Der Burgbote 2013 (Jahrgang 93)
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Monica Mascus<br />
singt die »Träume«<br />
aus den Wesendonck-Liedern<br />
von<br />
Richard Wagner<br />
12<br />
sorgten Gesichter des Vorstandes, zwei der<br />
Herren mit Mobiltelefon am Ohr. Dem<br />
kundigen Bilddeuter schwant böser Verdacht:<br />
»Doppelt besetzt« – wenn das mal<br />
nicht geflunkert ist, um die eigenen Jungs<br />
vorm Konzert zu beruhigen).<br />
In der Tat, mit dem erkrankten Tenor Dominik<br />
Wortig ist nicht »irgendwer« kurz vor<br />
dem Konzert ausgefallen. Im Frühjahr diesen<br />
Jahres hat er sein Debüt als »Steuermann«<br />
in Wagners »<strong>Der</strong> fliegende Holländer«<br />
nirgendwo anders als an der Mailänder<br />
Scala gegeben. Er wäre ganz sicher eine hervorragende<br />
Bereicherung für unser Konzert<br />
gewesen. Da finde man mal Ersatz … drei<br />
Tage vor dem Konzert. Kaum zu glauben,<br />
aber wahr: Mit dem aus Minneapolis stammenden<br />
Corby Welch, der seit 2003 zum<br />
Ensemble der Deutschen Oper am Rhein in<br />
Düsseldorf gehört, ist es tatsächlich gelungen,<br />
in letzter Minute die »Solo-Tenor-<br />
Lücke« zu schließen.<br />
Das Publikum hat ihm für seinen kurzfristigen<br />
Einsatz nicht nur mit großem<br />
Schlussapplaus gedankt: Als Herr Welch die<br />
Philharmonie verließ, durfte er noch die ein<br />
oder andere dankbare Hand eines Konzertbesuchers<br />
schütteln.<br />
Ja, ja, ich weiß, »Ladies first«. Ihr fragt: »Wie<br />
kannst Du denn Monica Mascus so hintenan<br />
setzen?« Ich antworte: »Das Beste zum<br />
Schluss!« … und da muss sie eben hintenan<br />
stehen. »Das Beste« … nein, im Sinne eines<br />
Urteils über das Können unserer drei Solisten<br />
ist »das Beste« hier nicht gemeint. An<br />
dieser Stelle muss ich ein wenig ausholen …<br />
… und nach dem Zwischenspiel:<br />
»Selber schuld!« …<br />
Zwar muss irgendeiner den Artikel zum<br />
Jahreskonzert schreiben, aber gezwungen<br />
wird niemand. »Selber schuld!« ist also, wer<br />
sich freiwillig meldet. Schon kurz nachdem<br />
ich mich bereit erklärt hatte, den Artikel<br />
zum Jahreskonzert zu übernehmen, habe<br />
ich angefangen, darüber nachzudenken, wie<br />
ich diesen Artikel angehen soll. Über Richard<br />
Wagner ist ja eine Menge geschrieben<br />
worden in diesem Jahr, und immer spielte<br />
dabei »das Böse« eine wichtige Rolle. Sprach<br />
z.B. sein Nachfolger auf dem Stuhl des Leiters<br />
der Sächsischen Staatskapelle, Christian<br />
Thielemann in Interviews über ihn, dann<br />
ging es immer auch um Drogen, gerade so,<br />
als sei Wagner ein kolumbianischer Drogenbaron.<br />
Simon Rattle nahm das Wort<br />
»Plutonium« in den Mund – Richard Wagner<br />
als der Ahmahdinedschad der Musik?