TE KW 48
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P SYCHOLOGISCHE<br />
EINBLICKE<br />
Stille<br />
Beziehungszeiten<br />
„Kunstwaggon“ für die LFS Telfs<br />
ÖBB übergaben rollendes Kunstwerk auf Schienen für Reality-Tunnelübungen<br />
Bernhard Moritz ist<br />
systemischer Coach und<br />
Gastdozent der Internationalen<br />
Gesellschaft<br />
für systemische Therapie<br />
in Heidelberg;<br />
info@paarberatung-tirol.at<br />
www.paarberatung-tirol.at<br />
In unserer modernen Welt ist Stille<br />
etwas fast Unheimliches, fast<br />
schon Unerträgliches. Wir halten<br />
es oft ganz schwer aus, wenn<br />
nichts passiert, nichts los ist und<br />
auch nicht in irgendeiner Form<br />
die Chance besteht, dass bald<br />
etwas los sein wird. Stille, das ist<br />
etwas, was deshalb so unheimlich<br />
ist, weil die Stille reduziert. Sie reduziert<br />
auf das, was ist und nicht<br />
auf das, was zu sein scheint. Stille<br />
in der Beziehung, das ist symbolisch<br />
gesprochen, der Prüfstein für<br />
das, was die Beziehung ist und<br />
eben nicht, was die Beziehung<br />
scheint. Stille in der Beziehung,<br />
das sind jene Momente, wo nichts<br />
zwischen oder mit dem anderen<br />
ist. Stille in der Beziehung, das<br />
ist das Hineinhören in sich selber<br />
und in den anderen und spüren,<br />
was von dem, was einmal war,<br />
noch da ist, ob es mehr ist, ob es<br />
anders ist.<br />
Ich darf Sie einladen zu einem<br />
kleinen Versuch: Setzen Sie sich<br />
mit Ihrem Partner auf eine Decke<br />
oder stehen sie sich ruhig gegenüber.<br />
Dann schauen Sie sich einfach<br />
fünf Minuten in die Augen,<br />
schlicht und einfach in die Augen,<br />
und lassen Sie dabei ihren Gefühlen<br />
und Gedanken freien Lauf. Sie<br />
werden sich wundern, was sich da<br />
bei Ihnen bzw. Ihrem Partner tut.<br />
Aus der Alltäglichkeit des Nebeneinander<br />
– und Miteinanderschauens<br />
herausgerissen und<br />
bewusst hingeschaut und in den<br />
Partner geschaut, kommen ganz<br />
neue Gedanken und Gefühle, die<br />
überraschen, vielleicht erschrecken,<br />
aber auch tief und ergreifend<br />
sein können. Die „Stillste<br />
Zeit im Jahr“ ist schon lange nicht<br />
mehr still und hat ihre Bedeutung<br />
im Kaufrausch und im Lauten der<br />
Welt verloren.<br />
Umso wichtiger ist es, in Beziehungen<br />
wieder die Stille langsam<br />
zu entdecken und sich einzulassen<br />
auf die Stille der Beziehung.<br />
Vielleicht finden Sie ein, zwei<br />
Abende, in denen Sie bewusst die<br />
Stille in der Beziehung als einen<br />
Teil Ihres Paarseins neu entdecken<br />
und in ihren Beziehungsalltag integrieren.<br />
Ich wünsche Ihnen dabei Freude<br />
und spannende, neue Gedanken<br />
und Gefühle miteinander.<br />
Der Waggon wurde nach der Übergabe am Hauptbahnhof Innsbruck von einer Lok zur Verladestelle nach Stams gebracht, wo<br />
er von zwei Autokränen auf einen Spezialtieflader gehoben und zur LFS Telfs transportier wurde. <br />
Fotos: ÖBB/Kapferer<br />
(GeSch) Die Bahn zählt zwar<br />
zu den sichersten Verkehrsmitteln,<br />
dennoch ist es wichtig,<br />
dass es Partner wie die Feuerwehren<br />
gibt, die im Ernstfall<br />
rasch und richtig handeln.<br />
Dazu dienen auch professionelle<br />
Sicherheitstrainings wie<br />
die Tunnelrealitytrainings, die<br />
in der Landes-Feuerwehrschule<br />
Tirol absolviert werden. Neuerdings<br />
mit einem mit Kunstwerken<br />
verzierten Waggon.<br />
Von Gebi G. Schnöll<br />
Seit 20. Mai 2011 führen die ÖBB<br />
in enger Kooperation mit dem<br />
Landes-Feuerwehrverband Tirol<br />
regelmäßig sogenannte Tunnelrealitytrainings<br />
an der Landes-Feuerwehrschule<br />
Tirol durch. Rund 2.600<br />
ÖBB-Mitarbeiter haben seither diese<br />
Trainings absolviert. Das Besondere<br />
an diesen Realityübungen ist, dass<br />
diese österreichweit ausschließlich<br />
in Telfs durchgeführt werden. Pro<br />
Jahr finden rund 15 Übungen statt.<br />
Um den Ablauf der Übungen so realistisch<br />
wie möglich zu gestalten,<br />
werden die Reisenden, dargestellt<br />
von ÖBB-Triebfahrzeugführern sowie<br />
seit 2018 auch von ÖBB-Zugbegleitern<br />
und sonstigem Bordpersonal,<br />
von den Einsatzkräften so rasch<br />
wie möglich aus einem komplett<br />
abgedunkelten Waggon in einem<br />
verrauchten Tunnel evakuiert. Nachdem<br />
der bisherige Übungswaggon<br />
seine Dienste im Sinne der Sicherheit<br />
mehr als erfüllt hatte, wurde<br />
der Landes-Feuerwehrschule in Telfs<br />
nun vom ÖBB-Personenverkehr Tirol<br />
ein ausgemusterter Reisezugwaggon<br />
für die künftigen Tunnelrealitytrainings<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
KUNSTWERKE. Für die Gestaltung<br />
der Außenflächen des Waggons<br />
konnte der aus Mondsee stammende<br />
und in Wien lebende Künstler Leonhard<br />
Kotschy gewonnen werden.<br />
Gemeinsam mit seinem Assistenten,<br />
dem aus Tirol stammenden diplomierten<br />
Grafik-Designer Matthias<br />
Anfang, wurde der Reisezugwaggon<br />
anlässlich dieser einmaligen Kunstaktion<br />
und mit Genehmigung der<br />
ÖBB zu einem einzigartigen Kunstwerk<br />
umgestaltet. Bei der Motivfindung<br />
hat sich Leonhard Kotschy<br />
an historische Elemente gehalten.<br />
Eine Seite des Waggons zeigt einen<br />
brennenden Wald und den heiligen<br />
Florian, den Schutzpatron der Feuerwehr,<br />
wie er den Brand löscht. Im<br />
Hintergrund sind die Hohe Munde<br />
sowie die Pfarrkirche Peter und Paul<br />
in Telfs, mit ihren beiden markanten<br />
Kirchtürmen, abgebildet. Die andere<br />
Seite des Waggons zeigt einen<br />
Tunnel, aus dem einem förmlich die<br />
Ziegel entgegenfliegen und die heilige<br />
Barbara, die Schutzpatronin der<br />
Bergleute und Bauarbeiter. Um den<br />
Bezug zum Tunnel noch deutlicher<br />
hervorzuheben, ist im Hintergrund<br />
die Martinswand mit der markanten<br />
Galerie vor dem Martinswandtunnel<br />
abgebildet. Beide Schutzheiligen<br />
finden ihren Platz in der Mitte<br />
der Komposition und trennen so<br />
symbolisch die Gefahren von der<br />
Landschaft, die sich auf der anderen<br />
Seite anschließt. Bei der Umsetzung<br />
des Projekts hat sich der Künstler für<br />
die Lüftlmalerei, der Kunstform der<br />
Fassadenmalerei im österreichischen<br />
und süddeutschen ländlichen Raum<br />
entschieden. Damit wollte er dieses<br />
alte Handwerk im übertragenen<br />
Sinn bei diesem Projekt neu aufleben<br />
lassen.<br />
Rollendes Kunstwerk: V.l. Landes-Feuerwehrinspektor Alfons Gruber, Künstler<br />
Leonhard Kotschy, ÖBB-Personenverkehr Tirol-Regionalmanager René Zumtobel<br />
und Emil Dander, Bereichsleiter Bereich West der ÖBB-Produktion GmbH.<br />
RUNDSCHAU Seite 10 28./29. November 2018