WIRTSCHAFT+MARKT 6/2018
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48 | W+M TITEL<br />
„Wichtigster Handelspartner ist<br />
unser Nachbarland Polen“<br />
Hendrik Fischer (SPD), Staatssekretär im Ministerium für<br />
Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg<br />
W+M: Herr Fischer, wie wirkt sich die komplizierter<br />
gewordene Lage auf internationalen<br />
Märkten – etwa durch Trumps Strafzölle,<br />
die fortgesetzten EU-Sanktionen gegen<br />
Russland, die Situation in der Türkei und<br />
den bevorstehenden Brexit – auf die Wirtschaft<br />
in Ihrem Bundesland aus?<br />
Führend bei der Herstellung von Flugzeugtriebwerken:<br />
Rolls-Royce in Dahlewitz.<br />
Hendrik Fischer: Handelskonflikte und zunehmende<br />
Unsicherheiten auf den Weltmärkten<br />
stellen auch die brandenburgische<br />
Wirtschaft vor Herausforderungen. Die von<br />
den USA verhängten Zölle im Stahlbereich<br />
treffen die märkische Industrie direkt weniger,<br />
da nur knapp zwei Prozent unserer<br />
Stahlausfuhren in die USA gehen. Von größerer<br />
Bedeutung sind die Umlenkungseffekte<br />
im internationalen Handel. Es ist gut,<br />
dass die EU mittlerweile Schutzmaßnahmen<br />
eingeführt hat, um zu verhindern, dass<br />
unsere Stahlproduzenten zusätzlich unter<br />
Druck geraten. Eine weitere Eskalation des<br />
Handelskonflikts sollte vermieden werden,<br />
da er auf jeden Fall beiden Seiten schadet.<br />
Die Auswirkungen des Brexit sind noch<br />
nicht abzusehen. Es ist ja noch offen, wie<br />
ein mögliches Austrittsabkommen genau<br />
aussehen wird. Britische Unternehmen<br />
sind aber wichtige Handelspartner und Investoren<br />
für Brandenburg. Ich würde es begrüßen,<br />
wenn eine Lösung möglichst nah<br />
am Binnenmarkt gefunden würde.<br />
Von den EU-Sanktionen gegen<br />
Russland und den russischen Gegensanktionen<br />
sind in Brandenburg<br />
nur wenige Unternehmen direkt betroffen.<br />
Zudem weichen beispielsweise<br />
Exporteure von betroffenen<br />
Agrarprodukten auf andere Märkte<br />
aus. Die brandenburgischen Ausfuhren<br />
nach Russland waren schon<br />
vor Verhängung der EU-Sanktionen<br />
rückläufig. Die Gründe hierfür liegen<br />
unter anderem im Ölpreisrückgang<br />
und dem damit verbundenen Einnahmeverlust<br />
für Russland. Zuletzt<br />
sind die Ausfuhren nach Russland<br />
wieder angestiegen.<br />
W+M: Was tun die Landesregierung<br />
und Ihr Ministerium konkret,<br />
um mittelständischen Unternehmen<br />
bei der Erkundung und Erschließung<br />
ausländischer Märkte<br />
zu helfen?<br />
Hendrik Fischer: Die Landesregierung<br />
stellt kleinen und mittleren Unternehmen<br />
zur Unterstützung der internationalen<br />
Markterschließung<br />
ein breites Instrumentarium<br />
zur<br />
Verfügung. Hierzu<br />
zählen unter anderem<br />
politisch begleitete<br />
Unternehmensreisen,<br />
die<br />
Förderung von Messeauftritten<br />
oder Zuschüsse<br />
für Beratungsleistungen.<br />
W+M: Welche Länder sind für Ihr Bundesland<br />
die wichtigsten Handelspartner?<br />
Hendrik Fischer: Unser wichtigster Handelspartner<br />
ist unser Nachbarland Polen<br />
mit brandenburgischen Ausfuhren von<br />
1,9 Milliarden Euro und Einfuhren von 3,1<br />
Milliarden Euro. Bei den Ausfuhren steht<br />
Polen vor den USA (knapp 1,7 Milliarden<br />
Euro) an erster Stelle. Bei den Einfuhren<br />
steht Polen nach Russland (3,8 Milliarden<br />
Euro) an Nummer zwei. Die Einfuhren<br />
aus Russland kommen allerdings<br />
fast ausschließlich aus dem Bereich Erdöl<br />
und Erdgas.<br />
W+M: Der Ministerpräsident fungiert<br />
auch als Türöffner für die heimische Wirtschaft.<br />
Welche Länder hat er in diesem<br />
Jahr gemeinsam mit Unternehmerdelegationen<br />
besucht?<br />
Hendrik Fischer: Unsere bisherigen Erfahrungen<br />
zeigen, dass die politische Begleitung<br />
von Unternehmensreisen gerade<br />
durch den Ministerpräsidenten hilft,<br />
neue Kontakte herzustellen und vorhandene<br />
Geschäftsbeziehungen zu vertiefen.<br />
Die gerade zu Ende gegangene Unternehmensreise<br />
nach China hat das eindrucksvoll<br />
bestätigt. In diesem Jahr ist der Ministerpräsident<br />
auch mit Unternehmensdelegationen<br />
nach Israel gereist.<br />
W+M: An dieser Stelle können Sie drei<br />
Exportschlager „made in Brandenburg“<br />
nennen. Welche würden Sie stellvertretend<br />
erwähnen?<br />
Hendrik Fischer: Die wichtigsten brandenburgischen<br />
Exportprodukte kommen<br />
aus den Bereichen Luftfahrt, Pharma und<br />
Stahlerzeugnisse. Daneben gibt es<br />
eine ganze Reihe von hochinnovativen<br />
kleinen und mittleren<br />
Unternehmen in anderen<br />
Bereichen, die erfolgreich<br />
auf den Weltmärkten<br />
agieren.<br />
Interview:<br />
Karsten Hintzmann<br />
Brandenburgs<br />
Wirtschaftsstaatssekretär<br />
Hendrik Fischer.<br />
Fotos: Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg (oben), Rolls-Royce Deutschland Ltd & Co. KG (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2018</strong>