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Noor-un-Nisa Inayat Khan - SIFAT Sonderheft 2/2018 - Leseprobe

In diesem Sonderheft erinnern wir an die erste Frau, die kürzlich in die Silsila des Inayati-Ordens aufgenommen wurde. Noor Inayat Khan war Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 1943 wurde sie von der Gestapo in Paris verhaftet und nach einem Jahr Isolationshaft nach Dachau versetzt. Dort wurde sie nach langer Folter im Alter von 30 Jahren am 13. September 1944 hingerichtet. Ihr letztes Wort war: Liberté.

In diesem Sonderheft erinnern wir an die erste Frau, die kürzlich in die Silsila des Inayati-Ordens aufgenommen wurde. Noor Inayat Khan war Schriftstellerin, Kinderbuchautorin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg. 1943 wurde sie von der Gestapo in Paris verhaftet und nach einem Jahr Isolationshaft nach Dachau versetzt. Dort wurde sie nach langer Folter im Alter von 30 Jahren am 13. September 1944 hingerichtet. Ihr letztes Wort war: Liberté.

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Shrabani Basu: <strong>Noor</strong>-<strong>un</strong>-<strong>Nisa</strong> <strong>SIFAT</strong> 2 / <strong>2018</strong><br />

<strong>Noor</strong> wurde mitgeteilt, sich sofort zu verstecken. Zusammen mit einem weiteren<br />

SOE-Agenten tauchte sie <strong>un</strong>ter <strong>un</strong>d sammelte Informationen über Verrat<br />

<strong>un</strong>d weitere Verhaft<strong>un</strong>gen, als die Geheimpolizei näherkam. Schließlich setzte<br />

London sich mit ihr in Verbind<strong>un</strong>g <strong>un</strong>d forderte sie zur Rückkehr auf, da es zu<br />

gefährlich war zu bleiben. Doch <strong>Noor</strong> lehnte ab, als sie erkannte, dass sie der<br />

einzig verbliebene F<strong>un</strong>kkontakt zwischen London <strong>un</strong>d Paris war.<br />

Mitte August war <strong>Noor</strong> die einzige britische Agentin in Paris. Im Alleingang<br />

führte sie n<strong>un</strong> die Arbeit von sechs F<strong>un</strong>kern aus. Die nächsten drei<br />

Monate konnte <strong>Noor</strong> in einem gefährlichen Katz-<strong>un</strong>d-Maus-Spiel, das von der<br />

Gestapo gegen sie gespielt wurde, überleben.<br />

In genauer Einhalt<strong>un</strong>g der Regeln aus ihrer Ausbild<strong>un</strong>g wechselte sie häufig<br />

ihre Position, hielt die Übertrag<strong>un</strong>gen kurz <strong>un</strong>d änderte auch ihr Aussehen<br />

durch ständig neues Färben ihrer Haare. <strong>Noor</strong>s F<strong>un</strong>kmeld<strong>un</strong>gen halfen London,<br />

Orte für Abwürfe der Luftwaffe genau festzulegen, die französische Résistance<br />

mit Geld <strong>un</strong>d Waffen zu <strong>un</strong>terstützen <strong>un</strong>d die sichere Rückkehr verletzter<br />

Piloten zu organisieren. Die Nazis wussten von ihr <strong>un</strong>d konnten auch ihre<br />

Übertrag<strong>un</strong>gen mithören, doch sie konnten sie nicht fangen.<br />

In London sta<strong>un</strong>ten ihre Kollegen <strong>un</strong>d Vorgesetzten über ihre Effizienz. Während<br />

die meisten F<strong>un</strong>ker sich sechs Wochen halten konnten, arbeitete <strong>Noor</strong> drei<br />

Monate lang im Geheimen. Ihre Nachrichten waren einwandfrei <strong>un</strong>d ihr F<strong>un</strong>k-<br />

Ausbilder war in besonderer Weise stolz auf sie.<br />

Aber die Schlinge zog sich um <strong>Noor</strong> zusammen. Gegen Mitte Oktober war sie<br />

immer noch sicher <strong>un</strong>d hätte einen Rückflug aus Frankreich erreicht, wenn sie<br />

nicht verraten worden wäre. <strong>Noor</strong>s Adresse wurde den Nazis für 100 000 Francs<br />

verkauft. Mit dieser Information verhaftete die Gestapo sie <strong>un</strong>d brachte sie in<br />

ihr Hauptquartier in der Avenue Foch 84. <strong>Noor</strong> versuchte sofort zu fliehen,<br />

wurde aber gefangen. Ein paar Wochen später <strong>un</strong>ternahm sie einen weiteren<br />

mutigen Fluchtversuch mit zwei anderen Gefangenen, indem sie die Oberlichter<br />

ausbauten <strong>un</strong>d aufs Dach kletterten. Falls diese Flucht Erfolg gehabt hätte,<br />

wäre sie als eine der mutigsten Fluchten in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs<br />

eingegangen.<br />

<strong>Noor</strong> wurde n<strong>un</strong> als „hochgefährliche“ Gefangene eingestuft <strong>un</strong>d als erste<br />

weibliche Agentin in ein deutsches Gefängnis geworfen. Sie wurde ins<br />

Gefängnis in Pforzheim am Rande des Schwarzwalds gebracht, wo sie zehn<br />

Monate lang blieb.<br />

<strong>Noor</strong> wurde in Isolationshaft gehalten, mit Ketten <strong>un</strong>d Fußeisen gefesselt. Sie<br />

konnte nicht selbst essen <strong>un</strong>d sich reinigen. Sie wurde regelmäßig geschlagen,<br />

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