Der Burgbote 2013 (Jahrgang 93)
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1 März <strong>2013</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong><br />
Mitteilungsblatt des KMGV <strong>Jahrgang</strong> <strong>93</strong><br />
Rückblick: Zillche <strong>2013</strong><br />
Ausblick: Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
Sängerreise: Würzburg, Bamberg<br />
Portrait: Heinrich Suttrup
Mauritiussteinweg 59<br />
(Wolkenburg)<br />
50676 Köln<br />
Tel. 02 21-231232<br />
Fax 02 21-237558<br />
www.kmgv.de<br />
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mail@caecilia-wolkenburg.de<br />
KMGV<br />
KÖLNER<br />
MÄNNER-GESANG<br />
VEREIN<br />
gegründet 1842<br />
1 Inhalt<br />
Steilere Treppen und weitere Wege 5<br />
Leitartikel:<br />
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel 6<br />
Was so alles im Foyer passierte 16<br />
Versuch einer Deutung des Wörtchens »dä« 19<br />
Dankeschönabend 20<br />
KMGV – Jahreskonzert <strong>2013</strong> 22<br />
Kammerchor:<br />
nimmt Arbeit wieder auf! 31<br />
Personen und Persönliches: 32<br />
Heinrich Suttrup<br />
Ausblick: 175 Jahre KMGV 42<br />
Tag der offenen Wolkenburg 46<br />
Sängerreise <strong>2013</strong> 48<br />
KMGV-Familie 50<br />
Impressum 53<br />
<strong>Der</strong> Spötter 54<br />
Aus dem Archiv 56<br />
O-Töne Bernhard Steiner 57<br />
Termine KMGV <strong>2013</strong> 58<br />
3
4
Steilere Treppen und weitere Wege<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
mit einem großen Kompliment möchte ich<br />
all diejenigen bedenken, die in der abgelaufenen<br />
Cäcilia-Session zum Erfolg des diesjährigen<br />
Divertissementchens »Vivat Colonia«<br />
beigetragen haben. Viel Engagement<br />
und Geduld waren erforderlich, um die<br />
Herausforderungen der neuen Probenund<br />
Spielstätte zu meistern. So manch<br />
einer musste weite Wege überwinden, um<br />
zur Probebühne in Hürth zu gelangen.<br />
Aber auch die Oper am Dom hatte ihre<br />
Tücken. Die Umkleiden sind kleiner, die<br />
Wege komplizierter und die Treppen steiler<br />
als im alten Opernhaus. So mussten die<br />
Mitwirkenden noch ein wenig enger<br />
zusammenrücken als das die Cäcilianer<br />
ohnehin während der Spielzeit tun.<br />
Auch unserem Publikum gilt ein herzliches<br />
Dankeschön. Die überwiegende Mehrheit<br />
hielt uns die Treue und folgte dem Zillche<br />
ins Blaue Zelt. Dort nahmen sie im Foyer<br />
ebenso gelassen wie die Sänger hinter der<br />
Bühne die beengten Räumlichkeiten in<br />
Kauf. Die Stimmung war jedenfalls auch in<br />
den Pausen in bester Tradition karnevalistisch.<br />
Möglicherweise haben wir mit dem<br />
zwangsweisen Wechsel der Spielstätte auch<br />
zwei weitere Dinge erreicht: Ein älteres<br />
Publikum, das sich sonst vielleicht nicht im<br />
Blauen Zelt zu Hause fühlt, überwand diese<br />
Hemmschwelle und ein jüngeres Publikum,<br />
das wir mit dem Divertissementchen<br />
bisher noch nicht so zahlreich erreicht<br />
haben, hat gerade wegen des Aufführungsortes<br />
im Musical Dome Tickets gekauft.<br />
Die unerwartete Krankheitswelle, die auch<br />
vor unserem Ensemble nicht halt machte,<br />
spülte ein Problem an die Oberfläche, dem<br />
sich die Verantwortlichen in der Vorbereitung<br />
des nächsten Stückes zu stellen<br />
haben. Denn keinesfalls darf es geschehen,<br />
dass wir den Vorhang einmal nicht aufziehen.<br />
Unter Einbeziehung von Fachleuten<br />
müssen nun alle Alternativen diskutiert<br />
und umgesetzt werden.<br />
Eine weitere wichtige Lehre aus dieser<br />
Spielzeit ist die große Beliebtheit von Vorstellungen<br />
außerhalb der Abendzeit. Im<br />
kommenden Jahr soll es deshalb deutlich<br />
mehr Vormittags- und frühe Nachmittagsaufführungen<br />
geben.<br />
Nun steht mit dem Jahreskonzert in der<br />
Kölner Philharmonie am 7. Juli <strong>2013</strong> schon<br />
bald der nächste Höhepunkt an. Lassen Sie<br />
uns hoch konzentriert und voller Tatkraft<br />
die Proben für den Beitrag des KMGV zu<br />
den Ehrungen im Wagner-Jahr absolvieren.<br />
Ein wie immer künstlerisch anspruchsvolles<br />
Konzertprogramm erfordert den ganzen<br />
Einsatz aller Sänger.<br />
Längst angelaufen sind die Vorbereitungen<br />
auf unsere Sängerreise ins Fränkische. <strong>Der</strong><br />
Bischof von Würzburg hat sich den 22.9.<br />
bereits fest in seinem Kalender eingetragen<br />
und erwartet den Kölner Männer-Gesang-<br />
Verein zur Mitwirkung am Pontifikalamt.<br />
Weitere Einzelheiten erfahren Sie in Kürze.<br />
Bereits heute richten wir unseren Blick auf<br />
das 175. Gründungsjubiläum des KMGV<br />
im Jahre 2017. Zur vorausschauenden<br />
Planung möglicher Aktivitäten findet sich<br />
in diesen Tagen<br />
ein Arbeitskreis<br />
zusammen. Vorschläge<br />
der Sänger<br />
sind herzlich<br />
willkommen.<br />
Ihr<br />
Gerd Schwieren<br />
Vorwort<br />
5
Nach dem Spiel<br />
ist vor dem Spiel…<br />
6 »Vivat Colonia« – Die Spielzeit ist Historie<br />
und die nächste Spielzeit kommt schneller<br />
als man denkt. Selten wurde so schnell nach<br />
dem Fallen des letzten Vorhangs schon an<br />
das kommende Jahr gedacht. Ein wichtiger<br />
Grund hierfür: Die neue Spielstätte.<br />
<strong>Der</strong> Umzug ist gut gelungen, aber es stellt<br />
sich auch die Frage, war das diesjährige<br />
Stück inhaltlich stark genug, um für einen<br />
noch besseren Kartenverkauf im kommenden<br />
Jahr zu sorgen? Neben dem Ausblick<br />
auf die nächste Cäcilia-Session soll aber<br />
auch der Rückblick auf die abgelaufene<br />
Spielzeit in diesem Bericht nicht zu kurz<br />
kommen.<br />
Ein glückliches Ensemble lächelt beim großen<br />
Erinnerungsfoto an die Spielzeit 2012 /<br />
<strong>2013</strong> in die Kamera. Es ist geschafft! 27 Vorstellungen<br />
sind über die Bühne gegangen,<br />
einige davon mit knapper Not angesichts<br />
grassierender Grippe-Viren, einige mit<br />
sichtbaren Lücken in den großen Reihen
der Zuschauersitze der Oper am Dom, die<br />
weitaus größte Mehrzahl aber vor allem mit<br />
donnerndem Applaus von nahezu vollbesetzten<br />
Rängen. Gute Gründe für zufriedene<br />
Gesichter bei Mitspielern, Mittänzern und<br />
den Profis, die das Ensemble der Cäcilia-<br />
Wolkenburg auf ihrem Weg zu diesem<br />
Bühnenerlebnis begleitet haben. Und man<br />
kann sich dem Lob von allen Seiten nur<br />
anschließen: Ein Ensemble, das selbst an<br />
Abenden, an denen die krankheitsbedingten<br />
Ausfälle beängstigende Ausmaße erreichte,<br />
für eine tolle Stimung im blauen<br />
Zelt sorgen kann, muss der Kölner Männer-<br />
Gesang-Verein an dieser Stelle noch einmal<br />
hoch leben lassen. Danke für Euren Einsatz!<br />
Danke für eine tolle Spielzeit!<br />
Ungewohntes wird zur Regel<br />
Es begann schon mit dem Einzug in die<br />
Oper am Dom. Für das Team rund um<br />
Judith Peter fing die Spielzeit mit Schlepperei<br />
an. Ohne Aufzug mussten alle Kostüme,<br />
Das Team von über 100 Mitspielern und<br />
einem ganzen Stab von Mitwirkenden hinter<br />
der Bühne hat auch an der neuen Spielstätte<br />
»Oper am Dom« in diesem Jahr wieder Enormes<br />
geleistet.<br />
die mit eigens gecharterten LKWs von<br />
Hürth ins Kölner Zentrum gefahren worden<br />
waren, in die drei Etagen des Backstage-<br />
Bereichs verteilt werden. Und auch dem<br />
Ensemble – mit 84 Sängern und 16 Ballett-<br />
Tänzern zahlenmäßig so groß wie schon<br />
seit vielen Jahren nicht mehr – wurde<br />
schnell deutlich: An die neue Spielstätte<br />
muss man sich erst einmal gewöhnen. Während<br />
das Ballett sich in der obersten Etage<br />
zwar über einen recht großzügigen Aufenthaltsbereich<br />
freuen konnte, zeigte sich<br />
schnell, dass das Warmtanzen oder das<br />
Training von Tanzsequenzen nur im Foyer<br />
der Oper am Dom möglich war. Denn über<br />
einen Probenraum für Ballett – wie aus dem<br />
Opernhaus über Jahrzehnte gewöhnt – ver-<br />
7Divertissementchen <strong>2013</strong>
»Stippeföttche« an der Ubierschänke. Und<br />
dann auch noch ständig Plaque im Gesicht<br />
vom naturbelassenen Biergesöff. Ganz schön<br />
harte Jungs unsere Ubier.<br />
8<br />
Die Liebe spielte im diesjährigen Stück <br />
eine echte Hauptrolle. Gleich drei Mal konnten<br />
sich nach Irrungen und Wirrungen liebende<br />
Paare auf der Cäcilia-Bühne finden.<br />
Immer im Blick der römischen Ordnungskräfte.<br />
Die furchteinflößende Wachgarde des römischen<br />
Imperators sorgte über das ganze Stück<br />
für Recht und Ordnung. Und steckte folgerichtig<br />
den berittenen Boten aus dem fernen Rom<br />
– betrunken angetroffen ohne Briefe und ohne<br />
Pferd – erst einmal »in de Blech« kam. <br />
fügt der ehemalige Musical Dome leider<br />
nicht. Ähnlich die Situation auch für die<br />
Mitspieler in Chor und Ensemble. Ungewohnte<br />
Wege, eher beengte Platzverhältnisse<br />
für die Chorsänger und die Notwendigkeit,<br />
ein Gefühl für die neue Umgebung<br />
zu entwickeln, bestimmten die ersten Tage<br />
in der neuen Spielstätte. Vor allem der beliebte<br />
Platz auf der Seitenbühne, von der aus<br />
man so herrlich auf die Bühne »spinksen«
konnte, steht in der Oper am Dom nicht<br />
mehr zur Verfügung. Zu gut ist die Bühne<br />
vom Zuschauerraum her einsehbar. So<br />
blieb der ohnehin enge Raum zwischen<br />
Bühnenaufgängen und den ersten Aufbauten<br />
des Bühnenbildes für Sänger, deren<br />
Auftritt nicht unmittelbar bevorstand, tabu.<br />
Aber schon zu Generalprobe und Vorpremiere<br />
begannen die ungewohnten Abläufe<br />
in Fleisch und Blut überzugehen. Dazu beigetragen<br />
hat sicher auch der sehr gute Probenstand,<br />
den das Ensemble schon vor dem<br />
Beginn der Probenarbeit im blauen Zelt<br />
vorweisen konnte.<br />
<strong>Der</strong> musikalische Leiter des KMGV, Bernhard<br />
Steiner, lobte dies auch nach Ende der<br />
Spielzeit mit sehr deutlichen Worten. Die<br />
Disziplin der Probenarbeit in Hürth und die<br />
hohe Motivation sowohl der »alten Mitstreiter«<br />
im Ensemble als auch der in den<br />
letzten Jahren gewonnenen neuen Mitsänger,<br />
hätten zu einer musikalischen Sicherheit<br />
geführt, die sich gerade in dem ungewohnt<br />
neuen Umfeld sehr ausgezahlt habe.<br />
Und auch die Zuschauer, deren Meinungen<br />
der Autor dieses Artikels gesammelt hat, der<br />
an vielen Abenden als Teil des »Werbeteams«<br />
im Foyer unterwegs war, bewerteten<br />
die Leistungen des Chores ganz folgerichtig<br />
mit Bestnoten.<br />
Bühnenbild und Zuschauerraum<br />
Vor allem in den letzten Jahren wurde jedes<br />
neue Bühnenbild von den Zuschauern mit<br />
vielen »Ahs« und »Ohs« bewundert.<br />
Erinnert sei nur an das letztjährige Bild, das<br />
die Kölner Flora so wunderschön nachzeichnete.<br />
Eine große Herausforderung also,<br />
an diese Erfolge anzuknüpfen. Gleichzeitig<br />
war schon seit der Entscheidung zum<br />
Umzug in die Oper am Dom deutlich, dass<br />
die Variationsmöglichkeiten des Bühnenbildes<br />
aufgrund der räumlichen Gegebenheiten<br />
eingeschränkt sind. Will man das<br />
diesjährige Bühnenbild würdigen, muss<br />
man sich dem Thema also von zwei Seiten<br />
aus nähern: Rein optisch war es gelungen,<br />
konnte aber nicht den aus den letzten Jahren<br />
bekannten Überraschungseffekt bei den<br />
Zuschauern auslösen. Dies lag aber ohne<br />
Zweifel auch an den inhaltlichen Vorgaben.<br />
Riesige römische Säulen sind nun einmal<br />
nicht so positiv-verspielt augenfällig wie ein<br />
Bild der Flora. Rein technisch gesehen war<br />
das Bühnenbild hingegen ein Meisterwerk.<br />
Mit viel Kompetenz und Erfahrung sind die<br />
räumlichen Defizite, die Umbauten und die<br />
Installation mehrerer szenischer Bilder so<br />
schwierig machten, umschifft worden. Jeder,<br />
der sich mit den Bühnenbildnern unterhalten<br />
hat, wird bestätigen können, dass hier<br />
ganz viel Sachverstand – über den wir uns<br />
in der Cäcilia Wolkenburg ja an vielen Stellen<br />
freuen dürfen – investiert wurde.<br />
Ein Ausblick auf die kommenden Spielzeiten<br />
in der Oper am Dom zeigt, dass die<br />
Konzeption des Bühnenbildes vor dem<br />
Hintergrund der diesjährigen Erfahrungen<br />
der ganz besonderen Aufmerksamkeit<br />
bedarf. Aber dass die Aufgabe sehr gut<br />
lösbar ist, hat die Spielzeit <strong>2013</strong> bewiesen.<br />
<strong>Der</strong> Blick in den Zuschauerraum löste bei<br />
vielen Mitspielern im ersten Moment die<br />
Frage aus, ob hier tatsächlich mehr Zuschauer<br />
als in der Oper Platz finden würden.<br />
Rein optisch wirkte der Raum im<br />
ersten Eindruck fast kleiner. Aber ganz ohne<br />
Zweifel: Ja, es konnten rund 300 Gäste<br />
mehr als im Opernhaus das Spiel der Cäcilia<br />
Wolkenburg verfolgen. Ohne die aus<br />
dem Opernhaus bekannten Gondeln, mit<br />
einem über die ganze Breite angelegten<br />
oberen Rang bietet der Musical Dome eben<br />
mehr Platz, ohne dabei die Zuschauer in<br />
ihrer Bewegungsfreiheit einzuengen. Auch<br />
wenn die teils durchgesessenen Sessel nicht<br />
mehr allen Ansprüchen an bequemes Sitzen<br />
genügen – kleine Frage am Rande: Sollen<br />
die Sitze wirklich noch rund drei Jahre den<br />
Divertissementchen <strong>2013</strong><br />
9
Innenminister Hans-Peter Friedrich zu Gast beim Zillche<br />
Immer wieder finden auch prominente Gäste den Weg in eine der Cäcilia-Aufführungen. In diesem<br />
Jahr erwies uns Bundesinnenminister Friedrich mit Gattin die Ehre. Den hohen Sicherheitsanforderungen<br />
genügend, blieb der Besuch des Ministers bis zur Ankunft das »Geheimnis« des Vorstandes.<br />
10<br />
dauerhaften Opernbetrieb aushalten? –<br />
muss man insgesamt doch konstatieren,<br />
dass die Rahmenbedingungen für die Gäste<br />
und Zuschauer des Divertissementchens in<br />
der Oper am Dom gar nicht so schlecht<br />
sind. Die Sichtverhältnisse sind in der Tendenz<br />
sogar deutlich besser und auch die<br />
Akustik ist besser als erwartet.<br />
Auch das Foyer hat sich durchaus als konkurrenzfähig<br />
zum traditionellen Opernhaus<br />
erwiesen – zumindest wenn man sich durch<br />
den Pulk der Wartenden gekämpft, seine<br />
Garderobe ordnungsgemäß verstaut und<br />
dann noch die steilen Treppen gemeistert<br />
hatte. Oben angekommen, empfingen die<br />
Gäste karnevalistische Musik, freundliche<br />
Mitarbeiter der Gastronomie und die Möglichkeit,<br />
für die Pause einen kleinen Tisch<br />
oder eine Sitzgruppe mitsamt Speisen und<br />
Getränken zu bestellen. Viele Gäste, so<br />
konnten wir beobachten, haben von diesem<br />
ergänzenden Angebot gern Gebrauch gemacht<br />
und die Pause gemeinsam mit ihren<br />
Freunden und Bekannten in entspannter<br />
Atmosphäre erlebt.<br />
Kölsche Töne in der Oper am Dom<br />
Aber noch einmal zurück zur Akustik im<br />
Zuschauerraum unserer neuen Spielstätte.<br />
Insgesamt waren, so die einhellige Rückmeldung<br />
der Zuschauer, vor allem die Solostücke<br />
und die in kleineren Ensembles<br />
vorgetragenen Gesangsstücke deutlich<br />
besser zu verstehen, als man dies aus dem<br />
Opernhaus gewohnt war. Allerdings muss<br />
man schon diese einleitende Bemerkung<br />
mit einer kleinen Ergänzung versehen:<br />
Diese bessere Verständlichkeit wurde weitestgehend<br />
durch die technische Verstärkung<br />
der Stimmen erzielt – also durch den<br />
Einsatz der Mikroports. Und nun kam es<br />
doch erheblich auf die Sitzreihe an, in der<br />
man dem Stück lauschen durfte, welcher<br />
Eindruck entstand: War man Besitzer einer
Karte in den ersten 10 – 12 Reihen, war die<br />
bessere Verständlichkeit eher eingeschränkt,<br />
denn hier wird der Ton kaum über Lautsprecher<br />
verstärkt. Saß man in den Reihen<br />
12–16 waren die Texte sehr deutlich zu verstehen,<br />
allerdings war damit auch ein »technischer<br />
Klang« verbunden. Auf den hinteren<br />
Reihen und vermutlich auch im oberen<br />
Rang war der Klang am besten ausgewogen<br />
zwischen Livemusik von Bühne und aus<br />
dem Orchestergraben – und ganz ohne<br />
Zweifel sollte für die kommenden Spielzeiten<br />
gelten, dass hier intensiv nach Möglichkeiten<br />
gesucht wird, um das Klangbild<br />
einheitlicher und ausgewogener zu gestalten.<br />
Zumal, so wurde mir von einigen Sängern<br />
berichtet, der Zuwachs an Technik –<br />
mittlerweile ist ja eine Vielzahl von Mikroports<br />
im Einsatz – nicht unbedingt zu einem<br />
Plus an Aufführungssicherheit führt. Im<br />
Gegenteil. Einige Ausfälle von Mikrofonen<br />
haben sogar zu spontanen Zwischenrufen<br />
aus dem Publikum geführt – das sollte doch<br />
eigentlich vermeidbar sein.<br />
Und an dieser Stelle soll auch eine Kritik<br />
nicht ausgespart werden, die von einer ganzen<br />
Reihe von Zuschauern geäußert wurde:<br />
Vor allem bei den vom ganzen Chor vorgetragenen<br />
Stücken erschien das Orchester<br />
oftmals als zu laut. Über diese Feinabstimmung<br />
läst sich natürlich mit Fug und Recht<br />
streiten, aber diese Rückmeldung der zahlenden<br />
Gäste kam nun einmal mit erstaunlicher<br />
Regelmäßigkeit – und sollte daher in<br />
die Planungen für das kommende Jahr mit<br />
aufgenommen werden. Zumal dann gerade<br />
auch die Texte der Chöre, in die unser Mitsänger<br />
und Mitstreiter im Cäcilia-Ausschuss,<br />
Helmut Löffel, so viel Engagement<br />
hinein gesteckt hat, für viele Zuhörer nur<br />
schwer verständlich waren. Urkölsche Sprache<br />
und ein manchmal vielleicht wirklich<br />
etwas zu lautes Orchester passen eben einfach<br />
schlecht zusammen.<br />
<strong>Der</strong> Wortwitz und wie eine ganze Stadt<br />
einen Spion sucht<br />
Die Sprachqualität der Liedtexte erhält auch<br />
vor einem weiteren Zusammenhang noch<br />
eine besondere Bedeutung: Wenn der feine<br />
Wortwitz nicht mehr in allen Passagen eines<br />
Divertissementchens zu spüren ist, sollte er<br />
sich doch dort, wo er noch vorhanden ist,<br />
seinen Weg bahnen können. Nicht zuletzt<br />
beim Aussprache-Abend des Cäcilia-Ensembles<br />
nach dem Ende der Spielzeit wurde<br />
die kritische Frage nach der humoristischen<br />
Qualität in den zukünftig zu erwartenden<br />
Zillche-Stücken aufgeworfen. Zugegeben<br />
sei allerdings, dass es sich mit um die<br />
schwierigste Aufgabe handelt, die Libretti<br />
der Zillche-Stücke so anzulegen, dass die<br />
Balance zwischen Humor und Parodie,<br />
Satire und lustvollem Spiel, intelligenter<br />
Kritik an den Zeitläuften in unserer Stadt<br />
und lachendem Amusement gewahrt bleibt.<br />
Aber die Wünsche der Mitspieler sind klar –<br />
und sicher sprechen sie damit vielen Zuschauern<br />
aus dem Herzen: zu einem reinen<br />
Boulevard-Stück darf das traditionsreiche<br />
Zillche vun Kölle nicht werden. Alle diese<br />
tiefgreifenden Fragestellungen wurden in<br />
diesem Jahr allerdings bei den meisten Gästen<br />
von einer viel einfacheren Frage überlagert:<br />
Wer war nun eigentlich der Spion?<br />
Wer meint, dass die zu einer frühen Phase<br />
aufgeworfenen Bemerkung, dass ein Spion<br />
des römischen Imperators vorab nach Köln<br />
geschickt worden sei, sich im Gedächtnis<br />
der Zuschauer nach und nach verliere und<br />
nicht bis weit nach Ende der Vorstellung als<br />
bohrende Frage im Hinterkopf sitzen würde<br />
– wer war denn nun der Spion? – der sah<br />
sich getäuscht. Immer wieder wurde im<br />
Freundes- und Bekanntenkreis beim Kölsch<br />
nach der Vorstellung diese Frage aufgeworfen,<br />
und man sah sich außerstande, eine<br />
vernünftige Antwort zu geben. Wenn es von<br />
Autor und Regisseur des Stückes so gewollt<br />
war, dass sich halb Köln und das ganze<br />
Divertissementchen <strong>2013</strong><br />
11
12
Rheinland noch Tage nach der Aufführung<br />
über diese offene Frage streiten, dann war<br />
es ein über die Maßen gekonnter Kunstgriff.<br />
<strong>Der</strong> ziemlich plötzliche und überhastete<br />
Auftritt des Imperators, die anfänglich kaum<br />
verständliche Lösung des Problems über die<br />
vom Rotwein verursachte Pseudo-Pestilenzia<br />
– schlicht, das ganze Ende des Stücks<br />
wird nicht als dramaturgische Meisterleistung<br />
in die Annalen der Cäcilia-Geschichte<br />
eingehen. Vielleicht hat sich für viele Mitspieler<br />
auch vor diesem Hintergrund der<br />
Blick ein wenig ängstlich auf die kommende<br />
Spielzeit gerichtet. Denn die Frage, ob das<br />
diesjährige Stück »stark« genug war, um ergänzende<br />
Werbewirksamkeit zu entfalten,<br />
lässt sich eben nicht ganz eindeutig beantworten.<br />
Die Musik ist der Star<br />
So intensiv sich der Cäcilia-Ausschuss, dem<br />
im Übrigen an dieser Stelle auch noch<br />
einmal ein großes Lob gezollt werden muss,<br />
wie reibungslos der Umzug an neue Proben-<br />
und Spielstätten gelungen ist, der<br />
Frage der inhaltlichen und stilistischen Ausrichtung<br />
der zukünftigen Libretti widmen<br />
muss, so beruhigt kann er in allen musikalischen<br />
Fragenstellungen in die Zukunft<br />
blicken. Vorausgesetzt die angespannte<br />
Situation rings um die Bergischen Symphoniker<br />
– noch immer ist nicht entschieden,<br />
ob sich die Kommune Remscheid weiter an<br />
der Finanzierung des Orchesters beteiligen<br />
Divertissementchen <strong>2013</strong><br />
13
14<br />
will – klärt sich im positiven Sinne, ist hier<br />
kein Änderunsgbedarf zu erkennen. Im Gegenteil:<br />
Es gilt festzuhalten, dass die musikalische<br />
Qualität des Zillche in den vergangenen<br />
Jahren eher weiter gestiegen ist. Dies<br />
macht sich an einigen Komponenten fest:<br />
Die Arrangements, die von Thomas Guthoff<br />
seit nunmehr zwölf Jahren beigesteuert werden,<br />
überzeugen von Jahr zu Jahr mehr<br />
durch ihre feinsinnige Verstrickung musikalischer<br />
Stile unterschiedlichster Provenience.<br />
Von Wagner-Klängen über den »kleinen<br />
Grünen Kaktus« bis zu bekannten Kölner<br />
Melodien, die jeder im Saal mitsummen<br />
möchte, reicht die musikalische Palette –<br />
aus der Thomas Guthoff sich beherzt und<br />
mit sicherem Gespür bedient. Auch in diesem<br />
Jahr wieder mit großem Erfolg und mit<br />
sehr positiver Resonanz aus den Reihen der<br />
Zuschauer. Unter der ebenfalls seit Jahren<br />
bewährten musikalischen Leitung von<br />
Bernhard Steiner entstehen aus den Arrangements<br />
reiche Klangbilder. Das Orchester<br />
der Bergischen Symphniker reagiert auf das<br />
Dirigat sicher und flexibel, die ergänzende<br />
E-Band zaubert modernen Sound und<br />
Rhythmik in die klassischen Orchesterklänge.<br />
Diese Mischung ist einzigartig und<br />
macht zu einem guten Teil den Charme des<br />
Zillche aus, dem sich nun auch ein jüngeres<br />
Publikum wieder Schritt für Schritt nähert.<br />
Zu dieser Entwicklung trägt auch der Chor<br />
maßgeblich bei. Vergleicht man das Cäcilia-<br />
Ensemble aus diesem Jahr mit dem Chor<br />
von vor drei Jahren, fällt zunächst natürlich<br />
auf, dass sich die Zahl der Mitsänger spürbar<br />
vergrößert hat. Eng mit diesem Wachstum<br />
an Herren, in diesem Jahr standen zumindest<br />
zu Beginn der Spielzeit über 80<br />
Sänger auf der Bühne, ist auch der Zuwachs<br />
an musikalischer Präsenz verbunden. Es ist<br />
einfach spür- und hörbar, dass der Chor<br />
sehr wach ist, auf die Wünsche und Anforderungen<br />
der musikalischen Leitung reagiert<br />
und auch mit einigen jüngeren Stimmen<br />
sein Klangbild verändert hat. Für die<br />
Zukunft darf man sich aber wünschen:<br />
Noch mehr Artikulation, gerade an den<br />
Cäcilia-Prominenz<br />
mit Orden geschmückt<br />
Schön, dass es den amtierenden<br />
Oberbürgermeister unserer<br />
Nachbarstadt Bonn, Jürgen<br />
Nimptsch, zur Premiere von<br />
»Vivat Colonia« nach Köln gezogen<br />
hat. Es zeigt sich, dass<br />
die alten Verbindungen – Jürgen<br />
Nimptsch war vor seiner<br />
Wahl zum Bonner OB der Baas<br />
der Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cäcilia Wolkenburg – eben doch<br />
stabil sind.
Stellen, an denen das Orchester und die<br />
Band eben auch relativ laut spielen, um die<br />
qualitativ hochwertigen Texte der Chöre<br />
auch gut verfolgen zu können. Vielleicht<br />
könnten auch ergänzende Angebote des<br />
KMGV zur Stimmbildung dabei helfen, das<br />
Klangvolumen des Chores weiter zu stärken.<br />
Hier sind sicher noch nicht alle Ressourcen<br />
genutzt und die positive Entwicklung<br />
einiger Mitsänger im Cäcilia-Chor<br />
zeigt, dass es sich lohnt, in die gesangliche<br />
Kompetenz der Mitspieler zu investieren.<br />
Ähnlich positiv auch das Urteil über die solistischen<br />
Partien des diesjährigen Stücks.<br />
Es zählte zu den überzeugendsten Elementen<br />
des diesjährigen Divertissementchens,<br />
dass der KMGV eine ungewohnte Vielfalt<br />
gesanglicher Kompetenzen nachweisen<br />
konnte. Es war eben nicht nur die Tenor-<br />
Arie, die Dieter Hagen in gewohnt anspruchsvoller<br />
Manier vortrug, die zu überzeugen<br />
wusste, sondern auch die Soli von<br />
Uwe Liefgen, der neben stimmlicher Qualität<br />
auch immer wieder durch sein spielerisches<br />
Talent die Stücke prägt, oder von<br />
Klaus Tilly. Und die Duette, die in diesem<br />
Jahr aufgrund der verworrenen Liebesspiele<br />
besonders zahlreich vertreten waren, haben<br />
gezeigt, wie das Publikum in den Bann zu<br />
ziehen ist. Ganz zu schweigen von den musikalisch<br />
sehr anspruchsvollen Ensemble-<br />
Stücken. <strong>Der</strong> Chor hat hier für die kommenden<br />
Jahre echte Maßstäbe gesetzt. Ein<br />
herzliches Dankeschön allen Sängern, ob<br />
im Chor, als Solisten oder in den einzelnen<br />
Ensembles für diese hervorragende Leistung.<br />
Pestilenzia im Opernhaus<br />
Eingeordnet werden muss diese musikalische<br />
Leistung auch vor dem Hintergrund<br />
der grassierenden Grippewellen, die mit<br />
höchst aggressiven Viren die Oper am Dom<br />
heimgesucht haben. Selbst über Jahrzehnte<br />
erfahrene Mitsänger können sich nicht erinnern,<br />
wann jemals ein solcher Krankenstand<br />
wie in dieser Session zu beklagen war.<br />
Und erstmals seit vielen Jahren waren von<br />
der Krankheitswelle auch Mitspieler betroffen,<br />
die tragende Rollen im Stück innehatten.<br />
An einigen, wenigen Abenden drohte<br />
der Cäcilia sogar der Worst Case: Eine Absage<br />
der abendlichen Vorstellung lag im Bereich<br />
des Möglichen.<br />
Eine Nachbereitung dieser außergewöhnlichen<br />
Situation muss in jedem Fall zwei<br />
Aspekte aufgreifen: Zum Einen gilt ein ganz<br />
besonderer Dank an Lajos Wenzel. Mit<br />
hoher Professionalität hat unser Regieassistent<br />
den erkrankten Hauptdarsteller Joachim<br />
Sommerfeld in einer ganzen Reihe<br />
von Vorstellungen vertreten. Und auch den<br />
Choristen gilt der Dank des ganzen KMGV.<br />
Mit zeitweise fünfzehn erkrankten Mitsängern<br />
war es eine große Herausforderung,<br />
trotz minimierter Quantität die gewünschte<br />
musikalische Qualität zu liefern.<br />
<strong>Der</strong> zweite wichtige Aspekt in dieser Diskussion<br />
wirft natürlich die Frage nach den<br />
Konsequenzen aus der diesjährigen Krankheitsmisere<br />
auf. Kann man davon ausgehen,<br />
dass uns – wie bei einer »Jahrhundert-Flut«<br />
häufig vermutet – ähnlich schlimme Grippewellen<br />
zukünftig verschonen werden?<br />
Gibt es Möglichkeiten, die Risiken unseres<br />
Zillche-Spiels in den Griff zu bekommen?<br />
Denn mit der Absage von Aufführungen<br />
wären doch erhebliche finanzielle Konsequenzen<br />
verbunden. Welche Antworten –<br />
von der denkbaren Doppelsbesetzung tragender<br />
Rollen bis zum Engagement professioneller<br />
Kräfte, die im Bedarfsfall eine<br />
Hauptrolle übernehmen könnten – erweisen<br />
sich als tragfähig? Fragestellungen,<br />
denen sich der Cäcilia-Ausschuss in seinen<br />
kommenden Sitzungen sicher intensiv widmet.<br />
Denn die reine Hoffnung, dass uns die<br />
nächste »Jahrhundert-Grippewelle« erst in<br />
vielen Jahren trifft, kann als Antwort auf<br />
diese Fragen sicher nicht ausreichen.<br />
Divertissementchen <strong>2013</strong><br />
15
Was so alles im Foyer passierte…<br />
Schon zu Generalprobe und Vorpremiere war<br />
das Foyer in der Oper am Dom Schauplatz vieler<br />
Gespräche, die um eine mögliche Mitwirkung<br />
neuer Interessenten am Spiel der Cäcilia<br />
Wolkenburg kreisten. Zum dritten Mal in<br />
Folge standen rund zwanzig Sänger des KMGV<br />
den Interessenten Rede und Antwort und<br />
luden zum »Tag der offenen Wolkenburg« ein.<br />
Am Abend der Premiere veränderte das<br />
Foyer sein Gesicht: Mit einem Kamerateam<br />
des WDR stand plötzlich die Öffentlichkeitsarbeit<br />
für das Zillche im Mittelpunkt.<br />
Von der Begrüßung der Prominenz – weltliche<br />
und geistliche VIPs hatten den Weg zur<br />
Premiere gefunden – während der Pause<br />
ganz zu schweigen. Und noch eine Neuerung:<br />
Die Premierenfeier fand in diesem<br />
Jahr nicht in der Wolkenburg, sondern im<br />
Foyer der Oper am Dom statt. Viele Mitwirkende<br />
freuten sich über die kurzen Wege<br />
und tranken gerne ein Kölsch und ein Glas<br />
Wein auf den gelungenen Auftakt.
Vom Ballett und der Matinee<br />
Zu den unbestrittenen Stars avancierten in<br />
diesem Jahr erneut die Tänzer des Zillche-<br />
Balletts. In voller Mannschaftsstärke von 16<br />
Tänzern zeigten sich auch hier die positiven<br />
Auswirkungen der Werbeaktionen der vergangenen<br />
Jahre. Auch wenn das Ballett<br />
ebenso wie das ganze Ensemble während<br />
der Spielzeit grippegeschwächt nicht alle<br />
Mittänzer aufbieten konnte, zählten die thematischen<br />
Tänze doch zu den Höhepunkten<br />
eines jeden Abends. Zu den positiven<br />
Aspekten bei der Entwicklung des Balletts<br />
gehört sicher auch, dass in dieser Session<br />
erneut Tänzer zur Truppe gestoßen sind, die<br />
auch im Chor des KMGV mitsingen. So<br />
wird sich automatisch wieder eine stärkere<br />
Verbindung zwischen Chorleben und dem<br />
saisonal orientierten Ballett ergeben. Und<br />
dies kann dann auch dazu führen, dass die<br />
unbefriedigende Probensituation, unter der<br />
das Ballett im Vorfeld dieser Session zu leiden<br />
hatte, schon frühzeitig einer angemessenen<br />
Lösung weicht.<br />
Denn auch wenn die Reihen mancher Veranstaltung<br />
nicht immer vollständig gefüllt<br />
waren, es soll nicht vergessen werden, dass<br />
noch nie so viele Karten für ein Divertissementchen<br />
verkauft worden sind, wie in dieser<br />
Spielzeit. Ein fantastisches Ergebnis, das<br />
als Erfolg der vergangenen Spielzeiten, einer<br />
gelungenen Informationskampagne zum<br />
Erstmals hielt KMGV-Präsident Gerd Schwieren<br />
vor Beginn der Vorstellungen eine kurze<br />
Ansprache. Er informierte über unsere gemeinsamen<br />
Aktivitäten zur Gewinnung neuer<br />
Mitspieler – mit großem Erfolg. Ungewöhnlich<br />
viele Interessenten meldeten sich am Infostand<br />
im Foyer und wurden zum »Tag der offenen<br />
Wolkenburg« eingeladen.<br />
Vorverkaufsstart und einer guten Terminplanung<br />
der Aufführungen gewertet werden<br />
kann. Beispielhaft soll hier die Matinee-Veranstaltung<br />
an einem Sonntagvormittag<br />
benannt werden. Mit sehr positiver<br />
Resonanz bei Publikum und Mitspielern.<br />
Sicher werden diese Erfahrungen nun auch<br />
in die Planungen für das kommende Jahr<br />
einfließen. In diesem Sinne: Vivat Colonia –<br />
Vivat Cäcilia!<br />
AH<br />
Divertissementchen <strong>2013</strong><br />
17<br />
RÖMER,<br />
KÖLSCH(E)<br />
& KLÜNGEL<br />
EIN KÖLSCHES MUSICAL<br />
VIVAT<br />
COLONIA<br />
CÄCILIA WOLKENBURG <strong>2013</strong><br />
Live-Mitschnitt aus der Kölner Oper am Dom<br />
(ungeschnittene Fassung)<br />
RÖMER,<br />
KÖLSCH(E)<br />
& KLÜNGEL<br />
EIN KÖLSCHES MUSICAL<br />
VIVAT<br />
COLONIA RÖMER,<br />
KÖLSCH(E)<br />
CÄCILIA WOLKENBURG & KLÜNGEL <strong>2013</strong><br />
Live-Mitschnitt EINaus KÖLSCHES der KölnerMUSICAL<br />
Oper am Dom<br />
(ungeschnittene Fassung) Bonus: zahlreiche Fotos<br />
VIVAT<br />
COLONIA<br />
KÖLNER MÄNNER-GESANG-VEREIN<br />
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CÄCILIA WOLKENBURG <strong>2013</strong><br />
Live-Mitschnitt aus der Kölner Oper am Dom<br />
(ungeschnittene Fassung)<br />
Die DVD zum Divertissementchen<br />
<strong>2013</strong> »Vivat Colonia« ist ab Ostern<br />
im Sekretariat des KMGV erhältlich –<br />
erstmals auch als Blu-ray Fassung<br />
in HD Qualität.<br />
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Fotos als Bonus VK 10,– Euro<br />
2. Box mit Booklet und Blu-ray, inkl. eine<br />
DVD mit Fotos als Bonus VK 15,– Euro<br />
KÖLNER MÄNNER-GESANG-VEREIN<br />
www.kmgv.de<br />
KÖLNER MÄNNER-GESANG-VEREIN<br />
www.kmgv.de
<strong>Der</strong> Versuch einer Deutung<br />
des Wörtchens »dä«<br />
Erinnern Sie sich noch, wie in der Schlussphase<br />
des diesjährigen Zillchens unsere<br />
Conny, äh, unsere Cornelia, nein, unser<br />
Dirk strahlend schön im weißen Plisseekleid<br />
das Wörtchen »dä« ausspricht, ein<br />
»dä« mit hervorgerecktem Kinn, eruptiv,<br />
provokant, auch etwas triumphierend, ein<br />
bisschen niederschmetternd und echt, nicht<br />
aus dem Textbuch.<br />
»Dä«, wir, Siegfried und ich haben es ihnen<br />
gezeigt, diesem stinkenden, abgerissenen,<br />
mit einem durchlöcherten Fell bekleideten,<br />
rechtsrheinisch beheimateten Dorffürsten<br />
und seinem im Pakt vereinten Mittäter, dem<br />
korrupten, gelackten, intriganten und wahrscheinlich<br />
auch parfümierten Kotzkümpchen<br />
Tinnitus, dem Statthalter. »Dä«, unsere<br />
Liebe, an die keiner mehr geglaubt hat,<br />
hat gesiegt. Siegfried und ich haben alle<br />
Schwierigkeiten überwunden, auch wenn er<br />
dabei beinahe sein Ohr verloren hätte.<br />
»Dä«, wir haben es immer gewusst, daran<br />
geglaubt, es gesagt und sogar davon gesungen.<br />
So schön, so inhaltsschwer, so ausdrucksstark<br />
können diese beiden Buchstaben<br />
des so kurzen »dä« sein.<br />
Aber sicherlich kennen Sie noch andere<br />
Farbnuancen dieses vielfach-treffenden<br />
Wörtchens »dä«. Mir zum Beispiel rutschte<br />
doch meine schöne »rutwieße« Teetasse aus<br />
der Hand, die von mir immer nur handgespült<br />
wurde. Die Teetasse, die ich mir vor<br />
Jahren aus Dänemark aus dem Urlaub mitgebracht<br />
hatte, bauchig – wir sahen uns<br />
schon ähnlich – mit einem mal nur noch<br />
Scherben. Erinnerungen überfluten mich,<br />
an wunderschöne Sommertage, Abende<br />
und besonders Nächte an der stürmischen<br />
Nordsee. Ich stammele ein verhauchendes,<br />
verzagendes »dä«, eine Leere, ein Nichtwiederkehren,<br />
ein endgültiger Verlust.<br />
Doch es gibt auch noch eine weitere Bedeutung<br />
des Wörtchen »dä« in der rheinischen<br />
Mundart: Den Zweifel an der Gerechtigkeit<br />
in dieser unserer Welt. Sie kennen<br />
doch sicherlich die Frau Kolvenbach<br />
und die Frau Wimmeroth. Nicht, »es ejal«.<br />
Ich war zufällig Zeuge eines Gespräches, in<br />
dem die Frau Wimmeroth der Frau Kolvenbach<br />
ihr Leid klagte. Da schimpfte die Frau<br />
Wimmeroth wie ein Rohrspatz über »dat<br />
Tring vun nevenan«, die mit jedem und<br />
allen, na ja, Sie wissen schon. Aber ihr<br />
Mariechen, Wimmeroths Marie, stöhnte<br />
Frau Wimmeroth schluchzend, herzzerreißend<br />
»nur eimol« und schon – »dä«.<br />
Wie ungerecht kann die Welt nur sein – »dä«.<br />
Manfred Langen<br />
Divertissementchen <strong>2013</strong><br />
19
20<br />
Dankeschön-Abend<br />
Am Aschermittwoch ist alles vorbei …<br />
Mit dem Lied »Am Aschermittwoch ist alles<br />
vorbei« fiel auch in diesem Jahr der letzte<br />
Vorhang für das Divertissementchen<br />
»Vivat Colonia«.<br />
Nach einer kurzen Pause von drei Tagen<br />
durften sich die 100 Mitspieler aber noch<br />
einmal feiern lassen. An diesem Abend<br />
jedoch nicht im neuen Domizil, der Oper<br />
am Dom. Treffpunkt war die Wolkenburg,<br />
wo der traditionelle Dankeschön-Abend<br />
stattfand.<br />
Nach einer anstrengenden aber auch sehr<br />
schönen Zeit auf den Brettern, die die Welt<br />
bedeuten, konnten sich alle Akteure diesmal<br />
getrost zurücklehnen. Nach ein paar<br />
Tagen Erholung von einer kräftezehrenden<br />
Session sind die meisten Erkrankten zur<br />
Freude aller wieder fit gewesen.<br />
Die Moderation zwischen den äußerst<br />
leckeren Gängen übernahmen die Mitglieder<br />
des Cäcilia-Ausschusses. So war es nicht<br />
nur eine Gaumenfreude, den einzelnen Menüpunkten<br />
zu folgen. Das Programm war<br />
kurzweilig und nicht so überladen wie in<br />
den letzten Jahren.<br />
Traditionell wurde mehrere Sänger für langjährige<br />
Mitgliedschaft in der Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cäcilia Wolkenburg an diesem<br />
Abend geehrt. In diesem Jahr standen Hartmut<br />
Hauenschild, Horst Weinen und Reiner<br />
Przygoda 20 Jahre, Georg Wendt 35<br />
Jahre und Klaus Kriegel 40 Jahre auf der<br />
Zillche-Bühne. In Empfang nehmen durften<br />
sie die bekannten Anstecknadeln sowie<br />
eine Urkunde.<br />
Ebenfalls ließ es sich Manfred Schreier wie<br />
in den letzten Jahren nicht nehmen, einen<br />
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Andere versprechen<br />
Spitzenleistungen.<br />
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Rückblick auf die Session in kölscher Mundart<br />
vorzutragen. Die vielen netten Reime<br />
brachten die Mitspieler zum Schmunzeln.<br />
Die versteckte Kritik an der einen oder anderen<br />
Stelle wurde für den Abend passend<br />
verpackt vorgetragen.<br />
Auch wenn jeder einzelne Mitspieler der<br />
Cäcilia Wolkenburg Mittelpunkt des Abends<br />
gewesen ist, ein absolutes Highlight war<br />
dann doch die Musikgruppe Blechharmoniker.<br />
Nach einem schwachen Anfang entpuppte<br />
sich die Combo musikalisch als<br />
»kleines Zillche«. Die spritzigen Töne aus<br />
Schlager und Opernwelt kombiniert mit<br />
kölschen Klängen ließen gewisse Ähnlichkeiten<br />
zum Divertissementchen aufkommen.<br />
Als bei der Zugabe dann auch noch<br />
die Ouvertüre von Wilhelm Tell zum Besten<br />
gegeben wurde, war das eine perfekte Abrundung<br />
des Programms.<br />
Nach dem Dessert wurde ausgiebig das<br />
Tanzbein geschwungen, aber auch der Thekenbereich<br />
und das späte Buffet wurden<br />
rege genutzt. Fazit des Abends: Toller Rahmen,<br />
gutes Programm, leckeres Essen – ein<br />
gelungener Abend.<br />
RS<br />
Dankeschönabend<br />
21
»<strong>Der</strong> Tag erscheint:<br />
Richard Wagner, Freunde und<br />
Feinde – Hommage an eine<br />
musikalisch bewegte Zeit«<br />
Das KMGV-Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
Einige persönliche Anmerkungen<br />
22<br />
Am 7. Juli <strong>2013</strong> gibt der Kölner Männer-<br />
Gesang-Verein sein Jahreskonzert in der<br />
Kölner Philharmonie. <strong>2013</strong> ist Wagnerjahr,<br />
sein Geburtstag jährt sich im Mai zum<br />
200. Mal, und so werden auch wir uns dem<br />
Werk dieses widersprüchlichen, genialen<br />
und zugleich verachtenswerten Komponisten<br />
widmen.<br />
Wir nehmen in diesem Konzert aber nicht<br />
nur Wagner in den Blick, wie der Konzerttitel<br />
verrät: »<strong>Der</strong> Tag erscheint: Richard<br />
Wagner, Freunde und Feinde – Hommage<br />
an eine musikalisch bewegte Zeit«. Hinter<br />
dem Bayreuther Titanen sind einige andere<br />
– und das beileibe nicht nur aus musikalischen<br />
Gründen – nahezu gänzlich verschwunden.<br />
Auch sie wollen wir hervorholen,<br />
was unser Konzert wohl von vielen anderen<br />
Wagner-Veranstaltungen im Jahr<br />
<strong>2013</strong> unterscheidet, die ganz auf den »Meister«<br />
fokussiert sind.<br />
Vor mir liegt der Programmentwurf zum<br />
Konzert, aber die Noten der darin aufgeführten<br />
Werke liegen uns zur Zeit noch<br />
nicht vollständig vor und ob wir alles schaffen,<br />
bleibt abzuwarten. In den nächsten drei<br />
Monaten kann also durchaus noch das eine<br />
oder andere umgestellt werden. Da stellt<br />
sich die Frage: Worüber hier schon schreiben,<br />
worüber besser schweigen? Belassen<br />
wir es also für dieses Mal bei persönlichen<br />
Anmerkungen eines Sängers, der sich erst<br />
vor kurzem aufgemacht hat, etwas mehr<br />
über Richard Wagner, sein Leben und sein<br />
Werk zu erfahren und der – am Beginn dieses<br />
Artikels arbeitend – selbst noch nicht<br />
sagen kann, wohin das Ganze im Bezug auf<br />
unser Jahreskonzert führen wird. Nach dieser<br />
persönlichen Vorbemerkung: Nun denn,<br />
frisch ans Werk!<br />
Und wenn noch so viel geprobt wird, irgendwann<br />
wird es ernst und das Jahreskonzert<br />
beginnt. Wir haben uns dann einige
Richard Wagner<br />
*1813 in Leipzig; † 1883 in Venedig<br />
Zeit zuvor im Foyer der Philharmonie<br />
schon einmal eingesungen, aber die Musiker,<br />
die uns begleiten, die haben zwar auf<br />
der Bühne vor Publikum ein letztes Mal ihre<br />
Instrumente gestimmt, sind aber eigentlich<br />
noch »kalt«, wenn Herr Steiner an das Dirigentenpult<br />
tritt. Damit das nicht so bleibt,<br />
betreten wir die Welt Wagners – und das<br />
heißt die Welt der Oper – mit der Tannhäuser<br />
Ouvertüre. Tannhäuser oder der Sängerkrieg<br />
auf der Wartburg lautet der vollständige<br />
Titel der Oper, die Wagner in seiner<br />
Zeit als Sächsischer Hofkapellmeister in<br />
Dresden zwischen Sommer 1842 und Frühjahr<br />
1845 komponierte und die dort im Jahr<br />
ihrer Fertigstellung unter seiner Leitung<br />
uraufgeführt wurde.<br />
Bleiben wir ein wenig beim »königlich sächsischen<br />
Hofkapellmeister«. Betrachten wir<br />
diese Stellung genauer, gewährt sie uns<br />
doch einige interessante Einblicke in Wagners<br />
Persönlichkeit. Man könnte als Laie<br />
glauben – und liegt damit auch für das frühe<br />
19. Jahrhundert sicher nicht falsch – dass so<br />
ein »Hofkapellmeister« sich sein Handwerk<br />
– das doch wohl vornehmlich das eines Dirigenten<br />
gewesen sein wird – im Rahmen<br />
einer gründlichen, von Lehrern und Professoren<br />
begleiteten Ausbildung angeeignet<br />
hat, liegt damit aber im Falle Wagners falsch.<br />
<strong>Der</strong> Mann, der von 1843 bis 1849 die Sächsische<br />
Hofkapelle leitete, hatte sich die dafür<br />
erforderlichen Fähigkeiten am Pult nicht<br />
durch eine »geregelte Ausbildung«, sondern<br />
weitgehend selbst während seiner Zeit als<br />
Musikdirektor der Theatertruppe von Heinrich<br />
Bethmann (1834 bis 1836) angeeignet,<br />
weil das Dirigieren bei diesem Engagement<br />
neben vielem anderen eben zu seinen Aufgaben<br />
gehörte. In diesem Zusammenhang<br />
schreibt Egon Voss in seiner kleinen Wagner-Biographie,<br />
die ich jedem, der die rechtzeitig<br />
zum Wagner-Jahr vorgelegten »dicke<br />
Wälzer« scheut, nur herzlich zur Lektüre<br />
anempfehlen kann, zu den Fähigkeiten<br />
Wagners als Dirigent: »Als Dirigent war er<br />
offensichtlich ein Naturtalent, und was er<br />
an Technik benötigt, scheint er sich in der<br />
täglichen Praxis erarbeitet zu haben.«<br />
Zum Trost für all diejenigen, die darauf angewiesen<br />
waren, sich die Grundlage dessen,<br />
was sie heute können, im Rahmen von Ausbildung<br />
und Studium mit Hilfe von Lehrern<br />
und Professoren anzueignen, sei hier der<br />
folgende Satz nicht unterschlagen: »Schlagtechnisch<br />
versiert war er aber wohl nicht;<br />
denn er vermied es noch in seiner Dresdner<br />
Hofkapellmeisterzeit, Solokonzerte zu leiten.«<br />
Alles konnte demnach selbst das<br />
Genie Wagner nicht.<br />
Das mit dem Dirigieren entsprach in<br />
Wagners Werdegang eher der Regel als der<br />
Ausnahme, ihm scheint eine ausgeprägte<br />
Abneigung gegen »geregelte Ausbildungsgänge«<br />
eigen gewesen zu sein. Einen Schulabschluss<br />
konnte er nicht vorweisen und<br />
manchem seiner »akademischen« Lehrer<br />
KMGV Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
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galt er als faul – was aber nur die eine Seite<br />
seines Wesens war. Denn auf der anderen<br />
Seite war er vielseitig interessiert und besaß<br />
den Willen und die erstaunliche Fähigkeit,<br />
sich in Dinge, die ihn interessierten, selbst<br />
umfassend und tief einzuarbeiten. Er hatte<br />
also offenbar eine bewundernswerte Auffassungsgabe,<br />
was der Verfolgung geregelten<br />
akademischen Unterrichts ja des Öfteren<br />
eher im Wege steht als demselben förderlich<br />
zu sein. Wenn er hingegen etwas nicht<br />
wollte, dann tat er es – wenn es sich durchsetzen<br />
ließ – eben auch nicht.<br />
Den Versuch seiner Familie, ihm eine<br />
gründliche Klavierausbildung bei einem der<br />
besten Lehrer seiner Zeit mit auf den Weg<br />
zu geben, nachdem sie akzeptiert hatte, dass<br />
der Spätberufene Komponist werden wollte,<br />
lehnte er mit der Begründung ab, er wolle<br />
nicht »Musik spielen« sondern »Musik<br />
komponieren«. Seine Fähigkeiten am Klavier<br />
blieben entsprechend begrenzt; hätte er<br />
eine klare Vorstellung gehabt, wie sehr ihn<br />
diese Entscheidung später beim Komponieren<br />
beeinträchtigten würde, sie wäre wohl<br />
anders ausgefallen.<br />
Wagners offizielle Ausbildung in Harmonielehre<br />
und Komposition, die er in den<br />
Jahren 1829 bis 1832 absolvierte, wird man<br />
kaum als »Studium« bezeichnen können.<br />
Aber begleitet von autodidaktischen Studien,<br />
die vor allem im intensiven Abschreiben<br />
von Kompositionen, der Anfertigung<br />
von Klavierauszügen und der zum Teil<br />
heimlichen Anfertigung eigener Kompositionen<br />
bestanden, reichten diese drei Jahre<br />
aus, ein Fundament für seine weitere Laufbahn<br />
zu legen.<br />
Im Jahre 1833 drohte Wagner in Sachsen<br />
die Einberufung zum Militär, wozu er offenbar<br />
keine Neigung verspürte. Daher<br />
nahm er nach Abschluss seiner Lehrzeit mit<br />
20 Jahren seine erste Stelle als »Choreinstudierer«<br />
am Theater in Würzburg an, wo bereits<br />
sein Bruder als Sänger tätig war. Voss<br />
erwähnt in seiner schon genannten Biographie,<br />
Wagner habe in Würzburg für seinen<br />
Bruder Teile einer Opernarie neu komponiert,<br />
»wobei er nicht nur den sängerischen<br />
Fähigkeiten seines Bruders erfolgreich<br />
Rechnung trug, sondern auch seine Fähigkeit,<br />
sich einen fremden Stil anzuverwandeln,<br />
unter Beweis stellte.« Die Vorstellung,<br />
dass da jemand an fremden Werken »herumkomponiert«,<br />
erscheint uns aus heutiger<br />
Sicht befremdlich. Dass man eine Oper<br />
nicht in voller Länge auf die Bühne bringt<br />
und deshalb hier und da Streichungen vornimmt;<br />
nun gut, solche Eingriffe in das<br />
Werk eines Komponisten sind oft unvermeidbar,<br />
weil anders eine Aufführung nicht<br />
zu bewerkstelligen ist – aber einem Werk<br />
etwas »hinzuzusetzen« überschreitet aus<br />
unserer Sicht die Grenzen des Zulässigen.<br />
In Zeiten, in denen ein Komponist für die<br />
Aufführungen seiner Werke keine Tantiemen<br />
erhielt, ging man jedoch mit Fragen<br />
des »Urheberrechts« eher freihändig um:<br />
»Was nicht passend ist, wird passend gemacht!«<br />
Heute Werbespruch für eine Baumarktkette,<br />
damals Alltag des Musiktheaters!<br />
Ein Beispiel für diese Fähigkeit Wagners,<br />
dem Werk eines anderen Komponisten<br />
Neues mit sicherer Hand hinzuzufügen,<br />
werden wir in unserem Jahreskonzert präsentieren:<br />
Die Arie »Norma il predisse, o<br />
Druidi« für Bass, Männerchor und Orchester,<br />
die Wagner 1839 für eine Aufführung<br />
der Oper »Norma« von Vincenzo Bellini<br />
(1801 – 1835) anfertigte. Die Bemerkung<br />
unseres Dirigenten Bernhard Steiner zu diesem<br />
Werk während einer der letzten Proben<br />
haben es uns bestätigt: Sozusagen ein »echter«<br />
Bellini – aus der Hand Wagners. Das<br />
kurze Stück ist aber sicher nicht nur Beweis<br />
seiner »handwerklichen« Fähigkeiten als<br />
Komponist, sondern kann wohl auch als<br />
Ausdruck der besonderen Bewunderung<br />
Wagners für Bellinis Musik gelesen werden;<br />
KMGV Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
25
26<br />
eine Bewunderung, die auch von der später<br />
einsetzenden Abneigung Wagners gegenüber<br />
der italienischen Musik nicht beeinträchtigt<br />
wurde.<br />
<strong>Der</strong> »Bellini« ist 1839 wohl noch in der Zeit<br />
als Musikdirektor am Rigaer Theater entstanden,<br />
wo Wagner solche »Einlegearien«<br />
des öfteren angefertigt hat, denn danach<br />
wird er weder Anlass noch Muße dafür gehabt<br />
haben. Beendet hat Wagner das Kapitel<br />
Riga im Juli 1839, allerdings nicht einfach<br />
durch Aufgabe seiner dortigen Anstellung<br />
und Antritt eines besser dotierten<br />
Postens anderenorts – so wie man sich die<br />
Karriere eines ordentlichen Musikdirektors<br />
vorstellt – sondern durch eine regelrechte<br />
Flucht. Flucht aber nicht etwa vor Aufgaben,<br />
die ihm über den Kopf wuchsen, sondern<br />
Flucht vor seinen Gläubigern, denen<br />
er sich auf andere Weise nicht mehr zu entziehen<br />
vermochte. Denn auch das gehört zu<br />
Wagner, dass er gern auf größerem Fuß<br />
lebte, als er sich das mit seinem Salär eigentlich<br />
erlauben konnte.<br />
Die abenteuerliche Flucht führte ihn zusammen<br />
mit seiner (ersten) Frau zunächst<br />
von Riga über Norwegen nach London und<br />
schließlich nach Paris, dem Zentrum der<br />
damaligen Musikwelt. Auf den teils stürmischen<br />
Seereisen soll er von norwegischen<br />
Matrosen erstmals die Geschichte vom<br />
»Fliegenden Holländer« gehört haben, die<br />
Oper, die dann während seiner Pariser Zeit<br />
(1839 bis 1842) entstand. So wunderbar romantisch<br />
diese Geschichte klingt, wahr ist<br />
sie nicht. Die Oper »<strong>Der</strong> fliegenden Holländer«<br />
beruht inhaltlich vielmehr auf einem<br />
Kapitel aus Heinrich Heines fragmentarisch<br />
gebliebenem Roman »Aus den Memoiren<br />
des Herrn Schnabelewopski« –<br />
wobei Wagner in seiner Umsetzung des<br />
Stoffes selbstverständlich auf Heines Ironie<br />
verzichtete. Heine hat ihm die Rechte daran<br />
wahrscheinlich unentgeltlich überlassen,<br />
genaues allerdings weiß man hierüber<br />
nichts, denn beide übergingen ihre Begegnungen<br />
in Paris später mit Schweigen.<br />
Dass Wagner das Libretto für den »Fliegenden<br />
Holländer« selbst verfasste, ist nicht<br />
etwa seinen schwierigen Lebensverhältnissen<br />
in Paris geschuldet, die es ihm nicht erlaubt<br />
hätten, hierfür einen Librettisten zu<br />
engagieren, sondern der bereits in den frühen<br />
1830-er Jahren getroffenen künstlerischen<br />
Entscheidung, alle Texte zu seinen<br />
»Musikdramen« selbst zu schreiben. Werden<br />
wir im Rahmen unseres Jahreskonzertes<br />
<strong>2013</strong> auch etwas aus dem »Fliegenden<br />
Holländer« zum Besten geben? Was für eine<br />
Frage! Aber selbstverständlich! Und was,<br />
bitteschön, wird unser Publikum hören?<br />
Natürlich den »Chor der norwegischen Matrosen«,<br />
was denn bitte sonst!<br />
Als Komponist hat Wagner in Paris aus den<br />
unterschiedlichsten Gründen nicht reüssiert<br />
– und das trotz der Unterstützung, die<br />
ihm von Opernkomponisten wie Meyerbeer<br />
und Berlioz zuteil wurde. <strong>Der</strong> Misserfolg der<br />
Pariser Jahre hat ihn tief gekränkt und war<br />
mit verantwortlich für seine spätere oftmals<br />
rabiate Ablehnung der französischen Musik<br />
Vicenzo Bellini (1801 – 1835)
Giacomo Meyerbeer (1791 – 1864) Louis Hector Berlioz (1803 – 1869)<br />
und alles Französischen überhaupt sowie<br />
seine persönliche Aversion insbesondere<br />
gegenüber Giacomo Meyerbeer, dem er persönlich<br />
und sachlich aus seiner Pariser Zeit<br />
sicher nichts vorzuwerfen hatte. Das wäre<br />
alles nicht weiter schlimm, wenn verletzte<br />
persönliche Eitelkeiten im weiteren Verlauf<br />
der Geschichte nicht zugleich so merkwürdige<br />
und ungerechte Folgen zeitigen könnten.<br />
Stellt man heute die Frage nach dem<br />
berühmtesten deutschen Opernkomponisten<br />
aus der Mitte des 19. Jahrhunderts,<br />
neun Buchstaben, Anfangsbuchstabe »M«,<br />
wird man wohl vielfach nur ein erstauntfragendes<br />
»Mhm?« zur Antwort erhalten.<br />
Und es würde kaum verwundern, wenn der<br />
fiktive Dialog dann etwa wie folgt seine<br />
Fortsetzung fände: »Die Lösung lautet:<br />
Meyerbeer«. »Meyerbeer? Ach ja, doch, klar,<br />
gehört habe ich den Namen schon einmal.«<br />
»Können Sie uns vielleicht den Titel einer<br />
Oper Meyerbeers nennen?« »Mhm … tut<br />
mir leid, da muss ich passen!« Dass Giacomo<br />
Meyerbeer so sehr aus dem Bewusstsein<br />
des (deutschen) Publikums verschwunden<br />
ist, liegt einerseits sicher daran,<br />
dass einer Aufführung seiner wichtigsten,<br />
der Tradition der französischen »grand<br />
opera« zuzurechnenden Werke, der enorme<br />
technische Aufwand entgegensteht, der<br />
dafür erforderlich ist. Andererseits scheint<br />
sich mir darin aber auch die Übernahme<br />
eines zutiefst diffamierenden Urteils Wagners<br />
als inhaltlich-sachliches über Meyerbeer<br />
widerzuspiegeln. Dazu später mehr.<br />
Schön also, dass sich unser Jahreskonzert<br />
nicht nur Wagner widmet, sondern auch<br />
den Komponisten, die er als seine »Feinde«<br />
betrachtete. Das gibt uns die Gelegenheit,<br />
aus Meyerbeers erfolgreichster Oper »Die<br />
Hugenotten« den »Chor der Ritter« vorzustellen.<br />
Noch haben wir mit den Proben zu<br />
diesem Stück nicht begonnen. Mal sehen,<br />
was wir selbst und später unser Publikum<br />
dazu sagen.<br />
Die Musik Hector Berlioz’ soll Wagner<br />
einmal »grenzenlos langweilig« genannt<br />
haben. Ob Herr Steiner dieses Urteil teilt<br />
und aus diesem Grund in dem Opernkonzert,<br />
das der KMGV im Jahr 2005 gegeben<br />
hat, auf Berlioz »Fausts Verdammung« Auszüge<br />
aus Wagners »<strong>Der</strong> fliegende Holländer«<br />
hat folgen lassen? Na ja, ich kann es<br />
nicht mit Sicherheit sagen, denn ich war<br />
KMGV Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
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2005 noch nicht dabei; aber offen gestanden:<br />
Vorstellen kann ich es mir nicht. Jedenfalls<br />
werden wir auch im Jahreskonzert<br />
<strong>2013</strong> ein kurzes Stück aus Fausts Verdammung<br />
vortragen, nämlich den Chor der Zecher<br />
(»A boire encore!«).<br />
1842 verließ Wagner Paris, weil in Deutschland<br />
gleich zwei seiner Werke vor der Uraufführung<br />
in Dresden standen, nämlich<br />
die frühe Oper »Rienzi« und »<strong>Der</strong> fliegende<br />
Holländer« (der übrigens beim Publikum,<br />
anders als die »Rienzi«, durchfiel und nicht<br />
mehr als vier Aufführungen erlebte). <strong>Der</strong><br />
Erfolg der »Rienzi« verhalf ihm schließlich<br />
1843 zu der Anstellung als königlich sächsischer<br />
Hofkapellmeister, wobei er formal<br />
die italienische Oper übernahm, während<br />
die deutsche Oper weiter von Hofkapellmeister<br />
Carl Gottlieb Reißiger betreut<br />
wurde. Praktisch scheint diese Trennung<br />
aber schon damals nicht mehr von Bedeutung<br />
gewesen zu sein, denn Wagner machte<br />
sich sogleich daran, sich in dieser Stellung<br />
besonders um deutsche Opernwerke zu bemühen.<br />
Daneben übernahm er auch andere<br />
Aufgaben, so z.B. die Organisation des zweiten<br />
sächsischen Männergesangfestes, das zu<br />
Anfang des Jahres 1843 in Dresden stattfand.<br />
Für dieses Fest komponierte er »Das<br />
Liebesmahl der Apostel«, das zumindest bis<br />
in die späten 1980-er Jahre zum Repertoire<br />
des KMGV gehörte. Warum ich das hier erwähne?<br />
Ein wenig sicher aus Melancholie.<br />
Egon Voss schreibt über das Stück, es<br />
»würde sich vermutlich auch heute noch<br />
allgemeiner Wertschätzung erfreuen, stellte<br />
die Komposition nicht so außerordentliche<br />
Anforderungen an den Chor und besäße<br />
das Genre des Männerchores noch das Ansehen<br />
von damals.« Hört sich so an, als hätten<br />
die Sänger, die erst später in den KMGV<br />
aufgenommen worden sind, etwas Großartiges<br />
verpasst. Aber vielleicht bekommen wir<br />
ja auch noch mal unsere Chance … Im<br />
Konzert werden wir ein anderes Chorwerk<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847)<br />
Wagners präsentieren, das er als Hofkapellmeister<br />
im Rahmen einer seiner »anderen<br />
Aufgaben« komponierte, den Festgesang<br />
zur Enthüllung des Friedrich-August-<br />
Monuments am 7.6.1843, betitelt als »<strong>Der</strong><br />
Tag erscheint«.<br />
Wenn »das Liebesmahl der Apostel« das<br />
obere Ende der Skala des Männerchorgesangs<br />
bezeichnet, dann findet sich der »<strong>Der</strong><br />
Tag erscheint« am entgegengesetzten Ende<br />
der Skala wieder. Es ist ganz sicher kein<br />
Werk, von dem man sagen könnte, dass es<br />
sich »auch heute noch allgemeiner Wertschätzung<br />
erfreuen [würde] … besäße der<br />
Männerchorgesang noch das Ansehen von<br />
damals.« <strong>Der</strong> Chor gehört – aus inhaltlicher,<br />
nicht musikalischer Sicht betrachtet – in die<br />
Reihe der Männerchorwerke, die mit ihrem<br />
übersteigerten nationalen Pathos ganz<br />
maßgeblich dazu beigetragen haben, den<br />
Niedergang des Männerchorgesangs im<br />
öffentlichen Ansehen zu befördern. »Lieb’<br />
Vaterland, magst unruhig sein« … ohne<br />
Kommentierung wie im Jahreskonzert 2011<br />
wird es auch hier nicht gehen, wenn wir<br />
unser Publikum nicht ratlos und mit der<br />
Frage »Was war das denn gerade?« in der<br />
Philharmonie sitzen lassen wollen.<br />
KMGV Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
29
30<br />
Anlässlich der gleichen Gelegenheit hat<br />
auch Felix Mendelssohn Bartholdy, einer<br />
der berühmtesten Musiker seiner Zeit und<br />
damals Leiter des im November 1842 gegründeten<br />
Leipziger Konservatoriums, ein<br />
Chorwerk komponiert, das wir für unser<br />
Jahreskonzert ebenfalls einstudieren werden.<br />
An Wagners Antisemitismus ist nicht<br />
zu deuteln, aber es gab eben offensichtliche<br />
musikalische Qualitäten, die auch er bei<br />
allem Antisemitismus nicht leugnen konnte.<br />
Anders als Giacomo Meyerbeer, den Wagner<br />
in seinem 1850 erschienenen Aufsatz<br />
»Das Judentum in der Kunst« mit rein antisemitischen<br />
Argumenten als unschöpferisch<br />
abqualifiziert (und das nur, weil er<br />
einer der bedeutendsten Protagonisten der<br />
von Wagner vehement abgelehnten französischen<br />
»grand opera« war), gehörte Mendelssohn-Bartholdy<br />
– trotz seines Judentums<br />
– zu den von Wagner zeitlebens<br />
musikalisch geschätzten Kollegen. Diese<br />
Anerkennung war Wagner wohl auch deshalb<br />
möglich, weil Mendelssohn-Bartholdy<br />
kein ausgesprochener Opernkomponist war<br />
und ihm daher musikalisch niemals »ins Gehege«<br />
gekommen ist.<br />
Unter der generellen antisemitischen Hetze,<br />
die Wagner betrieb und der sich ein großes<br />
Publikum lange nicht verschloss, hat aber<br />
auch die Rezeption Mendelssohn-Bartholdys<br />
in Deutschland stark gelitten.<br />
Glücklich war Wagner auch in Dresden<br />
nicht. Unzufriedenheit im Amt, persönliche<br />
Schulden wegen seines ausschweifenden<br />
Lebenswandels und wirtschaftlicher Fehlkalkulationen,<br />
Streitigkeiten aller Art, all das<br />
mag ihm das Leben in Dresden vergällt<br />
haben. Seine Beteiligung am schlussendlich<br />
gescheiterten Dresdner Maiaufstand von<br />
1849 zwang ihn dann endgültig zur Flucht,<br />
denn er war nun ein steckbrieflich gesuchter<br />
Mann. Mit der Hilfe Liszts gelang ihm<br />
die Flucht in die Schweiz, aus der er erst<br />
1861 nach Deutschland zurückkehrte.<br />
Bis zu seinem Tod im Februar 1883 sollten<br />
noch 22 Jahre vergehen, die ihn endgültig<br />
zu einem geachteten und verehrten Komponisten<br />
machten – auch über die Grenzen<br />
Deutschlands hinaus.<br />
<strong>Der</strong> da in Venedig am 13. Februar 1883<br />
starb, war ohne Zweifel einer der ganz großen<br />
deutschen Künstler des 19. Jahrhunderts,<br />
ganz sicher aber auch ein schwieriger<br />
Charakter. Als Verdi von seinem Tod erfuhr,<br />
notierte er: »Triste, Triste, Triste. Wagner è<br />
morto!« Ob dieser – wäre es andersherum<br />
gekommen – dem großen italienischen<br />
Komponisten, über den er sich zeitlebens so<br />
gut wie nicht geäußert hat, Vergleichbares<br />
nachgerufen hätte?<br />
GF
Kammerchor nimmt Arbeit wieder auf<br />
Nach der Zillche-Session hat nun auch der<br />
Kammerchor seine Arbeit wieder aufgenommen.<br />
Rechtzeitig vor dem Tag der offenen<br />
Wolkenburg trafen sich die Mitglieder<br />
des Chores erstmals in <strong>2013</strong>, um ihr Repertoire<br />
aufzufrischen.<br />
Neu in diesem Jahr sind die veränderten<br />
Probenzeiten. Künftig werden die Sänger<br />
einmal monatlich samstags in die Wolkenburg<br />
kommen, um längere Proben durchzuführen.<br />
Dafür entfällt die bisherige wöchentliche<br />
Probe. Außerdem singen die<br />
Herren einmal im Monat an einem Dienstagabend<br />
und an einem Donnerstagabend.<br />
Eine Veränderung der Probenzeiten war<br />
notwendig geworden, weil »die Nachbetrachtung<br />
der Saison 2012 ergeben hat, dass<br />
das dort praktizierte Modell eines Probenbetriebes<br />
mit wechselnden Probentagen<br />
(Montag/Dienstag) nicht mit der erforderlichen<br />
Kontinuität umgesetzt werden konnte.<br />
Das neue Modell mit einem langen Probensamstag<br />
im Monat soll eine intensivere<br />
Arbeit am Repertoire und einer homogenen<br />
Klangfarbe ermöglichen.« schildert Dirk<br />
Pütz, der für die Organisation in dem En-<br />
semble verantwortlich ist.<br />
Zuwachs hat es auch gegeben. Dem Aufruf<br />
des Dirigenten folgten bereits einige Sänger<br />
und stellten sich dem prüfenden Gehör<br />
des Profis. Dennoch, »der Kammerchor ist<br />
immer an einer Aufnahme von neuen und<br />
engagierten Sängern interessiert. Entscheidend<br />
ist, ob diese stimmlich zum bestehenden<br />
Ensemble passen«, so Dirk Pütz.<br />
Aber nicht nur die neuen Sänger wurden<br />
stimmlich auf Herz und Nieren geprüft.<br />
Auch alle anderen Mitglieder des Kammerchores<br />
mussten beim Dirigenten vorsingen.<br />
Oliver Zittlau, Vorsitzender des Musikausschusses,<br />
befürwortet diesen Schritt, denn<br />
eine Überprüfung der Stimme werde zur<br />
Qualitätssteigerung beitragen.<br />
Das komplette Programm der kleinen<br />
Chorgruppe des KMGV für dieses Jahr<br />
steht noch nicht fest. Auf jeden Fall wird<br />
der Kammerchor beim Jahreskonzert in der<br />
Philharmonie und bei der Chorreise nach<br />
Würzburg und Bamberg einzelne Teile des<br />
Programms des großen Chores übernehmen.<br />
Des Weiteren wird es ein eigenes<br />
Weihnachtskonzert im Dezember geben. RS<br />
KMGV Kammerchor<br />
31<br />
Kammerchor in Unkel 2012
»Es geht noch rund,<br />
wenn ich an der<br />
Platte stehe«<br />
Heinrich Suttrup feiert am 16. März<br />
seinen 75. Geburtstag.<br />
Aus diesem Anlass sprach der <strong>Burgbote</strong><br />
mit dem langjährigen und treuen<br />
KMGV-Mitglied.
Das Libretto für das alljährliche Divertissementchen<br />
stammt nicht immer von einem<br />
Profi wie in diesem Jahr, als mit Gerhard<br />
Seidel ein berufsmäßiger Drehbuchautor<br />
das Zillche gedichtet hat.<br />
Immer wieder haben in der Vergangenheit<br />
auch aktive Sänger des KMGV wie Jürgen<br />
Nimptsch oder Georg Spohr zur Feder gegriffen<br />
und ein Stück verfasst. Vor einigen<br />
Jahren hatte sich der seither auch als Jean<br />
Baptiste Suttrup bekannte 2. Tenor an den<br />
Schreibtisch gesetzt und Molières Komödie<br />
»<strong>Der</strong> Bürger als Edelmann« von Paris nach<br />
Köln verlegt. Unter dem Titel »Ne Kölsche<br />
als Edelmann« brachte die Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cäcilia Wolkenburg im Jahre<br />
2008 mit großem Erfolg das Stück auf die<br />
Bühne. Heinrich Suttrup feiert am 16. März<br />
dieses Jahres seines 75. Geburtstag. Aus diesem<br />
Anlass sprach der <strong>Burgbote</strong> mit dem<br />
langjährigen und treuen KMGV-Mitglied,<br />
der sein nächstes Zillche bereits im Hinterkopf<br />
hat...<br />
<strong>Burgbote</strong>: Wie kam es dazu, dass Du den Text<br />
für ein Divertissementchen geschrieben hast?<br />
Suttrup: Das hat eine kleine Vorgeschichte.<br />
Ich spielte schon eine ganze Zeitlang im<br />
Zillche mit, hatte aber erst im Jahr 2002<br />
erstmals auf der Bühne drei Wörter zu<br />
sagen. Und zwar ging es in der Szene um<br />
eine Sitzung im Rat der Stadt Köln. Ich<br />
musste nur von oben hereinrufen: »Ja, mit<br />
Arbeitsessen«. Auf dem Dankeschön-<br />
Abend habe ich dann zu diesem meinem<br />
ersten Wortauftritt eine kleine Ansprache<br />
gehalten. Ich schilderte, wie ich nachts nicht<br />
schlafen konnte aus Angst, dass ich die drei<br />
Wörter im entscheidenden Moment nicht<br />
herausbekommen würde. Diese gereimte<br />
Nachlese kam offenbar bei vielen Mitspielern<br />
und Verantwortlichen so gut an, dass<br />
ich später angesprochen wurde, ob ich nicht<br />
öfter solche witzigen Redebeiträge halten<br />
könnte. Das geschah dann auch.<br />
Aber Du hast nicht schon 2002 mit dem<br />
Schreiben eines kompletten Zillche-Stücks<br />
angefangen, oder?<br />
Nein, Nein. Ich schrieb immer wieder ein<br />
paar Reime und das war es dann auch. Erst<br />
im Jahr 2006 fand ich den Mut, mich auch<br />
mal an eine größere Textarbeit heran zu<br />
wagen. Und wegen meiner Liebe zu Frankreich<br />
und zu Molière bekam das Stück,<br />
mein erstes Zillche-Libretto, einen französischen<br />
Touch.<br />
Und wie lange hat es gedauert, bis Du das<br />
Stück fertig geschrieben hattest?<br />
Alles in allem habe ich bestimmt ein ganzes<br />
Jahr daran gearbeitet. Da war so manche<br />
schlaflose Nacht dabei. Manchmal bin ich<br />
nachts aufgesprungen weil ich eine Idee<br />
hatte, die ich schnell aufschreiben musste,<br />
bevor sie wieder weg war.<br />
Personen und Persönliches<br />
33
34<br />
Hast Du den Computer in dieser Zeit immer<br />
eingeschaltet gelassen, oder musstest Du<br />
das Gerät bei Deinen nächtlichen Geistesblitzen<br />
jedes Mal erst hochfahren?<br />
Von wegen Computer – so etwas Modernes<br />
gibt es bei mir nicht. Ich habe das meiste mit<br />
der Hand geschrieben.<br />
Und wer hat dann die Sisyphos-Arbeit erledigt<br />
und den Text in eine digitale Form gebracht,<br />
oder probte die Cäcilia in 2008 mit einem<br />
handgeschrieben Libretto?<br />
Bei mir im Haus wohnte eine ganz nette<br />
Dame, die mir das alles in den Computer<br />
übertragen hat. Das war schon eine ganze<br />
Menge Arbeit, auch für mich. Aber der<br />
spätere Erfolg hat alle Anstrengungen lohnenswert<br />
gemacht.<br />
Noch mal zur Entstehungsgeschichte. Wie<br />
muss man sich das vorstellen: Du schreibst<br />
das Stück, alle freuen sich und es wird einstudiert?<br />
Nein. Nicht nur das Schreiben hat sehr<br />
lange gedauert, auch Abstimmung, Korrektur<br />
und Freigabe nahmen einen großen<br />
Zeitraum in Anspruch. Als erstes vertraute<br />
ich mich damals Helmut Löffel an, der mir<br />
viele gute Ratschläge für Veränderungen<br />
geben konnte. Ich hatte zwar den großen<br />
Vorteil, dass ich das Divertissementchen aus<br />
vielen Jahren des Mitspielens sehr gut<br />
kannte. Daher wusste ich auch, welche<br />
schauspielerischen Talente wir im Chor<br />
haben, wer welche Rollen spielen könnte<br />
und welche Parts ich für wen schreiben<br />
müsste. So war von Anfang an klar, dass<br />
eigentlich nur der damalige Cäcilia-Baas<br />
Jürgen Nimptsch die Rolle des Edelmannes<br />
spielen konnte. Aber ohne professionelle<br />
Unterstützung vor allem durch den damaligen<br />
Regisseur Frietzdieter Gerhards hätte<br />
ich das nicht geschafft.<br />
Und an welcher Stelle mussten die Profis<br />
helfen?<br />
Da kann ich einige Beispiele nennen: So<br />
wollte ich das Stück eigentlich ins Jahr 1850<br />
legen, in die Zeit der großen Industrialisierung,<br />
der Entstehung der Banken und der<br />
Schwerindustrie. Doch Fritzdieter Gerhards<br />
sagte, ein Stück in Anlehnung an Molière,<br />
der 1650 gelebt hat, kann auch in einer Zillche-Persiflage<br />
nur im 17. Jahrhundert spielen.<br />
Und das war goldrichtig.<br />
OK. Eisenbahn raus und Pferdekutschen rein.<br />
Das war alles?<br />
Oh nein, bei weitem nicht. Ich musste im<br />
Vergleich zu meinem ersten Entwurf eine<br />
ganze Menge umschreiben. Dazu habe ich<br />
stundenlang mit dem Regisseur gearbeitet.<br />
Wir trafen uns unter anderem in Wetzlar<br />
und Karlsruhe, wo Gerhards damals arbeitete.<br />
Ich möchte betonen, dass die Zusammenarbeit<br />
sehr harmonisch war. Ich habe<br />
mich ihm voll anvertraut und er hat mir als<br />
Laien wichtige professionelle Hinweise gegeben.<br />
Dabei ging es zum Beispiel um die<br />
Länge von Textstücken. So hatte ich dem<br />
Hauptdarsteller so viele witzige Sätze in den<br />
Mund gelegt, dass der Regisseur sagte, das<br />
ginge so gar nicht. <strong>Der</strong> Mann müsse sich ja
irgendwann auch mal für die nächste Szene<br />
umziehen, in der er von Beginn an auf der<br />
Bühne steht. An so etwas hatte ich natürlich<br />
nicht gedacht. Ohne Gerhards hätte ich<br />
das nie so gut hinbekommen.<br />
Hast Du Dir als Autor des Stücks eigentlich<br />
auch eine publikumswirksame Hauptrolle auf<br />
den eigenen Leib geschrieben?<br />
Ich bin nicht der Typ, der sich in den Vordergrund<br />
drängelt. Ich bin groß gewachsen,<br />
stehe deshalb immer in der letzten Reihe<br />
und bin dennoch gut zu sehen. Und in meinem<br />
eigenen Stück hätte ich beinahe gar<br />
keinen Soloauftritt gehabt, wenn nicht der<br />
Regisseur mir einen solchen zugeschanzt<br />
hätte.<br />
Das musst Du genauer erklären.<br />
Ich hatte in dem Stück sehr viele alte Kölner<br />
Straßennamen der kleinen Innenstadt-Gassen<br />
untergebracht wie beispielsweise Thieboldsgasse<br />
(Deepe Jass), Schemmergasse,<br />
Schartgasse und Krummer Büchel. Da<br />
sagte Gerhards, wir könnten doch nicht den<br />
ganzen Kölner Stadtplan verlesen. Das sei<br />
zu viel. An meiner Reaktion merkte er allerdings,<br />
dass ich über Streichungen an dieser<br />
Stelle sehr traurig wäre. Daran hing nun<br />
einmal mein Herz als alter Kölner. Da hatte<br />
er einen Einfall. Ich sollte zu Beginn des<br />
zweiten Teils der Vorstellung als Stadtführer<br />
mit einer Reisegruppe mit Besuchern<br />
aus Düsseldorf auf die Bühne kommen.<br />
Und so geschah es dann auch. Zum Abschluss<br />
der Führung wollte ich mit der<br />
Gruppe ins Brauhaus Päffgen gehen. Auf<br />
dem Weg dorthin streiften wir unvermeidlicherweise<br />
natürlich auch das frühere Rotlichtviertel<br />
in der Kleine Brinkgasse. Den<br />
Ausflug ins leichte Gewerbe wollte ich eigentlich<br />
auslassen, aber Gerhards hatte wieder<br />
eine gute Idee. Und so sagte ich dann an<br />
dieser Stelle, dass sich hier die Wege der<br />
Gruppe trennen müssten. Die Männer hier<br />
entlang und die Frauen dort.<br />
Welches war Deine schönste Rolle in einem<br />
Zillche?<br />
Meine schönste Rolle war vor zwei Jahren<br />
der Kardinal im Stück »Die kölsche Witwe«.<br />
Ich durfte drei Sätze in dem Soloauftrit von<br />
Personen und Persönliches<br />
35
Heinrich Suttrup,<br />
perfekt in jeder Rolle:<br />
ob Köbes, Kardinal<br />
oder Grand Dame …
Dieter Hagen mitsingen. Und der schönste<br />
Moment in meiner bislang 33 Jahre dauernden<br />
Zugehörigkeit zum KMGV war am<br />
6. Januar 2008, als unser Dirigent Herr Steiner<br />
mich am Schluss der Premiere meines<br />
eigenen Stücks mit auf die Bühne holte.<br />
Sonst stand ich weniger im Rampenlicht,<br />
wirkte immer mehr im Hintergrund, war<br />
eher Sänger im Chor als in den Ensembles<br />
oder gar Solist. Ich sagte ja schon, dass ich<br />
wegen meiner Körpergröße meist in der<br />
letzten Reihe stehe. Und dort sehe ich alles<br />
– jede unnötige Bewegung, jedes Gequatsche<br />
und Gedränge einiger zur ersten Reihe<br />
hin. Man denkt gern, ach hier hinten sieht<br />
mich ja sowieso niemand. Aus meinen zahllosen<br />
Besuchen in der Oper, wo ich schon<br />
oft die Profi-Chöre gesehen habe, weiß ich<br />
aber, dass gerade im Hintergrund und in der<br />
letzten Reihe jeder Sänger gefragt ist und<br />
auch aktiv mitspielt. Denn das Publikum<br />
sieht auch die Leute in der letzten Reihe. Da<br />
können wir uns noch einiges abschauen.<br />
Immerhin nehmen wir professionelle Eintrittsgelder.<br />
Da erwartet das Publikum auch<br />
professionelles Auftreten. Fritzdieter Gerhards<br />
sagte immer: Jeder von Euch ist ein<br />
Hauptdarsteller. Das ist viel Wahres dran.<br />
Wie hat Dir das aktuelle Stück<br />
in diesem Jahr gefallen?<br />
Ich bin eigentlich seit vielen Jahren ein begeisterter<br />
Mitspieler und Beobachter des<br />
Divertissementchens. Auch »Vivat Colonia«<br />
hat mir durchweg gefallen. Ein paar Lacher<br />
mehr hätten dem Stück sicher gut getan.<br />
Vielleicht zwei Anmerkungen. Zum einen<br />
habe ich persönlich so meine Probleme mit<br />
der derben Sprache. Vielleicht ist das ja der<br />
Zeitgeist und ich gehöre ja inzwischen einer<br />
älteren Generation an, aber mir kamen einfach<br />
zu viele deftige Schimpfwörter vor. Ich<br />
finde, das gehört nicht auf unsere Bühne,<br />
dazu gibt es im Karneval genügend andere<br />
Gelegenheiten. Hier sollte sich die Cäcilia<br />
Wolkenburg von anderen unterscheiden.<br />
Ein richtiges Problem in diesem Jahr war ja<br />
der Krankenstand. Unsere Bühnenspielgemeinschaft<br />
blieb leider nicht verschont von<br />
der Erkältungswelle, die das Rheinland<br />
überrollt hatte. Aber wir waren nach meiner<br />
Erinnerung noch nie so kurz davor, dass<br />
mal ein Vorhang nicht aufgegangen wäre.<br />
So eine Dramatik habe ich in meinen über<br />
30 Jahren Zillche noch nicht erlebt. Darüber<br />
müssen wir uns auf jeden Fall Gedanken<br />
machen, denn der Ausfall auch nur<br />
einer Vorstellung würde unserem Ruf sehr<br />
schaden. Und das wäre auch aus finanziellen<br />
Gründen Gründen katastrophal.<br />
Neu war in diesem Jahr ja auch die Probebühne<br />
in Hürth. Wie bist Du damit zu Recht<br />
gekommen?<br />
Also ohne unseren Sangesfreund Paul Essers,<br />
der in meiner Nähe wohnt und mich<br />
mit seinem Auto mitnahm, hätte ich wahrscheinlich<br />
<strong>2013</strong> passen müssen. Die Anreise<br />
für mich aus dem Kölner Norden ist mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln äußerst be-<br />
Personen und Persönliches<br />
37
38<br />
schwerlich und dauert ewig. Allerdings fand<br />
ich die Rückkehr an einen mir gut bekannten<br />
Ort sehr spannend.<br />
Du kanntest die Fernsehstudios? Hast Du<br />
etwa mal in einer Seifenoper mitgespielt?<br />
Nein, ganz anders. Ich wechselte nach 20<br />
Jahren Arbeit auf dem Großmarkt zum<br />
Zentraleinkauf der Rewe und war dort für<br />
den Einkauf von Obst und Gemüse verantwortlich.<br />
Und als Rewe in den 80-er Jahren<br />
die Stüssgen-Gruppe übernahm, musste ich<br />
für fast drei Jahre von 19<strong>93</strong> bis 1996 im zentralen<br />
Obst- und Gemüselager von Stüssgen<br />
in Hürth arbeiten. Und dieses Lager befand<br />
sich in genau der Halle, in der wir die<br />
Cäcilia-Proben abhielten. Ich hatte nach<br />
meiner Rückkehr in die Rewe-Zentrale zwar<br />
gesagt, hier komme ich nie wieder her, diesen<br />
Quadratkilometer betrete ich nie wieder,<br />
weil es damals viel Ärger auf der Arbeit<br />
gab. Aber wie so oft im Leben, niemals gibt<br />
es nicht, alles kann wiederkehren.<br />
Wie bist Du eigentlich zum KMGV gekommen?<br />
Auf den KMGV wurde ich durch einen früheren<br />
Schulfreund aufmerksam, der schon<br />
seit Anfang der 70-er Jahre im Chor war.<br />
Den hatte ich plötzlich im Zillche auf der<br />
Bühne gesehen. Ich sagte zu ihm, wie ich<br />
ihn bewundere, wie er so toll kostümiert auf<br />
der Bühne seine Rolle spiele. Und da sagte<br />
er zu mir, komm doch mal vorbei, wir machen<br />
gerade eine Chorschule auf. Das war<br />
nämlich eine Zeit, in der der Bekanntheitsgrad<br />
des Zillche stark stieg, vor allem durch<br />
die Übertragung im WDR. Es mussten also<br />
in jedem Jahr mehr Vorstellungen gegeben<br />
werden und ergo wurden neue Sänger und<br />
Mitspieler benötigt.<br />
Die Chorschule gab es also schon damals?<br />
Eine Chorschule gab es wohl immer wieder<br />
einmal. Zu meiner Zeit wurden allerdings<br />
tatsächlich möglichst viele neue Sänger gesucht.<br />
Also ging ich zur Wolkenburg. Dort<br />
war damals Hermann-Josef Rübben der
Chorleiter. Und ich staunte nicht schlecht,<br />
denn es waren mit mir rund 50 Herren zu<br />
der Chorschule gekommen. Im Hintergrund<br />
gab es allerdings ein Problem, denn der damalige<br />
Präsident Horst Massau wollte mindestens<br />
die Hälfte der Aspiranten aus Qualitätsgründen<br />
aussortieren, während Rübben<br />
dafür bekannt war, dass er am liebsten<br />
mit 350 Mann auf der Bühne stand.<br />
Du wurdest offenbar nicht aussortiert,<br />
sonst wärst Du ja heute nicht hier.<br />
Aber es blieben nur 25 Sänger aus dieser<br />
Chorschule übrig, von denen übrigens<br />
heute noch zwölf dabei sind. Wir wurden<br />
1980 aufgenommen. Was ganz toll war: Fast<br />
alle Neuen durften bereits im gleichen Jahr<br />
mit auf die Sängerreise in die USA mitfahren.<br />
Es folgten Rom, Kanada... Es tut mir<br />
schon sehr leid, dass wir heute so etwas<br />
Großes nicht mehr auf die Beine stellen<br />
können. Es müsste doch möglich sein, mal<br />
eine Reise in eines unserer schönen europäischen<br />
Länder zu machen. Eine Woche<br />
Spanien oder Frankreich zum Beispiel. Das<br />
sollten wir doch hinbekommen. Zumal wir<br />
ja wieder deutlich mehr Sänger haben und<br />
es nicht so dramatisch wäre, wenn nicht alle<br />
mitkämen. Und es muss ja auch nicht<br />
immer ein komplettes Orchester mit auf die<br />
Reise gehen. In Australien sind wir auch mit<br />
vier Hornisten und einem Pianisten ausgekommen<br />
und feierten große Erfolge.<br />
Welche musikalischen Voraussetzungen<br />
brachtest Du damals mit?<br />
Ich habe keinerlei musikalische Vorbildung.<br />
Meine Mutter spielte zwar wunderschön<br />
Klavier, aber das Instrument musste 1945<br />
im wahrsten Sinne des Wortes für einen<br />
Appel und ein Ei verkauft werden, weil wir<br />
nichts zu essen hatten. Aber wir waren privilegiert,<br />
denn wir hatten in Weidenpesch<br />
eine für unsere und die damaligen Verhältnisse<br />
sehr große Wohnung. Und nach dem<br />
Krieg war es Usus, dass Zimmer untervermietet<br />
wurden, denn es gab ja nicht genügend<br />
Wohnraum. Und wir hatten eine sehr<br />
nette Dame als Mieterin, die besaß einen<br />
Plattenspieler. Und ich als kleiner Steppke<br />
bewunderte natürlich die Musikmaschine<br />
und schon bald durfte ich die Platten selbst<br />
auflegen. Die Dame war sehr der Klassik<br />
verbunden und hatte viele Aufnahmen. Ich<br />
konnte schon bald die ganzen Lieder von<br />
Zarah Leander auswendig. Sie war auch ein<br />
großer Freund von Franz Liszt. Und so bin<br />
ich früh zur klassischen Musik gekommen.<br />
Hast Du auch Konzerte besucht?<br />
Wenn es Zeit und Geld erlaubten, bin ich<br />
gern in den Gürzenich zu Konzertaufführungen<br />
gegangen, oder wenn es irgendwie<br />
möglich war in die Beethovenhalle nach<br />
Bonn, weil dort eine bessere Akustik<br />
herrschte. Aber die Zeit war ja nicht einfach.<br />
Ich habe mit 15 Jahren die Volksschule beendet<br />
und sofort auf dem Großmarkt eine<br />
Lehre als Großhandelskaufmann für Obst<br />
und Gemüse begonnen. Im zweiten Lehrjahr<br />
fing mein Arbeitstag um 3 Uhr in der<br />
Frühe an. Ich fuhr also von Weidenpesch<br />
mit dem Fahrrad zum Bonntor. Da war ich<br />
dann abends auch oft sehr müde.<br />
Hast Du neben der Musik noch<br />
weitere Hobbies?<br />
Ich höre klassische Musik nicht nur in der<br />
Oper und bei Konzerten, sondern auch gern<br />
zu Hause. Ich besitze fast ausschließlich<br />
Schallplatten. Die Musik ist einfach authentischer<br />
und natürlicher. Bei mir dreht<br />
sich eigentlich immer eine Scheibe. Außerdem<br />
bin ich ein begeisterter Hörer von<br />
WDR 3. Zudem treibe ich Sport. Ich spiele<br />
seit 40 Jahren Tischtennis. Es geht noch<br />
rund, wenn ich an der Platte stehe. Und<br />
dann habe ich noch ein Hobby – Pferderennen.<br />
Wenn ich früher mit einem langen<br />
Gesicht nach Hause kam, pflegte meine<br />
Personen und Persönliches<br />
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Mutter zu sagen: »Pädche un Mädche, die<br />
koste Jeld«. Schon meine Eltern und später<br />
auch ich selbst haben stets in Weidenpesch<br />
gewohnt. Und wegen der Nähe zur Pferderennbahn<br />
bin ich quasi mit Pferden groß<br />
geworden. Die Liebe zum Rennsport ist also<br />
immer dagewesen. Früher hatten wir im<br />
Freundeskreis sogar mal mit acht Mann ein<br />
eigenes Pferd gehabt - Figaro. Seine Erfolge<br />
waren nicht so berauschend, aber er war<br />
immer der lustigste am Start. Ich bin ganz<br />
oft auch beim größten Pferderennen<br />
Europas in Paris gewesen. Jeden ersten<br />
Sonntag im Oktober besuchten wir den Prix<br />
de l'Arc de Triomphe. Das ist der größte<br />
Vergleich der besten Pferde Frankreichs,<br />
Englands und dem Rest der Welt. Auch in<br />
England war ich oft beim Pferderennen in<br />
Ascot. Solche Reisen habe ich als Liebhaber<br />
von Kunst und Malerei stets auch für den<br />
Besuch von Museen und Ausstellungen genutzt.<br />
Was sollte der KMGV Deiner Meinung nach in<br />
den nächsten Jahren unternehmen?<br />
Neben der schon erwähnten Auslandsreise<br />
finde ich, dass der KMGV sich wieder intensiver<br />
dem deutschen Liedgut widmen<br />
sollte. Vielleicht könnten wir ja mal nur eine<br />
Hälfte des Jahreskonzertes mit Orchester<br />
einem großen aufwendigen Stück widmen<br />
und nach der Pause deutsches Liedgut a capella<br />
singen. So etwas haben wir früher<br />
auch schon mal gemacht. Auch die Weihnachtskonzerte<br />
halte ich für sehr wichtig.<br />
Vielleicht sollten wir mehrmals auftreten,<br />
ein paar junge Künstler von der Musikhochschule<br />
dazu nehmen und los geht’s<br />
ohne großen finanziellen Aufwand. Und ein<br />
schönes Weihnachtskonzert bleibt möglicherweise<br />
mehr in der Erinnerung der Zuhörer<br />
als ein noch so gutes Philharmonisches<br />
Jahreskonzert.<br />
Das sind Wünsche, deren Erfüllung wahrscheinlich<br />
in weiterer Ferne liegt. Aber was<br />
möchtest Du auf jeden Fall noch mit dem<br />
Chor erleben?<br />
Wenn meine Stimme es zulässt, möchte ich<br />
noch ein paar Jahre im großen Chor mitsingen,<br />
der für mich die wichtigste Institution<br />
im KMGV ist. Ich weiß nicht, wie oft ich<br />
aufgrund meines fortgeschrittenen Alters<br />
überhaupt noch im Zillche mitspielen kann,<br />
aber mein größter Wunsch ist es, die Wiedereröffnung<br />
der Oper am Offenbachplatz<br />
mitzumachen. Ich hätte sogar schon ein<br />
Stück im Hinterkopf. Aber ob ich mich dazu<br />
noch einmal aufraffen kann? Auch hätte ich<br />
den Wunsch, dass unser Vereinshaus am<br />
Donnerstag nur dem Chor zur Verfügung<br />
steht und dass weitere Veranstaltungen des<br />
KMGV nicht mit Terminen des Pächters<br />
kollidieren.<br />
Heinrich, vielen Dank für das Gespräch.<br />
Personen und Persönliches<br />
41
Ausblick: 175 Jahre KMGV<br />
Wie es euch gefällt! – Ein Appell<br />
Zum Geburtstag lädt man seine Freunde zu einem rauschenden Fest ein. Familie, Kollegen<br />
und Bekannte kommen, um dem Geburtstagskind zu gratulieren. Eine Torte und ein<br />
»Ständchen« gehören ebenso zu einer Geburtstagsfeier wie Geschenke. Wer einen »runden«<br />
Geburtstag feiert, plant das Fest noch etwas opulenter. Doch wie feiert ein Verein<br />
seine Geburtsstunde standesgemäß? Wie möchte der Kölner Männer-Gesang-Verein sein<br />
175. Jubiläum begehen? Ein Blick in die Chronik zeigt, wie der KMGV in der Vergangenheit<br />
seiner Gründung gedachte:<br />
42<br />
Zum silbernen Jubiläum verfasste Ehrenmitglied<br />
Müller von der Werrn ein Fest-Sonett<br />
zu Ehren des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins, das die Deutsche Gesangszeitschrift<br />
für das In- und Ausland »Die neue Sängerhalle«<br />
veröffentlichte.<br />
»Unter schwierigen Zeitumständen«, resümiert<br />
die Chronik, beging der KMGV<br />
1942 »mit mehreren Festkonzerten und<br />
einem feierlichen Festakt in der Messehalle«<br />
sein 100. Jubiläum.<br />
<strong>Der</strong> Tod des Ehrenmitglieds Dr. Konrad<br />
Adenauer trübte die Festwoche (Festkonzert,<br />
Festball und Einladungskonzert für<br />
Kölner Chöre) zu 125 Jahren KMGV. Zu<br />
Festakt und Festkonzert »Chorwerk und<br />
Volkslied« trafen sich die Mitglieder wenige<br />
Tage später im Gürzenich.<br />
Im 150. Jahr nach seiner Gründung<br />
wirkte der KMGV in der Prinzenproklamation<br />
mit, veranstaltete eine eigene Fastelovendsitzung<br />
in der Wolkenburg<br />
und zeichnete die<br />
Vereinsgeschichte im damaligen<br />
Divertissementchen<br />
»Domols« nach.<br />
Die gebundene Chronik<br />
des KMGV »Lieder für<br />
Köln«, das »Grüne Buch«,<br />
ist jedem Sänger als Erinnerung<br />
an dieses runde Jubiläum<br />
geblieben.<br />
Wie möchte der KMGV sein<br />
175. Jubiläum feiern?<br />
Diese Frage wurde bislang nicht laut gestellt.<br />
Im Vorwort zu dieser Ausgabe des<br />
»<strong>Burgbote</strong>« spricht der Vereinspräsident<br />
dieses Thema erstmals öffentlich an. An<br />
spontanen Ideen dürfte es nicht mangeln:<br />
Ein Sänger-Wettstreit auf dem Roncalli-<br />
Platz! Wäre das nicht eine der Tradition des<br />
KMGV angemessene Art, sein Jubiläum zu<br />
feiern? Sich öffentlich mit den besten Männerchören<br />
Deutschlands messen? Sicherlich,<br />
aber wer koordiniert den Wettstreit?<br />
Wer lädt die Gast-Chöre ein? Welche Chöre<br />
überhaupt – pflegt der KMGV Freundschaften<br />
zu anderen Chören? Wer beruft<br />
die Juroren ins Schiedsgericht? Wer organisiert<br />
die Unterstützung der Stadt, um den<br />
Gesangswettstreit im Herzen Kölns im<br />
Schatten des Doms abhalten zu können?<br />
Wer kümmert sich um die Unterbringung<br />
aller anreisenden Sänger?<br />
Oder: Zu seinem 175-<br />
jährigen Bestehen gehört<br />
der KMGV in den Rosenmontagszug!<br />
Ein Vorschlag,<br />
der besonders der Heimatverbundenheit<br />
des Vereins<br />
mit Köln gerecht würde.<br />
Eine Art, das Jubiläum zu<br />
feiern, an der Vereinsmitglieder<br />
wie Kölner gleichermaßen<br />
Freude finden könn-
ten. Aber wer unterbreitet dem »Festkomitee<br />
des Kölner Karnevals« die Bitte des Vereins,<br />
2017 Teil des offiziellen Rosenmontagzuges<br />
sein zu dürfen? Und wäre das tatsächlich<br />
möglich, wie sähe so eine<br />
Teilnahme aus? Wer kümmert sich darum,<br />
dass Vereinsjubiläum und Sessions-Motto<br />
miteinander harmonieren? Sollen alle Sänger<br />
als Fußgruppe die 7,5 km lange Zugstrecke<br />
mitlaufen? Oder gibt es einen Festwagen?<br />
Begeistert der Kölner Männerchor<br />
am Ende als A-cappella-Gruppe die Jecken<br />
entlang des Zugwegs?<br />
Geht’s nicht ein bisschen kleiner? Wie<br />
wäre es, ein Fernseh-Team eine Dokumentation<br />
über 175 Jahre Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
drehen zu lassen? Damit läge<br />
zumindest der Großteil der Arbeit beim<br />
Produktionsteam. Aber auch hier gilt: Wer<br />
nimmt Kontakt zu den verschiedenen Fernsehsendern<br />
in Köln auf? Wer koordiniert<br />
die Dreharbeiten mit unserem Konzert-Kalender,<br />
sodass abwechslungsreiche und aussagekräftige<br />
Film-Szenen in ausreichender<br />
Anzahl bereit stehen? Fährt ein TV-Team<br />
auch mit auf unsere Sängerreisen?<br />
Begleitet ein Kamera-Mann die Sänger bei<br />
ihren Gruppen-Ausflügen?<br />
Stopp. Genügte es nicht, wenn der KMGV<br />
eine neue Jubiläumsschrift herausgäbe? Eine<br />
Ergänzung zum »Grünen Buch«? Aber wer<br />
soll die Fortsetzung der Chronik schreiben?<br />
Wer nimmt Gespräche mit geeigneten Autoren<br />
auf? Und: Wäre es diesen Autoren<br />
überhaupt möglich, die Geschichte der zurückliegenden<br />
175 Jahre (oder nur der letzten<br />
25 Jahre?) des KMGV ausreichend<br />
durch Originale dokumentiert nachzuerzählen<br />
– da seit 2009 unbekannte Mengen an<br />
KMGV-Dokumenten durch den Stadtarchiv-Einsturz<br />
unzugänglich sind?<br />
Dann brechen wir eben endlich mal wieder<br />
zu einer großen Konzertreise auf! Fehlt<br />
uns nicht noch ein Kontinent (z. B. Südamerika),<br />
auf dem der KMGV noch nicht<br />
für den Männerchorgesang und das rheinische<br />
Liedgut geworben hat? Jeder mag sich<br />
selbst fragen, wie schnell man – neben<br />
Beruf, Familie und Ehrenamt – eine solche<br />
Reise (10, 14 oder 21 Tage, für alle aktiven<br />
Sänger, mit oder ohne Begleitung, inkl. mitreisendem<br />
Orchester, wie viele Auftritte…)<br />
organisieren kann.<br />
Ausblick: 175 Jahre KMGV<br />
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Wie plant ein Verein ein<br />
Jubiläumsjahr?<br />
Diese willkürliche Auswahl zeigt: Es gibt<br />
unzählige Möglichkeiten, das Vereinsjubiläum<br />
zu feiern. Doch sie alle brauchen viel<br />
Zeit für Ideenfindung, Sondierungsgespräche,<br />
Abstimmung in den Vereinsgremien<br />
und letztlich für die Vorbereitung der Jubiläumsveranstaltungen.<br />
Jetzt mag man einwenden:<br />
»Aber das Jubiläumsjahr ist doch<br />
erst 2017. Wir haben doch noch vier Jahre<br />
Zeit.« Nur vier Jahre, muss man entgegenhalten!<br />
Dem KMGV wird (aller Voraussicht<br />
nach) kein zig-köpfiges Team hauptamtlicher<br />
Veranstaltungskaufmänner zur Verfügung<br />
stehen, die sich vollzeit um Planung<br />
& Durchführung des Festprogramms kümmern,<br />
wie es bei anderen Großereignissen<br />
(von Lit.Cologne über Köln-Marathon bis<br />
zum Firmenjubiläum einer Brauerei) gang<br />
und gäbe ist.<br />
Doch zunächst: Wer entscheidet, wie der<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein sein Ehrenjahr<br />
begehen will? Laut Satzung ist die Mitgliederversammlung<br />
das höchste Gremium<br />
des Vereins. Sollte nicht sie dann auch diese<br />
Entscheidung treffen? Doch kann ein einmal<br />
im Jahr tagendes Gremium den zuvor<br />
umrissenen Anforderungen für eine repräsentative<br />
Jubiläumsfeier dieses traditionsreichen<br />
Männerchores gerecht werden?<br />
Wer Einblick in die Organisation der vielen<br />
kleinen und großen Auftritte des Chores im<br />
Jahreszyklus hat, ahnt, dass sich ein 175. Jubiläum<br />
nicht »mal eben so« planen und<br />
durchführen lässt. Wäre es nicht hilfreich,<br />
wenn eine Gruppe aus Kreativen, Organisationstalenten<br />
und Budgetwächtern - unbeschwert<br />
vom Tagesgeschäft (mit dem Vorstand<br />
und Ausschüsse gut beschäftigt sind)<br />
- Ideen für das Jubiläum in 2017 entwickeln<br />
(und auch wieder verwerfen) könnte? Wäre<br />
nicht ein Team wünschenswert, dass die<br />
Ideen der Sänger aufgreift, weiterspinnt und<br />
ausarbeitet, den Ausschüssen vorstellt, mit<br />
dem Vorstand abstimmt und schließlich die<br />
Sänger über die Fortschritte informiert?<br />
Und wäre es nicht zielführend, wenn die<br />
nächste Mitgliederversammlung so ein<br />
neues Gremium installieren würde? Um<br />
darüber auf der Jahreshauptversammlung<br />
am 25. April breit diskutieren zu können,<br />
müsste der Antrag auf Aufnahme in die Tagesordnung<br />
laut Satzung noch vor Ostern<br />
beim Vorstand eingereicht werden.<br />
Ein so großes Ereignis wie das 175. Jubiläum<br />
des Kölner Männer-Gesang-Vereins<br />
verlangt nach einer vorausschauenden Planungskultur<br />
(frühzeitig beginnen, in verschiedene<br />
Richtungen sondieren), einer<br />
kollegialen Abstimmungskultur (gemäß seiner<br />
Zuständigkeit will jeder Ausschuss mit<br />
den Jubiläumsfeierlichkeiten eigene Akzente<br />
setzen und bringt eigene Schwerpunkte ein)<br />
und einer offenen, kontinuierlichen Beteiligungskultur.<br />
Sollten nicht die Sänger den<br />
Planungsprozess mit Ideen, Wünschen und<br />
auch Vorbehalten kritisch begleiten können?<br />
Letztlich muss die Mitgliederversammlung<br />
über das Konzept zur Jubiläumsfeier<br />
abstimmen – und dazu gehört<br />
auch die Frage: Wie wird das alles bezahlt?<br />
Baut der Verein bereits ein Finanzpolster für<br />
die Jubiläumskosten auf? Wird der Mitgliedsbeitrag<br />
erhöht (in den Jahren vor oder<br />
nach dem Jubiläum)? Wird eine Sonderzahlung<br />
nötig?<br />
Viele Fragen zu Art, Umfang und Finanzierung<br />
des Jubiläumsjahres 2017 stehen im<br />
Raum. Sollten wir nicht beginnen, diese<br />
Fragen offen zu diskutieren? Nur so wird<br />
das Jubiläum eine beherrschbare Aufgabe<br />
für den Verein, ohne dass das Alltagsgeschäft<br />
vernachlässigt wird. Nur so werden<br />
nach den Jubiläumsfeierlichkeiten Geburtstagsgäste<br />
wie Geburtstagskind(er) einhellig<br />
sagen können: Das war ein schönes Fest!<br />
BW<br />
Ausblick: 175 Jahre KMGV<br />
45
Tag der offenen Wolkenburg <strong>2013</strong><br />
Zweimal ist Tradition,<br />
dreimal ist Brauchtum<br />
46<br />
Im dritten Jahr in Folge hat der KMGV am<br />
3. März <strong>2013</strong> die Tore seines Vereinshauses<br />
für potenziellen Sängernachwuchs geöffnet.<br />
In die Wolkenburg waren erneut interessierte<br />
Sänger und solche, die es noch werden<br />
wollen, geladen – gewonnen bei der diesjährigen<br />
Werbeaktion am Rande der Aufführungen<br />
des Divertissementchens.<br />
<strong>Der</strong> KMGV präsentierte sich wieder einmal<br />
als hervorragender Gastgeber und Hausherr<br />
des ehrwürdigen Gebäudes.<br />
In der dritten Werbeaktion »Mitsingen-Mitspielen«<br />
während der Zillche-Spielzeit hatten<br />
wieder mehrere Hundert Besucher von<br />
»Vivat Colonia« Interesse am KMGV gezeigt.<br />
Insgesamt waren es zwar weniger als<br />
im letzten Jahr, jedoch sollte sich noch zeigen,<br />
dass in diesem Jahr vor allem Qualität<br />
zählte.<br />
»Ein gastfreundlicher Chor«<br />
»Eine nette Veranstaltung, ein genialer<br />
Moderator, ein gastfreundlicher Chor und<br />
ein guter Chorleiter mit guter Crew im<br />
Rücken.« schrieb ein Gast auf der noch<br />
jungen Facebook-Seite des KMGV<br />
(www.facebook.com/kmgv1842)<br />
Eigentlich ist dem als Zusammenfassung<br />
des Tages, nicht viel hinzuzufügen. Axel<br />
Hollander führte durch den Tag in einer<br />
wunderbaren Art und Weise, die unseren<br />
Gästen Lust machte, mehr über den KMGV<br />
zu erfahren. Die Verpflegung war wieder<br />
einmal durch die zahlreichen Kuchenspenden<br />
(vielen Dank an die fleißigen BäckerInnen)<br />
und den altbekannt guten Service der<br />
Wolkenburg-Gastronomie in erstklassiger<br />
Weise gesichert.
Tag der offenen Tür<br />
47<br />
Mehr Anmeldungen als im letzten Jahr<br />
Insgesamt waren knapp 100 interessierte<br />
Herren mit ihren Familien am gesamten Tag<br />
in der Wolkenburg. Mehr als 50 von ihnen<br />
meldeten sich zum Vorsingen bei unserem<br />
Dirigenten an.<br />
Mit diesem wieder einmal erfolgreichen Tag<br />
der offenen Wolkenburg und den damit<br />
verbundenen zuversichtlichen Zahlen kann<br />
der KMGV auch in diesem Jahr wieder gut<br />
gerüstet nach vorne blicken.<br />
Dies ist mit vielen Anstrengungen sowohl<br />
im Öffentlichkeitsausschuss, der musikalischen<br />
Leitung und den beteiligten Organisatoren<br />
verbunden, aber auch alle aktiven<br />
Sänger müssen weiter zusammen an einem<br />
Strang ziehen, um den neuen Aspiranten<br />
im KMGV ein sängerisches Zuhause zu<br />
bieten, das über die reine Chorprobe hinausgeht.<br />
BH
48<br />
Sängerreise <strong>2013</strong><br />
Tragt in die Welt nun ein Lied…<br />
Im Herbst dieses Jahres wird der KMGV zu<br />
einer viertägigen Sängerreise aufbrechen.<br />
Vom 19. bis 22. September erkunden die<br />
teilnehmenden Herren Ober- und Unterfranken.<br />
Höhepunkt der Konzertreise soll<br />
die Teilnahme an einem Pontifikalamt im<br />
Würzburger Kiliansdom werden. Dort treffen<br />
die Sänger auch Freunde und Förderer<br />
aus gemeinsamen Kölner Zeiten wieder.<br />
»Reisen ist gute Tradition im KMGV«, leitet<br />
Vize-Präsident Meinolf Rickert aus den<br />
Berichten des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins der frühen 1840er Jahre ab: »An<br />
diese Tradition möchten wir anknüpfen.«<br />
Nach den Konzertreisen nach Hamburg<br />
(2009, u. a. »Antigone« in der Laeisz-Halle)<br />
und Thüringen (2011, u. a. »Kirchenmusik<br />
und Volkslied« in der Bachkirche zu Arnstadt)<br />
führt die bevorstehende Sängerreise<br />
den KMGV nach Nordbayern. »Ober- und<br />
Unterfranken sind nicht nur landschaftlich<br />
wie kulinarisch eine Reise wert«, erläutert<br />
der Vize-Präsident die Wahl des Reiseziels,<br />
»sondern wir glauben, dort auch ein Publikum<br />
vorzufinden, das offen ist für das musikalische<br />
Repertoire des KMGV«.<br />
Auch die Vereinssatzung führt die Konzertreise<br />
als Instrument an, wie der KMGV seinen<br />
Vereinszweck erfüllen kann. Die Sängerreise<br />
diene dazu »das Liedgut des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins in die Welt zu tragen«,<br />
fasst Meinolf Rickert zusammen: »Wir<br />
sollen reisen!« <strong>Der</strong> KMGV habe den Anspruch,<br />
auch außerhalb seiner Heimatstadt<br />
zu singen, auch außerhalb Kölns sein musikalisches<br />
Vermögen darzustellen.<br />
Konzertreise als gemeinschaftstärkendes<br />
Erlebnis<br />
In Zeiten, in denen man sogar beim<br />
Lebensmittel-Discounter eine Fernreise<br />
buchen könne, gelte es, die Reise selbst wieder<br />
zum Erlebnis zu machen, »bereits den<br />
Weg kulturell aufzuladen«, erklärt Meinolf<br />
Rickert. Schon die Anreise zum Hotel Residenzschloss<br />
in Bamberg – malerisch an der<br />
Regnitz gelegen – werde man nutzen, um<br />
die Gastgeber-Region näher kennenzulernen.<br />
Neben Stadtführungen in Bamberg<br />
und Würzburg und Ausflügen in die Region<br />
werde der KMGV viele Gelegenheiten<br />
wahrnehmen können, »um Menschen aus<br />
Politik und Gesellschaft einen Sängergruß<br />
darzubringen«, skizziert der Vize-Präsident<br />
die Reiseplanungen.
Bamberg mit seinem gut erhaltenen historischen<br />
Stadtkern ist seit 19<strong>93</strong> als Weltkulturerbe<br />
in die Liste der UNESCO eingetragen. <br />
Sängerreise <strong>2013</strong><br />
Musikalischer Höhepunkt soll am Sonntag<br />
die konzertante Aufführung der »Missa dalmatica«<br />
von Suppé während eines Pontifikalamtes<br />
im Würzburger Kiliansdom sein.<br />
»Die Sänger lassen ihre konzertante Einbindung<br />
in den Festgottesdienst sicher zum<br />
Highlight der Frankenreise werden«, ist<br />
Meinolf Rickert überzeugt.<br />
<strong>Der</strong> Bischof von Würzburg ist ein treuer<br />
Weggefährte des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins. Dr. Friedhelm Hofmann wurde<br />
1942 in Köln-Lindenthal geboren und dort<br />
1992 zum Weihbischof ernannt. 2004 verließ<br />
er die Domstadt am Rhein, um sein<br />
Amt als 88. Bischof des Bistums Würzburg<br />
anzutreten.<br />
Auch seinen Dom-Kantor Alexander Rüth<br />
werden viele Sänger noch in guter Erinnerung<br />
haben. <strong>Der</strong> junge Kirchenmusiker<br />
(geb. 1985, Wörth am Main) studierte an der<br />
Kölner Musikhochschule studiert und unterstützte<br />
den KMGV bis Anfang 2011 als<br />
engagierter Chor-Repetitor und als Vizedirigent.<br />
Auf ein Wiedersehen mit diesen<br />
zwei Freunden des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins können sich die mitreisenden Sänger<br />
freuen.<br />
»Wir haben uns bewusst wieder für eine<br />
Kurzreise entschieden«, sagt Meinolf Rikkert,<br />
damit möglichst viele – vor allem auch<br />
berufstätige und neu aufgenommene – Sänger<br />
die Reise in ihren beruflichen wie auch<br />
familiären Terminkalender integrieren können:<br />
»Die Reise gibt dem Chor die Möglichkeit,<br />
durch gemeinsames Musizieren<br />
weiter zusammenzuwachsen!«<br />
Angesichts der vielen Neuaufnahmen liegt<br />
dem Vize-Präsidenten dieser Aspekt der<br />
Sängerreise nach Bamberg besonders am<br />
Herzen: »Reisen ist ein verbindendes Erlebnis<br />
und kann die Chorgemeinschaft weiter<br />
stärken, wie es sonst vielleicht nur das Mitsingen<br />
und Mitspielen in der Cäcilia Wolkenburg<br />
vermag.«<br />
BW<br />
49
KMGV Familie<br />
KMGV Familie<br />
Geburtstage im April<br />
03.04.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Wilhelm Wulfert<br />
Fördermitglied<br />
06.04.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Hartmut Rubin<br />
Fördermitglied<br />
07.04.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Hans-Josef Schmitz<br />
Fördermitglied<br />
Geburtstage im Mai<br />
01.05.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Bert Badekow<br />
Aktiver Sänger<br />
03.05.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Birgit Boisserée<br />
Fördermitglied<br />
03.05.<strong>2013</strong> 60 Jahre<br />
Bernd Schülling von Oy<br />
Aktiver Sänger<br />
11.05.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Helmut Dunkel<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
15.05.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Rainer Gessner<br />
Aktiver Sänger<br />
15.05.<strong>2013</strong> 60 Jahre<br />
Werner Wingenfeld<br />
Aktiver Sänger<br />
50<br />
10.04.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Frank Hoffmann<br />
Fördermitglied<br />
15.04.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Rolf Grimm<br />
Fördermitglied<br />
15.04.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Maria Hähner<br />
Fördermitglied<br />
17.04.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Dieter Drögenkamp<br />
Fördermitglied<br />
20.04.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Dr. Heiner Bonnenberg<br />
Fördermitglied<br />
06.05.<strong>2013</strong> <strong>93</strong> Jahre<br />
Elfriede Vierthaler<br />
Witwenmitglied<br />
08.05.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Frohmut Hanusa<br />
Aktiver Sänger<br />
17.05.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Dr. Heinz Gauer<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
18.05.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Rolf Böhmer<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
20.05.<strong>2013</strong> 90 Jahre<br />
Resi Bedorf<br />
Fördermitglied<br />
24.05.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Georg Spohr<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
27.05.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Luise Lassen<br />
Fördermitglied
29.05.<strong>2013</strong> 45 Jahre<br />
Claudius Baritz<br />
Fördermitglied<br />
14.06.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Karl-Heinz Nitze<br />
Fördermitglied<br />
27.06.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Armin Grathwohl<br />
Aktiver Sänger<br />
29.05.<strong>2013</strong> 40 Jahre<br />
Christoph Wild<br />
Aktiver Sänger<br />
15.06.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Josef Feith<br />
Aktiver Sänger<br />
18.06.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Klaus Weber<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
21.06.<strong>2013</strong> 60 Jahre<br />
Jürgen Antwerpen<br />
Fördermitglied<br />
30.06.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Heidi Walter Fördermitglied<br />
KMGV Familie<br />
Geburtstage im Juni<br />
01.06.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Harald Dieffenhard<br />
Fördermitglied<br />
25.06.<strong>2013</strong> 50 Jahre<br />
Birgit Kreutzkamp<br />
Fördermitglied<br />
25.06.<strong>2013</strong> 60 Jahre<br />
Jürgen Vermum<br />
Aktiver Sänger<br />
Als Fördermitglieder<br />
begrüßen wir:<br />
Dr. Michael Bey<br />
Geworben durch Helmut Löffel<br />
Jens Güttsches<br />
geworben vom Ballett<br />
51<br />
03.06.<strong>2013</strong> 90 Jahre<br />
Hans Schmidt<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
05.06.<strong>2013</strong> 100 Jahre<br />
Hilde Müller<br />
Witwenmitglied<br />
05.06.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Dr. Bernhard Bußmann<br />
Aktiver Sänger<br />
13.06.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Christian Görres<br />
Fördermitglied<br />
26.06.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Prof. Dr. Hans-Ludwig<br />
Schmahl<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
Wolfgang Hacker<br />
Geworben durch Meinolf Rickert<br />
Klärenore Kühnen<br />
Detlef Plaumann<br />
Geworben durch<br />
Alexander Plaumann<br />
Almuth Wiesemann<br />
Dr. Manfred Wistuba<br />
Geworben durch Meinolf Rickert<br />
Im letzten <strong>Burgbote</strong>n wurde es leider versäumt, unser Fördermitglied<br />
Gerhard Neumann am 6. März in die Geburtstagsliste aufzunehmen.<br />
Wir bitten dies zu entschuldigen und gratulieren nachträglich<br />
zum 70. Geburtstag umso herzlicher. Ihr KMGV
Köln: 0221-179 44 43<br />
Leverkusen: 0214 - 400 08 10<br />
Grevenbroich: 02181- 6 91 90<br />
Trauerhalle & Abschiedsraum<br />
• Bestattungen jeder Art,<br />
an allen Orten und in jeder Preislage<br />
• Vorsorge zu Lebzeiten<br />
• Wir sind Tag und Nacht für Sie da!<br />
Mit neuem Denken, aus alter Tradition, helfen wir mit persönlicher Trauerbegleitung.<br />
Internet: www.rheindorf-bestattungen.de<br />
A K T I V E S M I T G L I E D I M K M G V<br />
DUNKEL<br />
STEINMETZ-<br />
BETRIEB<br />
E. Dunkel u. Söhne GmbH<br />
Venloer Straße 1061<br />
50829 Köln<br />
Telefon 0221-5 00 23 84<br />
Telefax 0221-5 00 25 19<br />
dunkel-steinmetz@t-online.de<br />
Grabstätte des 1. KMGV-Dirigenten<br />
Franz Weber<br />
auf dem Friedhof Melaten<br />
Betreuung durch die Firma Dunkel<br />
Bei der Vermittlung von<br />
Denkmalpatenschaften sind wir behilflich.
Als neue Sänger begrüßen wir:<br />
Thomas Marx<br />
2. Tenor<br />
Harald Butscheid<br />
2. Bass<br />
Rolf Harzem<br />
1. Bass<br />
Dr. Bernhard Bußmann 2. Bass<br />
Heinz-Peter Hartlieb 1. Bass<br />
<strong>Der</strong> KMGV trauert um:<br />
Doris Ferling<br />
Fördermitglied seit 1966<br />
Margot Liphardt<br />
Witwenmitglied<br />
KMGV Familie<br />
53<br />
Impressum<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> ist die<br />
Vereinszeitschrift des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins.<br />
Sie erscheint viermal jährlich.<br />
<strong>Der</strong> Bezugspreis ist im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Herausgeber:<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
Mauritiussteinweg 59<br />
(Wolkenburg) 50676 Köln<br />
Telefon 0221 23 12 32<br />
Telefax 0221 23 75 58<br />
www.kmgv.de · info@kmgv.de<br />
Sekretariat:<br />
Bürozeit: 9:30 – 12:30 Uhr<br />
Bankverbindungen:<br />
Commerzbank AG, Köln,<br />
Konto 1318120 · BLZ 370 400 44<br />
Kreissparkasse Köln,<br />
Konto 99 17 · BLZ 370 502 99<br />
Sparkasse KölnBonn,<br />
Konto 5662 044 · BLZ 370 501 98<br />
Präsident: Gerd K. Schwieren<br />
Dirigent: Bernhard Steiner<br />
Redaktionsleitung<br />
Axel Hollander<br />
Uwe Rosenhahn<br />
Einsendeschluss für Artikel<br />
<strong>Burgbote</strong> 02.<strong>2013</strong>:<br />
01.06.<strong>2013</strong><br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Paul-Georg Fickus (GF)<br />
Jakob Gräf (JG)<br />
Benjamin Herz (BH)<br />
Axel Hollander (AH)<br />
Uwe Rosenhahn (UR)<br />
Ralf Strotmann (RS)<br />
Angelo Valtzis (AV)<br />
Björn Wilhelm (BW)<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
eingereichte Texte zu redigieren<br />
Anzeigen und Produktion:<br />
artwork Wolfgang Bialek<br />
Tel. 02232 9<strong>93</strong>5711<br />
Fax 0221 790760034<br />
Bildnachweis:<br />
Uwe Rosenhahn, Manfred<br />
Schreier, fotolia.com
Blaues Zelt,<br />
blaues Wunder<br />
Im Gebälk der Wolkenburg kenne ich mich<br />
ja inzwischen so gut aus, dass es für mich<br />
eine schöne Abwechslung war, in der fünften<br />
Jahreszeit mal einen Abstecher zum<br />
Blauen Zelt zu machen. Dort vom Schnürboden<br />
auf meine lieben Sangesfreunde<br />
herab zu blicken, war wieder eine wahre<br />
Freude. Was gab es da alles zu sehen und<br />
zu hören!<br />
54<br />
Die Comédie humaine des Theaters scheint<br />
sich für einige als Realität auf und neben<br />
der Bühne fortzusetzen. Moliere oder auch<br />
de Balzac hätten genug Anregungen für<br />
ihre literarische Präsentation menschlicher<br />
Schwächen und Eitelkeiten bekommen.<br />
Natürlich denke ich da nicht an den »Eingebildeten<br />
Kranken«. Da hatte uns die<br />
Realität eingeholt und tatsächlich nicht<br />
nur einige Hauptdarsteller, sondern einen<br />
Großteil der Mannschaft mit Grippe überzogen.<br />
Ich wurde an eine andere menschliche<br />
Schwäche erinnert: Die Eitelkeit und<br />
Geltungssucht.<br />
Das Zillche lebt natürlich von der Zeigefreudigkeit<br />
seiner Darsteller, aber wieso<br />
glauben einige, dass nur ein Platz in der<br />
ersten Reihe ihre Erscheinung angemessen<br />
zur Geltung bringt? Ich bin fast aus meinem<br />
Versteck im Schnürboden gefallen, als ich<br />
im Originalton hörte: »Weg da, da stand<br />
ich gestern!« Da hatte wohl jemand nicht<br />
verstanden, dass man sich natürlich nach<br />
fünf Spielzeiten den ersten Platz vorne fest<br />
erworben hat. Wenn ich so auf meine<br />
wackeren Sänger herabschaute, machte ich<br />
mir ernsthaft Sorgen, dass nicht einer in seinem<br />
Vorwärtsdrang noch in den Orchestergraben<br />
fällt. Komisch: In der Probe drängen<br />
sich alle in den hintersten Stuhlreihen –<br />
auf der Bühne schlägt man sich um einen<br />
Platz in der ersten Reihe!<br />
Ich werde mal dem Regisseur ins Ohr<br />
flüstern, Regeln zum Thema »Wie bringe<br />
ich mich am besten auf der Bühne zur<br />
Geltung« aufzustellen. Eine Regieanweisung<br />
zum Standplatz des Einzelnen würde<br />
den allzu eifrigen Selbstdarstellern sicher<br />
sehr hilfreich sein!<br />
Überhaupt – die Beachtung von Regieanweisungen!<br />
Beim Öffnen des Vorhangs<br />
sollte Volkgemurmel zu hören sein, über<br />
Mikroport war aber für jeden im Zuschauerraum<br />
deutlich zu hören »Rhabarber, Rhabarber«.<br />
Dabei gab es auf der Bühne gar<br />
keinen Rhabarber, sondern allenfalls Kappesköppe<br />
und am letzten Tag vom Rettich<br />
bis zum Porree alles quer durch den Garten.<br />
Ebenso war beeindruckend, wie aus dem<br />
Off heraus Mikroportträger die Solisten<br />
stimmlich unterstützten und so polyphone<br />
Bereicherung boten. Ein beeindruckend<br />
solidarisches Verhalten! Sicher dachte der<br />
Hilfssolist »Ich bin ein Star, holt mich hier<br />
raus!«
Überhaupt war für Privates auf der Bühne<br />
reichlich Platz. Wie sonst als mit einem<br />
privaten Schwätzchen kann man eine<br />
Volksmenge auf dem Marktplatz oder im<br />
Statthalterpalast authentisch darstellen?<br />
Und das deutlich sichtbare Fummeln am<br />
Sender des Mikroports ist auch für technisch<br />
interessierte Zuschauer immer wieder<br />
sehenswert.<br />
Apropos Technik: Im Chor wie in der<br />
Cäcilia gilt ja eigentlich: Handys aus! Aber<br />
offensichtlich sind Fußball-Resultate oder<br />
neue E-Mails manchmal wichtiger als die<br />
Konzentration auf den nächsten Auftritt.<br />
Nur so lässt sich erklären, dass einige<br />
Sänger noch auf der Seitenbühne in die<br />
Gürteltaschen der Kostüme griffen und ihr<br />
Smartphone herausholten. Ein Chapeau<br />
dem Multitasking.<br />
Liebe Freunde des Frohsinns, gut essen und<br />
trinken hält Leib und Seele zusammen!<br />
Das konnte man beobachten, als diverse<br />
Ensemblegruppen sich neben der Bühne im<br />
Requisitenlager regelmäßig über das aus<br />
veritablen Leckereien bestehende Bühnenbuffet<br />
des römischen Statthalterpalast hermachten<br />
und den Müllsack des Kehrmännchens<br />
mit den Speiseresten füllen halfen.<br />
Dann noch schnell ein Häppchen von den<br />
essbaren Requisiten geschnappt und in den<br />
Mund geschoben, bevor es auf die Bühne<br />
ging mit dem Lied »Met uns jitt es vill zo<br />
laache…«. Mit vollem Mund singt es sich<br />
besser! Ein Mittel der Stimmbildung ist es,<br />
die Vokale mit einem Gegenstand im Mund<br />
zu formen. Respekt! Die Chorschule zeigt<br />
Wirkung!<br />
Im letzten <strong>Burgbote</strong>n hatte ich an die Vorbildfunktion<br />
der alten Hasen appelliert. Bei<br />
einigen neuen Mitspielern hat sie jedenfalls<br />
auch Erfolg gehabt. Einen hörte ich sagen:<br />
»Wenn ich das nächste Mal keine große<br />
Rolle bekomme, mache ich nicht mehr mit«.<br />
Dazu muss ich sagen, es ist nun einmal so,<br />
Kalle Kubik ist nicht Dieter Bohlen, und<br />
das Zillche ist nicht »Deutschland sucht<br />
den Superstar«.<br />
Aber nichts für ungut, ein großes Lob für<br />
die große Mehrheit der erfahrenen, aber<br />
auch neuen Mitspieler, die trotz der Widrigkeiten<br />
der Grippewelle und des neuen<br />
Spielorts das Zillche zum Erfolg geführt<br />
haben! Ihr seid eine tolle Truppe!<br />
Auf das nächste Zillche freut sich<br />
Euer Spötter.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> spöttelt<br />
55
Aus dem Archiv<br />
56<br />
Triumphale Konzertreisen<br />
nach Italien 1889 und 1910<br />
Sängerreisen haben im Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
eine lange Tradition. Bereits<br />
kurz nach seiner Gründung im Jahre 1842<br />
gastierte der Chor am englischen Königshof.<br />
Hier eine Erinnerung an zwei Italien-<br />
Gastspiele:<br />
Am 20. April 1889 gab der KMGV mit 110<br />
Sängern ein Konzert in der Mailänder Scala,<br />
an dem Giuseppe Verdi, eigens aus Genua<br />
angereist, teilnahm. Die vierundzwanzigtägige<br />
Italienreise wurde durch den seit<br />
1877 bestehenden Kontakt zu Verdi vorbereitet.<br />
<strong>Der</strong> bekannte Komponist<br />
empfing in Mailand den<br />
damaligen Präsidenten Max<br />
Peusquens und den Dirigenten<br />
Heinrich Zöller (dessen<br />
Vater schrieb das Lied »Das<br />
Wandern ist des Müllers<br />
Lust«, Zöller schenkte die<br />
Urschrift später dem Verein)<br />
und erinnerte sich gerne an<br />
die erste Begegnung in Köln.<br />
Noch im gleichen Jahr wurde<br />
Verdi die Ehrenmitgliedschaft<br />
des KMGV verliehen.<br />
Er bedankte sich mit den<br />
Worten »Moi qui depuis<br />
longtemps admire cette institution,<br />
je tiens a l’honneur<br />
d’en faire partie...« (Ich, der<br />
ich diese Institution seit langem<br />
bewundere, möchte auf<br />
die Ehre Mitglied zu sein<br />
nicht verzichten…).<br />
Die Konzertreise führte die<br />
Sänger des KMGV nach<br />
Venedig, Bologna, Florenz,<br />
Rom, Neapel, Genua und<br />
Turin. Sie wurde, wie Verdi prophezeit hatte,<br />
ein »Triumphzug«.<br />
Auch die zweite Italienreise im März 1910<br />
war ein großer Erfolg. Schon in der Mailänder<br />
Scala musste der KMGV durch anhaltenden<br />
Beifall des durchaus kritischen und<br />
verwöhnten Publikums mehrere Zugaben<br />
präsentieren. Die örtliche Presse in Neapel<br />
sprach überschwänglich von einem »successo<br />
trionfale e entusiastico, che non poteva<br />
essere piu pieno e caloroso« (Ein triumphaler<br />
und enthusiastischer Erfolg, der<br />
nicht reicher und herzlicher hätte sein können).<br />
Am 31. März sang der KMGV im Ballsaal<br />
des Quirinal zu Rom vor König Victor<br />
Emanuel und war Gast bei Fürst von Bülow<br />
in der Villa Malta in Rom.<br />
JG
O-Töne Steiner<br />
Lassen Sie den Text einfach weg,<br />
es ist schon schwer genug,<br />
einstimmig zu singen<br />
Das kann man ja kaum von einem<br />
Niesanfall unterscheiden<br />
Sie müssen das so deutlich singen,<br />
dass ein japanischer Tourist das mitschreiben<br />
könnte<br />
ff (fortissimo) heißt nicht: jetzt aber<br />
die Sau rauslassen<br />
Zum 2. Bass: Gut! Und das bei so<br />
finsterem Gesichtsausdruck!<br />
Können einige bitte ihre lockere Sitzhaltung,<br />
die an die Businessclass der<br />
Lufthansa erinnert, aufgeben?<br />
Erheben Sie sich und setzen Sie nicht<br />
jeden Ton wie einen Sandsack ab!<br />
Beim Anstimmen: Es dauert immer<br />
1 Sekunde, bis der Letzte aus dem<br />
Schlamm aufgetaucht ist.<br />
Sie singen sicherheitshalber gar<br />
nicht mit, dann kann man sich auch<br />
nicht verzählen.<br />
Etwas mannhafter bitte!<br />
Sie richten sich ja auf – Ich wusste gar<br />
nicht, dass Sie so groß sind!<br />
Meine Herren, die Klöße sind jetzt über<br />
den Linien, also etwas höher singen!<br />
Es ist ein großes Geheimnis: Es ist sofort<br />
im ganzen Saal still, wenn jeder für<br />
sich still ist.<br />
Was, das haben Sie noch nie gesungen?<br />
Da drehen sich jetzt mindesten 5 Chorleiter im<br />
Grabe herum!<br />
Das war ein schöner Akkord, der steht aber leider<br />
nicht da.<br />
O-Töne Steiner<br />
57
KMGV Termine <strong>2013</strong><br />
• Die KMGV-Proben finden donnerstags von 19 bis 21.30 Uhr in der Wolkenburg statt.<br />
• Die Chorschule für bereits aufgenommene Sänger findet donnerstags von 18 bis 19 Uhr statt.<br />
• Die Chorschule für Aspiranten findet dienstags in zwei Durchgängen statt,<br />
von 18 bis 19.30 und von 19.30 bis 21 Uhr.<br />
Interessierte sind herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich im Sekretariat.<br />
KMGV Termine <strong>2013</strong><br />
58<br />
Besonderheiten » 2. Quartal <strong>2013</strong><br />
Dienstag 26.03. 19:00 Probe statt 28.3. wegen Gründonnerstag, Wolkenburg<br />
Dienstag 23.04. 19:00 Probe statt 25.4. wegen Hauptversammlung, Wolkenburg<br />
Donnerstag 24.04. 19:00 Hauptversammlung Wolkenburg<br />
Dienstag 07.05. 19:00 Probe wegen Himmelfahrt Wolkenburg<br />
Dienstag 28.05. 19:00 Probe wegen Fronleichnam Wolkenburg<br />
Montag 03.06. 19:00 Vorstellabend Cäcilia Wolkenburg<br />
Fr. bis So. 07. bis 09.06. Probenwochenende Wermelskirchen<br />
Vorschau » 3. Quartal <strong>2013</strong><br />
Sonntag 07.07. 18:00 Jahreskonzert Philharmonie Köln<br />
Samstag 14.09. 18:00 KMGV-Gedenkgottesdienst St. Germanus, Wesseling<br />
Do. bis So. 19. bis 22.09. Konzertreise Würzburg, Bamberg<br />
Terminänderungen vorbehalten – siehe auch: Aushang (Cäcilienzimmer) oder www.kmgv.de<br />
Ach, Du herrliche Maienzeit Horst Meyer<br />
Die Natur erwacht, das Leben blüht.<br />
Vogelgezwitscher und Gesang.<br />
Die Sonne lacht.<br />
Ein lauer Wind über die Felder zieht.<br />
<strong>Der</strong> Wanderer beschleunigt seinen Gang.<br />
Lieder erklingen über die Lande weit.<br />
Ach, Du herrliche Maienzeit.<br />
Wie sprießt so üppig das junge Grün,<br />
dazwischen die Blumen so zart und fein.<br />
Kinder über die Wiesen zieh’n.<br />
Ihre Stimmen erklingen so zart und rein.<br />
Junge Herzen schlagen im Dreiviertel-Takt,<br />
herum im Kreise sie sich dreh’n.<br />
Alle zur Fröhlichkeit sind bereit.<br />
Ach, Du herrliche Maienzeit.<br />
Lachen und Jauchzen man vernimmt.<br />
Das alte Herz wird wieder jung.<br />
Wenn Lieder erklingen froh, beschwingt,<br />
das bringt sie wieder in Takt, in Schwung.<br />
Menschen Ihr alle, ob groß oder klein,<br />
Freut Euch nun.<br />
Verbreitet überall Fröhlichkeit.<br />
Ach, Du herrliche Maienzeit.<br />
Wie neu geboren es alles erscheint.<br />
Über uns wohnt Einer, der hat’s gemacht.<br />
Neues Leben wieder gedeiht.<br />
Das kranke Herz, es wieder lacht.<br />
Die Luft ist erfüllt mit frohem Gebraus.<br />
Seid zur Freude nun stets bereit.<br />
Ach, Du herrliche Maienzeit.
Feiern!<br />
Genießen!<br />
Wohlfühlen!<br />
Infos gerne bei:<br />
Infos gerne bei:<br />
Anja Schreiber und<br />
Jasmin Jensen und<br />
Robert Dutz<br />
Robert Dutz<br />
Fon 0221 9213 26-0<br />
Fon 0221 92 13 26-0<br />
Fax 0221 9213 26- 9<br />
Fax 0221 92 13 26-9<br />
www.wolkenburg.de<br />
www.wolkenburg.de<br />
info@wolkenburg.de<br />
info@wolkenburg.de
2 Juli <strong>2013</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong><br />
Mitteilungsblatt des KMGV <strong>Jahrgang</strong> <strong>93</strong><br />
Jahreskonzert 7.7.<strong>2013</strong><br />
Hauptversammlung »Wenn<br />
aus Zahlen Strategie wird«<br />
Ausblick: Zillche 2014<br />
Portrait: Vater und Sohn<br />
Gwosdz
KMGV und Philharmonie Südwestfalen<br />
Mauritiussteinweg 59<br />
(Wolkenburg)<br />
50676 Köln<br />
Tel. 02 21-231232<br />
Fax 02 21-237558<br />
www.kmgv.de<br />
info@kmgv.de<br />
www.caecilia-wolkenburg.de<br />
mail@caecilia-wolkenburg.de<br />
KMGV<br />
KÖLNER<br />
MÄNNER-GESANG<br />
VEREIN<br />
gegründet 1842<br />
2 Inhalt<br />
Engagiert in die zweite Jahreshälfte 6<br />
Leitartikel: 7<br />
Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
Hauptversammlung: 16<br />
Wenn aus Zahlen Strategie wird<br />
Geschichten aus dem Sekretariat 20<br />
KMGV – Konzertreise <strong>2013</strong> 22<br />
Divertissementchen 2014 24<br />
Vorstellabend<br />
Interview mit Bettina Neuhaus 28<br />
Geheimnisvolle Unterwelt der Wolkenburg 31<br />
Personen und Persönliches: 32<br />
Vater und Sohn Gwosdz<br />
KMGV-Familie 38<br />
Impressum 41<br />
Seniorennachmittag 42<br />
Kammerchor 45<br />
Wichtige Dokumente – Teil 2 46<br />
Das Einsingen 48<br />
Gruppe 20 mit Sang und Klang durch Kölle 50<br />
<strong>Der</strong> Spötter 52<br />
Aus dem Archiv 55<br />
O-Töne Bernhard Steiner 57<br />
Termine KMGV <strong>2013</strong> 58<br />
3
4
Engagiert in die zweite Jahreshälfte<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
mit einem bravourösen Konzert hat der<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein das erste<br />
Halbjahr <strong>2013</strong> erfolgreich abgeschlossen.<br />
Mein Dank gilt allen Sängern, die sich mit<br />
großem Engagement der Musik Richard<br />
Wagners und seiner Zeitgenossen gewidmet<br />
haben. Ebenso darf ich mich bei unserem<br />
musikalischen Leiter Bernhard Steiner<br />
und beim Musikausschuss für die konzeptionelle<br />
Vorarbeit und die gekonnte Umsetzung<br />
der Programmidee bedanken.<br />
<strong>Der</strong> Applaus unserer Gäste in einer gut besuchten<br />
Philharmonie war der verdiente<br />
Lohn für alle Mitwirkenden und für die<br />
Sänger des KMGV der Abschluss einer<br />
rund viermonatigen intensiven Probenphase.<br />
Auch in diesem Jahr ist es dem Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein, so war die einhellige<br />
Meinung, wieder gelungen, mit<br />
einem anspruchsvollen Konzert einen Beitrag<br />
zum Kulturleben in Köln zu leisten.<br />
Besonders beeindruckend war in diesem<br />
Jahr sicher die große Zahl der »Matrosen«,<br />
die das musikalische Geschehen gestalteten –<br />
mit rund 130 KMGV-Sängern auf der<br />
Bühne konnten wir wieder an alte Traditionen<br />
anknüpfen.<br />
Über die nun beginnenden Sommermonate<br />
hinweg werden sich die Gremien des<br />
KMGV mit wichtigen strukturellen Themen<br />
beschäftigen. Vorstand und Ausschüsse<br />
werden die Themen, die im Zentrum<br />
der diesjährigen Jahreshauptversammlung<br />
standen, analysieren und<br />
bearbeiten – auch mit einem Blick auf das<br />
Jubiläumsjahr 2017. Denn es wird der gemeinsamen<br />
Anstrengung aller aktiven Sänger<br />
und unserer Fördermitglieder bedürfen,<br />
um die Aufgaben, die in diesem Zusammenhang<br />
auf uns zukommen, bewältigen<br />
zu können.<br />
In der zweiten Jahreshälfte steht eine Sängerreise<br />
ins Frankenland im Zentrum der<br />
KMGV-Aktivitäten. Wir freuen uns darauf,<br />
einige Tage in der Chorgemeinschaft zu erleben<br />
und mit einem Konzert und der musikalischen<br />
Begleitung eines Gottesdienstes<br />
im Würzburger Dom eine Visitenkarte des<br />
Kölner Männer-Gesang-Vereins abgeben<br />
zu dürfen. Gerade für viele Sänger, die erst<br />
seit kurzer Zeit im KMGV aktiv sind, bietet<br />
diese Reise eine sehr gute Möglichkeit,<br />
erste Freundschaften innerhalb des Chores<br />
zu intensivieren.<br />
Nach Abschluss der Reise wird für viele<br />
Cäcilianer dann die Probenphase für die<br />
kommende Spielzeit beginnen. Zu diesen<br />
Proben darf ich allen Mitspielern schon<br />
heute die besten Wünsche des Vorstands<br />
übermitteln.<br />
In wenigen Tagen beginnen die Sommerferien<br />
und ich darf Ihnen allen einen<br />
schönen, sonnigen Sommer und erholsame<br />
Urlaubstage wünschen.<br />
Ihr Gerd Schwieren<br />
Vorwort<br />
5
6<br />
<strong>Der</strong> Tag vergeht – und alles wird gut:<br />
Das KMGV-Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
Wagner – am 7. Juli?<br />
<strong>Der</strong> 7. Juli <strong>2013</strong> - endlich einer der schon<br />
so lang herbeigesehnten Hochsommertage.<br />
Das Thermometer knackt die 25-Grad-<br />
Grenze und bewegt sich auf die 30 zu, kein<br />
Wölkchen am Himmel, nur Sonne, Sonne,<br />
Sonne … und die Kölner Innenstadt steht<br />
Kopf: Wie an jedem ersten Juliwochenende<br />
feiert die Szene ihren Christopher-Street-<br />
Day; bunt, fröhlich bis zur Ausgelassenheit<br />
und kein bisschen leise.<br />
Mit der Aussicht, Aufbruch und Entbehrung,<br />
ja beinahe dem Schrecken des Eises<br />
und der Finsternis selbst beizuwohnen, um<br />
dann – schon längst selbst tief hineingezogen<br />
in das Bühnengeschehen – endlich,<br />
nach entbehrungsreichem Kampf zur red-<br />
Christoph Vratz – Moderation
Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
Corby Welch, Tenor <br />
Monica Mascus, Mezzosopran <br />
7<br />
lich verdienten Erlösung zu gelangen (so in<br />
etwa läuft das ja in Richard Wagners<br />
Opern), holt man unter diesen Bedingungen<br />
keine auch nur halbwegs vernünftige<br />
Menschenseele hinterm Ofen hervor. Nein,<br />
wer bei diesem Wetter beim Publikum landen<br />
will, der sollte mit sommerlichen Leinenhosen<br />
oder bunten Sommerkleider, die<br />
so herrlich im leichten Sommerwind flattern,<br />
der Aussicht, auf ein schattiges Plätzchen im<br />
Park oder am See, auf ein schönes Eis oder<br />
kühles Bier in der Hand – kurz mit guter<br />
Laune und Entspannung, eben einem richtigen<br />
Sommerkonzert – locken, um die<br />
Leute für sich zu gewinnen. Anders gesagt:<br />
<strong>Der</strong> 7. Juli <strong>2013</strong> – Kein Tag für Helden.<br />
Wagner? Freunde? Feinde? »Ach, mach<br />
doch mal halb lang; komm, lass uns, und<br />
sei’s auch nur für heute, die Seelen einfach<br />
einmal baumeln!«<br />
Philharmonie Köln, 7.7.<strong>2013</strong>, 18 Uhr<br />
Gäb es keinen Kartenvorverkauf … man<br />
möchte gar nicht wissen, wer an diesem<br />
lauen Sommerabend spontan die Entscheidung<br />
für den Biergarten und gegen die Philharmonie<br />
getroffen hätte. Aber Dank des<br />
sehr guten Vorverkaufs (kräftig angeheizt<br />
durch die Werbung im Zillche, die den<br />
freien Verkauf auf über 400 Karten hochschnellen<br />
ließ) saß es nun da, in der zwar<br />
nicht ausverkauften, aber doch gut gefüllten<br />
Philharmonie, unser Publikum, in Kurzarmhemd<br />
und leichtem Sommerkleid, und<br />
harrte in freudig gelöster Stimmung des<br />
Chores, Wagners, seiner Freunde und seiner<br />
Feinde. Sehen wir auf das Ende, dann<br />
dürfen wir sagen: Es ist ganz offensichtlich<br />
an diesem lauen Sommerabend ganz<br />
prächtig auf seine Kosten gekommen,<br />
unser Publikum.
8<br />
Womit alles beginnt …<br />
Wie haben wir das nur hinbekommen? Wie<br />
so oft, hat auch hier der Erfolg viele Väter.<br />
Fangen wir ganz vorne an: Ein Konzertprogramm<br />
erstellt sich nicht von selbst – der<br />
erste Dank geht also an die »Väter« des Programms,<br />
Herrn Steiner und den Musikausschuss,<br />
die für die Auswahl und Zusammenstellung<br />
der einzelnen Stücke verantwortlich<br />
zeichnen. Hat noch jemand außer<br />
mir Herrn Steiners Worte im Ohr (gefallen in<br />
einer der ersten Proben nach dem Zillche)?<br />
»Zwei Stunden Wagner … dem will sich<br />
doch kein Mensch aussetzen!« Absolute<br />
Hard-core-Wagnerianer mal außen vor gelassen,<br />
darf diese Analyse getrost als zutreffend<br />
bezeichnet werden. Vielleicht können<br />
die folgende Erfahrung auch andere, die im<br />
Blauen Zelt für das Konzert geworben<br />
haben, bestätigen: Die Reaktionen der Angesprochenen<br />
auf ein Wagner-Konzert<br />
konnten – vereinzelt zwar, aber immerhin –<br />
durchaus deutlich ausfallen. Das ging dann<br />
etwa so: »Ach, Sie singen auch in der Philharmonie?<br />
Die Cäcilia Wolkenburg gehört<br />
zum KMGV? Wie interessant – wusste ich<br />
ja noch gar nicht! Und in diesem Jahr?«<br />
Plätscherte die Unterhaltung zunächst ganz<br />
freundlich dahin, konnte der Ton heftig<br />
umschlagen, wenn der Name Wagner fiel:<br />
»Wagner? Nein, bei Wagner komme ich auf<br />
keinen Fall!« Dann musste natürlich alles<br />
daran gesetzt werden, den zahlenden Gast<br />
wieder zu beruhigen – man will ja sein Zillche-Publikum<br />
nicht mutwillig im Foyer vergraulen.<br />
Das gelang dann ganz gewiss bei<br />
Nennung all der anderen Komponisten,<br />
deren Werke ebenfalls zu hören sein würden.<br />
»Ach so, die auch! … und mit Moderation?<br />
Ja dann, dann geben Sie mir doch<br />
mal so eine Karte mit!«<br />
Auch unser Dirigent und der Musikausschuss<br />
machen aus einem 200-Jahre-<br />
Richard-Wagner-Konzert keinen sommerlich<br />
leichten »Vergnügungszug«-Abend, aber<br />
mit der »Anrufung des Baccheus« aus der<br />
Antigone von Felix Mendelssohn Bartholdy,<br />
einem Bellini aus der Feder Wagners sowie<br />
den beiden Verdi-Chören war in der zweiten<br />
Hälfte des Konzerts die perfekte Beimischung<br />
gefunden worden, um diesem anspruchsvollen<br />
Konzertabend neben den<br />
»robusten« Tönen (Steuermann- und Jägerchor)<br />
sowie den »feierlich-mystischen«<br />
Stücken (»Finale« aus der Faust-Symphonie,<br />
»Chor der Knappen und Gralsritter«<br />
aus Parsifal und »Pilgerchor« aus dem<br />
Tannhäuser) eine heitere Note zu verleihen.
… und was sonst noch gut tut<br />
Anders als bei einem gut gemixten Cocktail<br />
(hier entscheiden Güte und Mischverhältnis<br />
der Zutaten über Erfolg und Misserfolg:<br />
Nicht jeder Caipirinha ist ein guter Caipirinha)<br />
reichen die sorgfältige Auswahl und<br />
die richtige Abfolge der Stücke bei einem<br />
Konzert wie dem diesjährigen nicht aus, um<br />
einen nachhaltigen Erfolg beim Publikum<br />
zu landen (dem Cocktail kann man sich<br />
»nachhaltig« widmen, aber unser Jahreskonzert,<br />
das gibt’s nur einmal, das kommt<br />
nicht wieder …). Will man, dass davon möglichst<br />
viel beim Publikum »ankommt«, dann<br />
kann es nicht schaden, an der ein oder anderen<br />
Stelle Brücken zu bauen. Wir haben<br />
viele begeisterte Freunde, von denen aber<br />
längst nicht alle auch intime Kenner der<br />
Musikgeschichte sind (warum sollte das bei<br />
uns auch anders sein, als sagen wir, z.B. bei<br />
einem Museum?). Eine gute Moderation ist<br />
da für viele eine willkommene Hilfe, das Gehörte<br />
in einen Zusammenhang einordnen<br />
zu können. Nun, was die Kommunikation<br />
angeht, können wir schon eine ganze<br />
Menge mit »Bordmitteln« bewerkstelligen<br />
(Konzertflyer, Programmheft), aber eben<br />
doch nicht alles – wie gut, dass es für das<br />
andere dem KMGV verbundene, engagierte<br />
Profis gibt. Christoph Vratz etwa, der wie<br />
zuvor schon einmal die Moderation unseres<br />
Konzerts übernommen hatte, gehört in<br />
diese Kategorie. Sicher und gewandt, auch<br />
das Dunkel im Leben Wagners nicht aussparend,<br />
führte er durch das Konzert, was<br />
vom Publikum ganz offensichtlich goutiert<br />
wurde.<br />
Klingen muss es aber auch!<br />
Programm, Moderation, was braucht es<br />
noch? Ein Orchester, beispielsweise, ist bei<br />
einem solchem Konzert dann doch mehr als<br />
nur eine »schöne Sache«, die dabeizuhaben<br />
lohnt. Natürlich zweifle ich keinen Augenblick<br />
daran, dass wir das ganze Konzert zur<br />
Not auch a capella gesungen hätten, wenn<br />
die Damen und Herren der Philharmonie<br />
Südwestfalen auf dem Weg zur Philharmonie<br />
irgendwo im CSD-Trubel verloren gegangen<br />
wären; dass dies nicht passiert ist,<br />
hat unserem Konzert aber gewiss gut getan.<br />
Mag auch aus Sicht der professionellen<br />
Kritik beim Orchester nicht alles so gelaufen<br />
sein, wie man es sich dort eben wünschen<br />
würde (dem Paukist fehlte der<br />
Sound-Check in der Philharmonie, weil die<br />
Gerenralprobe erstmals woanders stattfinden<br />
musste ), der Chor jedenfalls hat in den<br />
Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
9
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Westfalen das ganze Konzert über einen zuverlässigen<br />
und aufmerksamen Begleiter gehabt.<br />
Wir dürfen also getrost auch ein herzliches<br />
»Dankeschön!« nach Hilchenbach<br />
schicken.<br />
Und jetzt wird gesungen!<br />
Programm, Moderation, Orchester … jetzt<br />
endlich ist die Reihe an uns, oder doch<br />
nicht? Nein, noch nicht. Auch wenn die<br />
drei genannten Zutaten für ein Chorkonzert<br />
im Grundsatz ausreichen, so richtig<br />
rund wird ein Konzert dieses Zuschnitts<br />
doch nur, wenn auch noch einige Solisten<br />
hinzukommen.<br />
Zuerst allein … Fangen wir – ausnahmsweise<br />
– mit den Herren an.<br />
Wieland Satter – ist der Mann nun eigentlich<br />
schon Ehrenmitglied des KMGV oder<br />
woran ist das bisher gescheitert? Zum dritten<br />
Mal in Folge hat der Bass-Bariton bei<br />
unserem Jahreskonzert mitgewirkt. Damit<br />
gehört er nun engültig zum »Traditionsgut«<br />
des Vereins und ist damit für die Zukunft<br />
eigentlich fest gebucht (jetzt muss er sich<br />
nur noch den Kalender freihalten). Von<br />
einem Chorleiter des KMGV wird ein<br />
Spruch kolportiert, der lautet ungefähr so:<br />
»Wenn ein Mann singt, ist’s ein Bass. Alles<br />
andere ist Kunst!« Nun, dieses Diktum<br />
kann sich nur auf die Gattung des »gemeinen<br />
Chorsängers« beziehen, auf Wieland<br />
Satter trifft es bestimmt nicht zu. Mag sein,<br />
das Orchester ist ihm bei der Arie »Norma,<br />
il predisse, o Druidi« etwas zu sehr auf den<br />
Leib gerückt; anzuhören war es dennoch<br />
mit Genuss. Dass auch wir dem studierten<br />
Chordirigenten irgendwie ans Herz gewachsen<br />
sind, bezeugt sein herzlicher Abschied<br />
vom Chor beim Schlussabgang.<br />
Kommen wir zu Corby Welch, dem »Ersatzmann«.<br />
Wir stellen uns folgende Situation<br />
vor: (1) Das Jahreskonzert des KMGV genießt<br />
in etwa den gleichen Kultstatus wie die<br />
Wieland Satter, Bass-Bariton, singt die<br />
Arie »Norma, il predisse, o Druidi«<br />
Spiele des FC, weshalb es natürlich einen<br />
Vorbericht in der Lokalpresse gibt. (2) Das<br />
Interview für den Vorbericht führt am Donnerstag-Vormittag<br />
der Praktikant aus der<br />
Sportredaktion, weil der Kulturredakteur<br />
sich gerade krank gemeldet hat und sonst<br />
keiner im Haus ist. Dies vorausgesetzt, hätte<br />
das Interview wohl in etwa folgenden Verlauf<br />
genommen: »Herr Steiner, unmittelbar<br />
vor dem entscheidenden Spiel ist Ihnen Ihr<br />
Mittelstürmer, ähm Tenor, verletzungsbedingt<br />
abhanden gekommen. Für Ihre Planungen<br />
ist das sicher ein herber Rückschlag.<br />
Wie gedenken Sie mit dieser Situation<br />
umzugehen?« »Ich mache mir da gar<br />
keine Sorgen, denn ob Sie es glauben oder<br />
nicht: Auf dieser Position sind wir hervorragend<br />
doppelt besetzt. Sie werden hören …«<br />
(Auf dem obligatorischen Bild zum Vorbericht<br />
erkennt man im Hintergrund die be-<br />
Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
11
Monica Mascus<br />
singt die »Träume«<br />
aus den Wesendonck-Liedern<br />
von<br />
Richard Wagner<br />
12<br />
sorgten Gesichter des Vorstandes, zwei der<br />
Herren mit Mobiltelefon am Ohr. Dem<br />
kundigen Bilddeuter schwant böser Verdacht:<br />
»Doppelt besetzt« – wenn das mal<br />
nicht geflunkert ist, um die eigenen Jungs<br />
vorm Konzert zu beruhigen).<br />
In der Tat, mit dem erkrankten Tenor Dominik<br />
Wortig ist nicht »irgendwer« kurz vor<br />
dem Konzert ausgefallen. Im Frühjahr diesen<br />
Jahres hat er sein Debüt als »Steuermann«<br />
in Wagners »<strong>Der</strong> fliegende Holländer«<br />
nirgendwo anders als an der Mailänder<br />
Scala gegeben. Er wäre ganz sicher eine hervorragende<br />
Bereicherung für unser Konzert<br />
gewesen. Da finde man mal Ersatz … drei<br />
Tage vor dem Konzert. Kaum zu glauben,<br />
aber wahr: Mit dem aus Minneapolis stammenden<br />
Corby Welch, der seit 2003 zum<br />
Ensemble der Deutschen Oper am Rhein in<br />
Düsseldorf gehört, ist es tatsächlich gelungen,<br />
in letzter Minute die »Solo-Tenor-<br />
Lücke« zu schließen.<br />
Das Publikum hat ihm für seinen kurzfristigen<br />
Einsatz nicht nur mit großem<br />
Schlussapplaus gedankt: Als Herr Welch die<br />
Philharmonie verließ, durfte er noch die ein<br />
oder andere dankbare Hand eines Konzertbesuchers<br />
schütteln.<br />
Ja, ja, ich weiß, »Ladies first«. Ihr fragt: »Wie<br />
kannst Du denn Monica Mascus so hintenan<br />
setzen?« Ich antworte: »Das Beste zum<br />
Schluss!« … und da muss sie eben hintenan<br />
stehen. »Das Beste« … nein, im Sinne eines<br />
Urteils über das Können unserer drei Solisten<br />
ist »das Beste« hier nicht gemeint. An<br />
dieser Stelle muss ich ein wenig ausholen …<br />
… und nach dem Zwischenspiel:<br />
»Selber schuld!« …<br />
Zwar muss irgendeiner den Artikel zum<br />
Jahreskonzert schreiben, aber gezwungen<br />
wird niemand. »Selber schuld!« ist also, wer<br />
sich freiwillig meldet. Schon kurz nachdem<br />
ich mich bereit erklärt hatte, den Artikel<br />
zum Jahreskonzert zu übernehmen, habe<br />
ich angefangen, darüber nachzudenken, wie<br />
ich diesen Artikel angehen soll. Über Richard<br />
Wagner ist ja eine Menge geschrieben<br />
worden in diesem Jahr, und immer spielte<br />
dabei »das Böse« eine wichtige Rolle. Sprach<br />
z.B. sein Nachfolger auf dem Stuhl des Leiters<br />
der Sächsischen Staatskapelle, Christian<br />
Thielemann in Interviews über ihn, dann<br />
ging es immer auch um Drogen, gerade so,<br />
als sei Wagner ein kolumbianischer Drogenbaron.<br />
Simon Rattle nahm das Wort<br />
»Plutonium« in den Mund – Richard Wagner<br />
als der Ahmahdinedschad der Musik?
Schon der »Steuermannchor« aber erst<br />
recht der »Chor der Knappen und Gralsritter«<br />
und der »Pilgerchor« sind nicht die<br />
schlechtesten Zeugen für die damit beschriebene,<br />
den Zuhörer einfach fortreißende<br />
emotionale Wirkung von Wagners<br />
Musik. Das ist auch für manchen Zuhörer<br />
nicht leicht zu ertragen, aber entziehen wollen<br />
sich viele dieser Musik dennoch nicht.<br />
Marcel Reich-Ranicki hat den Zwiespalt<br />
einmal so ausgedrückt: »Hat es den Genuss<br />
von Wagners Musik nie getrübt, dass er ein<br />
übler Antisemit gewesen ist?« Antwort:<br />
»Doch hat es. Was Sie schreiben stimmt«.<br />
Auf den Punkt gebracht hat diese Wirkung<br />
von Wagners Musik Woody Allen, der dazu<br />
sagt: »Immer wenn ich Wagner höre, bekomme<br />
ich Lust, in Polen einzumarschieren.«<br />
Da bleibt einem das Lachen im Halse<br />
stecken. Gibt es denn bei diesem Mann so<br />
gar nichts Schönes, Berührendes? Eine<br />
ganz andere, noch nicht gehörte Seite?<br />
Etwas, das uns zeigt, dass auch dieser Mann<br />
ein Herz im Leibe trug? Und dann kommt<br />
Monica Mascus und singt die »Träume« aus<br />
den Wesendonck-Liedern. Erreicht hat es<br />
mich erst im Konzert (auch an dieser Stelle<br />
ganz wunderbar moderiert, Herr Vratz!),<br />
aber besser spät als nie. »Das Beste« also:<br />
Wie ich den anderen Richard Wagner kennen<br />
lernte – Dank Monica Mascus.<br />
… dann endlich auch im Chor<br />
Spalten über Spalten vollgeschrieben und<br />
noch kein einziges Wort über den Chor –<br />
und das soll ein Artikel über unser Jahreskonzert<br />
sein? Aber was kann denn ich<br />
dafür, dass die anderen so gut waren! Und<br />
wenn für den Chor das Gleiche gilt wie für<br />
alle anderen (»Das Beste zum Schluss!«),<br />
wie hätte ich Sie, liebe Sangesbrüder, da in<br />
meinem Artikel vorziehen können?<br />
Herr Brauckmann hatte es uns beim Einsingen<br />
gesagt: »Es ist alles getan, zwei weitere<br />
Wochen mit Proben bringen Sie nicht<br />
mehr weiter. Gehen Sie in den Saal und setzen<br />
Sie um, was Sie schon gezeigt haben!«<br />
Und sie gingen in den Saal und setzten um …<br />
Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
13<br />
Bernhard Steiner dirigiert die Philharmonie Südwestfalen
14<br />
Ja, selbstverständlich, besser geht immer.<br />
»<strong>Der</strong> Tag erscheint«, am Übergang von der<br />
zweiten zur dritten Strophe – Auftakt, drei,<br />
vier, Einsatz – oft geprobt, eindringlich ans<br />
Herz gelegt (»Jetzt tragen sie sich das doch<br />
endlich in die Noten ein, wozu haben sie<br />
denn sonst einen Bleistift?«) – und doch ist<br />
ein Unglücklicher zu früh. So was passiert,<br />
jeder wird die Stellen kennen, an denen es<br />
bei ihm persönlich besser hätte laufen können.<br />
Wer ganz unbedingt auch noch wissen<br />
will, wo wir allesamt zu spät oder zu früh<br />
eingesetzt haben, wo in welcher Stimme<br />
welcher Ton vielleicht einmal nicht 100%ig<br />
gepasst hat, der frage Herrn Brauckmann<br />
oder Herrn Steiner. Er wird, wenn er lange<br />
genug insistiert, vielleicht sogar eine Antwort<br />
bekommen, die seine Bedenken bestätigt.<br />
Das ändert aber nichts daran, dass wir<br />
auf den Punkt genau abgerufen haben, was<br />
in uns steckte – und da war einfach jede<br />
Menge richtig Gutes dabei.<br />
»<strong>Der</strong> »Steuermannchor« war schon immer<br />
ein Paradestück des Traditionsensembles«,<br />
schreibt die Rundschau und fährt fort:<br />
»Dem folgte ein weiteres Sahnehäubchen,<br />
Webers »Jägerchor« aus dem »Freischütz««.<br />
»Feines Piano« im Tannhäuser. Wem all das<br />
nicht »runtergeht wie Öl«, dem ist nicht<br />
mehr zu helfen. Und bedenken wir, wie viele<br />
neue Sänger wir in den vergangenen drei<br />
Jahren aufgenommen haben, dann wird dieses<br />
Lob doch noch wertvoller, oder nicht?<br />
Aufgeschlossener als die professionelle Kritik<br />
zeigte sich unser Publikum gegenüber<br />
den unbekannten Werken aus Wagners frühen<br />
Jahren (»Norma il predisse, o Druidi«<br />
und »Festgesang zur Enthüllung des Friedrich-August-Monuments<br />
in Dresden 1843«),<br />
die wir in unserem Konzert dargeboten<br />
haben und die mit großem Beifall aufgenommen<br />
wurden. Stichwort »Festgesang«.<br />
Da kommt im Wagner-Jahr mal etwas Unbekanntes,<br />
und dann heißt es, diese »Fingerübung«<br />
Wagners sei entbehrlich gewesen.<br />
Schade! Wir haben es uns mit dem<br />
Stück lange Zeit nicht leicht gemacht, erst<br />
im Konzert ist der Knoten geplatzt und die<br />
Dynamik hat gestimmt – und das ist es ja,<br />
was die Besonderheit dieses frühen Stückes<br />
ausmacht. Eine »Fingerübung«? Ob Wagner,<br />
eben erst zum sächsischen Hofkapellmeister<br />
berufen, es sich getraut hätte, seinen<br />
Auftraggeber zur Einweihung des<br />
Denkmals eines Königs, der Sachsen über<br />
50 Jahre lang regierte, eine »Fingerübung«<br />
Rundschau 7.7.<strong>2013</strong><br />
Kölner StadtAnzeiger 10.7.<strong>2013</strong>
unterzuschieben? Wer’s glaubt, bitte sehr…<br />
<strong>Der</strong> Aufführung wert ist das Werk im Wagnerjahr<br />
übrigens auch anderen erschienen:<br />
Christian Thielemann und die Sächsische<br />
Staatskapelle haben es im Mai bei ihrem<br />
ersten Wagner-Geburtstagskonzert in der<br />
Frauenkirche mit Hilfe von drei Chören<br />
dargeboten.<br />
Ebenfalls mit großer Begeisterung wurden<br />
Hector Berliozs »La damnation de Faust«<br />
und das Finale aus Franz Liszts »Faust-<br />
Symphonie« angenommen. Wer die »Anrufung<br />
des Baccheus« von Felix Mendelssohn<br />
Bartholdy in einem Wagner-Konzert hört<br />
und weiß, wie Wagner sich über diesen<br />
Mann geäußert hat, dem drängt sich die<br />
Frage auf »Wie verstockt kann ein Mensch<br />
eigentlich sein, wenn er sich selbst von solcher<br />
Musik nicht berühren lässt und auf der<br />
Stelle allen Unsinn widerruft, den er zuvor<br />
Dirigent Bernhard Steiner<br />
über jüdische Komponisten in die Welt gesetzt<br />
hat?« Wagner und die Juden, ein grauenhaftes<br />
Thema. Wenden wir uns dem von<br />
Wagner ignorierten Italiener zu …<br />
Als echte »Kracher« haben sich die beiden<br />
Chöre Guiseppe Verdis erwiesen. <strong>Der</strong> vom<br />
Kammerchor vorgetragene Chor Nr. 7 aus<br />
Verdis Oper Rigoletto hob sich in seiner<br />
formidablen Leichtigkeit herzerfrischend<br />
vom zuvor präsentierten »Festgesang zur<br />
Enthüllung des Friedrich-August Monuments«<br />
ab und sorgte im Publikum für gelöste<br />
Heiterkeit.<br />
<strong>Der</strong> »Ernani«, als Zugabe gegeben, darf<br />
ebenfalls getrost als »Sahnestückchen« bezeichnet<br />
werden. Hier passte dann aber<br />
auch – Glück des Tüchtigen – alles perfekt:<br />
Ein Trinklied als Zugabe bei herrlichem<br />
Sommerwetter als Einstimmung auf ein<br />
»Gläschen Wein danach« ist per se eine<br />
schöne Sache. Und wenn man dann als<br />
Dirigent bei Ankündigung der Zugabe auch<br />
noch eine Steilvorlage aus der Moderation<br />
von Christoph Vratz zum Rigoletto-<br />
Chor (»Verdis Geburtstag jährt sich <strong>2013</strong><br />
ebenfalls zum 200. Mal, wie schade, dass Sie<br />
nur ein Stück von ihm singen!«) verwandeln<br />
kann (»Wir können natürlich mehr als<br />
einen Verdi … Als Zugabe hören Sie »Ernani««):<br />
Einfach perfekt.<br />
Noch auf ein letztes Wort<br />
Nur das noch, meine Herren: An diesem<br />
lauen Sommerabend hätte ich nirgendwo<br />
anders sein wollen als nur zusammen mit<br />
Ihnen auf der Bühne der Kölner Philharmonie!<br />
GF<br />
Jahreskonzert <strong>2013</strong><br />
15
Wenn aus Zahlen<br />
Strategie wird<br />
Ein Bericht von der Mitgliederversammlung<br />
<strong>2013</strong> des<br />
Kölner Männer-Gesang-Vereins<br />
Das Vereinsrecht gibt es vor, dass sich in<br />
jedem Jahr das oberste Gremium eines<br />
Vereins – die Mitgliederversammlung – zusammenfindet.<br />
Und im Kölner Männer-<br />
Gesang-Verein ist es langjährige Tradition,<br />
dass zu dieser Sitzung rund um das Gründungsdatum<br />
des Vereins der Vorstand zur<br />
Mitgliederversammlung einlädt. So auch in<br />
diesem Jahr: Am 25. April fand die diesjährige<br />
Mitgliederversammlung im großen Saal<br />
der Wolkenburg statt.<br />
häufig verwendeten Kunstgriff des Schließens<br />
der Sitzung und umgehender Eröffnung<br />
einer zweiten Sitzung, die in jedem<br />
Falle beschlussfähig wäre, beim KMGV im<br />
Jahr <strong>2013</strong> verzichtet werden konnte.<br />
Dazu trägt sicher bei, dass vor allem viele<br />
Sänger, die erst in den letzten Jahren zu<br />
Mitgliedern des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins geworden sind, in großer Zahl an<br />
der Mitgliederversammlung teilgenommen<br />
haben – angesichts der Vielzahl wichtiger<br />
Zukunftsaufgaben sicher eine sehr positive<br />
Entwicklung.<br />
Spannend zu beobachten ist – diese kleine<br />
Randnotiz sei gestattet – wie der Stimmungsunterschied<br />
zwischen dem Probenalltag<br />
an einem normalen Donnerstagabend<br />
und dieser alljährlichen Zusammenkunft<br />
der Mitglieder zur Jahreshauptversammlung<br />
spürbar und greifbar wird. Im gleichen<br />
16<br />
Eröffnungsrede von Gerd Schwieren <br />
Und der Saal war zur Eröffnung der Mitgliederversammlung<br />
außergewöhnlich gut<br />
gefüllt. Es war eine ausreichende Anzahl<br />
von aktiven Sängern anwesend, so dass<br />
die Beschlussfähigkeit festgestellt werden<br />
konnte. Es war ein gutes Signal für die Zukunft<br />
des Vereins, dass auf den ansonsten<br />
Raum, in dem sonst miteinander gesungen<br />
wird, stehen nun Mikrofone und Leinwände,<br />
Berichte und Anträge stehen im<br />
Mittelpunkt des Geschehens – und alle Beteiligten,<br />
seien es die Mitglieder oder der<br />
Vorstand, schlüpfen sehr schnell in ihre<br />
entsprechenden Rollen.
Dieser Bericht von unserer diesjährigen<br />
Mitgliederversammlung versteht sich im<br />
Übrigen nicht als ein Protokoll des Abends,<br />
hierfür kann jeder aktive KMGV-Sänger<br />
gerne das offizielle Protokoll im Sekretariat<br />
einsehen. Vielmehr sollen die wichtigsten<br />
Themen hier im Vordergrund stehen und<br />
die Auswirkungen auf die Zukunft des<br />
KMGV und für die einzelnen Sänger beleuchtet<br />
werden.<br />
<strong>Der</strong> Bericht des Vizepräsidenten<br />
Am meisten Beachtung fand an diesem<br />
Abend sicher der Bericht von KMGV-Vizepräsident<br />
Meinolf Rickert. Gab es im vergangenen<br />
Jahr noch hitzige Debatten im<br />
Anschluss an den Bericht über die wirtschaftliche<br />
Situation des Vereins und die<br />
Vorlage des Finanzplans für das Folgejahr,<br />
Meinolf Rickert<br />
ließ es sich der Vizepräsident in diesem<br />
Jahr nicht nehmen, in einer größeren Gesamtschau<br />
die wesentlichen Fakten der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung des Vereins<br />
in den Blick zu nehmen. Und dieser Bericht<br />
war lange überfällig, gut aufbereitet<br />
und wird in den kommenden Jahren das<br />
Handeln der Verantwortlichen im KMGV<br />
maßgeblich bestimmen. Auf eine verkürzte<br />
Formel gebracht, wies der Bericht von Meinolf<br />
Rickert dezidiert auf, dass die positive<br />
Situation der Spielgemeinschaft Cäcilia<br />
Wolkenburg in den vergangenen Jahren<br />
nicht immer ausreichend war, die notwendigen,<br />
teils erheblichen Anstrengungen zur<br />
Instandhaltung unseres Vereinshauses und<br />
den Finanzbedarf des künstlerischen Betriebes<br />
– von Chorschule bis Jahreskonzert<br />
– zu decken.<br />
Auch in den kommenden zwei Jahren werden<br />
nach derzeitiger Planung die notwendigen<br />
Instandhaltungsarbeiten und Investitionen<br />
in Brandschutzmaßnahmen des<br />
Hauses Wolkenburg erhebliche Mittel<br />
binden. Weiterhin verlangt der künstlerische<br />
Bereich große Anstrengungen in<br />
Aus- und Fortbildung<br />
unserer »Stimmen« –<br />
insbesondere auch der<br />
vielen neuen Sänger –<br />
damit der KMGV an<br />
seinem hohen künstlerischen<br />
Anspruch festhalten<br />
kann.<br />
Ohne an dieser Stelle<br />
möglichen Entscheidungen<br />
von Vorstand<br />
und Gremien vorausgreifen<br />
zu wollen, ist<br />
mit dem Bericht von<br />
Meinolf Rickert auch<br />
der Startschuss für<br />
eine »neue Kultur« im<br />
KMGV gegeben worden.<br />
<strong>Der</strong> Bericht wird eine breite Diskussion<br />
über die Perspektiven des KMGV, über<br />
strategische Entscheidungen und über die<br />
erforderlichen Maßnahmen zur Stärkung<br />
des Vereins nach sich ziehen.<br />
Hauptversammlung<br />
17
18<br />
<strong>Der</strong> Bericht des Vorsitzenden<br />
des Musikausschusses<br />
Trotz der großen Bedeutung dieser Zahlen<br />
– ja, es bleibt dabei: Wir sind ein Männergesangverein<br />
und im Zentrum unseres Vereinslebens<br />
steht der gemeinsame Gesang.<br />
So war es von großer Bedeutung, dass<br />
neben dem Bericht des Vizepräsidenten der<br />
Bericht des neuen Vorsitzenden des Musikausschusses,<br />
Dr. Oliver Zittlau, eine zentrale<br />
Rolle spielte. Dr. Zittlau nutzte die Möglichkeit,<br />
mit seinem ersten Bericht an die<br />
Mitgliederversammlung einen strukturierten<br />
Ausblick auf die musikalischen Perspektiven<br />
der kommenden Jahre zu geben.<br />
Im Vordergrund standen nicht in erster<br />
Linie die Fragen rings um die Gestaltung<br />
der musikalischen Programme – wobei<br />
Oliver Zittlau auch hier bereits Einblicke in<br />
den aktuellen Planungsstand gab – sondern<br />
vielmehr das Stichwort »Stärkung der musikalischen<br />
Qualität«.<br />
Dieses Thema wird, dies war den Ausführungen<br />
des Vorsitzenden des Musikausschusses<br />
zu entnehmen, nicht nur die<br />
neuen Sänger, die den Weg in den Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein finden, über die<br />
klassische Chorschule hinaus beschäftigen.<br />
Das Ziel wird vielmehr darin bestehen, alle<br />
Sänger dazu zu motivieren, ihre sängerischen<br />
Stärken noch besser heraus zu arbeiten.<br />
Gelingt diese Aufgabe, wird im Resultat<br />
ein spürbar harmonischeres Klangbild erreicht<br />
und auch die Probenarbeit wird leichter<br />
zu besseren Resultaten führen.<br />
Wie sich diese Zielsetzung der Stärkung der<br />
musikalischen Qualität angesichts eingeschränkter<br />
finanzieller Spielräume erreichen<br />
lässt, wird sich zeigen müssen. Aber mit der<br />
Einrichtung einer ergänzenden Qualitäts-<br />
Gruppe, die vor den Donnerstagsproben<br />
als Angebot für erfahrene Sänger arbeiten<br />
soll, lassen sich konkrete erste Erfahrungen<br />
sammeln.<br />
Dr. Oliver Zittlau<br />
Anträge und Aussprache<br />
Im Vorfeld der diesjährigen Mitgliederversammlung<br />
hatten Mitsänger diverse Anträge<br />
gestellt, die sich mit der Frage der Einbeziehung<br />
des höchsten Gremiums des<br />
KMGV in unterschiedliche Aspekte der<br />
künstlerischen Leitung und Ausgestaltung<br />
befasst haben.<br />
Zu den Anträgen kam es lediglich zu kurzen<br />
Aussprachen, in deren Folge die Anträge<br />
zurückgezogen wurden. Allerdings<br />
nicht ohne dass die Antragsteller die Bitte<br />
an den Vorstand richteten, die Themen zu<br />
überdenken und gegebenenfalls in künftigen<br />
Mitgliederversammlungen entsprechende<br />
Diskussionen und Entscheidungen<br />
vorzubereiten. Vor allem in Bezug auf die<br />
Debatte über die Rolle und Funktion des<br />
Kammerchores erscheint dies auch notwendig,<br />
um für den Kammerchor eine klare<br />
Positionierung innerhalb der Strukturen des<br />
KMGV definieren zu können.<br />
Insgesamt ist anzumerken, dass auch in<br />
dieser Mitgliederversammlung die Zeitfenster<br />
für Aussprache und Diskussion inner-
halb der Mitgliedschaft relativ klein waren.<br />
Dies liegt in gewissem Maße allerdings<br />
grundsätzlich im Aufbau einer solchen<br />
Jahreshauptversammlung begründet, die ja<br />
in vorgegebenen Schritten letztlich auch<br />
vereinsrechtlichen Ansprüchen genügen<br />
muss. Insofern nahm<br />
der Vorstand die Anregung<br />
einiger Mitsänger<br />
gerne auf, einzelne<br />
Themen auch in einer<br />
weiteren Mitgliederversammlung<br />
oder bei<br />
Aussprache-Abenden<br />
(wie bei der Cäcilia)<br />
breiter diskutieren zu<br />
können.<br />
Ehrung für langjährige<br />
Mitgliedschaft und hohe<br />
Probenbeteiligung <br />
Diese Tradition sollte wieder aufgegriffen<br />
werden, um gerade auch den Sängern, die<br />
neu zum Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
stoßen, eine Möglichkeit zur Mitwirkung zu<br />
bieten.<br />
AH<br />
Hauptversammlung<br />
19
Geschichten aus<br />
dem Sekretariat<br />
Frau Kohlhas weg, Panzerschränke weg<br />
und eine neue markante Stimme am Telefon<br />
des KMGV-Sekretariats. Es hat sich<br />
eine ganze Menge getan im Erdgeschoss<br />
der Wolkenburg. Doch nun der Reihe nach.<br />
Vor nicht allzu langer Zeit arbeitete Frau<br />
Kohlhas noch als Sekretärin des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins. Sie war eine treue<br />
Seele. Wirkte stets im Hintergrund und<br />
kannte den Chor besser als manch aktiver<br />
Sänger. Ende September letzten Jahres<br />
Frau Kohlhas ist, füllte sie die plötzliche<br />
Lücke aus. Und im April dieses Jahres<br />
wurde sie erneut verabschiedet. Doch diesmal<br />
heimlich, still und leise. So wie sie es<br />
schon beim ersten Mal vorgezogen hätte.<br />
Ihre neue Nachfolgerin ist Birgit Larres. Die<br />
gebürtige Kölnerin betritt gerade musikalisches<br />
Neuland und kann keine Noten lesen.<br />
Was aber von einer KMGV-Sekretärin auch<br />
überhaupt nicht erwartet wird. Viel wichtiger<br />
ist, dass sie mit ihrem eigenen Stil<br />
leichtfüßig in die Fußstapfen von Frau Kohlhas<br />
tritt. Dies ist ihr bisher gut geglückt.<br />
Und das liegt auch daran, dass sie sich so gut<br />
mit ihrer Vorgängerin versteht.<br />
20<br />
wurde Frau Kohlhas in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Mit großen Worten des Präsidenten,<br />
einem musikalischen Abschiedsgruß<br />
des Chores, dem Eintrag ins Goldene<br />
Buch des KMGV. So wie sich das nach 33<br />
Jahren treuer Mitarbeit gehört. Ihre Nachfolgerein<br />
war eingearbeitet und an sich hätte<br />
sie den Ruhestand genießen können. Doch<br />
schon nach wenigen Tagen musste sie erneut<br />
in der Wolkenburg antreten. Denn die<br />
Nachfolgerin war schneller wieder weg, als<br />
man denken konnte. Pflichtbewusst wie<br />
Beide hatten sich nämlich in der Bäckerei<br />
nahe der Wolkenburg kennen gelernt. Frau<br />
Larres kaufte dort stets ihren Kaffee-to-go<br />
und unterhielt sich in der Wartezeit mit Frau<br />
Kohlhas. Das ging über Jahre so. Nachdem<br />
Frau Kohlhas sich in ihrer letzten Kaffeepause<br />
auch von Frau Larres verabschiedet<br />
hatte und dann eines Morgens doch wieder<br />
in der Bäckerei auftauchte, war die Verwunderung<br />
groß. Denn Frau Kohlhas hatte nicht<br />
nur ein nettes Gespräch parat, sondern auch<br />
ein überraschendes Jobangebot.
Schon bald trafen sich die beiden Damen<br />
nicht in der Bäckerei, sondern in der Wolkenburg.<br />
<strong>Der</strong> Arbeitsvertrag war schnell gemacht<br />
und dann ging es an die Einarbeitung.<br />
»Das war keine leichte Zeit«, erinnert<br />
sich Frau Larres. »So viele Dinge musste ich<br />
mir merken, und Frau Kohlhas hatte alles<br />
im Kopf. Vor allem nachmittags, wenn ich<br />
alleine arbeiten musste, war es schwer. Ich<br />
musste meine Gedanken sortieren und alles<br />
aufschreiben«, berichtet Frau Larres.<br />
Heinrich Suttrup:<br />
Heute beherrscht Frau Larres das Büro des<br />
KMGV als Solistin. Die gelernte Bibliothekars-Assistentin<br />
war zuvor neun Jahre<br />
Assistentin des Geschäftsführers eines<br />
Wohlfahrtsverbandes in Köln, hat sechs<br />
Jahre in verschiedenen europäischen Ländern<br />
gearbeitet und ist nebenberuflich und<br />
ehrenamtlich Aquafitness-Trainerin, Dozentin<br />
und Kinder-Schwimmlehrerin für<br />
einen Kölner Schwimmverein.<br />
»Frau Kohlhas hat mir sehr viel mitgegeben,<br />
so dass ich die Arbeit für den Verein in<br />
ihrem Sinne weiter führen kann«, betonte<br />
die neue Sekretärin. Unter anderem hat sie<br />
sich als Ziel gesetzt, 22 Jahre dem KMGV<br />
treu zu bleiben. Sie fühlt sich schon sehr<br />
wohl mit dem großen Männerchor. Und<br />
außerdem schaut ihre Vorgängerin alle zwei<br />
Wochen vorbei. Frau Kohlhas wird noch gebraucht<br />
und dieses Gefühl will Frau Larres<br />
ihr auch weiterhin vermitteln. »Wir lachen<br />
sehr viel zusammen und klären nebenbei<br />
ein paar Fragen«, freut sie sich schon auf<br />
das nächste Treffen.<br />
Bleibt nur noch zu sagen: Herzlich willkommen<br />
Frau Larres!<br />
RS<br />
Nachdem er zu seinem 75. Geburtstag mit Glückwünschen nur so überhäuft wurde,<br />
hat Heinrich Suttrup beschlossen, die Einladung zu seinem nächsten Jubiläum bereits<br />
heute auszusprechen. Lesen Sie selbst:<br />
KMGV Familie<br />
21<br />
Nä wä hädden dat jedaach, ich ben selvs janz paff,<br />
dat ich jetz schon die 75 su prima han jeschaff.<br />
Ben also bes op 25 Johre hin zom 1OOste an mingem Ziel,<br />
un bedde zum Herrjott, dat ich dann ben och noch esu stabil.<br />
Dä schöne Jesang un och dat Zillche-Spell,<br />
heelt mich stets jung un joov mer vell.<br />
Dröm mööch ich Üch jetz schon all enlade, Ihr mööt nur noch e besje waade.<br />
Am Diensdaach däm 16. Määz 2038 sid Ihr dann all ming Jäss,<br />
zo mingem 1OOste fiere mr dann dat jroße Fess.<br />
Drei Busse fahre dann em Tross, vun he nom Päffgen en de Freesestroß,<br />
Do jit et dann für Üch »en masse«, dat leckere Kölsch janz frisch vum Fass.<br />
Och »Halven Hahn« un reichlich »Flönz«, un dat alles selvsverständlich ömesöns.<br />
Dä Wallraffs Pitter bruch also nit no Freibier zo roofe, domet dunn ich Üch belohne,<br />
dä es jo do och schon 95 un sull sich leever jet schone.<br />
Un wenn mer dann han de Röggelcher wärm, dann packe mer all uns en dr Ärm<br />
un singe dat Leed met dä schöne Melodie: He deit et wich un do deit et wieh,<br />
alles wat schön es dat darf mer nit mieh.<br />
Ihr mööt mer also nur noch de Dümcher dröcke, dat mir die 25 Jöhrcher och noch jlöcke.<br />
Dann spellen ich noch ens esu joot ich et kann: »Ne Kölsche als Edelmann«
22<br />
Reise zu Wagners<br />
Wirkungsstätte<br />
Mindestens einhundert Sänger nennt<br />
KMGV-Präsident Gerd Schwieren als Ziel,<br />
um die musikalische Mitgestaltung des<br />
Pontifikalamtes im Würzburger Kiliansdom<br />
am 22. September zum Höhepunkt<br />
der diesjährigen Konzertreise nach Franken<br />
werden zu lassen.<br />
Wenige Wochen vor dem Jahreskonzert<br />
in der Philharmonie hat der Vorstand des<br />
Kölner Männer-Gesang-Vereins den aktiven<br />
Mitgliedern mit einer detaillierteren<br />
Reise-Planung Appetit auf die bevorstehende<br />
Sängerreise im Herbst gemacht.<br />
Die Hinreise nach Bamberg am Donnerstag,<br />
19. September, werde der Chor für eine<br />
rustikale Mittagspause in einem Landgasthof<br />
unterbrechen, berichtet Meinolf<br />
Rickert, innerhalb des Vorstandes federführend<br />
in der Planung der Konzertreise:<br />
»Wir wollen, dass schon die Anreise als<br />
Gemeinschaft stiftend erlebbar wird.«<br />
<strong>Der</strong> straffe Stundenplan mit Busreise, Bezug<br />
der Zimmer und einer ersten Chorprobe für<br />
die anstehenden Auftritte des Kölner Männerchores<br />
in Ober- und Unterfranken lasse<br />
bis zum gemeinsamen Abendessen im<br />
barocken »Welcome Hotel Residenzschloss<br />
Bamberg« – unmittelbar am Ufer der Regnitz<br />
gelegen und nur wenige Schritte von<br />
der Altstadt von Bamberg entfernt – kaum<br />
weitere Pausen zu.<br />
<strong>Der</strong> Vormittag des zweiten Tages der Reise<br />
diene dazu, die Gastgeber-Stadt Bamberg<br />
kennenzulernen: Unter fachkundiger Begleitung<br />
werden die Sänger aus Köln das<br />
mitten in den Fluss Regnitz gebaute Alte<br />
Rathaus, die Neue Residenz samt beeindruckendem<br />
Rosengarten, die Alte Hofhaltung,<br />
deren Vorgängerbauten sich bis 973<br />
zurückverfolgen lassen, sowie den von vier<br />
Türmen gekrönten sogenannten Kaiserdom<br />
St. Peter und St. Georg besuchen.<br />
Revanchieren für die gesammelten Eindrücke<br />
werde sich der Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
mit einem kleinen Konzert am<br />
Nachmittag: »Wir sind nach Bayreuth eingeladen,<br />
um auf dem Grünen Hügel unser<br />
musikalisches Vermögen zu präsentieren«,<br />
sagt Vize-Präsident Meinolf Rickert: »Vor<br />
dem von Richard Wagner selbst für seine<br />
Musikdramen entworfenen Festspielhaus<br />
auftreten zu können, wird für jeden<br />
KMGVer – gerade im Wagnerjahr und<br />
mit den noch jungen Erinnerungen an<br />
unser Philharmoniekonzert – ein besonderes<br />
Erlebnis werden!«<br />
Festspielhaus Bayreuth<br />
Welcome Hotel Residenzschloss Bamberg
Nach dem Besuch in »Maisel’s Brauereiund<br />
Büttnereimuseum«, wo die kölschkundigen<br />
Sänger in Theorie und Praxis<br />
mehr über die Weizenbier-Produktion erfahren<br />
werden, klingt der Tag bei einem<br />
Abendessen im Herzogkeller, einem auf 125<br />
Jahre Tradition zurückblickenden fränkischen<br />
Landgasthof, aus.<br />
<strong>Der</strong> Samstag beginnt mit Proben für die<br />
musikalische Mitgestaltung des Gottesdienstes<br />
am folgenden Sonntag im Würzburger<br />
Kiliansdom. Am Nachmittag nach<br />
der Probenarbeit bleibt den Sängern noch<br />
Zeit, Würzburg zu erkunden: Die Altstadt<br />
samt der auf den Überresten einer 1349<br />
zerstörten Synagoge erbauten gotischen<br />
Marienkapelle, das Falkenhaus, das bis ins<br />
19. Jahrhundert Würzburgs einzigen Konzert-<br />
und Tanzsaal beherbergte, das historische<br />
Rathaus sowie das Unesco-Weltkulturerbe<br />
Würzburger Residenz markieren<br />
hier die Eckpunkte.<br />
Unter anderem eine Darbietung der »Missa<br />
dalmatica« von Suppé wird der KMGV dem<br />
Pontifikalamt im Würzburger Kiliansdom<br />
am Sonntag musikalisch beisteuern. Vor<br />
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, einem<br />
treuen Weggefährten des Kölner Männer-<br />
Gesang-Vereins (bis 2004 Weihbischof in<br />
der Domstadt am Rhein), und seinem<br />
Dom-Kantor Alexander Rüth (bis Anfang<br />
2011 Chor-Repetitor in Diensten des<br />
KMGV) will der Kölner Männerchor mit<br />
einer neu arrangierten Fassung der festlichen<br />
Messe seinem künstlerischen Anspruch<br />
und seinem Satzungszweck, »das<br />
Liedgut des Männerchores in die Welt zu<br />
tragen«, gerecht werden: Ein Blechbläser-<br />
Kleinensemble wird den KMGV bei seiner<br />
Darbietung begleiten.<br />
»Die Sänger werden die Konzertreise des<br />
Kölner Männer-Gesang-Vereins nach Franken<br />
mit ihrem konzertanten Vortrag vor<br />
dem Bischof von Würzburg sicher als<br />
musikalisches Highlight abschließen«, ist<br />
Meinolf Rickert überzeugt.<br />
BW<br />
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
23<br />
Maisel’s Brauerei und Büttnereimuseum<br />
Bamberg an der Regnitz<br />
Kiliansdom, Würzburg
Zillche demaskiert Politiker<br />
Das neue Divertissementchen aus der Feder von Kalle Kubik verspricht ein opulentes<br />
Kostüm-Spektakel zu werden.<br />
24 Im barocken Köln lässt der Zillche-Autor die<br />
Kölner Bürgerschaft gegen ihren Bürgermeister<br />
rebellieren. Hilfe erhofft sich der<br />
oberste Ratsherr von einem maskierten<br />
Unbekannten, der den Kölner Politikern an<br />
Bescheidenheit, Tugend und Moral weit<br />
überlegen scheint. Doch mit seinem aufgesetzten<br />
Charme kann »Dä Schinghillige«<br />
nicht jede/n Kölner/in täuschen.<br />
Bei der Vorstellung des Divertissementchens<br />
der Spielzeit 2014 am 3. Juni im Festsaal<br />
der Wolkenburg ist den geschichtsfesten<br />
der knapp 100 anwesenden Cäcilianer<br />
schnell klar, worauf Kalle Kubik in seinem<br />
Libretto für das neue Zillche anspielt:<br />
den Gülich-Aufstand von 1680. <strong>Der</strong> Kölner<br />
Hutmachersohn Nikolaus Gülich hatte damals<br />
eine Revolte gegen zwei Bürgermeister<br />
Kölns angeführt. Sie hatten sich ihre Kutschen<br />
vergolden lassen – mit Steuergeld!<br />
»Das ging damals also nicht viel anders zu<br />
als heute«, spitzt der Autor zu. Den historischen<br />
Nikolaus Gülich kostete der Aufstand<br />
das Leben. An der Stelle seines Wohnhauses<br />
(Gülichplatz, gegenüber Farina) klafft bis<br />
heute eine Lücke in der Bebauung – als<br />
Mahnung an die Kölner, nie wieder gegen<br />
die Stadtspitze zu rebellieren. Doch das lassen<br />
sich Kölner nicht verbieten – Cäcilianer<br />
schon gleich gar nicht, scheint Kalle Kubik<br />
den Politikern von heute mit seinem Libretto<br />
humorvoll aber unmissverständlich<br />
ins Stammbuch schreiben zu wollen.<br />
Tempo- und pointenreich transformiert der<br />
Autor und Regisseur die historische Vorlage<br />
in eine mitreißende Revue: Kölns Oberbürgermeister<br />
Maximilian von Cronenburg (gespielt<br />
von Henning Jäger) lädt aus Anlass<br />
seines Geburtstages zu einem vornehmen<br />
Maskenball. Mitten ins Fest platzt eine aufgebrachte<br />
Schar Kölner Bürger, allen voran<br />
Zillche-Rebell Nikolaus Höwedes (ihm verleiht<br />
Uwe Liefgen Stimme und Charakter),<br />
Anführer dieser Revolte gegen die Cliquenwirtschaft<br />
der Kölner Stadtführung. Plötz-
Divertissementchen 2014<br />
lich löst sich ein Schuss. Schneller als sich<br />
der Pulverdampf senkt, entwickelt sich zwischen<br />
den erschrockenen Festgästen und<br />
den Eindringlingen ein undurchschaubarer<br />
Tumult. Erst der charismatische Fremde mit<br />
der Halbmaske weiß den Konflikt zu entschärfen.<br />
Schnell spricht sich in Köln herum, wer den<br />
Bürgermeister und seine Gäste vor dem Revoluzzer<br />
und seinen Kumpanen bewahrt<br />
hat: Chevalier Bernard de Châteaubriand<br />
(verkörpert von Joachim Sommerfeld) heißt<br />
der Unbekannte, der sehr reich sein, gute<br />
Geschäftsbeziehungen zu den Fuggern in<br />
Augsburg sowie Drähte in die Schweiz und<br />
in den Vatikan haben soll. Nur Gutes hört<br />
man über Châteaubriand: Erfolgreich und<br />
zugleich bescheiden sei er, sein christliches<br />
Mitgefühl für seine Mitbürger vorbildlich.<br />
Selbst seine außergewöhnlichen Fähigkeiten<br />
als »Frauenversteher« bringen dem<br />
edlen Herrn mehr Respekt als Neid ein.<br />
Nicht nur die Kölner Bürger, auch die<br />
Mehrheit des Kölner Rates und die Familie<br />
des Oberbürgermeisters weiß Châteaubriand<br />
mit Charme und rhetorischer Brillanz<br />
für sich zu begeistern. Doch plötzlich gerät<br />
die heile Welt des Fremden im »hillige<br />
Kölle« aus den Fugen: Das spitzzüngige<br />
Hausmädchen des Oberbürgermeisters<br />
Thusnelda Blötsch (alias Peter Wallraff) lässt<br />
sich nicht hinters Licht führen – und nicht<br />
den Mund verbieten!<br />
Neben dem neuen Stück stellte der Cäcilia-<br />
Ausschuss auch den Spielplan vor: 2014<br />
wird die Cäcilia Wolkenburg insgesamt<br />
24 Vorstellungen an 20 Spieltagen bieten.<br />
Premiere feiert die Uraufführung von »Dä<br />
Schinghillige« am 6. Februar, der Vorhang<br />
zur <strong>Der</strong>niere wird am 4. März fallen – traditionell<br />
am Karnevalsdienstag. »<strong>Der</strong> Grund<br />
für diesen komprimierten Spielplan liegt in<br />
dem knappen Zeitfenster, das die Oper Köln<br />
uns, der Cäcilia Wolkenburg, in der kommenden<br />
Spielzeit angeboten hat«, erklärt<br />
Vize-Präsident und Cäcilia-Ausschussmit-<br />
25
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glied Meinolf Rickert. Die letzte Eigenproduktion<br />
der Oper ende erst am 31. Januar.<br />
Abbau der Opernkulissen und Aufbau des<br />
Zillche-Bühnenbildes (von Bettina Neuhaus,<br />
siehe Interview) dauerten mehrere<br />
Tage. Um nicht noch mehr Zeit (und damit<br />
vermarktbare Spieltage) zu verlieren, habe<br />
sich der Vorstand entschieden, die Premiere<br />
auf den Donnerstag vorzuziehen: »Das ist in<br />
der Oper gute Tradition«, sagt Präsident<br />
Gerd Schwieren. In den Verhandlungen für<br />
die Spielzeit 2015 werden Vorstand und<br />
Ausschuss wieder einen längeren Zeitraum<br />
zur exklusiven Nutzung der Oper am Dom<br />
durch die Bühnenspielgemeinschaft durchsetzen,<br />
versprach Meinolf Rickert den Cäcilianern.<br />
Die positive Erfahrung des Vorjahres<br />
mit einer Matinee (am schnellsten ausverkaufte<br />
Vorstellung der zurückliegenden<br />
Eine Übersicht aller Aufführungstermine<br />
steht unter http://kmgv.de/aktuellesstueck.html<br />
zum Download bereit.<br />
Ursprünglich sollten auch die Wochentag-<br />
Vorstellungen um 19 Uhr beginnen – aus<br />
Rücksicht auf Mitspieler, die nach der Vorstellung<br />
noch mit dem ÖPNV ins weitere<br />
Kölner Umland fahren. Inzwischen hat eine<br />
Mehrheit der Cäcilianer in einer vom Ausschuss<br />
initiierten Umfrage für die Beibehaltung<br />
des Vorstellungsbeginns um 19.30<br />
Uhr votiert, um auch die »Vereinbarkeit von<br />
Zillche und Beruf« zu erhalten. Da das<br />
Buch zu »Dä Schinghillige« deutlich kürzer<br />
sei als im Vorjahr, ist auch Regisseur Kalle<br />
Kubik zuversichtlich, dass alle Mitspieler<br />
rechtzeitig ihren Zug erreichen, nachdem<br />
allabendlich Applaus und »Et-Zillche-<br />
Leed« verklungen sein werden. BW<br />
Divertissementchen 2014<br />
27<br />
Bühnenbild von Bettina Neuhaus<br />
Session) habe man im neuen Spielplan<br />
konsequent umgesetzt, berichtet<br />
Zillche-Baas Mike Koch. Drei der vier<br />
Sonntage werden mit einer Matinee<br />
um 11 Uhr und einer Nachmittagsvorstellung<br />
um 15.30 Uhr belegt.<br />
<strong>Der</strong> vierte Sonntag, an dem der WDR<br />
die Vorstellung aufzeichnen werde,<br />
behalte die gewohnte Aufteilung<br />
in Nachmittags- (14.30 Uhr) und<br />
Abendvorstellung (19 Uhr).
28<br />
Interview mit<br />
Bettina Neuhaus<br />
Bühnenbilder mit einem Augenzwinkern<br />
Seit 1992 entwirft Bettina Neuhaus die<br />
Bühnenbilder für das Divertissementchen.<br />
Zu ihrem 22. Cäcilia-Jubiläum sprach der<br />
<strong>Burgbote</strong> mit ihr über ihre Arbeit an den<br />
Zillche-Kulissen.<br />
<strong>Burgbote</strong>: Wie wird man »Bühnenbildnerin<br />
der Cäcilia Wolkenburg«?<br />
Bettina Neuhaus: Wahrscheinlich hat eine damals<br />
viel beachtete Produktion an der Musikhochschule,<br />
die ich mit Andreas Homoki<br />
– damals Assistent an der Oper, heute Intendant<br />
am Opernhaus Zürich – gemacht habe,<br />
die Aufmerksamkeit des Cäcilia-Ausschusses<br />
auf mich gelenkt. Ich vermute, von mir<br />
als klassisch ausgebildeter Theatermalerin<br />
versprach sich die Cäcilia eher gegenständliche,<br />
vielleicht sogar schwelgerische Bühnenbilder,<br />
die im zeitgenössischen Regietheater<br />
jener Zeit fast nicht vorkamen. Mich persönlich<br />
faszinierte, eine große Opernbühne<br />
mit all ihren technischen Möglichkeiten<br />
künstlerisch ausreizen zu können. Dafür bin<br />
ich dem Verein sehr dankbar: Einer jungen<br />
Bühnenbildassistentin vom Schauspiel Köln<br />
auf dem Sprung in die Selbstständigkeit<br />
solch eine Chance zu geben!<br />
Wie entsteht ein Entwurf für ein Bühnenbild?<br />
Zuerst lese ich das Stück mehrfach, notiere<br />
mir dabei erste Ideen und Fragen. Diese bespreche<br />
ich mit dem Regisseur, um zu klären,<br />
welche Details szenisch wichtig sind,<br />
wie viel Platz er auf der Bühne braucht, wie<br />
viel Zeit für einen Bühnenumbau bleibt. Ab<br />
dann laufen viele Arbeiten parallel: z. B. die<br />
Suche nach historisch korrekten und atmosphärisch<br />
stimmigen Vorlagen in Museen,<br />
Archiven und meiner eigenen Zillche-Bibliothek,<br />
die ich über die Jahre aufgebaut<br />
habe. Das aktuelle Stück sah z. B. die Szenerie<br />
»Im Park« vor. Den öffentlichen Park,<br />
wie wir ihn kennen, gab es zu jener Zeit<br />
aber gar nicht in Köln. Wir haben daraufhin<br />
gemeinsam beschlossen, die Szene ans<br />
Rheinufer zu verlegen. So wird auch noch<br />
einmal deutlich, dass die Handlung in<br />
»Kölle am Rhing« spielt, das gefällt mir.<br />
Auch die Kalkulation der Kosten, zu denen<br />
gebaut, gemalt und gebildhauert wird, liegt<br />
auf meinem Schreibtisch und ich kontaktiere<br />
die beteiligten Firmen und Werkstätten.<br />
Das sind Arbeiten, die an einem Opernhaus<br />
von einem ganzen Produktionsteam<br />
geleistet werden – nicht vom Bühnenbildner<br />
selbst. Parallel finden immer wieder<br />
Treffen mit Regisseur, Arrangeur, Kostümbildnerin<br />
und Choreografin statt, um die<br />
Einzeldisziplinen zum »Gesamtkunstwerk<br />
Zillche« zusammenzufügen. Solche Gespräche<br />
sind nicht immer konfliktfrei, aber<br />
sie machen sehr viel Spaß! Die Entwurfsarbeit<br />
ist im Groben nach drei Monaten mit<br />
Modell und maßstabsgerechten Zeichnungen<br />
soweit fertig, dass der Bau nach Genehmigung<br />
der Kosten beginnen kann. Dann<br />
arbeite ich die Malvorlagen im Maßstab<br />
1:25 genauer aus.<br />
Und wie wird aus den Zeichnungen und dem<br />
Modell ein Bühnenbild in 3D?<br />
Anders als an der Oper kann ich beim Zillche<br />
nicht über eine komplette Bühnenwerkstatt<br />
verfügen. Doch über die Jahre habe ich<br />
mir ein Netzwerk aus freien Theatermalern,<br />
Plastikern, Dekorateuren und Großdruckereien<br />
aufgebaut. Und in Wolfgang Fey habe<br />
ich einen zuverlässigen Ansprechpartner für<br />
die technische Planung, sowohl als Verantwortlichen<br />
für die Bühne als auch für den<br />
Bau der Kulissen, d. h. der Schreiner- und<br />
Schlosserarbeiten. Die großen Hintergrund-<br />
Prospekte messen gut 200 qm und werden<br />
in der Regel ganz handwerklich gemalt. <strong>Der</strong><br />
Nesselstoff wird dafür am Boden aufgespannt<br />
und mit Pinseln und Bürsten an
langen Stielen im Stehen bemalt. Ein guter<br />
Theatermaler kann dabei meine Vorlage im<br />
DIN-A2-Format an den richtigen Stellen<br />
verfeinern und ausschmücken. Das kann<br />
ein Digitaldruck nicht leisten, er vergrößert<br />
die Vorlage nur, ergänzt aber keine Details,<br />
die ich vielleicht nur mal im Gespräch erwähnt<br />
habe.<br />
Gibt es ein Thema, das Du gern einmal als<br />
Bühnenbild für die Cäcilia Wolkenburg umsetzen<br />
möchtest?<br />
Ich würde gerne mal wieder verrückte Bühnenbilder<br />
schaffen: eine Unterwasserwelt,<br />
den Himmel, den Flug zum Mond, die Reise<br />
zum Mittelpunkt der Erde entwerfen. Eine<br />
kölsche Alice in ihr Wunderland begleiten,<br />
wo alle Menschen klein wie Zwerge sind.<br />
Am Ende muss das Zillche aber wieder in<br />
Köln spielen.<br />
Stellt die neue Spielstätte »Oper am Dom«<br />
besondere Anforderungen an das Bühnenbild?<br />
Die Bühne ist sehr breit aber leider auch<br />
sehr flach. Die Seitenbühnen bieten kaum<br />
Raum, um Kulissenteile zwischenzulagern,<br />
und im Schnürboden habe ich maximal 6<br />
brauchbare Züge zur Verfügung. Zum Vergleich:<br />
In der Oper waren es 60! Hier lautet<br />
meine Herausforderung, trotz der geringen<br />
Bühnentiefe ein Bild zu entwerfen, dass<br />
räumliche Tiefe suggeriert, einen Ausblick<br />
in die Ferne öffnet. Das Zillche lebt von<br />
opulenten Bildern, da darf man bei Bühne<br />
und Kostümen nicht zurückhaltend sein.<br />
Was reizt dich nach wie vor daran, für die<br />
Cäcilia zu arbeiten?<br />
Ich mag das Farbenfrohe am Zillche. Ich<br />
darf viel Malerei einsetzen, selbst stilistische<br />
No-Gos sind im Zillche möglich, weil es<br />
letztendlich mit einem Augenzwinkern auf<br />
die Bühne kommt. Die Bühnenbilder dürfen<br />
verrückt, pompös aber auch liebevollschmuddelig<br />
sein, echt kölsch eben. Da wir<br />
immer wieder Stücke aus verschiedenen<br />
Epochen haben, habe ich meinen Stil auch<br />
x-fach neu erfinden dürfen. Die Arbeit am<br />
Bühnenbild wird also nie langweilig.<br />
Außerdem hat mir die Arbeit für die Cäcilia<br />
in Köln viele Türen geöffnet. Für meine<br />
Recherchen durfte ich auf das Dach des<br />
Doms, wurde durch das Schloss Brühl geführt<br />
und hatte für einen Tag das FC-Stadion<br />
für mich allein. In Köln ist die Cäcilia<br />
Wolkenburg ein Begriff. Außerhalb – erst<br />
recht im Ausland – verstehen die Profis der<br />
Opernwelt nicht, warum ich einem Laientheater<br />
mit Männern in Frauenkostümen so<br />
viel Zeit widme.<br />
Aber das Zillche ist für mich auch eine<br />
künstlerisches Heimat. Wer wie ich beruflich<br />
viel reist und aus dem Koffer lebt, freut<br />
sich, wenn er einmal im Jahr »nach Hause«<br />
kommen kann.<br />
Außerdem finde ich es fantastisch, welche<br />
Energie das Zillche Jahr für Jahr freisetzt,<br />
mit wie viel Engagement die Herren jedes<br />
Jahr eine Uraufführung stemmen. Das ist<br />
der große Zauber des Zillche, et Hätz, das<br />
große Miteinander.<br />
BW<br />
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Geheimnisvolle<br />
Unterwelt<br />
der Wolkenburg<br />
Wer in einer zweitausendjährigen Stadt wie<br />
Köln eine Baumaßnahme betreibt, muss<br />
immer damit rechnen, auf Zeugnisse vergangener<br />
Jahrhunderte zu stoßen. So ist es<br />
auch bei uns in der Wolkenburg geschehen,<br />
als beim Verlegen von Heizungsrohren eine<br />
Mauer im Keller des Nordflügels durchbrochen<br />
wurde und mehrere rätselhafte Erdund<br />
Gesteinsschichten zutage traten.<br />
Wir haben uns fachlichen Rat bei dem<br />
Archäologen Dr. Thomas Höltken vom<br />
Römisch-Germanischen Museum / Amt für<br />
Archäologische Denkmalpflege eingeholt.<br />
Demnach ergibt sich folgender Grabungsbefund:<br />
Über einer schwarzbraunen Kulturschicht<br />
und mehreren Planierschichten erhebt sich<br />
eine möglicherweise aus der Barockzeit oder<br />
auch dem Mittelalter stammende Mauer<br />
(Fundament?) aus Tuffstein und Backsteinfragmenten.<br />
Links neben der Mauer sieht<br />
man eine Auffüllung aus einem Gemisch<br />
aus Erde, Steinen und Mörtelbrocken. Dieser<br />
Zustand weist auf eine bewegte Baugeschichte<br />
des Areals der Wolkenburg hin. Wo<br />
heute die Josef-Schwartz-Grünanlage ist,<br />
stand seit 1144 ein Benediktinerinnenkloster.<br />
Die heutige zweiflügelige Anlage<br />
der Wolkenburg wurde erst Anfang des 18.<br />
Jahrhunderts errichtet. Das eben beschriebene<br />
Grabungsprofil weist also auf das<br />
heute verschwundene Benediktinerinnenkloster<br />
hin.<br />
Die schwarzbraune Kulturschicht könnte<br />
auch mit dem Kirchhof zusammenhängen,<br />
der sich nördlich der Wolkenburg angrenzend<br />
rund um die damalige romanische<br />
Mauritiuskirche erstreckte. Die jahrhundertelange<br />
Nutzung des Areals als Friedhof<br />
hinterlässt natürlich Spuren im Erdreich.<br />
Das Gebiet rund um die Wolkenburg<br />
könnte auch schon in der Römerzeit für Begräbnisse<br />
genutzt worden sein. Denn rechts<br />
und links neben den römischen Ausfallstraßen<br />
befanden sich ausgedehnte Gräberfelder.<br />
Ein Blick auf den Deutschen Städte-<br />
Atlas/Köln zeigt den Verlauf einer Römerstraße<br />
direkt durch den Hof der Wolkenburg.<br />
Unweit der Wolkenburg befand sich<br />
nämlich ein römisches Stadttor.<br />
Das Kellergeschoss unserer Wolkenburg ist<br />
noch nicht vollständig erforscht. Einige<br />
Räume sind zugemauert und mit Erde verfüllt.<br />
Vielleicht warten da noch weitere<br />
Überraschungen auf uns.<br />
JG<br />
Wolkenburg<br />
Areal der heutigen Wolkenburg um 1180 und 1642<br />
31
32<br />
»Singen war für<br />
mich wie nackt auf<br />
der Straße laufen«<br />
Erstmals seit Sängergedenken haben sich im vergangenen<br />
Jahr Vater und Sohn gemeinsam der Aufnahmeprozedur<br />
des Kölner Männer-Gesang-Vereins gestellt. Und nach<br />
erfolgreich bestandener Prüfung wurden Andreas Gwosdz<br />
(52/1. Bass) und Alexander Gwosdz (18/2. Bass) am<br />
1. November 2012 in den KMGV aufgenommen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> hat die beiden Herren zu ihrem<br />
gemeinsamen Hobby befragt.
<strong>Burgbote</strong>: Wie habt Ihr den KMGV gefunden<br />
und vor allem – wer hat ihn gefunden?<br />
Andreas: Ein Bekannter aus unserem Ort,<br />
Rolf Schonauer aus dem 1. Tenor, hatte uns<br />
im letzten Jahr gefragt, ob wir nicht mal<br />
Lust hätten, mit ins Divertissementchen zu<br />
kommen. Gegeben wurde das Stück »Kölner<br />
Jungfrau – dringend gesucht«. Wir hatten<br />
keine Ahnung, was uns da erwartet, aber<br />
haben uns gesagt, warum eigentlich nicht.<br />
Und Alex hatte auch Lust mitzukommen.<br />
Ich war sofort begeistert von dieser Farbenpracht<br />
und von dem schönen Spektakel.<br />
Alex: Mir hat es auch ganz gut gefallen. Aber<br />
ich war nicht so euphorisch wie mein Vater.<br />
Wir trafen Rolf Schonauer dann auch in der<br />
Pause der Aufführung und er schlug uns<br />
vor, doch auch zum Tag der offenen Wolkenburg<br />
zu kommen. Vielleicht fänden wir<br />
ja so viel Spaß am KMGV, dass wir möglicherweise<br />
mitmachen wollten. Darüber berieten<br />
wir uns zu Hause etwas länger. Ich<br />
sträubte mich erst mal ein wenig, habe meinen<br />
Vater aber dann doch begleitet. Ich<br />
hatte das Gefühl, er traute sich nicht alleine<br />
dorthin.<br />
Andreas: (lacht) Nun ja, zu zweit fand ich es<br />
halt einfacher. Wenn mir jemand vor drei<br />
Jahren gesagt hätte, ich würde in einen Chor<br />
gehen, singen und auch noch Spaß daran<br />
finden, den hätte ich für verrückt erklärt.<br />
Alex: So ging es mir allerdings auch.<br />
Andreas: So nahmen wir also an der<br />
Schnupperprobe teil und siehe da, uns beiden<br />
machte es viel Spaß. Und als ich meinen<br />
Sohn fragte, wie er das gefunden habe,<br />
antwortete er glasklar: Da will ich rein.<br />
Alex: Mir gefiel die Atmosphäre im Chor<br />
von Anfang an richtig gut. Ich hatte zuvor<br />
schon bei einigen Chören mal reingehört,<br />
aber das war kein Vergleich zum KMGV.<br />
Andreas: Ja und dann haben wir beide gesagt,<br />
lass uns das mal etwas genauer anschauen,<br />
wir versuchen es einfach mit der<br />
Chorschule.<br />
Personen und Persönliches<br />
33
34<br />
Und nach dem Probesingen hat Euch auch die<br />
Chorschule so gut gefallen, dass Ihr geblieben<br />
seid und dann sogar die Aufnahmeprüfung<br />
bestanden habt?<br />
Andreas: Das war keine leichte Zeit, denn<br />
neben der Chorschule besuchten wir ja<br />
auch die Proben für das Jahreskonzert. Und<br />
das war mit dem Guillaume Tell von Rossini<br />
auf Französisch keine leichte Kost für<br />
uns Anfänger. Eines Tages stand dann die<br />
Prüfung bevor, und ich muss sagen, so aufgeregt<br />
war ich schon seit Jahren nicht mehr.<br />
Wenn man da so steht wie ein Schüler...<br />
Aber zu diesem Zeitpunkt konnte mich<br />
nichts mehr aufhalten. Ich wollte unbedingt<br />
dabei sein. Umso mehr habe ich mich gefreut,<br />
als es dann hieß, ich sei aufgenommen.<br />
Ich hatte nie im Leben gesungen und<br />
hätte mir nie vorstellen können, dass ich am<br />
eigenen Gesang so viele Spaß und Freunde<br />
empfinde.<br />
Alex: Ich empfand die Aufnahmeprüfung als<br />
nicht ganz so schlimm wie mein Vater, aber<br />
das lag sicher auch daran, dass ich noch zur<br />
Schule ging und sowieso immer wieder<br />
Prüfungen zu bestehen hatte.<br />
Andreas und Alex: Wir machen beide Musik,<br />
Griechenlandurlaub 2002, Chalkidiki<br />
Gibt es musikalische Hintergründe in<br />
der Familie?<br />
Alex: Wir machen beide Musik.<br />
Andreas: Ich musste als Kind Akkordeon<br />
lernen und spielte in der Schulzeit regelmäßig.<br />
Aber den Mund habe ich nicht aufbekommen.<br />
Wenn die Lehrerin mich bat,<br />
etwas zum Akkordeon zu singen, schwieg<br />
ich eisern. Singen war für mich wie nackt<br />
auf der Straße laufen. Ich habe mich früher<br />
nie dazu überwinden können. Und auch<br />
nach meiner Aufnahme in den KMGV benötigte<br />
ich einige Zeit, bevor ich in den Proben<br />
engagiert mitmachen konnte.<br />
Alex: Meine Eltern hatten mich früher<br />
schon einmal zur Dom-Sing-Schule geschickt.<br />
Aber als ich vor dem Direktor<br />
stand, der etwas auf dem Klavier spielte und<br />
mich bat, dazu zu singen, bekam ich keinen<br />
Ton heraus. Damit hatte sich diese Schule<br />
für mich erledigt. Aber ich fing danach mit<br />
Klavierspielen an. Später lernte ich Schlagzeug<br />
und E-Gitarre und spiele heute immer<br />
wieder mal in kleineren Bands.
Also wird Hausmusik gemacht?<br />
Alex: In der Weihnachtszeit packen wir<br />
schon mal Akkordeon und Gitarre aus.<br />
Meine Schwester und meine Mutter singen<br />
auch sehr gern.<br />
Andreas: Bei uns zu Hause wurde früher viel<br />
musiziert. Ein Onkel spielte Geige, ein<br />
anderer Akkordeon. Immer wenn sich die<br />
Familie traf, wurde Musik gemacht.<br />
Nach einem knappen Jahr KMGV gefragt:<br />
Macht es noch Spaß?<br />
Andreas: Durch einen glücklichen Zufall<br />
wechselte ich vor einem Jahr in ein Unternehmen<br />
in Köln, so dass ich nicht mehr die<br />
ganze Woche über auf Reisen war, wie<br />
zuvor. Somit habe ich keine Probleme, die<br />
KMGV-Termine wahrzunehmen. Es macht<br />
mir jetzt sogar noch mehr Spaß.<br />
Alex: Ich halte mir auf jeden Fall die Donnerstage<br />
frei. Es gab jetzt im Frühjahr in<br />
der Klausurphase manchmal Terminüberschneidungen,<br />
bei denen die Schule vorgehen<br />
musste. Ich bin immer wieder erstaunt,<br />
wie viel wir in zwei Stunden Proben mit<br />
Herrn Steiner erarbeiten. Wenn wir in unserer<br />
Band zwei Stunden proben, dann<br />
schaffen wir bei weitem nicht so viel.<br />
Gibt es weitere Hobbies außer dem KMGV?<br />
Andreas: Als Jugendlicher war ich in Polen<br />
sechs Jahre lang Mitglied in einer Volkstanzgruppe.<br />
Zum Tanzen gehe ich auch<br />
heute noch regelmäßig einmal in der<br />
Woche. Aus dem Tanzverein stammt auch<br />
die Bekanntschaft zu Ralf Schonauer. Außerdem<br />
tauche ich gern.<br />
Alex: Ich beschäftige mich seit einigen Jahren<br />
mit Domino-Events. Dazu haben wir<br />
mit ein paar Freunden das CDT (Cologne<br />
Domino Team) gegründet. Wir stellen Domino-Steine<br />
auf und lassen sie kontrolliert<br />
umfallen. Man kann sagen, dass wir die<br />
Nachfolge des Domino-Days angetreten<br />
haben, den es nicht mehr gibt. Aus Spaß<br />
wurde dann irgendwann Ernst. Heute bekommen<br />
wir Aufträge von Firmen, die solche<br />
Events zu Werbezwecken veranstalten.<br />
Wir waren schon in Indien und haben für<br />
Ford gearbeitet. Auch für Dominos Pizza<br />
aus den USA haben wir eine Aktion geplant<br />
und durchgeführt. Und einmal im Jahr<br />
veranstalten wir in der Sporthalle unseres<br />
Gymnasiums einen Domino-Event. In diesem<br />
Jahr stellen wir dort über 250.000<br />
Steine auf.<br />
Wie aufwendig muss man sich das vorstellen?<br />
Alex: Für einen Event mit 250.000 Steinen<br />
müssen wir zwei Wochen lang aufbauen. In<br />
dieser Zeit kommen wir nicht nach Hause,<br />
schlafen und essen vor Ort. Man muss alle<br />
drei Stunden eine Pause machen, dann lässt<br />
die Konzentration nach.<br />
Was willst Du später einmal beruflich machen?<br />
Alex: Es muss etwas mit Musik und Medien<br />
sein. Ich will am Ende des Tages etwas in<br />
der Hand halten, das ich geschaffen habe.<br />
<strong>Der</strong>zeit liebäugle ich mit einem Studium<br />
zum Bachelor of Music and Engineering<br />
(Tontechnik) in Düsseldorf.<br />
Wie stellt Ihr Euch Eure Zukunft im KMGV vor?<br />
Sehen wir Euch irgendwann mal als Cäcilianer<br />
auf der Zillche-Bühne?<br />
Domino-Event: über 250.000 Steine werden<br />
in diesem Jahr aufgestellt.<br />
Personen und Persönliches<br />
35
Schon unzählige Auftritte<br />
und trotzdem Lampenfieber.<br />
Kulturelles Engagement und<br />
Energie für die Region.
Alex: Auf jeden Fall will ich eines Tages im<br />
Divertissementchen mitspielen. Ich wollte<br />
schon in diesem Jahr mitmachen, aber mit<br />
dem Abitur parallel war mir das dann doch<br />
zu viel. Außerdem würde ich gern im Kammerchor<br />
mitsingen. Ich habe auch schon<br />
vorgesungen und wurde angenommen. Aber<br />
bevor das Abi nicht fertig ist, muss ich meine<br />
Zeit noch vorrangig der Schule widmen.<br />
Andreas: Ich möchte auch gern beim Divertissementchen<br />
mitspielen, aber dazu fehlt<br />
mir im Moment die Zeit. Aber irgendwann<br />
klappt das. Dann werde ich mir meinen Urlaub<br />
so einteilen, dass es funktioniert. Denn<br />
wenn ich dazu ja sage, dann übernehme ich ja<br />
auch eine Mitverantwortung für das Ganze.<br />
Und dieser Verantwortung möchte ich dann<br />
auch unbedingt gerecht werden. Und bis<br />
dahin werde ich zumindest aktiv bei der Mitgliederwerbung<br />
am Rande des Zillche mitmachen.<br />
Das gibt mir das Gefühl, irgendwie<br />
dabei zu sein, auch wenn ich nicht auf der<br />
Bühne stehe. Außerdem macht es Spaß, in<br />
diesem tollen Verein aktiv mitzuwirken.<br />
Alex: Die Werbeaktion um neue Mitglieder<br />
hat mir auch gut gefallen. Zudem habe ich<br />
ja ein persönliches Interesse daran, vor<br />
allem jüngeren Nachwuchs zu gewinnen,<br />
damit ich in meiner Altersklasse nicht mehr<br />
so allein bin im Verein.<br />
Fühlst Du Dich allein in dem großen Chor?<br />
Alex: Nein, aber es ist schon ein Unterschied,<br />
mit jüngeren oder mit älteren Leuten<br />
zu reden. Es macht Spaß, aber ich<br />
möchte das andere nicht missen. Ich kann<br />
zwar mit allen reden und werde auch gut<br />
angenommen. Aber mit jüngeren Leuten<br />
möchte ich schon auch noch zu tun haben.<br />
Insgesamt finde ich die Atmosphäre im<br />
KMGV locker und toll.<br />
Andreas: Das möchte ich unterstreichen. Ich<br />
verbringe im Chor meine Freizeit auf eine<br />
sehr angenehme Art und Weise. Für mich<br />
ist das ein super Ausgleich zum Beruf.<br />
Wart Ihr enttäuscht, als Ihr nach Eurer Entscheidung<br />
für den KMGV, die ja unter dem<br />
Eindruck des Zillche fiel, dann in den ersten<br />
Proben keine lustigen Lieder in bunten<br />
Kostümen singen durftet, sondern französische<br />
Texte von Tell lernen musstet?<br />
Alex. Ich war darauf vorbereitet. Ich wusste,<br />
ich komme in einen Chor und nicht zum<br />
Zillche. Allerdings – nach außen wirkt<br />
der KMGV schon wie ein Chor alter Männer.<br />
Wenn man aber erst mal drin ist, dann<br />
kommt es einem ganz anders vor, viel<br />
lustiger.<br />
Andreas: Ich finde die Vielfalt im KMGV besonders<br />
gut. Wir singen nicht nur Kirchenlieder,<br />
sondern auch Klassik, Weihnachtslieder,<br />
kölsche Songs, lustige Stücke und<br />
Volkslieder. Und dann noch das tolle Spektakel<br />
Zillche. Das ist eine überwältigende<br />
Vielfalt im Repertoire, die man so schnell<br />
nicht wieder findet. Ich frage mich, warum<br />
ich nicht schon vor 25 Jahren an den<br />
KMGV geraten bin. Richtig schade. Heute<br />
wäre ich todunglücklich, wenn ich aus irgendeinem<br />
Grund nicht mehr im Chor singen<br />
könnte.<br />
UR<br />
Mit seinen 18 Jahren ist Alexander einer der<br />
jüngsten Sänger bei Eintritt in den KMGV. Nur<br />
zwei Herren kamen jünger in den KMGV: Michael<br />
Rheindorf (nichtausübender Sänger) zählte 16<br />
Lenze, Henning Jäger war 17 Jahre alt bei seiner<br />
Aufnahme. Gerd Langenberg und Franz Starmans<br />
waren jeweils 18 Jahre alt. UR<br />
Personen und Persönliches<br />
37
KMGV Familie<br />
Geburtstage im August<br />
KMGV Familie<br />
38<br />
Geburtstage im Juli<br />
03.07.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Werner Pappert<br />
Fördermitglied<br />
03.07.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Carl W. Barthel<br />
Aktiver Sänger<br />
03.07.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Peter-Wolfram Wallraff<br />
Aktiver Sänger<br />
06.07.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Karin Kerp<br />
Fördermitglied<br />
14.07.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Claudia Feld<br />
Fördermitglied<br />
17.07.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Karl-Ludwig Schuhmacher<br />
Fördermitglied<br />
23.07.<strong>2013</strong> 90 Jahre<br />
Kurt Thewalt<br />
Fördermitglied<br />
23.07.<strong>2013</strong> 50 Jahre<br />
Frank Moshage<br />
Fördermitglied<br />
24.07.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Adolf-Josef Keymer<br />
Fördermitglied<br />
10.08.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Gerhard Hilburg<br />
Fördermitglied<br />
11.08.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Wolfgang Weires<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
14.08.<strong>2013</strong> 55 Jahre<br />
Matthias Pannes<br />
Fördermitglied<br />
20.08.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Dr. Helga von der Weiden<br />
Fördermitglied<br />
21.08.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Prof. Rolf Rübener<br />
Fördermitglied<br />
21.08.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Bernhard Trompertz<br />
Aktiver Sänger<br />
25.07.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Klaus P. Lemmer<br />
Fördermitglied<br />
25.07.<strong>2013</strong> 45 Jahre<br />
Claus Richter<br />
Aktiver Sänger<br />
27.07.<strong>2013</strong> 95 Jahre<br />
Gisela Schultheiß<br />
Fördermitglied
Geburtstage im Sept.<br />
02.09.<strong>2013</strong> 65 Jahr<br />
Detlef Plaumann<br />
Fördermitglied<br />
04.09.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Barbara Walter<br />
Fördermitglied<br />
05.09.<strong>2013</strong> 25 Jahre<br />
Christopher Brauckmann<br />
Assistent des Chorleiters<br />
07.09.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Franz Beyer<br />
Fördermitglied<br />
09.09.<strong>2013</strong> 55 Jahre<br />
Karl-Peter Gesell<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
10.09.<strong>2013</strong> 60 Jahre<br />
Wilhelm Kemper<br />
Fördermitglied<br />
18.09.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Heinz-Walter Gerling<br />
Fördermitglied<br />
21.09.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Peter Caspers<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
23.09.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Anton Zeleken<br />
Fördermitglied<br />
25.09.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Heinz Hombach<br />
Aktiver Sänger<br />
26.09.<strong>2013</strong> 55 Jahre<br />
Reiner Schulte-Barth<br />
Fördermitglied<br />
28.09.<strong>2013</strong> 50 Jahre<br />
Udo Demming<br />
Aktiver Sänger<br />
Als Fördermitglied<br />
begrüßen wir:<br />
Bernhard Eckert<br />
Margarete Veronika<br />
Geyermann<br />
Dr. Andreas Madaus,<br />
geworben durch Kurt Schwieren<br />
Gerhard Preckel,<br />
geworben durch Meinolf Rickert<br />
<strong>Der</strong> KMGV trauert um:<br />
Michael Dähnert<br />
Aktiver Sänger seit 1973<br />
Hans Sauer<br />
Fördermitglied seit 1978<br />
Franz Schänzler<br />
Aktiver Sänger seit 1952<br />
Margarete Sülzer<br />
Witwenmitglied<br />
KMGV Familie<br />
39<br />
21.09.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Ludwig Weber<br />
Nicht ausübender Sänger
Köln: 0221-179 44 43<br />
Leverkusen: 0214 - 400 08 10<br />
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Als neue Sänger begrüßen wir:<br />
André Boeck 1. Bass<br />
Jörn Kreuzahler 2. Tenor<br />
Siegfried Oedekoven 2. Tenor<br />
Florian Gutermuth 2. Tenor<br />
Mirco Lange 1. Bass<br />
Allgemeine Infos:<br />
Zum Binden der <strong>Burgbote</strong>n<br />
suchen wir folgende<br />
Ausgaben, welche bitte<br />
im Sekretariat abgegeben<br />
werden können:<br />
• <strong>Jahrgang</strong> 1977 Nr. 4 und<br />
• <strong>Jahrgang</strong> 1982 Nr. 10 + 11<br />
KMGV Familie<br />
41<br />
Impressum<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> ist die<br />
Vereinszeitschrift des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins.<br />
Sie erscheint viermal jährlich.<br />
<strong>Der</strong> Bezugspreis ist im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Herausgeber:<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
Mauritiussteinweg 59<br />
(Wolkenburg) 50676 Köln<br />
Telefon 0221 23 12 32<br />
Telefax 0221 23 75 58<br />
www.kmgv.de · info@kmgv.de<br />
Sekretariat: Birgit Larres<br />
Bürozeit: Montag, Dienstag,<br />
Mittwoch: 09.30 – 12.30 Uhr<br />
und 14.00 – 16.30 Uhr<br />
Donnerstag (Probetag):<br />
15.00 – 20.00 Uhr<br />
Freitag: 09.30 – 12.30 Uhr<br />
Bankverbindungen:<br />
Commerzbank AG, Köln,<br />
Konto 1318120 · BLZ 370 400 44<br />
Kreissparkasse Köln,<br />
Konto 99 17 · BLZ 370 502 99<br />
Sparkasse KölnBonn,<br />
Konto 5662 044 · BLZ 370 501 98<br />
Präsident: Gerd K. Schwieren<br />
Dirigent: Bernhard Steiner<br />
Redaktionsleitung<br />
Axel Hollander<br />
Uwe Rosenhahn<br />
Einsendeschluss für Artikel<br />
<strong>Burgbote</strong> 03.<strong>2013</strong>:<br />
15.09.<strong>2013</strong><br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Bernhard Nink (BN)<br />
Paul-Georg Fickus (GF)<br />
Jakob Gräf (JG)<br />
Axel Hollander (AH)<br />
Uwe Rosenhahn (UR)<br />
Ralf Strotmann (RS)<br />
Angelo Valtzis (AV)<br />
Björn Wilhelm (BW)<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
eingereichte Texte zu redigieren<br />
Anzeigen und Produktion:<br />
artwork Wolfgang Bialek<br />
Tel. 02232 9<strong>93</strong>5711<br />
Fax 0221 790760034<br />
Bildnachweis:<br />
Andreas Dengler, Foto+Design<br />
Andreas Fein, Jakob Gräf,<br />
Uwe Rosenhahn, Max Rosmiarek,<br />
Björn Wilhelm, fotolia.com
Kaffee, Kuchen,<br />
Wein und Gesang…<br />
<strong>Der</strong> Seniorennachmittag des KMGV<br />
42 Rund 70 ältere aktive Sänger, ehemalige<br />
Chormitglieder und Ehefrauen sowie Witwenmitglieder<br />
des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins trafen sich am 14. Mai <strong>2013</strong> zum<br />
jährlichen Seniorennachmittg in der Wolkenburg.<br />
Im festlich geschmückten Alexiana-Saal<br />
wurden die Gäste von Organisator Reiner<br />
Przygoda begrüßt, der zugleich die Moderation<br />
der Veranstaltung übernommen hatte.<br />
Anschließend informierte Vizepräsident<br />
Meinolf Rickert über die Änderungen bei<br />
der nächsten Spielzeit der Cäcilia Wolkenburg<br />
(siehe Artikel »Vorstellabend« in diesem<br />
Heft auf Seite 24), den Sängerzuwachs<br />
dank der Werbeaktionen des Vereins und<br />
stellte die neue Sekretärin Frau Larres vor.<br />
Manfred Kölzer vom Cäcilia-Ausschuss<br />
ließ die Gäste einen ersten Blick ins Drehbuch<br />
des neuen Zillche »Dä Schinghillige«<br />
werfen.<br />
Horst Meyer eröffnete mit Gesang und Gedicht<br />
das bunte Rahmenprogramm des<br />
Nachmittags. Dazu beigetragen haben auch<br />
Richard Soléau, Gerd Rück und Dieter<br />
Hagen. Begleitet wurden die Sänger von<br />
Max Rosmiarek am Klavier.<br />
Für ein ausgesprochen leckeres und reichhaltiges<br />
Kuchenbuffet, einen deftigen Imbiss<br />
und diverse Getränke war ebenfalls ge-
Seniorennachmittag<br />
43<br />
sorgt. Neben allen Beteiligten am Programm<br />
soll an dieser Stelle auch Josef Wittling für die<br />
Weinspende und den Organisatoren Dank gesagt<br />
werden. Bereits zum vierten Mal in Folge<br />
hatte sich Reiner Przygoda um Vorbereitung<br />
und Durchführung der beliebten Veranstaltung<br />
gekümmert.<br />
Organisator Reiner Przygoda
Kammerchor<br />
Auftritt bei der<br />
111-Jahr-Feier des<br />
Sozialdienstes<br />
Katholischer Männer<br />
Rund 500 Besucher waren am 24. Mai <strong>2013</strong><br />
auf dem Neumarkt in Köln bei der 111-Jahr-<br />
Feier des Sozialdienstes Katholischer<br />
Männer (SKM) zu Gast.<br />
Die Hilfsorganisation hatte neben vielen<br />
anderen Künstlern auch den KMGV um<br />
einen Kurzauftritt während der ganztägigen<br />
Veranstaltung gebeten.<br />
Da schlug wieder einmal die Stunde des<br />
Kammerchores, der wegen der zu geringen<br />
Ausmaße der Bühne und der Kurzfristigkeit<br />
der Einladung anstelle des großen Chores<br />
der Bitte im Auftrag des Vereins nachkam.<br />
Mit Volksliedern und einigen neuen Stücken<br />
aus dem Repertoire <strong>2013</strong> trug das Ensemble<br />
zum Gelingen der Veranstaltung bei.<br />
<strong>Der</strong> Sozialdienst Katholischer Männer<br />
(SKM) tritt seit 111 Jahren für Menschen<br />
am Rande der Gesellschaft ein. Das jecke<br />
Jubiläum hat einen ernsten Grund, erläutert<br />
Geschäftsführer Wolfgang Scheiblich:<br />
»70.000 Kölner leben von Transferleistungen;<br />
die Kluft wird immer größer. Das wirkt<br />
sich auf die Mitte aus.«<br />
UR<br />
Kammerchor<br />
45
Wichtige Dokumente<br />
sind noch immer unter der Erde | Teil 2<br />
46<br />
Regelmäßig berichtet der »<strong>Burgbote</strong>« an<br />
dieser Stelle über das Archiv des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins. Heute werfen wir<br />
einen Blick auf den Fortgang der Arbeiten<br />
an der Bergung und Wiederaufbereitung<br />
der bei Einsturz des Kölner Stadtarchivs vor<br />
vier Jahren (3. März 2009) verschütteten<br />
Dokumente des KMGV. Außerdem geht<br />
es darum, wie wir künftig mit den nicht<br />
im Stadtarchiv eingelagerten<br />
Unterlagen<br />
umgehen.<br />
»Vieles von dem, was<br />
sich im Historischen<br />
Archiv befand«, erklärt<br />
KMGV-Präsident Gerd<br />
Schwieren, »ist gerettet,<br />
aber es liegt auch<br />
noch einiges in dem<br />
Schlamm, der sich<br />
nun dort befindet,<br />
wo einst das Archiv<br />
stand.« ‚Gerettet‘ sind<br />
zum Beispiel unzählige<br />
Seiten, die die Geschichte des KMGV<br />
dokumentieren und beleuchten. Sie sind<br />
zumindest aus der Einsturzstelle geborgen<br />
und gefriergetrocknet. Dieses Verfahren<br />
verhindert, dass Organismen, die das Papier<br />
angreifen könnten, tätig werden. Bei sehr<br />
niedrigen Temperaturen können sie nämlich<br />
nicht aktiv werden. Nun müssen die<br />
Unterlagen von den Spezialisten gesichtet<br />
und so gut es geht restauriert werden. Hier<br />
ist mehr möglich als man sich als Laie vorstellen<br />
kann. Zwar sind die Dokumente<br />
nicht immer von historisch wichtiger Bedeutung<br />
wie die »Statuten von 1437« der<br />
Stadt Köln, doch ist nicht nur für den<br />
KMGV sondern auch für Historiker sehr<br />
interessant, was dieser Verein in den vielen<br />
Jahren seit seiner Gründung so alles unternommen<br />
hat.<br />
Im Raum steht noch die Frage, ob die Gründungsurkunde<br />
des Vereins gerettet wurde.<br />
Vieles schlummert noch »irgendwo« – sei es<br />
in der Einsturzgrube, sei es in der Gefriertrocknungsanlage.<br />
Erst im Laufe vieler Jahre<br />
werden wir erfahren,<br />
was alles wieder ans<br />
Licht kommt und von<br />
uns eingesehen werden<br />
kann. Die Dokumente<br />
unseres Chores stehen<br />
nun einmal nicht an<br />
erster Stelle der Aufmerksamkeit<br />
der Restauratoren.<br />
Dabei ist<br />
zu beachten: Das meiste<br />
ist schon auf Film<br />
gebannt, aber die Original-Dokumente<br />
in<br />
Händen halten zu können,<br />
ist schon etwas anderes, als sich die<br />
verfilmte Variante anzuschauen.<br />
In diesem »Irgendwo« liegen die Mitgliederlisten<br />
des KMGV, beginnend im Entstehungsjahr<br />
1842. Für den Kölner Männer-<br />
Gesang-Verein vielleicht gewissermaßen als<br />
Ersatz interessant könnten auch die Listen<br />
sein, in denen die Stimmführer (gewiss in<br />
Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Chorleiter)<br />
festgeschrieben hatten, wer bei Konzerten<br />
an welcher Stelle zu stehen hatte.<br />
Ja, so etwas gab es tatsächlich. Man könnte<br />
schon fast meinen, da hätten in unserem<br />
guten alten Köln die Preußen ihren zuweilen<br />
übertriebenen Ordnungssinn hinterlas-
sen. Leider gehören auch diese Listen zu<br />
den Unterlagen, die es noch zu retten gilt.<br />
Doch was befindet sich eigentlich noch in<br />
unserem hauseigenen Archiv und ist nicht<br />
verschüttet, weil es – glücklicherweise –<br />
nicht an das Stadtarchiv übergeben worden<br />
war? Vor allem Noten, Noten, Noten…<br />
und die besonders wertvollen Archivalien<br />
(z.B. eine Urkunde der englischen Königin<br />
Victoria), die unsere Verantwortlichen dann<br />
doch nicht aus der Hand geben wollten,<br />
bzw. solche, die noch nicht sortiert worden<br />
waren.<br />
Die Aufarbeitung dieser »Restbestände«, die<br />
einen nicht gerade geringen Umfang haben,<br />
ist inzwischen von unseren Mitgliedern<br />
Dirk Pütz und Klaus Bornefeld in Angriff<br />
genommen worden. Auch Günther Roggendorf,<br />
der zu den wandelnden Nachschlagewerken<br />
zählt und an der Zukunft<br />
des Archives seinen Anteil hat, ist hier nicht<br />
zu vergessen. Gewiss wäre es der Sache zuträglich,<br />
wenn diese Gruppe vergrößert werden<br />
könnte. Die Geschichte des KMGV<br />
aufzuarbeiten und die Fortsetzung dieses<br />
Archives – auch was wir heute machen, wird<br />
einmal Geschichte des KMGV sein – sind<br />
keine Aufgaben, die nur an zwei oder drei<br />
Personen hängen sollten. Ein Arbeitskreis<br />
könnte sich diese Arbeit gewiss gut teilen.<br />
Was die Geschichte und die Zukunft unseres<br />
Archives betrifft, so gibt es noch viele Informationen<br />
zu sammeln, so auch von Dr.<br />
Eberhard Illner, der bis vor einigen Jahren<br />
Hauptansprechpartner des KMGV beim<br />
Historischen Archiv war und jetzt das<br />
Historische Zentrum von Wuppertal leitet.<br />
Er kann uns gewiss auch noch einiges über<br />
die Zusammenarbeit und die Entwicklung<br />
aus der Sicht des damaligen Historischen<br />
Archives berichten.<br />
Wenn jemand aus der Leserschaft des<br />
»<strong>Burgbote</strong>« Unterlagen, Fotografien und<br />
sonstige Dokumente über den KMGV bei<br />
sich oder an anderer Stelle findet, und die<br />
er entbehren kann, möge bitte darüber<br />
nachdenken, ob sie angesichts des Archiveinsturzes<br />
nicht besser beim Verein selbst<br />
aufgehoben wären.<br />
So meldete sich beispielsweise im November<br />
vergangenen Jahres ein Bekannter,<br />
Klaus Kalkuhl, bei mir, der den Haushalt<br />
seiner Tante auflösen musste und in den<br />
Unterlagen Fotos, Noten und Textbuch<br />
seines Großvaters gefunden hatte. Dieser<br />
hatte im KMGV und im Divertissementchen<br />
mitgewirkt. »Das ist doch vielleicht<br />
etwas für Euch!«<br />
Zur alten Größe wird das KMGV-Archiv<br />
wohl nicht mehr zurückkehren…tragen wir<br />
dazu bei, dass es aber wieder wachsen kann.<br />
AV<br />
KMGV – Archiv<br />
47
Das Einsingen:<br />
Von der Komplexität des Einfachen<br />
Ein ausgiebiges Einsingen will die körperliche Disposition für guten Gesang schaffen und<br />
fünf Grundlagen vorbereiten: Haltung, Atmung, Resonanz, Geläufigkeit, Intonation.<br />
48<br />
Nachdem ein (oder mehrere) Akkorde auf<br />
dem Flügel oder ein sammelndes »meine<br />
Herren« die Aufmerksamkeit nach vorne<br />
gelenkt hat, beginnen Herr Brauckmann<br />
oder Herr Steiner gewöhnlich mit Übungen,<br />
die zunächst auch an physiotherapeutisches<br />
Turnen erinnern: Schultern kreisen<br />
lassen, nach vorne- nach hinten, es knackt<br />
manchmal in den Verspannungen gewaltig.<br />
Oder wippen auf Zehen und Ballen, Balance<br />
finden, einen beweglichen sängerischen<br />
Stand finden (der freilich in der zumeist<br />
sitzend verbrachten Probenzeit kaum<br />
zum Einsatz kommt). Die Schultern heben<br />
und fallen lassen. Jeder, der den Tag mit<br />
Maus und Monitor verbracht hat, spürt die<br />
krampflösende, muskelentspannende Wirkung<br />
dieser Übungen zur Haltung. Wie<br />
sehr Haltung dann auch Einfluss auf Intonation,<br />
Rhythmus und das ganze Körpergefühl<br />
hat, konnten wir erleben als wir am<br />
Probenwochenende morgens mit dem ganzen<br />
Körper wie eine Glocke schwingend Intonationsübungen<br />
machten.<br />
Eine gute Haltung und gelockerte Muskulatur<br />
sind Grundvoraussetzung für gute<br />
Atemtechnik und Intonation. Jeder Chorist<br />
wird wohl in seinem Alltag vor der Probe oft<br />
anders geatmet haben: Hektisch zwischen<br />
zwei Telefongesprächen, unkonzentriert beliebig<br />
zwischen Wörtern eines nicht so<br />
wichtigen Gesprächs, flach und oberflächlich.<br />
Aber jetzt soll der Atem Träger eines<br />
»schönen« Tones, einer ganzen Musikpassage<br />
werden, in der wir Silbenartikulation<br />
(der Hörer wegen übergenau), Tonfolgen,<br />
Phrasierungen, Rhythmik und Dynamik zu<br />
einer künstlerischen Aussage formen. Eigentlich<br />
eine ganze Menge »Dinge«, die da<br />
wie immer bei der zeitgebundenen Musik<br />
»au point« zusammenkommen müssen. Die<br />
Atmung ist das Fundament. Zuerst einmal<br />
heißt es »alle Luft muss raus, Spannung<br />
halten, einströmen lassen«. Zwei Grundanforderungen<br />
trainieren wir dann. Zum<br />
Einen den sprichwörtlichen »langen Atem«<br />
– Einatmen und langes konzentriertes Ausatmen<br />
z. B. auf »f«, bringen Tiefe und Ruhe<br />
in den »Atemapparat« und lassen ein Gefühl<br />
für das eigene Atemvolumen entstehen<br />
(was wiederum Voraussetzung für gekonntes<br />
»chorisches Atmen« ist).<br />
In schnellen Passagen und Läufen mit enger<br />
Silbenfolge ist dann ein aktives Zwerchfell<br />
gefragt. Im täglichen »Normalleben« gebrauchen<br />
wir es zur Artikulation kaum, nur<br />
beim Lachen spüren wir es. Die Übung zum<br />
schnell gezischten »ß« im Wechsel mit<br />
»sch«, besonders mit der Hand auf den<br />
Bauch gelegt, lässt spüren, dass da ein ge-
waltiger Unterstützer für die Tonbildung<br />
trainiert wird. Lange übergebundene Phrasen<br />
wie im »Pilgerchor« oder schnelle Passagen<br />
wie beim »Fliegenden Holländer« lassen<br />
die Abhängigkeit guten Chorgesangs<br />
von guter Atmung erkennen.<br />
Einsingen mit Chorschulleiter Gernot Wolff –<br />
alle Luft muss raus, Spannung halten …<br />
Zum Atmen kommen nun Übungen zu Resonanz,<br />
Geläufigkeit und Intonation. Wir<br />
bilden Töne in ruhigem Zeitmaß, es ist ein<br />
Üben des Hörens, der Aufnahme des Tones<br />
und der konzentrierten Wiederholung.<br />
Ganztoniger Tonwechsel auf »m« oder »o«,<br />
legato gesungen, können folgen. <strong>Der</strong> ganze<br />
Mund- und Wangenraum ist Resonanzkörper<br />
des Tones. Das Reiben der Hände und<br />
Ausstreichen der Wangen mit den Händen<br />
dient dazu, diesen Klangraum elastisch und<br />
offen zu machen.<br />
Es sind rasche Übungen, die Geläufigkeit<br />
trainieren, schnelle Tonreihen auf bomm,<br />
bomm… oder brio, brio, brio: Das Zwerchfell<br />
arbeitet dabei ganz ordentlich, eine<br />
schnelle, akkurate Artikulation wird trainiert,<br />
zusammen mit einer genauen Intonation<br />
bei den auf- und absteigenden Läufen.<br />
»Laufen lassen, nicht auf Leitern klettern«,<br />
heißt es von vorne. Beweglich, leicht und<br />
locker soll es sein, halt ganz selbstverständlich<br />
wirken. Es sind ja nur Miniaturen, aber<br />
die haben ihre Tücken: Nicht immer erreichen<br />
wir so ganz sauber den Spitzenton und<br />
landen auch mal leicht unter dem Ausgangston.<br />
Auch wenn es locker erscheinen<br />
soll, muss es doch mit guter Spannung,<br />
nicht unkontrolliert, angegangen werden.<br />
Musikalische Geläufigkeit, intonatorische<br />
Sicherheit und artikulatorische Klarheit:<br />
Wie anspruchsvoll das zusammen sein<br />
kann, zeigt uns das Einstudieren von<br />
»Norma il predisse…«.<br />
Meist ist es bei allen Übungen zum Einsingen<br />
ein Arbeiten am Kleinen, so auch bei<br />
den Übungen zu Intonation und Tonraumerweiterung.<br />
Wer hätte schon vorher daran<br />
gedacht, dass allein ein Vokalwechsel auf<br />
gleichem Ton, von »o« auf »a«, gesanglich<br />
eine fatale Linie nach unten in Gang setzen<br />
kann. Volle stimmliche Konzentration ist<br />
hier angesagt. Die wird dann weiter gefordert<br />
in weiten Tonfolgen, weiche Legati,<br />
manchmal rhythmisiert, die die Stimme in<br />
den Tenor- und dann in den Bassbereich<br />
hinein öffnen. Wir trainieren eine »Phrasierung,<br />
als wenn’s die feinste Melodie wäre«.<br />
Und dazu gehören nun fester Stand, Körperpräsenz,<br />
Atemspannung, aktives Hören<br />
und die konzentrierte Intonation des Tones<br />
schon vorab im Kopf zusammen, ganz<br />
schön komplex…<br />
Den Abschluss bildet dann oft der große<br />
Akkord, der Vierklang aller Stimmlagen,<br />
Klangarchitektur vom Feinsten. Vielleicht<br />
spüren dann viele Choristen: Einsingen ist<br />
sicher Aufwärmen der Stimme aber auch<br />
Konzentrationstraining für alle Grundlagen<br />
des Chorgesanges. 15 Minuten sind seit<br />
Beginn vergangen: »Bitte meine Herren,<br />
nehmen Sie Platz. Wir beginnen mit…«<br />
Eigentlich setzen wir fort, machen weiter<br />
mit der Anwendungsphase.<br />
BN<br />
Das Einsingen<br />
49
Gruppe 20 mit Sang und Klang durch Kölle<br />
Es ist guter Brauch der Gruppe 20, sich in jedem Jahr mit kölscher Geschichte und Kultur<br />
zu befassen. Was liegt bei Sangesbrüdern näher, als dies mit Musik zu verbinden?<br />
50<br />
Gut, dass in der Gruppe Talente sind, die<br />
sich nicht nur im Chor stimmlich einbringen,<br />
sondern auch musizieren können und<br />
Kenntnis der Kölner Stadtgeschichte und<br />
des Kölner Liedgutes haben. Johannes<br />
Fromm (Akkordeon) und sein Partner Volker<br />
Hein (Moderation) luden als das Duo<br />
»Herrschmitz« (www.herrschmitz.info) am<br />
11. Mai zu einem musikalischen Altstadtspaziergang<br />
durch das Vringsveedel ein.<br />
Nach einem musikalischen Auftakt vor der<br />
Kirche Zint Jan ging es zum Karl-Berbuer-<br />
Brunnen, wo bei einem Glas Kölsch Berbuers<br />
Klassiker angestimmt wurden (Müllemer<br />
Böötchen, Trizonesien, Fastelovend im<br />
Himmel usw.).<br />
Duo »Herrschmitz«<br />
Johannes Fromm und Volker Hein
Als alle Teilnehmer mitsangen breitete sich<br />
so etwas wie Karnevalsstimmung aus.<br />
An den nächsten Stationen war neben<br />
Heiterem auch Besinnliches zu hören, z.B.<br />
an der Elendskirche die Anekdote vom<br />
nächtlichen Besuch Casanovas 1760 bei der<br />
jungen Bürgermeistersgattin.<br />
Das gutgelaunte Duo Herrschmitz (KStA v.<br />
13.5.<strong>2013</strong> »…haben die zwei die Fusion<br />
aus Touristenführer und Kleinkunst perfektioniert«)<br />
führte die Gruppe 20 an<br />
Orte, die selbst manchem Kölnkenner unbekannt<br />
waren. Oder wer wusste, dass<br />
in der Landsbergstraße die Holzhandlung<br />
Schumacher ein erstaunliches Privatmuseum<br />
betreibt, das die zweitausendjährige<br />
Geschichte des Severinsviertels<br />
dokumentiert?<br />
Wir erfuhren auch, dass Willi Ostermanns<br />
Lied vom verstopften Ofenrohr (Kutt erop)<br />
sich auf eine wahre Begebenheit bei seiner<br />
Schwiegermutter Odilia Palm in der Achterstraße<br />
bezog. Nach einem musikalischen<br />
Besuch bei Trude Herr, einem Urgestein aus<br />
dem Vringsveedel wie auch Bömmel Lükkerath<br />
oder Wolfgang Niedecken (alle wurden,<br />
wie übrigens auch Baas Jakob Gräf im<br />
Severinsklösterchen geboren), fand die<br />
Führung im Alten Brauhaus ihren geselligen<br />
Ausklang.<br />
JG<br />
Weitere Aktivitäten<br />
der Gruppe 20 in <strong>2013</strong>:<br />
• Volksliedersingen a capella mittwochs im<br />
Cäcilienzimmer<br />
• Führung im Haus der Geschichte in Bonn<br />
• Besuch des Hänneschen-Theaters<br />
• Adventskonzert in einem Seniorenzentrum<br />
An allen Aktivitäten können auch<br />
Nichtgruppenmitglieder teilnehmen.<br />
Ansprechpartner: Baas Jakob Gräf.<br />
Aus den Gruppen<br />
51
Wer ist Ma-ha-te?<br />
… oder das Rätsel der Silbensprünge<br />
Nun habt Ihr, liebe Sänger, ja ein fantastisches<br />
Konzert in der Philharmonie abgeliefert.<br />
Ein schöner Zeitpunkt um mal wieder<br />
ein wenig zu spötteln. Verbunden mit der<br />
Bitte: Nehmt es mir nicht allzu übel, wenn<br />
ich den Finger in Eure kleinen sängerischen<br />
Wunden lege. Und noch eine zweite Bitte<br />
direkt hinterher: Werdet nicht zu perfekt,<br />
denn dann bleibt ja nichts mehr zum spötteln.<br />
52<br />
Was habe ich mich in den letzten Monaten<br />
immer wieder auf meinem Dachsparren gefreut,<br />
wenn die wagnerianische Fingerübung<br />
aus der italienischen Oper aufgerufen<br />
wurde. »Norma il predisse, o Druidi«<br />
hieß das gute Stücke und dem zweiten Teil<br />
galt mein besonderes Augenmerk.<br />
Mit herzerfrischender Regelmäßigkeit<br />
wurde zu Beginn dieses zweiten Gesangsteils<br />
ein ominöser »Ma-ha-te« besungen.<br />
Auch wenn sich schon bald herausstellte,<br />
dass es sich einfach um eine falsche Verteilung<br />
von Silben auf nicht vorhandene<br />
Noten handelte – richtig musste es nämlich<br />
heißen »Ma-te-o-ho-ba-har-ba-ha-ri« –<br />
entwickelte der unbekannte »Ma-ha-te« ein<br />
ebenso rätselhaftes wie dauerhaftes Eigenleben.<br />
Woran dies lag? Drei Thesen:<br />
These 1: Unterbewusst wollten die Sänger<br />
des KMGV zur Lösung eines der großen<br />
verbliebenen Rätsel aus der diesjährigen<br />
Karnevalszeit beitragen. Hier beschäftigte<br />
nämlich ganz Köln nur eine einzige große<br />
Frage: »Wer war eigentlich der Spion?« Voller<br />
Zweifel entließ die Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cäcilia Wolkenburg in diesem Jahr<br />
ihre Gäste in die Karnevals-Session – die<br />
Spekulationen, wer denn nun der aus Rom<br />
entsandte Agent aus »Vivat Colonia« gewesen<br />
sein mag, schossen ins Kraut. Antworten<br />
gab es keine. Die Spielzeit endete und<br />
trotz groß angelegter Suche konnte man des<br />
römischen Agenten nicht habhaft werden.<br />
Und wer will es den Sängern des KMGV<br />
verdenken, auch über das Ende der Spielzeit<br />
hinaus nach Lösungen zu suchen?<br />
»Ma-ha-te« ist eben eine denkbare Antwort.<br />
Auch wenn dieser ominöse »Ma-ha-te« –<br />
möglicherweise ein Abgesandter eines<br />
mittelamerikanischen Reiches – in keinem<br />
Script des Stückeschreibers zu finden war,<br />
hielt sich der Glaube bei den KMGV-Sängern<br />
ebenso hartnäckig wie dauerhaft und<br />
musste einfach regelmäßig bei den Proben<br />
zum Jahreskonzert besungen werden.<br />
These 2: Entgegen der gut gemeinten und<br />
häufig ausgesprochenen Anregung des<br />
Dirigenten, der Eigendynamik sich wiederholender<br />
Fehler bei der Einstudierung von<br />
Stücken durch entsprechende Eintragungen<br />
mit dem am Sänger geführten Bleistift<br />
zu begegnen, widersetzte sich dieser Fehler<br />
standhaft. Das Infame an »Ma-ha-te« war:<br />
Es stand von Beginn an völlig richtig und<br />
eben einfach gänzlich unzweideutig in den
Noten. Stellt sich die Frage, wie will man<br />
eine Eintragung machen, wenn alles in den<br />
Noten zu finden ist? Ein denkbarer Hinweis<br />
des musikalischen Leiters, vielleicht einfach<br />
nur richtig zu lesen, wäre dann doch etwas<br />
anmaßend gewesen. Und das machte auch<br />
meinen besonderen Spaß auf dem Dachbalken<br />
sitzend aus: Ein Fehler den es eigentlich<br />
gar nicht geben darf, weil er rein<br />
der Phantasie der Sänger entspringt, lässt<br />
sich eben auch kaum korrigieren. Da kann<br />
man sich schon diebisch drüber freuen,<br />
wenn wieder ein starkes Drittel der Sänger<br />
in die Falle der Silbensprünge tappt.<br />
Oder entsprang »Ma-ha-te« dem perfiden<br />
Wunsch, den Dirigenten mindestens einmal<br />
wirklich sprachlos zu erleben?<br />
These 3: Die Kraft eines Fehlers entwickelt<br />
eine ansteckende Eigendynamik. Dieses<br />
Gesetz lässt sich vor allem bei wechselnden<br />
Probenbeteiligungen beobachten. Konkret:<br />
Nachdem sich ein hoher Prozentsatz von<br />
Sängern nach vielfacher Wiederholung der<br />
entsprechenden Stelle bei einer Probe entschieden<br />
hatten, wehmütig von »Ma-ha-te«<br />
Abschied zu nehmen, wurden die Noten<br />
zugeklappt und eingesteckt. Nach mehreren<br />
Wochen wurde das Stück dann zur<br />
Auffrischung wieder hervorgeholt.<br />
Allerdings waren dann anteilig andere<br />
Sänger bei der Probe anwesend, die sich zu<br />
meiner großen Freude nicht nur still in den<br />
Fangstricken der Silbenverteilung verhedderten,<br />
sondern mit großer Selbstverständlichkeit<br />
und ebenso großer Lautstärke den<br />
Fehler gegen alle Angriffe der richtigen<br />
Interpretation zu verteidigen wussten. Mit<br />
dem Resultat, dass sich auch die Sänger, die<br />
zuletzt noch mit viel Mühe der richtigen Silben-Notenverteilung<br />
zugestimmt hatten,<br />
erneut der freien Phantasie überließen. Nur,<br />
um nach dem falschen »Ma-ha-te« erneut<br />
zu merken, dass man mit den verbleibenden<br />
Noten und den verbleibenden Silben zu<br />
keiner sinnstiftenden Verteilung mehr kommen<br />
konnte. Bis kurz vor dem Konzert ließ<br />
sich dieser Angriff der Selten-Prober gegen<br />
die Vielfach-Prober beobachten und offen<br />
gestanden möchte ich gar nicht wissen, wie<br />
viele Sänger im Konzert sich mit genuschelter<br />
Silbenverteilung über diese Stelle hinweg<br />
gemogelt haben.<br />
Aber eine Bitte darf ich zum Schluss äußern:<br />
Bitte gebt mir auch zum nächsten Konzert<br />
mindestens eine »Ma-ha-te«-Stelle, damit<br />
ich meinen Humor nicht verliere und wieder<br />
ein Thema habe, über das ich ein wenig<br />
spötteln kann.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> spöttelt<br />
53
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54<br />
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Aus dem Archiv<br />
Unter kaiserlichem Schutz<br />
Protektorat Kaiser Wilhelms II. über den KMGV<br />
Durch Kabinettsordre vom 21. Juli 1888<br />
übernahm Kaiser Wilhelm II. das Protektorat<br />
über den KMGV wie schon sein Vater<br />
König Wilhelm I. im Jahre 1861. <strong>Der</strong> Verein<br />
gehörte zu den vom Kaiser bevorzugten<br />
Chören. »Es geht mir nichts über Männergesang«.<br />
Mit diesen Worten dankte er dem<br />
Vorstand für die Liedervorträge des Vereins<br />
bei der Einweihung der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.<br />
Die Vorliebe Kaiser Wilhelms für den<br />
Männergesang fand ihren Ausdruck in der<br />
Stiftung eines Wanderpreises, der so genannten<br />
Kaiserkette, die alle vier Jahre vergeben<br />
werden sollte. Zugelassen waren für<br />
den Gesangswettstreit nur Chöre mit mindestens<br />
100 Sängern. Unter seinem Dirigenten<br />
Josef Schwartz trat der KMGV mit<br />
172 Sängern in einer 6.000 Zuhörer fassenden<br />
Festhalle im Orangeriepark in Kassel im<br />
Frühjahr 1899 gegen 33 andere Chöre an.<br />
Neben einem Stück eigener Wahl hatten die<br />
Teilnehmer einen sechs Wochen zuvor eingereichten<br />
Chor vorzutragen. In einer zweiten<br />
Wahl war ein zuvor unbekannter Stundenchor<br />
zu bewältigen. Das Urteil des<br />
Preisgerichts erfolgte einhellig zugunsten<br />
des KMGV und Kaiser Wilhelm überreichte<br />
dem Präsidenten von Othegraven und dem<br />
Dirigenten J. Schwartz die Kaiserkette.<br />
Bei ihrer Rückkehr nach Köln wurden die<br />
Sänger des KMGV in einem Festzug zur<br />
Wolkenburg durch eine große Menschenmenge<br />
und Abordnungen vieler Vereine geleitet.<br />
Bereits 1909 gewann der KMGV zum zweiten<br />
Mal das Wettsingen mit 34 Chören.<br />
Ein Sängerausspruch von 1899 ist überliefert:<br />
»Wir deutschen Sänger fürchten Gott<br />
und sonst nichts auf der Welt – als den Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein«.<br />
Freundschaftliche Beziehungen zum<br />
Wiener Männergesangverein<br />
Zu Ehren des 1843 gegründeten Wiener<br />
Männergesangvereins veranstaltete der<br />
KMGV am 28. Juli 1899 im Gürzenich<br />
einen Festabend. Typisch für die Herzlichkeit<br />
der Beziehungen war der an diesem<br />
Abend vorgetragene Wechselgesang der<br />
Kölner und Wiener Sänger unter dem Titel<br />
»Blaue Donau – grüner Rhein« (Titel unseres<br />
Konzertes 2010!).<br />
Im Frühjahr 1901 unternahm der KMGV<br />
dann einen Gegenbesuch in Salzburg und<br />
Wien. Höhepunkt der Sängerfahrt war ein<br />
Liedervortrag bei Kaiser Franz-Josef und<br />
seiner Hofgesellschaft im Schloss Schönbrunn.<br />
Anschließend erfolgte ein Empfang<br />
bei den Bürgermeistern der Stadt Wien<br />
Aus dem Archiv<br />
55<br />
KMGV-Präsident Ludwig von Othegraven
Dr. Lueger, Strobach und Dr. Neumayr.<br />
Bürgermeister Dr. Lueger<br />
wurde die Ehrenmitgliedschaft verliehen.<br />
Hierfür bedankte er sich mit<br />
den Worten: »Ich bin umso mehr<br />
erfreut, als ich hierin nicht nur eine<br />
Ehrung meiner Person, sondern<br />
auch meiner Vaterstadt erblicke…«<br />
Aus dem Archiv<br />
PS: Wäre die gemeinsame große Vergangenheit<br />
nicht Anlass wieder Kontakt<br />
mit dem ebenso traditionsreichen<br />
Wiener MGV aufzunehmen und vielleicht<br />
ein gemeinsames Konzert in seinem<br />
Großen Musikvereinssaal zu veranstalten?<br />
Einen Wiener Dirigenten<br />
haben wir ja schon…<br />
JG<br />
56
O-Töne Steiner<br />
So müssen Sie das machen,<br />
das ist Singen. Das andere war<br />
Badewanne.<br />
Fermate – das ist die Stelle, an der<br />
wir uns gegenseitig anlächeln.<br />
Gut vorbereiten auf den Oktavsprung.<br />
Das darf sich nicht wie ein Magengeräusch<br />
anhören.<br />
Das ist doch kein Ton. Ein solches<br />
Geräusch macht der Toaster, wenn er das<br />
fertige Brot auswirft.<br />
Das Zwerchfell sitzt dort, wo früher die<br />
Bauchmuskulatur war.<br />
Es muss nicht logisch sein, nur richtig.<br />
Pausen sind auch Musik. Und das<br />
Schönste an den Pausen: Man hat nie<br />
Intonationsprobleme.<br />
Ich weiß, Sie gehen jetzt durch die<br />
Hölle, aber dafür kommen Sie auch<br />
früher in den Himmel.<br />
Manchmal habe ich das Gefühl, Sie<br />
hängen einen Ton an einen Haken<br />
und schauen zu wie er da baumelt.<br />
»Schön es et in Colonia« – Wenn Sie<br />
das mit diesem Gesichtsausdruck<br />
singen, glaubt Ihnen das kein Mensch!<br />
Fast jeder, der einen Kopf hat, hat auch<br />
eine Kopfstimme, aber nicht jeder,<br />
der einen Kopf hat, hat auch was drin.<br />
Beim Ansingen eines Tones: Gut korrigiert,<br />
aber es ist nur richtig, wenn die Korrektur<br />
nicht nötig ist.<br />
Das ist ja ein Geschwimme – dafür gibt es<br />
nicht einmal das Seepferdchen.<br />
Nach einer misslungenen Intonation: Und dann<br />
nimmt man sich einen Strick und hängt sich auf.<br />
O-Töne Steiner<br />
57
KMGV Termine <strong>2013</strong><br />
• Die KMGV-Proben finden donnerstags von 19 bis 21.30 Uhr in der Wolkenburg statt.<br />
• Die Chorschule für bereits aufgenommene Sänger findet donnerstags von 18 bis 19 Uhr statt.<br />
• Die Chorschule für Aspiranten findet dienstags in zwei Durchgängen statt,<br />
von 18 bis 19.30 und von 19.30 bis 21 Uhr.<br />
Interessierte sind herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich im Sekretariat.<br />
KMGV Termine <strong>2013</strong><br />
Besonderheiten » 3. Quartal <strong>2013</strong><br />
Samstag 14.09. 18:00 KMGV-Gedenkgottesdienst St. Germanus, Wesseling<br />
Do. bis So. 19. bis 22.09. Konzertreise Würzburg, Bamberg<br />
Vorschau » 4. Quartal <strong>2013</strong><br />
Dienstag 01.10. statt 03.10. 19:00 Probe großer Chor Wolkenburg<br />
Dienstag 29.10. statt 31.10. 19:00 Probe großer Chor Wolkenburg<br />
Freitag 13.12. 15:00 Festmesse 125 Jahre Haus- St. Pantaleon<br />
und Grundbesitzerverein<br />
Samstag 21.12. 20:00 Weihnachtskonzert großer Chor Groß St. Martin<br />
Sonntag 22.12. Weihnachtskonzert Kammerchor Abteikirche Brauweiler<br />
58<br />
Terminänderungen vorbehalten – siehe auch: Aushang (Cäcilienzimmer) oder www.kmgv.de<br />
Divertissementchen 2014: »Dä Schinghillige«<br />
Uraufführung: Donnerstag, 6. Februar 2014, Oper am Dom<br />
<strong>Der</strong> Kartenvorverkauf startet am 22. November (vorbehaltlich)<br />
Alle Aufführungstermine der Spielzeit 2014 finden Sie auch im Internet: www.kmgv.de<br />
Regie+Libretto: Kalle Kubik · Musikalische Arrangements: Thomas Guthoff · Musikalische<br />
Leitung: Bernhard Steiner · Liedtexte: Helmut Löffel · Choreographie: Michaela Niederhagen ·<br />
Bühne: Bettina Neuhaus · Kostüme: Judith Peter · Gesamtleitung: Zillchen-Baas Mike Koch
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3 Oktober <strong>2013</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong><br />
Mitteilungsblatt des KMGV <strong>Jahrgang</strong> <strong>93</strong><br />
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
Gedenkgottesdienst<br />
in St. Germanus<br />
Portrait: Charlie Wilke<br />
Ausblick 2014
<strong>Der</strong> KMGV im Bamberger Dom<br />
3 Inhalt<br />
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KMGV<br />
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MÄNNER-GESANG<br />
VEREIN<br />
gegründet 1842<br />
Kuratorium des KMGV wieder belebt – 5<br />
Jürgen Rüttgers übernimmt Vorsitz<br />
Leitartikel: 6<br />
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
Divertissementchen 2014 20<br />
Proben für »Dä Schinghillige« laufen<br />
Weihnachtskonzert in Groß St. Martin 23<br />
KMGV sang anlässlich der Exequien 25<br />
für Hanns Schaefer<br />
Personen und Persönliches: 26<br />
Charlie Wilke<br />
KMGV-Familie 32<br />
Impressum 35<br />
KMGV-Gedenkgottesdient 36<br />
Das Einsingen: Teil 2 – Die Atmung 40<br />
Musikalischer Aufbruch nach Europa 44<br />
Adventskonzert im 46<br />
Maternus-Seniorenzentrum<br />
Gruppe 20 besinnt sich auf die Tradition 47<br />
des KMGV zur Pflege des Volksliedes<br />
De Jruppe 66 in Maastricht 48<br />
Aus dem Archiv 52<br />
O-Töne Bernhard Steiner 53<br />
Termine KMGV <strong>2013</strong> /14 54<br />
3
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Kuratorium des KMGV wieder belebt –<br />
Jürgen Rüttgers übernimmt Vorsitz<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
mit seiner Konzertreise nach Bamberg,<br />
Würzburg und Bayreuth hat der KMGV<br />
nicht nur ein deutliches musikalisches Zeichen<br />
in der deutschen Chorlandschaft gesetzt,<br />
sondern gleichzeitig einen weiteren<br />
wichtigen Beitrag zur Festigung des Vereinsgefüges<br />
geleistet. Das straffe Programm<br />
mit Proben, Auftritten und Besichtigungen<br />
war mit Sicherheit ein Highlight in der<br />
Vereinsgeschichte des Jahres <strong>2013</strong>. Hervorzuheben<br />
ist die musikalische Mitgestaltung<br />
des Pontifikalamtes durch den Bischof des<br />
Bistums Würzburg, Dr. Friedhelm Hofmann.<br />
<strong>Der</strong> Auftritt im Kiliansdom bildete<br />
den künstlerischen Höhepunkt der viertägigen<br />
Konzertreise.<br />
Als musikalisch ebenfalls sehr gelungen<br />
möchte ich den diesjährigen Gedenkgottesdienst<br />
des KMGV in St. Germanus in<br />
Wesseling erwähnen, der gleichzeitig als<br />
Festgottesdienst zum 100. Jubiläum der<br />
Grundsteinlegung des Dreifaltigkeits-Krankenhauses<br />
diente. Ein besonderer Dank gilt<br />
dem Geschäftsführer des Dreifaltigkeits-<br />
Krankenhauses Wesseling, unserem Sangesfreund<br />
Prof. Dr. Johannes Güsgen, für<br />
die Vorbereitung des Gottesdienstes und<br />
die Einladung zum Jubiläumsfestakt des<br />
Dreifaltigkeits-Krankenhauses.<br />
Inzwischen haben für viele Sänger und<br />
Tänzer bereits die Proben zum nächsten<br />
Divertissementchen begonnen. Da die Premiere<br />
von »Dä Schinghillige« erst am 6. Februar<br />
2014 stattfindet, hatte sich der Probenbeginn<br />
leicht nach hinten verschoben.<br />
Auch in der kommenden Session gilt es, mit<br />
großen Anstrengungen auf, hinter und vor<br />
der Bühne das Publikum für das aktuelle<br />
Stück zu begeistern und für volle Ränge in<br />
der Spielstätte »Oper am Dom« zu sorgen.<br />
Auch die Vorbereitungen auf das 175. Jubiläum<br />
des KMGV sind bereits angelaufen.<br />
Vorstand und Ausschussvorsitzende trafen<br />
sich zu ersten Gesprächen für die Planung<br />
des Jubiläumsjahres 2017. Unter anderem<br />
wurde in diesem Zusammenhang der Termin<br />
des Jahreskonzerts 2014 vom Sommer<br />
auf den 10. Oktober verlegt. Mit dem Themenbereich<br />
»Volkslieder« folgen Musikausschuss,<br />
Vorstand und musikalische Leitung<br />
dem vielfachen Wunsch der Sänger<br />
aus der Mitgliederbefragung 2012.<br />
Ebenfalls mit Blick auf 175 Jahre KMGV<br />
laufen die Arbeiten zur Wiederbelebung des<br />
Kuratoriums auf Hochtouren. Bereits Ende<br />
November <strong>2013</strong> soll das Gremium erstmals<br />
nach vielen Jahren wieder einberufen werden.<br />
Ich freue mich ganz besonders über<br />
die Zusage des nordrhein-westfälischen<br />
Ministerpräsidenten und Bundesministers<br />
a.D., Dr. Jürgen Rüttgers, den Vorsitz unseres<br />
Kuratoriums zu übernehmen.<br />
An dieser Stelle möchte ich alle Vereinsmitglieder<br />
ganz ausdrücklich ermuntern,<br />
den Ausspracheabend am 10. Oktober<br />
<strong>2013</strong> aktiv zu nutzen. Alle Wortmeldungen<br />
und Anregungen der Sänger, die auf der<br />
dies jährigen Jahreshauptversammlung aus<br />
Zeitgründen nicht berücksichtigt werden<br />
konnten, sollten auf<br />
den Tisch kommen<br />
und ausdiskutiert<br />
werden.<br />
Ich freue mich<br />
auf eine spannende<br />
Debatte.<br />
Ihr<br />
Meinolf Rickert.<br />
Vorwort<br />
5
Pontifikalamt<br />
krönt Konzertreise<br />
nach Würzburg<br />
6 Den Männerchorgesang sowie kölsches<br />
Liedgut und Lebensart pflegen und verbreiten:<br />
So könnte man knapp den Satzungszweck<br />
des Kölner Männer-Gesang-Vereins<br />
umschreiben. Auf der Konzertreise nach<br />
Franken vom 19. bis 22. September <strong>2013</strong><br />
sind etwa 110 Sänger dieser Aufforderung<br />
ihres Vereinsstatuts gefolgt. In Ober- und<br />
Unterfranken hat der Männerchor in vielen<br />
konzertanten Auftritten sein musikalisches<br />
Repertoire aufgeboten und mit einer gelungenen<br />
musikalischen Darbietung während<br />
eines Pontifikalamtes im Würzburger<br />
Kiliansdom auch eine künstlerisch überzeugende<br />
Visitenkarte hinterlassen.<br />
Zwei Jahre mussten die Sänger des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins seit der letzten gemeinsamen<br />
Konzertreise (Thüringen/Erfurt)<br />
warten, bis die Reisebusse erneut von<br />
der Wolkenburg aufbrachen – diesmal in die<br />
Bischofsstädte Bamberg und Würzburg im<br />
Norden Bayerns. Neben dem künstlerischen<br />
Aspekt einer solchen Reise, haben die<br />
Sänger des KMGV auch immer die satzungsgemäße<br />
Aufgabe im Gepäck, das Liedgut<br />
des Männerchores »im Dienste der Völkerverständigung«<br />
in die Welt zu tragen. In<br />
rheinischem Selbstbewusstein geschieht<br />
dies insbesondere in den vielen organisierten<br />
Auftritten des Männerchores.<br />
Fremde »Kulturen« kennenlernen<br />
»Wir wollen, dass schon die Anreise als<br />
Gemeinschaft stiftend für die Sänger im<br />
Verein erlebbar wird«, warb Vize-Präsident<br />
Meinolf Rickert bereits im Vorfeld für die<br />
Konzertreise nach Franken. Vor allem<br />
wegen der herzlichen Gastfreundschaft werden<br />
wohl viele Sänger bereits die Mittagspause<br />
in Mespelbrunn in Erinnerung be-<br />
Generalprobe im Kiliansdom<br />
Domführung Bamberg<br />
Pontifikalamt unter<br />
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
halten. Die »gute Seele« des Landhotels Paradais<br />
hatte schnell einen persönlichen<br />
Draht zu den Sängern aus Köln gefunden<br />
und sich trotz aller Sprachbarrieren (»Nohdisch.«,<br />
»nordisch?«, »Nachtisch!«) schließlich<br />
mittels Gesang zu verständigen gewusst.<br />
Das obligatorische »Hoch« zum Abschied<br />
hatte sich das freundliche Team aus Service<br />
und Küche des Hotels Paradais redlich verdient.<br />
Brunnen auf dem Residenzplatz Würzburg<br />
Musikalisches Programm der Reise<br />
Nur für wenige Feiertage im Jahr verschiebt<br />
der KMGV seine Donnerstagsprobe: Da der<br />
erste Tag der Chorreise nach Bamberg<br />
ebenfalls ein Donnerstag war, fanden sich<br />
die Sänger wie immer gut gelaunt zur gemeinsamen<br />
Probe zusammen – diesmal allerdings<br />
im Ballsaal des Hotels in Bamberg.<br />
Bodentiefe Fenster gaben dort den Blick frei<br />
auf den linken Arm der Regnitz, die so beschaulich<br />
durch die Gastgeber-Stadt fließt.<br />
Konzentriert probten die mitgereisten Sänger<br />
das musikalische Programm der folgenden<br />
Tage, doch leichte Unsicherheiten in<br />
einem Chorwerk zeichneten auch sorgenvolle<br />
Falten auf die Stirn des Dirigenten:<br />
»Da ist noch Potenzial nach oben«, bemerkte<br />
Bernhard Steiner in der ersten<br />
Probe der Konzertreise <strong>2013</strong> des KMGV.<br />
Um Bamberg genauer kennenzulernen,<br />
führten am zweiten Reisetag fachkundige<br />
Reiseleiterinnen die Sänger des KMGV in<br />
kleinen Gruppen durch die idyllischen Gassen<br />
der Gastgeber-Stadt. Dabei haben die<br />
Sänger aus Köln das mitten in den Fluss<br />
Regnitz gebaute Alte Rathaus, die Neue<br />
Residenz samt ihrem beeindruckenden Rosengarten,<br />
die Alte Hofhaltung, sowie den<br />
von vier Türmen gekrönten sogenannten<br />
Kaiserdom St. Peter und St. Georg besucht<br />
und viele weitere Informationen und Anekdoten<br />
aus der Universitätsstadt Bamberg erfahren.<br />
Seinen ersten Auftritt vor Publikum erfuhr<br />
7
8
Festspielhaus Bayreuth<br />
Besichtigung der Katakomben in Maisel's<br />
Brauereimuseum<br />
<br />
<br />
der KMGV am Freitagmittag im Bamberger<br />
Dom. Nach einem ausführlichen Vortrag<br />
über die baukulturelle Vergangenheit des<br />
Gotteshauses durften die Sänger des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins die mittägliche<br />
Andacht mit ihrem Gesang bereichern. Im<br />
Anschluss an die Laudes sang der Chor<br />
»Oh Herr, gib Frieden« von Bortniansky<br />
und das »Sanctus« aus der »Missa Dalmatica«<br />
von Suppé. Aufgestellt auf der West-<br />
Empore des doppelchörigen Domes erfüllte<br />
der KMGV das dreischiffige Gotteshaus mit<br />
klarem Klang. Aufmerksam folgte der Chor<br />
den dynamischen Vorgaben seines Dirigenten<br />
bei »Oh Herr, gib Frieden«, sodass ein<br />
durchaus fein modulierter Vortrag erklang.<br />
Beeindruckend wirkte immer wieder der<br />
dreistufige Klimax des »Sanctus«, ertönt er<br />
nicht in einem Proben- oder Konzertsaal,<br />
sondern in einer Kirche. Die lange Nachhallzeit<br />
in vielen Kirchen verwebt die Stimmen<br />
der Sänger zu einem mächtigen Klangteppich.<br />
Glücklich lauschten die Herren<br />
dem Schlussakkord nach, der noch lange<br />
hörbar zwischen den Säulen des Bamberger<br />
Doms nachhallte, ehe die anwesenden Besucher<br />
im Dom dem KMGV für seine überzeugende<br />
Ergänzung der Mittagsandacht<br />
mit warmem Applaus dankten.<br />
Die Fahrt nach Bayreuth am selben Nachmittag<br />
wurde von vielen Sängern mit besonderer<br />
Spannung erwartet. Zum Abschluss<br />
des Wagnerjahrs und mit den noch<br />
jungen Erinnerungen an das Philharmoniekonzert<br />
zu Ehren Richard Wagners versprach<br />
der Besuch des »Grünen Hügels«<br />
und des Festspielhauses, in dem ausschließlich<br />
die Musikdramen des Komponisten zur<br />
Aufführung kommen, ein besonderes Erlebnis<br />
zu werden. Überrascht waren viele<br />
Sänger von der sachlichen Nüchternheit<br />
des Festspielhauses: <strong>Der</strong> außen verklinkerte,<br />
in Holzständerbauweise errichtete Bau ließ<br />
auch im eher mäßig dekorierten Zuschauerraum<br />
die von vielen erwartete Pracht vermissen.<br />
Doch dies war Wagners ausdrücklicher<br />
Wille: Nichts soll die 1.<strong>93</strong>7 Zuschauer<br />
im Saal von dem Geschehen auf der Guckkastenbühne<br />
ablenken. <strong>Der</strong> Blick »hinger<br />
d’r Britz« indes war angesichts der Größe<br />
der Bühne, des Schnürbodens und des<br />
Orchestergrabens beeindruckend. Vielleicht<br />
war es dieses Staunen über die inneren<br />
Dimensionen des von außen so beschaulich<br />
wirkenden Festspielhauses – oder schlicht<br />
die 2,5% Neigung der Bühne –, dass beim<br />
anschließenden musikalischen Gruß, der<br />
Klang nicht so recht tragen wollte.<br />
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
9
Schon unzählige Auftritte<br />
und trotzdem Lampenfieber.<br />
Kulturelles Engagement und<br />
Energie für die Region.
<strong>Der</strong> mit dem Büro der Oberbürgermeisterin<br />
in Bayreuth vorgesehene gemeinsame<br />
Termin anlässlich der Eröffnung der Interkulturellen<br />
Woche in Bayreuth musste zum<br />
Bedauern aller Sänger kurzfristig abgesagt<br />
werden. Diese Eröffnungsfeier der Interkulturellen<br />
Woche auf dem Marktplatz in Bayreuth<br />
sollte vom KMGV musikalisch mitgestaltet<br />
werden, was auf Grund eines Ortswechsels<br />
für die Feierstunde nicht mehr<br />
möglich war.<br />
Nach dem Abendessen in dem einem fränkischen<br />
Festzelt nachempfundenen Landgasthof<br />
»Herzogkeller« besichtigten die<br />
Sänger die Katakomben von Bayreuth. In<br />
dem weitverzweigten Stollennetz tief unter<br />
der Stadt erklärt das »Maisel’s Brauerei- und<br />
Büttnereimuseum« die Kulturgeschichte<br />
des Bieres anhand allerlei Gerätschaften der<br />
Braukunst.<br />
Ach ja, das Bier: Ist der Kölner grundsätzlich<br />
von der Einzigartigkeit seines lokalen<br />
Bieres überzeugt, steht er dem Vergleich mit<br />
anderen lokalen Brautraditionen offen gegenüber.<br />
So wurden auf der Reise durch<br />
Ober- und Unterfranken auch viele Biere<br />
gekostet und für mehr oder weniger gelungen<br />
befunden. Während der Kölsch-Fan<br />
auch ab und an »ein Helles« oder »ein Weizen«<br />
trinkt, stieß das in Bamberg heimische<br />
»Rauchbier« bei einigen Kölner Biertrinkern<br />
an die Grenzen der Akzeptanz. Das originale<br />
»Schenkerla« – den Name soll das Bier erhalten<br />
haben, weil dessen Braumeister seit<br />
einem Kutschen-Unfall humpelte – ist ein<br />
dunkles Bier mit ausgeprägtem Rauch-<br />
Aroma. Grüner Hopfen schenkt dem Bier<br />
die Farbe, speziell geräuchertes Malz das<br />
Aroma – ein Geschmack, der bei vielen<br />
Sängern eher Assoziationen an Mettwurst<br />
denn an Bier weckte.<br />
Am Samstag machte sich der KMGV schon<br />
in aller Frühe (7:30 Uhr) auf in die Fürstbischöfliche<br />
Residenzstadt Würzburg. <strong>Der</strong><br />
Probenraum, der regulär vom Würzburger<br />
Domchor genutzt wird und dem KMGV für<br />
das Einsingen zur Verfügung stand, ließ so<br />
manchen Sänger ehrfürchtig staunen: Halbrunde<br />
Podesterie, eine zeltartig-geschwungene<br />
messing-glänzende Akustikdecke, zugfreie<br />
Klimaanlage sowie beste Sicht auf den<br />
Dirigenten und den Hof der Domkantorei<br />
machen diesen Chorsaal zu einem Profi-Arbeitsplatz!<br />
Entsprechend konzentriert folgten<br />
die Sänger den Vorgaben ihres Dirigenten<br />
beim Einsingen, um dann auch auf der<br />
Orgelempore im Dom eine anständige Leistung<br />
abrufen zu können.<br />
Wie wichtig es beim Chorgesang ist, »aufeinander<br />
zu hören«, wie Bernhard Steiner in<br />
nahezu jeder Probe betont, wurde auch bei<br />
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
11<br />
Weg von der Domkantorei in den<br />
Kiliansdom Würzburg
12<br />
dieser Probe deutlich. Stehen die Sänger des<br />
(Kammer-)Chores zu weit auseinander,<br />
zerfasert der Klang hörbar. Sind Einsätze<br />
und Anschlüsse erst einmal rhythmisch<br />
verschoben, und sei der Unterschied noch<br />
so klein, addiert die Nachhallzeit großer<br />
Kirchenschiffe diese Differenz zu nicht zu<br />
korrigierenden Missklängen auf. Vermögen<br />
geschulte Sänger in Kleinensembles vielleicht<br />
noch ein korrigierendes Dirigat umzusetzen,<br />
ist damit ein hundert Sänger<br />
zählender Männerchor nicht mehr zu einheitlichem<br />
Tempo und Klang zusammenzuführen.<br />
Auch wenn die Probe für die Sänger<br />
des Kölner Männer-Gesang-Vereins ungewohnt<br />
früh stattfand, war sie doch<br />
aufgrund ihrer Intensität besonders nützlich<br />
für die Vorbereitung des anstehenden<br />
Festgottestdienstes am folgenden Sonntag,<br />
dem Höhepukt der KMGV-Konzertreise.<br />
Nach dem Einsingen im Probenraum der<br />
Würzburger Domkantorei sowie der Stellprobe<br />
und der anschließenden Generalprobe<br />
auf der Orgelbühne des Kiliansdoms<br />
führten am Nachmittag ortskundige Reiseleiterinnen<br />
die Sänger in die Altstadt zum<br />
historischen Rathaus sowie auf die Alte<br />
Mainbrücke mit Blick auf die Festung Marienberg<br />
und das Käppelle.<br />
Das entspannte Lebensgefühl auf der<br />
Brücke samt Flammkuchen und Federweißer<br />
nutzten die Sänger zu einer willkommen<br />
Pause und genossen den Blick zwischen den<br />
zwölf Steinskulpturen hindurch auf die<br />
Weinberge des Bürgerspitals, ehe mit der<br />
Besichtigung des Unesco-Weltkulturerbe<br />
Würzburger Residenz der nächste Höhepunkt<br />
bevorstand. Zwar dauerte der Einlass<br />
in das Fürstbischöfliche Schloss (erbaut<br />
1719-1744) länger als geplant, doch der<br />
Blick in das von Balthasar Neumann geplante<br />
und von Giovanni Battista Tiepolo<br />
mit einem 670 Quadratmeter großen Dekkenfresko<br />
ausgeschmückte Treppenhaus<br />
ließ die Wartezeit schnell vergessen. Auch<br />
die übrigen Repräsentationsräume der
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
Residenz, die anders als das Pracht-Treppenhaus<br />
und der Weiße Saal in den letzten<br />
Tagen des 2. Weltkrieges völlig zerstört wurden,<br />
faszinierten mit Ihrer überbordenden<br />
Ausstattung.<br />
<strong>Der</strong> Sonntag begann für die 110 mitgereisten<br />
Sänger des KMGV schon fast routiniert:<br />
Frühestes Weckerklingeln läutete den letzten<br />
Tag der Konzertreise ein. Um 7:15 Uhr<br />
Abfahrt der drei Reisebusse Richtung<br />
Würzburg. Nach einem kurzen Einsingen<br />
im Probensaal traf der KMGV auf das Bläser-Ensemble,<br />
das den Chor bereits beim<br />
Gedenk-Gottesdienst in Wesseling bei der<br />
»Missa dalmatica« begleitet hatte. <strong>Der</strong> Weg<br />
dorthin führte die Sänger durch rückwärtige<br />
Serviceräume der Domkantorei, steinerne<br />
Wendeltreppen und über schmale<br />
Holzstege oberhalb der Gewölbekappen des<br />
südlichen Seitenschiffs des Kiliansdoms –<br />
mit der Gefahr, sich übel den Kopf zu stoßen<br />
oder gar falsch in den Glockenturm<br />
links: Darbietung des Pilgerchores auf der<br />
Bühne des Bayreuther Festspielhauses<br />
oben rechts: Weg zur Orgelempore<br />
durchs Dachgestühl des Kiliandoms<br />
Residenzgarten Würzburg<br />
Deckenfresko in der Residenz<br />
abzubiegen. Aufregend war dieser besondere<br />
Weg durch das Gebälk des Würzburger<br />
Doms – vorbei an Putten-Abgüssen<br />
und Musterstücken für Stuck-Rosetten –<br />
allemal: So ähnlich muss sich der Spötter<br />
fühlen, der im Dachgestühl der Wolkenburg<br />
haust!<br />
Was im Terminplan knapp als »Anspielprobe«<br />
bezeichnet war, entwickelte sich allmählich<br />
zu einer kompletten »Durchlaufprobe«:<br />
Bernhard Steiner ließ den Chor die<br />
»Missa Dalmatica« und den »Hymnus an<br />
den heiligen Geist« in weiten Teilen durchsingen<br />
und versuchte auch den Kammerchor<br />
für dessen Vortrag des »Gratia agimus<br />
13
14 tibi« und »Te deum« optimal vorzubereiten.<br />
Die »2. Generalprobe« endete gerade rechtzeitig,<br />
damit die Sänger vor dem Beginn der<br />
Messe noch einen kurzen Moment zur<br />
Sammlung hatten.<br />
Schon im Vorfeld der Reise zeigte sich<br />
Meinolf Rickert überzeugt, dass »die Sänger<br />
mit ihrem konzertanten Vortrag im Pontifikalamt<br />
die Konzertreise des Kölner Männer-<br />
Gesang-Vereins nach Franken sicher mit<br />
einem musikalische Highlight abschließen«<br />
würden. Diese Zuversicht des KMGV-Vize-<br />
Präsidenten und die kontinuierliche Arbeit<br />
aller Sänger am musikalischen Programm<br />
während der Konzertreise machten das<br />
Pontifikalamt unter Bischof Dr. Friedhelm<br />
Hofmann zum glänzenden Höhepunkt der<br />
Chorfahrt. Die Darbietungen des KMGV<br />
gaben der Messe einen würdigen Rahmen.<br />
<strong>Der</strong> Chor klang stets harmomisch und auch<br />
an schwierigen Stellen nicht angestrengt.<br />
Besonders hervorzuheben ist hier sicherlich<br />
die Leistung von Uwe Liefgen (1. Bass), der<br />
mit seinen Solo-Einwürfen der Psalme im<br />
»Lobet den Herren, preist seine Huld und<br />
Treue« sowie im »Halleluja« der Messe<br />
einen besonders festlichen Lobgesang beisteuerte.<br />
Auch Christopher Brauckmann<br />
gebührt besonderer Dank, der die Messe<br />
mit virtuosem Orgelspiel bereicherte.<br />
Wiedersehen mit langjährigen<br />
Weggefährten<br />
Dass der Besuch des KMGV und seine musikalische<br />
Gestaltung des Gottesdienstes<br />
dem Bischof von Würzburg gefallen haben,<br />
daran ließ Dr. Friedhelm Hofman bereits in<br />
seinen Dankesworten zum Ende der Messe<br />
keinen Zweifel. Auch im offiziellen Programm<br />
»Würzburger Dommusik« (Mai bis<br />
September) wurde die Aufführung der<br />
»Missa Dalmatica« durch den Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
angekündigt. Dementsprechend<br />
war das Pontifikalamt in Würzburg<br />
gut besucht. Bis auf die letzten Plätze<br />
war der Kiliansdom besetzt. Mit großem
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
und langanhaltendem Applaus belohnten<br />
die Messbesucher die Darbietungen des<br />
KMGV.<br />
Als Erinnerung an die Einladung des Würzburger<br />
Bischofs, im Kiliansdom eine Messe<br />
zu gestalten, bat Präsident Gerd Schwieren<br />
Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, sich im<br />
Goldenen Buch des Vereins einzutragen.<br />
1942 in Köln-Lindenthal geboren und dort<br />
1992 zum Weihbischof ernannt ist der heutige<br />
88. Bischof von Würzburg (berufen<br />
2004) ein treuer Weggefährte des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins. Gerne will der<br />
Bischof in der kommenden Session den<br />
Gegenbesuch antreten, um sich das aktuelle<br />
Divertissementchen anzusehen. Mit der<br />
Darbietung von »Köln am Rhein« und<br />
»Ming eetste Fründin« gaben die mitgereisten<br />
Sänger des Kölner Männer-Gesang-<br />
Vereins dem Bischof eine Kostprobe des<br />
ihnen typischen rheinischen Frohsinns.<br />
Auch auf das Wiedersehen mit Alexander<br />
Rüth, heute Dom-Kantor zu Würzburg,<br />
links: KMGV »unter Tage« im<br />
Stollennetz unter Bayreuth<br />
Krypta im Würzburger Dom<br />
Anspielprobe auf der Orgelempore<br />
des Kiliansdomes<br />
letzte Abstimmungen zwischen Dirigent<br />
und Organist während der<br />
Generalprobe für das Pontifikalamt<br />
werden sich viele Sänger gefreut haben.<br />
<strong>Der</strong> junge Kirchenmusiker (geb. 1985,<br />
Wörth am Main) hat an der Kölner Musikhochschule<br />
studiert und unterstützte den<br />
KMGV bis Anfang 2011 als engagierter<br />
Chor-Repititor. Beim gemeinsamen Mittagessen<br />
im »Bürgerspital« bei fränkischem<br />
Sauerbraten, also »Suurbrode«, blieb genügend<br />
Zeit, in schönen Erinnerungen an die<br />
gemeinsame Zeit in Köln zu schwelgen, ehe<br />
gegen 15 Uhr für den KMGV das Signal zur<br />
Heimreise ertönte.<br />
15
16<br />
Reisen stärkt den sozialen Zusammenhang<br />
Bereits in der Planungsphase hatte Vize-<br />
Präsident Meinolf Rickert betont: »Reisen<br />
ist ein verbindendes Erlebnis und kann die<br />
Chorgemeinschaft stärken, wie es sonst vielleicht<br />
nur das Mitspielen in der Cäcilia vermag.«<br />
Zurückschauend kann man sicher<br />
sagen, dass die Reise ins Frankenland zahlreiche<br />
Gelegenheiten bot, andere Sänger im<br />
Chor näher kennenzulernen. Die vielen erforderlichen<br />
Busfahrten zwischen Bamberg,<br />
Bayreuth und Würzburg nutzen die Sänger<br />
immer wieder für Gespäche, die im Rahmen<br />
einer normalen Donnerstagsprobe nicht<br />
möglich wären. War der Sitznachbar im<br />
eigenen der drei Reisebusse in der Regel<br />
derselbe, erlaubten die verschiedenen Führungen<br />
durch Bamberg, Würzburg, das<br />
Bayreuther Festspielhaus oder die Würzburger<br />
Residenz den Sängern des KMGV,<br />
sich immer wieder neu zu mischen. Aufhängepunkte<br />
zu spannenden Unterhaltungen<br />
mit Sängern – auch aus fremden<br />
Stimmgruppen – gab es dabei genügend.<br />
Trotz der bei solchen Reisen üblichen<br />
Gruppenbildungen, zeigten sich die Sänger<br />
durchweg offen für und interessiert an den<br />
jüngeren Sängern im KMGV. Gerade bei<br />
den gemeinsamen Mahlzeiten wurde so<br />
mancher Neuzugang im Chor einem »ordentlichen<br />
Verhör« unterzogen. Im Gegenzug<br />
gaben die langjährigen Sänger aber<br />
auch viel von sich preis und teilten mit »den<br />
Neuen« ihre Erinnerung an frühere, zum<br />
Teil deutlich längere Konzertreisen in weit<br />
abgelegene Regionen der Welt.<br />
Integration neuer Sänger<br />
»Wir haben uns bewusst wieder für eine<br />
Kurzreise entschieden«, erklärte Meinolf<br />
Rickert den Vorstandsbeschluss, in den<br />
Süden Deutschlands zu reisen. <strong>Der</strong> überschaubare<br />
Reisezeitraum sollte es möglichst<br />
vielen – vor allem auch berufstätigen und<br />
neu aufgenommenen – Sängern ermöglichen,<br />
»die Reise in ihren beruflichen wie
Konzertreise <strong>2013</strong><br />
auch familiären Terminkalender zu integrieren«.<br />
Bei einem Blick durch die Reihen<br />
der Sänger – im Probensaal, bei den Stadtführungen<br />
und bei den vielen Auftritten –<br />
konnte man erkennen, dass viele Neuzugänge<br />
der letzten drei Jahre an der Reise teilgenommen<br />
haben.<br />
Die Rückmeldungen dieser Sänger zur<br />
Reise fallen überwiegend positiv aus: »Eine<br />
tolle Reise!«, »Die Region ist wirklich sehenswert!«,<br />
»Auf der Reise hatte ich endlich<br />
Gelegenheit, auch die netten Sänger in den<br />
anderen Stimmen kennenzulernen – dazu<br />
ist rund um die Proben ja kaum Zeit.«,<br />
»Jetzt weiß ich: <strong>Der</strong> 2. Bass ist gar nicht so<br />
brummelig, wie er klingt.« – »Die Reise gibt<br />
dem Chor die Möglichkeit, durch gemeinsames<br />
Musizieren zusammenzuwachsen« –<br />
eine vielleicht nicht zu unterschätzende Notwendigkeit,<br />
soll der in den letzten Jahren so<br />
rasch gewachsene Chor nicht sozial aufgespalten<br />
werden in »alte« und »junge« Sänger.<br />
Dass nicht alle Sänger an der Konzertreise<br />
teilnehmen konnten, war wohl von Anfang<br />
an klar. Es sind oft berufliche Gründe (Urlaub,<br />
berufliche Freistellung) die einigen<br />
Sängern eine Teilnahme an der Konzertreise<br />
nicht möglich machen.<br />
Vielleicht ergeben sich am Aussprache-<br />
Abend (10.10.) noch hilfreiche Hinweise<br />
darauf, wie zukünftige Konzertreisen ausgestaltet<br />
werden sollen. Doch ungeachtet<br />
möglicher Verbesserungen im Detail, werden<br />
sicher die allermeisten mitgereisten<br />
Sänger zustimmen, dass »Ober- und Unterfranken<br />
nicht nur landschaftlich und kulinarisch<br />
eine Reise wert waren«, wie der<br />
Vize-Präsident die Wahl des Reiseziels der<br />
diesjährigen Chorreise begründet hatte,<br />
»sondern wir auch ein Publikum vorgefunden<br />
haben, das offen war für das musikalische<br />
Repertoire des KMGV«. BW<br />
17
Proben für »Dä Schinghillige« laufen<br />
Gut vier Monate vor der Premiere (Donnerstag,<br />
6.2.2014) des neuen Divertissementchens<br />
»Dä Schinghillige« (Buch und Regie:<br />
Kalle Kubik) haben die Sänger der Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cäcilia Wolkenburg den<br />
Probenbetrieb aufgenommen.<br />
Ab sofort studieren die Cäcilianer – Solisten,<br />
Ensembles und auch der Zillche-Chor<br />
– ihre Arien, Duette und Chorstücke ein,<br />
die das musikalische Rückgrat des Divertissementchens,<br />
dem so unverwechselbaren<br />
kölschen Musical, bilden. Auch die »Preziosen<br />
des Zillche«, wie KMGV-Präsident und<br />
Cäcilia-Tänzer Gerd Schwieren das Zillche-<br />
Ballett nennt, treffen sich wieder regelmäßig<br />
zum Tanz-Training an der Stange.<br />
Die Auswahl und das Arrangement der<br />
Musik ist sicher keine einfache Aufgabe,<br />
die Thomas Guthoff seit vielen Jahren für<br />
das Divertissementchen übernimmt. Die<br />
Musik trägt über weite Teile des kölschen<br />
Musicals – dank der kongenialen Liedtexte<br />
aus der Feder von Helmut Löffel – die<br />
Handlung weiter, stammt aus allen Epochen<br />
der Musikgeschichte und muss von<br />
den Sängern der Cäcilia beherrschbar sein.<br />
Erst Thomas Guthoffs Bearbeitung fügt die<br />
Melodien aus Klassik und Karneval zu dem<br />
vom Publikum geliebten typischen Zillche-<br />
Klang zusammen. Seit dem 30. September<br />
studiert der gelernte Pianist und Kirchenmusiker<br />
gemeinsam mit den Sängern der<br />
Cäcilia Wolkenburg die neuen Zillche-Ohrwürmer<br />
der kommenden Session ein.<br />
Auch die Arbeiten an Kulissen, Requisite<br />
und Kostümen laufen bereits. »Wolfgang<br />
Veith baut in Hürth schon erste Bühnenteile<br />
nach den Entwürfen von Bettina Neuhaus<br />
zusammen«, berichtet Zillche Baas<br />
Mike Koch: »Und auch an den Kostümen<br />
wird schon fleißig gearbeitet.«<br />
Ballett mit neuem Probenort<br />
Die Tänzer des Zillche-Balletts freuen sich,<br />
dass das Training für die neue Spielzeit endlich<br />
wieder losgeht. Zu Probenbeginn betreten<br />
die Tänzer auch einen neuen »Ballett-Saal«:<br />
Die Einstudierung der Choreographien<br />
für das Divertissementchen 2014<br />
wird in der Aula einer der Wolkenburg nahe<br />
gelegenen Grundschule »en d’r Kaygass<br />
Nummer Null« erfolgen. Hatte Ballettmeisterin<br />
Michaela Niederhagen ihre Tänzer<br />
im Vorjahr noch im Wohnzimmer einer<br />
leer stehenden Villa am Rhein »springen<br />
lassen«, bietet der neue Probensaal mehr<br />
Platz für ihre gewohnt raumgreifend choreographierten<br />
Tänze. Warum trainiert das<br />
Ballett nicht in den KMGV Proberäumen<br />
in Hürth? Zwar bieten die ehemaligen TV-<br />
Studios dank kurzer Wege zwischen Chorsaal<br />
und Probenbühne ideale Probenbedin-<br />
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gungen, allerdings ist dort kein paralleler<br />
Probenbetrieb von Chor und Ballett möglich.<br />
<strong>Der</strong> schwarze Vorhang reicht als akustische<br />
Trennung nicht aus, um zeitgleich<br />
ungestört zu proben.<br />
Neu in dieser Spielzeit ist ein Probenwochenende,<br />
zu dem sich die Tänzer in der<br />
Mitte der Probenzeit treffen. Um die bereits<br />
einstudierten Choreographien weiter zu festigen<br />
(oder »zu putzen«, wie es beim Ballett<br />
heißt) und in vier doppelt so langen (je 4<br />
statt 2 Stunden) Trainingseinheiten neue<br />
Tänze zu erlernen, hat das Ballett aus eigener<br />
Initiative ein gemeinsames Probenwochenende<br />
organisiert. Anders als beim Chor,<br />
der das ganze Jahr probt, pausieren die Tänzer<br />
nach der Spielzeit ein halbes Jahr. Dank<br />
der Werbeaktionen der vergangenen Jahre<br />
sind auch viele neue Tänzer zum Ballett gestoßen.<br />
Beide Umstände wirken sich aber<br />
auch auf die Geschwindigkeit aus, mit der<br />
neue Tänze einstudiert werden können –<br />
schließlich stoßen die neuen »Balletteusen«<br />
in der Regel ohne tänzerische Vorkenntnisse<br />
zum Zillche-Ballett. Auf dem Probenwochenende<br />
hofft man, die vielen neuen<br />
Tänzer der letzten drei Jahre ins »Corps de<br />
Ballet« besser integrieren zu können.<br />
Werbeaktion begleitet Start des<br />
Kartenvorverkaufs<br />
Wie gewohnt startet der Kartenvorverkauf<br />
für das Divertissementchen am Freitag nach<br />
dem Buß- und Bettag, in diesem Jahr am 22.<br />
November. Karten für die fünf geschlossenen<br />
Vorstellungen sind für Mitglieder wie<br />
immer im Sekretariat des KMGV erhältlich.<br />
Vereinsexterne Gäste des Zillche können<br />
Karten für alle weiteren 19 Vorstellungen<br />
an den bekannten Kartenvorverkaufsstellen<br />
erwerben (siehe auch http://kmgv.de/kartenfuer-divertissementchen.html).<br />
Begleitend zum Start des Vorverkaufs wird<br />
der Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit auch<br />
wieder zu einem großen Pressegespräch<br />
einladen. Dessen Vorsitzender Axel Hollander<br />
will damit an die guten Erfahrungen des<br />
Vorjahres anknüpfen: »Noch nie zuvor ist<br />
der Kartenvorverkauf so stark gestartet wie<br />
im letzten Jahr!« Bis Mitte Dezember war<br />
die Nachfrage nach Eintrittskarten für das<br />
Divertissementchen ungewöhnlich hoch.<br />
Gewiss hatte an diesem Erfolg auch die<br />
Werbekampagne »Et kölsche Musical –<br />
ideal als Weihnachtsgeschenk« in den<br />
Tageszeitungen der Kölner Umlandgemeinden<br />
ihren Anteil.<br />
Um den Kartenverkauf auch zum Beginn<br />
des neuen Jahres zu fördern, will der Öffentlichkeitsausschuss<br />
die Presse im Vorfeld<br />
der Premiere für das Divertissementchen<br />
erneut ansprechen: »Backstage-Berichte,<br />
Einblicke in die Bühnenproben, Interviews<br />
mit einzelnen Darstellern wollen wir der<br />
Presse sowie Kölner Radio-und Fernsehsendern<br />
anbieten«, erklärt Axel Hollander.<br />
Denn im Januar gilt es, noch einmal möglichst<br />
viele Menschen für den Besuch des<br />
Divertissementchens »Dä Schinghillige« zu<br />
begeistern. Geld-Geschenke zu Weihnachten<br />
und der näher rückende Straßenkarneval<br />
sollten dabei helfen, bereits vor der Premiere<br />
auf möglichst vielen der 6.000 zusätzlichen<br />
Sitzplätze in der Oper am Dom<br />
(verglichen mit der Kapazität des Opernhauses<br />
am Offenbachplatz pro Spielzeit) einen<br />
Zillche-begeisterten Zuschauer zu wissen.<br />
Spätestens zur Premiere nimmt auch wieder<br />
das Werbe-Team des KMGV seine Arbeit<br />
auf. Um bei jeder der 24 Vorstellungen<br />
im Foyer der Oper präsent zu sein, sucht<br />
Georg Fickus engagierte Sänger, die mithelfen<br />
wollen, Menschen für den KMGV zu<br />
gewinnen. Dabei gilt es, die Zillche-Gäste<br />
auch für das Philharmoniekonzert zu<br />
begeistern und unter den männlichen Zuschauern<br />
für eine Mitgliedschaft im Chor<br />
zu werben. Interessierte Nicht-Cäcilianer<br />
sprechen bitte Georg Fickus an, der die<br />
Werbeaktion koordiniert.<br />
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Benefizkonzert: Advent in Groß St. Martin<br />
»Durch das Schöne stets das Gute« lautet<br />
das Gründungsmotto des Kölner Männer-<br />
Gesang-Vereins von 1842, dem sich der<br />
Männerchor auch heute noch verpflichtet<br />
fühlt. Kurz vor dem Weihnachtsfest folgt<br />
der KMGV daher gern in diesem Jahr wieder<br />
der Einladung des »Fördervereins Romanische<br />
Kirchen Köln«, mit einem Benefiz-<br />
Konzert den Erhalt dieser zwölf bedeutenden<br />
mittelalterlichen Kirchenbauwerke<br />
Kölns zu unterstützen.<br />
Das Adventskonzert findet am 21. Dezember<br />
<strong>2013</strong> um 20 Uhr in der romanischen<br />
Kirche Groß St. Martin statt – im Herzen<br />
der Altstadt. Zuhörer wie Sänger erwartet<br />
eine kurze Begrüßung durch den Vorsitzenden<br />
des Fördervereins Helmut Haumann.<br />
Das musikalische Programm wird sich wie<br />
schon vor zwei Jahren beim Benefizkonzert<br />
in St. Kunibert am kirchlichen Messkalender<br />
orientieren. Lateinische Gesänge und<br />
Adventslieder, die von der bevorstehenden<br />
Geburt Jesu Christi erzählen, werden dem<br />
vorweihnachtlichen Konzert festlichen<br />
Glanz verleihen.<br />
»Unser Benefiz-Konzert im Advent ist gute<br />
Tradition im KMGV, der seinen Wahlspruch<br />
aus dem Gründungsjahr seit nun mehr 171<br />
Jahren lebendig hält«, betont KMGV-Präsident<br />
Gerd Schwieren. »Zudem werden die<br />
stimmlichen Darbietungen unserer 130<br />
Sänger so kurz vor den Feiertagen gewiss<br />
vorweihnachtliche Empfindungen bei den<br />
Gästen des Adventskonzertes wecken«, ist<br />
Schwieren überzeugt.<br />
weniger Menschen als die Kirche St. Kunibert,<br />
wo der KMGV vor zwei Jahren sein<br />
vorweihnachtliches Benefizkonzert hielt.<br />
<strong>Der</strong> Andrang war damals so groß, dass viele<br />
Zuhörer das Konzert nur stehend – im<br />
Westwerk des Kirchenschiffs weit entfernt<br />
von den Sängern in der Chor-Apsis – mitverfolgen<br />
konnten.<br />
<strong>Der</strong> Zuspruch zu den Benefizkonzerten des<br />
KMGV ist kein Zufall: <strong>Der</strong> »Förderverein<br />
Romanische Kirchen Köln« bewirbt die<br />
Adventskonzerte des KMGV engagiert bei<br />
seinen mehr als 3.500 Förderern – schließlich<br />
wird über die im Anschluss an das<br />
Konzert gesammelten Spenden ein wichtiger<br />
Beitrag zum Erhalt dieser für unsere<br />
Heimatstadt Köln so bedeutenden Kulturdenkmäler<br />
geleistet.<br />
BW<br />
Weihnachtskonzert<br />
23<br />
Um beim Adventskonzert einen Sitzplatz<br />
im festlich geschmückten Kirchenschiff von<br />
Groß St. Martin zu erhalten, ist ein zeitiges<br />
Erscheinen sinnvoll. Das Gotteshaus fasst<br />
Groß St. Martin, Hauptschiff
www.ksk-koeln.de<br />
Andere versprechen<br />
Spitzenleistungen.<br />
Wir garantieren sie Ihnen.<br />
24<br />
Immer da, immer nah.<br />
Wer von Vielem „ein Lied singen“<br />
kann, braucht eine Versicherung,<br />
die den richtigen Ton trifft.<br />
Geschäftsstellenleiter Lars Lessenich<br />
Kalk-Mülheimer-Str. 327 • 51065 Köln<br />
Telefon 0221 625921<br />
lars.lessenich@gs.provinzial.com<br />
www.provinzial.com
KMGV singt<br />
anlässlich der<br />
Exequien für<br />
Hanns Schaefer<br />
Am 29. Juli dieses Jahres ist der Architekt<br />
Johann Baptist »Hanns« Schaefer im Alter<br />
von fast 89 Jahren verstorben. Bekannt<br />
war er in Köln als Vorsitzender des Kölner<br />
Haus- und Grundbesitzervereins. Dem<br />
KMGV war er sehr freundschaftlich und als<br />
Förderer verbunden.<br />
Aus diesem Grunde verwunderte es nicht,<br />
als die Familie Schaefers mit der Bitte an<br />
den KMGV trat, aktiv an den Exequien teilzunehmen.<br />
32 Mitglieder des KMGV trafen<br />
sich daraufhin morgens am 5. August und<br />
probten unter der Leitung von Ludwig<br />
Weber die Lieder, die sie anschließend in<br />
der gut besuchten Basilika St. Kunibert vortrugen.<br />
Neben den Trauerreden von Konrad Adenauer<br />
und OB Jürgen Roters waren die<br />
Reden von Hanns Schaefers Enkel Roman<br />
Rien-Schaefer und des langjährigen Wegbegleiters<br />
Prof. Dr. Henryk Kobiak aus Krakau<br />
besonders ergreifend.<br />
Kurze Zeit vor seinem Tode hatte Hanns<br />
Schaefer noch Prof. Kobiak angerufen und<br />
davon berichtet, dass er ins Krankenhaus<br />
müsse und von ihm ein Versprechen haben<br />
wolle: Prof. Kobiak müsse eine Rede halten.<br />
Um was für eine Rede es sich handele, hatte<br />
er nicht konkretisiert. Heute wisse er um<br />
welche Art von Rede es sich handeln sollte.<br />
Im Folgenden zeichnete Henryk Kobiak das<br />
Bild eines Menschen, der seit dem Fall der<br />
Mauer auch in Polen präsent gewesen war.<br />
Hanns Schäfer hatte dort ein Heim für drogenabhängige<br />
Kinder gefördert, sich anlässlich<br />
der Flutkatastrophe 2001 in Polen verdient<br />
gemacht und die Städtepartnerschaft<br />
zwischen Köln und Krakau unterstützt.<br />
Schaefers Enkel schließlich berichtete von<br />
seinen Erlebnissen mit Opa Hanns, der in<br />
seiner kölschen Art auch immer eine Portion<br />
Humor in das Leben gebracht hatte,<br />
aber auch nicht um den heißen Brei herumredete,<br />
sondern Dinge auf den Punkt<br />
brachte. Hanns Schaefer sagte nicht »ich<br />
würde sagen« sondern »ich sage«. In seiner<br />
umfangreichen und doch spannenden<br />
Trauerrede lieferte Roman Rien-Schaefer<br />
ein sehr persönliches und privates Bild des<br />
Verstorbenen und erwähnte unter anderem,<br />
dass dessen Hang zu Uhren in der Wohnung<br />
nicht zu übersehen war.<br />
Hanns Schaefers Uhr ist nun stehen geblieben,<br />
die Erinnerung an ihn wird nicht nur<br />
im KMGV, sondern auch in seinem geliebten<br />
Köln, das er stark geprägt hat, lange<br />
weiterleben.<br />
Die Leistung der Sänger des KMGV, die an<br />
diesem Vormittag den Weg zu den Exequien<br />
gefunden hatten, fand ihre positive Würdigung<br />
in Äußerungen von Mitgliedern der<br />
Trauergemeinde gegenüber dem Präsidenten,<br />
dass der Chor der Feier einen würdigen<br />
Rahmen verliehen habe.<br />
AV<br />
KMGV Familie<br />
25
26<br />
KMGV auf Rezept<br />
Charlie Wilke (80/2. Bass) blinzelt<br />
in die Septembersonne, die vorsichtig<br />
hinter der »Kirche zur Schmerzhaften<br />
Mutter« in Kürten hervorlugt.<br />
Er sitzt auf seinem Stammplatz im<br />
Garten des Restaurants »Zur Post«.<br />
Vor kurzem kehrte er von einem<br />
mehrtägigen Aufenthalt im Hospital<br />
nach Hause und in den KMGV zurück.<br />
Glücklicherweise bestätigte sich die<br />
Diagnose »leichter Schlaganfall«<br />
nicht. Ein bisschen schonen soll er<br />
sich allerdings…
Deshalb hat er den Festgottesdienst in<br />
Wesseling nicht mitgesungen und auch die<br />
Konzertreise nach Bamberg, Würzburg und<br />
Bayreuth abgesagt. Und zum ersten Mal in<br />
seinem Leben bekam er ein Medikament<br />
verschrieben – Aspirin. »Das haben wir früher<br />
nach einer durchzechten Nacht gegen<br />
die Kopfschmerzen genommen«, schmunzelt<br />
Karl-Heinz Wilke, der man im Chor nur<br />
unter seinem Spitznamen Charlie kennt.<br />
<strong>Burgbote</strong>: Wir haben Dich längere Zeit bei<br />
den Chorproben vermisst. Schön, dass Du<br />
wieder an Bord bist. Ist alles wieder in<br />
Ordnung, oder willst Du mit 80 Lenzen nicht<br />
doch ein wenig kürzer treten?<br />
Charlie Wilke: Ich fühle mich wieder ausgezeichnet.<br />
Ich war allerdings auch in besten<br />
Händen und wurde im Krankenhaus<br />
umsorgt wie ein Prominenter.<br />
Bekommt man als langjähriges KMGV-Mitglied<br />
etwa eine Sonderbehandlung?<br />
Nein, ganz anders. Nach ein paar Tagen auf<br />
Station habe ich die zuständige Krankenschwester<br />
gefragt, warum mir eine so auffällig<br />
besondere Fürsorge und Zuwendung<br />
zuteil werde. Und die Antwort lautete, weil<br />
ich mit meinen 91 Jahren mit Abstand der<br />
älteste Patient im Hause sei. Deshalb gebe<br />
man sich noch mehr Mühe als sonst. Da<br />
war ich von allen Socken und klärte das<br />
Missverständnis schnell auf. Es hatte sich<br />
ganz einfach ein Schreibfehler in meine Unterlagen<br />
eingeschlichen. Als Geburtsjahr<br />
war dort 1922 statt 1<strong>93</strong>3 vermerkt.<br />
der Ingenieurschule größer als in Wilhelmshaven.<br />
Das hat dann auch gut geklappt.<br />
Welches Fach hast Du belegt?<br />
Ich studierte Gesundheitstechnik. Das bezeichnete<br />
damals etwas anderes als man<br />
heute vermuten würde. Es ging viel um<br />
Wasser und Gas und Dampf. Unter anderem<br />
war Berieselungstechnik dabei. Ich<br />
wollte nämlich früher immer nach Australien<br />
oder Südafrika auswandern. Und weil<br />
ich dachte, dort gebe es viel Trockenheit<br />
und wenig Niederschlag, interessierte ich<br />
mich natürlich für Bewässerungsmöglichkeiten.<br />
Hast Du dann später tatsächlich in diesen<br />
Ländern gearbeitet?<br />
Das nicht, aber zumindest bin ich mit<br />
dem KMGV nach Australien und Südafrika<br />
gereist.<br />
Wie bist Du eigentlich zum KMGV gekommen?<br />
Das ist eine sehr lustige Geschichte. Singen<br />
wurde mir sozusagen vom Arzt verordnet.<br />
Personen und Persönliches<br />
27<br />
Rusemondaach »De Botz vom Funke-Jeneral«, 1973<br />
Ein lustiger Irrtum, so lange es gut ausgeht.<br />
Doch nun zu Dir und Deinem langen Leben.<br />
Du bist ja hörbar kein Rheinländer, sondern<br />
Norddeutscher. Wann und wie hat es Dich<br />
nach Köln verschlagen?<br />
Das war 1952. Ich wollte studieren, und in<br />
Köln waren die Chancen auf einen Platz an
28<br />
Sozusagen »Singen auf Rezept«?<br />
In der Art schon. Ich hatte mir Anfang der<br />
60er Jahre bei sehr intensiv betriebenem<br />
Sport eine schwere Verletzung zugezogen.<br />
Ich spielte damals aktiv Fußball in zwei<br />
Mannschaften der Bühnen und der Berufsfeuerwehr<br />
der Stadt Köln. Und manchmal<br />
fielen die Punktspiele auf zwei aufeinanderfolgende<br />
Tage. Und dann geschah es: ich erlitt<br />
einen Lungenriss. Ich wurde operiert und<br />
musste mit Mitte 30 den Fußball aufgeben.<br />
Darunter habe ich sehr gelitten. Aber der<br />
Arzt an der Uniklinik in Köln gab mir zwei<br />
für mein gesamtes weiteres Leben äußerst<br />
entscheidende Ratschläge: 1. Um etwas für<br />
meine angeschlagene Lunge zu tun, sollte<br />
ich besser den Dunst der Innenstadt verlassen<br />
und aufs Land ziehen. 2. Ich sollte –<br />
ebenfalls zur Kräftigung der Lunge – singen.<br />
Und bist Du den Tipps des Doktors gefolgt?<br />
Also ich fand das damals ganz verrückt.<br />
Aber ich habe mich daran gehalten. Ich<br />
suchte mir eine Arbeit außerhalb der Stadt,<br />
bei der ich viel an der frischen Luft sein<br />
konnte. Und ich fand einen Job bei der<br />
Flurbereinigung (Bachbau). Eines Tages<br />
erzählte ich dann meinem Schwager von<br />
dem anderen Rat des Mediziners. Und wie<br />
es der Zufall wollte, war der Verwandte Mitglied<br />
eines Chores – des Kölner Männer-<br />
Gesang-Vereins. Dass ich damals außerdem<br />
noch in der Beethovenstraße, also ganz in<br />
der Nähe der Wolkenburg wohnte, war ein<br />
weiterer glücklicher Umstand.<br />
Also bist Du zum KMGV marschiert und hast<br />
mitgemacht?<br />
Um ehrlich zu sein, hatte ich gar keine<br />
rechte Lust auf Singen und konnte mich<br />
einfach nicht überwinden, zur Probe zu<br />
gehen. Da gab mir mein Schwager zwei<br />
Eintrittskarten für ein Konzert des Chores<br />
im Gürzenich. Ich ging hin, und was soll ich<br />
sagen, ich war begeistert. <strong>Der</strong> KMGV sang,<br />
Prof. Rübben dirigierte und ich war hin<br />
und weg. Beim Requiem von Cherubini<br />
kamen mir sogar die Tränen, das weiß ich
noch heute. Dieser riesige Chor mit seinen<br />
fast 200 Herren sang die Piano-Stellen so<br />
zart, dass mir die Luft wegblieb. Da war mir<br />
klar – da musst Du auch mitsingen.<br />
Gab es damals auch schon eine Chorschule?<br />
Aber ja, ich besuchte die Chorschule, bestand<br />
die sehr schwere Aufnahmeprüfung<br />
(ich hatte glücklicherweise früher bereits in<br />
einem gemischten Chor gesungen) und<br />
mein Schwager bürgte für mich. Das war<br />
damals noch Voraussetzung für die Mitgliedschaft<br />
im KMGV. Am 26. Februar 1970<br />
wurde ich in den Verein aufgenommen.<br />
Im Jahr darauf begab sich der Chor auf<br />
Konzertreise nach Südafrika. Durftest Du<br />
auch schon mitfahren?<br />
Ja natürlich. Ich war ja vollständiges und<br />
gleichberechtigtes Mitglied. Diese Reise<br />
wird mir stets in Erinnerung bleiben, war<br />
sie doch mein erster Ausflug in die große<br />
weite Welt, von der ich als Kind am Nordseestand<br />
immer geträumt hatte. Ich weiß<br />
noch, welche Hochachtung man uns entgegenbrachte.<br />
Das begann schon beim Anflug<br />
auf Kapstadt. <strong>Der</strong> Kapitän der südafrikanischen<br />
Maschine drehte für uns eine zusätzliche<br />
Schleife über dem Tafelberg, wofür er<br />
sich wortreich bei den anderen Passagieren<br />
entschuldigte. Aber für diesen berühmten<br />
deutschen Chor sei es ihm eine besondere<br />
Ehre, diese kleine Verspätung in Kauf zu<br />
nehmen. Damals habe ich zum ersten Mal<br />
empfunden, was Stolz bedeutet.<br />
Ab wann hast Du beim Divertissementchen<br />
mitgemacht?<br />
Das war etwas später. Schließlich kostete<br />
auch damals das Mitsingen im KMGV viel<br />
freie Zeit. Aber irgendwann konnte ich es<br />
nicht lassen. Immerhin war ich ja bereits als<br />
Jugendlicher in Wilhelmshaven karnevalsverrückt.<br />
Wenn am Rhein die fünfte Jahreszeit<br />
ausbrach, hing ich an der Nordsee am<br />
Radio und lauschte der Musik. Meine<br />
Familie konnte das gar nicht verstehen.<br />
Aber ich dachte immer nur, wie glücklich<br />
müssen die Menschen sein, die in Köln<br />
wohnen. Und nun war ich selbst in Köln.<br />
Ich erinnere mich noch ganz deutlich an<br />
meinen ersten Karneval. Ich stand am Zugweg<br />
und habe nur gestaunt. Ich fing keine<br />
Kamelle und trank kein Kölsch – ich habe<br />
mir nur die Augen aus dem Kopf geschaut<br />
und war überglücklich, dabei zu sein. Ich<br />
hatte mich sofort in Köln verliebt. Und später<br />
haben meine Freunde den Grund für die<br />
seltsame Begeisterung eines Norddeutschen<br />
für den Karneval herausgefunden: Ich war<br />
tatsächlich an einem Rosenmontag auf die<br />
Welt gekommen.<br />
Na dann war das Zillche ja quasi eine<br />
Pflichtveranstaltung für Dich, oder?<br />
Eigentlich ja. Und seit 1971 bin ich ja auch<br />
bei der Cäcilia Wolkenburg dabei. Als ich<br />
zum ersten Mal auf der Bühne stand,<br />
konnte ich das gar nicht glauben. Noch vor<br />
wenigen Jahren hatte ich alles nur übers<br />
Radio mitbekommen, und jetzt war ich<br />
plötzlich mitten drin im Geschehen. Ich war<br />
so richtig glücklich und habe jede Stunde<br />
genossen.<br />
Für einen »Plattdeutschen« in der Tat<br />
etwas ungewöhnlich. Wie bis Du eigentlich<br />
mit Deinem Dialekt zurechtgekommen?<br />
Manchmal wurde ich schon auf meine Aussprache<br />
angesprochen. Ich habe allerdings<br />
immer viel geübt. <strong>Der</strong> Höhepunkt meiner<br />
»Bühnenkarriere« in der kölschen Mundart<br />
war dann der Auftritt im Zillche über die<br />
Bläck Fööss vor ein paar Jahren. Ich sang in<br />
einem Dreier-Ensemble das Krätzche »Die<br />
drei vun d’r Eierquell«. Das war richtig<br />
schwer, ich habe tagelang geochst, um den<br />
kölschen Slang hinzubekommen. Aber ich<br />
war mir sicher, das zu schaffen. Ich sagte<br />
mir, wenn man Köln so mag wie du, muss<br />
Personen und Persönliches<br />
29
1 2<br />
3<br />
4 5 6<br />
7<br />
8<br />
Charlie Wilke: »Casanova«<br />
und »Roter Funke«<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
mit Ludwig Weber (Vize-Dirigent im KMGV)<br />
Rusemondaach »De Botz vom Funke-Jeneral«, 1973<br />
Mit zwei unserer hübschen »Damen«, 1973<br />
2001<br />
Et Zauberhandy, 2002<br />
Prinzenwagen Karneval, 1998<br />
Ne Rusekavalier, 1990<br />
Mit bläcke Fööss, 2010<br />
Rusemondaach »De Botz vom Funke-Jeneral«, 1973
man das auch richtig aussprechen können.<br />
Und unsere Ur-Kölner haben mir hinterher<br />
gesagt, das habe fast so geklungen, als<br />
stamme ich aus der »Deepe Jass«.<br />
Also hast Du schließlich Beruf und KMGV<br />
doch ganz gut unter einen Hut gebracht?<br />
Das war nicht immer einfach, aber meistens<br />
ist es mir gelungen. Die Probeabende an<br />
den Donnerstagen hielt ich mir stets arbeitsfrei.<br />
Wenn ich auswärts Besprechungen<br />
an dem Tag hatte, machte ich mit dem Hinweis<br />
auf einen unaufschiebbaren Termin<br />
abends in Köln immer rechtzeitig Schluss.<br />
Zuweilen hatte ich aber auch große Probleme<br />
in der Firma und musste einmal<br />
sogar den Chor um Unterstützung bitten.<br />
Was war passiert?<br />
Es stand die KMGV-Reise nach Japan an,<br />
und ich wollte natürlich unbedingt mitfahren.<br />
Aber in der Firma wollte man mir keinen<br />
Urlaub geben. Ich sei unabkömmlich,<br />
hieß es. Ein Schreiben unseres damaligen<br />
Präsidenten Max Adenauer an meinen Arbeitgeber<br />
bewirkte dann Wunder, und ich<br />
bekam den Urlaub. Einmal aber war solche<br />
eine Intervention zwecklos: Die Konzertreise<br />
nach Bulgarien durfte ich partout nicht<br />
mitmachen. <strong>Der</strong> Hintergrund war: Ich verantwortete<br />
bei Interatom, ein Unternehmen,<br />
das im Kernkraftwerksbau tätig war,<br />
Sicherheitsfragen. Und als Geheimnisträger<br />
war es mir verwehrt, in ein Land des damaligen<br />
Ostblocks zu reisen.<br />
Inzwischen bist Du längst Rentner und musst<br />
auf keine Unternehmen mehr Rücksicht nehmen.<br />
Macht Dir das Singen und Spielen noch<br />
immer so viel Spaß wie früher?<br />
Auf jeden Fall. Ich möchte den KMGV nicht<br />
missen. Auch wenn es eine lange Anreise<br />
nach Köln zu den Proben und Zillche-Aufführungen<br />
ist. Ich wohne zwar in Kürten<br />
wunderschön auf dem Land aber eben auch<br />
weit weg von der Stadt. Mein Auto habe ich<br />
schon vor Jahren abgeschafft. Nun fahre ich<br />
mit Bus und Bahn nach Köln.<br />
Wie sieht das konkret aus?<br />
Zunächst gehe ich einen Kilometer zu Fuß<br />
zur Bushaltestelle. Dann fahre ich mit dem<br />
Bus zum Bahnhof nach Bergisch-Gladbach<br />
und von dort weiter mit der S-Bahn zum<br />
Hauptbahnhof nach Köln. Noch einmal<br />
umsteigen in die Straßenbahn und schon<br />
bin ich an der Wolkenburg.<br />
Das hört sich nach einer langen Reise an.<br />
Wenn ich alle Anschlüsse bekomme, benötige<br />
ich 65-70 Minuten für die Hinfahrt.<br />
Aber wehe es gibt eine Verspätung auf der<br />
Rückfahrt. Dann hilft nur das Taxi. Immer<br />
wieder musste ich deshalb die Chorprobe<br />
um fünf vor halb zehn verlassen, damit ich<br />
sicherheitshalber eine Bahn früher nehmen<br />
konnte. Denn mein letzter Bus fährt<br />
23.17 Uhr ab Bergisch-Gladbach. Auch<br />
beim Divertissementchen bin ich oft vor<br />
dem letzten Bild aus der Oper gestürmt,<br />
konnte das Zillche-Lied nicht mitsingen<br />
und den Schlussapplaus nicht mit entgegennehmen.<br />
Inzwischen sind die Bahnen<br />
aber pünktlicher geworden.<br />
Wie lange willst Du noch mit dem KMGV auf<br />
der Bühne stehen?<br />
Ich habe bis heute 37 Mal beim Zillche mitgespielt<br />
und möchte gern noch drei Mal bis<br />
zum 40. Bühnenjubiläum dabei sein. Und<br />
im Chor singe ich mit, so lange ich es gesundheitlich<br />
vermag.<br />
Die Kirchturmuhr schlägt sechs Mal, die<br />
Sonnenstrahlen verschwinden hinter dem<br />
Gotteshaus. Das ist mein liebster Platz,<br />
strahlt Charlie Wilke. Hier möchte ich noch<br />
möglichst oft sitzen und der Sonne in den<br />
Abend hinterherschauen.<br />
UR<br />
Personen und Persönliches<br />
31
KMGV Familie<br />
KMGV Familie<br />
32<br />
Geburtstage im Oktober<br />
01.10.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
G. Peter Hoch Fördermitglied<br />
06.10.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Klaus Kreutzkamp<br />
Fördermitglied<br />
07.10.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Jakob Gräf Aktiver Sänger<br />
15.10.<strong>2013</strong> 55 Jahre<br />
Dr. Joachim Gärtner<br />
Fördermitglied<br />
20.10.<strong>2013</strong> 50 Jahre<br />
Almuth Wiesemann<br />
Fördermitglied<br />
28.10.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Horst Schmitz<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
Geburtstage im Nov.<br />
05.11.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Gerd Rück Aktiver Sänger<br />
10.11.<strong>2013</strong> 90 Jahre<br />
Bertel Zander-Gilles<br />
Fördermitglied<br />
11.11.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Heinz Wünsch Aktiver Sänger<br />
20.11.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Helmut Löffel Aktiver Sänger<br />
20.11.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Erhard Rzychon<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
25.11.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Konrad Rüdelstein<br />
Fördermitglied<br />
29.11.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Max Krichel Fördermitglied<br />
Geburtstage im Dez.<br />
02.12.<strong>2013</strong> 55 Jahre<br />
Christoph Stettner<br />
Fördermitglied<br />
09.12.<strong>2013</strong> 65 Jahre<br />
Adelheid Dally Fördermitglied<br />
10.12.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Helge Achterberg<br />
Aktiver Sänger<br />
03.11.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Barbara Blumberg<br />
Witwenmitglied<br />
05.11.<strong>2013</strong> 50 Jahre<br />
Bernhard Steiner Dirigent<br />
22.11.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Hermann Wöhrmann<br />
Aktiver Sänger<br />
15.12.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Klärenore Kühnen<br />
Fördermitglied<br />
15.12.<strong>2013</strong> 85 Jahre<br />
Dr. John-Werner Madaus<br />
Fördermitglied<br />
22.11.<strong>2013</strong> 75 Jahre<br />
Arnhild Möller Fördermitglied<br />
22.12.<strong>2013</strong> 70 Jahre<br />
Dr. Wolfgang Pauls<br />
Fördermitglied
25.12.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Julius Herwegh<br />
Fördermitglied<br />
28.12.<strong>2013</strong> 80 Jahre<br />
Ludwig Valder Fördermitglied<br />
Als Fördermitglieder<br />
begrüßen wir:<br />
Stefan Schreiner,<br />
geworben durch Vorstand<br />
Elke Stromann<br />
Als neue Sänger<br />
begrüßen wir:<br />
Marcel Karl 1. Bass<br />
Uwe Schiemann 1. Bass<br />
Heinz-Peter Schmitz<br />
1. Tenor<br />
Vidor von Strahlendorff<br />
2. Bass<br />
<strong>Der</strong> KMGV trauert um:<br />
Hubert Baron<br />
Aktiver Sänger seit 1982<br />
Impressum<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> ist die Vereinszeitschrift<br />
des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins.<br />
Sie erscheint viermal jährlich.<br />
<strong>Der</strong> Bezugspreis ist im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Herausgeber:<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
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Sekretariat: Birgit Larres<br />
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Redaktionsleitung<br />
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<strong>Burgbote</strong> 04.<strong>2013</strong>: 15.11.<strong>2013</strong><br />
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(GF) · Jakob Gräf (JG) · Benjamin Herz<br />
(BH) · Ralf Strotmann (RS) · Angelo Valtzis<br />
(AV) · Björn Wilhelm (BW)<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
eingereichte Texte zu redigieren<br />
Anzeigen und Produktion:<br />
artwork Wolfgang Bialek<br />
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KMGV Familie
Köln: 0221-179 44 43<br />
Leverkusen: 0214 - 400 08 10<br />
Grevenbroich: 02181- 6 91 90<br />
Trauerhalle & Abschiedsraum<br />
• Bestattungen jeder Art,<br />
an allen Orten und in jeder Preislage<br />
• Vorsorge zu Lebzeiten<br />
• Wir sind Tag und Nacht für Sie da!<br />
Mit neuem Denken, aus alter Tradition, helfen wir mit persönlicher Trauerbegleitung.<br />
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A K T I V E S M I T G L I E D I M K M G V<br />
DUNKEL<br />
STEINMETZ-<br />
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Grabstätte des 1. KMGV-Dirigenten<br />
Franz Weber<br />
auf dem Friedhof Melaten<br />
Betreuung durch die Firma Dunkel<br />
Bei der Vermittlung von<br />
Denkmalpatenschaften sind wir behilflich.
<strong>Der</strong> raue Gefährte der Natur – Sturm des Herzen Horst<br />
Meyer<br />
Brauset ihr Stürme<br />
Zeigt Eure Macht<br />
Oft verweilet Ihr lange<br />
Bei Tage bei Nacht<br />
Ihr findet kein Ende<br />
Zu heulen zu wüten.<br />
Auch wenn es scheint<br />
Das Ihr etwas schweigt<br />
Es ist ein Trugschluss<br />
Ihr wütet noch stärker<br />
Weit und breit<br />
Gibt’s in der Natur<br />
Das Euch könnte<br />
übertreffen?<br />
Auch des Menschen Herz<br />
Manchmal gar stürmisch schlägt<br />
In Erwartung dessen<br />
Worauf es hofft<br />
Doch hier ist die Natur nicht mehr gefragt<br />
Es ist nur zu hoffen, dass keiner es wagt<br />
Ursache zu geben<br />
für das Herz erneut<br />
sich noch stärker zu regen<br />
bevor es sich weiterhin beugt.<br />
<strong>Der</strong> raue Gefährte der Natur, der Sturm,<br />
wird weiterhin wüten<br />
So lange die Erde besteht<br />
Auch des Menschen Herz<br />
Oft bis zur äußersten Grenze geht<br />
Lasset es schlagen in fröhlichem Dur.<br />
KMGV Familie<br />
Sangesfründe<br />
Sangesfründe sin och Minsche – die et loohse<br />
klinge wenn se schön zusamme singe.<br />
Doch bevür me se deit lobe<br />
müssen se ez düchtig probe.<br />
Doch de Erfolg steiht dann en Frage<br />
wenn se dobei zu vill schwade.<br />
De Dirigent es dann jelade,<br />
un jerriet dobei in Rage.<br />
Dröm höt mer op de jode Rat<br />
he wöht jesonge, un nit jeschwad.<br />
No dä Prob sin mir dann janz jlöcklich<br />
un e Teil, ja datt verdröck sich.<br />
Et wöht jequatsch von Mann zo Mann<br />
met mieh, oder winniger Verstand.<br />
De Stimmung steich dann op de Spetz<br />
höht mer su manche jode Wetz.<br />
Manch Einem gilt ne hadde Brocke<br />
un wöht durch dä Kakau jetrocke.<br />
Un et kürset su manche Mähr,<br />
mer fröht sich nor, wo kütt die her.<br />
Domet de Schnüss net drüsch vom Schwade,<br />
deit mer am lecker Kölsch sich labe.<br />
Et jeiht „Alles“ janz no Plan<br />
met nem leckere „Halve Hahn“.<br />
Wenn met „Allem“ es dann Schluss,<br />
jeiht me janz vergnösch no Huss.<br />
Doch beim Konzert, et klingk vermesse,<br />
es dat Alles schon verjesse.<br />
Se sinn dann en dä Frack jesprunge,<br />
un hann noch nie su joht jesunge.<br />
Op nun dä Frack datt hät jemaht?<br />
Mer weiss et nitt, jant akurat.<br />
Su jeiht datt nun vun Johr zo Johr,<br />
un et verschwindet manch Haar.<br />
Och es mer nitt mie janz em Schwung<br />
doch schön bliev de Erinnerung.<br />
Bernhard Trompertz,<br />
aus Anlass seines 80. Geburtstages<br />
im September <strong>2013</strong><br />
35
36<br />
Unser Gedenkgottesdienst …<br />
…offiziell der »Gedenkgottesdienst für<br />
die Lebenden und Verstorbenen des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins«, den wir am 14.<br />
September <strong>2013</strong> in der katholischen Pfarrkirche<br />
St. Germanus in Wesseling gefeiert<br />
haben, war zugleich der Festgottesdienst<br />
zum 100-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung<br />
des Dreifaltigkeits-Krankenhauses<br />
in Wesseling.<br />
Kann einem da nicht der Gedanke kommen<br />
»Jetzt ist es schon soweit, dass wir nicht mal<br />
mehr einen eigenen Gedenkgottesdienst auf<br />
die Beine stellen können…?« Nein, im Ernst<br />
und ganz im Gegenteil, es war in jeder Hinsicht<br />
eine gute Sache, unseren Gedenkgottesdienst<br />
in diesen Festgottesdienst einzufügen,<br />
denn wo anders als gerade im<br />
Rahmen eines Gottesdienstes ergänzen sich<br />
beides – Fest und Gedenken – in so harmonischer<br />
Weise? Sollte sich also zu einer<br />
vergleichbaren »Zusammenlegung« wieder<br />
einmal die Gelegenheit bieten, dann nicht<br />
gezögert und zugesagt.<br />
In diesem Jahr war es unser geschätzter<br />
Sangesfreund Professor Dr. Johannes Güsgen,<br />
Geschäftsführer der Maria Hilf NRW<br />
gGmbH, der Trägerin des Wesselinger<br />
Krankenhauses, der diese gemeinsame Feier<br />
angeregt und ermöglicht hat. Im nächsten<br />
Jahr ist es hoffentlich ein anderer Sänger,<br />
der Ähnliches in die Wege leiten kann (ausgenommen<br />
natürlich das Anschlussprogramm<br />
– das gibt’s nur einmal, das kommt<br />
nicht wieder). Ihnen, verehrter Herr Prof.<br />
Dr. Güsgen, sei dafür und selbstverständlich<br />
auch für die Einladung zur Teilnahme an<br />
der anschließenden Festveranstaltung im<br />
Pfarrsaal der Gemeinde St. Germanus auch<br />
an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich
Gedenkgottesdienst<br />
<br />
St. Germanus, Wesseling<br />
gedankt!<br />
Beginn des Gottesdienst um 18 Uhr, alle<br />
Sänger finden sich bitte bis spätestens um<br />
15:00 Uhr an St. Germanus ein. Warum<br />
das? Ein dreistündiges Einsingen? Gibt es<br />
ein neues »innovatives Aufstellkonzept für<br />
Männerchor«, ganz ab von der Tradition des<br />
4:0:0 (links außen erster Tenor, Mitte links<br />
zweiter Tenor, Mitte rechts erster Bass, rechts<br />
außen zweiter Bass, dahinter nichts …), das<br />
erstmals erprobt sein will? Nein, keine<br />
Innovationen, sondern einfach nur Probe.<br />
Nachsitzen also? Auch das nicht, denn<br />
schlecht vorbereitet sind wir nicht nach<br />
Wesseling gekommen, aber zu einer gemeinsamen<br />
Probe mit dem kleinen Bläserensemble,<br />
das uns erstmals zu diesem musikalischen<br />
Programm begleitete, hatte es<br />
am Donnertag zuvor eben doch nicht mehr<br />
gereicht … also mussten die Herren am<br />
Samstag etwas früher ran, um hier die notwendige<br />
Feinabstimmung herbeizuführen.<br />
Nach etwa zweistündiger Vorbereitung<br />
blieb dann vor Beginn des Gottesdienstes<br />
etwas Zeit, um im Pfarrheim etwas zu trinken,<br />
sich an einem Kuchenbuffet für den<br />
bevorstehenden Gottesdienst zu stärken<br />
und vor allem: Noch einmal ein paar Minuten<br />
zu sitzen.<br />
Die Kirche St. Germanus in Wesseling, zwischen<br />
1891 und 1894 als dreischiffige Basilika<br />
mit Doppelturmfassade in neoromani-<br />
37
38<br />
schem Stil als Backsteinbau errichtet, ist von<br />
außen ein durchaus imposantes Bauwerk,<br />
das im Inneren – auch Dank einer sorgfältigen,<br />
in Erdtönen gehaltenen Ausmalung –<br />
mit einer überraschend angenehmen, ja<br />
einnehmenden Atmosphäre aufwartet. Vollbesetzt<br />
– und vollbesetzt war der Gottesdienst<br />
– entfaltete sich diese Atmosphäre<br />
von unserer kleinen Sängerempore im Mittelschiff<br />
aus betrachtet in ganz besonderer<br />
Weise. Nach dem feierlichen, von der Orgel<br />
begleiteten Einzug der insgesamt fünf Zelebranten,<br />
dem Pfarrer und Dechanten<br />
Markus Polders, der drei Vikare und des<br />
Diakons, wurde die Messe mit dem ökumenischen<br />
Lied »Den Herren will ich loben«<br />
zunächst von Gemeinde und Chor gemeinsam<br />
eröffnet. <strong>Der</strong> weitere musikalische Ablauf<br />
lag dann – mit Ausnahme des Halleluja,<br />
des Credo, des gemeinsamen Dankliedes<br />
nach der Kommunion und des unverhofft<br />
kurz vor Ende der Messe eingeschobenen<br />
»Tantum ergo« – in der Hand des Chores<br />
und wurde weitgehend<br />
mit Gesängen aus der<br />
Missa Dalmatica von<br />
Franz von Suppé gestaltet.<br />
Nach dem<br />
»Kyrie« und »Gloria«,<br />
vorgetragen vom großen<br />
Chor, folgte als<br />
Zwischengesang des<br />
Kammerchores das »Te<br />
Deum« von Hans<br />
Günther Bastian, komponiert<br />
im Jahr 1944.<br />
Kirchliche Musik aus<br />
ganz unterschiedlichen<br />
Zeiten, die dennoch<br />
beim Hörer nicht das<br />
Gefühl eines »Bruchs«<br />
aufkommen ließ, sondern<br />
auf faszinierende<br />
Weise miteinander harmonierte.<br />
St. Germanus <br />
Die Gabenbereitung begleitete der Chor mit<br />
dem in den vergangenen Jahren oftmals aufgeführten,<br />
innigen »O Herr gib Frieden«<br />
von Dimitri Bortniansky, das auf vielfachen<br />
Wunsch eines einzelnen Herren diesmal<br />
auswendig gesungen wurde – und siehe da,<br />
es hat tatsächlich geklappt. Es folgten aus<br />
der Missa Dalmatica das »Sanctus« (großer<br />
Chor) und »Benedictus« (Kammerchor)<br />
sowie das »Agnus Dei« (Kammerchor und<br />
großer Chor), während die dann folgende<br />
musikalische Begleitung der Kommunionausteilung<br />
in der Hand des Kammerchors<br />
lag, der hierzu das »Gratias agimus tibi« von<br />
Heinrich Sutermeiser sang.<br />
Anschließend haben dann nach der von<br />
Gemeinde und Chor gemeinsam gesungenen<br />
Danksagung die aktuellen politischen<br />
Ereignisse für eine kurzfristige Änderung<br />
des Messeablaufs und der musikalischen<br />
Gestaltung gesorgt. Zu Beginn der Messe<br />
hatte Dechant Markus Polders zum Dank<br />
für die Abwendung des bereits angekündigten<br />
militärischen<br />
Schlages gegen Syrien<br />
und in Anlehnung<br />
an die am Wochenende<br />
zuvor erfolgte<br />
Anbetung des<br />
Allerheiligsten auf<br />
dem Peterplatz in<br />
Rom eine Anbetungszeremonie<br />
in<br />
den Messablauf eingefügt.<br />
Abgeschlossen<br />
wird diese Zeremonie,<br />
die alljährlich<br />
insbesondere im<br />
Rahmen des Fronleichnamsfestes<br />
begangen<br />
wird, nach<br />
alter kirchlicher Tradition<br />
durch einen<br />
auf Thomas von<br />
Aquin zurückgehen-
den Festgesang, das »Tantum ergo«. Im Begleitheft<br />
zur Messe fehlt dieser kurzfristig<br />
eingefügte Teil natürlich, und so waren an<br />
dieser Stelle die mit der kirchlichen Tradition<br />
noch vertrauten Sänger besonders gefordert,<br />
die musikalische Begleitung durch<br />
den Chor hier nicht ganz abreißen zu lassen.<br />
Für dieses Mal hat es noch geklappt…<br />
Beim Abschluss des Fest- und Gedenkgottesdienstes,<br />
dem vom Chor zum Auszug<br />
gesungenen »Hymnus an den Heiligen<br />
Geist« von Franz Schubert, waren dann –<br />
der Notenmappe sei Dank – wieder alle<br />
Sänger mit dabei.<br />
In diesem Jahr können wir auf einen insgesamt<br />
sehr gelungenen und festlichen Gedenkgottesdienst<br />
zurückblicken. Hierfür ist<br />
auch all denjenigen zu danken, die den<br />
Gottesdienst vorbereitet haben, denn Sie<br />
haben, etwa durch die Fürbitte für die im<br />
zurückliegenden Jahr verstorbenen Vereinsmitglieder<br />
des KMGV, mit dazu beigetragen,<br />
unser Anliegen in besonderer Weise in den<br />
Festgottesdienst einzubeziehen.<br />
Ginge alles seinen üblichen Gang, ich<br />
könnte jetzt meine Datei abspeichern und<br />
den Computer runterfahren, denn mit der<br />
Danksagung an die Gestalter des Gottesdienstes<br />
könnte der Artikel zu Ende sein.<br />
Denkste! Denn wer berichtet dann über<br />
den an den Gottesdienst anschließenden<br />
Festakt im Pfarrsaal der Gemeinde St. Germanus,<br />
zu dem alle Sänger samt Begleitung<br />
eingeladen waren? Niemand – und das wäre<br />
doch schade. Also auch dazu noch ein paar<br />
Worte, zumal wir auch in diesem Rahmen<br />
noch eine musikalische Rolle gespielt<br />
haben.<br />
Die Reden – lieber Herr Güsgens, wen es interessiert,<br />
Sie haben die Texte und stellen<br />
diese dem interessierten Sangesfreund sicher<br />
gerne zur Verfügung – ich darf also<br />
fortfahren, möchte aber nicht unerwähnt<br />
lassen, dass der Dechant und die Provinzoberin,<br />
Sr. Simone Weber, sich bei diesem<br />
Teil der Veranstaltung ob der Kürze ihrer<br />
Vorträge besondere Verdienste erworben<br />
haben. Unser musikalischer Gruß hat mit<br />
zwei Opernchören (Carl Maria von Webers<br />
»Jägerchor« und dem Eröffnungschor aus<br />
»Ernani«), der uns gewidmeten Version des<br />
Bläck Fööss-Klassikers »Ming eetste Fründin«<br />
und drei Volksliedern (Ȁnnchen von<br />
Tharau«, »Frisch gesungen« und »Muss i<br />
denn«) offensichtlich gut zur Unterhaltung<br />
der Gäste beigetragen … und es ist uns immerhin<br />
gelungen, auf der Bühne eine Diskussion<br />
darüber, welche Strophen denn da<br />
nun zu singen sind, gar nicht erst nicht aufkommen<br />
zu lassen, was dem musikalischen<br />
Vortrag sicher nicht abträglich war.<br />
Ebenfalls sehr ordentlich geschlagen haben<br />
wir uns beim anschließenden Buffet, einer,<br />
wie man weiß, ausgesprochen tückischen<br />
Disziplin. Rückblickend betrachtet verwundert<br />
dieser Umstand angesichts der Qualität<br />
schon…es muss wohl daran gelegen haben,<br />
dass zu keinem Zeitpunkt Bedenken aufgekommen<br />
sind, es könne nicht für alle<br />
reichen …<br />
Nachdem wir sängerisch gegeben hatten,<br />
was zu geben war, dazu das Buffet gut hinter<br />
uns gebracht hatten, war es da nicht einfach<br />
an der Zeit, uns auch einmal selbst unterhalten<br />
zu lassen? War es, und die fünf<br />
Herrn von AbraCappella haben das mit<br />
Ihren schrägen Zaubertricks, den manchmal<br />
derben Späßen und ihrem Gesang ganz<br />
wunderbar hinbekommen. Alles in allem<br />
ein Abend, der vieles bot, was auf den<br />
ersten Blick scheinbar nicht unter einen<br />
Hut passt – Festlichkeit, Ernsthaftigkeit,<br />
Besinnlichkeit, aber eben auch Freude, Ausgelassenheit<br />
und gute Unterhaltung – und<br />
dennoch eine »runde Sache« war. Was will<br />
man mehr?<br />
GF<br />
Gedenkgottesdienst<br />
39
40<br />
© Peter Gaymann<br />
EINSINGEN:<br />
Das Selbstverständlichste,<br />
die Atmung<br />
Woran denkt der Normalbürger, wenn er<br />
»Stütze« hört, doch wohl an so was wie<br />
Arbeitslosengeld oder Hartz 4, »er lebt<br />
jetzt von Stütze«.<br />
Oder wenn dann die Rede davon ist, dass<br />
das Abspannen kurz und nicht übertrieben<br />
aufgeblasen sein soll. Welche Pferde<br />
werden denn da abgespannt und was wird<br />
aufgeblasen, die Reifen einer Kutsche?<br />
Weit gefehlt, hier geht es unmittelbar um<br />
unsere eigene Liebhaberei, den Gesang,<br />
konkret um den Atem.<br />
Laut Statistik atmen wir durchschnittlich<br />
23.000 Mal täglich ein und aus und transportieren<br />
dabei 12,5 m³ Luft. In Ruhe geschieht<br />
das dann minütlich 11–15 Mal.<br />
Geschieht, nicht getan. Ob wir wach sind,<br />
daran denken, oder es nicht bewusst erleben,<br />
die Versorgung unseres Körpers mit<br />
Sauerstoff und der Abtransport von Kohlendioxid,<br />
dieser Gasaustausch, Energielieferant<br />
für jede Zelle, komplex gesteuert<br />
durch das Stammhirn, geschieht an uns<br />
einfach. Und wenn wir unseren letzten<br />
Schnaufer tun, sterben wir.
Atmung: das sind Einatmung,<br />
Ausatmung und die kurzen Ruhephasen<br />
zwischen beiden.<br />
Im Alltag empfinden wir die Einatmung als<br />
den aktiveren, die Ausatmung als den passiv<br />
gehenden Teil der Atmung. Beobachten wir<br />
einmal die ganz normale Ruheatmung<br />
(durch die Nase), wenn man entspannt<br />
steht oder sitzt. Im Idealfall wölbt sich der<br />
Bauch bei der Einatmung ein wenig nach<br />
außen, es folgt eine kurze Phase der Ruhe<br />
vor der Ausatmung. Die Phase der Ausatmung<br />
wird lautlos und zügig gehen. Ein<br />
kleines Lüftchen. Könnte man mit diesem<br />
kleinen Lüftchen singen? Probieren! Oder<br />
ein Ausatmen in einem Stoß bei offener<br />
Kehle und auch verschiedenen Anspannungen<br />
der Stimmlippen, lässt sich da etwas<br />
»Kultiviertes« hören? Das könnte jedenfalls<br />
einmal ein ziemlich archaisches Experiment<br />
zu Beginn einer Probe sein, Thema: Neues<br />
vom altsteinzeitlichen Männergesang.<br />
Singen ist zeitlich gedehnte, konzentriert<br />
tönende Ausatmung. Töne entstehen, wenn<br />
sich die Stimmlippen im Kehlkopf je nach<br />
Tonhöhe minder oder mehr schließen und<br />
mit Hilfe der Ausatmung sowie der im<br />
Kehlkopf vorhandenen Muskulatur zum<br />
Schwingen gebracht werden. Die Phase der<br />
Ausatmung muss also im Gegensatz zur<br />
Normalatmung verlängert, intensiviert und<br />
zudem aktiv gesteuert werden können.<br />
Beim Singen (= Ausatmung) geben wir<br />
Energie und Power, die Einatmung ist der<br />
Teil, der zurückgibt, was wir gegeben haben.<br />
Sie wird zu einer wichtigen Regenerationsphase.<br />
Einatmen heißt auf Sängerdeutsch<br />
auch »Abspannen«, das bedeutet, man lässt<br />
die Spannung, die sich im Körper durch die<br />
Ausatmung (den Gesang) aufgebaut hat, los.<br />
Sie soll schnell und möglichst effektiv sein,<br />
denn möglicherweise gibt es in einem Stück<br />
nur kurze Pausen (Norma, Faust…) oder die<br />
Phrasen sind sehr lang (Pilgerchor), so dass<br />
wir die Atemkapazitäten bewusst einteilen<br />
müssen. Die Spannung des Atemdrucks auf<br />
die Stimmbänder darf nicht sofort wieder in<br />
sich zusammenfallen. Aus allen Proben<br />
kennen wir diese Gefahr: In fünf Takten<br />
um mindestens einen viertel Ton gefallen,<br />
keine Harmonie mehr im Vierklang. Das<br />
hat auch mit der Atemspannung zu tun.<br />
Vielleicht hat jeder Sänger, der aus dem<br />
normalen Tagesgeschäft in die Probe<br />
kommt, das schon gespürt: <strong>Der</strong> Atem verändert<br />
sich mit jeder Minute. War er anfangs<br />
noch flach und eher kurz, auch hoch<br />
hinter den Rippen angesetzt, sogar mit<br />
einem leichten Heben der Schultern, fällt er<br />
in der Probe, mit dem Einsingen – hoffentlich<br />
– in den Bauch. Das Zwerchfell sinkt<br />
nach unten. Es gibt eine Reihe von Namen<br />
für diese Atmung, »kosto-abdominale Atmung«,<br />
»Zwerchfell-Flankenatmung«, landläufig<br />
»Bauchatmung«.<br />
Es ist dann so, dass sich bei der Ausatmung<br />
der Oberkörper ein wenig anhebt, während<br />
die Einatmung als ein passives Fallenlassen<br />
empfunden wird. Bei der Einatmung wölbt<br />
sich der untere Bauch nach außen. Die<br />
Bauchwölbung geschieht automatisch,<br />
wenn das Zwerchfell sich absenkt und dadurch<br />
die Eingeweide im unteren Bauch ein<br />
wenig verdrängt werden.<br />
Und was sollte jetzt mit all dieser Atemluft<br />
geschehen? Jedenfalls geht es nicht darum,<br />
die Atemluft einfach durch den Kehlkopf<br />
»rauszupusten«, sie reicht dann auch nur<br />
für die erste Hälfte der Phrase. Wir kennen<br />
als Choristen alle diese »Hilferufe« von<br />
vorne: »Hauen Sie die Töne doch nicht einfach<br />
so raus! Sie müssen sie lebendig gestalten«…<br />
»Spannung halten! Jeden Ton<br />
sich entwickeln lassen!« Was ist denn damit<br />
eigentlich gemeint? Es gibt viele Erklärungen<br />
dafür und es ist nicht einfach, das zu<br />
beschreiben (genau für dieses individuelle<br />
Einsingen<br />
41
42<br />
Empfinden und Aneignen haben Chorschule<br />
und Einsingen ihre Funktion). Doch<br />
etwa so: Eigentlich brauchen wir für die<br />
Schwingung der Stimmbänder nicht so<br />
viel Luft. Zum Singen sollte nur ein kleinerer<br />
Atemstrom aber mit konstantem Druck<br />
genutzt werden.<br />
Enrico Caruso erklärte<br />
sogar, dass er »nicht<br />
mehr Atem zum Singen<br />
benötige als für eine<br />
zwanglose Unterhaltung<br />
mit einem Freund«. Wir<br />
sind nicht Caruso, aber<br />
auch wir haben eine<br />
starke physische Grundlage,<br />
um unseren Stimmapparat lange, konstant<br />
und wenig(-er) ermüdend klingen zu<br />
lassen. Das sind Brust-, Zwischenrippen-,<br />
und Lendenmuskulatur, an denen das<br />
Zwerchfell angehängt ist. Diese drei Muskelgruppen<br />
ermöglichen uns das Singen mit<br />
komprimierter Luft anstatt mit losgelassener<br />
Luft. Das ist der Begriff der »Stütze«,<br />
Unterstützung. Die Italiener nannten es<br />
»appoggio«, was ungefähr Anlehnung bedeutet.<br />
Manche nennen es »Verankerung«<br />
(»anchoring«) oder Anbindung. Einfacher<br />
sind die Begriffe Atemkontrolle oder kontrollierte<br />
Ausatmung. Doch es ist immer<br />
dasselbe gemeint: Die Atemmuskulatur arbeitet<br />
gleichzeitig in Rückhaltung und konzentrierter<br />
Abgabe der Atemluft, sie nimmt<br />
der Kehlkopfmuskulatur Arbeit ab, wird ein<br />
Fundament der Tonerzeugung. Die Kraft<br />
kommt eben nicht aus dem Hals. Nebenbei:<br />
Alles, was mit Drücken, Pressen, Quetschen<br />
und so weiter einhergeht, ist hier nicht gemeint.<br />
Übrigens scheint auch unser Chorleiter von<br />
diesen Zusammenhängen überzeugt zu<br />
sein. Zitat aus einem älteren <strong>Burgbote</strong>n:<br />
»Wer richtig atmet, der spart drei Jahre Gesangsstudium«<br />
(Steiner). Das ist doch motivierend!<br />
Da die Körperwahrnehmung individuell ist,<br />
empfindet auch jeder Sänger die Hilfestellung<br />
der Atemarbeit anders, vielleicht auch<br />
noch kaum. Die Verankerung der Töne in<br />
der Leibesmitte, das Spüren, wie die Atemmuskulatur<br />
arbeitet, kann mehr im Brustkorb,<br />
im Bauch oder über die Rückenmuskulatur<br />
empfunden werden. Spätestens jetzt<br />
wird auch klar, warum Atemübungen so<br />
wichtig sind – wer eine trainierte Atmungsmuskulatur<br />
bewusst zur Verfügung hat,<br />
kann natürlicher, lauter und ausdauernder<br />
singen, ohne dabei seinen Stimmapparat zu<br />
überanstrengen.<br />
Die Atemmuskulatur trainieren wir vor<br />
jeder Probe beim Einsingen, tonlos und mit<br />
Phonation. Denn die Anforderungen an die<br />
Atmung erhöhen sich beim Singen beträchtlich.<br />
Wir wollen nicht nur (angemessen)<br />
laut klingen, sondern dabei auch noch<br />
qualitativ schöne Töne erzeugen, möglicherweise<br />
lange am Stück singen und dabei<br />
nicht heiser werden. Und auch das »Sich-<br />
Entwickeln-Lassen« des Tons, ein Vibrato,<br />
hängt mit einer feinen Ausbalancierung der<br />
Atmung zusammen und will gelernt sein.<br />
Es gibt drei Arten von Atemübungen für Gesang,<br />
Kraftübungen, Flexibilitätsübungen<br />
sowie Ausdauerübungen / Atemverlängerungsübungen.<br />
Einige Beispiele aus unserer<br />
Praxis: Kraftübungen<br />
Die Kraftübungen müssen mit möglichst<br />
viel Power ausgeführt werden. Sie trainieren<br />
die inneren Zwischenrippenmuskeln. Diese<br />
sind für die Ausatmung zuständig und kön-
nen für den Gesang trainiert werden. Wir<br />
machen z.B. kräftige »sch sch sch«, »f s sch«,<br />
»p t k« Wichtig dabei ist: kräftig ausatmen.<br />
Flexibilitätsübungen<br />
Sie trainieren die Fähigkeit des Zwerchfells,<br />
sehr schnell und effektiv loszulassen, nachdem<br />
ausgeatmet wurde und eine Gesangsphrase<br />
vorbei ist. Die Einatmung heißt auf<br />
Sänger-Deutsch ja »Abspannen«, das bedeutet,<br />
man lässt die Spannung, die sich im<br />
Körper durch die Ausatmung (den Gesang)<br />
aufgebaut hat, los. Wir atmen z.B. mit Kraft<br />
alle Luft aus, halten, spüren den Atemreflex<br />
und lassen die Luft »einfallen«.<br />
Die Übung machen wir auch mit kleinen<br />
kurzen s s s s oder s sch s sch s sch. Ein<br />
Zug, der immer schneller wird und sich<br />
dabei von dir entfernt.<br />
Ausdauerübungen<br />
Sie trainieren einen langen Atemstrom und<br />
damit auch die Atemdosierung: Wir singen<br />
auf einem angenehmen Ton und ruhig ganz<br />
zart wwwwwwwww, solange es geht. Irgendwann<br />
spürt man den Einatem-Impuls.<br />
Wir machen dann eine kurze bewusste<br />
Pause (spüren die Spannung) und lassen<br />
dann los, so dass die Einatmung passiv /reflektorisch<br />
einströmen kann. Nicht nur nebenbei<br />
dienen Atemübungen auch der<br />
Kräftigung der Atemmuskulatur, um dem<br />
ganz natürlichen altersbedingten »untrainierterem«<br />
Zustand der Muskeln im<br />
»fortgeschritteneren« Alter (Definition<br />
Eigensache) entgegen zu wirken. Und ein<br />
probentechnisch wahrscheinlich sehr gewünschter<br />
Effekt der Übungen ist: Einige<br />
wenige Minuten an Atemübungen im Rahmen<br />
des Einsingens sind nützlich, um Ruhe<br />
in die Gruppe einkehren zu lassen.<br />
Alle mir bekannten Kulturen bringen den<br />
Atem/den Odem in Verbindung mit einer<br />
tiefen Empfindung des eigenen Lebens, des<br />
individuellen Selbst, mag es nun hinduistisch<br />
»atman« / »Essenz«, jüdisch/alttestamentlich<br />
»ruach« / »Geist«, griechisch/neutestamentlich<br />
»pneuma« oder lateinisch<br />
»anima«/»Seele« genannt werden. Vielleicht<br />
ist es auch deshalb die Empfindung vieler<br />
Sängerinnen und Sänger, dass »Spannen«<br />
und »Stützen» im Gesang dann doch wieder<br />
zu einem sehr tiefen »Abspannen« –<br />
einer sehr befriedigenden Entspannung<br />
führen.<br />
Salvatorische Klausel: Natürlich hat der<br />
Autor diese Gedanken nicht neu in die Welt<br />
gebracht. Ich habe viele, auch recht unterschiedliche<br />
Richtungen und Ansätze gefunden<br />
und hoffe die überwiegend akzeptierten<br />
Hauptgedanken wiedergegeben zu<br />
haben. Ein Verzeichnis der Quellen liegt der<br />
Redaktion vor.<br />
BN<br />
Einsingen<br />
43<br />
Zum Schluss eine Enttäuschung: Atemübungen<br />
sind KEIN Training der geraden<br />
und schrägen Bauchmuskulatur! Dafür<br />
braucht es weiterhin die altbekannten Situps<br />
– zu Hause oder in der Mucki-Bude.
Ausblick 2014<br />
Musikalischer Aufbruch nach Europa<br />
44<br />
Während sich das aktuelle musikalische<br />
Jahr dem Ende zuneigt – Chor und Kammerchor<br />
bereiten ihre Weihnachtskonzerte vor<br />
und die Cäcilia Wolkenburg probt das Divertissementchen<br />
– hat Bernhard Steiner,<br />
musikalischer Leiter des Kölner Männer-<br />
Gesang-Vereins, einen Ausblick auf das<br />
Konzertprogramm 2014 gegeben:<br />
»Wir sind von der Kultur-Abtei Brauweiler<br />
eingeladen, im Rahmen ihrer Open-Air-Konzertreihe<br />
»classic nights« ein Matinee-Konzert<br />
zu geben«, beginnt der KMGV-Dirigent<br />
seine Jahresvorschau.<br />
Einladung zur Open-Air-Konzertreihe<br />
»classic-nights«<br />
Über die Einladung zum Musik-Festival<br />
freue sich der Verein sehr, sagt Bernhard<br />
Steiner, »sie stellt aber auch unmittelbar<br />
die Frage nach einem geeigneten Konzertprogramm«.<br />
Zwar seien die Überlegungen<br />
dazu noch in einem frühen, vorläufigen Stadium,<br />
aber er favorisiere »ein Volkslied-Programm,<br />
das über das vertraute deutsche<br />
Liedgut hinausweist«. Langjährige Repertoire-Stücke<br />
wie »Ännchen von Tharau«<br />
oder »Am Brunnen vor dem Tore« würden<br />
in einer neu zusammenzustellenden Volksliedmappe<br />
reduziert – zugunsten europäischen<br />
Liedguts und deutscher Volksweisen<br />
in neuem Satz. Mit der Stärkung des Volkslieds<br />
im Probenalltag griffen musikalische<br />
Leitung, Musikausschuss und Vorstand<br />
auch einen in der Vergangenheit oft formulierten<br />
Wunsch vieler Sänger auf. »Allerdings<br />
werden Sie sich noch wundern, welch<br />
harte Arbeit die Einstudierung von Volksliedern<br />
bedeutet«, scherzt Bernhard Steiner.<br />
Dem Dirigenten scheinen noch die wenigen<br />
A-Capella-Auftritte des Chores während<br />
der Franken-Reise im Ohr nachzuklingen,<br />
wenn er anfügt: »Das sind nicht einfach<br />
leichte Liedchen, da hört jedes Kind, wenn<br />
ein Akkord nicht sitzt!«
Musikalische Inventur: Vorsingen<br />
aller Sänger<br />
Dieser »Neuaufbau des Repertoires« sei<br />
letztlich auch der Mitgliederentwicklung<br />
geschuldet. Gut 50 Prozent der aktiven Sänger<br />
sind innerhalb der letzten drei Jahre zum<br />
KMGV gestoßen, wie eine spontane Umfrage<br />
in der Probe zeigte. Die neuen Sänger<br />
müsse man nicht nur sozial, sondern auch<br />
stimmlich in den Chor eingliedern. Einerseits<br />
helfe dabei, für den ganzen Chor unbekannte<br />
Stücke neu einzustudieren, andererseits<br />
»werde ich mir auch die Zeit nehmen,<br />
mir jeden Sänger einzeln anzuhören,<br />
um seine Stimme besser beurteilen zu können«<br />
kündigt Bernhard Steiner an. Folge<br />
dieser »Stimmen-lnventur« werde sicher<br />
auch eine behutsame Neusortierung der<br />
einzelnen Stimm-Register sein: »Einen Sänger,<br />
der sich schon immer für einen 1. Tenor<br />
hielt, werden wir nicht aufhalten«, erläutert<br />
der Dirigent scherzhaft einen Aspekt dieses<br />
chorweiten Vorsingens – die dringend erforderliche<br />
Stärkung der Randstimmen.<br />
Musizieren in Klein-Ensembles<br />
stärken<br />
Neu für viele Sänger war sicher auch die<br />
Ankündigung des musikalischen Leiters,<br />
dass das Musizieren in Ensembles stark<br />
ausgeweitet werden soll. Gruppen von 8, 12,<br />
24 Sängern sollen zukünftig – parallel zu<br />
den Proben des großen Chores – vertiefend<br />
Volkslieder erarbeiten. Ziel dieser Intensiv-<br />
Proben sei nicht in erster Linie die Aufführung<br />
der einstudierten Lieder, sondern die<br />
Kultivierung sängerischer Fähigkeiten wie<br />
»aufeinander hören«, »sich stimmlich einfügen«,<br />
»lntonation und Artikulation«, aber<br />
auch »sängerische Sicherheit« – statt sich in<br />
der Masse des Chores zu verstecken.<br />
Philharmoniekonzert 2014<br />
Auch für das Philharmoniekonzert (am<br />
10.10.2014) hat der musikalische Leiter bereits<br />
eine Idee: »Ödipus«, ruft Bernhard<br />
Steiner als Leitmotiv des kommenden Jahreskonzerts<br />
aus, »ist sicher ein spannendes<br />
Thema – zumal, wenn es von einem reinen<br />
Männerchor dargeboten wird«. Strawinskis<br />
»Ödipus Rex«, den einige Sänger bereits<br />
2011 in Hamburg aufgeführt haben (vgl.<br />
<strong>Burgbote</strong> 04/2011), werde den Kern des<br />
monothematischen Konzerts bilden und<br />
von Werken anderer Komponisten zum selben<br />
Sujet umrahmt. Mit dieser Art der moderierten<br />
Aufführung habe man schon 2011<br />
mit »Lieb’ Vaterland magst unruhig sein«<br />
gute Erfahrungen gemacht.<br />
<strong>Der</strong> KMGV wolle auch in Zukunft die<br />
künstlerischen Erwartungen, die das Publikum<br />
an ihn stellt, erfüllen. Doch kurz vor<br />
dem großen Jubiläum und angesichts des<br />
großen Zuwachses an neuen Sängern gelte<br />
es auch, den Chor nicht zu überfordern.<br />
»Eine schlechte Kritik macht schnell die Arbeit<br />
der letzten Jahre zunichte«, sagt Berhard<br />
Steiner.<br />
Die anwesenden Sänger reagieren positiv<br />
auf das offene Wort ihres Dirigenten und<br />
danken ihm mit Applaus für diese frühzeitige<br />
Information über die Entscheidungsprozesse<br />
in den musikalischen Gremien des<br />
Vereins und zu den bevorstehenden Aufgaben<br />
des Chores.<br />
BW<br />
Ausblick 2014<br />
45
46<br />
Adventskonzert im<br />
Maternus-Seniorenzentrum<br />
Die Gruppe 20 lädt alle Sänger zur Teilnahme<br />
am Adventskonzert im Maternus-<br />
Seniorenzentrum am 30.11.<strong>2013</strong> ein.<br />
Seit einigen Jahrzehnten veranstaltet die<br />
Gruppe 20 in einem Altenheim ein Adventskonzert,<br />
das auch großen Zuspruch<br />
unter Nichtgruppenmitgliedern des Vereins<br />
findet. Langjähriger, verdienstvoller Dirigent<br />
war bisher Ludwig Weber. Leider<br />
musste er aus gesundheitlichen Gründen<br />
das Dirigat aufgeben. Die Gruppe 20 schätzt<br />
sich glücklich, mit Johannes Fromm (47/1.<br />
Bass) einen fähigen und engagierten Dirigenten<br />
gefunden zu haben, der als examinierter<br />
Chorleiter eine reichhaltige Erfahrung<br />
auch in der Kirchenmusik hat.<br />
<strong>Der</strong> diesjährige Titel des Konzerts lautet »Es<br />
ist ein Ros entsprungen«. Das Programm<br />
setzt sich neben Liedern aus dem Repertoire<br />
des KMGV und einigen kölschen Liedern<br />
auch aus Text- bzw. Gedichtbeiträgen zusammen.<br />
Insgesamt wird ein musikalischer<br />
Bogen gespannt, der von der Marienverkündigung<br />
durch die Adventszeit bis zu<br />
Christi Geburt führt.<br />
Die Liedvorträge erfolgen überwiegend a<br />
capella. Vielleicht gibt es neben der Klavierbegleitung<br />
auch einmal eine Begleitung<br />
durch Akkordeon bei den kölschen Liedern.<br />
Auch das Publikum soll stärker als bisher<br />
mit eingebunden werden.<br />
Die Proben finden um 19 Uhr im<br />
Cäcilienzimmer an folgenden Tagen statt:<br />
Dienstag 15.10. | Dienstag 22.10.<br />
Mittwoch 30.10. | Dienstag 5.11.<br />
Freitag 22.11. | Mittwoch 27.11.<br />
und optional noch Freitag 29.11.<br />
An mindestens 4 Proben sollte man teilgenommen<br />
haben. Alle interessierten Sänger<br />
sind herzlich eingeladen. Anmeldungen<br />
nimmt Gruppenbaas Jakob Gräf gern entgegen:<br />
koebesgraef@web.de.<br />
JG
Gruppe 20 besinnt sich<br />
auf die große Tradition<br />
des KMGV zur Pflege<br />
des Volksliedes<br />
Vielen Sängern ist vielleicht gar nicht bekannt,<br />
dass der KMGV im 19. Jahrhundert<br />
so einiges zur Pflege und zum Bekanntwerden<br />
von Volksliedern beigetragen hat.<br />
Ein Beispiel ist »<strong>Der</strong> Jäger aus Kurpfalz«<br />
und das Lied von den zwei Hasen (Othegraven).<br />
1852 schrieb Friedrich Silcher an<br />
»die hochverehrliche Direktion« des KMGV,<br />
es sei schon lange sein Wunsch gewesen<br />
»Ihren in Deutschland so rühmlichst bekannten<br />
Verein durch Widmung einer meiner<br />
Arbeiten ein kleines Zeichen meiner<br />
Verehrung zu geben«.<br />
Unter den zugesandten Kompositionen war<br />
auch Heines »Loreley«. Dieses Lied, sowie<br />
die Kompositionen »Die drei Röselein«<br />
(Jetzt gang i ans Brünnele) und auch »In<br />
einem kühlen Grunde« wurden erst in<br />
Deutschland populär, nachdem sie vom<br />
KMGV in London vor Queen Victoria mit<br />
großer Anteilnahme der Hofgesellschaft<br />
vorgetragen worden waren. Friederich<br />
Silcher nahm großen Anteil an den Aktivitäten<br />
des KMGV »… da Sie mit so warmem<br />
Interesse sich stets meiner Volkslieder annehmen«.<br />
Volkslieder sollten möglichst ohne Notenblatt<br />
vorgetragen werden, um »echt« zu wirken.<br />
Die Gruppe 20 möchte hierzu ihren<br />
Beitrag leisten und beschloss im Frühjahr<br />
dieses Jahres, sich einmal im Monat zum<br />
Volksliedersingen zu treffen.<br />
Johannes Fromm ist seit 2012 Mitglied im KMGV<br />
und in der Gruppe 20 und debütierte direkt im<br />
ersten Jahr auch in der Cäcilia Wolkenburg.<br />
Beruflich wie freizeitlich liefen seine Aktivitäten<br />
immer im Zeichen der drei »großen K« ab:<br />
Küche, Kirche, Karneval, und tun es noch. Nach<br />
sieben Jahren im eigenen Restaurant und verschiedenen<br />
Stationen in der Gastronomie leitet<br />
der gelernte Koch und Küchenmeister seit nunmehr<br />
acht Jahren das »Erzbistro«, die Betriebskantine<br />
im Erzbischöflichen Generalvikariat.<br />
Musikalisch blickt er auf einen vielseitigen Werdegang<br />
zurück. Er spielte 15 Jahre im KHD-Akkordeonorchester<br />
mit, gründete und leitete mit<br />
16 Jahren einen Jugendchor in seiner katholischen<br />
Heimatgemeinde, arbeitete nach dem C-<br />
Examen dort zwei Jahre als Kirchenmusiker<br />
und wirkte in mehreren Kammerchören in Köln<br />
mit. Seit 20 Jahren ist er mit kölschen Krätzchen<br />
in den Straßen und Sälen Kölns unterwegs,<br />
seit 2005 mit dem Duo »herrschmitz«,<br />
dessen sehr unterhaltsame Führung durch das<br />
Vringsveedel wir mit der Gruppe 20 schon genießen<br />
durften.<br />
JG<br />
Die Gruppe 20 lädt ausdrücklich und<br />
herzlich zum »offenen Volksliedersingen«<br />
auch Nichtgruppenmitglieder ein.<br />
Bisher fanden bereits vier Abende statt. Als<br />
nächstes konzentriert sich die Gruppe allerdings<br />
auf ihr Adventskonzert, so dass erst im<br />
nächsten Jahr die Volksliederabende wieder<br />
aufgenommen werden. Informationen hierzu<br />
werden rechtzeitig bekanntgegeben.<br />
Aus den Gruppen<br />
47
De Jruppe 66 in<br />
Maastricht<br />
Wie jedes Johr öm diese Zick<br />
sin mir ald widder los jejöck:<br />
en Jruppetour wor anjesaat,<br />
do han mir all jähn mit jemaht.<br />
Wenn mir en dä verjangne Johre<br />
op unsre Jruppetoure wore,<br />
dann jing dä Usflooch üvver Naach<br />
vun einem op dä andre Daach.<br />
Doch dismol wor dat janze nur<br />
jo quasi ene Dagestour.<br />
Mir sin fröh morjens en dä Bus<br />
un ovends wor ald widder Schluss.<br />
Et hät nur eine Daach jeduurt,<br />
doch wor dat Janze trotzdem jot.<br />
Dat Wedder wor och widder schön,<br />
do fährt mer jo besonders jähn.<br />
48<br />
Wat sich do all su zojedrage,<br />
will ich üch jetz wie immer sage<br />
un don üch dat jetz flück verzälle:<br />
wie immer jing et los en Kölle.<br />
Zwor fuhre jo nit alle mit,<br />
denn e paar Sänger kunnte nit,<br />
dröm wor et och em Bus nit Eng,<br />
et jov vill Platz un kein Jedräng.<br />
Mer hatten et jo nit su wig,<br />
vun Kölle nur e janz klein Stück.<br />
En Richtung Weste fuhr dä Bus<br />
op dä A4 us Kölle rus.<br />
An Ooche sin mer rächs vürbei,<br />
un dann janz flück, su eins, zwei, drei,<br />
noh Maastricht en de Stadt eren,<br />
do han mir uns dann ömjesin.<br />
Et wor all jot orjanisiert,<br />
ne Stadtführer hät uns jeführt<br />
quer durch de Stadt, hin un zurück,<br />
mol langsam, un dann widder flück.<br />
Doch deit der uns jo nit bloß führe,<br />
dä deit och alles expliziere.<br />
wat et do all zu luure jit,<br />
dat wor echt vill, du jläuvst et nit.<br />
Vill ahle Hüsjer, janze Masse,<br />
paar schöne Kirche, kleine Jasse.<br />
En Stadtmuur us ahler Zick,<br />
doch steit dovun nur noch e Stück.<br />
Dat Hölletor is imposant,<br />
un wie mer hürt och sehr bekannt.<br />
Dann süht mer plötzlich janz verwundert<br />
en Kirch, vür üvver sibbehundert<br />
Johre erbaut. Mir sin do rin.<br />
Su jet han ich noch nit jesin.<br />
Denn us der Kirch, do biste platt,<br />
han die en Bücherei jemaht.<br />
Un do, wo fröher Bänk ens stundte,<br />
un wo de Minsche bedde kunnte,<br />
sin jetz Rejale installiert,<br />
do wäde Bücher präsentiert<br />
zig Meter lang bis an de Deck,<br />
in ener Kirch, dat is echt jeck.<br />
Doch sin nit alle Kirche su,<br />
et sin, do wor ich wirklich froh
Aus den Gruppen<br />
49<br />
och noch paar echte Kirche do:<br />
de Jungfrauebasilika.<br />
Do sin mer all zusamme rin<br />
un han uns die noch anjesin.<br />
Un dat Besichtije un Luure,<br />
dat deit jo schon e bissje duure.<br />
Dann meldt sich plötzlich jo dä Mage,<br />
mer krit echt Hunger, kann mer sage.<br />
Dröm wor e Päusje anjesaht,<br />
dat han mer dann jo och jemaht.<br />
Mer han schön in der Sonn jesesse<br />
un jet jedrunke un jejesse.<br />
Dann wore mer och widder satt<br />
un hann en Schiffstour noch jemaht.<br />
Dröm sin mir dann mit alle Mann<br />
zur Maas, un do op ene Kahn<br />
em allerschönste Sunnesching.<br />
Mer kom sich vür, wie op dem Rhing.<br />
De Maas erop, un widder rav,<br />
un dann, dann wor och dat jeschaff.
50
Jetz hatte mer e bissje Zick<br />
un sin noch en de Stadt jejöck.<br />
un do e bissje römjelaufe<br />
öm noch jet Schönes enzukaufe.<br />
Dat heißt, uns Fraue wollte nur<br />
en klitzekleine Schopping-Tour.<br />
Se wollte nur e bissje Luure,<br />
doch weiß mer jo: dat kann jet duure.<br />
Sin in e paar Boutique rin<br />
öm sich dann do jet ömzusin;<br />
dat Anjebot zu inspiziere,<br />
dat ein un andre anprobiere.<br />
Se han do ihre Spaß jehat,<br />
un mir, mir han dat mitjemaht.<br />
Doch noh nem Stündche wor dann Schluss,<br />
mir mohten jo zurück zum Bus.<br />
Dä fuhr uns dann, jenau noh Plan,<br />
zuröck üvver de Autobahn<br />
tirek noh Kölle, un do sin<br />
mir dann noch en et Jaffel rin.<br />
Do hatte mir ne schöne Raum,<br />
dä Dom em Blick, dat wor ne Draum.<br />
Et jov dann jet zu müffele,<br />
natürlich och zu süffele.<br />
E kölsch Büffee wood do serviert,<br />
schön deftig, wie et sich jehürt.<br />
Mir han jo och Hunger jehat,<br />
doch woodte mir all richtig satt.<br />
Och bruch ich sicher nit zu sage<br />
dat ich dann noch jet vürjedrage.<br />
Wer schon ens mit wor, kennt dat schon,<br />
dat hät bei uns jo Tradition.<br />
Ich deit jo minge Quetsch mitbringe,<br />
su kunnte mer paar Leedcher singe.<br />
Dat maache jo de Sänger jähn,<br />
un dat is immer widder schön.<br />
Doch irjendwann wor dann och Schluss.<br />
Öm halver Zwei sin mer noh Hus.<br />
Un weil dä Daach su jot jelunge,<br />
un weil mir dat all jot jefunge<br />
dröm sag ich: Reiner, Dank an Dich,<br />
ich spreche jo nit nur für mich,<br />
Du deist dat jot orjanisiere.<br />
ich weiß, Du willst dat jar nit hüre,<br />
Du häst dat wirklich jot jemaht,<br />
un mir han all vill Spass jehat.<br />
Et wor echt schön. Bei Alt un Jung<br />
bliev die Tour in Erinnerung. M. Schreier<br />
Aus den Gruppen<br />
51
<strong>Der</strong> KMGV in repräsentativer Funktion<br />
Ende des 19. Jahrhunderts Quelle: Historisches Archiv der Stadt Köln<br />
Aus dem Archiv<br />
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
wuchs der KMGV immer stärker in die<br />
Rolle eines musikalischen Repräsentanten<br />
der Bürgerschaft bei offiziellen Anlässen<br />
hinein. Zu zahlreichen Eröffnungen und<br />
Einweihungen wurden die Sänger offiziell<br />
von den politischen Spitzen eingeladen und<br />
gestalteten den musikalischen Rahmen. <strong>Der</strong><br />
KMGV sang in Köln beispielsweise bei der<br />
Eröffnung des neuen Reichspostgebäudes 18<strong>93</strong><br />
und des Reichsbankgebäudes 1897.<br />
das Lob aussprach »Es geht mir nichts über<br />
Männergesang«. Am nächsten Tag krönte<br />
der KMGV übrigens seine Berlin-Reise mit<br />
einem Konzert vor 4.000 Zuhörern im Zirkus<br />
Renz.<br />
1896 gestaltete der KMGV die Einweihung<br />
des Denkmals des rheinischen Dichters Wolfgang<br />
Müller, welches noch heute am Rheinufer<br />
in Königswinter steht. Müller war in<br />
Königswinter geboren und lebte zuletzt<br />
in Köln, Apostelnkloster 27. Sein bekanntestes<br />
Werk ist die Ballade »<strong>Der</strong> Mönch von<br />
Heisterbach«.<br />
JG<br />
52<br />
Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche, ca. 1940<br />
Bundesarchiv<br />
Ein Höhepunkt war die Mitwirkung bei der<br />
Einweihung der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche<br />
1895 in Berlin, bei der Kaiser Wilhelm II.<br />
Denkmal des Dichters Wolfgang Müller
O-Töne Steiner<br />
Meine Herren: Diese Schuhe kann<br />
ich wegwerfen, weil sich meine<br />
Fußnägel darin aufgerollt haben.<br />
Was ist eine Reprise – ist das da, wo<br />
die Straßenbahnen nachts abgestellt<br />
werden?<br />
Dieses langsame Heraufrutschen in den<br />
richtigen Ton ist lebenszeitverkürzend<br />
Wenn die Pause zu Ende ist, klatsche ich<br />
in die Hände. Manche verstehen das,<br />
andere verbeugen sich.<br />
Das ist kein Ton, das ist ein Geräusch,<br />
was Sie da machen.<br />
Das war noch nicht gut, aber man spürt<br />
schon, dass es eines Tages gut werden wird.<br />
Es wäre schön, wenn Sie die »AAA’s<br />
inhalieren würden.<br />
Es gibt einige reaktionsschnelle Sänger,<br />
die sind so schnell, dass man fast nicht<br />
merkt, dass sie es nicht können.<br />
Ich muss den 2. Tenor noch mal hören,<br />
da war so eine wunderbare Mehrstimmigkeit.<br />
Wenn da »Jubiloso« steht, heißt das<br />
nicht, dass Sie das große Los<br />
gezogen haben.<br />
<strong>Der</strong> 2. Bass stürzt in die dunklen<br />
Abgründe des deutschen Waldes<br />
(bei der Probe zu »Jäger Abschied«).<br />
Sie reden mehr, als Sie singen. Manche<br />
setzen einen Takt aus, um dem Nachbarn<br />
noch schnell was zu sagen.<br />
Einige singen nach der Devise »Auch ich will<br />
einmal ein Solo haben«.<br />
Ich brauche einen leptosomen Ton, nicht so einen<br />
pyknischen.<br />
O-Töne Steiner<br />
53
KMGV Termine <strong>2013</strong>/14<br />
• Die KMGV-Proben finden donnerstags von 19 bis 21.30 Uhr in der Wolkenburg statt.<br />
• Die Chorschule für bereits aufgenommene Sänger findet donnerstags von 18 bis 19 Uhr statt.<br />
• Die Chorschule für Aspiranten findet dienstags in zwei Durchgängen statt,<br />
von 18 bis 19.30 und von 19.30 bis 21 Uhr.<br />
Interessierte sind herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich im Sekretariat.<br />
KMGV Termine <strong>2013</strong> /14<br />
Besonderheiten » 3. Quartal <strong>2013</strong><br />
Dienstag 29.10. statt 31.10. 19:00 Probe großer Chor Wolkenburg<br />
Vorschau » 4. Quartal <strong>2013</strong><br />
Freitag 13.12. 15:00 Festmesse 125 Jahre Haus- St. Pantaleon<br />
und Grundbesitzerverein<br />
Samstag 21.12. 20:00 Weihnachtskonzert großer Chor Groß St. Martin<br />
Sonntag 22.12. Weihnachtskonzert Kammerchor Abteikirche Brauweiler<br />
Terminänderungen vorbehalten – siehe auch: Aushang (Cäcilienzimmer) oder www.kmgv.de<br />
54<br />
Zillche Termine 2014<br />
Montag 27.01. 19.00 1. Sitzprobe Hürth<br />
Dienstag 28.01. 19.00 2. Sitzprobe Hürth<br />
Oper am Dom<br />
Mittwoch 29.01. 19.00 1. KHP Kostüm / Maske<br />
Donnerstag 30.01. 19.00 2. KHP Kostüm / Maske<br />
Freitag 31.01. 19.00 1.BO<br />
Samstag 01.02. 14.00 2.BO<br />
Samstag 01.02. 19.00 3.BO Kostüm / Maske<br />
Montag 03.02. 19.00 HP Kostüm / Maske<br />
Dienstag 04.02. 19.30 GP Kostüm / Maske<br />
Mittwoch 05.02. 19.30 Vorpremiere<br />
1 Donnerstag 06.02. 19.00 Premiere<br />
2 Samstag 08.02. 16.00 Vorstellung<br />
3 Sonntag 09.02. 11.00 geschl. KMGV<br />
4 Sonntag 09.02. 15:30 Vorstellung<br />
5 Dienstag 11.02. 19.30 Vorstellung<br />
6 Mittwoch 12.02. 19.30 Vorstellung<br />
7 Donnerstag13.02. 19.30 Vorstellung<br />
8 Freitag 14.02. 19.30 geschl. KMGV<br />
9 Sonntag 16.02. 11.00 Vorstellung<br />
10 Sonntag 16.02. 15:30 Vorstellung<br />
11 Dienstag 18.02. 19.30 Vorstellung<br />
12 Mittwoch 19.02. 19.30 Vorstellung<br />
13 Donnerstag 20.02. 19.30 Vorstellung<br />
14 Freitag 21.02. 19.30 Vorstellung<br />
15 Samstag 22.02. 19.30 WDR/Cäcilia<br />
16 Sonntag 23.02. 14.30 WDR/geschl. KMGV<br />
17 Sonntag 23.02. 19.00 WDR/geschl. KMGV<br />
18 Dienstag 25.02. 19.30 Vorstellung<br />
19 Mittwoch 26.02. 19.30 geschl. KMGV<br />
20 Donnerstag 27.02. 19.30 Vorstellung<br />
21 Freitag 28.02. 19.30 Vorstellung<br />
22 Sonntag 02.03. 11.00 Vorstellung<br />
23 Sonntag 02.03. 15:30 Vorstellung<br />
24 Dienstag 04.03. 19.30 Vorstellung
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4 Dezember <strong>2013</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong><br />
Mitteilungsblatt des KMGV <strong>Jahrgang</strong> <strong>93</strong><br />
Portrait: Bernhard Steiner<br />
Das neue Kuratorium<br />
Weihnachtskonzert <strong>2013</strong><br />
Vier Botze beim WDR
Das Zillche-Ballett<br />
Es gibt noch Karten fürs Divertissementchen,<br />
z.B. für die Premiere am<br />
6.2.2014 und für die Nachmittagsvorstellung<br />
am 2. März, Karnevalssonntag.<br />
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KMGV<br />
KÖLNER<br />
MÄNNER-GESANG<br />
VEREIN<br />
gegründet 1842<br />
4 Inhalt<br />
Bundesweit einmaliges Wagnerkonzert 5<br />
im Jubiläumsjahr des Komponisten<br />
Leitartikel: 6<br />
Das neue Kuratorium<br />
Divertissementchen 2014 10<br />
Zillche-Ballett in Klausur<br />
Kontinuierliche Pressearbeit zahlt sich aus 14<br />
Bernhard Steiner wird 50 16<br />
Personen und Persönliches: 18<br />
Bernhard Steiner<br />
Ausspracheabend – und jetzt? 29<br />
Neue WDR-Aufzeichnung mit dem 32<br />
Botze-Quartett des KMGV<br />
Festmesse/ökumenischer Gottesdienst 35<br />
Weihnachtskonzert in Groß St. Martin 37<br />
KMGV-Familie 38<br />
Impressum 41<br />
Gruppe 20 – Adventskonzert im 42<br />
Maternus-Seniorenzentrum<br />
Gruppe 20 – Im Haus der Geschichte 43<br />
Sieben Jahrzehnte für die Musik 44<br />
Kammerchor singt in Antoniter City Kirche 46<br />
Kammerchor beendet <strong>2013</strong> 47<br />
mit Konzert in Brauweiler<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> spöttelt 48<br />
KMGV-Archiv – Teil 3 50<br />
Aus dem Archiv 52<br />
O-Töne Bernhard Steiner 53<br />
Termine KMGV 2014 54<br />
3
www.sparkasse-koelnbonn.de<br />
4<br />
m Selbst für sich zu sorgen ist leider<br />
nicht für jeden selbstverständlich.<br />
Darum unterstützen wir das Lobby-Restaurant<br />
LORE (KALZ e.V.), in dem Bedürftige, aber<br />
auch „Normalbürger“, für kleines Geld<br />
gemeinsam essen können. n<br />
Henning Krautmacher, Höhner<br />
Karl-Heinz Iffland, Pfarrer<br />
Unterstützen Sie das LORE<br />
und spenden Sie!<br />
Kto.Nr.: 1 929 482 600<br />
BLZ: 370 501 98<br />
Unser soziales Engagement.<br />
Gut für die Menschen.<br />
Gut für Köln und Bonn.<br />
S Sparkasse<br />
KölnBonn<br />
Pfarrer Karl-Heinz Iffland und die HÖHNER engagieren sich seit über 15 Jahren für das Lobby-Restaurant<br />
LORE in der Domstraße 81 in Köln. Von montags bis freitags gibt es hier für Jedermann ein großartiges<br />
Menü zum kleinen Preis. Auch die Sparkasse KölnBonn unterstützt dieses Projekt – ebenso wie mehr als<br />
1.000 weitere in Köln und Bonn. Es ist wichtig, dass sich möglichst viele für das Gemeinwohl einsetzen.<br />
Mit unseren jährlichen Zuwendungen zählen wir zu den größten nichtstaatlichen Förderern des Gemeinwohls<br />
in unserer Region. Sparkasse. Gut für Köln und Bonn.
Bundesweit einmaliges Wagnerkonzert<br />
im Jubiläumsjahr des Komponisten<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
noch heute bewegt mich in besonderer<br />
Weise unser diesjähriges Philharmonisches<br />
Konzert, das dem 200. Geburtstag des Komponisten<br />
Richard Wagner gewidmet war.<br />
Dem Chor und seinem musikalischen Leiter<br />
ist es hervorragend gelungen, das Werk<br />
Wagners zu würdigen und in eine Reihe mit<br />
der Musik seiner zeitgenössischen Kollegen<br />
zu stellen. Dank einer klugen und ideenreichen<br />
Moderation fanden die teilweise extremen<br />
Charaktereigenschaften Wagners wie<br />
Größenwahn, Querulantentum und Judenfeindlichkeit<br />
ihre wohlproportionierte Einordnung<br />
in das Gesamtbild des Komponisten.<br />
Nach meiner Kenntnis sucht diese<br />
Form der musikalischen Darbietung »Richard<br />
Wagner, Freunde und Feinde – eine<br />
Hommage an eine musikalisch bewegte<br />
Zeit« in Deutschland ihresgleichen vergeblich.<br />
Mit seiner Konzertreise nach Bamberg,<br />
Würzburg und Bayreuth leistete der KMGV<br />
erneut einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung<br />
seines Satzungsauftrags, das deutsche<br />
Liedgut lebendig zu halten. Neben Auftritten<br />
in Bamberg und Bayreuth fand die Reise<br />
ihren musikalischen Höhepunkt in der Mitgestaltung<br />
des Pontifikalamtes im Würzburger<br />
Kiliansdom.<br />
Ebenfalls erfolgreich, wiewohl von vielen<br />
Zweifeln begleitet, absolvierte die Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cäcilia Wolkenburg ihre<br />
erste Session in der Oper am Dom. <strong>Der</strong><br />
Umzug ins Blaue Zelt kann als gelungen<br />
bezeichnet werden. Allen Beteiligten gilt ein<br />
großes Dankeschön für die Bewältigung der<br />
stark veränderten Rahmenbedingungen. Ich<br />
wünsche dem aktuellen Stück »Dä Schinghillige«<br />
ein ebensolches Resultat.<br />
Glatt und ohne Brüche vollzog sich auch<br />
der Stab- und Generationswechsel im Sekretariat<br />
unserer Geschäftsstelle. Mit Frau<br />
Larres hat eine tatkräftige Mitarbeiterin das<br />
Zepter im Nukleus des Vereins übernommen.<br />
Die Neugestaltung der Räumlichkeiten<br />
ist zum großen Teil bereits ihr zu verdanken.<br />
Für den gleichfalls ablaufenden Generationswechsel<br />
im Chor haben wir eine ganze<br />
Reihe von Möglichkeiten geschaffen, den<br />
neu gewonnenen Sängern die Eingewöhnung<br />
in den Verein und die Integration in<br />
das musikalische Erscheinungsbild zu erleichtern.<br />
Mehrere Chorschulen und inzwischen<br />
auch ein zusätzlicher Kurs zur Repertoire-Pflege<br />
und Stimmbildung sind<br />
dafür gute Voraussetzungen.<br />
Die Planungen für das große Jubiläum des<br />
KMGV zum 175. Geburtstag im Jahre 2017<br />
schreiten, wenn auch derzeit noch vorwiegend<br />
im Hintergrund, zügig voran. Eine Arbeitsgruppe<br />
hat bereits mehrfach getagt und<br />
wir stehen in intensiven Kontakten mit der<br />
Stadt, ihren Behörden und befreundeten<br />
Vereinen. Auch der vielversprechende<br />
Neustart des Kuratoriums unter Führung<br />
des früheren NRW-Ministerpräsidenten<br />
Jürgen Rüttgers dient diesem Ziel.<br />
Ich wünsche Ihnen<br />
und Ihren Familien<br />
ein gesegnetes<br />
Weihnachtsfest und<br />
einen guten Rutsch<br />
ins Neue Jahr.<br />
Und vor allem:<br />
Bleiben Sie gesund.<br />
Ihr Gerd Schwieren<br />
Vorwort<br />
5
Das neue<br />
Kuratorium<br />
6<br />
Für den frühen Abend des 26. November<br />
<strong>2013</strong> hatte der Vorstand des KMGV zu einer<br />
ersten Sitzung unseres neuen Kuratoriums<br />
in die Wolkenburg eingeladen.<br />
Sichtlich erfreut begrüßte Präsident Gerd<br />
Schwieren die Damen und Herren unseres<br />
neuen Kuratoriums, darunter ganz besonders<br />
Dr. Jürgen Rüttgers und Prof. Dr. Johannes<br />
Güsgen, die sich im Vorfeld dankenswerterweise<br />
bereit erklärt haben, den<br />
Vorsitz bzw. stv. Vorsitz des Kuratoriums<br />
zu übernehmen.<br />
Seit vielen Jahres wird aus den Reihen der<br />
Sänger immer wieder der Wunsch nach<br />
einer »Neuauflage unseres Kuratoriums«<br />
geäußert. Und dies sicher zu Recht. Ist es<br />
doch unbestritten, dass der KMGV durch<br />
seine lange Tradition und ebenso durch<br />
sein aktuelles Wirken zu den relevanten<br />
Vereinen in Köln zählt.<br />
Hält man sich vor Augen, dass die »schöne<br />
Tochter des KMGV« (so pflegt es unser<br />
Präsident auszudrücken), die Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cäcilia Wolkenburg, jedes<br />
Jahr das bedeutendste Gastspiel im<br />
Opernhaus umsetzt, wird die Bedeutung<br />
des Kölner Männer-Gesang-Vereins in der<br />
Stadt noch einmal deutlicher.<br />
Verankerung in der Satzung<br />
Die Einberufung eines Kuratoriums ist<br />
auch satzungsmäßig verankert, denn es<br />
heißt dort in § 1 Absatz 5:<br />
»<strong>Der</strong> Verein beruft ein Kuratorium ein, dessen<br />
Mitglieder bedeutende Persönlichkeiten<br />
des öffentlichen Lebens sowie aus Wirtschaft<br />
und Verwaltung sein sollen.« Auch<br />
die Aufgabe des Kuratoriums wird in der<br />
Satzung näher beschrieben: Das Kuratorium<br />
soll den Verein bei der Erfüllung seiner<br />
Satzungszwecke beraten und unterstützen.
Kuratorium<br />
Ein Blick in die Geschichte<br />
des Kuratoriums<br />
Zunächst ist es erforderlich – vor allem um<br />
die konzeptionell gut durchdachten Ansätze<br />
des Neustarts des Kuratoriums würdigen zu<br />
können – einen Blick in die Vergangenheit<br />
zu werfen. Das Kuratorium erlebte vor<br />
allem unter der Ägide unseres verstorbenen<br />
Ehrenpräsidenten Horst Massau eine Blütezeit.<br />
In wesentlichen Teilen setzte sich<br />
damals das Kuratorium aus Vorständen<br />
von Versicherungen und Banken zusammen.<br />
In diese Wirtschaftszweige waren die<br />
Kontakte des damaligen Vorstands besonders<br />
ausgeprägt.<br />
Inwieweit das damalige Kuratorium zu einer<br />
finanziell entspannten Situation beigetragen<br />
hat, ließe sich im Detail nur noch durch<br />
einen Blick in die alten Rechenschaftsberichte<br />
herausfinden. Aber auch für das damalige<br />
Kuratorium galt, dass zur Zeit seiner<br />
Gründung die Hochphase des Mäzenatentums<br />
bereits überschritten war. Für unsere<br />
heutige Zeit muss man konstatieren,<br />
dass reines Mäzenatentum zur absoluten<br />
Ausnahme geworden ist. Sehr genau wird<br />
von den Unternehmen verfolgt, welche PR-<br />
Wirkung sie mit Sponsoring-Maßnahmen<br />
erzielen können und nach diesen Kriterien<br />
werden dann auch die Partner ausgewählt.<br />
Vor diesem Hintergrund war es zwingend<br />
notwendig, bevor man an die Tradition des<br />
Kuratoriums anknüpfen und die langen<br />
Jahre der Vakanz beenden wollte, sich intensiv<br />
über die Zusammensetzung eines<br />
neuen Kuratoriums Gedanken zu machen.<br />
Erste Sitzung des neuen Kuratoriums<br />
Für den frühen Abend des 26. November<br />
<strong>2013</strong> hatte der Vorstand des KMGV zu<br />
einer ersten Sitzung des neuen Kuratoriums<br />
eingeladen. Zunächst noch einmal die<br />
Frage, warum eigentlich ein Kuratorium?<br />
<strong>Der</strong> KMGV bewegt sich in einem sehr kom-<br />
7
8<br />
plexen Handlungsumfeld, in dem er auf<br />
Partner und die fachliche Kompetenz von<br />
Ansprechpartnern angewiesen ist.<br />
Ein paar Beispiele: Die Wolkenburg steht<br />
unter Denkmalschutz. Ein umfangreiches<br />
Netzwerk von Behörden und Stiftungen auf<br />
regionaler und auf Landesebene widmet<br />
sich den Fragen des Denkmalschutzes. Bei<br />
anstehenden Sanierungsarbeiten wird es<br />
hier in Zukunft strategisch bedeutsam sein,<br />
mit kompetenten Ansprechpartnern sinnvolle<br />
Wege einzuschlagen und sich nicht in<br />
diesem Netz aus Institutionen zu verheddern.<br />
Ein zweites Beispiel: Wenn der KMGV<br />
konzertiert, arbeitet er immer mit Partnern<br />
zusammen – von der Intendanz der Philharmonie<br />
bis zu den Gastorchestern. Und<br />
sehr erfreut sind alle Sänger, wenn die<br />
musikalische Leistung ihren Widerhall in<br />
den Zeitungen der Stadt findet.<br />
Und ein letztes Beispiel: Wenn die Cäcilia<br />
Wolkenburg auch zukünftig so erfolgreich<br />
spielen soll wie in den vergangenen Jahren,<br />
ist eine breite Unterstützung aus Politik und<br />
Verwaltung sicher sehr hilfreich. Kurz gesagt:<br />
Bei der Zusammenstellung des neuen<br />
Kuratoriums ging es dem Vorstand des<br />
KMGV weniger um die Frage, welche Unternehmen<br />
vielleicht zu einer Spende für<br />
den Verein bereit wären, sondern eher um<br />
den Aufbau strategischer Partnerschaften.<br />
Und dieses Vorhaben scheint sich umsetzen<br />
zu lassen. Bei der ersten Veranstaltung<br />
waren Vertreter aus Politik, Kultur, Wirtschaft<br />
und Medien anwesend. Die wichtigsten<br />
Partner des KMGV waren ebenso vertreten,<br />
wie befreundete Verbände und Vereine.<br />
Mit 12 Gästen war der Abend sehr gut<br />
besucht. Eine Reihe weiterer Kuratoriumsmitglieder<br />
war terminlich verhindert, hat<br />
aber großes Interesse an der aktiven Teilnahme<br />
signalisiert.<br />
Leitung liegt bei Dr. Jürgen Rüttgers<br />
Besonders hervorgehoben werden soll an<br />
dieser Stelle das Engagement des ehemaligen<br />
Ministerpräsidenten von NRW,<br />
Dr. Jürgen Rüttgers. Auf Bitte des Vorstands
des KMGV hatte sich Dr. Jürgen Rüttgers<br />
bereits im Vorfeld der Kuratoriums-Sitzung<br />
bereit erklärt, den Vorsitz zu übernehmen<br />
und damit die Weichen für einen erfolgreichen<br />
Start des Kuratoriums gestellt. Seine<br />
Erfahrung und die professionelle und<br />
gleichzeitig unaufdringliche Leitung der Sitzung<br />
hat sicher einen großen Teil der Gäste<br />
dazu motiviert, auch weiterhin den Einladungen<br />
zu Sitzungen des KMGV-Kuratoriums<br />
zu folgen. Die Souveränität, mit der<br />
Jürgen Rüttgers die Aufgabe als Vorsitzender<br />
übernahm, liegt vor allem in seiner langjährigen<br />
Verbundenheit mit dem Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein begründet. Neben<br />
den Besuchen beim »Zillche« ist vor allem<br />
die Nähe zur Abtei Brauweiler und den dort<br />
stattfindenden Weihnachtskonzerten des<br />
Kammerchores ausschlaggebend.<br />
Als stellvertretender Vorsitzender hat sich<br />
unser Mitsänger Prof. Dr. Johannes Güsgen<br />
bereit erklärt, als Schaltstelle zwischen<br />
Kuratorium und Sängerschaft Verantwortung<br />
im neu gebildeten Kuratorium zu<br />
übernehmen. Dafür der herzliche Dank<br />
aller aktiven Sänger.<br />
Im Verlauf der Veranstaltung gab nach einführenden<br />
Worten unseres Präsidenten<br />
Gerd Schwieren der Vizepräsident Meinolf<br />
Rickert Einblicke in die wirtschaftlichen<br />
Grundlagen und Rahmenbedingungen des<br />
Vereins. <strong>Der</strong> musikalische Leiter Bernhard<br />
Steiner führte aus, welche musikalischen<br />
Zielsetzungen der KMGV für die nähere<br />
Zukunft hat. Um mögliche Nachfragen von<br />
Seiten der Gäste beantworten zu können,<br />
waren der Vorsitzende des Musikausschusses,<br />
der Baas der Bühnenspielgemeinschaft<br />
Cäcilia Wolkenburg und der Vorsitzende des<br />
Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit und<br />
Mitgliederbetreuung als Gäste anwesend.<br />
Zu den wesentlichen Ergebnissen des<br />
Abends zählt, dass den anwesenden Gästen<br />
die zukünftigen Anforderungen für die Arbeit<br />
des KMGV deutlich geworden sind<br />
und bereits erste Verabredungen für weitere,<br />
inhaltlich sehr wichtige Gespräche getroffen<br />
werden konnten. Dies muss als ein<br />
sehr effizientes Arbeitsergebnis gewertet<br />
werden dürfen.<br />
Nächstes Arbeitstreffen im Frühjahr 2014<br />
Viele Leser werden in diesem Artikel eine<br />
Liste der Kuratoriumsmitglieder erwartet<br />
haben. Ganz bewusst soll zunächst auf diese<br />
Liste verzichtet werden. Denn es bedarf nun<br />
einer weiteren Sitzung, um zu einer langfristig<br />
verbindlichen Zusammensetzung des<br />
Kuratoriums zu finden. Dies ist auch vor<br />
allem vor dem Hintergrund bedeutsam,<br />
dass das Kuratorium bis zum 175-jährigen<br />
Jubiläum des Vereins in möglichst unveränderter<br />
Besetzung arbeiten soll.<br />
Für diese weitere Arbeit hat der Vorsitzende<br />
Dr. Jürgen Rüttgers die Linien vorgezeichnet:<br />
Man möchte sich so selten wie möglich,<br />
aber so oft wie nötig zu weiteren Kuratoriumssitzungen<br />
treffen. Bei der starken terminlichen<br />
Einbindung der Mehrzahl der<br />
Mitglieder eine weitsichtige Formulierung.<br />
Konkret bedeutet dies: Das Kuratorium<br />
wird sich voraussichtlich 2014 nach der<br />
Jahreshauptversammlung zu einer weiteren<br />
Arbeitssitzung treffen.<br />
Im Anschluss an diese Sitzung wird der<br />
<strong>Burgbote</strong> erneut berichten.<br />
Kuratorium<br />
9
10<br />
Zillche-Ballett<br />
in Klausur<br />
Das gab es noch nie: Das Männerballett der<br />
Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg<br />
entzieht sich den Blicken der Öffentlichkeit<br />
– und probt in völliger Abgeschiedenheit<br />
die anspruchsvollen Choreographien<br />
für das nächste Zillche.<br />
Ein ganzes Wochenende (22.-24.11.) lang<br />
haben die 14 Tänzer des Zillche-Balletts mit<br />
ihrer Choreographin Michaela Niederhagen<br />
die Tänze für das neue Divertissementchen<br />
»Dä Schinghillige« einstudiert. »Die zwölf<br />
Stunden reinen Trainings dieses intensiven<br />
Proben-Wochenendes wiegen schon rein<br />
rechnerisch drei Wochen normaler Proben<br />
auf«, erklärt KMGV-Präsident und Ballett-<br />
Baas Gerd Schwieren, »dank der konzentrierten<br />
Einstudierung durch die Ballettmeisterin<br />
ist der Fortschritt sicher noch weit<br />
größer einzuschätzen«.<br />
Ohne Ablenkung durch Beruf, Familie und<br />
Alltag konnten sich die Tänzer in zwei- bis<br />
dreistündigen Trainingseinheiten ganz auf<br />
die schwierigen Schrittkombinationen der<br />
insgesamt sechs einzustudierenden Tänze<br />
fokussieren. Mit bis zu drei Trainingseinheiten<br />
pro Tag wurde in einer Intensität<br />
trainiert, die »unter der Woche« nicht realisierbar<br />
wäre – schließlich stehen alle Tänzer<br />
jenseits der Bühne voll im Berufsleben.<br />
Die nötige Abgeschiedenheit für das Proben-Wochenende<br />
des Zillche-Balletts bot<br />
ein kleiner Landgasthof in Kreuzberg an<br />
der Ahr. <strong>Der</strong> Festsaal des Hauses diente den<br />
Tänzern als Probenraum, die angeschlossenen<br />
Gästezimmer boten kurze Wege und<br />
das Essen nahm das Ballett gemeinsam in<br />
der Wirtsstube ein. Dankbar ist das Ballett<br />
vor allem seinem Mittänzer Peter Schmitz,<br />
der das Probenwochenende maßgeblich<br />
organisiert hat: Bahnreise, Unterkunft,<br />
Halbpension – an alles hatte das Ballett-<br />
Mitglied aus Kerpen gedacht.<br />
»Die Gegebenheiten vor Ort sind ideal für<br />
ein konzentriertes Arbeiten: Das Haus ist<br />
so klein, dass man schnell alle Tänzer zusammentrommeln<br />
kann, der Probenraum<br />
bietet ausreichend Platz zum Tanzen«, sagt<br />
Karl Gesell, seit 23 Jahren Mitglied im Zillche-Ballett,<br />
»und der Ort selbst bietet keinerlei<br />
Ablenkung, die die Gruppe auseinanderreißen<br />
könnte. Toll!« Nicht einmal die<br />
malerischen Weinberge des Ahr-Tals<br />
schafften es, das Ballett aus seiner Klausur<br />
zu locken: Grau in grau versteckten sich die<br />
Rebhänge am Totensonntag hinter Nebelschwaden<br />
und dichten Regenschauern.<br />
Proben-Klausur geht auf Initiative der<br />
Tänzer zurück<br />
Die Idee zum Probenwochenende entstand<br />
in den Reihen des Balletts: Die Tänzer hat-
Divertissementchen<br />
ten untereinander früh die Idee ausgearbeitet,<br />
sich in der Mitte der Probenzeit zu treffen,<br />
um die bereits einstudierten Choreographien<br />
weiter zu festigen und neue Tänze<br />
zu erlernen.<br />
Denn anders als beim Chor, der das ganze<br />
Jahr probt, pausieren die Tänzer nach der<br />
Spielzeit des Zillche ein halbes Jahr: Ehe<br />
nach dieser langen Pause die Proben der<br />
neuen Choreographien beginnen können,<br />
muss der Körper erst einmal wieder mit den<br />
ungewohnten Bewegungsfolgen beim Ballett<br />
vertraut gemacht werden. Auch diejenigen<br />
Tänzer, die dank der Werbeaktionen<br />
der vergangenen Jahre neu – aber in der<br />
Regel ohne tänzerische Vorkenntnisse –<br />
zum Ballett gestoßen sind, brauchen anfangs<br />
noch genauere Anleitung durch die<br />
Ballettmeisterin. Es vergeht viel Zeit, bis<br />
Tanzfiguren, die der Kopf schon verstanden<br />
hat, ihren Weg in die Beine und Füße<br />
des Tänzers finden.<br />
Auch sozial hoffte man, die vielen neuen<br />
Tänzer der letzten drei Jahre auf dem Probenwochenende<br />
besser ins Korps de Ballet<br />
integrieren zu können. Auch alle anderen<br />
Tänzer bewiesen Korps-Geist: Nicht nur,<br />
dass sie zusätzlich zu den normalen Probenterminen<br />
ihre Freizeit (sowie einen Urlaubstag<br />
und die Reisekosten) eingebracht<br />
haben, gerade das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
des Balletts wurde von allen Tänzern<br />
gepflegt – im Training wie in der Freizeit.<br />
Denn natürlich wäre ein Probenwochenende<br />
nicht komplett ohne einen geselligen<br />
Abend bei Kölsch, Ahr-Wein und… Gesang!<br />
Schließlich ist es das Ballett der Bühnenspielgemeinschaft<br />
im Kölner Männer-<br />
Gesang-Verein. Manfred Schreier begleitete<br />
die Tänzer, unter denen sich mittlerweile<br />
auch sieben aktive Sänger befinden, auf<br />
dem Akkordeon. Das Training aber begann<br />
morgens pünktlich um 9.30 Uhr: ausgeschlafen<br />
und motiviert.<br />
11
Schon unzählige Auftritte<br />
und trotzdem Lampenfieber.<br />
Kulturelles Engagement und<br />
Energie für die Region.
Daher klingt auch das Fazit der Ballettmeisterin<br />
begeistert: »Ich bin so stolz darauf,<br />
wie hart meine Männer hier gearbeitet<br />
haben«, sagt Michaela Niederhagen: »Wir<br />
haben nun alle Tänze in der Grundstruktur<br />
einstudiert, sodass wir zurück in Köln damit<br />
beginnen können, die einzelnen Ballette –<br />
eines nach dem anderen – zu putzen.«<br />
Natürlich müssen die Tänze, die in ihrer<br />
Grundstruktur der Bewegungsabläufe an<br />
der Ahr erlernt wurden, bis zur Premiere<br />
weiter geübt und verfeinert werden. Aber<br />
gerade die langjährigen Tänzer sind überzeugt:<br />
An diesem Wochenende wurde ein<br />
Polster an Trainingsvorsprung aufgebaut,<br />
das bislang ungenutzte Möglichkeiten für<br />
die wöchentliche Probenarbeit bietet.<br />
Einig sind sich alle Beteiligten: Das erste<br />
Klausur-Training des Zillche-Balletts hat<br />
das Potenzial zur Tradition.<br />
BW<br />
Divertissementchen<br />
13
14<br />
Kontinuierliche Pressearbeit zahlt sich aus<br />
Bereits zum dritten Mal luden die Ausschüsse<br />
für Öffentlichkeitsarbeit und der<br />
Cäcilia Wolkenburg lokale und regionale<br />
Pressevertreter in das Vereinshaus: Wenige<br />
Tage vor dem Beginn des Kartenvorverkaufs<br />
für das kommende Divertissementchen<br />
»Dä Schinghillige« gewährte der Kölner<br />
Männer-Gesang-Verein ihnen einen Einblick<br />
in das Zillche der laufenden Session<br />
<strong>2013</strong>/14 und einen Ausblick auf die musikalischen<br />
Aktivitäten des Chores im<br />
nächsten Jahr.<br />
Große bebilderte Berichte in allen Kölner<br />
Tageszeitungen und deren Internet-Ablegern<br />
(z. T. nachzulesen via Facebook-Seite<br />
des KMGV: www.facebook.com/kmgv1842)<br />
waren das Ergebnis der Pressekonferenz, in<br />
der Regisseur Kalle Kubik und Zillche-Baas<br />
Mike Koch den Journalisten das neue Stück<br />
vorgestellt haben.<br />
Unmittelbar vor dem Start des Kartenvorverkaufs<br />
(22.11.<strong>2013</strong>) veröffentlicht, lenkten<br />
die Zeitungsartikel große Aufmerksamkeit<br />
auf das aktuelle Divertissementchen.<br />
Lange Schlangen vor der Opern-Kasse und<br />
bereits nach kurzer Zeit ausverkaufte Vorstellungen<br />
für »Dä Schinghillige« sind –<br />
neben den treuen Stammgästen des Zillche<br />
– wohl auch der breiten Berichterstattung in<br />
der Presse zu verdanken.<br />
»<strong>Der</strong> Vorverkauf fürs Zillche ist der Aufhänger«,<br />
sagt Axel Hollander, Vorsitzender<br />
des Ausschusses für Öffentlichkeitsarbeit:<br />
»Aber in gleichem Maße nutzen wir das<br />
Treffen mit den regionalen Medien, um<br />
über die verschiedenen Entwicklungen und<br />
Projekte im KMGV zu informieren.« Nachwuchswerbung,<br />
Förderung der Sänger in<br />
der Chorschule, gemeinnütziges Engagement<br />
des Vereins (z. B. Weihnachtskonzert),
prominente Besetzung des Kuratoriums<br />
und natürlich das Philharmonie-Konzert im<br />
nächsten Jahr sind die Themen, die Axel<br />
Hollander, der das Pressegespräch moderierte,<br />
vor den Journalisten auffächerte.<br />
Rede und Antwort standen die jeweiligen<br />
Ausschuss-Verantwortlichen und Bernhard<br />
Steiner als musikalischer Leiter des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins.<br />
Auch wenn die Redaktionen nicht immer<br />
die gleichen Journalisten zum Termin in der<br />
Wolkenburg entsandten, helfe diese Art der<br />
personal-kommunikativen Pressearbeit, Beziehungen<br />
zur örtlichen Presse zu festigen<br />
und dort den Aufbau von Hintergrundwissen<br />
zum Verein und seinem künstlerischen<br />
Leistungsspektrum zu unterstützen.<br />
Im Januar – spätestens zum Beginn der<br />
Bühnenproben – heißt es, die guten Kontakte<br />
zu den Redaktionen erneut zu nutzen.<br />
Kurz vor der Premiere soll das Divertissementchen<br />
noch einmal einem großen Publikum<br />
schmackhaft gemacht werden: Ob<br />
Radio-Interview, Porträt einzelner Cäcilianer<br />
oder Filmbeitrag vom Proben-Endspurt<br />
in Kostüm und Maske – gerade Funk und<br />
Fernsehen können dann attraktive Berichte<br />
senden, die Lust auf einen Besuch des<br />
Divertissementchens machen und den<br />
Kartenabsatz noch im Vorverkauf ankurbeln.<br />
»Auch reine Internet-Medien wie z.B.<br />
koeln.de sind an einer Kooperation mit uns<br />
interessiert«, verrät Axel Hollander: «Vielleicht<br />
verlosen wir ein paar Eintrittskarten<br />
im Zusammenhang mit der Zillche-Berichterstattung<br />
auf dem Portal«, das vor<br />
allem jüngere und eher musical- als opernaffine<br />
Leser hat. So könne man mit der<br />
Pressearbeit auch neue Personengruppen<br />
über das Divertissementchen informieren<br />
und vielleicht für einen Besuch des Zillche<br />
begeistern.<br />
BW<br />
Divertissementchen<br />
15
16<br />
Bernhard Steiner<br />
wird 50 und der<br />
KMGV gratuliert<br />
Natürlich fehlte das traditionelle »Hoch«<br />
in der Probenpause auch am 7. November<br />
<strong>2013</strong> nicht, zumal zwei Tage zuvor der Dirigent<br />
seinen 50. Geburtstag gefeiert hatte.<br />
Und ebenso traditionell ertönte anschließend<br />
der Zwischenruf »Freibier«. Wobei<br />
diesmal der Adressat dieser für gewöhnlich<br />
unverbindlich gemeinten Aufforderung<br />
nachkam, aber statt zu Bier die Herren zu<br />
Weinen aus seiner österreichischen Heimat<br />
einlud.<br />
Zusätzlich hatten die Sänger kurzfristig ein<br />
besonderes Geburtstagsständchen einstudiert,<br />
nämlich zwei Strophen des Volksliedes<br />
»Ännchen von Tharau« mit einem op<br />
Kölsch abgewandelten Text.<br />
Und natürlich gab es – wie es sich für einen<br />
Geburtstag gehört – Geschenke. Neben<br />
Süßigkeiten einer der besten Kölner Konditoreien<br />
und Orchideen handelte es sich<br />
dabei um ein Klavier, einen Klavierhocker<br />
und einen Dirigentenstuhl. Wobei die<br />
letzten drei freilich im Besitz des KMGV<br />
verbleiben.
Das Klavier ist ein »Boston-Piano« designed<br />
by Steinway & Sons, hergestellt in Japan.<br />
<strong>Der</strong> KMGV hat die Performance Edition<br />
UP-126E poliert, Mahagoni, schwarz erworben.<br />
Eine Besonderheit der Boston-<br />
Serie ist der verstellbare Oberrahmen zur<br />
Verstärkung des Tons. Dank dem innovativen<br />
Gehäusedesign verfügt das Instrument<br />
auch über ein Notenpultsystem, das mehrere<br />
Positionen ermöglicht. Und für alle<br />
Sänger, die das Klavier zuweilen von einem<br />
Raum in einen anderen transportieren müssen,<br />
sei an dieser Stelle auch das Gewicht<br />
genannt: 278 kg – auf Rollen, versteht sich.<br />
In seinen Dankesworten sparte Bernhard<br />
Steiner wieder einmal nicht mit O-Tönen.<br />
Deshalb seien sie an dieser Stelle zusätzlich<br />
zu den gesammelten Tönen gesondert erwähnt.<br />
Er startete mit »Ich hätte nicht gedacht,<br />
dass ich als musikalischer Leiter des<br />
KMGV überhaupt 50 werde« und endete<br />
»Ich wusste gar nicht, dass es so viele gibt,<br />
die mich mögen«. Mit der letzteren Äußerung<br />
meinte er die zahlreichen Anrufer an<br />
seinem Geburtstag selbst.<br />
UR<br />
Personen und Persönliches<br />
17
18<br />
»Wiener<br />
Melange«<br />
Mit Schmäh und Charme – aber<br />
ohne Melone – leitet der Wiener<br />
Bernhard Steiner seit 12 Jahren<br />
den Kölner Männer-Gesang-Verein.
November 1963: Ein graues Mietshaus aus<br />
der Zeit der Jahrhundertwende im 9. Wiener<br />
Gemeindebezirk. Auf der Straße rumpelt<br />
ein Kohlentandler vorbei. Aus dem Hinterhof<br />
klingt leise Musik. Eine junge Frau<br />
singt ihr Neugeborenes in den Schlaf und<br />
begleitet sich selbst dazu auf dem Klavier.<br />
Sie weiß noch nicht, dass sie schon bald ihr<br />
Gesangsstudium aufgeben und sich eine<br />
Arbeit suchen muss, mit der sie die Familie<br />
ernähren kann. Die Wohnung ist zwar<br />
klein – ein Zimmer, Küche, Kabinett. Aber<br />
die Zeiten sind hart und die Ehe wird nicht<br />
lang halten. Bernhard Steiner ist in einfachen<br />
Verhältnissen zur Welt gekommen.<br />
<strong>Burgbote</strong>: Herr Steiner, welche Erinnerungen<br />
haben Sie an das Wien Ihrer Kindheit?<br />
Bernhard Steiner: Wien war damals ziemlich<br />
grau. <strong>Der</strong> Krieg war keine 20 Jahre her.<br />
Die Geschichte zweier Weltkriege hing bleiern<br />
über der Stadt. Wohnraum war seit langem<br />
knapp. Wien war seit Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts förmlich aus den Nähten geplatzt.<br />
Aus allen Himmelsrichtungen kamen<br />
Zuwanderer und suchten ihr Glück in der<br />
Hauptstadt eines einstmals sehr großen Reiches.<br />
Meine Großeltern hatten noch das sogenannte<br />
Bettgehertum erlebt. Dabei wurde<br />
ein einzelnes Zimmer einer Wohnung bis zu<br />
drei Mal am Tag zum Schlafen an unterschiedliche<br />
Personen vermietet. Aber seit<br />
den 80-er Jahren ist Wien richtig schön geworden.<br />
Woher stammt Ihre Familie? Sind Sie überhaupt<br />
ein waschechter Wiener?<br />
Und wie! Klassischer geht es gar nicht. Ich<br />
bin ein Wiener wie er im Buche steht und<br />
nicht schöner gemischt werden kann: Ich<br />
habe eine väterliche Linie, die auf der einen<br />
Seite nach Ungarn führt und auf der anderen<br />
Seite bayerische Wurzeln hat. Und es<br />
gibt eine noch stärker ausgeprägte mütterliche<br />
Linie, die in beide Richtungen nach<br />
Böhmen und Mähren weist. Also ich bin<br />
ganz so, wie man als Wiener zu sein hat.<br />
Und wie sieht es mit den musikalischen<br />
Wurzeln aus?<br />
Das war nicht ganz so klassisch. Mein<br />
Großvater mütterlicherseits war stark sehbehindert,<br />
hatte auf beiden Augen jeweils<br />
zwölf Dioptrien. Deshalb musste er nicht in<br />
den Krieg ziehen und wurde stattdessen<br />
Gärtner bei der Stadtgemeinde Wien. Eigentlich<br />
hätte er den familieneignen Schneiderbetrieb<br />
im 9. Wiener Gemeindebezirk<br />
übernehmen sollen, also auch kein musikalischer<br />
Beruf. Aber er betreute unter anderem<br />
den Garten des damaligen Musikdirektors<br />
an der Volksoper und bekam oft Karten<br />
für eine Vorstellung geschenkt. Bei<br />
Operette kannte sich mein Großvater aus!<br />
<strong>Der</strong> Vater meiner Großmutter wiederum<br />
war ein böhmischer Bäcker, der zu Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts eingewandert war.<br />
Und der Großvater väterlicherseits war ein<br />
burgenländischer Automechaniker.<br />
Bernhard Steiner 2001<br />
Personen und Persönliches<br />
19
20<br />
Meine Mutter hatte, bevor ich auf die Welt<br />
kam, am Konservatorium in Wien Gesang<br />
studiert. Aber nach drei Semestern war ich<br />
dann da... . Sie hatte eine wunderschöne<br />
Stimme, opferte für mich aber ihr Studium.<br />
Die Ehe mit meinem Vater war nur von<br />
kurzer Dauer und eine Scheidung war<br />
Mitte der Sechziger keine Lappalie. Sie<br />
fühlte sich als Mutter verantwortlich, ließ<br />
also ihre Gesangsausbildung bleiben und<br />
ging arbeiten. Sie musste ja Geld verdienen,<br />
weil mein Vater damals nicht viel Unterhalt<br />
zahlen konnte. Das kann ich erst heute<br />
richtig schätzen und ich empfinde nicht<br />
nur Dankbarkeit sondern bewundere auch<br />
ihren Mut. Mein Vater studierte ebenfalls<br />
Gesang und wurde später Sänger. In Österreich<br />
erlangte er einigen Bekanntheitsgrad,<br />
war vor allem in Linz, Graz und Klagenfurt<br />
ein gefeierter Operettentenor, sang aber<br />
auch an der Volksoper (da habe ich ihn das<br />
erste Mal auf der Bühne gesehen), an der<br />
Oper Frankfurt und in der Schweiz und trat<br />
gelegentlich im Fernsehen auf. Eine sehr<br />
große Rolle in meinem Leben spielte jedoch<br />
mein Stiefvater, der meine Mutter<br />
heiratete als ich etwa vier Jahre alt war. So<br />
war er eigentlich mehr mein Vater als mein<br />
leiblicher. Von ihm trage ich auch den<br />
Namen. Meine Eltern kamen aber damals<br />
noch nicht auf die Idee, dass später die<br />
Musik mein Leben bestimmen könnte.<br />
Es gab ein Klavier zu Hause. Durften Sie<br />
darauf spielen?<br />
Dürfen? Ich musste, aber ich wollte es<br />
auch. Außerdem fragte man in dieser Zeit<br />
nicht, wenn man als Kind gesagt bekam:<br />
»Und jetzt spielst du Klavier«. Man spielte<br />
dann eben. Und ein anderes Instrument<br />
kam nicht infrage, weil es nicht nahelag.<br />
Das Klavier stand ja nun einmal da. Außerdem<br />
war es noch ein Relikt von meinem<br />
leiblichen Vater.
Haben Ihre Eltern Sie unterrichtet?<br />
Nein. Ich bekam zwar ausschließlich Privatunterricht,<br />
aber nicht von meinen Eltern.<br />
Mein Klavierunterricht war leider nicht gut,<br />
das habe ich später als Student gemerkt,<br />
und letztlich war es ein Fehler, bis zu meiner<br />
Aufnahmeprüfung an der Hochschule für<br />
Musik in Wien immer nur Privatunterricht<br />
gehabt zu haben. Weil ich nie eine Musikschule<br />
besuchte, hatte ich keine Ahnung<br />
von dem, was da später auf mich zukommen<br />
sollte. An der Hochschule musste ich<br />
mich dann richtig reinknien. Das war sehr<br />
anstrengend. Was andere zwischen 12 und<br />
18 gelernt hatten, musste ich zwischen 19<br />
und 20 lernen.<br />
Blieb es beim Klavier oder erlernten Sie ein<br />
weiteres Instrument?<br />
Mit Beginn des Studiums fing ich an, Cello<br />
zu spielen. Ich habe sofort gemerkt, dass<br />
dies eigentlich mein Instrument war. Späte<br />
Liebe – das wär es gewesen. Aber mit 19<br />
wird man kein Cellist mehr. Und ich habe<br />
Gesang studiert, sozusagen als drittes Instrument.<br />
Irgendwann musste ich aber Entscheidungen<br />
treffen und manches weglassen.<br />
Das war schwierig, weil ich äußerst<br />
vielseitig interessiert war. Ich hatte ja an der<br />
Uni in Wien auch noch ein Germanistikstudium<br />
angefangen... .<br />
Welche anderen Entscheidungen mussten Sie<br />
treffen?<br />
Unter anderem musste ich irgendwann entscheiden,<br />
werde ich nun Sänger oder Dirigent.<br />
Aber das ging ganz schnell. Beide Aufnahmeprüfungen<br />
fanden in der gleichen<br />
Woche statt. Die eine habe ich geschafft, die<br />
andere nicht.<br />
Warum eine weitere Aufnahmeprüfung?<br />
Ich hatte ja schon Gesang studiert, aber um<br />
in die nächsthöhere Stufe, also die Opernklasse<br />
zu kommen, war eine weitere Aufnahmeprüfung<br />
nötig. Aber das sollte wohl<br />
nicht sein. Doch in der Dirigentenklasse<br />
wollten sie mich haben. Damit begann ich<br />
eine allumfassende Ausbildung. Dort trafen<br />
sich Komponisten, Musiktheoretiker und<br />
Dirigenten. Die meisten Kollegen waren<br />
Pianisten, ich konnte aber durch mein<br />
Streichinstrument und vom Gesang anderes<br />
einbringen, was später auch Vorteile in<br />
Bezug auf die Arbeit mit Sängern und mit<br />
Chören – und mit den Streichern im Orchester<br />
hatte, aber natürlich auch Nachteile,<br />
weil bei Anfängern am Theater vor allem<br />
gute Pianisten gefragt sind. Später habe ich<br />
gelernt, dass Dirigenten in zwei Kategorien<br />
eingeteilt werden: in »richtige« Dirigenten,<br />
also Orchesterdirigenten und in »Nur-<br />
Chorleiter«.<br />
Warum und was ist der Unterschied?<br />
Es ist vor allem ein Vorurteil. Deswegen<br />
habe ich immer versucht, auf beiden Seiten<br />
fit zu bleiben. Die Chöre, zu denen ich als<br />
Orchesterdirigent komme, sind oft überrascht,<br />
dass da jemand steht, der etwas vom<br />
Singen versteht, und die Orchester, die mich<br />
als Chorleiter kennen lernen, sind erstaunt,<br />
dass ich einen geraden Takt schlagen kann.<br />
So konnte ich oft einen Überraschungseffekt<br />
nutzen, aber das hat natürlich auch<br />
seinen Preis, denn wir leben in einer Gesellschaft<br />
die das Spezialistentum liebt und fördert,<br />
und ich wollte immer ein möglichst<br />
vielseitiger Dirigent sein.<br />
Wie kam es dazu, warum haben Sie sich nie<br />
in eine Spezialrichtung gestürzt?<br />
Ich war schon immer an vielem interessiert.<br />
Das fing bereits damit an, dass ich nicht auf<br />
ein Musikgymnasium gehen wollte. In beruflicher<br />
Hinsicht war das eher ein Fehler.<br />
Aber das entsprechende Gymnasium in<br />
Wien hatte zwar einen ausgezeichneten<br />
musikalischen Ruf, war aber in allen übrigen<br />
Fächern nicht so gut aufgestellt. Und<br />
Personen und Persönliches<br />
21
22<br />
Rückblick:<br />
Bernhard Steiner –<br />
musikalisch von Anfang an…
mit 14, als diese Entscheidung anstand,<br />
wusste ich eben noch nicht ganz genau, in<br />
welche Richtung es später einmal gehen<br />
sollte. Sollte ich mich ab sofort nur noch<br />
mit Musik beschäftigen? Das war mir zu<br />
einseitig. Mich interessierten Sprachen, aber<br />
auch Philosophie, Psychologie, sogar Geologie<br />
– und ich liebte das Schauspiel! Damals<br />
sogar mehr als die Oper. Ich wollte von<br />
vielem etwas lernen und so wählte ich den<br />
altphilologischen Weg mit Latein und Griechisch<br />
in der Oberstufe.<br />
Würden Sie sich heute wieder so entscheiden?<br />
Auf keinen Fall. Weil sich die Zeiten geändert<br />
haben. Für mich war das damals toll<br />
und ich profitiere in vielerlei Hinsicht auch<br />
noch heute davon, es hatte aber auch was<br />
von einem Elfenbeinturm. Meinen inzwischen<br />
schon großen Töchtern habe ich das<br />
nicht empfohlen. Heute würde ich sagen:<br />
Lerne lebende Fremdsprachen – Englisch,<br />
Spanisch oder gleich Chinesisch. Eine zielgerichtete<br />
Ausbildung ist heute wichtiger als<br />
universelle Bildung.<br />
Wie sind Sie schließlich zum Gesang<br />
gekommen?<br />
Ich begann mit einem Musikpädagogikstudium.<br />
Meine Lehrer fanden, ich hätte<br />
eine schöne Stimme und ich sollte damit<br />
mehr machen, doch ein Jahr später kam zunächst<br />
Tonsatz (also Kompositionslehre)<br />
dazu, erst danach noch Gesangspädagogik.<br />
Erst nach vier Jahren begann ich mit Dirigieren.<br />
Wie gesagt, ich hatte viel aufzuholen<br />
und so war meine Studienzeit kein Zuckerschlecken.<br />
Ich habe rund um die Uhr gelernt,<br />
geübt und gearbeitet. Eigentlich war<br />
meine Studienzeit nur Stress. Aber ich wollte<br />
eben eine möglichst breite Ausbildung<br />
haben. Ich habe sogar noch ein Germanistikstudium<br />
angefangen. Aber das klappte<br />
zeitlich dann doch nicht. Zwischendurch<br />
musste ich ja auch noch Geld verdienen.<br />
Kellnern beim Heurigen?<br />
Nein, ich hatte zum Glück immer einen Job<br />
gefunden, bei dem ich beruflich profitieren<br />
konnte. Ich habe Klavier unterrichtet, bei<br />
den Wiener Sängerknaben zunächst die<br />
Grundschulmusikkurse gehalten, zuerst<br />
einen weniger guten kleinen, später einen<br />
größeren, ziemlich jungen und ambitionierten<br />
Chor geleitet. Aber das tollste war<br />
ein Job als Musikredakteur beim ORF.<br />
Redaktionsarbeit, Recherche und Live-Moderation<br />
– das volle Programm. Und das<br />
beim österreichischen Kultur- und Klassiksender<br />
Ö1, was etwa WDR 3 entspricht.<br />
Das war eine höchst interessante Mischung<br />
aus journalistischer und musikwissenschaftlicher<br />
Arbeit.<br />
Hätte das auch eine Laufbahn<br />
werden können?<br />
Ja durchaus. Ich hatte aber bald das Gefühl,<br />
auf der falschen Seite des Mikrofons zu sitzen.<br />
Ich spielte Musik von anderen vor,<br />
wollte aber eigentlich selbst Musik machen.<br />
Ich verdiente damit zwar meinen Lebensunterhalt,<br />
aber irgendwann war es das<br />
nicht mehr. Außerdem wurde ich zu dieser<br />
Zeit Kapellmeister bei den Wiener Sängerknaben,<br />
und es fehlte die Zeit für den<br />
Rundfunk.<br />
Und wann trafen Sie die Entscheidung, nach<br />
Deutschland zu gehen?<br />
Das war Mitte der 90-er Jahre und wie so<br />
vieles im Leben Zufall. Ein Kollege hatte<br />
mir den Tipp gegeben, den damaligen<br />
Chordirektor der Bayreuther Festspiele,<br />
Norbert Balatsch, eine wahre Berühmtheit,<br />
zu fragen, ob er einen Assistenten benötige.<br />
Lustigerweise war Norbert Balatsch als<br />
Chordirektor in Bayreuth direkter Nachfolger<br />
von Wilhelm Pitz, der ja auch Leiter des<br />
KMGV war. Und noch früher hatte Balatsch<br />
den Wiener Männer Gesang Verein geleitet.<br />
Jedenfalls fragte ich nach und nach einer<br />
Personen und Persönliches<br />
23
24<br />
ersten Absage gab es plötzlich eine kurzfristige<br />
Vakanz. Und ich musste von heute auf<br />
morgen zusagen. Das war gar nicht einfach,<br />
denn ich hatte damals schon eine junge<br />
Familie und ein zweijähriges Kind und sollte<br />
einen Sommer lang von zu Hause weg bleiben.<br />
Dieser Sommer in Bayreuth war aber<br />
eine Art Initialzündung für mich.<br />
Wie ist das zu verstehen?<br />
Was ich in Bayreuth erlebte, hat mich geprägt<br />
wie nichts zuvor. <strong>Der</strong> Balatsch war<br />
eine Kanone und der Chor war fantastisch.<br />
Alles was ich über Chorarbeit weiß, habe ich<br />
dort gelernt. Das war besser als mein ganzes<br />
Studium. Bei Norbert Balatsch in Bayreuth<br />
habe ich in fünf Wochen gelernt, wie man<br />
mit einem Chor arbeitet.<br />
Und was war an der Arbeit von Balatsch so<br />
besonders?<br />
An erster Stelle stand seine absolute Souveränität.<br />
Balatsch kannte Wagners Chorwerk<br />
auswendig und im Chor wusste jeder, wer<br />
nicht spurte, war im darauffolgenden Jahr<br />
nicht mehr dabei. Aber das Erstaunlichste<br />
war, man konnte schon nach der ersten<br />
Probe einen Effekt sehen. <strong>Der</strong> Chor, der ja<br />
nur aus Profis besteht, machte in einer<br />
Stunde mit Balatsch einen Qualitätssprung.<br />
Das hat mich ungemein beeindruckt.<br />
Und die fünf Wochen Bayreuth habe Sie zum<br />
Bleiben in Deutschland bewogen?<br />
Nicht ganz, aber mit Bayreuth hing es<br />
schon zusammen. Ich bekam einen Hinweis<br />
auf eine freiwerdende Chordirektorenstelle<br />
am Stadttheater in Gießen. Ich bewarb mich<br />
und bekam die Stelle. Und damit war der<br />
Abschied von Wien klar. Mir ging es in<br />
Gießen hervorragend. Ich war ein blutiger<br />
Anfänger, durfte aber Dinge tun, die man<br />
sonst erst nach vielen Jahren tun darf.<br />
Und wie ging es dann weiter?<br />
Nach drei Jahren wechselte ich in gleicher<br />
Funktion nach Koblenz. Dort war ich ins-
gesamt fünf Jahre bis 2003 Chordirektor am<br />
Theater. Und den Rest kennen Sie ja: 2001<br />
stieg ich beim KMGV ein. Zwei Jahre später<br />
übernahm ich zusätzlich die musikalische<br />
Leitung des Divertissementchens. Von 2008<br />
bis 2012 arbeitete ich als Erster Kapellmeister<br />
und stellvertretender Generalmusikdirektor<br />
am Theater Hagen und im Juli 2011<br />
wurde ich Chefdirigent der Bayer Philharmoniker<br />
Leverkusen.<br />
Als Sie vor zwölf Jahren zum KMGV kamen –<br />
war da absehbar, dass der Männerchorgesang<br />
im Abschwung begriffen ist?<br />
Auch damals galt schon, dass es wenig Uncooleres<br />
gab, als Männergesang. Hätte ich<br />
nicht auch hier von einem Kollegen und<br />
Freund einen Tipp bekommen, wäre ich nie<br />
im Leben auf die Idee gekommen, mich zu<br />
bewerben. Ich dachte immer, was um Himmelswillen<br />
soll man mit einem Männerchor<br />
singen? Es gibt ja gar nicht genug Literatur.<br />
Aber dann kam es eben anders und inzwischen<br />
weiß ich, dass es für den Männergesang<br />
als Ganzes viel mehr Möglichkeiten<br />
gibt, als auf den ersten Blick zu erahnen ist.<br />
Was haben Sie im KMGV in den 12 Jahren<br />
verändert?<br />
Ich weiß nicht, was ICH verändert habe,<br />
aber ES hat sich sehr viel verändert. Wenn<br />
ich zu dem einen oder anderen etwas beitragen<br />
konnte, freut mich das sehr. Jedenfalls<br />
hat ein Generationenwechsel stattgefunden.<br />
Heute besteht der Chor zu mindestens<br />
zwei Dritteln aus Sängern, die bei mir<br />
die Aufnahmeprüfung gemacht haben.<br />
Im Vorstand und in den Ausschüssen arbeiten<br />
immer mehr Sänger mit großem zeitlichem<br />
Engagement. Als ich 2001 begann,<br />
haben hier drei bis vier Herren den ganzen<br />
Laden geschmissen. Das wäre heute gar<br />
nicht mehr möglich. Heute ist natürlich<br />
mehr Arbeit da, klar, es sollte sich ja viel<br />
ändern. Aber auch die Anzahl der handelnden<br />
Personen ist gewachsen. Das ist auch<br />
gut so, denn so gibt es mehr Ideen und die<br />
Arbeit lastet nicht nur auf Wenigen.<br />
<strong>Der</strong> KMGV ist ein Riesenbetrieb geworden.<br />
Mit der Cäcilia und ihren fest installierten<br />
Ensembleproben, den in Hürth nahezu<br />
idealen Probenbedingungen, mit den<br />
größtenteils sehr anspruchsvoll programmierten<br />
Konzerten in der Philharmonie,<br />
mit den gelegentlichen Gastspielen (Ödipus<br />
in Hamburg, Litcologne, Carmina Burana<br />
in Solingen, demnächst Fidelio-Gefangenenchor<br />
in Bonn) aber auch mit dem Kammerchor,<br />
mit der höchst effizient ausgebauten<br />
Chorschule und den Stimmbildnern.<br />
Nennen Sie mir einen zweiten Chor, der<br />
dies alles bietet!<br />
Für das Chorwesen ist aber insgesamt eine<br />
neue Zeit angebrochen. Jeder Chor muss<br />
seinem Publikum etwas Besonderes bieten.<br />
Das Standardprogramm in periodischen<br />
Abständen abzuspulen, reicht nicht mehr,<br />
um die Leute ins Konzert zu locken.<br />
<strong>Der</strong> KMGV hat im Vergleich zu anderen<br />
Chören im freien Wettbewerb traumhafte<br />
Besucherzahlen. Und wenn so viele Sänger<br />
mit Freude dabei sind, dann muss ja was<br />
Personen und Persönliches<br />
25
26<br />
dran sein am Männerchor. Und am KMGV<br />
sowieso.<br />
Welche Höhepunkte gab es für Sie in den<br />
vergangen zwölf Jahren?<br />
Das waren vor allem die Inhalte einzelner<br />
Projekte. Hier ist auf jeden Fall die mehrfache<br />
Aufführung der Antigone von Mendelssohn<br />
zu nennen. Auch die Gründung<br />
des Kammerchores gehört in diese Reihe.<br />
Es gab ja bereits einen kleinen Chor, aber<br />
nicht vom KMGV aus organisiert und ohne<br />
feste Ziele.<br />
Haben Sie Ihre Ziele erreicht?<br />
Mein Ziel ist Qualität. Und das erreicht man<br />
eigentlich nie endgültig. Ein Ensemble kann<br />
besser werden aber auch wieder schlechter.<br />
Es gibt Höhepunkte und es treten Rückschläge<br />
auf, man muss immer arbeiten. <strong>Der</strong><br />
derzeitige Generationenwechsel im KMGV<br />
ist für mich Ansporn, wieder sehr stark an<br />
der Qualität zu arbeiten.<br />
Wie führt man einen »Haufen von weit über<br />
100 gestandenen Männern«, ohne zum Diktator<br />
zu werden?<br />
Diktator ist das falsche Wort. Ich weiß, dass<br />
ich bei manchen Sängern den Ruf eines<br />
Sklaventreibers habe, aber eigentlich<br />
komme ich von der anderen Seite. Als ich<br />
mit Dirigieren begann, habe ich mir gesagt,<br />
wir ziehen doch alle am gleichen Strang.<br />
Wir sind alle begeistert von der Musik.<br />
Aber ich musste sehr schnell lernen, dass<br />
das nicht immer stimmt. Vielen in den<br />
Chören und Orchestern ist völlig egal, was<br />
der Dirigent treibt. Manche lassen sich<br />
mitnehmen, andere nicht. Manche setzen<br />
in einem Chor Prioritäten, die mit dem<br />
Musizieren wenig zu tun haben. Da kommt<br />
man mit reiner Musizierfreude nicht weit.<br />
Da steht man schon manchmal auf verlorenem<br />
Posten. Und da habe ich gemerkt,<br />
ob ich es will oder nicht, ich muss in gewisser<br />
Weise eine eigentlich unterentwickelte<br />
dominante Seite von mir kultivieren.
Und das habe ich dann lernen müssen.<br />
Heute glauben viele, dass dies meine eigentliche<br />
Natur ist, aber ich war ursprünglich<br />
überhaupt nicht so drauf. Aber egal, ob<br />
mit einer gewissen Strenge oder mit Humor<br />
oder mit beidem: Voraussetzung für eine<br />
konstruktive Zusammenarbeit ist gegenseitiger<br />
Respekt.<br />
Wie geht es weiter beim KMGV?<br />
Die Stimmung im Chor ist gut, wir haben<br />
kräftig an Mitgliedern zugelegt, aber wir<br />
müssen nun an der Qualität und vor allem<br />
an unserer Vierstimmigkeit arbeiten. <strong>Der</strong><br />
Generationenwechsel bringt uns natürlichen<br />
frischen Wind, stellt uns aber auch<br />
vor neue schwierige Aufgaben. Es gibt<br />
immer weniger ältere Sänger, die ihre Erfahrung<br />
einbringen und immer mehr neue<br />
Sänger, die mit sehr wenig Erfahrung zu<br />
uns kommen, das merkt man natürlich.<br />
Und in den Randstimmen 1. Tenor und 2.<br />
Bass haben wir zu wenig Nachwuchs.<br />
Wir haben viel zu tun, wenn wir zum 175.<br />
Jubiläum des KMGV glänzen wollen. Ich<br />
denke aber, wir haben die Aufgabenstellung<br />
erkannt.<br />
Haben Sie eine musikalische Perspektive?<br />
Die muss man haben, sie orientiert sich<br />
aber an den Möglichkeiten des Chores und<br />
an den jährlichen obligaten Terminen.<br />
Wenn wir eines Tages »Drei Stücke für<br />
Männerchor« (darunter die Nr.2: Traumlicht<br />
– Anm. d. Red.) die Richard Strauss für<br />
den KMGV geschrieben hat, aufführungsreif<br />
singen können, dann geht ein kühner<br />
Traum in Erfüllung. Mein Credo aber ist,<br />
jede Art von Musik so gut wie möglich umzusetzen.<br />
Dann merkt man schnell, dass es<br />
immer Arbeit bedeutet, wenn man eine<br />
gewisse Qualität erreichen will. Manchmal<br />
ist man eben schneller, manchmal braucht<br />
es mehr Zeit. Die Freude am Musizieren ist<br />
entscheidend, und die habe ich nach 12<br />
Jahren KMGV mehr denn je. UR<br />
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Ausspracheabend … und jetzt?<br />
Am 10.10.<strong>2013</strong> fand nach einer verkürzten<br />
KMGV-Chorprobe ein Ausspracheabend<br />
statt. In der Jahreshauptversammlung war<br />
dieser Wunsch mehrfach geäußert worden.<br />
Hintergrund: Aufgrund der Vielzahl<br />
der zu behandelnden Tagesordnungspunkte<br />
auf der Jahreshauptversammlung<br />
bleibt dort für Diskussionen und Anregungen<br />
aus der Sängerschaft wenig Zeit.<br />
Zum Ausspracheabend waren zahlreiche<br />
Sänger erschienen. Kurz nach Würzburg,<br />
Bamberg und Bayreuth, unserer diesjährigen<br />
Konzertreise, waren die Erinnerungen<br />
noch sehr präsent. Es gab großes Lob für<br />
die Organisation an Vorstandsmitglied Dirk<br />
Pütz. Nach Diskussion der einzelnen Highlights<br />
waren sich alle Sänger einig, bald<br />
wieder eine Konzertreise in Angriff zu nehmen<br />
und an die Tradition der großen Konzertreisen<br />
im KMGV anzuknüpfen. Aber<br />
wie soll eine zukünftige Reise aussehen?<br />
Ein verlängertes Wochenende, eine Woche<br />
oder sogar 14 Tage? Mit Begleitung durch<br />
die Partner-in? Jedes Jahr oder wie in der<br />
Vergangenheit alle zwei Jahre? Es wurden<br />
gute Gründe für alle Sichtweisen genannt,<br />
ohne dass sich das Auditorium festlegte. Interessant<br />
ist, dass sich Mitsänger Christoph<br />
Wild anbot, die Organisation der nächsten<br />
Konzertreise zu übernehmen. Mit ganz<br />
konkreten Vorschlägen: Österreich oder<br />
Ungarn oder Rumänien. Aus diesem Angebot<br />
hat sich derzeit noch nichts ergeben.<br />
Für 2014 wird allerdings die Zeit schon<br />
knapp. Bleibt abzuwarten, ob der<br />
Vorstand dieses Angebot eines engagierten<br />
jungen Mitsängers aufgreift und wir auch<br />
in 2014 auf Konzertreise gehen werden.<br />
Auch das Jahreskonzert war Anlass zur<br />
Aussprache. Jakob Gräf fragte nach, ob man<br />
bei dem Programm für 2014 (»Ödipus<br />
Rex«) auch die Interessen eines größeren<br />
Teils unseres Publikums im Auge hatte. Dirigent<br />
Bernhard Steiner versicherte dies<br />
ausdrücklich. Bei KMGV-Konzerten sei die<br />
Philharmonie immer gut gefüllt. Andere<br />
Konzerte seien weitaus schlechter besucht.<br />
Präsident Schwieren hingegen legte Wert<br />
darauf, dass »Ödipus Rex« zwar mit einem<br />
Teil der Sänger in Hamburg vor nur mäßig<br />
gefülltem Haus gesungen worden sei, dieses<br />
Konzert jedoch nicht zu vergleichen sei<br />
mit einem KMGV-Konzert. Unsere Veranstaltungen<br />
seien keine ABO-Konzerte, wie<br />
seinerzeit in Hamburg. 90 % der Karten<br />
würden an den Freundes- und Familienkreis<br />
über das KMGV-Büro verkauft. Aber<br />
nicht nur für die Zuschauer sei das Programm<br />
interessant. Auch für die Sänger.<br />
Herr Steiner stimmte zu, dass Strawinsky<br />
zwar schwere Kost sei, aber »Antigone« von<br />
Mendelsohn sei in 2008 auch erst verhalten<br />
von den Sängern aufgenommen und<br />
später von vielen Sängern als eines der besten<br />
Jahreskonzerte bezeichnet worden.<br />
Die Werbung, ja auch sie war Thema des<br />
Ausspracheabends. In der vergangenen<br />
Zillche-Session waren an alle Zuschauer<br />
am Eingangsbereich Flyer zum KMGV-Jahreskonzert<br />
verteilt worden. So konnten in<br />
diesem Jahr erstmalig mehr als 200 Karten<br />
über Köln-Ticket verkauft weren. Noch nie<br />
wurden dort so viele Karten verkauft, versicherte<br />
Axel Hollander. Sven Weiß bedankte<br />
sich für das Engagement und die Leidenschaft,<br />
die in die Werbung gesteckt wird.<br />
Dennoch wurde in der anschließenden<br />
Diskussion der Wunsch geäußert, dass die<br />
Sänger frühzeitig eine E-Mail mit kurzem<br />
Inhalt und Plakat erhalten, um diesen an<br />
ihren Verteiler weiterleiten zu können.<br />
Ausspracheabend<br />
29
30
Bernhard Tropertz schlug vor, das Volksliedgut<br />
intensiver zu pflegen. Er betonte,<br />
dass es sehr wichtig sei, unser Volksliedrepertoire<br />
auch den vielen neuen Sängern nahezubringen.<br />
Die Volksliedermappe werde<br />
viel zu selten herausgeholt. Hier versicherten<br />
Gerd Schwieren, dass die Volksliedmappe<br />
zukünftig regelmäßig eingesetzt<br />
werden soll. Dies sei mit Musikausschuss<br />
und Dirigent fest vereinbart.<br />
Das hatten wir schon nach unserem Sommerkonzert<br />
vernehmen können. Jedoch ist<br />
von diesem guten Ansatz seit dem Einstudieren<br />
der Weihnachtslieder (inkl. »Ödipus<br />
Rex«) nicht mehr all zu viel übrig geblieben.<br />
Warten wir ab, ob sich das nach Weihnachten<br />
wieder ändert.<br />
Auf Anregung des Vorstandes sollte eine<br />
Konzertmeisterei ins Leben gerufen werden.<br />
Michael Henn erkundigte sich, was es<br />
denn nun jetzt damit auf sich hätte. Dirk<br />
Pütz erklärte, dass der Gedanke noch nicht<br />
ad acta gelegt sei. Es habe sich in vielen<br />
Dingen der Vorbereitung von Auftritten allerdings<br />
eine Routine entwickelt, die sich<br />
bewährt habe. Für das Jubiläumsjahr 2017<br />
benötigen Vorstand und die Ausschüsse<br />
aber weitere Unterstützung in Planung und<br />
Umsetzung: Interessierte Mitsänger seien<br />
herzlich willkommen.<br />
Und zu guter Letzt kam noch eine weitere<br />
wichtige Frage auf: Wie kann der 1. Tenor<br />
gestärkt werden? Bekanntermaßen ist der<br />
1. Tenor – nicht nur in unserem Chor – eine<br />
Stimmgruppe mit zu wenigen Sängern. Lösungsansätze<br />
könnten u.a. in der gezielten<br />
Entwicklung bisheriger 2. Tenöre oder in<br />
der gezielten Anzeigenschaltung sein. Dieser<br />
Vorschlag wurde bereits umgesetzt. In<br />
den letzten Wochen fand man viele Anzeigen<br />
»Tenöre gesucht« in der Lokalpresse.<br />
Bleibt nur noch das Fazit: Es sind wichtige<br />
Punkte beim Ausspracheabend angesprochen<br />
und diskutiert worden. Sicherlich ist<br />
es wünschenswert, ein solches Angebot<br />
regelmäßig und bei Bedarf auch häufiger<br />
als einmal im Jahr stattfinden zu lassen.<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> wird berichten. RS<br />
Ausspracheabend<br />
31<br />
»Tenöre gesucht«<br />
Regelmäßig informieren<br />
Sänger bei den Aufführungen<br />
des Divertissementchens<br />
in der Oper am Dom.
Neue WDR-Aufzeichnung mit dem<br />
Botze-Quartett des KMGV<br />
32<br />
Am 30.11. hat das WDR-Rundfunkorchester<br />
unter der Leitung seines Ehrendirigenten<br />
Helmuth Froschauer die Karnevalsoperette<br />
»Die Kölner in Paris« aufgeführt. Die Komposition<br />
von Bernhard Breuer feierte Weiberfastnacht<br />
1832 Premiere und war danach<br />
in Vergessenheit geraten. Bei der »ersten<br />
Wiederaufnahme seit 180 Jahren« unterstützte<br />
das Botze-Quartett des KMGV die<br />
Solisten bei der konzertanten Aufführung<br />
im kleinen Sendesaal des Funkhauses am<br />
Wallrafplatz.<br />
Relativ kurzfristig habe der Verein von der<br />
Mitwirkung des Botze-Quartetts an der<br />
WDR-Aufzeichnung erfahren, sagt Dirigent<br />
Bernhard Steiner mit verschmitztem Lächeln:<br />
»Erst aus dem Programmheft!« Aber<br />
natürlich wolle man sich die Chance einer<br />
weiteren Rundfunk-Produktion, in der der<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein zu hören<br />
sein werde, nicht entgehen lassen. Unter großem<br />
zeitlichen Einsatz haben Werner Stoll<br />
(2. Tenor), Uwe Liefgen und Dirk Pütz (1.<br />
Bass) sowie Johannes Fromm (2. Bass) mit<br />
dem musikalischen Leiter des KMGV vornehmlich<br />
die Refrains aus Breuers Karnevalsoperette<br />
einstudiert.<br />
Das Botze-Quartett ist ein loses Ensemble<br />
im Kölner Männer-Gesang-Verein, das erstmalig<br />
2011 anlässlich des Konzertes »Dat sin<br />
echte kölsche Tön« mit dem WDR-Rundfunkorchester<br />
aufgetreten ist. <strong>Der</strong> Name des<br />
Ensembles soll als Hommage an das legendäre<br />
Gesangsquartett »Die vier Botze« gelesen<br />
werden, das als »kölsche Institution«<br />
den Karneval am Rhein über viele Jahre hin-
weg musikalisch geprägt und bereichert hat.<br />
Die Geschichte der Operette ist schnell erzählt:<br />
Zwei Kölner sind nach Paris geflohen,<br />
der eine vor der Cholera, der andere vor der<br />
Familie. Sie genießen das unbeschwerte<br />
Leben in der pulsierenden Metropole an der<br />
Seine und landen schließlich – aus einem<br />
Missverständnis – im Kerker. Natürlich kommen<br />
die zwei später wieder frei, dank der<br />
Hilfe eines dritten Kölners in Paris. Interessanter<br />
als das Libretto sind aber die Musik<br />
und die wechselvolle Werkgeschichte dieser<br />
Operette.<br />
»Die Kölner in Paris« es de fröhere<br />
Söster vum Zillche<br />
Bernhard Breuer (1808-1877) schrieb vor<br />
allem für die Domkapelle zu Köln, ist aber<br />
vorwiegend als Kompositionslehrer von<br />
Jacques Offenbach bekannt. Nur neun Jahre<br />
nach der Gründung des »Festordnenden<br />
Kommitees« (1823), arrangierte er mit »Die<br />
Kölner in Paris« die ältesten, heute noch<br />
erhaltenen Orchesterstücke für den noch<br />
jungen Karneval. Diesen vergessenen<br />
Karnevalsschwank, der in Overtüre und 15<br />
Stücken ein lebendiges Zeugnis der Stimmung<br />
der närrischen Gründungsjahre abgibt,<br />
entdeckte im letzten Jahr der Musikwissenschaftler<br />
Alain Gehring zufällig in<br />
einem Archiv.<br />
»Was interessant und einmalig an diesem<br />
Stück ist, ist diese Mischung aus für Sinfonieorchester<br />
instrumentierten Karnevalsliedern,<br />
bearbeiteten Opernarien und Tanzmusik<br />
– und das ganze auch noch op kölsch«,<br />
fasst der Dozent an der Kölner Musikhochschule<br />
die Eigenarten von Breuers Karnevalsoperette<br />
zusammen.<br />
Wer hier Parallelen zum Divertissementchen<br />
der Bühnenspielgemeinschaft im KMGV erkennt,<br />
irrt nicht. Auch in »Die Kölner in<br />
Paris« sollen alle (Frauen-)Rollen von Männern<br />
gespielt worden sein. Bernhard Breuer<br />
war neben seiner musikalischen Laufbahn<br />
auch Mitglied des Festkomitees und arbeitete<br />
früh mit den Gründern des Kölner Männer-Gesang-Vereins,<br />
die 1874 die »Cäcilia<br />
Wolkenburg« aus der Taufe gehoben haben,<br />
eng zusammen.<br />
Wer den Auftritt des Botze-Quartetts im<br />
Rahmen der WDR-Produktion »Die Kölner<br />
in Paris« verpasst hat, kann die konzertante<br />
Aufführung der Karnevalsoperette noch einmal<br />
im Radio verfolgen: am Samstag, 15.<br />
März 2014 um 20.05 Uhr auf WDR 4. BW<br />
Botze-Quartett<br />
33<br />
Botze-Quartett in der Philharmonie,<br />
im Funkhaus des WDR <br />
(Alle Fotos aus dem Jahr 2012)
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125 Jahre Kölner Haus- und<br />
Grundbesitzerverein von 1888 –<br />
Ökumenischer Gottesdienst<br />
in St. Pantaleon<br />
<strong>Der</strong> Verein (etymologisch: aus vereinen, eins<br />
werden und etwas zusammenbringen) bezeichnet<br />
eine freiwillige und auf Dauer angelegte<br />
Vereinigung von natürlichen und /<br />
oder juristischen Personen zur Verfolgung<br />
eines bestimmten Zwecks, die in ihrem Bestand<br />
vom Wechsel ihrer Mitglieder unabhängig<br />
ist. So zumindest die Definition des<br />
Begriffs in der freien Enzyklopädie Wikipedia.<br />
Juristisch mag das ja alles ganz korrekt<br />
sein…aber das Leben hat seine eigenen Gesetze<br />
und die scheinen doch manchmal in<br />
eine ganz andere Richtung zu weisen. »In<br />
seinem Bestand vom Wechsel seiner Mitglieder<br />
unabhängig« – hört sich beinahe so<br />
an, als lebe ein Verein, einmal gegründet,<br />
einfach auf ewig fort, ganz unabhängig<br />
davon, wer geht und wer kommt. Aber ganz<br />
so unabhängig von seinen Mitgliedern ist<br />
ein Verein im wahren Leben dann doch<br />
nicht. Manche üben sogar über das juristische<br />
Ende ihrer Mitgliedschaft hinaus noch<br />
prägenden Einfluss aus.<br />
<strong>Der</strong> ökumenische Gottesdienst zum 125.<br />
Jubiläum des Kölner Haus- und Grundbesitzervereins<br />
legte davon auf seine Weise beredtes<br />
Zeugnis ab.<br />
Am 29. Juli d.J. starb Hanns Schäfer, viele<br />
Jahrzehnte lang Vorsitzender des Vereins.<br />
Vielleicht hat er insgeheim die Anregung zu<br />
diesem Gedenkgottesdienst gegeben, inhaltlich<br />
»mitbestimmt« hat er ihn in jedem<br />
Fall in mancherlei Weise. Jeder Gedenkgottesdienst<br />
verlangt nach seiner eigenen inneren<br />
Gestaltung. So bietet z.B. die Wahl des<br />
Lesungstextes die Möglichkeit, an die Person<br />
oder den Gegenstand des Gedenkens<br />
anzuknüpfen. Es verwundert daher nicht,<br />
dass statt des eigentlichen Tagesevangeliums<br />
eine Stelle aus dem Johannesevange-<br />
lium (Kap. 14, Vers 1 – 13) von Pfarrer Winfried<br />
Hamelbeck verlesen und von Stadtsuperintendent<br />
Rolf Domning der Gemeinde<br />
ausgelegt wurde: »Im Hause meines Vaters<br />
gibt es viele Wohnungen«, daran lässt sich in<br />
einer Gedenkmesse für einen Haus- und<br />
Grundbesitzerverein natürlich anknüpfen –<br />
was aber nicht Grund für seine Auswahl war.<br />
Es handelt sich vielmehr Pfarrer Hamelbeck<br />
zu Folge um eine von Hanns Schäfer besonders<br />
bevorzugte Stelle aus der Heiligen<br />
Schrift, deren Auslegung dem Stadtsuperintendenten<br />
dann auch immer wieder die<br />
Gelegenheit bot, auf Schäfer einzugehen.<br />
Ebenso war in der Liedauswahl des Gemeindegesangs<br />
der Geist Hanns Schäfers<br />
gegenwärtig. Das Eingangslied, »Ein Haus<br />
voll Glorie schauet«, gehörte wie der<br />
Lesungstext zu den von ihm besonders<br />
geschätzten Liedern des katholischen<br />
Gesangbuchs und gleiches darf man auch<br />
vom Schlusslied vermuten, dem Gesang<br />
»Großer Gott wir loben Dich«.<br />
So zeigte der Gedenkgottesdienst auf seine<br />
ganz eigene Weise, dass auch diejenigen,<br />
die ihr Leben an anderer Stelle fortführen,<br />
dennoch manchmal noch gestaltend am<br />
Leben und Feiern »ihres Vereins« teilnehmen<br />
können. Bleibt zu hoffen, dass Hanns<br />
Schäfer, ein Freund und Förderer des<br />
KMGV, dem Gesang der etwa 60 in St. Pantaleon<br />
versammelten Sänger mit ebensolcher<br />
Freude gelauscht hat, wie die Besucher<br />
des Gottesdienstes.<br />
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Ökumenischer Gottesdienst<br />
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Wir gehören zu:
Weihnachtskonzert <strong>2013</strong><br />
Weihnachtskonzert<br />
des KMGV<br />
37<br />
Am 21. Dezember gibt der Kölner Männer-<br />
Gesang-Verein um 20 Uhr in Groß St. Martin<br />
sein letztes Konzert in diesem Jahr.<br />
Weihnachtskonzert<br />
des KMGV<br />
21. Dezember <strong>2013</strong><br />
Groß St. Martin<br />
20 Uhr<br />
Traditionell beschließt eine Aufführung von<br />
Weihnachtsliedern das Arbeitsjahr des<br />
KMGV. Dabei handelt es sich wie so oft in<br />
den vergangenen Jahren um ein Benefizkonzert<br />
für die Freunde und Unterstützer<br />
des Fördervereins Romanische Kirchen<br />
Köln. <strong>Der</strong> seit langem eng mit dem KMGV<br />
verbundene Verein hatte den größten Männerchor<br />
des Rheinlandes um diesen Auftritt<br />
gebeten.<br />
<strong>Der</strong> Eintritt zum Konzert ist frei. Im Anschluss<br />
können die Zuhörer für den Erhalt<br />
der romanischen Kirchen in Köln<br />
spenden.<br />
UR
KMGV Familie<br />
Geburtstage im Januar<br />
04.02.2014 80 Jahre<br />
Dr. Wolfgang Gerigk<br />
Fördermitglied<br />
03.03.2014 35 Jahre<br />
Sven Junge<br />
Aktiver Sänger<br />
06.01.2014 85 Jahre<br />
Karl-Heinz Fröhlingsdorf<br />
Fördermitglied<br />
12.02.2014 90 Jahre<br />
Otto Kreidewolf<br />
Fördermitglied<br />
04.03.2014 30 Jahre<br />
Alexander Schmitt<br />
Stimmbildner<br />
KMGV Familie<br />
38<br />
20.01.2014 85 Jahre<br />
Paula Rothe<br />
Fördermitglied<br />
23.01.2014 85 Jahre<br />
Helmut Villers<br />
Aktiver Sänger<br />
30.01.2014 70 Jahre<br />
Dr. Heinz-Jürgen Pfeiffer<br />
Fördermitglied<br />
18.02.2014 80 Jahre<br />
Klaus Weißhaar<br />
Fördermitglied<br />
19.02.214 85 Jahre<br />
Franz Felten<br />
Fördermitglied<br />
20.02.2014 60 Jahre<br />
Hans-Josef Jaeger<br />
Fördermitglied<br />
09.03.2014 70 Jahre<br />
Jürgen Frommhold<br />
Aktiver Sänger<br />
30.01.2014 95 Jahre<br />
Walter Hüser<br />
Fördermitglied<br />
Geburtstage im Februar<br />
03.02.2014 80 Jahre<br />
Hans Becker<br />
Aktiver Sänger<br />
21.02.2014 60 Jahre<br />
Dr. Bernhard Schmidt-Tedd<br />
Fördermitglied<br />
22.02.2014 100 Jahre<br />
Anna-Maria Michels<br />
Fördermitglied<br />
Geburtstage im März<br />
09.03.2014 70 Jahre<br />
Rolf Frommhold<br />
Aktiver Sänger<br />
01.03.2014 45 Jahre<br />
Dirk Pütz<br />
Aktiver Sänger,<br />
Vorstandsmitglied<br />
02.03.2014 70 Jahre<br />
Dieter Kock<br />
Fördermitglied<br />
11.03.2014 55 Jahre<br />
Uwe Rosenhahn<br />
Aktiver Sänger
19.03.2014 55 Jahre<br />
Thomas Madaus<br />
Fördermitglied<br />
19.03.2014 50 Jahre<br />
Bernd Tovar<br />
Aktiver Sänger<br />
Als Fördermitglieder<br />
begrüßen wir:<br />
Inge Winter<br />
Dr. Dieter Genius<br />
Roswitha Hövel<br />
Als neue Sänger<br />
begrüßen wir:<br />
Pascal Deter 2. Tenor<br />
21.03.2014 80 Jahre<br />
Heinrich Kammann<br />
Nicht ausübender Sänger<br />
Richard Wagner Verband<br />
Köln e.V.<br />
<strong>Der</strong> KMGV trauert um:<br />
Anna-Maria Michels<br />
am 30.11.<strong>2013</strong> im Alter<br />
von 99 Jahren verstorben.<br />
Fördermitglied seit<br />
01.06.1970<br />
Marc René Ferrand 2. Bass<br />
KMGV Familie<br />
39<br />
28.03.2014 80 Jahre<br />
Werner Henn<br />
Fördermitglied<br />
Brice Hamet 1. Bass<br />
Wir wünschen der<br />
ganzen KMGV-Familie<br />
und deren Angehörigen<br />
ein frohes<br />
Weihnachtsfest und<br />
einen guten Start<br />
ins Neue Jahr…
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50829 Köln<br />
Telefon 0221-5 00 23 84<br />
Telefax 0221-5 00 25 19<br />
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Grabstätte des 1. KMGV-Dirigenten<br />
Franz Weber<br />
auf dem Friedhof Melaten<br />
Betreuung durch die Firma Dunkel<br />
Bei der Vermittlung von<br />
Denkmalpatenschaften sind wir behilflich.
<strong>Der</strong> Schatzmeister<br />
informiert:<br />
Sie haben in den letzten Monaten<br />
mit Sicherheit diese Worte<br />
schon einmal gehört oder gelesen:<br />
SEPA, Gläubiger-ID, Mandatsreferenznummer<br />
und IBAN.<br />
Doch was bedeutet das für Sie<br />
als Mitglied des KMGV?<br />
SEPA-Verfahren<br />
Ab 1. Februar 2014 löst die<br />
SEPA-Überweisung das Ihnen<br />
bekannte nationale Überweisungs-Verfahren<br />
in den EURO-<br />
Ländern ab.<br />
SEPA steht für »Single Euro Payments<br />
Area« und soll nach den<br />
Vorschriften der EU-Kommission<br />
den gesamten Zahlungsverkehr<br />
in den EURO-Ländern harmonisieren.<br />
Wenn Sie uns jedoch bereits eine<br />
Lastschrifteinzugsermächtigung<br />
für den jeweiligen Jahresbeitrag<br />
erteilt haben, ändert sich für Sie<br />
nichts! Wir werden die uns vorliegende<br />
Einzugsermächtigung<br />
als SEPA-Lastschriftmandat weiter<br />
nutzen.<br />
Unsere für diese SEPA-Lastschriften<br />
erforderliche Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
(Gläubiger-ID) lautet<br />
DE36ZZ Z000 0106 4866.<br />
Diese Gläubiger-ID gilt nur für<br />
den KMGV und ist in Europa<br />
nicht noch einmal vergeben.<br />
Die Mandatsreferenznummer wird<br />
von uns für jedes Mitglied vergeben<br />
(sog. interne Mitglieds-<br />
Nr). Ihre eigene Kontonummer<br />
wird von uns automatisch in das<br />
neue Format übernommen.<br />
Um allen neuen EU-Vorschriften<br />
Genüge zu leisten, möchte ich<br />
darauf hinweisen, dass Ihr Jahresbeitrag<br />
nur einmal jährlich in<br />
der letzten März-Woche j.J. eingezogen<br />
wird.<br />
Wenn Sie Ihren Jahresbeitrag<br />
selbst überweisen wollen (statt<br />
Lastschrifteinzug), beachten<br />
Sie bitte die ab 1.2.2014 geltenden<br />
neuen Kontonummern<br />
(22-stellige IBAN):<br />
Sparkasse KölnBonn<br />
DE 63370501980005662044<br />
Kreissparkasse Köln<br />
DE 54370502990000009917<br />
Commerzbank Köln<br />
DE 54370400440131812000<br />
Aber mal ehrlich: Wollen Sie sich<br />
diesen Stress wirklich antun und<br />
das alles im Kopf behalten oder<br />
jedesmal nachschauen?<br />
Ich empfehle Ihnen allen, sich<br />
am Lastschrifteinzugsverfahren<br />
zu beteiligen; es erspart Ihnen<br />
Zeit und uns im KMGV unnötige<br />
Kosten.<br />
Karl O. Zellerhoff,<br />
Schatzmeister<br />
KMGV Familie<br />
41<br />
Impressum<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> ist die<br />
Vereinszeitschrift des Kölner<br />
Männer-Gesang-Vereins.<br />
Sie erscheint viermal jährlich.<br />
<strong>Der</strong> Bezugspreis ist im<br />
Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Herausgeber:<br />
Kölner Männer-Gesang-Verein<br />
Mauritiussteinweg 59<br />
(Wolkenburg) 50676 Köln<br />
Telefon 0221 23 12 32<br />
Telefax 0221 23 75 58<br />
www.kmgv.de · info@kmgv.de<br />
Sekretariat: Birgit Larres<br />
Bürozeit: Montag, Dienstag,<br />
Mittwoch: 09.30 – 12.30 Uhr<br />
und 14.00 – 16.30 Uhr<br />
Donnerstag (Probetag):<br />
15.00 – 20.00 Uhr<br />
Freitag: 09.30 – 12.30 Uhr<br />
Bankverbindungen:<br />
Sparkasse KölnBonn<br />
DE 63370501980005662044<br />
BIC COLSDE33<br />
Kreissparkasse Köln<br />
DE 54370502990000009917<br />
BIC COKSDE33<br />
Commerzbank Köln<br />
DE 54370400440131812000<br />
BIC COBADEFFXXX<br />
Präsident: Gerd K. Schwieren<br />
Dirigent: Bernhard Steiner<br />
Redaktionsleitung<br />
Axel Hollander<br />
Uwe Rosenhahn<br />
Einsendeschluss für Artikel<br />
<strong>Burgbote</strong> 01.2014:<br />
15.02.2014<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Pascal Deter (PD)<br />
Paul-Georg Fickus (GF)<br />
Jakob Gräf (JG)<br />
Axel Hollander (AH)<br />
Uwe Rosenhahn (UR)<br />
Ralf Strotmann (RS)<br />
Angelo Valtzis (AV)<br />
Björn Wilhelm (BW)<br />
Die Redaktion behält sich vor,<br />
eingereichte Texte zu redigieren.<br />
Anzeigen und Produktion:<br />
artwork Wolfgang Bialek<br />
Tel. 02232 9<strong>93</strong>5711<br />
Fax 03222 3397185<br />
Bildnachweis:<br />
Jakob Gräf, Jens Güttsches,<br />
Uwe Rosenhahn, Manfred<br />
Schreier, Peter Schmitz,<br />
Bernhard Steiner (privat)
42<br />
Gruppe 20<br />
Es ist ein Ros<br />
entsprungen…<br />
Unter diesem Titel gab die Gruppe 20 mit<br />
weiteren Sängern des KMGV zum 1. Advent<br />
im Maternus-Seniorenzentrum in Rodenkirchen<br />
ihr traditionelles Konzert vor vollbesetztem<br />
Saal.<br />
Die Lokalpresse sprach von »einem Konzert<br />
der Extraklasse«. Dieser Anspruch wurde<br />
schon allein durch das vom neuen Dirigenten<br />
der Gruppe Johannes Fromm (der <strong>Burgbote</strong><br />
berichtete in seiner Ausgabe 3/<strong>2013</strong>)<br />
gestaltete Programm erfüllt. Die Liedfolge<br />
war so ausgewählt, dass ein Bogen von<br />
Mariä Verkündigung (»Es war ein Jungfrau<br />
auserkor’n«, »Ave Maria«), dem 1. Advent<br />
(»Maria durch ein Dornwald ging«, Solisten<br />
Richard Soleau, Wolfgang Münstedt) bis<br />
zum Weihnachtsfest gespannt wurde.<br />
<strong>Der</strong> Liedvortrag der 33 Sänger wurde durch<br />
kölsche Gedichte (Jakob Gräf, Günter<br />
Knoke) ergänzt. Alexander Schmitt (Klavier)<br />
und Dietmar Kraus (Akkordeon) sorgten<br />
für eine klangvolle Instrumentalbegleitung.<br />
Als Solisten traten beim Lied »Leise rieselt<br />
der Schnee« Herbert Kurth, Michael Henn<br />
und Johannes Fromm hervor.<br />
Passend zum kölschen Nikolauslied »Helligemannsovend«<br />
ertönte dann ein Glockengebimmel<br />
und der Überraschungsgast erschien.<br />
<strong>Der</strong> Nikolaus ist zwar nicht in der<br />
Gruppe 20, erschien aber dennoch in der<br />
Gestalt von Bernhard Trompertz mit Rauschebart<br />
im vollen Bischofsornat. Zu launigen<br />
Versen aus seinem Goldenen Buch<br />
dankte der Nikolaus Johannes Fromm für<br />
die abwechslungs- und einfallsreiche Gestaltung<br />
des Adventskonzertes. Die zahlreiche<br />
Zuhörerschaft bestätigte diesen Dank<br />
mit kräftigem Applaus.<br />
An dieser Stelle möchten wir uns anschließen<br />
und Johannes Fromm für sein hervorragendes<br />
Engagement danken! Nach der<br />
Zillche-Zeit wird er das »offene Volksliedersingen«<br />
wieder aufnehmen. Eine Information<br />
hierzu wird in der Frühjahrsausgabe<br />
der <strong>Burgbote</strong>n erscheinen.<br />
JG
Aus den Gruppen<br />
Gruppe 20<br />
Im Haus der<br />
Geschichte in Bonn<br />
43<br />
Am 30. August lud Gruppenmitglied<br />
Michael Willius ins Bonner Haus der<br />
Geschichte ein und führte damit seine<br />
im letzten Jahr begonnene Führung<br />
(der <strong>Burgbote</strong> berichtete) fort.<br />
Diesmal spannte er den Bogen mit großer<br />
Detailkenntnis und anschaulichen Erläuterungen<br />
vom Ende der sechziger Jahre, der<br />
Studentenrevolte und der RAF bis zum<br />
Beitritt der DDR (heutige etwas ungenaue<br />
Bezeichnung »Wiedervereinigung«).<br />
Michael Willius organisierte auch perfekt<br />
den anschließenden kulinarischen Ausklang<br />
im »Haus am Rhein« in Bonn-Beuel. Wir<br />
sind froh, solche engagierten Sänger in unseren<br />
Reihen zu haben.<br />
JG
44<br />
Sieben Jahrzehnte<br />
für die Musik<br />
Gerd Langenberg (88/2. Tenor), dienstältestes<br />
Mitglied des KMGV, feierte am 27.<br />
November <strong>2013</strong> sein 70-jähriges Vereinsjubiläum<br />
– und war in den Tagen zuvor bereits<br />
sehr aufgeregt. Er wusste von einer<br />
geplanten besonderen Ehrung und erkundigte<br />
sich beim Präsidenten, ob er eine<br />
Krawatte tragen oder gar einen Anzug anziehen<br />
solle.<br />
In der Probenpause wurde er dann nach<br />
vorn gebeten, durfte sich in das Goldene<br />
Buch des KMGV eintragen und erhielt eine<br />
von unserem inzwischen nicht mehr aktiven<br />
Mitglied Heinz Schneider extra angefertigte<br />
Anstecknadel mit eingearbeitetem<br />
Vereinslogo, Violinschlüssel und einem<br />
kleinen Brillanten - ein Unikat also, das<br />
erstmals für 70 Jahre Mitgliedschaft verliehen<br />
wurde.<br />
Zwei Anekdoten aus 70 Jahren KMGV<br />
Danach erzählte er aus seinem langen Sängerleben.<br />
So verfügte der Verein früher über<br />
einen eigenen wohlgefüllten Weinkeller.<br />
Denn es habe, noch in der alten Wolkenburg,<br />
die Tradition gegeben, dass jeder noch<br />
anwesende Sänger nach der allwöchentlichen<br />
Probe eine halbe Flasche Wein spendiert<br />
bekam. »Damals ging keiner in der<br />
Pause nach Hause«.<br />
Langenberg berichtete auch von der Reise<br />
des KMGV in die Sowjetunion 1989, wo<br />
man mit Brot und Salz empfangen worden<br />
sei. Besonders tief haben sich ihm die Tage<br />
in Wolgograd, dem früheren Stalingrad,<br />
eingeprägt, wo eine der mörderischsten<br />
Schlachten des Zweiten Weltkrieges stattfand.<br />
Gerade dort seien die deutschen Sänger<br />
besonders herzlich empfangen worden.<br />
Das Konzert des KMGV sei seit Wochen<br />
ausverkauft gewesen. Und immer sei zum<br />
Ausdruck gebracht worden, dass der<br />
Schrecken des Krieges zwar nicht vergessen
Jubiläum Langenberg<br />
werden könne, aber dass man bereit sei, zu<br />
verzeihen. Und zum Konzert sei der KMGV<br />
mit den Worten begrüßt worden: »Die<br />
Musik ist die Schwester des Friedens«.<br />
Wie alles begann<br />
Gerd Langenberg stammt aus einer sehr<br />
musikalischen Familie: Alle Kinder lernten<br />
Klavierspielen und ein weiteres Instrument.<br />
Bei ihm war es das Cello. Mit 18 Jahren<br />
schließlich – mitten im Zweiten Weltkrieg –<br />
trat er in den KMGV ein, und sang dort<br />
später über Jahre hinweg sogar gemeinsam<br />
mit Vater und Bruder im 2. Tenor. Sein erstes<br />
Konzert nach dem Krieg fand schon im<br />
September 1945 auf der Freitreppe des Hohenstaufenbades<br />
unter der Leitung von<br />
Franz Paul Decker statt. Sechs altgediente<br />
und hochmotivierte Sänger hatten innerhalb<br />
kürzester Zeit gut 100 Herren für den<br />
Wiederanfang des KMGV gewonnen.<br />
In seiner KMGV-Zeit hat Langenberg unter<br />
elf verschiedenen Chefdirigenten gesungen.<br />
Aber er profitierte auch auf ganz andere<br />
Weise vom KMGV: Seine Ehefrau lernte er<br />
bei einer gemeinsamen Probe für Carmina<br />
Burana kennen und ein Mitsänger im 2.<br />
Tenor vermittelte ihm seine Arbeitsstelle<br />
beim Gerling-Konzern.<br />
PD<br />
45
46<br />
Kammerchor<br />
Kammerchor singt in<br />
Antoniter City Kirche<br />
»Ist jemand unter euch krank, der rufe zu<br />
sich die Ältesten der Gemeinde, dass sie<br />
über ihm beten und ihn salben mit Öl in<br />
dem Namen des Herrn« (Jakobus 5,14).<br />
Unter diesem Bibelzitat steht der Heilungsgottesdienst,<br />
den der Kammerchor des<br />
Kölner Männer-Gesang-Vereins am<br />
15. Dezember <strong>2013</strong> um 18 Uhr in der<br />
Antoniter City Kirche mitgestaltete.<br />
<strong>Der</strong> Heilungsgottesdienst ist eine Form gottesdienstlichen<br />
Feierns, in dem das Gebet<br />
um Heilung von Krankheit, Leiden und Gebrechen<br />
im Mittelpunkt steht. So sollen in<br />
diesem evangelischen Gottesdienst Menschen<br />
unter den besonderen Schutz Gottes<br />
gestellt werden. »Die Heilungsgottesdienste<br />
in der Antoniterkirche werden in der Regel<br />
drei- bis viermal im Kirchenjahr angeboten,<br />
berichtet Oliver Zittlau, Vorsitzender des<br />
Musikausschusses. Erstmals werde eine solche<br />
religiöse Feier vom Kammerchor des<br />
KMGV begleitet.<br />
Die Berechtigung einer solchen Gottesdienstform<br />
basiert auf verschiedenen Bibelstellen<br />
des Neuen Testaments, in denen<br />
Jesus zahlreiche Kranke geheilt hat und<br />
stellt sich in die Tradition der Antoniterorden,<br />
die sich den Menschen ihrer Zeit pflegend<br />
und ganzheitlich heilend widmeten.<br />
Mittelpunkt des Gottesdienstes am 3. Adventssonntag<br />
war somit das Ritual, bei der<br />
ein mittelalterliches Heilungsgebet gesprochen<br />
wird. Zur Salbung und Segnung sind<br />
alle eingeladen – es gibt keine Voraussetzung<br />
zur Teilnahme. Wer möchte, kann den<br />
Gottesdienst auch mitfeiern, ohne sich salben<br />
zu lassen. Die Salbung versteht sich als<br />
ein Zeichen der Gemeinschaft und der<br />
Nächstenliebe; als ein Zeichen, das «berührt«<br />
und als Hinweis darauf, dass Gott die<br />
Menschen auf Erden begleitet.<br />
Pfarrer Markus Herzberg freut sich besonders,<br />
dass der Kammerchor des KMGV den<br />
Gottesdienst musikalisch begleitet und<br />
nach einem Auftritt im letzten Jahr in St.<br />
Aposteln nun auch im protestantischen<br />
Zentrum Kölns präsent ist. Gesungen wird<br />
unter anderem von Bortniansky »O Herr<br />
gib Frieden«, Sutermeisters »Gratias«, von<br />
Palestrina »O bone Jesu«, von Orff »Veni<br />
Creator Spiritus«, Milhauds »Psaume 121«<br />
und von Bastian »Te Deum«.<br />
Die Antoniterkirche ist das<br />
»Schaufenster« der fünf evangelischen<br />
Gemeinden Kölns. Vor<br />
einem Jahr wurde das ehemalige<br />
Kloster auf der Schildergasse<br />
renoviert und die Peter-Orgel<br />
grundlegend saniert. Die hervorragende<br />
Akustik wird von Chören,<br />
Orchestern und Solisten regelmäßig<br />
genutzt. Wir freuen uns,<br />
dass der KMGV im Kölner Kulturleben<br />
an einer weiteren exponierten<br />
Stelle wahrgenommen<br />
wird, betont Oliver Zittlau. RS
Kammerchor beendet<br />
<strong>2013</strong> mit Konzert<br />
in Brauweiler<br />
<strong>Der</strong> Kammerchor des KMGV lädt am<br />
22.12.<strong>2013</strong> um 19 Uhr zum<br />
Gottesdienst mit anschließendem<br />
Weihnachtskonzert ein.<br />
Auch in diesem Jahr besteht die Möglichkeit,<br />
dem Kammerchor des Kölner Männer-<br />
Gesang-Vereins in der ehemaligen Abteikirche<br />
St. Nikolaus in Pulheim-Brauweiler<br />
zu lauschen. Bereits zum vierten Mal tritt<br />
der Kammerchor in die Fußstapfen des<br />
Doppelsextetts, welches sich 2007 aufgelöst<br />
hat, und entwickelte so eine eigene Tradition<br />
zur Weihnachtszeit.<br />
Viel Zeit für eine besinnliche und ruhige<br />
Adventszeit hatte ein Teil der Mitglieder des<br />
Kammerchores nicht. Neben den ganz normalen<br />
Chorproben am Donnerstagabend<br />
und den zusätzlichen Proben für die Cäcilia<br />
Wolkenburg an zwei weiteren Wochentagen<br />
verdichtete die Probenarbeit des Kammerchores<br />
den Terminkalender endgültig. Immerhin<br />
sind 15 von den 21 Sängern auch<br />
Cäcilianer. Dennoch sind sich alle Kammerchorsänger<br />
einig: Das Weihnachtskonzert<br />
in Brauweiler ist wichtig und gehört zu<br />
einem rundem Jahresabschluss dazu!<br />
Schließlich soll sich das intensive zeitliche<br />
Engagement auch lohnen und zu den wesentlichen<br />
Elementen der Weihnachtszeit<br />
gehört auf jeden Fall die Musik.<br />
Gesungen werden sakrale und weihnachtliche<br />
Lieder aus dem Repertoire des KMGV<br />
und des Kammerchores. Die Sänger des<br />
Kammerchores freuen sich, wenn nicht nur<br />
Familienangehörige, Freunde und Bekannte,<br />
sondern auch Sänger aus dem<br />
KMGV in St. Nikolaus zu sehen sind.<br />
Besonders zu erwähnen ist noch, dass<br />
durch die Weihnachtskonzerte des Kammerchores<br />
ein Kontakt entstanden ist, der<br />
es dem gesamten KMGV ermöglicht, im<br />
nächsten Jahr dort aufzutreten. In der einmaligen<br />
Atmosphäre des Marienhofs der<br />
Abtei Brauweiler werden jährlich hochklassige<br />
Konzerte von renommierten Vertretern<br />
des Kulturbetriebs im Rahmen der »classic<br />
nights« dargeboten. 2014 wird es erstmals<br />
eine Matinee geben, in der auch der KMGV<br />
mitwirkt.<br />
RS<br />
Kammerchor<br />
47
Die Elektrifizierung der Kommunikation oder<br />
»Über den Umgang mit E-Mails und Mobiltelefon«<br />
48<br />
Jeder von uns durch die Kommunikationsflut<br />
Geschädigten kennt das. Man kommt<br />
aus dem Urlaub zurück, schaut in sein elektronisches<br />
Postfach und wird von einem<br />
Berg von E-Mails erschlagen. Und allesamt<br />
wollen die Mails natürlich möglichst gestern,<br />
also schnellstens beantwortet werden.<br />
Oft handelt es sich um völlig unwichtige<br />
Mitteilungen, in denen der Empfänger gedankenlos<br />
in den Verteiler einer Massen-<br />
E-Mail gesetzt wurde.<br />
Oder der glückliche Empfänger einer solchen<br />
E-Mail richtet seine Antwort postwendend<br />
an alle in der Massen-E-Mail Genannten<br />
und die Message-Flut ( mess=engl.<br />
für Unrat) potenziert sich.<br />
Wir leben im Zeitalter des Digitalen, in<br />
dem es mehr Nullen als Einser gibt!<br />
Und alle glauben, sie müssten immerzu<br />
alles möglichst schnell erledigen.<br />
Dabei wird oft alles gemailt, was der Absender<br />
für sich nur irgendwie loswerden will.<br />
A. Freiherr von Knigge hat dazu bereits<br />
1788 in seinem bekanntesten Werk Ȇber<br />
den Umgang mit Menschen« bemerkt:<br />
»Und haben wir etwa Sprache und Beredsamkeit<br />
nicht in unsrer Gewalt…, so geschieht<br />
es, dass wir etwas schreiben, welches<br />
uns sehr interessant scheint, jeden Andern<br />
aber gähnen macht und mit Unwillen gegen<br />
uns erfüllt.«<br />
Ein besonderes Phänomen lässt sich beobachten.<br />
Die Elektronik täuscht Abstand<br />
zum Empfänger vor. Das verführt dazu, die<br />
Grundregeln der Kommunikation zu verletzen,<br />
z. B. das Briefgeheimnis. Es ist zur<br />
allgemeinen Unsitte geworden, E-Mails ein-<br />
fach weiterzuleiten, ohne den Absender zu<br />
fragen, egal, ob die Nachricht einen vertraulichen<br />
Inhalt hat. Das ist so, als hätte<br />
man früher einen privaten Brief an eine Litfaßsäule<br />
geheftet!<br />
Daher sollte jeder sich folgende goldene<br />
Regeln beim Umgang mit E-Mails merken<br />
(und auch befolgen):<br />
• Das persönliche Gespräch ist durch nichts<br />
zu ersetzen. Das wirklich Wichtige sollte<br />
immer persönlich mitgeteilt werden.<br />
• Sprecht mehr miteinander oder telefoniert<br />
wenigstens!<br />
• Überlegt euch, ob die E-Mail wirklich<br />
wichtig ist und etwas mitzuteilen hat.<br />
Stellt euch die Frage: Ist sie für den Empfänger<br />
nützlich oder dient sie nur der Befriedigung<br />
meines Kommunikationsbedürfnisses?
• Schreibt konzentriert und schwafelt nicht!<br />
Hält der Inhalt dem kritischen Blick auch<br />
eines Dritten stand? Denn bedenkt:<br />
Jede einmal abgeschickte E-Mail kann<br />
nicht mehr zurückgeholt werden und<br />
verschwindet in der Unendlichkeit des<br />
Internets.<br />
• Oder besser: Befasst euch mit euren eigentlichen<br />
Aufgaben. Nehmt euch eine<br />
Auszeit vom E-Mail-Schreiben!<br />
Was zum E-Mail-Schreiben gesagt ist, gilt<br />
auch für die Kommunikation per Mobiltelefon,<br />
pseudo-englisch oder denglisch, auch<br />
Händy genannt.<br />
Diese Geräte setzen einen dem Zwang aus,<br />
ständig, überall und immer erreichbar zu<br />
sein, ohne dass die Qualität der Kommunikation<br />
verbessert würde.<br />
Wer kennt nicht Dialoge wie »Ich sitze gerade<br />
in der U-Bahn«, oder den Witz »Schön,<br />
dass du mich anrufst, aber woher weißt du,<br />
dass ich im Karstadt bin?«<br />
Oft scheint auch der Händybenutzer zu<br />
meinen, er müsse die Entfernung zum<br />
Gesprächspartner durch lautes Schreien<br />
überbrücken.<br />
Bei Verabredungen gleitet man in die Unverbindlichkeit<br />
mit der Verabschiedung<br />
»Wir telefonieren…« und dann passiert<br />
nichts mehr…<br />
Das Smartphone schließlich, welches doch<br />
eigentlich zur Kommunikation geschaffen<br />
wurde, wird von seinem Benutzer dazu<br />
missbraucht, sich ausschließlich mit sich<br />
selbst zu beschäftigen. Jeder Bahnfahrer<br />
oder Restaurantbenutzer kennt das: Statt<br />
miteinander zu reden, stieren die Leute in<br />
geradezu autistisch anmutender Weise auf<br />
ihre Geräte und spielen – oder verschicken<br />
E-Mails.<br />
Also, liebe Sangesfreunde, schaltet in der<br />
Wolkenburg Eure Telefone aus und wendet<br />
Euch und dem Dirigenten zu!<br />
<strong>Der</strong> <strong>Burgbote</strong> spöttelt<br />
49
50<br />
Die Bergung und Rettung der Archivalien<br />
des Archivs von Köln Teil 3<br />
<strong>Der</strong> Einsturz des Stadtarchivs am 3. März<br />
2009 schockierte nicht nur die Archivare<br />
des Hauses. Ganz Köln war – natürlich auch<br />
wegen der beiden Todesopfer, die das Unglück<br />
in der Nähe forderte – in einem<br />
Schockzustand. Kriege und Überschwemmungen<br />
hatten über Jahrhunderte dem Archiv<br />
nichts anhaben können. Sollte nun<br />
alles vernichtet sein? Waren 30 Regalkilometer<br />
Archivalien verloren?<br />
Man bedenke, dass die Unterlagen natürlich<br />
nicht „nur“ aus der Zeit seit der Gründung<br />
des Historischen Archives 1406 stammten.<br />
Selbst der Verlust von Unterlagen aus diesen<br />
603 Jahren wäre schon katastrophal. Es<br />
waren aber Zeugnisse aus über 1000 Jahren<br />
Geschichte, die nicht nur Köln betrafen,<br />
sondern weit darüber hinaus gingen. Hierzu<br />
zählten nicht nur etwa 65.000 Urkunden<br />
und fast 2.000 Handschriften. Kein Wunder<br />
also, dass enorme Anstrengungen unternommen<br />
wurden, diese Dokumente, oder<br />
was von ihnen übrig war, zu bergen.<br />
Durch den enormen Einsatz von Feuerwehr,<br />
Hilfsorganisationen, freiwilligen Helferinnen<br />
und Helfern, Archivmitarbeiterinnen<br />
und -mitarbeitern konnten rund 85<br />
Prozent der Bestände geborgen werden.<br />
Was aber war mit den enormen Teilen des<br />
Archivguts, die sich in 12 bis 28 Metern<br />
Tiefe unter Straßenniveau befanden? Nachdem<br />
man zunächst aufwändig ein Bergungsbauwerk<br />
errichtet hatte, konnte am<br />
24. November 2010, also über eineinhalb<br />
Jahre nach dem Einsturz, mit der sogenannten<br />
Grundwasserbergung begonnen<br />
werden. Wie der Zustand des Materials gewesen<br />
sein mag, kann sich jeder schon angesichts<br />
dieser Bezeichnung denken.<br />
Allen Widrigkeiten durch Rheinhochwasser,<br />
Witterung und Trümmerteilen zum Trotz<br />
konnte man insgesamt etwa weitere 575<br />
laufende Meter Archivgut bergen, so dass<br />
am 8. August 2011 mit dem Abschluss der<br />
Grundwasserbergung 95 Prozent des Gesamtbestandes<br />
geborgen waren.<br />
Nun wurde das Archivgut zunächst gespült,<br />
in Folie eingeschlagen und in ein Kühlhaus<br />
nach Troisdorf transportiert. Anschließend<br />
wurde es bei -22°C schockgefroren, so dass<br />
es in diesem Zustand auf seine weitere Bearbeitung<br />
warten konnte. So werden Verfallsprozesse<br />
verhindert und die Spezialisten<br />
Liste der Bergungseinheit zum KMGV Bestand<br />
können mit der Rettung beginnen. Bis das<br />
geschehen ist, werden jedoch Jahrzehnte vergehen.<br />
Hinzu kommt, dass das Schockgefrieren<br />
zwar zunächst hilfreich, jedoch nach<br />
zwei bis drei Jahren eher kontraproduktiv ist,<br />
da die Eiskristalle sich verändern und dann<br />
zu Schäden führen können. Die Zeit sitzt<br />
den Rettern also im Nacken. Die Archivalien<br />
müssen schnellstmöglich gefriergetrocknet<br />
werden, indem man ihnen in einer Vakuumkammer<br />
die Feuchtigkeit entzieht.<br />
In Porz-Lind fand man recht bald nach dem<br />
Einsturz eine Lagerhalle, die innerhalb we-
niger Monate umgebaut und mit der nötigen<br />
Technik versehen wurde, um hier das<br />
Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum<br />
(RDZ) einzurichten. Dort befinden<br />
sich Verwaltungsräume wie auch Restaurierungs-<br />
und Digitalisierungswerkstätten sowie<br />
Magazine mit ca. 18 Regalkilometern Lagerfläche<br />
und 18 Planschränken.<br />
Diese Einrichtung ist zwischenzeitlich für<br />
das Historische Archiv zum logistischen<br />
Drehkreuz geworden. Sie koordiniert die<br />
erforderlichen Arbeiten. Zwar werden auch<br />
hier Dokumente restauriert, doch muss<br />
man aufgrund des großen Umfangs auch<br />
auf Hilfe an anderen Standorten zurückgreifen.<br />
Hierzu zählt unter anderen als bedeutendster<br />
Kooperationspartner<br />
das Sächsische Staatsarchiv,<br />
in dem sich vier<br />
Restauratoren und bis zu 20<br />
angelernte Restaurierungshelfer<br />
um Gefriertrocknung und<br />
Trockenreinigung der Archivalien<br />
aus Köln kümmern.<br />
Aber auch in Münster, Berlin,<br />
Koblenz und Brauweiler unterstützen<br />
Archivkräfte die<br />
Rettung.<br />
Bei der Trockenreinigung und<br />
Restaurierung stehen die Akteure<br />
vor großen Herausforderungen, denn<br />
es gilt, die Unterlagen, Dokumente, Karten,<br />
Pläne usw. von alkalischem Betonstaub,<br />
Erdreich, Feuchtigkeit, ggf. Schimmelbefall<br />
usw. zu befreien. Angesichts der unterschiedlichsten<br />
Materialien, aus denen die<br />
Archivalien bestehen, ist hier viel Flexibilität<br />
und Fachwissen gefordert.<br />
Zusätzlich stellen die »Kölner Schadensbilder«<br />
die Spezialisten vor besondere Herausforderungen.<br />
Eine Ansammlung von Beschädigungen<br />
in diesem Ausmaß hat die<br />
Fachwelt zuvor noch nicht gesehen: Knicke,<br />
Stauchungen, Risse und Fehlstellen… alles<br />
muss individuell behandelt werden. Würde<br />
eine einzige Fachkraft die gesamte Restaurierung<br />
durchführen, brauchte sie 6.300<br />
Jahre. 200 Restauratoren, so sind die Überlegungen,<br />
werden mindestens 30 Jahre benötigen.<br />
Dieses Ziel will man erreichen,<br />
indem mit 95 Restauratorinnen und Restauratoren<br />
und entsprechenden Hilfskräften<br />
aus den eigenen Reihen sowie über Kooperationen<br />
mit Institutionen und Hochschulen<br />
erreichen.<br />
Wo bleibt der KMGV? Weiß man, was schon<br />
wieder erfasst ist?<br />
Das Historische Archiv informiert jährlich<br />
über den Stand der Archivalien, in unserem<br />
Falle der Bestand 1336. So ging auch dieses<br />
Jahr wieder im August ein entsprechendes<br />
Schreiben bei uns ein. Auf 25 Seiten werden<br />
dort ca. 780 Einträge aufgeführt, die mit<br />
ihrem Titel, dem Barcode, einer kurzen Beschreibung,<br />
der Schadensklasse, einigen<br />
weiteren Daten und dem aktuellen Standort<br />
aufgeführt werden. Hierzu zählen:<br />
Schriftwechsel, Bücher, Sonderobjekte (z. B.<br />
Orden, Zinnteller, Skulpturen), Noten, Korrespondenzen<br />
mit Giuseppe Verdi, Richard<br />
Wagner, Richard Strauss, Konrad Adenauer<br />
oder Engelbert Humperdinck sowie Plakate<br />
und vieles mehr. Viele der dort aufgeführten<br />
Positionen weisen die Schadensklasse 1<br />
auf. Diese können vom KMGV auch wieder<br />
benutzt und eingesehen werden. Die Leiterin<br />
des Historischen Archives, Frau Dr.<br />
Schmidt-Czaia, hat dem KMGV eine Führung<br />
durch das RDZ angeboten, auf die wir<br />
wohl im kommenden Jahr gespannt sein<br />
dürfen.<br />
Auf der Website der Stadt (www.stadtkoeln.de/kulturstadt/historisches-Archiv)<br />
hat man Gelegenheit, sich weitergehend zu<br />
informieren. Dort findet sich auch ein Link<br />
zu den Freunden des Historischen Archives<br />
der Stadt Köln, die mit Spenden und Aktivitäten<br />
zur Restaurierung und Förderung<br />
des Archives beitragen.<br />
AV<br />
KMGV Archiv<br />
51
Aus dem Archiv<br />
52<br />
Anlässlich des 50.<br />
Geburtstages von<br />
Bernhard Steiner<br />
…blicken wir heute in die <strong>Burgbote</strong>-Hefte<br />
des Jahres 2001, dem Jahr, in dem Steiner<br />
die Dirigententätigkeit im KMGV aufnahm.<br />
So hieß es beispielsweise im Vorwort zu<br />
Heft 2: »Im harmonischen Wechsel begann<br />
am 10. Mai die Probenarbeit<br />
des neuen KMGV-Dirigenten<br />
Bernhard Steiner. <strong>Der</strong><br />
37-jährige Wiener setzte sich<br />
bei der außerordentlichen<br />
Hauptversammlung am 5.<br />
April gegen sieben Mitbewerber<br />
durch, die zum Probedirigieren<br />
für die freie Position<br />
zugelassen waren. Bei den 159<br />
stimmberechtigten Sängern<br />
war die Wahl eindeutig: Bereits<br />
im ersten Wahlgang erreichte<br />
Bernhard Steiner die erforderliche<br />
Zweidrittel-Mehrheit.«<br />
Und schon in der darauffolgenden<br />
Ausgabe wurde im Vorwort Steiners<br />
Arbeitsbeginn als »neue Ära in der musikalischen<br />
Arbeit des KMGV« bezeichnet.<br />
Dies gelte nicht nur hinsichtlich<br />
der Einstudierung neuer Werke,<br />
sondern auch bei der Aufarbeitung von<br />
Repertoire-Stücken, »die unter seinem<br />
Dirigat eine seinen künstlerischen Vorstellungen<br />
entsprechende Interpretation erhalten<br />
werden«.<br />
Neuer Schwung kehrte daraufhin auch in<br />
die Probendisziplin und –Teilnahme ein:<br />
»Die Sänger haben die neue Aufgabenstellung<br />
erkannt und sind sich der daraus erwachsenden<br />
Verantwortung bewusst. Das<br />
zeigen Aufmerksamkeit und Disziplin bei<br />
den Proben mit unserem neuen Dirigenten.<br />
Das verrät aber auch die Probenbeteiligung,<br />
die trotz urlaubsbedingter<br />
Abwesenheiten ... auch<br />
während der Ferien bei mehr als<br />
140 Sängern gelegen hat.«<br />
Und nach dem ersten Philharmonischen<br />
Konzert unter Steiner<br />
zog der <strong>Burgbote</strong> folgende<br />
Bilanz: »Die intensive und<br />
auf professionelle Leistung<br />
ausgerichtete Probenarbeit<br />
und die bisher<br />
unter seiner Leitung aufgeführten<br />
Konzertveranstaltungen<br />
... haben gezeigt,<br />
dass die Messlatte<br />
für Erfolg und Arbeitsmethode<br />
anders gelegt<br />
worden ist. Die Sänger<br />
haben die Signale verstanden<br />
und zeigen<br />
uneingeschränkte Bereitschaft,<br />
ihrem neuen musikalischen Leiter<br />
zu folgen.«<br />
Denkmal des Dichters Wolfgang Müller
O-Töne Steiner<br />
Meine Herren, das ist ein Liebeslied;<br />
Sie müssen das so vortragen,<br />
dass die Adressatin ein gewisses<br />
Interesse behält.<br />
Ich komme mir vor wie ein Kirchenmusiker:<br />
<strong>Der</strong> Organist spielt vor und die<br />
Gemeinde singt nach.<br />
Wenn ich da vorne rumrudere heißt das:<br />
Jetzt will er irgendwas.<br />
Beim Artikulieren müssen Sie einen<br />
fratzenhaften Gesichtsausdruck annehmen.<br />
Bei manchem führt das sogar zu einer<br />
Verbesserung des Gesichtsausdrucks.<br />
Spannung meine Herren – jugendlich,<br />
frisch und dynamisch, nicht lazarettiv.<br />
Das Lied ist bereits komponiert – Sie<br />
müssen nur noch die Noten nachsingen.<br />
Bitte nicht nur nach Gehör singen,<br />
sondern gern auch die Noten in die<br />
Tonfindung einbeziehen.<br />
Und das müssen Sie jetzt so lange üben,<br />
bis das Rückenmark von alleine einsetzt.<br />
Sie singen das mit einem sehr schönen<br />
Gesichtsausdruck, aber geht das auch<br />
etwas höher.<br />
So wie Sie singen, reicht das nicht<br />
mal für eine Dorfkirche.<br />
Da ist ein Druckfehler in den Noten.<br />
So wie Sie eben falsch gesungen haben<br />
ist es richtig.<br />
Fidelio, das ist keine Margarine, sondern<br />
eine Oper von Beethoven.<br />
Es heißt Finale »furioso« und nicht »confuso«<br />
Sie können sich ruhig in die erste Reihe setzen,<br />
ich habe geduscht.<br />
O-Töne Steiner<br />
53
KMGV Termine 2014<br />
• Die KMGV-Proben finden donnerstags von 19 bis 21.30 Uhr in der Wolkenburg statt.<br />
• Die Chorschule für bereits aufgenommene Sänger findet donnerstags von 18 bis 19 Uhr statt.<br />
• Die Chorschule für Aspiranten findet dienstags in zwei Durchgängen statt,<br />
von 18 bis 19.30 und von 19.30 bis 21 Uhr.<br />
Interessierte sind herzlich eingeladen. Bitte melden Sie sich im Sekretariat.<br />
KMGV Termine 2014<br />
54<br />
Besonderheiten » 1. Quartal 2014<br />
Donnerstag 9.1. Wiederbeginn der Proben des großen Chores nach Weihnachten<br />
Dienstag 25.2. Probe statt 27.2. wegen Weiberfastnacht<br />
Samstag 8.3. Dankeschönabend Cäcilia Wolkenburg<br />
Vorschau » 2. Quartal 2014<br />
Dienstag 15.4. Probe statt 17.4. wegen Gründonnerstag<br />
Dienstag 29.4. Probe statt 1.5. wegen Feiertag<br />
Dienstag 6.5. Probe statt 8.5. wegen Jahreshauptversammlung (mit Wahlen)<br />
Dienstag 27.5. Probe statt 29.5. wegen Christi Himmelfahrt<br />
Dienstag 17.6. Probe statt 19.6. wegen Fronleichnam<br />
Terminänderungen vorbehalten – siehe auch: Aushang (Cäcilienzimmer) oder www.kmgv.de<br />
Die Oase des Friedens Horst Meyer<br />
Nun ist sie da,<br />
die Weihnachtszeit.<br />
Die Schönste,<br />
die das Jahr beschert.<br />
Froh sind die Herzen,<br />
geöffnet weit für alle,<br />
die Liebe suchen,<br />
die so fehlt.<br />
Ganz in der Ferne<br />
Klingt ein Lied,<br />
rein wie ein Glöckchen<br />
und so zart.<br />
Ein Kindlein in der Krippe liegt,<br />
wie es ein Engel offenbart.<br />
Friede strahlt dein Antlitz aus.<br />
Umgebe er die ganze Welt,<br />
dass Menschen haben ein zu Haus,<br />
und Liebe sie zusammenhält.
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Christophstraße 31<br />
50670 Köln<br />
Telefon: 0221 - 13 34 31<br />
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schwieren-optik@netcologne.de<br />
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Infos gerne bei:<br />
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Anja Schreiber und<br />
Jasmin Jensen und<br />
Robert Dutz<br />
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Fon 0221 9213 26-0<br />
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www.wolkenburg.de<br />
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