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Noor-un-Nisa Inayat Khan - SIFAT Sonderheft 2/2018 - Leseprobe

In diesem Sonderheft erinnern wir an die erste Frau, die kürzlich in die Silsila des Inayati-Ordens aufgenommen wurde. Noor Inayat Khan war Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 1943 wurde sie von der Gestapo in Paris verhaftet und nach einem Jahr Isolationshaft nach Dachau versetzt. Dort wurde sie nach langer Folter im Alter von 30 Jahren am 13. September 1944 hingerichtet. Ihr letztes Wort war: Liberté.

In diesem Sonderheft erinnern wir an die erste Frau, die kürzlich in die Silsila des Inayati-Ordens aufgenommen wurde. Noor Inayat Khan war Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 1943 wurde sie von der Gestapo in Paris verhaftet und nach einem Jahr Isolationshaft nach Dachau versetzt. Dort wurde sie nach langer Folter im Alter von 30 Jahren am 13. September 1944 hingerichtet. Ihr letztes Wort war: Liberté.

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Pir Zia <strong>Inayat</strong>-<strong>Khan</strong>: Die Bedeut<strong>un</strong>g der Silsila <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

Er sagt, die Silsila sei wie ein Strom von Energie, der über all die Jahrh<strong>un</strong>derte<br />

in Beweg<strong>un</strong>g gehalten wurde; ein Strom, an den viele Lampen angeschlossen<br />

wurden, <strong>un</strong>d indem wir <strong>un</strong>s selbst diesem Strom anschließen, erhalten wir die<br />

ganze Kraft dieser Energie, zu der wir isoliert davon keinen Zugang hätten. Für<br />

viele von <strong>un</strong>s ist das Bewusstsein, dass wir mit diesem Strom verb<strong>un</strong>den sind,<br />

eine Quelle großer Kraft <strong>un</strong>d Vitalität.<br />

Es gibt auch einige negative Empfind<strong>un</strong>gen, denke ich. Wenn man diese Liste<br />

betrachtet, sieht man einerseits eine einzige Auflist<strong>un</strong>g von Autoritätspersonen.<br />

Es scheint völlig hierarchisch <strong>un</strong>d elitär zu sein. Dazu möchte ich sagen,<br />

dass es sehr wichtig ist zu verstehen, dass dies in Wahrheit ein Teil der Silsila<br />

ist, nicht die Silsila selbst. Sie wissen, das Wort „silsila“ bedeutet Kette, <strong>un</strong>d im<br />

übertragenen Sinne eine Überliefer<strong>un</strong>gskette, eine Kette von Herz zu Herz.<br />

Im Fall <strong>un</strong>seres Ordens ist es so, dass Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong> viele Kalifen hatte.<br />

Jeder Kalif vertritt die Linie <strong>un</strong>d hat eine eigene Silsila. Das hat Bedeut<strong>un</strong>g<br />

für <strong>un</strong>sere Bezieh<strong>un</strong>g mit anderen Sufi-Gruppen, die von Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong><br />

abstammen. Sie haben auch ihre Silsila durch Hazrat <strong>Inayat</strong> <strong>Khan</strong>, <strong>un</strong>d <strong>un</strong>sere<br />

Silsila ist kein Widerspruch zu ihrer. Das gilt auch für diese Generation; mein<br />

Vater hat so viele Repräsentanten, <strong>un</strong>d ein Repräsentant ist ein Kalif. Das Wort<br />

Repräsentant ist tatsächlich die bestmögliche Übersetz<strong>un</strong>g des Wortes Kalif.<br />

Das Wort Kalif selbst geht natürlich auf den Qur`an zurück. Der Mensch ist<br />

der khalifatu Ilah fi-l-ard, der Repräsentant Gottes auf Erden.<br />

Der zweite negative Aspekt betrifft einen sehr bedeutsamen P<strong>un</strong>kt; tatsächlich<br />

ist die Silsila eine Liste ausschließlich von Männern. Sogar wenn man die<br />

anderen Linien betrachtet, die mit dieser verwoben sind, findet man stets Listen<br />

von Männern. Wie ich bereits sagte, das Studium des klassischen Sufismus führt<br />

<strong>un</strong>s zu neuen Perspektiven für <strong>un</strong>sere Arbeit, <strong>un</strong>d auch zu einer größeren Wertschätz<strong>un</strong>g<br />

<strong>un</strong>seres eigenen Beitrags <strong>un</strong>d für die Weiterentwickl<strong>un</strong>g, die <strong>un</strong>ser<br />

heutiges Denken darstellt. Manchmal waren die Sufis dem Denken ihrer Zeit<br />

<strong>un</strong>d Kultur voraus. Im Allgemeinen war die Kultur, in der sich ihr Denken entwickelte,<br />

eine, in der Frauen keine öffentliche Aufgabe hatten. In vielen Fällen<br />

haben traditionelle Sufis nur das konventionelle Denken bestätigt. In anderen<br />

Fällen haben Sufis die Konventionen jedoch hinter sich gelassen <strong>un</strong>d haben<br />

wagemutig Neuer<strong>un</strong>gen zugelassen. Unglücklicherweise jedoch sind sie dort,<br />

wo es um die Tradition des institutionellen Sufismus geht, einen Kompromiss<br />

eingegangen <strong>un</strong>d haben sich an die Beding<strong>un</strong>gen der Kultur gehalten, in der sie<br />

sich bewegten <strong>un</strong>d in der sie lebten. Und damals war es Frauen kulturell nicht<br />

möglich, am sozialen Leben teilz<strong>un</strong>ehmen, wenn das bedeutete, mit Männern<br />

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