGE 117, 25 ff.; BVerwG, U. v. 25. 11. 2005 – 4 C 15.04; Bunzel/Coulmas/Schmidt-Eichstädt,<br />
Städtebauliche Verträge – ein Handbuch,<br />
2. Auflage, 1999, 139 f.,151 f.<br />
|32| Grundlegend BVerwGE 42, 331 ff.; vgl. die Aufzählung bei Krautzberger,<br />
in: Ernst/Zinkahn/Bielenberg, BauGB, Stand März 2003, § 11 Rn. 45.<br />
|33| Sog. Folgekostenverträge, vgl. BVerwG, BauR 2005, 1600 f.; BVerwGE<br />
42, 331, 343; BVerwGE 90, 310.<br />
|34| Vgl. BVerwG, U. v. 25. 11. 2005 – 4 C 15.04; OVG Hamburg, DÖV 1987,<br />
257; Stich, in: Berliner Kommentar zum BauGB, 3. Aufage, § 11 Rn. 37.; dies<br />
gilt nicht für Erschließungskosten gemäß § 128 BauGB, vgl. BverwGE 31, 90.<br />
|35| Vgl. BVerwGE 89, 7 ff.; BVerwG, U. v. 25. 11. 2005 – 4 C 15.04.<br />
|36| Vgl. BVerwGE 84, 236; VGH Mannheim, BauR 2005, 1595, 1597;<br />
Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 56 Rn. 9.<br />
|37| Vgl. VGH Mannheim, BauR 2005, 1595, 1597.<br />
|38| Vgl. BVerwGE 42, 331, 342 f.; BVerwG, BRS 43, Nr. 12; die Vertragsurkunde<br />
ist wegen des Schriftformerfordernisses maßgeblich, vgl. BGH,<br />
NJW 1989, 1484; BVerwGE 111, 162.<br />
|39| Vgl. BVerwGE 42, 343, 344 f.; Kopp/Ramsauer, VwVfG, § 56 Rn. 9.<br />
|40| Derzeit wird in Stuttgart ein Flächenbeitrag von 30 % verlangt, vgl.<br />
Information der Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Stadtplanung und<br />
Stadterneuerung.<br />
|41| Dieterich, Baulandumlegung, a. a. O., 342 ff.<br />
|42| Vgl. dazu BVerfGE (Fn. 5), dazu Haas, NVwZ 20002, 272 ff.; Christ, DV-<br />
Bl 2002, 1517 ff.; Spannowsky, UPR 2004, 321 ff; Otto, FORUM 2005, 159 f.<br />
|43| Vgl. Birk, Städtebauliche Verträge, 209; Busse, BayGTzeitung, 3/2001.<br />
BDVI-SONDERHEFT ZUR BEWERTUNG VON ÖBVI-BÜROS<br />
EIN BEWERTUNGSMODELL<br />
MIT RATINGCHARME<br />
Das bereits im vorigen Jahr angekündigte<br />
Sonderheft zur Ermittlung von Bürower-<br />
ten Öffentlich bestellter Vermessungsingenieure<br />
liegt jetzt vor. Damit folgt die FORUM-Schrift-<br />
leitung einer andauernden Kollegennachfrage nach<br />
einem Bewertungsmodell, das die besonderen Be-<br />
dingungen eines ÖbVI-Büros berücksichtigt. Am<br />
Markt lassen sich Bewertungsansätze aus An-<br />
walts-, Steuerberatungs- oder anderen Kanzleien<br />
finden, die mit Erfahrungswerten aus verschiedenen Branchen ar-<br />
beiten, nur eben nicht mit Kenndaten aus dem Berufsfeld der ÖbVI.<br />
Das BDVI-Bewertungsmodell der Berliner Kollegen geht dagegen<br />
auf die besonderen Rahmenbedingungen der ÖbVI als beliehene<br />
und zugleich unternehmerisch tätige Vermessungsingenieure<br />
ein. Es verwendet dabei das aus der Grundstücksbewertung<br />
bekannte indirekte Vergleichswertverfahren. Indem<br />
für jedes Bundesland anhand betriebswirtschaftlicher Daten<br />
ein »Standardbüro« beschrieben wird, das für markt- und zukunftsfähig<br />
gehalten wird, wird ein Vergleich mit den Unternehmensdaten<br />
des zu bewertenden Büros möglich und zugleich<br />
eine Aussage über dessen betriebswirtschaftlichen Zustand.<br />
Dieses Modell hat dazu den »Charme«, das von den Banken favorisierte<br />
Unternehmensrating zu unterstützen. In dem Sonderheft<br />
wird die Modellvorstellung mit Rahmenbeiträgen zur<br />
steuerlichen und bankseitigen Betrachtung ergänzt. An vielen<br />
Stellen wird zudem darauf hingewiesen, dass das BDVI-Modell<br />
immer in den Rahmen der besonderen wirtschaftlichen, steuerlichen<br />
und persönlichen Bedingungen des zu bewertenden Büros<br />
gestellt werden muss, um die komplexe Bürowirklichkeit tat-<br />
BÜROBEWERTUNG<br />
BDVI-Modell zur Bürobewertung ERMITTLUNG<br />
KENNDATEN SCHAFFEN<br />
WERTTRANSPARENZ<br />
von Öffentlich bestellten Vermessungsingenieuren<br />
|1| Genial verschlüsselte Anspielung auf das jährliche Gans-Essen<br />
der Berliner Bewertungsgruppe.<br />
AUS BÜROBEWERTUNG<br />
Wirtschaftliche Bewertung aus Käufersicht | Seite 19<br />
VON BÜROWERTEN (TEIL 1)<br />
12<br />
Sonderheft 1/<strong>2006</strong><br />
Zeitschrift des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e. V.<br />
DER ÖBVI – EIN BESONDERES BERUFSBILD<br />
Bewertung von ÖbVI-Büros | Seite 1<br />
WERTTRANSPARENZ ALS AUFGABE<br />
Zum Inhalt des Sonderheftes | Seite 2<br />
BDVI-MODELL ZUR BÜROBEWERTUNG<br />
Kenndaten schaffen Werttransparenz | Seite 4<br />
DER UNTERNEHMERLOHN<br />
BASEL II …<br />
2 | Materieller Wertanteil (oder Substanzwert) Es gibt weder Formeln noch sonstige verbindliche Zahlen, durch<br />
… und seine Auswirkungen auf den Berufsstand | Seite 22 die sich der o. g. Minderungsfaktor festlegen lässt. Es bedarf<br />
Ein wesentlicher Anteil des Wertes von Vermessungsbüros be- in erster Linie profunder Fachkenntnisse und des gesunden<br />
steht in den tatsächlich vorhandenen materiellen Bürowerten. Menschenverstandes. Im Verkaufsfall kommt das Einverneh-<br />
Dies sind in der Hauptsache die Büroeinrichtung, von der PC- men zwischen Käufer und Verkäufer hinzu. Die Inventarliste<br />
Anlage bis hin zur Küchenausstattung, die Messgeräte und die samt ihrem Wertergebnis muss dann von den Verhandlungs-<br />
PKW.<br />
partnern gemeinsam aufgestellt und berechnet werden.<br />
Um diese Werte zu erfassen, bedarf es der Aufstellung einer Das zweite Problem ist der Wiederbeschaffungswert. Bei vie-<br />
Inventarliste im Zeitpunkt der Bürobewertung. Diese Liste entlen Dingen kann man anhand des Kaufpreises und einer durchhält<br />
alle materiellen Dinge, aufgelistet nach Art (genaue Beschnittlichen Inflationsrate der zugrunde zu legenden Jahre<br />
zeichnung des Objektes), Menge, Anschaffungsdatum und auf den Wiederbeschaffungswert schließen. Auch durch Preis-<br />
Anschaffungspreis. Für den Bewertungszweck muss die Ininformation einzelner Lieferfirmen, die durch ihre Prospekte<br />
ventarliste noch um den Minderungsfaktor und den Wieder- über aktuelle und vergleichbare Produkte Auskunft geben,<br />
beschaffungswert ergänzt werden. Aus diesen Faktoren ergibt lassen sich Werte fixieren.<br />
sich letztlich der maßgebende Wert jedes einzelnen Gegenstandes<br />
zum Wertermittlungsstichtag.<br />
Mir der Wiederbeschaffung ist hier jedoch nicht die Neuanschaffung<br />
des gleichen Produktes gemeint, sondern ein Gut,<br />
Unproblematisch ist die Auflistung von Art, Menge, Kaufpreis das dem aktuellen technischen Stand entspricht, genauso wie<br />
und -datum, da sich diese Parameter auch anhand von Kauf- das zu bewertende Gut zu seinem Kaufzeitpunkt dem damabelegen<br />
nachweisen lassen. Besondere Sachkenntnis verlangt ligen technischen Stand entsprach.<br />
dagegen die Festsetzung des Minderungsfaktors und des Wiederbeschaffungswertes.<br />
Zur Verdeutlichung: Im Jahre 2000 war der Pentium-Rechner<br />
1 | Problemstellung<br />
mit 1 GHz Taktfrequenz der Standard, heute liegt dieser Stan-<br />
Der Minderungsfaktor, angegeben in Prozent, spiegelt den dard bei 2,5 GHz. Eine Totalstation des Jahres 2000 würde heute<br />
Es gibt eine Vielzahl von Ereignissen und Anlässen, zu denen ein ÖbVI den Wert seines Büros beschreiben muss. Beispielhaft<br />
Grad der Abnutzung wider. Hiermit wird beurteilt, wie lange durch eine Totalstation mit der Option des reflektorlosen Mes-<br />
seien hier Bankgespräche, Büroverkäufe oder die Hinzunahme neuer Partner genannt. Aber auch ohne diese konkreten An-<br />
ein Gegenstand, auch für einen potenziellen Käufer, noch wirtsens ersetzt werden, weil diese zur zeit- und standardgemäßen<br />
lässe ist es aus unternehmerischer und kaufmännischer Sicht sinnvoll und notwendig, den Wert seines Büros zumindest<br />
näherungsweise beschreiben zu können. Dazu benötigt man eine Bewertungsstruktur.<br />
schaftlich nutzbar ist.<br />
Ausstattung eines Vermessungsbüros gehört.<br />
Diese Beurteilung bei einem Aktenschrank oder einem Büro- Gerade dieses letzte Beispiel macht noch ein weiteres Problem<br />
Intuitive Auskünfte werden niemanden überzeugen und sich daher im Ergebnis wertmindernd auswirken. Strukturierte Angaben<br />
stuhl vorzunehmen ist noch relativ einfach. Hier können sogar deutlich, das für manchen Verkäufer schmerzlich sein mag: Die<br />
über den materiellen und ideellen Wert eines Büros, über die Marktpräsenz und die Zukunftsfähigkeit des Büros schaffen Ver-<br />
die steuerlichen Abschreibungstabellen der Finanzämter hilf- Totalstation, gekauft im Jahre 2000 für 22.000 E, wird heute<br />
trauen bei den Gesprächspartnern und hinterlassen den gewünschten Eindruck: Der Büroinhaber ist tatsächlich ein Gestalter<br />
reich sein. Diese Steuertabelle ist aber immer auf ihren Bezug durch eine Totalstation mit Bedien- und Speichermedium auf<br />
(nicht nur Verwalter) seines Ingenieurbüros.<br />
zu der tatsächlichen, wirtschaftlich vernünftigen Nutzungs- Datenbankbasis und reflektorloser Messoption für 18.000 E<br />
dauer hin zu überprüfen. Oftmals finden sich in der Tabelle ersetzt. Dieser Preisverfall spiegelt sich auch in dem zu berech-<br />
Von der BDVI-Landesgruppe Berlin wurde in diesem Zusammenhang das folgende Bewertungsmodell entwickelt, das den Kol-<br />
fiktive Werte wieder, die mit der Realität nichts zu tun haben. nenden Wert der Totalstation wider. Der Minderungsfaktor für<br />
legen in ihrem wirtschaftlichen Umfeld als Orientierungshilfe dienen kann.<br />
vier Jahre wird mit 80 % eingeschätzt.<br />
Wichtig ist folgender Hinweis:<br />
Dem Wert von Büros Öffentlich bestellter Vermessungsingenieure lassen sich modellhaft folgende Komponenten zugrunde<br />
Die Wirtschaftlichkeit darf nicht nur unter dem Gesichtspunkt Diese 80 % werden jetzt von dem Wiederbeschaffungswert<br />
legen:<br />
des »Funktionierens«, sondern muss auch im Hinblick auf die abgezogen und nicht von dem damaligen Kaufpreis. Es ver-<br />
technische Weiterentwicklung gesehen werden. Dass ein alter bleiben danach als anzusetzender Restwert lediglich 3.600 E,<br />
Materieller Wertanteil (oder Substanzwert)<br />
Theodolit heute noch Messungen erlaubt, ist erfreulich. Ob obwohl das Messgerät noch alle anstehenden Aufgaben erledi-<br />
diese Messmethode in Zeiten reflektorlos messender Totalstagen kann und sich technisch in einem einwandfreien Zustand<br />
Ideeller Wertanteil (oder Praxiswert)<br />
tionen noch wirtschaftlich ist, muss bezweifelt werden. befindet.<br />
BÜROBEWERTUNG<br />
Qualitativer Wertfaktor<br />
Entsprechendes gilt für die EDV-Anlage. Die neuen Rechner- Für die Abnutzung von Software liegen keine Kenndaten vor.<br />
generationen können heute größere Datenmengen schneller ver- Einen Anhaltspunkt hierfür liefern aber die Zeitabstände, in<br />
Auftragswert<br />
arbeiten als noch im Jahre 2000. Damit können z. B. anspruchs- denen neue Updates geliefert werden, bzw. Erkenntnisse, ob<br />
vollere grafische Softwareprogramme (CAD) zur Anwendung Softwareprogramme vom Hersteller noch gepflegt werden. Ob<br />
kommen, die vor vier Jahren aufgrund fehlender Rechnerleis- ein Programm heute noch für das Büro bzw. einen Käufer von<br />
Nachfolgend werden die einzelnen Komponenten vorgestellt und diskutiert. Dem schließen sich ein Bewertungsbeispiel sowie<br />
tung unpraktikabel waren. Bestes Beispiel hierfür ist die Verar- Nutzen oder Interesse ist, muss er selbst entscheiden und<br />
eine Kurzkritik des Verfahrens an.<br />
6 | Bürobewertung nach dem BDVI-Modell,<br />
beitung der Datenmengen, die bei 3-D-Scans erzeugt werden. danach den Wert ansetzen.<br />
deutlich unter denen der Jahre 2001 und 2003 liegt. Ob es sich<br />
Als gewichtetes Mittel errechnet sich unter Einführung der Zu 3 Vermessungstechn<br />
Bewertungsbeispiel Berlin – ÖbVI-Büro Berl hierbei um »normale« konjunkturell bedingte Schwankungen<br />
Gewichte 1 = 2001, 2 = 2002 und 3 = 2003 folgender Gewinn- einer sehr hohen<br />
handelt oder ob z. B. ein größerer Zahlungsausfall (Insolvenz<br />
durchschnitt:<br />
Zu 4 Außendienstkraft<br />
Das zu bewertende Vermessungsbüro wird von einem Öffent- eines oder mehrerer Auftraggeber) zu diesem Ergebnis geführt<br />
Zu 5 Übernommener A<br />
4<br />
lich bestellten Vermessungsingenieur geleitet, der sich aufgrund hat, muss hinterfragt werden. Für die nachstehenden Berech-<br />
5<br />
betreut Gebäudee<br />
Sonderheft 1/<strong>2006</strong> seines fortgeschrittenen Alters veranlasst sieht, sein »Lebenswerk« nungen werden normale Konjunkturschwankungen unterstellt,<br />
(1 x 56) + (2 x 41) + (3 x 66) Sonderheft = 1/<strong>2006</strong> 56.000,- E dienst<br />
an einen jungen Assessor oder ÖbVI zu verkaufen. Das Büro zumal sich durch den Ansatz des gewichteten Mittels dieser<br />
6<br />
Zu 6 Neu eingestellter<br />
wurde von dem Verkäufer vor 30 Jahren gegründet und gilt zum Einfluss relativiert.<br />
CAD-Arbeitsplatz<br />
Wertermittlungsstichtag als »gut eingeführt«. Der ÖbVI be-<br />
Zu 7 Alle im Außendien<br />
schäftigt neun Mitarbeiter. Die Landesgruppe des BDVI in Berlin ÖbVI-Büro Berl –<br />
Der ideelle Wertanteil beläuft sich also zum Wertermitt- Zu 8 Auszubildender<br />
wird um Unterstützung bei der Bewertung des Vermessungsbüros<br />
gebeten. Dazu werden die nachstehenden Unterlagen<br />
Gewinnermittlung nach § 4 Abs. 3 EStG<br />
lungsstichtag auf 56.000 E.<br />
Zu 9 Auszubildender<br />
vorgelegt. Wertermittlungsstichtag ist der 31. Dezember 2003.<br />
2001 2002 2003<br />
(TE) (TE) (TE)<br />
6.3 | Qualitativer Wertfaktor<br />
ÖbVI-Büro Berl – A<br />
A | Betriebseinnahmen<br />
6.1| Materieller Wertanteil<br />
ÖbVI-Büro Berl – Mitarbeiter<br />
Die Auftragsstrukt<br />
Die Inventarliste des ÖbVI-Büros Berl (Anlage) wurde um die 1. Einnahmen aus<br />
folgt dar:<br />
Angaben zu den Wiederbeschaffungswerten sowie den jewei- freiberuflicher Tätigkeit 560 520 538<br />
Name, Vorname Geburtsdatum Beruf Beschäftigt<br />
ligen Minderungsfaktoren ergänzt. Ergebnis ist der Zeitwert 2. Erlöse aus Anlageverkäufen /<br />
1 | Katastervermes<br />
des Inventars.<br />
Privatanteile KfZ-Nutzung /<br />
1 | Wild, Gerhard 05.10.1951 Verm.-T. von 1974<br />
Neutrale Erträge<br />
22 8 6<br />
bis jetzt 2 | Baurechtliche V<br />
Bei der Bearbeitung der Liste stößt man auf die oben beschrie- 3. Vereinnahmte Umsatzsteuer 90 83 87<br />
(Lagepläne, Bes<br />
benen Probleme. Die Messgeräte sind zum Teil älterer Bauart.<br />
2 | Heymann, Volker 26.12.1954 Dipl.-Ing. von 1981<br />
Da diese nicht mehr vertrieben werden, können Anschaffungskosten<br />
nur näherungsweise eingeführt werden. Die angegebe-<br />
Summe Betriebseinnahmen 672 611 631<br />
bis jetzt 3 | Bewertungen (V<br />
nen Tachymeter werden bei Anschaffung von Neugeräten vom<br />
3 | Rost, Silvia 26.11.1970 Verm.-T. von 1989 4 | Ingenieurverme<br />
Hersteller zu Preisen von 2.000 bis 4.000 TE in Zahlung ge- B | Betriebsausgaben<br />
bis jetzt<br />
nommen, was in etwa 10 % der Anschaffungskosten ausmacht.<br />
5 | Sonstiges<br />
Ähnliches gilt für die Computer und Programme, so dass mit 1. Fremdleistungen<br />
35 29 35<br />
4 | Kurz, Wolfgang 27.11.1968 Verm.-T. von 1993<br />
den vereinfachend pauschal angenommenen 20 bis 25 % 2. Personalkosten<br />
337 321 318<br />
bis jetzt<br />
des Wiederbeschaffungswertes als Zeitwert eine realistische 3. Raumkosten<br />
34 34 34<br />
Größenordnung gefunden wird.<br />
4. Steuern, Versicherungen<br />
5 | Krause, Herbert 29.10.1961 Verm.-T. von 1995 ÖbVI-Büro Berl – A<br />
und Beiträge<br />
32 25 23<br />
bis jetzt<br />
Zum Vergleich:<br />
5. Fahrzeugkosten<br />
26 19 22<br />
Die Aufträge wurd<br />
Der Buchwert dieser Geräte liegt nach der aktuellen Inventar- 6. Werbe- und Reisekosten 4 3 4<br />
6 | Völkert, Bernd 08.03.1969 Dipl.-Ing. von 2002 nach:<br />
liste des Steuerberaters unter Berücksichtigung der Abschrei- 7. Instandhaltung / Werkzeuge 6 7 5<br />
bis jetzt<br />
bungstabellen der Finanzämter bei etwa 10 % der Anschaf- 8. Abschreibungen<br />
16 12 9<br />
1 | Wohnungsbaug<br />
fungskosten.<br />
9. Verschiedene Kosten<br />
33 33 25<br />
7 | Bolt, Stefan 12.08.1971 Messgeh. von 1993<br />
10. Vorsteuer /<br />
bis jetzt 2 | Grundstücksge<br />
Die Aufstellung des Inventars wurde vom Büroinhaber »um- Umsatzsteuerzahlung<br />
91 84 86<br />
auch Aufträge<br />
fassend« angelegt. Inwieweit die Einbeziehung von Büro-,<br />
8 | Wegener, Tobias 26.02.1982 Azubi, von 2002 Architektengru<br />
Küchen- und Verbrauchsmaterial in die Aufstellung vom Kaufinteressenten<br />
akzeptiert würde, bleibt offen. Das Ergebnis ist<br />
Summe Kosten<br />
614 567 561<br />
2. Jahr<br />
Bauvorhaben A<br />
ernüchternd. Der Zeitwert des im Mittel ca. drei bis vier Jahre 11. Buchwert Anlagenabgänge 0 0 1<br />
9 | Hell, Sven 28.06.1984 Azubi, von 2003 3 | Aufträge der öf<br />
alten Inventars macht nur noch ca. 20 % der Anschaffungs- 12. Neutrale Aufwendungen 2 3 3<br />
1. Jahr<br />
kosten aus, in der Summe: 51.000 E .<br />
4 | Deutsche Bahn<br />
Summe Betriebsausgaben 616 570 565<br />
Zu 1 Erfahrener Vermessungstechniker, Absteckungen aller Art, wirkt 5 | Privatpersonen<br />
6.2 | Ideeller Wertanteil<br />
bei Fortführungen mit, Berechnungen im Innendienst aller Art (An- und Umba<br />
Für die Bemessung des ideellen Wertanteils stehen die Gewinn- C | Gewinn<br />
56 41 66<br />
Zu 2 Fortführungen aller Art, sowohl Innendienst als auch Außendienst, messungen für<br />
ermittlungen der Jahre 2001 bis 2003 zur Verfügung. Unmit-<br />
Ausbilder im Bereich der Vermessungstechnik<br />
Anbauten und<br />
telbar ablesbar ist, dass das Betriebsergebnis des Jahres 2002 In Prozent vom Umsatz (A 1.) 10,0 7,9 12,2<br />
Grundstückstei<br />
BDVI • Luisenstraße 46 • 10117 Berlin<br />
sächlich abbilden zu können. Es gibt schon einige Anwendungsbeispiele.<br />
Alle Ergebnisse wurden bisher bei Gesellschaftsgründungen,<br />
Abwicklungen oder Kreditaufnahmen positiv verwertet.<br />
Das Bildungsinstitut wird Workshops anbieten, in denen<br />
die Bewertung mit Hilfe des BDVI-Modells erläutert und<br />
erprobt wird. Dank noch mal der Berliner BDVI-Gruppe, die<br />
»ganse« |1| Arbeit geleistet hat, und den »flankierenden« Autoren.<br />
1 | <strong>2006</strong><br />
SONDERHEFT BÜROBEWERTUNG<br />
2<br />
369