Hamburg Nordost Magazin Ausgabe 6-2018 Advent

Ahrensburg:
Ein Haus für Geigen ...
Christian Adam erklärt die Wichtigkeit von Boden
und Zarge – Blick in die Werkstatt.
Geigenbauwerkstatt Adam in Ahrensburg:
Durch den Tag hindurch kommt
laufend Kundschaft. Da ist die Mutter
mit halb lernwilligem Sohn und Cello,
die gerade ein Beratungsgespräch beendet.
Ein Ehepaar mit halbwüchsiger
Tochter kommt – mit einem geerbtem
Cello. Das alte Instrument muss aufgearbeitet
werden – da die Tochter Cello
lernen will. Ein Musiker sucht eine Lösung
für einen Riss im Körper seiner
Violine. Alle Besucher strahlen Ruhe,
Freundlichkeit und Offenheit aus. Die
Werkstatt mit den vielen Celli, Violinen,
Arbeitstischen und Handwerkzeugen
schafft bei ihnen das
Gefühl der Vertrautheit, dass
sie mit ihrem Anliegen am
richtigen Ort sind. Geigenbaumeister
Christian Adam geht
mit der Gelassenheit seiner
vieljährigen Erfahrung auf die
Kunden zu, arbeitet ihr Anliegen
heraus, macht Vorschläge
zur Reparatur, Arbeitszeitdauer,
Preis. Aufmerksames Zuhören
– Ratsuchende und Berater
– beide fühlen sich durch
die Liebe zu ihrem Streichinstrument
verbunden.
Wie ist Christian Adams Gelassenheit
im Umgang mit Musikern, Laienmusikern
und Musikeleven zu erklären?
Vom anspruchsvollen Geigenunterricht
in der Kindheit her erwarb er sich
beachtliches Können, wirkte im Schulorchester
mit und war 12 Jahre 1. Konzertmeister
im Schleswig-Holstein
Jugendsinfonieorchester. Das Musikdiplom
der Hamburger Hochschule für
Musik und Darstellende Kunst 1989
qualifizierte ihn zur Mitwirkung in internationalen
Orchestern – er wirkt
auch jetzt noch in verschiedenen Ensembles
mit.
Dennoch – noch während seines Studiums
wollte er die Geheimnisse der
Klangbildung, der Klangbesonderheiten
einer Geige verstehen. Seine handwerkliche
Begabung ermutigte ihn zur
Ausbildung als Geigenbauer und als
Geigenbaumeister. So ist nach dem
Bau vieler Geigen Bergahorn, gewachsen
auf 1200 m Höhe, für ihn eine für
den Geigenbau hervorragend geeignete
Holzart. Beim Klopfen auf ein hundertjähriges
Tonholz wird ein dumpfer,
fast schon musikalischer Klang erzeugt.
Seine Erfahrungen als Konzertgeiger
machen ihn offen für die kreativen
Möglichkeiten des Geigenbaus.
Sein Wissen als Geigenbauer andererseits
sensibilisiert ihn für den musizierenden
Umgang mit dem Instrument.
Der Kunde, der eine Geige kaufen
möchte, muss erst vorspielen. Danach
entscheidet er, welche Geige für ihn am
besten geeignet ist – jede Geige hat
ihre eigene Individualität. Anne-Sophie
Mutter hat zwei Stradivari-Geigen, die
sie je nach Komposition und Orchestergröße
einsetzt.
Die Streicher sind in jedem Orchester
die stärkste Instrumentengruppe. Dennoch
– für Christian Adam sind alle Instrumente
gleich wichtig. Im Messias
wartet der Trompeter bis zum Hallelujah
auf seinen Einsatz. Und der Mann
am Triangel kommt oft nur in einer
kurzen Szene zum Einsatz – auch er ist
für ein Orchesterkonzert unverzichtbar.
Geigen-, Bratschen- und Cellospieler
aus der Region Ahrensburg, dem
Hamburger Osten und Bergedorf kommen
hilfesuchend in Christian Adams
Geigenbauwerkstatt. Mit seiner Geigenbau
Handwerkskunst, in die seine
Konzerterfahrungen eingehen, leistet
er einen bedeutenden Beitrag zum Musikkulturleben
in diesem Raum.
Reinhard Meyer
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