Gesundsitzen Ausgabe2018
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ÄLTER WERDEN<br />
Bild: adobe.stock.com<br />
Das Altern<br />
beginnt<br />
in der Zelle<br />
Hinter unserer Vergänglichkeit<br />
steckt die Unfähigkeit unserer Körperzellen,<br />
sich ewig zu regenerieren. Dass wir altern,<br />
können wir nicht beeinflussen.<br />
Sehr wohl aber, wie.<br />
Mit dem Alterungsprozess verbinden wir vor allem seine sichtbaren<br />
Anzeichen wie Falten und graue Haare. Sie nehmen<br />
in dem Masse zu, wie gewisse körperliche Fähigkeiten und die<br />
vielzitierte «Leichtigkeit des Seins» nachlassen. Aber genau<br />
genommen beginnen wir schon vor unserer Geburt zu altern.<br />
In der Entwicklung des Embryos finden Vorgänge statt,<br />
bei denen sich bestimmte Körperzellen zerstören, z.B. die der<br />
Schwimmhäute zwischen Zehen und Fingern. Diese programmierte<br />
Zellbeseitigung begleitet uns das ganze Leben, entsorgt<br />
täglich rund zehn Milliarden beschädigter oder verbrauchter<br />
Zellen und schafft so immer wieder Platz für neue, gesunde<br />
Zellen. Doch je älter wir werden, desto mehr lässt die Fähigkeit<br />
zur Zellerneuerung nach.<br />
Wie schnell das geschieht, hängt von zwei Kriterien ab. Einerseits<br />
von den biologischen Voraussetzungen, also letztlich<br />
der genetischen Veranlagung. Sie bestimmt, wann die systematische<br />
Erneuerung der Zellen ins Stocken gerät. Andererseits<br />
beeinflussen auch äussere Faktoren wie Umweltgifte,<br />
Krankheiten und unser Lebenswandel unsere Chancen auf<br />
ein langes, gesundes Leben. Die gute Nachricht: Der Einfluss<br />
der Genetik beträgt dabei laut Forschung gerade einmal rund<br />
30 Prozent. Lebensgestaltung, Umwelt und Ernährung sind<br />
mit 70 Prozent wesentlich wichtiger – und durch uns beeinflussbar.<br />
Diese Erkenntnis verdanken wir der Zwillingsforschung.<br />
Sie hat gezeigt, dass identische genetische Voraussetzungen<br />
unterschiedlich zur Geltung kommen können, je<br />
nachdem ob ein Gen von aussen eingeschaltet wird, z.B. durch<br />
Stress, ein Trauma oder eine bestimmte Ernährung. Das erklärt,<br />
warum nur ein Zwilling an Krebs erkrankt, obwohl beide<br />
das Krebs-Gen haben.<br />
Bleibt die Frage, warum eigentlich die Erneuerung der Zellen<br />
mit der Zeit nicht mehr funktioniert. Da ist sich die Wissenschaft<br />
noch nicht ganz einig. Es existiert eine Vielzahl an<br />
Theorien, zwei davon haben sich etabliert. Eine ist die sogenannte<br />
Programmtheorie. Sie geht davon aus, dass sich Zellen<br />
aufgrund eines genetischen Programms teilen, um so zu wachsen<br />
und sich zu entwickeln. Nach einer ebenfalls genetisch<br />
festgelegten Anzahl von Teilungsvorgängen stirbt dann<br />
die Zelle.<br />
Laut der anderen, der Verschleisstheorie, nutzen sich die<br />
Zellen und Organe mit der Zeit ganz einfach ab. Wenn wir<br />
jung sind, sorgt ein Reparaturmechanismus in unseren Zellen<br />
dafür, dass entstehende Schäden behoben werden. Je älter wir<br />
werden, desto mehr entstehen, und ab einem gewissen Punkt<br />
können nicht mehr alle beseitigt werden – die Zellen sind<br />
nicht mehr in der Lage sich zu regenerieren. Verursacher der<br />
Schäden sind die sogenannten freien Radikale. Sie entstehen<br />
als Stoffwechselprodukt der Energieproduktion unserer Zellen<br />
und setzen dabei einen regelrechten Teufelskreis in Gang.<br />
Für jede Funktion unseres Körpers, auch die unbewusst<br />
ablaufenden wie die Atmung und das Aufrechterhalten unserer<br />
Körpertemperatur, benötigen wir Energie. Gewonnen wird sie<br />
48 Älter werden<br />
2018 / 19 gesundsitzen