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November 2018 - coolibri Hamm, Unna, Hagen

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INTERVIEW<br />

Foto: Fabian Paffendorf<br />

Gutgelaunt undvollerTatendrang:WalterBrune.<br />

ben, denn nebenden hochpreisigenWarengab es nunSachen, diesich<br />

dieLeute leistenkonnten.Auf dergesamten Kö gabesdurch dieGalerie<br />

20 bis30Prozent höhere Umsätze. Daswar alsoder richtige Weg. Fürdie<br />

Rheinische Post habeich später dieSchadow-Arkaden gebaut.<br />

DieheutigenCenterder Hamburger ECEwie zumBeispiel dieDortmunder<br />

Thier-Galeriebasierengrundlegend aufihren Entwürfenfür Stadtgalerien.<br />

Beim Otto-Versand hatteman gesehen, welcheUmsätze<br />

sich durch Shoppingcenter machenließen, jetztwollteder<br />

KonzerninCentermachen. DieECE wurde als Tochtervon Otto<br />

gegründetund manschrieb einenWettbewerb fürArchitekten<br />

aus,andem ichteilnahm.Das war zu derZeit, wo ich<br />

noch nichtwusste, wasinMülheimgeschehen war.Ich<br />

nahm mitzweiweiterenArchitekten teil.Jeder bekam<br />

20 000 D-Mark in dieHandgedrücktund dann warman weg. Undzwei<br />

Jahrespäterseheich dann,dassüberall mein Center entsteht.Alsoweitgehend<br />

hatten siemeinenEntwurf übernommen.Hätte ichfrüher gewusst,<br />

wasdiese Center fürdie Städtebedeuten, hätte ichniemals mitgemacht.Man<br />

mussaberklarsagen,dassich gegendie ECEselbstnichts<br />

habe. Ichhabenur wasdagegen, wenn unsere Städte kaputtgemacht werden.<br />

Mitwelchen Konzeptenlässt sich eine angeschlagene Innenstadt retten?<br />

ZumBeispiel mitCentern,die Kommunikationfördern,Nahversorgung, Unterhaltung<br />

undMehrwertbringen. IchhabeinDüsseldorf-Kaiserswerth die<br />

Fläche einesalten Gartencentersgekauft unddortein kleinesNahversorgungszentrum<br />

gebaut.Bäcker, Metzger, kleine Boutiquen, Arztpraxenund<br />

Restaurantsrein–undWohnungen darübergebaut. Dashat denVorort<br />

aufgewertet undwiederbelebt. Eine Alternativezur aktuellenBauwut,was<br />

Outlet-Centerangeht.<br />

Aber offensichtlich vertrauendochviele Kommunen aktuelldarauf, dass<br />

Outlet-CentereineAufwertungder Städte mitsichbringt.<br />

DieKundenwollendie Outlet-Ware haben.Ich habedas getestet,für meinenSohnjeweils<br />

eine teure Hose für 120Euround eine optisch identische<br />

für 9,90Euroaus demOutlet-Shop gekauft.Ich habeihm beideHosen gegebenund<br />

gefragt, welcheerhaben möchte. Er fühlte denStoff und<br />

„Outlet-Handel in den<br />

Innenstädtenwirdsich<br />

durchsetzen. Daswird<br />

kommen, das lässt sich<br />

nichtaufhalten.“<br />

schautesie sich an,umsichschließlich fürdie 9,90Euro-Hose zu entscheiden.Billig<br />

undgut geht also–unddas kann tödliche für dieInnenstädte<br />

sein,wennman in denAußenbereichenOutlet-Centeransiedelt.<br />

DieGefahr, dass vieleandereShoppingcenterverkommen,ist dochebenfallsgegeben,<br />

wenn baldinWuppertaloderRemscheid diegeplanten Outlet-Center<br />

entstehen.<br />

FürWuppertal habeich dieRathaus-Galerie fürdas ArchitekturbüroRKW<br />

entworfen.Wennjetzt dortdie BauprojektePrimark<br />

undOutlet-Center realisiert werden,ist dieInnenstadt<br />

kaputt.Die nehmen siesoindie Zange, dass da bald nichts<br />

mehr ist. FürRemscheid-Lenneplässt sich ebenfalls sagen,<br />

dass es keineStadt mehr gebenwird, wenn diedas Outlet<br />

bauen. In Duisburghattensie dasselbe vor, da binich aber<br />

eingeschritten undhabedie Einzelhändlerzusammengetrommelt, damit<br />

manauf dieBarrikaden geht.Weileseinen Ratsbeschluss gab, dachte<br />

man, dasProjekt seinicht mehr zu stoppen. Wirhaben 13 000 Bürger mobilisiert,die<br />

dagegenwaren. Beim Bürgerentscheid haben 51,01Prozent<br />

dann gegendas Outlet-Centergestimmt.Dawar dieSache vomTisch.Was<br />

Duisburg braucht, um seineStadt aufzuwertenist,dassOutlet-Ware in die<br />

Innenstadtkommt.Dagibt’sfreie Flächen,wosichwas machenlässt.<br />

Lieber 30 Outlet-Läden in derInnenstadt, diedie LeuteindieCitybringen,<br />

als 120Läden im Center,das dieKundenaus derStadt rauszieht. Die<br />

Händler müssensichbewusst machen, welcheChancen Outlet-Handel<br />

bietet.Der kann derTod desInternet-Handelssein.<br />

Wiesolldas funktionieren?<br />

Nehmenwir malan, Siebestellen sich im Internet drei Anzüge. Siekönnen<br />

beiNichtgefallen einenoderallezurückschicken. Machen Siedas,dann<br />

gibt’sVerkehrauf denStraßen.Fahrer, diedie Ware anliefern, wieder abholenund<br />

so weiter.Für dieUmwelttaugt dasnicht,was da an Abgasenin<br />

dieLuftgeblasen wird. Außerdem entstehendadurch Kosten,die vermeidbarwären.<br />

Da greift manlieberdirekt zur 9,90-Euro-HoseimOutlet, oder?<br />

Wiekönnten IhrerMeinung nach dieInnenstädte in 15 Jahren aussehen?<br />

Outlet-HandelindenInnenstädtenwirdsichdurchsetzen.Das wirdkommen,<br />

daslässt sich nichtaufhalten unddas Internet wirddarunterleiden.<br />

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