gie_04_2016
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SPEKTRUM<br />
Parallel zur Modellplanung wertete das<br />
Gießerei-Team erste Erstarrungssimulationsergebnisse<br />
aus, um das Modellkonzept<br />
daraufhin zu optimieren. Bei einem<br />
solch fertigungstechnisch komplexen<br />
Bauteil wird auch die Eigenspannung untersucht<br />
und bewertet. Ergebnisse dieser<br />
Berechnung zeigen eventuelle Schwachstellen<br />
auf und der Gießer kann in Zusammenarbeit<br />
mit Kunde und Modellbauer<br />
noch Designoptimierungen vornehmen.<br />
Eine wichtige Anforderung: Die Verformung<br />
des Gussteils nach dem Abkühlungsprozess<br />
beträgt allein 35 mm. Dies<br />
musste beim Modell- und Formenbau berücksichtigt<br />
werden.<br />
Größtes Bauteil – größte Grube<br />
Ist ein Gussteil derart groß, müssen auch<br />
die Rahmenbedingungen während der<br />
Produktion stimmen. In der Siempelkamp-<br />
Formerei entstand mit 3,2 m Tiefe und<br />
Bild 3: Ein Abguss<br />
mit 140 t Schmelze<br />
war erforderlich,<br />
um dieses einzigartige<br />
Gussteil zu realisieren.<br />
Hier wird<br />
es in einer Halle per<br />
Kran angehoben,<br />
um es auf einen bereitstehenden<br />
Sattelschlepper<br />
zu heben.<br />
25 m Länge die längste Grube, die jemals<br />
für ein Projekt einzurichten war. Alleine<br />
das Sandbett, auf dem das Modell geformt<br />
wurde, war 400 mm dick und extrem<br />
verdichtet, um Verformungen beim<br />
Abkühlungsprozess weitgehend zu vermeiden.<br />
Drei Wochen nimmt ein solcher Formprozess<br />
in Anspruch. Über 30 verschiedene<br />
Kernformen sind millimetergenau<br />
zu positionieren; erst dann werden<br />
140 000 kg flüssiges Eisen bei 1350 °C<br />
vergossen. Innerhalb von 70 s muss sich<br />
das Eisen von unten in der langen Form<br />
ausbreiten und gleichmäßig steigen, damit<br />
die Form nicht aufgrund der Hitzeentwicklung<br />
vor der vollständigen Füllung in<br />
sich zusammenfällt. Zwei Wochen lang<br />
kühlte der Balken anschließend in der Grube<br />
bis auf 300 °C ab – erst dann war klar,<br />
dass der Abguss geglückt ist.<br />
Das dreiwöchige Putzen und Prüfen<br />
dieses längsten, aber auch gewissermaßen<br />
filigranen Bauteils war die nächste<br />
Herausforderung. „Die Prüfungen ergaben,<br />
dass die von unserem Kunden geforderte<br />
Güte erreicht wurde, sodass das<br />
Bauteil fertig grundiert auf den Weg nach<br />
Tschechien gehen konnte“, so Mathias<br />
Weil.<br />
Mathias Weil, Vertriebsbeauftragter der<br />
Siempelkamp Giesserei, Krefeld<br />
www.siempelkamp.com<br />
Bild 4: 23,5 m Länge, 120 t Gewicht –<br />
nur wenige Gießereien in Europa sind in<br />
der Lage, ein derart großes<br />
Bauteil zu produzieren.<br />
Tos Kurim: Profil<br />
>Gegründet 1942 mit dem Produktspektrum<br />
Ausbohr-, Hobel-,<br />
Dreh-, Konsolfräs- und Sondermaschinen<br />
>Seit 1992 Aktiengesellschaft<br />
>Gehört seit 2005 zur ALTA-Gruppe<br />
>Standort: Brünn, zweitgrößte<br />
Stadt in Tschechien<br />
>Geschäftsfeld: Produktion präziser<br />
Werkzeugmaschinen und Bearbeitungszentren,<br />
vor allem mit<br />
fahrbarem Ständer, und Portalbearbeitungszentren<br />
für komplexe<br />
Werkstücke<br />
>Einsatzgebiete: Schwermaschinenbau,<br />
Ener<strong>gie</strong>technik, Flugzeugindustrie,<br />
Schiffsbau, Eisenbahntechnik<br />
76 GIESSEREI 103 <strong>04</strong>/<strong>2016</strong>