Immobilia 2018/08 - SVIT
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BAU & HAUS<br />
MOBILITÄT<br />
Von überall aus im Büro<br />
Der frei wählbare Schreibtisch im Workspace, das Home-Office oder doch<br />
lieber eine Ateliergemeinschaft. Heute haben flexible Arbeitsplätze viele<br />
Gesichter und sind weltweit im Kommen.<br />
Heimarbeit oder Büro – wo die Grenzen verschwimmen, sind auch flexible Möbel gefragt<br />
(Bild: HAG).<br />
NICOLA SCHRÖDER*<br />
<br />
HINTERGRÜNDE UND TENDENZEN. Flexibel zu<br />
arbeiten, findet auch in der Schweiz immer<br />
mehr Zuspruch. Das hängt ausser mit dem<br />
wachsenden Wunsch nach Work-Life-Balance<br />
auch damit zusammen, dass Berufe<br />
im Dienstleistungssektor zunehmen. Speziell<br />
solche, die aus Wissens- und Kopfarbeit<br />
bestehen. Sie definieren sich dadurch,<br />
dass sie Probleme durch Denken<br />
lösen, entsprechendes Wissen entwickeln<br />
und es anwenden. Solche Tätigkeiten können<br />
unabhängig vom Ort ausgeführt werden.<br />
Im Vordergrund steht der Beitrag an<br />
Prozesse, für die man nicht zwangsläufig<br />
im Büro des Arbeitgebers anwesend sein<br />
muss. Die Präsenz kann heute vielfach<br />
ebenso gut mit digitalen Möglichkeiten<br />
gewährleistet werden. Ideen und Ergebnisse<br />
– ob per E-Mail oder Videokonferenz<br />
– sind jederzeit schnell ausgetauscht.<br />
Das sorgt parallel für eine steigende<br />
Zahl von Freelancern, die auf Rechnung<br />
und eigenes Risiko arbeiten. Zunehmend<br />
kaufen Unternehmen die Dienstleistung<br />
von Freischaffenden ein, weil diese nicht<br />
nur Kosten sparen, sondern meist auch<br />
einen objektiven Blick mitbringen. So gehen<br />
in der Schweiz bereits 25% aller Personen<br />
im erwerbsfähigen Alter projektbasierten,<br />
temporären und zusätzlichen<br />
Arbeiten nach. Von den restlichen 75%<br />
gibt jeder Dritte an, das in naher Zukunft<br />
tun zu wollen.<br />
Zunehmend kaufen Unternehmen<br />
die Dienstleistung von Freischaffenden<br />
ein. So gehen in der Schweiz bereits<br />
25% aller Personen im erwerbsfähigen<br />
Alter projektbasierten, temporären<br />
Arbeiten nach.»<br />
Die Schätzungen, wie viele der Beschäftigten<br />
das Potenzial hätten, ihre Arbeit<br />
mobil zu verrichten, schwanken zwar<br />
beträchtlich – je nach Studie und Quelle<br />
von 20% der «Wissensarbeiter» mit einem<br />
einzelnen Home-Office-Tag pro Woche<br />
bis hin zu generellen 50% aller Arbeitskräfte<br />
in der Schweiz. Fest steht, dass<br />
ein flexibler Arbeitsplatz derzeit für die<br />
meisten noch nicht die gelebte Realität ist,<br />
die Anzahl von festen Büroarbeitsplätzen<br />
in wissensbasierten Berufen aber kontinuierlich<br />
abnimmt.<br />
Die Wirtschaft treibt diesen Trend voran,<br />
beispielsweise mit Massnahmen wie<br />
der Work-Smart-Initiative. 2015 hatten<br />
sich 55 Unternehmen mit deren Unterzeichnung<br />
verpflichtet, flexible Arbeitsplatzmodelle<br />
zu fördern. Im Juli <strong>2018</strong> waren<br />
es bereits 159 Unternehmen. Viele<br />
von ihnen ermöglichen es ihren Mitarbeitern,<br />
von zu Hause oder in Coworking-<br />
Spaces zu arbeiten. Darunter sind Unternehmen<br />
wie Die Post, die Hochschule<br />
Luzern oder die SBB.<br />
VERSCHIEDENE PROFITEURE. Es gibt viele gute<br />
Gründe für ortsunabhängiges Arbeiten.<br />
Mit flexiblen Arbeitsmodellen können<br />
Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden in der<br />
Work-Life-Balance unterstützen. Schon<br />
den Arbeitsweg einzusparen, heisst für<br />
viele Pendler, Zeit zu gewinnen. Das fördert<br />
die Motivation und die Arbeitszufriedenheit,<br />
woraus wiederum mehr Produktivität<br />
resultiert. Hinzu kommt, dass der<br />
Verkehr entlastet wird. Nach einer Studie<br />
der SBB von 2013 können verschobene<br />
Arbeitszeiten oder die Heimarbeit den<br />
Verkehr gerade zu Stosszeiten massiv<br />
entlasten. Im Weiteren sparen Unternehmen<br />
an effektiver Bürofläche, was sogar<br />
Auswirkungen auf die Zonenplanung der<br />
Städte haben kann. Alternativ generieren<br />
sie Einnahmen durch nichtgenutzte<br />
Flächen. Für die Firmen<br />
bedeuten solche zeitgemässen<br />
Strategien nicht<br />
zuletzt, sich den Zugang<br />
zu jungen kreativen<br />
Köpfen zu sichern.<br />
Für viele Unternehmen<br />
stellt sich die Frage<br />
nach flexiblen Arbeitsplatzmodellen<br />
heute spätestens<br />
bei einem Standortwechsel<br />
oder der<br />
Planung eines neuen Gebäudes. Dann geht<br />
es darum, wie viel Platz es effektiv für was<br />
braucht und wo man Raum und Kosten einsparen<br />
kann.<br />
FLEXIBILITÄT BIS HIN ZUR EINRICHTUNG. Damit<br />
flexibles Arbeiten wirklich effizient<br />
ist, sollten sich die Beteiligten Gedanken<br />
46 | immobilia August <strong>2018</strong>