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Neue Szene Augsburg 2019-02

Stadtmagazin für Augsburg

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44<br />

GERILLTES<br />

Botschaft<br />

MUSIK VERÄNDERT NICHTS<br />

(Tapete Records/Indigo)<br />

„Zwischen den Jahren“ ist definitiv<br />

mein Lieblingssong des Monats. Die<br />

erste Begegnung mit der Botschaft<br />

hatte ich durch ihre Single „Sozialisiert<br />

in der BRD“, die beim <strong>Augsburg</strong>er<br />

KUS-Label erschien. Kurz darauf zündeten<br />

sie mit „Reproduktionsfunktion“<br />

auf der KUS-Compilation erneut ein<br />

Popfeuerwerk. Klar, dass diese Herren<br />

aus Hamburg kommen und ich frage<br />

mich, ob es die Band ohne Jochen<br />

Distelmeyer jemals so gegeben hätte.<br />

Auch die 70er-Soft-Rock-Formation<br />

Steely Dan erscheint mir wie eine Fata<br />

Morgana. Hier verschmelzen Ton und<br />

Wort zu einer herrlichen Symbiose<br />

und was bleibt, sind zehn lockerleichte<br />

Popsongs mit Tiefgang und Seele.<br />

Yacht-Rock par excellence! (ws)<br />

<br />

Dream Theater<br />

DISTANCE OVER TIME<br />

(InsideOut Music)<br />

Lange Haare, virtuose Gitarren und<br />

eine Bandgeschichte, die bis zurück<br />

in die 80er reicht: Dream Theater<br />

haben das Zeug zur Kultband, doch<br />

mit einem verstaubten Ehrenplatz im<br />

CD-Regal geben sich die exzentrischen<br />

Metal-Akademiker nicht zufrieden.<br />

Auf ihrem mittlerweile 15. Studioopus<br />

bezeugt bereits das bestechend minimalistische<br />

Cover Art von Hugh Syme,<br />

wohin die Reise geht: Dream Theater<br />

haben den Sprung in ein neues Zeitalter<br />

nicht nur gemeistert, sondern dabei<br />

einen regelrechten Salto Mortale hingelegt.<br />

Doch auch Altbewährtes wird<br />

nicht verleugnet: Die charakteristische<br />

Allianz aus progressivem Riffing und<br />

epischer Melodik bleibt zur Freude der<br />

Fans zeitlos. (ah)<br />

<br />

Ouzo Bazooka<br />

TRANSPORTER<br />

(Stolen Body Records)<br />

Die Champions des Psych-Rock aus<br />

dem Nahen Osten kehren mit „Transporter“<br />

zurück! Nach zwei Jahren auf<br />

Welttournee gingen Ouzo Bazooka vor<br />

Inspiration nur so sprudelnd zurück<br />

ins Studio, um ihre wohl bis heute<br />

beste Arbeit aufzunehmen. Verdächtig<br />

nach einer Mischung aus verbotenen<br />

Substanzen und Selbstgebrautem<br />

riechend, schafft es „Transporter“<br />

mühelos, viele Dinge zu sein, die sich<br />

eigentlich widersprechen müssten. Die<br />

Platte ist psychedelisch und zugänglich,<br />

abenteuerlustig und freigeistig,<br />

aber gleichzeitig gefüllt mit Hymnen,<br />

die nur darauf warten, entdeckt zu<br />

werden. Aber entscheidet selbst, wenn<br />

die Bazookas am 01.03. im <strong>Augsburg</strong>er<br />

City Club einkehren. (max)<br />

<br />

Soen<br />

LOTUS<br />

(Silver Lining Music)<br />

Soen haben sich seit ihrem Debut Cognitive<br />

2004 von einer Quasi-Coverband der<br />

<strong>Szene</strong>gurus Tool zu einer echten Hausnummer<br />

entwickelt. Mit dem neusten<br />

Release Lotus scheint die Entwicklung<br />

der Band nun in einer Art pubertären<br />

Phase angekommen zu sein. Denn was<br />

machen die breitschultrigen Schweden<br />

im Video zur Single Martyrs da in knappem<br />

Lederrock und Insta-Makeup? Sie<br />

erzählen eine Geschichte über Selbstfindung<br />

in einer komplizierten Welt - mit<br />

einer Ernsthaftigkeit, die man sonst nur<br />

aus Teen-Klassikern wie Linkin Parks<br />

Numb und anderen Evergreens aus<br />

der Rockfabrik kennt. Zumindest hält<br />

sich die Band an die pubertäre Maxime:<br />

Probiere dich aus, auch wenn andere den<br />

Kopf schütteln. (ah)<br />

<br />

ALBUM DES MONATS<br />

LIEBLINGS MUSIK<br />

Yann Tiersen<br />

ALL<br />

(Mute)<br />

Yann Tiersen: Ein Name, der Lune de Miel-Touristen beim Eiffelturm-Selfie mit Sofortbildkamera ein Funkeln in<br />

die Augen zaubert. Leute mit empfindlichen Gehörgängen dagegen zeigen sich weniger euphorisch - was sicherlich<br />

auch mit dem Siegeszug des frei bespielbaren Klaviers durch die Innenstädte zu tun hat. Doch Yann Tiersen kann<br />

mehr als nervige Crême-Brulée-Balladen aus dem Soundtrack zu „Die Fabelhafte Welt der Amélie“. Auf seinem<br />

neuen Studioalbum gibt es statt Pariser Nostalgie frischen Wind von der Atlantikküste mit Ambient-Tracks für<br />

Gummistiefelwetter. Retoure à la nature? Nicht für Mastermind Tiersen, bei dem fernes Mövenkreischen gleich<br />

im Opener auf Hintergrundlärm vom Flughafen Berlin-Tempelhof trifft. Dann plötzlich zieht die Nacht auf über<br />

Tiersens heimatlichem Nordseeidyll Ouessant und feine Klaviermelodien verschwimmen in schwerem Distortion<br />

Sound. Das ist Musik wie eine Urgewalt, der ehemalige Nouvelle Chanson-Klimperer setzt über zu den wirklich<br />

großen Emotionen. Einziger Wermutstropfen: Bei sphärischem Gesang und Vogelgezwitscher überschreiten besonders<br />

tragende Songs wie Koad schnell die Grenze zur Quasi-Meditationsmusik. Solange die Sitar dabei im Schrank<br />

bleibt, zumindest aus meiner Sicht, durchaus zu verzeihen. (ah)<br />

DIE NERVEN<br />

FAKE<br />

(GLITTERHOUSE<br />

RECORDS)<br />

„Melodiöser Post-Punk vom<br />

Neckar mit Horn, Lichthupe<br />

und Bleifuß immer auf<br />

der Überholspur. Ich find’<br />

niemals zu mir selbst.“<br />

(max)<br />

DIE TÜREN<br />

EXOTERIK<br />

(STAATSAKT/CAROLINE<br />

INTERNATIONAL)<br />

„Die hier pinkeln gegen<br />

den Wind. Abgefahrener<br />

Scheiß zwischen Postpunk,<br />

Krautrock und Psychedelic!<br />

Ja! (ws)“<br />

MONO<br />

NOWHERE NOW<br />

HERE (TEMPORARY<br />

RESIDENCE LIMITED)<br />

„Musik zum Schäfchenzählen<br />

im Weltraum. Klingt<br />

nach Kitsch? Sie liegen<br />

falsch, mein Freund...“ (ah)<br />

ADIR JAN NEEDED<br />

LEYLA<br />

(TRIKONT/INDIGO)<br />

„Der Kreuzberger hat ein<br />

tolles Album eingespielt,<br />

zwischen Abend- und<br />

Morgenland, mit tollen<br />

Melodien, Rhythmen, viel<br />

Gefühl und Grenzen<br />

sprengend.“ (cs)

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