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kulturkonzeption

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STÄRKEN UND ENTWICKLUNGSPOTENTIALE:<br />

Besucherinnen und Besuchern wird bei einem Bummel durch die Innenstadt schnell<br />

klar: Kehl ist französisch geprägt und gleichzeitig sehr international. Tatsächlich<br />

wird hier kulturelle Vielfalt gelebt, viele zugezogene Bürgerinnen und Bürger sind<br />

sehr gut integriert. Positive Beispiele sind die Kehlerinnen und Kehler mit französischem<br />

Pass, die sich in den verschiedenen Arbeitskreisen zur Stadtentwicklung<br />

engagieren. Auch das Kulturbüro repräsentiert mit seinen nach Frankreich orientierten<br />

Mitarbeiterinnen die Kehler Verhältnisse.Trotz von sozialer Ungleichheit<br />

betroffener Menschen gibt es in Kehl keine wirklichen Problemviertel, die Bevölkerung<br />

ist gut durchmischt und hoch interaktiv. Durch den engen Schulterschluss<br />

zwischen Gemeinderat und Verwaltung ist es gelungen, eine dezentrale Verteilung<br />

der seit 2015 vermehrt in Kehl angekommenen Geflüchteten zu erreichen, Containersiedlungen<br />

konnten vermieden und bis zum Redaktionsschluss rund 600 Flüchtlinge<br />

in privaten Wohnungen im gesamten Stadtgebiet untergebracht werden. Dank<br />

des ressortübergreifenden Arbeitskreises Flüchtlinge innerhalb der Verwaltung<br />

und des hohen bürgerschaftlichen Engagements der Kehler Flüchtlingshilfe ist es<br />

gelungen, den Geflüchteten das Ankommen zu erleichtern. Eine bereichsübergreifende<br />

Zusammenarbeit (Kultur, Soziales, Bildung, Jugend) ist bereits in Ansätzen<br />

vorhanden, aber ausbaufähig. Kehl hat eine vielfältige und starke Vereinsszene, die<br />

in der Lage wäre, neu Hinzukommende aufzunehmen, auch dies ist allerdings noch<br />

ausbaufähig.<br />

SCHWÄCHEN UND RISIKEN:<br />

Lokale Herausforderungen<br />

Die erfolgreich gelebte kulturelle Vielfalt in Kehl wird im Stadtbild negativ geprägt,<br />

etwa durch Shisha-Bars, Spielhallen, Tabakläden und ähnliches, positive Effekte und<br />

Erfolge bleiben oft im Hintergrund.<br />

Einige der neu hinzukommenden französischen Familien orientieren sich ausschließlich<br />

nach Straßburg, auch die Kinder gehen dort zur Schule. Kehl wird für sie<br />

damit zur Schlafstadt, zu der sie keine Beziehung aufbauen. Dies wird nicht ohne<br />

Folge für das Miteinander in der Stadt bleiben, sollte diese Entwicklung sich nicht<br />

bremsen lassen. Die Herausforderungen, die durch die heute zu uns kommenden,<br />

traumatisierten und kriegserfahrenen Menschen an uns gestellt werden, sind von<br />

völlig anderer Qualität, als die früheren Migrationsbewegungen mit sich brachten.<br />

Kehler Vereine existieren häufig nebeneinander: Es fehlt an gegenseitiger Wahrnehmung<br />

und Abstimmung, am Vernetzungswillen und am Interesse an ortschaftsübergreifender<br />

Kommunikation.<br />

Fehlende Verankerung<br />

Interkulturelle Arbeit lässt sich nicht über ein Projekt hier und ein Projekt da mit<br />

wechselnden Projektverantwortlichen aufbauen. Um bedarfsgerechte Angebote<br />

zu entwickeln, muss eine aufsuchende Bedarfsanalyse gemacht werden, es muss<br />

Netzwerk- und Beziehungsarbeit geleistet werden, so dass sich im idealen Fall<br />

Lernpartnerschaften entwickeln können. Das heißt, interkulturelle Arbeit muss<br />

langfristig aufgebaut und personell verankert werden, damit die erreichte Vertrauensbasis<br />

nicht immer wieder zerstört wird.

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