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s'Magazin usm Ländle, 5. August 2018

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FESTSPIELE<br />

Bereits vordreiJahren begannen die<br />

Gespräche zu „Das Jagdgewehr“.Inzehn<br />

Tagen endet nun diese<br />

„Entdeckungsreise“für Karl Markovics.<br />

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weil es uns ja gut geht. Das ist das<br />

Allerschrecklichste.<br />

Der österreichische Rechtsruck liegt<br />

inmitten des europäischen Rechtsrucks.<br />

Denken Sie, dass es wieder zu<br />

einer Gegenpendelbewegung kommen<br />

wird?<br />

Das ja, bisher war es aber oft so,<br />

dass diese Gegenbewegungen mit<br />

einem massiven Anstoß verbunden<br />

waren. Mit Revolutionen, Krieg oder<br />

anderen Katastrophen. Diese Dinge<br />

ziehen dann die Konzentration so<br />

sehr auf sich, dass alles rundherum<br />

vergessen wird und man wieder ganz<br />

von vorne beginnen muss. Ich frage<br />

mich, ob der gesunde Menschenverstand,<br />

das Gewissen oder die Intelligenz<br />

nicht ausreichen, um vielleicht<br />

einmal ohne Katastrophe auszukommen.<br />

Vielleicht könnte auch die Pendelbewegung<br />

zum Stillstand kommen.<br />

Stattdessen ließe sich eine Ruhelage<br />

für einehalbwegsnormale Gesellschaft<br />

finden. Auch da wird es<br />

Ausschläge in die eine oder andere<br />

Richtung geben,aber sie sollten nicht<br />

so stark sein, dass sie das Pendel<br />

selbst zum Reißen bringen.<br />

Interview: Angelika Drnek<br />

Fotos: Mathis Fotografie<br />

<br />

Das mit dem Schenken<br />

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Wir saßen mit Freunden beisammen, meine Frau<br />

und ich. Die Kinder spielten im Garten. Es waren<br />

diese Stunden, die nie vorbeigehen dürften und die<br />

man -der Mensch ist undankbar –soschnell wieder<br />

vergisst.Die Rede kam auf das Schenken, weil der<br />

Geburtstag unserer gemeinsamen Freundin anstand.<br />

Ihr Mann erzählte die folgende Geschichte.<br />

Die Geschäftsführung seines Unternehmens, das<br />

die vergangenen Jahresatte Gewinne gemacht hatte,<br />

wollte sich gegenüber den Mitarbeitern erkenntlich<br />

zeigen. Und so lag eines Morgens im Postfach<br />

ein Päckchen mit einem Montblanc-Kugelschreiber<br />

nebst einer persönlich unterzeichneten Dankeskarte.<br />

Wert rund 200 Euro. Durch einen Zufall entdeckte<br />

unser Freund, dass ungefähr zwei Wochen später<br />

auf ebay außergewöhnlich viele Montblanc-Kulis<br />

derselben Type feilgeboten wurden. Er war empört<br />

darüber,wie die Kollegen mit dem Geschenk umgingen.<br />

Sie verhökerten es einfach. Daraufhin antwortete<br />

meine Frau: „Dann stimmt der Spirit in der<br />

Firma nicht,sonst würden die den Kuli doch nicht<br />

verscherbeln.“Esentbrannte eine leidenschaftliche<br />

Diskussion, die mit reichlich gutem Wein ins Philosophische<br />

kippte. In einem Punkt waren sich alle einig:<br />

Ein Geschenk weiterverkaufen geht gar nicht.<br />

Dann vielleicht weiterverschenken. Bei der Frage<br />

des Geschenke-annehmen-Könnens spalteten sich<br />

die Lager.Das Schenken ist eine Kunst,aber das Annehmen<br />

eines Geschenks die noch viel größere.<br />

„Was ist ein Geschenk?“,fragte mein alter Studienkollege<br />

in die Runde. „Es ist umsonst und tut ein<br />

bisschen weh“, antwortete ich. „Jedenfalls verlangt<br />

es nicht nach einem Gegengeschenk. Tut es das,<br />

kommt es nicht vonHerzen, sondern ist Berechnung.“Eswurde<br />

dunkel. Die Kinder im Garten spielten<br />

„Krieg der Dinosaurier“,und wir redeten immer<br />

noch über das Wesen des Schenkens. Eines wurde<br />

mir an diesem Abend klar: Ob man es will oder<br />

nicht,aber bei so einem Thema kann man vortrefflich<br />

den Charakter eines Menschen studieren, seine<br />

Konventionen, seine Weite oder Enge.<br />

s’Magazin 9

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