kulturkonzeption
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
_ 71 _<br />
STÄRKEN UND ENTWICKLUNGSPOTENTIALE:<br />
Besucherinnen und Besuchern wird bei einem Bummel durch die Innenstadt schnell<br />
klar: Kehl ist französisch geprägt und gleichzeitig sehr international. Tatsächlich<br />
wird hier kulturelle Vielfalt gelebt, viele zugezogene Bürgerinnen und Bürger sind<br />
sehr gut integriert. Positive Beispiele sind die Kehlerinnen und Kehler mit französischem<br />
Pass, die sich in den verschiedenen Arbeitskreisen zur Stadtentwicklung<br />
engagieren. Auch das Kulturbüro repräsentiert mit seinen nach Frankreich orientierten<br />
Mitarbeiterinnen die Kehler Verhältnisse.Trotz von sozialer Ungleichheit<br />
betroffener Menschen gibt es in Kehl keine wirklichen Problemviertel, die Bevölkerung<br />
ist gut durchmischt und hoch interaktiv. Durch den engen Schulterschluss<br />
zwischen Gemeinderat und Verwaltung ist es gelungen, eine dezentrale Verteilung<br />
der seit 2015 vermehrt in Kehl angekommenen Geflüchteten zu erreichen, Containersiedlungen<br />
konnten vermieden und bis zum Redaktionsschluss rund 600 Flüchtlinge<br />
in privaten Wohnungen im gesamten Stadtgebiet untergebracht werden. Dank<br />
des ressortübergreifenden Arbeitskreises Flüchtlinge innerhalb der Verwaltung<br />
und des hohen bürgerschaftlichen Engagements der Kehler Flüchtlingshilfe ist es<br />
gelungen, den Geflüchteten das Ankommen zu erleichtern. Eine bereichsübergreifende<br />
Zusammenarbeit (Kultur, Soziales, Bildung, Jugend) ist bereits in Ansätzen<br />
vorhanden, aber ausbaufähig. Kehl hat eine vielfältige und starke Vereinsszene, die<br />
in der Lage wäre, neu Hinzukommende aufzunehmen, auch dies ist allerdings noch<br />
ausbaufähig.<br />
SCHWÄCHEN UND RISIKEN:<br />
Lokale Herausforderungen<br />
Die erfolgreich gelebte kulturelle Vielfalt in Kehl wird im Stadtbild negativ geprägt,<br />
etwa durch Shisha-Bars, Spielhallen, Tabakläden und ähnliches, positive Effekte und<br />
Erfolge bleiben oft im Hintergrund.<br />
Einige der neu hinzukommenden französischen Familien orientieren sich ausschließlich<br />
nach Straßburg, auch die Kinder gehen dort zur Schule. Kehl wird für sie<br />
damit zur Schlafstadt, zu der sie keine Beziehung aufbauen. Dies wird nicht ohne<br />
Folge für das Miteinander in der Stadt bleiben, sollte diese Entwicklung sich nicht<br />
bremsen lassen. Die Herausforderungen, die durch die heute zu uns kommenden,<br />
traumatisierten und kriegserfahrenen Menschen an uns gestellt werden, sind von<br />
völlig anderer Qualität, als die früheren Migrationsbewegungen mit sich brachten.<br />
Kehler Vereine existieren häufig nebeneinander: Es fehlt an gegenseitiger Wahrnehmung<br />
und Abstimmung, am Vernetzungswillen und am Interesse an ortschaftsübergreifender<br />
Kommunikation.<br />
Fehlende Verankerung<br />
Interkulturelle Arbeit lässt sich nicht über ein Projekt hier und ein Projekt da mit<br />
wechselnden Projektverantwortlichen aufbauen. Um bedarfsgerechte Angebote<br />
zu entwickeln, muss eine aufsuchende Bedarfsanalyse gemacht werden, es muss<br />
Netzwerk- und Beziehungsarbeit geleistet werden, so dass sich im idealen Fall<br />
Lernpartnerschaften entwickeln können. Das heißt, interkulturelle Arbeit muss<br />
langfristig aufgebaut und personell verankert werden, damit die erreichte Vertrauensbasis<br />
nicht immer wieder zerstört wird.