kulturkonzeption
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Hier durfte eine kulturpolitische Nadelstichpolitik aus Kehl nicht stören.<br />
Begraben werden musste das Projekt jedoch aus anderen Gründen: Die Schifffahrt<br />
verlangte nach einer Höherlegung der Rheinbrücken. Da das ins Auge gefasste<br />
Grundstück direkt an der Straßenbrücke lag, mussten zuerst die Brückenverhandlungen<br />
mit Frankreich über die Bühne gebracht werden, was jedoch bis Kriegsbeginn<br />
nicht mehr geschah.<br />
Weil Kehl nach der kompletten Evakuierung im November 1944 noch über Jahre für<br />
die deutsche Zivilbevölkerung versperrt blieb, sollte es hier besonders lange dauern,<br />
bis sich ein kulturelles Leben wieder etablieren konnte.<br />
Die ersten Ansätze finden sich auf Landkreisebene, wo der in Renchen residierende<br />
Landrat Schecher im Februar 1947 mit Unterstützung der Besatzungsmacht einen<br />
Kulturbund für den Kreis Kehl gründete. Er organisierte für den Landkreis Konzertund<br />
Theaterveranstaltungen, Kunstausstellungen und Vorträge.<br />
Noch während Kehl teilbesetzt war, kam es 1952 zur Wiedergründung des Alemannischen<br />
Theaters, und auch die Musikvereine begannen sich wieder zu regen. Schon<br />
bald feierten die Kehlerinnen und Kehler wieder Fastnacht, es gab Konzertveranstaltungen<br />
und Filmvorführungen. Das Vorgänger-Kino des heutigen Kinocenters Kehl<br />
wurde 1953 eröffnet, 1957 folgte dann das erste Kino mit Breitwand-Projektion.<br />
Es läuft seit Juni 1978 unter der Regie von Joachim Junghans. 1980 wurde der große<br />
Saal mit über 600 Plätzen in das jetzige Kinocenter mit drei Vorführräumen umgebaut,<br />
1988 kam das Charlot-Programmkino hinzu.<br />
1954 ging aus einem Angebot des damaligen Volksbildungswerks, dem Vorläufer der<br />
VHS, das Kehler Kammerorchester hervor, von dem sich 1999 das Kammerorchester<br />
Kehl-Strasbourg abspaltete. Im Sommer 1953 erfolgte die Wiedergründung des<br />
Verkehrsvereins, der sich schon Mitte der 1920er-Jahre für den Tourismus engagiert<br />
hatte. Sein Betätigungsfeld reichte jedoch dieses Mal weit über die Vermittlung von<br />
Übernachtungsmöglichkeiten hinaus, man wollte, „allen kulturellen Bestrebungen<br />
einer Stadt dienlich“ sein, wie der Vorsitzende 1954 in einer Mitgliederwerbeaktion<br />
bekannte. So holte der Verein schon Anfang der 1950er-Jahre die in Bruchsal beheimatete<br />
Unterländer Volksbühne an den Rhein, die noch heute als Badische Landesbühne<br />
regelmäßig durch Baden-Württemberg tourt. Schon 1954 legte der Verein<br />
zur Sicherung eines „ansprechenden Theaterprogramms“ einschließlich Opern- und<br />
Operettenaufführungen so genannte Eintragungslisten auf: die Geburtsstunde des<br />
Theaterabonnements. Bis zum Umzug in die 1959 eingeweihte Stadthalle fanden die<br />
Aufführungen im Union-Theater statt, 1971 wurde das Gebäude abgerissen. Neben<br />
dem bestehenden Alemannischen Theater gründete sich 2001 mit der Kleinen Bühne<br />
Kehl eine zweite Amateurtheatergruppe, die sich zunehmend professionalisierte und<br />
2013 in Theater der zwei Ufer umbenannte.<br />
1954 eröffnete das Ballettstudio Bellin, welches 1998 in die Hände von Wiebke Thomae<br />
überging. Nach zwei Umzügen befindet sich die Schule für klassisches Ballett<br />
heute in einem Neubau in der Hauptstraße. Mit dem Tanzstudio Heck gab es damals<br />
schon eine zweite Institution für den Tanz, die sich dem Modern Jazz und Modern<br />
Dance widmete. Inhaberin Anita Heck eröffnete 1953 im Weinbrennerhaus und wechselte<br />
dann mit ihrem Studio in die Schulstraße. 1992 übernahm Heck-Schülerin Birgit<br />
Dehmer und formte daraus die Tanzwerkstatt von heute.