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Neue Szene Augsburg 2019-02

Stadtmagazin für Augsburg

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6<br />

BRÜCKENDECKUNG<br />

KOLUMNE<br />

Wie war dein Tag, Schatz?<br />

DIE KOLUMNE VON UND MIT MARCUS ERTLE<br />

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Ach Liebling, mein Tag war wunderbar. Er war wie,<br />

ja warte mal, ich suche die richtige Metapher, ah ja, er<br />

war wie eine Rose, die zunächst aussah wie ein Kuhfladen.<br />

Klingt doof? Ein blöder Vergleich?<br />

Vorsicht! Bitte nicht so schnell mit einem Urteil<br />

bei der Hand. Die Dinge liegen oft ganz anders, als<br />

man anfangs denkt. Ich gebe dir ein Beispiel, damit<br />

du es auch richtig verstehst. Ich neige ja manchmal<br />

dazu, ein wenig zu nörgeln, ein bisschen zu granteln,<br />

ja? Aber dann hatte ich ein Erleuchtungserlebnis, eine<br />

Offenbarung. Kurt Gribl hat mir sozusagen die Augen<br />

geöffnet. Er wurde nämlich darauf angesprochen, dass<br />

in der Stadt die Mieten immer mehr steigen. Ja, stimmt,<br />

sagte er in etwa, das ist schon richtig, aber, und jetzt<br />

pass auf, aber:<br />

„Das ist auch ein<br />

Kompliment an <strong>Augsburg</strong>,<br />

weil das zeigt, dass wir<br />

echt beliebt sind, so als<br />

Wohnort.“<br />

Ich war dann erst mal ein bisschen verdattert, habe<br />

aufgeblickt, mit offenem Mund, ich muss richtig<br />

dumm oder auch erleuchtet ausgesehen haben und<br />

dachte mir: Ach so! Und dann dachte ich: Der Mann<br />

hat Recht.<br />

Wir sind einfach zu negativ. Ich ja leider auch.<br />

Ich fand zum Beispiel vorhin eine halbe Stunde keinen<br />

Parkplatz im Viertel. Verdammte Scheiße, hätte ich<br />

früher gedacht. Stellen die Idioten die Straße mit ihren<br />

überbreiten SUVs voll. Aber jetzt sehe ich das anders.<br />

Das ist eigentlich das schönste Kompliment für unsere<br />

Straße. Sie ist so attraktiv, dass ganz viele Leute hier<br />

parken wollen und vielleicht suchen sie ja bei der<br />

Gelegenheit auch gleich eine Wohnung. Richtig errötet<br />

bin ich bei dem Gedanken und habe natürlich gleich<br />

überlegt, was mir bisher alles an Komplimenten entgangen<br />

ist, was ich, scheuklappenbehaftet wie ich bin,<br />

alles verpasst habe. Riesenschlange an der Supermarktkasse.<br />

Wow, muss ein unglaublich toller Laden sein,<br />

wenn 100 andere Menschen mit Geschmack hier und<br />

jetzt auch gerade einkaufen wollen. Oder im überfüllten<br />

Wartezimmer oder in der Notaufnahme: Die Leute<br />

sind so voller tiefem Vertrauen in die medizinisch<br />

herausragenden Fähigkeiten unserer Ärzte, das ist doch<br />

das schönste Kompliment. Oder ich dachte mir, wie in<br />

einem dieser französischen Filme, wenn dieser schleimige<br />

Typ aus deinem Fitnesskurs eine Affäre mit dir<br />

hätte, dann würde ich das heute ganz anders sehen:<br />

Ich: Sie haben was mit meiner Frau!<br />

Schmieriger Typ: Oh gewiss, Ihre Frau ist wunderbar!<br />

Ich: Sie.. .Sie… Schweinehund, sie geben es auch noch<br />

zu!<br />

Schmieriger Typ: Aber ja, Monsieur, das ist doch auch ein<br />

Kompliment an Sie!<br />

Ich: An... an mich, wieso denn? Sie wollen mich wohl<br />

veralbern, passen Sie bloß auf!<br />

Schmieriger Typ: Aber nein, das ist mein voller Ernst. Ihre<br />

Frau ist so schön, so verführerisch, dieser Körper. Monsieur,<br />

ich möchte Ihnen in aller Form versichern, dass Sie die<br />

erregendste Frau der Stadt geheiratet haben.<br />

Ich: Äh…. naja, meine Sie?<br />

Schmieriger Typ: Ich betone es ohne jegliche Abstriche!<br />

Ihre Frau ist eine Göttin.<br />

Ich: Also... hehe… naja.<br />

Schmieriger Typ: Seien Sie nicht so bescheiden, das steht<br />

Ihnen nicht und wird dem Prachtweib, das Sie geehelicht<br />

haben nicht gerecht! Verstehen Sie jetzt, wieso ich mit ihr<br />

und nur mit ihr etwas anfangen musste? Wieso ich nicht<br />

anders konnte und wieso das meine tiefste Verehrung ihrer<br />

Wahl darstellt?<br />

Ich: Ja, also, wenn Sie das so sagen, das ist dann natürlich...<br />

eine… also… das ist wirklich sehr freundlich<br />

von Ihnen.<br />

Schmieriger Typ: Nichts zu danken, es ist mir eine Ehre,<br />

Monsieur. Nun muss ich mich aber entschuldigen, Sie<br />

wissen schon…<br />

Ich: Aber natürlich, das ist doch klar… ich wollte Sie<br />

gar nicht… aufhalten, einen schönen Tag noch!<br />

Schmieriger Typ: Ihnen auch Monsieur, es war mir ein<br />

Vergnügen!<br />

Und fertig. Verstehst du jetzt, was ich meine? Wie unglaublich<br />

strahlend und wundervoll die Welt aussieht,<br />

wenn man sie nur aus einem neuen, einem positiveren<br />

Blickwinkel betrachtet?<br />

Ist gut Schatz.

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