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Der Burgbote 2013 (Jahrgang 93)

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eine Bewunderung, die auch von der später<br />

einsetzenden Abneigung Wagners gegenüber<br />

der italienischen Musik nicht beeinträchtigt<br />

wurde.<br />

<strong>Der</strong> »Bellini« ist 1839 wohl noch in der Zeit<br />

als Musikdirektor am Rigaer Theater entstanden,<br />

wo Wagner solche »Einlegearien«<br />

des öfteren angefertigt hat, denn danach<br />

wird er weder Anlass noch Muße dafür gehabt<br />

haben. Beendet hat Wagner das Kapitel<br />

Riga im Juli 1839, allerdings nicht einfach<br />

durch Aufgabe seiner dortigen Anstellung<br />

und Antritt eines besser dotierten<br />

Postens anderenorts – so wie man sich die<br />

Karriere eines ordentlichen Musikdirektors<br />

vorstellt – sondern durch eine regelrechte<br />

Flucht. Flucht aber nicht etwa vor Aufgaben,<br />

die ihm über den Kopf wuchsen, sondern<br />

Flucht vor seinen Gläubigern, denen<br />

er sich auf andere Weise nicht mehr zu entziehen<br />

vermochte. Denn auch das gehört zu<br />

Wagner, dass er gern auf größerem Fuß<br />

lebte, als er sich das mit seinem Salär eigentlich<br />

erlauben konnte.<br />

Die abenteuerliche Flucht führte ihn zusammen<br />

mit seiner (ersten) Frau zunächst<br />

von Riga über Norwegen nach London und<br />

schließlich nach Paris, dem Zentrum der<br />

damaligen Musikwelt. Auf den teils stürmischen<br />

Seereisen soll er von norwegischen<br />

Matrosen erstmals die Geschichte vom<br />

»Fliegenden Holländer« gehört haben, die<br />

Oper, die dann während seiner Pariser Zeit<br />

(1839 bis 1842) entstand. So wunderbar romantisch<br />

diese Geschichte klingt, wahr ist<br />

sie nicht. Die Oper »<strong>Der</strong> fliegenden Holländer«<br />

beruht inhaltlich vielmehr auf einem<br />

Kapitel aus Heinrich Heines fragmentarisch<br />

gebliebenem Roman »Aus den Memoiren<br />

des Herrn Schnabelewopski« –<br />

wobei Wagner in seiner Umsetzung des<br />

Stoffes selbstverständlich auf Heines Ironie<br />

verzichtete. Heine hat ihm die Rechte daran<br />

wahrscheinlich unentgeltlich überlassen,<br />

genaues allerdings weiß man hierüber<br />

nichts, denn beide übergingen ihre Begegnungen<br />

in Paris später mit Schweigen.<br />

Dass Wagner das Libretto für den »Fliegenden<br />

Holländer« selbst verfasste, ist nicht<br />

etwa seinen schwierigen Lebensverhältnissen<br />

in Paris geschuldet, die es ihm nicht erlaubt<br />

hätten, hierfür einen Librettisten zu<br />

engagieren, sondern der bereits in den frühen<br />

1830-er Jahren getroffenen künstlerischen<br />

Entscheidung, alle Texte zu seinen<br />

»Musikdramen« selbst zu schreiben. Werden<br />

wir im Rahmen unseres Jahreskonzertes<br />

<strong>2013</strong> auch etwas aus dem »Fliegenden<br />

Holländer« zum Besten geben? Was für eine<br />

Frage! Aber selbstverständlich! Und was,<br />

bitteschön, wird unser Publikum hören?<br />

Natürlich den »Chor der norwegischen Matrosen«,<br />

was denn bitte sonst!<br />

Als Komponist hat Wagner in Paris aus den<br />

unterschiedlichsten Gründen nicht reüssiert<br />

– und das trotz der Unterstützung, die<br />

ihm von Opernkomponisten wie Meyerbeer<br />

und Berlioz zuteil wurde. <strong>Der</strong> Misserfolg der<br />

Pariser Jahre hat ihn tief gekränkt und war<br />

mit verantwortlich für seine spätere oftmals<br />

rabiate Ablehnung der französischen Musik<br />

Vicenzo Bellini (1801 – 1835)

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