buchreport.express 47/2018
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uchreport.<strong>express</strong> Nr. <strong>47</strong> · 22. November <strong>2018</strong><br />
7<br />
VERBAND<br />
Argumente müssen wirken<br />
Der Börsenverein arbeitet mit diversen Szenarien an der Weiterentwicklung der Lobbyarbeit.<br />
Der Kampf um den Erhalt der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Branche wird nicht leichter.<br />
Bleibt der Börsenverein als Interessenvertretung für die Mitglieder relevant?<br />
Das ist nicht vom Erfolg seiner Wirtschaftsaktivitäten, sondern von<br />
der Wirkung der Lobbyarbeit abhängig, die allen Branchenteilnehmern zugute<br />
kommt. An der Weiterentwicklung des Lobbyisten-Instrumentariums<br />
wird im Rahmen des Projekts „Börsenverein 2025“ gearbeitet. Anstöße liefert<br />
überdies „ein Arbeitspapier aus dem Vorstand, das eine Neuausrichtung<br />
der Lobbyarbeit anregt, weil es sich der Verband mit manchen Argumentationen<br />
in politischen und wirtschaftlichen Gremien schwertut“, so<br />
Nadja Kneissler (Delius Klasing), Vorsitzende des Verleger-Ausschusses,<br />
nach der gemeinsamen Sitzung der Fachausschüsse des Verbands.<br />
Foto: Claus Setzer<br />
Szenarien liefern Rüstzeug für Debatten<br />
„Wir waren zuletzt sehr erfolgreich. Wir haben die Wiederbeteiligung der<br />
Verleger an den Einnahmen der Verwertungsgesellschaften ein Stückchen<br />
weiter vorangebracht und auch beim Mehrwertsteuersatz für digitale Produkte<br />
die entscheidende Hürde auf EU-Ebene genommen. Aber es geht darum,<br />
aufmerksam und wachsam zu sein und auf Veränderungen rechtzeitig<br />
zu reagieren“, sagt Alexander Skipis, als Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins<br />
auch als Lobbyist an vorderster Stelle aktiv.<br />
So will der Börsenverein seine Lobbyarbeit optimieren und diese Herausforderungen<br />
muss er dabei meistern:<br />
■ Mit Argumenten durchdringen: Auf der politischen Bühne wird es der<br />
Verband in Zukunft nicht leichter haben. Als Gesprächspartner wächst eine<br />
neue Generation von jungen Politikern in die Ämter, die als Digital Natives<br />
eine eigene Sicht in Fragen zu den Themen Internet und Digitalisierung<br />
haben und weniger Sinn für die Interessen des Buchmarkts.<br />
■ Rechtzeitig vorbereiten: Zu vier Themenfeldern, auf denen es besonders<br />
brennt, wurden Szenarien mit möglichen Entwicklungen entworfen. Genannt<br />
werden die Bereiche Schulbuch, öffentliche Bibliotheken, Open<br />
Acess und Hochschulen, einschließlich digitaler Semesterapparate.<br />
■ Mit den Anliegen durchdringen: Auf der Basis dieser Szenarien könnten<br />
im nächsten Schritt Argumentationslinien entwickelt werden, die in den<br />
Debatten Wirkung zeigen<br />
■ Geschichten besser erzählen: Getrieben durch die Digitalisierung und<br />
das Internet, ist der Anspruch an Partizipation und Transparenz stark gewachsen.<br />
Unter die Lupe nimmt der Börsenverein deshalb auch seine<br />
Kommunikationskanäle.<br />
„Ich glaube, dass das, was wir mit der Digitalisierung erleben, nur eine<br />
Vorstufe dessen ist, was noch kommen wird. Die disruptiven Prozesse werden<br />
in Zukunft wahrscheinlich noch gewaltiger, und deshalb ist es sehr<br />
wichtig, dass wir auch in der Verbandsarbeit am Puls der Zeit bleiben“ sagt<br />
Skipis mit Blick auf das Projekt „Börsenverein 2025“, das auch die Zukunftsfähigkeit<br />
des Verbandes sicherstellen soll.<br />
Müssen alle Teilnehmer der Branche künftig stärker mit dem Börsenverein<br />
an einem Strang ziehen, um die gemeinsamen Interessen durchzubringen?<br />
„Es gibt zum Teil ja auch schon konzertierte Aktionen. Bei bestimmten<br />
Fragen ist die Authentizität desjenigen, der im täglichen Geschäft<br />
steht, enorm wichtig“, sagt Skipis.<br />
Jurist mit politischer Ader:<br />
Alexander Skipis (64) ist seit November<br />
2005 Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins.<br />
Der Jurist war zuvor in der hessischen<br />
Staatskanzlei als Ministerialdirigent und Abteilungsleiter<br />
für die Steuerung und Koordinierung<br />
sämtlicher Projekte der hessischen<br />
Landesregierung zuständig. Auf dem politischen<br />
Parkett ist Skipis eng vernetzt. Er<br />
bleibt auch nach Erreichen der Altersgrenze<br />
im Amt. Skipis hat sich mit dem Vorstand<br />
des Börsenvereins auf eine Verlängerung<br />
seines Vertrags bis Ende 2021 verständigt.<br />
Beispiel Briefe „besorgter Bürger“:<br />
Im September hatte <strong>buchreport</strong> über den<br />
Streit zwischen Bibliotheken und Verlagen<br />
über die E-Book-„Onleihe“ berichtet. Nach<br />
dem Bibliotheksverband forderte auch der<br />
Börsenverein seine Mitglieder zu sorgenvollen<br />
Briefen an die Abgeordneten auf.