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WIRTSCHAFT+MARKT 6/2018

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30 | W+M TITEL<br />

DIE<br />

Andererseits eröffnet der Brexit – je nach Ausgestaltung – auch<br />

Chancen für deutsche Lieferanten in den anderen EU-Märkten.<br />

Frankreich, Irland und die Niederlande sind neben Deutschland die<br />

größten Abnehmer britischer Produkte innerhalb der EU. Durch einen<br />

möglichen Wegfall von britischen Lieferanteilen in diesen Ländern er-<br />

TITEL-<br />

STORY<br />

Turbulente<br />

Zeiten für den<br />

ostdeutschen<br />

Mittelstand<br />

Die USA, China und das Vereinigte Königreich – bis vor gut<br />

zwei Jahren war das schlicht die Aufzählung von drei der fünf<br />

wichtigsten Exportmärkte der ostdeutschen Wirtschaft.<br />

Das Bild hat sich radikal gewandelt: Nun sind genau<br />

diese Märkte für Unternehmen in Magdeburg, Dresden<br />

oder Potsdam zu den größten außenwirtschaftlichen<br />

Fragezeichen geworden. Hinzu kommen die<br />

Schwierigkeiten im Russlandgeschäft mit den<br />

Stichworten Sanktionen und Importsubstitution.<br />

Von Robert Matschoß*<br />

Trotz großer Unsicherheiten halten sich ostdeutsche Exportunternehmen<br />

bislang wacker. Der Gesamtexport<br />

der sechs Länder einschließlich Berlin bewegte sich<br />

im ersten Halbjahr <strong>2018</strong> noch auf dem Niveau des ersten<br />

Halbjahres 2017. Im Gesamtjahr 2017 hatte er laut Statistischem<br />

Bundesamt einen neuen Rekordwert von 108<br />

Milliarden Euro erreicht. Damit konnten die sechs Länder<br />

ihre Ausfuhren um rund sechs Prozent gegenüber<br />

2016 steigern. Das ohnehin exportstarke Sachsen<br />

verzeichnete mit rund 13 Prozent den größten Zuwachs.<br />

Damit kamen 2017 gut acht Prozent der<br />

deutschen Gesamtausfuhr aus den ostdeutschen<br />

Ländern. Die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern<br />

unterscheidet sich ebenso wie ihre<br />

Wirtschaftsstruktur. Doch insgesamt wuchsen<br />

die Exporte Ostdeutschlands seit 2008<br />

– trotz des Einbruchs im weltweiten Warenhandel<br />

von 2009 – um 40 Prozent. Die Gesamtausfuhr<br />

Deutschlands legte in dieser<br />

Zeit um 30 Prozent zu.<br />

Der Brexit schafft<br />

Chancen und Risiken<br />

Die Wirtschaft Großbritanniens<br />

leidet bereits vor dem geplanten<br />

Austritt des Landes<br />

aus der Europäischen Union am<br />

29. März 2019 unter dem Brexit.<br />

„Schon jetzt gibt es negative Auswirkungen<br />

auf die Gesamtkonjunktur,<br />

Investitionen und Konsum“, berichtet<br />

Annika Pattberg, bis Sommer <strong>2018</strong> Korrespondentin<br />

der Germany Trade & Invest<br />

(GTAI) in London. Sollte es zu einem „harten<br />

Brexit“ kommen, würde das deutsche<br />

Produkte auf der Insel zollbedingt verteuern<br />

und den administrativen Aufwand für deutsche<br />

Exporteure erhöhen. Das hat natürlich auch Auswirkungen<br />

auf die ostdeutsche Exportwirtschaft.<br />

So beziehen die Briten beispielsweise aus Sachsen-Anhalt<br />

größere Volumina an chemischen Grundstoffen<br />

und Cerealien für die Ernährungsindustrie.<br />

Gleichzeitig ist Großbritannien zweitwichtigstes Abnehmerland<br />

für das Bundesland. Im ersten Halbjahr <strong>2018</strong><br />

sanken die Exporte aus der Börde auf die Insel um rund<br />

sieben Prozent. Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern<br />

bekamen die geringere Importnachfrage aus dem Vereinigten<br />

Königreich noch stärker zu spüren. Thüringen, Brandenburg<br />

und Berlin lagen dagegen im Halbjahresvergleich im Plus.<br />

Grafik: oleskalashnik /shutterstock.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong><br />

* Robert Matschoß ist Referent für die USA bei der GTAI

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