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GIESSEREI Special 02/2017

PERSPEKTIVEN ZfP, Festigkeitsversuche und bruchmechanische Analysen lieferten die Basis für ein validiertes rechnerisches Konzept zur Bewertung des Einflusses von Ungänzen auf das Festigkeitsverhalten von Gussteilen. PERSPEKTIVEN Eine neue Methode zur Integration der Gießprozess-Simulation in den bruchmechanischen Nachweis wird am Beispiel eines Planetenträgers aus GJS-400 beschrieben. Sie führt zur Optimierung des Materialeinsatzes. PERSPEKTIVEN Mit Hilfe eines neuen, ultraschallbasierten Verfahrens lassen sich nichtmetallische Verunreinigungen in Aluminiumschmelzen hinreichend schnell und genau beurteilen. Erste Benchmarkversuche zeigten gute Ergebnisse.

PERSPEKTIVEN
ZfP, Festigkeitsversuche und bruchmechanische Analysen lieferten die
Basis für ein validiertes rechnerisches Konzept zur Bewertung des Einflusses
von Ungänzen auf das Festigkeitsverhalten von Gussteilen.

PERSPEKTIVEN
Eine neue Methode zur Integration der Gießprozess-Simulation in den
bruchmechanischen Nachweis wird am Beispiel eines Planetenträgers aus
GJS-400 beschrieben. Sie führt zur Optimierung des Materialeinsatzes.

PERSPEKTIVEN
Mit Hilfe eines neuen, ultraschallbasierten Verfahrens lassen sich nichtmetallische Verunreinigungen in Aluminiumschmelzen
hinreichend schnell und genau beurteilen. Erste Benchmarkversuche
zeigten gute Ergebnisse.

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EDITORIAL<br />

Forschung und Entwicklung<br />

erzeugen Innovationen in einem<br />

zunehmend komplexen Umfeld<br />

FOTO: ANDREAS BEDNARECK<br />

Der Kern des Fortschritts der Gießerei-Industrie in unserem Lande wird in<br />

gesamtwirtschaftlicher Perspektive durch Innovationen gebildet. Innovationen<br />

werden immer dann unabdingbar, wenn Bestehendes nicht mehr ausreichend<br />

oder gut genug ist. Innovationen entstehen dann entweder als Entwicklung<br />

existierender Prozesse oder als Findung neuer Verfahrensweisen und Produkte.<br />

Die Forschungsthemen werden dabei immer vielfältiger und somit komplexer. Es<br />

treten neben Fragen der Machbarkeit, Fragen nach der Umweltverträglichkeit, der<br />

Ressourcenschonung, der Energieeffizienz, der Nachhaltigkeit und der Wiederverwendbarkeit<br />

in den Fokus. Informations- und Kommunikationstechnologien üben<br />

dabei einen immer stärkeren Einfluss aus.<br />

In zunehmendem Maße werden Anforderungen an Prozesse und Produkte komplexer.<br />

Es reicht nicht mehr, eine Lösung der unmittelbaren Problematik zu finden, es<br />

müssen auch vielfältige Randbedingungen erfüllt werden. Dies bedingt eine neue<br />

Strategie der Innovation. Zunehmend müssen Akteure des Innovationsgeschehens<br />

enger zusammenwirken, um ihre Kräfte zu bündeln. Verschiedene Fachbereiche werden<br />

zur Findung und dann zur Umsetzung der Innovation benötigt. Auch die Implementierung<br />

der Lösung in das Produktionsgeschehen findet in einem zunehmend<br />

verknüpften und integrierten Umfeld statt.<br />

In der vorliegenden dritten Ausgabe des <strong>GIESSEREI</strong>-<strong>Special</strong>s „Forschung und Innovation“<br />

finden sich wieder interessante Informationen über Forschungsaktivitäten<br />

aus dem Bereich der Gießereitechnik. Sie können sich über viele Aktivitäten informieren,<br />

die mit Engagement und Leidenschaft durchgeführt wurden, um hervorragende<br />

Antworten auf Innovationsfragen zu geben. Lernen Sie die Forscher mit ihren<br />

Themen, Projekten und Einrichtungen kennen und lassen Sie sich von den Highlights<br />

faszinieren. Vielleicht ergibt sich so eine neue Idee für ein Forschungsprojekt.<br />

Denn es ist klar:<br />

Wir betreiben keine 4500 Jahre alte Technik. Wir als Branche betreiben seit<br />

4500 Jahren Hightech!<br />

Ihr<br />

Dipl.-Ing. Marc-Oliver Arnold,<br />

Vorsitzender der Forschungsvereinigung Gießereitechnik e. V.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 3


INHALT<br />

max. Hauptspannung,<br />

MPa<br />

28<br />

Ungänzen und Festigkeit<br />

FOTO: IWM<br />

44<br />

Simulation<br />

FOTO: MAGMA <strong>GIESSEREI</strong>TECHNOLOGIE/IWT-SOLUTIONS<br />

Untersuchter Querschnitt<br />

66<br />

Detektion von Einschlüssen<br />

FOTO: FRAUNHOFER IZFP<br />

PERSPEKTIVEN<br />

ZfP, Festigkeitsversuche und bruchmechanische<br />

Analysen lieferten die<br />

Basis für ein validiertes rechnerisches<br />

Konzept zur Bewertung des Einflusses<br />

von Ungänzen auf das Festigkeitsverhalten<br />

von Gussteilen.<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Eine neue Methode zur Integration<br />

der Gießprozess-Simulation in den<br />

bruchmechanischen Nachweis wird<br />

am Beispiel eines Planetenträgers aus<br />

GJS-400 beschrieben. Sie führt zur<br />

Optimierung des Materialeinsatzes.<br />

PERSPEKTIVEN<br />

Mit Hilfe eines neuen, ultraschallbasierten<br />

Verfahrens lassen sich nichtmetallische<br />

Verunreinigungen in Aluminiumschmelzen<br />

hinreichend schnell und<br />

genau beurteilen. Erste Benchmarkversuche<br />

zeigten gute Ergebnisse.<br />

FOTO: SFB 1120<br />

86 Bauteilpräzision durch Beherrschung von Schmelze und Erstarrung<br />

PORTRÄT: Über die Arbeit des Sonderforschungsbereiches 1120.<br />

4 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

18 Metallurgical coating to reduce graphite<br />

degeneration at the surface zone of compacted<br />

graphite iron castings<br />

Ugo C. Nwaogu, Wolfram Stets<br />

28 Zum Einfluss von herstellungsbedingten<br />

Ungänzen auf das Festigkeitsverhalten von<br />

Bauteilen aus Stahlguss<br />

Dieter Siegele, Peter Tempel, Christian Eichheimer,<br />

Majid Farajian, Ines Veile<br />

44 Gießprozess-Simulation und bruchmechanischer<br />

Nachweis – aktueller Stand und Ausblick<br />

Corinna Thomser, Peter Langenberg, Pawel<br />

Kucharczyk, Jörg C. Sturm<br />

54 Effect of porosity on mechanical properties of<br />

Al-castings<br />

Rüdiger Bähr, Heribert Stroppe<br />

58 MAGIT: Gasinjektionstechnologie auf dem Weg<br />

in die industrielle Anwendung im Druckguss<br />

Lothar H. Kallien, Wolfgang Kuchar, Marcel Op de Laak,<br />

Michael Haas<br />

66 Entwicklung eines ultraschallbasierten Messverfahrens<br />

zur Detektion von nichtmetallischen<br />

Einschlüssen in Aluminium-Schmelzen<br />

Friederike Feikus, Florian Funken, Andreas Bührig-<br />

Polaczek, Thomas Waschkies, Miriam Weikert-Müller,<br />

Andrea Reuther, Bernd Valeske<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

6 Fokus<br />

86 Porträt<br />

103 Aktuelle Forschungsaktivitäten<br />

Trenn- und Schmierstoffe für den Druckguss<br />

Wir forschen<br />

für Ihren Erfolg.<br />

Über 50 Jahre Erfahrung,<br />

Ihr Wettbewerbsvorteil.<br />

Aktuelle Themen<br />

Minimalmengensprühen<br />

Strukturteilguss<br />

In Druckgießereien sind Trennund<br />

Schmierstoffe unverzichtbar.<br />

Ganz besonders bei der Produktion hochqualitativer<br />

Gussteile fällt ihnen eine<br />

Schlüsselrolle zu. Mit der einwandfreien<br />

Trenn- und Schmierwirkung unserer<br />

Trennex ® –Produkte schaffen wir eine wesentliche<br />

Voraussetzung für den störungsfreien<br />

Gießzyklus und sorgen für tadellose<br />

Gussteiloberflächen und saubere Formen.<br />

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Geiger + Co. Schmierstoff-Chemie GmbH<br />

D-74008 Heilbronn | info@trennex.de


FOKUS<br />

Offenporige Metallschäume mit hoher Steifigkeit<br />

FOTO UND GRAFIK: HOCHSCHULE PFORZHEIM<br />

Digitalmikroskopische Aufnahme des strukturellen Aufbaus eines offenporigen<br />

Metallschaums.<br />

> LEICHTBAU BW GMBH, HOCHSCHU-<br />

LE PFORZHEIM: Metallische Schaumstrukturen<br />

bieten vielversprechende<br />

Anwendungsmöglichkeiten und weisen<br />

allein schon durch ihre Struktur ein deutlich<br />

geringeres Gewicht auf als Festkörper<br />

(Bild oben). Durch die Kombination mit<br />

anderen Stoffen können maßgeschneiderte<br />

Materialien entwickelt werden,<br />

deren Eigenschaften und Verhalten ganz<br />

gezielt auf den jeweiligen Anwendungsfall<br />

abgestimmt werden können – von<br />

der Fahrzeugindustrie über den Maschinenbau<br />

bis zur Luft- und Raumfahrt, in<br />

der Energietechnik wie auch in der Biomedizin.<br />

Dies ist Gegenstand des neuen<br />

baden-württembergischen Forschungsprojekts<br />

und Verbundvorhabens „Innovative<br />

Schaumstrukturen für effizienten<br />

Leichtbau“ (InSeL). Ziel ist die Entwicklung<br />

von funktionsoptimierten Leichtbauwerkstoffen<br />

auf der Basis von offenporigen<br />

Schäumen für industrienahe Anwendungen.<br />

Zum Start des neuen Forschungsprojektes<br />

(InSeL) hat die Leichtbau BW<br />

GmbH/ThinKing das Projekt als Leichtbau-Lösung<br />

des Monats März <strong>2017</strong> ausgezeichnet.<br />

Im ganzheitlichen Ansatz werden die<br />

Forscher in den kommenden Jahren auf<br />

der Basis von offenporigen Metallschäumen<br />

eigenständige zelluläre Leichtbauwerkstoffe<br />

und Komposite mit inhärentem<br />

Stützgerüst entwickeln. Parallel dazu<br />

soll ein neues Verfahren umgesetzt werden,<br />

mit dem monodisperse Polymerschäume<br />

durch den Einsatz von Tensiden<br />

hergestellt werden können. Dieses Verfahren<br />

soll zur Substitution des spezifischen<br />

Herstellungsprozesses von Gussmodellen<br />

für die zellulären Leichtbaustrukturen<br />

dienen und in Verbindung<br />

mit dem Feingießverfahren auch eine<br />

genau definierte und reproduzierbare<br />

Schaumstruktur ermöglichen.<br />

Bei offenporigen Metallschäumen gibt<br />

es zwischen den einzelnen Zellen keine<br />

Trennwände mehr. Dadurch ist eine<br />

Durchlässigkeit für weitere Stoffe gewährleistet.<br />

Zudem kann die sehr große Oberfläche<br />

für funktionale Zwecke dienen, das<br />

heißt, dadurch lassen sich die interessanten<br />

mechanischen Eigenschaften des<br />

Metallschaums mit weiteren Eigenschaftsmerkmalen<br />

kombinieren.<br />

Im Rahmen von InSeL geht es nun darum,<br />

die Eigenschaftsprofile von Metallschäumen<br />

zu schärfen und auch zu verbessern.<br />

Dafür wird es mehrere Teilprojekte<br />

geben, wobei teilweise die<br />

metallischen Stege mit einer Zweitphase<br />

(z. B. in Form von leichten Keramiken)<br />

versehen werden sollen, um die Festigkeiten<br />

zu steigern, oder die nichtmetallische<br />

Phase (wobei es sich bei offenporigen<br />

Schäumen lediglich um Luft handelt)<br />

durch einen weiteren Werkstoff<br />

infiltriert wird (Bild unten). So kann man<br />

beispielsweise einen Matrixwerkstoff mit<br />

guten Dämpfungseigenschaften mit einer<br />

netzwerkartigen und hochfesten<br />

Stützstruktur vereinen. „Wir nehmen die<br />

offenporigen Metallschäume, wie sie bereits<br />

bekannt sind, modifizieren sie durch<br />

die Entwicklung neuer Verfahren, um<br />

Werkstoffkombinationen zu erzielen, die<br />

es – und eben auch genau im Bezug zum<br />

Thema Leichtbau – bislang so nicht gab“,<br />

so der Sprecher des Forschungsverbun-<br />

Prinzipschaubilder eines offenporigen Metallschaums (links), in Kombination mit einer dispersionshärtenden Zweitphase<br />

(Mitte) und in Form eines hybriden Metall-Matrix-Verbundes (rechts).<br />

6 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


des Prof. Dr. Norbert Jost von der Hochschule<br />

Pforzheim. „Das Potenzial und die<br />

Anwendungsvielfalt dieser neuen Werkstoffe<br />

scheint nahezu unerschöpflich“.<br />

Offenporige Metallschäume eignen<br />

sich durch die Kombination des Basismaterials<br />

in Verbindung mit ihrer Struktur<br />

für eine Vielzahl von Anwendungsgebieten,<br />

wozu neben den Bereichen der Wärme-/Kältetechnik<br />

und medizinischen<br />

Implantaten auch Stoß-/Crashabsorber<br />

und Strukturleichtbau zählen. Im Leichtbau<br />

liegt der Fokus darauf, die Steifigkeiten<br />

möglichst ohne zusätzlichen Materialaufwand<br />

effizient zu steigern und die<br />

Festigkeiten unter verschiedenen Belastungsmodi<br />

zu verbessern.<br />

In diesem Zusammenhang bieten offenporige<br />

Metallschäume vielversprechende<br />

Eigenschaften. Hervorzuheben<br />

sind dabei die sehr hohe spezifische Steifigkeit<br />

und Festigkeit. So werden z. B. bei<br />

identischer Belastung durch Druck und<br />

Biegung in Abhängigkeit der dadurch<br />

induzierten Dehnung, Gewichtseinsparungen<br />

von 50 % im Vergleich zu Festkörpern<br />

erzielt. Des Weiteren verfügen<br />

offenporige Metallschäume über ein<br />

ausgezeichnetes Dämpfungsverhalten.<br />

Im Rahmen des Forschungsprojekts<br />

haben sich die Hochschulen Pforzheim,<br />

Karlsruhe und Reutlingen mit dem<br />

Karlsruher Institut für Technologie, dem<br />

Naturwissenschaftlichen und Medizinischen<br />

Institut an der Universität Tübingen<br />

sowie dem Fraunhofer Institut für<br />

Chemische Technologie in Pfinztal zusammengeschlossen.<br />

Dieser Forschungsverbund<br />

um das InSeL-Projekt<br />

wird als Zentrum für angewandte Forschung<br />

(ZAFH) mit bis zu 1,5 Mio. Euro<br />

durch das Land Baden-Württemberg und<br />

Strukturfondsmittel der Europäischen<br />

Union gefördert.<br />

Geplant ist eine mittelfristige Umsetzung<br />

der entwickelten Leichtbauwerkstoffe<br />

an gezielten industrienahen Anwendungen<br />

sowie die Anwendung der<br />

entwickelten monodispersen Polymerschäume<br />

als formgebende Ursprungsmodelle<br />

für die zellulären metallischen<br />

Werkstoffverbunde. Interessierte Unternehmen,<br />

die sich gerne im Projekt einbringen<br />

wollen, sind ausdrücklich erwünscht.<br />

Um die Marktpotenziale und Fertigungsmöglichkeiten<br />

der neuen Werkstoffe<br />

anwendungsnah weiterzuentwickeln,<br />

beteiligen sich auch zahlreiche Unternehmen<br />

an dem Vorhaben, darunter die Indutherm<br />

Gießtechnologie GmbH, Walzbachtal,<br />

die Tinnit GmbH und die BTE<br />

GmbH, Karlsruhe, sowie die Mayser<br />

GmbH, Lindenberg, und die cirp GmbH,<br />

Heimsheim. Der stetige Austausch zwischen<br />

Theorie und Praxis wird in dem<br />

Projekt auch durch die Landesagentur<br />

für Leichtbau Baden-Württemberg sowie<br />

die Industrie- und Handelskammern<br />

Nordschwarzwald und Karlsruhe begleitet.<br />

Nach dem Projektauftakt ist einmal<br />

jährlich ein öffentliches InSeL-Symposium<br />

mit Fachvorträgen aller Arbeitsgruppen<br />

und ausgewählten themenspezifischen<br />

Gastvorträgen geplant.<br />

www.leichtbau-bw.de<br />

www.hs-pforzheim.de<br />

ALLES AUS EINER HAND<br />

FÜR DEN DRUCKGUSS<br />

Die LUBRODAL-Spezialschmierstoffe von FUCHS LUBRITECH<br />

bieten das komplette Sortiment hochwertiger Trenn-, Schmierund<br />

Hilfsstoffe. Ein engagiertes Team von Fachleuten berät Sie<br />

gern bei Auswahl und Applikation unserer Produkte.<br />

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FOKUS<br />

Alexander Hackert (l.)<br />

und Tristan Timmel<br />

mit dem neuen<br />

Leichtbaurad.<br />

FOTO: RICO WELZEL<br />

Leichtes Pkw-Rad dank Al-Schaum<br />

> TECHNISCHE UNIVERSITÄT CHEM-<br />

NITZ: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler<br />

des Bundesexzellenzclusters<br />

„MERGE: Technologiefusion für multifunktionale<br />

Leichtbaustrukturen“ an der<br />

Technischen Universität Chemnitz haben<br />

gemeinsam mit den Partnern des Fraunhofer-Instituts<br />

für Werkzeugmaschinen<br />

und Umformtechnik (IWU) einen Leichtbauerfolg<br />

mit großer Bedeutung für den<br />

Automobilbau der Zukunft erzielt: Sie<br />

reduzierten das Gewicht eines Pkw-Rades<br />

durch den Einsatz von neuartigen Materialien<br />

und Strukturen um mehr als die<br />

Hälfte. Im Vergleich zu einem Referenzrad<br />

aus Stahl, welches etwa 6,8 kg auf die<br />

Waage bringt, wiegt das neue Leichtbaurad<br />

aus Chemnitz nur noch 3,<strong>02</strong> kg.<br />

Das dreiteilige Rad besitzt eine Sandwich-Radscheibe<br />

aus einem Aluminiumschaumkern<br />

und Deckschichten aus<br />

thermoplastischen Faser-Kunststoff-Verbunden.<br />

Dieses Sandwichdesign nutzt<br />

gezielt die Vorteile der eingesetzten<br />

Werkstoffe. Vor allem im Automobilbau<br />

finden derartige Multi-Material-Bauweisen<br />

verstärkt Anwendung. So lassen sich<br />

beispielsweise das Gewicht und damit<br />

auch der Schadstoffausstoß von Kraftfahrzeugen<br />

durch die Kombination neuer<br />

Verfahrenstechnologien und intelligenter<br />

Materialsysteme reduzieren.<br />

Die Verbindung von thermoplastischen<br />

Faser-Kunststoffen mit Metallschäumen<br />

bietet besondere Leichtbaupotenziale<br />

vor allem in der Großserie,<br />

weiß Alexander Hackert (Bild oben),<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundesexzellenzcluster<br />

MERGE. „Hochporöse,<br />

metallische Schäume wie Aluminiumschaum<br />

besitzen sehr gute mechanische<br />

Eigenschaften bei niedriger Dichte und<br />

zugleich ein enormes Energieabsorptionsvermögen,<br />

was zu einem erhöhten<br />

Komfort insbesondere bei Kurvenfahrten<br />

beiträgt. Dabei haben sie außerdem eine<br />

ausgeprägte Schadenstoleranz“, so<br />

Hackert.<br />

Der spezielle Kernverbund macht die<br />

Radscheibe des Pkw-Rades enorm steif<br />

und gleichzeitig leicht. Der Aluminiumschaumkern<br />

weist eine hauchdünne,<br />

geschlossene Außenseite auf, die dazu<br />

dient, ein optimales Interface zu den kohlenstofffaserverstärkten<br />

Deckschichten<br />

bereitzustellen. Zusätzlich wird eine Pufferschicht<br />

mit Glasfaserverstärkung zur<br />

Harmonisierung des Steifigkeitssprunges<br />

zwischen Aluminiumschaum und den<br />

kohlenstofffaserverstärkten Deckschichten<br />

eingebracht. Durch eine drastische<br />

Druckerhöhung bei der Herstellung in<br />

thermischen Pressverfahren werden zudem<br />

die thermisch induzierten Eigenspannungen<br />

im Bauteil eingefroren, was<br />

zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit<br />

beitrage, da die hochbelasteten<br />

Bereiche des Rades bereits vorgespannt<br />

sind, so Hackert.<br />

Durch die Verringerung der ungefederten<br />

Massen konnten die Wissenschaftler<br />

außerdem eine Verbesserung der<br />

Fahreigenschaften erreichen. Das Fahrzeug<br />

wird agiler und es verändert sein<br />

Verhalten, wenn der Fahrer auf die Bremse<br />

tritt: Es kommt schneller zum Stehen.<br />

„Für den Einsatz im Straßenverkehr sind<br />

besondere Normen und Vorschriften zu<br />

beachten, denn die Sicherheit für die<br />

Fahrzeuginsassen und andere Verkehrsteilnehmer<br />

muss in jedem Fall gewährleistet<br />

sein“, so Hackert. „Auch versehentliche<br />

Bordsteinüberfahrten oder das<br />

Durchfahren von Schlaglöchern müssen<br />

von einem Rad problemlos gemeistert<br />

werden“.<br />

Umfangreiche Prüfungen des Sandwichverbundes<br />

sowie komplexe Bauteilsimulationen<br />

haben gezeigt, dass dieses<br />

Konstruktionsprinzip auch skalierbar für<br />

viele andere Anwendungen ist.<br />

Das Team um Alexander Hackert konnte<br />

die Entwicklung des Leichtbaurades<br />

schutzrechtlich als Gebrauchsmuster<br />

anmelden und als Patentschrift durch das<br />

Deutsche Patent- und Markenamt vorlegen<br />

(DE 20 2014 005 111 U1, DE 10 2014<br />

009 180 A1). Als Prototyp der Radfelge<br />

bündelt die Chemnitzer Entwicklung<br />

Erkenntnisse aus den Voruntersuchungen<br />

und Prüfungen zur Bauteilsimulation und<br />

dient nun der Weiterentwicklung bis hin<br />

zum konkreten Serienbauteil. Die Forscher<br />

zeigen sich zuversichtlich, dass<br />

Automobilhersteller zur Entwicklung<br />

neuer mobiler Lösungen neben alternativen<br />

Konzepten wie Elektro- und Wasserstoffantrieb<br />

auch auf die leichte Felge<br />

made in Chemnitz zurückgreifen werden.<br />

www.leichtbau.tu-chemnitz.de<br />

8 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Neuartige Laserprozesse für den innovativen Leichtbau<br />

> Fraunhofer IWS: Der Leichtbau ist<br />

eines der progressivsten Forschungsfelder<br />

für die Bewältigung der Energiewende<br />

sowie die Reduzierung von CO 2<br />

-Emissionen.<br />

Innovative Materialien, wie beispielsweise<br />

metallische Schäume oder<br />

kohlenstoff- und glasfaserverstärke<br />

Kunststoffe, liefern ihren Beitrag zur erfolgreichen<br />

Umsetzung der von der Bundesregierung<br />

gesteckten Ziele. Das<br />

Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und<br />

Strahltechnik IWS, Dresden, forscht seit<br />

vielen Jahren auf diesem Gebiet, um zukunftsträchtige<br />

sowie bezahlbare Lösungen<br />

für Industrie- und Forschungspartner<br />

zu gewährleisten. Dazu zählt auch das<br />

Trennen dieser Materialien mittels Remote-Laserstrahlschneiden.<br />

Das Remote-<br />

Laserstrahlschneiden von Verbundwerkstoffen<br />

ermöglicht die Kombination von<br />

hocheffizientem Trennprozess mit sehr<br />

guter Schnittkantenqualität.<br />

Metallische Schäume sind das ideale<br />

Ausgangsmaterial für innovativen Leichtbau.<br />

Sie sind leicht und gleichzeitig stabil,<br />

haben ein hohes Oberfläche-Volumen-<br />

Verhältnis und absorbieren Energie und<br />

Schall nahezu optimal. In verschiedenen<br />

industriellen Anwendungen wie der Batterietechnik,<br />

in Wärmetauschern und<br />

Filtersystemen kommen sie bereits zum<br />

Remote laserstrahlgeschnittener Metallschaum aus Aluminium (links) sowie Stahl<br />

(rechts).<br />

Einsatz. Das kostengünstige Trennen in<br />

definierte geometrische Formen ist verarbeitungstechnisch<br />

bisher die größte<br />

Herausforderung.<br />

Die Forscher des Fraunhofer IWS stellten<br />

sich dieser Aufgabe mit beachtlichem<br />

Erfolg. So können beim Konfektionieren<br />

von offenporigen Metallschäumen beeindruckende<br />

Ergebnisse hinsichtlich<br />

Schneidgeschwindigkeit und -qualität<br />

erzielt werden (Bild oben). In der Metallschaumbearbeitung<br />

werden Prozessgeschwindigkeiten<br />

von bis zu 300 m/min<br />

im Konturschnitt sowie bei möglichen<br />

Materialdicken von bis zu 20 mm realisiert.<br />

Die dabei erreichten Bauteiltoleranzen<br />

von nur ±30 µm ermöglichen es, filigrane<br />

Geometrien mit einer Wanddicke<br />

von wenigen hundert Mikrometer zu<br />

erzeugen. Den Wissenschaftlern stehen<br />

dafür am Fraunhofer IWS die neusten<br />

Laserstrahlquellen unterschiedlicher Wellenlänge,<br />

Leistung und Strahlqualität<br />

sowie kommerzielle Bearbeitungsoptiken<br />

zur Verfügung.<br />

www.iws.fraunhofer.de<br />

FOTO: FRAUNHOFER IWS DRESDEN<br />

Lust auf ‘ne Neue...<br />

DRUCKGUSS


FOKUS<br />

Smarte Entwicklung und Fertigung durch den „Digital Twin“<br />

> FEINGUSS BLANK: Beim Feingießen<br />

lassen sich dank Simulation deutliche<br />

Verbesserungs- und Einsparpotenziale<br />

realisieren – noch bevor das Bauteil in die<br />

Produktion geht. Mit dem „Digital Twin<br />

by Feinguss Blank“ ist es jetzt möglich,<br />

die wesentlichen Schritte der Fertigung<br />

zu simulieren, auf diese Weise Schwachstellen<br />

zu erkennen und bereits vor der<br />

eigentlichen Produktion zu beseitigen.<br />

Ist die Geometrie des Feingussteils für<br />

den Einsatzzweck optimal? Ist das ausgewählte<br />

Material das Richtige? Kann Material<br />

eingespart werden? Wie können die<br />

Teile am wirtschaftlichsten gefertigt werden?<br />

Wie kann gemeinsam der Kundennutzen<br />

erhöht werden? Auf diese Fragen<br />

kann das Team der Feinguss Blank GmbH,<br />

Riedlingen, frühzeitig im Entwicklungsprozess<br />

Antworten geben. Der „Digital<br />

Twin by Feinguss Blank“ ist dabei der<br />

Schlüssel zu nachhaltigem Kundennutzen.<br />

Im Rahmen des „Digital Twins“ sind<br />

verschiedene Simulationen möglich (siehe<br />

Bild rechts). Dazu zählen Werkstoffsimulation,<br />

FEM-Berechnung, Gieß- und<br />

Erstarrungssimulation sowie Topologieoptimierung.<br />

Ausgehend von den<br />

3-D-Daten des Kunden ist die Entwicklungskette<br />

somit komplett digital. Die<br />

gewonnenen Erkenntnisse aus den unterschiedlichen<br />

Design- und Prototypenphasen<br />

ermöglichen später in der Serie<br />

eine optimale, auf den Kunden zugeschnittene<br />

Fertigung.<br />

Nach der erfolgreichen Teile- und Prozessoptimierung<br />

lässt sich mit Unterstützung<br />

additiver Fertigungsverfahren jeder<br />

einzelne Fertigungsschritt schon vor einer<br />

kostenintensiven Werkzeugbestellung<br />

und Musterfertigung nachbilden. Feinguss<br />

Blank hat dabei mehrere Verfahren<br />

in petto, etwa für die schnelle Herstellung<br />

kostengünstiger Prototypen: Additiv gefertigte<br />

Wachsteile für das Feingießverfahren<br />

ermöglichen es, erste Vorserienteile<br />

abzubilden. Im Angebot sind auch<br />

Frästeile aus Metall und Wachs für erste<br />

Versuche im Fertigungs- und Einsatzprozess.<br />

Last but not least produziert das<br />

Unternehmen auch additiv gefertigte<br />

Prototypen aus Metall beispielsweise mit<br />

dem SLS (Selektives Lasersintern)-Verfahren.<br />

Damit wird das eigentliche Bauteil<br />

schon vor dessen Realisierung im Hinblick<br />

auf Prozessfähigkeit und Kostenstruktur<br />

optimiert und verbessert.<br />

Oben: Die Simulationen des „Digital Twin by Feinguss Blank“ im Überblick, unten:<br />

FEM-Simulation.<br />

Im Feingießverfahren sind mithilfe der<br />

Erkenntnisse des „Digital Twins“ unter<br />

anderem eine Gewichtsoptimierung und<br />

somit eine Reduzierung der Material- und<br />

Prozesskosten möglich. Realisiert werden<br />

können auch komplexe Geometrien oder<br />

Lösungen mit schwierig zu verarbeitenden<br />

Werkstoffen.<br />

Grundsätzlich gestaltet sich der Prozess<br />

durch das Erkennen und die Nutzung<br />

von Einsparpotenzialen attraktiver und<br />

wirtschaftlicher. Weitere Vorteile sind die<br />

Reduzierung des Bearbeitungsaufwandes<br />

durch intelligenten Leichtbau, die Minimierung<br />

der Entwicklungszeiten sowie<br />

die Verringerung von Serienanlaufkosten.<br />

Die Vorteile des „Digital Twins“ liegen<br />

somit auf der Hand: Es können verschiedene<br />

Varianten ausgetestet und die bestmögliche<br />

ausgewählt werden. Neben der<br />

Kosteneinsparung erhält der Kunde zudem<br />

Planungssicherheit.<br />

www.feinguss-blank.de<br />

Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />

für unsere Rubrik<br />

Fokus berücksichtigen?<br />

Dann schicken Sie Ihre Meldungen<br />

bitte an: redaktion@bdguss.de<br />

GRAFIK: FEINGUSS BLANK<br />

10 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


...innovative &<br />

leistungsstarke<br />

FOTO: FRAUNHOFER IPM<br />

Bauteil-Rückverfolgung per<br />

Fingerabdruck<br />

Das Fraunhofer IPM hat mit<br />

„Track & Trace Fingerprint“ ein<br />

markerfreies System zur Rückverfolgung<br />

von Massenbauteilen<br />

entwickelt.<br />

Tradition<br />

& Vision<br />

> FRAUNHOFER IPM: Stark vernetzte<br />

Fertigungsketten, Kostenfragen und<br />

technische Umsetzbarkeit erschweren<br />

in der Massenproduktion die Rückverfolgung<br />

einzelner Komponenten. Für die<br />

Produktions- und Prozessoptimierung<br />

sind effiziente „Track & Trace“-Lösungen<br />

jedoch eine wichtige Voraussetzung –<br />

vor allem im Kontext von Industrie 4.0.<br />

Bei hochpreisigen Komponenten<br />

werden RFID-Etiketten, DataMatrix-Codes<br />

oder auch chemische Marker<br />

zur Identifizierung eingesetzt. Eine lückenlose<br />

Rückverfolgbarkeit von Bauteilen<br />

und Produktionshistorien ist jedoch<br />

auch in der Massenproduktion<br />

sinnvoll, denn einmal verbaut können<br />

auch die kleinsten und auf den ersten<br />

Blick unscheinbarsten Teile die Qualität<br />

eines kom plexen und teuren Endprodukts<br />

beeinträchtigen. Etiketten oder<br />

spezielle Markierungen erweisen sich<br />

hierbei jedoch oftmals als zu teuer oder<br />

technisch nicht realisierbar<br />

Das Fraunhofer-Institut für Physikalische<br />

Messtechnik IPM in Freiburg hat<br />

daher mit „Track & Trace Fingerprint“<br />

ein markerfreies System zur Rückverfolgung<br />

von Massenbauteilen entwickelt,<br />

das die individuelle Wiedererkennung<br />

und Authentifizierung einzelner Komponenten<br />

ermöglicht.<br />

Die neue Fraunhofer-Technologie<br />

nutzt die individuell ausgeprägte Mikrostruktur<br />

der Oberflächen von Bauteilen<br />

und Halbzeugen. Zunächst wird<br />

ein ausgewählter Bereich des Bauteils<br />

mit all seinen spezifischen Strukturen<br />

und deren Position mit einer Industrie-Kamera<br />

hochaufgelöst aufgenommen.<br />

Aus dem Bild wird eine charakteristische<br />

Bitfolge – der „Fingerprint“ –<br />

errechnet und einer individuellen ID<br />

zugeordnet. Diese Paarung wird in einer<br />

Datenbank hinterlegt. Die ID kann dann<br />

mit weiteren Informationen wie Messoder<br />

Herstellungsdaten verknüpft werden.<br />

Für eine spätere Identifizierung des<br />

Bauteils wird der Vorgang einfach wiederholt<br />

– ein Datenabgleich nach der<br />

Bildaufnahme liefert zuverlässig und<br />

fehlerfrei den entsprechenden Fingerprint-Code<br />

und somit weitere individuelle<br />

Merkmale des Bauteils (Bild oben).<br />

Diese Art der markierungsfreien<br />

Rückverfolgung eignet sich für eine<br />

große Bandbreite an Materialien – von<br />

glatten Kunststoffen über Aluminiumund<br />

Eisenguss bis hin zu lackierten<br />

Oberflächen. Der neue Ansatz ist nach<br />

Einschätzung der Entwickler im Hinblick<br />

auf Massenbauteile effizient, praxistauglich<br />

und kostensparend: „Der stochastische<br />

Fingerabdruck eines Bauteils lässt<br />

sich auch bei Losgrößen von mehreren<br />

100 000 Stück im Sekundentakt eindeutig<br />

identifizieren – dies ermöglicht eine<br />

Zuordnung von bauteilbezogenen Daten<br />

im Produktionstakt. Da keine zusätzlichen<br />

Marker oder IDs am Produkt<br />

angebracht werden, ist dieses System<br />

nicht nur fälschungssicher, sondern<br />

auch sehr ökonomisch realisierbar – es<br />

fallen schließlich keine stückzahlabhängigen<br />

Kosten an.“ Die robuste Objekterkennung<br />

funktioniert durch die große<br />

Zahl möglicher Messpunkte zuverlässig<br />

auch bei Störeinflüssen wie Verunreinigungen<br />

oder Kratzern.<br />

Eine vollständige und markierungsfreie<br />

Rückverfolgbarkeit über den gesamten<br />

Herstellungsprozess schafft<br />

einen spürbaren Mehrwert, gerade in<br />

Branchen mit hohen Qualitätsstandards<br />

wie etwa der Automobilindustrie oder<br />

der Medizintechnik. Wenn produzierende<br />

Unternehmen auch kleinste Schlüsselkomponenten<br />

in der Massenproduktion<br />

rasch und zweifelsfrei zurückverfolgen<br />

können, trägt dies zur<br />

Optimierung ihrer Prozesse bei – beispielsweise<br />

bei der Verbesserung von<br />

Produktions- und Montageabläufen, bei<br />

eventuell notwendigen Rückrufaktionen<br />

oder beim Recycling.<br />

Einen ersten Prototyp des neuen Verfahrens<br />

hat das Fraunhofer IPM im<br />

Rahmen des Projekts „Track4Quality“<br />

bereits im Einsatz. Zudem wird in der<br />

zweiten Jahreshälfte <strong>2017</strong> bei einem<br />

Partner aus der Automobilzulieferindustrie<br />

eine Pilotinstallation in Betrieb genommen.<br />

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Wir sind zertifiziert nach ISO 9001


FOKUS<br />

Belastungsorientierte Werkstoffcharakterisierung zur<br />

ganzheitlichen Bauteilentwicklung<br />

> TU CLAUSTHAL: Produktentwicklungen<br />

sind der Maxime leichter, schneller<br />

und kostengünstiger ausgesetzt. Diesem<br />

Wettbewerb müssen sich auch Gussbauteile<br />

gegenüber vielen alternativ gefertigten<br />

Bauteilen stellen können.<br />

Zur Entwicklung einer optimalen, belastungsorientierten<br />

Bauteilgeometrie<br />

müssen Design, Werkstoff und Fertigungsprozess<br />

bereits in einem frühen<br />

Entwicklungsstadium aufeinander abgestimmt<br />

werden. Sowohl der Werkstoff als<br />

auch fertigungsbedingte Gefügedefekte,<br />

wie Seigerungen, Entartungen von Ausscheidungsmorphologien<br />

oder Porosität,<br />

beeinflussen die Belastbarkeit der Bauteile<br />

entscheidend. Jedoch reicht für eine<br />

realitätsnahe Prüfung ein einfacher Zugversuch<br />

nicht mehr aus. Insbesondere<br />

dann, wenn Komponenten im späteren<br />

Betrieb hohen dynamischen Belastungen<br />

ausgesetzt sind und der mögliche Ausfall<br />

überproportional hohe Kosten mit sich<br />

bringt, sind Schwingfestigkeitsuntersuchungen<br />

im Dauer- und Zeitfestigkeitsgebiet<br />

und Lebensdauerabschätzungen<br />

unabdingbar geworden.<br />

Die Einflüsse verschiedener Fertigungsaspekte<br />

und damit der resultierenden<br />

Gefüge und Ungänzen auf die Wechselfestigkeit<br />

sind nur unzureichend bekannt,<br />

Die neue Magnetresonanzprüfmaschine zur Erfassung der<br />

Dauer- und Zeitfestigkeit von Gussteilen.<br />

sodass oft höhere<br />

Wanddicken als notwendig<br />

konstruiert<br />

werden oder Konstrukteure<br />

zu alternativen<br />

Fertigungsverfahren<br />

als Gießen greifen.<br />

Die Integration einer<br />

belastungsorientierten<br />

Werkstoffprüfung<br />

in die Legierungsentwicklung<br />

ist Teil des<br />

Konzeptes zur Entwicklung<br />

neuartiger Materialien<br />

und Prozesse für<br />

wettbewerbsfähige<br />

Produkte. Die eigens<br />

dafür angeschaffte Magnetresonanzprüfmaschine<br />

(Bild rechts) erweitert<br />

die Möglichkeiten<br />

der Abteilung für Gießereitechnik an<br />

der TU Clausthal in diesem Themenfeld<br />

und ermöglicht die Prüfung von Werkstoffen<br />

sowohl im Bereich der Dauer-, als auch<br />

Zeitfestigkeit. Die bewusste Entscheidung<br />

zur Verwendung der Magnetresonanztechnik<br />

ist durch den Anspruch an nachhaltige<br />

Versuchsanlagen geprägt, die sich<br />

in diesem Fall durch physikalisch bedingt<br />

extrem niedrige Betriebs- und Wartungskosten<br />

auszeichnet sowie einige Vorteile<br />

hinsichtlich der Arbeitsplatzgestaltung<br />

liefert.<br />

Aktuell wird die Anlage zur Weiterentwicklung<br />

verschiedener Sphärogusslegierungen<br />

verwendet, wobei ein stärkerer<br />

Einsatz auch für Aluminium- und<br />

Stahlgusslegierungen fokussiert wird.<br />

<br />

www.tu-clausthal.de<br />

FOTO: TU CLAUSTHAL<br />

Messen ohne Schwerkraft<br />

> BAM: Im April dieses Jahres startete die<br />

unbemannte Höhenforschungsrakete<br />

MAXUS-9 von einem nordschwedischen<br />

Raketenstartplatz zu einem Kurzflug. In<br />

den rund 12 min der Schwerelosigkeit<br />

wurden fünf wissenschaftliche Experimente<br />

durchgeführt, drei davon unter<br />

deutscher Leitung. An einem der Experimente<br />

war die Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und -prüfung (BAM) maßgeblich<br />

beteiligt.<br />

Die BAM untersucht zusammen mit<br />

ihren Forschungspartnern werkstoffwissenschaftliche<br />

Phänomene in Metallschmelzen<br />

in der Schwerelosigkeit. Dabei<br />

sollen mit Hilfe der Röntgenradiografie<br />

Erkenntnisse über metallurgische Prozesse<br />

in Metallschmelzen in situ gewonnen<br />

werden.<br />

Laut Aussagen der BAM sei es wichtig,<br />

die Störgröße Schwerkraft auszuschlie ßen,<br />

weil nur so Referenzdaten für Diffusionskoeffizienten<br />

gemessen werden können.<br />

Die Messungen wurden an geschmolzenen<br />

Legierungen aus Germanium-Silizium<br />

und Aluminium-Titan durchgeführt.<br />

Die Wissenschaftler konnten während des<br />

Raketenfluges live über Monitore in Echtzeit<br />

beobachten, wie sich Metallschmelzen<br />

ohne den störenden Beitrag von Auftriebskonvektion<br />

„rein diffusiv“ vermischten. Die<br />

Auftriebskonvektion tritt in Gasen oder<br />

Flüssigkeiten unter Einwirkung der<br />

Schwerkraft auf: Leichte Moleküle steigen<br />

nach oben, schwere sinken nach unten.<br />

Die wissenschaftliche Herausforderung<br />

im Experiment bestand darin, die Diffusion,<br />

also die Vermischung, ohne Einfluss<br />

der Auftriebskonvektion zu beobachten.<br />

Von den Ergebnissen des Experiments<br />

erhoffen sich die Forscher detaillierte Einsichten<br />

in die Grundlagen von Erstarrungsvorgängen<br />

in Metalllegierungen. Mit diesen<br />

Erkenntnissen können Modelle verbessert<br />

werden, die heutige<br />

Simulationsprogramme z. B. für die Vorausberechnung<br />

der Mikrostrukturbildung<br />

beim Erstarren verwenden. Das Experiment<br />

fand im Rahmen des Projekts „In situ<br />

X-ray monitoring of advanced metallurgical<br />

processes under microgravity and<br />

terrestrial conditions (XRMON)“ statt, in<br />

dem Forschungseinrichtungen und Industriepartner<br />

aus sechs euro päischen Ländern<br />

zusammenarbeiten und das von der<br />

europäischen Weltraumorganisation ESA<br />

gefördert wird.<br />

www.bam.de<br />

12 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


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FOKUS<br />

GRAFIK: GF/ETH ZÜRICH<br />

Reisen in der Röhre<br />

> GEORG FISCHER: Mit seinem Hyperloop-Konzept<br />

will Tesla- und SpaceX-<br />

Gründer Elon Musk ein neues Transportsystem<br />

schaffen. Personen und Waren<br />

sollen in einer Vakuumröhre in Kapseln<br />

(Pods) mit einer Geschwindigkeit von bis<br />

zu 1200 km/h befördert werden (Bild<br />

oben). Um die Entwicklung der Technologie<br />

voranzutreiben, hat SpaceX einen<br />

Das Hyperloop-Projekt.<br />

globalen Wettbewerb für Universitäten<br />

lanciert. Mit dabei ist auch das Swissloop-<br />

Team der ETH Zürich.<br />

Das Swissloop-Team baut eine Transportkapsel<br />

für das von Elon Musk präsentierte<br />

Hyperloop-Projekt. Als Hauptsponsorin<br />

unterstützt GF Automotive (eine<br />

Division von GF in Schaffhausen, Schweiz)<br />

das Team unter anderem mit der Entwicklung<br />

und Fertigung eines Aluminium-Leichtbauteils<br />

für das Fahr werk der<br />

Transportkapsel. GF Automotive ist Entwicklungspartnerin<br />

und Herstellerin gegossener<br />

Leichtbau-Komponenten und<br />

Systeme aus Aluminium, Magnesium und<br />

Eisen für die Fahrzeugindustrie und für<br />

den globalen Industrie- und Konsumgütermarkt.<br />

www.gfau.com<br />

Schwere Bauteile genau positionieren<br />

> LEIBNIZ UNIVERSITÄT HANNOVER:<br />

Damit tonnenschwere Bauteile, wie sie z.<br />

B. in Windenergieanlagen vorkommen,<br />

in den vorgegebenen engen Fertigungstoleranzen<br />

hergestellt werden können,<br />

werden sie in der Regel vor der Bearbeitung<br />

in den Bearbeitungsmaschinen<br />

manuell ausgerichtet – mit Hammer und<br />

Stellschrauben. Das ist zeitaufwendig,<br />

blockiert wertvolle Maschinenzeit und<br />

ist damit optimierungsbedürftig.<br />

In einem Forschungsprojekt hat Maik<br />

Bergmeier, Ingenieurwissenschaftler am<br />

Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen<br />

(IFW) am Produktionstechnischen<br />

Zentrum Hannover (PZH) der<br />

Leibniz Universität, nun gemeinsam mit<br />

Partnern von Siemens (Hersteller von<br />

Flender-Großgetrieben) und Roemheld<br />

(Hersteller von Spannsystemen und<br />

Spanntechnik) den Prototypen eines Mikrostellsystems<br />

entwickelt, das die Positionierung<br />

solch schwerer Bauteile mit<br />

Hilfe einer piezohydraulischen Pumpe<br />

realisiert – und zwar in vier Freiheitsgraden.<br />

„3-Achs-Maschinen können den Taumel-<br />

und Exzenterfehler bei der Bauteilausrichtung<br />

nicht kompensieren“, erklärt<br />

Bergmeier die Ausgangssituation. „Unser<br />

Mikrostellsystem lässt sich aber wie ein<br />

Aufnahmetisch in die Maschine einbauen<br />

und kann auch schwere Lasten bis zu 4,7 t<br />

mit einer Genauigkeit von 8 mm positionieren<br />

und dabei sowohl Taumel- als auch<br />

Exzenterfehler ausgleichen.“ Eine besondere<br />

Rolle spielt dabei die piezoaktorische<br />

Pumpe, die für die hohe Genauigkeit<br />

sorgt. Sie bewegt Kleinstmengen an Fluid<br />

für die mikrometergenaue Positionierung<br />

und basiert auf einem früheren<br />

Forschungsprojekt am IFW.<br />

Eine zentrale Voraussetzung für den<br />

Einsatz des Systems im Unternehmen ist<br />

eine hohe rotationssymmetrische Steifigkeit<br />

während der Fertigung. Bergmeier<br />

konnte sie in einem Test u. a. an einem<br />

2-t-Gestell in einem Profilschleifprozess<br />

nachweisen. In weiteren Schritten wird<br />

nun die Praxistauglichkeit des Systems<br />

verbessert, anschließend wird es testweise<br />

in der Produktion eingesetzt.<br />

Das Projekt wurde unter dem Namen<br />

„Piezohydraulisches Mikrostellsystem als<br />

Einrichthilfe für Großbauteile“ von der<br />

Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert<br />

und von den Firmen Siemens und<br />

Roemheld als Anwendungspartner und<br />

Hydraulikkomponentenhersteller begleitet.<br />

www.ifw.uni-hannover.de<br />

14 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


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FOKUS<br />

800 000 Euro für Forschung an Hochentropie-Legierungen<br />

FOTO UND GRAFIK: FRITZ KÖRMANN, MPIE<br />

Dr. Fritz Körmann, Projektgruppenleiter<br />

am Max-Planck-Institut für Eisenforschung.<br />

> MAX-PLANCK-INSTITUT FÜR EISEN-<br />

FORSCHUNG: Die Niederländische Forschungsorganisation<br />

(NWO) unterstützt<br />

die Arbeit von Dr. Fritz Körmann (Bild<br />

oben), Physiker in der Abteilung „Computergestütztes<br />

Materialdesign“ am<br />

Max-Planck-Institut für Eisenforschung<br />

(MPIE), Düsseldorf, und an der Technischen<br />

Universität Delft, mit 800 000 Euro<br />

über fünf Jahre. Mit dieser Förderung wird<br />

der Wissenschaftler seine eigene Forschungsgruppe<br />

in den Niederlanden<br />

aufbauen.<br />

In seinem Forschungsvorhaben widmet<br />

sich Körmann einer speziellen und<br />

relativ neu entdeckten Klasse von Metallen,<br />

sogenannten Hochentropie-Legierungen.<br />

Solche Legierungen, die aus<br />

gleichen Anteilen von fünf oder mehr<br />

verschiedenen Elementen bestehen,<br />

zeichnen sich teils durch extreme Festigkeit,<br />

teils durch besondere magnetische<br />

oder elektrische Eigenschaften aus. Während<br />

sich gängige Legierungssysteme aus<br />

ein bis zwei Hauptelementen zusammensetzen,<br />

ergibt sich nun eine schier unendlich<br />

große Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten<br />

mit unterschiedlichen Eigenschaften.<br />

Bisher wurden mit<br />

herkömmlichen Methoden bereits mehr<br />

als 300 Hochentropie-Legierungen unter<br />

Anwendung von 30 Elementen entwickelt.<br />

Fügt man ein weiteres Element<br />

hinzu oder verzichtet auf eins, verändert<br />

dies wiederum die Eigenschaften des<br />

Gesamtmaterials. Um Hochentropie-Legierungen<br />

gezielt zu entwickeln und an<br />

technologische Anwendungen zum Beispiel<br />

für Turbinen oder für die Kälteindustrie<br />

anzupassen, wird der junge Physiker<br />

mittels Computersimulationen eine Methode<br />

entwickeln, die die verschiedenen<br />

sinnvollen Elementkombinationen und<br />

-mengen vorhersagen kann. Das Besondere<br />

an dieser Methode wird sein, dass<br />

sie ohne jegliche Parameter auskommt<br />

(fachlich: ab initio). Eine parameterfreie<br />

Simulation stützt sich nicht auf vorher<br />

experimentell generierte Daten, sondern<br />

beruht auf den Gesetzen der Quantenmechanik<br />

(Bild unten). Dadurch wird es<br />

möglich sein, maßgeschneiderte Hochentropie-Legierungen<br />

für technologische<br />

Anwendungen mit möglichst geringem<br />

experimentellen Aufwand zu entwickeln<br />

und somit Zeit und Kosten zu sparen.<br />

Zudem ermöglicht dieses methodische<br />

Vorgehen den Zusammenhang zwischen<br />

der chemischen Zusammensetzung und<br />

den resultierenden Eigenschaften besser<br />

zu verstehen.<br />

Fritz Körmann studierte Physik an der<br />

RWTH Aachen und an der Berliner Humboldt-Universität.<br />

Seine Doktorarbeit befasste<br />

sich mit der Untersuchung magnetischer<br />

Systeme mittels Methoden der<br />

Thermodynamik, welche er an der Universität<br />

Paderborn und dem Max-Planck-Institut<br />

für Eisenforschung 2011 abschloss.<br />

Bis 2015 war er Postdoktorand am MPIE.<br />

Von 2015 bis <strong>2017</strong> war er weiterhin dort<br />

Gastwissenschaftler, arbeitete aber vornehmlich<br />

an der Technischen Universität<br />

Delft. Dort wurde seine Forschung bereits<br />

von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

gefördert. Seit <strong>2017</strong> ist er Leiter<br />

einer Projektgruppe am MPIE. Neben Preisen<br />

für wissenschaftliche Publikationen<br />

und Poster, gewann Körmann 2012 ein<br />

Stipendium für einen dreimonatigen Aufenthalt<br />

an der Universität Kalifornien, USA,<br />

und ebenfalls 2012 die Otto-Hahn-Medaille,<br />

eine Auszeichnung für hervorragende<br />

Doktorarbeiten der Max-Planck-Gesellschaft.<br />

Das Max-Planck-Institut für Eisenforschung<br />

GmbH (MPIE) betreibt Grundlagenforschung<br />

an Hochleistungsmaterialien,<br />

insbesondere metallischen Legierungen<br />

und verwandten Werkstoffen. Das<br />

Ziel ist einen Fortschritt in den Gebieten<br />

Mobilität, Energie, Infrastruktur, Medizin<br />

und Sicherheit zu erreichen. Das MPIE<br />

wird von der Max-Planck-Gesellschaft und<br />

dem Stahlinstitut VDEh finanziert. Auf<br />

diese Weise verbinden sich erkenntnisorientierte<br />

Grundlagenforschung mit<br />

innovativen, anwendungsrelevanten<br />

Entwicklungen und Prozesstechnologien.<br />

www.mpi.de<br />

Simulation der lokalen chemischen Zusammensetzung in einer Hochentropie-<br />

Legierung, bestehend aus vier verschiedenen Elementen (entsprechend den vier<br />

Farben). Die Materialeigenschaften der Legierung werden durch die sich einstellende<br />

chemische Zusammensetzung beeinflusst.<br />

16 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


FOTO: FRAUNHOFER LBF<br />

Preiswürdige Betriebsfestigkeitsforschung: Burkhard Bertemes (links) gratuliert Dr. Steffen Schönborn vom Fraunhofer LBF zur Auszeichnung<br />

mit dem Instron-Award.<br />

Dr. Steffen Schönborn mit Instron-Award ausgezeichnet<br />

> FRAUNHOFER LBF: Steffen Schönborn<br />

(Bild oben), Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut<br />

für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit<br />

LBF, Darm stadt, wurde<br />

für seine Dissertation zum Thema „Zur<br />

Bemessung von zyklisch innendruckbeanspruchten<br />

Bauteilen aus Gusseisenwerkstoffen<br />

mit Kerbgrundkonzepten“ (Kurzfassung<br />

in <strong>GIESSEREI</strong>-<strong>Special</strong> Forschung<br />

und Innovation (2016), [Nr. 1], S. 131) mit<br />

dem Instron-Award ausgezeichnet. Die<br />

Auszeichnung wurde anlässlich des fünften<br />

„Symposiums on Structural Durability“,<br />

das im Mai dieses Jahres in Darmstadt<br />

stattfand, vom Darmstädter Unternehmen<br />

Instron vergeben und ist mit einem Preisgeld<br />

von 5000 Euro dotiert.<br />

Ziel der ausgezeichneten Arbeit war<br />

es, das Schwingfestigkeitspotenzial der<br />

höherfesten Eisengusslegierungen Sibo-<br />

Dur 700-10 und MADI im Vergleich zum<br />

etablierten EN-GJS-500-7 (insbesondere<br />

ihre Eignung für innendruckbeanspruchte<br />

Bauteile mit dem Kerbdetail Bohrungsverschneidung)<br />

zu untersuchen.<br />

Bei der Preisübergabe hob Burkhard<br />

Bertemes, Leiter des „Innovation Department“<br />

bei Instron, hervor: „Unter den<br />

vielfältigen Facetten der Bauteilbeurteilung<br />

wählte Steffen Schönborn die Perspektive<br />

der Betriebsfestigkeit. Dieser<br />

zeitlos innovative Fokus macht ihn für<br />

uns zu einem würdigen Preisträger des<br />

Instron-Awards.“<br />

Die Instron GmbH, Spezialist auf dem<br />

Gebiet der Prüftechnik, kooperiert mit<br />

dem Fraunhofer LBF und der Technischen<br />

Universität Darmstadt. Bereits zum fünften<br />

Mal hat das Unternehmen anlässlich<br />

des SoSDiD den Instron-Award zur Förderung<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

verliehen.<br />

Steffen Schönborn (38) arbeitet seit<br />

2013 am Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit<br />

und Systemzuverlässigkeit LBF,<br />

aktuell im Bereich Betriebsfestigkeit in<br />

der Abteilung Werkstoffe und Bauteile<br />

als wissenschaftlicher Mitarbeiter und<br />

kommissarischer Leiter des Fachteams<br />

Umweltsimulation.<br />

www.lbf.fraunhofer.de<br />

Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />

für unsere Rubrik<br />

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bitte an: redaktion@bdguss.de<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 17


PERSPEKTIVEN<br />

Metallurgical coating to reduce<br />

graphite degeneration at the surface<br />

zone of compacted graphite iron<br />

castings<br />

The irreversible trend towards higher peak firing pressures have prompted engine designers<br />

to seek stronger materials in order to meet their durability targets without increasing the size or<br />

weight of their engines. Therefore, with at least 75 % increase in ultimate tensile strength, 35-40 %<br />

increase in elastic modulus and approximately double of the fatigue strength of grey cast iron,<br />

compacted graphite iron ideally fits to meet the current and future requirements for diesel engines<br />

design. Currently, component design is limited by the degeneration of the compacted graphite (CG)<br />

in the rim zone of the compacted graphite iron castings. The reduction/elimination of this by using<br />

an active coating, will create significant values for the design engineers. This paper highlights the<br />

performance of a new Foseco foundry coating, Acticote CG800, for CGI application to reduce CG<br />

degeneration at the rim zone. The Acticote CG800 was specially formulated, produced and characterized<br />

per foundry application specifications. Casting simulations were performed to validate the<br />

test models for the coating-casting trials. The Acticote CG800 was benchmarked alongside other<br />

commercial coatings for the same application using the customized test model and further<br />

on commercial CGI water jackets and cylinder heads, in a foundry known for series production<br />

of CGI castings. The investigation of the microstructures at the rim zone of the castings was performed<br />

using optical microscope. The results from the trials and investigations show that the Acticote<br />

CG800 showed superior performance in the reduction of the CG degeneration at the rim zone<br />

of CGI castings.<br />

Ugo C. Nwaogu and Wolfram Stets, Enschede, Netherlands<br />

1 Introduction<br />

With tightening emission legislation for combustion engines,<br />

there is an increasing trend for the wider adoption of compacted<br />

graphite iron (CGI) for automotive components, specifically<br />

blocks – to enable higher combustion pressures and<br />

reduce overall component weight. Currently, component design<br />

in CGI is limited by the reversion or degeneration of the<br />

compacted graphite (CG), resulting in a layer of flake graphite<br />

(FG) in the rim zone of the casting [1, 2]. An example of the microstructure<br />

of a CGI casting rim zone with CG degeneration<br />

is shown in Figure 1.<br />

This defect commonly occurs in ductile iron (DI) and compacted<br />

graphite iron (CGI) grades of cast iron. The average<br />

thickness of the degenerated layer for thin wall DI castings<br />

ranged from 0.15 to 0.45 mm, while for CGI it ranged from 0.7 to<br />

2.5 mm [3]. It was reported that a 0.1 to 3.0 mm thick degenerated<br />

graphite layer often occurs on ductile iron casting depending<br />

on the casting wall thickness and cooling rate [4]. The<br />

presence of this degenerated layer of graphite significantly reduces<br />

the mechanical properties (fatigue limit, elongation, etc.)<br />

of the component in the area where it occurs [2, 5]. Controlling<br />

18 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


SOURCE: FOSECO<br />

the degeneration of CG at the surface rim zone requires an understanding<br />

of the effects of melt chemistry, melt temperature,<br />

cooling and solidification rates and the interaction between<br />

the metal and the mould/core surface. The assumption is that<br />

the direct cause of graphite degeneration, resulting in a layer<br />

of FG as seen in Figure 1, is the depletion of magnesium (Mg)<br />

at the surface layer of the casting. This is due to the reaction of<br />

Mg with sulphur and oxygen present in the moulding materials<br />

and/or in the mould atmosphere. The reactions are<br />

[Mg] + [S] → MgS (s)<br />

(1)<br />

[Mg] + [O] → MgO (s)<br />

(2)<br />

These processes occur near the mould/core wall.<br />

Another mechanism for the formation of CG degenerated<br />

layer at the rim zone is the influence of solidification kinetics<br />

effects (larger undercooling at the interface). Large undercooling<br />

at the mould/metal interface favours the precipitation and<br />

growth of austenite dendrites that rejects Mg at the solidification<br />

front. This leads to low Mg and flake graphite structure at<br />

the rim zone close to the metal/mould or core interface with<br />

higher nodularity zone further inside the bulk of the castings<br />

[2, 6]. According to ISO 16112-2006-08-01, CGI shall have a minimum<br />

of 80 % of the graphite in vermicular form (form III in accordance<br />

with ISO 945), and the remaining 20 % of the graphite<br />

particles should be of form VI or form V in accordance with<br />

ISO 945. Flake (lamellar) graphite (form I and form II according<br />

to ISO 945) is not permitted, except within the surface rim<br />

zone of the casting [7].<br />

With the mechanisms of formation of degenerated graphite<br />

highlighted, its formation reduction may be achieved by reducing<br />

the extent of Mg depletion at the interface region and decreasing<br />

undercooling at the mould wall. Foundry coatings are<br />

generally applied to improve the surface finish of castings and<br />

prevent the occurrence of surface defects on castings [8, 9, 10],<br />

but do not prevent the occurrence of degeneration of CG to FG.<br />

However, it has been reported that specially formulated foundry<br />

coatings have been used to reduce the occurrence of this defect<br />

by applying about 0.20-0.25 mm dry layer thickness of the<br />

coating on the moulds or cores containing 0.<strong>02</strong> % sulphur [11].<br />

Riposal et al., [4] reported the use of coatings based on desulphurizer<br />

(Al 2<br />

O 3<br />

, CaCO 3<br />

, Basic slag,<br />

CaF 2<br />

, Talc), and sinterable materials<br />

expected to act as protective layers<br />

for the reduction of the occurrence of<br />

the defect. Surface layer has been significantly<br />

reduced by CaO coatings,<br />

due to its reaction with SO 2<br />

and its<br />

desulphurization activity. From their<br />

findings, they concluded that mold<br />

coatings based on the generation of<br />

desulphurization agents (such as CaO<br />

or MgO) are more effective than protective<br />

coatings. Boonmee and Stefanescu<br />

also applied mould coatings<br />

as a means of reducing the degeneration<br />

of the CG to FG [12]. In their<br />

study, they used three types of coatings<br />

namely, inactive coatings (mica<br />

based, zircon based and boron nitride)<br />

– coatings that are completely inert with respect to the<br />

melt, active coatings (ferrosilicon and graphite) – coatings that<br />

alter the local chemistry of the melt and reactive coatings (CaO,<br />

MgO and FeSiMg) – coatings that have a chemical reaction with<br />

the melt, such as deoxidation and desulphurization. They found<br />

out that various coatings have influence on the degeneration<br />

of the CG to FG at certain various conditions. They further concluded<br />

that the coating made with FeSiMg was the most effective<br />

in reducing the degenerated CG layer thickness of iron of<br />

eutectic composition at all cooling rates investigated in their<br />

work. It was observed by the authors that most of the filler materials<br />

used by the above mentioned researchers are not compatible<br />

with the universal carrier liquid, water.<br />

The main objective of this paper is to highlight the performance<br />

of a newly developed water-based coating, Acticote<br />

CG800 (CG800), produced by Foseco. This coating is used to<br />

mitigate the degeneration of the CG to FG, in CGI castings.<br />

The performance of this new product is based on the synergistic<br />

effect of insulation and optimized permeability provided<br />

by the coating.<br />

compacted graphite (CG)<br />

CG degeneration<br />

Figure 1: Compacted graphite reversion layer of flake graphite at the rim zone in a CGI<br />

casting.<br />

2 Experimental procedure<br />

2.1 Coating technology<br />

The coating part of the research involved the analyses of the<br />

raw materials using advanced technologies. From the results<br />

of the analyses, the formulation and production of a couple of<br />

coatings were carried out. This is followed by the processing<br />

and characterization of the produced coatings identified as A,<br />

II, III, IV and CG800. Then, benchmarking of the new product<br />

(CG800) with other commercial coatings (identified as B, C, D,<br />

E, F and G) used for the same application.<br />

The coating was formulated based on the addition of controlled<br />

specified amounts of the following constituents: Liquid<br />

carrier, refractory filler materials, binder, suspension and<br />

dispersing agents, additives like biocides, antifoaming agents,<br />

etc. [9] as illustrated in Figure 2.<br />

In order to determine the presence and source of sulphur,<br />

the sand used for making the cores, a filler material (with presumed<br />

high S content) used in the coating and the coating<br />

were analyzed for sulphur content using LECO chemical ana-<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 19


PERSPEKTIVEN<br />

lyzer. The sulphur analysis results are<br />

shown in Figure 3. The sulphur (S)<br />

content of the cold box sand and the<br />

coating are not significantly different<br />

from that of the casting. However,<br />

the filler showed a relatively high<br />

sulphur content but this did not reflect<br />

on the amount of S in the coating.<br />

This is due to a careful balanced<br />

ratio addition relative to the major<br />

filler in the coating.<br />

The thermal conductivity of some<br />

selected coatings was tested using<br />

the Anter Thermal Diffusivity apparatus<br />

in Vesuvius Pittsburgh, R&D Centre<br />

in the US. The results (Figure 4)<br />

show that coating A has the lowest<br />

thermal conductivity at 1000 °C (considered<br />

of interest because it is closer<br />

to the melting temperatures) followed<br />

by CG800 compared with the<br />

other coatings tested. This is expected<br />

as coating A has the coarsest particle<br />

size distribution from the particle<br />

size distribution (PSD) analysis<br />

performed on the coatings (results<br />

not shown). A low thermal conductivity<br />

(insulation) balanced by other<br />

properties such as optimum permeability<br />

and high refractoriness<br />

(Figure 4), could be some of the reasons<br />

why CG800 performed better<br />

than all the other coatings used in<br />

the preliminary trials (screening<br />

tests).<br />

The thermal behaviour of CG800,<br />

the major filler material used and a<br />

modified version of CG800, PID2-20,<br />

was analyzed with a heating microscope<br />

to determine the characteristic<br />

temperatures corresponding<br />

to the changes of the shape and<br />

the cross-section area of the samples<br />

as they are heated. The changes<br />

in shape and cross-section of test<br />

samples are described by different<br />

temperatures namely DT – deformation<br />

temperature (of maximum<br />

sintering), ST – spherical temperature<br />

(of initial softening), HT – hemis<br />

pherical temperature (of melting)<br />

and FT – flow temperature (of flowing)<br />

[13]. Further description of<br />

these temperatures can be found in<br />

ISO 540:2008(E) [14]. The higher<br />

these temperatures are, the more<br />

refractory the material tested is. Two<br />

other commercial coatings (D and F)<br />

were included in the thermal analysis<br />

programme. The results are presented<br />

in Figure 5. From the results,<br />

Sulphur content, %<br />

0,14<br />

0,12<br />

0,10<br />

0,08<br />

0,06<br />

0,04<br />

0,<strong>02</strong><br />

0<br />

0,0166<br />

Sand<br />

0,<strong>02</strong>14<br />

0,11<br />

0,015<br />

CG800 Filler Casting<br />

Figure 3: Sulphur content analysis results from the core sand, Acticote CG800 (CG800),<br />

graphite filler and the casting.<br />

Thermal conductvites, W/(m• K)<br />

Figure 2: The coating<br />

components [9].<br />

1,4<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

200 °C 600 °C 1000 °C<br />

Figure 4: Thermal conductivities of selected coatings at different temperatures.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

SOURCE: FOSECO<br />

20 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Figure 5: Heating microscope images of five samples without thermal expansion properties. Temperatures: Start, DT – deformation<br />

temperature, ST – spherical temperature, HT – hemispherical temperature.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 21


PERSPEKTIVEN<br />

it can be seen that the pure filler material, vanguard, is more<br />

refractory compared with CG800 and PID2-20 and the commercial<br />

coatings from their HT temperatures. CG800 has a<br />

thermal behaviour similar to that of the filler material, from<br />

the shape of the changes occurring on the samples. However,<br />

with a slight modification of the filler materials in CG800,<br />

the thermal behaviour changed significantly, as can be seen<br />

in sample shapes of PID2-20. The refractoriness decreased<br />

from the DT-deformation temperature up to HT-hemispherical<br />

temperature relative to those of CG800. The PID2-20 sample<br />

has similar shapes with those of the commercial coatings<br />

across all the temperatures. From the transition temperatures,<br />

CG800 has comparable refractoriness with the commercial<br />

coatings, D and F. The thermal behaviour of CG800 from the<br />

transition shapes being different from those of the other coatings<br />

could also be one of the reasons for having performance<br />

edge over the commercial coatings. This will be investigated<br />

further, because the observed transition shapes are not common<br />

with heating microscope samples.<br />

The CG800 coating was processed and analyzed alongside<br />

some other commercial coatings to determine their foundry<br />

application properties. The results obtained (Table 1) showed<br />

that the coatings are stable and met the application specifications<br />

required by foundries.<br />

2.2 Casting technology<br />

To investigate the behaviour of the different coatings under<br />

practical conditions several coating-casting trials were carried<br />

out. The casting technology involved the modelling and simulation<br />

of the casting process with a commercial software to optimize<br />

the geometry for making the tooling. Two simulation results<br />

are shown in Figure 6 showing complete filling and uniform<br />

solidification of the hollow cylindrical castings with three<br />

different wall thicknesses.<br />

Based on satisfactory simulation results, the tooling<br />

(Figure 7) was produced by an external pattern maker. The casting<br />

layout shown in Figure 7, is used to make all the pilot plant<br />

trials. This layout ensures that the filling of the casting cavities<br />

is done at the same melt temperature, pouring time and melt<br />

quality (chemical composition). This layout is robust in that it<br />

provides the opportunity to investigate 5 different coating recipes<br />

and 3 different casting section thicknesses per casting in<br />

one mould. The section thicknesses investigated are 45, 20 and<br />

5 mm identified as X, Y and Z respectively. These different wall<br />

thicknesses ensure different contact times between the cores<br />

(coatings) and the cast iron melt before it solidified.<br />

The core is cylindrical in shape with a height of 210 mm out<br />

of which 40 mm at the base and 20 mm at the top are core<br />

prints with average diameter of 75 mm. The cores are coat-<br />

Table 1: Foundry coating application properties.<br />

Properties Other commercial coatings for the same application Specifications<br />

CG800 A B C D E F G<br />

Solid content,<br />

%<br />

63 42.58 42.16 41.88 45.62 44.68 43.27 44.79 40 minimum<br />

Density, gcm -3 1.68 1.37 1.36 1.35 1.4 1.39 1.37 1.38 1.30-1.40<br />

Baume, °Be 108 74 70 58 78 72 60 56 64 minimum<br />

Diluted coating<br />

Solid content,<br />

%<br />

50,62 30.45 32.58 33.2 34.7 32.27 30.86 39.68<br />

Density, gcm -3 1.49 1.24 1.25 1.26 1.28 1.25 1.24 1.33<br />

Baume, °Be 52 40 38 38 42 42 33 42 28-30<br />

DIN Cup 4<br />

viscosity, s<br />

15 14 14 14 16 15 13 15.5<br />

Matt time, s 45-50 55 55<br />

RB number no flow 12 21<br />

Adherence good good good good good good good good good<br />

Sedimentation,<br />

%, after 24 hrs<br />

Graphite<br />

flotation<br />

Dry layer<br />

thickness, μm<br />

1 0.5 0.5 1 1 1 1 1 stable<br />

no na na na no no na na na<br />

200-230 200-250 200-250 200-250 200-250 200-250 200-320 200-250 230-300<br />

na – Not applicable<br />

22 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


a<br />

b<br />

Figure 6: Simulated<br />

temperature fields<br />

in castings at different<br />

times: a) at the end<br />

of filling, b) at the end<br />

of solidification.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

Figure 7: Casting layout and the tooling used to produce the castings.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

a<br />

b<br />

Figure 8: Processing the coated cores: a) drying coated cores in an oven, b) showing top and penetrated layers.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 23


PERSPEKTIVEN<br />

Table 2: Chemical composition of the inoculants.<br />

Melt chemical composition, wt. %<br />

TC* Si Mn P S Cr Mo Ni Cu Sn Mg Fe<br />

3.71 2.36 0.259 0.030 0.019 0.030 0.016 0.039 0.977 0.116 0.013 Bal.<br />

*Total carbon (TC) – By thermal analysis of base iron, remainder by spectroscopy of final poured metal.<br />

Table 3: Selected casting trials test programme.<br />

Trials Description of trial Coatings<br />

1 Comparative study of the performance of CG800 with selected coatings, in-house A, II, III, IV & CG800<br />

2 Confirmatory performance test (from trial 1 results) A & CG800<br />

3 Benchmarking of CG800 with other commercial coatings (external) CG800, A, B, C, D, E & F<br />

4 Industrial trial with CG800 and some commercial coatings in an external foundry CG800, A, C & F<br />

ed by dipping in the coatings which have been diluted and<br />

ready for application to achieve a dry layer thickness of around<br />

200 µm. The coated cores are dried in an oven at 120 °C for<br />

2 hours (Figure 8a). The proud layer thickness of the coating<br />

(top layer) and the coating penetrated thickness of the core<br />

(penetrated layer) is clearly obvious in Figure 8b.<br />

The melt chemical composition is presented in Table 2 and<br />

the SinterCast modification index is in the range of 38 to 39 for<br />

the various trials. This shows that the melts used for all the trials<br />

were consistent in quality and satisfies the calibrated modification<br />

limits, from 38 to 46, required to achieve the microstructure,<br />

properties and soundness in the heavy-duty blocks<br />

with SinterCast process technology [15]. The casting trials were<br />

conducted in a foundry, producing compacted graphite iron<br />

castings, according to the test programme in Table 3, using<br />

SinterCast process.<br />

3 Results<br />

The results were judged based on the performance of the coatings<br />

in reducing the layer of compacted graphite (CG) degeneration<br />

to lamellar graphite (LG) at the rim zone of the castings.<br />

This performance is evaluated from the microstructures of the<br />

castings from various selected trials to compare the performance<br />

of Acticote CG800 (CG800) and other commercial coatings<br />

used for the same application. The results will be presented<br />

according to the content sequence in Table 3. However, the<br />

bulk microstructure from selected castings are presented in<br />

Figure 9. The bulk microstructure exhibited typical compacted<br />

graphite structure.<br />

From Figures 10 and 11, it can be seen that the coatings<br />

showed different performances on different section thicknesses<br />

in the reduction of degenerated CG layer. From the microstructures,<br />

it can be said that the layer of degeneration of the<br />

CG to FG is section dependent. The defect increases with increasing<br />

casting section thickness. This is in agreement with<br />

the findings of other researchers and is attributed to the longer<br />

solidification and cooling times in the thicker sections [7, 12].<br />

From these figures, it is also clear that the microstructures<br />

of the thin section, Z = 5 mm, contains uniformly distributed<br />

tiny nodules of similar size and distribution. No difference is<br />

observed from the effect of the applied coatings. This shows<br />

that the solidification of the casting in this thin section was rapid<br />

and controlled by the solidification kinetics. There was no<br />

time for any diffusion of sulfur or oxygen into the melt surface.<br />

Based on the results obtained from the comparative study<br />

of the performances of the coatings, coatings A and CG800<br />

exhibited more positive results relative to the other coatings.<br />

Hence, they were subjected to further trial (confirmatory performance<br />

test) to ensure the repeatability and reproducibility<br />

of their performances. At this stage, further investigation of<br />

the Z section (5 mm thin section) was dropped, since the coatings<br />

have no effect on this section. Further reports of the results<br />

will only focus on the 45 and 20 mm section thicknesses.<br />

The results of the confirmatory trial test for coatings A and<br />

CG800 in two replicates each (1 and 2) presented in Figure 12,<br />

show that the performances of the two coatings are consistent<br />

in both replicates. Both coatings showed degeneration layer of<br />

less than 200 µm. However, CG800 showed a superior performance<br />

over coating A.<br />

Acticote CG800 and coating A were benchmarked a couple<br />

of times with other commercial coatings for the same application,<br />

and the results from a selected benchmark trial are presented<br />

in Figure 13. As can be seen, CG800 performed slightly<br />

better than the other coatings. However, because the distinction<br />

in the performance of CG800 relative to the other coatings<br />

in this trial is not very clear, further confirmatory benchmark<br />

test was performed. The results from this test is presented in<br />

Figure 14. In Figure 14, CG800 clearly showed superior performance<br />

compared to the other commercial coatings. Based on<br />

the results of this trial, it was decided to try Acticote CG800 in<br />

a foundry that produces large volumes of CGI engine blocks<br />

and cylinder head castings.<br />

Acticote CG800 and three other commercial coatings (A, D<br />

and F) were applied on the cores used to produce water jackets<br />

and cylinder heads castings in CGI. After the production of<br />

these two products, some samples were collected and investi-<br />

24 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


A III CG800<br />

Figure 9: Bulk microstructure from the X-section of three selected castings.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

Figure 10: Interfacial microstructure of the three sections (X, Y & Z) of the castings made with 5 different coatings (A, II, III, IV &<br />

CG800) on cores from the comparative study.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 25


PERSPEKTIVEN<br />

gated for their microstructure evolution<br />

at the rim zones. The results on<br />

the layer of CG degeneration to FG<br />

are presented in Figure 15. From the<br />

figure, Acticote CG800 can be applied<br />

to produce CGI castings with significantly<br />

reduced CG degenerated layer<br />

(less than 150 µm).<br />

4 Summary<br />

The description of the defect, degeneration<br />

of compacted graphite<br />

(CG) to flake graphite (FG), and<br />

the probable causes of this defect<br />

have been discussed. The mechanism<br />

of defect formation was also<br />

mentioned. It was also illustrated<br />

that the occurrence and the extent<br />

of this defect are dependent on the<br />

casting section thicknesses. For remediation,<br />

the application of foundry<br />

coatings was explored, of which<br />

one of them is a new offer from Foseco,<br />

Acticote CG800. The performances<br />

of various coatings in reducing<br />

the compacted graphite (CG) degeneration<br />

layer to flake graphite<br />

(FG) and the extent to which this<br />

happens have been highlighted. It<br />

was extensively shown that Acticote<br />

CG800, significantly reduced the occurrence<br />

of this defect. This is due<br />

to the minimal sulphur content in<br />

the coating and insulation properties<br />

of the coating coupled with its<br />

higher density compared with the<br />

other coatings. Acticote CG800 is a<br />

water-based coating applied on the<br />

cores by dipping method. The coating<br />

has stable application properties.<br />

The application of the right layer<br />

thickness of Acticote CG800 on cores<br />

will significantly reduce the degeneration<br />

of the compacted graphite<br />

at the rim zone of castings of various<br />

thicknesses to the barest minimum.<br />

This will improve the mechanical<br />

properties – tensile and fatigues<br />

properties, at the rim zone of castings<br />

leading to the reduction of machining<br />

allowance and reduction in<br />

energy consumption thereby saving<br />

cost.<br />

Degeneration layer thickness, μm<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

CG500 II III IV CG800<br />

Figure 11: Effect of the coatings on the layer of degeneration of CG to FG at the surface<br />

rim zone of the different section thickness of the castings from the comparative study.<br />

Degeneration layer thickness, μm<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

A-1 A-2 CG800-1 CG800-2<br />

Figure 12: Effect of the coatings on the layer of degeneration of CG to FG at the surface<br />

rim zone of the X and Y sections of the castings from the confirmatory test with coating A<br />

and CG800 in two replicates (1 and 2).<br />

Benchmark degeneration<br />

layer thickness, μm<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

CG800<br />

A B C D E<br />

SOURCE: FOSECO<br />

SOURCE: FOSECO<br />

Ugo C. Nwaogu and Wolfram Stets,<br />

Foundry R&D Centre, Foseco Nederland<br />

BV, Enschede, Netherlands<br />

Figure 13: Effect of CG800 and some selected commercial coatings on the layer of degeneration<br />

of CG to FG at the surface rim zone of the X and Y sections of the castings from<br />

benchmark trial.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

26 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


SOURCE: FOSECO<br />

Benchmark confirmatory degeneration<br />

layer thickness, μm<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

CG800<br />

A B C D E<br />

Figure 14: Effect of the commercial coatings on the layer of degeneration of CG to FG<br />

at the surface rim zone of the X and Y sections of the castings from confirmatory benchmark<br />

trial.<br />

CG degeneration layer thickness, μm<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

WATER JACKETS<br />

CYLINDER HEADS<br />

[8] Nwaogu, U. C.; Poulsen, T.; Stage, R. K.,<br />

et al.: New sol-gel refractory coatings on<br />

chemically-bonded sand cores for foundry<br />

applications to improve casting surface<br />

quality. Surface & Coatings Technology 205<br />

(2011), pp, 4035-4044.<br />

[9] Nwaogu, U. C.; Tiedje, N. S.: Foundry<br />

coating technology: A review.<br />

Materials Science and Applications 2 (2011),<br />

pp. 1143-1160.<br />

[10] Nwaogu, U.; Poulse, T.; Gravesen, B., et<br />

al.: Using sol-gel component as additive to<br />

foundry coatings to improve casting quality.<br />

International Journal of cast Metal Research<br />

25 (2012), [no. 3].<br />

[11] Lundeen, B.: The influence of coatings on<br />

the graphite structure in the rim zone of ductile<br />

iron castings. DIS Annual Meeting, Dallas,<br />

Texas, June 2, 2011.<br />

[12] Boonmee, S.; Stefanescu, D. M.: Casting<br />

management in compacted graphite<br />

iron part I: Effect of mold coating and section<br />

thickness. AFS 2013.<br />

[13] Panna, W.; Wyszomirski, P.; Kohut, P.:<br />

Application of hot-stage microscopy to<br />

evaluating sample morphology changes<br />

on heating. J. Therm. Anal. Calorim. 125<br />

(2016), pp. 1053-1059.<br />

[14] International Standard ISO 540:2008(E)<br />

– Hard coal and coke – Determination of<br />

ash fusibility.<br />

[15] Dawson, S.; Popelar, P.: Thermal analysis<br />

and process control for compacted<br />

graphite iron and ductile iron. SinterCast,<br />

Sweden, 2014.<br />

SOURCE: FOSECO<br />

Figure 15: Effect of the commercial coatings on the layer of degeneration of CG to FG at<br />

the surface rim zone of water jacket and cylinder head castings.<br />

Literature<br />

[1] Guesser, W.; Schroeder, T.; Dawson, S.: Production experience with<br />

compacted graphite iron automotive components. AFS Transactions 01-<br />

071 (2001), pp. 1-11.<br />

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iron and compacted graphite iron castings, the effects of mold sand/<br />

metal interface phenomena. Springer, 2015.<br />

[3] Stefanescu, D. M.; Wills, S.; Massone, J.: Quantification of casting skin<br />

in ductile and compacted graphite irons and its effect on tensile properties.<br />

AFS Transactions 117 (2009), pp. 587-606.<br />

[4] Riposan, I.; Chisamera, M.; Stan, S., et al.: Surface graphite degeneration<br />

in ductile iron castings for resin molds. Tsinghua Sci. Technol. 13<br />

(2008), [no. 2], pp. 157-163. ISSN 1007-<strong>02</strong>14.<br />

[5] BCIRA Broadsheet 234 – Flake graphite layers at the cast surfaces of<br />

cast nodular iron castings.<br />

[6] Boonmee, S.; Stefanescu, D. M.: Casting management in compacted<br />

graphite iron, part II: Mechanism of casting skin formation. AFS, 2013.<br />

[7] International Standard ISO 16112 2006-08-01 – Compacted (vermicular)<br />

graphite cast iron – Classification.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 27


PERSPEKTIVEN<br />

Zum Einfluss von herstellungsbedingten<br />

Ungänzen auf das Festigkeitsverhalten<br />

von Bauteilen aus Stahlguss<br />

Die Bewertung von Ungänzen in Bauteilen aus Stahlguss ist ein zentraler Bestandteil der Festigkeitsberechnung.<br />

Im Rahmen eines Vorhabens der Industriellen Gemeinschaftsforschung IGF wurde<br />

hierzu am Beispiel der Werkstoffe G20Mn5 und G22NiMoCr5-6 ein validiertes rechnerisches Konzept<br />

bereitgestellt. Wesentlicher Bestandteil des Vorhabens waren die Validierung verschiedener zerstörungsfreier<br />

Prüfverfahren, Festigkeitsversuche an Proben mit Ungänzen sowie schädigungs- und<br />

bruchmechanische Analysen der Versuche. Die mittels verschiedener ZfP-Verfahren (Ultraschall, erweiterte<br />

Ultraschallverfahren, Röntgen-Computertomografie) untersuchten Probekörper lieferten<br />

konsistente Ergebnisse. Die Festigkeitsversuche zeigten, dass trotz zum Teil großer Ungänzen ein<br />

duktiles Versagen erst im Bereich der Festigkeit des ungänzenfreien Werkstoffs auftrat, wobei die<br />

Bruchdehnung mit zunehmender Ungänzengröße abfällt. Als effizientes Konzept hat sich die bruchmechanische<br />

Bewertung erwiesen. Die bruchmechanischen Berechnungen liefern konservative Ergebnisse<br />

und bestätigen, dass alle Proben mit Ungänzen hohe Belastungen bis über die Fließspannung<br />

ertragen, wobei die für die beiden Werkstoffe ermittelten Risszähigkeiten deutlich höher sind<br />

als z. B. in der FKM-Richtlinie in Form konservativer Werte angegeben.<br />

Dieter Siegele, Peter Tempel, Christian Eichheimer, Majid Farajian, Freiburg, und Ines Veile, Saarbrücken<br />

1 Ausgangssituation<br />

Mit Stahlguss und den vielfältigen Möglichkeiten zu seiner Wärmebehandlung<br />

lassen sich für viele Einsatzzwecke die geforderten<br />

Werkstoff- und Bauteileigenschaften realisieren. Weitere<br />

Vorteile von Bauteilen aus Stahlguss sind, dass sie im Vergleich<br />

zu ihrer Herstellung mittels anderer Fertigungsverfahren<br />

(z. B. Umformen, Schmieden, Trennen, Fügen) oft deutlich kostengünstiger<br />

sind, dass das Gießen nahezu unbegrenzt hinsichtlich<br />

der Größe und Wanddicke der Gussteile angewendet<br />

werden kann und dass bei Bedarf Stahlguss mit sehr guter<br />

Schweißbarkeit zum Verbindungsschweißen zur Verfügung<br />

steht. Hinzu kommen sämtliche Verfahrensvorteile des Fertigungsverfahrens<br />

Gießen wie z. B. die weitgehend freie Gestaltungsmöglichkeit<br />

des Bauteils. Im Stahlguss können somit die<br />

vorteilhaften Werkstoffeigenschaften von Stahl und die gestalterischen<br />

Vorteile des Fertigungsverfahrens Gießen im Endprodukt<br />

vereinigt werden.<br />

Stahlgusswerkstoffe bieten in Abhängigkeit von der Legierungszusammensetzung<br />

und der Wärmebehandlung ein breites<br />

Spektrum an mechanischen Eigenschaften. So können hochfeste<br />

Vergütungsstähle, z. B. G22NiMoCr5-6 (1.6760 [1]), mit einer<br />

Zugfestigkeit von z. B. 1200 MPa noch eine Bruchdehnung<br />

von 10 % aufweisen. Ein anderer, weit verbreiteter Vergütungsstahlguss,<br />

insbesondere auch für Druckbehälter, ist der G20Mn5<br />

(1.6220 [2, 3]) mit einer niedrigeren Zugfestigkeit, dafür aber<br />

mit einer deutlich höheren Bruchdehnung von 20 %. Diese<br />

beiden Stahlgusssorten sind darüber hinaus gut schweißbar.<br />

Eine derartige Kombination von Eigenschaften bietet im Bereich<br />

der Gusswerkstoffe keine andere Werkstoffgruppe, so-<br />

28 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


dass Stahlgusswerkstoffe für die verschiedensten Anwendungen<br />

unentbehrlich sind.<br />

Bei Stahlguss ist das Auftreten von Ungänzen im Gussteilinneren<br />

(z. B. Gefügeauflockerungen bzw. Mikrolunker, makroskopische<br />

Lunker, Gasblasen, Einschlüsse) – wie auch bei Gussteilen<br />

aus anderen Werkstoffen – nicht immer vollständig auszuschließen.<br />

Insbesondere ist die höhere Gießtemperatur von<br />

Stahlguss mit einer wesentlich größeren linearen Schwindung<br />

verbunden, was die Bildung von Poren und Lunkern begünstigt.<br />

Daneben können die metallurgischen und sonstigen Bedingungen<br />

bei der Erstarrung von Gussstücken aus Stahlguss<br />

die Qualität des Endprodukts beeinflussen.<br />

Mit zunehmender Wanddicke ist die Wahrscheinlichkeit des<br />

Auftretens von Ungänzen tendenziell größer. Diese herstellungsbedingten<br />

Ungänzen beeinträchtigen dort, wo sie in einem<br />

Stahlgussteil vorliegen, die lokalen Werkstoffeigenschaften.<br />

Allerdings stellen Ungänzen damit für ein Stahlgussteil bei<br />

weitem nicht immer einen Nachteil dar. Das Deutsche Institut<br />

für Normung definiert Fehler als einen „Merkmalswert, der die<br />

vorgegebenen Forderungen nicht erfüllt“ [4]. Ob eine Ungänze<br />

in einem Bauteil nachteilig als Fehler zu bewerten ist, ergibt<br />

sich aus dem lokalen Ausnutzungsgrad als Verhältnis von bauteilspezifischer<br />

lokaler Belastung und der lokalen, gegebenenfalls<br />

durch Ungänzen geminderten Belastbarkeit. Eine realitätsnahe<br />

Bewertung von Ungänzen ist dementsprechend nur bei<br />

Kenntnis der Ungänzengröße mittels genauer zerstörungsfreier<br />

Prüfverfahren (ZfP) und der Kenntnis der Beanspruchung sowie<br />

der Werkstoffeigenschaften möglich.<br />

Die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffes Stahlguss<br />

werden zum einen grundsätzlich durch die chemische Zusammensetzung,<br />

die Gießtechnik sowie die Wärmebehandlung und<br />

zum andern durch mögliche herstellungsbedingte Gefügeabweichungen<br />

und Ungänzen beeinflusst. Im Rahmen der statischen<br />

und zyklischen Festigkeitsbewertung von Gusswerkstoffen<br />

erfolgt die Berücksichtigung kleiner Ungänzen mit Größen<br />

unterhalb der Nachweisgrenze der Verfahren der volumenorientierten<br />

ZfP inhärent durch die vorliegenden Werkstoffeigenschaften.<br />

Diese sind dann als repräsentativ für ein Material<br />

mit statistisch verteilten Mikrodefekten anzusehen. Zu den<br />

offenen Punkten gehört insbesondere die Behandlung größerer<br />

Ungänzen.<br />

Ungänzen bzw. Gussteilbereiche werden auf Basis von Durchstrahlungs-<br />

[5] und/oder Ultraschallprüfung [6] einer der Gütestufen<br />

1 bis 5 zugeordnet. Die für einen bestimmten Gussteilbereich<br />

einzuhaltende Gütestufe wird zwischen Kunde und Gießerei<br />

vereinbart und ist gewöhnlich Bestandteil der Bestellung.<br />

Höher belastete Bereiche müssen in der Regel der Gütestufe<br />

1 bzw. 2 entsprechen, weniger belastete der Gütestufe 3 oder<br />

4. Bestimmte Unregelmäßigkeiten in Realgefügen, z. B. Seigerungen<br />

oder Mikrovolumendefizite, die jeweils unter gewissen<br />

Bedingungen das Bauteilverhalten negativ beeinflussen<br />

können, können im Rahmen der ZfP nicht entdeckt werden<br />

oder nach ihren Anzeigen gemäß den Kriterien zur Gütestufe<br />

zulässig sein. Eine übliche Vorgehensweise, das von Unregelmäßigkeiten<br />

in Realgefügen und Ungänzen auf die statische<br />

Festigkeit von Stahlgussbauteilen oft nur vermeintlich ausgehende<br />

Risiko zu berücksichtigen, ist die Anwendung von entsprechend<br />

bemessenen Sicherheitsbeiwerten [7]. Diese Sicherheitsbeiwerte<br />

liegen, bezogen auf die R p0,2%<br />

-Dehngrenze, je<br />

nach Beanspruchung und Schadenspotenzial, bei bis zu 2,1 [8].<br />

Für Werkstoffe mit einer Bruchdehnung A 5<br />

< 12,5 % werden höhere<br />

Werte angesetzt. Drucktragende Armaturengehäuse aus<br />

Stahlguss können sogar mit einem Sicherheitsbeiwert von 2,5<br />

ausgelegt werden [9].<br />

Alternativ kann bei aufgetretenen ZfP-Anzeigen – insbesondere<br />

für große Ungänzen – eine bruchmechanische Festigkeitsbewertung<br />

durchgeführt werden. Hierbei wird die Anzeige<br />

durch einen Riss gleicher Größe in der Projektion senkrecht<br />

zur lokalen Hauptbelastungsrichtung ersetzt und die Stabilität<br />

unter den Auslegungsbelastungen nachgewiesen. Dabei erfolgt<br />

eine Bewertung der Kritikalität der Spannungs- oder Dehnungskonzentration<br />

gegebenenfalls auch in Kombination mit<br />

klassischen Kriterien, z. B. im Failure Assessment Diagram. Auch<br />

diese Vorgehensweise ist jedoch im Allgemeinen konservativ,<br />

da die ZfP-Anzeige durch den kritischsten möglichen Defekt<br />

(scharfer Riss) ersetzt wird. Reale Ungänzen weisen jedoch oft<br />

deutlich weniger kritische Formen auf.<br />

Ein wesentlicher Schritt, um Auswirkungen von Ungänzen<br />

besser bewerten zu können, ist deren möglichst präzise und exakte<br />

Detektion. Hierfür wird eine verbesserte zerstörungsfreie<br />

Prüfung benötigt. Neben der „Phased-Array“-Ultraschalltechnik<br />

ist die neuere „Sampling-Phased-Array“-Ultraschalltechnik eine<br />

Möglichkeit, mit der Werkstoffvolumina ortsaufgelöst geprüft<br />

werden können [10]. International ist diese Ultraschalltechnik<br />

auch als Total Focusing Method bekannt. Die Rekonstruktion<br />

des Ultraschallbildes erfolgt bei der „Sampling-Phased-Array“-<br />

im Unterschied zur „Phased-Array“-Ultraschalltechnik rein rechnerisch.<br />

Eine Anwendung dieser als innovativ geltenden Technik<br />

im Hinblick auf Ungänzen in Stahlgussstücken wird im Folgenden<br />

näher beschrieben.<br />

Eine weitere Möglichkeit zur präzisen und exakten Detektion<br />

von Ungänzen in Stahlgussstücken ergibt sich aus der Weiterentwicklung<br />

der Röntgen-Computertomografie [11], mit deren<br />

Hilfe Ungänzenverteilungen ebenfalls dreidimensional ermittelt<br />

werden können.<br />

Neben der verbesserten ZfP liegt auch in einer verbesserten<br />

rechnerischen Analyse ein erhebliches Potenzial, Ungänzen<br />

realitätsnah bewerten zu können. Dies betrifft zum einen<br />

die verbesserte Abbildung der Ungänzen im Rechenmodell.<br />

Wenn über die ZfP Ungänzen mit hoher Auflösung detektiert<br />

werden können, können diese auch detailliert in das Finite-Elemente-Modell<br />

übernommen und dadurch in einer Simulation<br />

berücksichtigt werden. Dadurch kann die Festigkeit naturgemäß<br />

genauer berechnet werden, als wenn die Ungänze pauschal<br />

über die Größe einer singulären Ultraschallanzeige, z. B.<br />

über den Vergleich mit einem Kreisscheibenreflektor KSR, modelliert<br />

wird. Eine weitere Verbesserung liegt in der Verwendung<br />

tatsächlicher bruchmechanischer Kennwerte in der bruchmechanischen<br />

Analyse. Da bruchmechanische Kennwerte i. d. R.<br />

für die unterschiedlichen Stahlgusswerkstoffe nicht bekannt<br />

sind, kann nur auf Mindestwerte zurückgegriffen werden, die<br />

z. B. in der FKM-Richtlinie „Bruchmechanischer Festigkeitsnachweis“<br />

enthalten sind. Dort wird ein „physikalischer“ Initiierungswert<br />

angegeben, der mithilfe von Bruchflächenanalysen über<br />

die Stretched Zone ermittelt wurde, während hier der technische<br />

Initiierungswert nach ASTM E 1820 ermittelt wird, der einer<br />

Risszähigkeit bei einer Risserweiterung von 0,2 mm entspricht<br />

(siehe nachfolgendes Kapitel).<br />

Beide Aspekte, die verbesserte Detektion von Ungänzen<br />

mit innovativen ZfP-Verfahren und die verbesserte rechnerische<br />

Bewertung, waren Ziele des IGF-Vorhabens 469 ZN der<br />

Forschungsvereinigung Gießereitechnik e. V. [12] und sind Ge-<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 29


PERSPEKTIVEN<br />

genstand des vorliegenden Fachbeitrags. Durch die Kombination<br />

beider Methoden ist damit eine verbesserte Bewertung<br />

der Festigkeit von ungänzenbehafteten Bauteilen aus Stahlguss<br />

möglich. Dabei beziehen sich die Untersuchungen auf<br />

Bauteile unter statischer Belastung. Die Bewertung von Ungänzen<br />

unter Schwingbelastung ist Gegenstand eines aktuellen<br />

Anschlussvorhabens [13].<br />

2 Werkstoffeigenschaften<br />

Basis für die Bewertung der Festigkeit unter statischer Belastung<br />

ist die Kenntnis der Streckgrenze bzw. der 0,2 %-Dehngrenze<br />

R p0,2<br />

und der Zugfestigkeit R m<br />

. Für einen statischen Festigkeitsnachweis<br />

mit örtlichen Spannungen, z. B. nach der FKM-<br />

Richtlinie „Rechnerischer Festigkeitsnachweis“ [14], ist auch die<br />

Kenntnis der Bruchdehnung erforderlich. Beim bruchmechanischen<br />

Nachweis, z. B. von rissartigen Defekten oder Ungänzen,<br />

muss zusätzlich die Risszähigkeit des Werkstoffs bekannt sein.<br />

Für die hier untersuchten Werkstoffe<br />

G20Mn5 (+QT) und G22NiMo-<br />

Cr5-6 (Festigkeitsklasse I) liegen die<br />

Zugfestigkeiten nach Norm bei 500<br />

bis 650 MPa bzw. 930 bis 1080 MPa.<br />

Diese Werte wurden durch Zugversuche<br />

am vorliegenden Werkstoff<br />

bestätigt: Für den G20Mn5 lagen<br />

die an neun Proben gemessenen<br />

Zugfestigkeiten zwischen 577 und<br />

594 MPa und die 0,2 %-Dehngrenzen<br />

zwischen 385 und 419 MPa. Die<br />

niedrigste Dehngrenze liegt damit<br />

deutlich über dem geforderten<br />

Wert von 300 MPa und die Zugfestigkeiten<br />

liegen im oberen Bereich<br />

der geforderten Werte. Ebenso liegt<br />

die Bruchdehnung für alle Proben<br />

deutlich über 22 %.<br />

Auch für den G22NiMoCr5-6 erfüllen<br />

die 0,2 %-Dehngrenze und die<br />

Zugfestigkeit die geforderten Mindestwerte<br />

für die Festigkeitsklasse I<br />

von 825 MPa bzw. 930-1080 MPa nach<br />

[1]. Die 0,2 %-Dehngrenzen liegen<br />

zwischen 889 und 918 MPa und die<br />

Zugfestigkeiten zwischen 950 und<br />

996 MPa. Allerdings zeigte die Probe<br />

mit der Festigkeit von 950 MPa eine<br />

niedrige Bruchdehnung von nur ca.<br />

5 %, die deutlich unter dem nach<br />

Norm geforderten Mindestwert<br />

von 10 % liegt. Wie die nachfolgende<br />

Bruchflächenuntersuchung zeigte,<br />

besaß die Probe im Prüfquerschnitt<br />

eine relativ große Ungänze, die sich<br />

im Randbereich in Form mehrerer<br />

Lunker über ca. ein Viertel der Querschnittsfläche<br />

erstreckte, wie dies in<br />

Bild 1 zu erkennen ist. Umso bemerkenswerter<br />

ist es, dass auch diese Probe<br />

bis über die 0,2 %-Dehngrenze<br />

belastet werden konnte.<br />

Bild 1: Bruchfläche der Zugprobe aus G22NiMoCr5-6 mit einer geringen<br />

Bruchdehnung von ca. 5 %.<br />

Bild 2: Geometrie möglicher Bruchmechanikproben und Risswiderstandskurve<br />

mit Bestimmung des technischen Initiierungswerts J Q<br />

nach ASTM E 1820 [15].<br />

FOTO: IWM<br />

30 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


GRAFIKEN: IWM<br />

J, N/mm<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

data<br />

power law fit<br />

100<br />

J-Q<br />

0<br />

0,0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0 2,4<br />

∆a, mm<br />

Bild 3: Gemessene Risswiderstandskurve<br />

an einer C(T)25-Probe aus G20Mn5.<br />

J, N/mm<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

data<br />

50<br />

power law fit<br />

J-Q<br />

0<br />

0,0 0,4 0,8 1,2 1,6 2,0<br />

∆a, mm<br />

Bild 4: Gemessene Risswiderstandskurve<br />

an einer C(T)25-Probe aus G22NiMoCr5-6.<br />

Für die bruchmechanische Bewertung von Bauteilen mit<br />

Fehlern, wie z. B. Lunker oder andere Defekte, unter statischer<br />

Belastung ist die Kenntnis der Risszähigkeit erforderlich. Dieser<br />

Kennwert gibt an, ab welcher Belastung sich ein Fehler im<br />

Werkstoff zu erweitern beginnt. Der Fehler wird dabei konservativ<br />

vereinfachend als Riss betrachtet. Die Risszähigkeit bzw.<br />

der Risswiderstand kann z. B. nach der amerikanischen Norm<br />

ASTM E 1820 0 bestimmt werden. Dabei werden z. B. Kompakt-<br />

Zugproben C(T) oder Biegeproben SE(B) verwendet, bei denen<br />

zunächst ein scharfer Kerb eingebracht wird, die Probe danach<br />

zyklisch belastet wird, bis sich aus der Kerbe ein Riss gebildet<br />

hat, und schließlich die Probe mit steigender Belastung<br />

bis zum Erreichen einer definierten Risslänge statisch belastet<br />

wird. Während des Versuchs werden die Last, die Rissaufweitung<br />

und die Rissverlängerung (z. B. mit der Methode der partiellen<br />

Entlastung) gemessen. Die Rissbeanspruchung wird in<br />

Form des J-Integrals aus der Last-Aufweitungskurve bestimmt,<br />

und aus dem Schnittpunkt des J-Integrals mit der Bluntingline<br />

bei 0,2 mm Risserweiterung kann der Kennwert J Q<br />

ermittelt<br />

werden (Bild 2), aus dem über die Beziehung K 2 = J E‘ die<br />

Risszähigkeit K JIC<br />

bestimmt werden kann. Der Wert K JIC<br />

ist somit<br />

ein Kennwert für duktiles Versagen und kennzeichnet die<br />

Risszähigkeit bei 0,2 mm Risserweiterung, die einer „technischen“<br />

Rissinitiierung gleichgesetzt wird.<br />

Bild 3 zeigt ein Beispiel für eine für den Werkstoff G20Mn5<br />

gemessene Risswiderstandskurve. Der technische Initiierungswert<br />

J Q<br />

liegt für diese Probe bei 288 N/mm, was einer Risszähigkeit<br />

K JIC<br />

von 260 MPa√m entspricht. Insgesamt ist die Streuung<br />

der Kennwerte K JIC<br />

für den G20Mn5 relativ gering. Die Risszähigkeiten<br />

K JIC<br />

liegen zwischen 245 und 284 MPa√m.<br />

Für den Werkstoff G22NiMoCr5-6 sind die Risszähigkeiten<br />

deutlich geringer, wie Bild 4 am Beispiel einer Probe zeigt. J Q<br />

beträgt bei dieser Probe 85 N/mm, die daraus abgeleitete Risszähigkeit<br />

K JIC<br />

138 MPa√m. Beim G22NiMoCr5-6 ist auch die<br />

Streuung der Kennwerte größer: Die Risszähigkeiten K JIC<br />

liegen<br />

zwischen 133 und 162 MPa√m, der Mittelwert aus 6 Versuchen<br />

beträgt 149 MPa√m.<br />

An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass in der FKM-<br />

Richtlinie „Bruchmechanischer Festigkeitsnachweis“ [16] für den<br />

Werkstoff G20Mn5 eine Risszähigkeit von 52-62 MPa√m angegeben<br />

ist. Dieser Wert ist deutlich niedriger als der hier ermittelte<br />

kleinste Wert von 245 MPa√m, was dadurch begründet<br />

ist, dass in [16] ein „physikalischer“ Initiierungswert angegeben<br />

ist, der sich nach [17] aus dem Beginn des Stretchens ableitet,<br />

während auch in [17] ein K JQ<br />

-Wert (entspricht K JIC<br />

) zwischen<br />

225 und 408 MPa√m angegeben wird. Da der Werkstoff bei<br />

Raumtemperatur eine dem technischen Initiierungswert entsprechende<br />

Risserweiterung von 0,2 mm problemlos erträgt,<br />

sollte die FKM-Richtlinie bzgl. der bruchmechanischen Kennwerte<br />

von Stahlguss dringend aktualisiert werden.<br />

3 Zerstörungsfreie Prüfungen<br />

Um eine systematische Qualifizierung der als innovativ eingestuften<br />

ZfP-Verfahren, d. h. Ultraschall Sampling-Phased-Array<br />

(US-SPA) und Röntgen-Computertomografie (Röntgen-CT), vornehmen<br />

zu können, wurde zunächst der Stand der Technik in<br />

Bezug auf die ZfP in Gießereien als Referenz abgebildet. Hierzu<br />

wurden die abgegossenen ungänzenbehafteten Probestäbe<br />

am Fraunhofer IZFP zunächst mit konventionellem Ultraschall<br />

(Einzelschwinger) in Tauchtechnik und mechanisierter<br />

Scannung der zu prüfenden Fläche vermessen. Dieses Verfahren<br />

zählt für Stahlguss zwar noch nicht zu den Standardverfahren,<br />

in anderen stahlverarbeitenden Industrien wie beispielsweise<br />

der Stabstahl-Industrie ist es jedoch seit Jahren gängige<br />

Praxis. Die hieraus gewonnenen Daten wurden dann mittels<br />

eines Rekonstruktionsalgorithmus in Volumeninformationen<br />

überführt, sodass als Ergebnis dieser Prüfung eine bildgebende<br />

zwei- oder dreidimensionale Darstellung der inneren Ungänzen<br />

vorlag. Einzelne Probestäbe wurden außerdem per Handführung<br />

in Kontakttechnik entsprechend der DIN EN 12680-1<br />

[6] geprüft und anhand der A-Bilder klassifiziert. Ferner wurden<br />

Durchstrahlungsprüfungen an allen Probestäben extern<br />

durchgeführt. Ein zusammenfassender Überblick über die im<br />

Projekt durchgeführten zerstörungsfreien Prüfungen und die<br />

sich daraus ergebenden Möglichkeiten wurde veröffentlicht [18].<br />

Basierend auf den durchgeführten Messungen wurde zunächst<br />

ein qualitativer Vergleich zwischen den konventionellen<br />

ZfP-Verfahren durchgeführt. Die Ergebnisse aus den Ultra-<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 31


PERSPEKTIVEN<br />

schall-Prüfungen per Handführung in Kontakttechnik und den<br />

mechanisierten Ultraschall-Prüfungen mit einem Einzelschwinger<br />

zeigen eine gute Übereinstimmung im Bereich der zentralen<br />

Verdickung. Während die mechanisierten Prüfungen eine<br />

bildgebende Darstellung der lokalisierten Ungänzen und damit<br />

eine räumliche Auflösung erlauben, ist mittels der konventionellen<br />

Ultraschall-Handprüfung nur eine grobe Eingrenzung<br />

des fehlerbehafteten Bereichs möglich (vgl. Bild 5). Die Bewertung<br />

bei Ultraschall-Handprüfungen in Kontakttechnik erfolgt<br />

anhand von A-Bildern nach Norm mit Zuordnung zu Gütestufen.<br />

Die Bewertung bei mechanisierten Ultraschall-Prüfungen<br />

mit einem Einzelschwinger erfolgt auf der Basis von B- und C-<br />

Bildern, das heißt auf Basis von Schnitten durch ein rekonstruiertes<br />

Volumen.<br />

Ein Vergleich der mit Ultraschall (US) erzielten Ergebnisse<br />

und der Ergebnisse der Durchstrahlungsprüfungen (vgl. Bild 6)<br />

zeigt qualitativ eine gute Übereinstimmung. Es ist jedoch deutlich<br />

zu erkennen, dass die Durchstrahlung der zentralen Verdickung,<br />

welche für Probe P09 ca. 52 mm beträgt, nur mit einer<br />

speziellen Fokussierung möglich ist und auch dann nur eine<br />

vage Aussage über die laterale Ausdehnung der Ungänze erlaubt.<br />

Eine Aussage über die Tiefenausdehnung ist nicht möglich.<br />

Die konventionellen Ultraschall-Prüfungen per Handführung<br />

in Kontakttechnik erlauben hingegen quantitative Aussagen<br />

über laterale sowie Tiefenausdehnungen, sie ermöglichen<br />

jedoch keine bildgebende Darstellung der Ergebnisse. Die mechanisierten<br />

Ultraschall-Prüfungen unter Verwendung eines Einzelschwingers<br />

erlauben sowohl quantitative Aussagen über laterale<br />

sowie Tiefen-Ausdehnungen und stellen das Messergebnis<br />

bildgebend zur Verfügung. Für diese Messungen muss die<br />

Probe jedoch mechanisiert im Wasserbad abgescannt werden.<br />

Im nächsten Schritt wurden die als innovativ geltenden ZfP-<br />

Verfahren angewendet. Zunächst wurden US-SPA-Messungen<br />

an allen Probestäben in Tauchtechnik und mechanisierter Scannung<br />

durchgeführt. Hierfür wurde mit einem Gruppenstrahler<br />

mit 5 MHz und einem Pitch (Schwingerelementabstand) von<br />

Bild 5: Vergleich der Ergebnisse aus Ultraschall-Handprüfung in Kontakttechnik (links) und mechanisierten Ultraschall-Prüfungen<br />

in Tauchtechnik unter Verwendung eines Einzelschwingers (rechts) am Beispiel der mittigen Verdickung von Probestab P09.<br />

GRAFIK: IZFP<br />

Bild 6:<br />

Ergebnisse der Durchstrahlungsprüfungen<br />

nach DIN EN 12681 am Beispiel von<br />

Probestab P09 – oben: Durchstrahlung<br />

des gesamten Stabs, Klasse B; unten<br />

links: Durchstrahlung fokussiert auf den<br />

Bereich der Verdickung, Klasse A; unten<br />

rechts: Durchstrahlung fokussiert auf<br />

den Bereich der Verdickung, Klasse B.<br />

FOTOS: IZFP<br />

32 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


0,6 mm gemessen. Als Gruppenstrahler bezeichnet man einen<br />

Prüfkopf, dessen schallerzeugende Schwingerfläche aus einer<br />

Reihe von einzelnen Schwingerelementen besteht. Im Gegensatz<br />

dazu besitzt ein konventioneller Prüfkopf nur ein Schwingerelement,<br />

weshalb er auch als Einzelschwinger bezeichnet<br />

wird. Durch die Verwendung von Gruppenstrahlern in Kombination<br />

mit einer anschließenden rechnerisch recht aufwendigen<br />

Rekonstruktion kann – im Vergleich zu mechanisierten<br />

US-Prüfungen mit Einzelschwingern – eine höhere Ortsauflösung<br />

und Empfindlichkeit bei der Detektion von Volumenungänzen<br />

erreicht werden. Die im beschriebenen Forschungsprojekt<br />

durchgeführten Untersuchungen sollten zeigen, inwiefern<br />

dies auch bei Stahlguss der Legierungen G22NiMoCr5-6 und<br />

G20Mn5+QT der Fall ist. Als Schussabstand für die mechanisierten<br />

US-SPA-Prüfungen wurde sowohl<br />

in Scan- als auch in Index-Richtung<br />

ein Abstand von 0,25 mm verwendet.<br />

Der Winkelbereich, in dem die<br />

US-Messungen durchgeführt wurden,<br />

betrug -50° bis +50°. Hierdurch<br />

wird eine mehrachsige Durchschallung<br />

des Prüfkörpers erreicht, sodass<br />

im Gegensatz zur ausschließlich<br />

senkrechten Einschallung mit<br />

Einzelschwingern auch Flankenbereiche<br />

und gekrümmte Randflächen<br />

von Ungänzen beschallt und dadurch<br />

aufgelöst werden können. Im Falle<br />

von Gefüge-Heterogenität wird häufig<br />

jedoch auch ein erhöhter Rauschpegel<br />

registriert. Aufgrund der bildgebenden<br />

Rekonstruktion ist auch<br />

bei US-SPA-Messungen die schnittbzw.<br />

ebenenweise Betrachtung des<br />

Prüfkörpers in allen drei Raumrichtungen<br />

möglich und damit auch<br />

eine entsprechende, ggf. detailreiche<br />

Charakterisierung der lokalisierten<br />

innenliegenden Imperfektionen.<br />

In Bild 7 ist exemplarisch das Ergebnis<br />

der US-SPA-Messung im Bereich<br />

der Verdickung von Probestab P09<br />

dargestellt.<br />

Als zweites innovatives Verfahren<br />

wurden Röntgen-CT-Messungen eingesetzt.<br />

Aufgrund der Wanddicke der<br />

Stahlguss-Stäbe (teilweise größer als<br />

60 mm) mussten alle Proben mittels<br />

Hochenergie-Röntgen untersucht<br />

werden, weshalb die Messungen am<br />

Fraunhofer EZRT (Entwicklungszentrum<br />

für Röntgentechnik) in Fürth, einer<br />

gemeinsamen Einrichtung des<br />

Fraunhofer IIS und des Fraunhofer<br />

IZFP, durchgeführt wurden. Die gewonnenen<br />

Messdaten wurden mit<br />

zwei Auflösungsvarianten mit je<br />

200 µm und 400 µm Voxelgröße rekonstruiert.<br />

Ferner wurde eine iterative<br />

Artefakt-Korrektur („IAR“) auf die<br />

Daten angewendet. Die rekonstruierten<br />

Daten der Röntgen-CT-Messungen erlauben eine präzise Lokalisierung<br />

von innenliegenden Ungänzen. Das Auflösungsvermögen<br />

hängt dabei stark von der verwendeten Bestrahlungsenergie<br />

in Kombination mit der aufgewendeten Messdauer ab.<br />

Im Rahmen der Auswertung können die Röntgen-CT-Daten als<br />

3-D-Volumen dargestellt und im Raum beliebig gedreht werden<br />

(vgl. Bild 8). Alternativ können die Ergebnisse (analog zu<br />

den Ergebnissen der mechanisierten US-Prüfungen) auch als<br />

Schnittebenen in allen drei Raumrichtungen dargestellt werden.<br />

Die Auflösung in den drei Raumrichtungen entspricht dabei<br />

der vorab definierten Voxelgröße. Da es sich bei Röntgen-CT-<br />

Prüfungen, wie auch bei konventionellen Durchstrahlungsprüfungen,<br />

um Prüfungen handelt, die letztlich eine Grauwert-basierte<br />

Interpretation verlangen, liegt in beiden Fällen die Her-<br />

Bild 7: Ergebnis der mechanisierten US-SPA-Prüfung im Wasserbad: C-Bild für den Bereich<br />

der Verdickung von Probe P09.<br />

Bild 8: Rekonstruiertes 3-D-Volumen aus den Hochenergie-Röntgen-CT-Daten<br />

für Probe P09.<br />

GRAFIKEN: IZFP<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 33


PERSPEKTIVEN<br />

Bild 9: Vergleich der Ergebnisse aus mechanisierten US-Messungen mit Einzelschwinger (links) und Hochenergie-Röntgen-CT-Messungen<br />

(rechts) für einen horizontalen, mittigen Schnitt durch Probe P06.<br />

Bild 10: Vergleich der Ergebnisse der Hochenergie-Röntgen-CT-Prüfungen (jeweils Mitte) und der US-SPA-Prüfungen (jeweils unten)<br />

mit den Schliffbildern (jeweils oben), dargestellt für Probestab P11N, Lage 1 (links) und Lage 9 (rechts).<br />

GRAFIKEN: IZFP<br />

ausforderung darin, festzulegen, wo der Schwellwert zwischen<br />

dem ungänzenfreien und dem ungänzenbehafteten Zustand<br />

festzusetzen ist. In Bild 9 ist ein exemplarischer Vergleich der<br />

Ergebnisse aus den mechanisierten US-Messungen mit Einzelschwinger<br />

und den Hochenergie-Röntgen-CT-Messungen für<br />

einen Teilbereich der Probe P06 dargestellt.<br />

Um die angewendeten innovativen Verfahren zu qualifizieren,<br />

wurden die Prüfergebnisse von vier repräsentativen Proben<br />

verwendet. In einem ersten Schritt wurden hierfür die in<br />

den mechanisierten US-Ergebnissen und in den Hochenergie-Röntgen-CT-Ergebnissen<br />

lokalisierten Ungänzen quantitativ<br />

charakterisiert. Um einen möglichst präzisen Abgleich der<br />

ZfP-Ergebnisse mit dem realen Zustand durchführen zu können,<br />

wurden die Schliffbilder der vier Probestäbe angefertigt,<br />

indem in Abständen von jeweils 1 mm die Oberfläche des Stabes<br />

abgetragen und jeweils ein Foto angefertigt wurde. Als<br />

Startebene wurde die Höhe des Grundstabes festgelegt. Anschließend<br />

wurden die Ergebnisse der innovativen ZfP-Verfahren<br />

in den jeweiligen Ebenen mit den Ergebnissen der Schliffbilder<br />

quantitativ verglichen. Die Ergebnisse dieser Auswertungen<br />

sind exemplarisch anhand von zwei Ebenen für Probestab<br />

P11N in Bild 10 dargestellt. Da die rechte Seite der Probestäbe<br />

34 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Bild 11: : Vergleich der Ergebnisse aus mechanisierten, konventionellen US-Prüfungen mittels eines Einzelschwingers (links),<br />

mit denen aus Hochenergie-Röntgen-CT-Prüfungen (Mitte) und denen aus mechanisierten US-SPA Prüfungen (rechts)<br />

am Beispiel der mittigen Verdickung von Probe P09.<br />

GRAFIK: IZFP<br />

in aller Regel ungänzenfrei war, wurden die quantitativen Vergleiche<br />

nur für den Bereich der zentralen Verdickung und den<br />

Grundstab links davon durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse zeigen qualitativ eine sehr gute Übereinstimmung<br />

in Bezug auf die lokalisierten Ungänzen. Insbesondere<br />

die Ergebnisse der Hochenergie-Röntgen-CT-Prüfungen stimmen<br />

auch quantitativ sehr gut mit den Schliffbildern überein.<br />

Eine quantitative Gegenüberstellung der in den Schliffbildern<br />

und in den Röntgen-CT-Ergebnissen ermittelten Längen und<br />

Breiten der Ungänzen sowie die daraus berechneten Abweichungen<br />

vom Ist-Zustand wurde systematisch durchgeführt.<br />

Die ermittelten Werte zeigen, dass die Abweichungen in aller<br />

Regel deutlich unter 10 %, in vielen Fällen sogar unter 5 % liegen.<br />

Diese Abweichungen entsprechen in den meisten Fällen<br />

einem effektiven Unterschied von weniger als 1 mm. Bedenkt<br />

man, dass es sich bei den geprüften Objekten um Stahlgussstäbe<br />

mit Wanddicken von bis zu 60 mm handelt, so muss das<br />

Ergebnis als sehr gut bewertet werden.<br />

Der quantitative Vergleich zwischen den US-SPA-Ergebnissen<br />

und den Schliffbildern ist nicht trivial, da in den US-Ergebnissen<br />

Reflexionen bzw. Anzeigen zu sehen sind, die nicht<br />

allein auf die Existenz einer Ungänze zurückgeführt werden<br />

können. Die Übersteuerung des US-Signals im Bereich des<br />

Grundstabs links von der Verdickung (vgl. Bild 10, links) ist beispielsweise<br />

auf das Eintrittsecho zurückzuführen. Durch dieses<br />

entsteht eine sogenannte Totzone, in der weder Ungänzen<br />

noch andere Imperfektionen detektiert werden können.<br />

Im diskutierten Fall beträgt die Totzone ca. 4 mm. Weiter ist<br />

rechts des Ungänzenkopfes im Bereich der zentralen Verdickung<br />

des Stabs in den Schliffbildern der tieferen Lagen eine<br />

Art Auflockerungszone zu erkennen (vgl. Bild 10, rechts). Diese<br />

Gefügeauflockerung ist in den Röntgen-CT-Bildern nicht<br />

immer zu sehen. In den US-Ergebnissen hingegen sind in diesen<br />

Bereichen auch leichte Anzeigen zu erkennen. Daher wurden<br />

für mehrere Beispiele die Ergebnisse der mechanisierten<br />

US-Prüfungen unter Verwendung eines Einzelschwingers, der<br />

US-SPA-Prüfungen und der Röntgen-CT-Prüfungen miteinander<br />

verglichen. In Bild 11 ist ein solcher Vergleich exemplarisch<br />

für Probe P09 dargestellt.<br />

In Bild 11 ist deutlich zu erkennen, dass die Ergebnisse qualitativ<br />

gut übereinstimmen. Es ist jedoch auch zu erkennen, dass<br />

beide US-Ergebnisse, insbesondere im Hinblick auf die räumliche<br />

Ausdehnung der Anzeigen, von dem Röntgen-CT-Ergebnis<br />

abweichen. Dies war immer dann der Fall, wenn die Schliffbilder<br />

eine Art Auflockerungszone um den Ungänzenkopf herum<br />

zeigen. Röntgen-CT-Messungen können eine solche Auflockerungszone<br />

in aller Regel nicht auflösen, weil dort kein ausreichender<br />

Dichtekontrast vorliegt. Die durchgeführten Untersuchungen<br />

legen daher nahe, dass mechanisierte US-Messungen<br />

im Wasserbad (unabhängig davon, ob mit Einzelschwinger oder<br />

US-SPA durchgeführt) gut geeignet sind, um neben der Detektion<br />

von Volumenungänzen auch Hinweise auf Auflockerungszonen<br />

im Umfeld von Ungänzen zu liefern. Ein systematischer<br />

und damit allgemein belastbarer Zusammenhang konnte im<br />

Rahmen des Projektes jedoch nicht nachgewiesen werden.<br />

Als Fazit der zerstörungsfreien Untersuchungen wurde ein<br />

erster Aufschlag für einen Ungänzenvergleichskatalog erarbeitet,<br />

der die angewendeten ZfP-Methoden im Hinblick auf<br />

ihre Nachweisfähigkeit verschiedener Charakteristiken von Ungänzen<br />

vergleicht. Aktuell wird dieser Ungänzenvergleichskatalog<br />

in enger Zusammenarbeit des Bundesverbandes der<br />

Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) und des Fraunhofer IZFP<br />

weiterentwickelt.<br />

Die Ergebnisse der zerstörungsfreien Prüfungen, insbesondere<br />

die detaillierte Charakterisierung der Volumenungänzen<br />

auf Basis der Ergebnisse der Hochenergie-Röntgen-CT-Messungen,<br />

wurden als Eingangsinformation für die im Folgenden<br />

am Fraunhofer IWM durchgeführte Beanspruchungsanalyse<br />

übermittelt (siehe Kapitel „Rechnerische und bruchmechanische<br />

Analysen“).<br />

4 Festigkeitsversuche an Proben mit Ungänzen<br />

Zur Untersuchung des Einflusses von Ungänzen auf die statische<br />

Zugfestigkeit wurden Probekörper mit Verdickungen abgegossen,<br />

wobei durch unterschiedliche Geometrie der Verdickungen<br />

unterschiedlich große Ungänzen erzeugt werden sollten.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 35


PERSPEKTIVEN<br />

Bild 12: Probekörper mit mittiger Verdickung, Abbildung der durch Röntgen-CT-Prüfungen detektierten Lunker sowie Skizze<br />

der Probenentnahme für die Festigkeitsversuche.<br />

GRAFIK: IZFP<br />

σ<br />

tech , MPa<br />

Bild 13:<br />

Spannungs-<br />

Dehnungs-Kurven<br />

der Proben<br />

mit Ungänzen.<br />

ε tech<br />

GRAFIK: IWM<br />

Wie sich allerdings in den zerstörungsfreien Prüfungen zeigte,<br />

waren die so erzeugten Ungänzen sehr unterschiedlich verteilt,<br />

und sie waren zum Teil auch schlauchartig miteinander verbunden,<br />

sodass die für die Festigkeitsversuche vorgesehenen Zugproben<br />

nicht wie ursprünglich vorgesehen aus der Probenmitte<br />

entnommen werden konnten. Daher wurden die Zugproben<br />

mit Ungänzen auf der Seite des Probestabs entnommen, die<br />

nur kleinere Ungänzen aufwies und nicht vollständig von großen<br />

Defekten durchzogen war. Bild 12 zeigt ein Beispiel eines<br />

Probekörpers mit sehr großen, durchgehenden Ungänzen auf<br />

der rechten Seite, aus der eine Probenentnahme nicht möglich<br />

war. Stattdessen wurden die Zugproben auf der linken Seite entnommen,<br />

wo i. d. R. kleinere Ungänzen zu finden waren. Die<br />

so entnommenen Zugproben hatten einen Durchmesser von<br />

15 mm und eine Messlänge von 53 mm. Die kleineren Ungänzen<br />

in den entnommenen Zugproben wurden nochmals detailliert<br />

computertomografisch ausgewertet und entsprechenden<br />

Gütestufen zugeordnet. Daraus wurden Gütestufen zwischen<br />

2 und 5 ermittelt.<br />

Für die Festigkeitsversuche wurden<br />

die Zugproben über die Köpfe<br />

mittels einer hierfür konstruierten<br />

Einspannvorrichtung bis zum Versagen<br />

belastet und über Kraft- und<br />

Verformungsmessungen die Spannungs-Dehnungs-Kurven<br />

für die<br />

ungänzenbehafteten Proben bestimmt.<br />

Für eine detaillierte Verformungsmessung<br />

während der Belastung<br />

wurde dabei das optische Messsystem<br />

Aramis eingesetzt, mit dem die Verformungen auf der<br />

Oberfläche über ein Grauwert-Korrelationsverfahren ermittelt<br />

werden können.<br />

4.1 G20Mn5<br />

Bild 13 zeigt die ermittelten Spannungs-Dehnungs-Kurven der<br />

geprüften Proben mit Ungänzen für den G20Mn5. Zunächst<br />

ist zu erkennen, dass nahezu alle Proben die Zugfestigkeit der<br />

ungänzenfreien Proben (Mittelwert 584 MPa) erreichen. Bei einer<br />

Probe (P12N) ergab sich eine Unstimmigkeit bei der Messaufnahme,<br />

sodass die Kraft erst zu einem späteren Zeitpunkt<br />

erfasst wurde. Die Bruchdehnungen liegen insgesamt etwas<br />

niedriger als bei den ungänzenfreien Proben, wobei die Dehnungswerte<br />

wegen der größeren Messlänge und Probendurchmesser<br />

nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Die Probe<br />

P10N weist die geringste Bruchdehnung auf und erreicht auch<br />

nicht die Maximallast der übrigen Proben.<br />

Bild 14: Längsschliff der gebrochenen Probe P04N.<br />

GRAFIK: IWM<br />

36 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass alle Proben nicht<br />

an der Stelle der größten detektierten Ungänze in der Probenmitte<br />

versagten, sondern in einem Bereich zwischen Probenmitte<br />

und Einspannung. Bild 14 zeigt dies am Beispiel der Probe<br />

P04N. In der Probenmitte im Bereich der größten Ungänze<br />

schnürt die Probe zwar erheblich ein, der Bruch erfolgt aber in<br />

Form eines Scherbruchs am Rand des zylindrischen Bereichs am<br />

Übergang zum Probenkopf. Dieser Bereich liegt nahe an der<br />

Verdickung des gegossenen Probekörpers, in dem Bereich, in<br />

dem auch gehäuft kleinere Ungänzen vorliegen.<br />

Zur Quantifizierung der Ungänzen in der Bruchebene wurden<br />

die Bruchflächen der Proben detailliert untersucht und insbesondere<br />

die Größe der einzelnen Ungänzen ausgewertet.<br />

Bild 15 zeigt die Bruchflächen beispielhaft für drei Proben mit<br />

unterschiedlichen Bruchdehnungen. Probe P04N weist nach<br />

Bild 13 die größte Bruchdehnung auf, Probe P10N die kleinste<br />

und die Bruchdehnung von Probe P05N liegt im mittleren Bereich.<br />

Die Bruchflächenbilder zeigen, dass in allen Bruchebenen<br />

erhebliche Ungänzen vorliegen und dass die Bruchdehnung mit<br />

dem Flächenanteil der Ungänzen korreliert. Die rot umrandeten<br />

Ungänzen bei Probe P05N zeigen, dass auch bei der Probe<br />

im mittleren Bereich der Bruchdehnung bereits Ungänzen<br />

vorliegen, die in Summe etwa 20 % des Querschnitts ausmachen.<br />

Probe P10N zeigt eine relativ große Ungänze bzw. eine<br />

Summe benachbarter größerer und kleinerer Ungänzen nahe<br />

dem Probenrand. Eine detaillierte Darstellung solcher bruchauslösender<br />

Ungänzen ist exemplarisch für Probe P01 in Bild 16<br />

dargestellt. Hier ist zu erkennen, dass es sich bei den kleineren<br />

Ungänzen am Probenrand um kleine Lunker mit sehr geringer<br />

Öffnung handelt, die auch teilweise noch punktuell über die<br />

Dendriten verbunden sind, sodass diese Ungänzen mit zerstörungsfreien<br />

Methoden nicht oder nur sehr schwer erkennbar<br />

sind. Insgesamt sind für den Werkstoff G20Mn5 folgende Ergebnisse<br />

festzuhalten:<br />

Bild 15: Bruchflächen der Proben P04N, P05N, P10N.<br />

Bild 16: Bruchfläche der Probe P01N, Übersicht (links) und Detail des Bereichs mit größerer Ungänze (rechts).<br />

GRAFIKEN: IWM<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 37


PERSPEKTIVEN<br />

– Trotz der größeren, mittels ZfP detektierbaren Ungänzen in<br />

der Probenmitte versagen die Proben nicht an dieser Stelle,<br />

sondern außermittig Richtung ursprüngliche Verdickung,<br />

wo mehrere kleinere Ungänzen vorliegen, die in der Summe<br />

kritischer sind als die Ungänze in der Probenmitte.<br />

– Trotz der großen bzw. zahlreichen Ungänzen versagen alle<br />

Proben erst weit oberhalb der 0,2 %-Dehngrenze bzw. alle<br />

Proben bis auf eine erst im Bereich der Zugfestigkeit.<br />

4.2 G22NiMoCr5-6<br />

Die ermittelten Spannungs-Dehnungs-Kurven der Proben mit<br />

Ungänzen für den G22NiMoCr5-6 sind in Bild 17 dargestellt. Dabei<br />

ist sehr auffällig, dass die Proben unterschiedliche Zugfestigkeiten<br />

erreichen. Ein Teil der Proben erreicht eine Festigkeit<br />

von ca. 1000 MPa, was auch der Festigkeit aus den Zugversuchen<br />

und der Festigkeitsklasse I des G22NiMoCr5-6 entspricht.<br />

Die Bruchdehnungen dieser Proben liegen bei 4 bis 8 %, bedingt<br />

durch die vorliegenden Ungänzen. Ein weiterer Teil der<br />

Proben erreicht eine niedrigere Zugfestigkeit von ca. 850 MPa<br />

und eine Probe erreicht sogar nur ca. 700 MPa, wobei auch hier<br />

alle Proben nicht in der Probenmitte, sondern am Rand des zylindrischen<br />

Bereichs am Übergang zum Probenkopf versagten.<br />

Um die Ursachen für die unterschiedlichen Zugfestigkeiten herauszufinden,<br />

wurden zum einen detaillierte Untersuchungen<br />

der Bruchflächen durchgeführt, und zum andern wurden die<br />

Härten an allen Proben gemessen und mit den Härten der ungänzenfreien<br />

Zugproben verglichen. Dabei zeigte sich, dass die<br />

unterschiedlichen Zugfestigkeiten mit unterschiedlichen Härten<br />

der Proben korrelierten, womit die Probekörper mit Ungänzen<br />

offensichtlich unterschiedliche Wärmebehandlungen<br />

erfahren haben. Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass<br />

auch beim G22NiMoCr5-6 die unterschiedlichen Bruchdehnungen<br />

mit der Größe und Anzahl der Ungänzen korrelieren<br />

und dass auch hier die Summe der kleineren Ungänzen an der<br />

Bruchstelle größer oder vergleichbar der Größe der Ungänze<br />

in der Probenmitte ist.<br />

Bild 18 zeigt beispielhaft für die Probe P09 einen detaillierten<br />

Ausschnitt der Bruchfläche für den Werkstoff G22NiMoCr5-6.<br />

An der Bruchstelle befinden sich viele kleine Lunker (hier ist ein<br />

größerer Lunker mit einem Durchmesser von 1 mm zu sehen),<br />

die vor Belastung lokal noch mehrere Verbindungsstellen hat-<br />

σ tech<br />

, MPa<br />

Bild 17:<br />

Spannungs-<br />

Dehnungs-Kurven<br />

der G22Ni-<br />

MoCr5-6-Proben<br />

mit Ungänzen.<br />

ε tech<br />

GRAFIK: IWM<br />

Bild 18: Ausschnitte der Bruchfläche der Probe P09 mit ca. 1 mm großem Lunker (links) und Detailbild (rechts), auf dem die Dendriten<br />

mit lokalen duktilen Bruchinseln zu erkennen sind.<br />

FOTOS: IWM<br />

38 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


ten, was an den lokalen duktilen Bruchinseln zu erkennen ist.<br />

Aufgrund der partiellen Verbindung der Lunker sind diese mit<br />

zerstörungsfreien Verfahren kaum bzw. nur mit einem enorm<br />

hohen Aufwand oder in Kombination mit zerstörenden Prüfungen<br />

zu detektieren.<br />

Insgesamt muss jedoch betont werden, dass auch beim<br />

G22NiMoCr5-6 alle Ungänzen in der Probenmitte die Belastung<br />

aushalten, ohne zum Bruch zu führen. Zweitens muss festgehalten<br />

werden, dass trotz zum Teil sehr großer Ungänzen die<br />

Proben erst weit oberhalb der 0,2 %-Dehngrenze versagen.<br />

5 Rechnerische und bruchmechanische Analysen<br />

5.1 Beanspruchungsanalyse mit der Methode der Finiten<br />

Elemente<br />

Rechnerisch können die Spannungen und Verformungen in<br />

einem Bauteil oder einer Probe mit Ungänzen mit der Methode<br />

der Finiten Elemente berechnet werden. Voraussetzung<br />

ist hierfür die Kenntnis der Lage und der Geometrie der Ungänze,<br />

z. B. aus der ZfP, die dann im Rechenmodell abgebildet<br />

werden muss. Mithilfe einer elastisch-plastischen Berechnung<br />

unter Verwendung eines plastischen Materialmodells,<br />

z. B. nach von Mises, kann dann die plastische Grenzlast berechnet<br />

werden, bei der über den tragenden Querschnitt eine<br />

kritische Spannung erreicht wird. Dies ist in der Regel der Mittelwert<br />

zwischen Streckgrenze und Zugfestigkeit. Der tragende<br />

Querschnitt ist dabei der durch die Ungänze geschwächte<br />

Restquerschnitt. Bei mehreren Ungänzen kann der Modellierungsaufwand<br />

sehr groß werden. Im Rahmen des Forschungsvorhabens<br />

wurde daher eine Prozedur entwickelt, mit der aus<br />

den Informationen der Röntgen-CT-Messungen zur Position<br />

und Größe der Ungänzen die Daten zur Vernetzung der Rechenmodelle<br />

aufbereitet werden können. Während das Materialmodell<br />

nach von Mises nur in der Lage ist, die Spannungen<br />

bis Lastmaximum zu beschreiben, kann mit einem Schädigungsmodell,<br />

z. B. dem Gurson-Modell [19], auch das Versagen,<br />

d. h. die Abnahme der Spannung nach Lastmaximum durch<br />

Schädigung des Werkstoffs in Form von Porenwachstum und<br />

dem Zusammenwachsen von Poren, rechnerisch erfasst werden.<br />

Hierzu müssen die Parameter des Materialmodells z. B.<br />

an Zugversuche angepasst werden.<br />

Für den Werkstoff G22NiMoCr5-6 zeigt Bild 19 beispielhaft<br />

das mit dem Gurson-Modell erzielte Simulationsergebnis im<br />

Vergleich zu den Versuchsergebnissen. Da die Parameter des<br />

Gurson-Modells an den Werkstoff mit der Festigkeitsklasse I<br />

angepasst wurden, stimmen die Berechnungen mit den Versuchen<br />

an den ungänzenbehafteten Proben überein, die ein<br />

Festigkeitsniveau um 1000 MPa erreichen.<br />

Entsprechend des Röntgen-CT-Ergebnisses befinden sich<br />

die größten Ungänzen in der Probenmitte; diese Ungänzen<br />

wurden in ihrer Geometrie und Position am Beispiel der Probe<br />

P11 in einem Finite-Elemente-Modell abgebildet. Die für<br />

diese Probe berechnete Spannungs-Dehnungs-Kurve (Simulation)<br />

liegt im mittleren Streubereich der Versuchsergebnisse.<br />

Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Probe im Versuch<br />

am Probenrand und nicht an den größten Ungänzen versagt<br />

und dass die Bezugslängen zur Bestimmung der Dehnung im<br />

Modell und im Versuch differieren. Insgesamt belegt die Berechnung<br />

die Leistungsfähigkeit des Gurson-Modells zur Simulation<br />

des Versagensverhaltens sowie die Konservativität des<br />

Ergebnisses, da das tatsächliche Versagen nicht an der größten<br />

Ungänze in der Probenmitte, sondern am Rand des Prüfquerschnitts<br />

aufgetreten ist.<br />

Die rechnerische Analyse mit dem Gurson-Modell und die<br />

Modellierung der Vielzahl von Ungänzen sind jedoch äußerst<br />

komplex und rechenintensiv. Für die Anwendung in der Praxis<br />

ist eine solche Modellierung daher nur im Einzelfall sinnvoll.<br />

σ tech<br />

, MPa<br />

Simulation<br />

5.2 Bruchmechanische Analyse<br />

Bei der bruchmechanischen Bewertung wird ein Werkstoffdefekt<br />

konservativ als Riss betrachtet und die Beanspruchung<br />

am Riss – der Spannungsintensitätsfaktor – dem Werkstoffε<br />

tech<br />

Bild 19: Simulationsergebnis für eine ungänzenbehaftete Probe aus G22NiMoCr5-6 im Vergleich zu den Versuchsergebnissen.<br />

GRAFIK: IWM<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 39


PERSPEKTIVEN<br />

kennwert K mat<br />

gegenübergestellt.<br />

Bei duktilem Werkstoffverhalten,<br />

wie für die beiden Untersuchungswerkstoffe<br />

vorliegend, entspricht<br />

K mat<br />

der Risszähigkeit K JIC<br />

. Die bruchmechanische<br />

Bewertung erfolgt<br />

nach dem FAD-Konzept. Dieses basiert<br />

auf der gleichzeitigen Betrachtung<br />

eines bruchmechanischen Ausnutzungsgrades<br />

K r<br />

= K / K mat<br />

und eines<br />

plastischen Ausnutzungsgrads<br />

L r<br />

= L / L mat<br />

in einem „Failure Assessment<br />

Diagram“ (FAD) (Bild 20). Die<br />

Größe K r<br />

= K / K mat<br />

berechnet sich<br />

dabei aus dem Quotienten des Spannungsintensitätsfaktors<br />

K am Riss<br />

und der materialspezifischen Risszähigkeit<br />

K mat<br />

. Der plastische Ausnutzungsgrad<br />

L r<br />

= L / L mat<br />

berechnet<br />

sich aus dem Grad der Plastifizierung<br />

L bezogen auf die plastische<br />

Grenzlast L r<br />

. Die plastische Grenzlast<br />

ist dann erreicht, wenn der Restquerschnitt<br />

(Gesamtquerschnitt minus<br />

Fehlerfläche) vollständig die Fließspannung<br />

(Mittelwert von Streckgrenze<br />

und Zugfestigkeit) erreicht.<br />

Für einfache Geometrien existieren<br />

für K und L analytische Lösungen, sodass<br />

eine Fehlerbewertung effizient<br />

vorgenommen werden kann. Für die<br />

folgenden bruchmechanischen Fehlerbewertungen<br />

wird das am Fraunhofer<br />

IWM entwickelte Programm<br />

VERB, Version 8.1, eingesetzt [20].<br />

Über K mat<br />

und L r<br />

ist die Grenzkurve<br />

im FAD definiert. Liegt ein Zustandspunkt,<br />

d. h. die Beanspruchung am<br />

Riss, innerhalb der Grenzkurve, ist das<br />

Bauteil sicher, ein Zustandspunkt außerhalb<br />

der Grenzkurve beschreibt<br />

einen unsicheren Zustand, d. h. die<br />

Möglichkeit des Bauteilversagens.<br />

Bei Zunahme der Belastung oder der<br />

Rissgröße bewegt sich der Zustandspunkt<br />

auf die Grenzkurve zu. Schneidet<br />

der Lastpfad die Kurve bei kleinem<br />

Plastifizierungsgrad (L r<br />

< 1), ist<br />

das Versagen durch die Risszähigkeit<br />

K mat<br />

dominiert, bei großem Plastifizierungsgrad<br />

(L r<br />

> 1) durch die plastische<br />

Grenzlast L r<br />

. Je nach Definition<br />

von K mat<br />

(Bewertung von Sprödbruch<br />

durch K IC<br />

oder von duktiler Risserweiterung<br />

durch J Q<br />

bzw. K JIC<br />

) kann das<br />

Versagen am Riss spröd oder duktil<br />

sein.<br />

Für die Gussproben mit inneren<br />

Ungänzen wird hier das Modell eines<br />

zylindrischen Stabs mit einem<br />

innenliegenden kreisförmigen Riss<br />

Normierter Rissantrieb, K r<br />

Grenzkurve ƒ(L r<br />

)<br />

A<br />

B<br />

Belastungszunahme<br />

C<br />

sicherer<br />

Bereich<br />

Bild 20: Failure Assessment Diagram [16].<br />

A 1<br />

Plastifizierungsgrad, L r<br />

Tabelle 1: Kennwerte für die bruchmechanische Bewertung.<br />

G20Mn5<br />

Unsicher:<br />

mögliches Versagen durch σ/ε-<br />

Konzentration an der Rissspitze<br />

Unsicher:<br />

mögliches Versagen durch<br />

plastischen Kollaps<br />

B 1<br />

C 1<br />

G22NiMoCr5-6<br />

0,2 %-Dehngrenze R p0,2<br />

, MPa 396 908<br />

Zugfestigkeit R m<br />

, MPa 584 983<br />

E-Modul E, GPa 200 200<br />

Querkontraktionszahl 0,3 0,3<br />

Risszähigkeit K mat<br />

, MPa√m 267 149<br />

Risstiefe a/R 0,05-0,5 0,05-0,5<br />

Nennspannung, MPa 100-600 100-1000<br />

K r<br />

L r<br />

Bild 21: Bruchmechanische Bewertung für einen innenliegenden Fehler mit dem Durchmesser<br />

von 4,5 mm, Probendurchmesser 15 mm, Werkstoff G20Mn5.<br />

GRAFIK: IWM<br />

40 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

eingesetzt. Für die bruchmechanische Bewertung werden die<br />

in Tabelle 1 aufgelisteten Werte verwendet.<br />

Bild 21 zeigt für den G20Mn5 die bruchmechanische Bewertung<br />

für einen innenliegenden Fehler mit dem Durchmesser von<br />

4,5 mm (a = 2,25 mm) bei einem Durchmesser des Rundstabs von<br />

15 mm (R = 7,5 mm). Diese Fehlergröße entspricht etwa der Gütestufe<br />

5 mit einer Anzeigengröße von 30 % der Wanddicke, die bei<br />

einigen Proben detektiert wurde. Im FAD-Diagramm sind die einzelnen<br />

Bewertungspunkte bei zunehmender äußerer Belastung<br />

von 100 MPa bis 600 MPa dargestellt. Bei einer Belastung von ca.<br />

450 MPa wird die Grenzkurve erreicht. Der Plastifizierungsgrad<br />

L r<br />

beträgt im Schnittpunkt ca. 1,24,<br />

d. h. das Versagen erfolgt durch einen plastischen Kollaps (duktiles<br />

Versagen), bei dem im Restquerschnitt die Fließspannung<br />

vollständig erreicht wird. Im Versuch versagten die Proben mit<br />

vergleichbar großen Ungänzen erst im Bereich der Zugfestigkeit<br />

bei ca. 560-580 MPa. Die geringere Versagenslast der bruchmechanischen<br />

Berechnung liegt an der<br />

konservativen Definition der plastischen<br />

Grenzlast aus dem Mittelwert<br />

von Streckgrenze und Zugfestigkeit.<br />

Für den höherfesten G22NiMo-<br />

Cr5-6 ergibt sich ein vergleichbares<br />

Verhalten wie beim G20Mn5 (Bild 22).<br />

Für einen Fehler mit dem Durchmesser<br />

von 4 mm (ca. 26 % der Wanddicke)<br />

wird trotz der geringeren Risszähigkeit<br />

auch für diesen Werkstoff<br />

ein Versagen durch plastischen Kollaps<br />

(L r<br />

> 1) bei einer äußeren Spannung<br />

von ca. 880 MPa vorhergesagt,<br />

wie dies auch experimentell beobachtet<br />

wurde.<br />

In der FKM-Richtlinie „Bruchmechanischer<br />

Festigkeitsnachweis“ [16]<br />

existieren Korrelationen zwischen<br />

der Kerbschlagarbeit und der Risszähigkeit<br />

für sprödes und duktiles<br />

Werkstoffverhalten. Bei einer<br />

geforderten Mindest-Kerbschlagarbeit<br />

von 27 J bei -50 °C ergeben<br />

sich damit Werte von 62 MPa√m<br />

(spröd) und 70 MPa√m (duktil, entspricht<br />

K JIC<br />

bei einer Risserweiterung<br />

von 0,2 mm). Bei Raumtemperatur<br />

liegt die Mindest-Kerbschlagarbeit<br />

für den G22NiMoCr5-6 bei<br />

50 J, was über die Korrelation für<br />

duktile Risserweiterung einer Risszähigkeit<br />

K JIC<br />

von ca. 100 MPa√m<br />

entspräche. Dieser Wert ist deutlich<br />

niedriger als die für den G22NiMo-<br />

Cr5-6 gemessene Risszähigkeit bei<br />

RT. Bei einer konservativen Risszähigkeit<br />

von 52 MPa√m, wie z. B. für<br />

G20Mn5 in [16] angegeben, würde<br />

sich der Versagenspunkt deutlich in<br />

Richtung eines lokalen Versagens am<br />

Riss verschieben und die Versagens-<br />

Nennspannung auf ca. 775 MPa verringern<br />

(Bild 23).<br />

K r<br />

6 Zusammenfassung<br />

Zur Bewertung von Ungänzen in Bauteilen aus Stahlguss wurden<br />

Probekörper mit definierten Ungänzen durch zerstörungsfreie<br />

Prüfungen, Festigkeitsversuche und rechnerische Bewertungen<br />

umfassend am Beispiel der Werkstoffe G20Mn5 und<br />

G22NiMoCr5-6 untersucht.<br />

Im Rahmen der ZfP kamen mechanisierte Ultraschall-Prüfungen<br />

unter Verwendung von Einzelschwingern und Gruppenstrahlern<br />

(US-SPA) sowie Röntgen-CT-Messungen neben<br />

konventionellen US-Handprüfungen und Durchstrahlungsprüfungen<br />

zum Einsatz. Alle ZfP-Verfahren lieferten konsistente<br />

Ergebnisse. Die Hochenergie-Röntgen-CT-Messungen waren<br />

sehr gut geeignet, um Volumenungänzen präzise zu lokalisieren,<br />

während sie keine Aussagen über mögliche Auflockerungszonen<br />

im Umfeld der Ungänzen zuließen. Die durchgeführten<br />

L r<br />

Bild 22: Bruchmechanische Bewertung für einen innenliegenden Fehler mit dem Durchmesser<br />

von 4 mm, Probendurchmesser 15 mm, Werkstoff G22NiMoCr5-6.<br />

K r<br />

L r<br />

Bild 23: Bruchmechanische Bewertung für einen innenliegenden Fehler mit dem Durchmesser<br />

von 4 mm, Probendurchmesser 15 mm, Werkstoff G22NiMoCr5-6 mit konservativer<br />

Risszähigkeit von 52 MPa√m.<br />

GRAFIKEN: IWM<br />

42 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


mechanisierten US-Messungen waren hingegen etwas weniger<br />

präzise als die Röntgen-CT-Messungen, was die Detektion<br />

von Volumenungänzen angeht – sie zeigen jedoch Indizien<br />

für Auflockerungszonen im Umfeld von Volumenungänzen.<br />

Für die generelle Anwendbarkeit bei Stahlguss haben sich daher<br />

beide innovative Methoden – jeweils mit einem leicht unterschiedlichen<br />

Fokus – bewährt.<br />

Die Festigkeitsversuche bei Raumtemperatur zeigten, dass<br />

trotz zum Teil großer Ungänzen ein duktiles Versagen erst im<br />

Bereich der Festigkeit des ungänzenfreien Werkstoffs auftrat,<br />

wobei die Bruchdehnung mit zunehmender Ungänzengröße<br />

abfällt. Ein Versagen unterhalb der 0,2 %-Dehngrenze wurde<br />

nicht beobachtet, sodass bei den vorliegenden Ungänzengrößen<br />

eine Festigkeitsbewertung mit abgeminderter Streckgrenze<br />

nicht erforderlich war.<br />

Das Versagensverhalten wurde mit Finiten Elementen und<br />

einem elastisch-plastischen Materialmodell mit Schädigung simuliert.<br />

Mit einem solchen schädigungsmechanischen Modell<br />

kann das Versagen ungänzenbehafteter Bauteile realitätsnah<br />

beschrieben werden, allerdings ist eine solche komplexe Analyse<br />

aufgrund der Modellierung der Vielzahl von Ungänzen und<br />

die hohe Rechenzeit für die praktische Anwendung nur in Einzelfällen<br />

sinnvoll. Vereinfachend ist für plastisches Versagen<br />

auch eine Spannungsanalyse unter Berücksichtigung des reduzierten<br />

Querschnitts durch die Ungänze möglich, der z. B.<br />

aus der Gütestufe abgeschätzt werden kann.<br />

Die bruchmechanische Bewertung im Rahmen des Failure<br />

Assessment Diagrams (FAD) hat sich als praktikables und effizientes<br />

Konzept herausgestellt. Als Eingabegrößen sind lediglich<br />

die Festigkeitswerte, die Risszähigkeit und die aus der ZfP ermittelte<br />

Fehlergröße erforderlich. Letztere ergab sich aus Röntgen-CT-Messungen<br />

und den daraus abgeleiteten Gütestufen.<br />

Ein Sicherheitsbeiwert auf diese Fehlergröße war für die bruchmechanische<br />

Bewertung nicht erforderlich. Die im Vorhaben ermittelten<br />

Risszähigkeiten sind deutlich höher als z. B. in der FKM-<br />

Richtlinie „Bruchmechanischer Festigkeitsnachweis“ auf Basis eines<br />

konservativen Initiierungswerts angegeben. Eine Aufnahme<br />

der hier ermittelten Kennwerte in die FKM-Richtlinie ist vorgesehen.<br />

Die bruchmechanischen Berechnungen liefern konservative<br />

Ergebnisse und bestätigen, dass alle Proben mit Ungänzen<br />

hohe Belastungen bis über die Fließspannung ertragen.<br />

Als Fazit kann festgehalten werden, dass alle Proben mit Ungänzen<br />

auch trotz z. T. großer Ungänzen hohe Belastungen bis<br />

über die Fließspannung ertragen, was durch die bruchmechanische<br />

Bewertung bestätigt wird. Die Zugfestigkeit wird durch<br />

die Ungänzen nicht oder nur unwesentlich abgesenkt, wobei<br />

die Bruchdehnung mit zunehmender Ungänzengröße abnimmt.<br />

Für eine geregelte bruchmechanische Bewertung wird<br />

die Ermittlung bruchmechanischer Kennwerte von gängigem<br />

Stahlguss für relevante Temperaturbereiche vorgeschlagen.<br />

Das IGF-Vorhaben Nr.: 469<br />

ZN der Forschungsvereinigung<br />

Gießereitechnik e.V.<br />

(FVG), Düsseldorf, wurde<br />

über die AiF im Rahmen<br />

des Programms zur Förderung<br />

der industriellen<br />

Gemeinschaftsforschung<br />

und -entwicklung (IGF)<br />

vom Bundesministerium<br />

für Wirtschaft und Energie aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestages gefördert.<br />

Dr. Dieter Siegele, Dipl.-Ing. Peter Tempel, M. Sc. Math. Christian<br />

Eichheimer, Dr. Majid Farajian, Fraunhofer-Institut für<br />

Werkstoffmechanik IWM, Freiburg, Dr. Ines Veile, Fraunhofer-<br />

Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP, Saarbrücken<br />

Literatur:<br />

[1] SEW 520: Hochfeste Stahlgusssorten mit verbesserter Schweißeignung.<br />

Stahl-Eisen-Werkstoffblatt, 1996.<br />

[2] DIN EN 1<strong>02</strong>13, Stahlguss für Druckbehälter.<br />

[3] DIN EN 1<strong>02</strong>93, Stahlguss – Stahlguss für allgemeine Anwendungen.<br />

[4] DIN EN ISO 9000:2005-12, Qualitätsmanagement – Grundlagen und<br />

Begriffe.<br />

[5] DIN EN 12681, Gießereiwesen – Durchstrahlungsprüfung.<br />

[6] DIN EN 12680-1/2, Gießereiwesen – Ultraschallprüfung, Teil 1: Stahlgussstücke<br />

für allgemeine Verwendung, Teil 2: Stahlgussstücke für hoch<br />

beanspruchte Bauteile.<br />

[7] Sonsino, C. M.; Grubisic, V.: Requirements for operational fatigue<br />

strength of high quality cast components. Mat.-wiss. u. Werkstofftechn.<br />

27 (1996), S. 373-390.<br />

[8] Hänel, B.; Haibach, E.; Seeger, T.; Wirthgen, G.; Zenner, H.: Rechnerischer<br />

Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile aus Stahl, Eisengussund<br />

Aluminiumwerkstoffen. FKM-Richtlinie, 4. erweiterte Ausgabe, 20<strong>02</strong>.<br />

[9] Hentrich, M.; Thomas, R.: Armaturen aus Stahlguss – Stahlguss für Armaturen.<br />

3R international 32 (1993), [Nr. 7], S. 400-408.<br />

[10] Von Bernus, L.; Bulavinov, A.; Joneit, D.; Kröning, M.; Dalichov, M.;<br />

Reddy, K. M.: Sampling phased array – a new technique for signal processing<br />

and ultrasonic imaging. European Conference on Non-Destructive<br />

Testing, 2006, We.3.1.2.<br />

[11] Uhlmann, N.; Pavlovic, J.; Hilbinger, M.; Salamon, M.; Nachtrab, F.;<br />

Bähr, R.; Mnich, F.; Hanke, R.: Höchstauflösende Röntgencomputertomografie<br />

zur Analyse von Gefügemerkmalen metallischer Werkstoffe.<br />

Giesserei 97 (2010), [Nr. 6], S. 44-49.<br />

[12] Einfluss von herstellungsbedingten Ungänzen auf das Werkstoffverhalten<br />

von Stahlguss. Schlussbericht zum IGF-Vorhaben 469 ZN, Interne<br />

Berichtsnummer des Fraunhofer IWM: 131/<strong>2017</strong>.<br />

[13] Bemessung ermüdungsbeanspruchter Stahlgussbauteile unter Berücksichtigung<br />

herstellungsbedingter Ungänzen – ErStaGu. IGF-Vorhaben<br />

19691, Projektstart für <strong>2017</strong> vorgesehen.<br />

[14] FKM-Richtlinie Rechnerischer Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile.<br />

6. überarbeitete Ausgabe, 2012. Forschungskuratorium Maschinenbau<br />

e. V. (FKM), Frankfurt/Main, 2012.<br />

[15] ASTM-Standard E1820: Standard test method for measurement of<br />

fracture toughness. ASTM International, West Conshohocken, PA 2005.<br />

[16] FKM-Richtlinie Bruchmechanischer Festigkeitsnachweis. Forschungskuratorium<br />

Maschinenbau e. V. (FKM), Frankfurt/Main, 2009.<br />

[17] Hübner, P.; Pusch, G.: Bruchsicherheitsanalyse eines rissbehafteten<br />

Kugelschieberzapfens. Konstruieren + Gießen 25 (2000), [Nr. 3].<br />

[18] Veile, I.; Tschuncky, R.; Bruche, D.; Kopp, M.; Szielasko, K.: Zerstörungsfreie<br />

Materialcharakterisierung und Fehlerprüfung von Gusskomponenten.<br />

Giesserei 103 (2016), [Nr. 11], S. 32-35.<br />

[19] Gurson, A. L.: Continuum theory of ductile rupture by void nucleation<br />

and growth, Part I – Yield criteria and flow rules for porous ductile media.<br />

J. Eng. Mat. Techn. 99 (1977), S. 2-15.<br />

[20] Fehlerbewertungs-Programm VERB, Version 8.1, Fraunhofer IWM, 2016.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 43


PERSPEKTIVEN<br />

Gießprozess-Simulation und<br />

bruchmechanischer Nachweis –<br />

aktueller Stand und Ausblick<br />

Dieser Beitrag beschreibt eine neue Methodik zur Integration der Gießprozess-Simulation<br />

in den bruchmechanischen Nachweis für Eisengussteile. Diese Arbeit beruht auf der Empfehlung<br />

der VDMA-Leitlinie 239<strong>02</strong> zur Nutzung der Gießprozess-Simulation bei der Herstellung von<br />

Planetenträgern für Windenergieanlagen – Gießprozess-Simulation für eine Sicherheitsbeurteilung.<br />

Als Beispiel diente ein typischer Planetenträger aus GJS-400. Die Bruchzähigkeit wurde aus Korrelationen<br />

zwischen dem simulierten lokalen Gefüge und den mechanischen Eigenschaften abgeleitet.<br />

Auf Grundlage der Porositätsvorhersage aus der Gießprozess-Simulation wurde eine Annahme<br />

zur Rissgröße getroffen. Die typische Belastung eines Planetenträgers wurde mit den aus<br />

der Gießprozess-Simulation resultierenden Eigenspannungen überlagert. Der bruchmechanische<br />

Nachweis wurde für typische Belastungsfälle geführt. Im Ergebnis konnte gezeigt werden,<br />

wie die virtuelle Prozessauslegung und der Nachweis der Bauteilintegrität in ein gemeinsames<br />

Konzept zusammengeführt werden können. Damit können durch den Einsatz der Gießprozess-<br />

Simulation der Materialeinsatz bereits in der Auslegungsphase optimiert und neues Leichtbaupotenzial<br />

erschlossen werden.<br />

Corinna Thomser, Peter Langenberg, Pawel Kucharczyk und Jörg C. Sturm, Aachen<br />

1 Ziel der Arbeit<br />

Niedrige Produktionskosten, endabmessungsnahe Produktion<br />

und ein großes Spektrum an Festigkeiten bei hoher Duktilität<br />

sind die bekannten Vorteile von Gusseisenwerkstoffen. Herausragende<br />

Beispiele für Gusseisenprodukte findet man im Motorenbau<br />

und auch in Form von großen Bauteilen für Windenergieanlagen.<br />

All diese Produkte müssen höchste Ansprüche hinsichtlich<br />

ihrer Lebensdauer erfüllen.<br />

Insbesondere bei Windkraftanwendungen ist neben Defekten,<br />

die die Wahrscheinlichkeit von Ermüdungsbrüchen erhöhen,<br />

auch der Widerstand gegen plastisches Versagen und<br />

insbesondere gegen Sprödbruch zunehmend Gegenstand der<br />

Diskussion. Für Planetenträger wird häufig Gusseisen des Typs<br />

GJS-700 eingesetzt, das über hohe Festigkeit verfügt, jedoch<br />

geringe Duktilität und Zähigkeit aufweist. Die VDMA-Arbeitsgruppe<br />

„Planetenträger“ hat sich mit der Frage beschäftigt,<br />

wie die Zähigkeitsanforderung für diese Bauteile definiert werden<br />

kann und eine entsprechende VDMA-Leitlinie [1, 2] erstellt.<br />

Diese Leitlinie beinhaltet zwei unterschiedliche numerische<br />

Nachweismethoden, die für eine gezieltere Auslegung eingesetzt<br />

werden können:<br />

1. die Gießprozess-Simulation und<br />

2. die bruchmechanische Berechnung.<br />

Im Hinblick auf herstellungsbedingte und unvermeidbare kritische<br />

Bereiche in einem Planetenträger, die zudem sehr hohen<br />

Gebrauchsbelastungen unterliegen können, ermöglichen<br />

bruchmechanische Methoden, wie sie zum Beispiel der Britische<br />

Standard BS 7910 [3] beschreibt, eine Bewertung der Bauteilintegrität<br />

unter Verwendung der Risszähigkeit des Werkstoffs.<br />

Ziel der hier vorgestellten Untersuchung ist die Nutzung der<br />

Ergebnisse aus der Gießprozess-Simulation zur Vorhersage von<br />

lokalen mechanischen Eigenschaften, insbesondere der üblicherweise<br />

nicht verfügbaren Eingangsgrößen „Risszähigkeit“<br />

und lokale Festigkeiten. Darüber hinaus können mögliche Abmessungen<br />

eines Defekts in dem Bereich mit höchsten kriti-<br />

44 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


1. Lokales Gefüge und<br />

Werkstoffeigenschaften, Zähigkeit,<br />

Defekte und Eigenspannungen<br />

2. Sicherheit<br />

3. Optimierte Auslegung<br />

Gießprozess<br />

Herstellung<br />

Zähigkeitsorientierte<br />

Auslegung<br />

Bild 1: Vorgehensweise für die Auslegung eines sicheren, wirtschaftlichen und nachhaltigen Bauteils durch die Kombination von<br />

Gießprozess-Simulation und bruchmechanischem Nachweis.<br />

GRAFIKEN: MAGMA <strong>GIESSEREI</strong>TECHNOLOGIE / IWT-SOLUTIONS<br />

schen Belastungen für den bruchmechanischen Nachweis aus<br />

den Simulationen abgeleitet werden. Dazu wird die Möglichkeit<br />

zur Vorhersage lokaler Porosität aus der Gießprozess-Simulation<br />

genutzt. In einem zweiten Schritt wird diese Information<br />

als Eingangsgröße für die Ableitung einer Rissgeometrie verwendet,<br />

die für den bruchmechanischen Nachweis notwendig<br />

ist. Schließlich können neben den äußeren Belastungen auch<br />

die intern entstandenen Eigenspannungen aus dem Gießprozess<br />

in die Berechnungen für den bruchmechanischen Nachweis<br />

einbezogen werden. Bild 1 zeigt in einem Überblick den<br />

grundlegenden Ablauf des Verfahrens.<br />

2 Bedingungen für einen bruchmechanischen Nachweis<br />

nach VDMA-Richtlinie 239<strong>02</strong><br />

Bei der Auslegung eines neuen Gussbauteils müssen die folgenden<br />

Grenzzustände berücksichtigt werden, um die Geometrie<br />

und Werkstofffestigkeit des Teiles ableiten zu können:<br />

1. Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit,<br />

2. Grenzzustand der Tragfähigkeit,<br />

3. Sprödbruchvermeidung (als Ergänzung zu 1. und 2.),<br />

4. Grenzzustand der Ermüdung (als Ergänzung zu<br />

1. und 2.) und<br />

5. Korrosionsbeständigkeit (sofern notwendig).<br />

Der Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit entspricht dem<br />

üblichen Betriebszustand der Bauteile. Er ist verbunden mit<br />

dem elastischen Verhalten, da eine Formveränderung zwar zu<br />

einem Funktionsverlust, aber zu keinem Integritätsverlust führen<br />

würde. Der Grenzzustand der Tragfähigkeit schließt den<br />

Überlastungsfall ein, der zu einem plötzlichen Vollausfall führen<br />

kann. Bei Stahl- und Eisenprodukten besteht ein gewisser<br />

Zusammenhang mit der Zugfestigkeit R m<br />

, die mit Hilfe von uniaxialen<br />

Zugversuchen ermittelt wird. Sprödbruch, Ermüdung<br />

und Korrosionsbeständigkeit sind spezielle Fälle, die bei der<br />

Auslegung gesondert betrachtet werden müssen.<br />

Gebrauchstauglichkeit und Tragfähigkeit sowie Ermüdungsund<br />

Korrosionsprobleme werden in diesem Beitrag nicht bzw.<br />

an anderer Stelle [4] behandelt. Die hier beschriebene Arbeit<br />

befasst sich hauptsächlich mit der Vermeidung von Sprödbruch.<br />

Hierzu werden die Zähigkeitsanforderungen, die zumeist<br />

Teil der Werkstoffspezifikationen sind, oder die in der<br />

VDMA-Leitlinie 239<strong>02</strong> [2] vorgeschlagene zähigkeitsorientierte<br />

Auslegung hinzugezogen. Das Werkstoffverhalten wird in<br />

der Regel in Kerbschlagbiegeversuchen bestimmt. Bei Erstzulassungen<br />

oder komplizierten Fällen lässt sich am besten über<br />

eine bruchmechanische Untersuchung eine geeignete zähigkeitsorientierte<br />

Auslegung erzielen. Dies gilt auch für Planetenträger<br />

aus GJS-700 gemäß der VDMA-Leitlinie [1] oder für<br />

den Einsatz unter kalten klimatischen Bedingungen.<br />

Bei einem linearen elastischen Bauteilverhalten (wie es für<br />

die Anwendung der VDMA-Leitlinie 239<strong>02</strong> und GJS-700 ange-<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 45


PERSPEKTIVEN<br />

Bild 2: Auf Planetenträger anwendbare bruchmechanische Modelle – eingebettete Risse.<br />

Bild 3: Failure Assessment Diagram (FAD).<br />

nommen wird) kann die risstreibende<br />

Kraft einfach aus den Ergebnissen<br />

einer Analyse typischer Rissgeometrien<br />

abgeleitet werden, wie in<br />

Bild 2 dargestellt [2, 3].<br />

In Fällen, in denen ein elastischplastisches<br />

Materialverhalten angenommen<br />

werden kann, z. B. bei<br />

Gusseisen des Typs GJS-400-LT (aber<br />

auch für ADI-800 oder -1000), ist es<br />

möglich, anstelle von FEM-Simulationen<br />

mit dem analytischen Failure<br />

Assessment Diagram (FAD) zu arbeiten.<br />

Diese Methode ist Teil bruchmechanischer<br />

Beurteilungsstandards<br />

wie dem britischen Standard BS7910,<br />

dem amerikanischen Standard<br />

API 579 oder der deutschen FKM-<br />

Richtlinie [3, 5, 6].<br />

Bild 3 zeigt ein Failure Assessment<br />

Diagram (FAD). Die Grenzzustandsbedingung<br />

für die Rissentstehung<br />

verläuft entlang der in dem<br />

Diagramm dargestellten Kurve<br />

K r<br />

= f (L r<br />

). Der Verlauf dieser Kurve<br />

ist abhängig von den Eingangsgrößen<br />

Streckgrenze, Zugfestigkeit und Belastung und ist hier für<br />

Werkstoffe mit kontinuierlicher Fließkurve dargestellt.<br />

Das Failure Assessment Diagram (FAD) (Bild 3) ist wie folgt<br />

zu lesen: Für jedes Bruchproblem kann auf der Grundlage<br />

der mechanischen Eigenschaften des Werkstoffes (Festigkeit<br />

und Zähigkeit), der Riss- und Bauteilgeometrie sowie der Belastung<br />

ein Auslegungspunkt {K r,i<br />

;L r,i<br />

} abgeleitet werden. Jeder<br />

Punkt innerhalb der Kurve bedeutet sicheres Verhalten,<br />

während jeder außerhalb liegende Punkt (rote Kreise) unsicheres<br />

Verhalten bedeutet.<br />

An der Ordinate des Diagramms gibt K r<br />

das bruchmechanische<br />

Verhalten als einer der Faktoren dieses sogenannten<br />

2-Kriterien-Ansatzes an. Die aus dem Spannungsintensitätsfaktor<br />

K I<br />

(linear-elastische Bruchmechanik) berechnete risstreibende<br />

Kraft wird mit dem Bruchzähigkeitswert K mat<br />

normalisiert.<br />

Daraus ergibt sich K r<br />

= K I<br />

/K mat<br />

. In dieser Gleichung steht<br />

der Wert K mat<br />

für die Risszähigkeit des Werkstoffs.<br />

Die Anwendung der Funktion ermöglicht die Berücksichtigung<br />

lokaler Plastizitätseffekte vor der Rissspitze bei gleichzeitiger<br />

Verwendung eines linear-elastischen Spannungsintensitätsfaktors<br />

für die Berechnung der risstreibenden Kraft<br />

in Abhängigkeit von der Rissgeometrie und der anliegenden<br />

Nennspannung (für Modelle wie in Bild 2 dargestellt).<br />

Ein anerkannter Nachteil der bruchmechanischen Analyse<br />

ist jedoch, dass die Risszähigkeitswerte zunächst nur aus sehr<br />

kostenintensiven und zeitaufwendigen Risszähigkeitsversuchen<br />

ermittelt werden müssen. Dazu muss festgehalten werden, dass<br />

nur wenige Labore in der Lage sind, diese Tests durchzuführen,<br />

und von diesen Laboren sind darüber hinaus nur wenige zertifiziert,<br />

z. B. nach DIN EN ISO/IEC 17<strong>02</strong>5. Daher ist es sehr nützlich,<br />

eine alternative Quelle für die Bruchzähigkeitswerte, wie<br />

sie in diesem Beitrag vorgestellt und in Abschnitt 3.3 näher beschrieben<br />

wird, zur Verfügung zu haben.<br />

Auf der Abszisse ist das zweite Kriterium L r<br />

aufgetragen.<br />

Es stellt das festigkeitsorientierte Verhalten dar. Es ist zu verstehen<br />

als eine Art Spannungswirkung relativ zur Fließspannung<br />

in dem Bauteilquerschnitt, in dem der Riss vorliegt. Zur<br />

Berechnung des Wertes L r<br />

wird die Nennspannung (in der Re-<br />

46 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


gel als Auslegungsspannung σ d<br />

bezeichnet) mit der Fließspannung<br />

des Bauteils σ gy<br />

(mit „gy” = Bauteilfließspannung) auf der<br />

X-Achse normalisiert. Für Modelle, wie in Bild 2 dargestellt, kann<br />

der Wert für die Fließspannung σ gy<br />

den oben erwähnten kritischen<br />

technischen Beurteilungsstandards entnommen werden.<br />

Sie kann aber auch aus anderen Literaturquellen individuell<br />

hergeleitet oder im Idealfall aus einer FEM-Analyse abgeleitet<br />

werden.<br />

Der Punkt, in dem der Belastungspfad die Grenzzustandskurve<br />

schneidet, gibt an, dass die kritische Grenzbelastung für<br />

den Beginn eines instabilen Bruches erreicht ist. Folglich stellen<br />

alle Nachweispunkte {K r<br />

, i<br />

; L r<br />

, i<br />

} des Pfades innerhalb des Bereiches<br />

unterhalb der Kurve ein sicheres und alle Punkte außerhalb<br />

dieses Bereiches ein unsicheres Bauteilverhalten dar.<br />

Die Anwendung des Failure Assessment Diagram (FAD) ist eine<br />

allgemein anerkannte Methode. Sie deckt eine große Zahl von<br />

Gusseisensorten und deren lineares elastisches Verhalten ab.<br />

3 Gießprozess-Simulation<br />

3.1 Modell<br />

Die Gießprozess-Simulation kann zahlreiche Eingangsgrößen<br />

für den bruchmechanischen Nachweis liefern, etwa die lokale<br />

Vorhersage von Defekten, Eigenspannungen, Gefügeausbildung<br />

und mechanischen Eigenschaften. Neben den lokalen<br />

Abkühlbedingungen üben auch die Legierungszusammensetzung,<br />

die Schmelzebehandlung und die angewandte Metallurgie<br />

einen wesentlichen Einfluss auf das Endgefüge und die daraus<br />

resultierenden mechanischen Eigenschaften eines Gussteils<br />

aus (Bild 4) [7].<br />

Gießereiingenieure nutzen diese Prozessvariablen, um das<br />

gewünschte Gefüge und die entsprechenden mechanischen<br />

Eigenschaften wie Zugfestigkeit und Duktilität einzustellen.<br />

Gleichzeitig versuchen sie, unerwünschte Erscheinungen (wie<br />

Eingangsgrößen Modelle Ergebnisse<br />

Schmelzequalität,Impfung,<br />

chemische Zusammensetzung<br />

Keimhaushalt<br />

Seigerung<br />

neue Phasen<br />

Kontraktion/Expansion<br />

eutektische Zellen<br />

Anzahl Grafitpartikel<br />

Nodularität<br />

Kühlrate<br />

Porosität<br />

lokale Abkühlrate<br />

Ausleeren<br />

Kinetik der Phasenumwandlungen<br />

Diffusion der<br />

Legierungselemente<br />

Perlit/Ferrit-Verhältnis<br />

Perlit/Ferrit-Wachstum<br />

mechanische Eigenschaften<br />

Bild 4:<br />

Simulation von<br />

Gusseisengefügen<br />

unter Berücksichtigung<br />

von Eingangsgrößen,<br />

Modellen<br />

und verfügbaren<br />

Ergebnissen.<br />

Gießsystem<br />

Legierung: Gusseisen (GJS 400)<br />

Gussteilgewicht: ~ 3,3 t<br />

Gussteilhöhe: ~ 1,2 m<br />

Maximale Wanddicke: ~ 32 cm<br />

Sandform: Furan<br />

Gießtemperatur: 1400 °C<br />

Gießdauer: 45 s<br />

Ausleertemperatur: 200 °C<br />

Entfernung Gießsystem: 150 °C<br />

Speiser<br />

Gussteil<br />

Kühlkokillen<br />

Bild 5:<br />

Modell zur Gießprozess-<br />

Simulation und berücksichtige<br />

Parameter<br />

aus dem Gießprozess.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 47


PERSPEKTIVEN<br />

Porosität oder Dross) und ungünstige Gefügeausbildungen zu<br />

vermeiden. Die Modellierung des Gießprozesses und die angenommenen<br />

Parameter sind in Bild 5 dargestellt.<br />

In Bild 6 ist der für den bruchmechanischen Nachweis relevante<br />

kritische Bereich des Planetenträgers markiert. Dieser<br />

Bereich wurde mit Hilfe einer Finite-Elemente-Simulation bzw.<br />

einer Worst-Case-Analyse ermittelt. Diese wird an dieser Stelle<br />

nicht näher beschrieben, kann jedoch als typisch für diese<br />

Bauteile angenommen werden.<br />

Als Qualitätskriterium für das Gussteil<br />

wird die Gesamtporosität im kritischen<br />

Bereich angenommen, da<br />

die Porosität als wesentlicher Auslöser<br />

für die Entstehung von Rissen<br />

und deren Wachstum unter<br />

Gebrauchsbedingungen wirken<br />

kann. Die Porosität kann daher für<br />

eine begrenzte Lebensdauer des<br />

gegossenen Bauteils verantwortlich<br />

sein. Die Gesamtporosität im<br />

kritischen Bereich wird stark durch<br />

den Gießprozess selbst beeinflusst.<br />

Zum Beispiel werden für die Analyse<br />

der Zuverlässigkeit des Gießprozesses<br />

und der Versagensrisiken die folgenden Prozessparameter<br />

berücksichtigt:<br />

– Schmelzequalität<br />

– Gießtechnik, hier Einsatz von Kühlkokillen.<br />

Die Ergebnisse einer virtuellen Versuchsplanung (DOE Design<br />

of Experiments) sind in Bild 7 dargestellt. Jeder Punkt in der<br />

Grafik repräsentiert das Ergebnis einer einzelnen Simulation. Es<br />

3.2 Vorhersage der Porosität<br />

Hochbelasteter<br />

Bereich unter<br />

Gebrauchsbedingungen<br />

Bild 6:<br />

Hochbelasteter Bereich des Planetenträgers,<br />

der für den bruchmechanischen<br />

Nachweis unter<br />

Gebrauchsbedingungen herangezogen<br />

wird.<br />

schlechtester Fall<br />

Gesamtporosität im kritischen Bereich, cm 3<br />

mit Kühlkokillen<br />

ohne Kühlkokillen<br />

bester Fall<br />

Schmelzequalität<br />

Bild 7: Streudiagramm eines virtuellen Versuchsplans (DOE Design of Experiments), in dem die simulierte Gesamtporosität<br />

in dem kritischen Bereich als Funktion der Schmelzequalität dargestellt ist. Jeder Punkt repräsentiert die Porositätsergebnisse jeweils<br />

eines virtuellen Versuchs unter verschiedenen Bedingungen.<br />

48 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


ist zu erkennen, dass der Einsatz von Kühlkokillen einen starken<br />

Einfluss auf die Porosität hat. Die Gießprozess-Simulation sagt<br />

bei Nutzung von Kühlkokillen im kritischen Bereich geringe Porosität<br />

voraus, und zwar unabhängig von der Schmelzequalität.<br />

Analog führt bei einem Gießprozess ohne Kühlkokillen eine<br />

gute Schmelzequalität zu einer Reduzierung der Porosität<br />

im kritischen Bereich des Gussteils, während eine schlechte<br />

Schmelzequalität zu vergleichsweise stark ausgeprägter Porosität<br />

führt.<br />

Die virtuelle Versuchsplanung diente zur Identifizierung<br />

der folgenden beiden Szenarien, die für den bruchmechanischen<br />

Ansatz zu berücksichtigen sind:<br />

Schlimmster Fall: Eine Gesamtporosität mit einem Volumen<br />

von ~36 cm 3 wird, verteilt<br />

auf vier verschiedene Stellen (d. h.<br />

~9 cm 3 Porosität pro Stelle), innerhalb<br />

des kritischen Bereichs detektiert.<br />

Es wurde bewusst eine hohe<br />

Porosität angenommen, die in der<br />

Regel bei einem simulationsgestützten,<br />

qualifizierten Gießprozess vermieden<br />

werden kann.<br />

Bester Fall: Im kritischen Bereich<br />

liegt geringe Porosität vor.<br />

3.4 Eigenspannungen beim Gießen<br />

Während des Gießens und Erstarrens von Gussteilen entstehen<br />

lokal unterschiedliche Temperaturgradienten. Die verschiedenen<br />

Temperaturfelder führen zu unterschiedlicher<br />

Kontraktion innerhalb des Gussteils und damit zu Eigenspannungen<br />

und Verzug. Die Entstehung der entsprechenden mechanischen<br />

Felder wird mit Hilfe eines zeitabhängigen konstitutiven<br />

Modells berechnet, das Kriechen und die plastische<br />

Verformung in einem vereinheitlichten Ansatz berücksichtigt.<br />

Der Grenzfläche zwischen dem Gusswerkstoff und den umgebenden<br />

Kern- und Formwerkstoffen wird mit Hilfe eines<br />

Kontaktalgorithmus Rechnung getragen. So wird die durch<br />

Risszähigkeit<br />

J i,SZW<br />

in N/mm<br />

3.3 Berechnung der Bruchzähigkeit<br />

In der Literatur wird über den Einfluss<br />

der Gefüge- und mechanischen<br />

Eigenschaften auf die Bruchzähigkeit<br />

am Beispiel der Werkstoffgruppe<br />

GJS-400 [8, 9] berichtet. Drei verschiedene<br />

Korrelationen wurden abhängig<br />

von den Einflussparametern<br />

abgeleitet und die jeweilige Bruchzähigkeit<br />

gemessen. Die wesentlichen<br />

Parameter für die Bruchzähigkeitsberechnungen<br />

sind:<br />

– Mittlerer Kugelabstand,<br />

– Nodularität,<br />

– Streckgrenze,<br />

– Bruchdehnung und<br />

– Perlitgehalt.<br />

Untersuchter Querschnitt<br />

Bild 8: Simulierte Bruchzähigkeit, J i,SZW<br />

in N/mm, niedrigster vorhergesagter Bruchzähigkeitswert<br />

(konservativer Ansatz).<br />

max. Hauptspannung,<br />

MPa<br />

Außer der Nodularität werden alle<br />

erforderlichen Parameter in der<br />

Gießprozess-Simulation lokal vorhergesagt.<br />

Bild 8 zeigt die Simulation<br />

der Bruchzähigkeit unter<br />

Annahme der Korrelation, die die<br />

niedrigsten Bruchzähigkeitswerte<br />

vorhersagt (konservativer Ansatz).<br />

Auch der untersuchte Querschnitt<br />

ist eingezeichnet. Eine detaillierte<br />

Beschreibung der Ableitung der<br />

Bruchzähigkeit aus den Ergebnissen<br />

einer Gießprozess-Simulation ist in<br />

der Literatur zu finden [10].<br />

Untersuchter Querschnitt<br />

Bild 9: Ergebnisse der Berechnungen der Spannungen aus dem Gießprozess, maximale<br />

Hauptspannung bei Raumtemperatur.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 49


PERSPEKTIVEN<br />

die Sandform und die Sandkerne bedingte Schwindungsbehinderung<br />

bei der Spannungssimulation berücksichtigt. Auch<br />

das temperaturabhängige, nichtlineare Verhalten der mechanischen<br />

und thermophysikalischen Werkstoffparameter findet<br />

Eingang in die Simulation [11]. Die Ergebnisse der Spannungsberechnung<br />

für den Planetenträger zeigt Bild 9.<br />

4 Bruchmechanische Berechnung<br />

4.1 Eingangsgrößen für die Berechnung<br />

Tabelle 1: Fehlergröße für ein a/c-Verhältnis von 0,2.<br />

Geometrische Kennwerte<br />

Abmessungen<br />

V 9 cm 3<br />

a<br />

9,5 mm<br />

c<br />

47,5 mm<br />

2a<br />

19 mm<br />

2c<br />

95,1 mm<br />

Die bruchmechanische Berechnung beruht auf berechneten<br />

Spannungsverteilungen über die Wanddicke. Die maximale<br />

Auslegungszugspannung wurde mit σ D<br />

= 160 MPa angenommen.<br />

Die Bruchgeometrie wird aus dem Worst-Case-Szenario<br />

der Porositätsvorhersage im Rahmen der Gießprozess-Simulation<br />

abgeleitet, indem das entsprechende Porengrößenvolumen<br />

an einer der vier Stellen V = 9 cm 3 (Abschnitt 3.2) auf ein<br />

flaches zigarrenförmiges Ellipsoid mit den drei Achsen a, b und<br />

c übertragen wird. Die Projektion des Ellipsoids auf eine Fläche<br />

(b nimmt den Wert null an) wird dann als maximale Rissgröße<br />

mit c und der halben Achse a angenommen. Die Projektion der<br />

b-Achse auf die Fläche wurde durch die Annahme gerechtfertigt,<br />

dass die Länge der b-Achse nur 0,5 ⋅ a beträgt. Eine weitere<br />

konservative Annahme ist, dass das a/c-Verhältnis des innenliegenden<br />

elliptischen Risses 0,2 beträgt. Aber auch für andere<br />

a/c-Verhältnisse, die zu einer runderen Rissform führen,<br />

wurden die Auswirkungen untersucht [10].<br />

Der Tabelle 1 ist die Rissgeometrie, die als Grundlage für die<br />

Berechnung gedient hat, zu entnehmen. Es handelt sich hierbei<br />

wirklich um das Worst-Case-Szenario, denn es wird angenommen,<br />

dass sich die Porosität an einer Stelle in einem einzelnen<br />

großen Defekt im kritischen Bereich konzentriert. Als<br />

Fehlerposition wurde gemäß der VDMA-Leitlinie 239<strong>02</strong> eine<br />

Randzonenposition mit einem Abstand d = 5 mm zur Oberfläche<br />

gewählt [2].<br />

Auf der Grundlage der Abmessungen des Planetenträgers<br />

ergeben sich für das Röhrenmodell (in Bild 2) folgende Abmessungen:<br />

– Innenradius R 1<br />

= 272.5 mm,<br />

– Wanddicke t = 150 mm.<br />

Für dieses Modell lassen sich der Spannungsintensitätsfaktor<br />

und die Grenzbelastung mit Hilfe von gängigen Formeln aus<br />

Handbüchern oder den erwähnten Leitlinien [3, 5, 6] mit einer<br />

Berechnungssoftware ermitteln [12].<br />

Die Kombination mit der Gießprozess-Simulation erfolgt auf<br />

der Widerstandsseite. In Tabelle 2 sind die wesentlichen aus der<br />

Gießprozess-Simulation übernommenen Parameter aufgeführt.<br />

Die Ergebnisse der Berechnung sind beispielhaft in Bild 10<br />

für den Lastfall Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit unter<br />

Berücksichtigung verschiedener Eigenspannungsniveaus<br />

dargestellt. Für ES 10 (grünes Quadrat) wird ein sicheres Verhalten<br />

vorhergesagt.<br />

Die simulierten Eigenspannungen aus dem Gießprozess liegen<br />

bei knapp 20 % der 0,2 %-Dehngrenze, d. h., sie entsprechen<br />

ES 20. Der Auslegungspunkt liegt knapp unter der Grenzlinie.<br />

Für diesen Lastfall ist das Bauteil hinsichtlich der durch<br />

den Gießprozess bedingten Eigenspannungen noch als sicher<br />

zu bewerten, denn das gelbe Dreieck befindet sich innerhalb<br />

des sicheren Bereiches des Failure Assessment Diagram (FAD).<br />

Tabelle 2: Eingangsgrößen für den Werkstoff (Widerstandsseite).<br />

Werkstoffkennwert Verwendeter Wert Quelle<br />

Auswirkung<br />

auf die bruchmechanische<br />

Berechnung<br />

Festigkeit<br />

0,2 %-Dehngrenze (R p0,2<br />

), MPa 278 Simulation<br />

Zugfestigkeit R m<br />

, MPa 421 Simulation<br />

Koordinate L r<br />

Zähigkeit<br />

Elastizitätsmodul E, GPa 168 Simulation<br />

Poisson-Zahl ν 0,275 DIN EN 1563<br />

Übertragung von J in K mat<br />

J-Integral, N/mm 20,94 Simulation, s. Bild 8<br />

K mat<br />

, MPa√m 62 Berechnungsformel<br />

K mat<br />

= [J c,i<br />

⋅ E/(1- ν 2 )] 0,5<br />

Koordinate K r<br />

50 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


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PERSPEKTIVEN<br />

Bild 10: Bruchmechanische<br />

Berechnung des Lastfalls Grenzzustand<br />

der Gebrauchstauglichkeit<br />

unter Berücksichtigung<br />

von Eigenspannungen aus dem<br />

Gießprozess (s. Bild 9) im Planetenträger.<br />

Der Auslegungspunkt liegt jedoch sehr nahe an der Grenzlinie.<br />

Für ES 30 wird ein unsicheres Verhalten vorhergesagt. Der<br />

Auslegungspunkt (rotes Quadrat) liegt außerhalb der Grenzlinie<br />

des Failure Assessment Diagram (FAD).<br />

In der Literatur werden zahlreiche andere Lastfälle im Detail<br />

diskutiert [10]. Falls unsicheres Verhalten vorhergesagt wird,<br />

stehen verschiedene Alternativen zur Verfügung:<br />

1. Fehlerreduzierung durch simulationsunterstütztes Gießen,<br />

2. Steigerung der lokalen Bruchzähigkeit durch gezielte<br />

Gefügeveränderung und<br />

3. Veränderung der Auslegung und/oder Belastungen des<br />

Planetenträgers.<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Dieser Beitrag stellt das Potenzial für die Zusammenführung<br />

zweier numerischer Nachweismethoden für die sichere Auslegung<br />

und Qualitätsoptimierung am Beispiel eines Windkraftbauteils<br />

aus Gusseisen vor. Diese Methodik unterstützt sowohl<br />

den Hersteller als auch den Gussteilanwender bei der Einstellung<br />

gewünschter mechanischer Eigenschaften und innerer<br />

Fehlerfreiheit und bietet damit Schutz gegen jede Art von Dehnungs-<br />

oder Versprödungsbrüchen.<br />

Die Kombination der beiden Methoden wurde am Beispiel<br />

eines Planetenträgers aus dem Werkstoff GJS-400 für Getriebekästen<br />

in Windenergieanlagen angewendet. Im Ergebnis zeigte<br />

sich, dass die folgenden, für eine bruchmechanische Berechnung<br />

notwendigen Eingangsgrößen mit Hilfe von Gießprozess-<br />

Simulationen bereitgestellt werden können:<br />

– Nachweis einer maximalen Defektgröße mit Hilfe von Porositätsvorhersagen,<br />

– lokale Gefügeausbildung und mechanische Eigenschaften<br />

des Gusseisens,<br />

– Berechnung örtlich aufgelöster Risszähigkeitseigenschaften<br />

und damit Vermeidung aufwendiger Versuche,<br />

– durch den Gießprozess bedingte Eigenspannungen<br />

im Gussbauteil.<br />

Dank der Kenntnisse über die lokale Bruchzähigkeit, die wichtigste<br />

Werkstoffeingangsgröße für die Berechnung, kann eine<br />

bestehende Lücke geschlossen werden. Um diese Daten für den<br />

Werkstoff GJS-400 zu erhalten, wurden bestehende Korrelationen<br />

zwischen den mechanischen Eigenschaften, dem Gefüge<br />

und der Bruchzähigkeit aus der Literatur übernommen und<br />

für die Gießprozess-Simulation genutzt. Die Ergebnisse dieser<br />

Berechnung fanden Eingang in den bruchmechanischen Nachweis.<br />

Die Kombination beider Methoden in ein gemeinsames<br />

Konzept bietet folgende Vorteile:<br />

1. Die Kombination von Gießprozess-Simulation und bruchmechanischem<br />

Nachweis bietet die Möglichkeit einer sicheren<br />

und gewichtssparenden Gussteilauslegung bereits<br />

während der Auslegungsphase. Dies setzt jedoch voraus,<br />

dass die Gussteilauslegung und die Entwicklung des Gießprozesses<br />

für neue Bauteile Hand in Hand gehen.<br />

2. Durch die Gießprozess-Simulation lassen sich die Bereiche<br />

eines Gussteils identifizieren, die möglicherweise von Fehlern<br />

betroffen sind. Dieses Wissen kann genutzt werden, um<br />

kritische Bruchszenarien, auch im Hinblick auf die Prozesssicherheit,<br />

abzuleiten. Dies ist umso wichtiger, wenn die Methodik<br />

auch auf die Berechnung für den Ermüdungsfestigkeitsnachweis<br />

ausgedehnt werden soll.<br />

3. Aus dem Ergebnis der Berechnung können die maximal tolerierbaren<br />

Fehler abgeleitet werden. Dies ist hilfreich bei<br />

Entscheidungen hinsichtlich der notwendigen Qualitätsniveaus.<br />

Wenn vergleichsweise niedrige Qualitätsniveaus ausreichend<br />

sind (eine entsprechende zerstörungsfreie Prüf-<br />

52 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


schärfe vorausgesetzt), können die<br />

Gussteile zu niedrigeren Kosten produziert<br />

werden.<br />

4. Die Bruchzähigkeit kann durch die<br />

Gießprozess-Simulation vorhergesagt<br />

werden. Dadurch können wesentliche<br />

Einsparungen bei den<br />

Versuchskosten und entsprechende<br />

Zeitgewinne erzielt werden. Die<br />

Vorhersage erfolgt auf der Grundlage<br />

einer relativ einfachen Korrelation<br />

zwischen dem Gefüge und den mechanischen<br />

Eigenschaften.<br />

5. Ein Nebeneffekt dieser integrierten<br />

Methode besteht darin, dass die<br />

Gießprozess-Simulation auch zur Entwicklung<br />

repräsentativer Versuchsproben<br />

eingesetzt werden kann, die<br />

die gleichen mechanischen Eigenschaften<br />

aufweisen wie die kritischen<br />

Querschnittsbereiche.<br />

6. Eigenspannungen, die aufgrund fehlender<br />

Kenntnis oder fehlender experimenteller<br />

Validierung ihrer absoluten<br />

Werte häufig nicht hinreichend<br />

berücksichtigt werden, ergeben sich<br />

aus der Gießprozess-Simulation und<br />

können unmittelbar als Eingangsgrößen<br />

in die bruchmechanische<br />

Berechnung einfließen. Dies schafft<br />

zusätzliche Sicherheit.<br />

Die Autoren dieses Beitrags sind sich<br />

bewusst, dass das Ergebnis der hier<br />

vorgestellten kombinierten Methodik<br />

nur der Anfang eines zukünftigen Entwicklungsprozesses<br />

sein kann, an dessen<br />

Ende die Möglichkeit zur optimierten<br />

Auslegung von Gusseisenteilen stehen<br />

sollte. Diese Aussicht wird umso<br />

interessanter, je mehr Leichtbaukonzepte<br />

bei den neuen Hochleistungswindenergieanlagen<br />

der 10-MW-Klasse an<br />

Bedeutung gewinnen, um im Wettbewerb<br />

bestehen zu können.<br />

hochfestem Gusseisen in Getrieben für Windenergieanlagen.<br />

CWD Aachen, 2013.<br />

[2] VDMA Guideline 239<strong>02</strong>: Guideline for fracture<br />

mechanical strength assessment of planet<br />

carriers made of nodular cast iron EN-<br />

GJS-700-2 for wind turbine gear boxes. 2014.<br />

[3] BS7910: Guideline on methods for assessing<br />

the acceptability of flaws in metallic structures.<br />

British Standard Institutions, 2013.<br />

[4] Thomser, C.; Bodenburg, M.; Sturm, J. C.:<br />

Optimized durability prediction of cast iron<br />

based on local microstructure. International<br />

Journal of Metalcasting. DOI: 10.1007/s40962-<br />

016-0091-x.<br />

[5] FKM Heft 258: Bruchmechanischer Festigkeitsnachweis,<br />

2009 (Info: www.vdma/fkm).<br />

[6] API RP 579-1 / ASME FFS-1: Fitness-for-service.<br />

API Publishing Services, First edition, Jan.<br />

2016.<br />

[7] Sturm, J. C.; Busch, G.; Spangenberg, J.:<br />

Stand der Simulation für Gusseisen. Giesserei<br />

(2004), [Nr. 2].<br />

[8] Baer, W.: Bruchmechanische Bewertung ferritischer<br />

Gusseisenwerkstoffe sowie artgleicher<br />

Schweißverbindungen bei statischer Beanspruchung.<br />

Diss. TU Bergakademie Freiberg, 1996.<br />

[9] Pusch, G.; Henkel, S.; Biermann, P.; Hübner,<br />

P.; Ludwig, A.; Trubitz, P.; Mottitschka, T.; Krüger,<br />

L.: Determination of fracture mechanics<br />

parameters for cast iron materials under static<br />

dynamic and cyclic loading. Dedicated to<br />

Professor Meinhard Kuna on the occasion of<br />

his 65 th birthday, 2015.<br />

[10] Langenberg, P.; Thomser, C.; Sturm J. C.;<br />

Kucharczyk, P.: Integration of casting process<br />

simulation into safety-oriented component<br />

design – Status and outlook. CastTec Conference,<br />

November 2016, Darmstadt.<br />

[11] Thorborg, J.; Klinkhammer, J.; Heitzer, M.:<br />

Integrated modelling of transitions in mechanical<br />

conditions during casting and heat treatment.<br />

Proc., 14 th Int. Conf. on Modeling of Casting,<br />

Welding and Advanced Solidification Processes,<br />

vol. 14, 2015.<br />

[12] IWM Verb 8-1. Fraunhofer Institut für Werkstoffmechanik,<br />

Freiburg, 2016.<br />

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Dr.-Ing. Jörg C. Sturm, MAGMA<br />

Gießereitechnologie GmbH, Aachen<br />

Literatur:<br />

[1] Broeckmann, C.; Bartz, M.; Keusemann, S.;<br />

Krull, F.; Langenberg, P.: Bruchmechanischer<br />

Festigkeitsnachweis für Planetenträger aus<br />

Ortmann<br />

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PERSPEKTIVEN<br />

Effect of porosity on mechanical<br />

properties of Al-castings<br />

Mathematical relations, according to which the influence of pores on the quasistatic and cyclic<br />

strength properties of Al-castings can be calculated, are presented. The equations are verified<br />

by quasistatic tensile tests as well as determined S-N-lines of notched and unnotched samples<br />

of different aluminum-alloys.<br />

Rüdiger Bähr and Heribert Stroppe, Magdeburg, Germany<br />

1 Introduction<br />

Pores in castings worsen the static and cyclic strength properties.<br />

In addition, existing notches in the castings affect the<br />

strength behavior. Although a wide range of investigations<br />

during the past years was made for this purpose, there is a considerable<br />

need for clarification concerning the effect of porosity<br />

on the real damage behavior. Calculation models are needed<br />

which enable to describe the influences of all relevant material<br />

and stress parameters on the mechanical behavior of castings.<br />

2 Quasistatic strength properties and porosity<br />

2.1 Theoretical approach<br />

If P = P % / 100 is the determined porosity resulting from the metallographic<br />

micrograph, the reduction of 0.2 %-yield strength<br />

R p0.2<br />

, ultimate tensile strength R m<br />

and elastic modulus E can<br />

be calculated corresponding to the following mathematical<br />

relations [1]:<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)<br />

The quantities with the superscripted index “0” indicate the<br />

data for the castings free of pores. The quantity s in Equation<br />

(2) is the shape factor of the pores (Figure 1), which describes<br />

the 2D-form of the pores. It is defined as follows:<br />

C P<br />

length of the circuit of the pore in the metallographic<br />

micrograph<br />

S P<br />

area of the pore in the metallographic micrograph<br />

For circle-shaped pores s is unity. As shown above, the pores’<br />

shape only affects the ultimate tensile strength, not the yield<br />

strength or the Young’s modulus.<br />

With the quantities following from the Equations (1), (2), and<br />

(3), the elongation at fracture A for the porous state can be calculated<br />

as follows [1]:<br />

with n as strain hardening exponent in the equation for the<br />

stress-strain curve σ = Kε n (σ – true stress, ε – plastic strain, K –<br />

material constant).<br />

(4)<br />

(5)<br />

Figure 1:<br />

Pores with different<br />

values for the shape<br />

factor s [2]<br />

54 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


2.1 Experimental results and discussion<br />

With the help of the above mentioned equations, the results of<br />

the investigations carried out in [2] with the alloy AlSi9Cu3(Fe)<br />

(EN AC 46000) with porosities of up to 27 % and shape factors<br />

between s = 1.8 and 2.1, could be described well (Table 1). As<br />

predicted by the above equations, the pore shape affects only<br />

the ultimate tensile strength R m<br />

and the elongation at fracture<br />

A but not the 0.2 %-yield strength R p0.2<br />

. The Equations (1)<br />

to (5) are independent of the specific material, as shown in [3]<br />

by samples of ferritic ductile iron EN-GJS-400 with porosities<br />

of up to 40 %.<br />

3 Fatigue strength, fatigue life and porosity<br />

3.1 Theoretical approach<br />

While cyclic loading of a component, its damage behavior depends<br />

significantly on the interaction of the “inner” notch effect<br />

caused by porosity and on the stress peaks caused by notches<br />

in the components. Experiences showed that the sensitivity of<br />

an alloy declines with increasing porosity and the influence of<br />

porosity decreases in areas close to notches. This means that<br />

it cannot be assessed how strongly the porosity influences the<br />

material fatigue without considering existing notches in the<br />

component. Decisive for this is the notch sensitivity of the alloy<br />

which depends also on the local stress concentrations at pores.<br />

If σ 0<br />

is the fatigue strength (nominal stress amplitude) of an<br />

Al-alloy in the unnotched and pore free condition, the fatigue<br />

strength σ (also nominal stress amplitude) for the notched, porous<br />

condition can be calculated by the following relation for<br />

a given fatigue life [6]:<br />

P Porosity = P %/100, resulting from the metallographic<br />

micrograph<br />

s<br />

shape factor of the pores (average value) according to<br />

Equation (4)<br />

η notch sensitivity of the Al-alloy (depending on the material<br />

as well as on the local stress gradient)<br />

On the basis of the fracture mechanics, an analytical model was<br />

developed in [4], after which the fatigue strength σ 0<br />

for a pore<br />

free and unnotched condition can be calculated from the elastic<br />

(Young’s) modulus E and the ultimate tensile strength R m<br />

.<br />

(6)<br />

Equation (6) shows, that the knowledge of the amount of the<br />

porosity P and the form of the pores s alone does not suffice<br />

to make a statement concerning their influence on the fatigue<br />

strength and number of cycles at failure. The notch sensitivity<br />

η of the alloy is an additional important parameter. For its determination,<br />

the following approach of A. Thum and W. Buchmann<br />

[5] was proposed:<br />

K t<br />

(static) theoretical notch stress concentration factor<br />

K f<br />

fatigue notch factor<br />

K f = 0 / (1 # K f $ K t ) (8)<br />

K f<br />

depends on the loading mode of the component as well as<br />

on the notch geometry and additionally also on the material<br />

behavior which is also determined by the stress gradient. For<br />

K t<br />

= 1 is K f<br />

= 1 and η = 0 (totally notch unsensitive material); for<br />

K f<br />

= K t<br />

is η = 1 (totally notch sensitive material).<br />

In [6] the following approach was proposed for the approximativ<br />

calculation of K f<br />

for Al-alloys:<br />

S = R p0.2<br />

/ R m<br />

yield strength ratio<br />

n strain hardening exponent in the stress-strain curve<br />

of the material (see above)<br />

M mean stress sensitivity of the alloy<br />

As shown in [4], the following applies for Al-alloys as approximation:<br />

(7)<br />

(9)<br />

(10)<br />

The notch sensitivity η for a given notch geometry can therefore<br />

be determined from parameters of the tensile test after<br />

the Equations (7) and (9). The accordingly calculated value for<br />

η can exceed the maximum value of 1 in exceptional cases.<br />

Table 1: Relationship between yield strength R p0.2<br />

, ultimate tensile strength R m<br />

and elongation at fracture A with area percentage<br />

of porosity P and shape factor s, measured [2]/calculated [1]; AlSi9Cu3(Fe) (EN AC 46000); E 0 = 75 GPa<br />

P, % 0 1.5 – 2.5 3.5 – 4.5 5.5 – 8.5 12 – 18 15 – 27<br />

s 1.78 1.78 1.78 1.79 1.98 2.1<br />

R p0.2<br />

, MPa 170 160/165 – 155 160/172 – 149 160/170 – 150 155/170 – 140 135/140 – 130<br />

R m<br />

, MPa 300 286/290 – 282 267/270 – 265 251/258 – 243 205/210 – 200 170/175 – 165<br />

A, % 1.7 1.6/1.7 – 1.5 1.45/1.65 – 1.25 1.11/1.2 – 1.0 0.7 / 0.75 – 0.65 0.53/0.65 – 0.4<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 55


PERSPEKTIVEN<br />

With P = 0 from the above mentioned general relation (6)<br />

the percent decrease of the fatigue strength which was only<br />

caused by the notch of the sample, results:<br />

(11)<br />

A decrease in strength of up to 33 % occurs in accordance with<br />

the results of the test at sharp notched samples with K t<br />

= 7 [7]<br />

due to η ↦1 in the pore free condition.<br />

For the percent decrease of the fatigue strength caused by<br />

the porosity P results from Equation (6):<br />

(12)<br />

In accordance with the analyzed experiments the effect of porosity<br />

is biggest in castings without notches (η = 0) as well as<br />

in areas of the components with maximum notch sensitivity<br />

η = 1. In both cases it follows from Equation (12) that<br />

(13)<br />

According to Equation (12) the smallest effect on the fatigue<br />

strength have pores for η = 0.5.<br />

The number of cycles at failure N f<br />

, which is connected to the<br />

decrease of fatigue strength from σ 0<br />

to σ, can generally be calculated<br />

according to the relation<br />

N 0<br />

number of cycles connected to σ 0<br />

k slope of the S-N-line (double-logarithmic exposition)<br />

3.2 Experimental results and discussion<br />

(14)<br />

Figure 2 shows the in [8] experimentally determined S-N-lines<br />

with the probability of survival P S<br />

= 50 % for the precipitate<br />

hardened high strength alloy AlSi7Mg0.6-T6 (EN AC 42000 T6)<br />

as well as for the alloy AlSi11MgSr (EN AC 44000), each for fully<br />

reversed axial loaded samples (R = -1) with 0 % or 8 % circle-shaped<br />

pores (s = 1) in the unnotched condition (K t<br />

= 1).<br />

Figure 3 shows the experimentally determined S-N-lines of<br />

both alloys for the notched condition with K t<br />

= 2.5. As it can<br />

be seen, the fatigue strength decreases differently due to the<br />

effect of porosity and notches. In order to verify the theoretical<br />

relations mentioned in chapter 3.1, the S-N-lines shown in<br />

Figure 2 and Figure 3 are calculated from the quasistatic strength<br />

values of both alloys given in Table 2. As strength value σ 0<br />

, the<br />

value at the number of cycles N 0<br />

= 10 6 is taken as the basis.<br />

At first the calculation of the decrease of fatigue strength<br />

σ 0<br />

for the unnotched samples (K t<br />

= 1; K f<br />

= 1; η = 0) with 8 % circle-shaped<br />

pores (P = 0.08; s = 1) for both alloys is carried out.<br />

– Alloy AlSi7Mg0.6 T6 (EN AC 42000 T6), σ 0<br />

≈ 80 MPa with<br />

R = -1 at N 0<br />

= 10 6 , Figure 2, top: According to Equation (6),<br />

which in this case passes into Equation (13), a strength decrease<br />

of 16 % (experimentally determined in [8]: 17 %) results<br />

for 8 % porosity, corresponding to a drop from σ 0<br />

≈ 80 MPa to<br />

σ = 67 MPa. With the slope of the S-N-line k = 4.0, a decrease<br />

of the number of cycles at failure from N 0<br />

= 10 6 to N f<br />

≈ 5 ⋅ 10 5<br />

is connected to it according to Equation (14).<br />

– Alloy AlSi11MgSr (EN AC 44000), σ 0<br />

≈ 65 MPa with R = -1 at<br />

N 0<br />

= 10 6 , Figure 2, bottom: At a porosity of 8 % the fatigue<br />

strength also decreases according to Equation (13) by 16 %<br />

to σ = 55 MPa, in good accordance with the experiment [8].<br />

The slope of the extremely shallow S-N-line is here k = 16.<br />

The Equation (14) results N f<br />

≈ 7 ⋅ 10 4 cycles to failure, i. e. a<br />

decrease of N 0<br />

by the factor 14 (experimentally determined<br />

in [8]: factor 15).<br />

Figure 3 shows analogous the S-N-lines of both alloys for the<br />

notched condition with K t<br />

= 2.5. For this the calculation provides<br />

the following results:<br />

– Alloy AlSi7Mg0.6 T6 (EN AC 42000 T6), Figure 3, top: According<br />

to Equation (9), K f<br />

= 1.6 and thus according to Equation (7)<br />

η = 0.40 results using the values of Table 2. According<br />

to Equation (6), the fatigue strength diminishes from<br />

σ 0<br />

= 80 MPa to σ = 69 MPa for P = 0 % and for 8 % gas pores to<br />

σ = 63 MPa, the latter corresponding to a decrease of 21 %, compared<br />

to σ 0<br />

whereof, according to Equation (11), 13 % decrease<br />

upon the notch of the sample and, according to Equation (12),<br />

8 % decrease upon the porosity (experimentally determined<br />

7 % [8]). The number of cycles to failure decreases according<br />

to Equation (14) from N 0<br />

= 10 6 to 3.8 ⋅ 10 5 , which means<br />

by the factor 2.6 (experimentally determined: factor 2.5 [8]).<br />

– Alloy AlSi11MgSr (EN AC 44000) in notched condition<br />

(Figure 3, bottom): With K t<br />

= 2.5 and the values of Table 2,<br />

K f<br />

= 2.5 and therefore η ≈ 1 (maximum notch sensitivity)<br />

follow. In the nonporous condition, the fatigue strength<br />

is reduced according to Equation (6) from σ 0<br />

= 65 MPa to<br />

σ = 43 MPa and with 8 % gas pores to σ = 33 MPa (which means by<br />

49 %), whereof, according to Equation (11), 33 % decrease<br />

upon the notch of the sample and, according to Equation<br />

(12), 16 % decrease as in the unnotched condition upon the<br />

pores. With this alloy of low strength and maximum notch<br />

sensitivity, the porosity thus totally affects the reduction of<br />

the fatigue strength.<br />

4 Conclusion<br />

As the experiments have shown, the results of the theoretical<br />

calculation correspond with the test results in an excellent<br />

way. The impact of pores and notches on the static and cyclic<br />

strength behavior can therefore be described correctly on the<br />

basis of the introduced equations.<br />

The theoretical approaches reflect qualitatively and quantitatively<br />

the known and for practice relevant fact, that for castings<br />

made of high-strength alloys in notched areas porosity is<br />

not to be assessed too strictly as in areas without notches. However,<br />

for alloys with low strength, pores are to be assessed critically<br />

even at an increased stress concentration.<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Rüdiger Bähr and Prof. Dr.-Ing.<br />

Heribert Stroppe, Institute of Manufacturing Technology<br />

and Quality Management, Otto-von-Guericke-University<br />

of Magdeburg, Germany.<br />

56 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Figure 2: S-N-lines of the alloys AlSi7Mg0.6 T6 (EN AC 42000 T6) and AlSi11MgSr<br />

(EN AC 44000) of unnotched samples (K t<br />

= 1.0) with 0 % and 8 % gas pores (s = 1) [8]<br />

Literature<br />

[1] Stroppe, H.: Einfluss der Porosität auf<br />

die mechanischen Eigenschaften von<br />

Gusslegierungen. Giessereiforschung<br />

52 (2000), [no. 2], pp. 58-60.<br />

[2] Schindelbacher, G.: Einfluss unterschiedlicher<br />

Porosität auf die mechanischen<br />

Eigenschaften der Legierung<br />

GD-AlSi9Cu3. Giesserei-Praxis (1993),<br />

[no. 19], pp. 381-392.<br />

[3] Wang Zehua et al.: Effect of shrinkage<br />

porosity on mechanical properties<br />

of ferritic ductile iron. China Foundry 10<br />

(2013), [no. 3], pp. 141-147.<br />

[4] Stroppe, H.; Sonsino, C. M.: Fatigue<br />

life calculation for cast aluminum alloys<br />

based on static tensile test values and<br />

secondary dendrite arm spacing. International<br />

Foundry Research 63 (2011),<br />

[no. 4], pp. 20-26.<br />

[5] Thum, A.; Buchmann, W.: Dauerfestigkeit<br />

und Konstruktion. VDI Verlag,<br />

Berlin, 1932.<br />

[6] Stroppe, H.; Sonsino, C. M.; Bähr, R.:<br />

Einfluss von Poren und Kerben auf die<br />

Ermüdungsfestigkeit von Aluminiumgussteilen.<br />

Giesserei 98 (2011), [no. 8],<br />

pp. 20-25.<br />

[7] Ostermann, F.: Anwendungstechnologie<br />

Aluminium. Springer Verlag, Berlin,<br />

1998.<br />

[8] Sonsino, C. M.; Ziese, J.: Schwingfestigkeit<br />

von Aluminiumguss-Legierungen.<br />

In VDI-Berichte no. 852 (1991),<br />

pp. 203-224.<br />

Figure 3: S-N-lines of the alloys AlSi7Mg0.6 T6 (EN AC 42000 T6) and AlSi11MgSr<br />

(EN AC 44000) of notched samples with 0 % and 8 % gas pores [8]<br />

Table 2: Mechanical properties of investigated alloys [8]<br />

Alloy R m<br />

, MPa R p0.2<br />

, MPa A, % E, GPa M n S<br />

AlSi7Mg0.6-T6 (EN AC 42000 T6) 288 252 1.4 74 0.48 0.094 0.875<br />

AlSi11MgSr (EN AC 44000) 131 86 2.4 77 0.35 0.137 0.656<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 57


PERSPEKTIVEN<br />

MAGIT * :<br />

Gasinjektionstechnologie<br />

auf dem Weg in die industrielle<br />

Anwendung im Druckguss<br />

Ziel der Forschungsarbeit ist die Übertragung des Gasinjektionsverfahrens, welches beim<br />

Kunststoffspritzgießen bereits angewandt wird, auf den Seriendruckgießprozess mit metallischen<br />

Schmelzen. Mit der Gasinjektionstechnologie ist es möglich, Hohlräume im Druckgießverfahren<br />

herzustellen. Besonders für Aluminiumschmelzen soll dieses Verfahren weiterentwickelt und<br />

in einer industriellen Fertigungsumgebung dargestellt werden [1, 2, 3].<br />

Lothar H. Kallien und Wolfgang Kuchar, Aalen, Marcel Op de Laak, Teningen, und Michael Haas,<br />

Mühlhausen i. T.<br />

1 Einleitung<br />

Durch die stetig steigenden Anforderungen an Gusserzeugnisse<br />

sowie die gleichzeitige Reduktion von Taktzeiten und Produktionskosten<br />

stellt die Gasinjektionstechnologie ein Sonderverfahren<br />

mit großem Potenzial dar. Es bietet die Möglichkeit,<br />

ohne vor- und nachgelagerte Prozesse einen Hohlraum in<br />

Gussteilen zu erzeugen, was durch die Verwendung verlorener<br />

Kerne nicht möglich ist. Des Weiteren bietet die Gasinjektionstechnologie<br />

den Vorteil der Reduktion von Einfallstellen und<br />

Verzug. Außerdem verschafft diese Technologie größere und<br />

neue Gestaltungsspielräume bei der Konstruktion dickwandiger,<br />

hohler Bauteile mit gleichzeitig kurzen Zykluszeiten [4].<br />

Eine große Herausforderung stellt beim Gasinjektionsprozess<br />

die Entwicklung geeigneter Gasinjektoren mit ausreichender<br />

Standzeit dar [5, 6]. Für den Gasinjektionsprozess wurde als<br />

Demonstratorwerkzeug ein Kühlgehäuse für Leistungselektronik<br />

ausgewählt (Bild 1). Ein durch Gasinjektion hergestellter<br />

mäanderförmiger Kanal ist die Leitung für ein Kühlmedium.<br />

Innerhalb des vom Bundesministerium für Wirtschaft und<br />

Energie geförderten Forschungsprojekts zur Entwicklung der<br />

Gasinjektionstechnologie für Aluminiumdruckgießanwendungen<br />

im „Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand“ wird ein<br />

Gasinjektionssystem entwickelt, welches den Anforderungen<br />

eines industriellen Fertigungsprozesses genügt. In dieser Veröffentlichung<br />

werden die wesentlichen neuen Entwicklungen<br />

hinsichtlich der Gasinjektionstechnologie im Druckgießverfahren<br />

sowie Versuchsergebnisse des getesteten Systems dargestellt.<br />

Die Entwicklung des Gesamtsystems erfolgt in Zusammenarbeit<br />

mit der TIK – Technologie in Kunststoff GmbH<br />

und der Haas Metallguss GmbH. Das neue Gasinjektionssystem<br />

für das Druckgießen wird nach Erprobung an der Hoch-<br />

Bild 1: Demonstratorbauteil für die Anwendung des Gasinjektionsprozesses in Form eines Kühlgehäuses für Leistungselektronik:<br />

Rückansicht mit Kühlkanal (links); Vorderansicht (Mitte); Röntgenbild (rechts) [7].<br />

MAGIT: Magnesium and Aluminium Gas Injection Technology<br />

*<br />

58 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


schule Aalen im Rahmen des Projekts erstmals in einer industriellen<br />

Fertigungsumgebung bei der Haas Metallguss GmbH<br />

verwendet werden.<br />

2 Das Gasinjektionssystem<br />

Um für den Gasinjektionsprozess mit metallischen Schmelzen<br />

einen reproduzierbaren Prozess und eine für die industrielle<br />

Anwendung geeignete Anlage zu entwickeln, wurden Spezifikationen<br />

für diese Anlage definiert [8, 9]:<br />

– Reaktionszeit des Systems von maximal 5 ms,<br />

– Bereitstellung des Prozessgases direkt am Injektor,<br />

– hydraulische Betätigung des Gasinjektors,<br />

– hohe Standzeit der Gasinjektionskomponenten wie Gasinjektor<br />

und Sperrschieber,<br />

– Erfüllung von Sicherheitskriterien zum Einsatz der Technologie<br />

in einer industriellen Fertigungsumgebung,<br />

– Gasinjektionsanlage als Ergänzungsmodul für Druckgießmaschinen.<br />

Das entwickelte Gasinjektionssystem ist aus vier wesentlichen<br />

Bestandteilen aufgebaut (Bild 2), welche miteinander vernetzt<br />

sind. Der zentrale Bestandteil ist ein Verdichtermodul, welches<br />

das Herzstück der Anlage bildet und alle Komponenten zur<br />

Steuerung, Gas- und Hydraulikdruckbereitstellung enthält. Das<br />

Speichermodul wird direkt neben der Gießform platziert, um<br />

kurze Wege zur Druckgießform zu ermöglichen. Das Werkzeugmodul,<br />

welches an der Seite der beweglichen Formhälfte des<br />

Druckgießwerkzeugs montiert ist, übernimmt die Gasversorgung,<br />

die Hydraulik und die Kühlwasserleitung. Gemäß der<br />

Spezifikation des neuen Gasinjektionssystems können das Verdichtermodul<br />

sowie das Speicher- und das Werkzeugmodul an<br />

einer herkömmlichen Druckgießmaschine ohne Umbau montiert<br />

werden (Bild 3). Für die Betätigung des Injektors und die<br />

Bereitstellung des Prozessgases direkt am Injektor wurde ein<br />

Injektionsmodul entwickelt, das direkt hinter dem Injektor in<br />

der Druckgießform befestigt wird (Bild 4). Die notwendigen<br />

Formsensoren sowie zwei induktive Näherungssensoren werden<br />

über entsprechende Ladungsverstärker, die im Speichermodul<br />

befestigt sind, an die SPS-Steuerung weitergeleitet. Elementar<br />

für den Ablauf des Gasinjektionsprozesses sind zwei<br />

Metallfrontkontaktsensoren (MFKS) im Anschnittbereich der<br />

Druckgießform. Anhand des Signals wird der Gasinjektionsprozess<br />

innerhalb der voreingestellten Verzögerungszeit gestartet.<br />

Die weiteren Formsensoren dienen der Überwachung und Auswertung<br />

des erfolgten Gasinjektionsprozesses und sind ebenfalls<br />

in der festen Formhälfte verbaut (Bild 5). Die Steuerung<br />

und Prozessüberwachung der Gasinjektion sowie die Parametereingabe<br />

für den Gasinjektionsvorgang erfolgen über einen<br />

Tablet-PC, der dem Bediener erlaubt, anhand des integrierten<br />

Messsystems den erfolgten Gasinjektionsprozess in Echtzeit<br />

zu beurteilen (Bild 6).<br />

3 Versuchsergebnisse<br />

In den durchgeführten Versuchsreihen mit dem neuen Gasinjektionssystem<br />

an der Kaltkammerdruckgießmaschine GDK750<br />

des Gieße reilabors der Hochschule Aalen lag der Fokus auf<br />

der Erprobung des Gesamtsystems sowie der Eignungsprü-<br />

Sperrschieber<br />

Bild 2: Schematischer Aufbau des neu entwickelten Gasinjektionssystems.<br />

Werkzeugmodul Injektionsmodul /<br />

Gasinjektor<br />

GRAFIKEN: HOCHSCHULE AALEN<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 59


PERSPEKTIVEN<br />

Verdichtermodul<br />

Speichermodul<br />

Werkzeugmodul<br />

Bild 3: Realer Aufbau des neuen Gasinjektionssystems mit Verdichtermodul,<br />

Speichermodul und Werkzeugmodul an einer Kaltkammerdruckgießmaschine.<br />

GRAFIKEN: HOCHSCHULE AALEN<br />

fung verschiedener im Vorfeld ausgewählter<br />

Sondermaterialien für die<br />

mit Schmelze in Kontakt tretenden<br />

Gasinjektorkomponenten (Bild 7).<br />

Diese Materialien sollten eine hohe<br />

Standzeit und die korrekte Funktion<br />

des Gasinjektors ermöglichen. Hierbei<br />

konnten zwei Werkstoffe identifiziert<br />

werden, die dem Druckgießprozess<br />

mit Aluminiumschmelzen<br />

standhielten. Mit einem keramischen<br />

Werkstoff konnten Stückzahlen im<br />

Bereich einer Kleinserie erreicht werden,<br />

ehe der Injektor aufgrund der<br />

Gießkräfte zerbrach. Bis zu diesem<br />

Versagensgrund konnte am Injektor<br />

kein zersetzender Angriff des Aluminiums<br />

festgestellt werden, welcher<br />

die Funktion des Gasinjektors<br />

eingeschränkt hätte. Mit dem zweiten<br />

Sonderwerkstoff in Form von beschichtetem<br />

Stahl konnten weitaus<br />

höhere Stückzahlen generiert werden,<br />

ohne ein Versagen des Injektors<br />

feststellen zu können. Entsprechende<br />

für die Gasinjektion typische<br />

Schusskurven zeigt Bild 8.<br />

Anhand der Schusskurve kann<br />

analysiert werden, ob der Gasinjektionsprozess<br />

einen hohlgeblasenen<br />

Kanal erzeugte. Indizien sind die Signale<br />

der induktiven Näherungssensoren,<br />

die am Injektor und am<br />

Sperrschieber verbaut sind. Die Bewegung<br />

muss hier ein schnelles und<br />

kontinuierliches Öffnen auf 100 %<br />

am Injektor bzw. 0 % am Sperrschieber<br />

(wie in der abgebildeten Schusskurve<br />

(Bild 8)) aufzeigen. Ein weiteres<br />

Anzeichen für einen erfolgreichen<br />

Gasinjektionsprozess sind die Kurvenverläufe<br />

der Formsensoren für<br />

Formtemperatur und Forminnendruck.<br />

Im Diagramm ist zu erkennen,<br />

dass der Forminnendruck sowie die<br />

Formtemperatur nach der Freigabe<br />

der Nebenkavität durch Ziehen des<br />

Sperrschiebers schlagartig abfallen<br />

und anschließend wieder ansteigen.<br />

Durch Entweichen des restflüssigen<br />

Metalls beim Öffnen der Nebenkavität<br />

schrumpft das Gussteil zunächst<br />

von der Werkzeugoberfläche ab, bevor<br />

es durch den Anstieg des Gasdrucks<br />

im Inneren des Bauteils wieder<br />

an die Formwand gedrückt wird.<br />

Besteht keine flüssige Verbindung<br />

zwischen Gießkolben und Nebenkavität,<br />

wird diese nicht vom Gießkolben<br />

gefüllt und der Gasinjektionsprozess<br />

ist erfolgt.<br />

60 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Befestigung des<br />

Werkzeugmoduls<br />

Befestigung des<br />

Injektionsmoduls<br />

Kühlwasserleitung<br />

GRAFIKEN: HOCHSCHULE AALEN<br />

Hydraulikleitung<br />

Bild 4: Befestigung<br />

des Injektions- und<br />

des Werkzeugmoduls<br />

auf der beweglichen<br />

Formhälfte.<br />

Sperrschieber<br />

Gasinjektor<br />

Drucksensor<br />

Temperatursensor<br />

GRAFIKEN: HOCHSCHULE AALEN<br />

Werkzeugmodul<br />

Metallfrontkontaktsensoren<br />

Bild 5: Links: bewegliche<br />

Formhälfte mit<br />

Werkzeugmodul, Gasinjektor,<br />

Sperrschieber<br />

und deren induktiven<br />

Näherungssensoren zur<br />

Positionsbestimmung;<br />

rechts: feste Formhälfte<br />

mit Formsensoren zur<br />

Steuerung und Auswertung<br />

des Prozesses.<br />

4 Reproduzierbarkeit<br />

Die für eine Serienanwendung notwendige Reproduzierbarkeit<br />

des Prozesses war aufgrund des sehr engen zur Verfügung stehenden<br />

Prozessfensters mit Gasinjektionsanlagen aus vorangegangenen<br />

Projekten nicht gegeben [10]. Eines der wichtigsten<br />

zu erreichenden Kriterien ist die reproduzierbare Ansteuerung<br />

des Gasinjektors sowie dessen korrekte Öffnung. Die Reaktionszeit<br />

des Systems wird in Bild 9 in Abhängigkeit vom eingegebenen<br />

Sollwert für die Verzögerungszeit der Komponenten<br />

Injektor und Sperrschieber angegeben. Somit stellt der abgebildete<br />

Wert die Abweichung vom Sollwert dar. Äquivalent zu<br />

der Abweichung der Ansteuerung des Gasinjektors ist die reproduzierbare<br />

Freigabe der Nebenkavität ein wichtiges Kriterium<br />

für den Prozess. Aufgrund der hohen Anzahl an Ausreißern<br />

wurde lediglich eine Standardabweichung von 5 ms erreicht.<br />

Weshalb die Ausreißer in diesem Umfang aufgetreten<br />

sind, wurde aus den entsprechenden Schusskurven nicht ersichtlich.<br />

Ob hier Fehler in der Messwerterfassung vorlagen<br />

oder dies die tatsächlich zu erwartenden Werte sind, muss in<br />

weiteren Versuchen festgestellt werden.<br />

Im Vergleich zur Abweichung vom Sollwert des Gasinjektors<br />

fällt auf, dass der Mittelwert des Sperrschiebers um fast 3 ms<br />

höher liegt als beim Gasinjektor. Dies ist dadurch zu erklären,<br />

dass bei der Ansteuerung des Sperrschiebers ein größeres Hydraulikölvolumen<br />

in Gang gesetzt werden muss, bis sich eine<br />

Bewegung des Sperrschiebers einstellt. Interessant ist beim<br />

Vergleich die Betrachtung der Ausreißer. Es handelt sich hierbei<br />

um exakt dieselben Schüsse, bei denen diese aufgetreten<br />

sind. Dies zeigt sich auch beim Vergleich der Standardabweichung<br />

und der Anzahl der Zyklen innerhalb von 10 ms. Welcher<br />

Effekt im Prozessablauf dem zu Grunde liegt, kann bislang nicht<br />

erklärt werden. Es liegt aber nahe, dass bei der Erfassung der<br />

Messwerte ein systematischer Fehler aufgetreten ist.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 61


PERSPEKTIVEN<br />

GRAFIKEN: HOCHSCHULE AALEN<br />

Bild 6:<br />

Bedienoberfläche<br />

des Tablet-PCs zur<br />

Steuerung des neuen<br />

Gasinjektionssystems:<br />

Eingabe der für die<br />

Gasinjektion relevanten<br />

Prozessparameter<br />

(oben), Echtzeitüberwachung<br />

des Systems<br />

mit verschiedenen<br />

Gasdruckniveaus, der<br />

Position des Gasinjektors<br />

und des Sperrschiebers<br />

sowie Sensorsignalen<br />

(unten).<br />

GRAFIKEN: HOCHSCHULE AALEN<br />

Bild 7:<br />

Neu entwickelter Gasinjektor<br />

mit Sonderwerkstoffen<br />

im Bereich der<br />

mit flüssigem Metall in<br />

Kontakt tretenden Bereiche:<br />

Hülse (blau) und<br />

Nadel (magenta)<br />

62 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


GRAFIKEN: HOCHSCHULE AALEN<br />

Bild 8: Oben: Schusskurve eines erfolgreichen Gasinjektionsprozesses mit den für die Gasinjektion relevanten Parametern zur<br />

Auswertung des durchgeführten Prozesses; unten: abfallender Maschinendruck (grau) sowie ansteigende Gießkolbengeschwindigkeit<br />

(orange) und ansteigender Gießkolbenweg (hellblau) bei Öffnung des Sperrschiebers bedeuten ein Füllen der Nebenkavität durch<br />

den Gießkolben.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 63


AGIFA e.V.<br />

www.formstoff-forum.de<br />

2. Formstoff-<br />

Forum 2018<br />

zusammen mit dem<br />

44. Aachener-Gießerei-Kolloquium<br />

Aachen, 7. und 8. März 2018<br />

Foto: Fotoschlick - Fotolia<br />

Kontakt und weitere Auskünfte<br />

Verein Deutscher Giessereifachleute (VDG)<br />

Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG)<br />

Hansaallee 203, 40549 Düsseldorf<br />

Dieter Mewes<br />

dieter.mewes@vdg-akademie.de<br />

Tel: +49 (0)211/68 71-363<br />

Wissen aus erster Hand!<br />

Nach der erfolgreichen Veranstaltung 2016 in Duisburg<br />

findet das 2. Formstoff-Forum zusammen mit dem 44.<br />

Aachener-Gießerei-Kolloquium am 07.-08.03.2018 in<br />

Aachen statt.<br />

Parallel zur zweitägigen Vortragsveranstaltung werden<br />

namhafte Unternehmen der Branche auf der begleitenden<br />

Informationsausstellung ihr Liefer- und Leistungsspektrum<br />

präsentieren. Der Gießerabend des Formstoff-Forums<br />

im Fußballstadion des TIVOLI in Aachen<br />

bietet allen Tagungsteilnehmern ausreichend Gelegenheit<br />

für Gespräche und Networking.<br />

Weitere Informationen: www.formstoff-forum.de


PERSPEKTIVEN<br />

Abweichung vom Sollwert, ms<br />

Mittelwert: 3,1 ms Standardabw. ohne Ausreißer: 1,2 ms<br />

Standardabw.: 5,0 ms Innerhalb 0–5 ms: 76,5 %<br />

Dieses Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

wurde mit Mitteln des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und<br />

Energie (BMWi) im Rahmen des „Zentralen<br />

Innovationsprogramms Mittelstand“<br />

mit dem Förderkennzeichen<br />

ZF 4113803 KO6 gefördert und vom<br />

Projektträger AiF Projekt GmbH betreut.<br />

Die Verantwortung für den Inhalt<br />

dieser Veröffentlichung liegt bei<br />

den Autoren.<br />

Mittelwert: 5,8 ms Standardabw. ohne Ausreißer: 1,2 ms<br />

Standardabw.: 5,0 ms Innerhalb 0-10 ms: 76,5 %<br />

Abweichung vom Sollwert, ms<br />

Bild 9: Auswertung der Abweichung vom eingegebenen Sollwert zur Ansteuerung des<br />

Gasinjektors (oben) und des Sperrschiebers (unten).<br />

5 Diskussion<br />

Für die Gasinjektionstechnologie im Aluminiumdruckgießverfahren<br />

wird mit Hilfe des Industriepartners ein wesentlicher<br />

Schritt in Richtung Serienreife getan. Besonders die Weiterentwicklungen<br />

des Gasinjektors hinsichtlich der Standzeit sind<br />

vielversprechend. Die Gasinjektionsanlage liefert für den Einsatz<br />

im Aluminiumdruckgießverfahren die notwendige Reproduzierbarkeit,<br />

besonders in Bezug auf die Schaltzeiten. Mit dieser<br />

Anlage wird im weiteren Verlauf des Vorhabens ein Werkzeug<br />

hergestellt, mit welchem bei der Haas Metallguss GmbH<br />

eine erste Anwendung im Druckgießprozess außerhalb von Laborbedingungen<br />

dargestellt werden wird.<br />

GRAFIKEN: HOCHSCHULE AALEN<br />

Prof. Dr.-Ing. Lothar H. Kallien<br />

und M.Sc. Wolfgang Kuchar, Gießereitechnologie,<br />

Hochschule<br />

Aalen, Dipl.-Ing. Marcel Op<br />

de Laak, TIK – Technologie in<br />

Kunststoff GmbH, Teningen,<br />

Dr.-Ing. Michael Haas, Haas Metallguss<br />

GmbH, Mühlhausen i. T.<br />

Literatur:<br />

[1] Giesserei 101 (2014), [Nr. 12], S. 40-45.<br />

[2] Kallien, L.; Becker, M.; Weidler, T.: Production<br />

of magnesium die castings with hollow<br />

structures using gas injection technology<br />

in the hot chamber die casting process. Paper,<br />

North American Die Casting Association,<br />

Die Casting Congress and Exposition,<br />

05.-07. Oktober 2015, Indianapolis, USA.<br />

[3] Kallien, L.; Kuchar, W.: Entwicklung der<br />

Gasinjektionstechnologie für Aluminiumdruckgießanwendungen.<br />

Projektantrag, 2015.<br />

[4] Michaeli, W.; Johannaber, F.: Handbuch Spritzgießen. Carl Hanser Verlag,<br />

2004. S. 436-450.<br />

[5] Giesserei 93 (2006), [Nr. 11], S. 20-29.<br />

[6] Kallien, L.; Weidler, T.; Hermann, C.; Stieler, U.: Pressure die casting<br />

with functional cavities produced by gas injection. International Foundry<br />

Research/Gießereiforschung 58 (2006), [Nr. 4], S. 2-9.<br />

[7] Böhnlein, C.: Darstellung 3-dimensionaler, funktionaler Hohlstrukturen<br />

im Druckguss durch Gasinjektion. Dissertation, TU Clausthal, August<br />

2012. S. 114.<br />

[8] Kallien, L.; Kuchar, W.; Op de Laak, M.; Haas, M.: Entwicklung der Gasinjektionstechnologie<br />

für Aluminiumdruckgießanwendungen. Zwischenbericht,<br />

Februar <strong>2017</strong>.<br />

[9] Kuchar, W.: Gasinjektion im Druckguss – der Weg in die industrielle<br />

Anwendung. Vortrag Gießerei Kolloquium, Hochschule Aalen, Mai <strong>2017</strong>.<br />

[10] Gießerei 100 (2013), [Nr. 12], S. 36-43.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 65


PERSPEKTIVEN<br />

Entwicklung eines ultraschallbasierten<br />

Messverfahrens zur Detektion<br />

von nichtmetallischen Einschlüssen<br />

in Aluminiumschmelzen<br />

Um den steigenden Anforderungen an gegossene Aluminiumbauteile prozesssicher gerecht zu<br />

werden, ist es erforderlich, nichtmetallische Einschlüsse in Schmelzen detektieren zu können.<br />

Dahinter steht das Ziel, Einschlüsse in Gussbauteilen aufgrund von mangelhafter Schmelzequalität<br />

zu verhindern.<br />

In Zusammenarbeit des Fraunhofer-Instituts für Zerstörungsfreie Prüfverfahren (IZFP) und des<br />

Gießerei-Instituts der RWTH Aachen University wurde im Rahmen des IGF-Vorhabens 18061N ein<br />

ultraschallbasiertes Verfahren zur Detektion von nichtmetallischen Einschlüssen entwickelt, das den<br />

Anforderungen an eine hinreichend schnelle und möglichst genaue Beurteilung des vorliegenden<br />

Verunreinigungsgrades in der Schmelze entspricht. Erste Benchmarkversuche, bei denen das<br />

LiMCA- und das PoDFA-Verfahren zum Vergleich eingesetzt wurden, konnten zeigen, dass eine sehr<br />

gute Übereinstimmung zwischen den Ultraschallergebnissen und den Referenzverfahren vorliegt.<br />

Friederike Feikus, Florian Funken und Andreas Bührig-Polaczek, Aachen, Thomas Waschkies,<br />

Miriam Weikert-Müller, Andrea Reuther und Bernd Valeske, Saarbrücken<br />

1 Einleitung<br />

Die weltweiten Forderungen nach einer Verringerung der CO 2<br />

-<br />

Emissionen und somit des Kraftstoffverbrauchs machen eine<br />

Reduktion der Bauteilgewichte notwendig. In der Folge werden<br />

Leichtbaukonzepte mit immer kleineren Wanddicken auch bei<br />

Gussteilen aus Aluminium vorangetrieben. Im Zuge des Downsizings<br />

steigen gleichzeitig die thermischen und mechanischen<br />

Belastungen im Motorenbau, sodass insgesamt immer höhere<br />

Ansprüche an die Aluminium-Werkstoffe gestellt werden [1, 2].<br />

Um Sicherheitsbeiwerte zu reduzieren und das volle Potenzial<br />

der Werkstoffe ausschöpfen zu können, ist eine maximale Qualität<br />

der Gussteile und somit auch der Schmelzen erforderlich [3].<br />

Nichtmetallische Einschlüsse in Schmelzen setzen die Fließfähigkeit<br />

herab und reduzieren Bearbeitbarkeit, Korrosionsbeständigkeit<br />

und mechanische Eigenschaften drastisch [3-6]. Neben<br />

den schädlichen Einflüssen aufgrund ihrer Morphologie<br />

dienen sie als Keimstellen für Wasserstoff induzierte Porosität,<br />

welche wiederum das Gefüge schwächt [3, 5-7]. Für Gussteile<br />

werden nichtmetallische Einschlüsse mit einer Größe über 10 bis<br />

20 µm als schädlich eingestuft, jedoch können auch Einschlüsse<br />

mit geringerer Größe einen negativen Einfluss ausüben, insbesondere,<br />

wenn ihr Anteil entsprechend hoch ist oder das Material<br />

beispielsweise in der Produktion von extrem dünnwandigen<br />

Folien oder Blechen mit hohen Anforderungen an die<br />

Oberflächenqualität eingesetzt wird [3, 6, 8].<br />

Besonders schädlich für die Bauteileigenschaften sind Aluminiumoxidhäute<br />

(Al 2<br />

O 3<br />

), die aufgrund der unmittelbaren Reaktion<br />

von Aluminium mit der Atmosphäre unvermeidlich entstehen<br />

und oftmals in Form von sehr dünnen (d. h. Dicke kleiner<br />

2 µm), dafür jedoch meist sehr langen, flächigen Bändern (d. h.<br />

Ausdehnung von bis zu mehreren Millimetern) in der Schmelze<br />

vorliegen [3, 5-7]. Weitere häufig in Aluminiumschmelzen auftretende<br />

nichtmetallische Einschlüsse sind Magnesiumoxide<br />

(MgO), Aluminium-Magnesium-Mischoxide (Spinell, MgAl 2<br />

O 4<br />

),<br />

Karbide, Nitride oder Boride. Sie treten in Form von einzelnen<br />

Partikeln, Clustern oder Agglomeraten auf [5, 9].<br />

Derzeit finden verschiedene Verfahren zur Bestimmung des<br />

Reinheitsgrades in Aluminiumschmelzen Anwendung. Zur qualitativen<br />

und quantitativen Auswertung des Verunreinigungsgrades<br />

werden vielfach das LiMCA-Verfahren (Liquid Metal Cleanliness<br />

Analyser), das PoDFA-Verfahren (Porous Disc Filtration Analysis)<br />

oder der Prefil-Footprinter (pressure filtration) eingesetzt.<br />

Eine ausführliche Zusammenfassung aller aktuellen Verfahren,<br />

ihrer Detektionsmöglichkeiten und Grenzen geben S. W. Hudson<br />

und D. Apelian in ihrer Veröffentlichung [3] (vgl. Bild 1).<br />

Insgesamt zeigt sich, dass die derzeit verfügbaren Verfahren<br />

zur Qualifizierung der Schmelzequalität den gewünschten<br />

Anforderungen nach einem möglichst kostengünstigen,<br />

schnellen, sensiblen und zuverlässigen Verfahren nicht in der<br />

Gesamtheit entsprechen [3]. Da die Ultraschalltechnologie jedoch<br />

grundsätzlich vielversprechende Ansätze zur Detektion<br />

66 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Detektionslimit der Einschlussgröße<br />

(Mikroreinheit) (Makroreinheit)<br />

1 m 10 m 100 m 1000 m<br />

K-Mold<br />

LiMCA<br />

Ultraschall<br />

lauf (siehe mit 4 MHz markierter Bereich). Dies bedeutet, dass<br />

bei 4 MHz die einzelnen Partikelgrößen nur schlecht voneinander<br />

unterschieden werden könnten. Mit steigender Messfrequenz<br />

und damit steigender Wellenzahl kann nicht nur die<br />

Unterscheidung der Partikelgrößen verstärkt werden, sondern<br />

auch die Spreizung des Streukoeffizienten zwischen den verschiedenen<br />

Konzentrationen vergrößert werden. Für eine Prüffrequenz<br />

von 10 MHz wird dies in Bild 2 verdeutlicht. Hieraus<br />

kann abgeleitet werden, dass die spätere Messfrequenz möglichst<br />

hoch gewählt werden sollte. Da es oberhalb von 10 MHz<br />

zu einer Doppeldeutigkeit aufgrund von periodischen Schwankungen<br />

im Verlauf des Streukoeffizienten kommt (vgl. Bild 2)<br />

und weiterhin auch von einer zunehmenden Beeinflussung des<br />

Ultraschalls durch die Gefügestruktur im Wellenleiter auszugehen<br />

ist, wurden als optimale Messfrequenz 10 MHz identifiziert.<br />

Das Nachweisvermögen dieser Frequenzauswahl für Verunreinigungen<br />

unterschiedlicher Größe und Konzentrationen<br />

wurde im Anschluss anhand eines Modellsystems überprüft.<br />

Wie in Bild 2 rechts zu erkennen ist, nimmt der Rückstreukoeffizient<br />

mit abnehmender Konzentration ab. Für eine möglichst<br />

exakte Messung der Partikelkonzentration muss daher die eingekoppelte<br />

Schallenergie in die Schmelze maximiert werden.<br />

Daher wurden Simulationen zur Identifizierung einer optimalen<br />

Wellenleitergeometrie durchgeführt, mit dem Zweck, Störechos<br />

zu vermeiden und die maximal mögliche Energieübertragung<br />

durch den Wellenleiter zu gewährleisten.<br />

Im Hinblick auf eine für den späteren Messbetrieb möglichst<br />

kostengünstige Lösung wurde ein Ansatz basierend<br />

auf zwei Wellenleitern verfolgt, welcher größere Wellenleiterquerschnitte<br />

zulässt. Dieser wird im Abschnitt „Aufbau Ultraschall-Detektor“<br />

genauer erläutert. Bei Verwendung von<br />

zwei Wellenleitern spielen Mehrfachreflexionen keine Rolle,<br />

da die Informationen aus der Schmelze zeitlich früher empfangen<br />

werden. Die Wellenleiterlänge wurde so gewählt, dass<br />

einerseits die durch Simulation errechnete Ultraschall-Ampli-<br />

Röntgenradiografie<br />

Röntgentomografie,<br />

Metallografie<br />

PoDFA<br />

LAIS<br />

Prefil<br />

Zentrifugation<br />

0.1 h 1 h 10 h 100 h<br />

(kurz)<br />

(lang)<br />

Probenpräparation & Analyse-Zeitraum (annähernd)<br />

Bild 1:<br />

Qualitativer Vergleich der Detektionsverfahren<br />

von Einschlüssen mit Bezug<br />

auf den Detektions-/Analysezeitraum<br />

und die detektierbare Einschlussgröße,<br />

nach [3].<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN<br />

auch von sehr kleinen Partikelgrößen aufweist, war das Ziel des<br />

AiF-Projektes IGF18061N, eine auf Ultraschall basierende Methode<br />

sowie ein entsprechendes Messgerät zur praxistauglichen<br />

Detektion von nichtmetallischen Einschlüssen in Aluminiumschmelzen<br />

zu entwickeln, welche den zuvor genannten<br />

Anforderungen in Gänze entsprechen.<br />

Im Rahmen des Projekts stand die Bearbeitung der Fragen<br />

nach der optimalen Prüffrequenz, dem optimalen Wellenleitermaterial<br />

sowie der Simulation und Qualifizierung des entwickelten<br />

Aufbaus im Vordergrund. Im Folgenden werden die<br />

wichtigsten Projektergebnisse beschrieben und erläutert. Die<br />

Ergebnisse sind in ausführlicher Form im Abschlussbericht zum<br />

Projekt veröffentlicht, der über die Forschungsvereinigung Gießereitechnik<br />

(FVG)* erhältlich ist.<br />

2 Bestimmung der optimalen Prüffrequenz und<br />

Wellenleitergeometrie<br />

Die Wechselwirkung des Ultraschalls mit Partikeln ist stark<br />

von dessen Frequenz abhängig. Eine zu niedrige Prüffrequenz<br />

schränkt das Nachweisvermögen für sehr kleine Partikel stark<br />

ein, eine zu hohe verursacht hingegen eine störende Wechselwirkung<br />

mit der Gefügestruktur des Wellenleiters.<br />

Zur Identifizierung der optimalen Prüffrequenz wurde rechnerisch<br />

der sog. Rückstreukoeffizient bestimmt, welcher die<br />

Stärke des an dispergierten Partikeln zurückgestreuten Ultraschalls<br />

beschreibt. Aus diesem kann ein Zusammenhang zur<br />

späteren Ultraschallsignalhöhe abgeleitet werden.<br />

Für Al 2<br />

O 3<br />

-Partikel in einer Aluminiumschmelze mit einer<br />

Konzentration von 0,5 Vol. % ist der Rückstreukoeffizient in<br />

Bild 2 links dargestellt. Wie zu erkennen ist, nimmt sein Betrag<br />

mit steigender Frequenz zu. Bei einer festen Prüffrequenz von<br />

4 MHz ergibt sich für den relevanten Partikelgrößenbereich von<br />

20 bis 300 µm jedoch nur ein sehr moderat ansteigender Ver-<br />

* <br />

Forschungsvereinigung Gießereitechnik e.V., Hansaallee 203, 40549 Düsseldorf, Tel.: <strong>02</strong>11 6871342<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 67


PERSPEKTIVEN<br />

tude in der Aluminiumschmelze möglichst hoch ist, andererseits<br />

durch die Länge eine ausreichende thermische Abschirmung<br />

gewährleistet wird.<br />

3 Vorexperimente an partikelhaltiger Modellflüssigkeit<br />

Für die Entwicklung und den Test des Partikelmessverfahrens<br />

am Fraunhofer IZFP mussten verschiedene Modellsysteme erarbeitet<br />

werden, welche aus Ultraschallsicht gut dem realen<br />

Referenzsystem (Al 2<br />

O 3<br />

-Partikel in Aluminiumschmelze) entsprechen,<br />

aber bei Raumtemperatur eingesetzt werden können.<br />

Als technisch optimales System wurde letztlich Wasser mit<br />

dispergierten PMMA-Partikeln (Polymethylmethacrylat) ausgewählt,<br />

da PMMA für die relevanten Partikelgrößen monomodal<br />

verfügbar und einfach handhabbar ist. Ein zusätzlicher Vorteil besteht<br />

darin, dass die Partikel eine hohe und einheitliche Sphärizität<br />

besitzen. Hierdurch ist die Überprüfung der späteren Ergebnisse<br />

aus der theoretischen Vorhersage der Streuung optimal gegeben.<br />

Für die Modellversuche wurden drei Partikelgrößen mit<br />

Durchmessern von 10 µm, 20 µm und 40 µm ausgewählt. Dies<br />

entspricht der unteren Grenze der nachzuweisenden Größe realer<br />

Verunreinigungen in Aluminiumschmelzen. Es wurde zunächst<br />

eine Validierung des theoretischen Modells durchgeführt,<br />

welches die Wechselwirkung des Ultraschalls mit den<br />

Partikeln beschreibt. Hierdurch wird eine Berechnung der nachzuweisenden<br />

Messgrößen wie z. B. der Partikelkonzentration<br />

oder der Partikelgröße aus den Ultraschalldaten möglich. In<br />

Bild 3 ist der Vergleich von Simulation und Messung exemplarisch<br />

anhand von zwei unterschiedlichen Modellsuspensionen<br />

dargestellt. Wie zu erkennen ist, beschreibt die Simulation<br />

die Messung sehr gut (die Randbereiche stellen Messartefakte<br />

dar und sind nicht zu berücksichtigen).<br />

Streukoeffizient α s<br />

, 1/mm<br />

−0.<strong>02</strong><br />

−0.04<br />

−0.06<br />

4 MHz<br />

0<br />

10 MHz<br />

−0.08<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Wellenzahl • Streuerradius<br />

0<br />

−0.<strong>02</strong><br />

−0.04<br />

−0.06<br />

−0.08<br />

0.01 Vol.%<br />

−0.1 0.05 Vol.%<br />

−0.12<br />

0.1 Vol.%<br />

0.5 Vol.%<br />

−0.14 1 Vol.%<br />

0 1 2 3 4 5<br />

Wellenzahl • Streuerradius<br />

Bild 2: Berechnung des Rückstreukoeffizienten α s<br />

in Abhängigkeit von Wellenzahl und Streuerradius für Al 2<br />

O 3<br />

-Partikel<br />

in Al-Schmelze bei einer Konzentration von 0,5 Vol. % (links) und für verschiedene Partikelkonzentrationen (rechts).<br />

Streukoeffizient α s<br />

, 1/mm<br />

GRAFIK: FRAUNHOFER IZFP<br />

Normierte Amplitude<br />

0,2<br />

0,15<br />

0,1<br />

0,05<br />

10 µm 40 µm<br />

0,2<br />

Simulation<br />

Simulation<br />

Messung<br />

0,15<br />

Messung<br />

Normierte Amplitude<br />

0,1<br />

0,05<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Zeit, µs Zeit, µ s<br />

Bild 3: Vergleich von Simulation und Messung für 10 MHz, 10 µm (links) und 40 µm (rechts) Partikelgröße<br />

bei einer Konzentration von 1 Vol. %.<br />

GRAFIK: FRAUNHOFER IZFP<br />

68 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Die niedrigste Partikelkonzentration, die mit diesem Messansatz<br />

bestimmt werden kann, liegt bei 0,05 Vol. %. Dies entspricht<br />

für 10 µm große Partikel einer Verunreinigung von etwa<br />

400 Mio. Partikeln pro kg Aluminiumschmelze. In der Gießerei-<br />

Industrie gelten jedoch erst Schmelzen mit weniger als 1000<br />

Partikeln pro kg Schmelze als sauber, sodass dort insbesondere<br />

der Bereich zwischen 1000 und 1 000 000 Partikeln von Interesse<br />

ist. In diesem Fall befinden sich zumeist einzelne Partikel<br />

im Ultraschallfeld. Auch diese Situation wurde in entsprechenden<br />

Modellversuchen umgesetzt und simulativ beschrieben.<br />

Bild 4 zeigt die gute Übereinstimmung zwischen den gemessenen<br />

Rückstreuamplituden der Einzelstreuer überlagert mit<br />

dem theoretisch zu erwartenden Streusignal.<br />

4 Aufbau Ultraschall-Detektor<br />

Im Rahmen des ausgelaufenen Projektes wurden Fragestellungen<br />

nach Wellenleitermaterial und -geometrie, der Positionierung<br />

der Wellenleiter zueinander, der optimalen Ultraschallelektronik<br />

und der daraus resultierenden Nachweisempfindlichkeit<br />

bezüglich der PMMA-Partikel näher untersucht. Der<br />

sich aus diesen Untersuchungen ergebende finale Versuchsaufbau<br />

wird im Folgenden kurz vorgestellt.<br />

Für den Partikelnachweis in Aluminiumschmelze werden<br />

zwei Wellenleiter eingesetzt. Bild 5a zeigt den schematischen<br />

Versuchsaufbau. Der Ultraschall wird vom Sender in das Messmedium<br />

eingeschallt, dort von einem Reflektor reflektiert und<br />

von einem zweiten Wellenleiter empfangen. Das hierbei aufgezeichnete<br />

reale Ultraschallsignal ist in Bild 5b dargestellt. Gut<br />

zu erkennen ist das Signal, welches durch die Reflektorplatte<br />

hervorgerufen wird. Da sich die zu messenden Partikel zwischen<br />

dieser Reflektorplatte und den Wellenleiterenden befinden,<br />

liegt der auszuwertende Bereich dabei vor dem Reflektorecho<br />

(siehe Bild 5b).<br />

Bild 6 zeigt den realen Versuchsaufbau, wie er für die Messungen<br />

in Aluminiumschmelze eingesetzt wurde. Die Wellenleiter<br />

bestehen aus Titanstäben mit entsprechender Ultraschallsensorik<br />

zur Einkopplung bzw. zum Empfang der Signale. Die<br />

Wellenleiter wurden geometrisch durch entsprechende Simulationsrechnungen<br />

optimiert. Sie können zudem in definierten<br />

Winkelbereichen zueinander positioniert werden, um verschiedenste<br />

Prüfrandbedingungen zur ermöglichen.<br />

5 Grundlagen der Auswertemethodik zur Partikeldetektion<br />

Zur Detektion von Partikeln in Flüssigkeiten wird das Ultraschallsignal<br />

für einen bestimmten Auswertezeitraum analysiert. Dieser<br />

Zeitbereich entspricht dabei einem räumlichen Messbereich<br />

innerhalb des flüssigen Mediums. Für die durchgeführten Versuchsreihen<br />

wurde er so gewählt, dass ein Messvolumen von<br />

einigen cm 3 abgedeckt wird. Es werden sämtliche Amplitudenwerte,<br />

die sich jeweils innerhalb eines zuvor definierten Messkorridors<br />

befinden, erfasst und bewertet (siehe Bild 7). Da die<br />

Amplitudenhöhe, dB<br />

20<br />

0<br />

−20<br />

−40<br />

−60<br />

Simulation<br />

Messung<br />

−80<br />

0 20 40 60 80<br />

Streuerdurchmesser, μm<br />

Bild 4: Simulierte bzw. gemessene Daten der Rückstreuamplitude<br />

eines Einzelstreuers auf dB normiert.<br />

GRAFIK: FRAUNHOFER IZFP<br />

a<br />

Sender<br />

Empfänger<br />

b<br />

gesendetes<br />

US-Signal<br />

Al-Schmelze<br />

Reflektorplatte<br />

Wellenleiter<br />

empfangenes<br />

US-Signal<br />

Messfeld<br />

auszuwertender<br />

Bereich<br />

Reflektor<br />

Echos durch<br />

Reflexionen<br />

im<br />

Wellenleiter<br />

Bild 5: a) Schematische Anordnung der Wellenleiter bei Verwendung von zwei Prüfköpfen; b) realer Signalverlauf.<br />

GRAFIK: A) RWTH AACHEN, B) FRAUNHOFER IZFP<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 69


PERSPEKTIVEN<br />

Amplitudenhöhe mit der Partikelgröße und die Häufigkeit der<br />

Ultraschallstreuereignisse mit der Partikelkonzentration korrelieren,<br />

können über diese, zum Patent angemeldete Auswertetechnik<br />

beide Größen bestimmt werden.<br />

6 Qualifizierung der Ultraschall-Eigenschaften verschiedener<br />

Wellenleiterwerkstoffe<br />

Am wenigsten geeignet zeigt sich Siliziumnitrid mit einer Amplitude<br />

von 14 % bei geringem Abstand vom Reflektor bzw.<br />

6 % bei größerem Abstand.<br />

Anhand der Messungen ist festzustellen, dass der untersuchte<br />

Titanwerkstoff als Wellenleiter mit Abstand die besten Ultraschallleitungseigenschaften<br />

zeigt und sich daher aus ultraschalltechnischer<br />

Sicht als Wellenleitermaterial am besten eignet.<br />

Zur Qualifizierung des optimalen<br />

Wellenleiterwerkstoffs wurden potenzielle<br />

Materialien identifiziert und<br />

eine Auswahl in Form von zylindrischen<br />

Stäben beschafft. Die Materialien<br />

wurden zunächst hinsichtlich<br />

ihrer Eignung aus ultraschalltechnischer<br />

Sicht untersucht, anschließend<br />

erfolgte an einer engeren Auswahl<br />

mittels Tauchversuchen eine Qualifizierung<br />

bezüglich ihres Einsatzes<br />

in flüssigem Aluminium.<br />

Um die Wechselwirkung des Materialgefüges<br />

mit dem Ultraschall zu untersuchen,<br />

wurde in die Wellenleiter<br />

mit einer Frequenz von 10 MHz eingeschallt<br />

und die Rückwandechofolge<br />

ausgewertet. Die Amplitudenabnahme<br />

wird hierbei durch die Wechselwirkung<br />

des Ultraschalls mit dem<br />

Wellenleitergefüge beeinflusst, sodass<br />

anhand dieser Abnahme eine<br />

Aussage bzgl. der Eignung als Wellenleitermaterial<br />

getroffen werden<br />

kann. In die letztendlich finale Auswahl<br />

kamen die Werkstoffe Titan,<br />

Siliziumnitrid und Stahl 1.2344.<br />

Weiterhin wurde die Energieübertragung<br />

in das Messmedium Aluminiumschmelze<br />

bewertet. Hierzu<br />

wurden die verschiedenen Wellenleitermaterialien<br />

in ein Wasserbad<br />

eingetaucht und die Höhe des an einer<br />

verstellbaren Platte reflektierten<br />

Signals gemessen. Damit die Messergebnisse<br />

auf die Aluminiumschmelze<br />

übertragbar sind, wurden die Reflektionsverluste<br />

an der Grenzfläche<br />

Wasser – Wellenleiter entsprechend<br />

mathematisch korrigiert. Wie in Bild<br />

8 zu erkennen ist, konnten mit den<br />

Titan-Wellenleitern die größten Amplituden<br />

gemessen werden. Direkt<br />

oberhalb des Reflektors wird eine<br />

Amplitude von 95,3 % gemessen,<br />

die mit zunehmendem Abstand auf<br />

44,5 % abfällt. Die Messkurven der<br />

Wellenleiter aus Warmarbeitsstahl<br />

und Siliziumnitrid liegen deutlich<br />

tiefer. Bei Warmarbeitsstahl wird<br />

zunächst eine Amplitude von 35<br />

% gemessen, die auf 18,4 % abfällt.<br />

Bild 6: Realer Aufbau<br />

des Ultraschalldetektors.<br />

Rauschlevel<br />

Amplitudenhöhe, mV<br />

Obere Grenze<br />

Untere Grenze<br />

gleichgerichtetes und<br />

gefiltertes US-Signal<br />

„Gate“<br />

Rückwandecho<br />

Reflektorplatte<br />

Partikel<br />

Partikel<br />

Messfeld<br />

Bild 7: Schema Auswertung Ultraschallsignale hinsichtlich Partikeldetektion.<br />

Zeit, s<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN GRAFIK: FRAUNHOFER IZFP<br />

70 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


7 Qualifizierung der Stabilität des Ultraschall signals<br />

in Aluminiumschmelzen<br />

Die Stabilität des Ultraschallsignals in Abhängigkeit vom Wellenleitermaterial<br />

wurde in einer Rein-Aluminiumschmelze als<br />

auch in einer AlSi8Cu3-Schmelze analysiert. Als Wellenleiterwerkstoffe<br />

wurden die oben benannten Werkstoffe Titan, Siliziumnitrid<br />

(Si 3<br />

N 4<br />

) und der Warmarbeitsstahl 1.2344 getestet.<br />

Dazu wurde die Echo-Höhe der Reflektorplatte (Rückwandecho<br />

= RWE) im Sender-Empfänger-Modus ausgewertet. Gemessen<br />

wurde in einem 30-kW-Widerstandsofen der Firma Nabertherm<br />

mit einem Fassungsvermögen von 160 kg Aluminium. Die Temperatur<br />

der Rein-Aluminiumschmelze lag über die Versuchsdauer<br />

bei 724 °C +/- 3 °C, im Fall der AlSi8Cu3-Schmelze bei 720 °C<br />

+/- 5 °C. Die Kühlung der Wellenleiter erfolgte für die Stahlund<br />

Titan-Variante mittels einfacher Luftkühlung, bei den<br />

Si 3<br />

N 4<br />

-Wellenleitern wurde erstmals eine Druckluftkühlung eingesetzt.<br />

Die Eintauchtiefe der Wellenleiter<br />

wurde in allen Versuchen<br />

nicht variiert.<br />

Die Höhe des RWE wurde nach<br />

120,00<br />

Erzielen der Einkopplung und einer<br />

manuellen Durchmischung der<br />

100,00<br />

Schmelze für einen Zeitraum von 20<br />

bis 120 min evaluiert.<br />

80,00<br />

7.1 Ergebnisse Rein-Aluminiumschmelze<br />

Die Analyse der RWE-Stabilität zeigt<br />

für die Titan-Wellenleiter ein über<br />

die Zeit einer jeweiligen Messung<br />

vergleichsweise stabiles und mit<br />

durchschnittlich 2,67 V hohes Signal<br />

(vergleiche Bild 9 und Tabelle<br />

1). Im Vergleich zu den Titan-Wellenleitern<br />

liegen die Start-RWE-Höhen<br />

der 1.2344-Stahl-Wellenleiter<br />

mit 1,51 V deutlich niedriger. Bei den<br />

vier Messungen mit den 1.2344 Wellenleitern<br />

fällt zusätzlich auf, dass<br />

zwei der Messungen von den anderen<br />

beiden Messungen in der Höhe<br />

stark abweichen (siehe Bild 9) und<br />

im Verlauf auch stärker abfallen als<br />

während der Messungen mit den Titan-Wellenleitern.<br />

Bild 10 zeigt den Vergleich zwischen<br />

den Titan- und Si 3<br />

N 4<br />

-Wellenleitern.<br />

Mit im Schnitt 1,93 V liegen<br />

die RWE-Höhen der Si 3<br />

N 4<br />

-Wellenleiter<br />

zu Beginn der Messungen zwischen<br />

den Starthöhen der 1.2344-<br />

und Titan-Wellenleiter (Bild 10). Im<br />

Gegensatz zu den zuvor vorgestellten<br />

Ergebnissen fällt das RWE jedoch<br />

in den meisten Fällen nach der Durchmischung<br />

der Schmelze stark ab. Lediglich<br />

bei zwei Messungen konnte<br />

dieses Verhalten nicht nachgewiesen<br />

Amplitude, %<br />

60,00<br />

40,00<br />

20,00<br />

0,00<br />

werden. Weiterhin fällt der bei den Si 3<br />

N 4<br />

-Wellenleitern über der<br />

Zeit stark schwankende bzw. auch stark abfallende Verlauf auf.<br />

Insgesamt konnte die Untersuchung des Rückwandechos in<br />

Rein-Aluminiumschmelze zeigen, dass die Titan-Wellenleiter die<br />

besten Ergebnisse, sowohl hinsichtlich der Stabilität über die<br />

Messdauer als auch in Bezug auf die maximal erreichbare Einkopplung,<br />

erzielt haben.<br />

7.2 Ergebnisse AlSi8Cu3-Schmelze<br />

Die Versuche in AlSi8Cu3-Schmelze zeigen zum einen, dass die<br />

RWE-Höhen in AlSi8Cu3 sowohl für die Titan-Wellenleiter als<br />

auch für die Si 3<br />

N 4<br />

-Wellenleiter niedriger liegen als in den Versuchen<br />

in Rein-Aluminiumschmelze (vgl. Tabelle 2). Des Weiteren<br />

ist bei den Ti-Wellenleitern in der AlSi8Cu3-Schmelze ein<br />

nahezu linearer Abfall der RWE-Höhe hin zu deutlich niedrigeren<br />

Werten über die Zeit festzustellen, wie Bild 11 verdeutlicht.<br />

Das RWE der Si 3<br />

N 4<br />

-Wellenleiter bricht dagegen unmit-<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Abstand Reflektor, mm<br />

Titan<br />

Warmarbeitsstahl X40<br />

CrMoV 5-1<br />

Siliziumnitrid<br />

Bild 8: Höhe der Rückwandechos verschiedener Wellenleitermaterialien<br />

(korrigiert, 500 mm, Wasser) bei einem Abstand von 0 bis 100 mm zur Reflektorplatte.<br />

RWE-Höhe, V<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Zeit, min<br />

Bild 9: Verlauf RWE-Höhe in Al99,8-Schmelze, Titan vs. 1.2344 Stahl.<br />

Ti-V1<br />

Ti-V2<br />

Ti-V3<br />

Ti-V4<br />

Ti-V5<br />

Ti-V6<br />

Ti-V7<br />

Ti-V8<br />

Ti-V9<br />

1.2344-V1<br />

1.2344-V2<br />

1.2344-V3<br />

1.2344-V4<br />

GRAFIK: FRAUNHOFER IZFP<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 71


PERSPEKTIVEN<br />

telbar nach dem Rühren ein und liegt anschließend in einem<br />

kaum nachweisbaren Bereich (Bild 12).<br />

7.3 Diskussion der Ergebnisse<br />

Die Ursachen für das stark schwankende Verhalten in den beiden<br />

Schmelzen konnten nicht final geklärt werden. Eine mögliche<br />

Begründung für das Verhalten der Titan-Wellenleiter<br />

in der AlSi8Cu3-Schmelze kann darin liegen, dass der Fokus<br />

des Schalls durch den Angriff der Wellenleiter verändert wird.<br />

Dies könnte in der Folge zu Veränderungen in der messbaren<br />

RWE-Höhe geführt haben. Ein weiterer Faktor, der die stark<br />

schwankenden Ergebnisse in beiden Schmelzen beeinflusst<br />

haben könnte, ist der Angriff der Reflektorplatte. Die Korrosion<br />

der Reflektorplatte führt dazu, dass das Ultraschallsignal<br />

andersartig gestreut und zurück reflektiert wird. Somit verändert<br />

sich auch die messbare RWE-Höhe. Ein zusätzlicher Punkt<br />

ist, dass sich nichtmetallische Einschlüsse in der aufgerauten<br />

RWE-Höhe, V<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Zeit, min<br />

Bild 10: Verlauf RWE-Höhe in Al99,8-Schmelze, Titan vs. Si 3<br />

N 4<br />

.<br />

Ti-V1<br />

Ti-V2<br />

Ti-V3<br />

Ti-V4<br />

Ti-V5<br />

Ti-V6<br />

Ti-V7<br />

Ti-V8<br />

Ti-V9<br />

Si3N4-V1<br />

Si3N4-V2<br />

Si3N4-V3<br />

Si3N4-V4<br />

Si3N4-V5<br />

Si3N4-V6<br />

Si3N4-V7<br />

Si3N4-V8<br />

Si3N4-V9<br />

Si3N4-V10<br />

Si3N4-V11<br />

Si3N4-V12<br />

Si3N4-V13<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN<br />

Tabelle 1: Auswertung der RWE-Stabilität in Al99.8-Schmelze.<br />

Wellenleiter n Ø RWE-Höhe Stabw. RWE-Höhe Ø Abweichung<br />

Beginn, V Beginn, V Beginn – Ende, V<br />

Titan 9 2,67 0,21 0,09<br />

Si 3<br />

N 4<br />

13 1,93 0,25 0,63<br />

Stahl 1.2344 4 1,51 0,47 0,24<br />

Tabelle 2: Auswertung der RWE-Stabilität in AlSi8Cu3-Schmelze.<br />

Wellenleiter n Ø RWE-Höhe Stabw. RWE-Höhe Ø RWE-Höhe Stabw. RWE-Höhe<br />

Beginn, V Beginn, V Ende, V Ende, V<br />

Titan 19 1,7 0,4 0,99 0,5<br />

Si 3<br />

N 4<br />

2 1,15 0,25 0,00 –<br />

72 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Oberfläche des Reflektors absetzen<br />

und zu anderen Reflektionsverhältnissen<br />

führen. Dies ist insbesondere<br />

für die Messungen in Al99,8-Schmelze<br />

mit den hohen Schwankungen<br />

bei den Si 3<br />

N 4<br />

- und 1.2344-Stahl-Wellenleitern<br />

eine Erklärung. In zukünftigen<br />

Versuchen sollte eine keramische<br />

Reflektorplatte, z. B. aus Aluminiumtitanat,<br />

eingesetzt werden.<br />

Dennoch zeigen die Versuche,<br />

dass Titan bislang aus ultraschalltechnischer<br />

Sicht die besten Ergebnisse<br />

erzielt. Die Einkopplung<br />

des Schalls in die Schmelze gelingt,<br />

und die erzielten RWE-Höhen führen<br />

zu der Annahme, dass die Detektion<br />

von nichtmetallischen Einschlüssen<br />

möglich ist. Die Ursachen<br />

für die stark schwankenden Ergebnisse<br />

müssen jedoch näher untersucht<br />

werden.<br />

8 Messungen von Verunreinigungen<br />

in partikelhaltigen<br />

Aluminiumschmelzen<br />

RWE-Höhe, V<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

0 5 10 15 20<br />

Zeit, min<br />

Ti_S1-V1<br />

Ti_S1-V3<br />

Ti_S1-V4<br />

Ti_S1-V5<br />

Ti_S1-V6<br />

Ti_S2-V1<br />

Ti_S2-V2<br />

Ti_S2-V3<br />

Ti_S2-V4<br />

Ti_S2-V5<br />

Bild 11: Vergleich des RWE-Höhenverlaufs der Titan-Wellenleiter in Al99,8-Schmelze<br />

und AlSi8Cu3-Schmelze.<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN<br />

Zur Verifizierung des Aufbaus wurden<br />

neben den Vorexperimenten<br />

in partikelhaltiger Modellflüssigkeit<br />

Messungen mit gezielter Verunreinigung<br />

von Rein-Aluminiumschmelzen<br />

durchgeführt. Im Folgenden<br />

werden die Ergebnisse verschiedener<br />

Versuchsreihen vorgestellt. Bei<br />

den „LiMCA-Benchmark-Versuchen“<br />

wurde die Schmelze mit definierten<br />

nichtmetallischen Einschlüssen einer<br />

bestimmten Größenverteilung<br />

verunreinigt. Gleichzeitig fand eine<br />

Überprüfung der Schmelzequalität<br />

mittels LiMCA- und PoDFA-Verfahren<br />

statt. Des Weiteren werden die<br />

Ergebnisse zum Einfluss von Kornfeinungsmittel<br />

auf das Ultraschallsignal<br />

dargestellt. Zusätzlich werden<br />

kurz die Versuche in einer betrieblichen<br />

Schmelze erläutert.<br />

8.1 Messung von definierten Verunreinigungen<br />

mittels Ultraschall<br />

im Vergleich zu LiMCA und PoDFA-<br />

Messungen<br />

RWE-Höhe, V<br />

2,5<br />

1,5<br />

0,5<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 5 10 15 20<br />

Zeit, min<br />

Si3N4_S1-V1<br />

Si3N4_S1-V2<br />

Si3N4_S1-V3<br />

Si3N4_S1-V4<br />

Si3N4_S1-V5<br />

Si3N4_S1-V9<br />

Si3N4_S1-V12<br />

Si3N4_S2-V1<br />

Si3N4_S2-V2<br />

Bild 12: Vergleich des RWE-Höhenverlaufs der Si 3<br />

N 4<br />

-Wellenleiter in Al99,8-Schmelze<br />

und AlSi8Cu3-Schmelze.<br />

8.1.1 Experimentelle LiMCA-Benchmark-Versuche<br />

Zur Qualifizierung des Ultraschallaufbaus hinsichtlich seiner<br />

Detektionsfähigkeit wurde der Aufbau wie zuvor beschrieben<br />

mit Titanwellenleitern eingesetzt. Die Kühlung der Ultraschallwandler<br />

erfolgte mittels Luft. Das LiMCA II wurde<br />

auf gegenüberliegender Seite des Ultraschallaufbaus positioniert,<br />

wie in Bild 13 dargestellt. Die Geräte wurden so ausgerichtet,<br />

dass das jeweilige Messfeld in gleicher Schmelzetiefe<br />

lag. Wie im Rahmen eines Projektes von Industrie und Instituten<br />

der RWTH-Aachen im AMAP-Cluster nachgewiesen<br />

werden konnte [27], liegt in dem dreiseitig beheizten 30-kW-<br />

Widerstandsofen eine symmetrische Schmelze- und Partikelströmung<br />

vor, sodass die Messpositionen von LiMCA und<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 73


PERSPEKTIVEN<br />

Ultraschalldemonstrator vergleichbar sind. Für die Versuche<br />

wurden 160 kg Aluminium mit einer Reinheit von 99,8 % aufgeschmolzen.<br />

Die Schmelzbadhöhe wurde durch Nachchargieren<br />

konstant gehalten. Die Temperatur der Schmelze konnte<br />

über die gesamte Versuchsreihe konstant bei 720 °C ± 4 °C<br />

gehalten werden. Neben der LiMCA-Messung wurden an definierten<br />

Punkten im Versuchsablauf PoDFA- und Spektrometerproben<br />

entnommen.<br />

Der prinzipielle Prozessablauf lässt sich wie folgt beschreiben:<br />

Zunächst wurde die Schmelze für ca. 15 s manuell durchmischt,<br />

damit eine möglichst homogene Partikelverteilung<br />

eingestellt werden konnte. Im Anschluss wurden mittels<br />

LiMCA II und Ultraschall für etwa eine bis anderthalb Stunden<br />

Abstehkurven aufgenommen. Die Auswertung des Ultraschallsignals<br />

erfolgte sowohl automatisch als auch manuell durch<br />

Zählen der sichtbaren Partikel durch den Bediener. Nachdem<br />

zunächst die nicht verunreinigte Schmelze vermessen wurde,<br />

folgte in den weiteren Versuchen die Zugabe von MMC-Material<br />

mit nichtmetallischen Partikeln bekannten Typs (Spinelle,<br />

MgO) (Anteil- und Größenverteilung s. Tabelle 3). Die PoDFA-<br />

Probenentnahme wurde in der Basisschmelze sowie nach Zugabe<br />

der Verunreinigungen jeweils im gerührten sowie abgesetzten<br />

Zustand durchgeführt. Die Auswertung der PoDFA-<br />

Proben übernahm die Trimet Aluminium SE. Der Ablauf über<br />

die gesamte Versuchsreihe ist in Bild 14 grafisch verdeutlicht.<br />

US<br />

LiMCA<br />

Bild 13:<br />

Versuchsaufbau<br />

während der<br />

LiMCA-Benchmark-Versuche.<br />

Tabelle 3: Übersicht der eingesetzten MMC-Materialien und<br />

ihrer Größenverteilung.<br />

FOTO: RWTH AACHEN<br />

8.1.2 Ergebnisse LiMCA-Benchmark-Versuche<br />

Verunreinigung<br />

Größenverteilung, μm<br />

Spinelle Typ 1 20 – 40<br />

Spinelle Typ 2 43 – 60<br />

MgO 0 –100<br />

Die Durchführung einer Cold-PoDFA-Analyse des Eingangsmaterials<br />

ergab einen Wert von 0,039 mm²/kg, somit lag ein sehr<br />

sauberes Ausgangsmaterial für die Versuche vor. Die Auswertung<br />

der PoDFA-Proben aus den Versuchen zeigt, dass die gezielt<br />

eingebrachten nichtmetallischen Einschlüsse nach der<br />

Zugabe einen deutlich erhöhten Anteil in den entsprechenden<br />

Proben aufweisen. Der Verunreinigungsgrad steigt nach<br />

Einbringung von Partikeln stark an und sinkt im abgestandenen<br />

Zustand der Schmelze. Entgegen der Erwartung steigt der<br />

PoDFA-Wert nach Zugabe der MgO-Partikel (Probe AA3 mit<br />

0,42 mm²/kg, vgl. Bild 15) nicht über den PoDFA-Wert nach<br />

der zweiten Zugabe von Spinellen (Probe Z3 mit 0,74 mm²/kg).<br />

Die Analyse der vorliegenden Phasen zeigt, dass nahezu keine<br />

Spinelle mehr in Probe AA3 nachzuweisen waren. Für die Versuche<br />

V4-3 und V4-4 liegt aufgrund einer gescheiterten Probenentnahme<br />

keine Analyse der PoDFA-Proben vor. Ein Vergleich<br />

der PoDFA-Werte im Vergleich zu den maximalen LiMCA-<br />

N20 -Werten bzw. Ultraschall-Countzahlen nach der Durchmischung<br />

der Schmelze ist in Bild 15 dargestellt.<br />

Die Ergebnisse der LiMCA-Auswertung zeigen, bis auf die<br />

zuvor besprochenen Versuche (V3-3 & V4-2), ein analoges Verhalten<br />

zu den PoDFA-Proben. Im nicht verunreinigten, gerührten<br />

Zustand der Schmelze erreicht der LiMCA-N20-Wert ein<br />

Maximum von 3,5 K/kg (V1-2). Im abgesetzten Zustand liegt<br />

der N20-Wert im Mittel bei 0,4 K/kg. Der maximale N20-Wert<br />

steigt nach jeder Zugabe des MMC-Materials stetig an, sodass<br />

im letzten Versuch ein N20-Wert von 50,3 K/kg erreicht wurde.<br />

Mit 0,7 K/kg im abgesetzten Zustand des letzten Versuchs wird<br />

deutlich, dass eine Unterscheidung des Verunreinigungsgrades<br />

einer Schmelze mittels LiMCA in einer ruhenden Schmelze<br />

nicht möglich ist.<br />

Werden die maximalen Countzahlen des Ultraschallsignals<br />

nach der Durchmischung betrachtet, muss zwischen den ersten<br />

Versuchen mit Einfachgrenzwert und den folgenden Versuchen<br />

mit Mehrfachgrenzwert unterschieden werden. Der Einfachgrenzwert<br />

führte bei den Versuchen V1-2 bis V2-3 zunächst<br />

zu keiner Anzeige, sodass die Auswertemethodik hinsichtlich<br />

eines Mehrfachgrenzwertes verändert wurde. Werden hierbei<br />

die Maximalwerte der obersten Grenze analysiert, ist ein analoger<br />

Verlauf zu den PoDFA-Werten festzustellen. Generell zeigt<br />

sich, dass die Ultraschallsignale in allen Grenzen deutlich auf<br />

Rühren, Abstehen und die Zugabe von Verunreinigungen reagieren.<br />

Die Maximalwerte der obersten Grenze weisen, wie die<br />

PoDFA-Proben, für Versuch V4-2 mit 6965 Zählern einen niedrigeren<br />

Wert auf als in Versuch V3-3 (7546 Zähler). Eine Begründung<br />

für den niedrigeren LiMCA-Wert in V3-3 könnte der leicht<br />

höhere Anteil an Aluminiumoxidhäuten oder eine Agglomeration<br />

der Spinelle geben. Aluminiumoxidhäute führen aufgrund<br />

ihrer Morphologie schnell dazu, dass die Öffnung des LiMCAs<br />

blockiert wird. Eine Agglomeration der Spinelle kann dazu führen,<br />

dass diese derart anwachsen und folglich nicht mehr durch<br />

die Öffnung des LiMCAs gelangen können, oder diese blockieren.<br />

Da die PoDFA-Probenentnahme in V4-4 nicht erfolgreich<br />

war, kann diese Annahme jedoch nicht bestätigt werden. Die<br />

genauen Ursachen bzw. die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse<br />

müssten in einer wiederholenden Versuchsreihe untersucht<br />

und überprüft werden.<br />

Neben der Betrachtung der maximalen Werte unmittelbar<br />

nach Durchmischung der Schmelze, wurden zudem die Verläufe<br />

der Abstehkurven von LiMCA und Ultraschall verglichen. Prinzipiell<br />

kann für alle Abstehkurven festgestellt werden, dass eine<br />

74 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Einfach-Grenzwert-Einstellung<br />

Mehrfach-Grenzwert-Einstellung<br />

V1<br />

V2<br />

V3<br />

V4<br />

PoDFA (X1)<br />

PoDFA (Y1)<br />

PoDFA (Z1)<br />

PoDFA (AA1)<br />

PoDFA (X2)<br />

V2-2<br />

V3-2<br />

PoDFA (AA2)<br />

V1-2<br />

+Spinelle Typ1<br />

PoDFA (Z2)<br />

+MgO<br />

PoDFA (Y2)<br />

+Spinelle Typ2<br />

PoDFA (AA3)<br />

V2-3<br />

V3-3<br />

V4-2<br />

V2-4<br />

V3-4<br />

V4-3<br />

PoDFA (Y3)<br />

Bild 14: Versuchsablauf der LiMCA-Benchmark-Versuche.<br />

PoDFA (Z4)<br />

+Spinelle Typ2<br />

V4-4<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN<br />

gute Korrelation zwischen den LiMCA-N20-Werten sowie den<br />

Countzahlen der unteren Ultraschall-Grenze besteht (siehe<br />

Bild 16). Es fällt zudem auf, dass die manuell durchgeführte<br />

Bedienerzählung außerordentlich gut mit den LiMCA-N20-<br />

Werten und Ultraschall-Countzahlen<br />

übereinstimmt. Zur grafischen<br />

Darstellung ist die Bedienerzählung<br />

in den gezeigten Diagrammen mit<br />

einem Faktor von 25 multipliziert<br />

worden. Die Bedienerzählung setzt<br />

zum Teil erst später ein als LiMCA<br />

und Ultraschall. Dies ist durch die hohen<br />

und sehr unruhigen Ultraschallsignale<br />

nach dem Rühren begründet,<br />

da hierbei die Identifizierung<br />

des Echos eines einzelnen Partikels<br />

mit dem menschlichen Auge nicht<br />

möglich ist. Aus V2-3 wird ersichtlich,<br />

dass die automatische Einfachgrenzwert-Auswertung<br />

der Ultraschallsignale<br />

bei höheren Verunreinigungsgraden<br />

nicht ausreichend ist (vgl.<br />

Bild 17). Erst nach gut 20 min Messzeit<br />

ist ein Abfall der Ultraschallwerte<br />

zu beobachten. Diese stimmen<br />

dann jedoch ausgezeichnet mit den<br />

LiMCA-Werten überein.<br />

Auch nach Veränderung der Auswertemethodik<br />

können sehr gute<br />

Korrelationen zwischen Ultraschallsignal-Countzahl<br />

und LiMCA-N20-<br />

LiMCA N20, K/kg & PoDFA-Wert, mm /kg • 75<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Werten aufgezeigt werden, wie die Versuche V3-3 und V4-2<br />

(Bilder 18 und 19) belegen. Um jedoch offene Aspekte hinsichtlich<br />

der Kalibrierung und Reproduzierbarkeit der Versuchsreihe<br />

zu überprüfen und zu analysieren, ist eine Wieder-<br />

V1-2 V2-3 V3-2 V3-3 V3-4 V4-1 V4-2 V4-3 V4-4<br />

X2 Y2 Z3 AA2 AA3<br />

Versuch<br />

12000<br />

10000<br />

8000<br />

6000<br />

4000<br />

2000<br />

Max LiMCA Max US-Grenze 7<br />

PoDFA-Wert • 75<br />

Bild 15: Vergleich der Maximalwerte für LiMCA, Ultraschall und PoDFA über<br />

die Versuchsreihe.<br />

0<br />

Countzahl US-SIgnale<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 75


PERSPEKTIVEN<br />

Countzahl, Bedienerzählung • 25<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0<br />

0 20 40 60 80<br />

Zeit, min<br />

US-Passed<br />

Bedienerzählung<br />

LiMCA<br />

Bild 16: Vergleich der Abstehkurven von LiMCA und Ultraschall<br />

(Einfachgrenze) für Versuch V1-2 in der nicht verunreinigten<br />

Schmelze, Verhältnis US zu LiMCA: 300 : 1<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

LiMCA N20, K/kg<br />

holung der Versuchsreihe notwendig. Die ersten Ergebnisse<br />

der Benchmarkversuche mit der guten Übereinstimmung<br />

zur LiMCA-Messung sind dennoch sehr vielversprechend für<br />

die Nutzung der Ultraschalltechnologie für eine schnelle, reproduzierbare<br />

und zuverlässige Detektion von nichtmetallischen<br />

Partikeln in Aluminiumschmelzen.<br />

8.2 Einfluss von Kornfeinungsmitteln auf die Ultraschallmessung<br />

in Rein-Aluminiumschmelze<br />

8.2.1 Experimentelle KF-Messungen<br />

Auch hier wurde der Ultraschallaufbau wie beschrieben mit Titan-Wellenleitern<br />

eingesetzt. 160 kg Aluminium mit einer Reinheit<br />

von 99,8 % wurden im Widerstandsofen aufgeschmolzen<br />

und während der Versuche auf 720 °C ± 4 °C gehalten. Als Kornfeinungsmittel<br />

wurde AlTi5B1 in Form von Stangenmaterial verwendet.<br />

Zu Beginn jeder Messreihe wurde die Schmelze manuell<br />

durchmischt. Nach einer Versuchsreihe in der nicht verunreinigten<br />

Schmelze wurden zunächst 675 g AlTi5B1 eingerührt<br />

und in einer folgenden Reihe nochmals 575 g.<br />

Countzahl, Bedienerzählung • 25<br />

8000<br />

25<br />

US-Passed<br />

7000<br />

Bedienerzählung<br />

20<br />

6000<br />

LiMCA<br />

5000<br />

15<br />

4000<br />

3000<br />

10<br />

2000<br />

5<br />

1000<br />

0<br />

0<br />

0 20 40 60 80<br />

Zeit, min<br />

LiMCA N20, K/kg<br />

8.2.2 Ergebnisse KF-Messungen<br />

Wie in Bild 20 dargestellt, lassen sich in den ersten 6 min zwischen<br />

den Countzahlen von 0 g AlTi5B1 und nach Zugabe von<br />

675 g keine signifikanten Unterschiede feststellen. Bis zur 7.<br />

bzw. 8. Minute fallen alle drei Kurven nahezu linear ab, wobei<br />

die Stärke des Abfalls mit zunehmenden AlTi5B1 etwas geringer<br />

wird. Zwischen der 7./8. Minute und der 15. Minute flacht<br />

der Abfall insbesondere für die höheren AlTi5B1-Gehalte deutlich<br />

ab und pendelt sich nach einer Viertelstunde auf einem<br />

etwa gleichbleibenden Niveau ein. Hier wird ein deutlicher Unterschied<br />

zwischen den Messungen sichtbar. Liegt der Mittel-<br />

Countzahl, Bedienerzählung • 25<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

US-Grenze 1<br />

US-Grenze 7<br />

Bedienerzählung<br />

LiMCA<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

LiMCA N20, K/kg<br />

0<br />

0<br />

0 20 40 60<br />

Zeit, min<br />

Bild 17: Vergleich der Abstehkurven von LiMCA und Ultraschall<br />

(Einfachgrenze) nach Spinell-Typ1 Zugabe für V2-3,<br />

Verhältnis US zu LiMCA: 320 : 1.<br />

Bild 18: Vergleich der Abstehkurven von LiMCA und Ultraschall<br />

(Mehrfachgrenzen) für V3-3, nach Spinell-Typ2 Zugabe,<br />

Verhältnis US zu LiMCA: 250 : 1.<br />

GRAFIKEN: RWTH AACHEN<br />

76 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


wert zwischen Minute 15 und 20 für Messung 1 bei 207 ± 30,6<br />

Zählern, so steigt er bei Messung 2 (675 g AlTi5B1) deutlich<br />

auf 1082 ± 90,5 Zähler an. Die Zugabe der zusätzlichen 575 g<br />

AlTi5B1 führt zu einem weiteren Anstieg des Mittelwerts auf<br />

1596 ± 103,6 Zähler. Der flachere Abfall der Abstehkurve bei hoher<br />

Zugabe von Kornfeinungsmittel kann durch die gesteigerte<br />

Anzahl an vielen sehr kleinen, sich langsam absetzenden bzw.<br />

in Schwebe verbleibenden TiB 2<br />

-Partikeln begründet werden.<br />

Die vielen kleinen Partikel (


PERSPEKTIVEN<br />

ner zeitlichen (= räumlichen) Verschiebung des Signals, wie in<br />

Bild 23 dargestellt. Die großen Unterschiede zwischen den beiden<br />

Messungen können mit unterschiedlichen Bedingungen<br />

bei der Einkopplungsunterstützung zusammenhängen. Um<br />

die Einkopplung zu fördern, wurden die Enden der Wellenleiter<br />

freigekratzt. Aufgrund der schweren Zugänglichkeit könnte<br />

dies bei der zweiten Messung besser gelungen sein als zuvor.<br />

Eine Erklärung für die Stabilität des RWEs bietet unter anderem<br />

die Strömungsbewegung. Diese könnte bewirken, dass<br />

die Wellenleiterenden und die Reflektorplatte stets freigespült<br />

sind und sich daher keine Partikel anlagern, wodurch das Signal<br />

im Verlauf der Messung geschwächt würde. Ein grundlegender<br />

Unterschied zu den Laborversuchen war ein deutlich höheres<br />

Rauschlevel in der betrieblichen Schmelze. Da die Grenzwerte<br />

im Vergleich zu den Laborbedingungen nicht angepasst<br />

wurden, lagen die Countzahlen für die Betriebsversuche dementsprechend<br />

im Vergleich zu den vorangestellten Versuchen<br />

deutlich höher. Ursachen für das höhere Rauschlevel können<br />

zum einen in stärkeren elektromagnetischen Feldern oder im<br />

Stromnetz liegen. Zum anderen könnten die Strömungsbewegungen<br />

der Schmelze ebenfalls einen gewissen Einfluss auf die<br />

Ultraschallsignale ausüben.<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass für eine Aussage zum Partikelgehalt<br />

bzw. zum Verunreinigungsgrad der Schmelze eine Kalibrierung<br />

der eingestellten Grenzwerte notwendig ist. Für eine<br />

zuverlässige quantitative und qualitative Bewertung einer betrieblichen<br />

Schmelze müssen zudem weitere Versuchsreihen<br />

durchgeführt und der Aufbau insbesondere hinsichtlich seiner<br />

industriellen Robustheit optimiert werden. Dennoch belegen<br />

die Versuche, dass eine stabile Einkopplung während der Rinnenmessung<br />

in einer AlSi8Cu3-Schmelze möglich ist und dass<br />

für die Detektion von Partikeln prinzipiell eine ausreichend<br />

hohe Einkopplung erreicht wird.<br />

9 Fazit und Ausblick<br />

Bild 22: Versuchsaufbau in Rinne eingetaucht.<br />

Die Zielgröße zur Detektion von Partikeln in Aluminiumschmelzen<br />

liegt in einem Bereich von 20 µm bis 300 µm sowie einer<br />

möglichst genauen Erfassung von Konzentrationen, auch unterhalb<br />

von 1000 Partikeln pro Kilogramm Aluminiumschmelze.<br />

Die durchgeführten Benchmarkversuche mit LiMCA und<br />

PoDFA als auch die Zugabe des Kornfeinungsmittels belegen<br />

das Erreichen dieser Zielgröße und zeigen das hohe Potenzial<br />

der entwickelten Ultraschallmesstechnik. Für den Einsatz als industriell<br />

nutzbares Gerät müssen allerdings zusätzliche Punkte<br />

hinsichtlich der Handhabung, der Robustheit und der Kalibrierung<br />

des Messgeräts gelöst und optimiert werden.<br />

Vergleiche von Messungen in der Modellsuspension mit den<br />

berechneten Werten aus der Simulation zu den Wechselwirkungen<br />

zwischen Ultraschallfeld und Partikelwolke zeigen eine sehr<br />

gute Übereinstimmung. Folglich konnte belegt werden, dass<br />

die Wechselwirkung des Ultraschalls mit den Partikeln verstanden<br />

und über das theoretische Modell ausreichend genau beschrieben<br />

wurde. Des Weiteren konnten bei den Messungen<br />

in der Modellsuspension bei Mehrfachstreuung die verschiedenen<br />

Partikelgrößen und -konzentrationen differenziert werden,<br />

sodass hieraus prinzipiell auch eine Partikelgrößenvertei-<br />

FOTO: RWTH AACHEN<br />

Amplitude, V<br />

Messfeld<br />

2,87<br />

V<br />

Zeit,<br />

s<br />

Bild 23:<br />

Zeitliche Verschiebung<br />

des RWE<br />

durch die Ausdehnung<br />

des Aufbaus<br />

zum Start und Ende<br />

des zweiten Betriebsversuchs.<br />

Amplitude, V<br />

Messfeld<br />

Zeit,<br />

2,87<br />

V<br />

s<br />

GRAFIK: RWTH AACHEN & FRAUNHOFER IZFP<br />

78 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


lung abgeleitet werden kann. Dies wird im Rahmen eines geplanten<br />

Folgeprojekts eingehender untersucht.<br />

Das Fraunhofer IZFP und das Gießerei-Institut der RWTH Aachen<br />

University bedanken sich bei der Forschungsvereinigung Gießereitechnik<br />

e.V. und dem Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie<br />

für die gute Zusammenarbeit. Ein herzlicher Dank für die<br />

Unterstützung geht zudem an die projektbegleitenden Unternehmen,<br />

insbesondere an die Hydro Aluminium Rolled Products GmbH,<br />

Nemak Europe GmbH, Trimet Aluminium SE, Aléris Rolled Products<br />

Germany GmbH, Inoson GmbH, und Real Alloy Germany GmbH.<br />

Das IGF-Vorhaben 18061N der Forschungsvereinigung Gießereitechnik<br />

e.V. (FVG), Hansaallee 203, Düsseldorf, wurde im Rahmen<br />

des Programms zur Förderung der industriellen Gemeinschaftsforschung<br />

und -entwicklung (IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft<br />

und Energie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen<br />

Bundestags gefördert.<br />

Friederike Feikus, M. Sc., Florian Funken, M. Sc., Prof. Dr.-<br />

Ing. Andreas Bührig-Polaczek, Gießerei-Institut der RWTH<br />

Aachen University, Aachen, Dr.-Ing. Thomas Waschkies,<br />

M. Sc., Miriam Weikert-Müller, M. Sc., Andrea Reuther, M. Sc.,<br />

Prof. Dr.-Ing. Bernd Valeske, Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie<br />

Prüfverfahren IZFP, Saarbrücken<br />

Literatur:<br />

[1] Köhler, E., u. a.: Leichtbau und Downsizing – Einsatzmöglichkeiten von<br />

Aluminiumguss im Fahrzeug. MTZextra (2010), 15(1), S. 44-53.<br />

[2] Danisch, R.: Kolbentechnologie für moderne Verbrennungsmotoren.<br />

Pressemitteilung Mahle GmbH, Frankfurt, 2013.<br />

[3] Hudson, S. W.; Apelain, D.: Inclusion detection in molten aluminum: Current<br />

art and new avenues for in situ analysis. International Journal of Metalcasting<br />

(2016), 10(3), S. 289-305.<br />

[4] Chiesa, F., u. a.: Effect of inclusions on the tensile properties inside a LPPM<br />

A356 casting. International Journal of Metalcasting (2016), 10(2), S. 216-223.<br />

[5] Rasmussen, W. M.; Lessiter, M. J.: To pour or not to pour – The dilemma<br />

of assessing your aluminum melt‘s cleanliness. Modern Casting (1996),<br />

86(2), S. 45-48.<br />

[6] Guthrie, R. I. L.; Mei, L.: In situ detection of inclusions in liquid metals:<br />

Part I. Mathematical modeling of the behavior of particles traversing the<br />

electric sensing zone. Metallurgical and Materials Transactions 32B (2001),<br />

S. 1067-1079.<br />

[7] Dispinar, D.; Campbell, J.: Use of bifilm index as an assessment of liquid metal<br />

quality. International Journal of Cast Metals Research (2006), 19(1), S. 5-17.<br />

[8] Guo, J. F., u. a.: Measurement of particles in molten Al-Si alloys applying<br />

the ultrasonic technique. International Journal of Metalcasting (<strong>2017</strong>), S. 1-16.<br />

Setting The Standards For Highest<br />

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<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 79


<strong>Special</strong><br />

Erscheinungstermin: 2. Januar 2018<br />

Redaktionsschluss: 8. Dezember <strong>2017</strong><br />

Aktuelle Themenvorschläge und/oder Produkt-News<br />

per E-Mail bitte an: redaktion@bdguss.de<br />

EUROGUSS 2018<br />

Die Redaktion der <strong>GIESSEREI</strong> wird in einem mehrseitigen <strong>Special</strong> über Neuheiten<br />

und Trends rund um das Thema Druckgießen anlässlich der Euroguss 2018 berichten.<br />

Im Fokus stehen praxisnahe Anwenderberichte.<br />

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Hohe Auflage, hohe Reichweite: erscheint in der Januar-Ausgabe der <strong>GIESSEREI</strong>.<br />

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Perspektiven<br />

[9] Guo, J. F.: Use of the ultrasonic technique in measuring inclusions<br />

in Al-Si Alloy melts. Université du Québec à Chicoutimi, Kanada, 2007.<br />

[10] Poynton, S.; Brandt, M.; Grandfield, J.: The use of electromagnetic<br />

fields for the detection of inclusions in aluminium. Materials Science<br />

Forum (2009), 630, S. 155-164.<br />

[11] Makarov, S.; Apelian, D.; Ludwig, R.: Inclusion removal and detection<br />

in molten aluminum: Mechanical, electromagnetic and acoustic<br />

techniques. AFS Transactions (1999), 150, S. 727-735.<br />

[12] Bao, S.: Filtration of aluminium-experiments, wetting and modelling,<br />

in faculty of natural sciences and technology. Norwegian University<br />

of Science and Technology, Department of Materials Science<br />

and Engineering, Trondheim, Norwegen, 2011.<br />

[13] Gökelma, M.; Latacz, D.; Friedrich, B.: A review on prerequisites<br />

of a set-up for particle detection by ultrasonic aaves in aluminium<br />

melts. Open Journal of Metal (2016), 6, S. 13-24.<br />

[14] Gökelma, M., u. a.: Assessment of settling behavior of particles with<br />

different shape factors by LiMCA data analysis. In Light Metals 2016<br />

(E. Williams, Editor), TMS, 2016. S. 843-848.<br />

[15] Syvertsen, M.; Bao, S.: Performance evaluation of two different<br />

industrial foam filters with LiMCA II data. Metallurgical and Materials<br />

Transactions B (2015), 46B (April), S. 1058-1065.<br />

[16] Li, M.; Guthrie, R. I. L.: Liquid Metal Cleanliness Analyzer (LiM-<br />

CA) in molten aluminum. ISIJ International (2001), 41(2), S. 101-110.<br />

[17] Smith, D., u. a.: Practical use of the Metalvision Ultrasonic Inclusion<br />

Analyzer. In TMS Light Metals (M. Hyland, Editor). John Wiley &<br />

Sons, Inc., Orlando, USA, 2015.<br />

[18] Guthrie, R. I. L.; Isac, M.: In-Situ sensors for liquid metal quality.<br />

High Temperature Materials and Processes (2012), 31(4-5), S. 633-643.<br />

[19] Pitcher, D. E.; Young, R. S.: Improvements in or relating to methods<br />

of and apparatus for testing molten metal. British Aluminium,<br />

United Kingdom, 1968.<br />

[20] Mansfield, T. L.: Probe for the ultrasonic inspection of molten aluminum.<br />

(R.M. Company, Editor), Reynolds Metals Company, US, 1981.<br />

[21] Mansfield, T. L.: Ultrasonic technology for measuring molten aluminum<br />

quality. Journal of Metals (1982), September, S. 54-57.<br />

[22] Ihara, I.; Jen, C.; Franca, D.: Ultrasonic imaging, particle detection<br />

and V(z) measurements in molten zinc using focused clad buffer<br />

rods. Review of Scientific Instruments (2000), 71(9), S. 3579-3586.<br />

[23] Ono, Y.; Moisan, J.-F.; Jen, C.: Ultrasonic techniques for imaging<br />

and measurements in molten aluminum. IEEE Transactions on Ultrasonics,<br />

Ferroelectrics and Frequency Control (2003), 50(12), S. 1711-1721.<br />

[24] Sommerville, I. D.; Mountford, N. D. G.; Martins, L. C. B.: Laboratory<br />

and industrial validation of an ultrasonic sensor for cleanliness<br />

measurements in liquid metals. Light Metals, 2000.<br />

[25] Guo, J. F., u. a.: Use of the ultrasonic technique for measuring inclusions<br />

in Al-Si alloy melts. In AFS Transactions: 112 th Metalcasting Congress.<br />

American Foundry Society (AFS) Atlanta, Georgia, 2008. S. 61-78.<br />

[26] MetalVision manufacturing presentation [cited <strong>2017</strong> 05.09.<strong>2017</strong>];<br />

Available from: http://www.metalvision.ca/presentation.php.<br />

[27] Gökelma, M.; u. a.: Observation on inclusion settling by LiMCA<br />

and PoDFA in aluminium melts. Aluminium (2015), 4, S. 56-61.<br />

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Prof. Dr.-Ing. Dierk Hartmann<br />

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PORTRÄT<br />

Universität Kassel: Praxisorientierte<br />

Nachwuchsförderung<br />

Seit der Gründung des Fachgebiets für Gießereitechnik –<br />

GTK an der Universität Kassel im Oktober im Jahr 2012<br />

verbindet der Lehrstuhlinhaber Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin<br />

Fehlbier die universitäre Forschung und Lehre bewusst mit<br />

den Anforderungen und Bedürfnissen der Industrie. Auf diese<br />

Weise sollen Forschungsergebnisse besonders schnell und effizient<br />

in die betriebliche Praxis umgesetzt werden. Mit aktuell<br />

15 Mitarbeitern werden sowohl die Theorie als auch die Praxis<br />

der relevanten Themen der Gießereibranche in der Ausbildung<br />

fundiert vermittelt.<br />

Gerade in der Praxis besteht eine enge Kooperation mit den<br />

unterschiedlichsten Partnern aus der Industrie. Hierzu zählen<br />

nicht nur große Automobilhersteller und NE- sowie FE-Gießereien,<br />

sondern auch weitere Partner aus der Zuliefererindustrie,<br />

Anlagen- und Bindemittelhersteller, Werkzeugbauer sowie<br />

Aluminium- und Werkzeugstahlproduzenten bis hin zu Konstrukteuren<br />

und Simulanten.<br />

Zur Bündelung der Interessen und des Know-hows wurde<br />

zum Institutsaufbau, zur wissenschaftlichen Nachwuchsförderung<br />

sowie zur Durchführung von Gemeinschaftsforschungsprojekten<br />

im Jahr 2013 am GTK der „Industrieförderkreis Gießereitechnik<br />

– innovativer Gussleichtbau“ eingerichtet, dem<br />

inzwischen über 25 Firmen angehören.<br />

Neben den traditionellen Aufgabenschwerpunkten in Forschung<br />

und Lehre liegt eine weitere wichtige Zielsetzung in<br />

der Unterstützung und Begleitung junger Nachwuchstalente<br />

mit neuen Ideen in die angestrebte unternehmerische Selbstständigkeit<br />

in Form sogenannter Start-ups. Als erstes erfolgreiches<br />

Projekt zur Nachwuchsförderung am Lehrstuhl für Gießereitechnik<br />

GTK von Prof. Fehlbier wurde das Start-up „REVO-<br />

LUTE“ realisiert, das sich mit innovativen Ideen im Bereich der<br />

Getriebetechnik beschäftigt.<br />

Mit Unterstützung des GTK und einem EXIST-Gründerstipendium<br />

durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie<br />

(BMWi) hat das REVOLUTE-Team um Daniel Schlereth, Absolvent<br />

des GTK, ein neuartiges und kompaktes Getriebekonzept<br />

entwickelt und gleich mehrfach patentiert (Bild oben). Dieses<br />

innovative Getriebe hat das Potenzial, die Effizienz von Fahrzeugen<br />

mit Verbrennungsmotor und ebenso von Hybrid- oder<br />

Elektroantrieben signifikant zu steigern.<br />

Speziell im Zukunftsbereich „Elektromobilität“ zeigen Studien,<br />

dass es für eine Steigerung der Effizienz nötig sein wird, ein<br />

Getriebe mit mehreren Gängen zu nutzen, was bislang unüblich<br />

ist. Konventionelle Getriebesysteme kommen hier auch durch<br />

die hohen Kräfte an ihre Grenzen. Das REVOLUTE-Getriebekonzept<br />

kann in diesem Bereich mit geringen Kosten maßgeblich zu<br />

einem effizienten Betrieb von Elektrofahrzeugen beitragen. Im<br />

direkten Vergleich mit konventionellen PKW-Getrieben sinken<br />

die Komplexität und die Anzahl der nötigen Komponenten erheblich.<br />

Daraus resultieren eine Reduktion von Gewicht und Produktionskosten<br />

eines Pkw-Getriebes für Verbrennungsmotoren<br />

um mindestens 50 %. In Zukunft eröffnen sich zusätzliche Möglichkeiten<br />

zur Gewichtseinsparung durch die Substitution von<br />

Prototyp des ultrakompakten 7-Gang-Automatikgetriebes.<br />

Das innovative Konzept<br />

ermöglicht eine Leistungsübertragung von<br />

bis zu 270 Nm bei einem Gesamtgewicht<br />

von ca. 30 kg.<br />

Blechteilen durch<br />

leichtere Gussbauteile.<br />

Ein Anwendungsbeispiel<br />

sind<br />

Kupplungskörbe,<br />

welche momentan<br />

oftmals aus<br />

Stahlwerkstoffen<br />

gepresst werden,<br />

zukünftig jedoch<br />

durch Aluminiumoder<br />

Magnesiumdruckgießen<br />

gefertigt<br />

werden könnten.<br />

Eine weitere<br />

Möglichkeit, um<br />

Gewicht einzusparen,<br />

ist das Zusammenlegen<br />

des aus<br />

Aluminiumguss bestehenden Getriebegehäuses mit der Ölwanne<br />

zu einem Bauteil. Gleichzeitig könnten Kühlrippen im<br />

Bereich der Ölwanne angebracht werden, welche mit einem<br />

geführten Fahrtluftstrom das Temperaturniveau selbst bei sehr<br />

hohen Belastungen im zulässigen Bereich halten, ohne die Wärme<br />

extern abführen zu müssen, wie es momentan Stand der<br />

Technik ist. Dieses Vorgehen lässt sich durch die zahlreichen<br />

Innovationen und Weiterentwicklungen im Aluminium- oder<br />

auch im Magnesiumdruckguss realisieren.<br />

Das REVOLUTE-Getriebekonzept macht es durch die kompakte<br />

Bauweise erstmals möglich, ein automatisches Getriebe<br />

direkt in das Kurbelgehäuse eines Verbrennungsmotors zu integrieren.<br />

Diese Bauweise ist im Motorrad seit vielen Jahrzehnten<br />

der Standard – sie könnte im Automobilbau durch die gewicht-<br />

und platzsparende Anordnung der Komponenten entscheidende<br />

Wettbewerbsvorteile bieten und helfen die strengen<br />

CO 2<br />

-Grenzwerte einzuhalten. Viele Teile und Systeme, die zuvor<br />

doppelt vorhanden waren, werden zusammengelegt. Das gesamte<br />

Öl- und Temperaturmanagement kann kombiniert werden.<br />

Es ist nur noch eine Ölpumpe nötig, und die Temperatur<br />

im Getriebe wird durch das Kühlsystem des Motors geregelt.<br />

Diese Vereinigung führt zu einer deutlichen Reduzierung der<br />

Einbaulänge der Motor- und Getriebebaugruppe und ermöglicht<br />

größere Design-Freiheiten vor allem bei „Front-Quer“-Fahrzeugkonzepten.<br />

Seit September <strong>2017</strong> kann sich das junge RE-<br />

VOLUTE-Team zu den Siegern des WECONOMY-Gründerwettbewerbs<br />

zählen.<br />

Um die ambitionierten Konzepte von REVOLUTE weiterzuentwickeln,<br />

ist das Gründerteam aktuell auf der Suche nach interessierten<br />

Unterstützerfirmen und Partnern, die gemeinsam<br />

diese zukunftsweisende Technologie umsetzen möchten (Ansprechparter:<br />

Daniel Schlereth M.Sc., Tel.: +49 561 8047591,<br />

E-Mail: d.schlereth@revolute.de).<br />

FOTO: GTK<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 83


Wissen Online<br />

FOTO: MAKSIM PASKO - FOTOLIA<br />

KRAS99 - FOTOLIA, AG VISUELL - FOTOLIA<br />

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Fachberichte<br />

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PORTRÄT<br />

SFB 1120: Bauteilpräzision durch<br />

Beherrschung von Schmelze und<br />

Erstarrung in Produktionsprozessen<br />

Fertigungsprozesse, bei denen der Werkstoff innerhalb<br />

der Prozesskette in eine schmelzflüssige Phase überführt<br />

wird, wie beispielsweise beim Metallgießen, dem Kunststoff-Spritzgießen<br />

und allen Schmelzschweiß- und thermischen<br />

Schneidprozessen, können die steigenden Anforderungen an<br />

eine hohe Bauteilpräzision häufig nur mit großem Aufwand und<br />

Nachbearbeitungsschritten erfüllen. Voraussetzung für die Erzeugung<br />

einer hohen Präzision bei schmelzebasierten Prozessen<br />

ist ein tiefgreifendes Verständnis der Schmelzeentstehung,<br />

der inneren Dynamik in der Schmelze durch äußere und innere<br />

Antriebskräfte sowie der Prozesse, die sich während der Erstarrung<br />

der prozessspezifischen Schmelzen ergeben.<br />

Der SFB 1120 hat als Ziel die multiskalige Beherrschung der<br />

Schmelze ausgehend von der Schmelzeentstehung über den<br />

Schmelzefluss bis zur Erstarrung als Voraussetzung für die Erhöhung<br />

der Präzision und die Vermeidung von Prozessfehlern<br />

in und an schmelztechnisch hergestellten Bauteilen. Das Gießerei-Institut<br />

der RWTH Aachen ist zusammen mit ACCESS e.V.<br />

mit insgesamt drei Teilprojekten am SFB 1120 beteiligt. Übergeordnetes<br />

Ziel der drei Teilprojekte ist es, die Präzision beim Metallgießen<br />

im Hinblick auf spannungs- und dehnungsbasierte<br />

Phänomene zu erhöhen. Hierzu zählen Schwindung und Verzug,<br />

aber auch die Warmrissentstehung, wobei ein Fokus auf<br />

die Wechselwirkungen zwischen makroskopischen thermomechanischen<br />

Vorgängen zusammen mit der Gefügeentstehung<br />

und deren Eigenschaften gelegt wird. Die folgenden vier Publikationen<br />

zeigen Ergebnisse und Schwerpunkte der unterschiedlichen<br />

Arbeitsbereiche.<br />

In diesem Hinblick berichtet die erste Veröffentlichung von<br />

der „Entwicklung eines Versuchsaufbaus mit adaptiver Kühlung<br />

und der Ermittlung des spalt- und kontaktdruckabhängigen<br />

Wärmeübergangskoeffizienten“, der die gleichzeitige Ermittlung<br />

von Wärmeflüssen sowohl über die Grenzfläche Gussteil/<br />

Form mit Spaltbildung als auch über die Grenzfläche Gussteil/<br />

Kern mit Aufschrumpfdruck ermöglicht. Dieser Versuchsaufbau<br />

liefert einerseits Informationen zu Wärmeübergängen an diesen<br />

Grenzflächen und bildet andererseits die ideale Basis zur<br />

Verifikation der thermomechanischen Simulationsergebnisse.<br />

Zudem ermöglicht es dieser Aufbau, unterschiedliche Temperierungen<br />

der Form einzustellen und Legierungen mit unterschiedlichem<br />

Erstarrungs- und Schwindungsverhalten abzugießen.<br />

Es ist Stand der Technik, Wärmeübergangskoeffizienten<br />

als Funktion der Zeit oder der Temperatur zumeist global oder<br />

für einzelne Grenzflächen als Randbedingung zu definieren. In<br />

einem komplexen Bauteil bildet sich der Spalt jedoch höchst<br />

unterschiedlich aus, so kann es zu lokaler Spaltbildung oder<br />

auch zu lokalem Aufschrumpfen kommen. Um diese Zusammenhänge<br />

quantitativ zu erfassen, wurde in einer zweiten Veröffentlichung<br />

eine „Parameteridentifikation für ein spalt- und<br />

druckabhängiges Wärmeübergangsmodell für unterschiedliche<br />

Abkühlbedingungen im Dauerformguss“ durchgeführt.<br />

Dies ermöglicht erstmals die Berücksichtigung experimentell<br />

quantifizierter druck- und spaltabhängiger Wärmeübergangskoeffizienten<br />

in einer thermomechanischen Simulation. Die<br />

dritte Veröffentlichung beschäftigt sich mit der „Modellierung<br />

der Erstarrungskinetik kolumnarer und äquiaxialer Kornstrukturen<br />

zur gefügebasierten Interpolation der Werkstoffeigenschaften<br />

im Hinblick auf die Verzugsvorhersage“. Dieser Ansatz<br />

dient dazu, experimentell ermittelte Werkstoffeigenschaften<br />

durch berechnete anisotrope Eigenschaften zu ersetzten. Bei<br />

ACCESS e.V. werden dreidimensionale Gefügestrukturen mit<br />

Micress berechnet und darauf basierend mittels mathematischer<br />

Homogenisierung orthotrope Werkstoffeigenschaften<br />

wie bspw. der E-Modul berechnet. Diese Daten werden richtungsabhängig<br />

auf der zuvor berechneten kolumnaren und<br />

äquiaxialen Kornstruktur interpoliert und so in der thermomechanischen<br />

Simulation berücksichtigt. In Zukunft soll mit Hilfe<br />

weiterer berechneter Eigenschaften wie dem Spannungs-<br />

Dehnungs-Verhalten auch die Warmrissentstehung zwischen<br />

angrenzenden Körnern besser verstanden und simuliert werden.<br />

In der vierten Veröffentlichung „Modellierung des Verzugs<br />

eines oberflächennah gekühlten A356-Gussteils mit unterschiedlichen<br />

Wärmeübergangs- und Erstarrungsansätzen“<br />

wurde zunächst die Genauigkeit der Simulation des Abkühlverhaltens<br />

verbessert, indem die Erstarrungskinetik mittels Mikrostruktursimulation<br />

berechnet und das Beschreibungsmodell<br />

für einen druck- und spaltabhängigen Wärmeübergangskoeffiziente<br />

manuell optimiert bzw. parametriert wurde. Der Vergleich<br />

mit herkömmlichen Ansätzen zeigt das Potenzial im Hinblick<br />

auf die Erhöhung der Präzision der Vorhersage und damit<br />

auch der Präzision realer Gussbauteile. Letztendlich wird im<br />

Rahmen des SFB’s das Ziel verfolgt, mittels quantitativer thermomechanischer<br />

Simulationen in Verbindung mit einem numerischen<br />

Optimierungsansatz die lokalen Wärmeströme gezielt<br />

zu beeinflussen und durch Vorhalten der Geometrie endkonturnahe<br />

Gussteile mit hoher Präzision zu erzielen.<br />

86 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Entwicklung eines Versuchsaufbaus<br />

mit adaptiver Kühlung<br />

und Ermittlung des spalt- und<br />

kontaktdruckabhängigen Wärmeübergangskoeffizienten<br />

Nino Wolff, Björn Pustal, Thomas Vossel, Gottfried<br />

Laschet und Andreas Bührig-Polaczek, Aachen<br />

Es wird die Entwicklung eines Kokillenguss-Versuchssaufbaus<br />

vorgestellt, um gleichzeitige In-situ-Messungen von<br />

Temperaturen, Spaltbildung und Kontaktdrücken zu ermöglichen,<br />

genauso wie die Ermittlung der sich daraus ableitenden<br />

Wärmeübergangskoeffizienten zwischen Form und<br />

Gussteil. Dabei wird der Einfluss von verschiedenen Abkühlraten<br />

durch aktive Formtemperierung berücksichtigt. Hierfür<br />

wird eine spezielle Form für ein rotationssymmetrisches Gussteil<br />

entwickelt, die die nötige Messtechnik aufnehmen soll sowie<br />

durch wechselbare Formeinsätze an verschiedene Abkühlbedingungen<br />

angepasst werden kann. Es werden erste Ergebnisse<br />

inklusive der zugehörigen Wärmeübergangskoeffizienten<br />

vorgestellt.<br />

Wechselbare<br />

Kokilleneinsätze<br />

Drei Quarzstäbe gehen in<br />

die Schmelze O und fünf in<br />

die Formwand<br />

Probenkörper<br />

aus A356<br />

O O O<br />

Bild 1: Ein aus A356 gegossener Probekörper (links), Explosionsdarstellung<br />

des modularen Versuchsaufbaus mit der<br />

Anordnung der Wegmessereinheiten (rechts).<br />

Sanddeckel<br />

Quarzstäbe<br />

LVDTs<br />

Quarzstab<br />

FOTOS UND GRAFIKEN: SFB 1120<br />

Einleitung<br />

Eigenspannungen, die während des Gießprozesses entstehen,<br />

sind eine Ursache für den Verzug von Gussteilen. Die Eigenspannungen<br />

entstehen durch eine Wechselwirkung zwischen<br />

inhomogenen Abkühlungsbedingungen und der Bauteilgeometrie,<br />

was zu Abweichungen von der Ausgangsgeometrie<br />

und Gussfehlern während der Erstarrung führt. Diese Abhängigkeit<br />

zwischen Spannungen, Verzug und Abkühlungsbedingungen<br />

zeigt, dass der Wärmefluss vom Gussstück zur Form<br />

von großer Bedeutung ist. Das Verständnis der Wirkungen dieser<br />

Wärmeflüsse ist unerlässlich, um die Verzüge quantitativ zu<br />

simulieren und zu minimieren. Der Wärmeübergangskoeffizient<br />

(HTC) zwischen Gussstück und Form ist als einer der wichtigsten<br />

Einflüsse auf diese Wärmeflüsse stark von den Kontaktbedingungen<br />

zwischen Gussstück und Form abhängig. Dazu<br />

wurde in der hier beschriebenen Arbeit ein Versuchsaufbau zur<br />

simultanen In-situ-Untersuchung des HTC in Abhängigkeit von<br />

Luftspalt, Anpressdruck und Abkühlbedingungen entwickelt.<br />

Die zugrundeliegenden Prinzipien und ihre Umsetzung werden<br />

in dieser Arbeit ebenso wie die ersten Ergebnisse beschrieben.<br />

Grundlegende Prinzipien<br />

Probenkörper<br />

Thermoelemente<br />

Kraftmessdose<br />

Isolierung<br />

Kern<br />

Bild 2: Ausschnittsdarstellung des Experimentaufbaus<br />

mit gegossenem Probekörper und angeschlossenem Messsystemen.<br />

Tabelle 1: Temperiereinstellungen der Form- und Kerntemperaturen<br />

vor dem Abguss.<br />

Formtemperatur in °C 200 100 30<br />

Kerntemperatur in ° C 155 90 30<br />

Die Untersuchung der Luftspaltbildung durch Erstarrungsschwindung<br />

bei Gießprozessen wird seit langem erforscht [1-<br />

2]. Spätere Untersuchungen kombinierten diese Analysen mit<br />

der HTC-Bestimmung der Form-Gussteil-Grenzfläche [3-5]. Einen<br />

Vergleich unterschiedlicher Simulationsprogramme und<br />

verschiedener Modelle zur Charakterisierung der Abhängigkeiten<br />

des HTC ergab, dass spaltabhängige Beschreibungen<br />

die besten Übereinstimmungen zeigten [4]. Ebenfalls wurden<br />

unterschiedliche Ansätze der Berechnung der Erstarrungskinetik<br />

in Bezug auf die Abkühlung während der Erstarrung und<br />

Schrumpfung für den Kokillenguss der Industrielegierung A356<br />

(AlSi7Mg0.3) untersucht [6]. Auf experimenteller Seite wurde<br />

auch der Einfluss von Kühlraten auf die Luftspaltbildung bewertet<br />

[7]. Der Zusammenhang zwischen Anpressdruck und Wärmeübertragung<br />

wurde separat untersucht, hauptsächlich durch<br />

die Einwirkung äußerer Kräfte an der untersuchten Grenzfläche<br />

[8-10]. Bei realen Gießprozessen ist es offensichtlich, dass,<br />

je nach Geometrie in einem Bauteil, sowohl schwindungsinduzierte<br />

Luftspaltbildung als auch Anpressdruck auftreten. In der<br />

hier beschriebenen Arbeit werden beide Phänomene gleichzeitig<br />

betrachtet. Um die kombinierten Daten näher an die Pro-<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 87


PORTRÄT<br />

Bild 3: Skizzen der wechselbaren Kokilleneinsätze zur Erzeugung<br />

verschiedener Temperaturgradienten durch unterschiedliche<br />

Temperierkanäle (blau), links konventionell gefertigt,<br />

rechts generativ gefertigt.<br />

duktionsbedingungen heranzuführen, wird in einem weiteren<br />

Schritt der Einfluss der aktiven Werkzeugtemperierung als Temperaturregelung<br />

berücksichtigt.<br />

Entwicklung des Versuchsaufbaus<br />

Die Grundidee eines rotationssymmetrischen Prüflings zur Beseitigung<br />

geometrischer Einflüsse wurde aus einem bestehenden<br />

Aufbau heraus übernommen [5]. Um die Möglichkeit zur<br />

Messung des Anpressdrucks auf einem Kern zu schaffen, wurde<br />

der napfförmige Probekörper mit der offenen Seite nach unten<br />

ausgerichtet. Dies ermöglicht das Einsetzen und Herausziehen<br />

eines Stahl- oder Sandkerns. Um einen radialen Wärmefluss bei<br />

gleichzeitiger aktiver Kühlung zu gewährleisten, wurde zusätzlich<br />

eine Option zur Isolierung von Boden und Oberfläche integriert.<br />

Zur Untersuchung von Einflüssen, die durch wechselnde<br />

Kühlungsbedingungen induziert werden, wurde das Werkzeug<br />

modular mit auswechselbaren Formeinsätzen und Kernen aufgebaut.<br />

Die Probe hat einen Außendurchmesser von 153 mm,<br />

eine Höhe von 120 mm bei 20 mm Wanddicke am Boden und<br />

Formschrägen von 5° innen und außen (Bilder 1 und 2).<br />

Zur Anpassung der Abkühlbedingungen ist der Aufbau mit<br />

auswechselbaren Formeinsätzen ausgestattet, die in drei Teile<br />

um den Umfang segmentiert sind. Jeder Einsatz verfügt über<br />

einen Kühlkanal zur Temperierung der Schmelze mit Öl durch<br />

einen individuellen Temperierkreislauf, der in einem Temperaturbereich<br />

von Umgebungstemperatur bis 350 °C arbeiten<br />

kann. Darüber hinaus werden Kokilleneinsätze aus einer Kupfer-<br />

und einer Stahllegierung eingesetzt. Beide verfügen über<br />

konventionell bearbeitete gerade Kühlkanäle. Ein dritter Einsatz,<br />

ebenfalls aus 1.2343er Stahl, wurde durch additive Fertigung<br />

mit entlang der Kontur angepassten Kühlkanälen hergestellt<br />

(Bild 3). Ziel hierbei ist es, einen lokal adaptierten thermischen<br />

Gradienten entlang der Achse der Probe zu erzeugen.<br />

Zusätzlich sind Innenkerne aus zwei verschiedenen Kernwerkstoffen<br />

einsetzbar, einer aus dem gleichen Stahl wie der Formwerkstoff<br />

und der andere als Cold-Box-Sandkern.<br />

Die Messungen der Temperatur und der Luftspaltbildung<br />

erfolgten in ähnlicher Weise wie bei vorangegangenen Experimenten<br />

[2-6] und [11]. Die Gruppen von jeweils drei Thermoelementen<br />

(Typ K) befinden sich oben in der Form und am Probekörper<br />

sowie im Kern und im Probenboden. Zur Messung des<br />

entstehenden Luftspaltes messen acht linear variable Differentialtransformatoren<br />

(LVDT), thermisch entkoppelt durch Quarzstäbe,<br />

die Bewegung der Kokille und des Gussteils. Fünf von ihnen<br />

zeichnen die Verschiebung der Form auf und die anderen<br />

drei detektieren die Bewegung des erstarrenden Gussmaterials<br />

in der Nähe der Form-Guss-Grenzfläche. Der Anpressdruck<br />

zwischen Probe und Kern wird durch eine Kraftmessdose gemessen,<br />

die sich an der Außenseite der Form befindet und über<br />

einen weiteren Quarzstab mit der Grenzfläche Kern/Schmelze<br />

verbunden ist (Bilder 1 und 2).<br />

Durchgeführte Arbeiten<br />

Bei jedem Zeitschritt werden Anpressdruck, Luftspalt und Temperaturen<br />

erfasst. Der Luftspalt und seine Entwicklung werden<br />

durch den Vergleich der Relativbewegungen der Form und der<br />

Gussteiloberfläche bestimmt. Die Grenzflächentemperaturen an<br />

der Kokillen- und Gussstückoberfläche werden durch eine Extrapolation<br />

der gemessenen Temperaturen aus den äquidistant<br />

platzierten Thermoelementen ermittelt. Die Ermittlung des HTC<br />

erfolgt wie in den vorangegangenen Arbeiten beschrieben [5].<br />

Die beschriebenen Versuche wurden mit einer korngefeinten<br />

und Sr-veredelten A356-Legierung durchgeführt. Die konventionell<br />

bearbeiteten Kupfereinsätze, in Kombination mit dem<br />

Stahlkern, wurden mit einer isolierenden, glimmerbasierten<br />

Schlichte versehen. Es wurde eine Gießtemperatur von 720 °C<br />

eingestellt. Der Zeitpunkt des Abgusses wurde so gewählt, dass<br />

eine vorher festgelegte Kerntemperatur erreicht wurde. Für die<br />

hier beschriebene Arbeit wurde als betrachteter Parameter die<br />

Formtemperierung ausgewählt, sodass Experimente mit drei<br />

verschiedenen Einstellungen von Umgebungstemperatur bis<br />

200 °C durchgeführt wurden (siehe Tabelle 1).<br />

Temperatur, °C<br />

Temperatur, °C<br />

Zeit, s<br />

Zeit, s<br />

Bild 4: Abkühlkurven im Probekörper für verschiedene Formtemperaturen, gemessen 12 mm unterhalb der Bauteiloberseite (links)<br />

und im Wandbereich 12 mm über dem Boden (rechts).<br />

88 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Temperatur, °C<br />

Spalt, mm<br />

Temperatur, °C<br />

Druck, MPa<br />

Zeit, s<br />

Zeit, s<br />

Bild 5: Spaltbildung (links) und Entwicklung des Kontaktdruckes (rechts) mit den zugehörigen Temperaturen im gegossenen<br />

Probekörper und in der Form für eine Formtemperatur von 100 °C.<br />

THC, W/m 2 K<br />

THC, W/m 2 K<br />

Grenzflächentemperatur, °C Grenzflächentemperatur, °C<br />

Bild 6: Werte des spaltabhängigen Wärmeübergangskoeffizienten für verschiedene Formtemperaturen, aufgetragen über die<br />

gussseitige Grenzflächentemperatur: für den gesamten Erstarrungsprozess (rechts), Ausschnitt mit einem kleineren Temperaturintervall<br />

(links).<br />

Ergebnisse<br />

Die Versuche mit verschiedenen Formentemperierungen zeigen<br />

wie erwartet, dass die Gussteile mit niedrigeren Formtemperaturen<br />

schneller abkühlen. Wie beabsichtigt kühlen<br />

die dünnen Wände der Probe viel schneller ab als der voluminösere<br />

Bereich oberhalb (Bild 4). Es ist zu erkennen, dass im<br />

dünnwandigen Bereich nahe dem Boden die Erstarrung über<br />

die Wanddicke des Gussteils annähernd gleich schnell abläuft<br />

(Bild 5, rechts). Im Gegensatz dazu erfolgt die Abkühlung am<br />

oberen Ende der Probe signifikant schneller am Probenrand (in<br />

der Nähe der Form) als in der Mitte der Probe. Dies zeigen in<br />

Bild 5, links, der hellgrüne Graph für die Gussteilmitte und der<br />

dunkelgrüne für die Messung nahe dem Rand. An beiden Orten<br />

wurden die für die HTC-Bestimmung notwendigen Temperaturgradienten<br />

und Grenzflächentemperaturen ermittelt. Die<br />

Bildung von Luftspalt oder Kontaktdruck beginnt kurz nach<br />

dem Beginn der Erstarrung. Dies lässt sich mit der schnellen Bildung<br />

einer dünnen Randschale beim Auftreffen der Schmelze<br />

auf die relativ kalte Form und den Kern erklären (Bild 5). Die Ergebnisse<br />

für den berechneten spaltbezogenen HTC als Funktion<br />

der gussseitigen Grenzflächentemperatur zeigt Bild 6. Ausgehend<br />

von hohen Grenzflächentemperaturen zum Beginn<br />

der Erstarrung ist die Spaltbildung erst schwach ausgeprägt.<br />

Mit zunehmender Erstarrung und Randschalenbildung entwickelt<br />

sich auch ein zunehmender Luftspalt und die HTC-Werte<br />

sinken mit fallender Grenzflächentemperatur langsam ab. Bei<br />

einer Grenzflächentemperatur oberhalb der Kohärenztemperatur,<br />

bei der noch kein zusammenhängendes Dendritennetzwerk<br />

besteht, weichen die HTC-Werte für die verschiedenen<br />

Experimente stark voneinander ab und steigen auf Werte, die<br />

deutlich höher sind, als dies in der Realität der Fall ist [5]. Dies<br />

liegt daran, dass oberhalb der Kohärenztemperatur der Kontakt<br />

als Flüssig-Festkörper-Kontakt vorliegt. Für diesen Fall ist<br />

eine andere Gleichung zur Berechnung des Wärmestroms, die<br />

den Wärmewiderstand ohne Spaltbildung berechnet, zur HTC-<br />

Ermittlung heranzuziehen. Die Differenz der HTC-Werte bei<br />

niedrigeren Grenzflächentemperaturen spiegelt den Einfluss<br />

der Abkühlraten für die drei verschiedenen Werkzeugtemperaturen<br />

wider. Aufgrund der reduzierten Abfuhr von Wärme in<br />

der heißeren Form sind die erhaltenen HTC-Werte bei gleicher<br />

gussseitiger Grenzflächentemperatur höher (Bild 6).<br />

Zusammenfassung<br />

Die Ergebnisse zeigen, dass die erwarteten Einflüsse und Wechselwirkungen<br />

mit dem vorgestellten Versuchsaufbau prinzipiell<br />

abgebildet werden können. Darüber hinaus zeigte sich,<br />

dass die untersuchten Parameter konsistente Abhängigkeiten<br />

aufweisen. Die zukünftigen Arbeiten beschäftigen sich daher<br />

mit der quantitativen Ermittlung kontaktdruckbezogener HTC-<br />

Werte bei verschiedenen Abkühlbedingungen. Um einen umfassenden<br />

Datensatz zu erhalten, wird der HTC für definierte<br />

verschiedene Kontaktbedingungen wie Fest-Flüssig-Zustand,<br />

Luftspalt und Anpressdruckzustand verknüpft. Ziel ist es, die<br />

Wärmeflüsse und die Wechselwirkungen der Guss-Form-Grenz-<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 89


PORTRÄT<br />

fläche besser zu verstehen. Diese Ergebnisse werden in Kombination<br />

mit numerischen Simulationen die notwendige Basis für<br />

eine Entwicklung präziserer und fehlerfreier Gussteile erweitern.<br />

Die vorgestellten Untersuchungen wurden im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />

SFB1120 „Bauteilpräzision durch Beherrschung<br />

von Schmelze und Erstarrung in Produktionsprozessen“<br />

an der RWTH Aachen durchgeführt und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

e.V. (DFG) finanziert. Für die Förderung und<br />

Unterstützung sei an dieser Stelle gedankt.<br />

Dipl.-Ing. Nino Wolff, Dr.-Ing. Björn Pustal und Thomas Vossel<br />

M.Sc., Gießerei-Institut, RWTH Aachen University, Dr.-Ing. Gottfried<br />

Laschet, Access e.V., Aachen, Prof. Dr.-Ing. Andreas Bührig-<br />

Polaczek, Gießerei-Institut, RWTH Aachen University<br />

Literatur:<br />

[1] Engler, S.; Schleiting, G.: Spaltbildung beim Gießen von Aluminium-Silizium-Legierungen<br />

in Kokille. Gießereiforschung 30 (1978), [Nr. 1], S. 25-30.<br />

[2] Lagerstedt, A.; Kron, J.; Yosef, F.; Fredriksson, H.: Measurements and<br />

modeling of air gap formation in iron-base alloys. Mat. Sci. Eng. A (2005),<br />

Vol. 413-414, S. 44-51.<br />

[3] Nishida, Y.; Droste, W.; Engler, S.: The air-gap formation process at the<br />

casting-mold interface and the heat transfer mechanism through the gap.<br />

Metall. Trans. 17B, (1986), S. 833-844.<br />

[4] Kron, J.; Bellet, M.; Ludwig, A.; Pustal, B.; Wendt, J.; Fredriksson, H.: Comparison<br />

of numerical simulation models for predicting temperature in solidification<br />

analysis with reference to air gap formation. Int. J. of Cast Metals<br />

Research 17 (2004), [Nr. 6], S. 295-310.<br />

[5] Ahmadein, M.; Pustal, B.; Wolff, N.; Bührig-Polaczek, A.: Determination<br />

and validation of the gap dependent heat transfer coefficient<br />

during permanent mold casting of A356 aluminum alloy. Mat. Sci. and<br />

Eng. Techology (<strong>2017</strong>).<br />

[6] Laschet, G.; Vossel, T.; Wolff, N.; Apel, M.; Bührig-Polaczek, A.: Multiscale<br />

solidification simulation of an axisymmetric A356 component in<br />

die casting. 6. Decennial International Conference on Solidification Processing,<br />

Windsor, <strong>2017</strong>.<br />

[7] Gunasegaram D. R.; Nguyen, T. T.: Effect of cooling rate on air gap formation<br />

in aluminium alloy permanent mould casting. Int. J. Cast Met. Research<br />

(2006), [Nr. 19], S. 116-122.<br />

[8] Sekhar, J. A.; Abbaschian, G. J.; Mehrabian, R.: Effect of pressure on<br />

metal-die heat transfer coefficient during solidification. Mat. Sci. Eng. 40<br />

(1979), S. 105-110.<br />

[9] Griffith, W. D.; Kawai, K.: The effect of increased pressure on interfacial<br />

heat transfer in the aluminium gravity die casting process. J. Mat. Sci.<br />

(2010), [Nr. 45], S. 2330-2339.<br />

[10] Fardi Ilkhchy, A.; Jabbari, M.; Davami, P.: Effect of pressure on heat<br />

transfer coefficient at the metal/mold interface of A356 aluminum alloy.<br />

Int. Communications in Heat and Mass Transfer (2012), [Nr. 39], S. 705-712.<br />

[11] Galles, D.; Beckermann, C.: Distortion of a steel cylinder casting with<br />

a core. 67. SFSA Technical and operating Conference, Chicago, 2013. Paper<br />

No. 5.8.<br />

Parameteridentifikation für ein<br />

spalt- und druckabhängiges<br />

Wärmeübergangsmodell für<br />

unterschiedliche Abkühlbedingungen<br />

im Dauerformguss<br />

Mahmoud Ahmadein, Tanta, Ägypten, Nino Wolff,<br />

Björn Pustal und Andreas Bührig-Polaczek, Aachen<br />

Die lokale Wärmeübertragung beim Kokillengießen ist<br />

aufgrund der Ausbildung von örtlich variierenden Spalten<br />

oder Kontaktstellen für die Präzision im Hinblick auf<br />

Verzug, Eigenschaften und Qualität der Gussteile von hoher<br />

Bedeutung. Es wurden Versuchsreihen zum Gießen von A356-<br />

Aluminiumlegierungen in einer temperierten Stahlkokille mit<br />

unterschiedlichen Temperaturen durchgeführt und die übrigen<br />

Prozessparameter konstant gehalten. Während der Erstarrung<br />

werden die Temperaturgradienten an den Grenzflächen<br />

von Gussstück, Form und Kern sowie der auf den Kern<br />

wirkende Kontaktdruck und die Größe des sich ausbildenden<br />

Luftspaltes an der Grenzfläche Gussteil-Form/Kern gemessen.<br />

Die experimentellen Ergebnisse werden zur Ableitung von Korrelationen<br />

verwendet, die den Wärmeübergangskoeffizienten<br />

an der Grenzfläche auf die Dicke des Luftspalts und den Kontaktdruck<br />

beziehen. An der Grenzfläche zum Kern wird ein Modell<br />

für den Verlauf des Wärmeübergangskoeffizienten in Abhängigkeit<br />

des Kontaktdrucks verwendet.<br />

Einleitung<br />

Der Wärmeübergang zwischen Gussteil und Form beim Kokillengießen<br />

hat direkten Einfluss auf die Abkühlgeschwindigkeit<br />

und das entsprechende Erstarrungsgefüge sowie die mechanischen<br />

Eigenschaften des Gussteils. Die Bildung von Gussfehlern,<br />

Schwindung, Verzug und Eigenspannungen sind auch Folgen<br />

der Richtung und der Geschwindigkeit der Wärmeabgabe<br />

an die Form. Darüber hinaus beeinflusst die Formausdehnung<br />

bzw. -schrumpfung durch Heiz- und Kühlzyklen die Genauigkeit<br />

der Gussteile und kann thermische Spannungen verursachen.<br />

Der Wärmeübergangskoeffizient h zwischen Gussteil und Form<br />

wird durch mehrere Parameter beeinflusst wie bspw. Formtemperatur,<br />

Fest-fest-Kontaktdruck durch Aufschrumpfen, Fest-flüssig-Kontakt,<br />

Spaltbildung und Verzug des Gussstücks, Wärmeleitfähigkeit<br />

von Gussstück und Form sowie Dicke und Oberflächenrauheit<br />

der Schlichte oder Beschichtung [1, 2].<br />

Die Wärmeübergangsmechanismen hängen demzufolge<br />

von der Kontaktart und den Bedingungen an der Kontaktfläche<br />

ab. Komplexe Gussteile haben externe Konturen zur Kokillenoberfläche<br />

hin und innere Konturen zur Kernfläche hin.<br />

Liegt die Temperatur der Gussgrenzfläche oberhalb der Kohärenztemperatur<br />

(Temperatur, ab der sich ein Festkörperskelett<br />

gebildet hat, das erste Kräfte aufnehmen kann), wird aufgrund<br />

der guten Benetzung zwischen dem teilflüssigen Metall<br />

und der Gussform oder dem Kern ein sehr hoher Wärmeaus-<br />

90 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


tausch erwartet. Wenn sich unterhalb der Kohärenztemperatur<br />

eine erste feste dünne Randschale bildet, ändern sich die<br />

Kontaktbedingungen. An der Kokillenoberfläche bildet sich<br />

z. B. ein Luftspalt und an der Kernoberfläche entsteht z. B. ein<br />

Kontaktdruck. Der Wärmeübergang durch den Luftspalt ist sowohl<br />

vom Strahlungsaustausch zwischen Gussteil und Kokille<br />

als auch von der Wärmeleitung des luftgefüllten Spaltes geprägt.<br />

Der letztgenannte Mechanismus wird als dominant bei<br />

niedrigschmelzenden Legierungen angesehen [1, 3]. Beim Stahlgießen<br />

trägt die Strahlung jedoch mit etwa 50 % zum Wärmeübergang<br />

an der Grenzfläche bei [4]. Der vor der Luftspaltbildung<br />

vorhandene Anfangswert des Wärmeübergangskoeffizienten<br />

h init<br />

hat einen deutlichen Einfluss auf die Abkühlkurven.<br />

Gängige Werte liegen zwischen 3000 und 7000 Wm -2 K -1 für<br />

das Kokillenformgießen [5]. Je nach Schlichte und Prozessbedingungen<br />

können jedoch auch niedrigere oder durch Druck<br />

auch höhere Werte erreicht werden.<br />

Wenn das Gießmetall im flüssigen Zustand in Kontakt mit<br />

der Form ist, beeinflussen Parameter wie die Benetzbarkeit<br />

der Flüssigkeit auf der Formoberfläche (auch unter Bildung<br />

von Oberflächenoxiden z. B. bei Al-Schmelzen) die Menge der<br />

Schmelze, die Überhitzung, die Oberflächenrauigkeit, die Formtemperatur,<br />

Impuls und Turbulenz der Schmelze, die Wärmeleitfähigkeit<br />

der Form sowie der hydrostatische Druck den Wärmeübergangskoeffizienten<br />

[6]. Da sich im Gussstück an der Guss/<br />

Form-Grenzfläche eine feste Schale bildet, verringert sich bereits<br />

vor der Spaltbildung der Wärmeübergangskoeffizient, da<br />

die Wärmeleitfähigkeit der festen Schale kleiner ist als die des<br />

flüssigen Metalls. Anschließend entsteht durch die Schwindung<br />

ein Luftspalt. Bei Luftspaltbildung hat der Druck wenig Einfluss<br />

auf den Wärmeübergangskoeffizienten, und einige andere Parameter<br />

bestimmen den Wärmeübergang, wie die Größe des<br />

Luftspaltes, die Oberflächenorientierung zueinander, die Wärmeleitfähigkeit<br />

und Oberflächenrauigkeit der Festkörperhülle.<br />

Die aktuelle Arbeit ist eine Erweiterung der bisherigen Forschungsaktivitäten<br />

[7, 8] und zielt auf die Entwicklung und Identifizierung<br />

der Modellparameter ab, die den Luftspalt und die<br />

Kontaktdruckabhängigkeit bei verschiedenen Kokillentemperaturen<br />

beeinflussen.<br />

Methodik<br />

Bild 7: Schematische Darstellung des Gussteils und der<br />

Wärmeströme sowie Anordnung der Thermoelemente.<br />

Anhand des in [7] erläuterten Aufbaus wurden Gießversuche<br />

für die Aluminiumgusslegierung A356 in einer geschlichteten<br />

Stahlkokille durchgeführt. Abgesehen von den Form- und<br />

Kerntemperaturen, die während der Erstarrung auf 30, 100,<br />

200 und 300 °C eingestellt wurden, wurden die Prozessbedingungen<br />

konstant gehalten. Der Temperaturgradient in Form,<br />

Gussteil und Kern wurde während der Erstarrung in der Nähe<br />

der Guss/Form- und der Guss/Kern-Grenzflächen mit einem<br />

Zeitintervall von 0,05 s und mehreren Thermoelementen, wie<br />

in Bild 7 dargestellt, gemessen. Der Versuchsaufbau ist so gewählt,<br />

dass im oberen Bereich zur Kokille hin ein Luftspalt entsteht,<br />

im unteren Bereich hingegen das Gussstück auf den innenliegenden<br />

Kern aufschrumpft.<br />

Wenn die Kohärenztemperatur unterschritten wird, hat sich<br />

eine tragfähige Schale gebildet und die Spaltbildung mit der<br />

Breite ∆x beginnt, die durch Schwindung des Gussteils und Formausdehnung<br />

progressiv zunimmt. Der Wärmeübergangskoeffizient<br />

an der Grenzfläche Gussteil/Form h wird über die Wärmeleitfähigkeit<br />

der Luft gemäß Gleichung (1) bestimmt, wobei k air<br />

die temperaturabhängige Wärmeleitfähigkeit der Luft ist [8].<br />

h= <br />

<br />

(1)<br />

Es wird davon ausgegangen, dass der Wärmefluss über den<br />

Luftspalt je Zeitschritt konstant ist, da die spezifische Wärme<br />

der Luft und die der keramischen Beschichtung klein sind.<br />

Vor Beginn der Erstarrung besteht ein Fest-flüssig-Kontakt,<br />

d. h. ∆x = 0, P = 0, wobei der hydrostatische Druck von maximal<br />

0,0043 MP vernachlässigt wird. Dementsprechend führt die Anwendung<br />

von Gleichung (1) zu einer falschen Schätzung von h<br />

mit einem unendlichen Wert, wenn die Spaltbreite gegen null<br />

geht. Tatsächlich liegt unter solchen Bedingungen ein hoher<br />

Wärmeübergangskoeffizient h init<br />

vor. Um für den Wärmeübergangskoeffizienten<br />

h init<br />

einen geeigneten Wert zu ermitteln,<br />

wird der mittlere Wärmestrom q = (q g<br />

+q k<br />

)/2 gemäß Gleichung<br />

(2) berechnet, wobei q g<br />

den Wärmestrom vom Gussteil in den<br />

Spalt und q k<br />

den Wärmestrom vom Spalt in die Kokille darstellt.<br />

h=q ⁄ (T −T ) (2)<br />

Beide werden aus den jeweils in Gussteil und Form ermittelten<br />

Temperaturgradienten an der Grenzfläche berechnet [10]. Im<br />

unteren Bereich der Versuchsanordnung schrumpft das Gussteil<br />

auf den Kern auf und an der Kernoberfläche übt die gebildete<br />

feste dünne Randschale einen Anpressdruck P auf die Kernfläche<br />

aus. Für die Berechnung des Wärmeübergangskoeffizienten<br />

unter dem Anpressdruck P wird ein Modell von Mikić [9]<br />

verwendet (Gleichung (3)), wobei k s<br />

, E´ und s s<br />

die äquivalente<br />

Wärmeleitfähigkeit, das Elastizitätsmodul und der Oberflächenrauheitsgrad<br />

der berührenden Festkörperoberflächen sind.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 91


PORTRÄT<br />

Temperatur, °C<br />

700<br />

600<br />

~553<br />

500<br />

T1<br />

T3<br />

T4<br />

T6<br />

Spalt<br />

T2<br />

T-Wand Kokille<br />

T5<br />

T-Wand Guss<br />

0,35<br />

0,30<br />

0,25<br />

Luftspaltdicke, mm<br />

0,20<br />

500<br />

16<br />

400<br />

0,15<br />

400<br />

12<br />

300<br />

0,10<br />

300<br />

8<br />

200<br />

T7<br />

T8<br />

0,05<br />

T9<br />

T-Wand Guss<br />

200<br />

T-Wand Kokille T10<br />

4<br />

100<br />

0,00<br />

T11<br />

T12<br />

Druck<br />

0 100 200 300 400 500<br />

100<br />

0<br />

Zeit, s<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Zeit, s<br />

Bild 8: Abkühlungskurven im oberen Bereich des Gussteils und der Kokille zusammen mit der Entwicklung der Luftspaltdicke (links)<br />

und Abkühlkurven im unteren Bereich des Gussteils zusammen mit der Entwicklung des Kontaktdrucks an der Kernfläche (rechts) für<br />

eine Vorwärmtemperatur von 100 °C.<br />

Temperatur, °C<br />

700<br />

600<br />

24<br />

20<br />

Druck, MPa<br />

T-Kokille 300 °C T-Kokille 200 °C<br />

T-Kokille 100 °C T-Kokille 30 °C<br />

h, Wm -2 K -1<br />

h init<br />

(T m<br />

)<br />

T<br />

8<br />

Kontaktdruck, MPa<br />

Spaltbreite, mm<br />

Bild 9: Wärmeübergangskoeffizient als Funktion des Kontaktdrucks bei 300 °C Kokillentemperatur (links) und als Funktion der Spaltbreite<br />

für verschiedene Temperaturen des Temperiermediums (rechts) sowie anfänglicher Wert des Wärmeübergangskoeffizienten<br />

interpoliert zwischen Kernseite (3500 Wm -2 K -1 ) und Kokillenseite (2675 Wm -2 K -1 ).<br />

h=1,9 k <br />

P <br />

(3)<br />

σ E`<br />

Ergebnisse und Analyse<br />

Bildet sich ein Luftspalt, entsteht er erst, wenn die Kohärenztemperatur<br />

am Rand des Gussteils erreicht ist (Bild 8, oben).<br />

Er entwickelt sich durch gleichzeitige Kontraktion des Gussteils<br />

und Ausdehnung der Kokille. Schrumpft das Gussteil auf<br />

die Kokille oder den Kern auf, so steigt der gemessene Druck<br />

auf der Kokillen-/Kernfläche ebenso ab diesem Zeitpunkt. Der<br />

Kontaktdruck steigt durch die gleichzeitige Schrumpfung der<br />

Festkörperschale des Gussteils und der Ausdehnung des Stahlkerns<br />

an (Bild 8, unten). Die Entwicklung des Kontaktdrucks<br />

und der entsprechende Wärmeübergangskoeffizient (Gleichung(3))<br />

sind in Bild 9 links dargestellt. Durch das Ansteigen<br />

des Kontaktdrucks nach Unterschreiten der Kohärenztemperatur<br />

erhöht sich der Wärmeübergangskoeffizient bis<br />

zu einem Maximalwert. Nach dem vollständigen Aufheizen<br />

des Kerns nach etwa 200 s, kühlt dieser gemeinsam mit dem<br />

Gussteil aus, sodass der Kontaktdruck infolge dessen wieder<br />

sinkt (Bild 8). Der anfängliche Wert des Wärmeübergangskoeffizienten<br />

h init<br />

= 3500 Wm -2 K -1 wird auf Basis des Wärmestromes<br />

in den Kern (Gleichung (2)) berechnet. Die Entwicklung<br />

des druckabhängigen Wärmeübergangskoeffizienten<br />

über die gesamte Erstarrungszeit hinweg wird daher unter<br />

Einbeziehen des Anfangswertes als Kombination der gestrichelten<br />

und durchgezogenen blauen Line in Bild 9 dargestellt.<br />

Der aus den Wärmeströmen berechnete Anfangswert<br />

fällt dabei von der Kernseite (3500 Wm -2 K -1 ) auf den Anfangs-<br />

92 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


wert auf der Kokillenseite (2675 Wm -2 K -1 ) ab. Dies geschieht<br />

unter der Annahme, dass der Wärmeübergangskoeffizient aufgrund<br />

der gleichen angrenzenden Werkstoffe (geschlichteter<br />

Stahl) im druck- und spaltlosen Zustand den gleichen Wärmeübergangskoeffizienten<br />

aufweisen sollte. Entsteht ein kleiner<br />

Spalt, nimmt der Wämeübergangskoeffizient auf den spaltseitig<br />

berechneten Anfangswert bei Kohärenztemperatur ab. Dieser<br />

Umstand ist notwendig, da sich auf der Spaltseite erst ab<br />

Erreichen der Kohärenztemperatur zuverlässig das Temperaturfeld<br />

extrapolieren lässt, sodass der Wert ohne Spalt dort<br />

nicht ermittelt werden kann.<br />

Die ermittelten spaltabhängigen Wärmeübergangskoeffizienten<br />

zwischen Kokille und Gussstück werden für unterschiedliche<br />

Formtemperaturen grafisch dargestellt, Bild 9 rechts. Die<br />

Ergebnisse zeigen, dass je höher die Formtemperatur ist, desto<br />

höher ist auch der Wärmeübergangskoeffizient. Dies liegt<br />

im verwendeten Modell an der erhöhten Wärmeleitfähigkeit<br />

der Luft im Spalt zwischen Bauteil und Kokille. Eine Interpolation<br />

der Kurven mit der Potenzgleichung (4) liefert den Koeffizienten<br />

A und den Exponenten B, die von der Temperatur des<br />

Kühlmediums in der Kokille abhängen (T m<br />

, Gleichungen (4a) und<br />

(4b)). Der Wärmeübergangskoeffizient nähert sich bei großem<br />

Luftspalt einem Wert von ~100 Wm -2 K -1 und geht mit abnehmendem<br />

Luftspalt gegen unendlich, wenn der Luftspalt gegen<br />

null geht. Der Wärmeübergangskoeffizient zwischen Schmelze<br />

und Kokille ist in der Realität jedoch beschränkt, wobei hier<br />

wieder der bereits zuvor beschriebene Anfangswert des Wärmeübergangskoeffizienten<br />

h init<br />

auf Basis des Wärmestroms in<br />

die Kokille angenommen wurde. Dieser Anfangswert wurde für<br />

jede Vorwärmtemperatur einzeln aus Gleichung (3) berechnet,<br />

mit T m<br />

: 30, 100, 200 und 300 °C und ergibt sich jeweils entsprechend<br />

h init<br />

(T m<br />

): 3206, 3200, 2875 und 2675 Wm -2 K -1 . Eine Korrelation<br />

von h init<br />

mit T m<br />

ergibt den in Gleichung (4c) angegeben<br />

Zusammenhang.<br />

h = A(x) -B<br />

(4)<br />

A = -0,00<strong>02</strong>71 T m ² + 0,132495 T m + 25,118274 (4a)<br />

B = 0,000003 T m ² - 0,001235 T m + 1,231894<br />

h init = -2,0462 T m + 3324,8<br />

Schlussfolgerung<br />

(4b)<br />

(4c)<br />

Mit dem vorhandenen Versuchsaufbau gelang es, Temperaturen<br />

an mehreren Stellen in Bauteil, Kern und Kokille zu messen<br />

und daraus ein Temperaturfeld zu extrapolieren sowie<br />

diese gleichzeitig mit der Messung der Größe des Luftspaltes<br />

und den auf den Kern ausgeübten Druck zu verbinden. Mittels<br />

der extrapolierten Temperaturen und Gradienten konnte<br />

ein anfänglicher Wärmestrom (vor der Erstarrung) und Wärmeübergangskoeffizient<br />

in den Kern und in die Kokille in Abhängigkeit<br />

der Vorwärmtemperatur ermittelt werden. Dieser<br />

Wert steigt aufgrund des zunehmenden Kontaktdrucks kontinuierlich<br />

an, wofür ein entsprechender exponentieller Zusammenhang<br />

formuliert wurde. Dieser ermöglicht jetzt auch<br />

die Bestimmung wichtiger quantitativer Werte für den Wärmeübergangskoeffizienten<br />

und die Zuordnung zu den jeweiligen<br />

Mechanismen. Die extrapolierten Temperaturfelder wurden<br />

ebenfalls genutzt, um die Grenzflächentemperaturen am<br />

Spalt und den resultierenden Wärmestrom über den Spalt zu<br />

berechnen. Die Größe des Luftspaltes wurde darüber hinaus<br />

mit unterschiedlichen Kokillentemperaturen korreliert. Weitere<br />

Untersuchungen und Modellverbesserungen sind in zukünftigen<br />

Arbeiten vorgesehen. Ebenfalls sollen zusätzlich die<br />

effektiven Wärmeübergangskoeffizienten invers mit Hilfe numerischer<br />

Optimierungsalgorithmen ermittelt werden. Diese<br />

Methode verbessert die Datenbasis und erlaubt auch die<br />

Kopplung und Zuordnung zu den einzelnen oben beschriebenen<br />

Mechanismen. Der Aufbau eines Modells zur weiteren<br />

Ermittlung des Einflusses der Kokillentemperatur sowie der Eigenschaften<br />

und des Alters der Beschichtung sind ebenfalls<br />

für zukünftige Arbeiten vorgesehen.<br />

Die vorgestellten Untersuchungen wurden im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />

SFB1120 „Bauteilpräzision durch Beherrschung<br />

von Schmelze und Erstarrung in Produktionsprozessen“<br />

an der RWTH Aachen durchgeführt und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

e.V. (DFG) finanziert. Für die Förderung und<br />

Unterstützung sei an dieser Stelle gedankt.<br />

Mahmoud Ahmadein, Tanta University, Faculty of Engineering,<br />

Department of Production Engineering and Mechanical Design,<br />

Tanta, Ägypten, Dipl.-Ing. Nino Wolff, Dr.-Ing. Björn Pustal und<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Bührig-Polaczek, Gießerei-Institut, RWTH<br />

Aachen University<br />

Literatur:<br />

[1] Campbell, J.: Casings. Butterworth-Heinemann, London, 1991.<br />

[2] Spinelli, J. E.; Ferreira, I. L.; Garcia, A.: Evaluation of heat transfer coefficients<br />

during upward and downward transient directional solidification<br />

of Al-Si alloys. Struct. Multidisc. Optim. 31 (2006), S. 241-248.<br />

[3] Nishida, Y.; Droste, W.; Engler S.: The air-gap formation process at the<br />

casting-mold interface and the heat transfer mechanism through the gap.<br />

Metal Mat Trans B 17B (1986), S. 833-844.<br />

[4] Narayan Prabhu, K.; Griffiths, W. D.: One-dimensional predictive model<br />

for estimation of interfacial heat transfer coefficient during solidification<br />

of cast iron in sand mould. Mater. Sci. Tech. 18 (20<strong>02</strong>), S. 804-810.<br />

[5] Nayak, R. K.; Sundarraj, S.: Sensitivity study of IHTC on solidification simulation<br />

for automotive casting. Int. J. Cast Metal. Res. 22 (2009), S. 1-4.<br />

[6] Fardi Ilkhchy, A.; Jabbari, M.; Davami, P.: Effect of pressure on heat<br />

transfer coefficient at the metal/mold interface of A356 aluminum alloy.<br />

Int. Comm. Heat Mass Trans. 39 (2012), S. 705-712.<br />

[7] Wolff, N.; Pustal, B.; Vossel, T.; Laschet, G.; Bührig-Polaczek A.: Development<br />

of an A356 die casting setup for determining the heat transfer coefficient<br />

depending on cooling conditions, gap size, and contact pressure.<br />

Mater. Sci. Eng. Tech., Wiley, accepted, <strong>2017</strong>.<br />

[8] Ahmadein, M.; Pustal, B.; Wolff, N.; Bührig-Polaczek; A.: Determination<br />

and verification of the gap dependent heat transfer coefficient during<br />

permanent mold casting of A356 aluminum alloy. Mater. Sci. Eng. Tech.,<br />

Wiley, accepted, <strong>2017</strong>.<br />

[9] Mikić, B. B.: Thermal contact conductance; theoretical considerations.<br />

Int. J. Heat Mass Transfer 17 (1974), S. 205-214.<br />

[10] Ruifeng, Dou; Tianran, Ge; Xunliang, Liu; Zhi, Wen: Effects of contact<br />

pressure, interface temperature, and surface roughness on thermal contact<br />

conductance between stainless steel surfaces under atmosphere condition.<br />

Int. J. Heat Mass Transfer 94 (2016) S. 156-163.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 93


PORTRÄT<br />

Modellierung der Erstarrungskinetik<br />

kolumnarer und äquiaxialer<br />

Kornstrukturen zur gefügebasierten<br />

Interpolation der<br />

Werkstoffeigenschaften im Hinblick<br />

auf die Verzugsvorhersage<br />

Thomas Vossel, Björn Pustal und Andreas Bührig-<br />

Polaczek, Aachen<br />

Während der Erstarrung wechselwirken Wärmeübergang<br />

zwischen Gussbauteil und Form, Schwindungsverhalten<br />

des Gussteils und Erstarrungsmorphologie<br />

eng miteinander. Die Festigkeit der sich ausbildenden Randschale<br />

hängt von der Mikrostruktur ab und bestimmt, wann<br />

sich das Bauteil von der Form ablösen kann und sich ein Spalt<br />

ausbildet, der wiederum den Wärmeübergang und damit das<br />

Erstarrungsverhalten beeinflusst. Es werden die Erstarrungssimulationen<br />

eines äquiaxialen wie auch kolumnaren Keimbildungs-<br />

und -wachstumsmodells für eine AlCu4- und eine<br />

AlSi7-Legierung für einen ersten Modellansatz vorgestellt. Die<br />

vorhergesagten Kornstrukturen werden genutzt, um durch ein<br />

Interpolationsverfahren homogenisierte, kornstrukturabhängige<br />

Werkstoffeigenschaften zu bestimmen. Zudem wird das<br />

Verbesserungspotenzial durch Interpolation gemessener und<br />

berechneter E-Modulfunktionen über die Kornstruktur und deren<br />

Anteile an kolumnarem und äquiaxialem Gefüge aufgezeigt.<br />

Durch die Integration homogenisierter mikrostrukturabhängiger<br />

Werkstoffeigenschaften in eine makroskopische Simulation<br />

kann darüber hinaus anisotropes Werkstoffverhalten abgebildet<br />

werden, was mittels experimenteller Daten nicht für<br />

jede beliebige Stelle im Bauteil möglich ist. Dieser Ansatz bietet<br />

hohes Potenzial zur Steigerung der Präzision der thermomechanischen<br />

Verzugssimulation und bildet gleichzeitig die<br />

Grundlage für die Simulation der Entstehung und Ausbildung<br />

von Warmrissen.<br />

Einleitung<br />

Bild 10: Übersicht der simulierten 2-D-Geometrie mit Anfangs-<br />

und Randbedingungen (Quelle: Ahmadein, M.; Wu, M.;<br />

Ludwig, A.: Analysis of macrosegregation formation and columnar-to-equiaxed<br />

transition during solidification of<br />

Al-4 wt. % Cu ingot using a 5-phase model. Journal of Crystal<br />

Growth 417 (2015), S. 65-74).<br />

Thermomechanische Erstarrungssimulationen sind ein bewährtes<br />

Mittel zur numerischen Berechnung von Eigenspannungen<br />

und Verzug. Hierbei kann zwischen mikroskaligen Simulationen<br />

auf Gefügeebene kleiner Volumen mit ihrer genauen,<br />

ortsaufgelösten Ausprägung und makroskaligen Simulationen,<br />

die das gesamte Bauteil umfassen und effektive Werkstoffeigenschaften<br />

benötigen, unterschieden werden. Bei der makroskopischen<br />

Verzugssimulation werden der Einfachheit halber<br />

und mangels genauerer Kenntnis globale, experimentell ermittelte<br />

oder volumengemittelte Werkstoffeigenschaften verwendet,<br />

obwohl die sich ausbildende Mikrostruktur und damit deren<br />

Eigenschaften örtlich stark variieren können. Im hier vorgestellten<br />

Ansatz wird ein kinetisches Erstarrungsmodell für<br />

äquiaxiale und kolumnare Körner genutzt und mit der makroskopischen<br />

Verzugssimulation gekoppelt, um die Variation in<br />

der Gefügestruktur zu berechnen und darauf basierend erste<br />

effektive Werkstoffeigenschaften zu interpolieren. Diese effektiven<br />

Werkstoffeigenschaften wurden mittels mathematischer<br />

Homogenisierung aus Mikrostruktursimulationen ermittelt. Somit<br />

erfolgt eine Kopplung effektiver mikrostrukturabhängiger<br />

Eigenschaften über die anisotrope mesoskopische Kornstruktur<br />

hin zur makroskopischen Verzugssimulation. Dieser Ansatz<br />

wird anhand des E-Moduls demonstriert, der die Präzision der<br />

thermomechanischen Simulation steigert und gleichzeitig die<br />

Grundlage zur Berechnung von Präzisionsmängeln wie Warmrisse<br />

und Lunker mittels physikalischer Ansätze bildet.<br />

Stand des Wissens<br />

In der hier vorgestellten Arbeit werden Modelle zur Simulation<br />

einer AlCu4- und AlSi7-Legierung verwendet, wobei zwischen<br />

äquiaxialen und kolumnaren Kornstrukturen unterschieden<br />

werden soll. Rappaz und Gandin entwickelten diesbezüglich<br />

ein grundlegendes Keimbildungsmodell für äquiaxiale Körner,<br />

das ausgehend von der lokal vorliegenden Unterkühlung eine<br />

Normalverteilung für die vorliegenden Keimdichten annimmt<br />

[1]. Um diesen Ansatz umzusetzen, muss die Gaußfunktion für<br />

die Keimdichtenentwicklung an die jeweilige Legierung angepasst<br />

werden. Entsprechende experimentelle Untersuchungen<br />

inklusive Bestimmung der nötigen Parameter für die Gaußfunk-<br />

94 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Bild 11: Finaler äquiaxialer Phasenanteil für AlCu4-Simulation (links), experimentelles<br />

Ergebnis (rechts) (Quelle: Ahmadein, M.; Wu, M.; Li, J. H.; Schumacher, P.; Ludwig, A.:<br />

Prediction of the as-cast structure of Al-4.0 Wt Pct Cu ingots. Metallurgical and Materials<br />

Transactions A, ISSN 1073-5623, Vol. 44, Nr. 6).<br />

Festphasenanteil<br />

1,00<br />

0,80<br />

0,60<br />

0,40<br />

0,20<br />

0,00<br />

Modell Kolumnar<br />

Exp. Kolumnar<br />

Modell Äquiaxial<br />

Exp. Äquiaxial<br />

0 10 20 30<br />

Distanz von Formwand (Formwand Bauteilmitte), mm<br />

Bild 12: Verlauf der finalen Kornstruktur in Abhängigkeit der Distanz von der äußeren<br />

Formwand (Formwand bis Mitte Gussteil) für AlCu4-Simulation.<br />

tion wurden von Ahmadein u. a. durchgeführt<br />

[2]. Auf Basis dieser Keimdichten lassen<br />

sich anschließend Ausdrücke für die<br />

Berechnung des sich in jedem Zeitschritt<br />

der Simulation bildenden Festphasenanteils<br />

aufstellen, um so die Bildung und das<br />

Wachstum äquiaxialer Körner nachzuvollziehen.<br />

Hierbei wird zwischen primärer<br />

und eutektischer Erstarrung unterschieden,<br />

wofür sich jeweils entsprechende<br />

Wachstumsgesetze formulieren lassen.<br />

Für die Modellierung der kolumnaren Körner<br />

muss ein zusätzliches Wachstumsmodell<br />

eingesetzt werden, und es muss ein<br />

Kriterium zum Übergang zwischen kolumnaren<br />

und äquiaxialen Körnern, der<br />

sogenannte Columnar to Equiaxed Transition<br />

(CET), formuliert werden.<br />

Mc Fadden u. a. [3] geben eine kurze<br />

Einführung in die Problematik der Vorhersage<br />

des CET. Hunt [4] ermittelte in<br />

Diagrammen den ursächlichen Zusammenhang<br />

zwischen Wachstumsrate der<br />

kolumnaren Front, dem Temperaturgradienten<br />

und dem Auftreten des CET. Weiter<br />

beschreiben Mc Fadden u. a. [3] numerische<br />

Modelle zur Vorhersage des CET.<br />

Dabei unterscheiden sie direkte von indirekten<br />

(ohne Modellierung der äquiaxialen<br />

Erstarrung) Methoden zur Vorhersage<br />

des CET, und sie vergleichen die<br />

Vorhersagequalität von drei indirekten<br />

Methoden von Gandin [5], Browne [6]<br />

und Siqueira u. a. [7] für binäre Aluminiumlegierungen.<br />

Ein indirektes CET-Modell<br />

kommt aufgrund der Notwendigkeit<br />

der Kenntnis der lokalen Korngröße und<br />

bei kolumnarer Erstarrung auch der Kornrichtung<br />

für die Modellierung in dieser<br />

Arbeit nicht in Frage. Daher kann nur auf<br />

direkte Methoden zurückgegriffen werden,<br />

ähnlich wie Wu und Ludwig [8] sie<br />

anwenden, deren Modellansätze für die<br />

in dieser Arbeit verwendeten Algorithmen<br />

eingesetzt wurden. Bei diesem Modell<br />

werden die Übergangszonen und die<br />

Kornanzahl beider Kornarten abgebildet.<br />

Zur Homogenisierung der effektiven<br />

thermischen und mechanischen Werkstoffeigenschaften<br />

wurde das mathematische<br />

Homogenisierungstool HOMAT<br />

verwendet, dessen Homogenisierungsansatz<br />

auf einer asymptotischen Ausdehnungsmethode<br />

basiert [9, 10].<br />

Bild 13: Finale Kornstruktur für AlSi7-Simulation (Phasenanteil äquiaxial links, kolumnar<br />

rechts).<br />

Modellbeschreibung und durchgeführte<br />

Arbeiten<br />

Die thermomechanischen Simulationen<br />

der Erstarrung und Abkühlung von Alu-<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 95


PORTRÄT<br />

Festphasenanteil<br />

1,00<br />

0,80<br />

0,60<br />

0,40<br />

0,20<br />

0,00<br />

Modell Kolumnar<br />

Modell Äquiaxial<br />

0 10 20 30<br />

Distanz von Formwand (Formwand Bauteilmitte), mm<br />

Bild 14: Verlauf der finalen Kornstruktur in Abhängigkeit<br />

der Distanz von der äußeren Formwand (Formwand bis Mitte<br />

Gussteil) für AlSi7-Simulation.<br />

E-Modul, MPa<br />

Festphasenanteil, %<br />

Bild 15: E-Modul-Datensätze für den homogenisierten äquiaxialen<br />

und kolumnaren E-Modul sowie die experimentell ermittelten<br />

Werkstoffeigenschaften als Funktion des Festphasenanteils<br />

(Quelle: Decultieux, F.: Dissertation, Ecole des<br />

Mines de Paris, 1996).<br />

E-Modul, MPa<br />

Zeit, s<br />

Bild 16: Verläufe für E-Modul und Temperatur am Bauteilrand<br />

für AlSi7 für experimentellen, temperaturabhängigen Modul<br />

E(T) und vom modellierten, Festphasenanteil-f s<br />

-abhängigen<br />

Modul E(f s<br />

).<br />

Temperatur, °C<br />

miniumlegierungen wurden auf Basis des kommerziellen Softwarepakets<br />

Abaqus durchgeführt. Für die Abbildung der Erstarrungskinetik<br />

der sich ausbildenden Kornstruktur wurden über<br />

die verfügbaren Schnittstellen benutzerdefinierte Unterprogramme<br />

eingebunden. So können Keimbildung und Wachstum<br />

der unterschiedlichen Körner sowie das Freisetzten der latenten<br />

Wärme in der thermomechanischen Simulation realisiert<br />

werden. Um die erzielten Simulationsergebnisse zu verifizieren,<br />

wurden die experimentellen Arbeiten von Ahmadein u. a. [11,<br />

12] verwendet. Sie beschreiben die Erstarrung eines zylindrischen<br />

Bauteils aus AlCu4 in einer Grafitkokille, wobei anschließend<br />

die Kornstruktur analysiert wurde. Eine Übersicht über die<br />

genutzte zweidimensionale Geometrie und über die zugehörigen<br />

Anfangs- und Randbedingungen findet sich in Bild 10.<br />

Die Simulation für den dargestellten experimentellen Aufbau<br />

wurde zum direkten Vergleich mit AlCu4 und zur erstmaligen<br />

Interpolation des effektiven E-Moduls über der Kornstruktur<br />

zusätzlich mit AlSi7 durchgeführt. In beiden Fällen betrug<br />

die anfängliche Temperatur der Schmelze 700 °C, während für<br />

Grafitkokille und Umgebungstemperatur 20 °C angenommen<br />

wurden. Auf Basis der lokal separat vorliegenden Festphasenanteile<br />

für die äquiaxiale und kolumnare Kornstruktur wird eine<br />

Interpolation des homogenisierten E-Moduls durchgeführt.<br />

Hierzu werden die für beide Strukturtypen ebenfalls separat<br />

vorliegenden effektiven Werkstoffeigenschaften auf Basis des<br />

jeweiligen lokalen Festphasenanteils volumengemittelt berechnet.<br />

Da die homogenisierten Werkstoffeigenschaften auf<br />

Mikrosimulationen der ablaufenden Erstarrung basieren, wird<br />

insbesondere der Verlauf des sich ergebenden interpolierten<br />

E-Moduls im Fest-flüssig-Bereich mit experimentell ermittelten<br />

Werten von Decultieux [13] verglichen.<br />

Ergebnisse<br />

Die finale Kornstruktur, die sich für die Erstarrung der AlCu4-Legierung<br />

ergibt, entspricht den gemäß den Experimenten von<br />

Ahmadein u. a. erwarteten Resultaten (Bild 11). Im äußeren Bereich<br />

des Bauteils ergibt sich aufgrund der hohen Abkühlraten<br />

an der Formwand eine kolumnare Erstarrung (Gefügestruktur<br />

„B“ im experimentellen Schliffbild). Entlang einer Grenze ca.<br />

18 mm von der Formwand entfernt kommt es zur CET, wodurch<br />

das Innere des Bauteils äquiaxial ausgeprägt ist (Gefügestruktur<br />

„A“ im experimentellen Schliffbild). Simulation und Experiment<br />

zeigen der Form der Regionen der beiden Kornstrukturtypen<br />

nach eine gute Übereinstimmung. Allerdings fällt der<br />

äquiaxiale Bereich im unteren Bereich des Werkstücks breiter<br />

aus, als dies in der Simulation der Fall ist. Dies ist darauf zurückzuführen,<br />

dass in den durchgeführten Simulationen keine<br />

Strömungen berücksichtigt werden. In der Praxis sorgen innere<br />

Schmelzbadbewegungen jedoch dafür, dass die sich an der<br />

Erstarrungsfront bildenden äquiaxialen Keime von der Badbewegung<br />

mitgerissen und ins Innere des Bauteils transportiert<br />

werden. Hier sinken sie aufgrund ihrer gegenüber der Schmelze<br />

höheren Dichte gemäß der Kristallschauertheorie langsam<br />

zu Boden. Da die Tiegel im Experiment zum Auskühlen auf einer<br />

Keramikplatte abgesetzt wurden, bildet die untere innere<br />

Zone des Gussteils nicht nur die für mitgespülte äquiaxiale<br />

Keime bevorzugte Endlage, sondern gleichzeitig bildet dieser<br />

Bereich auch den Hotspot des Bauteils, sodass den äquiaxialen<br />

Körnern genug Zeit bleibt sich bevorzugt dort abzusetzen.<br />

Als Resultat dieses Vorgangs zeigt sich im Experiment die<br />

verbreiterte äquiaxiale Zone im unteren Bereich des Bauteils.<br />

Bei Betrachtung der Verteilung der vorliegenden Kornstrukturen,<br />

ausgehend vom äußeren Rand bis zum inneren Mittelpunkt,<br />

zeigt sich für die Simulation der AlCu4-Erstarrung ge-<br />

96 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


genüber den Untersuchungen von Ahmadein u. a. eine Diskrepanz<br />

bezüglich der äußeren kolumnaren Phasenanteile. Der<br />

vorhergesagte kolumnare Anteil liegt mit ca. 65 % unterhalb<br />

der dort simulierten ca. 90 % (Bild 12). Die weitere Entwicklung<br />

der Kornstrukturanteile hin zur Bauteilmitte von Simulation und<br />

Literaturangabe zeigen eine gleichartige Tendenz. Unter stetiger<br />

Abnahme des kolumnaren Anteils nimmt der äquiaxiale<br />

Anteil stetig zu, bis auf etwa dem halben Radius des Gussstücks<br />

der äquiaxiale Anteil mit >90 % Phasenanteil dominiert. In den<br />

Untersuchungen nach Ahmadein u. a. liegt ab dieser Position<br />

nur noch eine äquiaxiale Kornstruktur mit Eutektikum vor. In<br />

den durchgeführten Simulationen werden die maximalen bzw.<br />

minimalen Gehalte der beiden Kornstrukturen im Zuge der Erstarrung<br />

erst etwas später erreicht und liegen daher näher an<br />

der Bauteilmitte. Als Ursache für diesen Effekt kann erneut der<br />

bereits dargestellte Einfluss der Strömungssimulation herangezogen<br />

werden. Sich am Rand bildende äquiaxiale Keime werden<br />

ins Innere der Bauteilgeometrie transportiert. Damit sinkt<br />

der Anteil äquiaxialer Körner und der kolumnare Anteil steigt<br />

respektive. Dadurch würde das simulierte Ergebnis an die Vorgaben<br />

der Untersuchungen von Ahmadein u. a. angenähert.<br />

Auch die Diskrepanz in der Lage des CET lässt sich in ähnlicher<br />

Weise aufzeigen: Der Transport der äquiaxialen Keime ins Bauteilinnere<br />

führt dort zu einer schnelleren Erhöhung des äquiaxialen<br />

Anteils. Dies behindert automatisch das kolumnare<br />

Wachstum bzw. verhindert es sogar im Sinne des Hard Blockings<br />

ab einem gewissen Anteil äquiaxialer Phase. Eine Berücksichtigung<br />

dieses Umstands in der ausgeführten Simulation<br />

würde den CET zu vom Mittelpunkt weiter entfernten Positionen<br />

wandern lassen und die vorliegenden Kurven für die<br />

Entwicklung der simulativ bestimmten kolumnaren und äquiaxialen<br />

Körner damit in Richtung der Vorgaben aus der Literatur<br />

wandern lassen. Es wird damit klar, dass für die weitergehenden<br />

Modellarbeiten die Berücksichtigung von Strömungseffekten<br />

einen hohen Stellenwert innehat.<br />

Wird die Simulation unter sonst gleichen Bedingungen für<br />

eine AlSi7-Legierung durchgeführt, ändert sich die Kornstrukturverteilung<br />

gegenüber der AlCu4-Legierung, Bilder 13 und<br />

14. Generell liegt nur noch ein geringer kolumnarer Anteil von<br />

maximal 25 % vor – das Gefüge ist vom äquiaxialen Strukturtyp<br />

dominiert. Dies deckt sich mit den bei AlSi7-Legierungen gemachten<br />

Praxiserfahrungen, bei denen sich kolumnare Gefügeanteile<br />

auch in Randbereichen meist kaum nachweisen lassen.<br />

Basierend auf dieser ermittelten Kornstruktur wird der homogenisierte<br />

effektive E-Modul als orthotrope Größe interpoliert.<br />

Dies hat insbesondere den Vorteil, dass Fest-flüssig-Interaktionen<br />

wie das Ausbilden eines kohärenten Dendritennetzwerks<br />

oder die Koaleszenz mit abgebildet werden. Diese Übergänge<br />

lassen sich messtechnisch aufgrund des fest-flüssigen Zustands<br />

nur sehr schwer erfassen und müssen anschließend für<br />

das gesamte Bauteil als Funktion der Temperatur verwendet<br />

werden. Tatsächlich hängen diese Eigenschaftsübergänge jedoch<br />

von der sich lokal ausbildenden Mikrostruktur ab, weshalb<br />

ein rein temperaturabhängiger Ansatz diese Effekte nicht<br />

hinreichend exakt auflösen kann. Die Unterschiede zwischen<br />

temperatur- und mikrostrukturabhängigem E-Modul werden<br />

in Bild 15 gezeigt. Auf Basis der homogenisierten Werkstoffdaten<br />

ergibt sich aufgrund der Rekaleszenz ein fragezeichenförmiger<br />

Verlauf, wobei der E-Modul mit Erreichen der eutektischen<br />

Temperatur stark ansteigt, was auf die Ausbildung eines<br />

zusammenhängenden Festkörperskeletts zurückzuführen ist.<br />

Der temperaturabhängige E-Modul steigt hingegen erst gegen<br />

Ende der Erstarrung an. Der direkte Zusammenhang mit<br />

der Erstarrung wird von den experimentellen Daten nicht abgebildet,<br />

weswegen die Nutzung von homogenisierten Daten<br />

hier eine Verbesserung hinsichtlich der Präzision darstellt. Da<br />

der fragezeichenförmige Verlauf des E-Moduls keine eindeutige<br />

Funktion darstellt, wird der E-Modul in Abhängigkeit des<br />

Festphasenanteils interpoliert (Bild 15, rechts). Die hiermit interpolierte<br />

Entwicklung des E-Moduls am äußeren Rand des AlSi7-<br />

Gussteils zeigt beim Fest-flüssig-Übergang den zu erwartenden<br />

Unterschied, verglichen mit dem experimentell ermittelten E-<br />

Modul (Bild 16). Der für die Simulation mit homogenisierten<br />

Daten deutlich früher eintretende Anstieg des E-Moduls bietet<br />

damit Potenzial für weitere zukünftige Verbesserungen in der<br />

simulativen Vorhersage. Insbesondere Warmrisse, die während<br />

der Erstarrung entstehen, können durch die genauere Abbildung<br />

der Erstarrungsvorgänge präziser vorhergesagt werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Das Konzept der thermomechanischen Erstarrungssimulation<br />

mit erweitertem äquiaxialen und kolumnaren Kornstrukturmodell<br />

und anschließender Interpolation homogenisierter<br />

Werkstoffdaten konnte erfolgreich demonstriert werden. Die<br />

sich lokal ergebenden Kornstrukturanteile konnten berechnet<br />

werden und ergeben eine gute Übereinstimmung mit experimentell<br />

ermittelten Kornstrukturverteilungen. Die AlCu4-<br />

Legierung zeigte hierbei eine deutliche kolumnare Randzone<br />

und eine innenliegende äquiaxiale Zone. Bei der AlSi7-Legierung<br />

zeigte sich ein stets sehr hoher äquiaxialer Anteil mit nur<br />

geringer Einstrahlung kolumnarer Körner im Randbereich. Ein<br />

Vergleich des lokal interpolierten E-Moduls auf Basis homogenisierter<br />

Eigenschaften mit einem experimentell ermittelten E-<br />

Modul ergibt deutliche Unterschiede. Diese betreffen insbesondere<br />

den Fest-flüssig-Bereich. Da die Ermittlung experimenteller<br />

Werte in der zu diesem Zeitpunkt teilflüssigen Zone sehr<br />

schwierig ist, kann kein direkter Zusammenhang zum lokalen<br />

Erstarrungszustand abgeleitet werden. Mit dem hier erstmals<br />

demonstrierten Ansatz kann in dieser Phase der Erstarrung eine<br />

genauere Beschreibung der vorliegenden Werkstoffdaten erfolgen,<br />

was die Präzision der Simulation erhöht. Im Hinblick auf<br />

eine weitere Anwendung dieser Daten besteht insbesondere<br />

Potenzial bei der Abbildung von Warmrissen, da sich diese genau<br />

in den im Zuge dieser Arbeit präziser beschriebenen, teilflüssigen<br />

Übergangsbereichen ausbilden.<br />

Die vorgestellten Untersuchungen wurden im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />

SFB1120 „Bauteilpräzision durch Beherrschung<br />

von Schmelze und Erstarrung in Produktionsprozessen“<br />

an der RWTH Aachen durchgeführt und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

e.V. (DFG) finanziert. Für die Förderung und<br />

Unterstützung sei an dieser Stelle gedankt.<br />

Thomas Vossel M.Sc., Dr.-Ing. Björn Pustal und Prof. Dr.-Ing. Andreas<br />

Bührig-Polaczek, Gießerei-Institut, RWTH Aachen University<br />

Literatur:<br />

[1] Rappaz, M.; Gandin, C.-A.: Probabilistic modeling of micro-structure<br />

formation in solidification process. Acta Metallurgica et Materialia 41<br />

(1993), [Nr. 2], S. 345-360.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 97


PORTRÄT<br />

[2] Ahmadein, M.; Pustal, B.; Berger, R.; Subasic, E.; Bührig-Polaczek, A.:<br />

Met. Mat. Tran. 40A (2009), S. 646-653.<br />

[3] McFadden, S.; Browne, D. J.; Gandin, C.-A.: A comparison of columnarto-equiaxed<br />

transition prediction methods using simulation of the growing<br />

columnar front. Met. Mat. Trans. 40A (2009), S. 662-692.<br />

[4] Hunt, J. D.: Steady state columnar and equiaxed growth of dendrites<br />

and eutectic. Mater. Sci. Eng. 65 (1984), S. 75-83.<br />

[5] Gandin, C.-A.: From constrained to unconstrained growth during directional<br />

solidification. Acta Mater. 48 (2000), S. 2483-2501.<br />

[6] Browne, D. J.: A new equiaxed solidification predictor from a model of<br />

columnar growth. ISIJ Int. 45 (2005), S. 37-44.<br />

[7] Siqueira, C. A.; Cheung, N.; Garcia, A.: Solidification thermal parameters<br />

affecting the columnar-to-equiaxed transition. Metall. Mater. Trans.<br />

33A (20<strong>02</strong>), S. 2107-2118.<br />

[8] Wu, M.; Ludwig, A.: Using a three-phase deterministic model for the columnar-to-equiaxed<br />

transition. Met. Mat. Trans. 38 A (2007), S. 1465-1475.<br />

[9] Laschet, G.; Apel, M.: Thermo-elastic Homogenization of 3-d steel microstructure<br />

simulated by the phasefield method. Steel Res. Int. (2010), 81: 637.<br />

[10] Laschet, G.: Homogenization of the thermal properties of transpiration<br />

cooled multi-layer plates. Comput. Methods Appl. Mech. Eng. (20<strong>02</strong>),<br />

191, S. 4535-4554.<br />

[11] Ahmadein, M.; Wu, M.; Li, J. H.; Schumacher, P.; Ludwig, A.: Prediction<br />

of the as-cast structure of Al-4.0 wt. % Cu ingots. Metallurgical and Materials<br />

Transactions A, ISSN 1073-5623, Vol. 44, Nr. 6.<br />

[12] Ahmadein, M.; Wu, M.; Ludwig, A.: Analysis of macrosegregation formation<br />

and columnar-to-equiaxed transition during solidification of Al-4<br />

wt. % Cu ingot using a 5-phase model. Journal of Crystal Growth 417 (2015),<br />

S. 65-74.<br />

[13] Decultieux, F.: Dissertation. Ecole des Mines de Paris, 1996.<br />

Modellierung des Verzugs<br />

eines oberflächennah<br />

gekühlten A356-Gussteils mit<br />

unterschiedlichen Wärmeübergangs-<br />

und Erstarrungsansätzen<br />

Björn Pustal, H. Behnken, Thomas Vossel, Gottfried<br />

Laschet, Nino Wolff und Andreas Bührig-Polaczek,<br />

Aachen<br />

Bild 17: 1/3-Geometrie eines Bauteils mit Eingießspeiser, Kokille,<br />

Kern und Sockel (links) sowie Tetraedervernetzung zur<br />

thermomechanischen Simulation von Schwindung und Verzug<br />

des Bauteils und der Kokille (rechts).<br />

Die Genauigkeit, mit der ein Gussteil hergestellt werden<br />

kann, hängt von der Art und Weise und dem Zeitpunkt<br />

ab, wie und wann es sich in der Form verzieht bzw. sich<br />

von dieser ablöst oder aufschrumpft. In der hier beschriebenen<br />

Arbeit liegt der Schwerpunkt auf der Vorhersage des Zeitpunkts,<br />

ab wann das Gussteil sich von der Kokillenwand löst sowie auf<br />

der Beschreibung des Aufschrumpfdrucks auf den Kern im Inneren<br />

des Bauteils. Beides verändert den Wärmefluss über die<br />

angrenzende Fläche maßgeblich, was sich wiederum auf den<br />

Zeitpunkt auswirkt, wann sich das Bauteil von der Kokille ablöst.<br />

Diese Prozesse wurden unter Variation der Beschreibung<br />

der Erstarrungskinetik mittels unterschiedlich ermittelter Festphasenanteile<br />

und durch Variation der Beschreibung des Wärmeübergangskoeffizienten<br />

mittels direkt gekoppelter thermomechanischer<br />

Simulation abgebildet. Es zeigt sich, dass die<br />

mittels Mikrostruktursimulation berechnete Festphasenanteiländerung<br />

sowie der manuell optimierte druck- und spaltabhängige<br />

Wärmeübergangskoeffizient die experimentellen Abkühlkurven<br />

am besten widerspiegeln.<br />

Einleitung<br />

Bei der Erstarrung von Gussbauteilen wird die Wärme über die<br />

Gussteilobefläche entzogen. Der Wärmestrom hängt davon ab,<br />

zu welchem Zeitpunkt sich ein Spalt zwischen Gussteil und Kokille<br />

bildet. Durch die Spaltbildung wird der Wärmestrom stark<br />

reduziert. Andererseits kommt es zu erhöhtem Kontaktdruck<br />

bei verhinderter Kontraktion des Gussteils bspw. durch einen<br />

Kern. Durch den erhöhten Kontaktdruck nimmt der Wärmeübergang<br />

entsprechend zu. Zur Simulation dieser Vorgänge<br />

ist es notwendig, thermische Simulation und mechanische Simulation<br />

in jedem Zeitschritt stark miteinander zu koppeln.<br />

Unter der Voraussetzung, dass die thermomechanischen Eigenschaften<br />

der Al-Legierung mit hoher Genauigkeit bekannt<br />

sind, kann so eine präzise Simulation der Schwindung und des<br />

Verzugs eines Gussteils erfolgen. In dieser Studie werden zunächst<br />

die Daten für die thermische Simulation sowie die Daten<br />

für die thermomechanische Randbedingung variiert und<br />

optimiert. In Bezug auf die Erstarrungskinetik werden unterschiedliche<br />

temperaturabhängige Verläufe für den Festphasenanteil<br />

miteinander verglichen. Der Wärmeübergang wird<br />

zunächst als temperaturabhängig und in einem zweiten Fall<br />

als spalt- und druckabhängig angenommen.<br />

Stand der Technik<br />

Die Betrachtung der Problemstellung der Wärmeübergänge<br />

zweier Körper gleicher und ungleicher Phasenzustände bis hin<br />

zu numerischen Simulationen entsprechender Vorgänge sind<br />

schon seit Jahrzehnten Bestandteil wissenschaftlicher Arbeiten.<br />

Wärmeübergange werden dabei durch den Wärmeübergangskoeffizienten<br />

(Heat Transfer Coefficient: HTC) beschrie-<br />

98 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


en, für den in der Praxis meistens nur ein einzelner Wert für<br />

den Übergang zwischen zwei Oberflächen angegeben wird.<br />

Dieser Wert beinhaltet die Auswirkungen aller auftretenden<br />

Phänomene wie Wärmeleitung, Konvektion oder Wärmestrahlung<br />

und wird in der Regel in Abhängigkeit von Zeit oder Temperatur<br />

angegeben [1]. Wenn man den Wärmeübergang in<br />

Teilphänomene unterteilt, ergibt sich das thermische Problem<br />

des Energiewiderstands bei mechanischem Kontakt ebener,<br />

mikroskopisch rauer Oberflächen und glatter, makroskopisch<br />

gekrümmter Oberflächen sowie des thermischen Widerstands<br />

für den Fall mikro- und makroskopischer Spaltbildung [2]. Diese<br />

Arbeit behandelt den Fall der Erstarrung einer A356-Aluminiumlegierung<br />

in einer Dauerform.<br />

Spinelli u. a. [3] untersuchten die Einflüsse der Erstarrungsrichtung<br />

auf den Wärmeübergangskoeffizienten. Da in den meisten<br />

Gießprozessen keine global dominante Richtung für den<br />

Wärmeentzug vorliegt, wurden gezielt die beiden Fälle einer<br />

aufwärts und abwärts gerichteten Erstarrung untersucht, um<br />

den Einfluss der Schwerkraft auf den Wärmeübergangskoeffizienten<br />

mit zu berücksichtigen. Der Wärmeübergangskoeffizient<br />

einer abwärts erstarrten Legierung ist dabei nahezu konstant,<br />

während abnehmende Werte bei einer aufwärts erstarrten<br />

Legierung vorliegen.<br />

Bei der Betrachtung des Aufschrumpfens muss der Kontaktdruck<br />

berücksichtigt werden. Dieser Effekt wurde von Ilkhchy<br />

u. a. [4] für A356-Legierungen untersucht. Hierzu wird das Gussteil<br />

nach einer gewissen Wartezeit einseitig mit einer Druckkraft<br />

beaufschlagt, und die Effekte auf den Erstarrungsablauf werden<br />

über Thermoelemente aufgezeichnet. Diese Druckbeaufschlagung<br />

resultiert in zwei Effekten: Zum einen verlagert sich<br />

die Schrumpfungsporosität von der Gussteiloberseite hin zur<br />

Gussteilmitte. Zum anderen sorgt die Druckbeaufschlagung<br />

für eine erhöhte Kontaktfläche zwischen Form bzw. Kern und<br />

Bauteil und somit zu deutlich erhöhten Wärmeübergangskoeffizienten.<br />

Eine generelle Übersicht über die Entwicklung des<br />

HTC in Abhängigkeit von der Druckhöhe untersuchten Aweda<br />

und Adeyemi [5].<br />

Vergleichende Simulationen für die Erstarrung einer Schmelze<br />

unter Berücksichtigung der Spaltbildung wurden auch von<br />

Kron u. a. [6] durchgeführt. Hierbei wurde die Erstarrung einer<br />

quasi-eutektischen AlSi13- und einer AlSi7Mg0,3-Legierung<br />

unter Anwendung verschiedener Modellansätze wie auch verschiedener<br />

Softwarepakete betrachtet. Aus experimentellen<br />

Messdaten wurde für zwei Legierungen zunächst ein zeitabhängiger<br />

HTC(t) ermittelt. Ähnlich wie in den Untersuchungen<br />

von Spinelli [3] zeigt sich hierbei, dass der HTC für die quasieutektische<br />

AlSi13 schneller abfällt als dies für die AlSi7 der Fall<br />

ist, auch wenn die AlSi13 zunächst kurzzeitig einen höheren<br />

Peak erreicht. Zusätzlich erfolgt eine spaltbreitenabhängige<br />

Modellierung des HTC im Softwarepaket Thercast, wo die entstehende<br />

Spaltbreite als Effekt der Volumenkontraktion und<br />

der thermischen Ausdehnung durch thermomechanische Berechnungen<br />

ermittelt wurde.<br />

Durchgeführte Arbeiten<br />

Die Geometrie der öltemperierten Kokille mit Gussteil und Speiser<br />

wird in Bild 17, links, gezeigt. Oberhalb des Bauteils ist ein<br />

Sandkern angeordnet, der auch den Eingussspeiser beeinhaltet.<br />

Innerhalb des Bauteils befindet sich ein Stahlkern und darunter<br />

eine keramische Isolierschicht. Die Kokille ist auf einem<br />

Festphasenanteil (fs)<br />

Temperatur, °C<br />

Bild 18: Festphasenanteil als Funktion der Temperatur für<br />

eine Messung mit einer Abkühlrate von 1 K/min für eine<br />

Simulation nach Scheil sowie für eine thermodynamisch<br />

gekoppelte Phasenfeldsimulation mit Micress.<br />

HTC, W/m²K<br />

HTC Ahmad. u. a.<br />

Temperatur, °C<br />

Bild 19: Wärmeübergangskoeffizient als Funktion der Temperatur<br />

zwischen A356 und einer ungeschlichteten und nicht<br />

temperierten Kokille.<br />

Sockel aufgeschraubt, der sich wiederum auf einer Trägerplatte<br />

befindet. Bild 17, rechts, zeigt das FE-Netz zur thermomechanischen<br />

Simulation mit Abaqus [7] mit etwa 131 000 linearen Tetraederelementen<br />

im Gussteil und 51 000 Elementen in den übrigen<br />

Bauteilen. Aufgrund der Symmetrie kann die Berechnung<br />

auf 1/3 der Geometrie reduziert werden. Zur Berücksichtigung<br />

der Erstarrungskinetik wurde eine benutzerdefinierte Routine<br />

zur Berechnung des Wärmeflusses verwendet, um in Abhängigkeit<br />

des Festphasenanteils die latente Wärme frei zu setzen.<br />

Die Anfangstemperatur der Kokille sowie die Temperatur des<br />

Temperiermediums betragen 30 °C. Das Gussteil und der Speiser<br />

haben eine Anfangstemperatur von 700 °C. Die Art und Weise,<br />

wie die latente Wärme frei gesetzt wird, hängt vom angenommen<br />

Verlauf des Festphasenanteils ab. Es werden drei Varianten<br />

miteinander verglichen (Bild 18). Im ersten Fall handelt es<br />

sich um einen Verlauf, der aus einer Messung einer veredelten<br />

A356-Legierung im Kaloriemeter bei einer Abkühl- und Aufheizrate<br />

von 1 K/min abgeleitet wurde. Es ist zu erkennen, dass<br />

gegenüber der Scheil-Rechnung mit der thermodynamischen<br />

Datenbank TTAl6 [8] sowohl die Liquidustemperatur als auch<br />

die eutektische Temperatur um mehr als 10 °C tiefer liegen. Im<br />

dritten Fall wurden 3-D-thermodynamisch gekoppelte Phasenfeldsimulationen<br />

der Mikrostrukturentwicklung auf der Gefü-<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 99


PORTRÄT<br />

Temperatur, °C<br />

HTC, W/m²K<br />

Druck, MPa<br />

Spalt, mm<br />

Bild 20: Wärmeübergangskoeffizient als Funktion des Drucks und der Spaltbreite<br />

manuell optimiert, sodass experimentelle und simulierte Abkühlkurven gut übereinstimmen.<br />

Experiment<br />

fs Messung<br />

Zeit, s<br />

fs Scheil<br />

1K/min fs Micress<br />

Bild 21: Vergleich zwischen simulierter und experimenteller<br />

Abkühlkurve für unterschiedliche Annahmen zum Verlauf des<br />

Festphasenanteils.<br />

Temperturgradient aufgebracht, sodass<br />

sich eine äquiaxiale Dendritenstruktur im<br />

RVE bildet [10]. Durch die Modellierung<br />

der heterogenen Keimbildung mit einer<br />

Unterkühlung von 3 °C wurde ein deutlich<br />

tieferes Niveau der Temperatur gegenüber<br />

der Scheil-Simulation erzielt. Anschließend<br />

verläuft die Primärerstarrung<br />

der α-Al-Dendriten quasi deckungsgleich<br />

mit der Scheil-Kurve. Die Si-Phase des Eutektikums<br />

wurde als facettiert wachsende<br />

Phase mit einer heterogenen Keimbildungsunterkühlung<br />

von 3 °C modelliert.<br />

Der so ermittelte Festphasenanteilverlauf<br />

unterscheidet sich deutlich sowohl<br />

von der Scheil- als auch der Messkurve.<br />

Da die Funktion für den Festphasenanteil<br />

nur als eindeutig steigende Funktion in<br />

Abaqus eingelesen werden kann, wurde<br />

der Effekt der Rekaleszenz in der Kurve<br />

der Mikrostruktursimulation jeweils beim<br />

Erreichen der Minimaltemperatur so geschnitten, dass eine geringe<br />

Steigung in der Kurve trotz Rekaleszenz vorhanden ist.<br />

Neben der Variation des Festphasenanteils wurden zwei<br />

unterschiedliche Ansätze zur Berücksichtigung des Wärmeübergangskoeffizienten<br />

untersucht. Zur Kokille und zum Kern<br />

hin wurde der von Ahmadein u. a. [11] für eine ungeschlichtete<br />

Kokille angegebene temperaturabhängige Wärmeübergangskoeffizient<br />

verwendet (Bild 19). In der zweiten Variante<br />

wurde der Wärmeübergangskoeffizient als Funktion der lokalen<br />

Spaltbreite und des Aufschrumpfdruckes simuliert. Der<br />

spalt- und druckabhängige Wärmeübergangskoeffizient wurde<br />

manuell so angepasst, dass eine gute Übereinstimmung<br />

mit dem experimentellen Verlauf der Abkühlkurven erreicht<br />

wird (Bild 20). Dabei wurde von folgenden funktionalen Zusammenhängen<br />

ausgegangen:<br />

h = 2000 m K , falls T ≥ T <br />

(1)<br />

Temperatur, °C<br />

Experiment<br />

HTC spalt-/druckabhängig<br />

HTC (T) Ahmadein u.a.<br />

h(p) = h + 3000 W m K (1 − e )<br />

hgap =<br />

λ <br />

λ <br />

h <br />

+ gap<br />

(2)<br />

(3)<br />

λ air<br />

wird hierbei interpoliert zwischen den Werten λ air<br />

(20 °C) =<br />

0,<strong>02</strong> W m -1 K -1 und λ air<br />

(1100 °C) = 0,08 W m -1 K -1 . Die Temperatur<br />

des Gases im Spalt wird als lokaler Mittelwert der beiden Kontaktflächen<br />

angenommen.<br />

Zeit, s<br />

Bild 22: Vergleich zwischen simulierter und experimenteller<br />

Abkühlkurve für unterschiedliche funktionale Annahmen des<br />

Wärmeübergangskoeffizienten.<br />

geskala mit der Software Micress [9] durchgeführt. Hierbei wurde<br />

auf dem repräsentativen Volumenelement von 150 mm 3 eine<br />

konstante Wärmeentzugsrate von 240 J s -1 cm -3 entsprechend<br />

der lokalen makroskopischen Abkühlrate sowie ein zusätzlicher<br />

Ergebnisse<br />

Der Vergleich zwischen experimentell aufgenommenen Abkühlkurven<br />

und simulierten Abkühlkurven wird anhand des mittleren<br />

Thermoelements im unteren Bereich des Bauteils vorgenommen<br />

(Bild 21). Die daneben sitzenden Thermoelemente<br />

sowie die Thermoelemente im oberen Bereich des Gussteils zeigen<br />

den gleichen Trend. Der Vergleich mit dem Festphasenanteil<br />

nach Scheil zeigt, dass das eutektische Plateau bei zu hohen<br />

Temperaturen liegt und sich dies auf den weiteren Verlauf<br />

100 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


der Erstarrung und Abkühlung entsprechend auswirkt. Sowohl<br />

bei dem experimentell als auch beim mittels Mikrostruktursimulation<br />

ermittelten Festphasenanteil werden zunächst die<br />

Keimbildungstemperaturen der Primärphase zu niedrig prognostiziert.<br />

Die Temperaturen der eutektischen Umwandlung<br />

liegen jedoch deutlich näher an der experimentellen Abkühlkurve,<br />

wobei die mittels der Phasenfeldsimulation ermittelte<br />

Festphasenanteilskurve die beste Übereinstimmung ergibt.<br />

In der folgenden Variation der Änderung des funktionalen<br />

Zusammenhangs des Wärmeübergangskoeffizienten wurde der<br />

mittels Micress berechnete Festphasenanteil verwendet. Der experimentell<br />

ermittelte Wärmeübergangskoeffizient nach Ahmadein<br />

u. a. [7] ergibt eine zu schnelle Abkühlung zu Beginn der<br />

Erstarrung und eine zu langsame Abkühlung nach der Erstarrung<br />

(Bild 22). Dies hängt wohl damit zusammen, dass es sich<br />

bei dem Experiment von Ahmadein u. a. um eine ungeschlichtete<br />

und nicht temperierte Kokille handelt. Der manuell optimierte<br />

druck- und spaltabhängige Zusammenhang zeigt eine<br />

gute Übereinstimmung mit dem Experiment. Dies ist auch der<br />

Fall für die weiteren hier nicht gezeigten Messpunkte.<br />

Die Simulation von Spannung und Verzug mit dem Festphasenanteil<br />

nach Micress sowie des druck- und spaltabhängigen<br />

Wärmeübergangskoeffizienten zeigt erwartungsgemäß, dass<br />

die Vergleichsspannung an der Grenzfläche zum Kern hin stark<br />

ansteigt, wodurch sich dort ein hoher Wärmeübergangskoeffizient<br />

ergibt (Bild 23). Der Spalt ist ungleichmäßig über die<br />

Höhe des Bauteils ausgebildet. Insbesondere im oberen massiven<br />

Bereich des Bauteils ist der Spalt besonders groß, weshalb<br />

die Abkühlung in diesem Bereich zusätzlich durch die große<br />

Spaltbreite verringert wird.<br />

Zusammenfassung und Ausblick<br />

Die Qualität einer thermomechanischen Bauteilsimulation hängt<br />

maßgeblich von der Qualität der Werkstoffeigenschaften und<br />

der Randbedingungen ab. Es wurde gezeigt, dass in Bezug auf<br />

das Abkühlverhalten die mittels Mikrostruktursimulation berechneten<br />

Festphasenanteile die beste Übereinstimmung ergeben.<br />

Eine einfache Übertragung des temperaturabhängigen<br />

Wärmeüberangangskoeffizienten, ermittelt in einem anderen<br />

Experiment, scheiterte daran, dass es sich dort um eine ungeschlichtete<br />

und nicht temperierte Kokille handelte. Eine manuelle<br />

Anpassung des spalt- und druckabhängigen Wärmeüberganskoeffizienten<br />

zeigte eine sehr gute Übereinstimmung mit<br />

den gemessenen Abkühlkurven. In weiteren Simulationen sollen<br />

eine automatische Optimierung des Wärmeübergangskoeffizienten<br />

erfolgen sowie der nunmehr auch experimentell ermittelte<br />

spalt- und druckabhängige Wärmeübergangskoeffizient<br />

mit den Messwerten verglichen werden.<br />

Die vorgestellten Untersuchungen wurden im Rahmen des Sonderforschungsbereichs<br />

SFB1120 „Bauteilpräzision durch Beherrschung<br />

von Schmelze und Erstarrung in Produktionsprozessen“<br />

an der RWTH Aachen durchgeführt und durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

e.V. (DFG) finanziert. Für die Förderung und<br />

Unterstützung sei an dieser Stelle gedankt.<br />

Dr.-Ing. Björn Pustal, Gießerei-Institut, RWTH Aachen University,<br />

H. Behnken, Access e.V., Aachen, Thomas Vossel M.Sc, Gießerei-Institut,<br />

RWTH Aachen University, Dr.-Ing. Gottfried Laschet, Access<br />

Bild 23: Mises-Vergleichsspannung und Verzug des Bauteils,<br />

skaliert mit einem Faktor 10 nach 600 s Abkühlung.<br />

e.V., Aachen, Dipl.-Ing. Nino Wolff und Prof. Dr.-Ing. Andreas Bührig-<br />

Polaczek, Gießerei-Institut, RWTH Aachen University<br />

Literatur<br />

[1] Vasileiou, A.; Vosniakos, G.-C.; Pantelis, D.: Determination of local heat<br />

transfer coefficients in precision castings by genetic optimisation aided by<br />

numerical simulation. Proc. IMechE, Part C: J Mechanical Engineering Science<br />

229 (2015), S. 735-750.<br />

[2] Yovanovich, M. M.: Four decades of research on thermal contact, gap,<br />

and joint resistance in microelectronics. IEEE Transaction on Comp. Pack.<br />

Techn. 28 (2005), S. 182-206.<br />

[3] Spinelli, J. E.; Ferreira, I. L.; Garcia, A.: Evaluation of heat transfer<br />

coefficients during upward and downward transient directional<br />

solidification of Al-Si alloys. Struct Multidisc Optim 31 (2006), S. 241-248.<br />

[4] Ilkhchy, A. F.; Jabbari, M.; Davami, P.: Effect of pressure on heat transfer<br />

coefficient at the metal/mold interface of A356 aluminum alloy. International<br />

Communications in Heat and Mass Transfer 39 (2012), S. 705-712.<br />

[5] Aweda, J.; Adeyemi, M.: Experimental determination of heat transfer<br />

coefficients during squeeze casting of aluminium. Journal of Materials<br />

Processing Technology 209 (2009), S. 1477-1483.<br />

[6] Kron, J.; Bellet, M.; Ludwig, A.; Pustal, B.; Wendt, J.; Frederiksson, H.:<br />

Comparison of numerical simulation models for predicting temperature<br />

in solidification analysis with reference to air gap formation. International<br />

Journal of CastMetals Research 17 (2004), S. 295-310.<br />

[7] Abaqus, Simulia, Dassaut Systèmes, France, version 6.14, 2014.<br />

[8] ThermoCalc, version <strong>2017</strong>a, Sweden, <strong>2017</strong>.<br />

[9] MICRESS, MICRostructure Evolution Simulation Software, version 6.3,<br />

www.micress.de.<br />

[10] Laschet, G.; Vossel, T.; Wolff, N.; Apel, M.; Bührig-Polaczek, A.: Multiscale<br />

solidification simulation of an axisymmetric A356 component in die<br />

casting; Proc. of the 6. Decennial Int. Conf. on Solidification Processing<br />

(SP17), Old Windsor, UK, <strong>2017</strong>. S. 576-580.<br />

[11] Ahmadein, M.; Pustal, B.; Wolff, N.; Bührig-Polaczek, A.: Determination<br />

and verification of the gap dependent heat transfer coefficient during<br />

permanent mold casting of A356 aluminum alloy. Mat. Sci. and Eng. Techology<br />

(<strong>2017</strong>), accepted.<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 101


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GROSSE<br />

<strong>GIESSEREI</strong>TECHNISCHE<br />

TAGUNG 2018<br />

26. und 27. April<br />

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Österreich · Schweiz · Deutschland<br />

Kontakt und weitere Auskünfte:<br />

Verein Deutscher Giessereifachleute (VDG)<br />

Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG)<br />

Gabriela Bederke<br />

gabriela.bederke@bdguss.de<br />

Tel: +49 (0)211/68 71-332<br />

Fax: +49 (0)211/68 71-40-332<br />

Österreichisches Gießerei-Institut (ÖGI)<br />

Michaela Luttenberger<br />

office@ogi.at<br />

Tel: +43 (0) 3842 43101-0<br />

Fax: +43 (0) 3842 43101-1


SPECIAL<br />

FOTO: BDG/DARIUS SOSCHINSKI<br />

Aktuelle<br />

Forschungsaktivitäten<br />

Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen in kompakter Form vor:<br />

Forschungsprojekte<br />

Weitere Forschungsaktivitäten


FORSCHUNGSPROJEKTE<br />

a<br />

GRAFIK: TUBA FREIBERG<br />

b<br />

Bild 1: Phasendiagramm Al-Zn mit großer Mischungslücke.<br />

Legierungsentwicklung von<br />

Aluminium-Zink-Gusslegierungen<br />

Bild 2: AlZn10Si8Mg-Kokillenguss: a) ungeätzt, b) geätzt.<br />

FOTO: TUBA FREIBERG<br />

Technische Universität Bergakademie Freiberg,<br />

Gießerei-Institut, Freiberg<br />

Laufzeit: Juni 2016 bis Juni 2019<br />

Vor dem Hintergrund steigender Bauteilkomplexität, verbunden<br />

mit Leichtbau und steigenden Anforderungen<br />

an die mechanischen Eigenschaften, haben sich aus der<br />

Vielzahl der Aluminium-Gusslegierungen insbesondere die<br />

AlSi-Gusslegierungen für viele innovative Schlüsselanwendungen,<br />

wie z. B. den Fahrzeugbau, etabliert. Ausschlaggebend<br />

für die Legierungsauswahl ist vorrangig auch die vorteilhafte<br />

Kombination aus hohen Festigkeitseigenschaften bei<br />

guten Gießeigenschaften.<br />

Für eine Vielzahl von Gussteilen werden die geforderten<br />

hohen mechanischen Eigenschaften jedoch erst durch eine<br />

nachfolgende energieintensive Wärmebehandlung erreicht.<br />

Die damit verbundenen logistischen Mehrkosten und der<br />

höhere Energieverbrauch wurden bisher weitgehend akzeptiert.<br />

Steigende Energiekosten, der internationale Wettbewerb<br />

und Forderungen zur Ressourceneffizienz in der Produktion<br />

führen zunehmend zu einer kritischen Hinterfragung dieser<br />

konventionellen Techniken.<br />

Ein großes Potenzial der Energieeinsparung bei der Gussteilproduktion<br />

lässt sich durch die Verwendung sogenannter<br />

selbsthärtender Aluminium-Gusslegierungen erschließen. Mit<br />

diesen Legierungen werden ohne aufwendiges Lösungsglühen<br />

mechanische Kennwerte erreicht, die auf dem Niveau der<br />

AlSi-Legierungen mit Wärmebehandlung liegen. Zu den<br />

selbsthärtenden Legierungen zählen z. B. Legierungen aus<br />

dem System Al-Zn-Mg. Die bislang verfügbaren Gusslegierungen<br />

aus diesem System zeigen jedoch schlechte Gießeigenschaften,<br />

insbesondere schränken die vergleichsweise hohe<br />

Warmrissneigung und die Anfälligkeit hinsichtlich der Spannungsrisskorrosion<br />

die Anwendung ein.<br />

Ziel dieses Projektes ist die anforderungsgerechte und<br />

wirtschaftliche Herstellung von duktilen Aluminium-Gussteilen<br />

unter Einsparung des energieintensiven Lösungsglühens. Die<br />

wissenschaftlich-technischen Untersuchungen im Rahmen der<br />

von der ESF geförderten interdisziplinären Nachwuchsforschergruppe<br />

„Ganzheitliche Implementierung ressourceneffizienter<br />

Formgebungsverfahren“ konzentrieren sich auf verfahrensund<br />

werkstoffspezifische Legierungsentwicklungen der bislang<br />

gießtechnisch schwierig zu verarbeitenden selbsthärtenden<br />

AlZn-Gusslegierungen (Bilder 1 und 2).<br />

Diese Arbeit wird mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />

(ESF) und der Sächsischen Aufbaubank (SAB) unter der Projektnummer<br />

10<strong>02</strong>70111 gefördert.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr.-Ing. Andreas Keßler<br />

Technische Universität Bergakademie Freiberg<br />

Gießerei-Institut<br />

Bernhard-von-Cotta-Straße 4, 09599 Freiberg<br />

Tel.: 03731 392855<br />

E-Mail: Andreas.Kessler@gi.tu-freiberg.de<br />

www.gi.tu-freiberg.de<br />

104 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Einfluss von Alterungs-<br />

Herstellungs- und Nachbehandlungsprozessen<br />

auf<br />

die galvanische Beschichtbarkeit<br />

von Zinkdruckguss<br />

Hochschule Aalen Technik und Wirtschaft, Aalen<br />

Forschungsinstitut Edelmetalle + Metallchemie<br />

(fem), Schwäbisch Gmünd<br />

Laufzeit: bis Juni 2019<br />

Das Ziel des Vorhabens besteht in der Untersuchung der<br />

verschiedenen Prozesse im Vorfeld der galvanischen<br />

Beschichtung von Zinkdruckguss, einschließlich des<br />

Gießprozesses bei der Herstellung sowie nachgelagerter Behandlungsschritte<br />

und Alterungsvorgänge, um optimierte Prozessanweisungen<br />

abzuleiten und den komplexen und fehleranfälligen<br />

Gesamtprozess robuster zu gestalten. Dies ist aufgrund<br />

der vielfältigen Anwendungen von Zinkdruckguss, vor<br />

allem auch in dessen Verknüpfung mit oberflächentechnischen<br />

Prozessen, von enormer wirtschaftlicher Bedeutung, vor allem<br />

für die KMU-strukturierten Branchen Gießereitechnik und Lohngalvaniken.<br />

Zu diesem Zweck kooperieren Forschungsvereinigungen<br />

mit Forschungsstellen aus den Bereichen Gießerei<br />

und Galvanotechnik, damit in enger Verknüpfung eine systematische<br />

Betrachtung der Einflussgrößen aus beiden Bereichen<br />

erfolgen kann. Die Legierungsauswahl erfolgt in Absprache<br />

mit dem projektbegleitenden Ausschuss, in dem eine<br />

Reihe von Gussherstellern und Betrieben aus der Galvano- und<br />

Oberflächentechnik vertreten sind. Im Fokus der Untersuchungen<br />

liegt neben den Gießparametern, den Trennmitteln und<br />

der Simulation von Alterungsprozessen auch die Anwendung<br />

neuartiger umweltverträglicher Elektrolyte. Die galvanische<br />

Schichtfolge wird bewusst kritisch geführt, um in der umfassenden<br />

Charakterisierung (Korrosion, Haftung, Defekte) die Robustheit<br />

einer optimierten Vorbehandlung zu prüfen.<br />

· Putzkosten- und Ausschussreduzierung<br />

· Prozesssicheres Abschlagen bis<br />

450 mm Speiserhalsdurchmesser<br />

· Reduzierung der Durchlaufzeiten<br />

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Weitere Informationen:<br />

Prof. Lothar H. Kallien<br />

Hochschule Aalen Technik und Wirtschaft<br />

Beethovenstraße 1<br />

73430 Aalen<br />

Tel. 07361 576-2252<br />

E-Mail: lothar.kallien@hs-aalen.de<br />

www.htw-aalen.de/gta<br />

Dr. Renate Freudenberger<br />

Forschungsinstitut Edelmetalle + Metallchemie (fem)<br />

Katharinenstraße 17<br />

73525 Schwäbisch Gmünd<br />

Tel.: 07171 1006-300<br />

E-Mail: r.freudenberger@fem-online.de<br />

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<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 105


FORSCHUNGSPROJEKTE<br />

a<br />

b<br />

FOTO: UNIVERSITÄT KASSEL<br />

Bild 1: a) ß-Al 5<br />

FeSi-Phasen mit intermetallischen Cu-Einschlüssen, b) Ergebnis einer CT-Analyse mit Bewertung der maximalen<br />

Spannungsüberhöhungen.<br />

Gussdefekte, Gefügeausbildung<br />

und mechanische<br />

Eigenschaften einer recycelten<br />

AlSiCu(Fe)-Gusslegierung<br />

Universität Kassel, Institut für Werkstofftechnik<br />

und Fachgebiet Gießereitechnik, Kassel<br />

Laufzeit: von 2014 bis <strong>2017</strong><br />

Aluminiumlegierungen werden in einem primären Prozess<br />

hergestellt, der sehr viel Energie benötigt. Im Gegensatz<br />

dazu kann Sekundäraluminium durch einen Recyclingprozess<br />

mit nur etwa 10 % der Energie hergestellt<br />

werden. Recycling-Aluminiumlegierungen sind demnach<br />

nachhaltige und umweltschonende Werkstoffe. Wird<br />

Sekundäraluminium in Gussbauteilen verwendet, so kann die<br />

geringere Reinheit des Recycling-Werkstoffs zu Qualitätsproblemen<br />

führen, vor allem dann, wenn diese Bauteile im Zuge<br />

des Leichtbaus immer höheren Beanspruchungen ausgesetzt<br />

sind. Das Hauptproblem bei Recycling-Al-Legierungen<br />

ist es,<br />

dass ein höherer Eisengehalt unvermeidbar<br />

ist, der in Form von<br />

a<br />

intermetallischen Phasen die<br />

mechanischen Eigenschaften<br />

negativ beeinflusst. Die Bedingungen,<br />

unter denen sich diese<br />

Phasen bilden [1, 4] und ihr Einfluss<br />

auf die mechanischen Eigenschaften<br />

[2, 3] sind Gegenstand<br />

aktueller Forschungen.<br />

Ein statistischer Versuchsplan<br />

wurde festgelegt, in dem der Einfluss<br />

der Lösungsglühofentemperatur<br />

und der Zeit auf das Gefüge und die mechanischen<br />

Eigenschaften der recycelten Al-Gussteile analysiert wurde.<br />

Der Temperaturbereich wurde zwischen 495 °C und 525 °C und<br />

der Zeitbereich zwischen 1 h und 7 h variiert. Außerdem wurden<br />

die Wärmebehandlungen mit der Messung der Aufwärmzeit<br />

und der Abkühlgradienten für verschiedene Wassertemperaturen<br />

und Abschreckmittel charakterisiert. Für die Wärmebehandlung<br />

mit höchster Lösungsglühofentemperatur wurden<br />

die Eiseneinschlüsse fragmentiert und aufgelöst, wodurch sich<br />

eine signifikante Verbesserung der Zugfestigkeit und der Bruchdehnung<br />

nach dieser Wärmebehandlung ergab [5].<br />

Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang<br />

die ß-Al 5<br />

FeSi-Einschlüsse, die sich im Schliff als nadelförmige<br />

Gebilde darstellen, während sich in einer dreidimensionalen<br />

Analyse mit dem Computertomographen (CT, Hochdurchsatzröntgenmikroskop<br />

Zeiss Xradia Versa 520) plattenförmige Gebilde<br />

zeigten (s. Bild 1). Diese Gebilde konnten in einer Finite-<br />

Elemente-Analyse quantitativ bewertet werden (Kt-Faktoren in<br />

Bild 1b), wobei sich zeigte, dass lokale Abweichungen von der<br />

plattenförmigen Gestalt die höchsten Spannungsüberhöhungen<br />

lieferten [6]. Allerdings treten weitere Effekte auf, die bei<br />

der Abschätzung der Zuverlässigkeit eines Recycling-Al-Werkstoffs<br />

berücksichtigt werden müssen. Zum einen gibt es zum<br />

Teil deutliche Abweichungen von der plattenförmigen Gestalt<br />

(s. Bild 2a), die dazu führen, dass die zweidimensionale Analyse<br />

der Größe dieser Einschlüsse grundsätzlich nicht ausreichend<br />

genau ist. Dabei ergab eine quantitative Auswertung einer Vielzahl<br />

von Schliffen und CT-Analysen, dass die übliche stereolo-<br />

Bild 2: ß-Al 5<br />

FeSi-Einschlüsse in einer Al-Legierung: a) ohne<br />

Wärmebehandlung, b) nach Wärmebehandlung.<br />

b<br />

GRAFIK: UNIVERSITÄT KASSEL<br />

106 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


a<br />

b<br />

GRAFIK: UNIVERSITÄT KASSEL<br />

Bild 3: Cluster ohne Wärmebehandlung (a), nach Wärmebehandlung (525 °C, 1,5 h) (b).<br />

gische Auswertung von Schliffen typische Abmessungen dieser<br />

relativ komplexen Gebilde deutlich unterschätzt.<br />

Bei der Bewertung des Einflusses der ß-Al 5<br />

FeSi-Einschlüsse<br />

muss auch berücksichtigt werden, dass die isolierte Betrachtung<br />

einzelner Einschlüsse auf der Basis des Schliffbildes<br />

möglich erscheint. Jedoch zeigt die dreidimensionale Analyse,<br />

dass die Eiseneinschlüsse aufgrund der geometrischen Anordnung<br />

in Clustern miteinander wechselwirken können. Zusätzlich<br />

zeigt sich, dass diese Cluster die Bildung von Poren<br />

fördern, da die Permeabilität der Schmelze während des<br />

Gießprozesses durch diese Cluster reduziert wird. Die Effizienz<br />

der Wärmebehandlung bei der Reduktion derartiger Cluster<br />

verdeutlicht Bild 3.<br />

Literatur:<br />

[1] Yu, J. M.; Wanderka, N.; Rack, A.; Daudin, R.; Boller, E.; Markötter,<br />

H.; Manzoni, A.; Vogel, F.; Arlt, T.; Manke, I.; Banhart, J.: Formation<br />

of intermetallic δ phase in Al-10Si-0.3Fe alloy investigated by<br />

in-situ 4D X-ray synchrotron tomography. Acta Materialia 129<br />

(<strong>2017</strong>), S. 194-2<strong>02</strong>.<br />

[2] Ma. Z.; Samuel, A. M.; Doty, H. W.; Valtuerra, S.; Samuel, F. H.:<br />

Effect of Fe content on the fracture behavior of Al-Si-Cu cast alloys.<br />

Materials and Design 57 (2014), S. 366-272.<br />

[3] Li, Z.; Limodin, N.; Tandjaoui, A.; Quaegebeur, P.; Osmond, P.;<br />

Balloy, D.: Influence of Sr, Fe, Mn content and casting process on<br />

the microstructures and mechanical properties of AlSi7Cu3. Materials<br />

Science and Engineering A689 (<strong>2017</strong>), S. 286-297.<br />

[4] Samuel, A. M.; Doty, H. W.; Valtierra, S.; Samuel, F.: Beta Al 5<br />

Fe-<br />

Si phase platelets-porosity formation relationship in A319.2 type<br />

alloys. International Journal of Metal Casting 11 (<strong>2017</strong>), S. 1-16.<br />

[5] Bacaicoa, I.; Luetje, M.; Dwivedi, P. K.; Geisert, A.; Zeismann, F.;<br />

Fehlbier, M.; Brueckner-Foit, A.: Effect of non-equilibrium heat<br />

treatments on microstructure and tensile properties of an Al-Si-<br />

Cu alloy. Mater. Sci. Eng. A673 (2016), S. 562-571.<br />

[6] Bacaicoa, I.; Luetje, M.; Wicke, M.; Geisert, A.; Fehlbier, M.;<br />

Brueckner-Foit, A.: Characterization of casting defects in Fe-rich<br />

Al-Si-Cu alloys by microtomography and finite element analysis.<br />

Eng. Fract. Mech. (DOI: 10.1016/j.engfracmech.<strong>2017</strong>.03.015).<br />

Weitere Informationen:<br />

Dipl.-Ing. Inigo Bacaicoa<br />

Universität Kassel<br />

FB 15 – Institut für Werkstofftechnik<br />

Qualität und Zuverlässigkeit<br />

Sophie-Henschel-Haus<br />

Mönchebergstr. 3<br />

34125 Kassel<br />

Tel.: 0561 804 3505<br />

E-Mail: i.bacaicoa@uni-kassel.de<br />

www.uni-kassel.de<br />

Dipl.-Ing. Andreas Geisert<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet Gießereitechnik GTK<br />

Emder Str. 1<br />

34225 Baunatal<br />

Tel.: 0561 804-7794<br />

E-Mail: a.geisert@uni-kassel.de<br />

www.gtk.uni-kassel.de<br />

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<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 107


FORSCHUNGSPROJEKTE<br />

Multifunktionale Filter für die<br />

Metallschmelzefiltration<br />

Technische Universität Bergakademie Freiberg,<br />

Gießerei-Institut, Freiberg<br />

Laufzeit: Juli 2015 bis Juni 2019<br />

Nichtmetallische Einschlüsse können in Stahl- und Aluminiumgusswerkstoffen<br />

insbesondere bei zyklischer<br />

Belastung zu einer erheblichen Reduzierung der mechanischen<br />

Eigenschaften führen und somit die Belastbarkeit<br />

von hochbeanspruchten Sicherheitsbauteilen wesentlich einschränken<br />

(Bild 1).<br />

Das Ziel des von der DFG geförderten Sonderforschungsbereiches<br />

920 ist die Entwicklung von intelligenten Filterwerkstoffen<br />

bzw. Filtersystemen für eine signifikant höhere Reinheit<br />

von Metallschmelzen. Dabei soll mittels funktionalisierter<br />

Filteroberflächen auf Basis aktiver keramischer Beschichtungen<br />

(Beschichtungen mit den Einschlüssen ähnlicher Chemie)<br />

die Abscheidung anorganischer nichtmetallischer Einschlüsse<br />

erheblich verbessert werden (Bild 2).<br />

Einen weiteren Beitrag leisten reaktive Filteroberflächen,<br />

die mit den in den Schmelzen gelösten Gasen reagieren, wodurch<br />

Gasverunreinigungen und Einschlüsse, die unterhalb<br />

der Liquidustemperatur der Metallschmelzen generiert werden,<br />

deutlich reduziert werden können. Dies ermöglicht die<br />

Erzeugung von fehlerfreien Werkstoffen und somit die Fertigung<br />

von innovativen Sicherheits- und Leichtbaukonstruktionen.<br />

Im Rahmen eines Teilprojektes des SFB 920 führt das Gießerei-Institut<br />

in Kooperation mit anderen Teilprojekten grundlegende<br />

Untersuchungen zur Wirksamkeit der neuartigen Filterwerkstoffe<br />

durch. Über Niederdruckgießversuche erfolgt<br />

die Messung des dynamischen Wärmeübergangs zwischen Filter<br />

und Metallschmelze in Abhängigkeit von Strömungsgeschwindigkeit<br />

und Filtertyp.<br />

Weiterhin werden die neuentwickelten Filtersysteme in umfangreichen<br />

Test auf ihre thermomechanische Stabilität hin erprobt.<br />

Ebenso wird das Erosionsverhalten näher betrachtet.<br />

Mittels modernster Messanalytik, wie LiMCA und Prefil/PoD-<br />

FA werden die nichtmetallischen Einschlüsse vor und nach dem<br />

Filter detektiert, somit wird die Filtrationseffizienz der funktionalisierten<br />

Filter ermittelt.<br />

Einen weiteren Schwerpunkt bilden Untersuchungen zur<br />

Auswirkung von nichtmetallischen Einschlüssen auf die mechanischen<br />

Eigenschaften der Gusswerkstoffe. Unter Variation<br />

der Art, Größe und Verteilung der nichtmetallischen Einschlüsse<br />

werden in Ermüdungslebensdauerversuchen sowie<br />

Bild 1: Anriss, ausgehend von nichtmetallischem Einschluss.<br />

Bild 2: Filter nach Eintauchversuch: (A+B) Filter, (C) keramische<br />

Beschichtung, (D+E) abgeschiedene nichtmetallische Partikel.<br />

in statischen und dynamischen Versuchen die jeweiligen Kennwerte<br />

ermittelt und wichtige Einflussgrößen identifiziert.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr.- Ing. Andreas Keßler<br />

Technische Universität Bergakademie Freiberg<br />

Gießerei-Institut<br />

Bernhard-von-Cotta-Straße 4, 09599 Freiberg<br />

Tel.: 03731 392855<br />

E-Mail: Andreas.Kessler@gi.tu-freiberg.de<br />

www.gi.tu-freiberg.de<br />

FOTOS: TUBA FREIBERG<br />

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108 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Verschleißfeste Keramik-<br />

Stahlguss-Verbundwerkstoffe<br />

Technische Universität Bergakademie Freiberg,<br />

Gießerei-Institut, Freiberg<br />

Laufzeit: 2016 bis 2<strong>02</strong>0<br />

Bild 1: Mit TRIP-Stahl infiltrierte Keramiken; links: keramische Schäume,<br />

rechts: lose Keramiken.<br />

FOTO: TUBA FREIBERG<br />

Im Sonderforschungsbereich TRIP-Matrix-Composite (SFB<br />

799) wird an der Fusion von hochlegierten TRIP/TWIP-Stählen<br />

mit Zirkondioxid-Keramiken geforscht. Ziel ist dabei, durch<br />

neue Prozesse Hochleistungs-Verbundwerkstoffe zu entwickeln,<br />

die schließlich in den Bereichen der Mobilität und des<br />

Maschinenbaus eingesetzt werden können, wo die ausgezeichnete<br />

Festigkeit sowie die Zähigkeit der TRIP/TWIP-Stähle<br />

in Kombination mit der hohen Härte und Schadenstoleranz der<br />

Keramiken genutzt werden kann.<br />

Bei der Vereinigung von umwandlungsfähigen Stählen und<br />

Keramiken zu neuartigen Verbundwerkstoffen werden Methoden<br />

der Pulvermetallurgie, keramische Technologien sowie<br />

Methoden der Stahlschmelzeinfiltration angewendet.<br />

Auf dem Gebiet der Stahlschmelzeinfiltration steht die<br />

schmelztechnische Verbindung und Erprobung von keramischen<br />

Makrostrukturen mit anwendungsoptimierten Stahlgusslegierungen<br />

im Fokus der Forschung. Das zentrale Ziel ist<br />

dabei die Entwicklung eines anwendungsnahen Prototyps mit<br />

lokaler keramischer Verstärkung durch Infiltration (Bild 1).<br />

In Kooperation mit einer Stahlgießerei werden Versuchsteile<br />

für Zerkleinerungs- und Fördermaschinen entworfen, optimiert<br />

und schließlich in der Anwendung erprobt. Zeit- und personalaufwendige<br />

Auftragsschweißungen bzw. ein häufiges Austauschen<br />

der Verschleißteile können durch den Einsatz dieser<br />

Werkstoffe reduziert werden.<br />

Im bisherigen Verlauf der Forschungsarbeiten wurden die<br />

Grundsteine für die Entwicklung des anwendungsnahen Prototyps<br />

gelegt. So konnten beispielsweise durch Legierungszusätze<br />

die Viskosität, der Benetzungswinkel und auch die Oberflächenspannung<br />

der Schmelze herabgesetzt werden, was wiederum<br />

die Infiltration der Keramiken positiv beeinflusst. Es konnte<br />

außerdem festgestellt werden, dass das Verschleißverhalten<br />

der TRIP-Matrix-Composite im Vergleich zu anderen Hartgusswerkstoffen,<br />

wie z. B. Ni-Hard, deutlich besser ist, da die Randschicht<br />

des TRIP-Werkstoffes durch die abrasive Beanspruchung<br />

martensitisch umwandelt, wobei dieser Effekt durch das Einbringen<br />

der Keramiken zusätzlich verstärkt wird (Bild 2). Im Inneren<br />

des Gusskörpers befindet sich weiterhin metastabiler<br />

Austenit, welcher sich durch gute Bruchdehnungen auszeichnet.<br />

Im weiteren Verlauf des Forschungsprojektes werden geeignete<br />

Gusslegierungen entwickelt, die optimal an die gestellten<br />

Anforderungen eines Verschleißwerkzeuges angepasst sind<br />

und dabei möglichst einen geringen Gehalt an Legierungsmitteln<br />

haben, um den Kostenfaktor so gering wie möglich zu<br />

halten. Neben der Legierungsentwicklung wird die Gestalt des<br />

Gusskörpers an die Rahmenbedingungen angepasst und optimiert.<br />

Als Rahmenbedingungen sind die Aufheiztemperaturen<br />

Bild 2: Verschleißverhalten verschiedener Werkstoffe,<br />

ermittelt im Ring-Klotz-Versuch.<br />

der Preform oder der kompletten Form, die Eingießtemperatur<br />

und die sich daraus ergebende Infiltrationsfließlänge zu ermitteln.<br />

Diese bestimmt maßgeblich, welche Dimensionen die<br />

keramischen Verstärkungen im Gussteil annehmen können, da<br />

die Keramiken strömungstechnische Hindernisse darstellen.<br />

Um Kaltlauf zu vermeiden, ist eine optimierte Anschnittauslegung<br />

elementar für das Formfüllen, sodass mittels Simulationsrechnungen<br />

verschiedene Anschnitts- und Speisungstechnologien<br />

erprobt werden sollen. Weitere Schwerpunkte<br />

liegen in der Befestigung der keramischen Eingießkörper in der<br />

Form sowie in der thermischen Optimierung des Infiltrationsprozesses.<br />

Durch das Vorheizen der gesamten Form oder<br />

der Einleger soll eine gießtechnisch optimierte Grenzflächenanhaftung<br />

zwischen Stahlguss und Keramik erreicht werden.<br />

Sobald die technologischen Faktoren zur Fertigung des<br />

Prototyps definiert sind, werden Anwendungsversuche in<br />

Kooperation mit dem Praxispartner durchgeführt und anschließend<br />

ausgewertet.<br />

Weitere Informationen:<br />

Dr.-Ing. Claudia Dommaschk<br />

Technische Universität Bergakademie Freiberg<br />

Gießerei-Institut<br />

Bernhard-von-Cotta-Straße 4, 09599 Freiberg<br />

Tel.: 03731 2446<br />

E-Mail: Claudia.Dommaschk@gi.tu-freiberg.de<br />

www.gi.tu-freiberg.de<br />

GRAFIK: TUBA FREIBERG<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 109


FORSCHUNGSPROJEKTE<br />

GRAFIKEN: RWTH AACHEN<br />

Bild 1: GJS mit runden Grafitkugeln (blaue Pfeilmarkierungen)<br />

und weniger runden Grafitpartikeln (rote Pfeilmarkierungen).<br />

Untersuchung der Grafitnodularität<br />

in Gusseisen mit<br />

Kugelgrafit mittels digitaler<br />

Bildverarbeitung<br />

RWTH Aachen, Gießerei-Institut, Aachen<br />

Projektlaufzeit: März <strong>2017</strong> bis Februar 2019<br />

Bild 2: Möglicher Entscheidungsbaum zur Formklassifizierung.<br />

Die quantitative Bestimmung der Gefügebestandteile<br />

von Gusseisen mit Kugelgrafit (GJS) ist eine wesentliche<br />

Komponente der Materialentwicklung und Qualitätssicherung,<br />

da einerseits die Werkstoff- und Bauteileigenschaften<br />

davon abhängen, andererseits die Anforderungen<br />

der Gussabnehmer erfüllt werden müssen. Das kürzlich angelaufene<br />

AiF-Projekt DIAgraph des Gießerei-Instituts (GI, RWTH<br />

Aachen) und der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik<br />

(GFaI, Berlin) zielt auf die systematische Untersuchung<br />

der Einflussgrößen bei der Ermittlung des Gefügekennwertes<br />

„Nodularität“ von GJS. Zum jetzigen Stand erfolgt die Grafitformbestimmung<br />

durch visuelle Begutachtung nach DIN EN<br />

ISO 945-1 sowie durch Bildanalyse anhand der Vorschläge des<br />

technischen Reports ISO/TS 945-2, die jedoch beide aufgrund<br />

nicht ausreichender Objektivität keine verlässliche und reproduzierbare<br />

Auswertung ermöglichen (Bild 1). Die Implementierung<br />

eines anlernbaren Klassifikators (Bild 2) anhand objektbasierter<br />

Parameter (Fläche, Größe, Rundheit, Streckung,<br />

Konturkrümmung, Beuligkeit, …) soll es ermöglichen, die Grafitpartikel,<br />

insbesondere Sphärolithen, zu identifizieren und Grafitentartungen<br />

anhand bereichsbezogener Informationen<br />

(z. B. Abstand zum nächsten Nachbarn) automatisch zu erkennen.<br />

Die Einflüsse bei der Bildaufnahme und -auswertung von<br />

Gusseisen mit Kugelgrafit werden untersucht und die unterschiedlichen<br />

Ansätze zur Bestimmung der Nodularität miteinander<br />

verglichen und evaluiert. Die entwickelten Algorithmen<br />

(Bild 3) werden von Bildanalyseanbietern und -anwendern<br />

(Gießereien, Testlabore, Abnehmer) in aufeinander aufbauenden<br />

Ringversuchen getestet und ausgewertet. Die Ergebnisse<br />

werden in die bereits angelaufene Normung der digitalen<br />

Bildanalyse und Nodularität (neue Normenvorhaben ISO 945-<br />

2 bzw. 945-4) einfließen, die es den Gießereien ermöglicht, Verfahrensanweisungen<br />

zur schnellen und reproduzierbaren<br />

Bildanalyse von GJS umzusetzen. Eine so standardisierte Vorgehensweise<br />

bei der Grafitformbestimmung erlaubt erstmalig<br />

eine allgemeingültige Qualitätsvereinbarung zwischen Gießerei<br />

und Gussabnehmer, was die Wettbewerbsfähigkeit der zumeist<br />

klein- und mittelständischen Gießereien verbessert.<br />

Weitere Informationen:<br />

Jessica Frieß, M.Sc.<br />

RWTH Aachen<br />

Gießerei-Institut<br />

Intzestraße 5<br />

52072 Aachen<br />

Tel.: <strong>02</strong>41 80 98155<br />

E-Mail: j.friess@gi.rwth-aachen.de<br />

www.gi.rwth-aachen.de<br />

Bild 3: Ein im Schliffbild erscheinendes<br />

„zerstückeltes“ Grafitpartikel (a) wird mit<br />

herkömmlicher Bildanalyse als mehrere<br />

kleine Einzelpartikel (b) erfasst. Mittels<br />

verbesserter Auswertealgorithmen sollen<br />

solche Partikel als dreidimensional<br />

zusammenhängende Partikel (c) erkannt<br />

werden.<br />

110 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


VDD Verband<br />

Deutscher<br />

Druckgießereien<br />

18. Internationaler<br />

Deutscher<br />

Druckgusstag<br />

Foto: Nürnberg Convention Center NCC<br />

Kontakt und weitere Auskünfte zum<br />

18. Internationalen Deutschen Druckgusstag 2018:<br />

Verein Deutscher Druckgießereien (VDD)<br />

Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG)<br />

Hansaallee 203, D-40549 Düsseldorf<br />

Isabelle Kühler<br />

E-Mail: isabelle.kuehler@bdguss.de<br />

Tel.: + 49 (0)211 6871 - 155<br />

Fax: + 49 (0)211 6871 - 409<br />

Terminankündigung<br />

16.–18. Januar 2018<br />

Veranstaltungsort:<br />

Nürnberg Convention Center NCC<br />

www.euroguss.de


FORSCHUNGSPROJEKTE<br />

Charakterisierung von Kugelgrafiteinlagerungen<br />

in Gusseisen<br />

mittels Ultraschall<br />

Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren<br />

IZFP, Saarbrücken<br />

Tabelle 1: Ergebnisse aus Rückstreumessungen mittels Transversal-<br />

bzw. Longitudinalwellen bei 20 MHz bzw. 15 MHz.<br />

Probe Transversal Longitudinal<br />

Fit-Faktor A 0<br />

, % A 0<br />

, %<br />

GJS-400-18LT -0,3<strong>02</strong>7 47,8 48,6736<br />

GJS-400-18RT -0,22669 78,7 60,1565<br />

GJS-700-2 -0,20837 81,8 79,3334<br />

Laufzeit: April bis Mai <strong>2017</strong><br />

Die steigenden Anforderungen an die mechanischen Eigenschaften<br />

von Gusskomponenten fordern eine immer<br />

detailliertere Angabe von Festigkeiten. Gerade im<br />

Leichtbau werden zunehmend örtlich differenzierte Kennwerte<br />

gefordert. Auch in Schadensfällen ist eine genaue Bestimmung<br />

der lokalen Gefüge-Eigenschafts-Beziehungen gefordert,<br />

damit die Schadensursache besser geklärt und vermieden<br />

werden kann. Da die mikrostrukturellen Eigenschaften<br />

des Grundgefüges sowie die Verteilung und Größe der Grafitanteile<br />

in Gusseisen mit Kugelgrafit (GJS) entscheidenden Einfluss<br />

auf die Werkstoffeigenschaften haben, ist eine zerstörungsfreie<br />

lokale Bestimmung dieser Eigenschaften ein großer Gewinn.<br />

Im Rahmen einer durch das europäische Erasmus-Programm<br />

geförderten Masterarbeit wurden am Fraunhofer IZFP erste<br />

Untersuchungen zur Charakterisierung von Kugelgrafit in Eisenguss<br />

durchgeführt. Hierzu wurden Ultraschallstreumessungen<br />

verschiedener Wellenarten eingesetzt. Dies ermöglicht zum<br />

einen die Bestimmung von Grafitgröße und -verteilung und zum<br />

anderen die Untersuchung des Grundgefüges (Matrix), welches<br />

bei GJS sogar primären Einfluss auf die mechanischen Eigenschaften<br />

hat. Zukünftig wird dadurch<br />

die lokale Bestimmung wesentlicher<br />

mechanischer Kennwerte dieser<br />

Werkstoffe ausgehend von den mikrostrukturellen<br />

Eigenschaften möglich.<br />

Bisher werden zur Qualitätskontrolle<br />

von Gusskomponenten lediglich<br />

Schallschwächungsmessungen<br />

anhand von Longitudinalwellen<br />

durchgeführt. Es ist allerdings bekannt,<br />

dass das Grundgefüge auf diese<br />

Messungen nur sehr geringen Einfluss<br />

hat. Dieser Effekt ist vorteilhaft<br />

zur Charakterisierung der Grafiteinschlüsse,<br />

jedoch bedeutet dies auch,<br />

dass zur Bestimmung des Einflusses<br />

der Matrix eine andere Technik nötig<br />

ist.<br />

Durch den Einsatz von Ultraschallrückstreumessungen<br />

von<br />

Transversalwellen konnten am Fraunhofer<br />

IZFP vielversprechende Ergebnisse<br />

erzielt werden. Zur Charakterisierung<br />

der Materialeigenschaften<br />

wurden zum einen die Rückstreuamplitude<br />

und zum anderen der<br />

Rückstreukurvenverlauf betrachtet. Die Rückstreuamplitude<br />

gibt die Signalhöhe A0 nach Schalleintritt in die Probe an (vgl.<br />

Bild 1), während der Rückstreukurvenverlauf durch den exponentiellen<br />

Abfall des Signals beschrieben werden kann. Um<br />

letzteren zu quantifizieren, wurde das Signal mit einer Exponentialfunktion<br />

gefittet und der so bestimmte Koeffizient (Fit-<br />

Faktor) zur Beschreibung verwendet.<br />

Während der Abschlussarbeit wurden drei verschiedene<br />

Proben aus Gusseisen mit Kugelgrafit untersucht. Verwendet<br />

wurden die ferritischen Sorten EN-GJS-400-18RT und EN-GJS-<br />

400-18LT sowie die perlitische Sorte EN-GJS-700-2.<br />

Wie Tabelle 1 zu entnehmen ist, korrelieren die gemessenen<br />

Rückstreuamplituden sowohl transversal als auch longitudinal<br />

sehr gut mit den mittleren Streuer-, d. h. Grafitgrößen.<br />

Diese wurden zum leichteren Einschätzen der Ergebnisse anhand<br />

von Schliffbildern der einzelnen Proben charakterisiert<br />

(Tabelle 2). Es ist allerdings auch zu erkennen, dass die Werte<br />

der transversalen Messung von GJS-400-18RT und GJS-700-2<br />

trotz unterschiedlicher Streuergrößen dicht beieinander liegen.<br />

Dies kann auf folgende Effekte zurückzuführen sein: In erster<br />

Linie verstärkt der Einfluss der maximal großen Grafitsphären<br />

Bild 1: Rückstreumessung mittels Transversalwellen bei einer Prüffrequenz von 20 MHz.<br />

GRAFIK: FRAUNHOFER IZFP<br />

112 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


die Streuung in der Probe aus GJS-400-<br />

18RT – dieser Effekt sollte sich auch in<br />

der longitudinalen Messung niederschlagen.<br />

Das ist hier allerdings nicht der Fall,<br />

daher ist ein Einfluss bedingt durch die<br />

unterschiedlichen Gefüge sehr wahrscheinlich.<br />

Dieser Effekt wurde jedoch<br />

nicht systematisch untersucht.<br />

Der charakteristische Kurvenverlauf<br />

schlägt sich in einem deutlich abweichenden<br />

Fit-Faktor der Probe aus GJS-400-<br />

18LT nieder. Dieses Resultat ist bisher ungeklärt und muss vor<br />

einer abschließenden Bewertung in einer größer angelegten<br />

Studie weiter untersucht werden, um die gewonnen Werte abzusichern.<br />

Zur Quantifizierung dieser Ergebnisse, insbesondere<br />

im Hinblick auf die genaue Bestimmung der Kugelgrafitgröße<br />

und -verteilung, sind umfangreichere Probensätze erforderlich,<br />

vor allem, um eine Skalierung des gefundenen<br />

Rückstreukontrastes zu ermöglichen.<br />

Die erzielten Erkenntnisse sind aussichtsreich und somit sollte<br />

der Einfluss der Matrix mit beiden Wellenmoden erkannt werden<br />

können. Die Ultraschallrückstreuung bietet in jedem Fall<br />

eine einfach zu handhabende Methode, um zumindest den oberflächennahen<br />

Gefügezustand von Gusseisen mit Kugelgrafit zu<br />

kontrollieren. Durch die Wahl verschiedener Prüffrequenzen ist<br />

eine Variation der Eindringtiefe des Schalls, aber auch eine<br />

Steuerung der Messempfindlichkeit erzielbar.<br />

Tabelle 2: Bestimmung von Grafitgröße und -verteilung anhand von Schliffbildern.<br />

Probe Phase Volumenanteil, Mittlere Maximale<br />

% Streuergröße, µm Streuergröße, µm<br />

GJS-400-18LT Grafit 14,74 25,78 55,08<br />

GJS-400-18RT Grafit 12,95 36,78 89,79<br />

GJS-700-2 Grafit 15,23 51,56 67,12<br />

Theoretisch denkbar ist künftig in ähnlicher Weise die Detektion<br />

von Grafitentartungen wie z. B. Chunky-Grafit oder die<br />

Bestimmung der Nodularität bestimmter Gusssorten.<br />

Unser Dank gilt der G. Siempelkamp GmbH & Co. KG für<br />

die Bereitstellung der Proben, der Firma Q NET Engineering<br />

und insbesondere Herrn Prof. Dr. Kröning für die unterstützende<br />

Betreuung.<br />

Weitere Informationen:<br />

Miriam Weikert-Müller, M. Sc.<br />

Fraunhofer-Institut für Zerstörungsfreie Prüfverfahren IZFP<br />

Abt. Materialcharakterisierung<br />

Ultraschallverfahren zur Materialcharakterisierung<br />

Campus E3 1<br />

66123 Saarbrücken<br />

Tel.: 0681 93<strong>02</strong>-3835<br />

E-Mail: miriam.weikert-mueller@izfp.fraunhofer.de<br />

www.izfp.fraunhofer.de<br />

Taschenbuch der<br />

Gießerei-Praxis<br />

49,90 €<br />

Herausgaber:<br />

Dipl.-Ing. Simone Franke<br />

<strong>2017</strong> · 11,5 x 16,0 cm<br />

685 Seiten<br />

Seit über 60 Jahren ist dieses<br />

einzigartige Taschenbuch ein<br />

praktisches Arbeitsmittel für<br />

Fachleute und Entscheider des<br />

Gießereiwesens sowie ein kompetenter<br />

Begleiter in Studium,<br />

Lehre und Forschung.<br />

Giesserei-Verlag GmbH<br />

Sohnstraße 65 · 4<strong>02</strong>37 Düsseldorf<br />

Tel.: +49 211 6707- 527 · Fax: +49 211 6707- 582<br />

E-Mail: gabriele.wald@stahleisen.de<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 113


WEITERE FORSCHUNGSAKTIVITÄTEN<br />

Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Forschungsprojekte<br />

Präzision aus Schmelze<br />

Teilprojekt B08: Untersuchung<br />

präzisionsbestimmender Faktoren<br />

zur Minimierung von<br />

Verzug im Kokillen- und Druckgussprozess<br />

Teilprojekt B09: Thermomechanische<br />

Mehrphasensimulation<br />

mit lokaler Berechnung<br />

von Werkstoffeigenschaften<br />

zur Vorhersage und<br />

Minimierung des Verzugs von<br />

Gussbauteilen<br />

Thomas Vossel M.Sc.<br />

Nino Wolff M.Sc.<br />

RWTH Aachen<br />

Gießerei-Institut<br />

Intzestraße 5<br />

52072 Aachen<br />

E-Mail: t.vossel@gi.rwth-aachen.de<br />

Tel.: <strong>02</strong>41 80 94067<br />

Fax.: <strong>02</strong>41 80 92276<br />

www.gi.rwth-aachen.de<br />

RWTH Aachen<br />

Gießerei-Institut<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

SFB 1120<br />

1. Phase<br />

1. Juli 2014 bis<br />

30. Juni 2018<br />

Qualitative und quantitative<br />

Bestimmung von Einschlüssen<br />

in Aluminium mittels Einzelfunken-Spektrometrie<br />

Frank Schmidt<br />

RWTH Aachen<br />

Gießerei-Institut<br />

Intzestraße 5<br />

52072 Aachen<br />

E-Mail: f.schmidt@gi.rwth-aachen.de<br />

Tel.: <strong>02</strong>41 80 95887<br />

Fax: <strong>02</strong>41 80 92276<br />

www.gi.rwth-aachen.de<br />

RWTH Aachen<br />

Gießerei-Institut und<br />

projektbegleitender<br />

Ausschuss<br />

AiF – IGF-Forschungsvorhaben<br />

1. Januar <strong>2017</strong><br />

bis 31. Dezember<br />

2018<br />

Qualitative und quantitative<br />

Bestimmung von Einschlüssen<br />

in Aluminium mittels Einzelfunken-Spektrometrie<br />

– Teil II<br />

Friederike Feikus M.Sc.<br />

RWTH Aachen<br />

Gießerei-Institut<br />

Intzestraße 5<br />

52072 Aachen<br />

E-Mail: f.feikus@gi.rwth-aachen.de<br />

Tel.: <strong>02</strong>41 80 97147<br />

Fax.: <strong>02</strong>41 80 92276<br />

www.gi.rwth-aachen.de<br />

RWTH Aachen<br />

Gießerei-Institut<br />

AiF – IGF-Forschungsvorhaben<br />

1. Dezember<br />

2016 bis<br />

31. Mai 2019<br />

AMAP Projekt P10: Hollow<br />

structural Al-castings in HPDC<br />

Prof. Lothar Kallien<br />

Hochschule Aalen<br />

Beethovenstraße 1<br />

73430 Aalen<br />

E-Mail: lothar.kallien@hs-aalen.de<br />

Tel.: +49 7361 576 2252<br />

www.hs-aalen.de<br />

Projektbeschreibung:<br />

http://www.amap.de/projekte/projekt-10/<br />

Hochschule Aalen,<br />

Advanced metals and<br />

Process GmbH,<br />

Forschungsgesellschaft<br />

Kraftfahrwesen Aachen<br />

GmbH,<br />

RWTH Aachen<br />

Gießereiinstitut, Institut<br />

für Schweißtechnik und<br />

Fügetechnik,<br />

MAGMA Gießereitechnologie<br />

GmbH,<br />

Nemak Europe GmbH<br />

Industrie<br />

2016 bis 2018<br />

Entwicklung der Gasinjektionstechnologie<br />

für Aluminiumdruckgießanwendungen<br />

Prof. Lothar Kallien<br />

Hochschule Aalen<br />

Beethovenstraße 1<br />

73430 Aalen<br />

E-Mail: lothar.kallien@hs-aalen.de<br />

Tel.: +49 7361 576 2252<br />

www.hs-aalen.de<br />

Hochschule Aalen,<br />

KmU-Gießerei,<br />

KmU-Kunststoff<br />

ZiM<br />

2016 bis 2018<br />

114 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Forschungsprojekte<br />

Entwicklung der Kornfeinung<br />

von Stahlschmelzen zur energieeffizienten<br />

Herstellung von<br />

endabmessungsnahen Stahlgussbauteilen<br />

M.Sc Michael Wurlitzer<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für Metallurgie<br />

Robert-Koch-Straße 42<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

E-Mail: michel.wurlitzer@tuclausthal.de<br />

Tel.: +49 (0) 5323 72 3748<br />

Fax.: +49 (0) 5323 72 99 3748<br />

www.tu-clausthal.de<br />

Technische Universität<br />

Clausthal,<br />

ArcelorMittal Hamburg<br />

GmbH,<br />

Böhmer Gusstechnik<br />

GmbH & Co. KG,<br />

Dieckerhoff Guss<br />

GmbH,<br />

Dörrenberg Edelstahl<br />

GmbH,<br />

Edelstahlwerke<br />

Schmees GmbH,<br />

Eisenwerk Hasenclever<br />

& Sohn GmbH,<br />

GussStahl Lienen<br />

GmbH & Co. KG,<br />

Kessler & Co. GmbH,<br />

Reinhard Tweer GmbH,<br />

Schütte Meyer & Co.<br />

Gusstechnik GmbH,<br />

SHB Stahl- und Hartgusswerk<br />

Bösdorf<br />

GmbH,<br />

AiF<br />

März <strong>2017</strong><br />

bis<br />

Aug. 2019<br />

Verbesserung der Erstarrungsund<br />

Gefügemorphologie<br />

über-eutektoider Stähle durch<br />

den gezielten Einsatz heterogener<br />

Keime<br />

Michael Wurlitzer, M.Sc<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für Metallurgie<br />

Robert-Koch-Straße 42<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

E-Mail: michel.wurlitzer@tuclausthal.de<br />

Tel.: +49 (0) 5323 72 3748<br />

Fax.: +49 (0) 5323 72 99 3748<br />

www.tu-clausthal.de<br />

TU Clausthal, Institut<br />

für Metallurgie<br />

IGF 19362<br />

1. März <strong>2017</strong><br />

bis 31. August<br />

2019<br />

Sichere Nutzung des Schwingfestigkeitspotenzials<br />

von dickwandigen<br />

Eisengussbauteilen<br />

aus EN-GJS-400 für die Windenergietechnik<br />

durch verbesserte<br />

Methoden zur rechnerischen<br />

Bewertung der<br />

Beanspruchungsmehrachsigkeit<br />

Dipl.-Math. Alexandre Bolchoun<br />

Technische Universität Darmstadt<br />

Systemzuverlässigkeit, Adaptronik<br />

und Maschinenakustik SAM<br />

Magdalenenstraße 4<br />

64289 Darmstadt<br />

E-Mail: alexandre.bolchoun@lbf.<br />

fraunhofer.de<br />

Tel.: +49 6151 7058457<br />

www.sam.tu-darmstadt.de<br />

Fraunhofer-Institut für<br />

Betriebsfestigkeit LBF,<br />

TU Darmstadt, Fachgebiet<br />

Systemzuverlässigkeit<br />

IGF 18378N<br />

1. Juli 2016 bis<br />

31. Dezember<br />

2018<br />

Ableitung von synthetischen<br />

Wöhlerlinien für Eisengusswerkstoffe<br />

Dr.-Ing. Christoph Bleicher<br />

Fraunhofer LBF<br />

Bereich Betriebsfestigkeit/Abteilung<br />

Werkstoffe und Bauteile, Gruppe<br />

Bauteilgebundenes Werkstoffverhalten<br />

Bartningstraße 47<br />

64289 Darmstadt<br />

E-Mail: christoph.bleicher@lbf.fraunhofer.de<br />

Tel. +49 6151 705-8359,<br />

Fax.: +49 6151 705-214<br />

www.lbf.fraunhofer.de<br />

Fraunhofer-Institut für<br />

Betriebsfestigkeit LBF,<br />

MFPA Weimar,<br />

Institut für Werkstoffanwendungen<br />

im<br />

Maschinenbau<br />

IGF 19257N<br />

1. November<br />

2016 bis 30.<br />

April 2019<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 115


WEITERE FORSCHUNGSAKTIVITÄTEN<br />

Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Forschungsprojekte<br />

InProGas – Nachhaltige, qualitative<br />

Schutzgasregelung für<br />

Magnesiumschmelzen<br />

Dipl.-Ing. Niklas Schwenke<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7599<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel,<br />

Industriepartner<br />

AiF<br />

Start<br />

Oktober <strong>2017</strong><br />

REVOLUTE – Ultrakompaktes<br />

automatisches Getriebekonzept<br />

M.Sc. Daniel Schlereth<br />

Revolute<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: d.schlereth@revolute.de<br />

Tel.: +49 561 804 7591<br />

Fax: +49 561 804 76<strong>02</strong><br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel,<br />

Revolute<br />

EXIST-Gründerstipendium<br />

durch<br />

Bundesministerium<br />

für Wirtschaft<br />

und Energie<br />

(BMWi)<br />

in Arbeit<br />

Grenzflächeneffekte und Einwachsverhalten<br />

von Magnesiumschwämmen<br />

als<br />

bioresorbierbares Knochenersatzmaterial<br />

M.Sc. Stefan Julmi,<br />

Dr.-Ing. Christian Klose<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Institut für Werkstoffkunde<br />

An der Universität 2<br />

30823 Garbsen<br />

E-Mail: julmiiw.uni-hannover.de<br />

Tel.: 0511 762 3908<br />

LMU München, Chirurgische<br />

und Gynäkologische<br />

Kleintierklinik,<br />

Leibniz Universität Hannover,<br />

Institut für Kontinuumsmechanik<br />

Deutsche<br />

Forschungsgemeinschaft<br />

MA 1175/52-1<br />

1. September<br />

2015 bis 31.<br />

August 2018<br />

Methoden-Kompetenz für den<br />

automobilen Leichtbau durch<br />

hochfesten Aluminiumguss<br />

Prof. Dr.-Ing. Dominique Thevenin<br />

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg<br />

Fak. f. Verfahrens- und Systemtechnik<br />

Inst. F. Strömungstechnik und Thermodynamik<br />

Universitätsplatz 2<br />

39106 Magdeburg<br />

E-Mail: thevenin@ovgu.de<br />

Tel.: 0391 6718570<br />

Fax: 0391 6712840<br />

Otto-von-<br />

Guericke-Universität<br />

Magdeburg<br />

EU – EFRE<br />

Juli 2016 bis<br />

Juni 2018<br />

Teilprojekt „Porenmorphologie<br />

und Bauteilfestigkeit<br />

“Prof. Dr. habil. Ulrich Gabbert<br />

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg<br />

Fakultät für Maschinenbau<br />

Institut für Mechanik<br />

Universitätsplatz 2<br />

39106 Magdeburg<br />

E-Mail: ulrich.gabbert@ovgu.de<br />

Tel.: 0391 6718609<br />

Fax: 0391 6712439<br />

www.ovgu.de<br />

Otto-von-<br />

Guericke-Universität<br />

Magdeburg<br />

Europäische Kommission<br />

1. Oktober<br />

2016<br />

bis<br />

31. März 2018<br />

116 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Forschungsprojekte<br />

Entwicklung eines mobilen Ultraschall-Impulsgebers<br />

zur<br />

gezielten Gefügebeeinflussung<br />

hochbelasteter Aluminium-Gussbauteile<br />

(EmUSIG)<br />

Dr.-Ing. Stefan Scharf<br />

Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg<br />

Fakultät für Maschinenbau<br />

Institut für Fertigungstechnik und<br />

Qualitätssicherung<br />

Universitätsplatz 2<br />

39106 Magdeburg<br />

stefan.scharf@ovgu.de<br />

Tel.: +49 391 6712355<br />

Fax: +49 391 6712420<br />

www.ovgu.de<br />

Otto-von-<br />

Guericke-Universität<br />

Magdeburg<br />

BMWi/AIF 1. Januar 2016<br />

bis<br />

31. Mai 2018<br />

Theorie und Praxis des Druckgusses<br />

168,00 €<br />

Von Boris Nogowizin<br />

2011 · 796 Seiten · 24,5 x 17,0 cm<br />

Dieses Buch beschreibt detailliert das Druckgießverfahren.<br />

Der Bedarf an Druckgussteile für Industrie- und Komsumgüter wächst stetig und<br />

fordert letztlich eine immer höhere Technologie sowie Qualitäts- und Verfahrensansprüche<br />

an die Druckgießmaschine und den Druckguss.<br />

Giesserei-Verlag GmbH<br />

Sohnstraße 65 · 4<strong>02</strong>37 Düsseldorf · Tel.: +49 211 6707- 527 · Fax: +49 211 6707- 582<br />

E-Mail: gabriele.wald@stahleisen.de · www.giesserei.eu<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 117


WEITERE FORSCHUNGSAKTIVITÄTEN<br />

Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Dissertationen<br />

Optimierung von höchstfesten<br />

AlZnMgCu-Legierungen für<br />

den Kokillenguss<br />

Hennadiy Zak<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für Metallurgie<br />

Robert-Koch-Straße 42<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

www.imet.tu-clausthal.de<br />

TU Clausthal<br />

Abgeschlossen<br />

<strong>2017</strong><br />

Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Masterarbeiten<br />

Anwendung selbstorganisierender<br />

künstlicher neuronaler<br />

Netze zur Optimierung der<br />

Cu-Al-Werkstoffe<br />

Hanna Cherednichenko<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für Metallurgie<br />

Robert-Koch-Straße 42<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

www.imet.tu-clausthal.de<br />

TU Clausthal<br />

Abgeschlossen<br />

<strong>2017</strong><br />

Optimierung des Einsatzes von<br />

haubengeglühten Werkstoffen<br />

in der Verzinkungslinie<br />

Bregal 2<br />

Malte Benecken<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für Metallurgie<br />

Robert-Koch-Straße 42<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

www.imet.tu-clausthal.de<br />

TU Clausthal<br />

Abgeschlossen<br />

<strong>2017</strong><br />

Steigerung der Vergießbarkeit<br />

von aluminium- und schwefelhaltigen<br />

Stranggussgüten<br />

durch eine Aluminiumbehandlung<br />

in Tauchrohr<br />

Daniel Schlüter<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für Metallurgie<br />

Robert-Koch-Straße 42<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

www.imet.tu-clausthal.de<br />

TU Clausthal<br />

Abgeschlossen<br />

<strong>2017</strong><br />

Optimierung der mechanischen<br />

Eigenschaften von<br />

Aluminiumlegierungen<br />

Maria Allendorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7598<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel<br />

GTK Universität<br />

Kassel<br />

Juli <strong>2017</strong><br />

118 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Masterarbeiten<br />

3D-Muster/Geometrie-Erkennung<br />

für topologieoptimierte<br />

Bauteile<br />

Purushothaman Thambirajah<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7598<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel,<br />

Cenit AG<br />

Horizon 2<strong>02</strong>0<br />

In Arbeit<br />

Entwicklung einer<br />

Heißkanal-Schmelzezuführung<br />

Wen Chaoyi<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7598<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel,<br />

Industrie<br />

Industrie<br />

In Arbeit<br />

Entwicklung eines innovativen<br />

Messsystems zur Schutzgasanalyse<br />

in Magnesiumöfen<br />

Sandin Florian<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7598<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel<br />

AiF – InProGas<br />

In Arbeit<br />

Maßnahmen zur Energie- und<br />

Kostenreduktion im Schmelzbetrieb<br />

Yunus Akyürek<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7598<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel,<br />

Industrie<br />

Industrie<br />

In Arbeit<br />

Michael Demel<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7598<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel<br />

Untersuchungen zu einem<br />

neuen, innovativen Kühlkonzept<br />

für ein Druckgusswerkzeug<br />

Industrieförderkreis<br />

GTK<br />

In Arbeit<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong> 119


WEITERE FORSCHUNGSAKTIVITÄTEN<br />

Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Bachelorarbeiten<br />

Investigation of hot tearing<br />

formation in Al-Zn Alloys<br />

Gal Dolinar<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für Metallurgie<br />

Robert-Koch-Straße 42<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

www.imet.tu-clausthal.de<br />

TU Clausthal<br />

Abgeschlossen<br />

<strong>2017</strong><br />

Die Bildung intermetallischer<br />

Phasen an der flüssig-festen<br />

Grenze Aluminium – Kupfer<br />

Jan-Hendrik Ziebarth<br />

Technische Universität Clausthal<br />

Institut für Metallurgie<br />

Robert-Koch-Straße 42<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

www.imet.tu-clausthal.de<br />

TU Clausthal<br />

Abgeschlossen<br />

<strong>2017</strong><br />

Technologiequalifizierung von<br />

Fertigungsverfahren mit thixotroper<br />

Aluminiumschmelze<br />

Daniel Schmidt<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7606<br />

www.uni-kassel.de<br />

Industrie,<br />

GTK Universität Kassel<br />

Industrie<br />

April 2016<br />

Entwicklung eines Prüfstands<br />

für die Herstellung thixotroper<br />

Aluminiumschmelzen<br />

Michael Weißhaar<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7606<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel<br />

GTK Universität<br />

Kassel<br />

In Arbeit<br />

Entwicklung Schaltmechanismus<br />

für ein innovatives Getriebe<br />

Kraipot Saita<br />

M.Sc. Daniel Schlereth<br />

Revolute<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: d.schlereth@revolute.de<br />

Tel.: +49 561 804 7591<br />

Fax: +49 561 804 76<strong>02</strong><br />

www.uni-kassel.de<br />

Revolute,<br />

GTK Universität Kassel<br />

Revolute<br />

In Arbeit<br />

Entwicklung eines Viskosimeters<br />

für den Einsatz im SSR-Verfahren<br />

Stefan Arndt<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7606<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel<br />

GTK Universität<br />

Kassel<br />

In Arbeit<br />

120 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>


Titel Bearbeiter / Beteiligte Förderer Laufzeit/<br />

Ansprechpartner Einrichtungen Abschluss<br />

und Firmen<br />

Bachelorarbeiten<br />

Getriebeentwicklung mit Kisssoft<br />

Konrad Niemiec<br />

M.Sc. Daniel Schlereth<br />

Revolute<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: d.schlereth@revolute.de<br />

Tel.: +49 561 804 7591<br />

Fax: +49 561 804 76<strong>02</strong><br />

www.uni-kassel.de<br />

Revolute,<br />

GTK Universität Kassel<br />

Revolute<br />

In Arbeit<br />

Standzeituntersuchungen zu<br />

den Tiegeln in der Magnesiumgießerei<br />

Vincent Ude<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7606<br />

www.uni-kassel.de<br />

Industrie,<br />

GTK Universität Kassel<br />

Industrie<br />

In Arbeit<br />

Temperierung von Druckgusswerkzeugen<br />

Markus Sauer<br />

Prof. Dr.-Ing. Martin Fehlbier<br />

Universität Kassel<br />

Fachgebiet für Gießereitechnik<br />

Kurt-Wolters-Str. 3<br />

34125 Kassel<br />

E-Mail: sekretariat-gtk@uni-kassel.de<br />

Tel.: +49 561 804 7596<br />

Fax: +49 561 804 7606<br />

www.uni-kassel.de<br />

GTK Universität Kassel<br />

GTK Universität<br />

Kassel<br />

In Arbeit<br />

Quellen: Bearbeitende Institutionen, Forschungsportal Sachsen-Anhalt<br />

Gießereimodellbau - Mit Holz und Kunststoff neue Welten schaffen<br />

Unser Kerngeschäft sind große Gießereimodelle aus Holz, Kunststoff-Blockmaterialien<br />

und Schaumstoff zur Herstellung von Dampf- und Gasturbinen, Maschinenbetten,<br />

Dieselmotoren und Komponenten für Windkraftanlagen im Stahl-, Grau- oder<br />

Sphäroguss. Abmessungen von mehreren Metern in allen Dimensionen, Genauigkeit<br />

und Oberflächenqualität nach Wunsch sind unsere Spezialität.<br />

Duisburger Modellfabrik GmbH – Dr. Alfred-Herrhausen-Allee 59 – 47228 Duisburg – +49 (0)2065 960363<br />

www.duisburger-modellfabrik.de – info@duisburger-modellfabrik.de


INSERENTENVERZEICHNIS/IMPRESSUM<br />

INSERENTENVERZEICHNIS<br />

A–C<br />

AAGM Aalener Gießereimaschinen GmbH 123<br />

BOBE Industrie-Elektronik 107<br />

Chemikalien-Gesellschaft<br />

Hans Lungmuß mbH & Co. KG 13<br />

ConviTec GmbH 108<br />

D–F<br />

Duisburger Modellfabrik GmbH 121<br />

Foseco Germany, Vesuvius GmbH 51<br />

FUCHS LUBRITECH GmbH<br />

LUBRODAL DIVISION 7<br />

G–H<br />

Geiger + Co.<br />

Schmierstoff-Chemie GmbH 5<br />

<strong>GIESSEREI</strong>-VERLAG GmbH 80, 82, 84, 103, 113, 117<br />

GTP Schäfer<br />

Giesstechnische Produkte GmbH 105<br />

Hohnen & Co. KG 81<br />

Hüttenes-Albertus Chemische Werke GmbH 124<br />

J<br />

James Durrans GmbH 108<br />

Jasper Ges. für Energiewirtschaft und<br />

Kybernetik mbH 79<br />

M–N<br />

MAGMA Gießereitechnologie GmbH 15<br />

Matthies Druckguss<br />

GmbH & Co. KG 9, 11<br />

NürnbergMesse GmbH 41<br />

O–R<br />

Ortmann Druckgießtechnik GmbH 53<br />

RÖSLER Oberflächentechnik GmbH 105<br />

RUMP Strahlanlagen<br />

GmbH & Co. KG 81<br />

S<br />

SQ Deutschland GmbH 2<br />

SUS Ulrich Nell 113<br />

<strong>GIESSEREI</strong> Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />

104. Jahrgang<br />

Herausgeber: Bundesverband der<br />

Deutschen Gießerei-Industrie (BDG)<br />

Chefredakteur: Michael Franken M.A.<br />

Redaktion: Dr.-Ing. Martina Köhler,<br />

Robert Piterek M.A.<br />

Redaktionsassistenz: Ruth Frangenberg-Wolter<br />

Grafik/Bildbearbeitung: Darius Soschinski,<br />

Beate Soschinski<br />

Art Direction: Dietmar Brandenburg<br />

dietmar.brandenburg@bdguss.de<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

Hansaallee 203, 40549 Düsseldorf<br />

Tel.: +49 (0) 211/6871-0, Fax: -365<br />

E-Mail: redaktion@bdguss.de<br />

Verlag: <strong>GIESSEREI</strong>-VERLAG GmbH<br />

Postfach 1<strong>02</strong>532, 40016 Düsseldorf<br />

Telefon: +49 (0) 211/6707-140, Fax: -597<br />

E-Mail: giesserei@stahleisen.de<br />

Internet: www.giesserei-verlag.de<br />

Verlagsleitung: Frank Toscha<br />

Anzeigenleitung: Katrin Küchler<br />

Tel.: +49 (0) 211/6707-563, Fax: -597<br />

E-Mail: katrin.kuechler@stahleisen.de<br />

Herstellungsleitung: Burkhard Starkulla<br />

Tel.: +49 (0) 211/6707-500, Fax: -501<br />

E-Mail: burkhard.starkulla@stahleisen.de<br />

Druck: Kraft Premium GmbH<br />

Industriestraße 5-9<br />

76275 Ettlingen, Printed in Germany<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

Jahresbezugspreis (inkl. Versandkosten):<br />

Inland € 194,-- inkl. 7% MwSt.<br />

VDG/DFB-Personen-Mitglieder € 120,-- inkl. 7% MwSt<br />

Studenten € 37,-- inkl. 7% MwSt<br />

Binnenmarktländer – Empfänger mit Umsatzssteuer-<br />

Identifikations-Nr. € 248,60<br />

Drittländer € 266,--, VDG/DFB-Personen-Mitglieder<br />

€ 168,--;<br />

Binnenmarktländer – Empfänger ohne Umsatzssteuer-Identifikations-Nr.<br />

€ 266,--<br />

VDG/DFB-Personen-Mitglieder € 168,--<br />

Einzelheft € 28,--<br />

Der Abonnementpreis gilt bei einer Mindestbezugszeit<br />

von 12 Monaten, Abonnementskündigungen<br />

sind nur möglich zum 31. Dezember und müssen bis<br />

zum 15. November beim Verlag eingetroffen sein.<br />

Ansonsten verlängert sich das Abonnement um weitere<br />

12 Monate.<br />

Jahresbezugspreis E-Paper für Print-Abonnenten:<br />

Inland: € 5,-- inkl. 19 % MwSt.<br />

Ausland: Binnenmarktländer – Empfänger mit Umsatzsteuer-Identifikations-Nr.<br />

€ 4,20<br />

Binnenmarktländer – Empfänger ohne Umsatzsteuer-Identifikations-Nr.<br />

€ 5,–<br />

Haftung: Für Leistungsminderungen durch höhere<br />

Gewalt und andere vom Verlag nicht verschuldete<br />

Umstände (z. B. Streik) können keine Entschädigungsansprüche<br />

von Abonnenten und/oder Inserenten<br />

geltend gemacht werden.<br />

Copyright: Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen<br />

Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Verwertung außerhalb der durch das Urherberrechtsgesetz<br />

festgelegten Grenzen ist ohne<br />

Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere<br />

für Vervielfältigungen, Übersetzungen,<br />

Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung<br />

in elektronischen Systemen.<br />

Urheberrecht für Autoren: Mit Annahme des<br />

Manus kripts gehen das Recht zur Veröffentlichung<br />

sowie die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von<br />

Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung<br />

in Datenban ken, zur Herstellung von Sonderdrucken,<br />

Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über. In<br />

der unaufgeforderten Zusendung von Beiträgen und<br />

Informationen an den Verlag liegt das jederzeit widerrufliche<br />

Einverständnis, die zugesandten Beiträge<br />

bzw. Informationen in Datenbanken einzustellen, die<br />

vom Verlag oder von diesem kooperierenden Dritten<br />

geführt werden.<br />

Anzeigenpreise: Zurzeit gilt die Preisliste Nr. 45 vom<br />

1. Januar <strong>2017</strong>.<br />

ISSN 0016-9765, Erfüllungsort Düsseldorf<br />

© 2016 <strong>GIESSEREI</strong>-VERLAG GmbH,<br />

Düsseldorf, IVW-geprüfte Auflage<br />

Gedruckt auf vollkommen chlorfrei gebleichtem<br />

Papier (TCP) mit schwermetallfreien Farben.<br />

122 <strong>GIESSEREI</strong>-SPECIAL <strong>02</strong>/<strong>2017</strong>

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