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Noor-un-Nisa Inayat Khan - SIFAT Sonderheft 2/2018 - Leseprobe

In diesem Sonderheft erinnern wir an die erste Frau, die kürzlich in die Silsila des Inayati-Ordens aufgenommen wurde. Noor Inayat Khan war Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 1943 wurde sie von der Gestapo in Paris verhaftet und nach einem Jahr Isolationshaft nach Dachau versetzt. Dort wurde sie nach langer Folter im Alter von 30 Jahren am 13. September 1944 hingerichtet. Ihr letztes Wort war: Liberté.

In diesem Sonderheft erinnern wir an die erste Frau, die kürzlich in die Silsila des Inayati-Ordens aufgenommen wurde. Noor Inayat Khan war Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 1943 wurde sie von der Gestapo in Paris verhaftet und nach einem Jahr Isolationshaft nach Dachau versetzt. Dort wurde sie nach langer Folter im Alter von 30 Jahren am 13. September 1944 hingerichtet. Ihr letztes Wort war: Liberté.

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Zeitschrift für Universalen Sufismus<br />

Denkmal im Gordon Square, London<br />

46. Jg.<br />

Heft 2<br />

September <strong>2018</strong><br />

<strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>


<strong>SIFAT</strong> 1 / 2016<br />

<strong>SIFAT</strong> Impressum 2 / <strong>2018</strong><br />

Sufismus<br />

ist eine uralte Weisheit <strong>un</strong>d zugleich eine Methode der geistigen Schul<strong>un</strong>g,<br />

die Menschen befähigen soll, diese Weisheit in ihrem täglichen Leben zu<br />

verwirklichen.<br />

Wer dem Universalen Sufismus<br />

folgen will, wie ihn Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> <strong>un</strong>d seine Nachfolger gelehrt haben<br />

<strong>un</strong>d lehren, ist nicht auf bestimmte Dogmen, Rituale oder spirituelle Techniken<br />

festgelegt.<br />

Der Universale Sufismus baut eine Brücke über die Unterschiede <strong>un</strong>d Grenzen<br />

hinweg, die die Menschen <strong>un</strong>d Religionen voneinander trennen. Er ermöglicht<br />

Menschen auch, ihre eigene Religion besser zu verstehen <strong>un</strong>d zu leben, weshalb<br />

jeder diesen Weg gehen kann, <strong>un</strong>abhängig von seiner Religionszugehörigkeit.<br />

Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

wurde am 5. Juli 1882 in der indischen Stadt Baroda<br />

geboren. Seine hoch angesehene Familie war durchdr<strong>un</strong>gen<br />

vom Geist mystischer Religiosität <strong>un</strong>d von der<br />

Liebe zur klassischen indischen Musik. <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> war<br />

von Kind auf in Kontakt mit den geistigen Traditionen<br />

des Islam wie des Hinduismus, in einer Atmosphäre<br />

fre<strong>un</strong>dlicher Toleranz über alle konfessionellen Grenzen<br />

hinweg. Im Jahre 1910 bekam er von seinem spirituellen<br />

Lehrer, Abu Hashim Madani, der der Sufi-Tradition der<br />

Chishtis angehörte, den Auftrag, den Sufismus in den Westen zu bringen. Hier<br />

wurde er der Begründer <strong>un</strong>d das geistige Oberhaupt (Pir-o-Murshid) der Sufi-<br />

Beweg<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d ihrer esoterischen Schule, des <strong>Inayat</strong>i-Ordens, <strong>un</strong>d er schuf den<br />

Universellen Gottesdienst. Längere Zeit lebte er in Suresnes bei Paris, von wo er<br />

oft zu Reisen in die ganze westliche Welt aufbrach. Seine Vorträge füllen die 13<br />

Bände seiner „Sufi Message“. Er starb am 5. Februar 1927 in New Delhi.<br />

Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>s Lehre <strong>un</strong>d die seiner Nachfolger ist geprägt von einer<br />

umfassenden Toleranz, einer Verehr<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d Liebe zu allen Propheten <strong>un</strong>d Heiligen<br />

der Menschheit <strong>un</strong>d einem Verständnis gegenüber der Vielfalt der religiösen<br />

Traditionen <strong>un</strong>d Lebenserschein<strong>un</strong>gen.<br />

2


<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Sonderheft</strong><br />

Pirzadi-Shahida <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

Vorwort der Redaktion 4<br />

Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong>: Die Bedeut<strong>un</strong>g der Silsila 5<br />

Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>:<br />

Erinner<strong>un</strong>gen an meine Schwester <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> 7<br />

Claire <strong>un</strong>d David Ray Harper: Wer war <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> 11<br />

Shrabani Basu: <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> 13<br />

Aus <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>s Schriften:<br />

<strong>Noor</strong> <strong>un</strong>d ihre Familie 16<br />

Für <strong>un</strong>sere Amma 17<br />

Für Vilayat 18<br />

Das Lied der Nacht 18<br />

Ein W<strong>un</strong>sch 19<br />

Das Lied des Ozeans 19<br />

Auf der Flucht nach England 21<br />

Schneeglöckchen 22<br />

Kerstin Fatiha Streuff: Stift<strong>un</strong>gsgründ<strong>un</strong>g '<strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>' 24<br />

Umfrage: Welche Bedeut<strong>un</strong>g hat Pirzadi <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> für mich? 27<br />

Raqib Gerhard Kittel: Meine Aktivitäten in Pforzheim 32<br />

<strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: König Akbar <strong>un</strong>d seine Tochter 33<br />

Angelika Eisenmann: Erinner<strong>un</strong>gsarbeit in der Gedenkstätte<br />

Dachau am Beispiel <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>s 36<br />

Tanja Lati`hifa Mancinelli: Gedenkfeier für <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong><br />

im ehemaligen KZ Dachau 2017 41<br />

Frau Dr. Kringele: Ansprache für <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

in der Gedenkstätte Dachau 1996 43<br />

David Ray Harper: Princess Spy | Prinzessin Geheim 45<br />

<strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: Drei Nacherzähl<strong>un</strong>gen aus den Jataka-Märchen 47<br />

Internationale Schulprojekte zum Wirken von <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> 50<br />

Armaiti Winkler-Reber: <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: Aède von Ozean u. Land 52<br />

Sufi-Gemeinschaften: Die <strong>Inayat</strong>i-Gemeinschaft in Bremen 53<br />

Vorstell<strong>un</strong>g: Ein Friedens-Garten 55<br />

Blick aus dem Fenster: 3 Ausstell<strong>un</strong>gen 56<br />

Impressum | Adressen <strong>un</strong>d Informationsquellen | Fehlerteufel 59<br />

Projekte 60<br />

Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong>: Aufnahme <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> in die Silsila 62


Vorwort der Redaktion<br />

<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Liebe Leserinnen <strong>un</strong>d Leser,<br />

der letzte Sommermonat bringt <strong>un</strong>s schon die ersten Herbsttage. Wir vermuten,<br />

dass etliche <strong>SIFAT</strong>-Leserinnen <strong>un</strong>d Leser an inspirierenden sommerlichen<br />

Sufi-Treffen teilgenommen haben, wie der Ruhaniat-Sommerschule im norddeutschen<br />

Wendland, dem Sommercamp des <strong>Inayat</strong>i-Ordens in den Schweizer<br />

Alpen oder der Sommerschule des Sufi Movement im holländischen Katwijk.<br />

Im Schweizer Sommercamp war in diesem Jahr sicherlich insbesondere die spirituelle<br />

Präsenz Pirzadi <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong>s zu empfinden, denn ihr hatte Pir Zia<br />

<strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong> die erste Camp-Woche in besonderer Weise gewidmet.<br />

In diesem <strong>SIFAT</strong> möchten wir vertiefend an diese erste Frau erinnern, die<br />

kürzlich in die Silsila des <strong>Inayat</strong>i-Ordens aufgenommen wurde. In Heft<br />

1/<strong>2018</strong> berichteten wir darüber (die Deklaration siehe Seite 62). Wir widmen<br />

es ausschließlich dem Andenken <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong>s, wie Murshid Hazrat <strong>Inayat</strong><br />

<strong>Khan</strong> <strong>un</strong>d Pir Vilayat bereits früher in ähnlicher Form gewürdigt wurden.<br />

Den Anfang bilden Zitate aus einem Vortrag Pir Zias von 1999 über die<br />

Bedeut<strong>un</strong>g der Silsila für die Zuk<strong>un</strong>ft des <strong>Inayat</strong>i-Ordens.<br />

Es folgen einige sehr berührende schriftliche Erinner<strong>un</strong>gen aus den Familien<br />

<strong>Khan</strong>/Harper über <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong>. Außerdem lassen wir ihre indisch-britische<br />

Biografin Shrabani Basu zu Wort kommen.<br />

<strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> war in ihrem kurzen Leben selbst eine kreative Schriftstellerin.<br />

Es gibt von ihr einige bekannte Nacherzähl<strong>un</strong>gen internationaler Märchen, die<br />

sie als angehende Kinderpsychologin bereits in Frankreich veröffentlichte. <strong>Noor</strong><br />

schrieb daneben auch Gedichte <strong>un</strong>d verfasste Prosa-Texte. Von diesen, z.T. noch<br />

wenig bekannten Perlen enthält <strong>un</strong>ser Heft einige Kostproben. Sie stammen zu<br />

großen Teilen aus dem Buch „We Rubies Four“ von ihrer Schwester Claire Ray<br />

Harper <strong>un</strong>d deren Sohn David, erschienen in englischer Sprache im Omega-<br />

Verlag. Pir Zia hat darüber hinaus kürzlich ein Theaterstück von seiner Tante<br />

entdeckt, es der Öffentlichkeit zur Verfüg<strong>un</strong>g gestellt <strong>un</strong>d im Sommercamp als<br />

einen bisher verhüllten Text behandelt, dessen Zeit jetzt gekommen ist.<br />

Einen weiteren Schwerp<strong>un</strong>kt dieses Heftes bildet der Kampf <strong>Noor</strong>s im<br />

Widerstand gegen die Naziherrschaft in Europa. Außerdem berichten wir<br />

von den vielfältigen, internationalen Aktivitäten, die der Erinner<strong>un</strong>g an diese<br />

couragierte, verantwort<strong>un</strong>gsbewusste <strong>un</strong>d selbstlose Frau gelten. Sie ist als j<strong>un</strong>ge<br />

Frau ihren Weg aus einem tiefen spirituellen <strong>un</strong>d humanistischen Wissen heraus<br />

gegangen. Sie tat was zu t<strong>un</strong> war. Ausdrücklich möchten wir <strong>un</strong>s hier bei<br />

4


<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong>: Die Bedeut<strong>un</strong>g der Silsila<br />

den vielen Autorinnen bedanken, die <strong>un</strong>s über ihre Erinner<strong>un</strong>gsarbeit berichtet<br />

haben oder <strong>un</strong>s an ihren persönlichen Gedanken <strong>un</strong>d Gefühlen zu <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<br />

<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> beteiligt haben.<br />

Bei der Arbeit zu diesem <strong>SIFAT</strong> recherchierten wir über viele mutige Zeitgenossinnen<br />

<strong>Noor</strong>s <strong>un</strong>d couragierte Frauen <strong>un</strong>serer Tage, die ähnlich konsequent<br />

wie sie ihr Leben einer gelebten weiblichen Spiritualität gewidmet haben. Wir<br />

werden sie im nächsten <strong>SIFAT</strong> würdigen.<br />

Wir wünschen viel Freude beim Lesen<br />

Hans-Peter Baum, Detlef Qalbi Marzke, Claudia Nüssen, Michael Nüssen,<br />

Regina Armaiti Winkler-Reber<br />

Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong><br />

Die Bedeut<strong>un</strong>g der Silsila<br />

Bereits im Sommer 1999 hielt Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong> beim Leitertraining des amerikanischen<br />

Sufiordens eine Reihe von Vorträgen über die Silsila, die Kette der geistigen<br />

Vorfahren Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>s in der Tradition des Chishti-Ordens/ arabisch:<br />

der Chishtiyya. Aufgr<strong>un</strong>d der Aufnahme von <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> in die Silsila des<br />

<strong>Inayat</strong>i-Ordens drucken wir einige Auszüge daraus ab:<br />

Ich erhebe nicht den Anspruch über die Silsila umfassendes Wissen zu besitzen,<br />

aber ich habe eine gründliche Studie gemacht über das Wesen dieser<br />

Tradition <strong>un</strong>d die Tradition selbst, um besser zu verstehen. Mein Gefühl ist,<br />

dass es sehr hilfreich ist zu wissen, wer wir waren, um zu wissen, wer wir sind<br />

<strong>un</strong>d wohin wir gehen. Da bedeutet natürlich nicht, dass wir bloß eine Art von<br />

Nostalgie für eine Goldene Zeit entwickeln <strong>un</strong>d diese verlorene Goldene Zeit<br />

wieder heraufbeschwören sollen, wie es, glaube ich, einige t<strong>un</strong>. Aber wir können<br />

von <strong>un</strong>serer Vergangenheit lernen.<br />

Wenn wir die Liste <strong>un</strong>serer Silsila ansehen, mag das sowohl positive als auch<br />

negative Empfind<strong>un</strong>gen hervorrufen. Die positiven Gefühle betreffen das, was<br />

Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> selbst in „A Sufi Message of Spiritual Liberty“ erwähnt.<br />

5


Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong>: Die Bedeut<strong>un</strong>g der Silsila <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Er sagt, die Silsila sei wie ein Strom von Energie, der über all die Jahrh<strong>un</strong>derte<br />

in Beweg<strong>un</strong>g gehalten wurde; ein Strom, an den viele Lampen angeschlossen<br />

wurden, <strong>un</strong>d indem wir <strong>un</strong>s selbst diesem Strom anschließen, erhalten wir die<br />

ganze Kraft dieser Energie, zu der wir isoliert davon keinen Zugang hätten. Für<br />

viele von <strong>un</strong>s ist das Bewusstsein, dass wir mit diesem Strom verb<strong>un</strong>den sind,<br />

eine Quelle großer Kraft <strong>un</strong>d Vitalität.<br />

Es gibt auch einige negative Empfind<strong>un</strong>gen, denke ich. Wenn man diese Liste<br />

betrachtet, sieht man einerseits eine einzige Auflist<strong>un</strong>g von Autoritätspersonen.<br />

Es scheint völlig hierarchisch <strong>un</strong>d elitär zu sein. Dazu möchte ich sagen,<br />

dass es sehr wichtig ist zu verstehen, dass dies in Wahrheit ein Teil der Silsila<br />

ist, nicht die Silsila selbst. Sie wissen, das Wort „silsila“ bedeutet Kette, <strong>un</strong>d im<br />

übertragenen Sinne eine Überliefer<strong>un</strong>gskette, eine Kette von Herz zu Herz.<br />

Im Fall <strong>un</strong>seres Ordens ist es so, dass Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> viele Kalifen hatte.<br />

Jeder Kalif vertritt die Linie <strong>un</strong>d hat eine eigene Silsila. Das hat Bedeut<strong>un</strong>g<br />

für <strong>un</strong>sere Bezieh<strong>un</strong>g mit anderen Sufi-Gruppen, die von Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

abstammen. Sie haben auch ihre Silsila durch Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>, <strong>un</strong>d <strong>un</strong>sere<br />

Silsila ist kein Widerspruch zu ihrer. Das gilt auch für diese Generation; mein<br />

Vater hat so viele Repräsentanten, <strong>un</strong>d ein Repräsentant ist ein Kalif. Das Wort<br />

Repräsentant ist tatsächlich die bestmögliche Übersetz<strong>un</strong>g des Wortes Kalif.<br />

Das Wort Kalif selbst geht natürlich auf den Qur`an zurück. Der Mensch ist<br />

der khalifatu Ilah fi-l-ard, der Repräsentant Gottes auf Erden.<br />

Der zweite negative Aspekt betrifft einen sehr bedeutsamen P<strong>un</strong>kt; tatsächlich<br />

ist die Silsila eine Liste ausschließlich von Männern. Sogar wenn man die<br />

anderen Linien betrachtet, die mit dieser verwoben sind, findet man stets Listen<br />

von Männern. Wie ich bereits sagte, das Studium des klassischen Sufismus führt<br />

<strong>un</strong>s zu neuen Perspektiven für <strong>un</strong>sere Arbeit, <strong>un</strong>d auch zu einer größeren Wertschätz<strong>un</strong>g<br />

<strong>un</strong>seres eigenen Beitrags <strong>un</strong>d für die Weiterentwickl<strong>un</strong>g, die <strong>un</strong>ser<br />

heutiges Denken darstellt. Manchmal waren die Sufis dem Denken ihrer Zeit<br />

<strong>un</strong>d Kultur voraus. Im Allgemeinen war die Kultur, in der sich ihr Denken entwickelte,<br />

eine, in der Frauen keine öffentliche Aufgabe hatten. In vielen Fällen<br />

haben traditionelle Sufis nur das konventionelle Denken bestätigt. In anderen<br />

Fällen haben Sufis die Konventionen jedoch hinter sich gelassen <strong>un</strong>d haben<br />

wagemutig Neuer<strong>un</strong>gen zugelassen. Unglücklicherweise jedoch sind sie dort,<br />

wo es um die Tradition des institutionellen Sufismus geht, einen Kompromiss<br />

eingegangen <strong>un</strong>d haben sich an die Beding<strong>un</strong>gen der Kultur gehalten, in der sie<br />

sich bewegten <strong>un</strong>d in der sie lebten. Und damals war es Frauen kulturell nicht<br />

möglich, am sozialen Leben teilz<strong>un</strong>ehmen, wenn das bedeutete, mit Männern<br />

6


<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: Erinner<strong>un</strong>gen an meine Schwester<br />

zusammenzukommen, die nicht zu ihrer Verwandtschaft zählten.<br />

Es war eine streng geregelte Gesellschaft, <strong>un</strong>d das ist nicht nur so gewesen in<br />

der mittelalterlichen muslimischen Welt, sondern auch in der mittelalterlichen<br />

europäischen Welt. Das mittelalterliche Patriarchat in Ost <strong>un</strong>d West, das<br />

gab es damals nicht nur im Islam. Wir nehmen <strong>un</strong>sere eigene Gesellschaft als<br />

gegeben, so als ob es immer schon so gewesen wäre, <strong>un</strong>d vergessen, dass das eine<br />

sehr j<strong>un</strong>ge Entwickl<strong>un</strong>g ist. Anstatt die Dinge zu beschönigen, gebe ich ganz<br />

offen zu, dass die Tradition im Sufismus so war, dass Männern die Rolle des<br />

Kalif gegeben wurde, Frauen aber nicht. Wir müssen das bedenken in <strong>un</strong>serem<br />

Bild der Vergangenheit. Aber ich glaube, das bedeutet nicht, dass wir deshalb<br />

die Männer, die diese Rollen annahmen, geringschätzen sollen. Wo immer es<br />

jedoch möglich ist, sollten wir <strong>un</strong>s der großen Frauen erinnern, <strong>un</strong>d wenn man<br />

genau schaut, findet man Bedeutsames. Ich werde versuchen, das in meinen<br />

Vorträgen zu berücksichtigen.<br />

Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong> (1971) ist Schüler <strong>un</strong>d Lehrer in der Sufi-<br />

Linie seines Großvaters Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>. Er ist Präsident des<br />

<strong>Inayat</strong>i-Orden <strong>un</strong>d Gründer der Suluk Academy, einer Schule für<br />

kontemplative Studien in den USA <strong>un</strong>d Europa.<br />

Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

Erinner<strong>un</strong>gen an meine Schwester <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong><br />

I<br />

ch erinnere mich. Ja, ich erinnere mich! Ja, <strong>Noor</strong> ist da, immer, irgendwo in<br />

meinem Geist, in meiner Seele.<br />

Ich erinnere mich an ihre weise Art zu handeln, als wir noch Kinder waren,<br />

an mütterliche Fürsorge für <strong>un</strong>s, von ihr, die ja nur zwei Jahre älter war als ich.<br />

Ich erinnere mich an ihre Liebe zu Blumen, zu allen schönen Dingen, an ihre<br />

Tränen, überwältigt von der Schönheit der heiligen Gesänge, die Abba, <strong>un</strong>ser<br />

7


Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: Erinner<strong>un</strong>gen an meine Schwester <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Vater, für <strong>un</strong>s sang.<br />

Wir bekamen <strong>un</strong>seren Vater selten zu Gesicht, außer, wenn er von Schülern<br />

umgeben war oder wenn er kam, um <strong>un</strong>s eine „Gutenachtgeschichte“ vor dem<br />

Schlafengehen zu erzählen. Er war der Vater, der Murshid der großen Familie<br />

seiner Schüler. Wir ahnten nur, was gemeint war, wenn <strong>un</strong>sere Schulkameraden<br />

von Erlebnissen mit ihrem „Dad“ redeten. Ich erinnere mich, wie <strong>Noor</strong><br />

<strong>un</strong>s eines Tages zu sich rief <strong>un</strong>d sagte: „Habt ihr heute Morgen Abbas Augen<br />

gesehen?“ Und als <strong>un</strong>ser Vater die Tür zum orientalischen Zimmer für seinen<br />

nächsten Schüler, Murid, öffnete, konnten wir das <strong>un</strong>glaubliche Leuchten, das<br />

Feuer in seinen Augen kaum fassen! <strong>Noor</strong> hörte jedes Mal hochkonzentriert <strong>un</strong>d<br />

mit Hingabe zu, wenn Murshid <strong>un</strong>s seine Kinderklasse im Garten gab. Diese tiefen<br />

Eindrücke erblühten in ihr <strong>un</strong>d entwickelten sich in ihren Jataka Tales, der<br />

ersten Manifestation von <strong>Noor</strong>s Plan, die Lebensgeschichten aller Propheten<br />

der Weltreligionen zu erzählen, ein Plan, der <strong>un</strong>glücklicherweise durch die <strong>un</strong>s<br />

bevorstehenden Tragödien z<strong>un</strong>ichtegemacht werden sollte.<br />

Einige Gedichte erzählen von ihrer tiefen Verb<strong>un</strong>denheit mit den Gedemütigten,<br />

den Leidenden, den Unterdrückten, von ihrem Bestreben, die freimütigen<br />

Zuk<strong>un</strong>ftsträume von Kindern zu würdigen, hohe Ideale zu bewahren, um so<br />

den Zynismus <strong>un</strong>d die Bitterkeit <strong>un</strong>serer Gesellschaften zu überwinden. <strong>Noor</strong><br />

erwog sogar die Herausgabe einer eigenen Zeit<strong>un</strong>g für Kinder, die sie „The New<br />

Age“ nennen wollte – eine geradezu prophetische Vorwegnahme jenes Begriffes,<br />

der später zu einem Schlüsselwort der Moderne werden sollte!<br />

Wer hätte je gedacht, dass jenes blasse, scheue Mädchen, das einst den<br />

ersten Preis für Kameradschaftlichkeit erhielt, <strong>un</strong>d zwar von eben jenen<br />

Mitschülerinnen, die sie z<strong>un</strong>ächst wegen ihrer olivfarbenen Haut verachtet <strong>un</strong>d<br />

ausgeschlossen hatten <strong>un</strong>d deren Herzen sie dann doch erobern konnte, dass<br />

jenes Mädchen eine Kriegsheldin werden würde, die der brutalen Gestapo so<br />

lange mutig <strong>un</strong>d klug die Stirn bieten sollte, bis sie von einem vermeintlichen<br />

Fre<strong>un</strong>d verraten wurde?<br />

Mit der Nachricht vom Tode <strong>un</strong>seres Vaters verdüsterte sich <strong>un</strong>sere Welt.<br />

Unsere Mutter, so sanftmütig, so liebevoll <strong>un</strong>d so fragil, brach zusammen <strong>un</strong>d<br />

blieb für elf Jahre ans Bett gefesselt, <strong>un</strong>d dann erreichten <strong>un</strong>s die bösen Vorzeichen<br />

des Krieges. <strong>Noor</strong> war in dieser Zeit <strong>un</strong>sere kleine Mutter, sie sorgte<br />

für alle <strong>un</strong>sere Bedürfnisse, verarztete <strong>un</strong>sere Erkält<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d stand <strong>un</strong>s bei in<br />

<strong>un</strong>seren geheimen kindlichen Nöten <strong>un</strong>d Bedrängnissen. Als wir heranwuchsen,<br />

wurden <strong>un</strong>sere gequälten Herzen durch die Gnade der Musik gerettet.<br />

Unser ganzes Haus vibrierte von Musik. <strong>Noor</strong> spielte Harfe, Claire Klavier,<br />

8


<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: Erinner<strong>un</strong>gen an meine Schwester<br />

Hidayat Violine <strong>un</strong>d ich Cello. Wir engagierten<br />

einen genialen fünfzehnjährigen Violinisten, Janski,<br />

von dem die Professoren des Konservatoriums <strong>un</strong>d<br />

der „Ecole Normale de Musique“ übereinstimmend<br />

erklärten, sie könnten ihm nichts mehr beibringen.<br />

Wir studierten <strong>un</strong>ter Nadia Boulanger, Strawinski,<br />

Prokofiev, Paul Dukas, Wanda Landowska <strong>un</strong>d<br />

Thibaud. <strong>Noor</strong> <strong>un</strong>d ich begleiteten 1935 meinen<br />

Cello-Lehrer Maurice Eisenberg auf einer Reise zu<br />

Pablo Casals nach San Vicente, einem Seebad an der<br />

Costa Brava. Zur Überbrück<strong>un</strong>g einer schwierigen<br />

Lebensphase verbrachte ich auch einige Zeit mit ihr<br />

in Champery, in den Schweizer Alpen.<br />

Dann zogen bereits wie Sturmwolken die d<strong>un</strong>klen<br />

Vorboten jener Ereignisse auf, die <strong>un</strong>ser<br />

Leben zerstören sollten. Im Radio hörten wir die brutal-hysterische Stimme<br />

Hitlers: „Meine Geduld ist am Ende“ – hätte er doch nur erkannt, dass er<br />

selbst die Geduld von Millionen Menschen über alle Maße strapazierte <strong>un</strong>d<br />

deren Träume von einer besseren Welt missbrauchte, um sich damit zu schmücken!<br />

Wir hofften auf eine Gnadenfrist… aber nein, kurz nachdem wir von<br />

schrecklichen Plünder<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Brandschatz<strong>un</strong>gen erfahren hatten, hörten<br />

wir auch schon die Kanonen der Nazis vor den Toren von Paris. Wir mussten<br />

<strong>un</strong>s entscheiden: entweder wir blieben <strong>un</strong>d <strong>un</strong>terwarfen <strong>un</strong>s dem abscheulichen<br />

Regime – oder wir schlugen <strong>un</strong>s auf die Seite derer, die der Flut des Unheils<br />

heldenhaft Widerstand leisteten.<br />

<strong>Noor</strong> <strong>un</strong>d ich berieten <strong>un</strong>s. Im Dienst an der Botschaft der Einheit allen<br />

Seins hatten wir immer Respekt gepredigt vor allen Religionen, allen Ethnien,<br />

dem Göttlichen im Menschen. N<strong>un</strong> wurden wir geprüft: Waren dies nur leere<br />

Worte gewesen oder würden wir mit <strong>un</strong>seren Leben für das einstehen, was wir<br />

<strong>un</strong>s selber geschworen hatten? Die Nachrichten über <strong>un</strong>fassbare Grausamkeiten<br />

<strong>un</strong>d schändliche Missacht<strong>un</strong>gen, selbst der elementarsten Menschenrechte<br />

in den Konzentrationslagern hatten <strong>un</strong>s erreicht. Doch sobald du bereit bist,<br />

Gewalt mit Gewalt zu erwidern, hast du Teil an der Gewalt, gegen die du zu<br />

kämpfen vorgibst! Von ganzem Herzen glaubten wir an die Gewaltlosigkeit<br />

Gandhis. N<strong>un</strong> kam also die Prüf<strong>un</strong>g. „Aber“, sagte ich, „angenommen ein Nazi<br />

mit einer Maschinenpistole ist gerade dabei achtzig Gefangene zu erschießen,<br />

<strong>un</strong>d es gäbe keinen anderen Weg die Gefangenen zu retten, außer den Nazi zu<br />

9


Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: Erinner<strong>un</strong>gen an meine Schwester <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

erschießen; würdest du dann nicht den Nazi erschießen, so hättest du doch die<br />

Verantwort<strong>un</strong>g zu tragen für den Tod von achtzig Gefangenen!“ Wir entschlossen<br />

<strong>un</strong>s, eine defensive F<strong>un</strong>ktion zu übernehmen <strong>un</strong>d <strong>un</strong>s tapfer in der vordersten<br />

Linie der Abwehr einzubringen. Meine Ausbild<strong>un</strong>g als Kampfpilot musste<br />

ich wegen eines nicht bestandenen Augentests abbrechen, daraufhin trainierte<br />

ich im Rang eines Offiziers der British Navy auf Minensuchbooten <strong>un</strong>d nahm<br />

schließlich an der Land<strong>un</strong>g der Alliierten in der Normandie teil. Niemals hätte<br />

ich damit rechnen können, dieses Gemetzel zu überleben, da meine Kameraden<br />

<strong>un</strong>d ich in <strong>un</strong>seren winzigen hölzernen Schnellbooten den Angriffen der<br />

deutschen Geschütze vor der Küste in vorderster Linie ausgesetzt waren. Claire<br />

verpflichtete sich beim Auxiliary Territorial Service (ATS). Unsere Mutter diente<br />

als Krankenschwester. Hidayats Frau, zu jener Zeit schwanger mit Fazal, blieb<br />

in Frankreich.<br />

<strong>Noor</strong> aber meldete sich freiwillig für die gefährlichste Aufgabe von allen,<br />

den Dienst inmitten des gnadenlosen Feindes, sie arbeitete als F<strong>un</strong>kerin<br />

<strong>un</strong>d hielt so die Verbind<strong>un</strong>g zwischen dem britischen Kriegsministerium <strong>un</strong>d<br />

dem französischen Untergr<strong>un</strong>d aufrecht. <strong>Noor</strong> befand sich mitten im Zentrum<br />

des Kriegsgeschehens, <strong>un</strong>d ihre Nachrichten trugen entscheidend zur taktischen<br />

Vorbereit<strong>un</strong>g der Invasion bei. Schließlich wurde sie an die Gestapo verraten.<br />

Ihr Martyrium überstieg alles, was ein Mensch ertragen kann.<br />

Sobald die siegreichen Alliierten auf dem Vormarsch waren, wurde das gegen<br />

sie vom Stabsquartier erlassene Todesurteil vollstreckt. – Ihr Gefängniswärter<br />

sprach später davon, wie sehr ihm das<br />

leidgetan habe, da sie ihm ein Ehrfurcht<br />

gebietendes Vorbild <strong>un</strong>d eine Quelle<br />

der Inspiration gewesen sei.<br />

Das einzige Wort, das sie sprach (das<br />

tapfere Mädchen), bevor sie von hinten<br />

erschossen wurde, lautete „Liberté“,<br />

Freiheit. Mit ihrem Aufschrei „Liberté´“<br />

gab sie Milliarden Menschen <strong>un</strong>seres zu<br />

Pir Vilayat <strong>un</strong>d Claire halten das George Cross<br />

in den Händen, das <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> für ihren<br />

Einsatz als SOE-Agentin erhalten hat<br />

Planeten, <strong>un</strong>serer Epoche, <strong>un</strong>serer Zeit<br />

eine Stimme für ihr Streben nach Freiheit<br />

<strong>un</strong>d in ihrer Auflehn<strong>un</strong>g gegen<br />

Unterdrück<strong>un</strong>g. Diese Stimme erklingt<br />

als Echo durch die Jahrzehnte, während<br />

wir versuchen, eine schöne neue Welt<br />

10


<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Claire <strong>un</strong>d David Ray Harper: Wer war <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>?<br />

bauen: das Nouvel Age. <strong>Noor</strong>s Martyrium führte sie in eines eben jener Konzentrationslager,<br />

deren Opfer sie sich zu retten geschworen hatte.<br />

Ich erinnere mich an einen Besuch von <strong>Noor</strong> in London, kurz vor ihrer<br />

Abreise. Man stelle sich vor: sie nahm sich tatsächlich die Zeit, mein Zimmer<br />

aufzuräumen! Dabei erklärte sie, sie dürfe mir die geheimen Begleitumstände<br />

ihrer Mission nicht enthüllen. Ihre größte <strong>un</strong>d einzige Sorge galt dem Schmerz,<br />

den sie <strong>un</strong>serer Mutter bereiten würde. Als ich ihr das letzte Mal in die Augen<br />

blickte, überfiel mich die schreckliche Vorahn<strong>un</strong>g, dass ich sie niemals wiedersehen<br />

würde, zumindest nicht in ihrer irdischen Gestalt. Was die Zuk<strong>un</strong>ft bringen<br />

wird, weiß ich nicht, aber <strong>Noor</strong> ist immer da, in meinem denkenden Geist,<br />

meinem Herzen <strong>un</strong>d meiner Seele.<br />

Manchmal frage ich mich, ob diejenigen, die heute ein Leben in Wohlstand<br />

führen oder zumindest die hoch geschätzte politische Freiheit in <strong>un</strong>seren<br />

modernen Gesellschaften genießen, überhaupt realisieren, dass sie dies jenen<br />

Menschen zu verdanken haben, die dafür gestorben sind <strong>un</strong>d dafür Folterqualen<br />

erdulden mussten. <strong>Noor</strong>s F<strong>un</strong>ksprüche jedenfalls waren für den Ausgang des<br />

Krieges entscheidend.<br />

Ihr Geist hat viele Frauen inspiriert, die in ihr den Archetypus des weiblichen<br />

Ritters verwirklicht sehen. Ihr Geist lebt weiter, wo immer der Ruf nach Freiheit<br />

<strong>un</strong>ser tapferes Einstehen dafür fordert.<br />

Pir Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>, 1993<br />

Claire <strong>un</strong>d David Ray Harper<br />

Wer war <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>?<br />

W<br />

ie alle anderen auch, so saß sie inmitten der vielen Murids, der Schüler,<br />

die sich aus aller Herren Länder zusammengef<strong>un</strong>den hatten, <strong>un</strong>d sog in<br />

atemloser Spann<strong>un</strong>g die inspirierenden Worte des großen Sufi-Meisters in sich<br />

auf.<br />

Obwohl noch ein Kind, fühlte sich <strong>Noor</strong> innig verb<strong>un</strong>den mit der Quelle<br />

östlicher Mystik <strong>un</strong>d <strong>un</strong>iverseller Weisheit, die der westlichen Welt von dem<br />

erleuchteten indischen Lehrer, Dichter <strong>un</strong>d Musiker Pir-o-Murshid <strong>Inayat</strong><br />

<strong>Khan</strong> geschenkt wurde, der, wie es das Schicksal für sie vorgesehen hatte, auch<br />

ihr Vater war.<br />

11


Claire <strong>un</strong>d David Ray Harper: Wer war <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>? <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

<strong>Noor</strong> wuchs in der Nähe von Paris auf, in einem Haushalt, der bis zum Rande<br />

mit orientalischer Tradition erfüllt zu sein schien, doch genoss sie eine nonkonformistische<br />

Erzieh<strong>un</strong>g. Ihre Mutter, Ora Ray Baker, war Amerikanerin, <strong>Noor</strong><br />

wurde auf die örtlichen französischen Schulen geschickt <strong>un</strong>d pflegte, bei Vielen<br />

beliebt, zahlreiche Begegn<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Fre<strong>un</strong>dschaften. All dies trug dazu bei, in<br />

ihr eine einzigartige Misch<strong>un</strong>g aus westlichen <strong>un</strong>d östlichen Kulturen hervorzubringen.<br />

Als j<strong>un</strong>ges Mädchen entwickelte <strong>Noor</strong> ein starkes Interesse für Poesie. Ihr<br />

wachsendes Talent wurde von der Leidenschaft zur Musik ergänzt. Sie erhielt<br />

Musik<strong>un</strong>terricht, lernte Harfe <strong>un</strong>d Klavier <strong>un</strong>d gemeinsam mit ihren beiden<br />

Brüdern Vilayat <strong>un</strong>d Hidayat <strong>un</strong>d ihrer Schwester Claire musizierte sie regelmäßig<br />

im Salon des Hauses auf Empfängen <strong>un</strong>d besonderen Veranstalt<strong>un</strong>gen,<br />

die für die zahlreichen Anhänger <strong>un</strong>d Besucher von Pir-o-Murshids Kursen<br />

<strong>un</strong>d Seminaren organisiert wurden. <strong>Noor</strong> war erst dreizehn, als ihr Vater <strong>un</strong>erwartet<br />

verstarb. Ein Schicksalsschlag, der ihre verzweifelt trauernde Mutter so<br />

schwächte, dass <strong>Noor</strong> bald die Verantwort<strong>un</strong>g für die Erzieh<strong>un</strong>g ihrer jüngeren<br />

Geschwister übernahm. Trotz ihrer familiären Verpflicht<strong>un</strong>gen als „kleine<br />

Mutter“ zeigte sie weiterhin sehr gute Leist<strong>un</strong>gen in der Schule <strong>un</strong>d in ihren<br />

künstlerischen Arbeiten.<br />

Mit Anfang Zwanzig entwickelte <strong>Noor</strong> ihre literarischen Fähigkeiten weiter,<br />

sie verfasste Geschichten auf Englisch <strong>un</strong>d Französisch, <strong>un</strong>d akzeptierte<br />

das Angebot Figaro Litteraire, einem bekannten französischen Zeitschriftenjournal,<br />

eine eigene Kolumne mit Geschichten für Kinder zu schreiben.<br />

Als Mittzwanzigerin erwartete <strong>Noor</strong> eine verheiß<strong>un</strong>gsvolle Zuk<strong>un</strong>ft in der<br />

französischen Literaturszene. Sie genoss die Gemeinschaft mit ihrem musikalisch<br />

talentierten jüdischen Verlobten Azeem Goldenberg, der ihr bei ihren<br />

Kompositionen zur Seite stand, <strong>un</strong>d drang tiefer <strong>un</strong>d tiefer in den schöpferischen<br />

Prozess des Schreibens ein. Ihre w<strong>un</strong>derschön illustrierten Twenty Jataka<br />

Tales, Neudicht<strong>un</strong>gen alter indischer Fabeln <strong>un</strong>d Gleichnisse, waren einige Jahre<br />

zuvor publiziert worden, was ihr in der Öffentlichkeit den Rang einer Kinderbuchautorin<br />

verlieh.<br />

Weiterführende Pläne <strong>un</strong>d literarische Projekte waren herangereift, als die<br />

Bedroh<strong>un</strong>g des Krieges <strong>Noor</strong>s Zuk<strong>un</strong>ft in Paris z<strong>un</strong>ichtemachte.<br />

Claire Ray Harper, geboren als Khair<strong>un</strong>isa <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>, jüngste Tochter von Ora Ray Baker<br />

<strong>un</strong>d Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>, <strong>un</strong>d ihr Sohn David, in: We Rubies Four;<br />

The Memoirs of Claire Ora Harper, Omega Publications 2011<br />

12


<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Shrabani Basu: <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong><br />

Shrabani Basu<br />

<strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong><br />

1940, als die deutsche Armee kurz vor Paris stand, trafen <strong>Noor</strong> <strong>un</strong>d ihr Bruder<br />

Vilayat einen gr<strong>un</strong>dlegenden Entschluss, der ihr Leben verändern würde.<br />

Obwohl sie Sufis waren <strong>un</strong>d an Gewaltlosigkeit glaubten, beschlossen sie, nach<br />

England zu gehen <strong>un</strong>d sich freiwillig zum Kriegseinsatz zu melden.<br />

Im zerbombten London meldete Vilayat sich bei der Royal Air Force <strong>un</strong>d <strong>Noor</strong><br />

bei der Women’s Auxiliary Air Force. Dort wurde sie als F<strong>un</strong>kerin ausgebildet<br />

<strong>un</strong>d wurde Mitglied der ersten Gruppe von Frauen in diesem Gebiet.<br />

Doch während <strong>Noor</strong> Üb<strong>un</strong>gen mit dem Morsealphabet tippte, kam sie in den<br />

Blick der Special Operation Executive(SOE), die nach Personen mit Sprachkenntnissen<br />

suchte. Die SOE war eine Aufbruch-Einricht<strong>un</strong>g, die von Churchill<br />

gegründet wurde, um Widerstandsbeweg<strong>un</strong>gen in besetzten Ländern zu<br />

<strong>un</strong>terstützen. Ihre Aufgaben waren Sabotage <strong>un</strong>d die Versorg<strong>un</strong>g des Widerstands<br />

mit Waffen <strong>un</strong>d Geld.<br />

<strong>Noor</strong> wurde zu einem Vorstell<strong>un</strong>gsgespräch bei der SOE eingeladen. Man<br />

sagte ihr, sie würde nach einer Ausbild<strong>un</strong>g als Agentin ins besetzte Frankreich<br />

geschickt werden. Sie wäre ohne Schutz, da ohne Uniform, <strong>un</strong>d sie würde<br />

erschossen, falls sie gefangen würde. Ohne zu zögern sagte sie, sie würde die<br />

Aufgabe annehmen.<br />

Sie wurde jetzt als Geheimagentin ausgebildet. Es war eine klassische Agentenausbild<strong>un</strong>g.<br />

Sie lernte, mit Waffen <strong>un</strong>d Sprengstoff umzugehen, Schlösser<br />

aufzubrechen, lautlos in der D<strong>un</strong>kelheit zu töten, Quellen zu finden, tote <strong>un</strong>d<br />

lebende Briefkästen zu nutzen, verschlüsselte Nachrichten zu senden <strong>un</strong>d ihr<br />

Morsealphabet zu verbessern. Ihr Deckname war Madeleine.<br />

Schließlich kam die Anordn<strong>un</strong>g zum Aufbruch. Nur mit einem falschen Pass,<br />

etwas französischem Geld, einer Pistole <strong>un</strong>d einem Satz von vier Pillen, dar<strong>un</strong>ter<br />

eine tödliche Cyanid-Pille, bereitete sich <strong>Noor</strong> auf ihren gefährlichen Einsatz<br />

vor. In der Vollmondnacht des 16. J<strong>un</strong>i 1943 wurde sie heimlich über den Kanal<br />

geflogen. Auf französischem Boden angekommen, machte sie sich allein nach<br />

Paris auf <strong>un</strong>d schloss sich dem Kreis an. Es war der größte SOE-Kreis in Europa,<br />

mit Namen Prosper. Schon bald gewöhnte <strong>Noor</strong> sich ein <strong>un</strong>d begann mit der<br />

Übermittl<strong>un</strong>g.<br />

Kaum eine Woche später traf eine Katastrophe den Prosper-Kreis. Alle führenden<br />

Agenten wurden von der Gestapo verhaftet <strong>un</strong>d ihre F<strong>un</strong>kgeräte erobert.<br />

13


Shrabani Basu: <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

<strong>Noor</strong> wurde mitgeteilt, sich sofort zu verstecken. Zusammen mit einem weiteren<br />

SOE-Agenten tauchte sie <strong>un</strong>ter <strong>un</strong>d sammelte Informationen über Verrat<br />

<strong>un</strong>d weitere Verhaft<strong>un</strong>gen, als die Geheimpolizei näherkam. Schließlich setzte<br />

London sich mit ihr in Verbind<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d forderte sie zur Rückkehr auf, da es zu<br />

gefährlich war zu bleiben. Doch <strong>Noor</strong> lehnte ab, als sie erkannte, dass sie der<br />

einzig verbliebene F<strong>un</strong>kkontakt zwischen London <strong>un</strong>d Paris war.<br />

Mitte August war <strong>Noor</strong> die einzige britische Agentin in Paris. Im Alleingang<br />

führte sie n<strong>un</strong> die Arbeit von sechs F<strong>un</strong>kern aus. Die nächsten drei<br />

Monate konnte <strong>Noor</strong> in einem gefährlichen Katz-<strong>un</strong>d-Maus-Spiel, das von der<br />

Gestapo gegen sie gespielt wurde, überleben.<br />

In genauer Einhalt<strong>un</strong>g der Regeln aus ihrer Ausbild<strong>un</strong>g wechselte sie häufig<br />

ihre Position, hielt die Übertrag<strong>un</strong>gen kurz <strong>un</strong>d änderte auch ihr Aussehen<br />

durch ständig neues Färben ihrer Haare. <strong>Noor</strong>s F<strong>un</strong>kmeld<strong>un</strong>gen halfen London,<br />

Orte für Abwürfe der Luftwaffe genau festzulegen, die französische Résistance<br />

mit Geld <strong>un</strong>d Waffen zu <strong>un</strong>terstützen <strong>un</strong>d die sichere Rückkehr verletzter<br />

Piloten zu organisieren. Die Nazis wussten von ihr <strong>un</strong>d konnten auch ihre<br />

Übertrag<strong>un</strong>gen mithören, doch sie konnten sie nicht fangen.<br />

In London sta<strong>un</strong>ten ihre Kollegen <strong>un</strong>d Vorgesetzten über ihre Effizienz. Während<br />

die meisten F<strong>un</strong>ker sich sechs Wochen halten konnten, arbeitete <strong>Noor</strong> drei<br />

Monate lang im Geheimen. Ihre Nachrichten waren einwandfrei <strong>un</strong>d ihr F<strong>un</strong>k-<br />

Ausbilder war in besonderer Weise stolz auf sie.<br />

Aber die Schlinge zog sich um <strong>Noor</strong> zusammen. Gegen Mitte Oktober war sie<br />

immer noch sicher <strong>un</strong>d hätte einen Rückflug aus Frankreich erreicht, wenn sie<br />

nicht verraten worden wäre. <strong>Noor</strong>s Adresse wurde den Nazis für 100 000 Francs<br />

verkauft. Mit dieser Information verhaftete die Gestapo sie <strong>un</strong>d brachte sie in<br />

ihr Hauptquartier in der Avenue Foch 84. <strong>Noor</strong> versuchte sofort zu fliehen,<br />

wurde aber gefangen. Ein paar Wochen später <strong>un</strong>ternahm sie einen weiteren<br />

mutigen Fluchtversuch mit zwei anderen Gefangenen, indem sie die Oberlichter<br />

ausbauten <strong>un</strong>d aufs Dach kletterten. Falls diese Flucht Erfolg gehabt hätte,<br />

wäre sie als eine der mutigsten Fluchten in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs<br />

eingegangen.<br />

<strong>Noor</strong> wurde n<strong>un</strong> als „hochgefährliche“ Gefangene eingestuft <strong>un</strong>d als erste<br />

weibliche Agentin in ein deutsches Gefängnis geworfen. Sie wurde ins<br />

Gefängnis in Pforzheim am Rande des Schwarzwalds gebracht, wo sie zehn<br />

Monate lang blieb.<br />

<strong>Noor</strong> wurde in Isolationshaft gehalten, mit Ketten <strong>un</strong>d Fußeisen gefesselt. Sie<br />

konnte nicht selbst essen <strong>un</strong>d sich reinigen. Sie wurde regelmäßig geschlagen,<br />

14


<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Shrabani Basu: <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong><br />

gefoltert <strong>un</strong>d verhört, doch sie gab nichts über den Kreis preis <strong>un</strong>d nannte keine<br />

Namen.<br />

Am Abend des 11. September wurde sie aus ihrer Zelle geholt. Sie wurde<br />

in Handschellen nach Karlsruhe gebracht <strong>un</strong>d traf dort auf drei Kolleginnen.<br />

Gemeinsam wurden die Frauen zum Bahnhof gefahren <strong>un</strong>d in den Zug geführt.<br />

Um Mitternacht kamen sie in Dachau an <strong>un</strong>d wurden ins Konzentrationslager<br />

gebracht. Es sollte eine lange Nacht für <strong>Noor</strong> werden. Die ganze Nacht<br />

hindurch wurde sie getreten <strong>un</strong>d geschlagen. Als ihr gebrechlicher Körper zu<br />

Boden sank, wurde sie aufgefordert, sich hinzuknien <strong>un</strong>d von einem SS-Mann<br />

mit einem aufgesetzten Kopfschuss von hinten erschossen. Ihr letztes Wort war<br />

„Liberté“.<br />

In England hatten ihre Mutter <strong>un</strong>d ihr Bruder den gleichen Traum. <strong>Noor</strong> kam<br />

auf sie zu, umgeben von blauem Licht, <strong>un</strong>d sagte, sie wäre frei.<br />

Am 16. Januar 1946 verlieh Frankreich <strong>Noor</strong> das Croix de Guerre, die höchste<br />

zivile Auszeichn<strong>un</strong>g. Drei Jahre später, im Jahr 1949, ehrte England sie mit dem<br />

George Cross.<br />

Mehr als fünf<strong>un</strong>dsechzig Jahre nach dem Krieg ist es wichtig, dass <strong>Noor</strong>s<br />

Geschichte bewahrt wird für eine neue Generation, die etwas über die Opfer für<br />

die Freiheit erfahren muss. <strong>Noor</strong>s letztes Wort „Liberté“ wurde auf ein Denkmal<br />

am Gordon Square eingemeißelt, um die Welt an eine w<strong>un</strong>derbare j<strong>un</strong>ge Frau<br />

zu erinnern, die ohne Zögern ihr Leben einsetzte, damit die Welt vom Faschismus<br />

befreit werde.<br />

Aus: Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong> (Hg.): Caravan of Souls. An Introduction to the Sufi Path of Hazrat<br />

<strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>. New Lebanon NY, 2013, S. 68ff. Übersetz<strong>un</strong>g: H.-P. Baum<br />

Shrabani Basu (geboren in Kalkutta, lebt in London) ist Journalistin <strong>un</strong>d Historikerin. Sie ist Autorin<br />

von Spy Princess. The Life of <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>. 2010 gründete sie die Stift<strong>un</strong>g <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

Memorial Trust <strong>un</strong>d leitete eine im Fokus der Öffentlichkeit stehende Kampagne zur Erricht<strong>un</strong>g einer<br />

Gedenkstätte für <strong>Noor</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> in London. Das Denkmal wurde am 8. November 2012 von<br />

Prinzessin Anne enthüllt.<br />

15


Blick aus dem Fenster <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Eine weitere interessante Ausstell<strong>un</strong>g befindet sich im Jüdischen Museum Hohenems.<br />

Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum in München<br />

erstellt:<br />

Sag Schibbolet! Von sichtbaren <strong>un</strong>d <strong>un</strong>sichtbaren Grenzen<br />

18. März <strong>2018</strong> bis 17. Februar 2019<br />

Überall in der Welt werden neue Grenzzä<strong>un</strong>e <strong>un</strong>d Mauern errichtet: um<br />

Staaten, besetzte Territorien <strong>un</strong>d exklusive Wohnsiedl<strong>un</strong>gen, zwischen<br />

öffentlichem <strong>un</strong>d privatem Raum, Erlaubtem <strong>un</strong>d Unerlaubtem. Manche sind<br />

durchlässig <strong>un</strong>d andere tödlich, manche sichtbar gezogen <strong>un</strong>d andere durch<br />

kulturelle Codes, Sprachtests oder biometrische Verfahren bewehrt. Grenzen<br />

entscheiden über Leben <strong>un</strong>d Tod, „Identität“ <strong>un</strong>d „Fremdheit“, Zugehörigkeit<br />

<strong>un</strong>d Ausschluss.<br />

„Gilead besetzte die nach Efraim führenden Übergänge des Jordan. Und wenn<br />

efraimitische Flüchtlinge (kamen <strong>un</strong>d) sagten: „Ich möchte hinüber!“, fragten ihn<br />

die Männer aus Gilead: Bist du ein Efraimiter? Wenn er Nein sagte, forderten sie<br />

ihn auf: Sag doch einmal «Schibbolet». Sagte er dann «Sibbolet», weil er es nicht<br />

richtig aussprechen konnte, ergriffen sie ihn <strong>un</strong>d machten ihn dort an den Furten<br />

des Jordan nieder.“ (Buch Richter 12,5/6)<br />

Ausgehend von der Flucht der Efraimiten vor den siegreichen Gileaditern <strong>un</strong>d<br />

ihrem Sterben an den Ufern des Jordans in dieser biblischen Erzähl<strong>un</strong>g, lädt das<br />

Jüdische Museum Hohenems internationale Künstler dazu ein, Grenzen in aller<br />

Welt kritisch zu betrachten – nur einen Steinwurf vom alten Rhein entfernt, wo<br />

sich ab 1938 Flüchtlingsdramen abspielten, die wir heute an den Rand <strong>un</strong>seres<br />

Bewusstseins drängen.<br />

KünstlerInnen<br />

Ovidiu Anton (Wien), Zach Blas (London), Sophie Calle (Paris),<br />

Arno Gisinger (Paris), Vincent Gr<strong>un</strong>wald (Berlin), Lawrence Abu Hamdan<br />

(London/Beirut), Ryan S. Jeffery <strong>un</strong>d Quinn Slobodian (Los Angeles),<br />

Leon Kahane (Berlin/Tel Aviv), Mikael Levin (New York),<br />

Fiamma Montezemolo (San Francisco), Pīnar Öğrenci (Istanbul), Fazal Sheikh<br />

(Zürich)<br />

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<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Impressum & Kontakte<br />

Impressum<br />

<strong>SIFAT</strong> – Zeitschrift für Universalen Sufismus<br />

ISSN 1420-1712<br />

Gegründet 1972 von Karima Sen Gupta, von 1997- 2016 von Marita Ischtar Dvořák <strong>un</strong>d<br />

Wolfgang Huraksh Meuthen herausgegeben<br />

Herausgeber <strong>un</strong>d Redaktion:<br />

Hans-Peter Baum hpbaum@nord-com.net 0049-(0)421 353528<br />

Detlef Qalbi Marzke dmarzke@gmx.de 0049-(0)4105 154416<br />

Michael Nüssen michaelnuessen@t-online.de 0049-(0)40 215439 (V.i.S.d.P.)<br />

Claudia Nüssen claudianuessen@t-online.de 0049-(0)40 215439<br />

Armaiti Winkler-Reber regina-winkler@web.de 0049(0)731-7187642<br />

<strong>SIFAT</strong><br />

erscheint i.d.R. dreimal jährlich zum Selbstkostenpreis<br />

Preise:<br />

€ 15,00 pro Jahr für 3 Hefte inkl. Versand – Abonnement<br />

Neu: Geschenk-Abonnement – € 15,00 für 3 Hefte (1 Jahr)<br />

€ 20,70 pro Jahr für 3 Hefte als Printausgabe <strong>un</strong>d als eBook<br />

€ 3,80 als eBook Einzelkauf über <strong>un</strong>seren Shop<br />

€ 5,00 zzgl. Versandkosten für Einzelhefte, soweit lieferbar<br />

Zahlbar in Euro: Konto Verlag Heilbronn, Josef Ries, Postbank<br />

IBAN: DE54 7001 0080 0714 0168 02 BIC: PBNKDEFF<br />

Vertrieb, Bestell<strong>un</strong>gen <strong>un</strong>d Abonnentenverwalt<strong>un</strong>g:<br />

Verlag Heilbronn, Josef Ries, Kaiser-Heinrich-Straße 37, D-82398 Polling<br />

sifat@verlag-heilbronn.de www.verlag-heilbronn.de<br />

Tel. 0049 (0)881-9275351 Fax 0049 (0)881-9275352<br />

Bestell<strong>un</strong>gen über <strong>un</strong>sere Homepage: www.verlag-heilbronn.de<br />

Email oder per Brief – bitte vollständige <strong>un</strong>d deutliche Absenderangaben<br />

Abbestell<strong>un</strong>gen zum Ende des bezahlten ABOs sind jederzeit möglich<br />

Adressen für weitere Informationen<br />

Der <strong>Inayat</strong>i-Orden:<br />

Deutschland: 0049 (0)7127 349 8297, www.inayatiorden.de, sekretariat@inayatiorden.de<br />

dort ist auch das Jahresprogramm erhältlich<br />

Schweiz: 0041(0)56 427 20 21, www.sufismus.ch, paranandi@bluewin.ch<br />

Österreich: 0043 (0)1 319 53 93, sufiorden@gmx.de, franzkrejs@aon.at, www.sufiorden.at<br />

Sufi-Beweg<strong>un</strong>g: 0049(0)30 826 45 34, pebeschi@t-online.de, www.sufi-beweg<strong>un</strong>g.de<br />

Sufi Movement: www.sufimovement.org, germany@sufimovement.org<br />

Sufi Ruhaniat (SRI): www.ruhaniat.org <strong>un</strong>d www.sufiruhaniat.eu<br />

Fehlerteufel<br />

Der „Fehlerteufel“ hat sich im Heft 1 / März <strong>2018</strong> eingeschlichen. Hier die Korrektur<br />

in Fettschrift: In dem Artikel von Martin Buber: „Der Weg des Menschen – Über<br />

Entschlossenheit“ fehlen leider auf S. 33 vier Worte, die zum besseren Verständnis der<br />

Aussage beitragen. Es muss heißen: Den Schriftvers: „Alles, was deine Hand zu t<strong>un</strong> findet,<br />

tue in deiner Kraft!“ deutete der Baal Schem, man solle die Tat, die man tut, mit allen<br />

Gliedern t<strong>un</strong>, d.h. es solle auch das ganze leibliche Wesen des Menschen daran beteiligt<br />

sein, nichts von ihm dürfe draußen bleiben.<br />

Wir bedanken <strong>un</strong>s bei einer langjährigen Leserin für diesen Hinweis. Es freut <strong>un</strong>s, dass<br />

<strong>un</strong>sere Zeitschrift mit so viel Aufmerksamkeit gelesen wird.<br />

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Projekte <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Die Sufi-Saint-School in Ajmer / Indien<br />

Seit 25 Jahren vermittelt die Sufi-Saint-School Bild<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d <strong>un</strong>iverselle ethische Werte<br />

für eine bessere Zuk<strong>un</strong>ft der Kinder, insbesondere auch für die Förder<strong>un</strong>g von Mädchen.<br />

Dank der Unterstützer ist die Sufi-Saint-School eine "Privatschule für Arme";<br />

denn die geringen Schulgebühren richten sich nach dem, was die meist armen Eltern<br />

bezahlen können. Die Schüler aus ganz armen Familien können die Sufi-Saint-School<br />

völlig kostenlos besuchen, dank Ihrer Patenschafts-Stipendien (60 Euro jährlich). Das<br />

Ziel der Sufi-Saint-School ist es, Kinder verschiedener gesellschaftlicher Gruppen<br />

zusammen zu bringen, <strong>un</strong>geachtet ihrer Kaste, ihrer Hautfarbe, ihrer Religion <strong>un</strong>d ihres<br />

Geschlechts, um ihnen eine kostenlose oder kostengünstige Bild<strong>un</strong>g zu ermöglichen,<br />

als Basis für eine Zuk<strong>un</strong>ft, in der sie sich selbst erhalten können. Unsere Schule möchte<br />

den Schülern das Gefühl von Harmonie, Frieden <strong>un</strong>d <strong>un</strong>iverseller Brüderlichkeit vermitteln,<br />

damit sie bessere Bürger dieser Weltwerden können.<br />

Spendenkonto: Förderverein Sufi-Saint-School e.V.<br />

Kto.-Nr.:4026679400, BLZ: 43060967 (GLS Bank),<br />

IBAN DE09 4306 0967 4026 6794 00<br />

Weitere Informationen finden Sie <strong>un</strong>ter: www.sufi-saint-school-ev.de<br />

Das Hope Project in Basti / New Delhi<br />

Trotz der wachsenden Zahl von Menschen, die verzweifelt auf <strong>un</strong>sere Hilfe angewiesen<br />

sind, konnten wir meist helfen, ihre Lebensbeding<strong>un</strong>gen zu verbessern. Die Mehrzahl<br />

der Hilfesuchenden sind Frauen <strong>un</strong>d Mädchen. Von der Kinderkrippe über die Schule<br />

bis zu <strong>un</strong>seren Ausbild<strong>un</strong>gsprogrammen nehmen wir Einfluss auf das Leben der armen<br />

<strong>un</strong>d <strong>un</strong>terprivilegierten Menschen im Stadtteil Basti von Delhi. Wir sind zutiefst dankbar<br />

für die Spenden derer, die <strong>un</strong>sere Arbeit <strong>un</strong>terstützen.<br />

Spendenkonten des Dargah Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> Hope Projects<br />

Deutschland: Verein Lebenshilfe Indien, IBAN DE32 4726 0121 27110445 00<br />

„Spende für Hope Project“<br />

Niederlande: Stichting Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> Dargah, „Hope Project“,<br />

21.24.84.001, Triodos Bank<br />

Schweiz: Förderverein „Hope Projekt“, CH11 8009 7000 0064 8430 7<br />

Raiffeisenbank Laufental-Thierstein, 4242 Laufen<br />

Österreich: Indienhilfe, Konto-Nr. 03220137570 (BLZ 14000), BAWAG<br />

„Spende für Hope Project“<br />

Viele weitere Informationen auf der Homepage des Hope Projekts:<br />

www.hope-project.de<br />

Die Abrahamic Re<strong>un</strong>ion e.V. (früher: Global Hope F<strong>un</strong>d e.V.)<br />

Die Abrahamic Re<strong>un</strong>ion ist eine beständig wachsende Gruppe von religiösen <strong>un</strong>d spirituellen<br />

Führ<strong>un</strong>gspersönlichkeiten in Israel <strong>un</strong>d Palästina. Einige dieser Menschen sind<br />

60


<strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Projekte<br />

hochrangige religiöse Würdenträger, andere wiederum engagierte spirituelle Friedensarbeiterinnen<br />

<strong>un</strong>d Friedensarbeiter. Der Global Hope F<strong>un</strong>d e.V. <strong>un</strong>terstützt die Abrahamic<br />

Re<strong>un</strong>ion.Weitere Informationen finden Sie <strong>un</strong>ter: www.abrahamicre<strong>un</strong>ion.org<br />

Spendenkonto: Abrahamic Re<strong>un</strong>ion e.V.<br />

GLS Bank, IBAN: DE53 4306 0967 7911 7358 00, BIC: GENODEM1GLS<br />

Das Projekt "Musik für Frieden <strong>un</strong>d Völkerverständig<strong>un</strong>g" ist eine internationale<br />

private Initiative, die im April 2017 die Form eines eingetragenen gemeinnützigen<br />

Vereins gef<strong>un</strong>den hat. Sie ist aus einer Reihe von Aufführ<strong>un</strong>gen der H-Moll-Messe von<br />

Johann Sebastian Bach hervorgegangen, die durch den Mystiker Vilayat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

inspiriert wurden: 1996 in Dachau auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte, 1999 in<br />

Ottobeuren, 2006 in Paris, 2010 in Frankfurt <strong>un</strong>d zur Jahreswende 2016/2017 in Jerusalem,<br />

Bethlehem <strong>un</strong>d Nazareth sowie <strong>2018</strong> in Wien. Ein Chor mit 120 Sängerinnen<br />

<strong>un</strong>d Sängern <strong>un</strong>d ein 30-köpfiges Orchester vereinte dort Menschen aus den Niederlanden,<br />

Belgien, Frankreich, Österreich, der Schweiz, Deutschland, England, den USA,<br />

Israel, Australien, Russland <strong>un</strong>d Kolumbien.<br />

Die Durchführ<strong>un</strong>g der Friedenskonzerte wird von den Teilnehmern selbst <strong>un</strong>d über<br />

Spenden finanziert. Allen Spendern <strong>un</strong>seren großen Dank. Schauen Sie doch auf <strong>un</strong>sere<br />

Website oder schreiben Sie einen Kommentar www.music-for-peace.net<br />

Musik für Frieden <strong>un</strong>d Völkerverständig<strong>un</strong>g e.V.<br />

Rheinuferstrasse 7, D-79206 Breisach<br />

Vereins- <strong>un</strong>d Spendenkonto:<br />

GLS Bank: IBAN: DE04 4306 0967 7045 6716 00, BIC: GENODEM1GLS<br />

Verein „Buch <strong>un</strong>d Mystik e.V.“<br />

Fre<strong>un</strong>de des Universalen Sufismus <strong>un</strong>d Mitglieder des <strong>Inayat</strong>i-Ordens sowie der Sufi<br />

Ruhaniat haben im Februar <strong>2018</strong> den Verein „Buch <strong>un</strong>d Mystik“ gegründet, um die<br />

Verwirklich<strong>un</strong>g für moderne zeitgemäße Publikationen (Print, Digital, Audio, Video),<br />

Websites, Blogs etc. nach Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> <strong>un</strong>d seiner Nachfolger in deutscher Sprache<br />

zu <strong>un</strong>terstützen. Buch <strong>un</strong>d Mystik e.V. fördert die Finanzier<strong>un</strong>g von Übersetz<strong>un</strong>gen.<br />

Der Verein <strong>un</strong>terstützt oder organisiert ebenso Veranstalt<strong>un</strong>gen zur Literaturvermittl<strong>un</strong>g<br />

(z.B. Les<strong>un</strong>gen, Buchvorstell<strong>un</strong>gen, Diskussionen). Wichtig ist ihm neben<br />

der Erweiter<strong>un</strong>g von Medienkompetenz auch eine Lese- <strong>un</strong>d Erzählkultur, die dem<br />

Verständnis <strong>un</strong>d Respekt für verschiedene Religionen <strong>un</strong>d Kulturen Rechn<strong>un</strong>g trägt. Er<br />

kooperiert mit den Organisationen des Universalen Sufismus <strong>un</strong>d anderen Organisationen<br />

zur Förder<strong>un</strong>g von gesellschaftlicher Toleranz im Allgemeinen <strong>un</strong>d besonders der<br />

Förder<strong>un</strong>g der Toleranz zwischen Menschen verschiedener Religionen. Damit dient der<br />

Verein letztlich der Völkerverständig<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d Friedensbild<strong>un</strong>g.<br />

Buch <strong>un</strong>d Mystik e.V., Kontakt: info@buch<strong>un</strong>dmystik.de, www.buch<strong>un</strong>dmystik.de<br />

Spendenkonto: Vereinigte Sparkassen Weilheim,<br />

IBAN: DE33 7035 1030 0032 4554 61, BIC: BYLADEM1WHM<br />

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Pir Zia <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: Aufnahme von <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> in die Silsila <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

5. Februar <strong>2018</strong><br />

Liebe Gefährtinnen <strong>un</strong>d Gefährten<br />

auf dem Weg,<br />

ich wünsche Ihnen einen gesegneten<br />

Visalat-Tag! Möge der Friede, der<br />

Segen <strong>un</strong>d die Liebe Gottes an diesem<br />

besonderen Tag, an dem wir das<br />

irdische <strong>un</strong>d himmlische Leben des<br />

<strong>un</strong>s führenden Geistes Hazrat <strong>Inayat</strong><br />

<strong>Khan</strong> feiern, mit Ihnen sein.<br />

Heute gebe ich in Anwesenheit vieler<br />

Weggefährten hier in Fazal Manzil<br />

<strong>un</strong>d in Gedanken <strong>un</strong>d Geist mit<br />

Ihnen allen auf der ganzen Welt eine<br />

Erklär<strong>un</strong>g ab, in der ich ankündige,<br />

dass Pirzadi-Shahida <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong><br />

fortan in die Silsila des <strong>Inayat</strong>i-Ordens<br />

aufgenommen wird. Sie finden die<br />

Erklär<strong>un</strong>g in französischer, deutscher<br />

<strong>un</strong>d englischer Sprache.<br />

Angeregt durch die Entdeck<strong>un</strong>g eines Stücks von Pirzadi-Shahida <strong>Noor</strong> im<br />

Astana-Archiv, habe ich in den letzten Monaten intensiv über ihr Leben <strong>un</strong>d<br />

Vermächtnis nachgedacht. Es ist mir klarer denn je geworden, dass es für <strong>un</strong>seren<br />

Orden an der Zeit ist, sie wirklich als eine wesentliche Traditionsträgerin der<br />

Sufi-Botschaft zu betrachten. Enorme Inspiration lässt sich aus ihren Schriften<br />

schöpfen, <strong>un</strong>d noch mehr aus ihrem Leben, das eine wahre Jakata-Erzähl<strong>un</strong>g<br />

war.<br />

So Gott will, wird Pirzadi-Shahida <strong>Noor</strong>s Stück "Aède of the Ocean and Land"<br />

noch in diesem Jahr veröffentlicht. Es ist eine faszinierende spirituelle Nacherzähl<strong>un</strong>g<br />

von Homers Odyssee. Im Zenith Camp in der Schweiz wird diesen<br />

Sommer eine Woche Pirzadi-Shahida <strong>Noor</strong>, der Ritterlichkeit <strong>un</strong>d der Aede<br />

gewidmet sein. Bitte kommen Sie, wenn Sie können. Und das wird, so hoffen<br />

wir, nur der Anfang sein.<br />

Für immer der Ihrige,<br />

Sarafil Bawa<br />

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Gemälde von <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>: "Palmen" (aus: We Rubies Four, S. 326)


Hinweise auf Veranstalt<strong>un</strong>gen <strong>2018</strong><br />

21. Sept. – 23. September Retreat mit Amaité & Latifa Resi<br />

in Pfarrkeßlar bei Jena<br />

Info: Amaité, Tel: 07471-948019, info@akademie-licht<strong>un</strong>g.de<br />

30. Sept. – 06. Oktober Wenn deine Seele tanzt <strong>un</strong>d singt<br />

Frauenreise mit Gina Gohl in Cala Jami, Sardinien<br />

Tel.: 0039 0789 1980 233, www.sufisardegna.org<br />

06. Okt. – 07. Oktober Tanzseminar mit Saadi Neil Douglas-Klotz in Hamburg<br />

Die Seligpreis<strong>un</strong>gen von Jesus in Aramäisch<br />

www.kirche-der-stille.de<br />

13. Okt. – 14. Oktober Sufi-Seminar mit Aziz Dikeulia<br />

Reusten bei Tübingen<br />

Info: Amaité, Tel: 07471-948019, info@akademie-licht<strong>un</strong>g.de<br />

14. Okt. – 20. Oktober Lebenssteuer<strong>un</strong>g durch den Geist<br />

mit Walter Amin Häge & Fre<strong>un</strong>den in Cala Jami, Sardinien<br />

Tel.: 0039 0789 1980 233, www.sufisardegna.org<br />

18. Okt. – 21. Oktober Gruppen-Retreat mit Sarfaraz <strong>un</strong>d Kabir<br />

Caduceus-Zentrum, Bad Bevensen<br />

Info: Sarfaraz, Tel. 05821-477129, zentrum@caduceus.de<br />

21. Okt. – 27. Oktober Mystische Entspann<strong>un</strong>g auf Sardinien<br />

mit Javid & Roshan in Cala Jami, Sardinien<br />

Tel.: 0039 0789 1980 233, www.sufisardegna.org<br />

28. Okt. – 03. November Einzel-Retreat in ursprünglicher Natur<br />

mit Roshan in Cala Jami, Sardinien<br />

Tel.: 0039 0789 1980 233, www.sufisardegna.org<br />

10. Nov. – 11. November Cherag-Seminar für alle Interessierten<br />

Yoga-Zentrum Heilbronn, Info: Parvati Pfleiderer<br />

Tel.: 07131-257417, petrapfleiderer@web.de<br />

12. Nov. – 21. November Spirituelle Pilgerreise ins Heilige Land<br />

mit Siddiq & Saroj, Info: Siddiq<br />

Tel.: 0761-7073300, winfried.henkes@gmx.de<br />

22. Nov. – 25. November Tanz-Sesshin mit Wali & Ariënne van der Zwan<br />

in Unterbirkholz (Bergisches Land): Zen <strong>un</strong>d Zikr.<br />

www.peaceinmotion.eu<br />

23. Nov. – 25. November Retreat <strong>un</strong>d Seminar mit Zumurrud Butta<br />

Akademie Licht<strong>un</strong>g, Rangendingen<br />

Info: Amaité, Tel: 07471-948019, info@akademie-licht<strong>un</strong>g.de

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