23.08.2018 Aufrufe

gie_04_2016

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SPEKTRUM<br />

Parallel zur Modellplanung wertete das<br />

Gießerei-Team erste Erstarrungssimulationsergebnisse<br />

aus, um das Modellkonzept<br />

daraufhin zu optimieren. Bei einem<br />

solch fertigungstechnisch komplexen<br />

Bauteil wird auch die Eigenspannung untersucht<br />

und bewertet. Ergebnisse dieser<br />

Berechnung zeigen eventuelle Schwachstellen<br />

auf und der Gießer kann in Zusammenarbeit<br />

mit Kunde und Modellbauer<br />

noch Designoptimierungen vornehmen.<br />

Eine wichtige Anforderung: Die Verformung<br />

des Gussteils nach dem Abkühlungsprozess<br />

beträgt allein 35 mm. Dies<br />

musste beim Modell- und Formenbau berücksichtigt<br />

werden.<br />

Größtes Bauteil – größte Grube<br />

Ist ein Gussteil derart groß, müssen auch<br />

die Rahmenbedingungen während der<br />

Produktion stimmen. In der Siempelkamp-<br />

Formerei entstand mit 3,2 m Tiefe und<br />

Bild 3: Ein Abguss<br />

mit 140 t Schmelze<br />

war erforderlich,<br />

um dieses einzigartige<br />

Gussteil zu realisieren.<br />

Hier wird<br />

es in einer Halle per<br />

Kran angehoben,<br />

um es auf einen bereitstehenden<br />

Sattelschlepper<br />

zu heben.<br />

25 m Länge die längste Grube, die jemals<br />

für ein Projekt einzurichten war. Alleine<br />

das Sandbett, auf dem das Modell geformt<br />

wurde, war 400 mm dick und extrem<br />

verdichtet, um Verformungen beim<br />

Abkühlungsprozess weitgehend zu vermeiden.<br />

Drei Wochen nimmt ein solcher Formprozess<br />

in Anspruch. Über 30 verschiedene<br />

Kernformen sind millimetergenau<br />

zu positionieren; erst dann werden<br />

140 000 kg flüssiges Eisen bei 1350 °C<br />

vergossen. Innerhalb von 70 s muss sich<br />

das Eisen von unten in der langen Form<br />

ausbreiten und gleichmäßig steigen, damit<br />

die Form nicht aufgrund der Hitzeentwicklung<br />

vor der vollständigen Füllung in<br />

sich zusammenfällt. Zwei Wochen lang<br />

kühlte der Balken anschließend in der Grube<br />

bis auf 300 °C ab – erst dann war klar,<br />

dass der Abguss geglückt ist.<br />

Das dreiwöchige Putzen und Prüfen<br />

dieses längsten, aber auch gewissermaßen<br />

filigranen Bauteils war die nächste<br />

Herausforderung. „Die Prüfungen ergaben,<br />

dass die von unserem Kunden geforderte<br />

Güte erreicht wurde, sodass das<br />

Bauteil fertig grundiert auf den Weg nach<br />

Tschechien gehen konnte“, so Mathias<br />

Weil.<br />

Mathias Weil, Vertriebsbeauftragter der<br />

Siempelkamp Giesserei, Krefeld<br />

www.siempelkamp.com<br />

Bild 4: 23,5 m Länge, 120 t Gewicht –<br />

nur wenige Gießereien in Europa sind in<br />

der Lage, ein derart großes<br />

Bauteil zu produzieren.<br />

Tos Kurim: Profil<br />

>Gegründet 1942 mit dem Produktspektrum<br />

Ausbohr-, Hobel-,<br />

Dreh-, Konsolfräs- und Sondermaschinen<br />

>Seit 1992 Aktiengesellschaft<br />

>Gehört seit 2005 zur ALTA-Gruppe<br />

>Standort: Brünn, zweitgrößte<br />

Stadt in Tschechien<br />

>Geschäftsfeld: Produktion präziser<br />

Werkzeugmaschinen und Bearbeitungszentren,<br />

vor allem mit<br />

fahrbarem Ständer, und Portalbearbeitungszentren<br />

für komplexe<br />

Werkstücke<br />

>Einsatzgebiete: Schwermaschinenbau,<br />

Ener<strong>gie</strong>technik, Flugzeugindustrie,<br />

Schiffsbau, Eisenbahntechnik<br />

76 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!