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BBH 9-2018_Datei druck

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Berlin-Brandenburgisches Handwerk 9 I <strong>2018</strong> I 21<br />

Foto: Holmessu/Fotolia<br />

Werbekategorien zugeordnet werden.<br />

Eine bereits vorhandene ID des Betreibers<br />

wird gelöscht.<br />

Fingerab<strong>druck</strong> Ihres Systems<br />

Wenn wir eine Webseite aufrufen, erlauben<br />

wir dieser unbewusst, viele Informationen<br />

über unser System, die Konfiguration<br />

der verschiedensten Komponenten<br />

innerhalb des Browsers, zu lesen, und<br />

zwar unabhängig davon, ob Tracker oder<br />

Cookies genutzt werden. Dazu kann<br />

folgendes gehören: Betriebssystem des<br />

Rechners, Version des Betriebssystems,<br />

Bildschirmauflösung, IP-Adresse, Informationen,<br />

ob JavaScript erlaubt ist, Zeitzone,<br />

Systemfarben, Version von verschiedenen<br />

Browser-Zusatzmodulen oder installierte<br />

Schriftarten.<br />

All diese Informationen können genutzt<br />

werden, um ein Computersystem und<br />

damit den Nutzer zu identifizieren. Sie<br />

ergeben zusammen so etwas wie den<br />

Fingerab<strong>druck</strong> Ihres Systems (engl.:<br />

Fingerprint). Wenn Sie denken, es haben<br />

bestimmt viele Menschen die gleichen<br />

Konfigurationen, irren Sie möglicherweise.<br />

Die Webseite https://panopticlick.<br />

eff.org zeigt Ihnen, wie einzigartig und<br />

unverwechselbar Ihre Konfiguration ist.<br />

Privatsphäre schützen<br />

Wenn wir einen unverwechselbaren<br />

Fingerab<strong>druck</strong> haben, dann können<br />

wir durch das weltweite Netz verfolgt<br />

werden, auch dann, wenn wir Tracker blocken<br />

und Cookies löschen. Wer es darauf<br />

anlegt, kennt zwar nicht unseren Namen,<br />

kann jedoch alle Webseiten auflisten, die<br />

wir besuchen. Ich finde, das greift ganz<br />

erheblich in meine Privatsphäre ein. Was<br />

kann ich dagegen tun? Es ist schwer,<br />

dieses Fingerprinting zu entdecken und<br />

zu unterbinden. Wir können bestimmte<br />

Browser Add-Ons nutzen, die verhindern,<br />

dass unsere Konfigurationsinformationen<br />

verraten werden, u. a. NoScript, eine<br />

Firefox-Erweiterung, die auf Webseiten<br />

aktive Inhalte blockiert. Das unterbindet<br />

JavaScript, woraus folgt, dass bestimmte,<br />

von Ihrer Konfiguration genutzte Plug-Ins<br />

(Softwarekomponenten zur Erweiterung<br />

der Funktionalität vorhandener Anwendungen)<br />

und Schriften nicht mehr<br />

erkannt werden. Allerdings funktionieren<br />

dann auch viele Webseiten nicht mehr.<br />

Warum sollten wir uns überhaupt darum<br />

kümmern?<br />

Jeder ist eine Informationsquelle<br />

Durch das Setzen von Cookies, durch<br />

Tracking und Fingerprinting werden<br />

Metadaten gewonnen. Diese strukturierten<br />

Daten enthalten Informationen<br />

über uns. Wer heute im Internet surft,<br />

ist selbst eine potenzielle Informationsquelle.<br />

Die gute Nachricht: An vielen<br />

Stellen können diese Metadaten entfernt<br />

werden.<br />

Onlineshops könn(t)en die Preise individuell<br />

an die Nutzer anpassen. Je nach<br />

Browser und/oder Betriebssystem müssen<br />

Sie als Kunde für das gleiche Produkt<br />

mehr zahlen. Die Preise werden nicht nur<br />

laufend nach Angebot und Nachfrage,<br />

sondern auch den individuellen Merkmalen<br />

der User angepasst. Es ist leicht, Informationen<br />

über Betriebssystem, Browser,<br />

Tablet oder Computer, Uhrzeit, Standort<br />

und vieles mehr zu sammeln. Wie gesagt,<br />

werden diese Informationen systematisch<br />

in einem persönlichen Dossier gesammelt.<br />

Online-Reiseportale zum Beispiel zeigen<br />

die Resultate gern in unterschiedlicher<br />

Reihenfolge an. Surfen Sie mit einem<br />

Apple-Gerät, zeigen die ersten Resultate<br />

teurere Hotels an, als bei der gleichen<br />

Suche mit einem Android-Smartphone<br />

oder einem Windows-PC. Dahinter steckt<br />

die einfache Annahme, dass Apple-User<br />

über eine höhere Kaufkraft verfügen<br />

und online mehr Geld ausgeben als User<br />

anderer Betriebssysteme.<br />

Höhere Preise zahlen<br />

In den USA berechnen Onlineshops<br />

bereits andere Preise, je nach Wohnort<br />

des Käufers: Wer in einer wohlhabenden<br />

Gegend wohnt, sieht einen höheren Preis<br />

für das gleiche Produkt als Anwohner ärmerer<br />

Gegenden. Ersichtlich wird das aus<br />

der IP-Adresse oder einer schon vorhandenen<br />

Kundenkartei. Bei der französischen<br />

Staatsbahn SNCF sollen die Preise mit<br />

jedem erneuten Klick desselben Kunden<br />

steigen. Dahinter steckt die Idee: Wer<br />

wiederholt auf dasselbe Angebot klickt,<br />

will diese Fahrt unbedingt buchen und<br />

ist auch bereit, dafür mehr zu zahlen.<br />

Noch etwas zeigt, wie Metadaten<br />

verwendet werden: Das britische<br />

Datenanalyse-Unternehmen Cambridge<br />

Analytica, das im März <strong>2018</strong> Insolvenz<br />

anmeldete, stützte seine Aktivitäten auf<br />

50 Millionen Datensätze amerikanischer<br />

Facebook-Nutzer. Laut Wikipedia hat<br />

Cambridge Analytica bei seiner Mitarbeit<br />

in US-Wahlkämpfen Persönlichkeitsprofile<br />

erstellt, um mit individuell zugeschnittenen<br />

Botschaften das Verhalten der<br />

Wähler zu beeinflussen.<br />

Knut Kricke

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