Dokumentation - Werner Baurecht
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Themenforum 5: Mediation – Neue Wege in der Rechtsschutzversicherung<br />
Aus dem Blickfeld des „Dienstleisters“ stellt sich dieser Zusammenhang vollkommen anders<br />
dar. Die Nachfrage des Kunden wird unspezifisch. Sie soll und muss unspezifisch werden,<br />
wenn das Dienstleistungsangebot (aktive und kompetente Hilfe entlang des optimalen Weges<br />
zur Wiederherstellung des Rechtsfriedens) vom Kunden als werthaltig erachtet werden soll. Es<br />
ist das erklärte Ziel der Rechtsschutzversicherer, dem Kunden die optimale „Kanalisierung“ seines<br />
Problems anzubieten. 2 In dieser Konstellation wird die intensive und aktive Auseinandersetzung<br />
des „Dienstleisters“ mit allen Möglichkeiten dieser „Kanalisierung“ nicht zur Option, sondern<br />
zur Pflicht.<br />
Dies kann, soll und wird nicht bedeuten, dass die Integration der Mediation in die empfohlenen<br />
und versicherten Konfliktbeilegungsverfahren der Rechtsschutzbranche allein vom Fortschreiten<br />
des Selbstfindungsprozesses der Versicherungsgesellschaften in Ihre Rolle als „Dienstleister“<br />
abhängig ist. Aus Sicht des Verfassers erscheinen die aktive Auseinandersetzung der Versicherungsbranche<br />
mit der Mediation und der Aufbau einer soliden internen Verfahrenskompetenz<br />
geboten. Dies schafft für die Versicherung als Dienstleister ein tragfähiges Entscheidungsfundament<br />
und ermöglicht eine ergebnisorientierte Diskussion mit den relevanten Interessengruppen.<br />
Von den Interviewpartnern wurde eine Vielzahl von Entwicklungshemmnissen identifiziert, die<br />
einer Integration der Mediation in ein standardisiertes Verfahrensportfolio entgegenstehen, welches<br />
dem Versicherungskunden zur effizienten Zielerreichung verfügbar ist.<br />
Insbesondere steht hier das Kostenrisiko im Zentrum der Betrachtung. In allen geführten Interviews<br />
war die Kostenunsicherheit der Versicherungsgesellschaften von zentraler Bedeutung.<br />
Die derzeitige Informationslage in der Rechtsschutzbranche bietet keine Grundlage für eine<br />
versicherungsmathematische Annäherung an das Thema Mediation. Untersuchungen mit dem<br />
Fokus der Bandbreitenermittlung von Verfahrensdauer, Mediatorenhonoraren sowie Erfolgsquoten<br />
bilden aus Sicht der Versicherungsgesellschaften unverzichtbare Grundlagen. In diesem<br />
Kontext ist die Wissenschaft gefordert eine verstärkt quantitativ ausgerichtete Forschung zu<br />
betreiben.<br />
Die unübersichtlichen, gewachsenen Strukturen, in denen sich die Mediationslandschaft in<br />
Deutschland präsentiert, werden als weiteres wesentliches Entwicklungshemmnis identifiziert.<br />
Aus Sicht der Versicherungsbranche stellt die Identifikation geeigneter Mediatoren, die erfolgreich<br />
als Dienstleister für ihre Kunden tätig werden können, ein gravierendes Problem dar. Die<br />
Definition einheitlicher Qualifikations- und Ausbildungsstandards, die Implementation einer tragfähigen<br />
Qualitätssicherung, die Schaffung übersichtlicher Strukturen und nicht zuletzt die Vermittlung<br />
eines gemeinsamen Interesses sind von großer Bedeutung. Dies wird als eine grundlegende<br />
Voraussetzung angesehen, um dem Versicherten die Nutzung der Mediation empfehlen<br />
zu können. In diesem Zusammenhang sind die Mediatorenverbände gefordert eine Entwicklung<br />
voranzutreiben, die auf eine Konsolidierung der gewachsenen Strukturen ausgerichtet ist und<br />
dem einzelnen Mediator ein klar konturiertes Berufsbild geben kann.<br />
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Bundeskonferenz „Mediation in der Justiz“, 13. Juni 2007, Bielefeld