Der Burgbote 1966 (Jahrgang 46)

ERSTER FÖHNTAG
Ja, gibt's das noch?
Die Welt soweit, das Himmelszelt so hoch?
Sieh an, sogar die Mücken scherzen.
Das braune Land glänzt nachmittagsverträumt,
wie tief im Märzen.
Die Stunde säumt,
ein kleiner Vogel ruft,
dich überflutet wohliges Ermatten —
war das nicht Primelduft?
Fern lockt das Tal mit dunkelblauen Schatten.
So weit die Welt, das Himmelszelt so hoch;
ja gibt's das noch?
< Dr. Owigtass
Pseudonym für Hans Erich Blaich
geb. 1873 in Leutkirch/Aligäu, gest.
1945 in Fürstenfeldbruck/Obb.
MÄRZ
Die Wälder brausen nah und fern.
Die Erde riecht, es regnet gern.
Windröschen steht im apern Grund,
an Kunigund wird's warm von unt'.
Die Kranich' ziehn, bald blüht der Schieb:
Um Benedikt den Hafer sä'l
Den Hering iß zu Okuli,
das Licht zur Gleiche löscht Marie,
sie kommt und rieht' die Reben auf,
nimmt auch den leichten Frost in Kauf;
und ist getan, was nötig war,
so gebe Gott ein gutes Jahr!
Josef Weinheber
geb. 1892 in Wien — gest. 1945
in Kirchstetten/Niederösterreich
(Aus „Kalendarium für Landieut")
Das Divertissementchen 1966
»DÄ KAISER VUN KÖLLE« von Klaus Rohr
Musik von Christoph Klöver
Cacilia Wolkenburg kommt in diesem Jahr »römisch«.
Es soll Divertissementchenehre erwiesen werden
Dem einzigen römischen Kaiser aus Köln und in Köln,
— Dem Maroius Gassianus Latinus Postumus,
C Der zehn Jahre lang.
Von Zweihundertachtundfünfzig nach Christi Geburt ab, Köln
Zur Hauptstadt des römischen Reiches machte.
Wir wissen
Durch sein Bild auf den Münzen,
Wie er ungefähr aussah.
Wir wissen:
Daß seine Soldaten,
Die ihn zum Kaiser gemacht hatten.
Ihn auch
So um Zweihundertachtundsechzig nach Christi Geburt herum
Prompt ermordeten.
Weil er ihnen den Gefallen nicht tat,
Mainz,
Das sie erobert hatten.
Zur Plünderung freizugeben.