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KEM Konstruktion Systems Engineering 02.2018

Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; KEM Porträt: Christian Sallach, Chief Digital Officer, Wago; KEM Perspektiven: Systems Engineering einführen - ein soziales Projekt

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HARDWARE IN THE LOOP<br />

METHODEN<br />

Bild: Hella<br />

Mit Hilfe der Hardware-in-the-<br />

Loop-Technologie können virtuelle<br />

Situationen inszeniert werden,<br />

die real nur mit enormem Aufwand<br />

arrangiert werden können<br />

Ziele des<br />

Forschungsprojekts<br />

PLUS<br />

Wegen der voranschreitenden Komplexität und Multifunk -<br />

tionalität moderner Kraftfahrzeugscheinwerfersysteme stellt<br />

sich der konventionelle Entwicklungsprozess, basierend auf<br />

physikalischen Prototypen, aus ökonomischer Sicht zunehmend<br />

als nicht mehr tragbar dar. Daher entsteht im Projekt<br />

„Smart Headlamp Technology“ erstmals ein ganzheitlicher<br />

optimierter Entwicklungsprozess, dessen Kernelement simulationsbasierte<br />

Testverfahren bilden, mit folgenden Zielen:<br />

• Ganzheitliche Umsetzung eines optimierten, ressourceneffizienten<br />

und vernetzten Entwicklungsprozess für dynamische<br />

Scheinwerfersysteme<br />

• Hochdynamische Prüfstände erlauben mittels Hardware-inthe-Loop<br />

und einem Fahrsimulator die subjektive und objektive<br />

Bewertung von Lichtverteilungen, Lichtfunktionen und Fehlern<br />

in den ersten Stadien der Entwicklung<br />

• Überwachung der Lichttechnik auf Modellebene zur Laufzeit<br />

(Condition Monitoring) zur Fehlerfrüherkennung und Einleitung<br />

von Gegenmaßnahmen<br />

• Vernetztes Datenmodell zur Akquisition und Kommunikation<br />

von Testdaten zwischen den einzelnen Evaluierungswerk -<br />

zeugen<br />

• Aufbau eines Versuchsfahrzeugs zur Evaluierung neuartiger<br />

Scheinwerferfunktionen bei realen Straßenfahrten zur proaktiven<br />

Vermeidung von Fehlern und Erhöhung der Systemlebensdauer<br />

Für den optimalen Entwicklungsprozess gilt es also, die richtige<br />

Kombination zwischen realen und simulationsbasierten Tests zu finden.<br />

Dieser Aufgabe widmet sich Hella in einem Forschungsprojekt<br />

mit dem Fraunhofer IEM, dem Heinz-Nixdorf-Institut der Universität<br />

Paderborn und der TU Dortmund. Aktuell bereitet das Projektteam<br />

die verschiedenen Möglichkeiten simulationsbasierter Tests strukturiert<br />

auf. „Dabei achten wir darauf, die unterschiedlichen Technologien<br />

bedarfsgerecht in die Entwicklung von Hella zu integrieren. Am<br />

Ende geht es darum, den Entwicklungsprozess effizient zu gestalten<br />

und nicht unnötig aufzublähen“, erläutert Christopher Lankeit,<br />

Gruppenleiter am Fraunhofer IEM.<br />

HiL: Scheinwerfer im simulierten Abenteuer<br />

Da sowohl reale Testfahrten als auch rein modellbasierte Simulationen<br />

sehr aufwendig sind, erprobt Hella die Technologie Hardware-inthe-Loop<br />

(HiL), die eine Kombination aus beidem ist: HiL verbindet<br />

reale Systeme mit einer virtuellen Umgebung und ermöglicht so<br />

umfangreiche Tests nah an der Realität. Derzeit baut der Automobilzulieferer<br />

aus Lippstadt gemeinsam mit dem Fraunhofer IEM einen<br />

eigenen Hardware-in-the-Loop-Prüfstand auf.<br />

Dafür montieren die Wissenschaftler einen realen Prototyp des<br />

Scheinwerfers auf einen sogenannten Hexapoden. Der Roboter simuliert<br />

die Fahrzeugbewegungen mit sechs Antriebselementen –<br />

scharfe Linkskurve, Vollbremsung – alles kein Problem. Ist der Prüfstand<br />

in einem Lichtkanal aufgebaut, so ist zusätzlich die Simulation<br />

von Lichtverhältnissen möglich. Weitere Potenziale könnten Tests in<br />

einer Klimakammer bieten, die zum Beispiel Luftfeuchtigkeit abbilden<br />

kann. Ob sonniger Morgen auf holpriger Landstraße oder verregneter<br />

Nachmittag mit viel Gegenverkehr – dem realen Scheinwerfer-Prototyp<br />

wird seine Umgebung ohne viel Aufwand realitätsnah<br />

simuliert.<br />

Potenziale über den gesamten Produktlebenszyklus<br />

Hella verspricht sich vom Einsatz der HiL-Technologie einen deutlich<br />

effizienteren Entwicklungsprozess. „Wir inszenieren virtuelle Situationen,<br />

die real nur mit enormem Aufwand arrangiert werden können.<br />

Auf einer einsamen Landstraße kann es beispielsweise lange<br />

dauern, bis der Testfahrer ein Auto zum Überholen findet“, so Chris -<br />

tian Schmidt. Das Entwicklungsteam kann die HiL-Simulationen hingegen<br />

beliebig oft wiederholen und erhält somit eine hohe Vergleichbarkeit<br />

seiner Tests. Ändern sich während des Entwicklungsprozesses<br />

Anforderungen, kann zudem auch der Prüfstand flexibel<br />

angepasst werden.<br />

Die Möglichkeiten der HiL-Technologie gehen weit über die Simulation<br />

hinaus: Die Testdaten fließen in die Entwicklung zurück und helfen<br />

dabei, das Produkt zu optimieren. Auch nach dem Produktrelease<br />

ist der Einsatz eines HiL-Prüfstands sinnvoll. Meldet ein Kunde einen<br />

Fehler, können die Entwickler ihn auf dem Prüfstand systematisch<br />

analysieren. Auch die Suche nach Lösungen und ihre Simulation<br />

ist möglich. HiL gilt als eine Schlüsseltechnologie für die Entwicklung<br />

künftiger technische Systeme – auch für Hella. Das Unternehmen<br />

wird den Ansatz auch über das Forschungsprojekt hinaus<br />

vorantreiben.<br />

Forschungsprojekt Smart Headlamp Technology<br />

Im Forschungsprojekt „Smart Headlamp Technology – Ressourceneffizienter<br />

und vernetzter Entwicklungsprozess für dynamische Scheinwerfersysteme“<br />

werden Hella, die TU Dortmund, das Heinz-Nixdorf-Institut<br />

der Universität Paderborn und das Fraunhofer IEM vom Europäischen<br />

Fonds für regionale Entwicklung NRW (EFRE.NRW) gefördert.<br />

Weitere Aspekte des Projekts sind Virtuelle Testfahrten im Fahrsimulator<br />

sowie Ansätze des Condition-Monitoring und Self-Healing. eve<br />

www.hella.de<br />

www.iem.fraunhofer.de<br />

Näheres zur Forschung des Fraunhofer IEM rund um<br />

X-in-the-Loop-Technologien hier:<br />

hier.pro/TM2tC<br />

K|E|M <strong>Konstruktion</strong> <strong>Systems</strong> <strong>Engineering</strong> 02 2018 31

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