BBH 9-2018_Datei druck
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I 11<br />
Aufträge attraktiver?<br />
Berlin. Unternehmer müssten zu viele Erklärungen<br />
abgeben und Verpflichtungen<br />
eingehen, bevor sie ihren Leistungskatalog<br />
überhaupt abgeben können. Da sei es<br />
leichter, private Aufträge zu akquirieren.<br />
„Ein Malermeister hat es beispielsweise<br />
abgelehnt, sich durch 14 Seiten Vorbemerkungen<br />
zur Ausschreibung zu kämpfen,<br />
wenn es nur drei relevante Kriterien<br />
für ihn gibt: Innenanstrich, Fensterschutz,<br />
Außenanstrich“, so Müller.<br />
Bewusstsein für Preise entwickeln<br />
Undurchsichtige Strukturen in den<br />
Verwaltungen, Personalnot und langwierige<br />
Genehmigungsverfahren machen<br />
Betrieben die Arbeit schwer, kritisiert<br />
die Fachgemeinschaft. „Wir brauchen<br />
leistungsfähige Behörden mit schlanken<br />
Strukturen, eindeutigen Zuständigkeiten<br />
und effektiven Verwaltungsprozessen<br />
– bei Vergaben und Genehmigungen“,<br />
so der FG Bau-Präsident. Die öffentliche<br />
Hand müsse ein Bewusstsein dafür entwickeln,<br />
dass seriöse Baubetriebe ihren Preis<br />
haben, wenn sie gute Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />
bereitstellen, Mitarbeiter<br />
fortbilden und Sozialleistungen abführen.<br />
Bisherige Vergaberegeln erfordern auch<br />
Zertifikate für Baustoffe. „Wie soll ein<br />
Handwerker, der Steine im Fachhandel<br />
kauft, nachweisen, dass sein Material<br />
nicht aus Kinderarbeit stammt? Beim<br />
Fachhändler gibt es kein Zertifikat“,<br />
erklärt Klaus-Dieter Müller. Vergabegesetz<br />
und -prozesse müssen entschlackt<br />
werden. Außerdem fordert der Verband<br />
klare Zuständigkeiten, mehr Kompetenz<br />
seitens der öffentlichen Auftraggeber,<br />
keine vergabefremden Aspekte und<br />
effektive Kontrollen.<br />
In die Neuauflage des Vergabegesetzes<br />
bringen die Handwerkskammer Berlin<br />
und die FG Bau ihre Positionen mit ein.<br />
Zentrale Vergabestellen<br />
Bisher gibt es in der Verwaltung viele<br />
Vergabestellen, die Bewerbungen um<br />
öffentliche Aufträge unterschiedlich<br />
bearbeiten. Das neue Vergabegesetz<br />
sieht pro Bezirk nur noch eine zentrale<br />
Vergabestelle vor (Ausnahmen: Gerichte<br />
und die Polizei). Wirtschaftssenatorin<br />
Pop erhofft sich davon ein professionelleres<br />
Vorgehen. Dazu beitragen soll<br />
auch die elektronische Vergabe ab dem<br />
18. Oktober <strong>2018</strong>: Alle Vergaben über<br />
25 000 Euro werden dann verpflichtend<br />
elektronisch abgewickelt.<br />
Sehen selbst, wo es hakt<br />
Die FG Bau ist seit einigen Monaten<br />
selbst Bauherr und errichtet an der Kalkhorster<br />
Straße Ecke Rudolstädter Straße<br />
(Charlottenburg-Wilmersdorf) ein Mietshaus<br />
mit 36 Wohnungen. Sie werden<br />
zuerst Mitgliedsbetrieben angeboten, die<br />
bezahlbaren Wohnraum für zuziehende<br />
Fachkräfte suchen.<br />
„Die Arbeiten sollten im März <strong>2018</strong><br />
beginnen, deshalb haben wir ein Jahr<br />
vorher alle Unterlagen abgegeben. Aber<br />
die Bearbeitungszeit dauerte länger<br />
und der Baubeginn verschob sich. Wir<br />
machen also gerade selbst Erfahrungen<br />
als Bauherr und sehen, wo es hakt“, sagt<br />
Christoph Bock, der die Baustelle technisch<br />
betreut. Innerhalb der Behörden<br />
fehle oft das Verständnis für Prozesse<br />
und Zusammenhänge beim Bauen,<br />
bestätigt Dr. Manja Schreiner, Hauptgeschäftsführerin<br />
der FG Bau. wo