LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2018 Journal 4
Wirtschaft, Handel, E-Commerce, Intralogistik, Industrie 4.0, Digitalisierung, Transportlogistik, Job Karriere
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Preis in die Höhe – und die Reichen werden<br />
noch reicher, die begehrten Güter unerreichbarer.<br />
Doch brauchen wir das wirklich alle,<br />
oder gaukeln uns das nur Fernsehen und Social<br />
Media vor? „Wenn jeder einzelne darauf<br />
verzichtet, Besitz anzuhäufen, dann werden<br />
alle genug haben“.<br />
So logisch das auch klingen mag,<br />
es wird wohl ein frommer Wunsch Angelika Gabor<br />
von Franz von Assisi bleiben. Die Redaktion<br />
Zweiklassen-Gesellschaft ist präsenter<br />
denn je, die familiäre Her-<br />
<strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong><br />
kunft bestimmt in zunehmendem<br />
Maße über Erfolg oder Misserfolg<br />
im Leben. Und hier geht<br />
es nicht nur um Erbschaften –<br />
ob Erste-Group-Chef Andreas<br />
Treichl mit seiner Prognose, dass<br />
die (Wieder)Einführung von Erbschafts-<br />
und Vermögenssteuern in<br />
Österreich nicht umsetzbar ist, langfristig<br />
Recht behält? - ein ganz wesentlicher<br />
Faktor ist die Bildung. Wer kann sich die beste<br />
Schule leisten, durch die in weiterer Folge<br />
eine Chance auf einen gut dotierten Arbeitsplatz<br />
besteht? Im Zusammenhang mit digitalen<br />
Technologien, die zu einem Wandel der<br />
traditionellen Industrien und Arbeitswelten<br />
geführt haben und noch in großem Maße<br />
führen werden, sind einige besondere und<br />
begehrte Jobs entstanden. Doch die zu ergattern,<br />
ist ohne hochwertige Ausbildung so<br />
wahrscheinlich wie ein Lottogewinn, zurück<br />
bleiben gescheiterte, frustrierte Existenzen –<br />
mit denen sich kein weiteres BIP-Wachstum<br />
erreichen lässt. Das Ergebnis sehen wir beispielsweise<br />
in Spanien und Griechenland, wo<br />
aktuell jeder 5. bzw. 6. Mensch im erwerbsfähigen<br />
Alter ohne Arbeit dasteht.<br />
Bildungsreform die x-te<br />
Seit die Kaiserin Maria Theresia am 6. Dezember<br />
1774 mit ihrer Unterschrift unter die „Allgemeine<br />
Schulordnung für die deutschen Normal-,<br />
Haupt und Trivialschulen in sämtlichen<br />
Kayserlichen Königlichen Erbländern“ dafür<br />
sorgte, dass nicht mehr nur die betuchte Elite<br />
Gerald Grosz<br />
Kommentator<br />
Kolumnist<br />
Es steht außer Zweifel: Die<br />
Wirtschaft als Basis unseres<br />
Wohlstandes, die Industrie<br />
sowie auch der Klein- und<br />
Mittelstand brauchen gut ausgebildete<br />
Fachkräfte. Die derzeitige<br />
Vollbeschäftigung nach Überwindung<br />
der Wirtschaftskrise, offenbart<br />
die Schwächen unseres<br />
Systems in erschreckender Weise.<br />
Die Auftragsbücher sind voll,<br />
die Zahl der Arbeitssuchenden so<br />
gering wie nie und die Wirtschaft in<br />
all ihren Sparten stöhnt zu Recht über<br />
mangelnde Arbeitskräfte. Und es beweist<br />
sich die Tatsache: Jahrzehntelang<br />
wurde auf europäischem Boden eine<br />
falsche, eine zutiefst gesellschafts-, sozial-<br />
und wirtschaftsfeindliche Zuwanderungspolitik<br />
betrieben. Nicht jene,<br />
die wir brauchen, sondern ausschließlich<br />
jene die wollten, sind gekommen!<br />
Nicht die vielzitierte und klischeehafte<br />
„indische IT-Facharbeitskraft“ kam nach<br />
Österreich oder Deutschland, sondern<br />
Personen, die bereits in ihren Herkunftsländern<br />
kaum etwas Gedeihliches zu<br />
Wohlstand, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
beigetragen haben. Und dieser Fehler,<br />
dieser falsche Zugang unterscheidet<br />
uns Europäer eklatant von führenden<br />
Industriekontinenten wie Amerika oder<br />
Asien, die ihre Migrationspolitik auf ihre<br />
ureigenen Interessen fokussiert haben.<br />
Allein die Politik Deutschlands, bekannter<br />
unter dem 2015 kreierten Titel „Wir schaffen<br />
das“ hat eben nicht zur Beseitigung<br />
des Facharbeitskräftemangels geführt,<br />
sondern bestenfalls neue Probleme geschaffen,<br />
die eine notwendigen Differenzierung<br />
des Kapitels „Zuwanderung“<br />
de facto verunmöglichen. Ja, Europa<br />
braucht gut ausgebildete und versierte<br />
Facharbeitskräfte, denn unser Wohlstand<br />
basiert auf dem Wachstum der Wirtschaft.<br />
Dies zu erkennen erfordert aber endlich<br />
klare Kriterien, wie wir in Zukunft Zuwanderung<br />
und damit Integration gestalten.<br />
Gerald Grosz war Abgeordneter zum<br />
Nationalrat (AT), ist heute Unternehmer,<br />
politischer Kommentator und Kolumnist.