Weilroder Gazette November/Dezember 2018

26 Weilroder Gazette · November / Dezember 2018
Das mit dem „Schlupp“ am Dirndl ist
eine klitzekleine Wissenschaft für sich
Viele Damen waren zum Oktoberfest bei der Riedelbacher Feuerwehr im bayerischen Outfit gekommen
Riedelbach. Natürlich ist
es eine Glaubensfrage: Hat
Hessen so wenig zu bieten,
dass alljährlich Land auf,
Land ab und auch in Riedelbach
bayerische Oktoberfeste
gefeiert werden müssen?
Ja warum denn nicht,
wenn’s „a Gaudi“ ist? Und
mal ehrlich, Schweinsbraten
mit Knödel oder Weißwürschtl
schmecken nunmal
besser bei weißblauer Beflaggung.
Nicht nur kulinarisch
hatte man sich beim Oktoberfest
der Feuerwehr auf
das südlichste Bundesland
eingerichtet, auch modisch,
denn: Wo sind Dirndl schicker
als auf dem Oktoberfest?
Das Auge isst schließlich
mit...
Viele Gäste hatten sich in ihrem
Outfit den süddeutschen
Gepflogenheiten angepasst.
Lederhose, Trachtenjacke
und Dirndl standen auch
den hessischen Männern
und Frauen recht gut. Die
Buam zeigten stramme Waden
und bei den im feschen
Dirndl erschienenen Damen
gab es auch einiges zu sehen
und zu lernen. Dirndl sind
nämlich eine Wissenschaft
Dieses Quintett hatte Spaß: Monika Remann, Michelle Schafferhans,
Greta Fries, Heike Hoffmann und Claudia Mohr.
Foto: as
für sich. Auch Ortsvorsteherin
Claudia Mohr hatte das
kleine Weiß-blaue wieder
aus dem Schrank geholt, gab
auf Befragen aber zu, dass
sie sich darin schon ein wenig
verkleidet vorkommt,
„e biss’che wie Fassenacht“,
lachte sie. Ihre Freundin Heike
Hoffmann dagegen trug
ihr Dirndl mit Stolz. In ihren
Adern fließt österreichisches
Blut und in der Alpenrepublik
sei es keine Frage – kein
Fest ohne Dirndl. Das ihrige
hat die gelernte Schneiderin
sogar selbst entworfen,
trug es aber relativ hoch geschlossen,
das sei momentan
modern, schließlich müsse
man nicht immer gleich auf
dem Präsentierteller zeigen,
was man hat, denkt sie
auch an die Herren. Das erhöhe
die Vorfreude beim
Auspacken. In einem sind
sich Heike Hoffmann und
ihre mit ihren Reizen nicht
geizenden Freundinnen Michelle
Schafferhans, Claudia
Mohr, Greta Fries und
Monika Remann einig: Ein
Dirndl muss knapp, um nicht
zu sagen eng, sitzen, „der
Reißverschluss muss gerade
noch zugehen, daran gewöhnt
man sich aber schnell,
ein Schweinsbraten und
ein paar Bier passen immer
noch hinein, nach unten ist
Marion Wiegand
Ambulante Krankenpflege
ja Platz...“, lacht Mohr. Wer
ein Dirndl trägt, sollte, egal
ob ober- oder unterhalb des
Weißwurstäquators, wissen,
was es mit dem die Schürzen
haltenden „Schlupp“ auf sich
hat. Kleine Schleifenkunde
mit Heike Hoffmann: „Links
bedeutet, dass eine Frau
noch zu haben ist, rechts,
dass sie vergeben ist. Ist die
Schleife hinten gebunden,
ist sie verwitwet.“ Und dann
gibt es da noch die bisherige
Enthaltsamkeit signalisierende,
vorne in der Mitte getragene
Schleife...
Die Riedelbacher Feuerwehr
schaut seit über zehn Jahren
bei ihrem Oktoberfest ein
Bundesland weiter. Das Gerätehaus
war weiß-blau dekoriert
und zur Wies’n ummöbliert.
DJ Alex heizte den 200 Gästen
mit bajuwarisch geprägter
Stimmungsmusik
ordentlich ein. Fingerhakeln,
Maßkrugstemmen und Armdrücken
– all das gab es aber
nicht, „Stimmungskiller“,
wie Feuerwehrchef Matthias
Pauers befand, „die Leute
wollen sich unterhalten, das
würde nur ablenken.“ as
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