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Bulletin 2018/3

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Über Sprachlogistik und Logistiksprache<br />

Vom Transport von Waren bis zum Transport von Inhalten – Sprache und Logistik sind enger verzahnt als<br />

man denkt.<br />

Es ist nicht bekannt, welches<br />

das erste Wort der Menschheitsgeschichte<br />

war. Wahrscheinlich<br />

nicht «Mama» oder «Papa». Sicher<br />

auch nicht «Flurförderfahrzeug»<br />

und «Logistikcenter». Vielleicht<br />

gab es anfangs nur eine lose Reihenfolge<br />

von Lauten. Als Aufruf<br />

zur Mammutjagd. Als kernige<br />

Warnung. Oder um mit diesen<br />

Fremden am anderen Flussufer<br />

Kontakt aufzunehmen, die man<br />

neidisch bei der Jagd beobachtet.<br />

Handel und Wandel<br />

Interessante Geräte benutzen sie<br />

dafür. Vielleicht lohnt es sich, den<br />

Fluss zu überwinden und ihnen<br />

etwas im Tausch anzubieten.<br />

Warum Sprache überhaupt entstanden<br />

ist, auch das lässt sich<br />

nur vermuten. Interessant für die<br />

Welt der Logistik dürfte sein, dass<br />

Handel und Tausch schon immer<br />

eine starke Triebfeder waren. So<br />

entstand nicht nur das Bedürfnis,<br />

ein Floss zu zimmern, um Waren<br />

überzusetzen. Sondern auch, Bedeutungs-Träger<br />

zu schaffen, um<br />

Inhalte zu transportieren.<br />

Übersetzen und überbrücken<br />

Hat aber jede Gruppe eine Sprache,<br />

ist auch niemandem gedient.<br />

Zwischen 6500 und 7000<br />

Sprachen werden weltweit gesprochen,<br />

schätzt das Max-<br />

Planck-Institut für evolutionäre<br />

Anthropologie in Leipzig. Obwohl<br />

die Vielfalt stetig abnimmt. Experten<br />

zufolge kannte die Welt vor<br />

Ein Sprachjongleur der TEXTRAPLUS: Alessandro Anghinoni<br />

10 000 Jahren noch über 20 000<br />

Sprachen.<br />

Allein die 7 Millionen Einwohner<br />

des Inselstaats Papua-Neuguinea<br />

sprechen über 800. Sie dienen<br />

den einzelnen Gemeinschaften<br />

als identitätsstiftendes Band.<br />

Wer soll da den Überblick behalten?<br />

So alt wie die Sprache ist<br />

wohl auch das Bestreben, Wort-<br />

Brücken zu bauen.<br />

Zum Autor<br />

Rafael Muñoz,<br />

Projektmanagement/Editing TEXTRAPLUS AG<br />

Wie wichtig das ist, weiss schon<br />

die Bibel in einer ihrer bekanntesten<br />

Erzählungen. Berauscht<br />

von den eigenen schöpferischen<br />

Fähigkeiten begannen die Menschen,<br />

einen Turm zu errichten,<br />

der bis zum Himmel reichen sollte.<br />

Für diese Selbstüberhebung wurden<br />

sie bestraft, indem sie mitsamt<br />

ihrer Sprachen über die ganze<br />

Welt verteilt wurden. Ohne<br />

Verständigung war ein logistischer<br />

Albtraum die Folge. Der Bau<br />

wurde nie vollendet.<br />

Die Vermessung der Welt<br />

Hätte es Übersetzer gegeben,<br />

wäre der Turmbau zu Babel nicht<br />

zum Symbol eines gescheiterten<br />

Bauvorhabens geworden.<br />

Bekanntlich ist der Mensch kein<br />

bisschen bescheidener geworden.<br />

Heute aber bedient er sich<br />

Sprachagenturen, um weltumspannende<br />

Projekte voranzutreiben.<br />

Doch deren Arbeit reicht tiefer.<br />

Warum das so ist, zeigen zwei<br />

weitere spannende Sprachgeschichten.<br />

Von «Enigma» zur «Verlan»<br />

Auf den ersten Blick ein Nebenschauplatz,<br />

aber von grosser strategischer<br />

Bedeutung. Einen unglaublichen<br />

Aufwand steckten die<br />

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