Immobilia 2018/08 - SVIT
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BAU & HAUS<br />
BETRIEBSSICHERHEIT UND EFFIZIENZ<br />
Kälteersatz spart Kosten<br />
Fällt die Kühlung in einem Serverraum aus, muss innert kürzester Zeit ein Ersatz parat<br />
stehen. Wenn die Klimaanlage in erster Linie dem Komfort von Beschäftigten oder Kunden<br />
dient, ist der zeitliche Spielraum grösser. Doch auch hier ist rasches Handeln geboten.<br />
In Bürogebäuden, Museen, Forschungsgebäuden oder Serverräumen: Eine Klimakälteanlage schafft<br />
sowohl ein behagliches Raumklima als auch die Voraussetzung für reibungslose Arbeitsprozesse<br />
(Bilder: BFE).<br />
THOMAS LANG*<br />
<br />
BIS 25 GRAD IST ALLES IM GRÜNEN BEREICH.<br />
Wenn es um die Behaglichkeit im Büro<br />
geht, ist es eine unerreichbare Kunst, es<br />
allen Menschen recht zu machen. Seit Anfang<br />
der 70er Jahre wissen wir aus den<br />
Studien des dänischen Umweltingenieurs<br />
Ole Fanger, dass es immer einen Restanteil<br />
von Unzufriedenen gibt, egal, wie<br />
das Raumklima geregelt wird. Aus diesem<br />
Grund – daran halten sich die geltenden<br />
Normen heute noch – gilt ein Raumklima<br />
dann als behaglich, wenn 90% der Personen<br />
dies so empfinden.<br />
Die Temperatur beeinflusst nicht<br />
nur das Wohlbefinden – und damit die<br />
Laune –, sondern auch die Leistungsfähigkeit<br />
der Menschen. Verschiedene Studien<br />
weisen darauf hin, dass sich ab einer<br />
Raumtemperatur von 25° C ein spürbarer<br />
Leistungsabfall bemerkbar macht.<br />
Steigt das Thermometer auf 30° C, fällt<br />
produktives Arbeiten immer schwerer.<br />
Gleichzeitig macht es keinen Sinn, weder<br />
für die Leistungsfähigkeit noch für<br />
das Wohlbefinden, einen Raum auf unter<br />
25° C zu kühlen, wenn draussen die<br />
Sommerhitze brütet. Zumal sich pro 1° C<br />
tiefere Raumtemperatur der Energieverbrauch<br />
und die Energiekosten der Kühlung<br />
um 3% erhöhen.<br />
KÜHLUNG IM KOMPLEXEN GEBÄUDETECHNIK<br />
UMFELD. Die Klimakälte dürfte in der Gebäudetechnik<br />
künftig weiter an Gewicht<br />
Der clevere Ersatz der<br />
Klimakälteanlage senkt die<br />
Betriebskosten und sorgt für<br />
einen sicheren Betrieb und<br />
weniger Reklamationen.»<br />
gewinnen. Denn der Trend hin zu Gebäuden<br />
mit grossflächigen Glasfassaden, die<br />
weniger beheizt, dafür aber mehr gekühlt<br />
werden müssen, hält an. Ganz abgesehen<br />
davon, dass es in vielen Gebäuden Nutzungen<br />
gibt, die eine betriebssichere Klimatisierung<br />
ohne Temperaturtoleranzen nötig<br />
machen. Dazu gehören etwa Serverräume,<br />
Labors oder Räume für spezielle Güter,<br />
zum Beispiel Kulturgüter in Museen.<br />
Nicht jede Klimaanlage ist aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht gleich wichtig<br />
für einen Betrieb. Doch auch in reinen<br />
Bürogebäuden muss bei einem Ausfall der<br />
Kälteanlage rasch ein Ersatz beschafft werden;<br />
umso mehr, wenn die Kälte in ein Gesamtsystem<br />
mit der Lüftungsanlage oder<br />
mit Wärme- und Speicheranwendungen<br />
(Stichwort: Erdsondenfelder) eingebunden<br />
ist, das auch ganze Areale umfassen kann.<br />
Daher hat das Bundesamt für Energie<br />
BFE zusammen mit der Branchenvereinigung<br />
«ProKlima» einen aktuellen Leitfaden<br />
entwickelt, der für Klimaanlagen<br />
und Kältemaschinen rasche Handlungsmöglichkeiten<br />
aufzeigt. Behandelt werden<br />
Themen wie «mobile Kälte», Ersatz<br />
des Kälteerzeugers, Überlegungen zu einer<br />
möglichen Reparatur sowie Hinweise<br />
zu Erfassung von Betriebsdaten und zur<br />
Anlagewartung.<br />
MIETKÄLTE ÜBERBRÜCKT ENGPÄSSE. Wenn ein<br />
Kälteerzeuger ausfällt, kann eine provisorische<br />
Kälteanlage die Zeit bis zum definitiven<br />
Ersatz überbrücken. Solche mobilen<br />
Kältemaschinen, im Fachjargon auch<br />
Mietkälte genannt, werden in einem Container<br />
oder auf einem Anhänger geliefert<br />
und mit Schläuchen an die bestehende<br />
Anlage angeschlossen. Wichtig zu wissen:<br />
Der Betrieb eines solchen Kälte-Provisoriums<br />
benötigt eine Ausnahmebewilligung<br />
des Bundesamts für Umwelt BAFU.<br />
Die mobile Mietkälte ist nicht günstig.<br />
Aber sie schafft wertvolle Zeit, damit die<br />
Bedürfnisse für den Ersatz exakt abgeklärt<br />
und fundierte Entscheide gefällt werden<br />
können. Denn mit einer gut durchdachten<br />
und vorausschauend geplanten<br />
Anlage lassen sich über die Lebensdauer<br />
Strom- und Kosteneinsparungen von bis<br />
zu 30% erzielen. Zudem weisen sie eine<br />
grössere Betriebs- respektive Versorgungssicherheit<br />
auf, was wiederum zu<br />
weniger Ausfällen und weniger Mieterreklamationen<br />
führt.<br />
DIE GESAMTE GEBÄUDEKÜHLUNG ÜBERPRÜ<br />
FEN.Beim Ersatz von Kälteerzeuger für<br />
die Klimatisierung von Gebäuden lohnt<br />
es sich, die bestehende Steuerung überprüfen<br />
zu lassen und ältere Modelle zu<br />
ersetzen, welche die Temperatur-<br />
Sollwerte noch nicht der effektiven<br />
Aussentemperatur anpassen. Zudem<br />
müssen die energetischen Anforderungen<br />
der aktuellen SIA-Normen<br />
(SIA 381/1) erfüllt sein. Der<br />
Ersatz der Kältemaschine ist auch<br />
eine gute Gelegenheit, das Kälteträgernetz,<br />
die Wärmetauscher und<br />
die Rückkühler zu reinigen und so<br />
Störungen vorzubeugen.<br />
Bei der Frage, ob sich eine Reparatur<br />
noch lohnt, spielen Faktoren wie das<br />
Alter und das Kältemittel eine zentrale<br />
Rolle. Bei Klimakälteanlagen, die älter<br />
als acht bis zehn Jahre sind, ist ein Ersatz<br />
energetisch und wirtschaftlich meist<br />
sinnvoller als eine Reparatur. Sogar verboten<br />
ist die Reparatur von Anlagen mit<br />
50 | immobilia August <strong>2018</strong>